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» » Abteilung | 3 | in Zahlen 7 | 20 | 150 | 232 | 325 | 2002 | 4.500 | 38.466 | 5.841.999 | Fachgebiete Ausbruchsuntersuchungen (2013-2014) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 01.01.2015) Peer-reviewed Publikationen (2013-2014) Bearbeitete Erlasse (2013-2014) Gründungsjahr Arbeitsstunden Influenza-Pandemie (2009) Download Ratgeber für Ärzte (2012) Drittmittel in Euro (2013-2014) Die Abteilung | 3 | Infektionsepidemiologie des RKI

 · meter und wir fügen diese mit unseren epidemiologi-schen Daten zusammen. Bei Bevölkerungsstudien der Abteilung 2 zeichnen wir für die Infektionskrankheiten verantwortlich

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Abteilung | 3 | in Zahlen

7 |

20 |

150 |

232 |

325 |

2002 |

4.500 |

38.466 |

5.841.999 |

Fachgebiete

Ausbruchsuntersuchungen (2013-2014)

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 01.01.2015)

Peer-reviewed Publikationen (2013-2014)

Bearbeitete Erlasse (2013-2014)

Gründungsjahr

Arbeitsstunden Influenza-Pandemie (2009)

Download Ratgeber für Ärzte (2012)

Drittmittel in Euro (2013-2014)

Die Abteilung | 3 |Infektionsepidemiologie des RKI

Der übergeordnete AuftragDas Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut, das vonPolitik, Public Health Community und Fachöffentlichkeitgleichermaßen als die zentrale Überwachungs- und For-schungseinrichtung für Infektionskrankheiten und nichtübertragbare Krankheiten der Bundesrepublik Deutsch-land wahrgenommen und anerkannt wird.

Die Arbeit des RKI nutzen hauptsächlich drei Zielgrup-pen: die (inter)nationale Public Health Community, diegesundheitspolitischen Entscheidungsträger auf Bundes-,Landes- und Kreisebene sowie die Fachöffentlichkeit. Beidiesen von teils sehr unterschiedlichen Interessen gelei-teten Gruppen ist es eine Herausforderung, dass unan-gefochten gute Image des Instituts zu wahren.

Die Bandbreite der Anforderungen spiegeln die Aufgabender Abteilung 3 – Infektionsepidemiologie beispielhaftwieder: Ω der gesetzliche Auftrag und die Beratungsfunktion

für das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Ω die Unterstützung der Akteure des Gesundheitswe-

sens, die neben den nationalen auch mehr denn je internationale Aufgaben abfordern sowie

Ω die kontinuierlich wissenschaftliche Information der Fachöffentlichkeit.

Die zentralen ZehnDie wichtigsten Aufgabenbereiche für Prävention, Erfas-sung, Bewertung und Kontrolle von Infektionen in der Be-völkerung Deutschlands werden in unserer Abteilung mithohem Anspruch an fachgebietsübergreifende Zusam-menarbeit strukturiert in:

1. Kontinuierliche Überwachung und Bewertung der epidemiologischen Situation von Infektionskrankheiten (Surveillance)

2. Wahrnehmung der gesetzlichen Aufgaben im Bereich Infektionsschutz

3. Forschung und Methodenentwicklung im Bereich der Infektionsepidemiologie

4. Durchführung und Unterstützung von Ausbruchsuntersuchungen

5. Entwicklung und Evaluierung von Präventions- und Interventionsstrategien

6. Entwicklung von evidenzbasierten Empfehlungen für den Bereich Public Health

7. Unterstützung und Beratung der Partner im Öffentlichen Gesundheitsdienst und von politischen Entscheidungsträgern auf Kreis-, Landes- und Bundesebene

8. Austausch mit anderen nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden

9. Information der Fachöffentlichkeit10. Aus- und Weiterbildung im Bereich Public Health

mit Schwerpunkt Infektionsepidemiologie

Die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen des RKIgestaltet sich vor allem in den Projekten sehr erfolgreich.In verschiedenen Projekten zum Beispiel zu HIV, Masernund Influenza liefert etwa die Abteilung 1 die Laborpara-meter und wir fügen diese mit unseren epidemiologi-schen Daten zusammen. Bei Bevölkerungsstudien derAbteilung 2 zeichnen wir für die Infektionskrankheitenverantwortlich. Mit ZBS haben wir ein Rahmenkonzeptfür den Umgang mit möglichen Ebola-Fällen in Deutsch-land erarbeitet.

» »

Die Abteilung | 3 | im Überblick 1

Abteilung | 3 |

Inhaltsverzeichnis

Die Abteilung | 3 |

… im Überblick .........................1

LeitungsbereichAbteilung 3 ...…..…..................12

Ausbildungsprogramme ........13

Fachgebiet 31 ...…….................16

Fachgebiet 32 ........................19

Fachgebiet 33 ........................22

Fachgebiet 34 ........................25

Fachgebiet 35 ........................28

Fachgebiet 36 ........................31

Fachgebiet 37 ........................34

Bildnachweis: RKI und stockwerk23/photocase.de (S.2)

forschen überwachen informierenDie Abteilung | 3 | Infektionsepidemiologie des RKI

Management von Daten

Ω Surveillance-Aktivitäten

Ω IfSG-Meldesystem

Ω Elektronisches Meldesystem

(DEMIS)

Ω Sekundäre Datennutzung

Die Abteilung | 3 | im Überblick 3

Abteilung | 3 |

Unsere Ziele – die Gesundheit zu fördern und Krankheitslast von Infektionskrankheiten zu mindern – gliedern sich in drei Aufgabenbereiche.

Ausbau (inter)nationaler

Strukturen

Vernetzung und Stärkung der

nationalen Öffentlichen Ge-

sundheitsdienste und interna-

tionaler Gesundheitsbehörden

Ω Aus- und Weiterbildung

Ω Ausbruchsuntersuchungen

Ω Krisenmanagement

Ω Politikberatung

Ω Internationale Gesundheit

Entwicklung von Public Health Maßnahmen

Ω Angewandte Forschung

Ω Impfungen

Ω Antibiotika-Resistenzen

Ω Gesundheitsökonomie

Ω Krankenhaus- und

Mortalitätssurveillance

» » forschen überwachen informierenDie Abteilung | 3 | Infektionsepidemiologie des RKI

Abteilung | 3 |

WeiterentwicklungEckpfeiler für die zuverlässige Bewertung der epidemiolo-gischen Situation und für die frühzeitige Erkennung vonüberregionalen Ausbrüchen ist die Gewinnung aussage-kräftiger Daten. Hierfür ist – über die Daten der gesetzli-chen Meldepflichten hinaus – der Betrieb und dieWeiterentwicklung von effektiven bundesweiten Surveil-lance-Systeme notwendig. Unser Ziel ist es daher, die be-stehenden Surveillance-Aktivitäten auszubauen. Dazuplanen wir eine verstärkte Auswertung und Nutzung derInfektionsschutzgesetz (IfSG)-Meldedaten zum frühzeiti-geren Erkennen insbesondere von überregionalen Ausbrü-chen, von infektionsepidemiologischen Trends sowie zurEvaluierung von Public Health Maßnahmen wie etwa vonImpfempfehlungen. Darüber hinaus soll die Einführungeines elektronischen Meldesystems für Infektionskrank-heiten (DEMIS) sowie die verstärkte Nutzung von sekun-dären Gesundheitsdaten weiter vorangetrieben werden.

Datenschutz und EthikDie Auswirkungen auf Biodatenbanken, epidemiologi-sche Studien und Forschungsprojekte müssen bei den ak-tuellen Diskussionen zu strengeren (inter)nationalenVorgaben für Datenschutz berücksichtigt werden.

Derzeit hat das RKI keine eigene Ethikkommission undgreift auf das Gremium der Charité zurück. Vor allem inAusbruchssituationen benötigen wir jedoch eine schnelleethische Beurteilung unserer Studien.

Wegen der stetig wachsenden Anforderungen an die Ver-öffentlichung von Daten durch Ethikkommissionen oderInternal Review Boards (IRB) setzten wir uns für dieSchaffung eines RKI-internen IRB ein.

Molekulare SurveillanceDie technischen Entwicklungen im Bereich der Sequen-zierung und Typisierung von Infektionserregern eröffnenneue Möglichkeiten im Bereich der Molekularen Surveil-lance. Identische Ergebnisse in der Feintypisierung gebenHinweise auf einen möglichen Infektionszusammenhang.Somit könnten Ausbrüche bereits deutlich früher erkanntund Untersuchungen zur Infektionsursache eingeleitetwerden. Vor allem in den USA hat sich eine Feintypisie-rungs-Surveillance bereits bewährt. So liefert die Integra-tion der molekularen Typisierung mit epidemiologischenDaten in der USA bereits einen wichtigen Beitrag bei derAufklärung des häufig komplexen Transmissiongesche-hens und bei der Unterbrechung von Infektionsketten zurPrävention der Tuberkulose.

Diverse lebensmittelbedingte Ausbrüche der letzten Jahrein Deutschland, unter anderem auch der EHEC O104-Ausbruch, haben in aller Deutlichkeit vor Augen geführt,dass eine Verbesserung der Früherkennung von geogra-phisch dispersen lebensmittelbedingten Ausbrüchendringlich geboten ist. Auch bei den sexuell übertragbarenInfektionen stellt die molekularen Surveillance von z.B.HIV eine wichtige Komponente der fortlaufenden Über-wachung des Infektionsgeschehens dar. Neben der Erfas-sung von Neuinfektionen stehen insbesondere dieBeobachtung der Übertragung resistenter Viren sowie dieErfassung von Übertragungsnetzwerken im Fokus der Er-hebungen und Analysen. Vordringlich für die Ausbruchs-früherkennung ist die flächendeckende Feintypisierung-Surveillance für die Erreger EHEC, Listerien und Salmo-nellen. Das RKI hat daher die Etablierung einer integrier-ten molekularen Surveillance von lebensmittelbedingtenAusbrüchen sowie von Tuberkulose und HIV priorisiert.

Neben den Herausforderungen extrem großer Datenmen-gen hinsichtlich Datenmanagement und bioinformati-scher Verarbeitung kann sich das Potenzial dieser neuenMethoden für den Infektionsschutz und für die Präventionjedoch nur entfalten, wenn es gelingt, die Sequenzierungs-und Typisierungsdaten mit den epidemiologischen Datenzu verknüpfen. Hierfür ist in enger Zusammenarbeit mitAbteilung 1 ein Konzept entwickelt und beim BMG einge-reicht worden; die Deckung der notwendigen finanziellenwie personellen Ressourcen ist jedoch noch ungeklärt.

Die Abteilung | 3 | im Überblick 5

» » Management von Daten

Wir wollen unsere langjährige Expertise nutzen, um Ω die Meldeverfahren effektiver zu machenΩ Ausbrüche schneller und besser aufzugeklärenΩ die zunehmende Bedeutung neuer Labormethoden

zu berücksichtigen undΩ die Erfordernisse, die sich aus dem aktuellen

wissenschaftlichen Kenntnisstand in der Medizin und Epidemiologie ergeben, umzusetzen.

Auch werden wir in diesem Prozess die notwendigen Mo-difizierungen, die durch das geplante elektronische Mel-desystem DEMIS erforderlich werden, vornehmen.

Darüber hinaus arbeiten wir daran, wie die Schnittstellezwischen ÖGD, Lebensmittelsicherheit und Veterinärbe-hörden verbessert werden kann. Bei einer grundlegendenÜberarbeitung des Infektionsschutzrechts sollte der Op-timierungsbedarf adressiert werden, der in zurückliegen-den nosokomialen oder LebensmittelassoziiertenAusbruchsgeschehen oder bei Zoonosen deutlich gewor-den ist.

