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Aus der 11. medizinischen Universitatsklinik in Wien. (Vorstand: Professor Dr. N. Ortner.)
Znr Funktionsprufung der Leber. (lintersuchungen zur Wirkung der Diathermie.)
VorlSiuAge Mitteilung.
Von
Privatdozent Dr. A. V. FRISCH nnd Ur. F. LASCH.
Dass die Organe des menschlichen Korpers iiber die durch- schnittliche normale Leistung hinaus zu ciner oft sehr nennenswer- ten Steigerung derselben befahigt sind, ist eine beispielsweise in der Muskel- und Herzphysiologie wohlbekannte Tatsache. Aber auch der glatten Muskulatur ist eine Steigerung ihrer normalen Leistungsfiihigkeit unter Ausnahmszustanden moglich. Vie1 we- niger gelaufig ist uns die Vorstellung, ob und wie weit etwa drii- sige und parenchymatose Organe zu einer die Norm iibersteigen- den Funktionssteigerung gebrauht werden konnen; von der Niere ist uns noch die Vorstellung eher gelaufig, dass sie im Bedarfsfalle ihrer diuretischen Funktion weit, iiber die Norm nachkommen kann. Ein Ahnliches mag von der Lunge gelten. Wie aber steht es mit den driisigen Organen, etwa beispielsweise dem Pankreas, der Leber, der Schilddriise? Dieser R a g e naher an den Leib zu riicken, suchten wir cinen Weg, auf experimentelle Weise eine isolierte Funktionssteigerung solcher Organe zu bewirken, wobei wir uns vorstellten, dass die einfachste Methode, ein Organ zu einer ver- mehrten Leistung zu bringen, die sein miisse, in demselben eine aktive Hyperaemie zii erzeugen; weist uns doch die so bekannte Tatsache der starkeren Durchblutung arbeitander Organe diesen Weg. Hiezu schien uns nun die Diathermie das geeignete Mittel, da Kolmer und Liebesnp gezeigt hatten, dass die Wirkung der Thermopenetration als reine Hyperaemiewirkung zu erkliiren sei, da sie hist(o1ogische Veranderungen, wie Rundzelleninfiltrate u. a.
242 A. 1'. FRISCII UND F. LASCII.
in den behandelten Organen (Hundehoden) vermissten. Das Organ, an' dem wir unsere Versuche begannen, war die Leber. I n der uns zuganglichen Literatur scheinen Untersuchungen iiber die Wirkung der Diathermie a d dieses Organ weder vom experi- mentellen noch vom therapeutischen Standpunkte niemals be- schrieben worden zu sein.
Als Masstab fur die Diathermiewirkung suchten wir einzelne spezifische Leberfunktionen heranzuziehen. Vor allem unter- suchten wir die Galaktoseausscheidung nach Einnahme von 40 g Galaktose ))Mercko, wie sie von R. Bauer zur Leberfunktionsprii- fung angegeben wurde. I n einer Anzahl Versuche wieder verfolg- ten wir die iiusscheidung der Galle in den Duodenalsaft an Hand von Cholesterin- und Bilirubin-Bestimmungen desselben mit Hilfe der Duodenalsonde. I n einer dritteri Reihe von Unter- suchungen zogen wir wiederum den blutzuclrerregulierenden Me- chanisnius als Indikstor hersn. I n allen Versuchen wurden natur- gemtiss recht viele Kontrolluntersuchungen gemacht, um die Sicherheit der Resultate feststellen zu konnen, sowohl was die Genauigkeit der einzelnen Punktionspriifungen betrifft, als auch um cine unspezifische Wirkung der Diathermic auf den Gesamtor- ganismus ausschliessen zu konnen. Dass eine solche moglich ist, dafiir sprechen die Untersuchungen von Stenko Stary, der beim Kaninchen eine deutliehe Steigerung des Stoffweclisels mit der Kroghschen Methode durch Diathermie feststellen konnte.
