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FIANEcho

BELGIQUE - BELGIËP.P. - P.B.

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FIAN IN ZAHLEN

> Eine international Organisation> 1986 gegründet> Ein Menschen –das Recht auf Nahrung> 20 Sektionen welweit> 3600 Mitglieder in 50 Ländernd> Millionen Briefe, die an Entscheidungsträger geschickt werden> Henderte Gemeinschaften, die unterstützt werden

LEITARTIKEL

Liebe Leser und Leserinnen des FIAN Echo,

Lange haben wir auf den Frühling warten müssen – endlich ist er auch in Belgien angekommen. Wie Sie vielleicht wis-sen, feiern wir bei Frühlingsanfang jedes Jahr den Internationalen Tag der Landlosen. In der vorliegenden FIAN Echo-Ausgabe möchten wir diesem Kampf ausreichend Platz widmen – einen Kampf, den wir alle mit viel Leidenschaft unterstützen.

Bevor Sie mit dem Lesen beginnen, möchte Ich Sie daran erinnern, weshalb gerade dieser Tag als Symbol für den Kampf der Bauernrechte weltweit auserwählt wurde: „Am 17. April 1996 wurden im Auftrag von Großgrundbesitzern neunzehn Bauern der Landlosenbewegung in Brasilien (MST) getötet. Dieses Massaker fand zur gleichen Zeit wie die Versammlung der internationalen Bauernbewegung Via Campesina in Mexico statt. In Erinnerung an dieses Massaker haben die Mitglieder der Via Campesina den 17. April als Internationalen Tag der Bauernkämpfe erklärt.

Überall auf der Welt sind die Bauern, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung darstellen, von der Dampfwalze der Globalisierung des wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs getroffen. Bauernkämpfe betreffen sowohl das Recht auf Land als auch das Recht auf Samenübertragung. In vielen Regionen der Welt werden Bauernkämpfe mit Gewalt unter-drückt und fordern jährlich hunderte Opfer. Die einen werden erschossen, die anderen bringen sich um (auch bei uns), weil sie von Landbesitzern, Multinationalen und verbündeten Regierungen in den Bankrott und die Misere getrieben werden.“1

Dies bezeugen die Morde in Honduras und in Brasilien, aber mit den ersten Sonnenstrahlen haben wir auch viele gute Nachrichten für Sie! Vom 20. März bis zum 3. April hat uns Talatou Boukari, der Vertreter der Essakane Gemeinschaft in Burkina Faso, in Europa besucht, um seine Geschichte zu erzählen. Und nach 10 Jahren Kampf hat das ugandische Gericht den Vertriebenen im Fall Mubende endlich Entschädigung zugesprochen!

Eine gute Lektüre wünscht,

Tineke De Moor, Praktikantin bei FIAN Belgium

1 Pressemitteilung von Rencontre des continents, April 2013.

#174 April 2013

«In jedem Land, in dem es ungenutztes Land und arbeitslose Arme gibt, ist es klar, dass Eigentumsrechte offensichtlich dermaßen verändert wurden, dass sie das natürliche Recht missbrauchen. Die Erde ist ein gemeinnütziges Gut, auf dem

die Menschen leben und arbeiten. Kleinbauern sind der wertvollste Teil eines Staats.»

Thomas Jefferson, dritter Präsident der USA

INHALTSVERZEICHNIS

FIAN IN AKTION 6

• VerlängerteEilaktionundPetition: Mosambik: Forstwirtschaft bedroht Menschenrechte bäuerlicher Gemeinden in der Provinz Niassa 7

FIAN VOR ORT

• Weiterbildungstag in Welkenraedt 11• Die Lokalgruppe Brüssel in Aktion: Campus Plein Sud 11• Speaker’s Tour: Talatou Boukari 12

FIAN AKTUELL 14

> FürSiegesehenundgelesen:

• Weitere Gewalttaten in Honduras im Tal des Bajo Aguán 15• Weiterer Mord an einem Guarani-Kaiowa 16 > GuteEchos bei FIAN: 17

• Die ugandische Justiz gibt endlich ihre Entscheidung im Fall Mubende ab 17• MitderRatifizierungdurchUruguaytrittBeschwerdeverfahrenzumUN-SozialpaktinKraft 17• VorstellungderThesevonPriscillaClaeys«ClaimingRightsandReclaimingControl» 18

>GuteEchosaus der Welt: • DerWelt-Yoga-TagindiesemJahrfürFIANInternational 19

FIAN PLUS

>JurafürDummies:Das Recht der KleinbäuerInnen 21• > InterviewmitPriscillaClaeys,MitglieddesVerwaltungsrates 23

> RezeptdesMonats:Möhrenkuchen 25 >Termine 26

> 6

- FIAN IN AKTION -

FIAN in Aktion

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- FIAN IN AKTION -

WERDEN SIE AKTIV

- Eilaktion: Sie unterschreiben die Eilaktion und schicken vor dem 30. April 2013 den en-glischen Brief an die schwedische Regierung.NähreInfosfindenSieauf unserer Webseite.

- Petition: Sie schneiden die Petition aus, sammeln Unterschriften, fügen den englischen Brief bei und schicken alles vor dem 30. April 2013 an

> FIAN BELGIUM z.H. von Claire Guffens 35RueVanElewyck 1050 Bruxelles T&F026408417 [email protected]

oder

> an SCHWEDEN:

Carl Bildt

Minister for Foreign Affairs Gustav Adolfs torg 1 SE-10339Stockholm,Sweden Fax:+4687231176

Oder per Email an:

http://www.sweden.gov.se/sb/d/2059

EILAKTION&PETITIONMOZAMBIK: FORSTWIRTSCHAFT BEDROHT MENSCHENRECHTE BÄUERLICHER GEMEINDEN IN DER PROVINZ NIASSA

In Mosambik verlieren Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch den Anbau großflächigerBaumplantagendenZugangzuLandundWasser.DieFinanzierssitzen unter anderem in Schweden. Eine FIAN-Eilaktion ruft deshalb die schwe-dische Regierung zum Handeln auf.

HINTERGRUNDSINFORMATIONEN

Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa 35 Prozent aller mosambikanischen Haushalte leiden an chronischer Ernährungsunsicherheit und 46 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt. 80ProzentderBevölkerung lebt in ländlichenGebietenund ist auf agrarisch geprägte Subsistenzwirtschaft und den Zugang zu natür-lichen Ressourcen angewiesen. Besonders Frauen spielen bei der Ernährung ihrer Familien eine wichtige Rolle.

Um das Wirtschaftswachstum zu fördern, hat die Regierung von Mosambik jah-relangPrivatinvestorenbeimAnpflanzen riesiger Baumplantagenunterstützt.1,3 Millionen Hektar Wald sollen laut nationaler Aufforstungsstrategie innerhalb der nächsten 20 Jahre aufgeforstet werden. Niassa, eine Provinz im Norden des Landes, ist besonders betroffen. Laut aktuellen Darstellungen haben sich dort sechs Firmen ein Gebiet von 550.000 Hektar Land gesichert. Davon sollen 28.000HektarmitKiefernundEukalyptusbepflanztwerden.EinedieserFirmenistChikwetiForestsofNiassa,eineTochterdesschwedischenGlobalSolidarityForest Fund (GSFF). Hinter GSFF stehen Investoren aus den Niederlanden, Schweden, Norwegen und anderen Ländern. Chikweti begann 2005 mit seinen Arbeiten und hat mittlerweile rund 45.000 Hektar Land in den Distrikten Lago, LichingaundSangaaufgekauft.Davonwurden13.000Hektarbereitsbepflanzt.

Chikwetis Aktivitäten haben gravierende Auswirkungen auf die bäuer-lichen Gemeinschaften in der Region, die zum Großteil auf familiäre Landwirtschaft angewiesen sind. Die lokale Bevölkerung hat den Zugang zu ihrem Ackerland verloren, denn auf dem Land, das sie zum Anbau ihrer Lebensmittel brauchen, wachsen jetzt Bäume. Des Weiteren ha-ben die Menschen den Zugang zum ursprünglichen Wald verloren, der den Holzplantagen Platz machen musste. Produkte aus dem heimischen Wald werden von den Menschen vor Ort als zusätzliche Einkommensquelle genu-tzt. Chikweti versprach neue Jobs, aber diese sind de facto rar, unsicher und schlecht bezahlt. Die Arbeit auf den Plantagen bietet daher keine alternative Einkommensquelle. Des Weiteren wird der Baumanbau höchstwahrschein-lich zu Wasserknappheit und Wasserverschmutzung führen. Schließlich sind Verschlechterung der Bodenqualität.

