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1 Solarmacher.ch - Mehr als ein Spiel Allgemeines Auftraggeberin: Greenpeace Schweiz Ausführung: Raptus AG Projektleitung Raptus AG: Yves Zürcher Product Management Greenpeace: Martin C. Müller / Georg Klingler http://www.solarmacher.ch / http://www.offensivesolaire.ch Greenpeace, bekannt als langjährige und führende Umweltorganisation im Kampf gegen Nuklearenergie und Klimaerwärmung, hat sich zur Aufgabe gemacht, im Bereich der erneuerbaren Energien & Effizienz eine stärkere Position einzunehmen. In der Schweiz liegt der Fokus - nebst Effizienz - ganz klar auf Fotovoltaik. Die kürzlich präsentierte Energiestrategie 2050 des Bundesrates sieht bis 2020 und 2035 einen grotesk langsgamen Ausbau in diesem Gebiet vor.

Solarmacher.ch - Mehr als ein Spiel - greenpeace.org · in Zusammenarbeit mit der Kampaweb GmbH entwickelt. Weitere Werbemittel waren bzw. sind unter anderem: T-Shirts . 8 Fahnen

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Solarmacher.ch - Mehr als ein Spiel

Allgemeines Auftraggeberin: Greenpeace Schweiz Ausführung: Raptus AG Projektleitung Raptus AG: Yves Zürcher Product Management Greenpeace: Martin C. Müller / Georg Klingler http://www.solarmacher.ch / http://www.offensivesolaire.ch Greenpeace, bekannt als langjährige und führende Umweltorganisation im Kampf gegen Nuklearenergie und Klimaerwärmung, hat sich zur Aufgabe gemacht, im Bereich der erneuerbaren Energien & Effizienz eine stärkere Position einzunehmen. In der Schweiz liegt der Fokus - nebst Effizienz - ganz klar auf Fotovoltaik. Die kürzlich präsentierte Energiestrategie 2050 des Bundesrates sieht bis 2020 und 2035 einen grotesk langsgamen Ausbau in diesem Gebiet vor.

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Um diese Problematik auf eingängliche Weise zugängig zu machen hat Greenpeace Schweiz zusammen mit der Raptus AG die “Solarmacher” Kampagne entwickelt, deren Zentrum die Website “solarmacher.ch” ist. Die wichtigsten Schlagworte hierbei sind: Gamification, Crowdsourcing, Community. Solarmacher.ch ist ein Online-Mobilisierungstool mit dem Ziel, das immense Solarpotential auf realen Schweizer Dächern aufzuzeigen und damit den Ausbau der Solarenergie in der Schweiz massiv zu beschleunigen. Zugleich ist es ein Spiel, mit dem Dächer markieren und Solarpotenzial ausrechnen Spass macht. Es bietet die Möglichkeit, das Thema Solarenergie einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, Greenpeace als Fürsprecherin der Solarenergie zu positionieren und die Visualisierung des Solarpotentials in den politischen Prozess zu tragen. Auf solarmacher.ch kann jede und jeder mit wenigen Klicks das Solarstrom-Potenzial von realen Dächern in der Schweiz bestimmen und für alle sichtbar markieren. Die Kenntnis des Potenzials ist der erste Schritt zur Aufklärung über die Möglichkeiten der Sonnenenergie, zur Forderung nach besseren Rahmenbedingungen für den Solarstrom-Ausbau aber auch für die eigene Solaranlage.

Idee JugendSolar by Greenpeace hat mit seinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den letzten Jahren hunderte von Solaranlagen auf Schweizer Dächern montiert. Im Jahr 2011 wurde im Laufe einer Projektwoche 2011 im Emmental damit begonnen, neben dem Bau einer Solaranlage mit Jugendlichen eine Analyse der Solarpotenziale sämtlicher Dächer in der Umgebung zu erstellen. Bei Projektabschluss wurden die Anlage eingeweiht und zugleich die Ergebnisse der Potenzialanalysen präsentiert, um damit den Bau von weiteren Anlagen anzuregen. Im Nachgang zeigt sich, dass mit der grossflächigen Potenzialanalyse das Interesse an der Solarenergie stark gesteigert und der Bau von schätzungsweise weiteren 10 Anlagen initiiert werden konnte. Daraufhin entstand die Idee die Erfassung zu vereinfachen und damit gleichzeitig die interessierte Bevölkerung dafür zu gewinnen “für uns” Dächer zu erfassen. Die ursprüngliche Idee, das Mobiltelefon für die Potential-Analyse einzusetzen wurde alsbald verworfen, da wir uns von einem „klassischen PC-Game“ mehr Erfolg versprachen.