Diathermiert wurde mit einem Hochfrequenz-Apparat ))Viva- therm)) mit Wolfram Punkcnstrecke unter Verwendung von Blei- plattenelektroden, U. ZW. 150 posterior, 100 anterior auf die Leber- gegend bei maximal ertriiglicher Warmeapplikation durch 30 Minuten.
I. Gnlaktose-Yersuche.
Methodik. I n allen Versuchen waren die Patienten vollkom- men durch 12 Stunden niichtern, erhielten dann 40.0 g Galaktose Merck in 500 ccm warmen Tee zu trinken und wurden in ein- stiindigen Tntervallen die Harnportionen durch sechs Stunden in der iiblichen Weise untersucht. I n den Diathermieversuchen wurde die Galaktose erst unmittelbar vor Einschalten des Stromes bci angelcgten Elektroden verabreicht. Die Patienten hatten stets vor Beginn des Versuches den Nachtharn entleert. Die quantita- tive Priifung des Zuckers erfolgte mit Hilfe der PoIarisation. Die auf Dextrose abgelesene Perzentzahl wurde durch den Umrech-
ZUR FLJNKTIONSPR~~FUKG DER LEBER. 243
nungsfaktor der Galaktosedrehung (0.62) auf den richtigen Wert umgerechnet und in Hinsicht auf die Harnmenge in Gramm ausge- druckt. Da die Galaktoseausscheidung bei dem gleichen Patienten nicht unbetrachtlichen sponi,anen Schwankungen an verschiedenen Tagen unterliegt, wurden die Versuche derart vorgenommen, dass die Diathermieversuche gleichsam zwischen den Kontrollver- suchen eingeschlossen wurden, indem erst durch mehrere Tage die Galaktoseausscheidung untersucht wurde, d a m durch mehrere Tage unter Diathermiewirkung und anschliessend endlich wieder- um die Galaktoseausscheidung ohne Diathermie kontrolliert wurde. Nur jene Versuche fanden an Lebergesunden Verwendung bei denen die Kontrollen keine zu grossen Abweichungen ergaben. Nachstehend seien die Versuche tabellarisch kurz ubersicht'lich wiedergegeben, wobei in den Tabellen I, I1 und I11 die Versuche vollstandig, in den korrespondierenden Tabellen Ia, IIa uud I I Ia die sich jeweils aus den Kontrollen und Diathermieversuchen er- gebenden Mittelwerte nebst der Berechnung der prozentualen Unterschiede beider verzeichnet sind.
Wir haben die von uns untersuchten Palle in drei Gruppen ein- geteilt: 1 .) Lebergesunde, 2.) Faille mit klinisch nachweisbaren pathologischen Veranderungen der Leber a) mit negativer, b) mit positiver Galaktoseprobe.
Die ersten neun Falle sind in der Tabelle I verzeichnet, wobei die Kontrolluntersuchungen (K) und Diathermie-Untersuchungen (D) nach der zeitlichen Reihenfolge angeordnet sind. I n der Ta- belle I a nun ist eine ubersichtliche Zusammenstellung der Mittel- werte der Diathermie- und Kontrollversuche gegeben mit einer Berechnung der perzentuell geringeren Galaktoseausscheidung in den Diathermieversuchen.
Tabelle I. Harnmenge Zuckergehalt
in cc in X in g K 1 355 0.335 1.189 K 2 625 0.326 2.015 K '3 655 0.268 1 . i 5 5 K 4 380 0.310 1.178
Fall 1 Furunculods 860 0.124 1.066 D 2 410 0.062 0.2542 D 3 310 0.124 0.384 K 5 380 0.310 1.178 K 1 140 0.186 0.260 K 2 100 0.248 ( h 4 8
Fall 2 Enterocolitis D 1 120 0 0 6 2 0.074 subacuta D 2 120 0.062 0 . 0 i 4
K 3 100 0 124 0.124 K 4 70 0.310 0.217
17-281 705. Acta med. Scandznau. Vol, LXIX.
