Verleihung der Liebig-Denkmünze. Max Schroeder und seine Erfindungen: „Flüssiges Schwefeldioxyd...

Preview:

Citation preview

HauDtversammlune des Vereins deutscher Chemiker . . ... .- -

408 ... .. . . ._ . .. . . __

bestehenden ahnlichen Zeithen w beriicksichtigen. l'ut man dies nicht, so wiirde sich die urimogliche Hechtsfolge ergeben, daB Waren- zeichen, die an sich durch ihr Alter bevorrechtigt, aber aus irgend- welchen Griinden nicht benutzt worden sind, einem jiingeren, das gleiche Motiv enthaltenden Zeichen weichen muBten, wenn das jlingere Leichen besoriders stark propagiert worden ist. I)a nach deutschem Hecht ein Uenutzungszwang nictlt besteht, ja sogar Uefensiv- und sogar auch Vorratszeichen anerkannt werden, kann allein der Grad der Benutzung eines Leichens, das ein hautig vorkonimendes Motiv enthalt, fur die lleurteilung seines Schutzumranges nicht BUS- schlaggebend sein. Vortr. zeigte weiterhin an einer heihe von Bei- spielen, daij Ooppeleintragungen gegen den Willen des lnhabers des alteren Zeichens in der kraxis des ratentanwalts unvermeidlich seien und empfahl, daU zur Beseitigung derartiger Versehen auch die Mog- lichkeit eingeliihrt werden solite, derartige Loschungsantrage auch beini Yatentanwalt zu stellen, so daB der unistandliche und kostspielige Weg der gerichtlichen Klage vermieden werden kann. Mit Hezug auf das Vorbenutzungsrecht, das in dem Entwurf des Warenzeichengesetzes aus deni Jahre 1Y13 ausdrucklich gelordert war, erklarte Vortr., dali, wenn iiberhaupt heute noch ein Bediirfnis hierfiir anerkannt werden sollte. bei hiniuhrung euies derartinen Kecills wiiircurliche Wort- bildungen (rhantasie\corte) unbedingt-ausgeschlossen werden sollten. Schlietllich bewichnete Vortr. die Authebung der zweijahrigen Sperr- his t fur geloschte Zeichen, wie sie bereits durch den Entwurf aus dem Jahre 1913 vorgesehen war, als durch die heutigen Verhdtnisse besonders gerechtfertigt.

P. L e w i n 0 , liamburg: ,,Die notwendiye Reform in der Pafenf- uiid Gebruuchsiiiusler-lechtsp/leye".

Die auaerordentlichen Schwierigkeiten, die es den Hichtern be- reitet, in 1-atent- und Ciebrauchsmusterprozessen den Streitstoff in technischer Beziehung zu erfassen, fiihren dazu, daU dieselben in Fallen dieser Art stets auf Ciutachten Sachverstandiger angewiesen sind. Es.setzte deshalb schon vor vielen Jahren eine Stromung in der Richtung ein, einen selbstiiodigen, gemischten Patentgerichtshoi zu errichten. Uiese Bestrebungen scheiterten aber bis jetzt an dern Widerstand der Juristen, welche Gegner aller Sondergerichte sind.

Der Vorschlag Rathenaus, den vorhandenen Mastanden durch eine bessere Regelung des Sachverstandigenwesens zu begegnen, ver- spricht keineswegs einen Erfolg, weil die mangelnden technischen Kenntnisse auch durch das langste Gutachten nicht ausgeglichen wer- den konnen.

Nach dem Kriege veranstaltete der Verband deutscher Patent- anwalte eine Umfrage und stellte drei Vorschlage zur Diskussion. Kach dem ersten Vorschlag sollen die ordentlichen tierichte in Patent- und tiebrauchsmusterstreitigkeiten technische Beisitzer hinzuziehen. GeniliW den beiden weiteren Vorschlagen sol1 das Patentamt fur die Feststellung und Entscheidung iiber den technischen Sachverhalt zu- standig sein, die Rechtsfragen dagegen durch die ordentlichen Ge- richte entschieden werden.

Von den eingegangenen Antworten erklarte sich die iiber- wiegende Mehrzahl fur die Vorschlage 2 und 3. Eine Regelung in diesern Sinne ware unter allen Umstanden zu begriiBen, weil hier- durch die ordentlichen Gerichte von einer Materie befreit werden, der sie nicht gewachsen sind, w a r e n d h e n der Teil des Streitstoffes erhalten bleibt, der auf rein rechtlichem Gebiete liegt.

