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-J:)AS KATHARINEUM MITTEILVNCjSBLATT für die Eltern, Schüler und Freunde unserer Schule NOVEMBER 1960 JAHRC;ANC; 12 WER N ER v. SIE MENS FRVHERE SCHÜLER DES KATHARINEVMS Es nimmt nicht wunder, daß aus der Gelehrtenschule des Katharineums viele Männer hervorgegangen sind, die als Philologen, Historiker oder Dichter im Geistes- leben unseres Volkes bekannt geworden sind. Zu seinen Schülern gehört aber auch Werner v. Siemens, der durch seine physikalischen und technischen Erfindun- gen das Zeitalter der Elektrizität heraufgeführt und damit unsere Umwelt entscheidend verändert hat. Seine Erfindungen haben eine Revolution der Energiewirt- schaft herbeigeführt, ähnlich wie Kohle und Dampf- maschine oder Erdöl W1d Motor. Das jetzt anbrechende Zeitalter der Atomenergie wird die Elektrizität nicht ablösen, sondern erst recht zur Entfaltung bringen. Die Lebenserinnerungen von Siemens' geben sehr interessante Einblicke in das Leben und in den Stand der Physik und Technik vor 100 Jahren. Vielleicht sind sie gerade deswegen so gut zu lesen, weil ihm, wie er selbst sagt, der Entschluß dazu recht schwer geworden sei, da er sich nicht schriftstellerisch begabt fühlte un? stets mehr Interesse für die Gegenwart und Zukunft als für die Vergangenheit gehabt habe. "Andererseits wünsche ich nber meine Bestrebungen und Handlungen durch eigene Schilderungen festzustellen, um zu ver- hindern, daß sie später verkann t und falsch gedeu tet werden, und glaube, daß es für junge Leute lehrreich und anspornend sein wird zu erfahren, daß ein junger Mann ohne ererbte Mittel und einflußreiche Gönner, ja sogar ohne rechte Vorbildung, allein durch eigene Ar- beit sich emporschwingen und Nützliches leisten kann." Es entspricht also seinem Wunsche, ihn möglichst selbst zu Worte kommen zu lassen. Siemens entstammt einer bewußt bürgerlichen Fa- milie, die nördlich des Harzes wohnte. Am Franken- geb. 16. Dezember 1816 in Lenthe gest. 6. Dezember 1892 in Bad Harzburg berger Plan in Goslar erinnert noch das Siemenshaus (1695) an einen Vorfahren. Als Werner als das vierte von zehn Kindern geboren wurde, war sein Vater Gutspächter in Lenthe am Deister. Weil seine Felder aber immer sehr unter den Schäden der Hirsche aus den Jagdgebieten der englischen Prinzen, die damals die "Königlich Großbritannische Provinz Hannover" regierten, litten, pachtete er die Domäne Menzendorf bei Schön berg in dem freieren, zu Mecklenburg-Strelitz gehörenden Herzogtum Ratzeburg. Dort verlebte Werner seine Jugendjahre, erhielt zunächst bei seiner Groß- mutter und seinem Vatel', dann bei Hauslehrern Unter- richt und kam 1831 in die Obertertia des Katharincums. Er schreibt darüber: "Die Lübecker Katharinenschule bestand aus dem eigentlichen Gymnasium und der Bürgerschule, die bis zur Tertia Parallelklassen bil- deten. Das Gymnasium genoß damals hohes Ansehen als gelehrte Schule; im wesentlichen wurden auf ihm nur die alten Sprachen betrieben. Der Unterricht in der Mathematik war sehr mangelhaft und befriedigte mich nicht. Ich wurde in Mathematik in eine höhere Parallelklasse versetzt, obgleich ich die Mathematik nur als Privatstudium betrieben hatte, da die Haus- lehrer nichts davon verstanden"'). Dagegen fielen mir die alten Sprachen recht schwer, weil mir die schul- gerechte Grundlage fehlte. So sehr mich auch das Studium der Klassiker interessierte und anregte, so war mir doch das Erlernen der grammatischen Regeln, bei denen es nichts, zu denken und zu erkennen gab, zuwider. Ich arbeitete mich zwar gewissenhaft bis zur Versetzung nach Prima durch." Diese Schilderung trifft sicher das Richtige, denn unsere Schule wollte damals eine gründliche philo- logische Ausbildung geben. Die damaligen Lehrer waren "') Damals wurde der Versuch gemad1t, nicht nur nach Klassen. sondern [lUdI nadl Fächern zu unterridIten. Mun konnte also wie in den heutitJen amerikanischen SdlUlen in einigen Fädlern in eine höhere Klasse versetzt werden und andere Fächer fallen lassen. Weil damals auch Nichtmathe- matiker diesen Unterridlt erteilen mußten, war das Niveau nicht sehr hoch.

-J:)AS KATHARINEUMschaft herbeigeführt, ähnlich wie Kohle und Dampf maschine oder Erdöl W1d Motor. Das jetzt anbrechende Zeitalter der Atomenergie wird die Elektrizität nicht ablösen,

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-J:)AS KATHARINEUMMITTEILVNCjSBLATTfür die Eltern, Schüler und Freunde unserer Schule

NOVEMBER 1960 JAHRC;ANC; 12

WER N ER v. SIE M E N S

FRVHERE SCHÜLER DES

KATHARINEVMS

Es nimmt nicht wunder, daß aus der Gelehrtenschuledes Katharineums viele Männer hervorgegangen sind,die als Philologen, Historiker oder Dichter im Geistes­leben unseres Volkes bekannt geworden sind. Zu seinenSchülern gehört aber auch Werner v. Siemens, derdurch seine physikalischen und technischen Erfindun­gen das Zeitalter der Elektrizität heraufgeführt unddamit unsere Umwelt entscheidend verändert hat. SeineErfindungen haben eine Revolution der Energiewirt­schaft herbeigeführt, ähnlich wie Kohle und Dampf­maschine oder Erdöl W1d Motor. Das jetzt anbrechendeZeitalter der Atomenergie wird die Elektrizität nichtablösen, sondern erst recht zur Entfaltung bringen.

Die Lebenserinnerungen von Siemens' geben sehrinteressante Einblicke in das Leben und in den Standder Physik und Technik vor 100 Jahren. Vielleicht sindsie gerade deswegen so gut zu lesen, weil ihm, wie erselbst sagt, der Entschluß dazu recht schwer gewordensei, da er sich nicht schriftstellerisch begabt fühlte un?stets mehr Interesse für die Gegenwart und Zukunftals für die Vergangenheit gehabt habe. "Andererseitswünsche ich nber meine Bestrebungen und Handlungendurch eigene Schilderungen festzustellen, um zu ver­hindern, daß sie später verkann t und falsch gedeu tetwerden, und glaube, daß es für junge Leute lehrreichund anspornend sein wird zu erfahren, daß ein jungerMann ohne ererbte Mittel und einflußreiche Gönner, jasogar ohne rechte Vorbildung, allein durch eigene Ar­beit sich emporschwingen und Nützliches leisten kann."Es entspricht also seinem Wunsche, ihn möglichst selbstzu Worte kommen zu lassen.

Siemens entstammt einer bewußt bürgerlichen Fa­milie, die nördlich des Harzes wohnte. Am Franken-

geb. 16. Dezember 1816 in Lenthe

gest. 6. Dezember 1892 in Bad Harzburg

berger Plan in Goslar erinnert noch das Siemenshaus(1695) an einen Vorfahren. Als Werner als das viertevon zehn Kindern geboren wurde, war sein VaterGutspächter in Lenthe am Deister. Weil seine Felderaber immer sehr unter den Schäden der Hirsche ausden Jagdgebieten der englischen Prinzen, die damalsdie "Königlich Großbritannische Provinz Hannover"regierten, litten, pachtete er die Domäne Menzendorfbei Schönberg in dem freieren, zu Mecklenburg-Strelitzgehörenden Herzogtum Ratzeburg. Dort verlebte Wernerseine Jugendjahre, erhielt zunächst bei seiner Groß­mutter und seinem Vatel', dann bei Hauslehrern Unter­richt und kam 1831 in die Obertertia des Katharincums.Er schreibt darüber: "Die Lübecker Katharinenschulebestand aus dem eigentlichen Gymnasium und derBürgerschule, die bis zur Tertia Parallelklassen bil­deten. Das Gymnasium genoß damals hohes Ansehenals gelehrte Schule; im wesentlichen wurden auf ihmnur die alten Sprachen betrieben. Der Unterricht inder Mathematik war sehr mangelhaft und befriedigtemich nicht. Ich wurde in Mathematik in eine höhereParallelklasse versetzt, obgleich ich die Mathematiknur als Privatstudium betrieben hatte, da die Haus­lehrer nichts davon verstanden"'). Dagegen fielen mirdie alten Sprachen recht schwer, weil mir die schul­gerechte Grundlage fehlte. So sehr mich auch dasStudium der Klassiker interessierte und anregte, sowar mir doch das Erlernen der grammatischen Regeln,bei denen es nichts, zu denken und zu erkennen gab,zuwider. Ich arbeitete mich zwar gewissenhaft bis zurVersetzung nach Prima durch."

