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THEMEN + FREQUENZEN F 50936 01/13 Magazin der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien Potenzial Gewählt Internetradios erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Eine SLM- Studie verweist auf die Stärken. Michael Sagurna, Experte für Politik und Medien, ist neuer Präsident des Medienrates. 6 SAEK News Volontärsausbildung „on the job“ von Pädagogik bis Journalismus. 16 20 Webradios mit Zukunft

>> Interview THEMEN FREQUENZEN · 2015. 12. 7. · Gebieten. Christian Bollert zum Beispiel beschäftigt der niedrige Altersschnitt der Webradiomitarbeiter: 58 Prozent sind zwischen

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  • themen + frequenzen >> Interview 1

    THEMEN + FREQUENZEN

    F 50

    936

    01/1

    3Magazin der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien

    Potenzial GewähltInternetradios erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Eine SLM-Studie verweist auf die Stärken.

    Michael Sagurna, Experte für Politik und Medien, ist neuer Präsident des Medienrates.6

    SAEK NewsVolontärsausbildung „on the job“ von Pädagogik bis Journalismus. 16 20

    Webradios mit Zukunft

  • 2 themen + frequenzen >> Partner der SLM

    SAEK auf Erfolgskurs:

    Medienkompetenz im BlickImmer mehr Sachsen „machen Medien“ selbst und nutzen dazu die Fernseh-, Hörfunk- und Crossmedia-Studios der Sächsischen Ausbil-dungs- und Erprobungskanäle (SAEK) in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Bautzen, Görlitz, Torgau, Plauen, Riesa und Zwickau. So produzierten insgesamt ca. 90.000 Sachsen seit 1998 bis heute Film- und Fernseh-beiträge, Hörspiele, Spiele, Handyfilme, Blogs und vieles mehr.

    Seit 2010 sind das kontinuierlich über 10.000 SAEK-Nutzer pro Jahr. Allein im letzten Jahr setzten ca. 12.000 junge und alte Sachsen ihre Medienideen in den SAEK praktisch um und entwickelten so eine medienkritische, medienkundliche und mediengestalterische sozia-le Bürgerkompetenz. Und der Trend nach aktiver Medienarbeit hält auch in diesem Jahr an. Das zeigen die Anmeldungen bis weit in den Sommer 2013 hinein.

    Vier bis fünf Mal besucht ein SAEK-Nutzer dato „seinen“ SAEK und bleibt in etwa vier Stunden. Dabei kommen mit mehr als 52 Prozent mehr Mädchen und Frauen in die SAEK, wobei seit 2010 die Zahl der Jungs und Männer jährlich um ein Prozent steigt und aktuell bei ca. 48 Prozent liegt. Jeder achte SAEK-Nutzer war 2012 ein Schüler. Die meisten davon im Alter zwischen 13 und 17 Jahren und danach im Alter zwischen 7 und 12 Jahren. Aber auch die Zahl der allerjüngsten SAEK-Produzenten hält sich bei vier Prozent und liegt damit ähnlich wie die Zahl der ältesten SAEK-Gäste. Mal sehen, ob auch dieses Jahr noch mehr Sachsen in die SAEK kommen und so die Zahl der Medien-macher und Medienkompetenten weiter steigt. \\

    Seit Mitte 2012 gibt es mit dem SAEK-Angebot in Torgau insgesamt neun Standorte in Sachsen. (Foto zur Eröffnungsfeier mit Dr. Uta Corsa [r. u.], dem Vizepräsidenten des Medienrates, Christoph Waitz [r. o.], dem Geschäftsführer des Standortbetrei-bers, Michael Scherschel [M. o.], und weiteren Akteuren).

    Inhalt

    4 Schwerpunkt (4 bis 11) Zukunftspotenzial von Webradios: Neueste Entwicklungen, Studien-ergebnisse und Anbieter im Web.

    6 Internetradios in Sachsen Eine von der SLM beauftragte Studie beschäftigt sich mit Anbietern, Struktur und Nutzern der Webradios in Sachsen.

    10 Bestandsaufnahme Media-Analyse Im Interview: Dieter K. Müller und Werner Beitz über die Bedeutung der Analyse und aktuelle Entwicklungen.

    12 Digitalisierung vertragt Sächsischer Landtag verschiebt UKW-Abschaltung bis 2025.

    15 SAEK News Praxisnahe Volontärsausbildung von Pädagogik bis Journalismus.

    19 Pro & Kontra Streit um Werbeerlöse: Drei Webradios kündigen ihre Zusammenarbeit mit radio.de.

    20 Medienköpfe im Porträt Michael Sagurna ist neuer Präsident des Medienrates der SLM.

    22 Safer Internet Day Im Januar wurden die Gewinner des Kurzfilmwettbewerbs „Netzcheck“ im Rahmen des „Safer Internet Day“ gekürt.

    24 Report Nur ein Nischenprodukt? Zwei säch-sische Fanradios unter der Lupe.

    26 Medienrecht Prof. Dr. Christoph Degenhart kommentiert den neuen Rundfunkbeitrag.

    28 Medienforschung Wie praxistauglich ist Social Media für Radiosender wirklich?

    31 Kolumne Prof. Dr. Ludwig Hilmer, Rektor der Hochschule Mittweida, lädt zum Dinner. Anlass: der 90. Radiogeburtstag.

    PD Dr. Uta Corsa, Geschäftsführerin SAEK-Förderwerk für Rundfunk und neue Medien gGmbH

  • 3themen + frequenzen >> Aktuelles

    Hervorragende Beiträge aus Bürgermedien, Hörfunk und Fernsehen gesucht

    Medienanstalten loben Rundfunkpreis aus

    Lokales Fernsehen in Sachsen wirkt!

    Präsentation der Werbewirkungsstudie für Lokal-TV

    Am 25. März präsentiert die SLM die Ergebnisse der „Sachsenweiten Werbewirkungsstudie für das Lokal- und Regionalfernsehen“. Ab 17.00 Uhr wird die Studie im Rah-men der Veranstaltungsreihe „Wissenschaft im Diskurs“ durch Dr. Andreas Czaplicki, Geschäftsführer des Markt-forschungsunternehmens uniQma GmbH, vorgestellt. Im Anschluss schätzt Thomas Bathelt, Geschäftsführer der Mediaplus Spezialagentur für Media GmbH & Co. KG, Er-gebnisse der Studie ein. Die Veranstaltung fi ndet in den Räumlichkeiten der SLM, Ferdinand-Lassalle-Straße 21 in Leipzig, statt. Der Eintritt ist frei. \\

    Programm und Anmeldung unter www.slm-online.de > Termine

    Die Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA), die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) und die Sächsische Landes-anstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) loben im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Mitteldeut-scher Landesmedienanstalten – AML“ bereits im neunten Jahr in Folge den „Rundfunkpreis Mitteldeutschland“ aus. Das Preisgeld von insgesamt 34.000 Euro wird in folgen-den drei Bereichen vergeben:

    Bürgermedien – Hörfunk und Fernsehen: Der Preis wür-digt hervorragende Programmbeiträge privater nicht-kommerzieller Hörfunk- und Fernsehproduzenten aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Er soll Produzen-ten und Autoren ermutigen, Beiträge in hoher Qualität zu produzieren. Die Jury vergibt die Preise in den Kategorien

    Die Gewinner des Rundfunkpreises Mitteldeutschland – Fernsehen 2012.

    www.slm-online.de/wettbewerbe

    „Bester Beitrag Erwachsene“, „Bester Beitrag Nachwuchs bis 18 Jahre“, „Länderpreise“ und zum „Sonderthema: Mit-teldeutscher Kulturraum“. Der Einsendeschluss ist am 17. Mai 2013. Die Gewinner des Bürgermedienpreises wer-den am 27. September 2013 zur Preisverleihung in Jena be-kannt gegeben.

    Hörfunk: Der Preis würdigt überdurchschnittliche Bei-träge privater kommerzieller Hörfunkproduzenten aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Gleichzeitig ruft die Auszeichnung dazu auf, hervorragenden Beiträgen ausreichend Platz im Programm zur Verfügung zu stellen. Der Preis wird in den Kategorien „Bester Beitrag“, „Beste Moderation“, „Beste eigenproduzierte Werbung“, „Län-derpreise“ und „Sonderthema: Mitteldeutscher Kultur-raum“ vergeben. Der Einsendeschluss ist am 27. Mai 2013. Die Gewinner des Hörfunkpreises werden am 5. Juli 2013 zur Preisverleihung in Halle bekannt gegeben.

    Fernsehen: Die Auszeichnung geht an exzellente Pro-grammbeiträge privater kommerzieller Fernsehprodu-zenten aus Mitteldeutschland. Weiteres Anliegen ist es, private kommerzielle TV-Veranstalter zu bestärken, hoch-wertige Beiträge im Programm zu berücksichtigen. Die Jury vergibt dabei Preise in den Kategorien „Bester Bei-trag/Bestes Porträt“, „Beste Werbung“, „Beste Nachricht im Fernsehen“, „Länderpreise“ und zum „Sonderthema: Mitteldeutscher Kulturraum“. Der Einsendeschluss ist am 26. August 2013. Die Gewinner des Fernsehpreises werden am 8. November 2013 zur Preisverleihung in Leipzig be-kannt gegeben. \\

  • themen + frequenzen >> Schwerpunkt4

  • 55

    Hörfunk macht glücklichWelche Bedeutung hat das Radio im Alltag der Nutzer? Und über welchen

    Übertragungsweg erreicht es künftig seine Hörer?

    „Radio hat einen festen Platz im All-tag und im Leben der Menschen. Ist die perfekte Welle gefunden, liefert es den Soundtrack des Tages und leistet eine wichtige Hilfestellung im Tagesablauf der Hörer. Es folgt ihnen unauffällig und anschmieg-sam und mit ihm folgen die Wer-bebotschaften, die es wirksam und quasi selbstverständlich ver-mittelt.“ Das ist das Fazit der Stu-die „Radio macht glücklich“ des

    rheingold instituts, die zum RADIO DAY 2012 präsentiert wurde.

    In nüchternen Zahlen belegt, erreicht Ra-dio täglich fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung

    und ist damit die reichweitenstärkste Mediengattung in Deutschland. So stellt es der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) im Jahresbericht 2012 fest. Die durchschnittliche Hördauer beträgt dabei etwa drei Stun-den und 19 Minuten pro Werktag. Auch und besonders für Jugendliche gehört das Radio zu den wichtigsten Medien im Alltag. Mehr als drei Viertel der 12- bis 19-Jährigen schal-ten mehrmals pro Woche, wenn nicht sogar täglich, ein Pro-gramm ein – nur sechs Prozent hören nie Radio. Zu diesem Ergebnis kommt die JIM-Studie 2012. Die Basisstudie wird jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest herausgegeben und gilt als eines der wichtigsten Barometer jugendlichen Medienkonsums in Deutschland. Doch was im Detail macht den Erfolg des Hörfunks aus? Hierfür fi ndet die Studie des rheingold instituts folgende Begründung: „Momente der Stille wirken auf die Menschen mitunter beunruhigend. Das Einschalten des Radios liefert für solche Situationen eine Lösung: Es bringt beschwingen-des, anheimelndes, Mut machendes Leben in den Alltag. Deshalb wird Radio von vielen Menschen als treuer und selbstverständlicher Tagesbegleiter empfunden.“

    Eines ist in puncto Nutzungsgewohnhei-ten besonders auffällig: Online-Radio er-freut sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Sechs von zehn Internetnut-zern, also etwa 32,46 Millionen Bundes-bürger, hören Webradio – ein Zuwachs von 117 Prozent in den letzten zwei Jahren. Das berichtet der Bundesverband Digita-le Wirtschaft (BVDW) e. V. gemeinsam mit dem Online-Vermarkterkreis (OVK) und der Fachgruppe Audio Digital im BVDW. Als Grundlage für diese Angaben dient die repräsentative Studie „Mediascope Europe“.

    Die Webradionutzung steigt dabei ins-besondere auf mobilen Geräten. Zu die-sem Schluss kommt der Webradiomo-nitor 2012, eine Studie im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Demnach erfolgt bereits jeder sechste Abruf via Smartphone oder Tablet-PC. Drei Viertel der Befragten se-hen im mobilen Internetradio künftig den zentralen Empfangsweg für den Hörfunk. 57 Prozent meinen sogar, dass mobiles Streaming langfristig den klas-sischen UKW-Hörfunk ersetzen könnte. Laut Webradiomonitor soll bis 2014 schon über ein Viertel aller Abrufe mit mobilen Geräten erfolgen. \\

    www.vprt.de

    Lesen Sie dazu das Schwerpunktthema auf den Seiten 6 bis 12.

    www.bvdw.org/medienwww.webradiomonitor.de

    themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    Hörfunk macht glücklichWelche Bedeutung hat das Radio im Alltag der Nutzer? Und über welchen

    Übertragungsweg erreicht es künftig seine Hörer?

