Versuche über den Einfluß endokriner Drüsensubstanzen auf die Morphogenie

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(Aus dem anatomischen Institut in [Keidelberg.)

V e r s u e h e i i b e r den E i n f l u g e n d o k r i n e r D r i i s e n s u b s t a n z e n t m f die ~) Iorphogenie .

Kaulquappenf i i t t e rungsversuehe mit Epithelkiirpern. Von

Dr. W e r n e r Sehulze. Nit 3 Textabbildungen.

(Ei~gegangen am 16. Dezember 1920.)

Seit G u d e r n a t s e h die interessanten Beobachtungen fiber Wir- kungen yon Sehilddrfise und Thymus auf heranwachsende Frosehlarven maehte, haben eine ganze Reihe yon Autoren auf diesem neu ersehlos- senen experimentellen Gebiet gearbeitet. Die auff~tlligsten VerS~nde- rungen erhielt sehon G u d e r n a t s e h bei der Fiitterung mit Sehiiddriisen- substanz und diese i~esultate besti~tigten seine Naehfolger. So ist es erkl~rlieh, dab sie sieh sSmtlieh zun~ehst den zahlreichen Fragen zu- wandten, die bei don Schilddriisenversuehen auf~raten, und sieh erst in zweiter Linie mit Fiitterungsversuehen yon Substanzen anderer endokriner Drfisen abgaben. Die bei letzteren erhattenen Versuehser- gebnisse sind bisher keineswegs befriedigend. Es erseheint lohnend, an demselben Testobjekt, der heranwaehsenden Frosehlarve, auf einer enger begrenzten Entwieklungsstufe sysematiseh die Wirksamkeit endo- kriner Driisen im Fiitterungsversuehe durehzuprobieren.

Auf Anregung yon Herrn Prof. B r a u s habe ieh im Frfihjahr und Sommer 1920 eine gr6Sere Anzahl von Versuehen angestellt, yon denen sich 8 mit der Frage besch'Xftigten, ob EpithelkSrperchenfiitterung heran- wachsender Frosehlarven naeh Vertassen der Gallerthiil]e und vor Be- ginn der Metamorphose diese letztere und das Waehstum der Tiere zu beeinflussen imstande ist.

Wenn man in der ~lteren Literatur nachschaut, so sieht man, dab die EpithetkSrper lange Zeit fSr sekund~r abgetrennte oder ~nderw~rts entstandene Sehilddriisenteile gehalten wurden, wozu aul3er ihrer Lage aueh noeh ihre histologisehe Besehaffenheit verffihrte. Erst naehdem man festgestetlt hatte, von wo Bus sieh die EpithelkSrperehen ent- wiekeln, wie sehr sie sieh ihrem histologisehen Ban naeh von dee Sehilddriise unterseheiden, und was ffir wiehtige, nieht yon der Sehild- driise leistbare, Funktion ihnen im Leben des erwaehsenen Organis- mus zukommt, hat man Sehilddriise und EpithelkSrper als etwas mot-

~90 Werner Sctaulze: Versuche fiber den EinfluB

phologisch und physiologisch gS, nzlich voneinander Verschiedenes an- erkannt. Aus zahlreichen Beobachtungen und experimentellen Ar- beiten geht hervor, dal~ bei vollstgndigem Ausfall der Schilddriise die Epithelk5rperchen nicht in der Lage sind, die ausfallende Driise funktionell zu ersetzen; nut umgekehrt gibt es Beobaetitungen, da~ bei ausbrechender Tetanie naeh EpithelkSrperchenverlust Einpflanzung oder Ffitterung yon Schilddriisensubstanz diese wenigstens zeitweise zu beheben imstande ist, so daft Mso doch eine Korrelation dieser beiden Ddisen angenommen werden muB. (Vgl. B i e d l 1913, G u l e k e 1913.)

Deshalb ersehien es Iohnend, zu priifen, welche Wirkung Epithel- k6rperchenfStterung im Froschlarvenversuch zeitigt. Die StSrung der KSrper- und auch speziell der Knochenentwicklung naeh Thyreoid- ektomie im Tierversuch und bei angeborener Aplasie beim Mensehen ist bekannt. Exstirp~tionsversuche yon I s e t i n und anderen Autoren an jungen Ratten haben gezeigt, dab wahrscheinlich aueh den Epithel- kSrperchen bei der normalen Entwicklung des Skelettes und der Ziihne (8chmelz) auf den untersnchten Entwieklungsstadien der Versuehstiere eine Rolle zukommt. Italienische Autoren ( J o v a n e und V a g l i o naeh Biedl) konnten die Ergebnisse yon I s e l i n allerdings nieht best~ttigen.

8ehilddriisenfiitterung hat bei den versehiedensten Arten yon Froseh- larven (zwischen Reduktion der guBeren Kiemen und Beginn der Me- tamorphose) in mehr oder minder ausgepr~gtem Mal3e {iberstiirzte Metamorphose bei gleichzeitiger Wachstumshemmung zur Folge; bei EpithelkSrperfiitterung waren die bisherigen Ergebnisse der einzelnen Autoren ganz versehieden. Der Italiener C o t r o n e i (Premiere Contri- but ion . . . ) erhglt bei kombinierter EpithelkSrper- und Bindegewebs- fiitterung gegeniiber den Kontrotltieren beschleunigte Entwicklnng grol3er wohldifferenzierter hinterer Extremitgten bei Hemmung des GrSl3enwachstums. Doch lgl3t er often, ob sein Versuchserfolg nicht vielleicht durch zufillige Beimischung gednger Schilddrtisenmengen zu erkl:~ren ist. g o m e i s (4. VerSffentl.) stellte Versuche an mit Epithelk5rper-Trockensubstanz und mit F r e u n d- R e d 1 i c h sch en Neben- schilddriisentabletten. _Rana temporaria-Larv~n zei~en intensives be- schleunigtes Wachstum und vollendeten eher ihre 3{etamorphose als die Kontrolltiere bei guter Ausbildung der Exu'emitgten. R o m e i s fiihrt in seiner 4. Arbeit die yon ihm beobachtete Metamorphosen- beschleunigung auf stirkeres Wachstum der Tiere bei EpidlelkSrperffit- terung, nicht auf eine spezifische innersekretorische Dr/isensubstanzwir- kung zuriick, eine Begrfindung, die mir nieht beweisend erscheint, denn bei guter Pflanzenkost schnell wachsende Froschlarven zeigea deshalb noch keine Beschleunigung der Metamorphose und R o m e is selbst bringt in seinen Arbeiten Beweise daffir, dab die beiden Faktoren Waehstum und Entwicklung nieht untrennbar miteinander verbunden sind. In

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einer kiirzlieh ersehienenen 7. Arbeit in den Naturwissensehaften kon- statiert er nur stark besehleunigtes Waehstum und erwihnt keine Be- einflussung der Metamorphose. Ein italienisehes Priiparat yon Z a n o n i , das er naehpr/ifte, zeigte sieh seiner Wirkung naeh als reines Sehild- drtisenprgparat, gin Amerikaner (Prior) hat neuerdings bet Epithel- k6rperfiitterung an Frosehlarven ~seheinbar<~ Hemmung yon Waehstnm and Metamorphose gefunden. 8o sind die bisherigen Versuehsergebnisse einerseits F~3rderung yon Waehsfum und gntwieklung (Co t r on ei and Romeis ) , andererseits Hemmnng dieser beiden Vorggnge (Prior), einander widerspreohend.