Diese Schilderung trifft sicher das Richtige, dennunsere Schule wollte damals eine gründliche philo­logische Ausbildung geben. Die damaligen Lehrer waren

"') Damals wurde der Versuch gemad1t, nicht nur nachKlassen. sondern [lUdI nadl Fächern zu unterridIten. Munkonnte also wie in den heutitJen amerikanischen SdlUlen ineinigen Fädlern in eine höhere Klasse versetzt werden undandere Fächer fallen lassen. Weil damals auch Nichtmathe­matiker diesen Unterridlt erteilen mußten, war das Niveaunicht sehr hoch.

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durchaus richtunggebend für andere Mitschüler wieGeibel und Storm, die im Gegensatz zu Siemens weni­ger Neigung zur Mathematik hatten. Das gesamtegeistige Leben in Lübeck stand auf einer so hohenStufe, daß Storm, als er 1837 zur Landesuniversitätnach Kiel kam, sagte, es sei ihm gewesen, als ob ereine Stufe tiefer träte. Doch Si.emens trug schon vonJugend auf die Ahnung des neuen technischen Zeit­alters in sich: "Da ich aber sah, daß ich im Studiumder alten Sprachen keine Befriedigung finden würde,entschloß ich mich, zum Baufach, dem einzigen damalsvorhandenen technischen Fache, überzugehen. Ich nahmdaher Ostern 1834 Abschied vom Katharineum."

Weil sein Vater wegen der schlechten Lage derLandwirtschaft die Mittel zum Studium nicht aufbrin­gen konnte, blieb ihm nur der Weg über das Ingenieur­korps des preußischen Heeres. "Ich wanderte mit sehrmäßigem Taschengeld nach Berlin. Unterwegs traf icheinen munteren und gebildeten Knopfmacher, dergleich mir mit seinem Ränzel dorthin wanderte undmich mit in seine Herberge nahm." Der König vonPreußen genehmigte. daß er als ,.Ausländer" in dasMagdeburger Artillerieregiment eintreten durfte, nach­dem er sich vom Mecklenburger Militärdienst "frei­gekauft" hatte. Nach sechs Monaten wurde er Bom­bardier (Gefreiter) und kam für drei Jahre auf dieArtillerie- und Ingenieurschule in Berlin. Seine Lehrer,darunter Georg Simon Ohm. eröffneten ihm eine neueinteressante Welt. "Ich widmete alle freie Zeitmeinen Lieblingswissenschaften Mathematik, Physikund Chemie. Diese Liebe ist mir mein ganzes Lebentreu geblieben und bildete die Grundlage meiner spä­teren Erfolge." Sie bewahrte ihn davor, sich alsLeutnant mit dem soldatischen Tagewerk zu begnügenund den Lockungen des Offizierslebens in kleinenGarnisonstädten zu verfallen, kostete ihn aber einmalauch beinahe das Leben: Damals wurden die Kanonennoch mit einer brennenden Lunte entzündet; alsSiemens von dem neuen Verfahren der Initialzündunghörte, rührte er in einem Pomadentopfe Phosphor undüberchlorsaures Kali zusammen. Als er nach dem Exer­zieren zurückkam und noch einmal umrührte, gab eseine gewaltige Explosion, die ihm die Güte derMischung bestätigte, aber ihn auch das Trommelfellkostete.

Seine erste Erfindung machte er während einerFestungshaft. Er hatte als Sekundapt an einem Duellteilgenommen und tröstete sich nun damit, daß erviel freie Zeit zu seinen Studien haben würde. "Aufdem Wege zur Zitadelle versah ich mich in einerChemikalienhandlung mit den Mitteln, um meineelektrolytischen Versuche fortzusetzen. Ich richtete mirin meiner vergitterten, aber geräumigen Zelle einkleines Laboratorium ein. Das Glück begünstigte michin meiner Arbeit. Damals wurde in Deutschland dieErfindung bekannt, Kupfer durch den galvanischenStrom aus Kupfervitriol niederzuschlagen. Aus denVersuchen zur Herstellung von Lichtbildern nach demVerfahren von Daguerre war mir erinnerlich, daß dasunterschwefligsaure Natron sonst unlösliche Gold- undSilbersalze gelöst hatte. Ich versuchte es also mit derVergoldung. Ich glaube, es war eine der größten Freu­den meines Lebens, als ein neusilberner Teelöffel, denich mit der Zinkplatte eines Daniellschen Elementesverbunden in einen mit unterschwefligsaurer Gold­lösung gefüllten Becher tauchte, während die Kupfer­platte mit einem Louisdor als Anode verbunden war,sich in wenigen Minuten in einen goldenen Löffel vonschönstem, reinstem Goldglanze verwandelte."

Nach seiner Begnadigung konnte er dieses Verfah­ren in England für 1500 Pfund Sterling verkaufen unddamit seiner Finanznot nach dem Tode seiner Elternein Ende machen. Siemens war ohne Zweifel einer vonden begnadeten Menschen, deren Geist so reich ist,daß sie schöpferisch arbeiten können. Der späteregroße Erfolg seines Lebens und sein Verdienst für dieFortentwicklung der Technik beruhen aber auf derErkenntnis und Erleuchtung, die seinen ganzen wei­teren Lebensweg bestimmten: "Nach Berlin zurück­gekehrt, prüfte ich ernstlich meine bisherige Lebens­richtung und erkannte, daß das Jagen nach Erfindun­gen, zu dem ich mich durch die Leichtigkeit des erstenErfolges hatte hinreißen lassen, mir voraussichtlich

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zum Verderben gereichen würde. Ich sagte mich dahervon allen meinen Erfindungen los, verkaufte auchmeinen Anteil an der in Berlin eingerichteten Fabrikund gab mich ganz ernsten wissenschaftlichen Studienhin."

Im Jahre 1845 war er als Leutnant einmal Zeuge,als es nicht gelang, einen von dem englischen PhysikerWheatstone kürzlich konstruierten Zeigertelegraphenstörungsfrei in Betrieb zu setzen. Darauf konstruierteer einen neuen Zeigertelegraphen, der einfacher in derBedienung und sicherer im Betrieb war. Zum Bau tater sich mit dem Universitätsmechaniker Georg Halskezusammen und gründete im Jahre 1847 mit ihm dienoch heute weltberühmte Telegraphenbauanstalt "Sie­mens und Halske" mit zehn Mitarbeitern. Der erstegroße Auftrag kam von der preußischen Regierung:In kürzester Frist sollte eine Teleg:raphenleitung vonBerlin nach Frankfurt am Main gebaut werden, wodamals in der Paulskirche das erste deutsche Parlamenttagte. Die zeitgerechte Ausführung dieses Auftragesbegründete das Ansehen der Firma im 1n- und AU5­lande. In Rußland wurden Filialen und in Englandsogar ein eigenes Seekabelwerk errichtet. Ein Mark­stein in der Geschichte der Nachrichtentechnik ist dieindoeuropäische Telegraphenlinie, die von England überPreußen und Rußland nach Teheran und weiter nachKaratschi führte. Sie wurde 1869 fertig, ist bis zumJahre 1931 in Betrieb gewesen und wurde erst vonder drahtlosen Telegraphie clbgelöst.

In den achtziger Jahren trat neben die Schwach­stromtechnik des Fernmeldewesens die Starkstrom­technilc, zu der Werner Siemens im Jahre 1866 durchdie Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips, diebedeutsamste Forschertat seines Lebens, den Grundgelegt hatte. Er fand damals den Weg - um es mitseinen eigenen Worten zu sagen - "elektrischen Stromin unbegrenzter Stärke auf billige und bequeme Weiseüberall zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist".Schon seit Faradays Entdeckungen des Induktions­gesetzes (1831) baute man Induktoren mit permanentenMagneten - etwa wie die heutigen Fahrraddynamosoder wie die Induktoren älterer Fernsprecher mit einerKurbel. Sie waren aber zur Erzeugung stärkererStröme ungeeignet, weil dann nach der LenzschenRegel das Magnetfeld geschwächt wird. Siemens hatteden einfachen Grundgedanken, an Stelle der Stahl­magneten solche aus Weicheisen zu verwenden, diedurch den erzeugten Strom und Spulen magnetischgemacht werden.