    „Radio hat einen festen Platztag und im Leben der Menschen. Ist die perfekte Welle gefunden, liefert es den Soundtrack des Tages und leistet eine wichtige Hilfestellung im Tagesablauf der Hörer. Es folgt ihnen unauffällig und anschmieg-sam und mit ihm folgen die Wer-bebotschaften, die es wirksam und quasi selbstverständlich ver-mittelt.“ Das ist das Fazit der Stu-die „Radio macht glücklich“ des

    rheingold instituts, die zum RADIO DAY 2012 präsentiert wurde.

    In nüchternen Zahlen belegt, erreicht Ra-dio täglich fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung

    und ist damit die reichweitenstärkste Mediengattung in Deutschland. So stellt es der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) im Jahresbericht 2012 fest. Die durchschnittliche Hördauer beträgt dabei etwa drei Stun-den und 19 Minuten pro Werktag. Auch und besonders für Jugendliche gehört das Radio zu den wichtigsten Medien im Alltag. Mehr als drei Viertel der 12- bis 19-Jährigen schal-

  • 6 themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    Radio nach GustoDas Internet ist allgegenwärtig – auf der Arbeit, zu Hause und mobil auf dem Smartphone. Der perfekte Kanal für das Radio?

    Was früher die Stechkarte war, ist heute im Büro der Start-knopf für den Computer. Auch Thomas fährt – angekom-men auf der Arbeit – erst einmal den PC hoch, holt sich einen Kaffee und dann wird eines seiner favorisierten Webradios geöffnet. Der Livestream ist für ihn ein Tages-begleiter. Damit steht der junge Mann nicht allein da. Eine von der SLM in Auftrag gegebene Studie befasst sich speziell mit den Internetradios in Sachsen.

    Die Radiomacher Christian Bollert und Marcus Engert haben sich dafür mit den Medienwissenschaftlern Ben-jamin Bigl, Markus Schubert und Prof. Dr. Hans-Jörg Stieh-ler zusammengetan. Von den zunächst 25 in Sachsen recherchierten, nur über das Internet hörbaren Sendern konnten 22 über das Impressum einwandfrei als säch-sisch klassifi ziert werden und wurden zur Grundlage für die Untersuchung. Besonderes Augenmerk legte das For-schungsteam auf den Professionalisierungsgrad, die Mit-arbeiter, das Programmangebot, die Hörerschaft und das Zukunftspotenzial der Sender.

    Dabei überraschte die Studie auf vielen Gebieten. Christian Bollert zum Beispiel beschäftigt der niedrige Altersschnitt der Webradiomitarbeiter: 58 Prozent sind zwischen 21 und 30 Jahren alt. Marcus Engert hingegen bewegt das Niveau der Angebote: „Selbst Amateurprojekte wei-sen Professionalisierungstendenzen auf. Bestrebungen, auf eine wirtschaftlich so-lide Basis zu kommen, äußerten fast alle Betreiber. Insofern zeigt die Befragung sehr deutlich: Webradio ist längst kein reines Hobby mehr.“ Das bestätigen auch die Zahlen, denn immerhin sieben Anbie-ter verstehen sich selbst als kommerziell. Neben den zwei professionellen Sendern (90elf und detektor.fm) gibt es drei semi-professionelle Programme. Der Rest der untersuchten Akteure wurde in die Kate-gorie Amateur-Webradio eingestuft.

    Generell sieht die Studie zwei Entwick-lungsrichtungen der Web-only-Angebote. „Einerseits orientieren sich sächsische Internetradios an den bekannten Pro-grammmustern der etablierten Sender. Andererseits bieten sie dem Hörer neue Nischen durch Sendungen, die spezielle Musikgenres bedienen“, resümiert Mar-

    kus Schubert. Für die zweite Kategorie stehen viele der semiprofessionellen

    Radios. So hat sich GhostFace auf Gothic, Independent Hardrock und Heavy Metal, MOTTT.FM auf Techno und Elektro und Pop Jazz Radio auf Blues, Jazz und Weltmusik spezialisiert. Eine weitere Nische ist das Informa-tionsangebot. Zwei Beispiele

    dafür sind die beiden professio-nellen Web-Radiosender 90elf und

    detektor.fm. Sie wollen sich mit

    Rumpelkisten Radio

    Sachsenteam

    SAEK Radio

    Singletreff R

    adio

  • 7themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    einem eigenen Programm von der Konkurrenz abheben. 90elf erreicht das durch ein auf Sport ausgerichtetes Spezialprogramm. Neben abwechslungsreicher Musik setzt detektor.fm auf hochwertige Programminhalte mit großem journalistischen Anspruch.

    Das Erstaunlichste daran ist, dass die Menschen sich offensichtlich mit Hingabe auf die Suche nach dem Wunsch-programm machen. Prof. Dr. Stiehler fasst das Phänomen wie folgt zusammen: „In der Befragung der Nutzer wur-de deutlich, wie genau die verschiedenen Angebote mit den Ansprüchen der jeweiligen Nutzer zusammenpassen. Sie fi nden in der schier unendlichen Vielfalt offenbar sehr präzise, was für sie gut ist und was nicht.“ Kein Wunder, charakterisiert die Studie den Webradiohörer doch als jung, hochgebildet und netzaffi n. D. h., er hat Ausdauer, probiert auch mal was aus und verfügt über die Kompe-tenzen, sich im Dschungel Internet zurechtzufi nden.

    Bei der Frage nach der Zukunft der Webradios gehen die Meinungen der Forscher auseinander. Während Prof. Dr. Stiehler trotz eines bereits erreichten „beachtlichen Niveaus“ das Online-only-Angebot auch zukünftig als

    90el

    f

    Blue

    Rad

    io

    City

    radi

    o Leip

    zigDD

    Radio

    detekt

    or.fm

    GhostFace

    Mixcity Radio

    MOTTT.fm

    Musikcity.fmOberlausitzradio

    Pop Jazz Radio

    Radio Bautzen

    Radio DD

    63

    Radio Donius

    Radio Hartmannsdorf

    Radio Limbach-Oberfrohna

    Radio Powerplay

    Rumpelkisten Radio

    Sachsenteam

    SAEK Radio

    Singletreff R

    adioSou

    nd Of

    Space Stu

    net R

    adio

    Sunr

    ay-F

    M

    tc-fm

    .de

    Dem Webradio auf der Spur

    Online-only-Radios aus Sachsen

    Marcus Engert, Christian Bollert, Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler und Markus Schubert (v. l.) nahmen die Landschaft der Online-only-Radios in Sachsen unter die Lupe.

    Die Studie kann bei der SLM bestellt werden:www.slm-online.de/publikationen

    Nischenradio sieht, sehen Marcus Engert und Markus Schubert den Schritt von den UKW-Sendern ins Netz weniger problema-tisch. „Ein Teil der Befragten gab an, dass er bereits regelmäßig Livestreams der etablierten Sender nutzt“, erklärt Markus

    Schubert. Wenn sich dann Hörerinteresse und Senderangebot nicht mehr decken, sei der Schritt zum Web-only-Radio nicht mehr weit. Marcus Engert ver-weist dazu auf die Omnipräsenz von mobilen Endgeräten sowie die rasan-te Entwicklung bei der Datenübertra-gung im Internet und prognostiziert: „Die Menschen werden nicht mehr den Sender hören, der aktuell am wenigsten stört. Sie werden vielmehr

    aktiv und gezielt Sender anwählen.“

    Gute Aussichten also für Thomas, dass ihn auch zukünftig ein Webradio durch den Arbeitstag bringt. Ob das aber aus Sachsen sendet, darüber werden Qualität und das Interesse der Hörer bestimmen. \\

  • themen + frequenzen >> Interview88 themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    Das Smartphone: ständiger Begleiter, technisch mit allen Finessen ausgestattet und nicht zuletzt attraktives Spiel-zeug. Womit, wenn nicht mit einer intuitiv bedienbaren App, sollten Moderatoren Hörer dazu animieren, selbst Programm zu machen? In Zusammenarbeit mit der Er-furter Agentur frischr ist dem Internetradio detektor.fm genau dieses Experiment gelungen. Bereits fünf Sendun-gen haben die Leipziger mit den Inhalten ihrer Hörer pro-duziert. Für die Pilotsendung, die während der Webkon-ferenz re:publica im Mai 2012 entstand, erhielt das junge Team den Deutschen Radio-preis in der Kategorie „Beste Innovation“.

    Seit November 2012 gibt de-tektor.fm die Programmho-heit einmal im Monat an seine Hörer ab: Das beginnt bei der Themenwahl, umfasst die gesendeten Beiträge und reicht bis hin zu den Inhalten der Website des Senders. Für die Mitmachsendung vox:publica stehen stets verschie-dene Themen online zur Auswahl. Die Hörer stimmen per Smartphone ab, worüber gesprochen wird. „Für uns als Redakteure tun sich dabei durchaus Überraschungen auf“, erklärt Christian Bollert. Die Vermutung beispiels-weise, das Thema „Bio“ sei zur Genüge diskutiert worden, stellte sich beim Voting zur ersten regulären Sendung als falsch heraus. Wollten die Hörer doch on air darüber

    User machen ProgrammCrowdRadio verwandelt Radiohörer in Reporter und bricht mit der Einwegkommunikation. Per Smartphone kommt User Generated Content ohne Umwege ins Funkhaus.

    diskutieren, ob Bio „sinnvolles Lebenskon-zept oder Abzocke“ sei. „Mit CrowdRadio verlassen wir schon bei der Sendungsvor-bereitung ausgetretene Pfade und gehen Wege, die wir von allein vielleicht nicht gegangen wären.“ Christian Bollert beschreibt, dass die Sendung durch das System CrowdRadio

    deutlich lebendiger wird. Mit der eigens für detektor.fm individualisierten App findet beispielsweise Hörer Frank in der Programmübersicht genau den Punkt in der Sendung, zu dem sein Beitrag passt: Er führt am Küchentisch ein kurzes In-terview mit seiner elfjährigen Tochter über das Bioessen aus dem heimischen Kühlschrank. Mithilfe der App zeichnet er es unkompliziert mit dem Smartphone auf und produziert einen sendefertigen

    „Mit CrowdRadio verlassen wir schon bei der Sendungsvorbereitung ausgetretene Pfade.“

  • themen + frequenzen >> Interview 99themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    30-Sekünder, den er ins Redaktionstool einspeist. Dem Redakteur obliegt die Einordnung, das passende Experteninterview oder eine Umfrage zu ergänzen. Letztere findet ebenfalls über die App statt.

    Mehr als 2.000 Mal wurde die CrowdRadio-App für detektor.fm bereits heruntergeladen. Für Andreas Kühn, dessen Agentur das System entwi-ckelt hat, sind die Gründe für den Erfolg Multifunktionalität und einfa-che Bedienung: Egal ob Text, Audio, Video oder Foto – Nutzer nehmen die Inhalte mit der App auf und laden sie automatisch hoch. Je nach Thema hat Radiomacher Christian Bollert dabei durchaus unterschiedliche Prä-ferenzen festgestellt: „Während wir für die Biosendung viele Textbeiträge erhalten haben, die wir dann eingesprochen haben, sind für die Sendung zur Kreativwirtschaft zahlreiche Videostatements eingegangen.“ Die Qualität der Beiträge bewertet er durchweg als sehr gut: sowohl inhalt-lich als auch technisch. An Studioqualität reichten die Aufnahmen zwar nicht ganz heran. „Diese erwarten unsere Hörer aber auch nicht bei je-dem Beitrag“, ist sich der Jungunternehmer sicher.

    Während für die monatliche Sendung des Internetradios die Vielfalt der Beiträge im Mittelpunkt steht, sind für Formate eines UKW-Senders mit 24-Stunden-Livebetrieb darüber hinaus noch ganz andere Funktionen re-levant, betont Sebastian Voigt, Programmdirektor bei 98.8 KISS FM. Das Berliner Jugendradio testet die neue Technik seit Februar. „Für uns ist ne-ben den Beiträgen an sich, die von Musikwünschen über Statements zu aktuellen Aktionen bis hin zu Fotos von Konzerten reichen, insbesondere ihre automatische Zuordnung zu bestimmten Sendungen spannend“, er-klärt Voigt. Im Vergleich zu herkömmlichen Instrumenten wie der E-Mail an die Redaktion oder dem Facebookeintrag seien die Inhalte, die über die App eingesteuert werden, direkt mit den entsprechenden Programm-punkten verknüpft. Ohne in Dutzenden Quellen recherchieren zu müs-sen, fänden Redakteure und Moderatoren zielgerichtet genau die Inhalte, die die Hörer speziell dafür produziert haben. \\

    Das CrowdRadio-System besteht aus drei Teilen: der Smartphone-App auf der Seite des Hörers, einer Datenbank im Hintergrund sowie einem Redak-tionstool beim Sender. Über unterschiedliche Be-dienoberflächen können Daten hoch- und herunter-geladen werden.