Zudem sollen die personellen Voraussetzungen dafür ge-schaffen werden, dass bei krisenhaften und überregiona-len Großereignissen wie etwa der Influenzapandemie(2009), dem EHEC-Ausbruch (2011) oder dem Norovi-rus-Ausbruch (2012) das RKI die lokalen Gesundheitsbe-hörden bei der Eindämmung und Bekämpfung vonInfektionsgeschehen ausreichend unterstützen kann.

Die Amtsaufgaben im Bereich Infektionsepidemiologiehaben in den letzten Jahren stetig zugenommen, so dassdie RKI-finanzierten Stellen den Bedarf nicht decken. Diegroße Zahl an befristeten Arbeitsverträgen bewirkt einegroße Fluktuation unter den Mitarbeitern sowie einenhohen Verwaltungsaufwand sowohl auf der Ebene derFachgebietsleitungen als auch in der Personalverwaltung.Gleichzeitig wird die Gewinnung von qualifiziertem Per-sonal, insbesondere für befristete Stellen, zunehmendschwieriger. Obwohl die Abteilung von einer erheblichenZahl drittmittelfinanzierter Stellen profitiert, kann der feh-lende Bedarf zur Deckung der Amtsaufgaben nicht durchdiese kompensiert werden.

Effizienz und WeitsichtDerzeit werden hauptsächlich im Fachgebiet Impfpräven-tion gesundheitsökonomische Aspekte der Epidemiologieuntersucht. Die Aufwertung der Versorgungsforschung und die erst beginnende Debatte um Priorisierung derMedizin machen es aus unserer Sicht notwendig, den Be-reich der Gesundheitsökonomie auszubauen.

Im Fall der Fälle: Das LagezentrumDas epidemiologische Lagezentrum des RKI wird in grö-ßeren epidemiologischen Lagen aktiviert, um dann Infor-mationen zu kanalisieren und zu filtern sowie dieKrisenreaktion inner- und außerhalb des RKI zu koordi-nieren. Zentrale Aufgaben sind zudem die Erstellung undVersendung des aktuellen epidemiologischen Lageberich-tes, die Koordination von Ausbruchsuntersuchungensowie die Dokumentation und Archivierung. Das Lage-zentrum erfüllt somit in erster Linie organisatorische Auf-gaben und unterstützt die inhaltliche Arbeit desRKI-Krisenstabes sowie der betroffenen Fachgebiete. Grö-ßere Einsätze fanden während der Influenzapandemie(2009) und des EHEC-Ausbruchs (2011) statt. Die Funk-tion des Lagezentrums wird zudem außerhalb von Kri-senzeiten trainiert, um die Einsatzfähigkeit im Notfall zugewährleisten.

Das Lagezentrum wird vom Fachgebiet Surveillance ko-ordiniert, bei großen Krisen sind jedoch Mitarbeiter derganzen Abteilung 3 eingebunden. Auch andere Abteilun-gen unterstützen im Krisenfall die Arbeit des Lagezen-trums.

Wege...Die zahlreichen angewandten epidemiologischen For-schungsprojekte in Abteilung 3 liefern die Grundlagen fürdie Entwicklung und Empfehlung von effizienten PublicHealth Maßnahmen, wie etwa Impfempfehlungen oderEmpfehlungen zur Bekämpfung von Antibiotikaresisten-zen sowie für die Prävention von HIV und anderen sexuellübertragbaren Krankheiten. Insbesondere die Impfemp-fehlungen sollen künftig stärker nach gesundheitsökono-mischen Aspekten bewertet werden. Ein weiteres Ziel fürdie Beurteilung von Krankheitslast ist der Aufbau einernationalen Krankenhaus- und Mortalitätssurveillance fürDeutschland.

…und ihre HerausforderungenDie vor allem im Gesundheitsbereich komplexe föderaleStruktur Deutschlands fordert stets unsere Erfahrung undFlexibilität. Da das RKI als Bundesinstitut keine Wei-sungsbefugnis gegenüber den Einrichtungen der Länderhat, müssen wir mit der wissenschaftliche Qualität unse-rer Empfehlungen überzeugen. Die Zusammenarbeit ins-besondere mit den Schwesterbehörden im Lebensmittel-und Veterinärbereich hat sich in den letzten Jahren ver-bessert, bedarf aber auf lokaler sowie auf Länder- undBundesebene weiterer Anstrengungen.

Die Ressourcen im öffentlichen Gesundheitsdienst(ÖGD) sind auf Länder- und Kreisebene seit 20 Jahrendurch fortwährenden Einsparungsdruck stetig reduziertworden. Dies führt bei Ausbruchsuntersuchungen in denLändern zu einer Zunahme von Unterstützungsanfragenan das RKI, denen wir mit unseren Möglichkeiten nichtimmer entsprechen können. Die oftmals fehlenden Res-sourcen auf lokaler Ebene erschweren vor allem in Krisenein effizientes Management. Zukünftig sollte das RKI auchmehr Ressourcen in die nachträglichen Audits von Aus-bruchsuntersuchungen investieren.

Seit der Einführung des IfSG im Jahr 2001 hat keinegrundsätzliche Überarbeitung mehr stattgefunden. Meh-rere Anläufe zu einer Novellierung des IfSG konnten po-litisch bisher nicht umgesetzt werden. Ziel muss dieAnpassung des Infektionsschutzrechts in Deutschland andie gewonnenen Erfahrungen und an den Stand der Wis-senschaft sein.

Die Abteilung | 3 | im Überblick 7

Abteilung | 3 |

» » Entwicklung Public Health

Abteilung | 3 |

KrisenmanagementDie Erfahrungen aus den großen Ausbrüchen der letztenJahre haben gezeigt, wie wichtig ein gutes Krisenmanage-ment für deren Bewältigung ist. Abteilung 3 wird daherihre bestehende Schlüsselrolle im Krisenmanagementund bei der Unterstützung von Ausbruchsuntersuchun-gen in den Bundesländern weiter ausbauen.

Unsere Ziele erreichen wir vor allem durch unsere starkeVernetzung und Kommunikation mit dem ÖffentlichenGesundheitsdienst, anderen Bundeseinrichtungen, inter-nationalen Gesundheitsbehörden und den Fachexpertenin Deutschland. Darüber hinaus bringen wir als Vertreterdes RKI in zahlreichen nationalen und internationalenGremien aktiv zukunftsrelevante Themen in die Diskus-sion mit unseren Partnern ein und stehen der politischenEbene als Berater zur Verfügung.

Vernetzung durch BildungBereits seit 1996 besteht das zweijährige PostgraduiertenAusbildungsprogramm für angewandte Epidemiologie(PAE). Seit 2009 ist das PAE eingebunden in den Mas-terstudiengang, der 2014 die Charite-System-Akkredi-tierung erfolgreich durchlaufen hat. Die Durchführungdes Studiengangs wird durch Wissenschaftler der Abtei-lung 3 geleistet.

Die nach eingehender Evaluation umgestalteten und jetztmodular aufgebauten infektionsepidemiologischen Fort-bildungsangebote für den ÖGD ergänzen diese Weiter-bildungsangebote und leisten einen wichtigen Beitrag, einnationales und internationales Netzwerk von Experten imÖGD (Epikurs@RKI) zu schaffen, um frühzeitig undkompetent auf Ausbruche und andere bedrohliche Ge-sundheitslagen reagieren zu können.

Ein neues FachgebietDer Ebola-Ausbruch in Westafrika und das Auftreten vonPolio in Syrien haben unter anderem gezeigt, dass die Öf-fentliche Gesundheit in Deutschland auch von internatio-nalen Geschehen stark beeinflusst wird und eine stärkereUnterstützung der betroffenen Länder mit der im RKI undinsbesondere in Abteilung 3 vorhandenen Expertise not-wendig ist. Bisher kann dieser Bedarf durch die limitiertenpersonellen Ressourcen nicht im erforderlichen Umfang

vom RKI gedeckt werden. Unabhängig vom aktuellen Ausbruchsgeschehen hat dieBundesregierung eine stärkere internationale gesund-heitspolitische Verantwortung mit dem Konzept „GlobaleGesundheitspolitik gestalten – gemeinsam handeln –Verantwortung wahrnehmen“ beschlossen. Dessen Aufgaben für das RKI sind:Ω Kontinuierliche Einschätzung der internationalen

epidemiologischen SituationΩ Schnelle Lagebeurteilung der Ausbrüche vor OrtΩ Kontinuierlich fachliche Unterstützung in der

Schaffung von Infektionsschutz-Kapazitäten in betroffenen Ländern

Ω Schaffung einer schnellen europäischen medizinischen Einsatzgruppe („Weißhelme“).

Um diesen Herausforderungen besser gerecht werden zukönnen, müssen die auf internationale Infektionsgesche-hen ausgerichteten Aktivitäten und die Einsatzfähigkeitdes RKI gestärkt werden. Daher hat die Abteilung 3 ge-meinsam mit ZBS Ende 2014 einen Antrag zur Schaffungeines neuen Fachgebiets „Internationale Gesundheit undAusbruchsunterstützung“ an das BMG gestellt.

Im Folgenden stellen sich der Leitungsbereich mit dendort angesiedelten Infektionsepidemiologischen Ausbil-dungsprogrammen sowie die sieben Fachgebiete der Ab-teilung auf dem Stand vom 1. Januar 2015 vor undformulieren dabei auf Basis ihrer Expertise die Ziele fürdie nächsten fünf Jahre.

Unsere Ziele münden in eine Vision: Die Abteilung für In-fektionsepidemiologie ist das zentrale Kompetenzzen-trum für den Infektionsschutz in Deutschland innerhalbdes RKI als dem zentralen, starken Public Health Institutin Deutschland.

Dr. Osamah Hamouda Dr. Andreas GilsdorfAbteilungsleiter stellv. Abteilungsleiter

Berlin, im März 2015

Die Abteilung | 3 | im Überblick 9

» » Ausbau (inter)nationaler Strukturen

Abteilung | 3 |

Die Abteilung | 3 | im Überblick 11

Leitung: Dr. Osamah HamoudaVertretung: Dr. Andreas Gilsdorf (Leiter Fachgebiet 32)Bewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 5.841.999 EuroGesamtanzahl von peer reviewed Publikationen (2013-2014): 232Gesamtanzahl von beantworteten Erlassen und Initiativberichten an das BMG (2013-2014): 325Gesamtanzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand: 01.01.2015): 150

* einschließlich Abteilungsleitung und Fachgebietsleitungen

Die 137,3 Vollzeitäquivalenzstellen verteilen sich aufgrund von Teilzeitvereinbarungen auf insgesamt 150 Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern.

» » forschen überwachen informierenDie Abteilung | 3 | Infektionsepidemiologie des RKI

Abteilung | 3 |

Arbeitsschwerpunkte In Deutschland ist – anders als etwa in angelsächsischenLändern – das Ausbildungssystem im Bereich der ange-wandten Gesundheitswissenschaften (Public Health)noch im Aufbau. Die Organisationseinheit (OE) Infekti-onsepidemiologische Ausbildungsprogramme koordi-niert und forciert diesen Aufbau. Die Hauptarbeitsgebieteder Organisationseinheit sind:

Leitung der Postgraduiertenausbildung für AngewandteEpidemiologie (PAE) und Koordination mit den betreu-enden BundesländernDie Teilnehmer dieses zweijährigen Ausbildungspro-gramms sind im Rahmen der Ausbildung an der Unter-suchung von Ausbrüchen und der Bewältigung nationalerund internationaler Krisen beteiligt (etwa EHEC-Ausbruch2011 und Ebola 2014).

Unter enger Supervision bearbeiten sie Forschungspro-jekte zu aktuellen Public Health-Fragestellungen mit in-ternationalen Veröffentlichungen. Die Entsendung vonzwei der fünf jährlich neu eingestellten Fellows an ausge-wählte Landesgesundheitsämter bietet eine wichtigeGrundlage für die Zusammenarbeit des RKI mit den Bun-desländern. Seit Beginn des Programms im Jahr 1996wurden bisher 72 Fellows durch das RKI ausgebildet, vondenen 62 im Anschluss eine Tätigkeit im öffentlichenGesundheitsdienst aufgenommen haben, 15 davon inFührungspositionen.