SchluB der Sitzung 12,30 Uhr. Diskusaion zurn Vortrage von k& B a u e r : ,,Ober Wismutver-

bindungen (vgl. S. 397). C i i e m s a : Um iiber die Geschichte des N a t r i u m t r i b i s :

m u t y 1 t a r t a r a t e s keine Unlrlarheiten aufkommen zu lassen, sei mitgeteilt, daB dieses Praparat zuerst von W e i s e und mir beschrie- ben worden ist (s. G i e m s a und W e i s e , Klin. Wochenschr. 1923, S. 1258 und G i e m s a , Dermatol. Wochenschr. 1923, S. 523). Auf Grund der hervorragenden Wirkung beim Syphiliskaninchen haben wir das Verfahren zur Darstellung dieser Verbindung bereits vor etwii 1 1 / 2 Jahren zum Patent anmelden lassen.

Die Ansicht von K o 11 e l nach welcher mit intravenos verwen- deten Bismutyltartaraten kein nennenswerter a n t i 1 u e t i s c h e r I n d e x zu erzielen sei, kann ich, soweit Natriumtribismutyltartarat in Frage kommt, durchaus nicht teilen. Freilich ist bei Experimenten mit dieser Verbindung sorgsam darauf zu achten, dall sie in urspriing- lichem Zustand in die Blutbahn gelangt. In den sehr verdiinnten, etwa 0,00l%igen Losungen, die bei solchen Versuchen in Frage kommen, wird das Praparat leicht hydrolytisch xersetzt unter Triibung der Losung, bedingt durch Abscheidung kolloidalen Wismutoxyds. Eine solche Zersetzung tritt besonders schnell ein, wenn man zur Bereitung der Losungen ein Wasser benutzt, welches, wie d ie meisten destillierten Wasser der Laboratorien, KohlensFiure enthalt. Nur mit einem (z. B. durch lebhaftes Kochen) entgasten Wasser erhalt man klare brauchbare Losungen, die frisch zu verwenden sind.

Geheimrat K o 11 e , der mich seineneit iiber seine unbefrie- digenden Versuchc rnit Natriumtribismutyltartarat unterrichtete, teilte rnir auf meine entsprechenden Einwande mit, er hiitte doppelt destil- liertes, also sehr reines Wasser zu seinen Losungen benutzt. Ich mijchte aber darauf hinweisen, dall eine auch noch so oft vorgenom- mene Destillation des Wassers kein geeignetes Verfahren ist, um es von der Kohlensaure zu befreien, dn diese immer wieder in die

Destillate ubergeht. Somit durften wohl die MiDerfolge im (ieorg- Speyer-llaus auf eine Verwendung zersetzter Losungen zuruckzufiihren sein. DaB k o l l o i d a l e s W i s m u t o x y d - das sich, wie er- wahnt, bei der Zersetzung bildet - selbst in groBten Dosen keiner- lei antisyphilitische Wirkung auszuiiben imstande ist, dariiber hat ja K o 11 e seinerzeit selbst (Deutsche med. Wochenschr. 1919, Nr. 18) berichtet.

Ich hatte Geh.-Hat K o l l e , als er mich uni Oberlassung des Praparates bat, sehr nahe gelegt, mit den Versuchen noch zu warten, bis einige ausfiihrlichere Publikationen iiber die eigenen Experimente und iiber die chemischen Eigenschaften der Verbindung erfolgt seien, und ich kann nur bedauern, daD er auf meine Hatschlage nicht ein- gegangen ist, denn seine Resultate waren dann wahrscheinlich anders ausgefallen.

Meine ersten vorlauflgen Angaben iiber die Wirkung des Natrium- tribismutyltartarates gegeniiber N a g a n a t r y p a n o s o ni e n sind von K o 11 e offenbar mifiverstanden worden. Wie aus einer spateren ausfiihrlichen, zusammen mit Dr. S e i verfaaten Publikation hervor- geht, habe ich dieses Praparat n i t als ein hervorragendes trypano- zides Mittel bezeichnet, es wurde vielmehr lediglich gezeigt, daB es sich gegeniiber diesen Krankheitserregern irn Mauseversuch wesentlich anders verhiilt als die entsprechende M o n o - und D i - bismutylverbindung. Wilhrend namlich diese beiden Tartarate bei subkutaner Verwendung selbst in groaten Dosen nicht die geringste Beeinflussung der Parasiten erkennen lieBen, wies die Tribismutyl- verbindung bei dem von uns benutzten Stamm (Nagana 30) bereits in mittleren Gaben eine deutliche Wirkung auf, und mit Maximal- dosen konnte sogar vollkommene Heilung en ie l t werden. Das ist bei der sonstigen sehr nahen Verwandtschaft der drei Praparate eine chemotherapeutisch recht benierkenswerte Eigenschaft, an deren liervorhebung mir lediglich lag.