    Die Verbindung übernimmt eine Programmier-schnittstelle, eine sogenannte API (Application Pro-gramming Interface): Sie empfängt Audiodateien, Bilder oder Videos des Nutzers, speist sie in die Da-tenbank ein und stellt sie anschließend in standardi- sierter Form zur Verfügung. Die Datenbank kann dabei sowohl in der Cloud als auch auf einem FTP-Server liegen.

    Durch die Standardisierung der Daten können Au-diofiles direkt vom Sende-, Texte vom Redaktions- und Bilder sowie Videos vom Content-Management-System des Senders verarbeitet und bereitgestellt werden.

    Die Technik

    Mit der CrowdRadio-App landen nicht nur Musik-wünsche direkt bei der richtigen Sendung. Umfra-gen oder Audiobeiträge werden ebenfalls gezielt eingesteuert.

    www.crowdradio.dewww.frischr.com

  • themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    Am Puls der Zeit?Seit 1972 wird die Radionutzung über die Media-Analyse Radio erhoben. Aber kann die Studie mit heutigen Entwicklungen noch Schritt halten? Eine Bestandsaufnahme.

    Auf Basis von rund 65.000 telefonischen Interviews (CATI) erhebt die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e. V. (agma) zweimal jährlich Hörerschaften und Zielgruppenmerkmale für rund 200 öffentlich-rechtliche und private Einzelsender und -gruppen. Die Media-Analyse (ma) Radio ist auch nach über vier Jahrzehnten die wichtigste Währung für die Arbeit von Media- und Werbeagenturen. Dennoch wird kritisiert, dass die Erfassung den aktuellen Entwicklungen, gerade in Bezug auf Internetradios, nicht ausreichend Rechnung trägt. Im Interview mit themen + frequenzen spricht Dieter K. Müller, Vorstandsmitglied der agma, über die Bedeutung der Analyse und aktuelle Entwicklungen. Aus Sicht der Media-Agen-turen macht Werner Beitz, Managing Director bei der Mediaagentur – Holding GroupM, deutlich, woran es der maRadio mangelt.

    In den letzten Jahren hat sich – vor allem aufgrund des Internets – auch das Medium Radio merklich verändert. Welche Aussagekraft hat die Me-dia-Analyse (ma) im Hinblick auf diese Entwicklung heute?Dieter K. Müller: Die maRadio ist kein statisches Erhebungsinstrument. Sie wurde und wird kontinuierlich den Gegebenheiten und Entwicklun-gen am Markt angepasst. Das heißt, sowohl die Inhalte der Befragung als auch die Befragungsmethoden entwickeln sich weiter. Das Internet und damit einhergehende Internetradios werden ebenso berücksichtigt wie neue UKW-Sender oder eine veränderte Senderstruktur. Die Aussagekraft der maRadio ist also unverändert!

    Wer erstellt die Fragebögen?Dieter K. Müller: Die Technische Kommission der agma hat die Metho-denverantwortung für alle Media-Analysen, somit auch für die maRadio. Sie besteht aus Marktforschungsexperten aller Mediengattungen und Profi s der Werbebranche.

    Dieter K. Müller

    10 themen + frequenzen >> Schwerpunkt

  • 11themen + frequenzen >> Schwerpunktthemen + frequenzen >> Schwerpunkt

    Welche Aspekte wurden der Befragung in den letzten Jahren hinzugefügt?Dieter K. Müller: Explizit wurde die Befra-gung um die Radionutzung über Internet erweitert. Ansonsten wurden vor allem methodische Anforderungen umgesetzt.

    Wie explizit werden Internetradiosender abgefragt?Dieter K. Müller: Die maRadio ist eine er-innerungsgestützte Befragung und er-mittelt die Sendernutzung. Der Hörer wird gefragt, welche Radiosender er am Tag vor der Befragung gehört hat. Hört jemand ausschließlich Internetradiosen-der, so gibt er dies in der Befragung an. Im Spannungsfeld der Diskussion wird im-mer wieder beklagt, dass es keine Daten über Internetradionutzung gibt. Dies liegt jedoch nicht daran, dass diese Nutzungs-vorgänge nicht erfasst würden, sondern daran, dass die Masse der Nutzer marginal ist. Die Dimension ist derzeit einfach noch zu gering.

    Wird es in den nächsten zwei Jahren wei-tere Anpassungen der Befragungsbögen geben?Dieter K. Müller: Innerhalb der agma gibt es derzeit Vorbereitungen, um auch die Nutzung von reinen Webcastradios zuver-lässlich ermitteln zu können. Dafür wer-den auch Logfile-Analysen genutzt. Denn die erinnerungsgestützte Befragung stößt hier an ihre Grenzen.

    Werden dabei auch Social-Media-Kanäle berücksichtigt?Dieter K. Müller: Nein, denn es geht um die Erfassung der Mediennutzung und nicht um die Kommunikation mit den Hörern. Sofern aus dem Dialog über Social-Media-Kanäle eine direkte Nutzung des Radio-senders hervorgeht, kann der Hörer das bei der Befragung angeben.

    Wofür nutzen Sie die Er-gebnisse der maRadio und wie relevant sind diese für Ihre Arbeit?Werner Beitz: Für die detaillierte Radioplanung im Sinne von Sender- und Zeitschienenauswahl sowie Evaluierung von Performancewerten ist die Media-Analyse Radio nach wie vor ein unverzichtbares Planungstool.

    Hält die Analyse mit aktuellen Marktentwicklungen mit?Werner Beitz: Nein und ich bin, ehrlich gesagt, auch skep-tisch, ob die Anbieter hier zeitnah eine Lösung finden werden. Die Erfahrung zeigt, dass Veränderungen in der agma generell einem längeren Entscheidungsprozess un-terliegen.

    Wo sehen Sie Ansätze für Verbesserungsmöglichkeiten?Werner Beitz: Die Analyse auf Basis von Befragungen un-terstellt ein hohes Erinnerungsvermögen der Befragten. Sich bei der Vielzahl der empfangbaren Angebote in den jeweiligen Regionen an den einzelnen Sender pro Tag und Stunde richtig zu erinnern, ist sicherlich eine Herausforde-rung. Von daher wären mit Blick auf die Planungsgenau-igkeit natürlich klare Messmethoden wünschenswerter – dass dies mit relativ einfachen Mitteln möglich ist, zeigt unser Nachbar Schweiz. Dort wird die Radionutzung seit 2001 über eine Armbanduhr elektronisch gemessen. Ein eingebautes Mikrofon zeichnet mehrmals pro Minute die Umgebungsgeräusche auf. Ich würde mir wünschen, dass man hier mehr Bereitschaft zeigt, sich mit Alternativen zu beschäftigen. \\

    www.agma-mmc.dewww.groupm.comDie Ergebnisse der maRadio I 2013 finden Sie unter: www.radiozentrale.de.

    Werner Beitz

    „Die maRadio ist kein statisches Erhebungselement. Sie wurde und wird kontinuierlich den Gegebenheiten und Entwicklungen am Markt angepasst.“

  • 12 themen + frequenzen >> Medienpolitik

    Digitalisierung vertagtDie geplante UKW-Abschaltung in Sachsen wurde auf 2025 verschoben. Cornelia Fach-Petersen und Martin Deitenbeck sprechen über die Konsequenzen.

    Cornelia Fach-Petersen ist Juristin (LL.M.) und in der Rechtsabteilung des Mitteldeutschen Rundfunks tätig.

    Hintergund: Im Juni 2008 hatte der Landtag, unter der damaligen Koalition aus CDU und SPD, be-schlossen, dass Radiosender in Sachsen nur noch bis zum 31.12.2014 ihr Programm analog über UKW ausstrahlen dürfen. Ende 2012 entschied der Sächsische Landtag auf Empfehlung des zuständigen Haushaltsausschusses, die gesetzlich bereits festgelegte UKW-Abschaltung zu verschieben. Bis Ende 2025 sollen UKW-Frequenzen in Sachsen nun Bestand haben – auf diese Weise soll vor allem für Privat-haushalte ein längerer Übergangszeitraum zur Umrüstung geschaffen werden.

    „Als bisher einziges Bundesland hat Sachsen mit der Änderung des Säch-sischen Privatrundfunkgesetzes zum 01.01.2013 über die Fortsetzung der analog-terrestrischen (UKW-)Hörfunkverbreitung bis zum Jahr 2025 ent-schieden. Der Hörfunk bleibt damit in Sachsen noch auf lange Zeit der ana-logen Welt verhaftet. Begründet wird diese Festlegung mit zweierlei: zum einen mit den 300 Millionen Hörfunkgeräten, die bei einem kurzfristigen Abschalttermin auf einmal nutzlos werden, zum anderen mit Vorgaben des Telekommunikationsgesetzes, das den Ländern keine andere Wahl lasse.

    Diese gesetzgeberische Entscheidung bedeutet, dass ein langjähriger Simulcastbetrieb von Hörfunk via UKW und DAB+ erhebliche Kosten bei denjenigen verursacht, die ernsthaft an einer Einführung digitalen ter-restrischen Hörfunks (DAB+) interessiert sind. Ein früherer UKW-Abschalt-zeitpunkt hätte Anreize für einen rascheren Umstieg der Programman-bieter auf DAB+ geschaffen. Kapazitäten für die UKW-Verbreitung sind knapp und nur wenigen Programmanbietern vorbehalten. Der Verbleib in der analog-terrestrischen Hörfunkwelt verhindert einen lebhafteren publizistischen Wettbewerb, der insbesondere für die großen kommerzi-ellen Hörfunksender problematisch zu sein scheint. Dies ist jetzt anders. Sie können es sich nun bis 2025 auf ihren Frequenzen für die UKW-Hör-funkverbreitung bequem machen.

    Das Telekommunikationsgesetz überlässt es nach wie vor den Ländern, den Ausstieg aus der UKW-Verbreitung in einem Zeitrahmen ‚bis 2025‘ zu bestimmen. Sachsen hat mit der Wahl dieser maximalen zeitlichen Ober-grenze für die UKW-Abschaltung die Chance auf einen zeitnahen Um-stieg auf das attraktive Digitalradio vertan. Nun wird der Markt entschei-den. Eine gesetzliche Regelung für die Einführung von Radiogeräten, die ‚beides können‘, würde die Markteinführung von DAB+ beschleunigen. Die EU-Kommission kann den Prozess durch entsprechende Vorgaben unterstützen.“ \\

    Cornelia Fach-Petersen

  • 13themen + frequenzen >> Medienpolitik

    Martin Deitenbeck

    Martin Deitenbeck ist seit 2000 Geschäftsführer der SLM und seit 2008 Vorsitzender der Technischen Konferenz der Landesmedienanstalten.

    „Die Digitalisierung des Hörfunks ist auf einem erfolgversprechenden Weg. Seit dem Start des bundesweiten Multiplexes steigt der Verkauf von DAB+-fähigen Digitalradioempfängern kontinuierlich an. Wenngleich verbindliche Absatzzahlen nicht vorliegen, hat der Handel im Weihnachtsgeschäft 2012 erstmals Geräte nachbestellen müssen. Durch die Installation von Repeatern in den Verkaufsräumen und die Unterstützung beim Marketing wird die Präsentation der Geräte beim Point of Sale kontinuierlich verbessert. Das Sendernetz wird stetig verdichtet. Die Kosten für Empfangsgeräte sinken weiter, das Angebot an Stationen, die man über den analogen Ultrakurzwel-lenfunk nicht empfangen kann, wächst. Das Zugpferd ist das Leipziger Pro-gramm ‚90elf – Deutschlands Fußball-Radio‘, die nicht kommerziellen Radios in Sachsen zeigen Interesse an einem Wechsel. In Großbritannien hat BMW angekündigt, künftig alle Modelle standardmäßig mit Digitalradios auszu-rüsten. Damit ist man dort der Bundesrepublik deutlich voraus. Das Bundes-wirtschaftsministerium setzt sich für eine EU-weite Regelung ein, nach der künftig verkaufte Radios zumindest auch digitale Signale verarbeiten können müssen. Mehrere Länder Europas bereiten für die laufende Dekade die Ablö-sung des UKW-Tonrundfunks vor.