Die Abteilung | 3 | im Überblick 13

» » Abteilung | 3 |

Leitungsbereich der Abteilung 3Infektionsepidemiologie

Leitung: Dr. Osamah Hamouda Vertretung: Dr. Andreas Gilsdorf (Leiter Fachgebiet 32)Anzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 36Kumulativer impact factor: 159,40Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Leitungsbereichs (Stand 01.01.2015): 6

* einschließlich Abteilungsleitung, ohne Stellvertretung

Die sechs Vollzeitäquivalenzstellen werden von sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternwahrgenommen.

Arbeitsschwerpunkte Ω Wissenschaftliche und organisatorische Leitung der AbteilungΩ Strategische Ausrichtung der Arbeitsschwerpunkte in der AbteilungΩ Vertretung des RKI in nationalen und internationalen GremienΩ Fachgebietsübergreifende Kommunikation mit Fachöffentlichkeit sowie

Bundes- und LandesbehördenΩ Koordination und Management von fachgebiets- und abteilungsübergreifenden

Aufgaben und ProjektenΩ Redaktion der Ratgeber für ÄrzteΩ Betreuung des Wissenschaftlichen Beirats für Public Health MikrobiologieΩ Koordination der 19 nationalen Referenzzentren und 40 Konsiliarlabore in

Deutschland (Budgetverwaltung: 2,6 Millionen Euro pro Jahr)Ω Koordination des 24/7 Rufdienstes für die Fachöffentlichkeit zu Fragen

der Infektionskrankheiten

12 Die Abteilung | 3 | im Überblick

Organisationseinheit (OE): Infektionsepidemiologische Ausbildungsprogramme

Leitung: Dr. Katharina AlpersVertretung: Dr. Irina CzogielBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 414.905 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 47Kumulativer impact factor 2013-2014: 145,52Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisationseinheit (Stand: 01.01.2015): 16

* einschließlich OE-Leitung | ** PAE-Fellows | *** EPIET-Koordination und EPIET-Fellows

Die 16 Vollzeitäquivalenzstellen werden von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen.

» » Ausbildungsprogramme

Die Abteilung | 3 | im Überblick 15

Training Programs in Epidemiology and Public HealthInterventions Network (TEPHINET)International beteiligt sich die OE am weltweiten Netz-werk der Feldepidemiologie-Ausbildungsprogramme,etwa im Rahmen von Konferenzen. Derzeit repräsentiertdie OE die europäischen Programme im Advisory Boardvon TEPHINET.

Herausforderungen Insgesamt sind die Lehraufgaben im Bereich Infektions-epidemiologie stetig bedeutender und vielfältiger gewor-den. Wie in Abbildung 1 dargestellt, bildet die PAE zwardas Kernstück der Aufgabengebiete, aber es gibt vieleSchnittstellen mit anderen Programmen und Einrichtun-gen, die verschiedene Ebenen des öffentlichen Gesund-heitswesens bedienen. Die Ausbildung von hochquali-fizierten Fachleuten muss effizient koordiniert werden,um einerseits Synergien zwischen den verschiedenen Pro-grammen herzustellen und andererseits die Qualität derLehre sicherzustellen. Seit der Einführung des Masterstu-dienganges ist die OE strukturell unterbesetzt, so dassdie Aufrechterhaltung der angestrebten Qualität auf dieDauer nicht sichergestellt werden kann.

ZieleInhaltliche Ziele sindΩ die kontinuierliche Ausbildung einer ausreichenden

Anzahl von Epidemiologen für den nationalen und internationalen ÖGD, um Ausbrüche von Infektions-krankheiten rechtzeitig zu erkennen und zu unter-suchen, relevante Public Health-Fragestellungen zu bearbeiten und regionale und lokale Gesundheits-behörden bei diesen Aktivitäten zu unterstützen

Ω der Ausbau des infektionsepidemiologischen Netz-werkes von hochqualifizierten Wissenschaftlern, die auf nationaler und internationaler Ebene in der infektions-epidemiologischen Forschung und Lehre leitende / koordinierende Funktionen einnehmen

Ω die gezielte Vermittlung infektionsepidemiologischer Qualifikationen für die Mitarbeiter lokaler Gesund-heitsbehörden, um die Reaktionskapazität im ÖGD langfristig zu steigern und die Zusammenarbeit zwischen RKI und dem peripheren ÖGD zu stärken.

Die Abteilung strebt daher die Bildung eines eigenstän-digen Fachgebietes an, um die oben genannten Heraus-forderungen besser bewältigen zu können und dieLehrinhalte und -tätigkeiten der verschiedenen Ausbil-dungsaktivitäten optimal aufeinander abzustimmen. Einverstärktes Ausbildungs-Fachgebiet würde auch die an-deren Fachgebiete der Abteilung 3 durch eine gut aufge-stellte zentrale Koordination aller Lehrtätigkeitenentlasten und zu einer optimierten Außendarstellung desRKI beitragen.

Zusammenarbeit mit dem European Programme for Intervention Epidemiology Training (EPIET) und demEuropean Public Health Microbiology Training Pro-gramme (EUPHEM)Die PAE arbeitet eng mit ihrem europäischem ÄquivalentEPIET und dessen Schwesterprogramm EUPHEM zu-sammen, die am European Centre for Disease Preventionand Control (ECDC) angesiedelt sind. Die Teilnehmer die-ser Ausbildungsprogramme werden in andere EU-Mit-gliedsstaaten entsandt und lernen, epidemiologische undmikrobiologische Methoden auf ein breites Spektrum vonPublic-Health-Fragestellungen anzuwenden. Das RKInimmt regelmäßig über das ECDC finanzierte EPIET- undEUPHEM-Fellows aus anderen EU-Mitgliedstaaten aufund beteiligt sich an der Organisation EU-MitgliedstaatenDurchführung von EPIET-Lehrmodulen sowie an dereninhaltlichen Gestaltung. Über Drittmittel des ECDC ist einEPIET-Koordinator in der OE angesiedelt.

Leitung und Koordination des Masterstudiengangs fürAngewandte Epidemiologie (MSAE)Seit 2009 ist in Kooperation mit der Charité ein Master-studiengang in die PAE integriert, der 2014 die Charité-System-Akkreditierung erfolgreich durchlaufen hat. DieDurchführung des Studiengangs wird durch Wissen-schaftler der Abteilung 3 geleistet, die Leitung und Admi-nistration ist in der OE angesiedelt.

[email protected] [email protected] dient der Fortbildung von Mitarbeiterndes öffentlichen Gesundheitsdienstes in angewandterEpidemiologie. Der Kurs wird von Wissenschaftlern ausallen Fachgebieten der Abteilung für Infektionsepidemio-logie unterstützt.

Abteilung | 3 |

Abbildung 1: Schematische Darstellung der Hauptarbeitsgebiete der Organisationseinheit Infektionsepidemiologische Ausbildungsprogramme

14 Die Abteilung | 3 | im Überblick

PAE

Kooperation zur Durchführung des

MSAE

Zusammenarbeit mit denLandesbehörden

Abordnung von Fellows inausgewählte Bundesländer

Unterstützung bei Aus-bruchsuntersuchungen

gemeinsame Koordinationder Programminhalte

Durchführung und Unter-stützung von Lehrveran-

staltungen

Betreuung von EPIET undEUPHEM Fellows am RKI

Austausch mit FETPs weltweit

& advisory board

Unterstützung der Lehre

Herausforderungen und ZieleAusbau des Meldesystems und der Surveillance-SystemeSeit 2001 betreibt Deutschland gemäß IfSG ein elektro-nisches Meldesystem für übertragbare Krankheiten. DieMeldung der Fälle erfolgt in ärztlichen Praxen, Kranken-häusern, Laboren und Gemeinschaftseinrichtungen viaFax, Post oder Telefon an die örtlichen Gesundheitsbe-hörden, wo sie bewertet und dann elektronisch über dieLänder an das RKI übermittelt werden. Seitdem verwen-den zahlreiche kommunale Gesundheitsämter sowiesämtliche Landesbehörden ein vom Fachgebiet 31 entwi-ckeltes Tool zur Erfassung und Analyse der Daten(SurvNet@RKI).

Moderne Instrumente für den Informationsaustausch wieetwa mobile Apps, interaktive Tools für die Datenerfas-sung und personalisierte Informationen sollen künftigeingesetzt werden können. Viele der empfohlenen Verän-derungen erfordern einen Wandel der klassischen Melde-kaskade von kommunalen Ämtern über die Länder-behörden zum RKI. Die vorgeschlagenen Funktionalitätensollen bei der Revision des deutschen Meldesystems fürübertragbare Krankheiten berücksichtigt werden. DasFachgebiet bringt dabei seine Erfahrungen bei der Erhe-bung von Anforderungen, sein Wissen der prozessualenAbläufe sowie seine Kenntnisse der Software-Architekturund IT-Technologie ein.

ArbeitsschwerpunkteDas Fachgebiet Datenmanagement ist für die Verwaltungund Aufbereitung aller infektionsepidemiologischenDaten sowie für die Planung, Durchführung und Wartungentsprechender IT-Projekte und Softwareprodukte in derAbteilung für Infektionsepidemiologie zuständig. DasFachgebiet leistet darüber hinaus wissenschaftlicheDienste und Beratung für andere Fachgebiete des RKIsowie für externe Partner und die Öffentlichkeit.

Eines der Hauptprojekte ist das nationale Meldesystemfür die Überwachung meldepflichtiger Infektionskrankhei-ten (SurvNet@RKI) gemäß des IfSG. Die hier zusam-menkommenden Daten werden statistisch analysiert,aufbereitet und über verschiede Kanäle den anderen Fach-gebieten, aber auch öffentlich über das epidemiologischeWerkzeug SurvStat@RKI (https://survstat.rki.de/) einerbreiten Anwenderschaft zur Verfügung gestellt und regegenutzt.

Im Bereich der Surveillance-Anwendungen sind vor allemdie Projekte für Influenza innerhalb der „Arbeitsgemein-schaft Influenza“ (AGI) – insbesondere mit den Web-Prä-senzen http://influenza.rki.de und https://grippeweb.rki.de – und die Projekte im Bereich der sexuell übertragba-ren Krankheiten (insbesondere HIV) zu nennen. In denletzten Jahren haben die Aktivitäten im Bereich der Anti-biotika-Resistenzen deutlich zugenommen und spielenauch in der strategischen Ausrichtung des Fachgebietsund der Abteilung eine Hauptrolle. Aktuell entstehen hierAnwendungen zur Antibiotika-Verbrauch-Surveillance(AVS).

Innerhalb des RKI werden zahlreiche Anwendungen fürdas Informationsmanagement der Labore erstellt und ge-pflegt, die einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherungdieser Labore darstellen.

Die Fachgebiete im Detail 17

Abteilung | 3 |

16 Die Fachgebiete im Detail

Datenmanagement

Leitung: Dr. Hermann Claus Vertretung: Dr. Göran KirchnerBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 98.036 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 11Kumulativer impact factor: 28,30Programm-Updates (extern, 2013-2014): 3 (SurvNet@RKi), 10 (Hiobs)Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand 01.01.2015): 16

* einschließlich Fachgebietsleitung

Die 16 Vollzeitäquivalenzstellen werden von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen. Zurzeit ist einePerson mit einem unbefristeten Vertrag ans ECDC abgeordnet. Die Stelle hat eine befristet eingestellte Person inne.

SurvNet@RKI – Infrastruktur

» Fachgebiet 31»

Abteilung | 3 |

Arbeitsschwerpunkte Das Fachgebiet Surveillance koordiniert in der Abteilungdie epidemiologischen und organisatorischen Aspektedes Surveillance-Systems im Rahmen des IfSG und erfülltso zahlreiche gesetzliche Aufgaben.

