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Montag, 11. Mai 2015 Nr. 108 RH05 LOKALES RHEINE. Die große Handglo- cke läutet. „Nein, wir genie- ßen nicht die Frühlingsluft in den Bergen“, vielmehr ruft Martin Henning zur Chor- probe. Rund 150 Sänger sor- tieren sich, ihre Noten und die Bleistifte. Headset und Lautsprecher des Chorleiters werden geprüft, er verschafft sich Gehör – es kann losge- hen. Kammerchor Rheine und Philharmonischer Chor Münster – beide stehen unter Hennings Leitung – arbeiten seit Wochen gemeinsam an Felix Mendelssohns Elias. Zur Aufführung kommt das zwei- teilige Oratorium für Soli, Chor und Orchester (op. 70) am Samstag, 23. Mai, ab 20 Uhr in der Überwasserkirche in Münster. Gemeinsame Projekte die- ser Art gab es schon mehr- fach, zuletzt im Jahr 2009 bei Edward Elgars „The Dream of Gerontius“. Und nicht nur bei den kulinarischen Höhe- punkten anlässlich der inten- siven Probewochenenden zeigt sich die Harmonie der beiden Chöre. Es ist, als hätte man nie getrennt gesungen, Kammerchor sitzt neben „PhilChor“ und umgekehrt, man scherzt, lacht und dis- kutiert – die Leidenschaft für Chorgesang verbindet. Nach Bachs „Matthäus-Passion“, die Mendelssohn übrigens selbst im März 1829 mit der Berliner Singakademie auf- führte, bringt der Kammer- chor nun ein Oratorium zu Gehör, das von einer einzel- nen charakterstarken Gestalt erzählt, einem Propheten, der mit aller Kraft für seinen Gott aufsteht. Elias basiert vorrangig auf Worten des Al- ten Testaments und war von Anfang an mit „recht dicken, starken, vollen Chören“ ge- plant, so Mendelssohn in ei- nem Brief an seinen Libret- tisten Klingemann im Jahr 1837. Von 42 Nummern sind allein 22 Chorsätze, in denen sich wechselhafte Stimmun- gen und Sichtweisen des Volkes beziehungsweise der Baalspriester spiegeln; ver- zweifelt anrufend und kla- gend, wild erregt kommen- tiert und reflektiert die Men- ge das biblische Geschehen. Solisten des Abends sind Susanne Bernhard (Sopran), Gerhild Romberger (Alt), Markus Schäfer (Tenor) und Thomas Laske (Bariton). Weitere Solopartien über- nehmen die Kölner Vokalso- listen, ein Vokalensemble, das sich bevorzugt der voka- len Kammermusik des 20. und 21. Jahrhunderts wid- met. Den instrumentalen Rahmen des Abends unter Leitung von Martin Henning stellt das Sinfonieorchester Münster.Karten im Vorver- kauf gibt es in Münster beim Musikhaus Viegener, Kattha- gen 25, und dem WN-Ti- cket-Shop, Prinzipalmarkt, 13-14. | www.kammerchor-rheine.de Konzert in Kooperation mit dem Philharmonischen Chor Münster am 23. Mai in der Überwasserkirche Kammerchor probt intensiv für Mendelssohns „EliasChorgesang verbindet: Kammerchor Rheine und Philharmonischer Chor Münster proben für den gemeinsamen Auftritt. RHEINE. Am Samstag wur- den die vielen Besucher des Konzerts von Rüdiger „Pur- ple“ Schulz und dem Gitarris- ten Andreas Dorn, alias „Der Schrader“, im Hypothalamus verwöhnt, das vom ersten Lied an wahres Kultpotenzial offenbarte. Für die Liebhaber guter, von Hand gemachter Musik war es wohl ein Glücksfall, dass dieses Duo auf seiner diesjährigen Tour- nee mit 80 Konzerten auch in Rheine Station machte. Lang ist es her, dass Titel wie „Sehnsucht“, „Verliebte Jungs“ und „Kleine Seen“ des Kölner