Wir haben heute gehort, daB die vollig negativen Resultate, die K o 11 e mit dem Tribismutyltartarat anfangs erzielte, auf die Ver- wendung eines wismutresistenten Naganastammes zuriickzufiihren waren. Inzwischen habe ich dem Georg-Speyer-Hause den von mir benutzten Trypanosomenstamm ZUP Verfiigung gestellt, und erfreu- licherweise scheinen die hiermit angestellten Versuche K o 1 1 e s nun- mehr ergeben zu haben, daB eine Differenz zwischen den dortigen und meinen Befunden nicht mehr besteht.

Verleihung der Liebig-Denkmhze. Max Schroeder und seine Erfhdungen:

,,Pliissigee %hweIeldioxyd und Oleum". Von F. Raschig .

Anfang der achtziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts wirkte auf einer Zinkhutte in Oberschlesien der Chemiker Dr. M. S c h r o e - d e r . Die Zinkblende wurde damals abgerostet, ohne daB man ihren Schwefelgehalt ausnutzte. Man lie6 die schweflige S u r e in die Luft entweichen, da die Rostgase bei der damaligen unvollkommenen Ofen- konstruktion einen so geringen Gehalt davon besaaen, dai3 sich die Schwefelsaureherstellung daraus nicht lohnte. Die Rostgase richteten natiirlich mannigfachen Sehaden in der Vegetation an, und der ZU- stand brachte vie1 Unzutraglichkeiten mit sich. S c h r o e d e r kam auf den Gedanken, die schweflige Saure aus den Gasen durch Ad- sorption mit Wasser zu gewinnen, um sie spater aus dieser wasserigen Losung wieder in reinem Zustande durch Erhitzen auszutreiben. Er legte den Gedanken seiner Direktion vor, die aber nichts davon wissen wollte, und die ihm gern die weitere Verfolgung dieser Idee iiberlieB.

S c h r o e d e r erkannte bald, daB die Durchfiihrung seines Planes wirtschaftlich nur moglich war, wenn er die Wilrme, welche notig war, um die schweflige Siiure aus der wilsserigen Lasung auszutreiben, so vollstandig wie nur moglich in passenden Gegenstromapparaten wiedergewann. Es ergab sich so von selbst der Gedanke des kon- tinuierlichen Verfahrens, wobei das abflieeende entsiiuerte heiBe Wasser das zuflieBende siiurehaltige vorwarmte. E r lie0 sich die Ein- richtung, bei deren konstruktiver Ausbildung ihn der inzwischen verstorbene Ingenieur H a e n i s c h unterstutzte, patentieren und bot nun dies Verfahren anderen Zinkhiitten an. Aber nur ein Yann fand sich, der geniigend Verstandnis und Unternehmungslust b e d , um den Gedanken, an dessen Ausfiihrung S c h r o e d e r aus Mange1 an Mitteln nicht herangehen konnte, in die Praxis zu ubersetzen. Dieser Mann war der inzwischen verstorbene J. G r i l l o in Hamborn. Er stellte S c h r o e d e r die Mittel zur Errichtung einer Anlage zur Ge- winnung von reiner schwefliger Saure auf seiner Zinkhiitte in Ham- born zur Verfiigung; der Anlage wurde ein Konipressor zur Ver- Biissigung der schwefligen Saure angeschlossen, und um das Jahr 1885 konnte G r i 11 o wasserfreie fliissige schweflige Saure in Eisenflaschen und auch in Kesselwagen in beliebiger Menge der Industrie zur Ver- - I - liigung stellen.

Das war fur damalige Zeit ein gewaltiger Fortschritt, denn es kam damals von verfliissigten Gasen ausschlieBlich die Kohlensaure in den Handel. und die Industrie des fliissigen Ammoniaks war gerade im Werden b4riffen. Es galt nun, Verwenhgszwecke f i r die flussige xhweflige Saure zu finden.