Das Fachgebiet übernimmt dabei krankheitsübergrei-fende Aufgaben und vor allem die Kommunikation mitdem deutschen ÖGD. Es unterstützt die krankheitsspe-zifischeren Fachgebiete in allgemeinen Fragen der Sur-veillance sowie des nationalen und internationalenMeldewesens. Wichtige Ziele sind die Verbesserung desFrühwarnsystems von Ausbrüchen oder infektionsepide-miologisch relevanten Ereignissen sowie die Entwicklung,Implementierung und Evaluation bestehender und neuerSurveillance-Systeme, auch während Ausnahmeereignis-sen wie Großveranstaltungen und schwerwiegenden Epi-demien. Zudem koordiniert das Fachgebiet Surveillancedas Krisenmanagement im RKI-Lagezentrum.

Im internationalen Bereich sind vor allem die Unterstüt-zung des ECDC als National Coordinator und NationalFocal Point for Surveillance, Preparedness and Threat De-tection (NC), der WHO in Ausbruchstraining in Zentral-asien (WHO-CSR Projekt) und der Partnerländer Sudan,Marokko und Tunesien im Rahmen des „Deutschen Part-nerschaftsprogramm für biologische Sicherheit und Ge-sundheitssicherstellung“ (G7GPP) zu erwähnen.

Der erfolgreiche Abschluss des Projektes DEMIS im ver-gangenen Jahr hat gezeigt, dass die wesentlichen Zielekonzeptionell und technisch umsetzbar sind. Das betrifftden vereinfachten Meldevorgang, die Bereitstellung vonFeedback und Statusinformationen zur Meldung (Quit-tung), die medienbruchfreie Verarbeitung, die schnellereVerfügbarkeit von Informationen und ihre situationsge-rechte Anpassbarkeit.

Da die bundesweite Einführung von DEMIS noch nichtterminiert ist, werden einzelne Komponenten und Funk-tionalitäten unabhängig davon im Zuge der laufendenWeiterentwicklung von SurvNet@RKI und SurvStat@RKIaufgegriffen.

Ω Verteilungsdienst als WebserviceΩ Meldedialog als Grundlage für eine zeitnahe

situationsabhängige Anpassung ohne zusätzlichen Implementierungsaufwand

Ω Einlesen elektronischer Meldedatensätze und unterstützte Fallanlage im Gesundheitsamt

Ω Interaktion der Gesundheitsämter bei AusbrüchenΩ Kontextbezogene Information der Bearbeiter über

Umfeld als erweiterte Funktionalität von SurvStat@RKI auf aktuellerer Datenbasis, integriert in SurvNet@RKI

Ω signalbasierte Benachrichtigung integriert in SurvNet@RKI.

„Big Data“Zur Analyse des Krankheitsgeschehens in Deutschlandund zur nachhaltigen Verbesserung des Schutzes der Ge-sundheit der Bevölkerung sollen aktuelle Methoden zurautomatischen Analyse großer Datenmengen („BigData“) für das RKI und andere Teilnehmer des ÖGD nutz-bar gemacht werden.

Diese Verfahren sollen als Dienste zur Signalerzeugungund -bewertung bereitgestellt und öffentlich verfügbar ge-macht werden. Sie sollen etablierte Verfahren ergänzenund erweitern, um so die alltägliche Arbeit von Epidemio-logen am RKI, aber auch von einer breiten Teilnehmerzahlim öffentlichen Gesundheitsdienst zu erleichtern(SurvNet@RKI, SurvStat@RKI, DEMIS).

Ω Online Analytical Processing (OLAP) und Data-Mining

Ω SignalerzeugungΩ „Big Data“

Semantische InteroperabilitätMit der Zunahme der Datenvielfalt im epidemiologischenBereich wird es mehr und mehr erforderlich, dass Ma-schinen die von Menschen zusammengetragenen Infor-mationen verarbeiten. Die am RKI zusammenlaufendenInformationen werden mit einer eindeutigen Beschrei-bung ihrer Bedeutung (Semantik) versehen, die auch vonComputern verstanden oder zumindest verarbeitet wer-den können.

Dadurch können Daten einfacher aus verschiedenenQuellen (SurvNet@RKI, Sentinel, aber auch DBpedia,WordNet etc.) zusammengeführt werden. Gleichzeitigsind Änderungen und Vorgehensweisen besser nachvoll-ziehbar. Nicht zuletzt wird eine effizientere Bereitstellungvon Informationen und Wissen möglich, da die Grund-lage für eine automatisierte Analyse unstrukturierterDaten geschaffen wird (semantische Suche, Vergleich,Aggregation etc.).

Ω Anreicherung der Datenmodelle mit Meta-Informationen

Ω Automatisierbare Verknüpfung mit anderen Datenquellen (DBpedia, WordNet etc.)

Ω Logische Validierung der Datenmodelle (Konsistenz, Widerspruchsfreiheit etc.)

Ω Bereitstellung der Datenmodelle in standardisierter Form für Externe

Die Fachgebiete im Detail 19

» » Fachgebiet 32

18 Die Fachgebiete im Detail

Surveillance

Leitung: Dr. Andreas Gilsdorf Vertretung: Dr. Justus BenzlerBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 1.068.395 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 18Kumulativer impact factor (2013-2014): 83,70Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand: 01.01.2015): 15

* einschließlich Fachgebietsleitung

Die 14,6 Vollzeitäquivalenzstellen verteilen sich durch Teilzeitvereinbarungen auf insgesamt 15 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter. Zurzeit ist eine Person mit einem unbefristeten Vertrag für Aufgaben in Nigeria beurlaubt. Die Stelle hateine befristet eingestellte Person inne.

» » Surveillance Standards

Ω ElektronischesMeldesystem

Ω Verbesserung des Meldesystems

Ω VerknüpfungLabor/Epi-Daten

Ω IfSG-Weiterentwicklung

Ω Verbesserte Vernetzung mit internationalen Surveillance-Systemen

Öffentlicher Gesundheitsdienst

Ω Stärkung der Kooperation mit Bundesländern

Ω Bessere Zusammenarbeit mit Ärzten

Ω Fortbildungen für ÖGD

Ω Unterstützung von Surveillance in Partnerländern

Ω Unterstützung bei IGV-Implementierung

Ω Zusammenarbeit mit inter-nationalen Organisationen

Preparedness/ Krisenmanagement

Ω Erarbeitung eines Krisenplans für RKI

Ω Abstimmungen mit Bundesländern und Ressorts zur Koordination in Krisen

Ω Projekte zu Personentrans-port und Infektionsgefahren

Ω Unterstützung bei Etablierung von Lagezentren in Partnerländern

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Die Fachgebiete im Detail 2120 Die Fachgebiete im Detail

Herausforderungen Die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung undVerbesserung des Surveillance-Systems in Deutschlandsind vielfältig.

In den letzten Jahren hat es im ÖGD starke Einsparungengegeben, die sich auch auf die Surveillance-Kapazitätenin den Bundesländern und Kreisen ausgewirkt haben.Steigende Datenschutzanforderungen machen die Gene-rierung von wichtigen Daten für die Infektionsepidemio-logie schwieriger und arbeitsaufwändiger. Gleichzeitigaber wächst die Erwartung von Politik, Fachöffentlichkeitund Bevölkerung, umfassend und zeitnah über Infekti-onsgeschehen informiert zu werden.

Durch fehlende gesetzliche Vorgaben gibt es uneinheitli-che Softwareprogramme für die Erfassung von Meldeda-ten, die die Umsetzung von Neuerungen im Meldewesenzum Teil um Jahre verzögern und zu einer erheblichenEinschränkung der Datenqualität beitragen. Es fehlt derpolitische Wille einer Novellierung des IfSG, die diesesund andere Probleme angehen würde. Auch internationalgibt es nur wenige Standards im Bereich Infektions-schutz.

Infektionskrankheiten breiten sich auch über Landesgren-zen aus. Mit zunehmender globaler Mobilität steigt auchdie Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung von Infektions-krankheiten.

Seit Jahren gibt es Probleme, Labordaten und epidemio-logische Daten zu verknüpfen, um etwa Ausbrüche zu er-kennen. Durch den Ausbau der molekulare Surveillancemuss noch weiter mit einer Zunahme an zu verknüpfen-den Daten gerechnet werden.

Während infektionsepidemiologischen Krisen gibt es ver-schiedene Zuständigkeiten in Deutschland. Die Größedes Landes macht die Verteilung der Verantwortung sinn-voll, führt jedoch in Krisen mitunter zu Schwierigkeiten.

Ziele Die Herausforderungen beeinflussen die Ziele für dienächsten Jahre. Sie lassen sich in drei Hauptziele glie-dern.

1. Surveillance-Standards weiterentwickelnDie Surveillance-Methoden und -Möglichkeiten verändernsich mit den Fortschritten in Wissenschaft und Technik:Ein effizientes Surveillance-System muss sich ständigweiterentwickeln. Deshalb planen wir u.a. die Etablierungeines modernen, elektronischen Meldesystems sowie dieWeiterentwicklung des IfSG, angepasst an die Zeit undden Bedarf der verschiedenen Interessengruppen. Auchdie Anbindung an internationale Surveillance-Datenban-ken sowie die Nutzung von Sekundärdaten spielen hierin Zukunft eine größere Rolle.

NationalΩ Weiterentwicklung des Meldewesens

• Etablierung eines elektronischen Meldesystems vom Meldenden bis zum RKI: Bessere Einbindungder Meldenden

• Kontinuierliche Evaluation und Verbesserung des Meldesystems

• Verknüpfung von epidemiologischen Daten mit Labordaten aus der molekularen Surveillance

• Verbesserung der Bereitstellung der Surveillance-Daten für die Fachöffentlichkeit und Öffentlichkeit

Ω Weiterentwicklung des IfSG• Aktualisierung meldepflichtiger Krankheiten• Verbesserung des Meldeprozess

Ω Nutzung von Sekundärdaten als Ergänzung zu den Meldedaten• Vergleich der Meldedaten mit Daten aus morbidi-

tätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA)• Nutzung der Mortalitätsdaten zur Aufbau einer

Mortalitätssurveillance• Aufbau einer Krankenhaus-/Notaufnahme-

Surveillance

InternationalΩ Verbesserte Vernetzung mit internationalen

Surveillance Systemen (TESSy etc.)• Etablierung einer Machine-to-Machine(M2M)-

Datenübertragung

2. Den Öffentlichen Gesundheitsdienst stärkenDer ÖGD ist maßgeblich für die Bekämpfung von Infek-tionskrankheiten zuständig. Als zentraler Ansprechpart-ner im RKI verfolgt das Fachgebiet Surveillance einekontinuierliche Zusammenarbeit mit dem regionalen undperipheren ÖGD. Diese Zusammenarbeit soll durch en-gere Kooperation weiter gestärkt werden, um so auch denÖGD weiter zu stärken. Hier soll auch dessen Unterstüt-zung in Partnerländern und von internationalen Gesund-heitsorganisationen zur Verbesserung der öffentlichenGesundheit beitragen.

NationalΩ Stärkung der Kooperation mit den Bundesländern

• Epidemiologische Lagekonferenz (EpiLag)• Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Surveillance“ (BLAG)• AG Infektionsschutz

Ω Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit mit Ärzten

Ω Weiterbildung (z.B. EpiKurs)Ω Bereitstellung von Materialien (z.B. Infobriefe,

Informationen auf Webseite, Webinare, ppt)

InternationalΩ Verstetigung der Unterstützung von Partnerländern

im Bereich Kapazitätsbildung in der Surveillance• G7GPP-Projekt• WHO-EURO Zusammenarbeit

AusbruchsunterstützungΩ Unterstützung bei der Implementierung der

Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) in Partnerländern

Ω Ausbau der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen• ECDC und WHO (Collaborating Centre)

3. Preparedness und Krisenmanagement fördernDas RKI wird seine Krisenplanung durch die Erfahrungenbei den in der Vergangenheit bewältigten Krisen weiter-entwickeln. Auch eine erweiterte Abstimmung mit denBundesländern spielt eine wichtige Rolle, um eine guteKrisenkoordination zwischen Bund und Ländern voran-zubringen. Krisenplanung ist auch ein Schwerpunkt derinternationalen Projekte des Fachgebiets.

