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etwa den Grabesrittern einenregenZulauf beschert. Doch sind die geheimnisvollen Christenclubs auchwirklich der Karriere förderlich? Von Bernhard Ecker T\. as Ritual ist gut eingeübt' "Worum bitten Sie?"' fragt der I l;;;;f in litäneihafrem Ton' Die Männer' die mit ihren Lr, p"t.n i., einer langen Reihe aufgestellt sind' replizieren. ilt-*no, "i.f, Uitt. o- aie i'nvestitur alsPJfter vom HeiligenGrab"' ;;i;ilFer einzelne von ihnen vor' der Geistliche schlägt sie mit einem Schwert zum Ritter' "Im Namen des Vaters"'rechte ö"i"fi.t, ,n.t Sohnes"' llnke Schulter' "und desheiligen Geistes'' Fortan dürfen sie den elfenbeinfarbenen Mantel anlegen' auf ä;ät ;;i; ierusalemkreuz Prangt' Es soll die fünf Wundmale Michael SPindelegger (rechts, 3. Reihe, mit Krawätte) Gruppenbild mit die Träger in die beider Angelobung neuer I Ritter undDamen des ordenil der Ritter zum Heiligen Grab ]. ;,äi'#:iiT.'il'.t"ö ;l 0vP-cnef und Finanrfifr ister. Christi sYmbolisieren. öi. ,o*Äu""te Investitur, die jährliche Neuaufnahme von Mit- ;#;t';;;;'ki uor-euc."ttthende wie eine Firmung für die ä;iltd;;;t. Dennoch lockte dasreligiöse Event vor drei - iJ.." im Wiener Stephansdom 56O Mitglieder des Ritteror- '-ä.n, uo- Heiligen G'rab zu ferusalem an' Angehörige inklu- sive. Und auch-die anderen Ritterorden mit Wurzeln in den ielten dermittelalterlichen Kreuzzüge - Malteser, )ohanni- terundDeutscherorden(sieheKastenaufSeite43)-sind derzeit weitausagiler,als man es in einer weitgehend säku- larisierten Gesellsihaft vermuten würde' U.i O.otr.t . Ordenetwa hat unterseinem bis 2012 amtierenden ,,Sa[eimeister", dem Ex-Verbund-General HansHaider' zuletzt eine 'ä*Ji.ft. V.q'tingung,ku' eingeleitet u1d z,aihl11n 160weltliche üiüi.d.";"'g.riuott; ru-itiäen' Die Grabesritter' die mit Micha- .idii"Ja.ggä seit 2009sogar einen.Vizlkanzler in ihren Reihen n"ü'.n, t onä.n ihren Mitgliäderstand in denvergangeT" fi'1f Jl ren von 400 auf 500 steigern, ganzgegen,den landlaungen rrenq ,ro" ri"f.."a.n Gottesdiästbeiuchen und steigenden Kirchenaus- tritten. Damit haben sie sogardie noblen Malteser überholt' die ü;.*uc";t ;it der höchsän Adelsdichte' die.aktuell 4 1 5 Ritter ,änit. O"i. ploer von Malta sind mit ihren Sozialdiensten' vor allem äe.n Horplt"ldienst, auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt' --Auf diä jüngere Wirtschaftselite übt insbesondere der Grabes- ,itt.i.o.dä.'Änziehungskraftaus:DerneueBossderHypo> { I t gerückt - füi manche soga zu sehr. I I 46 trend I I t"tän zott*

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etwa den Grabesrittern einen regen Zulauf

beschert. Doch sind die geheimnisvollen

Christenclubs auch wirklich

der Karriere förderlich?Von Bernhard Ecker

T\. as Ritual ist gut eingeübt' "Worum bitten Sie?"' fragt der

I l;;;;f in litäneihafrem Ton' Die Männer' die mit ihren

Lr, p"t.n i., einer langen Reihe aufgestellt sind' replizieren.

ilt-*no, "i.f, Uitt. o- aie i'nvestitur als PJfter vom Heiligen Grab"'

