Was passt? Was hilft?

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Was passt? Was hilft?Inklusive Beratung, Bedarfsermittlung und Hilfe- und Teilhabeplanung

Frühförderfachtag 2021

Prof. Dr. Stefan Doose

Drei Seiten der Medaille von Inklusion

Personen-

Orientierung

Beziehungs-

Orientierung

Sozialraum-

Orientierung

Beratungin wahrnehmbarer Form

Beratungsansprüche

• Offenes, niederschwelliges Beratungsangebot durch die Frühförderstelle

• Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) §32 SGB IX

• Beratung durch das Jugendamt § 10a SGB VIII

• Beratung und Unterstützung durch die Träger der Eingliederungshilfe §106 SGB IX

§ 10a SGB VIII Beratung (neu)

(1) Zur Wahrnehmung ihrer Rechte nach diesem Buch werden junge Menschen, Mütter, Väter, Personensorge- und Erziehungsberechtigte, die leistungsberechtigt sind oder Leistungen nach § 2 Absatz 2 erhalten sollen, in einer für sie verständlichen, nachvollziehbaren und wahrnehmbaren Form, auf ihren Wunsch auch im Beisein einer Person ihres Vertrauens, beraten.

(2) Die Beratung umfasst insbesondere

1. die Familiensituation oder die persönliche Situation des jungen Menschen, Bedarfe, vorhandene Ressourcen sowie mögliche Hilfen,

2. die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe einschließlich des Zugangs zum Leistungssystem,

3. die Leistungen anderer Leistungsträger,

4. mögliche Auswirkungen und Folgen einer Hilfe,

5. die Verwaltungsabläufe,

6. Hinweise auf Leistungsanbieter und andere Hilfemöglichkeiten im Sozialraum und auf Möglichkeiten zur Leistungserbringung,

7. Hinweise auf andere Beratungsangebote im Sozialraum.

Soweit erforderlich, gehört zur Beratung auch Hilfe bei der Antragstellung, bei der Klärung weiterer zuständiger Leistungsträger, bei der Inanspruchnahme von Leistungen sowie bei der Erfüllung von Mitwirkungspflichten.

(3) Bei minderjährigen Leistungsberechtigten nach § 99 des Neunten Buches nimmt der Träger der öffentlichen Jugendhilfe mit Zustimmung des Personensorgeberechtigten am Gesamtplanverfahren nach § 117 Absatz 6 des Neunten Buches beratend teil.

Person(en)-Zentrierung

Personen-

Orientierung

Augen, Ohren, Mund für einepersonenorientierte Beratung

Augen für Fähigkeiten und Möglichkeiten

Ohren zum aktiven und

einfühlsamen Zuhören

Mund für eine wertschätzende

und für alle verständliche

Sprache

BedarfsermittlungWas braucht das Kind und die Familie?

Bedarfsermittlung nach der ICF

(health condition)

Heilpädagogische Leistungen

• Heilpädagogische Leistungen umfassen alle Maßnahmen, die zur Entwicklung des Menschen und zur Entwicklung seiner Persönlichkeit beitragen (§79 SGB IX)

• Heilpädagogik als Entwicklungsbegleitung und Unterstützung der Persönlichkeit von Menschen mit Behinderung.

• Heilpädagogik ist immer da gefragt, wo Menschen jeden Alters aufgrund von sozialem Ausschluss, Beeinträchtigung oder (drohender) Behinderung vor Entwicklungs- und Teilhabebarrieren stehen.

• Heilpädagogik ist deshalb immer auch eine menschenrechtsbezogene Teilhabedisziplin.

• Beseitigung von einstellungs- und umweltbedingten Barrieren, die Gestaltung von inklusiven Räumen, in denen sich eine Person zusammen mit anderen gut entwickeln kann.

„Wessen wir am meisten im Leben bedürfen, ist jemand, der uns dazu bringt, das zu tun, wozu wir fähig sind.“

Ralph Waldo Emerson

Spiralmodell der Krisenverarbeitungnach Erika Schuchard

Wo stehen die Familienmitglieder? Was braucht die Familie?