Popsängers und Song- schreibers Rüdiger „Purple“ Schulz die Radiosender stürmten, ihm eine Goldene Europa einbrachten und die Herzen des Publikums er- oberten. An diesem Abend erlebte man quasi eine musi- kalische Reise in die Vergan- genheit. Purple Schulz bot dem begeisterten Publikum einen bestens zusammenge- stellten Querschnitt aus über 30 Jahren seines Schaffens. Purple Schulz hat schon mit den Toten Hosen, Rio Reiser, BAP und Herbert Grönemey- er gemeinsam auf der Bühne gestanden, sich als wahrer Rockpoet bewiesen und bei den legendären „Night of the Proms“ mitgemacht. Hatte er damals alle großen Hallen mit seinen Auftritten gefüllt, so geht Purple Schulz als reifer Künstler nun in eher kleinere Säle und sucht den direkten Kontakt zum Publikum. Dabei konnte er sich ganz auf die Qualitäten seines musikalischen Wegbe- gleiters „Der Schrader“ ver- lassen, der nicht nur auf sei- nem Instrument ganz ver- siert zu glänzen weiß, son- dern auch echte Entertainer- qualitäten besitzt. Natürlich hatte Purple Schulz all die Hits mitge- bracht, die in den 1980er- Jahren allerorten für Begeis- terungsstürme sorgten, und das waren sicherlich nicht wenige. Der erste Teil war mit „Schöne Leute“, „Das ist nicht fair“, „Auf dem Grund“ und „Geheimnis“ eher seinem ak- tuellen Programm zuzuord- nen, aber dann ging es natür- lich mit „Unter der Haut“, „Nur mit dir“, „Du hast mir gerade noch gefehlt“ „Sehn- sucht“, „Verliebte Jungs“ und „Kleine Seen“ ganz tief in die Schatzkiste allseits beliebter Hits. Am stärksten war Pur- ple Schulz sicherlich bei den eher ruhigen Balladen, hier zeigte er sich als Poet mit viel Gefühl für leise Zwischentö- ne. „Visionen sind wichtig, Träume sind gut. Spinnen ist richtig, verrückt sein braucht Mut.“ Dies passte einfach bestens zu einem Künstler, der sich stilistisch eben nicht in eine Schublade packen lässt. Purple Schulz „pendel- te“ an diesem Abend zwi- schen rockigem Entertain- ment und lyrisch in Musik gefassten Gefühlen, tobte sich gar am Ende in einer mitreißenden Persiflage als echter Kölscher Jung „karne- valsmäßig“ mit roter Nase und Konfetti aus. Auch sein Partner „Der Schrader“ durfte dann noch über das Sauerland sprach- lich-musikalisch herziehen, zeigte hier gar sarkastisch- schwarzhumoristische Züge. Nach einem grandiosen Kon- zert schloss Purple Schulz mit einem sehr nachdenkli- chen Lied. Im Stück „Der letz- te Koffer“ hat er das Thema „Tod und Abschied nehmen“ in Gedenken an seinen Freund Fritz Roth aus Köln verarbeitet. Dieses unter die Haut ge- henden Lied zeigte ihn als authentischen Künstler, der mit Feingefühl und liebevol- lem Respekt selbst diese so gefühlsbeladene Themen he- rüberbringt, ohne sich in Me- lancholie zu verlieren. Axel Engels Ein wahrer Rockpoet und Kölscher Jung‘ Konzert mit Purple Schulz im Hypothalamus Kultpotenzial haben die Lieder, die Purple Schulze mit Andreas Dorn, alias „Der Schrader“, im Hypothalamus präsentierte. Foto: Axel Engels -mok- RHEINE. Explosiv war die Situation am Amtsgericht Rheine am vergangenen Frei- tag, als gegen einen 33-jähri- gen Mann und seine 27 Jahre alte Freundin wegen massi- ven Widerstands gegen Voll- streckungsbeamte und Ver- letzung von Vertraulichkeit im Rahmen einer Woh- nungsdurchsuchung im Mai 