NationalΩ Erarbeitung eines Krisenplans für das RKI und

Vernetzung mit nationalen Partnern• Fertigstellung eines generischen Krisenplans

des RKI gemeinsam mit IBBSΩ Umsetzung der Verwaltungsvorschrift Koordination

in Krisen (Koord-VwV)• Abstimmungen mit Bundesländern und

zuständigen Ressorts

InternationalΩ Weiterführung von internationalen Projekten zu

Personentransport und Infektionsgefahren• AIRSAN, SHIPSAN

Ω Unterstützung bei der Etablierung von Lagezentren in Partnerländern• G7GPP und WHO-Projekte

Die Fachgebiete im Detail 2322 Die Fachgebiete im Detail

» » SurveillanceΩ Inzidenz/KrankheitslastΩ Erreger (molekulare Surv.)

über verschiedene System:• IfSG-Meldungen• Sentinel-Systeme• KV Abrechnungsdaten• in Kooperation mit NRZ

ForschungsprojekteΩ KrankheitslastΩ ÜbertragungsmodellierungΩ KrankheitskostenΩ Gesundheitsökonomische

Evaluation von Impfstrategien

Systematische ReviewsΩ LiteraturrecherchenΩ Meta-AnalysenΩ Bewertung der Qualität

der verfügbaren Evidenz

Entwicklung evidenz-basierter STIKO-Impfempfehlungen und nationaler Impfstrategien

ImplementierungErfassung / Analyse vonΩ ImpfquotenΩ Wissen/Akzeptanz

zu Impfungen in speziellen Zielgruppen

Impf-AuswirkungenΩ vorher/nachher oder

Zeitreihen-AnalysenΩ Bestimmung der

Impfeffektivität (z.B. in Fallkontroll-Studien in Ausbrüchen)

KommunikationΩ PublikationenΩ Internet (z.B. FAQ)Ω Telefonhotline für ÄrzteΩ VorträgeΩ Lehre & Fortbildung

EvaluationEliminierungΩ Masern / RötelnΩ PolioQualität der DatenΩ Zur Verifizierung

der Elimination

Impfprävention

Leitung: PD Dr. med. Ole Wichmann Vertretung: Dr. Anette SiedlerBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 872.898 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 61Kumulativer impact factor (2013-2014): 181,23Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand: 01.01.2015): 17

* einschließlich Fachgebietsleitung; die Stellen entfallen auf insgesamt 17 Mitarbeiter

Die 16,1 Vollzeitäquivalenzstellen werden von 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen. Zurzeit ist einePerson mit einem unbefristeten Vertrag an das BMG abgeordnet. Die Stelle hat eine befristet eingestellte Person inne.

» » Fachgebiet 33

Zusätzlich ist nach einem BMG-Erlass seit 2012 auch dieGeschäftsstelle der Nationalen Verifizierungskommissionfür die Masern/Röteln Elimination im FG33 angesiedelt.Darüberhinaus ist das Fachgebiet ist federführend tätigbei der Erstellung des Nationalen Aktionsplanes für dieMasern- und Rötelneliminierung und ist beteiligt an derFortschreibung und Evaluation der Umsetzung des Na-tionalen Impfplans.

Im Rahmen seiner Aktivitäten kooperiert FG 33 mit ver-schiedenen Partnern:Im RKI fachgebietsübergreifend in der Abt. 3 insbeson-dere mit FG 31 und FG 32 (zu Surveillance meldepflichti-ger Erkrankungen) sowie abteilungsübergreifend z.B. mitden Referenzlaboren für MMR und Enteroviren in der Abt. 1 sowie mit Fachgebieten in Abt. 2.

Auf nationaler Ebene u.a. mit externen NRZ, der Universi-tät Bielefeld (Gesundheitsökonomie), dem deutschenCochrane Zentrum (Evidenzbasierte Medizin) oder demDeutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (Serosur-veys). Das FG führt eigene Erhebungen in Kooperation mitArztpraxen (Sentinel-System für Varizella-/Herpes Zoster)bzw. Laboren (Sentinel für invasive Pneumokokkenkrank-heiten) durch und analysiert in Kooperation mit den 17 Kas-senärztlichen Vereinigungen Versorgungsdaten. DasFachgebiet unterstützt außerdem den ÖGD etwa im Hin-blick auf die Leitlinienentwicklung bei der Bekämpfung vonAusbrüchen impfpräventabler Erkrankungen.

Auf internationaler Ebene u.a. zum Thema „Methodender Evidenzbasierung von Impf- bzw. Public Health Emp-fehlungen“ (z.B. über zwei ECDC-finanzierte Projekte: VENICE und PRECEPT), zur Gesundheitsökonomie (Uni-versität Bristol) sowie unterstützende Tätigkeiten in Ar-beitsgruppen beim ECDC (z.B. Rotavirus-Impfung,Finanzierungsmodelle) und der WHO.

HerausforderungenΩ Fehlende, zur Evaluierung öffentlicher Impfempfehlun-

gen wichtige Daten herstellerunabhängig generierenΩ Effizienter Umgang mit begrenzten Ressourcen –

Wie wird priorisiert? Aktuell gehören zu den hoch-priorisierten Themen der STIKO-Arbeit z.B. die Vor-bereitung von Empfehlungen zur Impfung gegen B-Meningokokken, zur Pneumokokken-Impfung von Senioren und zur Herpes Zoster-Impfung von Senioren. Aber auch im Fachgebiet müssen Forschungs- und Kommunikationsaktivitäten priorisiert werden.

Ω Priorisierung der Bearbeitung von STIKO-Empfehlun-gen – Wie kommunizieren wir diese? Aktuell weniger hoch priorisiert sind Themen wie z.B. die HPV-Imp-fung von Jungen, Impfung bei Immundefizienz oder antivirale Influenzaprophylaxe.

Ω Etablierung gesundheitsökonomischer Evaluationen als Standard für Public Health Empfehlungen am RKI

Ω Unterstützung des Bundes und der Länder bei der Masern- und Röteln-Eliminierung.

ArbeitsschwerpunkteWichtigste gesetzliche Grundlage für die Aufgaben desFachgebiets ist das IfSG mit folgenden Vorgaben im Be-reich der Impfprävention: Einrichtung der Ständige Impfkommission (STIKO) amRKI nach §20 IfSG: STIKO-Empfehlungen dienen alsGrundlage für die öffentlichen Impfempfehlungen derBundesländer, für die Aufnahme in die Schutzimpfungs-richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (womitdie Erstattung von Impfstoffen und Impfleistungen ver-bunden ist) und als wissenschaftlicher Standard für dieimpfende Ärzteschaft. Im FG33 ist die Geschäftsstelle derSTIKO angebunden, die die Arbeit der Kommission sowiesämtliche Aktivitäten bei der Erstellung und Bewertungder Evidenz sowie Begründung von Impfempfehlungenkoordiniert und größtenteils durchführt.

Meldepflicht nach §§6,7 IfSG:Daten von 12 meldepflichtigen impfpräventablen Erregernwerden im FG33 kontinuierlich analysiert und bewertet.

Impfstatuserfassung nach §34 IfSG:Analyse der an das RKI übermittelten Daten zum Impf-status aller Kinder bei Erstaufnahme in eine Schule.

Im Mittelpunkt der Arbeit des Fachgebiets Impfpräven-tion steht daher die Entwicklung nationaler Impfstrate-gien, die Unterstützung der STIKO bei der Erstellungevidenzbasierter Impfempfehlungen sowie die Kommu-nikation der Strategien/Empfehlungen mit der Fachöf-fentlichkeit und die Evaluation ihrer Umsetzung.

HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen

Leitung: Dr. med. Viviane Bremer MPH Vertretung: Dr. med. vet. Barbara Gunsenheimer-BartmeyerBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 2.377.139 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 83Kumulativer impact factor: 256,24Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand: 01.01.2015): 39

* einschließlich Fachgebietsleitung

Die 32,6 Vollzeitäquivalenzstellen verteilen sich durch Teilzeitvereinbarungen auf insgesamt 39 Mitarbeiterinnen undMitarbeitern.

ArbeitsschwerpunkteEin wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, umfas-sende epidemiologische Daten zu HIV/Aids, sexuell über-tragbaren Infektionen (STI), viralen Hepatitiden undCreutzfeldt-Jakob-Krankheit zu gewinnen, um die Epide-miologie dieser Infektionen besser zu verstehen. DieseDaten werden zur Formulierung, Anpassung und Evalu-ierung von Präventionsstrategien sowie zur Empfehlun-gen für die Diagnostik und Krankenversorgung genutzt.

Die gemeldeten Daten zu Infektionen mit HIV und Syphi-lis (IfSG §7 Abs. 3 direkt an das RKI) und Meldungen zuInfektionen mit HBV und HCV (IfSG §6 über den ÖGDan das RKI) werden durch zusätzliche klinisch-mikrobio-logische Daten ergänzt.

Studien zur integrierten biologischen und Verhaltenssur-veillance ergänzen und verbinden Angaben hinsichtlichder Prävalenz bestimmter Infektionserkrankungen ineiner Population mit Daten zum sexuellen Verhalten.Durch die Auswertung von Sekundärdaten der medizini-schen Versorgung (etwa Krankenkassendaten) können in-fektiologische Parameter und Ergebnisse von Studien imKontext des deutschen Gesundheitssystems interpretiertwerden.

Weitere gegenwärtige Arbeitsschwerpunkte beinhalten dieWahrnehmung der gesetzlichen Meldepflichten nach In-fektionsschutzgesetz und Transfusionsgesetz, die Ent-wicklung und Etablierung innovativer Erhebungs- undAuswertungsmethoden, beispielsweise der Schätzung der

ZieleWir arbeiten an der Umsetzung unserer Vision: Die Ver-hinderung und Kontrolle von Infektionen in Deutschlanddurch Impfungen basierend auf der besten verfügbarenEvidenz und in Kooperation mit nationalen und interna-tionalen Partnern. Dafür stellen wir uns folgende Ziele:

1. Impfempfehlungen evidenzbasiert vorbereiten, trans-parent begründen und ihre Umsetzung wissenschaftlichbegleitenDurchführung von systematischen Reviews, Beschaffungund Bewertung der verfügbaren Evidenz und Vorberei-tung von Hintergrundpapieren als Grundlage für anste-hende STIKO-Entscheidungen. Impfempfehlungenmüssen auf ihre Effekte evaluiert und ggf. angepasst wer-den. Forschung zu Impfeffekten wird derzeit vor allemvon Impfstoff-Herstellern durchgeführt und finanziert.Eine von Herstellerinteressen unabhängige Evaluationvon öffentlichen Impfempfehlungen und die Kommuni-kation der Ergebnisse sind für die Akzeptanz von Impf-empfehlungen unabdingbar. Da Drittmittel für diese Artvon Forschung nur von wenigen Geldgebern finanziertwerden, müssen innovative Ansätze zur Finanzierungidentifiziert werden.

2. Impfempfehlung zielgruppenspezifisch kommunizierenDas RKI hat als Auftrag die Kommunikation mit der Fach-öffentlichkeit. Gerade zum Thema Impfung gibt es in derÄrzteschaft großen Informationsbedarf. Auch die Impf-gegnerschaft trägt dazu bei, dass in der Bevölkerung undin der Ärzteschaft Unsicherheiten bestehen. Neben denaktuellen Zugangswegen (insbesondere die FAQ auf In-ternetseiten, Publikationen) sollen neue Kommunikati-onsformen erprobt und beschritten werden (etwa eineSTIKO-App für Ärzte), um aktuelle Empfehlungen sowiepraktische Umsetzungshinweise zu vermitteln sowie Fak-ten zu Risiko und Nutzen von Impfungen übersichtlichbereitzustellen.