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- FIAN IN AKTION -

DiegroßflächigePlantagenwirtschaftinNiassahatgroße,negativeAuswirkungenauf die Menschenrechte der lokalen Bevölkerung, und führen insbesondere zu Verletzungen des Rechts auf Nahrung und des Rechts auf Wasser. Eine Untersuchung der Regierung von Mosambik aus dem Jahr 2010 bestätigte die Beschwerden der Bevölkerung. Es wurden dennoch keine angemessenen Maßnahmen getroffen.

Diese menschenrechtlichen Verpflichtungen hat Schweden durch die Unterstützung und Finanzierung der großflächigen Forstprojekte in Mosambik und durch die unterlassene Hilfeleistung und den Verzicht auf effektive Regulierungsmaßnahmen gegenüber GSFF verletzt.

Seit Beginn unserer letzten Eilaktion zuguns-ten der Bauern von Niassa in Mozambik ha-ben bereits zahlreiche Leser einen Briefan die schwedische Regierung adressiert, damit diese endlich die Forderungen der Bauerngemeinschaften berücksichtigt, u.a. dass sie die Auswirkungen der von der schwedischen Entwicklungshilfe mitfinanzierten Forstpolitikim Allgemeinen und des Chikweti-Falls im Besonderen auf die Menschenrechte unter-sucht. Hiermit möchten wir ein herzlichesDankeschönaussprechen! FIAN International verlängert diese Eilaktion bis zum 30. April 2013. Wir laden Sie ein, weitere Unterschriften zu sammeln, um den Druck auf die schwedi-sche Regierung weiter zu erhöhen und somit zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung beizutragen.

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- FIAN IN AKTION -

CarlBildt

Minister for Foreign AffairsGustav Adolfs torg 1SE-10339StockholmSweden

Fax:+4687231176Oder per Email an:http://www.sweden.gov.se/sb/d/2059

EwaBjörling

Minister for TradeMinistryforForeignAffairsGustav Adolfs torg 1SE-10339StockholmSweden

Oder per Email an: http://www.sweden.gov.se/sb/d/9542

GunillaCarlsson

Minister for International Development CooperationMinistryforForeignAffairsGustav Adolfs torg 1SE-10339Stockholm,Sweden

Oder per Email an::http://www.sweden.gov.se/sb/d/7517

In Mosambik verlieren Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch den Anbau großflächiger Baumplantagen den Zugang zu Land und Wasser. Die Finanziers sitzen unter anderem in Schweden. Niassa, eine Provinz im Norden des Landes, ist besonders betroffen. Laut aktuellen Darstellungen haben sich dort sechs Firmen ein Gebiet von 550.000 Hektar Land gesichert. Davon sollen 28.000 Hektar mit Kiefern und Eukalyptus bepflanzt wer-den. Eine dieser Firmen ist Chikweti Forests of Niassa, eine Tochter des schwe-dischen Global Solidarity Forest Fund (GSFF). Hinter GSFF stehen Investorenaus den Niederlanden, Schweden, Norwegen und anderen Ländern. Die groß-flächigePlantagenwirtschaft inNiassahatgroße, negativeAuswirkungenaufdie Menschenrechte der lokalen Bevölkerung, und führen insbesondere zu Verletzungen des Rechts auf Nahrung und des Rechts auf Wasser. Eine Untersuchung der Regierung von Mosambik aus dem Jahr 2010 bestätigte die Beschwerden der Bevölkerung. Es wurden dennoch keine angemessenen Maßnahmen getroffen.

Schweden hat den UN-Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Recht unterzeichnet.DaheristSchwedendazuverpflichtet,Menschenrechtezures-pektieren, zu schützen und zu erfüllen. Deswegen bitten wir Sie:

• dieAuswirkungender vonder schwedischen Entwicklungshilfemitfinan-zierten Forstpolitik im Allgemeinen und des Chikweti-Falls im Besonderen auf die Menschenrechte zu untersuchen;

• die Verletzungen der Landrechte und des Menschenrechts auf Nahrung zu stoppen;

• die GSFF-Aktivitäten zu regulieren;

• Kontrollsysteme für Konzernaktivitäten und Ansprechmöglichkeiten fürbetroffene Kommunen und einheimische Menschenrechtler einzurichten.

PETITION: FORSTWIRTSCHAFT BEDROHT MENSCHENRECHTE BÄUERLICHER GEMEINDEN IN DER PROVINZ NIASSA

"------------------------------------------------------------- Bis zum 30. April 2013

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- FIAN IN AKTION -"

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NAME | VORNAME | ADRESSE | E-MAIL | LAND | UNTERSCHRIFT

AUFRUF AN DIE SCHWEDISCHE REGIERUNG

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- FIAN IN AKTION -

FIANVORORTLokalgruppe Brüssel: Campus PleinSud

Der « Campus Plein Sud » hat am Mittwoch, den 13. März an der Freien Universität Brüssel stattgefunden. FIAN Belgien und seine Brüssler Lokalgruppe waren natürlich mit dabei! Die Fianisten haben einen Stand mit dem Ziel ani-miert, junge angehende Akademiker über die Probleme im Zusammenhang mit der Verletzung des Rechts auf Nahrung zu sensibilisieren. Um das Ganze etwas konkreter zu gestalten, hat die Lokalgruppe ausführlich über den Fall vom Landraub in Essakane (Burkina-Faso) berichtet, mit dem sich die Gruppe bereits seit Oktober 2012 befasst. Dieser Landraub wurde durch ein multinationales Unternehmen be-gangen, das Goldabbau betreibt. Um die jungen Leute dazu einzuladen, sich für die Aktionen von FIAN zu interessie-ren, haben die Fianisten Uniformen von Zollbeamten angezogen. Mit Käppis, Jacken und Pfeifen zur Hilfe wurden die Studenten dank des „Golddetektors“ gescannt, der – wie sein Name es an-deutet – die Gegenwart von Gold bei ihnen aufdeckte. Dies hat es erlaubt, das Problem der Ausweitung von Gold in alltäglichen Gegenständen (wie Smartphones, usw.) anzuschnei-den, und also nicht nur Schmuck! Sobald die Studenten einmal auf diese Feststellung aufmerksam gemacht wur-den, konnten sie sich auf ein Gespräch über das Thema, über FIAN und über das Recht auf Nahrung einlassen. Der Stand hat es FIAN Belgien erlaubt, viele Unterschriften für die Eilaktion zu Mosambik zu sammeln. Und der Newsletter hat weitere Leser gefunden !

Laura LÊ, Mitglied der Lokalgruppe Brüssel von FIAN Belgien

Übersetzung:GregoryMaraite,Lokalgruppe Sankt Vith, und Johannes Koch,vielenDank!

WeiterbildungstaginWelkenraedt

Sehr früh am Morgen sind wir nach Welkenraedt aufgebrochen, wo wir von der Lokalgruppe mit einer Tasse Tee begrüsst wurden. Es war schön die Personen kennen zu lernen, die sich für die Lokalgruppe einsetzen. Als Mitglied der Lokalgruppe in Brüssel ist es interessant zu wissen wer alles zu FIAN gehört und wie es in Welkenraedt, Eupen und Sankt Vith zugeht.

Der Tag begann mit einem Modul zum Recht auf Nahrung. Weil alle Teilnehmer schon über Basiskenntnisse verfügten, wurde eine Auseinandersetzung über die DoktorarbeitvonPriscillaClaeysgegeben.SieistMitglieddesVerwaltungsratsvon FIAN Belgien und Senior Advisor von Olivier De Schutter. Sie verteidigte ihre Arbeit « Claiming rights and reclaiming control » zum Thema Recht auf Nahrungssouveränität und der Rolle die Via Campesina und die internatio-nale Bauernbewegung hierbei spielen. Im Rahmen dieses FIAN Echos werden Sie hierüber sicherlich noch mehr lesen. Als nächstes erklärte Florence wie die Organisationen der Zivilgesellschaft sich stark machen bei den Diskussionen innerhalb der FAO, der Nahrungs- und Landbauorganistaion der Vereinten Nationen. Der Tag ging weiter mit weiteren Erklärungen über das internatio-nale Instrument «Freiwillige Richtlinien für die verantwortungsvolle Nutzung von Böden, Fischgründen und Wäldern», die nun seit drei Jahren endlich beste-hen. Auch wenn das Wort ‘freiwillig’ in diesem Rahmen sich nicht sofort posi-tiv anhört, referieren die Richtlinien fortdauernd an bestehende und bindende VerpflichtungenfürStaaten.MitdiesemDokumenthältFIANeinnotwendigesInstrument zur Bekämpfung von «Landgrabbing» in Händen. Der letzte Sprecher an diesem Morgen war Santiago Fischer von Justice et Paix. Unter anderem mit der Verwendung von Fragmenten einer Radioreportage gab er Erklärungen zurSituation inPeru,woKonflikteentstanden sinddurchdenzunehmendenMinenbau in der Region.

Am mittag wurde uns ein herrliches Mahl angeboten, bestehend aus Suppe, Quiches, Salaten und Kuchen, wofür jeder mit gesorgt hatte. Im Nachmittag wurden verschieden Fallbeispiele besprochen, die von FIAN Belgien verfolgt werden: Bajo Aguàn, Guarani-Kaiowá, Essakane, Mubende... Es wurden die Strategien und Herangehensweisen erklärt wie man die verschiedene Fälle bei FIAN behandelt.

Tineke De Moor, Praktikantin bei FIAN-Belgium

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- FIAN AKTUELL -

SPEAKER’S TOUR: TALATOU BOUKARI

Mittwoch,27.März

Etwas erschöpft von seinen Reisen durch Schweden und die Niederlande, hat Talatou Boukari etwa dreißig Schüler zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren des königlichen Athenäums Léonie de Waha in Lüttich getroffen. Er erzählt ih-nen aus seinem Leben und von seinem Kampf in Burkina Faso. Die Jugendlichen spielen die Moderatoren der Debatte: „Wo wohnen Sie? Welches politisches Regime herrscht in Ihrem Land?“ Die ersten Fragen sind schüchtern. Talatou Boukari antwortet mit Freude. Er spricht über seine Kindheit, seine Kultur und seine Arbeit als Goldwäscher. „Ich bin bis zum 6. Schuljahr zur Schule gegangen. Nach der Schule habe ich mich für das Goldwaschen interes-siert. Das ist das, was ich kann.“ Sehr schnell dreht sich die Diskussion wie-der um die Frage nach dem Grund seines Besuchs: „Ich vertrete die 11.563 DorfbewohnerInnen, die von einem kanadischen Unternehmen von ihrem Land vertrieben worden sind. Das Land, das unseren Vorfahren gehörte. Dank FIAN bin ich jetzt hier.“ Die Schüler sind aufmerksam und neugierig: „Wie kann man Ihnen helfen?“. Die Antwort ist nicht einfach. Talatou Boukari hofft vor allem, dass man ihm zuhört. “Wenn Du sprichst und keiner zuhört, pas-siert nichts. FIAN verschafft uns Gehör. Wir wollen unsern Lebensunterhalt verdienen. Wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern ein schönes Leben bieten.“ Die Begegnung, die eine Stunde dauert, endet in einer entspannten Atmosphäre. Nach einem Gruppenphoto richtet sich Talatou an die Klasse: „Ich hoffe, dass ich euch nächstes Jahr gute Nachrichten bringen kann!“ Und die ganze Klasse klatscht Beifall.

Die Lütticher Begegnungen gehen am Abend weiter, im Lütticher Zentrum Beau-Mur,mitderVorführungdesDokumentarfilms„Wohlstand unter der Erde“ von Ronnie Ramirez. Die ersten Aufnahmen zeigen die schmalen Hände der Goldwäscher, im Hintergrund die großen Maschinen des Unternehmens. Später entdecken wir die vom Unternehmen gebauten Häuser, nahezu Ruinen. „Ich muss viel Mut aufbringen, um in diesem Haus zu leben“, so ein Bewohner. Der Film zeigt, was Talatou Boukari jedem erzählt, der es hören will. „Wir fühlen uns schlecht, wir fühlen uns verlassen, wir profitieren nicht von diesem Reichtum. Wir sind keine Rebellen, wir wollen essen. Sie sind dabei, die Zukunft unse-rer Enkelkinder zu zerstören“, fügt er hinzu. Im Publikum sind zwei Zuschauer aus Burkina Faso, die weder Talatou noch FIAN kennen. Nach der Vorführung ergreift einer von ihnen das Wort: „Was man in diesem Film sieht, stimmt. Ich habe das Unternehmen besucht. Es gibt ein neues Gelände in meiner Region, es ist das gleiche“. Die Debatte ist angeregt, wie am Morgen mit den Kindern - ein neugieriges und interessiertes Publikum.

„Man muss miteinander kommu-nizieren. Mit dem Unternehmen, der Regierung und den DorfbewohnerInnen, alle an einem Tisch. FIAN steht hinter uns und wir sind vorne.“ Das ist Talatou Boukaris Schlussfolgerung. Ein erforderli-cher Dialog, den er erhofft, bei seiner Rückkehr in Burkina Faso führen zu können.

Hélène Molinari, freelance Journalistin

Alle Fact Sheets zu den FIAN Fällen und speziell zu Essakane finden Sie auf unsererWebseite(auf Französisch).

http://www.fian.be/infotheque/publications/article/resume-de-cas-essakane-burkina

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- FIAN AKTUELL-

OUAGADOUGOU - BRÜSSEL - AMSTERDAM - STOCKHOLM - BRÜSSEL - OUGADOUGOU

Mittwoch, 20. März, 15 Uhr 40, es ist soweit, „Talatou ist da“! Fast hätten wir nicht mehr dran geglaubt. Tatsächlich ist seit dem letzten Besuch von FIAN Burkina Faso und FIAN Belgium in Essakane im November 2012 viel passiert und Talatous Besuch in Europa war lange nicht beschlossene Sache. Zwischen der Datenverschiebung der Speaker’s Tour, der schwierigen Vollendung der ersten FIAN-Veröffentlichung über Essakane, den Visum-Problemen, der Notwendigkeitsicherzustellen,dassseinBesucheinenpositivenEinflussaufdieFallarbeit haben wird usw. mussten wir uns alle zweimal mehr Mühe geben, damit die Speaker’s Tour Wirklichkeit wird!

Donnerstag, 21. März, 7 Uhr 52 wird Talatous Zug Richtung Lüttich angekün-digt. Talatou ist zum allerersten Mal in Europa – der Schock ist groß! Vor knapp 16 Stunden ist seine Maschine in Zaventem auf den Boden des alten Europas gelandet, und schon ist er auf und ab den Schnellzug zu nehmen, um das Land zu verlassen und in den Niederlanden empfangen zu werden. Die Zeit ist gekommen für die letzten Fragen und Ratschläge. Talatou nimmt alles wie einProfiaufundistsichdessenbewusst,dasserimNamenjederder11.563vertriebenen Personen in Essakane hier ist. Er steigt in den Zug, in seiner Tasche dievonZINTVsoebenfertiggestellteDVDdesDokumentarfilmssowieseineNotizen für die geplanten Treffen mit Politikern.

Dienstag, 26. März, 22 Uhr 40, Talatou kommt in der Ankunftshalle von Zaventem an. Letzte Woche noch war er noch nie in ein Flugzeug gestiegen, heute sind Flughafen keine Geheimnisse mehr für ihn, auch wenn das Fliegen über die Wolken für ihn noch immer einem Wunder gleicht. Es ist ein müder aber leiden-schaftlicher Vertreter der wieder belgischen Boden betritt, nachdem er 4 Tage in den Niederlanden und 3 Tage in Schweden verbracht hat. Seine Auswertung ist bereits sehr positiv! Für ihn war vor allem das von FIAN Schweden organi-sierte Treffen mit einem schwedischen Pensionsfonds, Aktionär von Essakane IAMGOLD S.A. sehr wichtig. Doch wir zwingen uns, die Debatte zu unter-brechen, denn morgen geht es weiter nach Lüttich!

Donnerstag,28.März,13Uhr52,ManuundTalatoukommenamHauptbahnhofin Brüssel an. Die 2 Tage in Lüttich waren ein großer Erfolg, trotz Talatous steigen-der Müdigkeit. Zum Glück ist jetzt Wochenende! Ein Treffen mit den Experten-Organisationen der belgischen Zivilgesellschaft (Justice&Paix und GRESEA) im Bereich Minenabbau steht für den nächsten Tagen auf der Tagesordnung, im Anschluss die Vorführung des Filmes „Wohlstand unter der Erde“ in Brüssel.

Montag,1.April,19Uhr,TalatoukommtmitdemZugausEupeninBrüsselan.Er erzählt uns vom Festival, vom Schnee und von den Aufführungen. Treffpunkt morgen früh, um das Treffen mit dem Botschafter von Burkina Faso in Brüssel zu planen.

Mittwoch, 3. April, da sind wir wieder im Flughafen von Zaventem, die Maschine nachOuagahatkeineVerspätung,geplanteAbflugszeit:17Uhr40.Wirhabengerade Zeit die Tagesausgabe des Grenz-Echo zu kaufen, die ein Viertel Seite an Talatous Geschichte (samt Foto) widmet, und einzuchecken. „Es hat alles sehr gut geklappt! Ich habe so viel zu erzählen in Essakane. Viele Begegnungen, Entdeckungen, große Augenblicke, … Ich bin mir sicher, dass das was verändern wird. Vielen Dank für eure Unterstützung!“

Florence Kroff, Koordinatorin bei FIAN Belgium

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- FIAN AKTUELL -

FIAN aktuell

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- FIAN AKTUELL-

FÜR SIE GESEHEN & GELESEN...WEITERE GEWALTTATEN IN HONDURAS IM TAL DES BAJO AGUÁN

Mehrere Bauerngemeinschaften aus dem Tal des Bajo Aguán an derAtlantikküste von Honduras werden, vor allem seit dem Staatsstreichvon Juni 2009, konfrontiert mit einer besorgniserregenden Situationvon Gewalt, Unterdrückung und Mordanschlägen. Von September2009 bis 2012 wurden in demKonflikt 56 Personen umgebracht. BeiderÖffentlichenAnhörung,die imMai2012 in BajoAguánstattfand,kammanzudemSchluss,dassessichhier,wasGewaltanwendunggegenKleinbauern anbelangt, um den schwerwiegendsten Landkonflikt derletzten15JahreinLateinamerikahandelt.FIANInternationalverfolgtdieLandkonflikteindieserRegionseit2000.

Am 16. Februar wurden zwei weitere Kleinbauern in Bajo Aguán ermordet und zwar Santos Jacobo Cartagena und Jose Trejo Cabrera. Santos Jacobo Cartagena (42 Jahre), Mitglied der Bauernkooperative San Esteban von der Bauernorganisation MUCA, wurde von Kugeln aus einem vorbeifahrenden Wagen getroffen, während er friedlich auf den Bus nach Tocao wartete.

AmselbenTagwurdeJoseTrejoCabrera(58Jahre)voneinemvorbeifahrendenMotorradfahrer erschossen, der nach noch nicht bestätigten Zeugenaussagen eine Waffe mit Schalldämpfer gebrauchte, und zwar genau neben dem Büro der Kooperative San Isidro. Trejo Cabrera war Mitglied dieser Kooperative, die der Bauernbewegung von Bajo Aguán MARCA angehört.

Sein Bruder, der Rechtsanwalt Antonio Trejo Cabrera, war am 22. September 2012 getötet worden. Einige Monate vorher hatte er erreicht, dass die Gerichte die Kleinbauern als rechtmäßige Eigentümer der Ländereien der Kooperativen San Isidro, El Despertar und la Trinidad anerkannten. Während der Kolonisation des Bajo Aguán in den siebziger Jahren wäre ihnen dieses Land zugesprochen worden.

Obwohl diese Forderungen in die gleiche Richtung gehen wie die zahlreicher honduranischer Organisationen und jener aus andern Teilen der Welt, haben bisher die Staatsorganismen, die mit der Untersuchung betraut sind, noch kei-nerlei Ergebnisse vorweisen können.

« Trotz eines nachteiligen Kontextes, was die Verringerung solcher Gewalttaten anbelangt, suchen wir weiter die Solidarität der Institutionen und Organisationen, die sich der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben haben. Gemeinsam wollen wir den Kampf gegen die Kriminalität und die Straffreiheit, un-ter denen das honduranische Volk leidet, angehen », so die Plattform der BauernorganisationenvonBayoAguán.

Alle Fact Sheets zu den FIAN Fällen und speziell zu Bajo Aguan finden Sie auf unsererWebseite(auf Französisch).

http://www.fian.be/infotheque/publications/article/resume-de-cas-bajo-aguan-honduras

Übersetzung:

MargitMeyer,LokalgruppeEupen,vielenDank!

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- FIAN AKTUELL -

WEITERER MORD AN EI-NEM GUARANI KAIOWÁ! Am 17. Februar wurde Denilson Barbosa, ein 15-jähriger Guarani-Kaiowá-Indianer, der mit Freunden auf Fischfang war, durch die Sicherheitskräfte eines Landwirts, der Land in der Nähe des Indianer-Reservats pachtet, getötet. Zwei der jungen Leute gelang die Flucht. Seine Familie beerdigte ihn auf dem Bauernhof, wo der Mord stattgefunden hatte, ein Hof mit Viehzucht und Soja-Feldern. Nach der Beerdigung nahmen die Indianer einen Teil des Bauerngutes an sich, weil sie es als ihr angestammtes Land betrachten.

Vertreter von FIAN Brasilien, Amnesty, der Globaljustiz, der Plattformfür die Menschenrechte, des CIMI (Indianermissionsrat) und der Landpastoralkommission begaben sich in das Dorf von Denilson, um sich zu erkundigen über die Umstände, die zum Tod des jungen Mannes geführt ha-ben. FIAN Brasilien verfasste im Anschluss ein Schreiben an die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, um alle während der Untersuchung formulierten Forderungen der Indianer weiter zu leiten, insbesondere:

• dassalleindianischenLändereienidentifiziertundvermessenwerden;• dass für stark heruntergekommene Zonen eine Umwelt-Sanierungspolitik

beschlossen werde, damit die Indianer die Lebensweise, die ihnen am Herzen liegt, wieder aufnehmen können und ihr Recht auf Nahrung garan-tiert sei;

• dass Untersuchungen gemacht werden, um die Verantwortlichen der Verbrechenzuidentifizierenundzubestrafen;

• dass ein Plan entwickelt werde, um die Indianer vor Übergriffen zu schützen.

„Wir werden niemals aufgeben“, sagten sie.

Gewalt und Drohungen den Guarani-Kaiowá Indianern gegenüber nehmen nicht ab. Kürzlich hat es wieder einen Angriff auf ein Camp gegeben, bei dem die Handlanger eines Landwirts das Camp belagerten, weil sie einen bestimmten Indianerchef suchten ; glücklicherweise konnte der sich verstecken. Ihm zufolge erklärt sich die Wut des Landwirts durch die Tatsache, dass die Anthropologen begonnen haben die Indianerterritorien zu identifizieren und zu vermessen.Außerdem gibt es einen richterlichen Beschluss, der von dem Landwirt ver-langt, der Nahrungsmittelhilfe und den medizinischen Hilfsorganisationen freien Zugang zu dem Indianer-Camp zu gewähren. „Das Recht auf Eigentum steht nicht über dem Recht auf Leben, Gesundheit und Menschenwürde, auch nicht über dem öffentlichen Interesse, demzufolge die Kultur und die Identität der Indianervölker zu schützen sind“, präzisierte der Richter.

In einem Schreiben vom 25. Februar erklären die Indianervölker : „Wir sind bereit, auf unserm Land zu sterben. Wir werden niemals aufgeben. Wir werden unsere Länder eins nach dem andern wieder an uns nehmen und selbst vermessen. Wir fordern Gerechtigkeit. Unsere Kinder sollen nicht so leiden, wie wir leiden muss-ten.“ Seit nun mehr als 20 Jahren warten die Guarani Kaiowá Indianer darauf, dass man ihnen ihr angestammtes Land zurückgibt! Am 5. März 2013 ließ das Büro der Präsidentin verlauten, dass die Angelegenheit dem Justizministerium und dem Menschenrechtssekretariat übergeben worden ist.

Marie Teller, Mitglied der Lokalgruppe Welkenraedt

Lokalgruppe Welkenraedt inAktion

Im Dezember 2012 hat FIAN Brasilien, unterstützt durch FIAN Belgium und die Ehrenamtlichen der Lokalgruppe Welkenraedt, der neuen Präsidentin der Menschenrechtskommission ein Folgeschreiben entsandt, um zu erin-nern an das Versprechen des vorigen Präsidenten und zwar : die 36 tra-ditionellen Territorien der Guarani-KaiowávorJuni2009zuidentifizierenund zu vermessen. Sie wurde in dem Schreiben aufgefordert, die brasilia-nische Regierung zu interpellieren bezüglich dieser Frage, was sie tat, in-dem sie der brasilianischen Botschaft in Brüssel am 31. Januar ein Schreiben zukommen ließ.

Alles Fact Sheets zu den Fällen von FIAN undzudenGuarani-KaiowàfindenSieauf Französisch auf unserer Webseite.

http://www.fian.be/in-fotheque/publications/article/resume-de-cas-guarani-kaiowa

Übersetzung: Margit, Danke!

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- FIAN AKTUELL-

GUTE ECHOS: BEI FIAN…DIE UGANDISCHE JUSTIZ TRIFFT EINE ENTSCHEIDUNG IM MUBENDE FALL

10 Jahre sind seit der Zwangsausweisung von über 2000 Personendurch die ugandische Armee zu Gunsten des deutschen Investors“Neumann Kaffee Gruppe” vergangen; 10 von gerichtlichen Einsprüchen betonten Jahren, während denen FIAN eine Vielzahl von Mobilisations- und Sensibilisierungsaktionen durchgeführt hat, um das Ende der Straflosigkeit,eine gerechte Entschädigung und einen effektiven Einspruch für die Opfer der Verletzungen des Rechts auf Nahrung zu fordern.

Am28.März2013hatsichdieugandischeJustizendlichausgesprochenunddas Urteil ist zu Gunsten der Opfer. Selbst wenn die Entscheidung noch ge-naueranalysiertwerdenmuss,soscheintPeterKayira,derdurchdieAssoziation«WakeUpandFightforyourRights–MaduduGroup»Sprecherdervertriebe-nen Gemeinschaften ist, sehr positiv über den Rechtsspruch zu denken.

Die Gemeinschaften werden ihr Land nicht zurückbekommen, doch erhalten einen Schadensersatz, der sich auf ungefähr 37 Milliarden ugandische Schillinge belauft(was11130000€1entspricht).ÜberdiesefinanziellenEntschädigungenhinausisteserwähnenswertzubemerken,dassdasUrteilvonflagran-tenMenschenrechtsverletzungenberichtet (i.e. «gross violations of human rights».).

ImLaufederJahreeinerdersymbolischstenFällevonFIANgeworden,stelltderAusgang des Falls Mubende einen großen Erfolg für die lokalen Gemeinschaften und für FIAN’s Kampf dar.

Der Streit ist dennoch nicht vorbei; es scheint tatsächlich wahrscheinlich zu sein, dass das Unternehmen und die Regierung Berufung gegen diese Entscheidung einlegen werden, was den Anfang einer neuen gerichtlichen Schlacht einleiten würde.

Doch für den Moment ein großerDank an alle für ihre Mobilisation, für ihre Unterstützung an die Gemeinschaften und FIAN’s Kampf für die Gerechtigkeit, und dafür, dass der Kampf gegen die Verletzungen des Rechts auf Nahrung jeden Tag vorangeht.

MIT DER RATIFIZIERUNG DURCH URUGUAYTRITT BESCHWERDEVERFAHREN ZUM UN-SOZIALPAKT IN KRAFT

UruguayhatheutebeidenVereintenNationenalszehnterStaatdieRatifikationdes Individualbeschwerdeverfahrens zum Internationalen Pakt über wirtschaft-liche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) hinterlegt. Damit tritt in drei Monaten ein Beschwerdeverfahren in Kraft, mit dem sich Menschen, die sich in ihren sozialen Menschenrechten – z.B. ihr Recht auf Nahrung – verletzt sehen, nach Ausschöpfung der nationalen Rechtsmittel an die Vereinten Nationen wen-den können. Was Belgien betrifft, müssen alle sieben Parlamente dem Protokoll zustimmen, damit die Ratifizierung durch den belgischen Staat offiziell wird.BisherhabenjedochnurdasParlamentderDGsowiedasflämischeParlamentdasProtokollratifiziert.

Das Zusatzprotokoll zum UN-Sozialpakt wurde bereits von Argentinien, Bolivien, Bosnien-Herzegovina, Ecuador, El Salvador, Mongolei, Portugal, Slovakei undSpanienratifiziert.MitderzehntenRatifizierung durch Uruguay tritt dasZusatzprotokoll nun in drei Monaten in Kraft.

Claire Guffens, Projektleiterin.

Übersetzung:GregoryMaraite,Lokalgruppe Sankt Vith,vielenDank!

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“CLAIMING RIGHTS AND RECLAIMING CONTROL”

Oder: Welche Herausforderungen erwarten Aktivisten undSozialbewegungen,wenn sie ihre Forderungengeltendmachen indemsiesichaufdieMenschenrechteberufen.

Die öffentliche Verteidigung der Dissertation von Priscilla Claeys fand am 9. Februar 2013 an der Katholischen Universität Leuven statt.

FürihreForschungsarbeitanalysiertPriscilladieEntwicklungderBauernbewegungLA VIA CAMPESINA (LVC). LVC wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen und ist heute ein weltweites Netzwerk von Bäuerinnen und Bauern. Insbesondere ihre Gründungsmitglieder haben den Begriff „Ernährungssouveränität“ geprägt. Ein besonderes Merkmal der Bewegung und auch ihre große Stärke ist, dass sie die gemeinsamen Forderungen der Länder des Nordens wie des Südens ver-tritt. Ihr Ziel ist es, den Forderungen der Bäuerinnen und Bauern eine breitere, ja weltweite Tragweite zu verleihen. Die Mitglieder von LVC berufen sich auf die Menschenrechte, um ihre lokalen Forderungen auf eine globale Ebene zu bringen; sie fordern insbesondere den Zugang zur „Ernährungssouveränität“ als ein vollwertiges Menschenrecht anzuerkennen. Wie Priscilla erklärt, ist die-ser Rückgriff auf das Recht für die Bewegung zu einem echten Kampfmittel geworden. Diese Berufung auf Rechtsinstrumente konfrontiert allerdings die Aktivisten mit mehreren Herausforderungen. Man stellt in der Tat fest, dass nach 20 Jahren die Ziele von LVC, was Forderungen mit Berufung auf die Rechte anbelangt noch immer nicht verwirklicht wurden. Durch mehr als 110 Interviews, durch Beobachtung, und eine theoretische Forschungsarbeit in verschiedenen Fachbereichen (Soziologie der Sozialbewegungen, politische Anthropologie, Rechtsprechung in Menschenrechtsfragen) hat Priscilla ver-sucht, die verschiedenen Gründe für diesen Misserfolg zu entziffern und fol-gende Frage zu beantworten:KönnendieMenschenrechteeinInstrumentdes Kampfes und der Emanzipation sein? Wenn ja, unter welchenBedingungen?UndwiehatLVCdieses InstrumentgenutztwährendallderJahre,umihreForderungenzuformulieren?Um auf diese Fragen zu antworten, versucht Priscilla, die verschiedenen Herangehensweisen an das Thema „Ernährungssouveränität“ zu analysieren: Die Herangehensweise vonoben und die Menschenrechte oder die Herangehensweise von unten, die sie „reclaiming control“ nennt und die darin besteht zu verstehen, wie allmählich alternative lokale Praktiken entstanden sind, um die effektive Umsetzung der „Ernährungssouveränität“ zu erreichen, angesichts der Unfähigkeit der Staaten, ihrenVerpflichtungennachzukommen.

LVC hat sich entschieden, sich nicht auf das Recht auf Nahrung zu berufen. Sie ist die Urheberin eines neuen Konzepts, dem der „Ernährungssouveränität“. Für dieses Konzept gibt es bei der UNO noch keine Gesetzesgrundlage, aber die Bürger und die Sozialbewegungen haben es begeistert übernommen. Durch diese Tatsache bedingt, also weil die Aktivisten den Begriff gerne gebrauchen, stellt sich folgende äußerst wichtige Frage: ist es erforderlich daraus ein vol-lwertiges Menschenrecht zu machen? Zur Erinnerung: die Berufung auf die Menschenrechte stützt sich zuerst einmal auf institutionelle Instanzen, wie zum Beispiel der Europäische Menschenrechtshof. Demgegenüber mobilisieren sich die Aktivisten und Militanten von La Via Campesina auf der Straße. Ist es daher wünschenswert,dassihrKampfinstrumentinstitutionalisiertwird?

Die Strategien der Mobilisierung auf lokaler Ebene, die da sind: Demos, Gegengipfel... versteht Priscilla als das „reclaiming control“. War anfangs die Welthandelsorganisation WTO bevorzugte Zielscheibe der Kritiken,

so haben heute die Aktivisten neue Forderungen in Bezug auf Klimawandel, Landnahme, Agrartreibstoffe... Dementsprechend mobilisieren sich immerhäufigerimmermehrMenschen.Der Diskurs der Rechte erfordert dagegen ein Expertenwissen und ist Militanten nur schwer zugänglich.

Die Herangehensweise von oben, also über die Rechte, wurde allerdings durch die LVC trotzdem nicht aufgegeben, da-von zeugen gewisse beachtliche Erfolge wie die Proklamation der Resolution „Förderung der Menschenrechte der BäuerInnen und anderer in ländli-chen Gebieten arbeitender Personen“ durch den UNO-Menschenrechtsrat.1 Letztendlich wird der Begriff der „Ernährungssouveränität“ unterschied-lich verstanden und verwendet je nach Akteur.

In der Praxis bedeutet dies, dass es sowohl Änderungsversuche von oben gibt, als auch alternative, lo-kale Mobilisierungen von unten für eine kollektive Anerkennung ihrer Forderungen; daher die Entscheidung für das „Claiming rights AND reclaiming control“.

Heute feiert LVC ihr zwanzigjähriges Bestehen und stellt sich noch immer die Frage nach der Bedeutung des Konzepts der „Ernährungssouveränität“: muss man es sehen als ein Recht, ein Paradigma oder eine Sammlung von Praktiken?

Das Verständnis unter dem Blickwinkel einer Ansammlung von alternativen Praktiken scheint sich durchzusetzen. Damit läuft man allerdings Gefahr, dass nur ein paar alternative Inselchen sicht-bar werden in dem ganzen neoliberalen Ozean.

Diese Frage: Zugang über die Rechte oder Zugang über die Praktiken, manchmal dual, manchmal kom-plementär, steht im Mittelpunkt der ReflektionenallersozialerBewegungen.In diesem Sinne ist diese Dissertation ein wichtiger Beitrag für die Soziologie der Sozialbewegungen.

Claire Even, Praktikantin bei FIAN-Belgium (Übersetzung: Margit, Danke!)

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GUTE ECHOS: IN DER WELT…DERWELT-YOGA-TAGINDIESEMJAHRFÜRFIAN INTERNATIONAL

Am24.FebruardiesenJahressindaneinigenOrteninBelgienYoga-Sitzungenvon zwei Stunden der Organisation FIAN und somit dem Recht auf Nahrung gewidmet worden. Weltweit wurden in mehr als 300 Studios in 40 verschiede-nen Ländern Menschen eingeladen, an einer Sitzung teilzunehmen, zwischen 11und13UhrOrtszeit.EshatalsoeinYoga-Marathon,derausschließlichdemRecht auf Nahrung gewidmet war, während 24 Stunden weltweit stattgefunden.

DerWelt-Yoga-TagwirdjedesJahreineranderenOrganisationgewidmet.Indie-sem Jahr hatte FIAN das Glück, in den Genuss dieser Initiative gekommen zu sein. Neben der Energie und der weltweiten Unterstützung, die FIAN International dadurchzuteilwurde,konntendieYogalehrerauchGeldeinsammeln.

Die FIAN-Lokalgruppen von Welkenraedt und Sankt Vith waren so begeistert vondieser Initiative,dass sie ihreeigenenYoga-Sitzungenorganisierthaben.Auch in Brüssel und Flandern, haben die Studios positiv reagiert und haben ihre Mitglieder eingeladen. Trotz Schnee und Kälte am besagten Sonntag, haben in Belgien150ErwachseneundKinder amYoga-Marathon teilgenommen,undmehr als 1200€ sind eingenommen worden.

Ein großes Dankeschön an Ambika Yoga (Brüssel), Ananda EsoterischeYogacentrum(Antwerpen),DeYogaStudio(Ekeren),YoginiYogaStudio(Gent),TheGreat YogaWall (Brüssel), HomeYoga (Brüssel), Sampoorna Yoga Studio(Brüssel) und den Lokalgruppen aus Welkenraedt und Sankt Vith für ihre große Begeisterung!

Tineke De Moor, Praktikantin FIAN Belgium

AmbikaYoga,Bxl

DeYogaStudio,Ekeren

Sampoorna Studio, Bxl

DANKEan Ambika Yoga (Brüssel), AnandaEsoterische Yogacentrum (Antwerpen),De Yoga Studio (Ekeren), YoginiYoga Studio (Gent), The Great YogaWall (Brüssel), HomeYoga (Brüssel),Sampoorna Yoga Studio (Brüssel) undden Lokalgruppen Welkenraedt und Sankt Vith für euren Enthusiasmus!!

Übersetzung: Marlene Bongartz-Kaut der Lokalgruppe Sankt Vith, vielen Dank!

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Die weltweit größte vom Hunger bedrohte Gruppe sind dieKleinbäuerInnen und Landarbeiter. In Zusammenarbeit mit „La ViaCampesina“setztsichFIANfüreinespezielleMenschenrechtskonventionfürdieseverletzlicheGruppeein.DieOrganisation„LaViaCampesina“istinüber70LändernpräsentundvertrittdieInteressenvonüber200MillionenKleinbäuerInnen.DerRatderMenschenrechtederUNhatdieNotwendigkeit eines geeigneten rechtlichen Instrumentes zum Schutzder KleinbäuerInnen bestätigt und die Gründung einer Arbeitsgruppebewilligt.DieseArbeitsgruppehatdenAuftrageineKonventionfürdieMenschenrechtederKleinbäuerInnenundderLandarbeiterzuerarbeiten.DieserwichtigeSiegwurdevondenUSAundvoneinigenEU-Ländern,darunterBelgien,getrübt.DieseStaatenhattensichgegendieResolutionzurSchaffungdieseArbeitsgruppeausgesprochen.DieseStellungnahmegefährdetdenProzessunddrohtdieAbschlusserklärungauszuhöhlen.DamitdieseStaatendochdieAbschlusserklärungannehmen,mussDruckausgeübtwerden.

Warum eine besondere Menschenrechtskonvention für die KleinbäuerInnen?

Warum sind gerade diese Menschen, die Nahrungsmittel herstellen, vom Hunger bedroht? Der Rat der Menschenrechte der UN hat in einer Studie fünf Hauptgründeidentifiziert:

1. die Enteignung und Zwangsvertreibung von den angestammten Ländereien;

2. die Geschlechterdiskriminierung;

3. mangelnde Agrarreformen und fehlende Strategien zur Stützung der ländli-chen Entwicklung;

4. fehlende Mindestlöhne und Sozialnormen;

5. die Kriminalisierung des Widerstandes und seiner Aktivisten.

Neben diesen spezifischen Gründen bedrohen die Konsequenzen derGlobalisierung die KleinbäuerInnen zusätzlich. Supermärkte kaufen bevorzugt bei Großproduzenten ein und diktieren die niedrige Preise. Diese Preise ziehen miserable Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen ach sich. Zudem stehen die kleinbäuerlichen Produkte in direkter Konkurrenz zu den hochsub-ventionierten Importwaren reicher Länder. In Uganda zum Bespiel bedrohen Milchpuderimporte die heimischen Milchbauern.

ZudemistdieLandbevölkerunggeografischdiskriminiert.Sielebenisoliert,ver-fügenhäufignichtüberdiegeeigneteInfrastruktur,umihreProduktezulagernoder zu vermarkten.

JURA FÜR DUMMIES: DAS RECHT DER KLEINBÄUERINNEN

Der Zugang etwa zu Bildung oder Krediten fehlt. Schließlich sind die KleinbäuerInnen, die Landlosen und Landarbeiter auch Opfer poli-tischer Diskriminierung. Ihre Rechte und Interessen werden nicht selten übergangen und dem wirtschaftli-chen Fortschritt geopfert. Studien über Menschenrechts-verletzungen zeigen, dass die Instrumente zum Schutz der Menschenrechte nicht ausreichen um die Landbevölkerung zu schützen. Wesentliche Aspekte der kleinbäuerlichen Wirklichkeit werden darin nicht berücksichtigt. So fordert das Begleitkomitee des Rates für Menschenrechte in einer Studie die Schaffung eines spezi-fischen Instrumentes zur Stärkung derRechte der Landbevölkerung. Dieses Instrument sollte nicht eine bestimmten sondern die gesamte Landbevölkerung schützen. Die Landbevölkerung ist ebenso verletzlich wie die Frauen oder Uhreinwohner, für die bereits besondere Schutzinstrumente bestehen.

Halten wir abschließend die Ergebnisse der Studien von FIAN, La Via Campesina und dem Rat der Menschenrechte der UN fest:

•verglichenmitderStadtbevölkerungwird das Recht auf Nahrung derKleinbäuerInnen,derLandlosen,derLandarbeiter,derHirten,derFischerect.deutlichhäufigerverletzt.

•diebestehendenInstrumentezumSchutzderMenschenrechteberück-sichtigen die Besonderheiten derLandbevölkerungnichtausreichend.

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• Die Rechtsprechung muss sich entwickeln und diesen neuenErkenntnissenRechnungtragen.

Die Studie des Begleitkomitees der Menschenrechte wird von dem Entwurf einer Erklärung flankiert. Dieser Entwurf fußt Großteils auf der Vorbereitungvon La Via Campesina. Dank dieses Entwurfs des Begleitkomitees hat der Rat der Menschenrechte eine Resolution über die Förderung der Menschenrechte der KleinbäuerInnen und der Landbevölkerung verabschiedet. Diese Resolution beinhaltet die Gründung einer Arbeitsgruppe mit dem Auftrag, den Vereinten Nationen eine Erklärung zu unterbreiten. Diese Arbeitsgruppe wird in 2013 mit der Erarbeitung der Erklärung beginnen. Diese Entscheidung stellt einen entschei-denden Fortschritt im Kampf um die Menschenrechte der KleinbäuerInnen und der Landbevölkerung dar!

Claire Guffens & Tineke De Moor

Übersetzung:

CynthiaMichelsderLokalgruppeEupen,vielenDank!

DieInhaltedesEntwurfseinerErklärungüberdieRechtederKleinbäuerInnenundderLandbevölkerung:

Artikel1:DefinitionderKleinbauern,inkl.derLandarbeiter,derHirten und Nomaden, ect.

Artikel 2: Die KleinbäuerInnen haben dieselben Rechte und dür-fen nicht Opfer von Diskriminierung sein, müssen an politischen Entscheidungen bezüglich von Ländereien teilhaben, haben ein Recht auf Nahrungssouveränität.

Artikel 3: Das Recht auf Leben und zufriedenstellende Lebensqualität

Artikel 4: Das Recht auf Land

Artikel 5: Das Recht auf Saatgut und auf die Kenntnis traditionel-ler Landwirtschaft

Artikel 6: Das Recht auf landwirtschaftliche Produktionsmittel

Artikel 7: Das Recht auf Information

Artikel8:DieFreiheitdenPreisunddenMarktfürdieAgrargüterzu bestimmen

Artikel9:DasRechtaufdenSchutzderländlichenWerte

Artikel 10: Das Recht auf biologische Vielfalt

Artikel 11: Das Recht auf die Erhaltung der Umwelt

Artikel 12: Die Versammlungs-, Meinungs- und Ausdrucksfreiheit

Artikel 13: Das Recht auf Zugang zur Justiz

MehrInformationenfindenSie in der kürzlich erschienen Zusammenfassung, unter folgendem Link:

http://www.fian.be/infotheque/publications/article/fiche-de-synthese-la-declaration

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INTERVIEW: PRISCILLA CLAEYS,MITGLIEDDESVERWALTUNGSRAT VON FIAN BELGIUMPriscilla Claeys ist Mitglied des Verwaltungsrates und emeri-tierte Professorin beim „Institut pour la recherche interdisciplinaireen sciences juridiques „(Institut für interdisziplinäre Forschung inRechtswissenschaften) von Louvain-la-Neuve. FIAN-Mitglied seit 2003,verstärkte sie das Team des Sonderberichterstatters für das Recht aufNahrung,OlivierDeSchutter,abMai2008.DieöffentlicheVerteidigungihrerDissertation„Claimingrightsandreclaimingcontrol“fandam19.Februar 2013 an der Katholischen Universität von Neulöwen statt. IndiesemZusammenhangbeantwortetsieeinigeunsererFragenzu ihrerDoktorarbeit.

Würden Sie sich zu Beginn dieses Interviews vielleicht kurz vorstellen? In wel-cher Verbindung stehen Sie zu FIAN?

Ich bin FIAN-Mitglied seit 2003. In 2003-2004 habe ich im Sekretariat der bel-gischen FIAN-Sektion als Koordinatorin gearbeitet und in diesem Rahmen eine Reihe internationaler Missionen für FIAN International durchgeführt (insbeson-dere in Brasilien und der Demokratischen Republik Kongo). Ich bin Mitglied des Verwaltungsrates von FIAN-Belgium seit 2007.

Sie haben eine Dissertation geschrieben über die Bauernbewegung VIA CAMPESINA. Warum haben Sie dieses Thema gewählt? Es gibt Argumente, die evident erscheinen (weltweite Bewegung, präsent in allen Ländern usw...), aber gab es auch persönlichere Gründe, ein ganz besonderes Interesse? Wenn ja, welche?

Ich interessiere mich seit langer Zeit leidenschaftlich für Fragen der Ernährung und der Landwirtschaft. Mein Interesse für die VIA CAMPESINA erklärt sich vor allem durch meine Begegnung mit Aktivisten dieser Bewegung, ein bisschen überall in der Welt. Es hat mich oft erstaunt, dass sie die Sprache der Menschenrechte gebrauchten, aber anders als wir, die „FIANisten“. Zum Beispiel sprachen sie nie oder kaum über das Recht auf Nahrung, obwohl sie im Grunde Ähnliches verlangten. In der frühen 2000er-Jahre (aber seitdem hat sich vieles verändert) gab es auch große Spannungen zwischen Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität, umso mehr als viele Menschen in der Bewegung für Ernährungssouveränität sagten „Recht auf Ernährungssouveränität“, was Angst machte und jedenfalls viele Aktivisten für das Recht auf Nahrung störte. Ich wollte besser verstehen, warum das so war.

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Die „Erklärung zu den Bauernrechten“ ist ein wichtiger institutioneller Schritt. Sie sprechen allerdings vom Risiko der ‘Essentialisierung’ des Begriffs „Bauer oder Bäuerin“. Können Sie diesen Gedanken etwas verdeutlichen?

Ja, die „Erklärung zu den Bauernrechten“ ist ein faszinierender Text, aber was auf dem Spiel steht ist schwerwiegend. Wie sollmandefinieren,wasein„Bauer,eineBäuerin“ ist? Oder anders gesagt: Wann wird man „BäuerIn“? Wann hört man auf, ein Bauer/eine Bäuerin zu werden? Wenn man selbst die Erde bearbei-tet, wenn man daraus ein Einkommen bezieht, wenn man in der Stadt arbei-tet, aber ein Stück Land besitzt? Usw. Wie die Belange und Forderungen der Landarbeiter ohne Land einbeziehen? Sind sie integriert in unsere Vision des „Bauern“? Läuft man Gefahr, gewisse Kategorien Menschen auszuschließen, wenn man den BäuerInnen spezielle Rechte zuerkennt? Aber die Arbeit hin zur Anerkennung neuer Rechte wird die Bewegung dazu zwingen, Bündnisse zu schließen, ihre Argumente präziser zu formulieren . Also ich glaube, dass sich dadurch die Dinge entwickeln, dass die Grenzen zwischen den Kategorien sich bewegenundgewisse Inhalteentmys-tifiziert werden. démystifier certaineschoses.

Interview geführt von Claire Even, Praktikantin bei FIAN Belgium.

Sie sprechen vom Dilemma, das die Berufung auf die Menschenrechte durch die sozialen Bewegungen darstellt und insbesondere die Auswirkungen in Zusammenhang mit der Institutionalisierung. Was antworten Sie heute, nach Jahren der Arbeit und der Beobachtung auf die Frage, die Sie in Ihrer Dissertation aufwerfen: Ist es denkbar, institutionelle Fortschritte zu machen, ohne die Forderungen der Aktivisten zu verfälschen?

Ich habe viel dazugelernt, indem ich Landwirte, die sich bei VIA CAMPESINA engagieren, beobachtete und befragte und auch durch meine Zusammenarbeit mit Olivier De Schutter, dem Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Ich denke heute, dass jedes der beiden Konzepte (Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität), jeder Kampfschauplatz seine Schwächen und Stärken hat. Ich denke, dass sowohl die Bewegung für Ernährungssouveränität als auch das Netzwerk für das Recht auf Nahrung (ich nenne es nicht gerne eine Bewegung) von einander gelernt haben. Die Bewegung für Ernährungssouveränität legt weiter den Schwerpunkt auf Mobilmachung, auf Kampagnen, auf Widerstand (gegen die Welthandelsorganisation WTO, gegen Landraub...) und das Hinterfragen des Systems, integriert aber trotzdem eine ehrliche Plädoyer/Lobby–Arbeit,einenechtenDialogmit InstitutionenderVereintenNationen(wie Menschenrechtsrat, FAO), oft im Einvernehmen mit FIAN. Darüber hinaus entwickelt sich FIAN ebenfalls weiter, konzentriert sich ein bisschen weniger ausschließlichaufdieStaatenpflichten,ummehrdieVerantwortlichkeitenande-rer Akteure (Unternehmen, Institutionen) einzubeziehen, aber auch um darauf zu achten, die Kämpfe der BäuerInnen besser zu unterstützen, ohne die eigene Analyse,deneigenenDiskursaufzudrängen.

Sie betonen die Tatsache, dass anfangs die Forderungen von VIA CAMPESINA sich ausschließlich und allein auf Kritik an der WTO (Welthandelsorganisation) bezogen. Heute richtet sich die Kritik noch an weitere Ziele. Bedeutet das, dass die Bewegung die „Zielrichtung“ verloren hat? Oder im Gegenteil, tritt sie nun stärker auf, indem sie ein breiteres Spektrum an Aktivisten mobilisiert?

Ich glaube, dass von Anfang an auf vielen Fronten gekämpft wurde, dass Handel, Saatgut, Land, Frauenrechte, Entscheidungsmechanismen usw. aufgegriffen wurden. Aber da ich mich in meiner Dissertation mehr auf die internationale Szene konzentriere als auf lokale und nationale Kämpfe, ist der Handel ein zen-tralesThemainmeinerAnalyse(undderKampfgegendieWTO),denneristderGrund von Mobilisierungen gewesen, hat die Bewegung zusammengeschweißt und eine gemeinsame Identität verstärkt. Heute sind die Themen der interna-tionalen Agenda zahlreicher: Klimawandel, Landraub, grüner Kapitalismus usw. Das bedeutet nicht, dass die Bewegung sich verzettelt, sondern dass sie neue Allianzen aufbauen und andere Akteure einbeziehen kann oder muss. Sie muss aucheinenneuengemeinsamenMotor finden,derdasRecht auf Land seinkönnte oder die Rechte der BäuerInnen...

Übersetzung:

MargitMeyer,LokalgruppeEupen,vielenDank!

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REZEPT DES MONATS: MÖHRENKUCHEN

Auf Anfrage, nach dem leckeren Mittagessen auf dem FIAN Weiterbildungstag für Lokalgruppe in Welkenraedt!

Zutaten

> 2 Tassen Mehl > 2 Tassen Rohrzucker > 3 Tassen geraspelte Möhren > 4 Eier > 2 TL Backpulver > 2 TL Zimt > 1 TL Salz > 1 TL Vanillezucker > 1,5TassenPflanzenöl(Mais,Sonnenblume,...nurkeinOlivenöl...)

Zubereitung

BisaufdasÖlalleZutatenvermischen.DieMischungwirdsehrflüssigsein,dasist normal. Fügen Sie nach und nach das Öl ein. Den Teig in eine gut gefettete Backformgebenundcirca45Minutenbei180°backen.

Viel Spaß beim Backen und Guten Appetit!

Tineke De Moor, stagiaire chez FIAN Belgium

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TERMINE

> 7.APRIL2013VON12BIS18U: INTERNATIONALERTAGDERBAUERNKÄMPFE:VERKOSTUNGLOKA- LER UND FAIRER BAUERNPRODUKTE IN NAMUR, PLACE DE L’ANGE. .

> 18.APRIL2013UM15U30: VERSAMMLUNGDERFIANWELKENRAEDTLOKALGRUPPEIN GEMMENICH.

> 21. APRIL 2013: VORTRAG VON FIAN BELGIUM BEIM SALON VALÉRIANE ÜBER AGRARTREIBSTOFFE: HTTP://WWW.VALERIANE.BE/BRUXELLES/ ESPACEVISITEURS/CONFERENCES/DIMANCHE/INDEX.HTML

> 24. BIS 26. APRIL 2013: PROJEKTTAGE IN DER PATER DAMIAN SCHULE IN EUPEN MIT DER LOKALGRUPPE FIAN EUPEN ZUM THEMA AGRARTREIBSTOFFE.

> 27.UND28.APRIL2013: FIAN-INFO-STANDDERLOKALGRUPPEFIANWELKENRAEDTANLÄSS- LICH DES UMWELTWOCHENENDES IM SAAL COMEDIS IN DISON.

> 27. APRIL 2013 VON 12 BIS 17U: GENERALVERSAMMLUNG VON FIAN BELGIUM IM CNCD, QUAI DU COMMERCE,9,BRÜSSEL(INDERNÄHEVOMNORD-BAHNHOF).

> 30.APRIL2013VON9U30BIS14U: WEITERBILDUNGFÜRLEHRERINNEN,FREIWILLIGEUNDANIMATOREN, DIE MEHR ÜBER DIE NEUE KAMPAGNE 2013-2015 ZUM RECHT AUF NAHRUNG ERFAHREN MÖCHTEN. WEITERBILDUNGEN AUCH AUF ANFRAGE MÖGLICH!

> 4.MAI2013,9U30-18U30 VÖLKERSYMPOSIUMZURBAUERNLANDWIRTSCHAFT, TENWEYNGEART,54RUEDESALLIÉS1190FOREST,EINSCHREIBEN: [email protected]

> 11. MAI 2013: FIAN-INFO-STAND DER LOKALGRUPPE BRÜSSEL ANLÄSSLICH DES FESTIVALS JAM’IN JETTE IN JETTE.

> 17. MAI UM 17U: VERSAMMLUNG DER LOKALGRUPPE FIAN EUPEN BEI CLAIRE, NISPERT 40, 4700 EUPEN. (0472 57 36 72)

> 23. MAI 2013: TREFFEN ZUR BELGISCHEN AGRARÖKOLOGIE (INSBESONDERE FÜR JUNGE WISSENSCHAFTLER UND MASTER STUDENTEN). EINSCHREIBUNGEN BIS ZUM 15. APRIL: WWW.AGROECOLOGIE.BE

> 28.MAI2013VON8BIS16U30: TREFFENVORDEMGERICHTVONTERMONDEUMDIEAKTIVISTEN DES „FIELD LIBERATION MOVEMENT“ (BEWEGUNG FÜR DIE BEFREIUNG DER FELDER) ZU UNTERSTÜTZEN.

> 17.BIS19.JUNI2013: KONFERENZ„VIENNA+20“INWIEN,ZURGLEICHEN ZEIT WIE DIE REGIONALVERSAMMLUNG VON FIAN INTERNATIONAL.

> 7.BIS9.JULI2013: SOMMER-UNIVERSITÄTZUMTHEMAAGRARÖKOLOGIEINTOULOUSE, MEHRINFOSAUF:HTTP://WWW.AGROECOLOGY-SCHOOL.COM/ AGROECOLOGY

> 21. SEPTEMBER 2013: TAG „DIE ZUKUNFT SÄEN“ IN HERVE, IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER LOKALGRUPPE FIAN WELKENRAEDT. MEHR INFOS AUF: HTTP://WWW. THE-MEAL.NET

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> FIAN ist die einzige international Menschen-rechtsorganisation, die sich für das Recht auf Nahrung einsetzt.> FIAN kämpft für eine vom Hunger befreite Welt, in der jede Frau, jeder Mann und jedes Kind seine Rechte in Würde ausüben kann, vor allem das in der internationalen Menschenrechtschar-ta gewährte Recht auf Nahrung.

Herausgegeben mit Unterstützung der Europäischen Komission

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