Grundlagen der Anatomie

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Grundlagen der Anatomie

Übersicht1. Definition2. Grundlegende Terminologie3. Zellenlehre (Cytologie)4. Gewebelehre (Histologie)5. Allgemeine Muskellehre (Myologie)6. Allgemeine Gelenklehre (Arthrologie)7. Allgemeine Knochenlehre (Osteologie)

1. Definition• aus dem griechischen Wort anatomnéin

(auseinanderschneiden, zergliedern)• übersetzt etwa „Zergliederungskunst“• Lehre des Aufbaus des Organismus

2. Grundlegende Terminologie2.1 Orts-und Lagebezeichnungen

2.2 Bewegungsbezeichnungen

2.3 Abkürzungen

lat. Bezeichnung dt. Bezeichnung

superior obererinferior unterermedial zur Mitte hinlateral nach außenmedian in der Mitte

paramedian neben der Medianebeneanterior nach vorneposterior nach hintencranial schädelwärtscaudal steißwärtsventral bauchwärtsdorsal rückenwärts

superficialis zur Oberfläche hinprofundus in die Tiefe

2.1 Orts-und Lagebezeichnungen

lat. Bezeichnung dt. Bezeichnung

proximalis auf den Rumpf zudistalis zur Peripherie

prävertebral vor der Wirbelsäuleparavertebral neben der Wirbelsäule

dexter rechtssinister linksulnar zur Elle hinradial zur Speiche hin

palmar handflächenwärtsplantar fußsohlenwärtstibial zum Schienbein hin

fibular zum Wadenbein hinabdominal am Bauch

2.1 Orts-und Lagebezeichnungen

lat. Bezeichnung dt. Bezeichnung BeispielbewegungAbduktion Abspreizen einer Gliedmaße vom Körper

wegAbduktion des Armes

Adduktion Heranführen einer Gliedmaße zum Körper hin

Adduktion des Oberschenkels

Rotation Drehbewegung Rotation des KopfesInnenrotation Einwärtsdrehung Innenrotation des UnterschenkelsAußenrotation Auswärtsdrehung Außenrotation des Unterschenkels

Pronation (=Komplexbewegung) Drehbewegung mit Anhebung des äußeren Fußrandes bzw. Handballens und Senkung des inneren Fußrandes bzw. Handballens

Pronation des Fußes

Supination (=Komplexbewegung) Drehbewegung mit Anhebung des inneren Fußrandes bzw. Handballens und Senkung des äußeren Fußrandes bzw. Handballens

Supination des Fußes

Inversion (=Isolationsbewegung) Isolierte Bewegung im unteren Sprunggelenk mit Anhebung des inneren

Fußrandes

Inversion des Fußes

Eversion (=Isolationsbewegung) Isolierte Bewegung im unteren Sprunggelenk mit Anhebung des äußeren

Fußrandes

Eversion des Fußes

2.2 Bewegungsbezeichnungen

lat. Bezeichnung dt. Bezeichnung Beispielbewegung

Flexion Beugung Flexion des Unterarmes

Extension Streckung Extension des Unterschenkels

Dorsalflexion Heben der Fußspitze bzw. der Hand in Richtung Fußrücken bzw. Handrücken

Dorsalflexion des Fußgelenks

PlantarflexionPalmarflexion

Senken der FußspitzeSenken der Hand

Plantarflexion des FußgelenksPalmarflexion des Handgelenks

Anteversion Vorheben einer Gliedmaße Anteversion des Armes

Retroversion Rückheben einer Gliedmaße Retroversion des Armes

Zirkumduktion bogenförmiges Kreisen Zirkumduktion des Beines

2.2 Bewegungsbezeichnungen

Exkurs: Was ist der Unterscheid zwischen Pronation, Supination, Inversion und Eversion?

• Inversion und Eversion: vor allem im englischsprachigen Raum verwendet für die Bezeichnung der isolierten Bewegungen im unteren Sprunggelenk• Inversion: Heben des inneren Fußrandes• Eversion: Heben des äußeren Fußrandes

• Supination und Pronation: Komplexbewegungen von oberem Sprunggelenk, unterem Sprunggelenk und Fuß• Supination: Inversion im unteren Sprunggelenk begleitet von einer

Adduktion des Vorfußes und einer Plantarflexion im oberen Sprunggelenk

• Pronation: Eversion im unteren Sprunggelenk begleitet von einer Abduktion des Vorfußes und einer Dorsalflexion im oberen Sprunggelenk