Dutch eigene Experimenfe suehte ieh den Widersprneh zu 16sen. Es wnrden aeht Versuehsreihen angesetzt; verwendet warden Rana juaea- und Bombinator pachypus-Larven, naehgeprfift wurden getroek- nete und frisehe EpithelkSrperehen yore Rind, sowie F r e u n d - t ~ e d - l iehscher EpithelkSrperextrakt und Nebensehi]ddriisentabletten der- selben Firma. Sehliel]lich wurde aueh ein Gemiseh yon Mereksehen Optonen und pnlverisierten R e d l i c h s e h e n Tabletten auf seine Wirk- samkeit gepriift.

Yersuchsbeschre ibung.

Es bot zungehst eine gewisse Sehwierigkeit, das Nebensehilddriisen- futter in genfigender Menge zu besehaffen (Fleischbewirtsehaftnng)~). Aueh mul3te man jedesmal absolut sieher sein, es aueh wirklieh mit EpithelkSrperehen zu tun zu haben, die kleinen Lymphdriisen - - ma- kroskopiseh - - reeht ihnlich sehen. Bet ngherer Betraehtung zeigen sich Untersehiede. Die EpithelkSrper sind anf dem Dnrehsehnitt bet i l teren Tieren dunkelbraun, bet jiingeren hellbraum, stark mit Fe t t durehwaehsen und merkwiirdig troeken; wohingegen sieh die Lymph- drtisen auf dem Durehsehnitt durch homogenes graubraunes glasiges Aussehen auszeiehnen und stark iiber den Sehnittfliehenrand iiber- qnellen. 1)o die inneren EpithelkSrperehen beim Bind so eng mit der Schilddr[ise verbunden sind oder aueh in ihr liegen, daS man sie oft nicht yon dem umgebenden Gewebe sieher lmterseheiden kann, wurden nur stets die g u B e r e n EpithelkSrper zu den Versuehen ver- wandt. Sie liegen in der Halsgef~tSseheide lateral-dorsal yon der Vena jngularis, nngefihr in der HShe der Teilung der Art. carotis commnnis in externa and interna, doeh ist die Lage bet jedem Tier versehieden hoeh (Abb. 1). Um sieher zu gehen, habe leh reich bet dem ersten Versueh bet jeder einzelnen Dr/ise dureh Oefriersehnitte davon tiber-

t) Herrn Schlachthausdirektor Zahn. sowie J~errn Dr. Sachs bin ich ~'[ir ihr freundliches Entgegenkommen bet Beschaffung des Futtermaterials zu groSem Danke verpflichtet.

492 Werner Schulze: Versuche fiber den Einflul3

hochge- klappte

Speichel- dri~se

kicfer- ~'rlttd

Ohr

ii~eres . . . . . . Epith~.l-

kdrperchen . . . . . . . . Schilddriise

flrShre

iurj~tlarls

ib'ter[(g

Thymus

Abb. ~. Lageskizze des /iml~eren EpithelkSr:~erchens beim Rinde. Rechte ~atsorg~ne eines ~,Iteren Kalbsf6tus, Etwa 1/~ natiirlicher Or6fle. Das EpithelkSrperchen liegt zwischen Vena jugularis und Art. earotis, cranial yore Abhang des N. laryngeus superior. D~s Tier ist ~m

N~senring aufgeh~ngt. Kopf st~rk gestreckt.

endokriner Dr[isensubstanzen auf dis Morphogenie. 493

zeugt, dM~ es sieh wirldieh um EpithelkGrper handeite. Sp~tter habe ieh nut solches Material verwendet., das schon makroskopisch die oben angegebenen Kennzeiehen aufwies und habe reich noeh dutch Stich- proben yon der histologischen Besehaffenheit der betreffenden Drfisen (iberzeugt. Die sofort nach der TStung der Tiere entnommenen Epithelk6rperchen wurden entweder noch an demselben Tage ver- ftitterg oder bis zum Gebraueh (hSehstens 2 Tage lang) auf Eis auf- bewahrt. Bei dem ersten Versuch wurde getroeknete Substanz ver- wenclet. Dazu waren die EpithelkSrperehen nach sorJiiltiger Entfer- hung yon Fe~tt und Bindegewebe in d/inne Seheiben geschnitten und bei getinder Wiirme im Ofen getrocknet worden. Die F~scct-Larven der einzelnen Versuehe stammten jedesmal aus demselben LaiehbMlen; bei Versuchsbeginn wurden nut Tiere ganz gleicher OrS~3e und Ent- wieklungsstufe in den Sehalen zusammengestellt. Die Fz~sca-Laieh- ballen wurden Anfang April aus einem Teich bei Dossenheim a. d. Bergstral3e genommen, aus dem aueh der Bo)nSinato~'-Laieh im Mai und Juni gehott wurde. Die Versuchsfiere und Kontrollen wurden in flachen braunen Tonschalen yon 750 ccm RauminhMg gehMten. Die Sehalen standen im Freien, gegen Regen gesch[itzt, Versuehs- und Kontrollsehale nnter gleiehen Licht- und Temperaturverh~ltnissen. ])as Wasser wurde aus grogen Holzbiitten geschSpft, in die es mehrere Tage vor Gebrauch eingeflitlt wurde. Diese B~itten zeigten eine reiehliche Kleinfauna. Wie die Versuchssehalen standen die Biitten auf einem flachen Dache im Freien. Zu einer best immten Zeit wurde jeden Morgen die Lufttemperatur gemessen und die erhaltenen Werte fort- laufend in ein Ordinatensystem eingetragen. Bei den drei ersten Ver- suchen erhielten die Versuehst~iere Epithelk6rper Ms Nahrung, die Kontrollen 1Rindermuskel; auf3erdem enthielg alas SehMenwasser wenig Algen und Kleinfauna (Biitte). ])as Wasser wurde jeden zweiten Tag geweehselt. Bei den 5 nitchsten Versuehen wurde in jede Sehale reiehtieh Hornkraut, Wasserlinsen und Algen gegeben, das Wasser ~-urde je naeh Bedarf jeden dritten bis achten Tag erneuert. Bei Versuchsbeginn wur- den jedesmM eine grSt3ere Anzahl yon Tieren in l~iehter Narkose ge- messene), und ein Tell zur histologisehen Untersuehung fixibrt. Das- selbe gesehah noeh mshrmMs wghrend des Versuehsverlaufs. Bei dem ersten Versuch (Protokoll Nr. IV) wurden je 50 St~ek Fz~sca-Larven auf sehr jugendtieher Entwieklungsstufe verwendet. [Die K6rperlrmge betrug 4 - - 5 ram; die Tiere waren vor 9 Tagen ausgeschliipft. Es wurde elfmM in den Versuehssehalen getroeknete Rindernebenschild- drfise als Nahrung angeboten, die ich vorher einige Stunden hatte