Das Spiel Nach der Registrierung auf der Homepage (via Facebook oder normalem Sign-up) können die Solarmacher-SpielerInnen auf einer Google-map virtuelle Solarzellen auf Hausdächern platzieren. Unterschieden wird zwischen Flach- und Schrägdach. Anhand von verschiedensten

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Parametern wird das Potenzial der ausgewählten Dachfläche berechnet und dem eigenen Konto gutgeschrieben.

Ziel des Spieles ist es, möglichst viele Dächer zu markieren und somit das grösstenteils ungenutzte Potenzial aufzuzeigen. Man spielt also einerseits für sich selber, um in der Rangliste hochzusteigen (wobei auch Gruppen gebildet werden können mit eigener Rangliste).

Andererseits ist man Teil eines grösseren Ganzen, nämlich eines Kollektives welchem Umwelt und erneuerbare Energien im Speziellen wichtig sind.

Gameification Da es auf Dauer nur mässig spannend ist, einfach nur Dächer zu markieren - und es auch ungleich schwieriger gewesen wäre, diese Aufgabe zu “crowdsourcen” - lag es nahe, auf Grundsätze von Gameification zurückzugreifen. Hierzu wurde ein komplexer “Aufgaben-Baum” entwickelt, an welchem sich die Spieler sozusagen emporarbeiten und in der Rangliste aufsteigen.

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Beispiele für Aufgaben (Missionen):

● Unterstützer des Kantons: Finde und erfasse 15 Dächer in deinem Kanton. Mach Dir einen Spass und markiere die Hausdächer Deiner Freunde, Verwandten und Bekannten. Du kannst die erfassten Dächer auch gleich mit ihnen teilen, wenn Du möchtest.

● Gallorömische Kolonie: Erfasse 5 Häuser in der ehemals gallorömischen Stadt mit der

Inschrift «Colonia Pia Flavia Constans Emerita Helvetiorum Foederata». In der römischen Arena findet das «Rock oz Arènes»-Festival statt.

● Auf Tells Pfaden: Markiere 5 Häuser an dem Ort, wo Tell auf Walterli schiessen musste.

● Solar-Polizei: Melde falsch erfasste Flächen (z.B. auf der freien Wiese oder über mehrer

Gebäude hinweg). Durch hinterlegte Metadaten kann kontrolliert werden, ob die Aufgabe erfüllt wurde oder nicht. Die Missionen sind verschachtelt, gewisse können erst begonnen werden, wenn andere erledigt sind. So wird den SpielerInnen ständig etwas Neues geboten. Mit der Polizei-Aufgabe werden die Spieler für die Korrektur von falsch erfassten Dachflächen eingesetzt. Diese Art der Rektifikation erspart uns die dauernde Kontrolle der erfassten Dächer. Die Missionsverwaltung bedarf grosser Aufmerksamkeit. Ständig müssen neue Aufgaben entwickelt werden, da es logischerweise auch vorkommen kann, dass eine Mission nicht mehr erfüllt werden kann, da beispielsweise alle Dächer in der gesuchten Gemeinde belegt sind.

Desweiteren existiert ein Shop, in welchem man sich mit den gesammelten bzw. erworbenen Solarpunkten virtuelle Orden bzw. “Schlüssel” u.ä. kaufen kann. Zum Beispiel: Das Lexikon: ermöglicht es, Dächer von Schweizer Universitäten zu markieren. Hierzu gibt es eine entsprechende Mission, die dann

logischerweise nur erfüllt werden kann, wenn man das Lexikon im Trophäenschrank hat. Das Glücksrad: Wie der Name sagt - für Glücksspieler. Ermöglicht es, ein Ticket zu kaufen welches einen zufälligen Wert an Solarpunkten generiert und dem eigenen Konto gutschreibt.

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Grundlagen Für die Berechnung wurde die Schweiz in sechs Zonen mit unterschiedlichen Globalstrahlungswerten unterteilt. Die horizontale Globalstrahlung in Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m²) und Jahr steht für den jährlichen Sonnenenergie-Input auf eine Fläche. Das ist die Energiemenge, die von Solarmodulen und den restlichen Anlagenkomponenten mit einem bestimmten Wirkungsgrad und Systemverlusten in Strom umgewandelt wird.