Abkürzung lat. Bezeichnung dt. Bezeichnung

A. arteria SchlagaderArt. articulatio Gelenk

Artt. articulationes GelenkeLig. ligamentum BandLigg. ligamenti BänderM. musculus Muskel

Mm. musculi MuskelnN. nervus NervNn. nervi NervenProc. processus FortsatzProcc. processus Fortsätze

R. ramus AstRr. rami Äste

2.3 Abkürzungen

3. Zellenlehre (Cytologie)

4. Gewebelehre (Histologie)• Gewebearten:

• Epithelgewebe: bedeckt innere und äußere Oberflächen• Drüsenepithel• Oberflächenepithel• Sinnesepithel

• Binde-und Stützgewebe:• faseriges Bindegewebe• zellreiches Bindegewebe• spezialisiertes Bindegewebe:

• Knorpelgewebe• Knochengewebe• Fettgewebe• Blut

• Muskelgewebe• Nervengewebe

4. Gewebelehre (Histologie)• Knorpelgewebe:

• aus Knorpelzellen (Chondrozyten) und Interzellularsubstanz aufgebaut• Knorpelarten:

• hyaliner Knorpel• überzieht Gelenksanteile• bradytroph: keine Gefäßversorgung, keine Nervenversorgung• schlecht regenerierbar• ernährt durch Diffusion• Schädigungen –> Arthrosen

• elastischer Knorpel:• z.B.: Ohrmuschel

• Faserknorpel:• stabil• z.B.: Bandscheiben, Menisci

5. Allgemeine Muskellehre (Myologie)• Muskeln als “Motoren des passiven

Bewegungsapparates“ (Tittel,1994)• insgesamt 639 Muskeln im menschlichen Körper• drei Arten von Muskelgewebe:• glattes Muskelgewebe (innere Organe)• quergestreiftes Muskelgewebe (Skelettmuskulatur)

• ST-Fasern (slow-twitch)• FT-Fasern (fast-twitch)

• Herzmuskelgewebe (Myokard)• innerviert bzw. gesteuert durch Nerven

5. Allgemeine Muskellehre (Myologie)• normalerweise bestehend aus Muskelbauch und Sehnen

an den jeweiligen Enden• über Sehnen findet die Befestigung am Knochen statt• Ursprung und Ansatz• Ursprung: proximales bzw. kopfnahes Ende• Ansatz: distales bzw. kopffernes Ende

• Muskel wird von einer bindegewebigen Hülle, der Faszie, umhüllt

• Skelettmuskelaufbau:• Muskel• Muskelfaserbündel• Muskelfaser• Myofibrille• Myofilamente (Aktin und Myosin)

• kleinste Einheit der Myofibrillen: Sarkomer• quer zu Myofibrillen verlaufen Z-Scheiben, daran sind die

Aktinfilamente befestigt

5.1 Muskelaufbau

• Muskelspindeln (intrafusale Muskelfasern):• kleine Muskelfasern• verlaufen parallel zu Skelettmuskelfasern (extrafusalen

Fasern)• dienen als Spannungsfühler und somit der Messung und

Regulierung der Muskellänge• sind nicht dehnbar und können sich nicht kontrahierenMeldung an Gehirn und RückenmarkSchutzreaktion: Dehnung wird entgegen gewirktMuskel zieht sich reflexartig zusammen

5.1 Muskelaufbau

• FT-Fasern/Typ II-Fasern (schnellzuckende Fasern):• für kurze, schnelle Belastungen• reich an energiereichen Phosphaten• unterteilbar in:

• Typ IIA-Fasern• Typ IIX-Fasern

• ST-Fasern/Typ I-Fasern (langsamzuckende Fasern):• für lange, ausdauernde Belastungen• reich an Myoglobin• niedere Intensitäten

5.2 Muskelfaserarten

• Parallelfasrige Muskeln: können sich deutlich verkürzen und realisieren schnelle, ausladende Bewegungen, z.B.: M. rectus femoris:• Einköpfig: M. supraspinatus• Zweiköpfig: M. biceps femoris• Dreiköpfig: M. triceps brachii

• Gefiederte Muskeln: können kleine, kraftvolle Bewegungen realisieren, z.B.: M. latissimus dorsi• einfach gefiederte Muskeln• zweifach gefiederte Muskeln

• weitere Einteilung: ein Muskelbauch, mehrere Muskelbäuche (z.B. M. rectus abdominis)

5.3 Muskelarten- und Formen

• übertragen Kräfte von Muskeln auf Knochen und vice versa• Sehnenformen:

• lange Sehnen, etwa im Bereich der Hand• breite, flache Sehnen (Aponeurosen), etwa im Bereich des Rückens