3. Themen priorisieren, um begrenzte Ressourcen effektiveinzusetzenDurch die neue Methodik zur systematischen Evidenzbe-wertung als notwendige Grundlage für STIKO-Empfeh-lungen hat sich der Arbeits- und Zeitaufwand deutlicherhöht. Neue oder weiterentwickelte Impfstoffe verlangenzusätzliche Bewertungen und mit jeder neuen bzw. geän-derten Empfehlung entsteht zusätzlicher Evaluationsbe-darf. Da die Ressourcen der STIKO-Geschäftsstelle nichtin gleichem Maße gewachsen sind, muss die STIKO ihrezu bearbeitenden Themen nach einer transparenten undstandardisierten Vorgehensweise priorisieren.

4. Sekundärdaten nutzen, um Wissenslücken zu schließenDie Integration der Analyse von KV-Abrechnungsdaten(aktuell BMG-finanziertes Projekt) in die Routineaufga-ben des Fachgebiets muss vorangetrieben werden. DieseDaten sind unverzichtbar zur Abschätzung sowohl vonImpfquoten als auch von Effekten der Impfungen / Impf-empfehlungen. Sie helfen zudem Lücken dort zu schlie-ßen, wo Daten nicht aus Routine- oder anderenPrimärquellen erfasst werden können.

5. Zur erfolgreichen Eliminierung der Masern und Rötelnin Deutschland beitragenDas Fachgebiet hat die Erstellung eines Nationalen Akti-onsplans zur Masern- und Röteln-Eliminierung federfüh-rend unterstützt. Die Umsetzung liegt jedoch in derVerantwortung verschiedener Akteure. Das Fachgebietwird die Evaluation dieses Prozesses begleiten und sichinsbesondere um die Verbesserung der Qualität der Sur-veillance bemühen. Darüber hinaus wird es in die Kom-munikation mit der Fachöffentlichkeit und derEntwicklung von Impfstrategien involviert sein.

6. Neue Standards setzenDie STIKO-Methodik soll als international anerkanntesVorgehen zur Vorbereitung und Begründung von PublicHealth Entscheidungen weiterentwickelt werden. Mathe-matische Modellierung und gesundheitsökonomischeEvaluationen von Impfstrategien werden zur unverzicht-baren Routine für die Bewertung von Impfstrategien inDeutschland.

Die Fachgebiete im Detail 25

Abteilung | 3 |

» » Fachgebiet 34

24 Die Fachgebiete im Detail

Ziele Das übergreifende Ziel ist es, die Qualität der Surveillancevon HIV, STI und viralen Hepatitiden zu optimieren, umeine noch bessere Datengrundlage für Empfehlungen zurPrävention, Diagnostik und Therapie zu schaffen. Konkretkann dies erreicht werden durch:

Ausbau der Surveillance von HIV, STI und viralen HepatitidenΩ Ausbau molekularepidemiologischer Surveillance

von STI und viraler HepatitidenΩ Modellierung der Krankheitslast von HIV, STI

und viralen HepatitidenΩ Empfehlungen zur Anpassung gesetzlicher

Meldepflichten an die gegenwärtige epidemiologische Lage, z.B. Einführung einer Gonokokken-Meldepflicht

Ω Verstärkung der Surveillance von Therapieresistenzen (HIV, Hepatitis C, Gonokokken)

Ω Untersuchung von Ausbrüchen neu aufgetretener STI oder durch Blut übertragbarer Infektionen in spezifischen Gruppen wie i.v.-Drogengebrauchen-den und Männern, die Sex mit Männern haben etc.

Beratung und VernetzungΩ Mitarbeit an der neuen nationalen Strategie des

BMG zur Bekämpfung von HIV, STI und viralen Hepatitiden

Ω Ausbau von Netzwerken auf nationaler (Referenzzentren/Konsiliarlabore, öffentlicher Gesundheitsdienst, Versorgungseinrichtungen) und internationaler (europäische Behörden, Forschungsverbünde) Ebene.

Dazu werden wir aktiv weitere Drittmittel einwerben.Die gewonnenen Ergebnisse werden durch hochrangigepeer-reviewed Publikationen andere Medien für dieFachöffentlichkeit verfügbar gemacht.

Entwicklung neuer ForschungsmethodenΩ Schaffung von (Forschungs-)Zugängen zu

weiteren schwer erreichbaren Gruppen wie Sexarbeitern, Haftinsassen, verschiedenen Migrantengruppen

Ω Etablierung von Erhebungsmethoden unter Einbeziehung der zu beforschenden Gruppe (partizipative Forschung)

Ω Schaffung eines Konzeptes zur kontinuierlichen integrierten biologischen und Verhaltenssurveil-lance von HIV, STI und viralen Hepatitiden

Ω Monitoring von neu aufgetretenen Risikoverhalten wie sexuellem Verhalten, Partydrogen etc.

Ω Verstärkte Nutzung von Sekundärdaten zur Abschätzung von Diagnostik und Therapieeffekti-vität und -kosten von HIV, STI und viraler Hepatitis

Ω Entwicklung neuer Methoden zur Risikoabschätzung von Blutprodukten

Ω Einführung einer vereinheitlichten Datenerhebung und Bereitstellung von Datenerhebungstools für verschiedene Einrichtungen des Gesundheitswesens

Ω Evaluierung von Interventions- und Präventionsmaß-nahmen auf dem Gebiet von HIV, STI und viralen Hepatitiden

HIV-Neuinfektionen durch mathematische Modellierun-gen, sowie der Schaffung von Zugängen zu schwer er-reichbaren Gruppen wie Sexarbeiterinnen und Drogenge-brauchenden.

Diese Themenbereiche sind häufig Gegenstand der öffentlichen Wahrnehmung, so dass sehr oft Anfragenaus der Politik und Fachöffentlichkeit an uns gerichtetwerden. Die Projekte werden zum Teil auch im Rahmenvon Master oder Doktorarbeiten erarbeitet.

Herausforderungen Die Anzahl der gemeldeten Neudiagnosen von HIV undSyphilis ist angestiegen und es ist anzunehmen, dass diesauch für nicht-meldepflichtige STI gilt. Zusätzlich wurdenTherapieresistenzen bei HIV und Gonokokken beobach-tet, die zu neuen therapeutischen Herausforderungenführen könnten. Lediglich bei HIV ist durch die moleku-lare Surveillance der Übertragung und Ausbreitung vonResistenzen sowie die Verbreitung innerhalb von Trans-missionsketten eine Aussage über den künftigen Verlaufmöglich. Bei Hepatitis C erfordert die Einführung hoch-wirksamer Therapien, dass zukünftige Resistenzen unddie Therapieeffektivität beobachtet werden müssen.

Verändertes sexuelles Verhalten kann die Anzahl von In-fektionen beeinflussen. Informationen zum sexuellen Ver-halten können jedoch nur über aufwändige Studienerhoben werden. Dies ist insbesondere eine Herausfor-derung, wenn es sich um schwer erreichbare Gruppen wieetwa Sexarbeiter/innen, i.v.-Drogengebraucher/innenoder Migrant/innen handelt. Dabei reicht eine einmaligeErhebung nicht aus, da Verhalten sich im Laufe der Zeitrasch verändern kann.

Das deutsche Gesundheitssystem ist diversifiziert undverfügt über verschiedenste Akteure. RepräsentativeDaten zu Diagnostik, Therapie und Infektionen mit HIV,STI und viralen Hepatitiden sind schwer erhältlich, da vonden Akteuren oft nur selektiv und unvollständig Daten er-fasst werden. Trotzdem ist es für die Einschätzung derEpidemiologie von HIV, STI und viralen Hepatitiden wich-tig, verlässliche Informationen zur Krankheitslast erhebenzu können. Zugleich gibt es Menschen ohne Krankenver-sicherung mit unzureichendem Zugang zur Regelversor-gung. Da diese häufig erst später diagnostiziert undtherapiert werden, ist es notwendig, den Anteil dieser Per-sonen und die Prävalenz von Infektionen in dieserGruppe schätzen zu können.

Abteilung | 3 |

Die Fachgebiete im Detail 2726 Die Fachgebiete im Detail

Aktivitäten des FG34

Art derAktivität

Beispielefür

laufendeProjekte

Basissurveillanceund gesetzlicheMeldepflichten

Klinisch-mikrobiologischeund molekular-

epidemiologischeSurveillance

Integrierte biologische und

Verhaltens-surveillance

Versorgungs-forschung

HIV, Syphilis, HIV-Schätzung

Hepatitis B,C,D

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Clamydien-Laborsentinel

Blutspender-surveillance

Klinische HIV-Surveillance (ClinSurv)

HIV-Serokonverter-studie

HIV-Inzidenz Surveillance (InzSurv)

HIV-Resistenz-surveillance

Gonokokken-Resistenz-Netzwerk (GORENET)

Allgemeinbevölkerung(KiGGS, DEGS)

Schwule Männer undAIDS (SMA)

Drogen und chronischeInfektionskrankheiten

(DRUCK-Studie)

Sexarbeiter/innen (Outreach)

Migrant/innen aus Subsahara-Afrika

(MiSSA)

HIV/HCV-Therapie in Haft

Situationsanalyse Hepatitis B/C (Hep-Epi)

HIV-Testungen in Migrant/innen (MiTest)

Einheitliche Datenerhebung

in Testeinrichtungen

Blutspende-Fragebogenstudie

KommunikationΩ PublikationenΩ Ratgeber für Ärzte Ω Internet (z.B.FAQ)Ω Lehre

SchulungenΩ Trainingsmodule für

Gesundheitsbehörden (z.B. zu Ausbruchs-untersuchungen)

Spezielle ThemenΩ Neu auftretende InfektionenΩ Klimawandel Ω

AusbruchsuntersuchungenΩ Überregionale AusbrücheΩ Lokale AusbrücheΩ Fall-Kontroll-Studien, Fall-Fall-

Studien, KohortenstudienΩ Neue Werkzeuge und StrategienSurveillance

(meldepflichtige Krankheiten) Ω DatenqualitätskontrolleΩ TrendanalysenΩ AusbruchserkennungΩ Molekulare Surveillance

ForschungΩ KrankheitslastΩ RisikofaktorenΩ Klinische EpidemiologieΩ SeroepidemiologieΩ Räumlich-zeitliche

Krankheitsmuster Ω Statistisch-epidemiologische

Methoden

Public-Health-Empfehlungenund Präventionsmaßnahmen (Kooperation mit Lebensmittelüber-wachungs- und Veterinärbehörden)

Ω Ω

Ω

Ω Ω

Ω Ω

Die Fachgebiete im Detail 2928 Die Fachgebiete im Detail

Gastrointestinale Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen

Leitung: Prof. Dr. Klaus Stark Vertretung: Dr. Hendrik WilkingBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 186.367 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 42Kumulativer impact factor: 141,68Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand: 01.01.2015): 9

* einschließlich Fachgebietsleitung

Die 10,7 Vollzeitäquivalenzstellen werden von 9 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen. Zurzeit sind zweiPersonen mit unbefristeten Verträgen zum ECDC abgeordnet. Die Stellen haben befristet eingestellte Personen inne.

» » Fachgebiet 35

HerausforderungenIn den kommenden Jahren ist es wichtig, trotz komplexerAusbruchsgeschehen und vor dem Hintergrund teilwei-ser unzureichender Strukturen und schwindender Res-sourcen im ÖGD und der Lebensmittelsicherheitweiterhin auf hohem wissenschaftlichem Niveau Ausbrü-che zu untersuchen. Eine weitere Herausforderung ist dieNutzung der aktuellen molekularen Typisierungsverfah-ren (NGS, Next Generation Sequencing) für die frühzei-tige Erkennung und für die Infektionsüberwachung. Diesehaben ein großes Potenzial, das es zwischen Mikrobiolo-gie und Epidemiologie zu nutzen gilt. Um evidenzbasierteEmpfehlungen und Public Health-Maßnahmen zur Prä-vention von Zoonosen ableiten zu können, ist es notwen-dig, bevölkerungsbasierte epidemiologische Forschungzur Krankheitslast und zu den Risikofaktoren der ende-mischen und verstärkt auftretenden Zoonose-Erregerdurchzuführen.