i) Bestimmt wurden grSf3Le IK~rperbreite, KSrperl~noe. Sehwanz- und G~-~- samtl~nge.

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quelten lassen, wghrend die Kontrolltiere gindermuskel bekamen. Die Versuehstiere fraBen sehr gierig von der dargebotenen Substanz und waren naeh 14 Tagen durehsehnittlietl 1 - 11'~ mm (KSrperlgnge) gr613er als die Kontro!len; in der Gesamtlgnge maehte die Differenz bis zu 4 mm aus. Die Versuehstiere waren dunMer Ms die Kontrollen. Diese Differenzen gliehen sieh in den ngellsten 4 Woehen vollstgndig aus; sowohl im GrSl~enwaehstum wie Metamorphosenverlauf und Fgrbung waren yon da an bis zur Entwieklung der kleinen Fr6sehe keine Untersehiede mehr wahrzunehmen. 5 Kontroll- und 4Wersuehstiere vollendeten bis zum Versuehsabbrueh am 17. IX. die ~Ietamorphose, Die iibrigen Tiere waren grSl~tenteils zu histologisehen Zweeken kon- serviert worden. Einige Tiere waren gestorben (5 Kontrollen). So- bald es bemerkt wurde, wurden sie und die entspreehende Zahl yon Versuehstieren entfernt und darauf sofort das SehMenwasser ge- weehselt.

Im zweiten Versueh (Protokoll Nr. VIII) wurden die F r e u n d - R e dli ehsehen Nebensehilddrtisentabletten auf ihre Wirkung geprtift. Die Tabletten wurden zerstoBen (2 Tabl. auf 700 cem SchMenwasser), als Nahrung gegeben und yon den Tieren gern genommen. Die Kon- trollen erhielten ~iuskelfuttw. Naeh viermMiger Fiitterung in vier- tggigem Abstand zeigten die Tiere die typisehen Vergnderungen sehild- drtisengefiitterter Frosehlarven. Dasselbe Ergebnis wurde bei einer Naehpriifung in einem weiteren Versueh (Protokoll Nr. XVI)erhMten. tIier trat das Ergebnis nach ftinfmaliger Tablettenftitterung 3 Wochen

naeh Versuchsbeginn ein. Der Verlauf war folgender: naehdem sie �9 zungchst viel und gern gefressen hatten, wurden die Versuchstiere naeh einiger Zeit appetitlos und trgge, dee Hinterleib verjiingte sieh, d ie Gestalt wurde dadureh eigenttimlieh keilfSrmig, gleichzeitig wurde der Sehwanzflossensaum sehmal, Sehwanz- und K6rperlgnge nahm sehr stark ab, der larvale ~Iundapparat (Haftzotten, Hornkiefer)wurde ab- geworfen, der Unterkiefer stark v-f6rmig naeh unten gebogen, so dab das ~Iaul ktaffte, der Kopf wurde breit, die Augen und Nasenl6eher rtiekten naeh vorn, und gleiehzeitig beganr~en die tfinteren Extremi- tgten sel~r stark zu waehsen und sieh zu differenzieren, wghrend die vorderen das Operkulum stark vorbueketten. In diesem Stadium zeig- ten viele Tiere an der Ventralseite ein starkes 0dem und gingen zu- grunde. Bei den (ibrigbleibenden entwiekelte sieh die bei der blei- benden ]?orm {ibliehe Pigmentierung des Rtiekens. Gleiehzeitig kam es zu einem Durehbrueh der vorderen Extremit'aten und bei manehen Tieren zu einem 0dem in der Kiemengegend. Die Extremitgten waren ausdifferenziert, sahen abet' weiI~lieh aus und waren zu sehwaeh, um geb,'aueht werden zu k6nnen. Die so weir wie mSglieh aufgezogenen Exemplare konnten nieht dazu gebracht werden ans Land zu geilen

endokriner Driisensubstanzen auf die iViorphogenie. 495

u n d g ingen vor der v f l l i g e n R e s o r p t i o n des Sehwanzes und Vollen-

d u n g der M e t a m o r p h o s e zugrunde~). D ie Vorgi~nge g l iehen also be i dieser T a b l e t t e n f i i t t e r u n g den yon

G u d e r n a t s e h , R o m e i s , A b d e r h a l d e n u n d den ande ren A u t o r e n

bei i h ren Seh i ldd r i i s enve r suehen beseh r i ebenen (siehe Abb. 2). I eh h a t t e

aueh setbst Ge tegenhe i t , bei e iner grSl~eren Zahl yon F i h t e r u n g s v e r -

suehen m i t Sehi lddr i ise anMoge W i r k u n g e n zu sehen. Es wurde aueh

noeh ein Versuch anges te l l t (Protokol l Nr. II), bei d e m der Versuehs-

Abb. 2, Versuch XVI. Parathyreoideatabtetten-Fiitterung an Rana fusca-Lurven. :Links zwei Kontroll-, rechts z~ei Versuchstiere. Bei einem der letzteren ist die rechte vordere Extremit~tt vollstitndig frei, yon tier linken ist der Ellenbogen gerade im l~erforationsloch im Operculum sichtbar. ]3eim zweiten Versuchstier ist die v-f6rmige Ausbiegung des Unterkieiers sichtbar. Beide Tiero zeigen miigig sturkes 0dem tiber tier Kiemenregion. Man beaehte den im Gegen- satz zu den gleichaltrigen Versuchstieren noch v611ig larvMen Typ der Kontrollen (KSrper-, Kopf-