A. V. FRISCH UNU F. LASCH. 244
Fall 3. Spastischc Obstipation
Fall 4. Parametritis
Fall 5. Lues latens, Myocarditis chronica
Fall 6. Pericholecystitis
Fall 7. Nenrose
Fall 8. Spastische Ob- stipation. En- teroptose
Fall 9. Ulcns ventriculi
K 1 K 2 K 3 D 1 D 2 D 3 K 4 K 5 K 6 K 1 K O K 3 D 1 D 2 D 3 K 4 K 5 K 6
K 1 K 2 K 3 D 1 D 2 D 3 K 4 K 5
K 1 K 2 K 3 D 1 D 2 D a K 4 K 5 K 6
K l K 2 D 1 D 2 D 3 I i 3 K 4 K 5 K 1 K 2 D 1 D 2 K 3 K 4 E l K 2 D 1 D a
Harnmcnge
K 3 K 4
in cc 150 280 360 370 425 85.5 475 450 650
40 200 150 150 120 150 350 175 600 150 280 150 275 200 120 150 160 340 260 175 180 170 155 170 240 160
480 380 240 240 1 60 360 300 500 265 187 81
205 117 87
475 415 436 700 500 410
Zuckernehalt in % 0.186 0.124 0.124 0.062 0.062 0.062 0.093 0.124 0.124
0.124 0.062 0.124
0 0.030 0.062 0.124 0.124 0.186
0.186 0.124 0.186 0.062 0.062 0.062 0.248 0.124
0.149 0.860 0.682 0.050 0.062 0.050 0.372 0.310 0.310
0.279 0.282 0.835 0.311 0.388 0.288 0.817 0.293
0.155 0.215 0.062
I
in g 0.279 0.a74 0.440 0.230 0.288 0.690 ! I ? 0.442 0.558 0.806
0.309 0.124 0.186
0 0.040 0.098 0.434 0.2 l i 1.116
0.279 0.347 0.242 0.167 0.124 0.074 0.372 0.197
0.506 0.986 1.194 0.089 0.106 0.077 0.68'2 0.744 0.494
1.437 0.9'7 2 0.808 0.747 0.641 0.856 0.951 1.468
0.410756 0.40205 0.06022
0.0872 0.07656 0.14508 0.2108 0.1 650 0.6485
0.614 2.916 0.620 2.511 0.434 1.892 0.810 2.170 0.b68 2.790 0.560 2.464
-
Fall Nr.
1 0
2 9
3 9
4 9
5 9
6 9
7 9
8 9
9 9
Tabelle I a. (Falle mit normaler Leber und norrnaler Galaktoseprobe.)
D i a g n o s e
Farnncnloeis . . . . . . . . . . .
Enterocolitis snbac. . . . . . . . .
spast. Obstipation . . . . . . . . Parametritis . . . . . . . . . . . Lnes latens, Myocarditis chron. . . Pericholecystitis . . , . . . . . . Neurosis . . . . . . . . . . . . . spast. Obstipation, Enteroptose . . Ulcns ventriculi . , . . . . . . .
bahl d. Vers.
Lontr.
- 5
4
6
6
5
6
5
4
4
Iiatb.
- 3
2
3
3
3
3
3
2
2
M i t t e l w e r t e d e r
Kontrollen
cc Earn -- 479
102
394
252
177
224
405
164
450
- 0.310
0.217
0.129
0.124
0.174
0.363
O.28fi
0.184
0.585
- 1.463
0.2 13
0.4i9
0.398
0.293
0.751
1.137
0.2i8
2.670
Diathermien
cc Harn - 526
120
585
140
198
168
214
143
568
- 0.103
0.062
0.062
0.031
0.062
0.063
0.345
0.050
0.372
-
0.586
0.074
0.354
0.043
0.122
0.091
0.730
0.063
2.031
)ifferenz der ; Galaktose
in d. Kontroll-
werte
Anmerknng
246 A. V. FRISCH UND F. LASCH.
Zinc Betrachtung dieser Tabelle lasst wohl eindeutig erkennen, dass die durch die Diathermie bewirkte Erwarmung der gesunden Leber offenbar eine gesteigerte Verbrennung des Zuckers und da- mit eine verminderte Ausscheidung im Harn zur Folge hat. Die Verminderung der Galaktoseausscheiduig reicht von 91-16 yo. Diese letzte Zahl fand sich nun gerade bei einem Falle, der kli- nisch als lebergesund - es handelte sich um ein Ulcus ventriculi - bezeichnet werden musste, bei dem jedoch der relativ hohe Galaktosewert von uber 2 I/, g darauf hinweist, dass es offenbar kein Zufall ist, dass gerade bei diesem Falle die Verminderung der Galaktoveausscheidung infolge Diathermie hinter den sonsti- gen Ergebnissen bei Lebergesunden xuruckbleibt.