Ziele 1. Epidemiologische StudienErarbeitung von Empfehlungen zur Prävention von Infek-tionskrankheiten im Rahmen großer epidemiologischer Studien zu Verteilung, Risikofaktoren und klinischem Ver-lauf von gastrointestinalen und zoonotischen Erregern in Deutschland (zum Beispiel bevölkerungsbezogene Fall-kontrollstudien oder repräsentative seroepidemiologischeUntersuchungen).

2. Ausbruchsuntersuchungen• Weiterentwicklung der Ausbruchserkennung durch

verbesserte statistische Algorithmen• Nutzung der molekularen Typisierung von

Erregern (z.B. EHEC, Listerien)• Evaluierung des Nutzens von Next-Generation-

Sequencing für die Erkennung, Abgrenzung undUntersuchung von Ausbrüchen im Vergleich zu herkömmlichen Typisierungsverfahren

• Weiterentwicklung, Evaluierung und Bereitstellung von epidemiologischen und statistischen Methoden und Werkzeugen für die Identifikation von Vehikeln und Quellen von Ausbrüchen lebensmittelbedingter Infektionen

• Unterstützung der WHO und anderer internationaler Organisationen bei Ausbrüchen im Ausland

Arbeitsschwerpunkte Das Fachgebiet bearbeitet ein breites Spektrum gastroin-testinaler und zoonotischer Infektionskrankheiten. Diesbetrifft in etwa zwei Drittel aller in Deutschland melde-pflichtigen Erreger: von den klassischen gastrointestina-len und lebensmittelbedingten Erregern wie Salmonellen,Campylobacter, Shigatoxin produzierende E. coli, Liste-rien, Norovirus, Hepatitis A Virus sowie anderen Zoo-nose-Erreger wie Hepatitis E-Virus, Hantavirus,Leptospirose und durch Vektoren übertragene Erreger(z.B. Borrelia burgdorferi, Plasmodium-Arten, Denguevi-rus, West-Nil-Virus). Ein Schwerpunkt ist die Untersu-chung von Ausbrüchen. In den letzten Jahren haben wir verschiedene große Ausbruchsuntersuchungen koordi-niert und durchgeführt. Zudem hat das Fachgebiet dieGesundheitsbehörden bei vielen lokalen und regionalen Ausbrüchen unterstützt.

Weitere wichtige Arbeitsbereiche sind die Überwachungund Erforschung von Krankheiten (insbesondere epide-miologische Studien über Krankheitslast, Risikofaktorenfür Infektionen), die (Weiter-)Entwicklung epidemiologi-scher und statistischer Methoden, die Schulung von Mit-arbeitern im Öffentlichen Gesundheitsdienst (insbeson-dere in der Untersuchung lebensmittelbedingter Ausbrü-che) und die Ableitung von Präventionsmaßnahmen undPublic Health Empfehlungen aus den epidemiologischenErkenntnissen.

Abgesehen von den oben genannten Schwerpunkten wid-met sich das Fachgebiet auch den Themen Klimawandelund Infektionskrankheiten, neu auftretende Infektionenund molekulare Epidemiologie.

Abteilung | 3 |

28 Die Fachgebiete im Detail

Respiratorisch übertragbare Erkrankungen

Leitung: Prof. Dr. med. Walter Haas Vertretung: Dr. med. vet. Silke BudaBewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 379.036 EuroAnzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 28Kumulativer impact factor: 131,48Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand: 01.01.2015): 15

* einschließlich Fachgebietsleitung

Die 12,4 Vollzeitäquivalenzstellen werden von 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen.

» » Fachgebiet 36

3. Erforschung der Krankheitslast durch gastrointesti-nale und vektor-übertragene Infektionskrankheiten

4. Durchführung eines repräsentativen Surveys zum Er-nährungsverhalten zur Nutzung als Kontrolldatensatzfür Ausbruchsuntersuchungen (in Koop. mit Abt. 2)

5. Untersuchung der Epidemiologie reisebedingter Infek-tionen und Beurteilung des Potenzials autochthonerÜbertragung bei ausgewählten Erregern

6. Analyse der Auswirkungen des Klimas auf das Auftre-ten und die Verteilung klimasensitiver Infektionskrank-heiten

7. Bewertung der Gesundheitsrisiken durch neuartigeund neu auftretende zoonotische Erreger in Deutschlandund weltweit

8. Generierung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Ab-leitung von Empfehlungen für Verbraucherberatung undPublic Health-Empfehlungen

9. Intensive Kooperation mit Zoonoseforschungsnetz-werken und Lebensmittel- und Veterinärbehörden

Die Fachgebiete im Detail 31

ArbeitsschwerpunkteAnalyse der Verbreitung und Krankheitslast akuter respi-ratorischer Erkrankungen in Deutschland Mit Influenza, Legionellose und Tuberkulose stehen dreiErkrankungen im Mittelpunkt, die sich hinsichtlich derAnsätze zur Erfassung der Krankheitslast, Übertragungs-wegen und resultierenden Präventionsansätzen grundle-gend unterscheiden. Daher bedarf es verschiedenerepidemiologischer und Surveillance-Methoden unter Nut-zung nationaler und internationaler Kooperationen undNetzwerke.Die Situationsanalyse und Entwicklung von Management-strategien von neu auftretenden respiratorischen Erre-gern mit Ausbruchspotenzial (prominente Beispiele sindSARS, Influenza A/H5N1, A/H7N9 oder zuletzt A/H5N8sowie MERS-CoV) erfolgen ebenfalls durch FG36.

Fachliche Beratung und wissenschaftliche Begleitung derInfluenzapandemieplanungDie Publikation des Nationalen Pandemieplans zur Vor-bereitung auf eine Influenzapandemie 2005 stellt als ers-ter Nationaler Plan im Infektionsschutz einen Meilensteindar. Die Erarbeitung der zugrundeliegenden fachlichenStrategien und des wissenschaftlichen Teils des Plans er-folgen seit 2003 im Fachgebiet. Aktuell überarbeiten wirden wissenschaftlichen Teil auf Basis umfangreicher, sys-tematischer Literaturrecherche und Bewertung der Evi-denz in Zusammenarbeit mit einem externen Beratungs-gremium.

Umweltfaktoren Verhalten

Tuberkulose Legionellose

One Health

TB-Elimination

Einfluss Lebenswelten

Integrierte Molekulare

Surveillance

Sozio-demographische

Faktoren

Stämme Resistenzen

nächste 5 Jahre Ausblick

Ziele Weiterentwicklung und Etablierung von Systemen undAnalysewerkzeugen zur raschen epidemiologischen Ein-schätzung und Bewertung des Schwereprofils von aku-ten Atemwegserkrankungen auf verschiedenen Ebenendes GesundheitssystemsIn Kooperation mit dem Globalen Influenzaprogramm(GIP) der WHO wurde ein Konzept zur Erfassung desSchweregrads der Influenza basierend auf der Ausbrei-tung, individuellen klinischen Schwere und der Belastungdes Gesundheitssystems entwickelt. Dieses Konzept sollin der laufenden Saison erprobt und entsprechend ange-passt werden. Ein wesentlicher Baustein ist die Etablie-rung einer zeitnahen Krankenhaussurveillance, die imRahmen der Surveillancebegleitforschung parallel gestar-tet wurde. Die Zusammenarbeit mit der WHO soll mit-telfristig zur Anerkennung des Fachgebiets als WHOCollaborating Centre für Surveillance und Epidemiologieder Influenza führen.

Aufbau einer integrierten molekularen Surveillance derTuberkulose auf BundesebeneAngesichts der aktuellen Entwicklung bedarf es neuer An-sätze in der Tuberkulosekontrolle. Zur Analyse des Anteilsfrischer Infektionen, der Ausbreitung resistenter Erregerund der Unterstützung der Kontaktuntersuchungen derGesundheitsämter soll bundesweit eine integrierte mole-kulare Surveillance etabliert werden. Ein Umsetzungskon-zept wurde bereits erarbeitet und eine bioinformatischeDoktorarbeit zur Entwicklung von Algorithmen in Zusam-menarbeit mit der Nachwuchsgruppe 4 der Abteilung 1bewilligt. Auch soziodemographische Faktoren sollen zu-künftig stärker in die Analyse der Situation einbezogenwerden.

Erweiterte Kapazität zur Erkennung und Bewertung vonhumanen respiratorisch übertragbaren Erkrankungendurch neue Erreger, insbesondere an der SchnittstelleTier-MenschDie 2004 entstandene enge Zusammenarbeit mit demFriedrich-Löffler-Institut soll weiter intensiviert und Res-sourcen für ein kontinuierliches Monitoring und die Be-wertung der Situation und des Risikopotenzials vonZoonosen für die deutsche Bevölkerung gewonnen wer-den. Hierbei sollen sowohl epidemiologische als auch ge-netische Daten der Erreger stärker vernetzt werden.

Untersuchung von Umweltfaktoren, Verhalten und de-mografischem Wandel auf die epidemiologische Entwick-lung von LegionelloseEs sollen Konzepte zur Untersuchung des Einflusses ver-haltensbasierter Risikofaktoren und soziodemographi-scher Parameter auf das Auftreten von Erkrankungenentwickelt werden. Ausgangspunkt ist hierbei die Analysevon technischen vs. verhaltensbedingten Risiken für dieLegionärskrankheit im häuslichen Umfeld. Es wurde eingemeinsamer Ressortforschungsantrag mit dem Umwelt-bundesamt für eine Fall-Kontroll-Studie in Berlin undBrandenburg entwickelt.

Identifizierung von Risikogruppen für akute Atemwegs-erkrankungenIn einer vierjährigen, bundesweiten Studie werden ICD-10-verschlüsselte Diagnosen ambulanter Patientenanonym einschließlich des Verlaufs nach dem Diagnose-zeitpunkt einer Influenza oder Pneumonie erfasst. Durchdie genaue Kenntnis von Risikogruppen werden zielge-richtete Empfehlungen zur Prävention akuter Atemwegs-erkrankungen ermöglicht.

Analyse der Wirksamkeit präventiver Maßnahmen aufPopulationsebeneZur Wirksamkeit von Influenzaimpfungen bei routinemä-ßigem breitflächigem Einsatz lassen Zulassungsstudienaufgrund der hohen Variabilität und genetischen Driftsder Viren nur begrenzt Aussagen zu. Wir werten deshalbgezielt Daten aus eigenen Surveillancesystemen aus, dieserlaubt in Kooperation mit vergleichbaren anderen euro-päischen Ländern eine Einschätzung der tatsächlichenWirksamkeit der Impfung.

HerausforderungenEine der zentralen Lehren aus der Influenzapan-demie 2009 ist die Notwendigkeit der globalenSituationseinschätzung, insbesondere desSchweregrads der Erkrankung und der Auswir-kungen individuell sowie auf das Gesundheitssys-tem. Durch die Variabilität des Geschehens undder Strukturen soll dies künftig lokal und regionaldurch die betroffenen Länder selbst erfolgen.

Auf den Berechnungen bis 2010 hat die WHO Deutsch-land in die Liste der Länder aufgenommen, die bis 2032in die Präeliminationsphase eintreten und die Tuberku-lose bis 2050 eliminieren sollen (d.h. weniger als 1 Fallpro 1 Million Einwohner). Seit 2009 stagniert der Rück-gang jedoch und die neuesten Zahlen zeigen für 2013einen Wiederanstieg auf den Wert von 2011 und eine In-zidenz von 53 pro Million Einwohner bei gleichzeitigemAnstieg der Resistenzen. Es bedarf neuer infektionsepi-demiologischer Strategien und einer verbesserten Evi-denzbasis zur Elimination der Tuberkulose in Deutsch-land.