form, Farbe 7 Extremi~itenknospen, iarvaler 5Iundapparat, breitere Sehwanzflossen). Etwa 6fache Vergr6gerungJ

schMe sechsmM in v ie r t~g igem IntervM1 je 1 ccm P a m t h y r e o i d e a - E x t r a k t

yon F r e u n d und l~edlich zugese t z t w u r d e bei g te iehzei t iger NEuskel-

f i i t t e rung der Versuehs- und Kon t ro l l t i e r e . Es hande l t e sich d~bei u m

l) Unter Vollendung der 3letamorphose verstehe ich dabei Ausbildung des ihrtigen kleinen Frosches mit alien seinen Merkmulen (Form, Pigmeniierung, Hautentwicklung~ ~ugenstellnng, Ausbildung der endgiilt~gen Form des Kiefer- apparates und Darmkanuls sowie Atmungsapparates, weitgehende ~eduktion der 12orniere, Entwicklung der Keimzellenstri~nge, FettkSrper~ Durchbruch und Aus- differenzierung der Extremit~ten und vSllige Resorption des Schwauzes~ sowie Entwicklung der innersekretorischen Driisen).

Archiv ffir Entwicklungsmechanik Bd. 48, 32

496 Werner Sehulze: Versuche fiber den Einftul3

je 50 8tiick Rana /u.~ca-Larven einer sehr jugendlichen Entwiek- lungsstufe. (Rumpfl-~tnge ~ -- 4,5 mm; GesamtF~tnge 11 - - 12 mm; Rumpf- breite 2 ,3- -2 ,6 mm; $chwanzl~tnge 7 - - 8 ram). Bei diesem geringen Zusatz yon ~NebenschiIddriisen-Extrakt (1 : 700) war keinerlei Wirkung zu erreichen; da aus unbekannter Ursache trotz sorgfaltiger Pflege nach 3 Wochen ein grof~er Tell der Kontrolltiere zugrunde ging, wurde der Versuch abgebrochen. Er wird nur der Vollstandigkeit halber erwahnt.

Ein weiterer Versuch (Protokoll Nr. XVIII) mul~ hier noeh be- sprochen werden. Es ~mrden hierbei je 15 Larven yon Rana /uacrl einerseits mit Rindermuskel (Kontrolle), andererseits mit Nebenschild- driisentabletten gefiittert, wobei dem Zuchtschalenwasser dieser letz- teren Versuchstiere noch je 2 ccm Thyreoidea-, Testis- und Ovarial- Opton zugefilgt wurde. Es war dieser Versuch als Kombinationsffit te- rung gedaeht; er wurde angesetzt, bevor gleiehzeitig laufende Versuehe ergaben, d~g~ Optonzusatz zum Sehalenwasser in der oben angegebenen Konzent ra t ion vSllig unwirksam ist*). Die Tablettenfii t terung wirkte gleieh den Ergebnissen in den beiden anderen Versuehen wie inten- slyer SehilddrSsenzusatz. N~eh viermaligem Zusatz yon zerstol]enen Tablet ten zum Zuehtwasser in ftinftggigem Intervall entwiekelten sieh die Tiere bei ziemlieh kiihler Wit terung (zwisehen 10 und 18 ~ C Temp. morgens 9 Uhr) in 4 Woehen bis zum Durehbrueh der beiden vo,-- deren Extremitgten, wShrend sie gleichzeitig sehr klein blieben; sie erwiesen sieh jetzt als nieht mehr lebensfghig und mul~ten fixiert werden. Die Kontrollen waren in dieser Zeit nur etwas gewaehsen und hat ten vollkommen larvalen Charakter behalten, die hinteren Ex- t remitgten w~ren ~ls noeh undifferenzierte Kn~Spfe zu sehen. So bestgtigt aueh dieser Versueh die Ergebnisse der beiden anderen Ta- blettenversuehe: Fiitt erung yon F r e u n d- R e d 1 i e h sehen Parathyreoidea- Tablet ten bewirkt Besehleunigung der Metamorphose bei gleichzeitiger Waehstumshemmung.

Die letzten 3 Versuehe (XII, XXV, X X V I I ) w u r d e n angestellt, um naehzuprfifen, ob die Wirkungslosigkeit der, Ffi t terung von frisehen EpithelkSrpern (Versueh IV) aueh bei etwas '51teren Larvenstadien zu- trifft. Im Versueh XI I wurden je 25 Fusca-Larven seehsmal in viertggigen Intervallen mit friseher Rindernebenschilddr~ise, bzw. Rindermuskel

1) Die Unwirksamkeit dee g'ebrauehten Merksehen Optone kann entweder an dem Alter der Pr~parate liegen (sie stammten na~h den Angaben der Fabrik aus dem Jahre 19141 oder an den zu geringen Konzentrationsgraden. Ersteres ist wahrseheinlieher. Cxley (Die Lehre yon der inneren Sekretion) gibt an, da~ auch 0rganextrakte, die er in Form aseptiseh hergestellter und sorg~51tig ge- tro,kneter und pulverisierter Subs~anz aufbewahrte, schnell ihre Giftiekeit ein- b[il~en (S. 36 Ful3note). D~ seheint es mir durehaus mSglieh, dab bei so lang- jShriger Aufbewahrung die spezifisehe Wirkung dieser Organextrakte verschwindet.

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und reichlicher Pflanzenkost gefiittert. Die Larven waren grSSer als bei dem ersten Versuche, auch welter entwickelt, die KSrperl~nge schwankte zwischen 7 und 8,2, die Gesamtl~nge zwischen 18 und 20,2 ram. D~e hinteren ExtremitStenanlagen waren als kleine, undifferenzierte KnSpfe eben sichthar. Bei sechsmaliger Ffitterung in den nachsten 4 Wochen nach Versuchsbeginn zeigte sich keinerlei Gr5~en- oder Entwicklungsverschiedenheit zw/schen den Versuchstieren und den Kontrollen. 8 Wochen nach Versuchsbeginn vollendeten in beiden Schalen die ersten FrSsche die 3ietamorphose. Bei Abbruch der Ver-

Abb. 3. Ra~a fusca-Larven mit frischer l~arathyreoidea gef~ittertr Versuch _~LXV. Links Kontroll-, rechts Versuchstier. Etwa 8~ache VergrSl]erung.