Tabelle 11. Harnrnenge
K l K 2 K 3 Fall 10. Hypernephrom
Lebermeta- stasen D 3
94 K 5 K 1 K 2
Fall 11. Caneer hepatis 5 1 D 2 K 3 K l K 2 K R
D 2 K 1
Fall 12. Anarniia perniciosa
Fall 13. Myocarditis luetica, Stan- ungsleber
K l K 2 Fall 14. Cirrhosis hepa- ,,
tis pericho- langitica
K 4 Fall 15. Atheroskleroee; K 1
Myodegenera- K 2 t io cordis; D 1 Stauungslebor D 2
K 1 Fall 16. Cholelithiasis, D 1
kompletter D 2 Steinverschluss K 2
in cc 190 180 130 295 200 230 280 232 162 211 99
156 122 155 195 3( 15 1'30 215 208 205 220 250 280 310 250 440 490 375 222 250 240 515 145 220 146 190
Zuckergehalt
0.248 0.620
in 96: 0.335 0.370 0.496 0.247 0.329 0.043 0.782 0.291 0.620 0.434 1.054 0.3i2 0.620 0.744 0.658 0.658 0.496 0.868 0.186 0.062 0.062 0.310 0.806 0.372 0.558 0.372 0.186 0.248 0.682 0.310 0.124 0.186 0.930 0.620 0.297 0.248
in g 0.636 0.666 0.645 0.716 0.658 0.055 0.279 0.670 1.004 0.91G 1 0 8 3 0.680 0.786 1.16320 1.0831 1.7019 0.9424 1.8662 0.37672 0.1271 0.1364 0.7i60 1.7732 1.163 1.29; 1.637 0.9114 0.930 1.500 0.775 0.2976 0.9679 1.3485 1.3640 0.4343 0.4712
K 3 250
1 1 0 0
~ 110
12 d
13 o 14 d
15 d
16 0
0.455
0.832
1.404
0.132
1.41’7
Tabelle I1 (Falle mit Leberveranderung icnd normaler Galaktoseausscheidung.)
- za. 33
- 2 8
- D 8
- 77
+ 1s
D i a g n o s e
Eypernephrom mit Lebermetastasen . Cancer hepatis . . . . . . . . . .
Anaemia perniciosa . . . . . . . .
Myocarditis Inetica, Stannngsleber . Cirrhosis hepatis pericholangitica . Atherosklcrose, Myodegeneratio cor-
dis. Staunngsleber . . . . . . .
Cholelithiasis . . . . . . . . . , .
Zahl d. Vers.