37. Jahrgrng 18241 Neue Bather 409 . . - . . ..

Zu jener Zeit wurde der Bedarf der chemischen lndustrie an Oleum sehr groi3. Die Alizarinfabrikation erweiterte Rich sehr stark und verbrauchte Unmengen von rauchender Schwefelsaure, fur die es nur einen einzigen Lieferanten gab, namlich die S t a r c k schen Werke in Bohmen, die rauchende Schwefelsaure durch Destillation von Alaunschiefer in eisernen Hetorten gewannen, und die die Ware in Ton- krugen, ahnlich unseren Mineralwasserkriigen, versandten. Diese Kleinarbeit konnte den Erfordernissen der chemischen Grolhdustr ie in keiner Weise mehr genugen, und so hatten alle Alizarinfabriken sich auf ein Verfahren eingerichtet, das C. W i n k 1 e r in jener Zeit angegeben hatte, Schwefeltrioxyd henustellen durch Leiten eines slochionietrischen Gemisches von Schwefeldioxyd mit Sauerstoff fiber platinierten Asbest. Dieses Gemisch stellte C. W i n k 1 e r dadurch her, daR er konzentrierte Schwefelsaure durch Eintropfenlassen in eine gliihende Hetorte zersetzte nach der Gleichung : HISOI = H,O 4- SO2 -t 0. Das Verfahrn war auDerordentlich kostspielig und bot gewaltige tech- nische Schwierigkeiten. Aber es wurde doch ausgeubt, weil es gegen- uber dein Bezuge des biihniischen Oleunls Vorteile bot.

S c h r o e d e r kam auf den Gedanken, bei diesem Verfahren den Sauerstoff durch Luft zu ersetzen und wies nach, daD man auch RUS einem Cieinisch von reiner schwefliger S u r e rnit Luft Schwefeltrioxyd in guter Ausbeute erhalten kann. Auch dieses Verfahren wurde paten- tiert und erregte das hochsto Interesse der Farbenfabriken. Die B a d i s c h e A n i l i n - u n d S o d a - F a b r i k erwarb eine Lizenz dieses Verfahrens und errichtete im Jahre 1887 eine groBe Anlage, um nach dem S c h r o e d e r schen Verfahren zuerst fliissige schweflige Saure und dann daraus Oleum herzustellen. S c h r o e d e r leitete den Bau dieser Anlagen, und zum Betriebsleiter wurde A. K n i e t s c h bestellt. Die Anlage arbeitete vom ersten Augenblick an tadellos und setzte die Anilinfabrik instand, das kostspielige Verfahren nach C. W i n k l e r ein- zuslellen und doch weit groflere Oleummengen zu produzieren als vor- her. K n i e t s c h s rastloser Geist war aber mit diesem Erfolge noch nicht zufrieden. Er ing noch einen Schritt weiter als S c h r o e d e r , verzichtete auf das ieindarstellen der schwefligen S u r e und wandte den katalytischen ProzeB gleich auf die Gase an, wie sie beim Hosten von Schwefelkiesen entstehen, mit dem bekannten gliinzenden Erfolge.

War auf diese Weise die Hoffnung, groroUe Mengen von reiner schwefliger Siiure fur die Herstellung von Oleum untenubringen, zu- nichte geworden, so entstand doch im L a d e der Zeit eine ganze Anzahl von neuen Verwendungszwecken. Die schweflige S u r e fand Eingang im E i s m a s c h i n e n b e t r i e b . Sie diente bei der A b - w a r m e d a m p f m a s c h i n e von J o s s e und Z i m m e r m a i i n als Treibmittel. Sie wurde angewandt zur F e t t e x t r a k t i o n , zur A n t h r a c h i n o n r e i n i g u n g , zum A u f s c h l u l l v o n K n o - c h e n , zur Herstellung von L e i m u n d G e 1 a t i n e , alles nach Verfahren, die S c h r o e d e r ausgearbeitet und durch Patente geschiitzt hat. Sie fanden dann Eingang in die Z u c k e r i n d u s t r i e z u r B a c h s a t u r a t i o n d e r S a f t e. Sie fand neuerdings gewaltige Verwendung in der P e t r o 1 e u m r e i n i g u n g nach dem Verfahren von E d e l e a n u , und sie wird gebraucht in der Z e l l s t o f f - i n d u s t r i e zur Anreicherung der Calciumbisulfitlauge besonders bei heiBem Wetter, wo diese Laugen leicht zu schwach ausfallen. SchlieBlich dient sie zu chemischen Verwendungszwecken der mannig- fachsten Art. Die ganze B i s u 1 f i t i n d u s t r i e rnit ihren Abkomm- lingen von modernen Wtzmitteln, H y d r o s u 1 f i t und H o n g a 1 i t , stiitzt sich auf schweflige S u r e , die nach S c h r o e d e r hergestellt ist. Das S u 1 f u r y 1 c h 1 o r i d wird aus schwefliger S u r e und Chlor hergestellt. Von ihm hangt wieder a b die gewaltig entwickelte In- dustrie des E s s i g s ii u r e a n h y d r i d s und einer ganzen Anzahl von organischen Verbindungen, die man mit reinem Chlor nicht so glatt herstellen kann, wie mit dem milder chlorierend wirkenden Sulfurylchlorid.