suche ~m 17. 9. }wr in der Kontrollsch~le bei 2 Tieren die Meta- morlohose noch nicht vollst~ndig ~bgeschlossen, w~h~end bei dem letzten Versuchstier gerade die zweite vordere Extremit~t durchgebrochen war. Der einzig w~hrnehmbare Unterschied w~hrend der ganzen Entwick- lungszeit war eine I)unklerf~rbung der Versuchstiere gegeniiber den Kontrollen, die 3U~ Woche n~ch Versuchsbeginn in Erscheinung trot, sich sp~s ~ber wieder ~usglich, so d~I3 ~n den metamorphosierten l~rSschchen keine Unterschiede n~chweisbar waren. Diese vorfiber- gehende Dunkler~rbung der mit EpithetkSrpern gefiitterten Tiere trat ~uch beim nSchsten Versuch ~t~f (Nr. XXV), der mit je l0 Fusca- L~rven derselben Gr61]e und Entwicklungsstufe wie beim vorigen Ver-

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such angestellt wurde. 31/2 Wochen nach Versuchsbeginn wurde je ein Tier der Versuchs- und Kontrollschale photographiert, um zu zeigen, dab bei makroskopischer Beobachtung Versuchs- und Kontrotltiere gleieh grog und gleich weit entwickelt sind (Abb. 3). 5 Wochen nach Versuchsbeginn waren bei dem ersten Tiere beider Versuehsreihen die beiden vorderen Extremit~tten durehgebrochen. In ein Ausschlupf- aquarium gebraeht, gingen die Tiere an Land.

Der letzte Versuch mit je 8 gleich grogen Larven yon Bombinator yon 8 mm gumpf- und I7 mm Gesamtl~nge, bei sechsmaliger Ffitterung yon friseher Nebenschilddriise, bzw. Muskelsubstanz erwies, daft das Ergebnis der Ftt8ca-Larvenfiitterungsversuehe auch auf Unkenlarven zu iibertragen ist. Fiitterung yon RinderepithelkSrpern an Froseh- und Unkenlarven versehiedener Entwicklungsstadien hat keinen Einfluft auf die GrSftenentwicklung und Metamorphose dieser Tiere.

Im folgenden bleibt noch nachzupriifen, ob bei dieser makrosko- pischen Gleiehheit der Versuchs- und Kontrolltiere bei EpithelkSrper- fiitterung auch die mikroskopisehen Schnittserien keine Differenzen aufweisen, insonderheit, ob die Anlagen der innersekretorischen Driisen der GrSl3e und Schnittf~rbbarkeit nach gleieh sind, ferner ob die mi- kroskopische Untersuchung der F r e u n d - l ~ e d l i c h s c h e n Tablettentiere VerhgltIlisse zeigt, die denen bei Schildriisenfiitterung gleichen. Beides ist der Fall.

Zu den histologisehen Untersuchungen wurden die Tiere in einem yon P e t e r s e n angegebenen Fixiergemiseh yon Pikrinsiiure, Sublimat, Formol- und Eisessig je naeh GrSfte 8 - - 2 4 Stunden fixiert Nach W~isserung kamen sic in die aufsteigende Alkoholreihe und wurden naeh Paraffineinbettung 7,5 bzw. I0 ,u dick geschnitten. Die Sehnitt- riehtung der Serien war senkrecht zur KSrperl~ngsaehse. Gef~rbt wurde mit I-I~imatoxylin-Eosin.

Zun~iehst der Vergleieh der Serien eines Versuchstieres (JFusca-Larve) yon Versuch XII (Parathyr.-Fiitterung) mit einem Kontrolltiere des- selben Versuches. Beide Tiere wurden am 25. V. 26 Tage naeh Ver- suchsbeginn (30. IV.) fixiert. Haut beider Tiere some Nervensystem, Darmkanal mit groften Driisenanlagen inkl. Kiemen, Lungens~tckchen, tterzanlage, Vor- und Urnierenanlage sowie Extremitiitenknospen zeigen gleiche und vSllig larvale Verh~iltnisse. Bei Anwendung gleicher Methodik zeigen sich auch keine fgrberischen Differenzen der einzelnen Gewebe. Die Schilddriisenanlage vom Auftreten der ersten typischen Zellen und Follikel in der Schnittserie bis zu den letzten hat eine LSmge yon reehts 0,34, links 0,37 mm beim Versuchs- und je 0,29 mm beim Kontrolltier. Die Zellen erseheinen gleich groft. Die Kolloidbl~ischen gleichm:~tBig mit hellroten Kolloidmassen erfiillt. Die Fl~chenausdehnung der Driisen- anlage auf den einzelnen Sehnitten miteinander verglichen, zeigte keine

endokriner Dr[isensubstanzen auf die Morphogenie. 4.99

gr6beren Differenzen. Lltnge der Thynmsanlage beim Versuehstier r.

0,17 ram, I. 0,48 ram. Bei der l~lontrolle r. 0,36, I. 0,41 ram. Im

fibrigen gleiehm~Biges Verhalten wie aueh bei Epiphyse und Hypophyse. deren L~tnge 0,26 ram (Versuehstier) und 0,23 mm (Kontrolle) bzw. 0,26 mm und 0,24 mm betr~gt. Die geringeren Untersehiede halte ieh dureh die Methodik fiir erkl~rt Ebenso best~ti~ die mikros- kopisehe Untersuehung die makroskopisch gteiche GrSBe und Ent- wicklung bet einem Versuchstier und einer Kontrolle yon Versueh XXVII, bei dem es sieh um Parathyr. gefiitterte Bombbzator-Larven handelG die a,m 10. VIII. 24 Tage naeh Versuchsbeginn naoh f/inf- maliger Fiitterung fixiert wurden. Die Lgnge der Anlage von Epi- physe und Hypophyse beim Versuehs- und Kontrolltier betrggt hier 0,20 und 0,26 mm bzw. 0,22 und 0,23 mm. Die L~inge der Thyr. und linken Thymusanlagen zeigt gr6Bere Differenzen, die abet an,s- gegliehen werden dureh eine entspreehend gr6Bere Flgehenausdehnung der einzelnen Anlagen bei dem Versuehstier, bei dem die I)riisenan- lagen kiirzer sind. Die Mal3e betragen beim Versuehstier:

Schilddriise: r.: 0,25, t.: 0,22 mm. Kontrolle 0,32 und 0,30 ram, Thymus: r.: 0,23, i.: 0,I8 mm. Kontrolle 0,24 und 0,23 mm.