I I
6ontr./ Diath
U i t t e 1 % - e r t e d e r ~ Diferenz dei ~ _ _ _
Kontrollen
cc Harn
202
lti5
21s
226
349
329
161
Galak tose
0.455
0.558
0.620
0.248
0.403
0.392
0.475
-
0.680
0 .905
1.313
0 . 5 i 5
1.192
1 . O i i
0.813
cc Harn
241
127
205
214
345
240
183
Galaktose
0.207
0.i13
0.682
0.062
0.465
0.124
0.429
Anmerknng
Antopsie
Antopsie
248 A . V. FRISCH UND F. LASCH.
Tabelle 111. Harnmenge
K 1
K 4 K 5
Fall 18. Cholelithiasis, K 1 Choledochns- K 2 steinmitpassa- D 1 gerem, inkom- D 2 plettem Ver- K 3 schlnss K 4
K 1 K 2 K 3
Fall 19. Cirrhosis hepa- D 1 tis Laennec. D 2
D 3 K 4 K 5
K l K 2 D 1
D 2
D 3 K 5
Fall 20. Cholangitis, vermntlich mit Steinbildung
F a l l 2 l . Cirrhosis hepatis pericholangitica. Atheromd.Aorta; Icterns
K l K 2
K l Fall 23. Icterus catar- K 2
rhalis mit in- D 1 komplettem D 2 Verschlnss E 3
K 4 K l
Fall 24. Icterns catar- K 2 rhalis. Kom- D 1 pletter Ver. D 2 schluss K 3
K 4
in cc 275 450 620 4Y 0 560 380 550
465 588 470 420 500 580
150 150 153 122 188 65
158 122
206 188 201 135 300 186 258 236
309 256 271
365 358 475 688 429 3F2
760 620 790 920 795 645 369 315 265 363 540 545
Zuckergehal t in X i n g 1.603 4.183 0.835 3.757 0.534 3.812 0.804 3.941 0.552 3.090 0.910 3.468 0.662 3.036
0.459 2.133 0.471 2.450 0.370 1.738 U.605 2.640 0.537 2.689 0.528 3.065
1.620 2.210 1.767 2.650 1.760 2.693 2.000 2.440 1.800 2.610 4.040 2.630 1.620 2.560 2.921 3.564
2.366 4.86336 1.796 3.37648 1.922 3.86322 3.75 4.48875 0.682 2.046 2.046 3.80556 1.498 3.86484 1.802 3.06970
1.289 3.8314 0.868 2.22208 1.240 3.3604
1.116 4.0734 1.802 4.60116 1.116 5.2910 0.775 4.8670 0.992 4.2656 1.116 4.2631
0.682 5.1832 0.930 6.766 0.806 6.8674 0.620 5.704 0.496 3.943 0.248 1.699
1.64 6.0516 1.65 5.2038 1.364 3.6146 0.682 2.4747 0.434 2.3436 0.620 3.1279
i Fall Nr.
17 Q
18 Q
19 d
20 6
21 d
29 0
23 0 24 d
_ _ ~ __ Differenz der Diathermien p;y:r Anmerkung kJ
Eontroll- R 2 3 5 8 3 3
D i a g n o s e
Icterns catarrhalis . . . . . . . .
Cholelithiasis . . . . . . . . . -. .
Laennecsche Cirrhose . . . . .
c
s 6 Antopsie H
I
Cholangitis . . . . . . . . . . . 1 5 3 190 2.250 3.917 253 1.367 3.258 - * 16 t.l E M sd Cirrhosis hepatis pericholangitica . 1 2 1 290 1.239 3.560 256 3.868 2.222 - * 37
Ieteros catarrhalis . . . . . . . . 4 2 383 1.131 4.313 551 0.945 5.024 + 2 16
Icteros catarrhalis . . . . . . . . 4 2 705 0.589 4.123 855 0.713 6.036 + B 45
I I
I Icterns catarrhalis . . . . . . . . 4 2 442 1.086 4.132 c309 1.023 3.045 - a 24 1