Bevor sich aus der ersten Dynamomaschine dieStarkstromtechnik entfalten konnte, bedurfte es nocheines jahrelangen zähen Forschens und Versuchens.Erst 1878 hatte die Dynamomaschine ihre Kinder­krankheiten überwunden, und nun fand die Elektrizi­tät allmählich Eingang in die Technik des Alltags. Dieersten Bogenlampen flammten auf, 1879 lief auf einerBerliner Ausstellung die erste elektrische Bahn; wenigeJahre später fuhren die erste Straßenbahn und dieerste Grubenbahn; 1885 entstand in Berlin die ersteElektrizitätszentrale. Untergrundbahnen wurden nunmöglich (London 1895). Die Photographien dieser erstenelektrischen Bahnen, die in unserem Physikzimmerunter dem Bild von Siemens hängen, rufen wohlmanchmal bei Schülern ein Lächeln hervor. Aber da­mit begann unsere heutige hochentwickelte Technik,auf die wir so stolz sind und die man im Jahre 2000vielleicht ebenso belächeln wird. Um die Schwierig­keiten dieser Anfangszeit zu beleuchten, sei erwähnt,daß vor 1900 eine Glühlampe ~ Mark, eine Kilowatt­stunde 60 Pfennige kostete - mehr als zehnmal sovielwie heute. Wir bezahlen heute für die Arbeit, die einPferd in einer Stunde verrichtet, noch nicht einmal10 Pfennige. Der Grund hierfür ist, daß man die Was­serkraft ausnutzen kann oder die Kraftwerke direktan die Kohlengruben oder Wasserwege baut, wie inLübeck, so daß die Transportkosten für die Kohlegering bleiben.

Die Verdienste von Siemens' als Wissenschaftler,als Unternehmer und als Pionier der Technik sindschon zu seinen Lebzeiten anerkannt worden: Erwurde 1874 Mitglied der preußischen Akademie derWissenschaften, 1877 Mitglied des Reichspatentamtes,das zum Teil auf seine Anregungen hin gegründet

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wurde. Im Jahre 1888 verlieh ihm Kaiser Friedrichden erblichen Adel.

Am 16. Dezember 1892 ist er dann in Harzburggestorben.

Als schönsten Erfolg seines Lebens würde Siemenswohl das Aufblühen seiner Werke ansehen. Ein Grunddafür ist sicher die gute Zusammenarbeit mit seinenArbeitern, die er von Anfang an 3m Gewinn der Firmabeteiligte. Er erkannte bereits vor 100 Jahren, daßin dem anb'rechenden "naturwissenschaftlichen Zeit­alter" für den Industriearbeiter gesorgt werden müsse,und gründete schon 1872 eine Pensionskasse für dieAltersversorgung. Er selbst nennt als bedeutendsteKraft für den Aufstieg aus kleinen Anfängen zur

Weltfirma den "Ruf größter Zuverlässigkeit und Güte,dessen sidl unsere Fabrikate in aller Welt erfreuten".Die Siemenswerke beschäftigen heute mehr als 100 000Mitarbeiter in vielen Städten. In Berlin entstand umdie Werke sogar eine Siemensstadt. Der Jahresumsatzbeträgt mehrere Milliarden. Die Werke werden immernoch in dem Geiste ihres Gründers geführt: Siemenshielt nicht viel vom glücklichen Zufall beim Erfinden­auch die technische Anwendung bekannter Dinge häiter nicht für Erfindungen - "sondern wahre Erfinder,die der Entwicklung der Menschheit neue Bahnenöffnen, sind diejenigen, welche ihr ganzes Sein undDenken dieser Fortentwicklung um ihrer selbst willenwidmen." 01'. Günther

IN MEMORIAM

Studienrat i. R. Ernst PommerenkeGeb.13. 3.1888 I Gesl. 3. 6.1960

Wiederum hat unsere alte Schule ein schwerer Ver­lust betroffen! Am 3. 6. d. J. verschied unser lieberlangjähriger Kollege, Studienrat Ernst Pommerenke,im 72. Lebensjahre, fern seiner geliebten einstigenWirkungsstätte und seiner zweiten Heimat Lübeck.Wer mit ihm jahrzehntelang gemeinsam die gleicheStraße gewandert ist und ihn in seiner Eigenartkennenzulernen das Glück hatte, weiß, daß mit ihm

eine der wertvollsten Stützen unseres Katharineumsdahingegangen ist. Er gehörte zu denen, die in einerbald 40jährigen Tätigkeit während seines gesamtenWirkens dazu beitrugen, dem Profil unserer Schuleein besonderes Gepräge zu geben. Ausgerüstet miteiner hervorragenden Kenntnis in seinen besonderenStudienfächerD Englisch und Französisch, griffen seineInteressen weit hinaus über diesen Rahmen und er­schöpften sich auch nicht in methodologischen Fragen,die er meisterhaft beherrschte, sondern sein Blick wareingestellt auf alles, was einem echten Fortschritt, woimmer es auch sei, zu dienen schien. Nicht etwa injenem banalen Sinne, daß er stets gutgeheißen hätte,was sich ihm auf pädagogismem oder politischem Ge­biet als eine neue Heilslehre darbot, vielmehr wußteer in "echter Besonnenheit" und mit kritischem Blickdas Wertvolle im Sinne des griechischen Agathon zuscheiden von dem, was nur äußeres Blendwerk be­deutete und sich nicht über ein ephemeres Tagesge­schehen erhob. Diese wahrhaft "attische Sanitas", die­ses ruhige Sich-Besinnen und sein reifes abgeklärtesWesen, das ihn bereits in jüngeren Jahren auszeichnete,war es, mit dem er sich ein besonderes Vertrauen imKreise seiner Kollegen, seiner Freunde und seinerSchüler erwarb. Sein unerhörter Fleiß, mit dem er den

Dingen nachspürte, um zu einem ebenso unanfecht­baren wie gerechten Urteil zu gelangen, wird stets einVorbild bleiben für alle diejenigen, denen das Ge­heimnis einer echten "Persönlichkeit" in ihrem eigenenSuchen und Streben eine hilfreiche Stütze zu sein ver­mag. Mit diesen Vorzügen verband er eine außer­ordentliche innere und äußere Bescheidenheit undHilfsbereitsmaft. Nie hat er danach gestrebt, sich umberuflicher Vorteile willen in rücksichtsloser Ungebun­denheit an eine Stelle zu drängen, der er sich wohlinnerlich gewachsen fühlte, deren zweifelhafte Macht­befugnis ihm aber keine wahre Bereicherung seinesMenschentums bedeutete. So spielte sich seine Tätigkeitmehl' in der pflichtgetreuen Ausübung seines täglichenAufgabenbereiches ab, als daß er seinen Namen in derÖffentlichkeit genannt zu sehen wünschte. Und dochhat er als Vorsitzender des Lübecker Philologen-Vereinslängere Zeit hindurch bewiesen, daß er mit großempraktischen Können jene Probleme zu meistern wußte,die nach dem ersten Weltkriege auftaucilten und dasGefüge unseres höheren Schulwesens zu erscilütterndrohten. Hier hat er sich stets mit unerschütterlicherGewißheit, richtig zu handeln, und ohne jede Kon­zession gegenüber einer billigen Effekthasrnerei dafüreingesetzt, was er seinem Gewissen nach für erstre­benswert und für die Erhaltung des deutscilen Bil­dungswesens als unabdingbar erachtete. Was er seinenSchülern vorlebte, in höchster Selbstverantwortung, inunabhängigem Denken und unbeirrbarer Charakter­festigkeit als Mann im Leben zu stehen, das hat ernicht nur als Soldat des ersten Weltkrieges, sondernebenso im bürgerlichen Gewande sein ganzes Lebenhindurch unter Beweis gestellt. So gehörte er geradedeshalb, weil seine wahren Vorzüge nicht auf denersten Blick erkennbar waren, aber für denjenigen,der ihn näher kannte, um so heller leuchteten, zu denwahrhaft bedeutungsvollen Gestalten, an denen dieGeschichte unserer Schule so reich ist.

Wie gern hätte man diesem vortrefflichen Menschenund Freunde bis zu seinem Ende einen ruhigen Le­bensabend gewünscht! Wohl wußte er die Leiden desAlters mit großer Gelassenheit und innerer Ergeben­heit in das unabwendbare Schicksal zu ertragen. Under hat sie immer wieder zu überwinden gesucht, indemer den Blick richtete auf das, was über uns steht, dasUnerforschliche, so wie er dereinst den schwerstenSchlag, der ihm beschieden war, den Tod seiner beidenSöhne, zu überwinden vermochte durch seine tiefernsteInnerlichkeit, mit der er die Unzulänglichkeit mensch­lichen Glückes in seinen Willen aufnahm. Angesichtseines solchen Beispiels eines vorbildlichen Charaktersund hervorragenden Schulmannes bleibt uns allein derDank übrig, den wir ihm von ganzem Herzen aus­sprechen für alles das, was er uns gewesen. Und wirkönnen dem keinen besseren Ausdruck verleihen alsmit den Worten Schillers, die er selbst einmal in einerAnsprache genannt hat: "Es ist eine rechte Gottesgabeum einen weisen und sorgfältigen Freund".