Die mikroskopischen Befunde der Seriensehnitte der mit Parathyr.- Tabletten (F r e u n d- g e d 1 i e h) gef/itterten Tiere decken sieh weitgehend mit denen, die man bei Sehilddrtisen geffit~erten Larven gefunden hat, und wie sie besonders ausfiihrlieh R o m e is in seinen :-krbeiten gegeben hat. W~ihrend die Kontrolltiere typisehe v611ig larvale Verh~ltnisse zeigen, finder man bei den Tablettentieren haupts~iehlieh folgende Ver- ~nderungen: Die ganzen Gewebe der Versuehstiere erseheinen sehr vim diehter als die der Kontrollen sowie zellreieher (besonders Zentral. nervensystem). Die Entwieklung der Haut und ihrer Dr/isen ist welt vorgesehritten, grol3e, zellreiche Zungenanlage. Ausdifferenzierung der Unterkiefer-Zungenbeinmuskulatur und der Muskeln am Anfangsteil yon Pharynx und Larynx, prMle Fiillung der grol3en Gefi~i3e mit roten Blutk6rperehen, dickere Herzsehlauchwand, mit dentlieher Ausbildung der Muskelfasern im Kammerabsehnitt. Die Quersehnitte der vorderen Extremit~ttenknospen beim Versuehstier zeigen eine ringfSrmige grSl3ere Randsehicht und eine zentrale Schicht, in letzterer Knorpelinseln des Oberarmknoehens und der beiden Vorderarm- sowie Hand- und Finger- knochen. Gefi~13bildung und Nervenanlagen. Entsprechende Befunde an den Anlagen der hinteren Extremit~tten. Im Gegensatz dazu bilden die entsprechenden Anlagen der Kontrolltiere solide Mesenchymzellen- knospen ohne Knorpel- oder gr6Bere Gef~gentwieklung. Die beiden Lungens:~tekchen der Versuchstiere haben eine Wandung, die aus 2 his 3 zellreiehen Zellagen besteht, w;ihrend die Lungensiiekehen der Kon-

500 Werner Sehulze: Versuche fiber den Einfiuf3

trollen aus einer einfaehen endothelartigen Zellschicht bestehen. Die inneren Kiemen zeigen keine weitergehenden Reduktionserseheinungen, nur stellenweise eine Sehichtung des Epithels (nach M a u r e r typiseh fiir beginnende Niemenredukfion). Am Darmkanal ist. im allgemeinen die Wandung beim Versuehstier sehr viel dicker als bei der Kontrolle. Die Driisenmanschette ist am Magen-Duodenum welter oral geriiekt. Der mittlere Darmteil zeigt hohes Zylinderepithel und unter der Serosa zahlreiche Gefgf3sehlingen. In vielen Zellen ist das Protoplasma ge- k6rnelt und findet sieh Ablagerung yon PigmentkSrnehen. Im End- darm beim Versuehstier zahlreiche Beeherzellen. Der Darm zeigt in seiner ganzen Lgnge einen Inhalt, den man won fiir Nahrungs- reste, nieht etwa blog fiir abgestogene Epithelien halten mul~. Dies lgl3t darauf sehlieBen, dab trotz der beobaehteten FreBnnlust die Tiere nieh~ et.wa unfghig zur Nahrungsaufnahme waren und hierin die Todes- ursache zu sehen ist. Analog habe ieh aueh bei ,>Sehilddriisentieren<~ Nahrungsreste im Darmkanal gefunden und selbst gesehen, wie ein solehes Tier trotz starker Mil3bildung des Unterkiefers (U-fSrmige Ausbiegung des Unterkiefers naeh unten und dadurch bedingtes Klaffen des Maules) reiehlich ~Xlgen im Maul hatte, als ieh es aus der Versuchssehale nahm. Die Ursaehe des Todes der Tiere liegt in der Disharmonie der Ent- wieklung, wie sie sieh besonders in dem Erhaltensein der inneren K.iemen und geringfiigigen Ausbildung der Lungensgekehen bei gleieh- zeitig vorgesehrittener Umwandlung der KSrperform, EIautentwicklung, Extremitgtenentwicklung und vor allem dem Umbau des Verdauungs- apparates guBert. Die Vomierenanlage der Parythyr.-Tablettentiere ist in weitgehender geduktion begriifen. Die Zetlen sind z. T. sehr pigmentreieh mi~ k6rnigem Protoplasma, die Ggnge sind vollgestopft mit seholligen Massen, die sieh intensiv mit Eosin fRrben. -- Die Urnierenanlage ist sehr groB, die Keimstrgnge yon unausdifferen- zierten grogen Zellen gebildet. Von einer Anlage der FettkSrper habe ieh niehts gesehen. Die Zellen der Anlagen der innersekretaren Driisen (Thyreoidea, Thymus, Epiphyse und Hypophyse) erseheinen ngher zu- sammengeriiekt and dunkler gefgrbt. Diese sthrkere Fgrbung zeigt aueh das die Sehilddriisenfollikel ausfiillende Kolloid. Vergleieht man die L.ange der einzelnen Anlagen und ihre Flgehenausdehnung auf den ein- zelnen Sehnitten mit der KSrperlgnge und der Fl~ehengrSBe der Kon- trolltiere in Quersehnittsserien, so ergibt sieh, dal3 die Anlagen auf die Gr613e der Tiere bezogen gleieh grol3, keinesfalls kleiner sind als bei den Kontrolltieren. Naehstehende Mal3angaben werden davon iiberzeugen. P~omeis sehliel~t aus der absolut genommenen Meineren GrS[~e der Thyr.-Anlage beim Versuehs- gegeniiber dem Kontrolltier (VI. Arbeit im Pfl. Arehiv) auf ein Klehlersein der Thyr.-Anlage beim Sehitddriisentier gegeniiber der Kontrolle. Die sehr viel grSl3ere IOeinheit des gesamten

endokriner Driisensubstanzen auf die Morphogenie. 501

KSrpers der Versuehstiere gegeniiber den Kontrollen muB meines Er- aehtens beim Vergleichen der beiderseitigen Sehilddriisenanlagen beriick- siehtigt werden, wenn man nieht zu sehiefen Resultaten gelangen will.

V e r s u e h s t i e r Vers. XVI.

Fixiert am 15. VI. naeh fiinfmaliger Tablettenfiitterung, 20 Tage nach Versuehsbeginn.

Fixiert: Gr6Bte KSrperbreite: 3,0 ram. K5rperlhnge 5,5 mm Thyr.-Anlage: r.: 0,18 ram, I.: 0,22 mm --- ~/;~ u. ~'2~ der K5rperlS, nge. Thymus : r.: 0,if6 ram, 1.: 0,26 m m = ~.21 der KSrperlange. Epiphyse: 0,19 mm - - 1/2~, der KSrperlS.nge. Hypophyse: 0,16 mm ~-1 / :~ der KSrperl~inge.