2011 und einer Wohnungs- räumung im August 2014 verhandelt werden sollte. Zwei Justizwachtmeister si- cherten den Saal. Am Ende wurde die Frau wegen Belei- digung zu einer Geldstrafe von 600 Euro bei 60 Tagessät- zen und ihr Freund wegen Beleidigung und Veröffentli- chung von Vertraulichkeiten zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen à 10 Euro verur- teilt. Ihm drohte der Einzug ins Gefängnis, denn er stand be- reits wegen diverser Drogen- und anderer Straftaten unter Bewährung. Sein Bewäh- rungshelfer sah keine Chan- ce, ihm beizukommen. „Er ist distanzlos und uneinsichtig“, beschrieb er das Verhalten des Mannes. So hatten es auch Polizeibeamte geschil- dert. Vor Gericht demonst- rierte er genau diese Haltung immer wieder durch Blicke, Einwände und Widerspruch. „Ich sehe mich als Justizopfer und gehe bis zum Bundesge- richtshof, um Recht zu be- kommen“, sagte er wörtlich. Richter Barthel leitete die Verhandlung bestimmt und konsequent. Er erstickte viele Emotionen im Keim. Schon bevor der Prozess begann, weigerte sich die 27-jährige Angeklagte, im Beisein ihrer Mutter und Schwester auszusagen. Sie hatte gegen ihre Familie ein Annäherungsverbot bei Ge- richt erwirkt. Der Richter er- klärte: „Ich kann Ihre Ange- hörigen nicht ausschließen, weil ich den öffentlichen Grundsatz zu wahren habe“. Im August 2014 wurde die gemeinsame Wohnung des Paares in Rheine geräumt, was beide in einen psychi- schen Ausnahmezustand versetzte. Mit wilden Be- schimpfungen, Drohungen und Beleidigungen wie „kor- rupte Beamte“, „Wixer“, „Bul- lenschweine“ und „Adolf hät- te alle vergast“, reagierten sie auf das Eindringen von Ge- richtsvollzieher, Beamten vom Ordnungsamt und der Polizei. Ihren Vermieter süd- ländischer Herkunft sollen sie ähnlich attackiert haben, wobei der Angeklagte alles mit einem Smartphone auf- gezeichnete, was ihm unter- sagt wurde. „Nur zu meiner eigenen Verteidigung“, be- hauptete er vor Gericht. Die Videoaufzeichnungen will er auf dem Weg zum BGH als Beweismittel für sei- ne Unschuld nutzen. So zeichnete er auch Gespräche mit einer Rechtsanwältin aus Münster ohne deren Wissen auf: „Er redete ohne Punkt und Komma, ich habe den Hörer daneben gelegt und weiter gearbeitet“, berichtete die Juristin aus Münster als Zeugin. Sie vertrat den Vermieter in der Räumungsklage und erstattete Anzeige gegen den Angeklagten, weil er die Ge- spräche später auf Facebook veröffentlichte. Das war nicht ihre einzige Erfahrung mit ihm. Streitbares Paar spart nicht mit Beleidigungen Emotionsgeladener Prozess vor dem Amtsgericht RHEINE. Ein Fahrzeug über- gab jetzt die Firma Brunner an das Caritas-Sozialkauf- haus Brauchbar & Co in Rheine. Realisiert wurde die Anschaffung durch die Un- terstützung von rund 50 Sponsoren, die mit ihrem Beitrag das Fahrzeug finan- ziert haben. „Wir freuen uns sehr, dass sich so viele Fir- men sozial engagieren und unsere Arbeit unterstützen“, dankte Caritas-Vorstand Die- ter Fühner bei der Fahrzeug- übergabe im Beisein vieler Sponsoren. „Dies ist ein vor- bildliches Beispiel für die Übernahme bürgerschaftli- cher Verantwortung.“ Bei Brauchbar & Co. wer- den Waren aus zweiter Hand zu günstigen Preisen, von Möbeln über Kleidung bis zu Lebensmitteln, angeboten. So müssen zum Beispiel Fami- lien mit einem neugebore- nen Kind nicht mehr von ei- ner Stelle zur anderen laufen, sondern können an diesem Standort ein gebrauchtes Kinderzimmer, ein günstiges Babybettchen, einen Kinder- wagen und Säuglingsbeklei- dung sowie gleichzeitig eige- ne Bekleidung und vieles mehr für die ganze Familie erwerben. Mit der Rheiner Tafel wird die Möglichkeit geschaffen, günstige und auch frische Lebensmittel für eine gesunde Ernährung zu kaufen. Tragende Säule des Sozialkaufhauses sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter, ohne deren engagiertes Mit- tun diese Dienste nicht zu leisten wären. Im Caritas-So- zialkaufhaus werden darüber hinaus zusätzlich Arbeits- plätze für Langzeitarbeitslose im Übergang zum Arbeits- markt geschaffen. Neues Fahrzeug für Brauchbar & Co. Sponsoren unterstützen die Arbeit des Caritas-Sozialkaufhauses / Ehrenamtliche sind die tragende Säule für das Angebot Über ein neues Fahrzeug freuen sich die Mitarbeiter der Caritas Rheine und des Sozialkaufhaues Brauchbar & Co. Ihr Dank gilt der Firma Brunner sowie den vielen Sponsoren, die die Anschaffung ermöglicht haben. RHEINE/BERLIN. Im Berliner Reichstagsgebäude trafen die Mitglieder der Prostatakrebs Selbsthilfegruppe ihren di- rekt gewählten Bundestags- abgeordneten Jens Spahn (CDU), der sie auf die dreitä- gige Fahrt des Bundespresse- amtes in die Bundeshaupt- stadt eingeladen hatte. „Selbsthilfegruppen leisten unverzichtbare Hilfe in schwierigen Lebenssituatio- nen“, so Spahn. Auch die Ini- tiative von Ludger Schnor- renberg und weiteren Mit- gliedern der Selbsthilfegrup- pe, die sich erfolgreich für ei- ne bundesweite Ausrüstung von Herrentoiletten mit Hy- gienebehältern eingesetzt hat, wurde im Zuge des Besu- ches gewürdigt. Einer kurzen Vorstellung schloss sich eine rege Diskus- sion an, in der es um die Ärz- teversorgung auf dem Land, Wartezeiten bei Fachärzten, Unterstützung von Flüchtlin- gen und auch die Herausfor- derungen einer immer älter werdenden Gesellschaft ging. „Jeden Tag steigt unsere Le- benserwartung um sechs Stunden. Das ist gut so, aber auch eine große Herausfor- derung für unser Gesund- heitssystem“, stellte Jens Spahn fest, „Wir sollten schon heute dafür sorgen, dass wir auch in 15 Jahren noch einen so hohen Stan- dard haben wie heute“. Dazu gehört auch eine ausreichen- de Versorgung auf dem Land. „Viele junge Mediziner scheuen sich davor, von der Stadt aufs Land zu ziehen. Das Problem lässt sich nicht von heute auf morgen behe- ben, aber wir werden an vie- len kleinen Schrauben dre- hen, um das Land attraktiver zu machen.“ Natürlich interessierte die Besucher auch, warum sich Jens Spahn ausgerechnet die Gesundheitspolitik als Schwerpunkt ausgesucht ha- be. „Kaum ein Thema wird so leidenschaftlich diskutiert wie die Gesundheit“, erklärte Spahn, „schließlich geht sie uns alle etwas an. In Deutschland haben wir nicht nur 80 Millionen Bundestrai- ner – sondern auch 80 Milli- onen Gesundheitsminister“. Selbsthilfegruppen und Gesundheitsversorgung Gruppe aus Rheine zu Gast bei MdB Jens Spahn Über Gesundheitspolitik diskutierten im Berliner Reichstags- gebäude Mitglieder der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs mit dem Bundestagsabgeordneten Jens Spahn.

Streitbares Paar Ein wahrer spart nicht mit Rockpoet und ... · Rockpoet bewiesen und bei den legendären„Nightofthe Proms“mitgemacht. Hatteerdamalsallegroßen Hallen mit seinen

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Page 1: Streitbares Paar Ein wahrer spart nicht mit Rockpoet und ... · Rockpoet bewiesen und bei den legendären„Nightofthe Proms“mitgemacht. Hatteerdamalsallegroßen Hallen mit seinen

Montag, 11. Mai 2015Nr. 108 RH05 LOKALES

RHEINE. Die große Handglo-cke läutet. „Nein, wir genie-ßen nicht die Frühlingsluft inden Bergen“, vielmehr ruftMartin Henning zur Chor-probe. Rund 150 Sänger sor-tieren sich, ihre Noten unddie Bleistifte. Headset undLautsprecher des Chorleiterswerden geprüft, er verschafftsich Gehör – es kann losge-hen. Kammerchor Rheineund Philharmonischer ChorMünster – beide stehen unterHennings Leitung – arbeitenseit Wochen gemeinsam anFelix Mendelssohns Elias. ZurAufführung kommt das zwei-teilige Oratorium für Soli,Chor und Orchester (op. 70)am Samstag, 23. Mai, ab 20Uhr in der Überwasserkirchein Münster.Gemeinsame Projekte die-

ser Art gab es schon mehr-fach, zuletzt im Jahr 2009 beiEdward Elgars „The Dream ofGerontius“. Und nicht nur beiden kulinarischen Höhe-punkten anlässlich der inten-siven Probewochenendenzeigt sich die Harmonie derbeiden Chöre. Es ist, als hätte

man nie getrennt gesungen,Kammerchor sitzt neben„PhilChor“ und umgekehrt,man scherzt, lacht und dis-kutiert – die Leidenschaft fürChorgesang verbindet. NachBachs „Matthäus-Passion“,die Mendelssohn übrigensselbst im März 1829 mit derBerliner Singakademie auf-führte, bringt der Kammer-chor nun ein Oratorium zuGehör, das von einer einzel-nen charakterstarken Gestalt

erzählt, einem Propheten,der mit aller Kraft für seinenGott aufsteht. Elias basiertvorrangig auf Worten des Al-ten Testaments und war vonAnfang an mit „recht dicken,starken, vollen Chören“ ge-plant, so Mendelssohn in ei-nem Brief an seinen Libret-tisten Klingemann im Jahr1837. Von 42 Nummern sindallein 22 Chorsätze, in denensich wechselhafte Stimmun-gen und Sichtweisen des

Volkes beziehungsweise derBaalspriester spiegeln; ver-zweifelt anrufend und kla-gend, wild erregt kommen-tiert und reflektiert die Men-ge das biblische Geschehen.Solisten des Abends sind

Susanne Bernhard (Sopran),Gerhild Romberger (Alt),Markus Schäfer (Tenor) undThomas Laske (Bariton).Weitere Solopartien über-nehmen die Kölner Vokalso-listen, ein Vokalensemble,

das sich bevorzugt der voka-len Kammermusik des 20.und 21. Jahrhunderts wid-met. Den instrumentalenRahmen des Abends unterLeitung von Martin Henningstellt das SinfonieorchesterMünster.Karten im Vorver-kauf gibt es in Münster beimMusikhaus Viegener, Kattha-gen 25, und dem WN-Ti-cket-Shop, Prinzipalmarkt,13-14. |www.kammerchor-rheine.de

Konzert in Kooperationmit dem Philharmonischen Chor Münster am 23.Mai in der Überwasserkirche

Kammerchor probt intensiv für Mendelssohns „Elias“

Chorgesang verbindet: Kammerchor Rheine und Philharmonischer Chor Münster proben für den gemeinsamen Auftritt.

RHEINE. Am Samstag wur-den die vielen Besucher desKonzerts von Rüdiger „Pur-ple“ Schulz und dem Gitarris-ten Andreas Dorn, alias „DerSchrader“, im Hypothalamusverwöhnt, das vom erstenLied an wahres Kultpotenzialoffenbarte. Für die Liebhaberguter, von Hand gemachterMusik war es wohl einGlücksfall, dass dieses Duoauf seiner diesjährigen Tour-nee mit 80 Konzerten auch inRheine Station machte.Lang ist es her, dass Titel

wie „Sehnsucht“, „VerliebteJungs“ und „Kleine Seen“ desKölner Popsängers und Song-schreibers Rüdiger „Purple“Schulz die Radiosenderstürmten, ihm eine GoldeneEuropa einbrachten und dieHerzen des Publikums er-oberten. An diesem Abenderlebte man quasi eine musi-kalische Reise in die Vergan-genheit. Purple Schulz botdem begeisterten Publikumeinen bestens zusammenge-stellten Querschnitt aus über

30 Jahren seines Schaffens.Purple Schulz hat schon mitden Toten Hosen, Rio Reiser,BAP und Herbert Grönemey-er gemeinsam auf der Bühnegestanden, sich als wahrerRockpoet bewiesen und beiden legendären „Night of theProms“ mitgemacht.Hatte er damals alle großen

Hallen mit seinen Auftrittengefüllt, so geht Purple Schulzals reifer Künstler nun ineher kleinere Säle und suchtden direkten Kontakt zumPublikum. Dabei konnte ersich ganz auf die Qualitätenseines musikalischen Wegbe-gleiters „Der Schrader“ ver-lassen, der nicht nur auf sei-nem Instrument ganz ver-siert zu glänzen weiß, son-dern auch echte Entertainer-qualitäten besitzt.Natürlich hatte Purple

Schulz all die Hits mitge-bracht, die in den 1980er-Jahren allerorten für Begeis-terungsstürme sorgten, unddas waren sicherlich nichtwenige. Der erste Teil war mit

„Schöne Leute“, „Das ist nichtfair“, „Auf dem Grund“ und„Geheimnis“ eher seinem ak-tuellen Programm zuzuord-nen, aber dann ging es natür-lich mit „Unter der Haut“,„Nur mit dir“, „Du hast mirgerade noch gefehlt“ „Sehn-sucht“, „Verliebte Jungs“ und„Kleine Seen“ ganz tief in dieSchatzkiste allseits beliebterHits. Am stärksten war Pur-ple Schulz sicherlich bei deneher ruhigen Balladen, hierzeigte er sich als Poet mit vielGefühl für leise Zwischentö-ne. „Visionen sind wichtig,Träume sind gut. Spinnen istrichtig, verrückt sein braucht

Mut.“ Dies passte einfachbestens zu einem Künstler,der sich stilistisch eben nichtin eine Schublade packenlässt. Purple Schulz „pendel-te“ an diesem Abend zwi-schen rockigem Entertain-ment und lyrisch in Musikgefassten Gefühlen, tobtesich gar am Ende in einermitreißenden Persiflage alsechter Kölscher Jung „karne-valsmäßig“ mit roter Naseund Konfetti aus.Auch sein Partner „Der

Schrader“ durfte dann nochüber das Sauerland sprach-lich-musikalisch herziehen,zeigte hier gar sarkastisch-

schwarzhumoristische Züge.Nach einem grandiosen Kon-zert schloss Purple Schulzmit einem sehr nachdenkli-chen Lied. Im Stück „Der letz-te Koffer“ hat er das Thema„Tod und Abschied nehmen“in Gedenken an seinenFreund Fritz Roth aus Kölnverarbeitet.Dieses unter die Haut ge-

henden Lied zeigte ihn alsauthentischen Künstler, dermit Feingefühl und liebevol-lem Respekt selbst diese sogefühlsbeladene Themen he-rüberbringt, ohne sich in Me-lancholie zu verlieren.

Axel Engels

Ein wahrerRockpoet undKölscher Jung‘Konzert mit Purple Schulz imHypothalamus

Kultpotenzial haben die Lieder, die Purple Schulze mit Andreas Dorn, alias „Der Schrader“, imHypothalamus präsentierte. Foto: Axel Engels

-mok- RHEINE. Explosiv wardie Situation am AmtsgerichtRheine am vergangenen Frei-tag, als gegen einen 33-jähri-gen Mann und seine 27 Jahrealte Freundin wegen massi-ven Widerstands gegen Voll-streckungsbeamte und Ver-letzung von Vertraulichkeitim Rahmen einer Woh-nungsdurchsuchung im Mai2011 und einer Wohnungs-räumung im August 2014verhandelt werden sollte.Zwei Justizwachtmeister si-cherten den Saal. Am Endewurde die Frau wegen Belei-digung zu einer Geldstrafevon 600 Euro bei 60 Tagessät-zen und ihr Freund wegenBeleidigung und Veröffentli-chung von Vertraulichkeitenzu einer Geldstrafe von 150Tagessätzen à 10 Euro verur-teilt.Ihm drohte der Einzug ins

Gefängnis, denn er stand be-reits wegen diverser Drogen-und anderer Straftaten unterBewährung. Sein Bewäh-rungshelfer sah keine Chan-ce, ihm beizukommen. „Er istdistanzlos und uneinsichtig“,beschrieb er das Verhaltendes Mannes. So hatten esauch Polizeibeamte geschil-dert. Vor Gericht demonst-rierte er genau diese Haltungimmer wieder durch Blicke,Einwände und Widerspruch.„Ich sehe mich als Justizopferund gehe bis zum Bundesge-richtshof, um Recht zu be-kommen“, sagte er wörtlich.Richter Barthel leitete dieVerhandlung bestimmt undkonsequent. Er erstickte vieleEmotionen im Keim.Schon bevor der Prozess

begann, weigerte sich die27-jährige Angeklagte, imBeisein ihrer Mutter und

Schwester auszusagen. Siehatte gegen ihre Familie einAnnäherungsverbot bei Ge-richt erwirkt. Der Richter er-klärte: „Ich kann Ihre Ange-hörigen nicht ausschließen,weil ich den öffentlichenGrundsatz zu wahren habe“.Im August 2014 wurde die

gemeinsame Wohnung desPaares in Rheine geräumt,was beide in einen psychi-schen Ausnahmezustandversetzte. Mit wilden Be-schimpfungen, Drohungenund Beleidigungen wie „kor-rupte Beamte“, „Wixer“, „Bul-lenschweine“ und „Adolf hät-te alle vergast“, reagierten sieauf das Eindringen von Ge-richtsvollzieher, Beamtenvom Ordnungsamt und derPolizei. Ihren Vermieter süd-ländischer Herkunft sollensie ähnlich attackiert haben,wobei der Angeklagte allesmit einem Smartphone auf-gezeichnete, was ihm unter-sagt wurde. „Nur zu meinereigenen Verteidigung“, be-hauptete er vor Gericht.Die Videoaufzeichnungen

will er auf dem Weg zumBGH als Beweismittel für sei-ne Unschuld nutzen. Sozeichnete er auch Gesprächemit einer Rechtsanwältin ausMünster ohne deren Wissenauf: „Er redete ohne Punktund Komma, ich habe denHörer daneben gelegt undweiter gearbeitet“, berichtetedie Juristin aus Münster alsZeugin.Sie vertrat den Vermieter

in der Räumungsklage understattete Anzeige gegen denAngeklagten, weil er die Ge-spräche später auf Facebookveröffentlichte. Das war nichtihre einzige Erfahrung mitihm.

Streitbares Paarspart nicht mitBeleidigungen

Emotionsgeladener Prozess vor demAmtsgericht

RHEINE. Ein Fahrzeug über-gab jetzt die Firma Brunneran das Caritas-Sozialkauf-haus Brauchbar & Co inRheine. Realisiert wurde dieAnschaffung durch die Un-terstützung von rund 50Sponsoren, die mit ihremBeitrag das Fahrzeug finan-ziert haben. „Wir freuen unssehr, dass sich so viele Fir-men sozial engagieren undunsere Arbeit unterstützen“,dankte Caritas-Vorstand Die-ter Fühner bei der Fahrzeug-übergabe im Beisein vielerSponsoren. „Dies ist ein vor-bildliches Beispiel für dieÜbernahme bürgerschaftli-cher Verantwortung.“Bei Brauchbar & Co. wer-

den Waren aus zweiter Handzu günstigen Preisen, vonMöbeln über Kleidung bis zuLebensmitteln, angeboten. Somüssen zum Beispiel Fami-lien mit einem neugebore-nen Kind nicht mehr von ei-ner Stelle zur anderen laufen,

sondern können an diesemStandort ein gebrauchtesKinderzimmer, ein günstigesBabybettchen, einen Kinder-wagen und Säuglingsbeklei-dung sowie gleichzeitig eige-

ne Bekleidung und vielesmehr für die ganze Familieerwerben. Mit der RheinerTafel wird die Möglichkeitgeschaffen, günstige undauch frische Lebensmittel für

eine gesunde Ernährung zukaufen. Tragende Säule desSozialkaufhauses sind dieehrenamtlichen Mitarbeiter,ohne deren engagiertes Mit-tun diese Dienste nicht zu

leisten wären. Im Caritas-So-zialkaufhaus werden darüberhinaus zusätzlich Arbeits-plätze für Langzeitarbeitsloseim Übergang zum Arbeits-markt geschaffen.

Neues Fahrzeug für Brauchbar & Co.Sponsoren unterstützen die Arbeit des Caritas-Sozialkaufhauses / Ehrenamtliche sind die tragende Säule für das Angebot

Über ein neues Fahrzeug freuen sich die Mitarbeiter der Caritas Rheine und des Sozialkaufhaues Brauchbar & Co. Ihr Dank gilt derFirma Brunner sowie den vielen Sponsoren, die die Anschaffung ermöglicht haben.

RHEINE/BERLIN. Im BerlinerReichstagsgebäude trafen dieMitglieder der ProstatakrebsSelbsthilfegruppe ihren di-rekt gewählten Bundestags-abgeordneten Jens Spahn(CDU), der sie auf die dreitä-gige Fahrt des Bundespresse-amtes in die Bundeshaupt-stadt eingeladen hatte.„Selbsthilfegruppen leistenunverzichtbare Hilfe inschwierigen Lebenssituatio-nen“, so Spahn. Auch die Ini-tiative von Ludger Schnor-renberg und weiteren Mit-gliedern der Selbsthilfegrup-pe, die sich erfolgreich für ei-ne bundesweite Ausrüstungvon Herrentoiletten mit Hy-gienebehältern eingesetzthat, wurde im Zuge des Besu-ches gewürdigt.Einer kurzen Vorstellung

schloss sich eine rege Diskus-sion an, in der es um die Ärz-teversorgung auf dem Land,Wartezeiten bei Fachärzten,Unterstützung von Flüchtlin-gen und auch die Herausfor-derungen einer immer älterwerdenden Gesellschaft ging.„Jeden Tag steigt unsere Le-benserwartung um sechs

Stunden. Das ist gut so, aberauch eine große Herausfor-derung für unser Gesund-heitssystem“, stellte JensSpahn fest, „Wir solltenschon heute dafür sorgen,dass wir auch in 15 Jahrennoch einen so hohen Stan-dard haben wie heute“. Dazugehört auch eine ausreichen-de Versorgung auf dem Land.„Viele junge Medizinerscheuen sich davor, von derStadt aufs Land zu ziehen.Das Problem lässt sich nichtvon heute auf morgen behe-ben, aber wir werden an vie-len kleinen Schrauben dre-hen, um das Land attraktiverzu machen.“Natürlich interessierte die

Besucher auch, warum sichJens Spahn ausgerechnet dieGesundheitspolitik alsSchwerpunkt ausgesucht ha-be. „Kaum ein Thema wird soleidenschaftlich diskutiertwie die Gesundheit“, erklärteSpahn, „schließlich geht sieuns alle etwas an. InDeutschland haben wir nichtnur 80 Millionen Bundestrai-ner – sondern auch 80 Milli-onen Gesundheitsminister“.

Selbsthilfegruppen undGesundheitsversorgungGruppe aus Rheine zu Gast bei MdB Jens Spahn

Über Gesundheitspolitik diskutierten im Berliner Reichstags-gebäude Mitglieder der Selbsthilfegruppe Prostatakrebs mitdem Bundestagsabgeordneten Jens Spahn.