;;i;ilFer einzelne von ihnen vor' der Geistliche schlägt sie

mit einem Schwert zum Ritter' "Im Namen des Vaters"' rechte

ö"i"fi.t, ,n.t Sohnes"' llnke Schulter' "und des heiligen Geistes''

Fortan dürfen sie den elfenbeinfarbenen Mantel anlegen' auf

ä;ät ;;i; ierusalemkreuz Prangt' Es soll die fünf Wundmale

Michael SPindelegger(rechts, 3. Reihe, mit Krawätte)

Gruppenbild mit

die Trägeri n d ie

bei der Angelobung neuer IRitter und Damen des ordenilder Ritter zum Heil igen Grab ].

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Christi sYmbolisieren.öi. ,o*Äu""te Investitur, die jährliche Neuaufnahme von Mit-

;#;t';;;;'ki uor-euc."ttthende wie eine Firmung für die

ä;iltd;;;t. Dennoch lockte das religiöse Event vor drei-

iJ.." im Wiener Stephansdom 56O Mitglieder des Ritteror-'-ä.n,

uo- Heiligen G'rab zu ferusalem an' Angehörige inklu-

sive. Und auch-die anderen Ritterorden mit Wurzeln in den

ielten der mittelalterlichen Kreuzzüge - Malteser, )ohanni-

terundDeutscherorden(sieheKastenaufSeite43)-sindderzeit weitaus agiler, als man es in einer weitgehend säku-

larisierten Gesellsihaft vermuten würde'

U.i O.otr.t . Orden etwa hat unter seinem bis 2012 amtierenden

,,Sa[eimeister", dem Ex-Verbund-General Hans Haider' zuletzt eine'ä*Ji.ft.

V.q'tingung,ku' eingeleitet u1d z,aihl11n 160 weltliche

üiüi.d.";"'g.riuott; ru-itiäen' Die Grabesritter' die mit Micha-

.idii"Ja.ggä seit 2009 sogar einen.Vizlkanzler in ihren Reihen

n"ü'.n, t onä.n ihren Mitgliäderstand in den vergangeT" fi'1f Jl

ren von 400 auf 500 steigern, ganz gegen,den landlaungen rrenq

,ro" ri"f.."a.n Gottesdiästbeiuchen und steigenden Kirchenaus-

tritten. Damit haben sie sogar die noblen Malteser überholt' die

ü;.*uc";t ;it der höchsän Adelsdichte' die.aktuell 4 1 5 Ritter

,änit. O"i. ploer von Malta sind mit ihren Sozialdiensten' vor allem

äe.n Horplt"ldienst, auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt'--Auf

diä jüngere Wirtschaftselite übt insbesondere der Grabes-

, i t t . i .o .dä. 'Änziehungskraf taus:DerneueBossderHypo>

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Alpe-Adria-Bank, Alexander Picker, überraschte zuletzt im trend(212014) mit seinem demonstrativen Bekenntnis, stolz auf seineAktivitäten bei diesem Orden zu sein. Industriellen-Generalsekre-tär Christoph Neumayer ist dort 2012 Mitglied geworden. Dane-ben wurde eine ganze Reihe von hochrangigen Ministerialbeam-ten, Schuldirektoren oder Bundesheerofizieren in den letzten Jah-ren ebenfalls neu ,,investiert".

Netzwerk und Glauben. Doch was ist das Faszinierende an Or-ganisationen, die sich in Großprioraten, Komtureien oder Balleienorganisieren, bei Bischofsweihen und Fronleichnamsprozessionenin Geschwadern auftreten und vor Schwertern, Kreuzen und Um-hängen nur so strotzen?

Sicher ist, dass es um mehr geht als um fröhliche Ritterspiele.Sinnsucher, von denen es auch unter Führungskräften seit Beginnder Wirtschaftskrise immer mehr gibt, finden in den karitativenTätigkeiten vielfültige Angebote: Die Orden betreiben Altenheime,Drogenkliniken, Rettungsdienste oder managen Sozialprojekte inPalästina und Israel.