Wir müssen der Diagnose

ihre eigentliche Funktion wiedergeben

– Menschen kennen zu lernen.

Andrea Canevaro

Positive Diagnostik

Welche Stärken und Fähigkeiten hat

das Kind?

Wofür interessiert sich das Kind?

Was stärkt das Kind und die Familie?

Welche Beziehungen

können gestärkt werden?

Welche Bedingungen

braucht es für das Gelingen?

Welche Ressourcen hat das Kind, die

Familie, das Umfeld?

Gut-Achten oder Schlecht-Achten?

Persönliches Profil –die Person kennen lernen

• Wer ist die Person? Was macht sie aus? Was ist ihr wichtig?

• Was soll sich in ihrem Leben ändern?

• Wie ist ihre derzeitige Lebenssituation?

• Wer sind wichtige Personen im Leben der Person?

• Welche Orte und Dinge sind derzeit wichtig in ihrem Leben?

• Wie sieht ein typischer Tagesablauf, eine typische Woche aus?

• Welche Vorerfahrungen hat sie im Bereich Bildung, Freizeit, Gesundheit bereits gemacht? Was lief gut? Was war problematisch?

• Was ist gut für die planende Person? Was nicht? Welche Rahmenbedingungen braucht sie um erfolgreich zu sein?

• Wie ist ihre persönliche Geschichte? Was war wichtig in ihrem bisherigen Leben? Was sind wichtige Meilensteine im Lebenslauf?

Personenorientierte Erkundungvon Möglichkeiten im Sozialraum

Lerne die Person kennen

• Selbstbild, Selbst-Bewusstsein

• Fertigkeiten und Fähigkeiten

• Bevorzugte Umgebungen

• Herausforderungen

• Eigenschaften

Erkunde mit der Familie

• Werte und Identität

• Mittel und Möglichkeiten

• Verbindungen

• Nachbarschaft

• Erweiterte Familie

Organisiere Unter-

stützung vor Ort

• Assistenzleistungen

• Hilfen zur Erziehung

• Persönliches Budget

• persönliche Zukunftsplanung

Erkunde vor Ort

• Nachbarschaft

• nähere Umgebung, StadtTeil

• Freizeit-Möglichkeiten

• Bildung-Möglichkeiten

• Nahverkehr

wert-

geschätzte

Persönlichkeit,

Möglichkeit

seine Gaben

beizutragen

nach Beth Mount

Familienblume

• Welche Dinge sind für uns als Familie wichtig? Welche sind für jeden einzelnen wichtig und welche Dinge für uns alle?

• Was sind unsere Favoriten: Menschen, Orte, Essen, Hobbies, Spiele, Klamotten?

• Welche Dinge sind für uns „heilig“ und müssen auch dann gewährleistet werden, wenn es mal eine stressige Zeit ist?

Stärken und Stärkungen erkunden

Stärken-Segel Mein Zaubertrank

Zeichnung: Björn Abramsen Zeichnung: Céline Müller

Ressourcen- Check

Idee von Maria Lüttringhaus & Angelika Streich, bearbeitet und illustriert von Björn Abramsen, Wunschwege, Leben mitBehinderung Hamburg

3 gute Dinge über dich

Eine Seite über mich

Gestaltung: Imke Hannemann

„Du bist tapferer als Du glaubst,stärker als es scheint und klüger als Du denkst.“

A. A. Milne - Pu, der Bär

Eine Seite über …Jana

• Was wir an … mögen• Das ist für .. wichtig• Wie du … gut

unterstützen kannst

Kleinkind am Anfang der Kindergartenzeit –Eltern (und Freunde) erstellen die Seite über mich

Wichtige Menschen in meinem Leben

• Menschen, die mir am Wichtigsten sind und denen ich voll vertraue

• Menschen, zu denen ich einen guten Kontakt habe und mit denen ich sehr gerne zusammen bin

• Menschen, die ich kenne und die wichtig sein könnten

Inklusive Planungsprozesse?Förder- und Behandlungsplanung?