    Die Unterstützung für Digitalradio ist in Deutschland keine Selbstver-ständlichkeit, im Gegenteil: Verbandsvertreter und Radiogeschäftsführer haben die Hörfunkdigitalisierung über Jahre kritisiert und tun dies teil-weise noch. Die RTL-Group lehnt terrestrisches digitalisiertes Radio nach wie vor ab. Dennoch veranstaltet auch diese Gruppe ein Digitalradiopro-gramm, und zwar in Sachsen-Anhalt. Denn es gab bis vor Kurzem zwei Länder in Deutschland, die sich der Digitalisierung besonders verschrieben hatten: Sowohl das sachsen-anhaltinische Gesetz als auch das sächsische enthielten Regelungen zur Förderung der Digitalisierung.

    Aus diesem Kreis ist Sachsen nun bedauerlicherweise ausgeschert: Der Landtag schrieb kurz vor Weihnachten ohne Not und ohne Anhörung von Fachleuten im Haushaltsbegleitgesetz (!) die UKW-Nutzung bis 2025 fest.Die Digitalisierung des Hörfunks ist dennoch auf einem erfolgverspre-chenden Weg.“ \\

    Analog

    Digital

  • 14 themen + frequenzen >> Schwerpunkt

    DVB-T: Umstieg fortgesetztIn Sachsen werden 2013 weitere private Lokalfernsehanbieter via DVB-T auf Sendung gehen. Dagegen stößt der Ausstieg der Mediengruppe RTL aus der DVB-T-Verbreitung auf Kritik.

    Der Umstieg auf digitale Programmverbreitung ist für drei weitere sächsische Lokalsender gesichert: Ab Mitte 2013 senden eRtv – euro-Regional tv, VRF – Vogtland Regi-onal TV und TeleVision Zwickau via DVB-T. Durch die ver-schiedenen technischen Bedingungen und planerischen Abstimmungen ist jedoch kein einheitlicher Starttermin vorgesehen. Sobald die Voraussetzungen in den einzel-nen Sendern geschaffen sind, soll in der jeweiligen Regi-on die Übertragung beginnen. „Wir waren uns von jeher sicher, dass die digitale Umstellung erfolgt. Der Umstieg auf DVB-T war für uns deshalb folgerichtig“, meint dazu Christian Wiesner, Geschäftsführer und Programmverant-wortlicher bei eRtv. „Die Resonanz der Zuschauer ist heute schon enorm. Wir beantworten täglich Fragen, ab wann wir digital zu empfangen sind.“

    Die drei Lokal-TV-Anbieter folgen damit Leipzig Fernsehen und info tv leipzig, die bereits seit Mai 2010 nach einem von der SLM initiierten DVB-T-Versuchsprojekt in den digi-tal-terrestrischen Regelbetrieb übergegangen sind.

    Ein bundesweites Problem: der Ausstieg von RTLSo erfreulich diese Nachricht ist, trübte eine andere die Stimmung indes deutlich. Die Mediengruppe RTL hatte im Januar angekündigt, die Verbreitung ihrer Program-me über DVB-T zum Jahresende 2014 einzustellen. Die Begründung: Der Verbreitungsweg sei im Verhältnis zur

    Übertragung über Satellit oder Kabel vergleichsweise teuer bei einer geringeren Zuschauerreichweite.

    Martin Deitenbeck, Vorsitzender der Technischen Konfe-renz der Landesmedienanstalten (TKLM), hat hierfür we-nig Verständnis: „DVB-T ist ein Verbreitungsweg, der sich in den vergangenen zehn Jahren sehr positiv entwickelt hat: In den Ballungsräumen wie Berlin, Hamburg/Bremen oder dem Ruhrgebiet nutzen mehr als 20 Prozent der Zu-schauer DVB-T, davon die Hälfte am Erstgerät. DVB-T ist überall dort besonders stark, wo privater und öffentlich-rechtlicher Rundfunk gemeinsam ausstrahlen. Diese Technologie aufgrund ausgesprochen überschaubarer Einsparpotenziale gerade jetzt aufzugeben, ist verant-wortungslos. RTL führt so die Planungsunsicherheit be-züglich der Übertragungskapazitäten für den Rundfunk, die es beklagt, gerade selbst herbei.“

    Für den Zuschauer ist DVB-T der derzeit günstigste Emp-fangsweg, da hier keine Anschlussgebühren wie für Kabel oder Internet anfallen und auch die benötigten Empfangsanlagen im Vergleich zur Satellitenverbreitung verhältnismäßig günstig sind. \\

    [email protected]

    DVB-T für sächsisches Lokalfernsehen: Mitte 2013 gehen weitere Veranstalter auf Sendung.

    VRF – Vogtland Regional TVPlauen

    TeleVision Zwickau

    eRtv – euro- Regional tvGörlitz

  • themen + frequenzen >> Interview 1515themen + frequenzen >> SAEK News

    Auf den Spuren Wilhelm Buschs

    Kein Abseits für Markus

    Montag, 9.30 Uhr. In der vierten Klasse der Grundschule Zadel herrscht reges Treiben. Ein Filmdreh steht auf dem Lehrplan. Die Streiche der berüchtigten Lausbuben Max und Moritz an ihrem Lehrer Lämpel sollen verfi lmt werden. Die Erzählung Wilhelm Buschs wurde bereits im Unterricht behandelt. In der Vorbereitung haben die Schüler mit ihren Lehrern Texte gelernt und Requisiten besorgt. Nun geht es ans „Eingemachte“. Unter Anleitung von drei Mitarbeitern des SAEK Riesa wird ein erstes Storyboard erstellt.

    Nach kurzer Technikeinweisung geht es ab nach draußen. In ersten Drehversuchen erproben sich die Kinder vor und hinter der Kamera – ungeniert wird gesungen und geplap-pert. Die SAEK-Mitarbeiter stehen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Sie erklären, was beim Dreh zu beachten ist, welche verschiedenen Einstellungen es gibt und wie man sich vor der Kamera bewegen muss.

    Am Tag darauf beginnt der eigentliche Dreh im Klassenzim-mer. Eine Kamera ist leicht seitlich auf die Klasse gerichtet, eine weitere in der hinteren Ecke des Raumes positioniert. Die Schüler sitzen an den Bänken. Einer schläft, ein anderer blättert in einem Lehrbuch, ein weiterer zerkaut akribisch seinen ohnehin schon mitgenommenen Bleistift. Juliane ruft: „Szene 1. Take 1. Kameras laufen? Und bitte.“ Die Tür fl iegt auf. Paul betritt den Raum, er trägt ein Sakko Größe S. Es hängt ihm bis zu den Knien. Eine riesige Hornbrille sitzt schief auf seiner Nase. Paul spielt den Lehrer Lämpel.

    Fußball ist sein Leben. Für den 16-jährigen Markus Polke dreht sich alles um das runde Leder. Doch der Gymnasiast ist nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz aktiv. Seit 2008 berichtet er als Radioredakteur des SAEK Zwickau über die Heimspiele seines Lieblingsvereins FSV Zwickau.

    Die Leidenschaft fürs Radio entdeckte er dabei eher zufällig. „Es waren Ferien und ich wusste schon in der zweiten Woche nicht mehr, was ich mit mir anfangen sollte. Da hat meine Mutti mich hier beim SAEK vor-beigeschleppt“, erinnert er sich lächelnd. In seiner Sportsendung „Auf-setzer“ berichtet er seither wöchentlich über Sieg oder Niederlage des Vereins. Ob Spielerinterviews oder Pressekonferenzen – wie ein Routinier mischt er sich unter die „großen“ Journalisten. „Die Nähe zu meiner Lei-denschaft, zum Fußball, das ist schon cooler, als wenn man nur als Fan auf der Tribüne sitzt.“ Sein Berufswunsch: Sportjournalist.

    Markus Polke im Interview mit Mittelfeldspieler Ma-nuel Stiefel.

    Einwöchiges Videoprojekt an Zadelner Grundschule

    Sportsendung aus Zwickau

    Er geht durch die Reihen, stupst einen Schüler an, der sich auf der Bank lümmelt, und blickt in die Bücher einzelner Schüler. „Und danke“, ruft Juliane, dann schalten Miriam und Jonas beide Kameras aus.

    In den folgenden Tagen folgen die Szenen, bei denen die Schüler in kleineren Gruppen die Streiche fi lmen. Jeder hat seine eigene Aufgabe: Kameramann, Regie, Assistenz und Schauspieler. Am vierten Tag werden die einzelnen Szenen zusammengeschnitten – zu vier Geschichten, die ihren ganz eigenen Charme haben.

    www.saek.de/saek-studios/riesa

    www.saek.de/saek-studios/zwickau

    Auf den Spuren Wilhelm Buschs

    Er geht durch die Reihen, stupst einen Schüler an, der sich

  • 16 themen + frequenzen >> SAEK News

    Medienpädagogik in der PraxisVolontariat bei den SAEK: Vielseitig und abwechslungsreich

    „Die SAEK vereinen einfach alle Bereiche – vom technischen Aspekt über journa-listische Kompetenzen bis hin zum me-dienpädagogischen Arbeiten“, schwärmt Susanne Gräbner vom SAEK Torgau. Die 31-Jährige ist eine von neun Volontären,

    die im Juli letzten Jahres ihr zweijähriges Volontariat in den insgesamt neun SAEK-Standorten antraten. Dabei haben die jun-gen Frauen und Männer vor allem eines gemeinsam: Obwohl die meisten von ih-nen bereits theoretische sowie praktische Erfahrungen im journalistischen Bereich haben, betraten sie mit der Medienpäda-gogik komplettes Neuland.

    Das Motto der SAEK lautet: „Learning by doing“. Von Be-ginn an werden die Volontäre unmittelbar in die Projekte – von der Konzeption bis zur Durchführung – einbezogen. Die Nutzung der technischen Geräte müssen sich die Volontäre dabei ebenso aneignen wie den Umgang mit Menschen aller Altersklassen. „Ich arbeite sowohl mit Vorschulkindern als auch mit Senioren zusammen. Dabei gilt es, die Projekte entsprechend anzupassen. Bei Kita-Kindern sollte der Theorieteil beispielsweise nicht so um-fassend sein wie bei Senioren, da die Kleinen schneller un-aufmerksam werden“, erklärt Claudia Bodenschatz vom SAEK Zwickau, die zuvor Germanistik und Philosophie in Chemnitz studierte.

    „Das Spannende ist, dass man jeden Tag Neues dazu-lernt“, betont Axel Matz vom SAEK Dresden. Der 28-Jäh-rige hat sich nach einem dreiwöchigen Praktikum beim SAEK Bautzen für das Volontariat entschieden. In Dresden kann er nun die theoretischen Kenntnisse aus seinem Journalistik- und Medienmanagement-Studium in die Praxis umsetzen. Er betreut unter anderem ein halbjäh-riges Dokumentarfilmprojekt mit einem Gymnasium. Au-ßerdem ist er derzeit dabei, ein Konzept für ein erlebnis-orientiertes Audioprojekt zu erstellen, welches künftig mit Grundschülern durchgeführt werden soll.

    Stephanie Gibtner vom SAEK Leipzig im Radiotalk mit Prof. Dr. Bernd Schorb von der Universität Leipzig (l.) und Olaf Wildgrube von der Firma OX-Produktion.

    „Das Spannende ist, dass man jeden Tag Neues dazulernt.“

  • 17themen + frequenzen >> SAEK News

    Auch die 23-jährige Stephanie Gibtner kann sich beim SAEK Leipzig frei entfalten. Neben der täglichen Betreuung von Radio- und Videoprojekten möchte sie demnächst auch das Thema „Augmented Reality“ in den SAEK-Angeboten unterbringen. Darunter versteht man Informationen, die auf Anfrage über das Smartphone zu einem bestimmten Ort oder Gebäude gegeben werden. Steht man beispiels-weise vor einer Sehenswürdigkeit, erfasst das Smartphone diese via Bild und liefert in Echtzeit Informationen zum Bau und der Geschichte. „Die Medien entwickeln sich der-art rasant, dass sich immer wieder neue Möglichkeiten der Nutzung auftun. Es ist toll, diese weiterzuvermitteln und zu sehen, wie wissbegierig sowohl Junge als auch Ältere sind“, schwärmt die Kommunikations- und Medienwissen-schaftlerin.

    Claudia Bodenschatz vom SAEK Zwickau erklärt am mobilen Tricktisch, wie ein Trickfilm gemacht wird.

    Mit Grundschülern erarbeitete Susanne Gräbner beim SAEK Torgau eine Hörspielproduktion.

