Streitbares Paar Ein wahrer spart nicht mit Rockpoet und ... · Rockpoet bewiesen und bei den...

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Montag, 11. Mai 2015Nr. 108 RH05 LOKALES

RHEINE. Die große Handglo-cke läutet. „Nein, wir genie-ßen nicht die Frühlingsluft inden Bergen“, vielmehr ruftMartin Henning zur Chor-probe. Rund 150 Sänger sor-tieren sich, ihre Noten unddie Bleistifte. Headset undLautsprecher des Chorleiterswerden geprüft, er verschafftsich Gehör – es kann losge-hen. Kammerchor Rheineund Philharmonischer ChorMünster – beide stehen unterHennings Leitung – arbeitenseit Wochen gemeinsam anFelix Mendelssohns Elias. ZurAufführung kommt das zwei-teilige Oratorium für Soli,Chor und Orchester (op. 70)am Samstag, 23. Mai, ab 20Uhr in der Überwasserkirchein Münster.Gemeinsame Projekte die-

ser Art gab es schon mehr-fach, zuletzt im Jahr 2009 beiEdward Elgars „The Dream ofGerontius“. Und nicht nur beiden kulinarischen Höhe-punkten anlässlich der inten-siven Probewochenendenzeigt sich die Harmonie derbeiden Chöre. Es ist, als hätte

man nie getrennt gesungen,Kammerchor sitzt neben„PhilChor“ und umgekehrt,man scherzt, lacht und dis-kutiert – die Leidenschaft fürChorgesang verbindet. NachBachs „Matthäus-Passion“,die Mendelssohn übrigensselbst im März 1829 mit derBerliner Singakademie auf-führte, bringt der Kammer-chor nun ein Oratorium zuGehör, das von einer einzel-nen charakterstarken Gestalt

erzählt, einem Propheten,der mit aller Kraft für seinenGott aufsteht. Elias basiertvorrangig auf Worten des Al-ten Testaments und war vonAnfang an mit „recht dicken,starken, vollen Chören“ ge-plant, so Mendelssohn in ei-nem Brief an seinen Libret-tisten Klingemann im Jahr1837. Von 42 Nummern sindallein 22 Chorsätze, in denensich wechselhafte Stimmun-gen und Sichtweisen des

Volkes beziehungsweise derBaalspriester spiegeln; ver-zweifelt anrufend und kla-gend, wild erregt kommen-tiert und reflektiert die Men-ge das biblische Geschehen.Solisten des Abends sind

Susanne Bernhard (Sopran),Gerhild Romberger (Alt),Markus Schäfer (Tenor) undThomas Laske (Bariton).Weitere Solopartien über-nehmen die Kölner Vokalso-listen, ein Vokalensemble,

das sich bevorzugt der voka-len Kammermusik des 20.und 21. Jahrhunderts wid-met. Den instrumentalenRahmen des Abends unterLeitung von Martin Henningstellt das SinfonieorchesterMünster.Karten im Vorver-kauf gibt es in Münster beimMusikhaus Viegener, Kattha-gen 25, und dem WN-Ti-cket-Shop, Prinzipalmarkt,13-14. |www.kammerchor-rheine.de

Konzert in Kooperationmit dem Philharmonischen Chor Münster am 23.Mai in der Überwasserkirche

Kammerchor probt intensiv für Mendelssohns „Elias“

Chorgesang verbindet: Kammerchor Rheine und Philharmonischer Chor Münster proben für den gemeinsamen Auftritt.