• Dr. Magnus

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Die Tagung der "VerantwortlidJen"(Auf der Landestagung der Sdtülermitveranlworlung in Nehmlen)

Es begann damit, daß auf dem Bahnhof von Asche­berg immer mehr Tagungsteilnehmer eintrafen, wobeiaber kaum einer den anderen kannte. Insgesamt kamenetwa 80 Primaner zur Tagung zusammen, die inanonymer Eintrarnt nun auf den Bus nach Nehmtenwarteten. Hier sollte ein VorsteUungsabend die Teil­nehmer miteinander näher bekannt machen, doch er­wies sich diese an sich gute Idee in der Durchführung,bei so vielen Menschen, als nur sehr begrenzt wirksam.Ganz anders förderte die erste gemeinsame Mahlzeitden Kontakt zueinander - man erleste sich in origi­neller Weise zu jeder MaWzeit einen neuen Platz ineinem der drei Speiseräume, und so lernten sich diejeweiligen zufälligen Tischpartner im Gespräch kennen.

Die Tagung fand vom 3. bis zum 9. 10. statt. Am4. morgens begann das Tagesprogramm; und zwar zu­nächst mit einer Stunde gemeinsamen Singens, was diemeisten von uns, ehrlich gesagt, schon auf dem Pro­gramm mit ziemlicher Skepsis bemerkt hatten. Aberdiese Skepsis erwies sich als völlig unbegründet: HerrDr. Saltzwedel wußte uns in dieser Stunde derartig mitganz neuen Liedern aus dem Unesco-Liederheft zu be­geistern, daß dieses gemeinsame Singen zum Tages­ereignis wurde, auf das der größte Teil von uns sichschon im voraus freute. Das Katharineum besaß über­haupt, von uns Vertretern abgesehen, einen sehr we­sentlich gestaltenden Einfluß auf die Tagung. HerrDr. Saltzwedel und Herr Pastor Böhme leiteten zweider sechs Arbeitsgruppen, die sich jeweils an das Sin­gen anschlossen. Die Leitung der Tagung aber unddamit die meiste Arbeit und Verantwortung lag in derHand unseres Mitschülers Wolfgang Gieth als des Lan­desschulsprechers und des Landesschulsprechrates. Auchein Ehemaliger des Katharineums, der 1957/58 Landes­schulspremer war, weilte als Gast in Nehmten, HorstHasskarl.

Die einzelnen Arbeitsgruppen, die von einem Lehrergeleitet wurden, erarbeiteten sich verschiedene Themenin gemeinsamer Diskussion. Die Themen lauteten z. B.so: "Was ist Demokratie" oder "Die Hintergründe echterVerantwortung" oder "Die Erschaffung des Staatsbür­gers in Ost und West". Am Schluß der Tagung faßte jeein Teilnehmer jeder Arbeitsgruppe das Erarbeitete ineinem Referat zusammen.

Auf den mehrfach vorgebrachten Einwand, wasdiese Themen denn mit der Arbeit der SMV an sichzu tun hätten, ließe sich folgendes entgegnen: Es istwohl schlecht möglich, ein eng umgrenztes Thema,welches die im einzelnen so verschiedenen Schüler­mitverantworhmgen unmittelbar betreffen würde, län­gere Zeit zu erörtern. Ferner dürften weder Lehrernoch Schüler Lust haben, eine Beschäftigung wie z. B.den Vergleich der einzelnen SMV-Verfassungen mit­einander zu treiben. So etwas blieb dem einzelnenInteressierten im persönlichen Erfahrungsaustauscl1überlassen.

Also bezogen sich die Themen der Arbeitsgruppenin einer etwas heiteren Weise auf das GrundthemaSchülermitverantwortung. Ebenso müssen die Referate,die von den Gästen der Tagung gehalten wurden, be­trachtet werden. Hier ist der Vortrag eines LübeckerRechtsanwaltes über ..Schuld und Sühne im alten undneuen Strafrecht" zu nennen. Ein Korvettenkapitänsprach über das Thema ..Bundeswehr und Demokratie".Sehr interessant und aktuell war das Referat einesVertreters aus Nordschleswig, der uns die Fragen, diedie deutsche Minderheit dort täglich bewegen, ein­dringlich nahebrachte. Vor allem aber beeindruckteder Chefdramaturg des Lübecker Theaters mit einembrillanten Vortrag über den Sinn des Theaters in un­serer Zeit. Die Diskussion, die wie immer auch hierauffolgte, war sehr lebhaft, zum Teil sogar leidenschaftlichund wirkte noch lange Zeit nach, ohne daß natürlichbei allem guten Willen eine Lösung für die aufge­zeigten Probleme des deutschen Theaters der Gegen-

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wart gefunden wurde. Sinn aller Arbeit während derTagung war auch eher, den einzelnen dazu zu ver­anlassen, sich mit den Themen auseinanderzusetzen,seine Stellung zu beziehen und dadurch innerlich ent­schiedener und fester zu werden.

So verliefen die Tage, erfüllt von gespanntem Zu­hören und intensiven Diskussionen. Dabei hatten wiruns kennengelernt, ja, waren zu einer Gemeinschaftgeworden, in der es warm und herzlich zuging. Denschönsten Beweis dafür bildete das Abschiedsfest, beidem die freundliche Heiterkeit, die alle Teilnehmermehr und mehr erfaßt hatte, sich zu hoher Freude stei­gerte.

Die Verantwortlichen konnten an der leisen Wehmut,die bei der Heimreise am nächsten Morgen über allenlag, sicher mit Genugtuung erkennen, daß diese Tagungvollauf ~elungen war.

Bernd-Jürgen Thiel (U lag)

Zu der Tagung in Nehmten

So ganz leimt fiel es mir wirklich nicht, wenigstensinoffiziell, meine Herbstferien tür die Schulsprecher­tagung in Nehmten dranzugeben, denn auch als Lehrerfreut man sich auf die Feiertage und nimmt sichmanches dafür vor. Und nur die Erinnerung an diegepflegt-elegante, behaglich-warme und weltverbun­dene Atmosphäre mancher Tagungsorte ließ michhoffen, doch einige erholsame Tage auch hier für michselbst zu gewinnen. Wenigstens hoffte ich das, und soließ ich auch manches daheim, was man nicht gernmitschleppt, weil man es so bequem am Tagungsortkaufen kann. Oder sollte es wirklich noch jemandengeben, der das glauben würde, daß es mitten in unsererso wohldurchorganisierten Welt einen Ort gibt, woman kein Streichholz, ja nicht einmal ein paar Zigarrenkaufen kann? Ja, das gibt es, aber nur "auf Nehmten".Gut, daß im das nicht vorher ahnte! Es war alles ganzanders, als ich es mir vorgestellt hatte, weder behaglich,noch allzu warm, und auch die Eleganz zeigte die Risseund Sprünge einer vergangenen, arm gewordenen Welt.Abgeschnitten von aller Welt - selbst postalisch, unddas war fein -, das waren die Tage auf Nehmten!

Aber gerade diese Abgeschlossenheit und die nichtunseren üblichen Erwartungen entsprechende Formsind es gewesen, die diese Tagung so gelingen ließen.Auf Schloß Nehmten kann man noch tagen. Hier kannman nicht "tagungsmüde" werden, weil man nicht aus­weichen kann, nur am Anfang pilgert man "welt­süchtig" nach Sande hinunter, und nur ein Neuling wieich konnte das Tagungsprogramm als typisch überladenempfinden. Was will man denn sonst auf Nehmtenanfangen? So verstummten sehr bald die Rufe nammehr Freizeit, denn als wirklich einmal ein freierAbend sim anbot, war jeder froh, daß dann doch etwasstattfand. Kann es dann ausbleiben, daß man sehr baldzu einer Gemeinschaft zusammenwächst, man ist jaauch nicht auf Nehmten allein, und sei es nur "diemenschliche Wärme", die einen zu den anderen zieht.Es tut uns so gut, einmal wirklich abgeschnitten zu sein,nur sich auf sich selbst zu besinnen, wenn es auch nichtimmer leicht ist, ohne Rückhalt sich vielen Fragenstellen zu müssen. Man ist nur, wer man ist, wederLehrer (und das fällt einem sehr schwer) noch Schüler.So darf es aum nicht verwundern, wenn bis in dieNächte hinein die Fragen der Arbeitsgruppen diskutiertund später für die Referate schriftlich erarbeitet wur­den. Mit Schule hatte die Schulsprechertagung sehrbald nichts mehr zu tun, den Arbeitsgruppen wurdedes öfteren vor den Neigungsgruppen, ja selbst vor derFreizeit der Vorzug gegeben. Aber wie gesagt, das isteben nur möglich, wenn man "auf Nehmten" lebt.Ein Tagungsort mit Richtung nach innen.