    Axel Matz (l.) weist SAEK-Praktikant Daniel Köpp in die Hörfunk- Studiotechnik ein.

    www.saek.de/saek-studios

    Begeisterungsfähigkeit – das ist es, was Su-sanne Gräbner beim SAEK Torgau am meisten schätzt. „Es ist toll zu sehen, wie die Teilneh-mer gemeinsam mit ihrem Projekt wachsen. Sowohl die technischen als auch die sozialen Fortschritte sind enorm. Bei einem Radio-projekt, das ich begleite, haben Kinder eines Tages selbstständig am Schnittrechner ge-arbeitet. Da war ich wirklich geplättet“, er-innert sie sich. Nach ihrem Studium hat die Diplom-Übersetzerin in der Medienpädago-gik ihr Steckenpferd gefunden.

  • 18 themen + frequenzen >> SAEK News

    verstehen. Außerdem wurden Re-quisiten zu-sammenge-tragen und ein Drehplan erstellt.“ So weit zur Vorgeschichte der Dreharbei-ten in der Torgauer Innenstadt am 26. Ja-nuar.

    Bis Ende März werden die einzelnen Sze-nen nun zusammengefügt und mit Mu-sik unterlegt. Abschließend ist eine Film-premiere in der Kulturbastion geplant. „Es ist toll zu sehen, mit welchem Eifer und welcher Ausdauer die Schüler bei der Sa-che waren. Eine derartig langfristige Me-dienarbeit ist unglaublich wichtig für Kin-der und Jugendliche, um soziale und auch politische Kompetenzen zu entwickeln“, schwärmt Volker Klotzsch.

    Die Story: Ein Schüler schläft im Ge-schichtsunterricht ein und träumt von Napoleon, der sich im Torgau der Neuzeit wiederfindet. Der große Feldherr begeg-net sich, auf der Suche nach seinem Gene-ral, immer wieder selbst – beispielsweise auf Gedenktafeln.

    So mancher Torgauer wunderte sich wahrscheinlich, als er am Samstag, dem 26. Januar, einen Mann in Napoleon-Kostümierung durch die Stadt laufen sah – und das bei minus 17 Grad. Hintergrund dieses frostigen Einsatzes war ein Filmprojekt des Johann-Walter-Gymnasiums. Fast ein halbes Jahr arbeiteten 13 Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse auf diesen besagten Samstag hin.

    Bereits im September startete das Filmprojekt, welches von dem Soziokulturellen Zentrum Kulturbastion Torgau initiiert wurde. Das Ziel: Die Schüler sollen sich filmisch mit der Festung Torgau und dem Besuch Napoleons am 11. Juli 1813 in Torgau auseinandersetzen. Fachliche Unter-stützung erhielten die Jugendlichen dabei vom Medien-pädagogen Volker Klotzsch vom SAEK Torgau.

    „Bevor wir im September 2012 mit der Arbeit begannen, mussten die Schüler zunächst entscheiden, wie sie an dieses Thema herangehen möchten. So entstand die Idee für einen Kurzfilm“, erklärt der Medienprofi. Bis zu den Herbstferien im Oktober setzten sich die Schüler anschlie-ßend mit der Geschichte auseinander, informierten sich über die damaligen Umstände. Nach den Ferien stand die Ideenfindung auf dem Plan. Einmal wöchentlich besuch-ten sie die Räume des SAEK Torgau. „Gemeinsam schau-ten und analysierten wir diverse Filmausschnitte und ge-nerierten daraus erste Ideen“, erklärt Volker Klotzsch. Bis Ende des letzten Jahres wurden diese Ideen schließlich in einem Drehbuch ausformuliert und verfeinert. Im neuen Jahr ging es dann in den Endspurt: „Im Januar folgten die filmpraktischen Übungen. Die Rollen wurden abgeklärt, die Schüler erhielten ein Schauspieltraining, um den Unterschied zwischen Theater- und Filmschauspiel zu www.saek.de/filmdreh-bei-minusgraden

    Napoleon in TorgauHalbjähriges Filmprojekt steht vor Abschluss

    Beim Filmdreh strotzten die Zehntklässler den eisigen Minusgraden.

  • 19themen + frequenzen >> Pro & Kontra

    Streit um WerbeerlöseDie Webradios detektor.fm, ByteFM und hörbuchFM kündigten im November 2012 ihre Zusammenarbeit mit dem Aggregator radio.de. Bis heute gab es keine weitere Annäherung.

    Marcus Engert Bernhard Bahners

    Ich finde es bedauerlich, dass die Sender ByteFM, hör-buchFM und detektor.fm die Diskussion an der falschen Stelle eröffnen. Diese drei Formate sind perfekte Beispie-le für das Webradio. Die inzwischen fast unübersichtliche Vielfalt dort benötigt Navigation für den Nutzer. Die Rolle von radio.de ist die eines Radiogeräts im Internet und auf dem Smartphone. Früher haben sich Hörer ein UKW-Endgerät gekauft, heute stellen wir ihnen kostenlos eine Software im Browser oder als Mobile-App zur Verfügung. Diese laufende Softwareentwicklung finanzieren wir mit Werbung. Wir investieren mit großem Aufwand in die Softwareentwicklung der Plattformen und unterstützen den Aufbau der Bekanntheit neuer Programmformate. Gerade die drei genannten Sender wurden von uns in den letzten Jahren laufend in die redaktionelle Empfeh-lung eingebunden. radio.de ist kein „geschlossenes Sys-tem“, sondern schafft durch Verlinkung direkte Reichwei-te. Rechtlich betrachtet, kann man die Diskussion nicht mit der Leistungsschutzrechtsdebatte zwischen den Verlagen und Google vergleichen. Wir bieten einen direk-ten Link auf den jeweiligen Streamlink des Senders an. Wir entziehen keinem Sender die Werbemöglichkeiten, sondern wir stellen lediglich Reichweite her und refinan-zieren dies durch Werbevermarktung auf unserer eige-nen Website und dem App. Es wird nicht in das laufende Programm eingegriffen, wir überblenden das Programm oder die Werbeblöcke des Senders auch nicht. \\

    Marcus Engert ist Mitgründer und Gesellschafter von

    detektor.fm. Er gehört zum Autorenteam einer Studie, die Webradio-Macher und

    -Nutzer untersucht, und hat einen Lehrauftrag im Master-

    programm „Online-Radio“ der Martin-Luther-Universität Halle-

    Wittenberg.

    Bernhard Bahners ist seit 2011 Geschäftsführer der radio.de GmbH. Er gehört zum Grün-dungsteam und verantwortete seit 2006 als Director Marke-ting & Sales den Produkt- und Markenauftritt des Start-ups. Er ist zudem Mitinitiator der Bran-chenveranstaltung „Radiocamp“.

    ByteFM, hörbuchFM und detektor.fm hatten über Mo-nate bei radio.de um Gespräche gebeten. Es ging um die Frage, wie eine Beteiligung an den Erlösen, die mit der Verteilung unserer Programme erzielt werden, aussehen könnte. Doch radio.de ließ alle Kontaktaufnahmen un-beantwortet. Unsere Sender investieren in gutes Radio. Das kostet Geld. Sowohl im Radio als auch im Web ist dies die zentrale Frage: Was sind taugliche, Qualitätsme-dien sichernde Geschäftsmodelle? Dass Dritte ledig-lich von anderen erstellte Inhalte verteilen und allein dadurch Werbeerlöse generieren, kann kein Modell sein. Anders als Google, welches uns laufend neue Nutzer und damit steigende Reichweiten bringt, ist radio.de so angelegt, dass die Nutzer dort verbleiben. Natürlich ist es theoretisch möglich, über Aggregatoren neue Hörer zu erreichen. Nur genügt die reine Behauptung dieser Tatsache nicht. Man muss als Sender erfahren dürfen, wie viele Nutzer dort hören – um die Zahlen in die eigene Vermarktung zu übernehmen. Auch dies war nicht der Fall. Keine Webseitenbesucher, keine Hörerzahlen – dann sollte zumindest eine Erlösbeteiligung diskutiert werden. Ein Branchenprimus wie radio.de darf sich diesem Dialog nicht verschließen. Insofern bedauern wir diesen Schritt. Er blieb zuletzt aber alternativlos. Wir wissen durchaus zu schätzen, dass die radio.de GmbH in Personal, Infra-struktur und Gattungsmarketing investiert. Das beste Gattungsmarketing aber bleibt: gutes Programm. \\

    [email protected] [email protected]

  • 20 themen + frequenzen >> Medienköpfe im Porträt

    Der Neue ist „Journalitiker“Journalismus und Politik liegen Michael Sagurna am Herzen – sein beruflicher Werdegang zeigt das bis heute deutlich. Im Dezember wählte der Medienrat der SLM den gebürtigen Westfalen an die Spitze des Entscheidungsgremiums.

    „Ich bin so etwas wie ein Journalitiker“, sagt Michael Sa-gurna. Lange Zeit wusste der studierte Jurist nicht, dass es einen Wikipedia-Eintrag über ihn gibt. Bis ihn jemand da-rauf aufmerksam machte. Dort steht: Michael Sagurna ist deutscher Politiker. Das gibt den gebürtigen Westfalen je-doch nur teilweise wieder. „Meine Zeit als Staatssekretär und Minister reicht nicht aus, um aus mir einen ewigen Politiker zu machen“, erklärt der 57-Jährige. Seit Januar ist Michael Sagurna nun neuer Präsident des Medienrates der SLM.

    „Ich wollte immer Journalist werden – schon als ich zehn Jahre alt war“, erinnert er sich. So war es nur logisch für den jungen Michael Sagurna, aktiv an der Schülerzeitung, als Schülersprecher und im Landesschülerrat zu arbei-ten. „Es war eine hoch politisierte Zeit. Das 68er-Gefühl erreichte Anfang der 70er die Gymnasien. Die daraus fol-genden kontroversen Debatten reizten mich: Ich wollte über die öffentlichen Dinge sprechen – und schreiben.“

    Ein Stipendium vom Institut zur Förderung publizisti-schen Nachwuchses (ifp) ermöglichte ihm, nach dem Abi-tur das Jurastudium und die Journalistenausbildung pa-rallel zu absolvieren. Schon während des Studiums ging er der großen Leidenschaft Journalismus auch beruflich nach: als freier Hörfunk- und Zeitungskorrespondent, was ihn zwischen 1985 und 1988 auch als Berichterstatter in die Bürgerkriege von Afghanistan und Angola führte: „Das war prägend. Man wird dadurch gelassener im Umgang mit kleineren Katastrophen im Leben.“ Aus Bonn wech-selte er schließlich nach Berlin zum neuen Jugendsender „RIAS 2“, wo er die Primetimesendung moderierte. „Wenn man neugierig auf die Welt ist, kann man beruflich kei-ne bessere Wahl treffen.“ 1988 schickte ihn der RIAS als TV-Korrespondent nach Bonn.

    Kurz nach der Wiedervereinigung war Kurt Biedenkopf, damals noch neuer Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, auf der Suche nach einem Regierungssprecher, der sich in Bonn unter Journalisten und mit Parteien aus-kannte – und wurde schnell fündig. „Wir kannten uns von früher“, erinnert sich Michael Sagurna. „Ich hatte als Schüler und Student für ihn Wahlkampf betrieben und musste damals nicht lange überlegen, ob ich Kurt

    Michael Sagurna

    geboren in PaderbornStudium der Rechtswissenschaften/ Journalistenausbildung Tätigkeit in Bonn als freier Hörfunk- und ZeitungskorrespondentRedakteur und Moderator bei RIAS BerlinHauptstadtkorrespondent und stellvertretender Studioleiter bei RIAS-TV in BonnRegierungssprecher, später Medienbeauftragter des Freistaates Sachsen und Stellvertreter des Chefs der StaatskanzleiTätigkeit in der eigenen Unternehmensberatung für Kommunikation in DresdenStaatsminister und Chef der Sächsischen StaatskanzleiMitglied des Medienrates der SLM, ab 2013 als dessen Präsident

    1955bis 1985

    1985 – 19881988 – 1991

    1991 – 2002

    2002 – 2007

    2007 – 2008seit 2010

  • 21themen + frequenzen >> Medienköpfe im Porträt

    Biedenkopf für das Amt des Regierungs-sprechers zusage.“ Dass er allerdings über 12 Jahre lang in der Staatsregierung tätig sein würde, war anfangs nicht abzusehen. „Ich hatte für mich eine einzige Legisla-turperiode geplant. Ich habe mich auch nicht als Politiker verstanden, sondern als aushelfenden Journalisten im Bereich der Kommunikation für den neuen Freistaat Sachsen und seine Regierung“, erklärt Sa-gurna. „Aber aus heutiger Sicht betrachtet waren die dann folgenden Jahre die aufre-gendsten meines berufl ichen Lebens. Die historische Aufbausituation war an sich schon außergewöhnlich, aber unter ei-nem so interessanten Mann wie Kurt Bie-denkopf – das war für mich Lernen ohne Ende.“ Und was genau machte es so span-nend? „Wir befanden uns mit der politi-schen Arbeit in Sachsen ganz am Anfang. Alles war neu – von der Pressemitteilung bis hin zur Ausgestaltung des Rechtsrah-mens der Landesmedienanstalt.“ Über Letzteres machte er sich im Besonderen Gedanken: „Es war uns bei der Reform der SLM-Struktur damals sehr wichtig, Fachleute in den Medienrat zu ho-len. Wir wollten Journa-listen, Medienrechtler, Medienpädagogen und Medientechniker für die Arbeit im neu ge-schaffenen Medienrat gewinnen, nicht vorran-gig Politiker“, erinnert er sich.