RHEINE. Am Samstag wur-den die vielen Besucher desKonzerts von Rüdiger „Pur-ple“ Schulz und dem Gitarris-ten Andreas Dorn, alias „DerSchrader“, im Hypothalamusverwöhnt, das vom erstenLied an wahres Kultpotenzialoffenbarte. Für die Liebhaberguter, von Hand gemachterMusik war es wohl einGlücksfall, dass dieses Duoauf seiner diesjährigen Tour-nee mit 80 Konzerten auch inRheine Station machte.Lang ist es her, dass Titel

wie „Sehnsucht“, „VerliebteJungs“ und „Kleine Seen“ desKölner Popsängers und Song-schreibers Rüdiger „Purple“Schulz die Radiosenderstürmten, ihm eine GoldeneEuropa einbrachten und dieHerzen des Publikums er-oberten. An diesem Abenderlebte man quasi eine musi-kalische Reise in die Vergan-genheit. Purple Schulz botdem begeisterten Publikumeinen bestens zusammenge-stellten Querschnitt aus über

30 Jahren seines Schaffens.Purple Schulz hat schon mitden Toten Hosen, Rio Reiser,BAP und Herbert Grönemey-er gemeinsam auf der Bühnegestanden, sich als wahrerRockpoet bewiesen und beiden legendären „Night of theProms“ mitgemacht.Hatte er damals alle großen

Hallen mit seinen Auftrittengefüllt, so geht Purple Schulzals reifer Künstler nun ineher kleinere Säle und suchtden direkten Kontakt zumPublikum. Dabei konnte ersich ganz auf die Qualitätenseines musikalischen Wegbe-gleiters „Der Schrader“ ver-lassen, der nicht nur auf sei-nem Instrument ganz ver-siert zu glänzen weiß, son-dern auch echte Entertainer-qualitäten besitzt.Natürlich hatte Purple

Schulz all die Hits mitge-bracht, die in den 1980er-Jahren allerorten für Begeis-terungsstürme sorgten, unddas waren sicherlich nichtwenige. Der erste Teil war mit

„Schöne Leute“, „Das ist nichtfair“, „Auf dem Grund“ und„Geheimnis“ eher seinem ak-tuellen Programm zuzuord-nen, aber dann ging es natür-lich mit „Unter der Haut“,„Nur mit dir“, „Du hast mirgerade noch gefehlt“ „Sehn-sucht“, „Verliebte Jungs“ und„Kleine Seen“ ganz tief in dieSchatzkiste allseits beliebterHits. Am stärksten war Pur-ple Schulz sicherlich bei deneher ruhigen Balladen, hierzeigte er sich als Poet mit vielGefühl für leise Zwischentö-ne. „Visionen sind wichtig,Träume sind gut. Spinnen istrichtig, verrückt sein braucht

Mut.“ Dies passte einfachbestens zu einem Künstler,der sich stilistisch eben nichtin eine Schublade packenlässt. Purple Schulz „pendel-te“ an diesem Abend zwi-schen rockigem Entertain-ment und lyrisch in Musikgefassten Gefühlen, tobtesich gar am Ende in einermitreißenden Persiflage alsechter Kölscher Jung „karne-valsmäßig“ mit roter Naseund Konfetti aus.Auch sein Partner „Der

Schrader“ durfte dann nochüber das Sauerland sprach-lich-musikalisch herziehen,zeigte hier gar sarkastisch-

schwarzhumoristische Züge.Nach einem grandiosen Kon-zert schloss Purple Schulzmit einem sehr nachdenkli-chen Lied. Im Stück „Der letz-te Koffer“ hat er das Thema„Tod und Abschied nehmen“in Gedenken an seinenFreund Fritz Roth aus Kölnverarbeitet.Dieses unter die Haut ge-

henden Lied zeigte ihn alsauthentischen Künstler, dermit Feingefühl und liebevol-lem Respekt selbst diese sogefühlsbeladene Themen he-rüberbringt, ohne sich in Me-lancholie zu verlieren.

Axel Engels

Ein wahrerRockpoet undKölscher Jung‘Konzert mit Purple Schulz imHypothalamus

Kultpotenzial haben die Lieder, die Purple Schulze mit Andreas Dorn, alias „Der Schrader“, imHypothalamus präsentierte. Foto: Axel Engels