K o n t r o t l t i e r :

Fixiert am 15. VI. nach fiinfmaliger 5Iuskelfiitterung, 20 Tage nach Versuchsbeginm

Fixiert: GrSl3te KSrperbreite: 5,25 ram. KSrperl:~mge 8,75 ram. Thyr.: r.: 0,36 mm = ~/'_~ u. V~.; der KSrperl~inge.

1,: 0,35 mm Thymus : r.: 0,33 mm = ~,.~_~ u. ~.'~7 der KSrperl~nge.

1.: 0.32 mm Epiphyse: 0,25 mm = V3.~ der KSrperl~nge. Hypophyse: 0,28 mm'= ~/.~1 ~ ~

ZusanHnenfassung" und Besprechung" der Versuchse rgebn i s se .

1. Fi i t terung yon RinderepithelkSrpern an Larven versehiedener Entwiekhngss tadien yon Rana /usca und Bombinator pachyp.us hat naeh einer anf-5,nglieh unspezifisehen Waehstllmssteigerung keinen Ein- flul3 auf OrOBenentwicklung und Metamorphose dieser Tiere.

2. Die Fii t terung yon F r e u n d - R e d l i e h s c h e n Nebenschilddriisen- tablet ten bewirkt Besehleunigung der Metamorphose bei gleichzeitiger Hemmung des GrSftenwaehstums. Ihre Wirkung gleicht der der Fiitte- rung frischer SehilddriJse.

Das Ergebnis des ersten Satzes steht in Widerspruch zu den Er- gebnissen der Voruntersueher. Dies seheint mir folgende Griinde zu haben. Der eine Autor, C o t r o n e i , 15,13t es yon vornherein often, ob seinen verf/itterten Nebenschilddriisensubstanzen nieht Schilddr/isen- spuren beigemJscht waren, und die besehlennigte Metamorphose, die er erhielt, spricht dafiir. Wie viele andere konnte ich mich bei Gelegen- heir anderer Versuche davon /iberzeugen, dal3 schon ganz geringe Spuren

502 Werner Schnlze: Versuehe tiber den EinfluS

yon Sehilddriise geniigen, um ihre typischen Wirkungen hervorzurufen. W a s die Waehstumsbesehleunigung, die l~ome i s sail, anlangt, so habe ieh sie aueh bei Epithelk6rperfii t terung beobachten kSnnen. Die Tiere fraf3en n';tmlich die dargereiehte Substanz aul3erordentlich gem, wohin- gegen sie an das ~fuskelfleisch erst gem herangingen, wenn es min- desgens einige Stunden im Wasser gelegen hattel). So kam es nach den ersten teiitterungen zu einer voriibergehenden Wachstumsbeschleu- nigung der Versuchstiere (,~gutes Futter<~), die abet stets nur gering war und sp~iter wieder verschwand. Wurden sehr junge Larvenstadien gefiitterf, so pflegten diese gr6geren Tiere in der Zeit, in der sie den Kontrol len im Wachs tum voraus waren, aueh dunkler auszusehen. Kurz vor der Metamorphose oder nach Abschlul3 derselben waren Pig- mentierungsunterschiede sowie GrSl3endifferenzen nieht mehr vorhan- den. -- Die Hemmung yon ~fetamorphose und Wachstum, die P r i o r beobaehtet haben will, kann ieh mir nut so erkl~iren, dal3 die ver- f[itterten Epithelk6rperehen nieht geniigend yon dent anhaf tenden Fet tgewebe befreit waren. In diesem Falle pflegen n~tmlieh die Ver- suehstiere nu t zSgernd an das Fu t te r heranzugehen oder verschm~hen es v611ig. Verwendete P r i o r nun jiingere Kaulquappen, so ist es er- klitrlieh, dab er dabei gegeniiber seinen Kontrolltieren H e m m u n g yon Waehs tum und Metamorphose fand2). (Hungerwirkung auf ]unge Lar- venstadien.) Andererseits ist yon R o m e i s und anderen eine direkte Waehs tumshemmung dureh Fe t te und Fetts~turen beobachtet worden, Die t ~ r e u n d - R e d l i ehsehen Tablet ten wirkten wie dargereiehte Sehild- driise, so dab es fiir reich feststeht, dab sie Spuren yon Sehilddriise e n t h a l t e n . Fiir ihre klinisehe Wirksamkeig bei der Behandlung post- operativer Tetanie hat das keine Bedeutung, da bei dieser aueh Sehild- drtisendarreiehung therapeugiseh wirksam is t ( G u l e k e , Die Chirurgie der Epithelk6rperehen. N . D . Chit. Bd. IX.)

Wiehtig erseheing mir, daf~ dureh die Versuehe festgestellt ist, dal~ EpithelkSrperfiitterung an heranwaehsende Frosehlarven auf deren Entwieklung ohne EinfluB ist, die EpithelkSrper flit diese Tiere auf best immter Entwieklungsstufe also kein Harmozon ~) enthalten. I )ami t ist im biologisehen Experiment ein prinzipieller Untersehied gegeniiber der Wirkung der Sehilddriise festgestellt.

~Ea'g~nzend ist zu bemerken, dab die EpithelkSrperanlagen (nach Maure r ) sieh bei der heranwaehsenden Frosehlarve zur Zeit der Ent-

1) Von animaliseher Nahrung bevorzugsn Froschlarven ganz ~dlgemein Ein- ~" e w e i d e t e i 1 e sowie leicht angefatdte Substanzen.

s) Die w~ihrend des Krieges erschienene Arbeit war mir nicht im ~merikanischen Original, sondern nut in einem l%eferat im Zentralblatt f'tir Physiolog'ie zug:~imglich.