    In der sächsischen Staatsregierung wur-de Michael Sagurna zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Regierungssprecher Medi-enbeauftragter des Freistaates und 1997 Stellvertreter des Chefs der Staatskanzlei. Als Kurt Biedenkopf 2002 aus dem Amt schied, ging Michael Sagurna wieder in die Selbstständigkeit und gründete in Dresden eine Unternehmensberatung für Kommunikation. „Ich suchte die Arbeit. Das tat ich immer, wenn sich Dinge bei mir veränderten.“

    Fünf Jahre lang beschäftigte sich der Wahl-sachse in seiner Unternehmensberatung mit einer großen Bandbreite an Themen im Auftrag verschiedener Kunden. „Das

    war spannend. Ich lernte Kommunikation aus wieder anderer Sicht kennen. Eine lehrreiche Zeit.“

    Im September 2007 kam das Thema Politik jedoch erneut auf den Tisch: Ministerpräsident Georg Milbradt bat Michael Sa-gurna, neuer Chef der Sächsischen Staatskanzlei zu werden. „Auch Prof. Milbradt war ein guter Chef, von dem man viel ler-

    nen konnte. Die Zeiten waren rau und die Nächte lang, als zu Beginn der Weltfi nanzkrise die Sachsen-LB ins Trudeln kam. Sachsen hat die Krise gut überstanden.“

    Seit Januar leitet Michael Sagurna nun die Geschicke der SLM. „Alle deutschen Landesmedienanstalten müssen sich neuen Gegebenheiten anpassen, auch die SLM. Die Aufgabe der Zulassung von Programmen steht längst nicht mehr im Zentrum. Dagegen werden die Anpassung an immer neue di-gitale Technik, die elektronischen Cross-Media-Formate und die Transformation der Printmedien in Onlinemedien uns als Regulierer noch stärker beschäftigen. Wir wollen weiter Me-dienkompetenz vermitteln und vor allem unseren regionalen und lokalen Rundfunk stark und überlebensfähig machen. Dafür brauchen wir für unsere privaten TV-Veranstalter auf Dauer größere Einheiten.“ \\

    „Alle deutschen Landesmedienanstalten müssen sich neuen Gegebenheiten anpassen, auch die SLM. Die Aufgabe der Zulassung von Programmen steht längst nicht mehr im Zentrum.“

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  • 22 themen + frequenzen >> Medienpädagogik

    Immer und überall onlineAnlässlich des Safer Internet Day 2013 lobte die Sächsische Landesmedienanstalt den Kurzfilmwettbewerb „Netzcheck“ zum Thema „Always online – Dein Leben als Livestream“ aus. Ende Januar wurden die Gewinner gekürt.

    Ein Leben ohne Facebook, Twitter und Co.? Wie könnte das aussehen? Was macht das Internet zum wichtigsten alltäglichen Be-gleiter? Diesen und weiteren Fragen rund um das WWW stellten sich Jugendliche aus ganz Sachsen in einem dreiminütigen Kurzfilm.

    Anlässlich des Safer Internet Day rief die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) erneut zum Kurzfilmwettbewerb „Netzcheck“ auf. Jugendliche zwischen 12 und 21 Jah-ren konnten bis Anfang Januar ihre Ideen filmisch umsetzen und einreichen. Diese wurden anschließend von einer Fachjury bewertet.

    Insgesamt gingen 24 Filme ein, unter anderem aus Leip-zig, Schkeuditz, Torgau, Chemnitz, Markkleeberg, Penig und Döbeln. Die Einreichungen bewiesen dabei vor allem eins: Wie vielfältig das Thema „Always online – Dein Le-ben als Livestream“ ist. Thematisiert wurden unter ande-rem die Fragen: Was ist Internet für mich? Wie sähe ein Leben ohne Facebook aus? Welche Gefahren bringt das „always online“-Sein mit sich? Ebenso vielfältig wie die Herangehensweise waren auch die Filme selbst. Ob als Stummfilm oder mit kleinen Comicbildern, die von einem Off-Sprecher beschrieben wurden – die Jugendlichen lie-ßen ihrer Kreativität freien Lauf.

    Am 29. Januar standen die Gewinner schließlich fest. Im Rahmen des Mitteldeutschen Internetforums am Wer-ner-Heisenberg-Gymnasium in Leipzig wurden die Sie-gerfilme und ihre Macher prämiert.

    In der Alterskategorie 12 bis 16 Jahre setzten sich die fünf Jungs des Förderschulzentrums aus Torgau mit ih-rer Produktion „Kontrollpunkt X“ durch. Ihr Fokus lag auf der Sensibilität der Daten, die man durch den täglichen Gebrauch im Internet hinterlässt. In der Alterskategorie 17 bis 21 Jahre schaffte es der Stummfilm mit dem Titel „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ auf den ersten Platz.

    Neben der Jurybewertung konnten alle Filme vorab auch im Internet angeschaut und bewertet werden. Entschei-dend waren letztlich die meisten Klicks auf Youtube sowie das Votingergebnis einer Facebook-Umfrage. Hier setzten sich ebenfalls fünf junge Männer durch. Die Schüler des Lessing-Gymnasiums aus Döbeln zeigen in ihrem Vi-deo, wie das Internet unseren Alltag erleichtert: Ob die Einladung zum Geburtstag, die Benachrichtigung für das nächste Training oder der Einkauf – dank Facebook, E-Mail-Programm und Onlineshopping eine Sache von Minuten. Ganz anders würde es aussehen, wenn man diese Dinge zu Fuß erledigen müsste. \\

    www.mitteldeutsches-internetforum.de Die Gewinnerfilme finden Sie auch im E-Paper dieser Ausgabe der themen + frequenzen auf der Website www.slm-online.de.

    Sputnik-Moderatorin Nadine Kallenbach (l.) und Laudator Christoph Waitz, Vizepräsident des Medienrates der SLM (r.), gratulierten den Tor-gauer Schülern zum 1. Platz in der Kategorie 12 bis 16 Jahre.

  • 23themen + frequenzen >> Personalien

    Personell aktuell

    [email protected]

    Who is who in der sächsischen Medienbranche? Wer fängt neu an, wer steigt auf und wer verlässt den Freistaat? Die Rubrik „Personell aktuell“ in der themen + frequenzen weiß es.

    Es gibt spannende Personal-News aus Ihrem Haus? Gern nehmen wir Ihre Hinweise auf. Schicken Sie eine E-Mail mit Foto an:

    HITRADIO RTL verpflichtet Radiopionier

    Neue Stimme im VOGTLAND RADIO

    Feierabendshow mit Thomas KoschwitzEr gilt als Pionier der Radiolandschaft: Bereits mit 19 Jahren startete Thomas Koschwitz als jüngster Nachrichtensprecher in der Geschichte des Hessischen Rundfunks seine Karriere. Seither prägte und entwickelte er Radioformate, die in der Branche teils schon Kultstatus erreichten. Im Januar dieses Jahres ist Koschwitz, der unter ande-rem für den Hessischen und Berliner Rundfunk sowie für Radio Brocken und Antenne Pfalz tätig war, nun auch wochentags bei HITRADIO RTL zu hören. Mit seiner Nachmittagssendung „Koschwitz am Nachmittag“ begleitet er die Sachsen täglich von 14 bis 19 Uhr in den Feierabend. „Thomas Koschwitz ist einer der besten Radiomoderatoren in Deutschland. Wir freuen uns über diesen starken Zuwachs im Team!“, so Programmdirektor Matthias Montag. Trotz seiner Liebe zum Radio ist der gebürtige Heidelberger auch als Fernsehmoderator aktiv. Mit seiner „Late Night Show“ hat er bereits 1994 Maßstä-

    Seit Januar verstärkt die gebürtige Chemnitzerin Julia Holzberg das Team von VOGTLAND RADIO. Die 27-Jährige sammelte bereits erste Erfahrungen in verschiedenen Praktika bei RADIO PSR und R.SA. Nach ihrem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte ab-solvierte sie außerdem ein zweijähriges Volontariat in der On-Air-Kommunikation bei Regiocast. Doch Julia Holzberg wollte an das Mik-rofon und so zog es sie zu VOGTLAND RADIO. Dort moderiert sie unter anderem eine Ratgebersendung, den XXL-Musik-dienstag und die Sendung Reisefieber. Außerdem unterstützt sie das Redakti-onsteam bei der täglichen Recherche.

    Julia Holzberg hat hinter dem Mikrofon ihren Traumberuf ge-funden.

    Auch in der Morningshow von HIT-RADIO RTL gab es personelle Ände-rungen: Claudia Heidler hat sich zum Jahresende 2012 in die Babypause verabschiedet. Seit Januar weckt nun Amelie Urbanczyk mit Mirko Jacob die Hörer im Freistaat. Die 32-Jährige kann auf langjährige Radioerfah-rung verweisen. Sie arbeitete unter anderem bei Antenne Thüringen und Landeswelle Thüringen, dort sogar als Station-Voice. Mit Kollege Mirko Jacob lag sie sofort auf einer Wellenlänge. Sie fühlten sich schon jetzt wie ein altes Ehepaar, sagen sie schmunzelnd. Nur an das frühe Aufstehen musste sich die Moderatorin erst gewöhnen.

    Fliegender Wechsel

    Urbanczyk kommt für Heidler On air mit Julia Holzberg

    Im Januar ging die neue Show „Koschwitz am Nachmittag“ – in Kooperation mit dem Partnersender 104.6 RTL Berlin – an den Start.

    be gesetzt. Es folgten diverse weitere Fernsehmoderati-onen wie etwa beim Sat.1 Frühstücksfernsehen oder bei der beliebten Show „Hast du Worte“.

  • 24 themen + frequenzen >> Report

    Fanradio-Macher Marko Hofmann (l.) berichtet mit Leidenschaft von seinem 1. FC Lokomotive Leipzig.

    Spannende NischeZum Fußball gehört Leidenschaft – bei manchen Fans treibt diese sogar kreative Blüten. Aus rundfunktechnischer Sicht hier besonders interessant: das Fanradio im Internet.

    Fußballfans sind bekanntlich eine sehr ei-gene Spezies. Oder um es mit den Worten Albert Einsteins zu sagen: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Während bundesweit jedes Wochenende Abertausende Fans durchs Land ziehen, um ihre Vereine beim Auswärtsspiel vor das gegnerische Tor zu brüllen, zieht es andere zusätzlich vor improvisierte Misch-pulte. Da werden dann penibel Statistiken ausgewertet, wird leidenschaftlich jeder Pass vertont und im Ernstfall auch entsetzt geschwiegen. Fanradio ist ein Phänomen – irgendwie genau wie der Fußballfan.

    „Anfangs war es eine schwierige Ange-legenheit“, erinnern sich René Gruschka und Marko Hofmann, beide Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig. „Über ein Handy hat Marko das komplette Spiel vor Ort kom-mentiert.“ Am anderen Ende saß René

    Gruschka vor dem heimischen Computer und sendete Marko Hofmanns Handystimme – der Fußballfan hatte sich eigens dafür ein Telefon für Hörgeschädigte zuge-legt – via Stream. Das war im Dezember 2004. Die Jungs machten die sächsische Kreisliga über das Internet zu-gänglich. Und irgendwann hörten plötzlich Fans aus der ganzen Welt mit: ein Hotelier aus Ecuador, Leipziger Fans aus den USA, Irland, Schottland, Österreich und schwe-dische Freunde des Klubs – diese Fans lernten übrigens extra Deutsch.

    Mit dem stetigen Aufstieg des 1. FC Lokomotive Leipzig verbesserten sich auch das technische Equipment – in-zwischen gehören ein professionelles Sendeprogramm, ein Mischpult, Headsets, Funkmikros und Laptops zum Re-pertoire – und das Können der Hobbymoderatoren. Heute ist das Fanradio mit dem eingängigen Namen LOKruf ein etabliertes Internetradio und wird zu jedem Pflichtspiel des Leipziger Traditionsvereins gut frequentiert. „Pro Spiel sind mindestens 1.000 Hörer dabei. Zu Spitzenspielen verfolgen bis zu 8.000 Fans das Geschehen via LOKruf“, weiß Marko Hofmann. Eines ist den beiden bei aller Lei-

  • 25themen + frequenzen >> Report

    Ronny Muhm (l.) und Sven Körbs (r.) berichten für ihr Fanradio von jedem Punktspiel der Roten Bullen.

    www.lok-leipzig.comwww.redbulls.com

    denschaft wichtig: „Wir sind kein Sprachrohr des Vereins und wir beziehen keine Stellung zum Vereinsgeschehen.“ Neben dem zeitlichen Aufwand bei der Produktion der wö-chentlichen Radiosendungen kommt für die beiden Fuß-ballbegeisterten ein finanzieller Aufwand hinzu. Fahrtkos-ten und Teile der technischen Ausstattung steuerten die Fanradio-Macher selbst bei, alles Weitere konnte im Laufe der Zeit über Spenden anderer Fans beschafft werden. Von so viel Engagement können andere nur träumen. Für die beiden Leipziger ist es fast selbstverständlich. „Wir fahren sowieso zu jedem Spiel. Also können wir es für andere auch kommentieren“, meinen die Macher einheitlich. Man hilft sich eben manchmal – in Fußballkreisen.

    Gleiche Stadt, anderer Verein und an-dere Fans: Ronny Muhm, Sven Körbs und Axel Ackermann betreiben das Fan-radio von RasenBallsport Leipzig – kurz RB Leipzig. Seit 2009 begleiten die Fans das Geschehen im noch jungen Verein. „Wir haben mit SingStar-Mikrofonen und Laptop angefangen und die ersten Fanradio-Sendungen im Web noch direkt aus dem Block kommentiert“, erinnert sich Ronny Muhm. „Die Inspiration zum eigenen Fanradio kam übrigens durch LOKruf“, erklärt er lächelnd. Waren es zu Beginn noch etwa 50 Hörer, steigerte sich die Nutzer-zahl innerhalb der nächsten Saison beachtlich – und wahr-scheinlich parallel zum Bekanntheitsgrad des jungen und bisweilen umstrittenen Vereins. Der Schnitt liegt aktuell bei 7.000 Hörern. „RB weckt Interesse, die starke Zunahme der Hörerzahlen ist da nur logisch“, meint Fanradio-Kolle-ge Sven Körbs.

    Doch Fanradio ist nicht gleich Fanradio: Bei RB Leipzig gilt die Devise „Vernetzung“. Oder wie Sharif Shoukry, Presse-

    sprecher der Roten Bullen, meint: „Unsere Zusammenarbeit ist wie ein gelungener Doppelpass.“ So spendierte der Verein Headsets und ein Mixgerät, um die Qualität der Sendungen zu verbessern. Und organi-sierte den Hobbymoderatoren neben Win-terjacken mit passendem Logo einen eige-nen kabelgebundenen DSL-Anschluss in der Red Bull Arena, der Heimspielstätte von RBL.

    Auch inhaltlich werden die Jungs reichlich vom Verein versorgt. Da-

    ten und Statistiken müssen sie nicht mühselig recherchie-

    ren, sondern bekommen sie direkt zugespielt. Außer-dem gibt Shoukry auch schon einmal neueste In-

    formationen von der Trai-nerbank an die Macher vom

    Fanradio weiter. „Wir erhalten außerdem Feedback zu unseren Sendungen aus dem Verein“, erklärt Sven Körbs. „Im De-tail heißt das, wir setzen uns mit der Pres-seabteilung zusammen und besprechen, wie man ausgewählte Situationen künftig besser kommentieren könnte. Das steigert die Qualität in der Berichterstattung“, mei-nen die Macher unisono. „Wir wollen nicht unser eigenes Süppchen kochen, sondern in Zukunft in enger Zusammenarbeit mit dem Klub agieren.“ \\

  • 26 themen + frequenzen >> Medienrecht

    Rundfunkbeitrag und Grundgesetz

    I. Bisherige Rundfunkgebühr: Zuständig-keit der LänderFür die bisherige gerätebezogene Rund-funkgebühr waren die Länder ohne Wei-teres zuständig, da die Gesetzgebungs-kompetenz für Gebühren und Beiträge der Sachkompetenz folgt. Bei der Rundfunkge-bühr handelte es sich um eine solche „Vor-zugslast“. Sie war an den Teilnehmerstatus gekoppelt, der durch das Bereithalten des Empfangsgeräts begründet wurde. Dies galt aus Sicht des BVerfG auch beim PC, dessen Bereithaltung ein „Nutzungsvor-teil“ zugeschrieben wurde.

    II. Der neue Rundfunkbeitrag: kein „Bei-trag“, sondern Steuer 1. Der neue Rundfunkbeitrag setzt keine Teilnehmereigenschaft voraus. Dieser Pa-radigmenwechsel verändert die Rechtsna-tur der Abgabe. Es handelt sich nunmehr um eine Gemeinlast und damit um eine Steuer. Vorzugslasten sind legitimiert als Ausgleich für individuelle oder individua-lisierbare Vorteile. Die Beitragspfl icht gründet sich jedoch auf die Inhaberschaft von „Raumeinheiten“, sei es im privaten, sei es im gewerblichen Bereich. Die Mög-lichkeit, dort Rundfunk zu empfangen, stellt keinen individualisierbaren Vorteil dar, der diesen Raumeinheiten zugeordnet werden könnte, wie etwa bei herkömmli-chen grundstücksbezogenen Beiträgen.

    2. Auch den Personen, die sich in diesen Raumeinheiten aufhalten und von denen „vermutet“ wird, dass sie dort Radio hören, fernsehen oder online gehen, wird kein individualisierbarer Vorteil zugewendet, insbesondere auch nicht im nicht-priva-ten Bereich. Vorteile aus einer kulturellen

    Infrastruktur könnten dann erst legitimierend heran-gezogen werden, wenn die Teilnehmereigen-schaft festgestellt ist. Wenn andererseits von einer „Demokratieab-gabe“ gesprochen wird, so belegt auch dies: es handelt sich um eine Ge-meinlast.

    Je mehr aber sich individuelle Fi-nanzierungsverantwortlichkeit „in allgemeine Vermutungen und Typi-sierungen verfl üchtigt“ und sich „in der Allgemeinheit einer Gemeinlast verliert, desto mehr nähert sich der Beitrag der Steuer an“ (Kirchhof). Eben dies ist der Fall beim Rundfunkbeitrag. Er wird für alle Raumeinheiten innerhalb des „Einwirkungsbereichs des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, also für alle Raum-einheiten geschuldet. Die Abgabe ist also ungeachtet der Bezeichnung eine Steuer, die auf „Raumeinheiten“ erho-ben wird, vergleichbar einer grundstücksbezogenen Steu-er – nicht aber einem grundstücksbezogenen Beitrag. Dass es sich um eine Zwecksteuer handelt, ändert daran nichts.

    3. Dies hat übrigens – unfreiwillig – auch der Intendant des Norddeutschen Rundfunks eingeräumt. Er spricht von einem „Solidarbeitrag“, den auch diejenigen leisten müs-sen, die weder Radio hören noch TV schauen: „Das ist wie bei Schulen, bei Kindergärten oder auch bei Universitäten, das müssen auch die fi nanzieren, die es selbst nicht nut-zen.“ Sie fi nanzieren diese Einrichtungen in der Tat, aber durch ihre Steuern – sieht man ab von den Elternbeiträ-gen zu Kindergärten, die aber wiederum nur diejenigen entrichten, die diese tatsächlich nutzen. Deutlicher kann man es nicht ausdrücken: es handelt sich um eine voraus-setzungslose Abgabe, die nur als Steuer qualifi ziert wer-den kann.

    Prof. Dr. Christoph Degenhart kommentiert die Regelungen zum neuen Rundfunkbeitrag.

  • 27themen + frequenzen >> Medienrecht

    www.uni-leipzig.de/degenhart

    Prof. Dr. Christoph Degenhart

    Gründungsprofessor am Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, jetzt Lehrstuhl für Staats- und Ver-waltungsrecht sowie Medienrecht, Juristenfakultät Leipzig Mitglied des Medienrates der Säch-sischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)Richter am Sächsischen Verfassungs-gerichtshofProf. Dr. Degenhart ist Direktor des Instituts für Rundfunkrecht der Uni-versität Leipzig/Juristenfakultät.

    1992

    1998 – 2010

    seit 2010

    III. Für eine Steuer sind die Länder nicht zuständig

    Dies hat zur Folge: den Ländern fehlt für den Rundfunkbeitragsstaats-

    vertrag die Sachkompetenz, da es sich we-der um eine Gebühr oder einen Beitrag noch auch um eine Sonderabgabe handelt. Die Gesetzgebungskompe-tenz der Länder folgt auch nicht daraus, dass der öffent-lich-rechtliche Rundfunk seit Langem durch Gebühren fi nanziert wird. Einer „sachkompetenzimpliziten bzw. -immanenten Abgabe“ steht der nunmehrige Paradig-menwechsel entgegen. Eine steuerliche Abgabe an Stelle der bisherigen Rundfunkgebühr vorzusehen, waren die Länder jedoch nicht zuständig.

    IV. Rundfunkbeitrag und BeitragsgerechtigkeitDies bedeutet: Schon wegen fehlender Zuständigkeit der Länder ist der Rundfunkbeitragsstaatsvertrag verfas-sungswidrig. Er enthält aber auch in der Sache eine Reihe verfassungswidriger Inhalte. Dies betrifft im privaten Be-reich die unwiderlegbare Vermutung der Teilnehmereigen-

    schaft wie auch Fälle gleichheitswidriger Mehrbelastung. Im nicht-privaten Bereich steht die unterschiedslose Einbeziehung aller Betriebsstätten im Widerspruch zum Gebot der Beitragsgerechtigkeit. Dies gilt auch für die Beitragsmaßstäbe. Zwar darf der Gesetzgeber bei Massenerscheinun-gen typisieren. Im Fall des Rundfunkbei-tragsstaatsvertrags ist das Typisierungs-raster aber entschieden zu grob. \\

    Der Beitrag stellt die Ergebnisse eines Rechtsgut-achtens vor – der vollständige Text ist abgedruckt in einer Beilage zu Heft 3/2013 von „Kommunikation und Recht“, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M.

  • 28 themen + frequenzen >> Medienforschung

    Fundus FacebookModerne Radiosender vernetzen sich im Web 2.0 und pflegen den interaktiven Austausch mit ihren Hörern. Was selbstver-ständlich scheint, sieht in der Praxis ganz anders aus, wie eine wissenschaftliche Studie der SLM zeigt.

    „Leuchttürme“ in den internationalen Medienlandschaften wollte die Forschungsarbeit identifizieren, „beispielgebende Rundfunkveranstalter, die den Weg in die Zukunft weisen und die bereits eine digitale Wende in ihren Programmen, Organisationen und Arbeitsabläufen vollzogen ha-ben“. So definiert das Auftragswerk der SLM, das von den Universitäten Leipzig, Leeds und Athens realisiert wurde, einleitend eines seiner Ziele. Allerdings hinkt die Realität dieser allgemeinen Annahme offensichtlich hinterher, wie die sehr umfangreich angelegte Studie zeigt: Ob in den USA, Großbritannien oder Deutschland – noch immer dominieren Call-ins und E-Mails die Sender-Nutzer-Interaktion. Bei den untersuchten deutschen Sendern verweisen durchschnittlich nur 1,1 Prozent der erfass-ten Programmelemente auf Social-Media-Aktivitäten.

    Dabei zeigen die ergänzend zu den Programm- und Webanalysen durch-geführten Leitfadeninterviews deutlich, dass alle Sender die Bedeutung von Facebook und Co. durchaus erkannt haben. Die Befragten bestätigten, dass Social Media als ein wichtiges Instrument der Rezipientenanspra-che und -bindung angesehen wird. Hingegen lässt sich User Generated Content in Zahlen kaum messen. So rangieren bei allen deutschsprachig untersuchten Anbietern die codierten Inhalte im Bereich zwischen ein und vier Prozent. Scheitert der Anspruch der interaktiven Vernetzung am Ende an knappem Personal und begrenzten Budgets? Dies ist zumindest eine der möglichen Antworten der Forschungsarbeit, die demnächst in der Schriftenreihe der SLM erscheinen wird. Oder nutzen die Sender Face- book gar nicht als „verlängerten Arm“ ihres Programms, sondern zu an-deren Zwecken? Offenkundig werden mögliche Erklärungsversuche in den Expertengesprächen, die vor dem Hintergrund der ernüchternden quantitativen Ergebnisse einen besonderen Stellenwert erhalten.