Sobald man also ein Dach fertig markiert hat, und die Schaltfläche «weiter» drückst, rechnet das System einen Moment, bevor das Pop-up mit dem Resultat erscheint. Das passiert dabei: Zuerst ermittelt das System die Dach-Fläche in m², um dann die folgende Berechnung anzustellen: Die Horizontal-Globalstrahlung, gemäss Karte, wird multipliziert mit dem Faktor für Ausrichtung und Neigung der Module multipliziert mit einem durchschnittlichen Modulwirkungsgrad (13.6%) multipliziert mit einer für die Schweiz durchschnittlichen Kennzahl für das Verhältnis vom idealen Modul-Output zum effektiv ins Stromnetz eingespiesenen Wechselstrom (84%). Diese Zahl wird dann multipliziert mit der verfügbaren Fläche, die markiert wurde. Das Resultat stellt den Solarertrag in kWh pro Jahr dar. Bei der durchschnittlichen

horizontalen Globalstrahlung der Schweiz von 1'100 kWh/m² liegt die Solarstromproduktion einer optimal geneigten und nach Süden ausgerichteten Solarfläche bei 145 kWh/ m². In den Alpen bei einer Einstrahlung von 1'500 kWh/m² werden 197 kWh/m² produziert. Eine allfällige Beschattung durch die Topographie wird bei der Berechnung (noch) nicht berücksichtigt.

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Backend Im Backend lässt sich das Solarmacher-Game grösstenteils administrieren. Die Homepage zeigt wichtige Parameter auf einen Blick:

Eine gewisse Wichtigkeit fällt der Dachkontrolle zu: da nicht zu 100% ausgeschlossen werden kann, dass auch “Non-sense” Flächen markiert werden (zB. über Wäldern, Wiesen etc.), muss sichergestellt sein, dass solche Flächen schnell und einfach gelöscht werden können.

Es besteht eine Suchfunktion, mit welcher beispielsweise auch nach Grösse in m2 der markierten Flächen gesucht werden kann.

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Zudem haben SpielerInnen die Möglichkeit, falsch erfasste Flächen zu melden. Ist die Meldung (“Rektifikation”) berechtigt, werden sie mit Solarpunkten belohnt. Somit kann eine gewisse Kontrolle an die Spielerschar delegiert werden.

Zahlen & Marketing Seit dem Launch Ende August 2012 wurden mehr als 170’000 Dächer mit einer nutzbaren Fläche von fast 45 Mio m2 markiert. Dies entspricht einer Leistung von fast 6,5 Mia (!) kWh - der Leistung von über 2 Schweizer AKW und wurde von knapp 1500 registrierten SpielerInnen erreicht. Seit September 2012 wurde die Site von rund 25'000 Personen besucht und die durchschnittliche Besuchsdauer beträgt ca. 5 Min.

Für den Launch des Spiels Ende August 2012 wurde ein Videoclip erstellt, welcher auf Youtube bis heute (Stand 03.01.2013) über 71’000 x aufgerufen wurde. Zur Bewerbung der Plattform wurde eine Google AdWords Kampagne in Zusammenarbeit mit der Kampaweb GmbH entwickelt.

Weitere Werbemittel waren bzw. sind unter anderem: T-Shirts

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Ausblick 2013 & ff Momentan (Stand: Anfang Januar 2013) besteht bei Greenpeace-Niederlassungen in verschiedenen Ländern Interesse, das Tool bzw. Game auch für ihr Land zu adaptieren. Wir arbeiten nun mit Hochdruck daran, einige technische Neuerungen sowie auch Anpassungen zu implementieren, damit einer Internationalisierung der Solarmacher nichts mehr im Wege steht. Slowenien wird Anfangs 2. Quartal 2013 der erste Kandidat sein. Auf nationaler Ebene geht das Spiel weiter und im Sommer soll das bis dahin gesammelte Potential in einer noch zu bestimmenden Form dem CH-Parlament überreicht werden mit der Aufforderung, der Solarenergie einen höheren Stellenwert beizumessen. Bis dahin sind u. a. folgende Anpassungen und Erweiterungen, vor allem im Backend geplant:

● Mini-CMS ● Missionsverwaltung ● integrierte ausführliche Kennzahlen (Google Analytics) ● Ausbau und aktivere Bewirtschaftung der SpielerInnen-Community ● Etc.