Hatte sich so die flussige schweflige S u r e im Laufe der Jahre der vielseitigsten Verwendung fiihig gezeigt, so lieD S c h r o e d e r trotz- dem seine urspriinglichen Absichten, die auf Darstellung eines mog- lichst billigen Oleums fuDten, nicht fallen. Er konnte sich freilich die ersten 10 Jahre nach AbschluB des Vertrages mit der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik auf diesem Gebiete nicht betatigen, weil dieser Vertrag die Firma G r i 1 I o hinderte, diese 10 Jahre auf dem Oleumgebiet selbst zu arbeiten. Kauni war dieser Zeitraum verflossen, so trat S c h r o e d e r mit einem Verfahren zur Herstellung von Oleum aus Rostgasen an die Offentlichkeit, wo er an Stelle des bis dahin iiblichen Asbestes als Platintriiger eine besser losliche Substanq nam- lich wasserfreies Magnesiumsulfat, anwandte, das nun den groBen Vorteil bot, daB man den Katalysator, sobald seine Rein ipng er- forderlich wurde, nur in Wasser aufzulirsen hatte, um gleich das kost- bare Platin in konzentrierter Form in Handen zu haben. Dieses Ver- fahren hat ganz gewaltige Verwendung gefunden; besonders auch in England und den Vereinigten Staaten, wo es unter dem Namen G r i 1 1 o - S c h r o e d e r - Verfahren allgemein bekannt ist.

Obwohl schon seit mehr als 30 Jahren Privatmann, war S c h r o e - d e r unablassig rnit der Ausgestaltung seiner Erfindung beschaftigt und hat keine Miihe gescheut, um sie zu immer hoherer Entwicklung zu bringen. Heute lebt er als riistiger Siebziger in Berlin, und der Verein deutscher Chemiker entledigt sich einer Dankesschuld, wenn er diesem Veteranen der anorganischen GroBindustrie die bochste Ehrung zukommen IiiDt, die ihm zur Verfiigung steht, namlich die

- __ __ _ _ I __ - - - - - - __ - - _ _ -

Verleihung der L i e b i g - I) e n k m ii n z e , die in der Sitzung voni 12. Juni 1924 in Hostock unter einmutigem Beifall besrhlossen wurdp. Wunschen wir ihrn, da13 er unserem Chemikerstand noch lange Jahw in ungetrubter Frische erhalten bleibe!

Neue BUcher. I Building for peace. W i 11 i a m A. N o y e s. International Letters.

Cambridge, W. Hefter & Sons, Ltd., Kew York. The Chemical Cata- logue 1-6. Cents 35

Das vorliegende Heft bringt eine Heihe von Uriefen, die Fach- genossen von allgemein anerkanntem Hufe aus Anlall des ersten Heftes, das W i I 1 i a m A. N o y e s unter dem gleichen Titel er- scheinen lie& von Mitte des Jahres 1923 bis Anfang 1924 an K 0 y e s geschrieben haben, sowie dessen Antworten darauf und schlieFIlich ein offenes Schreiben von N o y e s an Prasident Poincari. mit Vor- schlagen fur die Regelung der Heparationsfrage. Von franziisischer Seite haben sich V. (3 r i g n a r d und C h. Ma r i e , von englischer J. T. Ii u n d t , von deutscher 0. H a h n (der lange in den Vereinigten Staaten gelebt und das dortige Burgerrecht erworben hatte, jetzt aber in Kiel wirkt), H. W i e 1 a n d und A. S t o c k an der AUS- sprache beteiligt, auch ein Brief eines in Miinchen studierenden Ameri- kaners ist eingefiigt, sowie einige Briefe von N o y e s , deren Empfiinger nicht genannt sind.