(z.B. Lendenfaszie)• kurze Sehne, “fleischige Muskelursprünge“ (z.B. M. pectoralis

major)• primär bestehend aus kollagenfaserigem Typ-I Bindegewebe• Kollagenfasern verlaufen schraubenförmig, lassen eine

Dehnung von etwa 4% zu

5.4 Sehnen

• hohe Zugfestigkeit: ca. 1000kp bei Achillessehne und Quadrizepssehne• Fibrillen der Sehne werden durch lockeres Bindegewebe zu

Bündeln zusammengefasst• sind umgeben von einem Gleitgewebe (Peritendineum)• Sehnentypen:

• Zugsehnen: verlaufen in Verlängerung des Muskels, werden lediglich auf Zug beansprucht• Gleitsehnen: werden über Knochen umgeleitet (Hypomochlion),

etwa die lange Bizepssehne; werden auf Druck und Zug beansprucht

5.4 Sehnen

• Sehnenansatzzone als das schwächste Glied in der Kette Muskel-Sehne-Knochen• dort treten oft Überlastungserscheinungen sowie knöcherne

Ausrisse auf• 4 Zonen am Sehnenansatz um Übergang von Knochen auf Sehne

anzugleichen:• Sehne• unverkalkte Knorpelzone• verkalkte Knorpelzone• Knochen

• zwischen Sehnenfasern liegende Knorpelzellen dienen als „Stoßdämpfer“

5.4 Sehnen

• Sehnenscheiden:• dienen der besseren Gleitfähigkeit• umhüllen die Sehnen an exponierten Stellen (z.B. im Handgelenk)

• Schleimbeutel (Bursae)• treten in Gelenknähe auf• oft zwischen Sehnen und Knochen wo es zu Verschiebungen gegenüber der Umgebung kommt• fungieren als Wasserkissen

• Sesambeine:• in Sehnen eingelagerte Knochen erhöhen die Hebelwirkung des jeweiligen Muskels• z.B.: Patella im Kniegelenk

• Faszien:• bindegewebiges Material zwischen den Muskeln• z.B.: Fascia thoracolumbalis im Bereich des unteren Rückens

• Retinacula (Halteschlaufen):• Halteband für Gewebe• z.B.: Retinaculum extensorum in der Hand

5.5 Hilfseinrichtungen des Muskels

• Verbindungen zwischen zwei knöchernen oder knorpeligen Anteilen des Skeletts• Aufgaben:• Ermöglichen von Bewegungen• Kraftübertragungen

• Unechte Gelenke (Synarthrosen)• Echte Gelenke (Diarthrosen)

6. Allgemeine Gelenklehre (Arthrologie)

• Echte Gelenke (Diarthrosen)• Hauptmerkmal: Gelenkspalt der die Knochen teilt• Gelenkhöhle• Gelenkkapsel• Gelenkknorpel

• Unechte Gelenke (Synarthrosen)• Gelenkspalt fehlt• Raum mit Knochen, Knorpel oder Bindegewebe gefüllt• Knorpelhaften (Synchondrosen): Schambeinfuge• Bandhaften (Syndesmosen): Membrana interossea zwischen Schien-und

Wadenbein• Knochenhaften (Synostosen): Verschmelzung der 5 Kreuzwirbel zum

Kreuzbein

6.1 Echte und unechte Gelenke

• umschließt das Gelenk• zwei Schichten:

• äußere Schicht: Membrana fibrosa, bestehend aus derbem, festem Bindegwebe• innere Schicht: Membrana synovialis, bestehend aus dünnem, zarten Bindegewebe

• es gibt sowohl straffe Kapseln (Hüftgelenk), als auch schlaffe Gelenkkapseln (Schultergelenk)

• äußere Gelenkkapsel von Bändern (enthalten Propriozeptoren) verstärkt• Gelenkschleimhaut besitzt Zellen die für Bildung und Aufnahme von

Gelenkflüssigkeit (Synovia) zuständig sind• Gelenkflüssigkeit setzt Reibung herab und ernährt den Gelenkknorpel

6.2 Gelenkkapsel

• Kugelgelenk • 6 Hauptbewegungsrichtungen• z.B.: Schultergelenk, Hüftgelenk

• Zapfengelenk• 2 Hauptbewegungsrichtungen• z.B.: Atlas und Axis

• Scharniergelenk• 2 Hauptbewegungsrichtungen• z.B.: Humeroulnargelenk

• Sattelgelenk• 4 Hauptbewegungsrichtungen• z.B.: Daumensattelgelenk

6.3 Gelenkformen

• Eigelenk• 4 Hauptbewegungsrichtungen• z.B.: Handgelenk

• Planes Gelenk• leichte Verschiebewegungen möglich• z.B.: Wirbelgelenke

• Straffes Gelenk (Amphiarthrosen):• durch feste Bandstrukturen nahezu unbeweglich• z.B.: Kreuz-Darmbein-Gelenk