250 A. V. FRISCH UND F. LASCH.
Anders liegen nun die Verhaltnisse bei den leberkranken Pati- enten, wie sie in den Tabellen I1 und 111, bezw. 11s und IIIa angefuhrt sind. Hier ist es nicht so einfach moglich, Kontroll- und Diathermiewerte miteinander zu vergleichen, weil die ein- zelnen Werte vie1 grosseren Schwankungen unterliegen wie bei Normalen, und es ist daher eine verhaltnismassig individuali- sierende Betrachtung der Ergebnisse erforderlich. Wir sehen, dass Leberkranke ganz im allgemeinen weitaus weniger ausge- sprochen auf die Diathermie mit einer Verminderung der Ga- laktoseausscheidung reagieren als Lebergesunde. I n der Tabelle IIa fallt bei zwei Fallen hingegen der sehr hohe Were von -72 % und - 77 yo auf; es handelt sich bei diesen beiden Patienten uni Falle von kardialer Stauungsleber. Ob wir es hier mit einer Gesetz- massigkeit zu tun haben, das miissen erst weitere Beobachtungen lehren. Bei einigen Fallen ist die Galaktoseverminderung nur sehr gering, bei zweien (Fall 14 und 16) weist der Mittelwert der Diathermieversuche eine Erhohung gegenuber dem der Kontrolle auf, dies hat seine Ursache nicht etwa darin, dass die Werte in- folge der Diathermie angestiegen waren, sondern dass die Kon- trollwerte - im Gegensatz zu normalen FBllen - nach den Dia- thermieversuchen nicht mehr ihren fruheren hohen Wert erreichen, sondern nun die Galaktoseausscheidung weit geringer wurde. Dies macht sich auch besonders bei der dritten Gruppe geltend, wo unter vier Fallen von Icterus catarrhalis (17, 22, 23, 24) bei zweien (23, 34) unverkennbar im Verlauf der Diathermie eine Besserung des klinischen Befundes, parallelgehend mit dieser Herabseteung der Galaktoseausscheidung, sich einstellte. Wir hatten durchaus nicht die Absicht, irgendwelche kurative Erfolge mit der Diather- mie zu erzielen und, wenn es auch im Wesen der Erkrankung liegt, dass ein Icterus catarrhalis sich spontan bessert, so konnten wir uns doch des Eindruckes eines ursachlichen Zusanimenhanges mit der Diathermie nicht erwehren. Die beiden anderen Falle von Icterus catarrhalis liessen keinerlei Verminderung der Galaktose- ausscheidung durch die Diathermie erkennen. Die beiden Falle mit Gallenstauungsleber mit nur massig erhohter Galaktosurie (18 und 20), sowie eine Laennecsche atrophische Lebercirrhose (19) lassen eine nennenswerte Herabsetzung der Galaktoseaus- scheidung vermissen. Bei Fall 21 konnte nur ein Diathermiever- such vorgenommen werden, so dass dieser Fall wohl besser ausser Betracht bleibt.
Wir waren bestrebt, auch die Veranderungen im Wasserhaus-
ZUR FUNKTIONSPR~~FUNQ DER LEBER. 251
halt, wie er sich durch die Harnausscheidung manifestiert (he- patale Opsiurie), als Folge der Leberdiathermie zu studieren, und haben daher auch die jeweiligen Harnportionen genau bestimmt. Wenn auch gelegentlich eine vermehrte Harnausscheidung als Folge der Leberdiathermie zu verzeichnen war, so konnten wir doch keine diesbeziigliche Gesetzmassigkeit feststellen.
~-
11. Gallensekretiorisversuche niit der Duodenalsonde.
27 I 3 5 5 10.60 1 32 I 4.27 16.40 36 3.40 14.50 38 4.28 15.60
2 S Cirrhosis pericho- 69 3.60 ~ 17.0 53 0.40 I 6.00
Nephritis, Leber 0. B
langiticahepatis' 53 2.55 26.80 75 !).67 33.0 Icterus
Methodik. Den Patienten wurde niichtern die Sonde ins Duo- denum eingefiihrt und ihre Lage durch Rontgenuntersuchung kontrolliert. Dann wurde der Patient unter angelegten Elektro- den auf dem Tisch liegen gelassen und durch 30 Minuten der spontan abfliessende Duodenalsaft aufgefangen. Dann wurde diathermiert (30 Minuten) und auch hierbei Duodenalsaft ge- trennt vom ersten entnommen, ebenso wie in einer dritten (Nach-) periode nach Abstellen der Diathermie in Ruhelage durch 30 Mi- nuten.
Es wurden an jedem Patienten mehrere Versuche ausgefiihrt. Vom Duodenalsaft wurde Menge, Bilirubin nach Hijmans v. d. Bergh, Gesamtcholesterin nach Autenrieth-Funk (alles Doppel- bestimmungen) bestimmt. Leider konnten diese Untersuchungen aus ausseren Griinden nur an wenigen Patienten durhcgefuhrt werden und sind sie nicht als abschliessend zu bezeichnen.
Tabelle 1V.