Böhme

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"Madlt das Tor auf!"In einem Rundschreiben des Kuratoriums "Unteil­

bares Deutschland" wurden alle öffentlichen Vereini­gungen und Schulen aufgefordert, die Sammelaklion"Macht das Tor auf!" zu unterstützen. In diesem Rah­men beteiligte sich neben den anderen LübeckerSchulen auch das Katharineum. Dem PAS und der SMVwurde die Aufgabe übertragen, mit 14 "Schülerpaaren"von Untertertia bis Oberprima den Verkauf des Berlin­Abzeichens durchzuführen.

Es darf hier gesagt werden, daß das Katharineumin seinem Einsatz und Ergebnis einen vorzüglichenEindruck hinterlassen hat. Es wurde insgesamt Geldfür 12000 Abzeichen gesammelt, was etwa 30% der inganz Lübeck verkauften Nadeln entspricht! Um dieseZahlen zu verdeutlichen, sei hier ein Vergleich mitanderen Resultaten erlaubt. So brachten es zum Bei­spiel die nach uns folgenden Schulen auf je 2300, 1500Stück und weniger. Interessant ist hierbei auch dieTatsache, daß die Lübecker Prominenz weit hinter derLeistung eines Sammlerpaares des Katharineums, dasdurchschnittlich 600 Brandenburger Tore an die Man­telaufschläge der Lübecker Bürger heftete, zurückblieb.Diese Zahlen zeigen den Eifer unserer Sammler, undes soll nicht vergessen werden, die beiden erfolg­reichsten lobend zu erwähnen: Daser und Hollunderaus der U 2 c 1, die für ihre Bemühungen beim Verkaufvon 1800 Nadeln mit einer Fahrt nach Berlin belohntwerden sollen. Ebenso sei den übrigen Sammlern andieser Stelle für ihre tüchtige Mitarbeit gedankt.

Nicht ersichtlich aber ist aus diesen Angaben, unterwelchen Umständen und mit welchem Geschick sichunsere Mitschüler in den Dienst der Sache stellten.Wenn sie einerseits von den Angesprochenen bereit­willig die 20 Pfennige und manchmal darüber hinausnoch mehr erhielten, so hatten sie sich wiederum auchmit Gleichgültigkeit und beschämender Kritik aus­einanderzusetzen. Es fielen sogar Worte wie: "Straußhat genug Flugzeuge" oder "Haut ab mit eurem Nazi­kram". Aber es sind ebensosehl' diese unsachlichen Ar­gumente wie auch die Gleichgültigkeit überhaupt zuverurteilen; denn gerade die jüngste Entwicklung derBerlinfrage zeigt mehr denn je die Notwendigkeit, sichfür das Schicksal der geteilten Stadt einzusetzen.Wäre es daher nicht richtiger, das Zeichen des Bran­denburger Tores wieder zu tragen?

Volker Lemke (U I bg)

Mit unseren Berliner Ciästen in CismarMitten in Ostholstein zwischen Seen und Wäldern

liegt das alte Benediktinerkloster Cismal', nur 5 kmvon der Ostsee entfernt. In seinen alten Räumen, diejetzt dem Lande Schleswig-Holstein gehören, erholensich alljährlich Hunderte von Kindern. Dorthin hatteauch das Katharineum 12 Berliner Jungen für einedreiwöchige Ferienzeit eingeladen (vom 29. 9. bis18. 10). Sie sollten sich einmal ordentlich von derGroßstadtatmosphäre erholen, und man hätte dafürkeinen besseren Platz finden können. Dort - dieGroßstadt, das Meer von Häusern und Straßen, hier ­ein ruhiges, beinahe weltabgeschiedenes Kloster in derNähe eines kleinen Ortes, dort - ständig die Grenzevor Augen, ständig die Gewißheit und das Bewußt­sein, eine .. Insel" zu sein, hier - Freiheit in einerherrlichen Landschaft. So ist durchaus verständlich,daß es den Berlinern, die 8 bis 12 Jahre alt waren,sehr gut in Cismar gefiel, ja, daß sie nur sehr seltenHeimwehr empfanden. Dazu kommt noch, daß es fürviele überhaupt die erste große Reise in ihrem Lebenwar. So hatte für sie vieles den Reiz des Neuen, dieWälder, die sie in Wanderungen und Geländespielenkennenlernten, ja sogar Kühe und Pferde bildeten fürsie einen immer wieder neuen Grund zur Aufregung.Vor allem aber beeindruckte sie das Meer, dessen Un­endlichkeit sie zuerst gar nicht begreifen konnten. Sovergingen die Tage, die außerdem noch Fahrten undBesichtigungen brachten, für die Berliner und auchfür uns Katharineer, die wir sie - mit Unterstützungvon Herrn Studienassessor Emrich - wechselseitig be­treuten (peter Fürniß, Q I bg, Bernd-Qcke Langholz,

U I es, Thomas Wagner und Henning Paulsen, heideOllag) wie im Fluge. Zum Schluß kann man nur nocheinmal den Eltern der Katharineer danken, daß siedurch ihre Spenden eine so schöne Zeit für die Ber­liner Jungen möglich machten. Cismar hat deutlichgezeigt, welche Freude den Berlinern dadurch gemad1tworden ist und wie nötig gerade heute solche Kontaktesind. H. PauJsen (0 II ag)

Kürzlid" wurde für uns Sdliiler folgender Aufrufverteilt: .

ACHTUNG! ACHTUNG! ACHTUNG!Ein e Bit t e : Wirf diesen Zettel niebt gleich weg,

Lies ihn bitte einmal. Denn dafür ist er da.Am nächsten Sonntag findet in St. Ka­

tharinen der erste Schulgottesdiensts tat t! Und wir erwarten Dich!

War umgehst Du sonntags eigentlidl.- nid1t in denGottesdienst? Wenn Du getauft oder sroon konfirmiertbist, bedeutet das doch nicht, daß Dich Gott damitfeierlich entlassen hat - es bedeutet vielmehr eineernste Verpflichtung für die Zukunft!

Nimmst Du es so wenig ernst, daß Du Christ bist?Findest Du es nicht schäbig von Dir, daß Du nur demNamen nach Christ bist? Daß 'Du überhaupt nichts da­für tust?

Wenn Du ein entschiedener Gegner des Christen­tums w~rest, könnte man Deine Entschiedenheit wenig­stens anerkennen. Aber Deine lahme Haltung, ohnefeste Entscheidung, kann keinem imponieren!

Vielleicht aber bist Du gar nicht so. Vielleicht hastDu bisher nur ein wenig Scheu gehabt, einmal sonntagsin den Gottesdienst zu gehen, weil man Dich dann..komisch ansehen könnte" oder weil Du ..das gar nichtkennst" .. '

Jetzt wird Dir eine gute Gelegenheit geboten. Kommam Sonntag zu unserem Schulgottesdienst. Dort sindalles "Neulinge". Es sind Deine Schulfreunde!Komm doch einmal zum Gottesdienst! Duwirst uns bestimmt nicht enttäuschen!

Hierzu eine Stellungllalune:Wenn man einen Menschen von etwas überzeugen

will, so erreicht man das bestimmt nicht dadurch, daßman ihn grob angreift. Das tut kein geschickter Poli­tiker, ebensowenig ein Pfarrer, der die Menschen zuwahren Christen erziehen will, und sch1ießlicli auchniemand, der zum Kirchgang anregen möchte.

So erreicht der Verfasser dieser Einladung zumGottesdienst - übrigens, wer ist eigentlim der Ver­fasser? - m. E. genau das Gegenteil von dem, was erwollte. Aber nicht nur die Art, wie er uns anspricht,sondern auch der Inhalt ist doch angreifbar. DieFrage, warum wir nicht zum Gottesdienst gehen, istnoch einigermaßen berechtigt, denn sicher gehen nursehr wenige von uns in die Kirche. Aber abgesehendavon, daß man über den Wert des Besuches einesGottesdienstes streiten könnte, ist es doch sicher, daßeinige in die Kirche gehen; und diese müssen sicllberechtigterweise gekränkt fühlen.

Dann aber erklärt der Verfasser, wir seien nur demNamen nach Christen, eine Behauptung, die doch wohletwas übertrieben ist. Woher weiß er denn, daß eskeine entschiedenen Gegner unter uns gibt? Anderer­seits, wenn sich Schüler dem Christentum gegenübergleichgültig zeigen, so oft deshalb, weil sie den Wertoder Unwert der Kirche noch nicht erkannt haben undauch gar nicht erkennen können, da sie bis jetzt nochnichts sichtbar Gutes oder Schlechtes durch die Kircheerfahren haben. Und wenn dann noch jemand kommtmit Ausdrücken wie "schäbig" und "lahme Haltung",dann kann man diese Unschlüssigen vieIleicht dazuanhalten, einmal über Gott nachzudenken, aber be­stimmt erwächst in ihnen nach einer solchen Einladungnicht der Wunsch, in die Kirche zu gehen.