6.3 Gelenkformen

• Knochen bilden den passiven Bewegungsapparat• Körper besteht aus etwa 200 Einzelknochen• direkte Knochenentwicklung: desmale Ossifikation

(Schädelknochen)• häufiger: indirekte Knochenentwicklung chondrale

Ossifikation (es entsteht erst ein Knorpelmodell des Knochens)• Knochenzellen:

• Osteoblasten: bauen neue Knochensubstanz auf• Osteoklasten: bauen Knochensubstanz ab• Osteozyten: entstehen aus Osteoblasten

7. Allgemeine Knochenlehre(Osteologie)

• Knochenbestandteile:• 50% anorganische Anteile: Bindegewebsfasern, sorgen für

Elastizität des Knochens• 30% organische Anteile: Mineralien und Kalk, sorgen für Härte

des Knochens• 20% Wasser

• Knochenteile eines Röhrenkonchens:• Diaphyse (Knochenschaft in der Mitte)• Epiphysen (Endstücke des Knochens)• dazwischen: Epiphysenfugen

7.1 Aufbau des Knochens

• äußere Rindenschicht: Kortikalis• inneres schwammartiges Gewebe: Spongiosa

(Knochenbälkchen)• innere Knochenhaut: Endost• äußere Knochenhaut: Periost• enthält schmerzleitende Nervenfasern

• zwischen Knochenbälkchen:• rotes Knochenmark: blutbildend• gelbes Knochenmark: gelbes Fettmark

• Schaftbereich des Knochens: keine Knochenbälkchen

7.1 Aufbau des Knochens

• „fertiger“ Knochen wird als Lamellenknochen bezeichnet• Rindenschicht ist lamellenartig aufgebaut und besteht

aus:• äußerer Generallamelle• Osteonen (Haverssche Systeme)• innerer Generallamelle

• Kanäle in denen Blutgefäße und Nerven verlaufen, darum ordnen sich Lamellen schalenförmig an Osteon• zwischen Lamellen liegen Osteozyten

7.1 Aufbau des Knochens

• in Gelenknähe bzw. in den Epiphysen: vermehrte Spongiosa• in der Knochenmitte, im Bereich der Diaphyse: dicke

Rindenschicht (Kortikalis) • Anordnung der Knochenbälkchen spiegelt den Verlauf

der Kraftlinien wieder• dicke Knochenbälkchen werden als Trajektorien

bezeichnet

7.2 Mechanische Eigenschaften des Knochens

7.3 Knochenformen• Röhrenknochen:• Vorkommen: obere und untere

Extremität• Knochenschaft in der Mitte,

Epiphysen an den Enden• Abbildung: Humerus

(Oberarmknochen)

7.3 Knochenformen• Platte Knochen:• Schutz innerer Organe• Abbildung: Scapula

(Schulterblatt)

7.3 Knochenformen• Kurze Knochen:• Hand-und Fußwurzelknochen• müssen hohe Druck-und

Stauchkräfte tolerieren• Abbildung: Fußknochen

7.3 Knochenformen• Unregelmäßig geformte

Knochen:• Stütz-,Schutz—und

Bewegungsfunktion• Abbildung: Wirbel, Atlas rot

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• Ansah, Patrick, et al. Laufanalyse. Ed. Matthias Marquardt. Georg Thieme Verlag, 2012.• Gehrke, T. (2012). Sportanatomie. Rowohlt.• Kapandji, I. A. (2009). Funktionelle Anatomie der Gelenke: schematisierte und kommentierte Zeichnungen zur

menschlichen Biomechanik; einbändige Ausgabe-obere Extremität, untere Extremität, Rumpf und Wirbelsäule. Georg Thieme Verlag.

• Platzer, W. (2013). Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat. Georg Thieme Verlag.• Schulte, E., Schumacher, U., & Schünke, M. (2011). Prometheus-Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem.

Tittel, K., & Opitz, K. (1963). Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen. G. Fischer.• Valerius, K. P. (2002). Das Muskelbuch: funktionelle Darstellung der Muskeln des Bewegungsapparates.

Hippokrates-Verlag.• Weineck, J. (2003). Sportanatomie. Spitta Verlag GmbH & Co. KG

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Quellen

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