Das Wachstum der Weltbevölkerung auf über 7 MilliardenMenschen und die parallele Entwicklung bei Nutztieren(ca. 16 Milliarden Schweine in Tierhaltungen weltweit)führen zu einer komplexen Situation mit immer mehrMöglichkeiten zoonotischer Infektionen und einer Anpas-sung der Erreger an den Menschen. Neue Erreger müs-sen bereits an der Schnittstelle Tier-Mensch erkannt undeingeschätzt werden.

Verschiedene Lebenswelten in Bevölkerungsgruppen undverhaltensbasierte Risikofaktoren haben einen wesentli-chen Einfluss auf die Ausbreitung akuter Atemwegser-krankungen und resistenter Erreger. Dabei spielensoziodemographische Faktoren, Netzwerke und Kontakt-muster eine bedeutende Rolle. Hierzu fehlen jedochDaten in den bisherigen Surveillancesystemen.

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Abteilung | 3 |

32 Die Fachgebiete im Detail

Influenza

Neue Erreger

Bewertung Schwereprofil

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Nosokomiale Infektionen, Surveillance von Antibiotikaresistenz und -verbrauch

Leitung: Dr. Tim Eckmanns (WHO 01.09.2014-31.07.2015)

Vertretung: Dr. Muna Abu Sin (vorübergehend FGL 09.2014-07.2015, WHO 08.2015-07.2016) und

Dr. Julia Hermes (vorübergehend FGL i.V. 01.09.2014-31.07.2016)

Bewilligte Drittmittelgelder (2013-2014): 445.222 Euro

Anzahl peer-reviewed Publikationen (2013-2014): 26

Kumulativer impact factor: 174,42

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachgebiets (Stand: 01.01.2015): 17

* einschließlich Fachgebietsleitung

Die 12,9 Vollzeitäquivalenzstellen werden von 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahrgenommen.

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Abteilung | 3 |

34 Die Fachgebiete im Detail

Ziele

Herausforderungen

Ausbau / Evaluation derSurveillancesysteme Integrierte Surveillance /

One Health

Internationale Kooperation

Krankheitslast / NI und AMRMethodenentwicklung

Verbesserung der Methode der Ausbruchuntersuchung (NGS, Netzwerkanalyse)

Arbeitsschwerpunkte

Aufgaben ÖGD in NI/AMR in Deutschland

Zusammenarbeit NI / AMR im RKI

Rolle des RKI in AMR / NI in Deutschland

Digitale Epidemiologie /„Big Data“

Ausbruch-untersuchung

SurveillanceARSAVS

Gemäß IfSGNI Ausbrüche

Einzelne Erreger

Zentrum zur Verhütung und Bekämpfung von

Antibiotika-ResistenzenKommission ART

Sekundärdatenanalyse

Datenschutz

Anpassung Systeme an technische Weiterentwicklung

Etablierung RKI als zentraler Player in AMR in Deutschland und international

ArbeitsschwerpunkteNosokomiale Infektionen und Infektionen mit resistentenErregern verursachen beträchtliche Krankheitslasten, diedurch demographische und medizinische Entwicklungenweiter zunehmen werden. Bereits 2008 wurde ressort-übergreifend die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie(DART) entwickelt. In der DART sind Rahmenbedingun-gen und wichtige Aufgaben des Fachgebietes formuliert.Mit Ausnahme von MRSA in Blutkulturen und Liquorsowie schweren Verlaufsformen von Clostridium-difficile-Infektionen sind die für nosokomiale Infektionen und füreine systematische Resistenzerfassung in Frage kommen-den Erreger im Rahmen des IfSG bisher nicht melde-pflichtig. Daher kann zu deren Beschreibung aktuell nurbegrenzt auf die Surveillancestruktur (SurvNet@RKI) derAbteilung 3 zurückgegriffen werden.

ARS und AVS Die zentralen Surveillancesysteme sind die laborbasierteAntibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS, https://ars.rki.de/)und die Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS, https:// avs.rki.de/). Die übergeordneten Ziele beider auf freiwilligerTeilnahme basierender Surveillancesysteme sind die Erhe-bung repräsentativer Daten zur Resistenzsituation im sta-tionären und ambulanten Bereich sowie zum Antibiotika-verbrauch im stationären Bereich und die Bereitstellung vonReferenzdaten.

Die Surveillance der Ausbreitung antibiotikaresistenter Er-reger durch ARS ist ein entscheidender Baustein in der Stra-tegie zur Vermeidung von Antibiotika-Resistenzen undnosokomialen Infektionen. Die Daten werden zeitnah auf-bereitet und als Resistenzstatistiken in Form einer interak-

tiven Datenbank auf der Internetseite des RKI bereitgestellt.Auch die Surveillance des Antibiotikaverbrauchs ist es-senziell, um Entstehung, Verbreitung und Kontrolle von Resistenzmechanismen verstehen zu können. AVS – eingemeinsames Projekt zwischen RKI und Charité – befin-det sich nach der Pilotierungsphase Ende 2014 im Routi-nebetrieb. Auch bei AVS werden Referenzdaten über eineinteraktive Datenbank zur Verfügung gestellt werden. ARS und AVS unterstützen die Krankenhäuser dabei, ihreVerpflichtungen gemäß § 23 Abs. 4 IfSG zu erfüllen.

Surveillance nosokomialer AusbrücheAls eines der wenigen Länder weltweit hat Deutschlandeine Surveillance nosokomialer Ausbrüche implemen-tiert. Im Fachgebiet wird seit 2011 zeitnah die Entwicklungnosokomialer Ausbrüche überwacht. Es besteht ein engerAustausch mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst undKliniken zu nosokomialen Ausbrüchen.

AusbruchsuntersuchungenDie gute fachliche Vernetzung und die enge Zusammen-arbeit mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst unter an-derem durch die Ausbruchssurveillance haben dazubeigetragen, dass das Fachgebiet häufig lokale Behördenauf Anfrage der zuständigen Landesbehörden bei noso-komialen Ausbruchsuntersuchungen unterstützt (z.B.Bremen (Neonatologie ESBL Klebsiella pneumoniae,2011/2012), Berlin (Neonatologie Serratia marcescens,2012), Sachsen (KPC2 Klebsiella pneumoniae, 2012),Hessen (KPC 2 Enterobacteriaceae, 2014). Erkenntnisseaus unseren Ausbruchsuntersuchungen hatten direkten

Einfluss auf nationale Empfehlungen, wie etwa in der„Empfehlung zur Prävention nosokomialer Infektionenbei neonatologischen Intensivpflegepatienten mit einemGeburtsgewicht unter 1500 g“ der KRINKO im Jahr 2012.

Kommission ARTDer Einsatz von Antibiotika findet im Spannungsfeld zwi-schen maximalem Nutzen für Patienten und dem gesamt-gesellschaftlichen Interesse an der Vermeidung vonResistenzen statt. Für einen sachgerechten Antibiotikaein-satz benötigen behandelnde Ärztinnen und Ärzte Infor-mationen über Therapieprinzipien und -leitlinien, die demwissenschaftlichen Kenntnisstand entsprechen. Die imFachgebiet angesiedelte Geschäftsstelle der gesetzlich ver-ankerten Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Thera-pie (Kommission ART) unterstützt dabei dieseEmpfehlungen für Standards zu Diagnostik und Therapievon Infektionskrankheiten nach aktuellem Stand zu erstel-len und geeignete Rahmenbedingungen für eine sachge-rechte Antibiotikatherapie zu benennen. Hierzu erfolgtu.a. eine Bewertung der aus den Surveillancesystemen zurVerfügung stehenden epidemiologischen Daten.

Zentrum zur Verhütung und Bekämpfung von Antibiotika-ResistenzenDas Fachgebiet nimmt die Aufgaben des Zentrums zurVerhütung und Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzenwahr. Dies umfasst die Koordination und Bewertung von Aktivitäten, Projekten und Empfehlungen im Bereich An-tibiotikaresistenz und nosokomiale Infektionen inDeutschland und international.

Herausforderungen Die zentralen Herausforderungen des Fachgebiets sind Ω die Vermeidung von Antibiotikaresistenzentwicklung

und nosokomialer Infektionen unter Berücksichtgung gesamtgesellschaftlicher, sektorenübergreifender, nationaler sowie globaler Aspekte und

Ω die weitere Etablierung des Robert Koch-Institutes als nationalem und internationalem zentralen Player im Bereich Antibiotikaresistenz.

Hierzu gehören die intensive Zusammenarbeit innerhalbdes Institutes und des öffentlichen Gesundheitsdienstessowie die Wahrnehmung der Aufgaben des Zentrums zurVerhütung und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen.

Ziele Übergeordnetes Ziel des Fachgebietes ist es, die Verbrei-tung von Infektionen mit resistenten Erregern und noso-komialen Infektionen sowie die Entwicklung undAusbreitung von Resistenzmechanismen zu erfassen undzu analysieren, um eine wissenschaftliche Grundlage fürEmpfehlungen für einen sachgerechten Antibiotikaeinsatzund zur Verbesserung der Prävention nosokomialer Infek-tionen zu generieren. Weiterhin verfolgen wir den Ausbau,die Weiterentwicklung und Evaluation von Surveillancesys-temen, die Entwicklung von Konzepten für eine integrierteSurveillance sowie die Erforschung und Anwendung neuermethodischer Ansätze zur Berechnung der Krankheitslastund bei nosokomialen Ausbruchsuntersuchung.

1. Ausbau (ARS Ende 2013 Daten von 485 Krankenhäu-sern und ca. 7.000 Arztpraxen) und technische / inaltliche Weiterentwicklung und Evaluation von ARS und AVS

2. Integrierte Auswertungen von Daten aus ARS, AVS und der Surveillance von nosokomialen Infektionen zur Unterstützung von Krankenhäuser u. a. bei Antibiotic Stewardship-Aktivitäten und gesetzlichen Verpflichtungen, Erfassung zeitlicher Trends und Evaluation von Maßnahmen (insbesondere Daten-schutzaspekte)

3. Weiterentwicklung von Algorithmen und Etablierung von Systemen zur Erkennung von Signalen in ARS, AVS und anderen Surveillancesystemen

4. Anpassung von Surveillancesystemen an die epidemische Lage

5. Gemeinsame Auswertungen von Surveillancedaten aus Human- und Veterinärmedizin und Projekte zu Erregern mit zoonotischem Potenzial und „One Health“

6. Berechnung der Krankheitslast von nosokomialen Infektionen und resistenten Erregern auf Basis eines vom Fachgebiet in Kooperation mit ECDC und WHO entwickelten Konzeptes, das erstmalig ermöglicht, disability-adjusted life years (DALYS) für nosoko-miale Infektionen und zukünftig auch für resistente Erreger zu berechnen

7. Analyse von Sekundärdaten als ergänzende Daten-quelle, um das Ausmaß und die Krankheitslast von nosokomialen Infektionen und resistenten Erregern zu beschreiben (z. B. Abrechnungsdaten)

8. Ausbau interdisziplinärer Forschungskooperation und Verbesserung der Methoden zur Untersuchung nosokomialer Ausbrüche, wie bspw. Verknüpfung von NGS-Daten und Daten aus sozialen Netzwerken,um frühzeitig Infektionsketten erkennen und unterbrechen zu können

9. Erforschung der Chancen und Risiken von „Big Data“ und digitaler Epidemiologie und deren Einfluss auf den Bereich Public Health

10. Ausbau der internationalen Kooperationen über die bereits bestehende enge Zusammenarbeit mit euro-päischen Partnern, dem ECDC und der WHO (z.B. Beteiligung an BMBF-Ausschreibung zu Gesund-heitsnetzwerken in Afrika mit Antibiotikaresistenzen als wichtigen Aspekt und Evaluation von Surveillan-cesystemen zur Erfassung von Antibiotikaresistenzen in Ostsee-Anrainerstaaten (Northern Dimension Partnership in Public Health and Social Well-being).

36 Die Fachgebiete im Detail