DietridJ. Mahnkopf (02 ag)

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Der Evangelisdte Arbeilskreis antwortet:

Ein ehrlicher Vorwurf verdient eine ebenso ehrlicheAntwort. Darum will ich als Vorsitzender des Evan­gelischen Arbeitskreises. der diesen Artikel verfaßteund in Umlauf brachte, Stellung zu beziehen versuchen:

Als wir den Plan faßten, in S1. Katharinen einenSonntagsgartesdienst für Sct.üler durchzuführen, stan­den wir vor dem Problem, einmal Leute in den Gottes­dienst zu laden, die sonst nicht allzuoet dahin kommen.Wir dachten uns, daß die Resonanz nicht allzugroßwerden würde, wenn wir auf übliche Weise dazu "ein­lüden". Da wir uns aber sagten, daß ohnehin nichtallzu viele kommen würden, \vollten wir wenigstensdiejenigen, die ohnehin nicht kommen, für ein paarAugenblicke in Unruhe und Gedanken über den Sinndes Gottesdienstes versetzen.

Das waren unsere überlegungen, und unser Zielhaben wir bestimmt erreicht. Davon zeugen die hef­tigen Diskussionen in den Klassen und besonders derobenstehende Artikel. Eine hade Kritik ist ja immerangenehmer als gar keine Stellungnahme! -

Nichts hat uns ferner gelegen, als irgendwelcheMitsdlüler in die Kirche locken oder zerren zu wollen.Darum kann man uns nidlt falsche "Wer b e ­methoden" vorwerfen. Dieser Zettel aber soll eineBeschimpfung darstellen?

Keineswegs! Daß der Ton nicht seelsorgerisch ist,liegt daran, daß wir Schüler sind und offen redenkönnen. Sollen wir denn etwa sagen: "Ihr kommtzwar nicht in die Kirche, Gott zu ehren, aber Ihrwerdet bestimmt Eure guten Gründe dafür haben unddoch gute Christen sein?"

Nein, wer Gott dienen will, muß etwas dafür tun,und wer ihn ehren will, der tue das als Mitglied einerKirche auch ab und zu in der Kirche.

Da die Spatzen von den Dächern pfeifen, daß dergrößte Teil der Christen nur "sogenannte Christen"(oder passive Mitglieder) sind, haben wir diese Gruppeansprechen wollen und sie nach der Ernsthaftigkeitihrer Haltung gefragt. Kann man diese Leute, zudenen niemand gehören will, nicht fragen, ob sie nichtwirklich nur dem Namen nach Christen sind? Wieschön ist es, wenn einige diese Frage verneinenkönnen!

Wir haben also bewußt diesen großen Teil derChristen unserer Schule angesprochen und wußten da­bei: Wer es ein wenig ernst nimmt mit seinem Christ­sein, wird einerseits sich nicht getroffen fühlen undandererseits unsere Bemühungen anerkennen. Weraber ein ..entschiedener Gegner des Christentums" ist,fühlt sich ebenfalls nicht berührt. Wer sich also ge­troffen fühlt, der ist gerade für uns der Richtige. Malsehen, was er tun wird?

Nun sei noch auf den Schluß der "Anklage" geant­wortet: Wir haben uns ja an die älteren Schüler ge­wandt, weil dies doch in ihrer Entscheidung ernst­zunehmende Menschen sind. (Sie sind immerhin größ­tenteils konfirmiert!) Wenn sie aber noch nicht wissen,wohin sie gehören, könnten sie als getaufte Christensich doch ab und zu in der Kirche "orientieren".

Wir freuen uns aber, das sei noch einmal betont,daß, wie der Kritiker selbst sagt, unser "Aufruf" einenUnschlüssigen angehalten hat, über Gott nachzudenken.Das ist beinahe mehr, als wir erwartet haben.

Wolf-Dieter Hauschild (0 I bg)

Reillurnier in Bad SegebergIm September fand in Bad Scgeberg das 12. Landes­

Reit- und Fahrturnier statt. Im Wettkampf der Jugend­reitabteilungen siegte die Juniorenmannschaft der Reit­schule Lübeck mit 4 Katharineern (von 7 Mann)!

Es wurde Ein Abteilungsreiten, eine DressurprüfungKlasse A und eine Springprüfung Klasse A verlangt.

Bei dem Abteilungsreiten zeigt sich, ob die Reiterihre Pferde in der Hand haben, es kommt außerdemauch auf den Sitz der Reiter selbst an. Die Haupt­forderung für die Abteilung ist: Harmonie.

Zwei von uns ritten dann die Dressurprüfung. InKlasse A (A ist die unterste Stufe) wird nicht vielmehr verlangt, als daß das Pferd im Schritt, Trab undGalopp aufmerksam den Hilfen, den ..Kommandos",die der Reiter mit Schenkel, Gewicht, Kreuz undZügeln dem Pferd gibt, folgt.

Für die Springprüfung Klasse A sind die Hinder­nisse, über die das Pferd mit dem Reiter in bestimm­ter Reihenfolge springen muß, bis zu 1,10 m hoch.Unsere beiden Kameraden ritten ausgezeichnet und imbesten Stil, einer wurde später sogar Einzelsiegerdieses Springens.

Die Gesamtwertung ergab unseren Sieg, und derPokal und die Standal'te sind jetzt im Lübec:ker Reit­stall.

Dieser Bericht ist jedoch nicht geschrieben worden.um uns selbst herauszustellen und zu loben. Wir reitennicht, um zu siegen und geehrt zu werden, sondernweil die Freundschaft mit dem Pferd etwas Wunder­barez und Beglückendes ist:

Reiter sein, heißt nicht, sich zeigenvoller Eitelkeit der Welt.darum nur auf's Pferd z·u steigen,weil man selber sich gefällt.Reiter sein, heißt, sich versenkenin die Seelen unsrer Pferde,die sich selbstlos uns verschenken,als ein Stück von Mutter Erde. (Rud. Götze)

Jan Cimbal (03 ag)

SCHULCHRONIKVon den Sommerferien bis zum Herbst

Nun ist inzwischen der Sommer vergangen, und wiralle haben es gar nicht gemerkt, daß er dagewesen ist.(Es sei denn, wir hätten ab und zu auf den Kalendergeschaut, denn am Wetter konnte man den Sommerwirklich nicht ablesen.) Da wir also in diesem Jahrso schnöde um den Sommer betrogen sind, können wiruns nur auf den Winter freuen - leider fehlen daaber Große Ferien. Doch noch einmal zurück in diesen"Sommer"!

Alt und doch wieder neu: unser SchultestVor den Großen Ferien feierten wir nach altem

Brauch in Israelsdorf wieder unser Schultest. Leiderwar jedoch ein Teil Brauchtum abgeschnitten, da derMarsch durch die Stadt bekanntlich wegen der Bau­arbeiten in der Burgstraße ausfiel. Dafür war aberschönes Wetter, und sonst war es auch sehr nett.

Für den kurzen Marsch von "Muuß" zur Festwiesehatten wir zum ersten Male wieder einen Spielmanns-

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zug dabei, dessen Qualität und spielerisches Könnenweit über dem unserer früheren Marschkapellen lag.

Bei der Totengedenkfeier, bei der Herr DirektorDr. Braune die Ansprache hielt, wirkte auch seitJahren wieder einmal eine eigene Bläsergruppe un­serer Scilule mit - zur Freude aller Zuhörer. Im an­schließenden Primanerfünfkampf (für den Zuschauerwar es ja nur ein Vierkampf, da aus technischen Grün­den der Hochweitsprung im Turnunterricht ausgetragenwar) gab es eigentlich, nach der bisherigen Wertung,wie im Vorjahre - wieder ein "totes Rennen". Daaber in diesem Jahre erstmalig eine Punktwertungentschied (um ein Unentschieden zu verhindern), wurdeKarl Heider (0 I ag) Sieger vor Burkhard Forbrich(0 I es).

Für die Unterstufe war von der SMV während derKaffeepause eine ..bunte Wiese" aufgebaut, die, alsüberraschung angekündigt, alle Erwartungen erfüllte.So verging der Nachmittag für die ..Kleineren" mit

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netten Spielen und Belustigungen, für die "Größeren"teils mit KaHeetrinken, teils mit dem Anhören derRundfunkübertragung des Endspiels um die DeutscheFußballmeisterschaft.

Gelungene Vorführungen der Turngruppen und dieSiegerehrungen beendeten den Tag. Zwei Tage späterfand in der Schwartauer "Waldhalle" das abschließendeTanzfest für die "Größeren" statt.