Teilhabe-, Hilfe- oder Gesamtplanung?Persönliche Zukunftsplanung?

Planung über Planung

• Förder- und Behandlungsplanung (§ 7 FrühV) als ICF-orientierte Grundlage für die strukturelle Zusammenarbeit der am Prozess beteiligten Fachdisziplinen in der Komplexleistung Frühförderung

• Trägerübergreifende Teilhabeplanung (§§19-23 SGB IX) mit verbindlichem Teilhabeplan und Möglichkeit von Teilhabekonferenz für alle Rehabilitationsträger.

• Hilfeplanverfahren in der Kinder- und Jugendhilfe nach §36 SGB VIII mit Hilfeplan und Hilfeplangespräch mit allen Beteiligten

• Gesamtplanverfahren in der Eingliederungshilfe (§§117-122 SGB IX) mit verbindlichem Gesamtplan, der Möglichkeit der Gesamtplankonferenz und klaren Maßstäben (§117 SGB IX) für das Verfahren, Teil des Teilhabeplanverfahrens.

• Assistenzleistungen (§78 SGB IX) zur „persönlichen Lebensplanung“ intensivere Planung Methode z.B. Persönlichen Zukunftsplanung.

• Regionale Teilhabeplanung: Entwicklung flächendeckender, bedarfsdeckender, personenzentrierter, am Sozialraum orientierter und inklusiv ausgerichteter Angebote (§94 SGB IX)

Persönliche Zukunftsplanung

„Der Prozess der Persönlichen Zukunftsplanung schlägt eine Reihe von Aufgaben vor und hält verschiedene Methoden bereit, die uns helfen einen Prozess mit Menschen zu beginnen, um ihre Fähigkeiten aufzudecken, Möglichkeiten vor Ort zu entdecken und neue Dienstleistungen zu erfinden, die mehr helfen als im Weg stehen“

Beth Mount

Willkommen zur Zukunftsplanung

Planungsprozesse gestaltet von

Angela Woldrich und Margot Pohl

Persönliche Lagebesprechung

Die Aufgabe der Profis: Koordination und Kooperation

• Moderator*in des Prozesses sein

• eine von mehreren "Expert*innen", deren Kenntnisse, Verbindungen und Mittel wichtig sind

• die Kinder, Jugendlichen und Familien einbeziehen

• Angebote und Ressourcen der Region kennen

• Unterstützungsangebote und Teilhabemöglichkeiten in der Region gemeinsam weiterentwickeln

Unterstützungsplan

4 + 1 Frage

Was haben wir versucht?

Was haben wir gelernt?

Worüber waren wir erfreut?

Worüber waren wir besorgt?

Was ist der nächste Schritt?

Literatur Persönliche Zukunftsplanung

Weitere Infos und Materialien:www.persoenliche-zukunftsplanung.eu

Persönliche Zukunftsplanung www.inklusion-als-menschenrecht.de

• Personenzentriertes Denken und Persönliche Zukunftsplanung - Grundlagen und Grundgedanken

• Das Kind kennenlernen – ICH-Seiten, Karten und Fragen

• Methoden personenzentrierten Denkens

• Wertschätzung ausdrücken – Was andere an mir schätzen und mögen

• Eine Seite über mich… – was ihr über mich wissen solltet

• Fähigkeiten erkunden und Lernen dokumentieren – Ich kann etwas und lerne…

• Das Portfolio bzw. das ICH-Buch des Kindes, eine stärkenorientierte Entwicklungsdokumentation

• Unterstützungskreise – ich bin nicht alleine…

• Persönliche Lagebesprechung – was läuft gut, was nicht?

• MAPS

• PATH

Verfasser

Prof. Dr. Stefan Doose

Professor für Integration und InklusionFachhochschule PotsdamE-Mail: stefan.doose@fh-potsdam.de

Private Postadresse:

Steinrader Hauptstr. 16

23556 LübeckE-Mail stefan.doose@t-online.dewww.persoenliche-zukunftsplanung.eu

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