37 3.70 12.80
45 3.56 13.30
64 1.90 11.20
73 I 0.88 23.0
Wie die Tabelle I V zeigt, verursachte in dem lebergesunden Falle von Nephritis die Diathermie der Leber ein deutliches An-
252 A. V. FRISCH UND F. LASCH.
steigen der Bilirubin- und Cholesterinwerte im Duodenalsaft . Ueberraschenderweise ergab dieser Versuch bei dem zweiten Falle , einer stark ikterischen pericholangitischen Cirrhose, ein Absinken der Bilirubinwerte, die sich aach in den folgenden 30 Minuten nicht bis zum Ausgangswert erhohen, wahrend bei einem Ver- such der Cholesterinwert deutlich absinkt, beim zweiten aber etwas ansteigt.
111. Versuche iiber das Yerhalten des Blutzuc,kers bei Leberdinthermie.
Es wurde bei allen Versuchspersonen niichtern vor der Dia- thermie, dann nach 15 Minuten und 30 Minuten Diathermie der
Tnbelle Y. - -
Fall Nr.
- 1 9
2 9
3 9
4 9
5 9
6 9
Di agnose
Nephroskle- rose, Lebei 0. B.
Vitium cor- dis, Leber 0. B.
Diabetes mellitus, Leber 0. B.
Icterae ca tnr rhalis
Cholelithia- sis, Icteros
mellitus, Leber 0. B.
Diabetes
Blntzucker in g X ~~-
nacb nach 'Or I 15' 30'
_ _ _ _ _ - ~ Beginn der Dia-
thermie - 0.107
0.101
0.101
0.089
0.136
0.117
0,146
0.128
0.083
0.089
0.088
0.1;s 0.139
0 . m O . I l i
- 0.114
0.078
0.094
0.100
0.082
0.070
0.150
0.103
0.083
0.089
0.092
0.185
0.121
0.128
0.121
- 0.117
0.080
0.096
0.091
0.107 0.096
0.143
0.105
0.076
0.085
0,090
0.167
0.117
0.132
0.114
Bnderuag les Blutzuk- kergehaltes
in % des Ausgangs-
wertes.
+ 10
- 23
- 6
+ 11 - 40 - 40 f . 3
- 21
- 8 - 4
+ 3
+ 7 - 16 - 3 * 3
Versnchsanordnnng
Kontrolle, Diathermit der Lendengegend
Leberdiathermie
Kontrolle, Diathermii der Lendengegend
Leberdiathermie
Leberdiathermie Leberdiathermie Kontrolle, Diathermic
der Lendengegeud Leberdiathermie
Leberdiathermie Leberdiathermie
Leberdiathermie
Leberdiathermie Leberdiathermie Leberdiathermie Kontrolle, Diathermic
der Lendengegend
ZUR FUNKTIONSPRUFUNG DER LEBER. 253
Blutzucker bestimmt. Die Blutentnahme geschah aus der Finger- beere, die Blutzuckerbestimmungen nach Bang I1 mit gut uber- einstimmenden Doppelanalysen.
Es wurden je zwei Falle Lebergesunde, Leberkranke und Dia- betiker untersucht.
Wie Tabelle V zeigt, ist in der Mehrzahl der untersuchten Palle ein die normalen Schwankungen des Blutzuckers ubersteigender Einfluss der Leberdiathermie nicht zu finden gewesen. I n zwei Fallen aber ist der Effekt der Leberdiathermie auf den Blut- zuckergehalt nicht zu leugnen; in einem Falle von Nephrosklerose sinkt er um 27 yo ab, in einem solchen von Diabetes mellitus ist in wiederholten Unt,ersuchungen bei negativer Kontrolle, als welche stets die Diathermie der Lendengegend ausgefuhrt wurde, sogar ein Absinken bis 40 yo zu konstatieren gewesen. Wir wollen es uns versagen, diese an und fur sich sehr interessanten Ver- suchsergebnisse kritisch zu beleuchten, sondern uns auf die Wie- dergabe der Tatsachen beschranken.
dhnliche Funktionspriifungen mittels Diathermie an der Niere, Milz und der Schilddruse sind im Gange.
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