Dazu kommt eine soziale und spirituelle Dimension. Für IV-General Neumayer, der über seinen Freundeskreis rund um Cari-tas-Chef Michael Landau zu den Rittern kam, ist essenziell, ,,dasses eine nette Gemeinschaft und kein großer Zeitaufwand ist". DieNachwuchshoffnung der ÖVP-Niederösterreich, Lukas Mandl,eine der jüngsten ,,Eroberungen' des Deutschen Ordens, schätztdie,,intellektuell anspruchsvolle Dimension' mit,,berührendenPredigten'. Anders als bei Gesellschaftsclubs wie den Rotariern,wo der 34-jährige Landtagsabgeordnete ebenfalls Mitglied ist, seider Orden der Ort, ,,wo ich meinen Glauben lebe". Und auchGeorg Starzer, Vorstand der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich,will seine Zugehörigkeit zu den Grabesrittern auf die spirituelleDimension beschränkt sehen. Es sei ,,eine zusätzliche Möglichkeit,im Kreise Gleichgesinnter meinen Glauben zu vertiefen'.

Doch dass Starzers Ex-ChefLudwig Scharinger ebenso ein Gra-besritter ist wie Linz-AG-Generaldirektor Alois Froschauer, indessen Aufsichtsrat Scharinger sitzt, zeigt natürlich, wie sehr sichSpiritualität und reale Netzwerke auch bei den Rittern überlappen.Die jeweilige Mischung ist von Orden zu Orden, von Mitglied zuMitglied höchst unterschiedlich ausgeprägt.

Der Österreich-Statthalter der Grabesritter, Karl Lengheimer,hat seine Organisation in den letzten lahren unbestreitbar geöff-net. Der ehemalige ÖVP-Bezirksvorsteher von Wien-Wieden hatmit Josef Kalina kurioserweise sogar einen ehemaligen SPÖ-Spin-doctor als PR-Berater geholt. Der Kurswechsel war auch dringendgeboten, denn die Altersstruktur des Ordens ist, vornehm ausge-drückt, ungünstig. Dazu kommt, dass es auch unter echten

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Rittersleuten inzwischen Scheidungen gibt - laut Statut dürfenWiederverheiratete aber nicht mehr Mitglied sein. ,,Wir wollennatürlich Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben anziehen'.ist Lengheimer mit dem bisherigen Verlauf seiner Offensive zu-frieden.

Noble Güte. Norbert Salburg-Falkenstein, Prokurator des Groß-priorats Österreich der Malteser, denkt hingegen nicht daran, ineinen Promi-Wettlauf einzusteigen. Anders als bei den Grabesrit-tern und dem Deutschen Orden, wo neben Hans Haider auch derfrühere Post-Vorstand Herbert Götz Mitglied ist, gibt es bei denMaltesern wenige bekannte Führungskräfte aus der Wirtschaft.Wenn, dann glänzt dort alter (Wirtschafts)Adel wie Ex-Grawe-Aufsichtsratschef Franz Harnoncourt-Unverzagt oder Max Turn-auer, der inzwischen 83-jährige Sohn des legendären Industriellen

Wehrhafte Wirtschaftsritter.Die Malteser (l inks: Norbert 5alburg-Falkenstein, Prokurator des 6roßprioratsÖsterreich) betreiben in österreich Land-und Forstwirtschaft sowie ein Skigebiet.0ben: Das Malteser-Schloss Mailberg inN i ederösterrei ch.

Herbert Turnauer. Er fungiert als Ständiger Botschafter der Mal-teser im Fürstentum Liechtenstein und ist auch Verbindungsmanndes Ordens zur UN-Teilorganisation UNIDO. Zwei Drittel der 415Ordensmitglieder sind adeliger Herkunft, ausgedehnte Exerzitienund eine Wallfahrt nach Lourdes sind die Voraussetzung, um auf-genommen zu werden. ,,Dadurch liegt die Zutrittsschranke beiuns etwas höher", sagt der Prokurator, der auf der Malteser-Home-page als ,Graf" tituliert wird.