Wir miissen unserem so besonders hochgeschatzten Kollegen auf- richtigen Dank zollen, daB er sich bemiiht, vorerst einmal in den Kreisen der wissenschaftlichen Chemiker eine Verstandigung an- zubahnen, die dann als Keimselle fur den Aufbau eines wahren Friedens dienen konnte. Wir erkennen auch gern an, daR er selbst bestrebt ist, einen Standpunkt zu finden, der uns Deutschen gerecht wird. Da er aber den Vorschlag ablehnt, die Kriegsschuldfrage einem aus Neutralen zusammengesetzten Gericht zu unterbreiten, miichte ich ihm doch empfehlen, erst einmal das F. 13 a u s m a n n sche I3uch: ,,Und Frankreich?" zu lesen; ich glaube bestimmt, daD seine Stellung zu der Frage, wer seit Jahrhunderten der Priedensstorer in Europa war, eine andere werden wird.

Bei den franzosischen Kollegen wurde aber eine solche Lektiire kaum helfen. Wenn G r i g n a r d und M a r i e , an die N o y e s sich doch wohl gewendet hat, weil sie ihm am ersten fur eine Ver- standigungsaktion in Betracht zu kommen schienen, so jeder objek- tiven Geschichtsauffassung bar sind, da bewundert man zwar die franzosische Unterrichtsverwaltung, die mit eiserner Energie den schroffsten Nationalismus dem ganzen Volke anerzogen hat, aber im iibrigen ergreift uns der tiefste Pessimismus. Ich kann mir nicht vorstellen, daU wir jemals einen dauerhaften Frieden haben werden, solange ein Volk in Europa die Ilerrschaft behauptet, dessen beste Manner so wenig objektiv denken konneii. Und so fiirchte ich auch, daB weder der Ausfall der englischen noch der franzosischen Wahlen etwas daran andern werden. daO Frankreich den Anspruch aufrecht erhalt, der auch nach G r i g n a r d s Meinung berechtigt ist: ,,Deutsch- land darf aus,' seinem Elend und seiner Erniedrigung nie wieder emportauchen.

Daran wird auch der gute Wille so edler und hochgesinnter Meii- schen, wie es W i l l i a m A. N o y e s ist, nichts andern.

Die Entstehung der deutschen Kalisalzlager. Von Prof. Dr. E. J a - net k e . Rd. 59: ,,Die Wissenschaft, Einzeldarst. a. d. Naturw. u. d. Technik". Zweite Aufl. 111 Seiten. Mit 30 Abb. Braunschweig 1923. Verlag Friedr. Vieweg, A.-G. Geh. G.-M. 4, geb. G.-M. 5,50

Verfasser gibt eine k u n e crschopfende Darstellung der Grund- lagen der Entstehung der deutschen Kalilager. auf physikalisch-che- mischen Tatsachen aufgebaut und im vollen Einklange mit den geo- logischen Befunden. In der Theorie iiber die Entstehung der deut- schen Kalilager bringt die vorliegende zweite Auflage im Vergleich zur ersten nichts prinzipiell Neues; die Untersuchungen sind aber nach verschiedenen Richtungen erganzt und vertieft und haben zu einer Umarbeitung verschiedener Abschnitte gefuhrt.

Im ersten Teile des Ruches stellt Verfasser die Loslichkeits- verhaltnisse der im Meerwasser gelosten Salze dar und zeigt das Ver- halten der bei verschiedenen Temperaturen nus Meerwassersalzen erhaltenen gesattigten Salzlosungen; ein weiterer Abschnitt behandelt die Vorgange des Schmelzens kristallwasserhaltiger Doppelsalze und Salzmischungen. Im zweiten Teile wird uber die primare Ausschei- dungsfolge der Salze und die Urnwandlung der ausgeschiedenen Salze beim Absinken in die Erde und beim Aufsteigen berichtet; im dritten Teile zeigt Verfasser die Ubereinstimmung der Theorie mit dem geo- logischen Vorkommen, bespricht die bisherigen Ansichten iiber die Entstehung der Kalilager, ferner die selteneren Salze.

Das Buch gibt Zeugnis von griindlicher wissenschaftlicher Arbeit.

Rassow. [BB. 44.1

Schucht. [BR. 40.1

Lexikon der Erniihrungskunde. Herausgegeben von Prof. Dr. E. M a y e r h o f e r und Prof. Ur. P i r q u e t . 1. Lieferung. 144 S. Wien 1923. Rikola-Verlag.

Ein sehr eigenartiges Werk kiindigt sich unter dem angefiihrten Titel rnit der ersten Lieferung an. Unter Stichworten in alpha-

Recommended