Zwang und Hypnose in der Praxis - Klinik Windach · Fragen in der Hypnose, brauchen nicht...

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Zwang und Hypnose in der Praxis

Definition Hypnose

•Mit Hypnose bezeichnet man das Herstellen eines Trancezustandes. Trance kommt vom lateinischen transire = hinübergehen und meint den Übergang von einem Bewusstseinszustand in einen anderen. Im Normalzustand haben wir eine breit gestreute Aufmerksamkeit und erleben uns als vom Verstand gesteuert. •In Trance haben wir eine extrem eingeschränkte und auf wenige Inhalte ausgerichtete Aufmerksamkeit. Unser Erleben wird als unwillkürlich erlebt; das heißt, Empfindungen, Bilder und Gedanken entstehen wie von selbst. •Für das Gehirn besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen Informationen aus der Vorstellung oder aus der Realität

Zwangspatienten als Meister der Selbsthypnose:

Vorstellungen erzeugen heftige Gefühle: Angst, Ekel, Scham und Schuld

mit allen körperlichen Begleiterscheinungen: Schwitzen, Atemnot, Fluchtimpulse, Freeze-Reaktionen

Vorstellung der Fehlerhaftigkeit oder Berechtigung der eigenen Wahrnehmungen erzeugen

interessante Trancephänomene: Vorübergehende Blindheit, Taubheit, Verlust des Tastsinnes, der

Fähigkeit etwas zu begreifen, der eigenen Identität

Übergeordnete Ziele der Zwangsbehandlung

• Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen, das eigene Denken und Handeln zu gewinnen

• Regie über das eigene Leben in die Hand zu bekommen

• „Negative“ Gefühle als normalen Bestandteil des Lebens akzeptieren lernen

Ablauf und Methoden einer Hypnotherapie

Beziehungsgestaltung Kooperation von Therapeut und Patient

Team auf Augenhöhe

Ungehorsamkeitsregel Fragen in der Hypnose, brauchen nicht beantwortet zu

werden, ehe es an der Zeit ist. Es wird ausdrücklich die Erlaubnis gegeben sich frei zu fühlen, auf das zu reagieren

was man möchte, zurück zu halten, was immer man möchten, bis allmählich ein

gewisses Vertrauen entsteht.

Trancetraining

Die Trance und den Hier- und Jetzt-Zustand unterscheiden lernen.

Erlernen der Dehypnose

Ressourcenarbeit 1

• Aufbau und Reaktivierung von inneren Ressourcen

• Stärkeinduktion, Ich-stärkende Suggestionen

• Metapher des „sicheren Ortes“ und „der inneren Kraft“

• Gelber Kreis

• Ressourcenkiste

• regelmäßige Selbsthypnose

Ressourcenarbeit 2

Biographische Arbeit Stärken aus der Lebensgeschichte, stärkende Personen, gute Momente,

Kompetenzen, gelber Kreis

Zukunftsprogression Wunderfrage, letzter Akt Bühnenstück

Immun sein gegen die Vorwürfe und Zweifel des inneren Kritikers

Hypnotischer Begleiter Wesen, das für Sicherheit und Gelassenheit steht

Utilisation negativer Körpersensationen z.B. Engegefühl in der Brust als Kraft in die Fäuste legen

Verknüpfungen erzeugen: Je weniger ich den Herd wahrnehmen kann, desto sicherer weiß ich, dass Alles in Ordnung ist

Symbolisierung des Zwangs

Collage

blauer Kreis

Einführung des Bühnenstückes ich und mein Zwang

Sicherheit herstellen

• Was braucht der Pat. als Zuschauer: • Kritik darüber lesen oder sich das Stück erzählen

lassen, das heißt gar nicht im Theater sein • Den richtigen Abstand zum Geschehen finden,

ganz weit weg, oder ganz nah in der ersten Reihe. • Eine Fernbedienung, jederzeit unterbrechen

können, Ton wegmachen oder nur Ton ohne Bilder, rückwärts, vorwärts,

• Schutz in der Gruppe (Stichwort Affenkumpel einer oder mehrere), äußere oder innere Helfer

Dissoziation von Problem und Stärken

Zunehmende Assoziation von Problem und Stärken

Fallbeispiel Frau R.

• 35 Jahre, verheiratet seit 4 Jahren, bei Therapieaufnahme Tochter mit 6 Monaten

• Hintergrund: Eltern beide zwanghaft, Mutter sehr kränkbar und ängstlich, Vater zwanghaft und cholerisch, 3 Jahre jüngere durchsetzungsstarke Schwester

• Symptomatik: Gedankenzwänge pädophil zu sein Y-BOCS 28 = schwere Zwänge

• Vermeidungsverhalten: körperlicher Kontakt und allein sein mit der Tochter,

• Kontrollverhalten: gedankliches Durchspielen des Verhaltens, Rückversicherung bei anderen

Collage Frau R.

Exposition

• In sensu Exposition innere Bühne, kluger Geist der die Szene

beobachtet • gute Dinge (Ressourcen) bilden den Hintergrund

für die unerfreulichen Dinge, die zurecht gerückt werden (Überblendeffekte)

• Was stattdessen Imagination, Vormachen (Vorbild, Antisymptomträger), Nachmachen Stellvertreter, Hineinschlüpfen zum Fühlen

• Befriedigende Abschlussszene des Bühnenstückes

In vivo Exposition

• Live Exposition im tatsächlichen Umfeld des Zwangserlebens

• Baden im gelben Licht

• Grün als Signal für Ok

Literatur

• Benaguid G, Schramm S (2016): Hypnotherapie. Paderborn: Junfermann

• Ebell H.,Schukall H.: Warum therapeutische Hypnose,2004, Pflaum Verlag

• Hilse B (2015): in Revenstorf D, Peter B (Hrsg.). Hypnose in der Psychotherapie. Psychosomatik und Medizin, 3. Aufl., S. 452 – 465; Stuttgart: Springer.

• Hüther G (2005): Biologie der Angst. Göttingen: V & R.

• Revenstorf D, Zeyer R (2006): Hypnose lernen. Heidelberg: Carl-Auer.

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