Neben Spenden und Mitgliedsbeiträgen können die Malteserauch auf Gewinne aus den eigenen Wirtschaftsbetrieben zurückgreifen: darunter das Skigebiet Hebalm und eine Forstwirtschaftin der Steiermark sowie die ,,Kommende Mailberg" in Niederö-sterreich, zu der Schlosshotel, Weingut und Bio-Landwirtschaftgehören. Daher liegen die 360 Euro fahresmitgliedsbeitrag derMaIteser ,vondenendieHäl f tenachRomabgel ie fer twi rd,>

sche Handelskammer in Österreich .Tel. +43 15451417 54 . [email protected]

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deutlich unter dem, was der Grabesritter-Orden seinen Mitglie-dern abknöpft: durchschnittlich über 700 Euro.

Dort scheint Geld derzeit ohnehin kein Hindernis für Ritter inspe zu sein: Es gibt einen regelrechten ,,spindelegger-Eff.ekt".Letztes Jahr ist etwa der Leiter des Internationalen Büros der OVRPatrick Vollea beigetreten; und noch vor Industriellen-GeneralNeumayer wurde Raiffeisenmanagerin Michaela Steinacker 20 1 1als,Ordensdame" aufgenommen. Nach den Nationalratswahlenim vergangenen Herbst ist Steinacker, die in ihrer Studienzeit auchdie erste Frauenverbindung im Cartellverband (CV) mitbegrün-dete, für die Volkspartei ins Parlament eingezogen. Ihre Mitglied-schaft will sie mit dem Hinweis darauf, dass es sich um eine Pri-vatsache handelt, nicht kommentieren.

Selbst wenn der Vizekanzler und Finanzminister sich ztletztkaum noch bei den Rittern blicken ließ, bleibt die Verbindung auf-recht Spindeleggers nunmehriger ÖVP-ICubchef, Reinhard Lo-patka, hielt 2013 in der Wiener Komturei der Ordensritter einenVortrag über außenpolitische Belange.

Polit-Nähe und Distanz. Weil man den Orden nicht einfach bei-tritt, sondern erst einmal eingeladen oder,,berufen'werden muss'bilden sich naturgemäß eingeschworene Zirkel. Von den offiziellenRepräsentanten der Ritter wird das zwar in Abrede gestellt' den-noch erzählen manche Mitglieder hinter vorgehaltener Hand voneiner verhängnisvollen ,Iendenz zur Verweltlichung". Für mancheNeo-Ritter sei der Orden schlicht ein Netzwerk,,on top': Wer mit15 im Mittelschülerkartellverband (MKV) und danach als Studentim Cartellverband (CV) war, trete später eben auch leichter einemRitterorden bei.

Dass die ÖVP auf diese Weise strategisch Signale ans rvllähler-

volk aussenden will, hält der Politikexperte Peter Filzmaier für

,,unlogisch und unwahrscheinlich. Eine Partei, die beim urbanen,liberalen Publikum Probleme hat, könnte damit sicher nicht punk-ten'. Genau deshalb werden die Fäden aber eher im Verborgenengesponnen, meint Filzmaiers Kollege Anton Pelinka, der sich aus-ftihrlich mit dem politischen Katholizismus in Österreich beschäf-tigt hat. Pelinka spricht im Zusammenhang mit diesen ,,innerenNetzwerken" des konservativ-katholischen Lagers sogar von

,,sekundärer Freimaurerei".Von Politiknähe seiner Organisation will Ober-Grabesritter

Lengheimer jedoch partout nichts hören. Bei aller personellenNähe zum christlich-konservativen Lager sei,,politische Aquidi-stanz nach innen und außen'oberstes Gebot, moniert der 66-Jäh-rige. Ermutigt durch die jüngsten Zuwächse, bläst der Statthalternun zur weiteren Offensive. Sein Signal an alle Möchtegern-Ritterist eindeutig: ,,Wir wollen weiter wachsen." o

28. April2o14öewz, 1010 Wien, Rockhgasse 6

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