Das Unterstufenfest in MöUnEnde August ruhr die Unterstufe mit einem Sonder­

zug nach Mölln und feierte dort, wie schon im Vor­jahre. im "Schützenhof" ihr eigenes, zusätzliches Fest.Jede Klasse hatte sich nette Spiele ausgedacht, undmit wahrer Begeisterung kämpfte man um Sieg undPreise. Für das leibliche Wohl war auch gut gesorgt,und so wurde der Eindruck aus dem Vorjahre be­stätigt, daß dieses Fest großen Anklang gefunden hat.

Besonders schön ist, daß die Eltern zahlreich er­schienen waren und eine Oberprima sich sehr fleißigeinsetzte, die "Kleinen" zu betreuen.

Wieder einmal: ..Schönheitsoperation"Nach den großen Ferien wartete unser "altes Ge­

mäuer" mit einigen überraschungen und .•Schönheits­operationen" auf. Die Klassenräume im ersten Stockhatten sidl. in hübsche Klassenzimmer verwandelt. diealten Fußböden und Heizkörper waren durch schöneund moderne ersetzt, kurzum: hier war eine gemüt­lime Atmosphäre geschaffen. Der alte, verfallene Gangzum Turnhof war neu verputzt. so daß seine Sdtönheitendlich zur Geltun~ kommt. Außerdem war von diesemGang. dem äußcren Kreuzgang, ein Durchbruch zuminneren Kreuzgang am Sextaner- (oder Primaner-?) Hofgeschaffen worden, der den Ostteil des äußeren Kreuz­ganges freilegte. Wenn die Arbeiten am Chemiesaalbeendet sind und dort noch ein Durchbruch geschaffenwird, werden demnächst wieder die Kreuzgänge desalten Klosters voll und ganz sichtbar sein.

Das alte Haus in der Glockengießerstraße. das jazum Schulkomplex gehört. bekam eine neue Fassade,die genau der alten nachgebildet wurde (bloß nicht soschief!). Auch hier werden die Klassenzimmer nodl.verschönt, und bald können die ausquartierten Klassenwieder einziehen.

Höhepunkte des SportlebensDer Sport wurde in diesem Quartal besonders groß

geschrieben. Während in Rom die Athleten um Me-

daillen und olympischen Ruhm kämpften (unser Ehe­maliger Karl-Heinz Hopp errang dabei bekanntlich dieerste Goldmedaille für das Katharineum!). ging es beiuns um Urkunden oder "internen" Ruhm. Besondersbemerkenswert ist, daß bei allen sportlichen Wett­kämpfen schönes Wetter herrschte. Zu sagen, daß un­sere Bundes-Jugendspiele wieder einmal gut organi­siert waren, ist eigentlich überflüssig; erwähnenswertist, daß die Oberprimaner als Kampfrichter oder Helferfungierten. Gute Leistungen wurden auch bei denSchulmeisterschaften. den Klassenstaffeln und demSportabitur erzielt.

Besonders bemerkenswert war das große Rennenunserer 20Y250-m-Staffel auf dem "Buni". Nadl.demwir lange Zeit wie der sichere Sieger ausgesehen haUen,wurden wir in der letzten Runde noch knapp von derOzD abgefangen. Schade!

Sonstiges

Die Deutsche Olympische Gesellschaft zeigte einigenKlassen in der Aula einen Farbfilm über die olym­pischen Winterspiele 1960 in Squaw Valley.

Besonders erwähnenswert ist, daß das neue Um­kleidegebäude am Burgfeld, dessen Bau wir schon sehrlange mit Interesse verfolgen, bestimmt nodt einmalfertig wirrt, was nur eine Frag-e der Zeit ist!!

Der Evangelische Arbeitskreis führte zum erstenMale in S1. Katharinen einen Sdl.ulgottesdienst durdl.der sehl' gut besudlt war. Hoffen wir, daß dieser Sdlul­gottesdienst nicht der letzte war!

Zwei Wandertage brachten eine angenehme Ab­wechslung und stärkten die Beinmuskulatur undWanderlust der Katharineer.

Der Politische Arbeitskreis an unserer Schule (PAS)vel'anstaltete zwei Abende. Im Juni referierte Kor­vettenkapitän Jobst über "Die Aufgaben und der Ein­satz der Bundeswehr im Rahmen der NATO". Im Sep­tember wurde bei guter Beteiligung der Spielfilm .,Wegohne Umkehr" in der Aula gezeigt.

Für das Geld, das unsere Eltern in so reichlichemMaße auf einen Aufruf der SMV hin spendeten. ludenwir 12 Berliner Jungen im Alter von 9-12 Jahren ein.In einem Heim in Cismar verbruchten sie im Septemberund Oktober unter der Betreuung einiger Schüler undeines Lehrers unserer Schule drei schöne Wochen.

WoH-Dieter Hauschild (0 I bg)

Landesmeistersdlaften und Staffeltag

Aus der Fülle der sportlichen Veranstaltungenzwischen Sommer- und Herbstferien sind vor allem dieLandesmeisterscharten in Heide und der Staffeltag derLübecker Schulen als besondere Höhepunkte für dasKatharineum zu nennen, mit vorzüglichen Leistungenund Erfolgen.

Bei den La n des m eis tel' s e h a f t end e rschleswig-holsteinischen Gymnasien inHe i d e am 16. September wurde das Katharineumvon einer Mädchen- und einer Jungenmannschaft ver­treten. Leider bedeutete die Vergebung dieser für denSchulsport so wichtigen Veranstaltung nach Heideeinen groben Mißgriff. Abgesehen von der ungünstigenLage des Austragungsortes - die Kieler Jungen­gymnasien z. B. waren deswegen nicht mit einer ein­zigen Mannsrnaft vertreten - erwies sich der HeiderPlatz. obzwar sehr gepflegt. räumlidt als unzureichend.und die Organisation versagte restlos. Beispielsweis~

mußten Busse und Tribünen als Umkleidegelegenheitenherhalten, die Schleuderball-Wurfbahn war unvor­schriftsmäßig (ohne Sektor!), beim Weitsprung kamensich die Wettkämpfer beim Anlauf auf den beidenBahnen gegenseitig ins Gehege. die Mikrofonansagewar derartig mangelhaft, daß z. B. die aussichtsreicheStaffel der Thomas-Mann-Schule ihren Start ver­säumte und auch unsere Mädchenstaffel nur durch Zu­fall noch ihren Lauf erwischte. Schließlirn konnte derZeitplan nicht eingehalten werden, die Wettbewerbezogen sich endlos in die Länge (3 Stunden Verspätung!),so daß man schließlich auf den würdigen Abschluß,Aufmarsch der Teilnehmer und Siegerehrung, verzichten

mußte, da die Berernnungen selbst nach dieser Ver­zögerung noch nicht vorlagen. Und das auf einerLandesmeisterschaft !

Doch trotz dieser widrigen Umstände schlugen sichunsere beiden Mannschaften hervorragend! DieMädchenmannschaft errang im Mannschaftsdreikampfmit 1430 Punkten einen 2. Platz von 12 Schulen. Essiegte Niebüll mit nur 8 Mehrpunkten! Regina WiehierCU 11 cl), die in allen drei übungen die Beste unsererMannschaft war, belegte in der Einzelwertung einenhervorragenden 3. Platz.

Bei den Jungen war ein Mannschaftsvierkampf auS­geschrieben (100 m, Weitsprung, Kugelstaß, 1000-m­Lauf). Als Schule mit weniger als 600 Jungen nahmenwir am Wettbewerb der B-Klasse teil und mußten einezwölf Mann starke Vertretung stellen, von denen diezehn Besten gewertet wurden. Es sei hier noch ver­merkt, daß das Katharineum vom Vorjahr her einenzwciten Platz zu verteidigen hatte und daß sechsSchüler der vorjährigen Mannschaft wieder dabei­waren.

Bald zeigte sich die Stärke unserer diesjährigenAuswahl. Elf unserer Wettkämpfer sprangen weiter als5,50 m (Wolfgang Alberti, 0 I cm, 6,04 m). Neun 100-m­Läufer unter 12 Sekunden (Bemd Schwartla, U 1 bg,11,4 Sek.)! Beim Kugelstoßen war einigen das 6,25 kgschwere Gerät nicht ganz vertraut; dennoch wurdenmehrere Weiten von über 11 m erzielt (BurkhardForbrich, 0 I es, 12,12 m). Im abschließenden 1000-m­Lauf wurde noch einmal mit letztem Einsatz gekämpft,und wenn auch kaum jemand eine persönliche Bestzeit

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erzielte, so erreichte Peter Krahn CU I cm) mit 2 : 48Minuten doch eine der besten Zeiten der Veranstaltungüberhaupt.