-mok- RHEINE. Explosiv wardie Situation am AmtsgerichtRheine am vergangenen Frei-tag, als gegen einen 33-jähri-gen Mann und seine 27 Jahrealte Freundin wegen massi-ven Widerstands gegen Voll-streckungsbeamte und Ver-letzung von Vertraulichkeitim Rahmen einer Woh-nungsdurchsuchung im Mai2011 und einer Wohnungs-räumung im August 2014verhandelt werden sollte.Zwei Justizwachtmeister si-cherten den Saal. Am Endewurde die Frau wegen Belei-digung zu einer Geldstrafevon 600 Euro bei 60 Tagessät-zen und ihr Freund wegenBeleidigung und Veröffentli-chung von Vertraulichkeitenzu einer Geldstrafe von 150Tagessätzen à 10 Euro verur-teilt.Ihm drohte der Einzug ins

Gefängnis, denn er stand be-reits wegen diverser Drogen-und anderer Straftaten unterBewährung. Sein Bewäh-rungshelfer sah keine Chan-ce, ihm beizukommen. „Er istdistanzlos und uneinsichtig“,beschrieb er das Verhaltendes Mannes. So hatten esauch Polizeibeamte geschil-dert. Vor Gericht demonst-rierte er genau diese Haltungimmer wieder durch Blicke,Einwände und Widerspruch.„Ich sehe mich als Justizopferund gehe bis zum Bundesge-richtshof, um Recht zu be-kommen“, sagte er wörtlich.Richter Barthel leitete dieVerhandlung bestimmt undkonsequent. Er erstickte vieleEmotionen im Keim.Schon bevor der Prozess

begann, weigerte sich die27-jährige Angeklagte, imBeisein ihrer Mutter und

Schwester auszusagen. Siehatte gegen ihre Familie einAnnäherungsverbot bei Ge-richt erwirkt. Der Richter er-klärte: „Ich kann Ihre Ange-hörigen nicht ausschließen,weil ich den öffentlichenGrundsatz zu wahren habe“.Im August 2014 wurde die

gemeinsame Wohnung desPaares in Rheine geräumt,was beide in einen psychi-schen Ausnahmezustandversetzte. Mit wilden Be-schimpfungen, Drohungenund Beleidigungen wie „kor-rupte Beamte“, „Wixer“, „Bul-lenschweine“ und „Adolf hät-te alle vergast“, reagierten sieauf das Eindringen von Ge-richtsvollzieher, Beamtenvom Ordnungsamt und derPolizei. Ihren Vermieter süd-ländischer Herkunft sollensie ähnlich attackiert haben,wobei der Angeklagte allesmit einem Smartphone auf-gezeichnete, was ihm unter-sagt wurde. „Nur zu meinereigenen Verteidigung“, be-hauptete er vor Gericht.Die Videoaufzeichnungen

will er auf dem Weg zumBGH als Beweismittel für sei-ne Unschuld nutzen. Sozeichnete er auch Gesprächemit einer Rechtsanwältin ausMünster ohne deren Wissenauf: „Er redete ohne Punktund Komma, ich habe denHörer daneben gelegt undweiter gearbeitet“, berichtetedie Juristin aus Münster alsZeugin.Sie vertrat den Vermieter

in der Räumungsklage understattete Anzeige gegen denAngeklagten, weil er die Ge-spräche später auf Facebookveröffentlichte. Das war nichtihre einzige Erfahrung mitihm.

Streitbares Paarspart nicht mitBeleidigungen

Emotionsgeladener Prozess vor demAmtsgericht

RHEINE. Ein Fahrzeug über-gab jetzt die Firma Brunneran das Caritas-Sozialkauf-haus Brauchbar & Co inRheine. Realisiert wurde dieAnschaffung durch die Un-terstützung von rund 50Sponsoren, die mit ihremBeitrag das Fahrzeug finan-ziert haben. „Wir freuen unssehr, dass sich so viele Fir-men sozial engagieren undunsere Arbeit unterstützen“,dankte Caritas-Vorstand Die-ter Fühner bei der Fahrzeug-übergabe im Beisein vielerSponsoren. „Dies ist ein vor-bildliches Beispiel für dieÜbernahme bürgerschaftli-cher Verantwortung.“Bei Brauchbar & Co. wer-

den Waren aus zweiter Handzu günstigen Preisen, vonMöbeln über Kleidung bis zuLebensmitteln, angeboten. Somüssen zum Beispiel Fami-lien mit einem neugebore-nen Kind nicht mehr von ei-ner Stelle zur anderen laufen,

sondern können an diesemStandort ein gebrauchtesKinderzimmer, ein günstigesBabybettchen, einen Kinder-wagen und Säuglingsbeklei-dung sowie gleichzeitig eige-

ne Bekleidung und vielesmehr für die ganze Familieerwerben. Mit der RheinerTafel wird die Möglichkeitgeschaffen, günstige undauch frische Lebensmittel für

eine gesunde Ernährung zukaufen. Tragende Säule desSozialkaufhauses sind dieehrenamtlichen Mitarbeiter,ohne deren engagiertes Mit-tun diese Dienste nicht zu

leisten wären. Im Caritas-So-zialkaufhaus werden darüberhinaus zusätzlich Arbeits-plätze für Langzeitarbeitsloseim Übergang zum Arbeits-markt geschaffen.

Neues Fahrzeug für Brauchbar & Co.Sponsoren unterstützen die Arbeit des Caritas-Sozialkaufhauses / Ehrenamtliche sind die tragende Säule für das Angebot

Über ein neues Fahrzeug freuen sich die Mitarbeiter der Caritas Rheine und des Sozialkaufhaues Brauchbar & Co. Ihr Dank gilt derFirma Brunner sowie den vielen Sponsoren, die die Anschaffung ermöglicht haben.

RHEINE/BERLIN. Im BerlinerReichstagsgebäude trafen dieMitglieder der ProstatakrebsSelbsthilfegruppe ihren di-rekt gewählten Bundestags-abgeordneten Jens Spahn(CDU), der sie auf die dreitä-gige Fahrt des Bundespresse-amtes in die Bundeshaupt-stadt eingeladen hatte.„Selbsthilfegruppen leistenunverzichtbare Hilfe inschwierigen Lebenssituatio-nen“, so Spahn. Auch die Ini-tiative von Ludger Schnor-renberg und weiteren Mit-gliedern der Selbsthilfegrup-pe, die sich erfolgreich für ei-ne bundesweite Ausrüstungvon Herrentoiletten mit Hy-gienebehältern eingesetzthat, wurde im Zuge des Besu-ches gewürdigt.Einer kurzen Vorstellung

schloss sich eine rege Diskus-sion an, in der es um die Ärz-teversorgung auf dem Land,Wartezeiten bei Fachärzten,Unterstützung von Flüchtlin-gen und auch die Herausfor-derungen einer immer älterwerdenden Gesellschaft ging.„Jeden Tag steigt unsere Le-benserwartung um sechs

Stunden. Das ist gut so, aberauch eine große Herausfor-derung für unser Gesund-heitssystem“, stellte JensSpahn fest, „Wir solltenschon heute dafür sorgen,dass wir auch in 15 Jahrennoch einen so hohen Stan-dard haben wie heute“. Dazugehört auch eine ausreichen-de Versorgung auf dem Land.„Viele junge Medizinerscheuen sich davor, von derStadt aufs Land zu ziehen.Das Problem lässt sich nichtvon heute auf morgen behe-ben, aber wir werden an vie-len kleinen Schrauben dre-hen, um das Land attraktiverzu machen.“Natürlich interessierte die

Besucher auch, warum sichJens Spahn ausgerechnet dieGesundheitspolitik alsSchwerpunkt ausgesucht ha-be. „Kaum ein Thema wird soleidenschaftlich diskutiertwie die Gesundheit“, erklärteSpahn, „schließlich geht sieuns alle etwas an. InDeutschland haben wir nichtnur 80 Millionen Bundestrai-ner – sondern auch 80 Milli-onen Gesundheitsminister“.

Selbsthilfegruppen undGesundheitsversorgungGruppe aus Rheine zu Gast bei MdB Jens Spahn

Über Gesundheitspolitik diskutierten im Berliner Reichstags-gebäude Mitglieder der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs mitdem Bundestagsabgeordneten Jens Spahn.

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