    Oliver Harrington, Programmchef bei ENERGY Sachsen, ist einer der Be-fragten. Der Sender, der durchschnittlich 43.000 Hörer pro Stunde zählt, besitzt 70.000 Facebook-Fans. Warum die durchaus regen Social-Media-Aktivitäten dennoch im Rahmen einer Programmanalyse statistisch kaum feststellbar sind (siehe Grafik), zeigen Auszüge aus dem Leitfaden-gespräch, das im Folgenden in Form eines Interviews wiedergegeben wird. Die Studie hat gezeigt, dass die Radiosender gar nicht so stark zur Parti-zipation im Web 2.0 aufrufen, wie wir erwartet haben. ENERGY Sachsen bewegt sich im Vergleich im guten Mittelfeld.Wir senden für eine junge Zielgruppe. Deshalb ist das Thema Facebook natürlich für uns relevant. Allerdings haben wir auch erkannt, dass Radio als Begleitmedium seine Hörer oft in Situationen erwischt, in denen sie gar nicht auf Facebook und Co. zugreifen können. Wir nutzen Facebook deshalb eher dazu, um Themen on air vorzubereiten, sprich, um Inhalte für unser Radioprogramm zu generieren.

    Oliver Harrington

    geboren in BerlinStudium der Politikwissenschaf-ten an der FU Berlindiverse Praktika bei RadiosendernModerator ENERGy SachsenChefmoderator ENERGy SachsenChef vom Dienst ENERGy SachsenProgrammchef ENERGy Sachsen

    19771997 – 2003

    1999 – 2003

    2003 – 20052005 – 20112011 – 2012

    seit 2012

  • 29themen + frequenzen >> Medienforschung

    Anstatt Radioinhalte auf Facebook weiter auszuführen?Richtig. Wir sagen nicht: „Das war heute unser Thema und jetzt klick dich auf unsere Facebook-Seite.“ Wir setzen zu-erst ein Thema auf Facebook und greifen das danach im Radio auf. On air können wir dann bereits erste Online-postings einbinden.

    Können Sie konkrete Beispiele nennen?Über den Amoklauf an der Leipziger Schule im Herbst 2011 haben wir über Facebook erfahren, noch bevor die Polizei informiert hat. Gerade bei lokalen Themen ersetzen die Social Media ein Stück weit unsere früheren Außenstati-onen. Und wir erhalten Hörertöne für das Liveprogramm, indem wir mit unseren Facebook-Nutzern in Kontakt tre-ten. Wir fragen an, ob sie ihren Kommentar am Telefon wiederholen würden. Das passiert dann nicht live und die Leute sind weniger aufgeregt. Den O-Ton können wir im Programm abspielen.

    Hat sich das Programm durch diese Praxis verändert?Nein, aber das Internet erleichtert die Themenfindung. Über Social Media können wir vorfühlen, ob sich über-haupt jemand für das geplante Thema interessiert.

    Wird Radio dank Facebook transparenter?Das schon. Wir lesen nicht vermeintliche E-Mails vor oder wiederholen vermeintliche Telefongespräche. Jeder kann auf Facebook nachlesen, wie sich die Diskussion tatsäch-lich entwickelt. Das ist eine ganz ehrliche Sache.

    Viele Sender halten vor allem den perso-nellen Aufwand zur Pflege der Social-Me-dia-Kontakte für schwierig.Da kann ich nur zustimmen. Man muss sich mit Copyrights auskennen, mit der Technik. Wir haben keine extra Abteilung dafür, das machen die Redakteure und Moderatoren. Das nimmt immer mehr Zeit in Anspruch und ist für unseren kleinen Sender auch ein Problem. Wer kümmert sich beispielsweise am Wochenende um Facebook? Das fällt nicht in die regulären Arbeitszeiten unserer Mitarbeiter. Aber die User haben kein Verständnis, wenn sie stundenlang keine Antwort bekommen.

    Wobei die Hörerbindung ja der Lohn für die Mühe ist. Sicherlich können wir die Marke ENERGY in den Köpfen der Leute festigen. Inso-fern lohnt sich der Aufwand. Schön wäre natürlich, wenn wir unsere virtuellen Freunde zu Hörern machen könnten. Dass Facebook allerdings unsere Reichweiten enorm in die Höhe treiben kann, halte ich für unwahrscheinlich. \\

    www.kmw.uni-leipzig.de

    Internationale Studie zur digitalen Zukunft von Radio und Fernsehen der Universität Leipzig/University of Leeds/Ohio University

  • 30 themen + frequenzen >> Vermischtes

    Handbuch Lokal TV-Produktion Digital

    Kleiner Helfer im Taschenbuch-Format

    Ausblick auf die t+f 02/2013

    Keine Angst vor Neuen Medien!

    Weniger Personal, kleinere Programmstrecken und vor allem deutlich weniger Budget als große TV-Sender: Der Umstieg von analoger zu digitaler Produktion stellt für lokale TV-Macher eine Herausforderung dar. Inzwischen wird file-basiert produziert, gesendet und archiviert. Der Technologiewechsel ist in vollem Gange. Auch Lokal-TV- Anbieter haben die Herausforderungen angenommen und arbeiten bereits täglich mit Files. Um sie mit diesen

    Wie wichtig ist die medienpädagogische Arbeit in Sach-sen? Vor welchen Herausforderungen stehen Akteure der Medienkompetenzförderung? Wie kann medienpädago-gische Arbeit künftig auf eine solidere Basis gestellt wer-den? Die Ausgabe 02/2013 der themen + frequenzen legt den Fokus auf die Vermittlung von Medienkompetenz. Näher beleuchtet wird dabei unter anderem die Zusam-menarbeit mit der Wirtschaft. Welche Chancen ergeben sich hier für medienpädagogische Akteure? Welche Risi-

    Neuerungen im Alltag zu unterstützen, hat die transfer media GmbH Potsdam ein Buch herausgebracht, das sinnvolle Hilfe bei der Arbeit leisten kann.

    Das Handbuch Lokal TV-Produktion Digital ist ein fun-dierter alltäglicher Begleiter für Mitarbeiter von Lokal-TV-Sendern. Verständlich und eingehend werden technische Entwicklungen und Neuerungen beschrieben. Dabei ist das Buch gut an die Zielgruppe angepasst. Es richtet sich an Redakteure, Kameramänner, Cutter, Produzenten oder eben jene, die all diese Fähigkeiten in sich vereinen.

    Auf den über 200 Seiten des Handbuches werden techni-sche Grundlagen, Formate und Kamerasysteme, Schnitt-systeme und Datenverwaltung, fernsehjournalistische Grundlagen und medienrechtliche Informationen be-sprochen.

    Die Herausgabe des Handbuches wurde von der Medi-enanstalt Mecklenburg-Vorpommern, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg und dem Branchennetzwerk media.connect brandenburg unterstützt. \\

    www.transfermedia.deHandbuch Lokal TV-Produktion Digital, 214 Seiten, transfer media gGmbHPreis 25,00 Euro

    ken bestehen? Außerdem beschäftigt sich die kommen-de Ausgabe mit ausgewählten Beispielprojekten aus der Medienkompetenzvermittlung. Ein weiteres Thema: Wie stärkt man Kinder und Familien für die digitalisierte Zeit? Wie können speziell Eltern in puncto Medienkompetenz gefördert werden? \\

    www.slm-online.de/medienkompetenz

    Impressum themen + frequenzen Herausgeber: Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), Verantwortlicher Redakteur: Martin Deitenbeck, Ferdinand-Lassalle-Straße 21, 04109 Leipzig, www.slm-online.de; Redaktion/Layout: Westend. Public Relations GmbH, www.westend-pr.de; Fotos/Illustrationen: ARD-Werbung SALES & SERVICES GmbH, Bernd Scharfe, Christian Ostertag (Pixaria), detektor.fm, © beermedia, Benicce, coramax, Erica Gui-lane-Nachez, Giuseppe Porzani, Popova Olga, Marco2811, rangizzz LeitnerR, Liga Lauzuma, rother184, Serggod, stillkost, TrudiDesign, Tryfonov, Tsiumpa, virtua73/Fotolia, frischr GbR, Hochschule Mittweida, A. Berger/MDR, radio.de, RB Leipzig e. V., REGIOCAST, SAEK Dresden, SAEK Leipzig, SAEK Riesa, SAEK Torgau, SAEK Zwi-ckau, SLM, Susann Jehnichen, Dieter Grundmann/Westend. Public Relations GmbH; Druck: Löhnert Druck; Aufl age: 4.500 Exemplare, erscheint vierteljährlich

  • 31themen + frequenzen >> Kolumne

    „Wir wissen nicht genau, wann die le-gendäre Miss Sophie ihren 90. Geburts-tag gefeiert haben könnte. Ihre Gäste Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pomme-roy und Mr. Winterbottom sind uns mit ihren Eigenheiten seit Generationen ver-traut, kein Silvester bleibt ohne das zeit-lose Amüsement aus der künstlerisch-genialen Weigerung von Freddie Frinton und May Warden, das Hinscheiden der Freunde zu akzeptieren. Beim altehrwür-digen Medium Radio ist die Datierung einfacher. Nach der staatlich inszenier-ten ersten Sendung am 29. Oktober 1923 im Berliner Vox-Haus steht die Geburts-tagsparty kurz bevor. Wer könnte beim Radio-Dinner am Tisch von Miss Sophie sitzen? Wer hat die Radioentwicklung ge-prägt und ist doch mit seinem Anliegen heute nur noch Schall und Rauch?

    Hans Bredow vielleicht, der greise Radio-pionier aus dem Postministerium mit seiner Rundfunkgebühr. Der öffentlich-rechtliche „Nur-Radiohörer“ mit seinen 5,76 Euro – immerhin ein weitester Hö-rerkreis von 600.000 Menschen – ist an Neujahr mit dem Rundfunkbeitrag von uns gegangen, weil Radio in der digita-len Welt nicht mehr identifizierbar er-scheint.

    Albert Einstein könnte dort sitzen, der Radiofan, der sich via Äther Belehrung und Demokratie für die ganze Welt er-

    Prof. Dr. Ludwig Hilmer

    Dinner for none?

    [email protected]

    hoffte und den Weg zum NS-Radio er-leben musste. Der junge Thomas Gott-schalk wäre ebenfalls ein Kandidat. Der virtuose Radiomoderator, der die Hörer fesselte, aber bald erkannte, dass die Musik der Gummibärchen im Fernsehen spielt.

    Bert Brecht, der ideologische Radiospöt-ter, gehörte auf jeden Fall in die Runde. Mag sein, er würde sich im Grabe um-drehen, angesichts der zweifelhaften Ehre, als Wegbereiter eines privat-kom-merziellen Social Mediums zu gelten. Aufgeschrieben hat er aber zweifellos: „Der Rundfunk ist aus einem Distributi-onsapparat in einen Kommunikationsap-parat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikati-onsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfan-gen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Be-ziehung zu setzen.“

    Miss Sophie würde für die Zukunft des Radios erwarten: „Please, do your very best!“ \\

    Prof. Dr. phil. Ludwig Hilmer ist Rektor der Hochschule Mittwei-da. Zuvor war er als Dekan der Fakultät Medien tätig. Neben seinem Lehrauftrag engagiert sich Hilmer in Gremien. So sitzt er im Aufsichtsrat von Hitradio RTL und ist Direktor der Mitteldeut-schen Journalistenschule.

  • themen + frequenzen >> Interview32

    Vom 6. bis 8. Mai 2013 diskutieren namhafte Vertreter aus Medien, Politik und Wirtschaft aktuelle Fragen und Trends der Branche. Neben medienpolitischen Themen beispiels-weise zum neuen Rundfunkbeitrag oder zur Debatte um einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal kommen auch neueste technische und rechtliche Entwicklungen zur Spra-che. So stehen Panels zu den Themen Connected-TV, Second Screen, Einspeiseentgelte im Kabelnetz oder die Möglichkeiten der Vermarktung für den Kinderfi lm auf dem Pro-gramm. Außerdem wird es Diskussionen zum Digitalradio, zur Zukunft der Zeitungen und zu Werten in den Medien geben. Erneut wirft der Medientreffpunkt Mitteldeutsch-land (MTM) auch einen Blick auf die Entwicklung der Mediensysteme in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Der Medientreffpunkt Mitteldeutschland fi ndet auch in diesem Jahr in der media city leipzig statt. Der MTM ist der Branchentreffpunkt in Mittel- und Ostdeutschland und zählt zu einer der w