~{! Harmozon ~ morphogenetisch wirksamer innersekretorischer Reizstoff

endokriner Driisensubstanzen auf die 5Iorphogenie. 503

wick lung der i n n e r e n K i e m e n bi lden, spS~ter ale die Sehilddr/ise, de ren erste Anlage sich sehon gleich nach SchluB des 3IedulIarrohres ab- schn/ir t . Dieser U m s t a n d spr icht an a n d fiir sieh dafiir, dab die Ep i t he lk6 rpe r erst sparer funkdons fah ig werden als die Schilddr/ise. 3 Inn mul3 e inmal den Z e i t p u n k t des ers ten Auf t re tens ,>innersekret. Driisenanlagen<~ bei der Frosehla rve yon diesem Oes ich t spunkt aus mit- e i n a n d e r vergleichen. - - Die kiDzlich ver6ffent l ich ten B e o b a c h t u n g e n des Amer ikane r s A l l e n beweisen, dab die E p i t h e l k 6 r p e r c h e n a n l a g e n h e r a n w a c h s e n d e r B~/o-Larven du tch ihr Vorhandense in u n d even tue l l e F u n k t i o n n i eh t die Ne tamorphose aus l6sen k6nnen . Dieser Forseher en t f e rn te n t tml ieh bei h e r a n w a c h s e n d e n Bl~./o-Larven die Sehi lddri isen- anlage, beliel3 i h n e n abe t die Ep i the lk6rperchen . T ro t zdem bei d iesen T ie r en die E p i t h e l k 6 r p e r a n l a g e n h y p e r t r o p h i e r t e n , m e t a m o r p h o s i e r t e n sic n ich t , s o n d e rn en twicke l t en sieh zu neo ten i sehen R i e s e n q u a p p e n . Die iiberm~tBige Grgf3e der Tiere auf die Hype r t roph i e des Epi the l - kSrperehens zur i iekzuf i ihren, geht n ieht ohne weiteres an , da du t ch die E n t f e r u n g der Sehilddrfise der ganze Organismus so s tark gest6r t sein kann , dab aueh noeh andere Fak~oren den 1Rieset~wuchs bewi rken k 6 n n e n 1).

L i t e r a t u r . 1. E. A b d e r h a l d e n : Studien fiber die yon einzelnen 0rganen hervorge-

brachten Substanzen mig spezifischer 3Virkung. Pfl~igers Archly. 1915. Bd. 162. - - 2. Ders.: Weitere Studien fiber die yon einzelnen Organen hervorgebraehten Substanzen mit spezifischer Wirkung. Pfiiigers Archly. Bd. 176. Ft. 5--6. - - 3. B e n n e t , 3~. A l l e n : The parathyroid glands of thyroidless bufo larvae. Journ. ofExper. Zool. 1920. Vol. 30. No. 2. l%eferat: Zentralbl. f. d. ges. Physiol. 1920. Bd. 1. - - 4~. A. B i e d h Innere Sekretion. 2. Aufl. ~Berlin 1913. - - 5. Co- t r o n e i : Primo eontribnto sperimentale allo studio delia relazioni degli organi nelP acerescimento e nella metamorfosi degli .-knfibi Anuri. Bios. 1913. Vol. 2. - - 6. Ders.: Premiere contribution expgrimentale ~ l'gtude des rapports des organes darts la eroissance et dans la mgtamorphose des Amphibies anoures. :-krch. ital. de biologie. 1915. T. 61. p. 305. - - 7. Ders.: L-iteriori osservazioni sulle relazioni degIi organi e sulla nutrizione con tiroide di mammiferi nell' ac- crescimento larvale e nella metanmrfosi degti Anfibi anuri. Rend. P,.. Accad. Lineei. CL So. fis. mat. e nat. Vol. 23. Ser. V. Sere. i. Fass - - S. E l l e n - b e r g e r: t tandbueh der vergleichenden mikroskopischen Anatomie der ttaustiere. Berlin, Parej,, 1906. - - 9. E l l e n b e r g e r u. B a u m : ~andbuch der vergleichenden Anatomie der Haustiere. Berlin, Hirsc!?wald, 191~. - - 10. E. Crtey, Die Lehre yon der inneren Sekretion. Deutsche Ubersetzung yon A. L i p s e h i i t z . Bern~ Bircher, 1920. - - 11. J. F. @ u d e r n a t s c h : Fiit~erungsversuche an Amphibien- larven. Zentraibl. f. Physiol. 1912. (Siehe auch Verhandhngen der anatom. Geseltsehaft in Miinchen 1912. Fischer, 1912. - - 12. Ders.: Feeding experiments

~) Na~h Abschlufl der Arbeit gelangte ich in den Besitz der neuen ein- sehlligigen italienisehen Literatur. G i a c o m i n i (Bologna) hat bei Parathyr.- Fi'V:terung yon Prosehlarveu mit EpithelkiDperchen erwachsener FrSsche ebenfalls keine spezifische Wirkung auf Waehstum und Metamorphose gesehen.

50g Werner Schulze: Versuehe fiber d. EinfluI3 endokriner Driisensubstanzen usw.

on tadpoles. ~Crcll. f. Entw.-l~eeh. t913. Bd. 35. - - 13. ])ers.: Feeding experi- ments on tadpoles, lI . Americ. Journ. of _inatomy. 1914. Vol. 15. No. 4 . - 14:. G u l e k e : Die Chirurgie tier EpithelkSrperchen. _Neue Deutsche Chirurgie. Bd. 9. Stuttgart~ Enke, 1913. - - 15. I s e l i n . Waehstumshemmung infolge yon Parathyreoidektomie bei l~atten. Deutsche Zeitsehr. f. Chirurgie. 1908. Bd. 93.

- - 16. P~. H. K a h n , Zur Frage der Wirkung yon Schilddrtise und Thymus auf Frosehlarven. Pflligers Arehiv. 1916. Bd. 163. - - 17. F. M a u r e r , Schilddriise, Thymus, Kiemenreste der Amphibien. 5lorpholog. Jahrbuch. 1888. Bd. 13. - - 18. Ders.: Die Kiemen und ihre Gef:~il3e bei anuren und urodelen 3_mphibien und die Umbildung der beiden ersten Kiemenarterienbogen bei Teleostiern. 3{orpholog. Jahrbueh. 1888. Bd. 14. - - 19. G. P. U. P r i o r : Some mental cases with endocrine considerations. Journ. of meat. science. Vet. {56. No. 272. Referat: Zentralbl. f. d. ges. Physiol. 71920. Bd. 1. - - 20. 13. g o m e i s : Experimentelle Untersuehungen iiber die Wirkung innersekretoriseher Organe. I. 3litteilung. Arehiv f. Entw.4'[eeh. Bd. 38. S. 183. - - 21. Ders.: II. 5Iitteilung. Ebendort. Bd. 40, H. 4. Bd. 41, [-t. 1. - - 22. Ders.: III. 5[i t teihng. Zeitschr. f. d. ges. exper. 3ledizin. Bd. 4, EI. 6. - - 23. Ders.: IV. Mitteilung. Ebendort. Bd. 5, H. 1--2. - - 24. Ders.: V. Mitteilung. Ebendort. Bd. 6. H. 2 - - 4 . - 25. Ders.: VI. 51itteilung. Pfliigers Arehiv. Bd. 173. - - 26. Ders.: Der Einflul3 innersekretorischer Organe auf Waehstum and Entwicklung yon Frosehlarven. Die NaturwissensehaRen. 19.90. 8. Jahrg. H. 44. S. 860.

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