Belohnt wurden der Kampfgeist und die Leistungs­bereitschaft unserer Mannschaft wie im Vorjahr miteinem schönen zweiten Platz (2863 P.) hinter derPlöner Internatsschule (3013 P.). Es nahmen zehn Mann­schaften in unserer Gruppe teil.

Da der Vergleichskampf der Lübecker Schulen 10diesem Jahre ausfiel, ist es verlockend und aufsch..luß­reich, ihr Abschneiden bei diesem indirekten Vergleichgegeneinander abzuwägen. Das Johanneum war sehrschwach, erreichte doch der beste Johanniter (285 P.)nicht einmal den großartigen Zehn-Besten-Durch­schnitt des Katharineums von 286 Punkten. Selbstdie OzD als Sieger in der ·A-Klasse (allerdings mit 15Wettkämpfern) blieb beträchtlich hinter diesem Durch­schnitt zurück, was noch einmal die hervorragende Lei­stung des Katharineums deutlich hervorhebt.

Abschluß der Veranstaltung bildeten die Staffelnüber 4 X 100 m, die unsere Jungen im Vorlauf sehrknapp ausscheiden sah, während sich die Mädchen imEndlauf einen achtbaren 4. Platz erkämpften.

Höhepunkt und Abschluß des Leid'ltathletikjahres1960 war am 25. September der S t a f f e I tag derLübecker Schulen auf dem Buniamshof.Wiederum zeigten sich unsere Staffeln von ihrer bestenSeite und gaben ihr möglichstes. Die Mädchen liefertenin der 4XSO-m- + 4X75-m-Staffel den beiden großenMädchengymnasien einen guten Kampf, belegten abererwartungsgemäß nur den 3. Platz. Große Hoffnungenwurden nach den Ausscheidungsläufen auf die 20X250­rn-Staffel der Katharineer gesetzt. Endlich sollte einSieg gelingen und gelang auch ... beinahe! NachdemPaul Kunert schon auf der zweiten Teilstrecke unsereStaffel in Führung gebracht hatte, dehnten wir diesenVorsprung auf mehr als dreißig Meter aus. Der Siegschien uns fast sicher. Es herrschte Großkampfstim­mung, sogar die Katharineumstaffel wurde erstmalsseit vielen Jahren von ihrem Anhang auf "feindlichemTerritorium" lautstark angefeuert. Man konnte sichtatsächlich, wie jemand später sagte, nach Rom in dasOlympiastadion versetzt fühlen. Nach der Hälfte derDistanz mußten wir zwar die Führung zeitweise andie OzD abgeben, doch gewannen wir sie wieder zurück(Bernd Schwatlo!). Der letzte Teil der Staffel wurdedann zu einem mitreißenden Kampf zwisd1en uns undder OzD, die am Ende knapp gewann. Dennoch erfülltewohl unsere Staffel läuferisch und kämpferisch dieErwartungen, scheiterte eben an einer etwas besserenMannschaft, darf jedoch mit ihrer Leistung zu Rechtzufrieden sein. Jedenfalls kann das Katharineum aufdie LeichtathJetiksaison 1960 mit Befriedigung undStolz zurückblicken.

Burkhard Forbrich (0 I es)

Schule und ElternschaftZu Beginn der Versammlung unseres Elternbeirats

am 9. September 1960, zu der die Schule eingeladenhatte, da die Neuwahl des 1. Vorsitzenden und dessenStellvertreters notwendig geworden war, gab der bis­herige Vorsitzende des Elternbeirats, Herr Oberkonsi­storialrat D. G ü J z 0 w. einen eingehenden Berichtüber seine langjährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender.Von der Elternschaft und von der Schule wurde ihmfür seine erfolgreiche Arbeit herzlich gedankt.

Zum 1. Vorsitzenden wurde dann von den Eltern­beiratsvertretern Herr Rechtsanwalt und Notar Sieg­fried Sc h u 1tz (Klassenvertreter der U 2 bg) und zuseinem Stellvertreter Herr Landgerichtsrat Dr. Wolf­gang Mix (Klassenvertreter der U 3 bl) gewählt undals Vertreter der Elternschaft für den Kulturmark­ausschuß Herr Dr. Georg Ha r t w i g, Frau LiselotteCrohn und Herr Dr. Werner Neugebauer. DasAmt der Kassenprüfer der Kulturmark übernahmenHerr Roderich N a pp und Frau Berta S t ein r ü c k.

Herr Dr. Neugebauer teilte mit, daß die Kasse derKulturmark geprüft und in Ordnung befunden wordensei und dankte Herrn Studienrat Dr. L e f eid t für dieVerwaltung der Mittel der Kulturmark.

Die Elternschaft erklärte sich grundsätzlich mit derVerwendung des Kulturmarkfonds einverstanden, regte

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aber an, nach Möglichkeit zu forschen, um die im ·'er­lauf der letzten Jahre gestiegenen Druckkosten für dieSchulzeitung und den Jahresbericht zu senKen. DieMöglichkeit, durch Aufnahme von Anzeigen einenTeil der Druckkosten zu decken, wurde abgelehnt, dadas äußere Bild der Smulzeitung nicht verändert wer­den soll.

An den Berimt des Direktors über das letzte Schul­halbjahr scilloß sich eine eingehende Diskussion überdie räumlid1en Möglichkeiten des Katharineums an.Es wurde mit Bedauern festgestellt, daß 'auf die imvorigen Schuljahr von der Elternschaft beschlosseneEingabe an die Schulverwaltung Lübeck, die am 31. 7.1959 eingereicht wurde, noch immer eine Antwort aus­stehe, daß aber auch im vergangenen Jahre den be­rechtigten Wünschen der Elternschaft auf Renovierungund Neuausstattung der Klassen- und Sammlungs­räume nicht in befriedigender Form entsprochen wor­den sei. Hauptanliegen bliebe immer 110d1 die Ver­legung und Ergänzung der naturwissenschaftlichenSammlungen. Es wurde deshalb eine erneute Eingabean die Smulverwaltung beschlossen, durd1 die vorallem erreicht werden soU, daß die Beseitigung desim Jahre 1943 nach den Bombenangriffen geschaffenenNotdaches mit einem Aufstocken des Hauptgebäudesverbunden wird, wofür seit dem Jahre 1957 die ent­sprechenden Pläne der Bauverwaltung vorliegen, umso für zwei naturwissenschaftlid1e Sammlungen undden Kunst- bzw. Musikunterricht die erforderlid1enVoraussetzungen zu schaffen und in dem anderen Teildes Gebäudes Raum für ein Untersud1ungszimmer fürunsere Schulärzte, ein Elternspred1zimmer und Platzfür die Unterbringung der Bibliotheken u. a. zu finden.Es wurde ferner angeregt, einen leitenden Herrn derSchulverwaltung zu bitten, in der nächsten Zeit derElternversammlung zu sagen, welche Pläne für diebaulichen Veränderungen im Katharineum vorlägen.

Direktor Dr. Braune

Eine Bille an unsere Ellern:Seit Ostern gibt es an unserer Schule ein Blas­

orchester. Leider fehlen in diesem Orchester noch vieleInstrumente, die unbedingt für ein gutes Zusammen­spiel notwendig sind. Ebenso soll das große Schul­orchester noch erweitert werden durch Flöten, Oboenund Hörner. Sd1üler, die diese Instrumente erlernenmöd1ten, haben wir an der Schule, dod1 ist die An­sd1affung eines Instruments in vielen Fällen zu teuer.Sollte daher irgendwo ein Blasinstrument unbenutztliegen, so bitten wir, dieses Instrument der Sd1ule zurVerfügung zu stellen, um so das musikalische Lebenam Katharineum entscheidend zu unterstützen.

Peter Fürniß (0 1 bgl

Stilblütenlese aus ..Mein Lebenslauf"(Klassenaufsatz in einer Obertertia)

1. "Ich beschritt den altsprachlichen Zweig dieserSchule."

2. "Ich ergriff den humanistischen Zweig."3. "Dann wurde ich von einer schweren Angina mit

Diphterieverdacht heimgesucht."4. "Mein Bruder stammt aus Aachen, meine Schwester

aus Stettin."5. "Id1 gedenke Altphilologie zu studieren, um später

in den Lehrerberuf einzusteigen."6...1955 verreiste ich nach Oberbayern, aus welchem

Grunde weiß ich nicht mehr. Wohl zur Erholung.Als id1 wieder zurückkam, hatte ich nichts versäumt.Da sollte ich springen."

7. ,,1960 ging ich aus Ratzeburg nach Lübeck inPension."

8. "Ich bin jetzt inder 0 IU des altsprachlichen Zweigesund möchte dort bis zum Abitur bleiben."

Herausgeber und veraDtwortlldl fllr den Inhalt:Studienrat R. Hag e I b e r 9. Oberltudlenrat 0 r. Lud e w t 9 I.

Drll;ck: Max Sdlraldt·Rl)mhild. Lfibedr: