Untermodul 4 - 7 Andrologie und KB 6. Semester (Sommersemester) 2009 Spermabeurteilung 1

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Untermodul 4 - 7Andrologie und KB6. Semester (Sommersemester) 2009

Spermabeurteilung

1

Methodisches Vorgehen

Spermatologische Nomenklatur

Diagnostische Aussagen von spermatologischen Befunden

Spermatologische Untersuchung

Ziel der spermatologischen Untersuchung

• Die Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen ermitteln

- Natives Sperma

- Verdünntes Sperma

- Besamungsportion

• Die präsumptive Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen erfassen

Bei jeder Spermauntersuchung zu beachten:

• Sie ist lediglich eine Information über die zu erwartende Fertilität der Spermien.

• Es wird nur ein Teil des Ejakulates (oder der Besamungsportion) untersucht und bewertet.

• Die Untersuchung eines einzigen Ejakulates dient zur Orientierung, ist aber nicht ausreichend für eine diagnostische Aussage.

• Erneute Untersuchung (n), wenn notwendig, je nach Tierart nach 3 – 5 Tagen.

Samenuntersuchungen:

• bei Besamungstieren: Mindestanforderungen

und/oder Grenzwerte

• bei Decktieren: o.g.Mindestanforderungen gelten

nur als Bezugsgröße

• bei Vatertieren für die Arterhaltung: Beurteilung anhand der Grenzwerte

Gründe für Spermauntersuchungen

• Zuchttauglichkeitsuntersuchungen von Vatertieren

• Bei Verdacht auf verminderte Zuchttauglichkeit

• Einstellungs- und Kontrolluntersuchungen von

Besamungstieren

• Routinemäßige Kontrolle eines Ejakulates vor der

Spermakonservierung

• Kontrolluntersuchungen von Samenchargen nach Import

zur Überprüfung der Qualität

• Untersuchung in Gewährschaftsfällen (Garantie, Einhaltung

von Fristen bei Kauf und Verkauf)

• Untersuchungen im Rahmen der experimentellen Forschung

Spermatologische Untersuchungsverfahren

Die biologische Samenuntersuchung umfasst:

makroskopisch mikroskopisch chemisch-

physikalisch

Volumen Farbe Konsistenz Geruch Beimischungen

Konzentration Beweglichkeit

Massenbewegung Vorwärtsbewegung

Anteil lebender Spermien Resistenztests Agglutination Abnorme Spermien Fremdzellen und andere

Beimengungen

pH-Wert-

Osmolarität

Makroskopische Untersuchung

• Volumen (Menge, ml)

tierartspezifisch abhängig von Alter, Rasse, Jahreszeit, Absamtechnik

Bei Eber und Hengst wird das Ejakulat zunächst filtriert und dann das Volumen ermittelt.

Makroskopische Untersuchung

• Farbe elfenbeinfarben (Schaf, Ziege, Rind) weißlich (Rind, Pferd, Schwein) weißlich-gelb (Rind) gelblich (Rind) weißlich-grau (Pferd)

veränderte Farben rötlich (Hinweis auf frisches Blut) bräunlich (Hinweis auf altes Blut o. Schmutz) grau oder grünlich (Hinweis auf Eiterbeimengungen)

Konsistenz

wird nur geschätzt, dient lediglich zur Groborientierung

lässt erste Rückschlüsse auf Spermiendichte zu

je spermienreicher das Ejakulat ist,

desto konsistenter ist es !

rahmig (Geflügel, Schaf, Ziege, Rind milchig (Rind, Pferd, Schwein, Hund) molkig (Pferd, Schwein, Hund) wässrig: abnorm, Hinweis auf - Oligozoospermie oder - Azoospermie

Elmore, 1985

Geruch

- natives Sperma nahezu geruchlos

- Harngeruch, fauliger Geruch, stark

tierspezifischer Geruch:

zu beanstanden

Beimengungen - Kotpartikel, Haare u.a. im Ejakulat:

Ausdruck mangelhafter Hygiene beim Absamen

Ejakulate verwerfen

Mikroskopische Untersuchung(1)

Spermienkonzentration

• Def. Anzahl der Spermien pro Volumeneinheit

Millionen Spermien pro l, mm3, ml

• Methoden: Auszählen der Spermien in einer

Zählkammer (Hämozytometer)

• sehr gute und zuverlässige Methode,

vor allem für Unterscheidung zwischen

Spermien und ejakulatfremden Zellen

• für die Routine arbeits- und zeitaufwendig!

Zählkammer nach Thoma neu

Zählkammer nach Bürker-Türk

Mikroskopische Ejakulatuntersuchung - Dichte

Spermienkonzentration

• Methode: Auszählen der Spermien mit

fotoelektrischen Geräten:

Fotometer (Kolorimeter)• Weitere Methoden:

- Coulter counter

elektronischer Teilchenzählgerät

- Durchflusszytometer

Messung von fluoreszenzfarbstoff-

markierten Spermien

Spermienmotilität subjektive Methoden:

Massenbewegung Einzelbewegung

• Massenbewegung - fischzugartige, wellen- oder schwarmförmige

Bewegung der Gesamtheit der Samenzellen

- sie wird durch Konzentration und Vitalität der

einzelnen Samenzellen verursacht

- Untersuchung: Ein linsengroßer Spermatropfen

auf einem Objektträger ohne Deckglas

bei 80-100-facher Vergrößerung

Mikroskopische Untersuchung (2)

Beurteilung der Massenbewegung der Spermien bei Wiederkäuern

Bewegung Bewertung

keine Wellenbewegungen 0

langsame Wellenbewegungen +

lebhafte Wellenbewegungen ++

intensive Wellen- und Wirbelbildung +++

Mikroskopische Untersuchung(2)

Spermienmotilität

• Einzelbewegung, in % differenziert nach:

- vorwärtsbeweglichen Spermien (V) - ortsbeweglichen Spermien (O) - unbeweglichen Spermien (U)

• Untersuchung: Ein senfkorngroßer Tropfen auf

einem Objekträger mit Deckglas (200-400-fache

Vergrößerung)

Vorwärtsbewegung der Samenzellen

Anforderung: Ein gutes Sperma soll unmittelbar

nach der Gewinnung vorwärtsbewegliche

Spermien aufweisen wie folgt:

 

Wiederkäuer 70% Eber 50%

Hengst 50% Rüde 75%

Bildauswertesystem für Motilitätsmessungen an Spermatozoen

Spermatozoenspuren farbig dargestellt

Bildschirmausdruck der Messergebnisse

Mikroskopische Untersuchung (2)

• Anteil lebender Spermien - Feststellung mit Hilfe von Färbeverfahren

- Eosin-Nigrosin-Färbung:

lebende Spermien ungefärbt

tote Spermien gefärbt (geschädigte

Plasmamembran)

Lebend-Tot-Rate (L –T – R)

Anforderung: 75 - 25%

Mikroskopische Untersuchung (3)

• Resistenztests

- Überprüfung der Lebensdauer des verdünnten

Spermas bei Belastung (Routinediagnostik)

Verringerung der Spermienmotilität

• Haltetest: 72 h Lagerung bei bestimmter T°

  • Thermoresistenztest: mehrere Std. bei 38°C

• HOS-Test (hypoosmotischer Schwelltest)

• Tiefgefrierung

Mikroskopische Untersuchung (3)

• Agglutination Im normalen Ejakulat keine Zusammenklumpung

der Samenzellen

• Fremdzellen und andere Beimengungen 

- Epithel-, Blutzellen, Vorstufen der Spermien (Rund-

zellen),Schmutzpartikel

- Sperma ist nie keimfrei

Agglutination bei Ebersperma (Farelli-Färbung)

Mikroskopische Untersuchung (3)

• Abnorme Spermien - im normalen Ejakulaten treten morphologisch abweichende Spermienformen auf - keine verminderte Befruchtungsfähigkeit der Spermien, wenn sie 20% nicht überschreitet!

Ätiologische Klassifikation der abnormen Samenzellen

primäre Veränderungen sekundäre Veränderungen

tertiäre Veränderungen

Schema für die Klassifizierung missgebildeter Spermien

((nach Leidl et al. 1971)nach Leidl et al. 1971)

Schema für die Klassifizierung missgebildeter SpermienSchema für die Klassifizierung missgebildeter Spermien

(nach Leidl et al. 1971)(nach Leidl et al. 1971)

Chemisch-physikalische Untersuchung

• ph-Wert Messung, um metabolische Aktivität der Spermien

zu erfassen

Indikatorpapier (in der Routineuntersuchung

ph-Meter (für exakte Messung)

• Osmolarität bei normalen Ejakulaten liegt der Wert zwischen

280 – 300 mOsmol (isotonischer Bereich)

pH-Wert des Spermas bei verschiedenen Haustieren

Tierart Schwankungsbereich

Bulle 6,2 - 6,8

Bock 6,2 - 6,9

Eber 6,8 - 7,8

Hengst 6,8 - 7,4

Rüde 6,7 - 6,8

Spermatologische Nomenklatur

• Normospermie Alle Spermabefunde erfüllen Mindestforderungen.

• Dysspermie Ein oder mehrere Spermabefunde weisen gering

bis mittelgradige Abweichungen von den Mindestanforderungen auf.• Pathospermie Ein oder mehrere Spermabefunde weisen hochgradige Abweichungen von den Mindestanforderungen auf.

Diagnostische Aussagen von spermatologischen Befunden (1)

Normospermie entspricht mit an Sicherheit

grenzender Wahrscheinlichkeit der

Potentia generandi

Dysspermie entspricht einer herabgesetzten

Potentia generandi

Pathospermie entspricht völliger oder partieller

Impotentia generandi

Diagnostische Aussagen von spermatologischen Befunden (2)

• Die Qualität des Ejakulates kann Auskunft über

die Funktionsfähigkeit des Genitaltraktes geben• Die Aussagen der Spermabefunde sollten immer

im Zusammenhang mit den klinischen Befunden erfolgen

Normospermie Potentia generandi zuchttauglich Dysspermie herabgesetzte Potentia generandi

bedingt zuchttauglich Pathospermie völlige o. partielle Impotentia generandi

zuchtuntauglich

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