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1 Zlata Duraković, Wien 2015 BANJA LUKA - Geschichte, Kunst und Kultur LAGE DER STADT Die Stadt Banja Luka befindet sich in Bosanska Krajina im Nordwesten des Landes Bosnien-Herzegowinas. Bosanska Krajina, eine kulturhistorische Region ohne politische Funktion, erfasst im Nordwesten ein großes Gebiet mit drei Flüssen, Una, Sava und Vrbas. Banja Luka ist die größte Stadt dieser Region und die zweitgrößte in Bosnien- Herzegowina. Abb. 1–3: Ansichten der Stadt Banja Luka Banja Luka liegt in einem Tal, welches von Hügeln umgeben und im Osten mit Tal des Flusses Vrbanja sowie im Norden mit Lijevče Polje, einem Teil der Pannonischen Tiefebene, verbunden ist. Die das Banja Luka-Tal umgebenden Hügel sind niedrig und bewaldet; westlich befinden sich Lauš (383 m) und Petričevac (305 m), östlich Starčevica (509 m) und Trapiska Šuma (Trappisten-Wald). Etwas weiter entfernt erheben sich die Berge Manjača (1.239 m) im Südwesten und Čemernica (1.338 m) im Südosten. An der Stelle ,wo der kühle und schnelle Fluss Vrbas die gebirgige Gegend verlässt und in der tiefen Ebene einen allmählich langsameren Verlauf annimmt, erstreckt sich auf beiden Ufern die Stadt Banja Luka. Im südlichen Teil fließt der Vrbas mitten durch die Stadt und im Norden am Stadtrand entlang. Neben dem Vrbas fließen zwei kleinere Flüsse

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Zlata Duraković, Wien 2015

BANJA LUKA - Geschichte, Kunst und Kultur

LAGE DER STADT

Die Stadt Banja Luka befindet sich in Bosanska Krajina im Nordwesten des Landes

Bosnien-Herzegowinas. Bosanska Krajina, eine kulturhistorische Region ohne politische

Funktion, erfasst im Nordwesten ein großes Gebiet mit drei Flüssen, Una, Sava und Vrbas.

Banja Luka ist die größte Stadt dieser Region und die zweitgrößte in Bosnien-

Herzegowina.

Abb. 1–3: Ansichten der Stadt Banja Luka

Banja Luka liegt in einem Tal, welches von Hügeln umgeben und im Osten mit Tal des

Flusses Vrbanja sowie im Norden mit Lijevče Polje, einem Teil der Pannonischen Tiefebene,

verbunden ist. Die das Banja Luka-Tal umgebenden Hügel sind niedrig und bewaldet;

westlich befinden sich Lauš (383 m) und Petričevac (305 m), östlich Starčevica (509 m)

und Trapiska Šuma (Trappisten-Wald). Etwas weiter entfernt erheben sich die Berge

Manjača (1.239 m) im Südwesten und Čemernica (1.338 m) im Südosten.

An der Stelle ,wo der kühle und schnelle Fluss Vrbas die gebirgige Gegend verlässt

und in der tiefen Ebene einen allmählich langsameren Verlauf annimmt, erstreckt sich auf

beiden Ufern die Stadt Banja Luka. Im südlichen Teil fließt der Vrbas mitten durch die

Stadt und im Norden am Stadtrand entlang. Neben dem Vrbas fließen zwei kleinere Flüsse

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durch Banja Luka, Suturlija und Crkvena sowie der Fluss Vrbanja. Die ersten beiden

verbinden sich mit Vrbas im Zentrum der Stadt und Vrbanja am Stadtrand im Osten.

Abb. 4: Fluss Vrbas im Bereich der Stadt Banja Luka

Der Name der Stadt leitet sich von zwei Begriffen ab: Banja könnte von einer Therme

(banja), einem Bergwerk (bánya, ungarisch) oder auch vom Herrschertitel (ban)

abgeleitet werden. Luka bezieht sich auf den regionalsprachlichen Ausdruck für das ebene

Weideland neben einem Fluss – und nicht auf Hafen, was häufig angenommen wird.

Nachdem es in der Nähe Thermalbäder gibt, ist es am wahrscheinlichsten, dass der Name

einen Standort bzw. eine Feldwiese mit Therme in einer Ebene neben einem Fluss (oder

zwischen zwei Flüssen) umschreibt. Im deutschsprachigen Raum wurde Banja Luka auch

Weina Luka genannt. Diese Bezeichnung ist nicht mehr gebräuchlich. Wegen den Flüssen

und dem üppigen Wuchs um diese sowie wegen der zahlrechen grünen Alleen gilt Banja

Luka als eine grüne Stadt. Beide Flüsse, Vrbas und Vrbanja, leiten vermutlich ihren Namen

von vrba (=Weide) ab; am Flussufer in einigen Gebieten der Stadt und der Umgebung

wuchern heute noch reichlich Weidenbäume (u. a. Bejtić 1953: 92, Ludvik 1954: 49f.,

Imamović 1998: 31).

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VON DEN ERSTEN SIEDLUNGEN BIS ZUM MITTELALTER

Auf welche Zeit die ersten Siedlungen in Banja Luka zurückzuführen sind, entzieht

sich einer Feststellung. Einige Funde lassen auf die Besiedlung bereits in der Jungsteinzeit

schließen. Die bei der Festung Kastel ausgegrabenen Keramikstücke weisen auf die

Verbindung zur Badener- und Vučedol-Kultur hin und zeugen von der kulturellen

Entwicklung in der spätneolithischen Zeitepoche. Die ausgegraben Kupfergegenstände

um die Flüsse Vrbas (in den Ortschaften Bočac, Griča, Laktaši) und Bosna weisen darauf

hin, dass Metallwerkzeuge wahrscheinlich über die Wege um Save und Donau ins

Landesinnere Bosniens verbreitet wurden. Zahlreiche Artefakte, einen großen Zeitraum

betreffend, von der prähistorischen bis in die römische Zeit hinein, wurden in der Gegend

von Laktaši (Vorort Banja Lukas), sowie unweit von Banja Luka, in

Donja Dolina bei Bosanska Gradiška (neuerdings nur Gradiška)

ausgegraben. Die vorzeitliche Epoche betreffend, ist die

archäologische Stätte Donja Dolina in Bosnien-Herzegowina

eine der bedeutendsten. Die archäologische Stätte umfasst eine

Siedlung im Sumpfgebiet in der Größe von ca. 40.000m2 mit

dichterrichteten Pfahlbauten und 174 Gräbern. Neben vielen

Funden, Werkzeugen und Waffen wurde auch ein 12 m langes

Holzboot entdeckt. Die Siedlung war mindestens sieben

Jahrhunderte lang bewohnt. Vor den Römern haben auch die

Illyrer diese Gegend bewohnt. Forschungen zeigen, dass

zwischen Banja Luka und Prijedor die illyrischen Stämme der

Maezaei lebten, weiter westlich bis in Lika und weitere

naheliegenden kroatischen Gegenden hinein, die Stämme der

Japoden (siehe dazu u. a. Benac 1966: 70, Čović 1966: 87, 94ff.,

98f., 120, 122, 124–130, 134f., 141, 152ff., 154, 157, 164–165,

ders. 1976: 169–185, Pašalić 1966: 190, Garašanin/Kovačević

1966: 22, Garašanin 1982: 110, Harding 1995: 57, 59f., 69, 71,

97, Imamović 1998: 18f., 33f., König 2004: 10, 29, 42, 137, 142,

Šmalselj 2012: 131–160, LEJ I: 163).

Abb. 5: Skelett mit Grabbeigaben, Donja Dolina

Eine Römerstraße führte auch über das Gebiet Banja Lukas, wo sich das Lager Castra

befand. In der Tabula Peutingeriana wurden Castra (Casra geschrieben) und Servitio

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(Servitium/Bosanska Gradiška) verzeichnet. Die Straße verband Dalmatien mit

Pannonien, und war eine der längsten errichtenden Strecken dieser Zeit, und zugleich der

kürzeste Weg zwischen Salona, dem Verwaltungszentrum der damaligen Provinz Illyrien

(später Dalmatia), und der Pannonia, der römischen Provinz, die Ungarn, Burgenland,

sowie Teile Kroatiens, Sloweniens und Österreichs umfasste.

Karte I: Rekonstruktion der römischen Straßen aus Salona durch Bosnien

Castra, vermutlich vorerst ein militärisches Lager, lag entweder im Bereich von Gornji

Šeher, dem Stadtviertel im Süden Banja Lukas, oder direkt an der Stelle der späteren

Festung Kastel. Wie bedeutend Castra war, und ob es auch eine befestigte Siedlung

umfasste, ist nicht eindeutig. Ravlić ist der Ansicht, dass es eine Festung (castra) und eine

größere Siedlung (canabae) gab. Funde aus der unmittelbaren Gegend, in erster Linie

zahlreiche römische Münzen, Baureste bei der Festung Kastel und um die

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schwefelhaltigen Wasserquellen sowie Ziegel, Stelen, Marksteine und Tempelreste

bestätigen diese Vermutung (Ravlić 1979: 9, siehe dazu u. a.: Truhelka 1901: 227ff., ders.

1903: 542, Čović 1976: 169–185, ders. 1984: 101–176, Pašalić 1966: 203–205, 218–224,

228, ders. 1984: 220ff., Bojanovski 1974: 18, 45, 49, 89, ders. 1988: 301ff., 325–344,

Basler 1984: 356, Imamović 1998: 34, Husedžinović 2005: 33ff.).

Einer der bedeutendsten antiken Funde aus dieser Gegend ist ein dem Gott Jupiter

geweihter Altar, welcher während der Umbauarbeiten der Brücke über den Fluss Crkvena

im Jahre 1895 im Stadtzentrum gefunden wurde. Die 112 cm hohe Ara wurde aus einem

Stück Kalkstein gearbeitet. Der Mittelteil mit der Inschrift misst 41 cm und steht auf einem

einfach abgetreppten 49 cm breiten Sockel. Den oberen Abschluss bilden ein

vorspringendes Gesims und ein abgerundeter, seitlich leicht zurückgesetzter Aufsatz

(siehe dazu Bojanovski 1988: 301f., Ravlić 2002: 42ff.).

Die Vorderseite des Gesimses sieht so aus, als ob

sie einst ein flaches Relief getragen hätte,

während die obere sowie die Rückseite im rohen

Zustand belassen wurden. Die auf der leicht

polierten ebenen Fläche angebrachte Inschrift

(„I(ovi) o(ptimo) m(aximo) et Gen(io) Loci L Sicinius

Macrinus b(eneficiarius) co(n)s(ularis) P(annoniae)

s(uperioris) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)“) lässt

vermuten, dass sich in der Gegend der Fundstätte

ein Jupiter-Heiligtum befand. Abb. 6: Jupiter-Altar, Zeichnung

Die breit angelegte Festung, Kastel genannt, stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Den

Namen Kastel trägt sie erst seit etwas mehr als einem Jahrhundert, seit der österreichisch-

ungarischen Verwaltung. Die Neuankömmlinge, österreichisch-ungarische Beamte und

Offiziere, bezeichneten nämlich die Festung mit dem deutschsprachigen Ausdruck Kastell.

Davor wurde die Anlage Stadt (Grad), Altstadt (Stari grad) oder einfach Festung

Banjalukas (Banjalučka tvrđava) genannt (Ravlić 2002: 181). Die Festung liegt auf einer

leichten Anhöhe am linken Ufer des Flusses Vrbas. Richtung Vrbas ist das Terrain

abfallend und auf der rechten Seite, angrenzend an den kleinen Fluss Crkvena, sanft und

eben. Bereits die geomorphologische Lage zwischen zwei Flüssen auf einer Anhöhe deutet

auf einen strategisch gut ausgesuchten Standort hin. Der gesamte Bereich der Festung

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Kastel umfasst über 26.000 m², und innerhalb der Mauern über 21.000 m² . Die Festung

besitzt einen polygonalen, leicht trapezförmigen Grundriss.

Abb. 7: Grundriss der Festung Kastel

Die ältesten Funde in und um die Festung stammen aus der prähistorischen Zeit;

Fragmente der Steinwerkzeuge, Siedlungsreste, Keramikfragmente, Tierknochen etc. aus

der Steinzeit bis in die Spätbronze- und Eisenzeit. Die antiken Funde sind etwas seltener.

Hinweise auf Brände deuten darauf hin, dass die antiken Bauten teilweise aus Holz

errichtet wurden und dem Feuer zum Opfer fielen. Aufgrund der mehrfachen Umbauten

und der Erweiterung der Festung über die Jahrhunderte wurde bis zum Jahre 1988

lediglich vermutet, dass der erste Bau bis in die Antike zurückreicht. Die lange

Trockenperiode des Jahres 1988 begünstigte die Entdeckung der Fundamente einer

spätantiken Basilika, wodurch auch die bis dahin entdecken Mauerreste unter einem

anderen Blickwinkel betrachtet werden konnten. Die Fundamente der Basilika, nach dem

System opus incertum errichtet, sind über 40 m lang und 34 m breit. Die Größe der Basilika

unterstreicht die Bedeutung der gesamten antiken Festung. Die vorher entdeckten

Mauern im südöstlichen Teil der Festung wurden nach dem römischen Bauprinzip opus

quadratum aus 90 cm breiten quadratförmigen, regelmäßig aufgestellten Steinblöcken

errichtet. Die Reste dieser Mauer sind auf einer Seite sieben und auf der anderen neun

Meter lang. Aufgrund weiterer Funde innerhalb und außerhalb der Festung sind Forscher

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der Ansicht, dass es eine große Siedlung neben der Festung gab. Die Festung wurde

sowohl im Mittelalter als auch während der osmanischen Herrschaft umgebaut, teilweise

umfunktioniert und erweitert (über die Festung siehe u. a. Radimský 1892: 221–222,

Skarić 1924, Bejtić 1953: 91, 93–97, Kreševljaković 1952: 123–125, 127, 151, ders.

1953: 26, Pašalić 1960: 24, Pašalić 1966: 203–205, Anđelić 1966: 419, Čremošnik 1972:

133f. dies. 1973: 193–195, Bojanovski 1974: 95, ders. 1988: 301f., 342, 349, 360, 375,

Žeravica L. 1975: 685–692, Žeravica Z. 1983: 41–54, Graljuk 1983: 23–40, ders.

1986: 136–137, ders. 1988, Ravlić 2002: 329, Husedžinović 2005: 39–45, 48–61).

Abb. 8–15: Ansichten der Festung Kastel

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VOM MITTELALTER BIS ZUR OSMANISCHEN HERRSCHAFT

Vor allem die durch zahlreiche Flüsse bewässerte fruchtbare Landschaft, die

geographisch-strategische Lage, sowie auch die schwefelhaltigen Quellen, scheinen

ausschlaggebend für die Gründung der Siedlung am Standort des heutigen Banja Lukas

gewesen zu sein. Unweit von Banja Luka, in der benachbarten Stadt Bosanska Gradiška

wurden Reste mehrerer frühslawischer Siedlungen, der sog. gradina bzw. gradišta, mit

aus Lehm erbauten Häusern, lokalisiert (Kovačević-Kojić 1978: 18, Miletić 1984: 395). Um

die Trasse Salona-Servitium wurden in den Nekropolen Schmuckstücke entdeckt mit

spezifischen Merkmalen, die auf die Verflechtung mehrerer Kulturen verweisen, wie

beispielsweise in der Nekropole in Mahovljani, einer Ortschaft zwischen Banja Luka und

Bosanska Gradiška, sowie Gomjenica bei Prijedor. Diese Funde lassen sich auf die Zeit

zwischen dem 9./10. und 11. Jahrhundert datieren (siehe u. a. LEJ I: 463, LEJ II: 232,

Miletić 1966: 383, dies. 1984: 414f., 419f. und Pašalić 1984: 221, Jovanović 1986: 81f.,

Šmalcelj 2012: 133–167).

Abb. 16: Schmuckfunde aus Mahovljani, Zeichnung Abb. 17: Schmuckfunde aus Gomjenica, Zeichnung

Diese und andere Schmuckstücke sowie vereinzelte Baufragmente sind die

eigentlichen Hinweise auf die Kultur der damaligen Zeit, denn die Quellen sind recht

dürftig und erst im Hochmittelalter tauchen wenige schriftliche Hinweise auf Banja Luka

auf. Vermutlich wurde das militärische Lager im frühen Mittelalter aufgelassen, denn die

Funde der weiteren Ausgrabungen, Keramiken und Wohnbaureste innerhalb der Festung

offenbaren zwei spätere Kulturschichten. Für die eine wird vermutet, dass sie auf das

8. Jahrhundert, für die zweite, dass sie auf die Zeit zwischen dem 12. bis 14. Jahrhundert

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zurückgeht. Im Bereich des heutigen Banja Luka lagen mehrere kleine Städte: Greben,

Vrbaški Grad, Zvečaj, Bočac, Zemljanik und Kotor. Über das Gebiet erstreckte sich die

Provinz (župa) Vrbas mit der administrativen Verwaltung in Vrbaški-Grad (Vrbas-Stadt).

Aufgrund einer Erwähnung aus dem Jahre 1192 könnte Greben die älteste Stadt dieses

Gebietes gewesen sein (Ravlić 1979: 10). Nach Vego war die Provinz Vrbas bereits im

12. Jahrhundert gegründet (Vego 1957: 134f.); die älteste erhaltene Quelle, in der sie

genannt wurde, geht jedoch auf das Jahr 1244 zurück (CD IV: 233). Unter dem heutigen

Namen wurde Banja Luka erst im Jahre 1494 erwähnt. In der Forschung ist es strittig, ob

Banja Luka und Vrbaški Grad dasselbe meinen. Kreševljaković vertritt die Meinung, dass

es sich um zwei unterschiedliche, nebeneinander liegende Städte handelt, Vrbaški Grad

sollte im heutigen Stadtteil Donji Šeher und Banja Luka im Gornji Šeher gelegen sein

(Kreševljaković 1953: 26). Vego ist hingegen der Ansicht, dass es sich um nur eine Stadt

handelt, dass jedoch die Quellen zwei unterschiedliche Namen parallel gebrauchen (Vego

1957: 135). Džaja ist der Meinung, dass Vrbaški-Grad bei der Burg Kastel lag (Džaja M.

1962: 5). Bejtić teilt Kreševljakovićs Ansicht und auch Ravlić tendiert dazu (Bejtić 1953:

92, Ravlić 1979: 10f.). Aufgrund der gesonderten Erwähnung beider Ortsbezeichnungen

im Jahre 1519 und der Stiftungsurkunde von Sofi Mehmed-Pascha aus dem Jahre 1554,

ist die Annahme zweier Städtchen, im Sinne der mittelalterlichen Beschaffenheit

(vermutlich zwei getrennte Siedlungen), überzeugender (weiterführend dazu u. a.

Kreševljaković 1953: 25–27, Bejtić 1953: 91–93, Husedžinović 2005: 46–67).

Mittelalterliche Kunst und Architektur in der Region von Banja Luka sind wenig

erforscht. Es scheint, dass es wenig Erhaltenes aus dieser langen Epoche gibt. Laut den

Angaben des Bistums von Banja Luka gab es bereits im 6. Jahrhundert, wahrscheinlich im

heutigen Šipovo, eine christliche Diözese (www.biskupija-banjaluka.org/povijest.html),

die nach der Vernichtung durch durchziehende Völker erst wieder Anfang des

16. Jahrhundert erwähnt wird. Nachdem im Verzeichnis der Kirchen des Zagreber

Bistums (Statuta capituli Zagrabiensis) aus dem Jahre 1334 auch die Kirchen St. Martin

vor der Stadt (Sv. Martin pod gradom) und St. Elisabeth genannt werden, und diese

wiederum von einigen Historikern im Gebiet des heutigen Banja Lukas loziert werden,

wäre die Annahme zulässig, dass eine Diözese in Banja Luka schon im Mittelalter gefestigt

war. Obzwar die Ausführungen glaubwürdig sind, handelt sich hinsichtlich beider Kirchen

dennoch nur um Vermutungen, denn aus dem Mittelalter existieren keine eindeutigen

Dokumente, die diese Schlussfolgerung stützen würden. Dies bezieht sich auch auf zwei

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weitere Kirchen, St. Elias und St. Lukas, für welche ebenfalls angenommen wird, dass sie

in Banja Luka standen. Auch über diese existieren weder Angaben über ihren Standort

noch archäologische Hinweise, die Klärung bringen könnten. Jedoch, knapp 25 km

südwestlich vom heutigen Banja Luka entfernt, in Krupa am Vrbas, befand sich das im

Mittelalter erbaute Franziskanerkloster Greben bzw. Krupa, und unweit von Banja Luka

in Bosanska Gradiška wurden im Jahre 1334 zwei Kirchen erwähnt, in Turjak die

St. Michael Kirche und in Podgradci die St. Gregor Kirche. Im Jahre 1494 wird notiert, dass

die Mönche in Banja Luka eine Geldsumme erhalten haben. Aufgrund dieser und einer

Erwähnung eines Klosters in Banja Luka in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts

vermutet Husedžinović, dass es in Banja Luka im Bereich von Gornji Šeher ein Kloster mit

einer kleinen Anzahl von Mönchen gab (Husedžinović 2005: 62–67). Dies bedeutet, dass

es spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert eine Diözese in der benachbarten

Stadt gab, und in Banja Luka ein Kloster in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (siehe

u. a. www.biskupija-banjaluka.org/dekanati_/bl_banja-luka.html, Vego 1957: 92, 120,

Ravlić 1979: 10).

Abb. 18: Stećci-Grabsteine in Lusići bei Banja Luka

Auch die für das mittelalterliche Königreich Bosnien typischen steinernen Grabmäler,

im wissenschaftlichen Sprachgebrauch unter dem Terminus Stećci bekannt, sind in einem

relativ weitläufigen Gebiet von Banja Luka weder zahlenmäßig noch formbetreffend

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vorhanden – im Gegensatz zu den anderen Teilen des Landes. Möglich ist allerdings, dass

es sich hierbei um Versäumnisse hinsichtlich der Erfassung, Katalogisierung und

Denkmalpflege handelt. Bešlagićs Register enthält 19 Nekropolen mit rund 850 Stećci. Die

Formen beschränken sich auf Platten und vorwiegend niedrige Tumben. Lediglich

27 Grabsteine beinhalten Reliefs. Das an sich reiche Reliefrepertoire der Stećci reduziert

sich auf die Motive der Mondsichel, der Rosette, des stilisierten Kreuzes und der Spirale.

Auch ist untypisch, dass es bis auf eine Ausnahme keine First-Tumben gibt, jene

Grabsteinform, die Häuser imitiert und das für Erscheinungsbild der Stećci eines der

charakteristischen Merkmale darstellt (Bešlagić 1971: 98ff., 450, Momirović 1953: 152).

Der Umstand, dass es so wenige Artefakte aus der mittelalterlichen Epoche in der

Gegend von Banja Luka gibt, kann mehrere Ursachen haben. Einerseits könnte es an der

bereits erwähnten kärglichen Forschungslage liegen, aber auch an den zahlreichen

Kriegen und Erdbeben, die der Stadt und der Umgebung Banja Lukas immer wieder große

Zerstörungen verursacht haben (siehe weiter unten). Auch zu berücksichtigen ist, dass

die Teile der Provinz Vrbas, als das Untere Ende (Donji Kraji) bezeichnet, erst im

14. Jahrhundert dem Bosnischen Königreich angegliedert wurden und deshalb die

typischen Baudenkmäler des mittelalterlichen Bosniens hier rar blieben. Schließlich, wie

Dubravko Lovrenović etwas überspitzt formuliert, war Donji Kraji die Grenzgegend und

somit der Bereich der den ungarischen und bosnischen Herrschern zeitweise dazu diente,

über die lokalen Fürsten ihre Kräfte als Gegner zu messen (Lovrenović D. 2006: 42). So

sind erst mit der Verlegung der Residenz der bosnischen Könige nach Jajce, einer lediglich

70 km von Banja Luka entfernten Stadt, auch Anzeichen einer Entwicklung dieser Gegend

gegeben. Darauf deutet auch die Erwähnung einer starken Festung sowie eines

Franziskanerklosters in Banja Luka im Jahre 1494 hin (vgl. Ravlić 1979: 10). Jedoch erst

nach der osmanischen Eroberung, als der Standort zu ihrem wichtigen militärischen

Stützpunkt ausgebaut wurde, entwickelte sich Banja Luka zu einer bedeutenden Stadt.

Die osmanische Eroberung des Königreichs Bosnien dauerte fast eineinhalb

Jahrhunderte, von 1388, der Schlacht bei Bileća, bis zur Einnahme der befestigten Stadt

Jajce im Jahre 1528, kurz nach der Niederlage der ungarischen Truppen gegen die

Osmanen in der Schlacht bei Mohác, bzw. über zwei Jahrhunderte, sofern Bihać, eine Stadt

im äußersten Nordwesten des heutigen Bosniens mitgerechnet wird, welche erst 1592

von den Osmanen erobert wurde, sowie die nahegelegene Ortschaft Podzvizd mit der

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Burg auf einem spitzen Berg (bei Vrnograč, heute Teil der Stadt Velika Kladuša), die,

obzwar sie viele Male Herren gewechselt hatte, erst im Jahre 1636 bzw. laut

Kreševljaković erst 1670 endgültig unterworfen wurde. Im Mittelalter und bis zur

osmanischen Eroberung lag Bihać mit der Umgebung außerhalb des Königreichs Bosnien

bzw. Sandžak-Bosniens (siehe dazu die Karte II, III und IV, sowie u. a. Kreševljaković 1953:

34, Vego 1957: 18, 34, 93, Lovrenović D. 2006: 41f.).

Karte II: Territoriale Aufteilung des Königreichs Bosnien nach der Ermordung des Königs Stefan Tomašević, 1463

Bis zur Ermordung des bosnischen Königs, Stefan Tomašević aus der Familie

Kotromanić, im Jahre 1463 und der darauffolgenden Bildung des Sandžak Bosniens wurde

das Territorium des feudalen bosnischen Staates, welches von vielen Fürsten auf lokaler

Ebene verwaltet wurde, lange nicht von den Osmanen bezwungen. Innerhalb dieser

verheerenden Zeit wurden zahlreiche Kämpfe im Gebiet von Bosnien und der

Herzegowina geführt, und sogar zwei bosnische Könige nahezu zeitgleich ausgerufen. Im

Jahre 1465, zwei Jahre nach der Ermordung des legitimen Königs von Bosnien, wurde

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Matija Radivojević, aus derselben bosnischen Herrscherdynastie Kotromanić, von den

Osmanen zum König des „Bosnischen Königtums“ eingesetzt, während die Ungarn Nikola

von Ilok aus der slawonischen Fürstenfamilie zum bosnischen König ausriefen. Diese

Episode dauerte im ersten Fall bis 1476 (wobei ab 1472 bis 1476 Matija Vojsalić Hrvatinić

von den Osmanen zum rechtmäßigen König Bosniens ernannt wurde), und im zweiten bis

1477.

Karte III: Ungarn und das Osmanische Reich um 1503

Ivan Lovrenović analysiert das Verhältnis der Osmanen gegenüber Bosnien

hinsichtlich der ungewöhnlichen Vorgehensweise, einen aus einem lokalen

Herrschergeschlecht Bosniens zum Herrscher auszurufen, wie folgt:

„Wenngleich es nur eine formale Konzession, genaugenommen ein diplomatischer

Trick war, so handelt es sich dabei um einen Präzedenzfall in der türkischen

Eroberungspraxis, der die außerordentliche Wichtigkeit Bosniens in den globalen

Plänen der Türken zeigt, aber auch die Beachtung (allerdings auch Ausnützung)

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verwurzelter Traditionen und Kontinuitäten, mit denen sich die Türken in Bosnien

konfrontiert sahen, enthält“ (Lovrenović I. 1998: 77).

Die vorerst größeren, dann durch die ständigen Niederlagen im Kampf mit den

Osmanen kleiner gewordene Teile Herzegowinas hielten sich im Widerstand bis in das

Jahr 1482. Die Stadt Jajce, etwa 70 km südlich von Banja Luka gelegen, war die letzte

Residenz der bosnischen Könige. Obwohl sie 1463 erobert wurde, schafften es die

Bosnier, die osmanischen Truppen zu verdrängen, und trotz ständiger Angriffe und

Belagerungen wehrten sie mithilfe Ungarns die Osmanen von der Stadt 65 Jahre ab. Erst

im Jahre 1528 wurde Jajce endgültig besiegt (siehe dazu Lovrenović I. 1998: 73–79).

Karte IV: Grenze Bosniens zwischen zwei rivalisierende Reiche um 1503 (Ausschnitt, Karte III)

Etwa zu dieser Zeit kam auch Banja Luka unter osmanische Herrschaft. Die Stadt

Vrbaški Grad, die möglicherweise im Bereich des heutigen Donji Šeher lag, soll dabei vom

Verteidiger der Festung, Andrija Radatović, in Brand gesetzt worden sein, nachdem die

Einnahme durch die Osmanen nicht mehr verhindert werden konnte (Ravlić 1979: 10).

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DIE EPOCHE DER OSMANISCHEN HERRSCHAFT

Etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts, zur Zeit der Herrschaft Süleymans I. (1520–

1566) und Selims II. (1566–1574), erlebte Bosnien die rasanteste Entwicklung seiner

Geschichte. Dadurch, dass die Osmanen in Bosnien das kulturelle Erbe sowie auch die

konfessionelle Vielfallt akzeptierten, war es ebenfalls in dieser Zeit, dass es zur

„Profilierung des multikulturellen Mosaiks“ , eines muslimisch-orientalischen,

katholisch-kroatischen, orthodox-serbischen, jüdisch-sephardischen Kulturkontextes

kam (Lovrenović I. 1998: 223). Es war dies die Zeit der größten Expansion des

Osmanischen Reiches nach Norden, in Richtung Kroatien und Ungarn, und nach

Nordwesten, in Richtung Österreich. Dies ist auch die Zeit der Entwicklung und Gründung

von Städten innerhalb des Reiches nach vorwiegend osmanischen Standards mit

architektonischen Bauwerken orientalischer Prägung. Die Gründung der Städte und die

Errichtung der Verkehrsverbindungen, wie Lovrenović ausführt, war der „auffallendste

ökonomisch-zivilisatorische Zug dieser Periode in Bosnien“ (Lovrenović I. 1998: 82).

Für den Ausbau der mittelalterlichen Siedlungen und die Entstehung neuer Städte

waren zwar geostrategische Faktoren bedeutsam, denn diese bestimmten die

Positionierung einer Siedlung bzw. einer Stadt, doch das Entscheidende scheint die

geistige Einstellung wohlhabender Menschen der islamischen(-osmanischen) Kultur

gewesen zu sein, die es als gottgefällige Pflicht ansahen - begründet durch den Koran

(Suren 3:92, 9:41, 18:46 und 22:77) - das eigene Gut für Aufbau gemeinnütziger

Einrichtungen zu stiften. Diesen frommen Stiftungen, Waqf bzw. Vakıf (in Bosnien Vakuf)

genannt, ist die Entstehung unzähliger Moscheen, Brücken, öffentlicher Brunnen,

unterschiedlicher sozialer Bauten und sogar die Erbauung ganzer Städte mit kompletter

Infrastruktur und allen dazu notwendigen sozialen und kulturellen Einrichtungen in

Bosnien-Herzegowina zu verdanken. Dies spiegelt sich in manchen Ortsnamen wider, wie

beispielsweise Kulen Vakuf, Skender Vakuf/heute Kneževo, Donji Vakuf, Gornji

Vakuf/heute Gornji Vakuf-Uskoplje (siehe dazu u. a. Begović 1963: 13–25, Mašović 1983,

Hrvačić 2001: 6–16, 46–51, Husedžinović 2005: 87–90).

Für die Entwicklung Banja Lukas in der Epoche der osmanischen Herrschaft waren

die frommen Stiftungen zweier Personen ausschlaggebend, die Waqf des Sofi Muhamed-

Pascha (später durch Namensänderung Sofi Mehmed-Pascha, siehe Ravlić 2002: 319) und

16

die Waqf des Ferhad-Pascha Sokolovićs. Zu ihren Lebzeiten gehörten beide Stifter zugleich

zu den staatsmännischen Persönlichkeiten im damaligen Bosnien-Herzegowina.

Kurz nach dem Einzug der osmanischen Truppen unter der Führung des Gazi Husrev-

Begs in Banja Luka änderte sich das Leben in der Stadt und der Umgebung völlig. Als

Grenzgegend und strategisch wichtiger Stützpunkt wurden in Banja Luka militärische

Vorkehrungen getroffen, die den Ausbau der Stadt verlangten. Mit der Berufung des

neuen Verwalters für Bosnien, Sofi Mehmed-Pascha im Jahre 1553, wird meist

angenommen, dass ab diesem Zeitpunkt Banja Luka als Hauptstadt des Sandžak Bosniens

fungierte. Diese Annahme ist fraglich, denn Sofi Mehmed-Pascha kam erst ein Jahr nach

seiner Ernennung zum Verwalter nach Bosnien, und in den drei darauffolgenden Jahren

machte er zwar Banja Luka zu seinem Verwaltungssitz, jedoch bereits im Jahre 1557

wurde er als Provinz-Gouverneure (Beglerbeg/Beylerbey) nach Budapest gesandt, und

über seinen Nachfolger in Bosnien, Hadim Ali-Pascha, ist nicht bekannt, ob er jemals in

Banja Luka war. Sabira Husedžinović, eine der Expertinnen für die Kunst und Kultur Banja

Lukas, ist daher der Ansicht, dass nur ausgesagt werden kann, dass Banja Luka nach 1554

und vor 1563 zur Hauptstadt Sandžak Bosniens wurde (Husedžinović 2005: 75). Möglich

ist auch, dass Banja Luka wegen seiner Lage lediglich zeitweise notwendige

Verwaltungsämter der Provinz beherbergte und erst um das Jahr 1580 offiziell zum Sitz

des Verwalters erhoben wurde. Denn erst mit der Erweiterung der Stadt durch Ferhad-

Pascha Sokolović und der allgemeinen Vergrößerung des Gebietes waren die

Voraussetzungen für die Verlegung der Hauptstadt nach Banja Luka geschaffen. Dies

mindert die Bedeutung Banja Lukas zur damaligen Zeit keinesfalls, denn die Stadt war

eine der bedeutendsten militärischen Grenzfestungen, diente als Truppenstützpunkt und

umfasste alle notwendigen Verwaltungseinrichtungen für die Expansionsbestrebungen

der Osmanen nach Norden und nach Westen. So wurde im Jahre 1574 in der Festung

Kastel eine Kanonengießerei mit Pulverproduktion errichtet, um die Kriegsfront durch

rasche Waffenlieferungen zu unterstützen. Bis nach Klis wurde das osmanische Militär

mit den in Banja Luka produzierten Kanonen beliefert (vgl. Kreiser 2001, Ravlić

2002: 319, Husedžinović 2005: 71–79).

„Das Hauptzentrum für die Versorgung mit Eisen und Bronze war Bronzani Majdan

[eine Ortschaft innerhalb Banja Lukas]. Darüber hinaus, weil sie das Zentrum der

Militärindustrie war, spielte die Festung von Banja Luka im späten 16. und frühen

17

17. Jahrhundert eine wichtige Rolle […] in der Versorgung der osmanischen Einheiten

und der Mannschaft mit Nahrungsmitteln, insbesondere für die westliche Front. In

der Festung von Banja Luka wurde die Armee für etwaige Militärparaden

versammelt, und in ihr wurde auch der Sold ausgezahlt“ (Husedžinović 2005: 79–80).

Mit den Osmanen zog eine neue Kultur ein und eine andere Seinsordnung. Dadurch,

dass die osmanische Eroberung nicht flächendeckend und über viele Jahrzehnte erfolgte,

breitete sich die osmanisch-islamische Kultur in vielen Gegenden Bosnien-Herzegowinas

langsam aus, wodurch viele Bräuche wie auch religiöse Rituale auf lokaler Ebene in die

neue Kultur und damit auch in die in Bosnien-Herzegowina neue Religion integriert

wurden. Im Unterscheid zu jenen Städten, die vor den Osmanen aufgrund der Bergwerke,

der ragusanischen Kaufleute und Handelsmärkte Zentren waren und eine

Umstrukturierung sowie die islamisch-orientalische Kultur nur zögernd aufnahmen,

erlebte Banja Luka bis in die 40er Jahre des 17. Jahrhunderts eine bemerkenswerte

Entwicklung. Denn die Stadt wurde am Höhepunkt der Macht des Osmanischen Reiches

eingenommen, ein Jahr vor der großen Invasion in Richtung Wien, sodass die

Veränderungen in der Stadt und Umgebung rasanter vonstattengingen und alle

Lebensbereiche umfassten.

Gleich nach dem Einzug der osmanischen Truppen in Banja Luka 1528 wurde „im

Namen“ des Sultans Süleymān I. eine Moschee errichtet, und, dem Stifter entsprechend,

„Kaisermoschee“ (Careva džamija) genannt (seit 1957 existiert sie nicht mehr). Um sie

herum, auf dem linken Ufer des Flusses Vrbas, entstand das erste osmanisch geprägte

Viertel. Auf dem rechten Ufer, im Gebiet Gornji Šeher, wurde Banja Luka durch eine

Stiftung Sofi Mehmed-Paschas ausgebaut. Die von ihm gestiftete Brücke verband beide

Stadtviertel. Sofi Mehmed-Pascha gilt als erster Förderer Banja Lukas. Sein Waqf hat

sowohl zur Stadtentwicklung als auch zur Erhebung Banja Lukas zur Hauptstadt Sandžak

Bosniens maßgeblich beigetragen hat. Seine Herkunft ist umstritten; möglich ist, dass er

bosnischer oder auch bulgarischer Abstammung war. Bekannt ist, dass er in Sofia eine

Moschee gestiftet hat. In Bosnien residierte er vorerst in Sarajevo und in Travnik, bis er

auf die Anordnung des Sultans nach Banja Luka kam. Seine Stiftungsurkunde, verfasst

Ende 1554 und Anfang 1555 (Safar 962 bzw. zwischen 26. Dezember 1554 bis 4. Jänner

1555) stellt die älteste ihrer Art in Banja Luka dar, und das Verzeichnis sowie Angaben

18

seiner gestifteten Objekte bieten eines der besten Zeugnisse über den Entwicklungsstand

dieser Gegend in der frühosmanischen Phase.

Abb. 19: Die Brücke über den Vrbas aus dem 16. Jahrhundert, Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert

Obzwar er nur drei Jahre in Banja Luka lebte, umfasste die Stiftung Mehmed-Paschas

zahlreiche Bauten, die er auf legitim erworbenen großen Teilen im Stadtinneren errichten

ließ: eine Moschee und ein ihr zugehöriges Haus, eine Karawanserei mit 20 Räumen, ein

Hammām, 69 Läden, vier Mühlen sowie die erste Brücke über den Fluss Vrbas in der Stadt.

Die meisten Bauten wurden in Gornji Šeher errichtet, angeschlossen an die

mittelalterliche Architektur und die bereits vorhandene Infrastruktur (vgl. Bejtić 1953:

95ff., Mujezinović 1998: 126, Ravlić 2002: 319–322, Husedžinović 2005: 91–96).

Nahe den Bauten der Sofi Mehmed-Pascha Stiftung in Gornji Šeher wurden weitere

Viertel angelegt. Diese Stadtviertel besaßen als Zentrum meist eine Moschee und um diese

herum Märkte und meist zweigeschossige Wohnbauten mit hohen Mauern, die auch

Gärten mit umfassten. Auch diese Moscheen waren Stiftungen wohlhabender Bürger, so

dass die Viertel, und häufig auch die Moscheen, nach dem jeweiligen Stifter benannt

wurden. Bis zum Ende des 16. Jahrhundert gab es in Gornji Šeher zehn Stadtviertel. Die

meisten Moscheen wurden im 20. Jahrhundert, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg,

zerstört (siehe dazu Husedžinović 2005: 91–104).

19

Die Moschee Sofi Muhamed-Paschas war

die zweite in Banja Luka, und wurde auf dem

rechten Flussufer des Vrbas im typischen Stil

der Moschee-Architektur des 16. Jahrhunderts

erbaut, als rechteckiger Bau mit einem

schlanken aus Stein erbauten Minarett und

einer hohen Kuppel. Diese Beschreibung

entstammt der Stiftungsurkunde, während sich

das Aussehen der Moschee – bis zu ihrer

endgültigen Zerstörung im Zuge der ethnischen

Säuberung und der mit Gewalt erzwungenen

„kultur-historischen Umstrukturierung“ der

serbischen Okkupationspolitik – im Laufe der

Jahrhunderte mehrmals verändert hat. Wie die

Moschee ursprünglich im 16. Jahrhundert

ausgesehen haben könnte, hat Husedžinović

anhand von Angaben in der Stiftungsurkunde zu

rekonstruieren versucht (Abb. 20).

Abb. 20: Sofi Mehmed-Pascha Moschee, das mögliche Aussehen nach Husedžinović

2005: 221

Ein besonderes Merkmal dieser Moschee war eine quadratische Vertiefung im Boden

des zentralen Gebetsraumes. Dadurch bekam sie den umgangssprachlichen Namen

Gruben-Moschee (Jama-džamija). Welchen Zweck diese, ca. 1 m² große und nicht allzu

tiefe Grube hatte, bleibt ein Rätsel. Husedžinović ist der Ansicht, dass es dem Stifter zur

Kontemplation diente (Husedžinović 2005: 92). Eine derartige Vertiefung innerhalb eines

Gebetraumes wurde bei keiner Moschee in Bosnien-Herzegowina entdeckt. Einige

Kunsthistoriker des Balkanraums vermuten, dass diese Moschee ein Bauwerk des

Istanbuler Architekten Sinan (Yusuf Sinan bin Abdullah/Koca Mimar Sinan Aga, 1490–

1588) sein könnte. Die Vermutung stützt sich u. a. auf die Annahme, dass der Auftraggeber

einer Moschee in Sofia (der sog. Schwarzen Moschee), Bosnali Mehmed Pascha, ident mit

Sofi Mehmed Pascha sei. Nachdem das Aussehen der Moschee wiederholt verändert

wurde und die Historiographie unzureichend ist, bleibt auch bei dieser Moschee der

Architekt unbekannt, wie es bei den meisten Moscheen dieser Zeit in Bosnien und der

Herzegowina der Fall ist. Aufgrund des stabilen Baus und des Materials ist lediglich das

Minarett bis in das 20. Jahrhundert erhalten geblieben, das Gebäude selbst wurde

20

mindestens einmal neu errichtet, entweder nach den Zerstörungen durch die

österreichischen Truppen im Jahre 1688 oder nach einem starken Erdbeben im

18. Jahrhundert. Möglich ist auch, dass sie beide Male neu erbaut werden musste. Große

Umbau- und Sanierungsarbeiten fanden auch im 20. Jahrhundert statt. Nach dem

verheerenden Erdbeben im Jahre 1969, welches große Teile Banja Lukas vernichtete,

wurde nahezu alle aus Holz gefertigten Teile (Dachstuhl, Kuppelteile und Säulen sowie

die Ausstattung im Inneren) durch Beton ersetzt. Räumlich betrachtet, war die Moschee

des Sofi Muhamed-Paschas die größte in Banja Luka und stand unter dem Schutz des

UNESCO-Kulturerbes. Im Jahre 1993 wurde sie von serbischen Extremisten gesprengt

(vgl. Husedžinović 2005: 209ff., Ravlić 1970, ders. 2002: 171f.).

Abb. 21: Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte

Den größten Ausbau erlebte die Stadt Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts

unter der Verwaltung von Ferhad-Pascha Sokolović, dem bedeutendsten Stifter von Banja

Luka. Über seinen Tod hinaus setzte er Maßnahmen durch, um die Stadt zu einem

kulturpolitischen Zentrum der Region zu machen. Dazu gehörten in erster Linie die

Verlegung des Hauptsitzes der osmanischen Verwaltung Bosniens von Travnik nach

Banja Luka und eine spätere Stiftung mit zukunftsfördernden Auflagen.

21

Über Ferhad-Pascha ist bekannt, dass er bosnischer

Herkunft war und seine Familie dem mittelalterlichen

bosnischen Adel angehörte. Auch Fojnički Grbovnik, eine

Wappensammlung der Adelsfamilien des Königreichs

Bosnien, enthält den Wappen der Familie Sokolovich.

Die Familie Sokolović gehörte einer zum Islam

konvertierten bosnischen Familie an und stammte aus

dem gleichnamigen Ort in der Nähe von Rudo (nach

Ravlić 2002: 16) oder von Rogatica (nach Husedžinović

2005: 80). Den Erfolg der Familie im Osmanischen Reich

ermöglichte einerseits die Konvertierung zum Islam und

Abb. 22. Das mittelalterliche

Wappen der Familie Sokolovich, Fojnički Grbovnik

anderseits das – an bosnische Verhältnisse zu einem geringen Teil angepasste –

osmanische Feudalsystem. Dieses war auf militärische Ordnungsprinzipien aufgebaut,

was eine völlige Kontrolle des Besitzes und des Landes durch den Staat ermöglichte. Das

Feudalsystem im vorosmanischen Bosnien hingegen gründete auf dem Prinzip des

Stammeserbes. Wie in vielen Bereichen so auch hier, erlaubten es die Osmanen in

Bosnien, die Gesetze so zu modifizieren, dass diese der Tradition in Bosnien zumindest

ansatzweise angepasst werden konnten. Obwohl die osmanische Regierung das

Entstehen großer Feudalherren einzudämmen versuchte, führte sie das Timar

(Kleinlehen) ein, damit die vorosmanischen Adeligen, die dem Sultan Treu schworen und

den Islam annahmen, ihre Besitzungen weiterhin „verwalten“ konnten. Ebenfalls

ermöglichte die Einführung von Hauptmannschaften in gewisser Weise die

Weiterführung des Stammeserbes. So konnten die bosnischen feudalen Familien durch

den Übertritt zum Islam eigene Besitzungen behalten, durften Karriere machen und

später, untypisch für andere von den Osmanen verwaltete Gebiete, die erworbenen Titel

und Besitzungen vererben (vgl. u. a. Malcolm 1996: 66ff., Lovrenović I. 1998: 81,

Husedžinović 2005: 81).

Folglich gelang mehreren Mitgliedern der Familie Sokolović ein bemerkenswerter

Karriereaufstieg, so dass sie zur erfolgreichsten Regierungsspitze dieser Epoche in

Bosnien gehörten. Einer der bedeutsamsten Familienmitglieder war Mehmed-Pascha

Sokolović (Sokollu Mehmed Pascha), mit der Tochter des Sultan Selims II., Prinzessin

Ismihan verheiratet, und Großwesir (Minister) unter drei Sultanen, Süleyman I., Selim II.

und Murad III. Wahrscheinlich waren es gerade die Bemühungen Mehmed-Paschas, dass

22

viele Verwalter Sandžak Bosniens aus der Familie Sokolović entstammten: Kara Mustafa-

Beg Sokolović (1555–1557), Hasan-Beg Sokolović (1561–1562), Mustafa-Beg Sokolović

(1564–1566), Mehmed-Beg Sokolović (1566–1568, 1568–1574) und Ferhad-Beg (1574–

1580), bzw. später Provinz-Gouverneur, Ferhad-Pascha Sokolović (1580–1588).

Die Familie Sokolović ist insofern von großer Bedeutung, als sie die kulturpolitischen

und gesellschaftlichen Verhältnisse im damaligen Bosnien-Herzegowina widerspiegelt.

Zwar war Mehmed-Pascha Sokolović durch Knabenlese nach Istanbul gekommen, wo ihm

nach einer strengen Ausbildung der Karriereaufstieg gelang, aber auch jene

Familienmitglieder, die der christlichen Religion treu blieben, konnten, sofern sie dem

Sultan gegenüber loyal waren, hohe Ämter erreichen. So war einer seiner engsten

Verwandten, möglicherweise sein Bruder oder Sohn eines Bruders, Makarius (Makarije)

Sokolović, von 1557–1571 der Patriarch von Peć (vgl. Malcolm 1996: 66, Husedžinović

2005: 75ff., Ravlić 2002: 16ff.).

Ferhad-Beg Sokolović, ein Feldherr und an

zahlreichen Eroberungen der benachbarten

Gegenden beteiligt, wurde im Jahre 1574 zum

Verwalter Bosniens berufen. Seine militärischen

Aktionen führten ihn auch nach Nordwesten, wo er

gegen die österreichischen Truppen kämpfte. In der

Schlacht bei Budaschki (Budački) schlug er die

Truppen des Oberbefehlshabers der kroatischen und

slawonischen Militärgrenze, Herbard VIII. Freiherr

von und zu Auersperg. Bei dieser Schlacht am

22. September 1575 kam Auersperg ums Leben. Im

Kampf fielen zudem auch seine Gefährten, Friedrich

Abb. 23: Ferhad-Pascha Sokolović

von Weixelberg (Weichselberg) und Daniel von Tettau. Sein 22-jähriger Sohn Wolf

Engelbrecht wurde gefangen genommen und nach Istanbul verschleppt. Acht Monate

später wurde der Sohn von Auersperg gegen ein Lösegeld von 30.000 Golddukaten

(Thaler), freigelassen. Mit dem Lösegeld wurde der Bau der Ferhadija-Moschee finanziert

(siehe unten). Als die Ausdehnung des Osmanischen Reiches die Formierung neuer

selbständig verwalteter Provinzen notwendig machte, wurde Bosnien im Jahre 1580 – es

umfasste ein größeres Territorium als einst als Königreich am Höhepunkt der Herrschaft

23

der Familie Kotromanić – zur Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches, und Ferhad-

Pascha Sokolović, nun auf einen höheren Rang erhoben, wurde zum ersten Beglerbeg

(Beylerbey bzw. Provinz-Gouverneur) des Eyalets Bosnien (Paschalik Bosnien) ernannt.

Im Jahre 1588 verließ er Bosnien, da er zum Wesir von Buda berufen wurde. Als er zwei

Jahre später durch eine Verschwörung seiner Gegner von einem seiner Diener ermordet

wurde, wurde sein Leichnam nach Banja Luka gebracht und im Mausoleum neben der von

ihm gestifteten Ferhadija-Moschee bestattet. Die Nachkommen Ferhad-Paschas blieben

in Banja Luka ansässig. Husedžinović ist der Ansicht, dass sich jede Spur über die Familie

Sokolović in Banja Luka ab dem 18. Jahrhundert verliert (Husedžinović 2005: 81),

während Ravlić überzeugend argumentiert, dass die Familienlinie Ćerimpašić-Sokolović

direkte Nachfahren des Ferhad-Paschas sind und gewiss bis in die 1990er in Banja Luka

lebten (vgl. Dimitz 1875: 51–57, Hrvačić 2001: 55f., Ravlić 2002: 16–23, Husedžinović

2005: 79, 81, 227).

Karte V: Eyalet Bosnien

Als Banja Luka nun offiziell zum Sitz des Sandschak-Begs bzw. Beglerbegs des Eyalets

wurde, waren die baulichen Maßnahmen nicht mehr hauptsächlich auf die Verwaltung

und auf Militärbedürfnisse ausgerichtet, sondern erfassten auch die Bereiche des

24

kulturellen und sozialen Lebens. Die von Sofi-Mehmed Pascha gestifteten Bauten und die

Entwicklung der Stadt konzentrierten sich auf die bereits vorhandene Struktur im

Stadtteil Gornji Šeher. Für eine Erweiterung der Stadt zur Hauptstadt der Provinz war

der Raum zu beengt. Daher traf Gazi Ferhad-Pascha Sokolović eine völlig andere

Entscheidung und verlegte das Zentrum in die Ebene, in die Nähe der Festung Kastel.

Damit war die künftige Ausdehnung der Stadt gewährleistet. Banja Luka wurde nach

einem orientalischen Städtebau-Konzept und nach der Bautradition aus Istanbul

angelegt. Entwicklung und Aufblühen Banja Lukas gingen parallel mit dem Aufstieg des

Osmanischen Reiches. „Diese Zeit war durch die Tätigkeit zweier großer Architekten,

Mimar Hajrudin und Koca Mimar Sinan, gekennzeichnet. Sie haben dieser Phase der

osmanischen Architektur – genannt die türkische Renaissance – ihr Gepräge gegeben.“

(Husedžinović 2005: 83).

Karte VI: Stadtplan Banja Lukas im 18. Jahrhundert

Der bedeutendste Bau dieser Periode in Banja Luka war eindeutig die Ferhadija, die

von Ferhad-Pascha gestiftete Moschee. Auf der Widmungs-Steintafel über dem Eingang,

in der arabischen Nasḫī-Schrift geschrieben, stand die Jahreszahl 987 nach dem

islamischem Kalender, d. h. die Moschee wurde im Jahre 1579 errichtet. Für den

Architekten, dessen Name nicht ermittelt werden konnte, wird angenommen, dass er ein

25

Schüler des Mimar Sinans war (Husedžinović 2005: 302). Die Moschee wurde von

serbischen Extremisten im Jahre 1993 gesprengt und befindet sich in Wiederaufbau

(siehe weiter unten).

Abb. 24–27: Die Ferhadija-Moschee

Der gesamte Komplex der Moschee umfasste ein relativ großes Areal, gegenwärtig

zwischen zwei Straßen. Im gartenähnlichem Innenhof der Moschee befinden sich ein alter

Friedhof, drei überkuppelte Mausoleen an drei Ecken des Grundstücks (eine von ihnen

von Ferhad-Pascha), und zwischen dem Eingangstor und dem Eingangsbereich der

Moschee ein Šadrvan-Brunnen (Şadırvan, Reinigungsbrunnen), der durch seinen

zweifachen Baldachin eine außerordentliche Kombination von Schmiedeeisenkunst und

leicht wirkendem Steinbau darstellt.

26

Abb. 28: Ferhad Paschas-Mausoleum Abb. 29: Šadrvan-Brunnen Abb. 30: Sahat-kula - Uhrturm

Abb. 31: Ferhadija, Grundriss mit Mausoleen und Šadrvan-Brunnen (nach E. H. Aywerdi; Husedžinović 2005: 230)

Abb. 32: Ferhadija, 3-D Darstellung (Husedžinović 2005: 239)

Etwas seitlich im Nordosten liegt das zweigeschossige Haus des Imams, welches die

Zerstörungen von 1993 überstanden hat (hier im Grundriss nicht verzeichnet). Zu beiden

Straßenseiten gab eine Eisengittermauer auf einem steinernen Fundament und einem

hohen, fein bearbeiteten steinernen Tor. Dem ganzen Ensemble wurde auch ein Sahat-

kula (Uhrturm) hinzugefügt.

27

Wie die Gazi Husrev-Beg Moschee in Sarajevo,

spiegelt die Bauart der Ferhadija die frühe Phase der

sakralen Bauformen der klassischen osmanischen

Architektur des 16. Jahrhunderts wider. Im

Unterschied zum üblichen Moscheetypus, der in

Bosnien-Herzegowina bis in das 18. Jahrhundert

bevorzugt wurde und dessen Merkmal ein mit einer

Kuppel überdachter Betraum ist, wurden die Gazi

Husrev-Beg Moschee und die Ferhadija nach dem

Prinzip des Mehrkuppelbaus errichtet.

Von der Größe her, ca. 18 x 14 m, gehörte sie zu den

mittelgroßen Moscheen. Zum Hauptraum gelangte man

über einen die ganze Länge der Moschee

einnehmenden offenen Torbau. Im Inneren öffnete sich

ein großes Bethaus, bestehend aus einem zentralen

quadratischen Raum, dem erhöhten Mihrab-Bereich

und „Seitenräumen“. Über dem zentralen Raum erhob

sich eine hohe Tambourkuppel, deren Druck über

Hängezwickel auf die Spitzbögen der Baukonstruktion

übertragen wurde. Der Mihrab-Bereich, gleich breit

und halb so tief wie der Zentralraum, wurde von einer

Halbkuppel, die Seitenbereiche jeweils von einem

Halb-Tonnengewölbe überdacht. So erschließt sich ein

breiter Raum ohne Zwischenwände, der an Harmonie

und Länge durch den fortgesetzten Bereich des

Mihrabs gewann. Das Vorhaus, als dreiteiliger Torbau

mit vier Säulen und drei Spitzbögen auf der Vorderseite

und jeweils einem an den Flanken, wurde von drei

kleineren Kuppeln überdacht. Der mittlere Teil des

Torbaus diente als Eingang zum Moschee-Portal, und

die leicht erhöhten seitlichen, als offene Gebetsräume.

Rechts, mit der Mauer verbunden auf einem

Abb. 33: Ferhadija, Hauptfassade bzw. Nordwest-Fassade (Husedžinović

2005: 235)

Abb. 34: Ferhadija, Schnitt (Husedžinović 2005: 234)

28

polygonalen Grundriss, stand das 42,70 m hohe

Minarett.

Abb. 35: Ferhadija, Südost-Fassade

(Husedžinović 2005: 238) Abb. 36: Ferhadija, Südwest-Fassade

(Husedžinović 2005: 236) Abb. 37: Ferhadija, Nordost-

Fassade (Husedžinović 2005: 237)

Obzwar die Ferhadija keine beeindruckenden Ausmaße besaß, wurde sie um 1660

vom osmanischen Chronisten und Reiseschriftsteller Evlija Čelebi als „kaiserliche

Moschee“ bezeichnet (Čelebi [1660] 1979: 214). Tatsächlich ist sie, wenn auch in ihren

Proportionen und stilistischen Elementen einigen „Ein-Kuppel-Moscheen“ ähnlich (u. a.

der Aladža-Moschee in Foča, der Karađoz-Moschee in Mostar oder der Ferhad-Beg-

Moschee in Sarajevo), in ihrer Raumgestaltung einzigartig in Bosnien-Herzegowina. Die

Kuppel im Inneren lehnt sich nicht an die Wände sondern an Spitzbögen, und die

Harmonie ihrer Einzelteile, insbesondere im Innenraum, schuf „einen idealen Kreis auf

einem idealen Quadrat“ (Husedžinović 2005: 261, 301ff.). Andrejević und Husedžinović

sind der Ansicht, dass die Moschee des Sultan Murad III. in Manisa von Mimar Sinan

(fertiggestellt durch seinen Schüler Mimar Mahmud) eine vergleichbare architektonische

Lösung besitzt (siehe Andrejević 1984: 59, 69, Husedžinović 2005: 302–333, Korn 2012:

97ff.).

Die Ferhadija war überdies eine der besonders lichtdurchfluteten Moscheen am

Balkan. Die untere Zone der Moschee besaß zwei Nischen und zehn Fenster, die obere

29

zwölf leicht schmälere Fenster, und die Vorderfassade, oberhalb der mittleren Kuppel des

Torbaus, weitere drei Fenster; die Tambourkuppel umspannten zwölf, und die

Halbkuppel fünf Fensteröffnungen. Der Betraum bekam somit außergewöhnlich viel

Tageslicht, wobei der Bereich des Mihrabs am intensivsten beleuchtet war. Die Absicht

hinter der erhöhten Belichtung des Betraumes erklären einige Kunsthistoriker mit den

Glaubensgrundsätzen des Islams, so wird beispielsweise in der Koran-Sure 24:35 Gott als

Licht des Himmels und der Erde gepriesen (siehe Husedžinović 2005: 243). Da der obere

Bereich der Moschee als Himmelssphäre verstanden wird, soll dieser besonders luminös

sein.

Abb. 38: Ferhadija, Halbkuppel Abb. 39: Ferhadija, Kuppel

Der einheitlich und harmonisch wirkende Bau der Ferhadija sowie ihre Proportionen

werden in ähnlicher Weise begründet. Als Längeneinheit im Osmanischen Reich galt die

arşın (Arschin, Arshin, Aršin bzw. Elle), wobei es verschiedene Grundberechnungen gab,

so auch im Bauwesen (Mimari arşın). Obzwar Kurent und Hamidović unterschiedliche

Berechnungsmodule vorlegen, vertreten beide den Standpunkt, dass der Ferhadija ein

Zahlensystem unterlag. Kurent ist der Ansicht, dass die Moschee einen Mikrokosmos

darstellt, dessen Grundsymbolik die Zahlen drei, vier und fünf sind (Kurent 1983: 245–

249). Beispielsweise lässt sich das auch äußerlich an verschiedenen Bauelementen

ablesen: drei Kuppeln über dem Torbau werden von vier Säulen und fünf Bögen getragen

etc. Hamidović, leitender Architekt des Wiederaufbaus der Ferhadija, schreibt der Zahl

30

zwölf eine besondere Bedeutung zu. Gazi Ferhad-Pascha soll dem Derwisch-Orden der

Bektaschi angehört haben die der Zahl zwölf eine metaphysische Bedeutung zusprechen.

Nach Hamidović, und dem von ihm festgestellten Einheitsmodul des kleinen und großen

Arschins, wiederholt sich die Zahl zwölf in allen Bauelementen; beispielsweise zehn

Fenster und zwei Nischen im unteren Bereich ergeben die Zahl zwölf, im oberen Bereich

gibt es zwölf Fenster, der Minbar (Kanzel) besitzt zwölf Stufen und der Šadrvan zwölf

Wasserhähne etc. Dasselbe betrifft auch die Grundmaße der Moschee (Acta Arch. 2: 19).

Nachdem sich drei, vier und fünf auf die Zahl zwölf addieren, scheint es, dass sich beide

Wissenschaftler eigentlich ergänzen und nicht widersprechen (siehe u. a. Acta Arch. 2: 19,

Bejtić 1953: 99ff., Egli 1976: 292, Kurent 1983: 245–249, Husedžinović 2005: 269–333).

Abb. 40: Ferhadija, Mihrab Abb. 41: Ferhadija, Minbar Abb. 42: Ferhadija, innen

Die Innenausstattung der Ferhadija bestand, vereinfacht ausgedrückt, aus

Mihrab/Gebetsnische, Minbar/Kanzel und Mahfil/Galerie. Diese waren durch ihre

Dekoration entsprechend hervorgehoben, wobei die Moschee trotz ihrem aufwändig

wirkenden Dekorationssystem im Detail schlicht gehalten war. Die reichverziert

wirkende Atmosphäre ergab sich durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien

(verschiedene Steinarten, Stuck, Metallgitter, Holz), die Betonung architektonischer

Elemente (Stalaktiten-Kapitelle, profilierte Steinrahmung der Fenster mit angedeuteten

Rund- und Spitzbögen, Fenstergitter, Bemalung der Pendentifs etc.), die farbkräftige

Arabesken-Ausmalung und die Kalligraphie, sowie durch die Lichtregie mittels

zahlreicher Fensteröffnungen. Die dekorativen Elemente waren von einfachen

geometrischen Formen bestimmt, sodass auch die Stalaktiten auf ausgewogene Rhomben

und Dreiecke reduziert wurden. Was die Ausmalung – Gabelblattranken (Rumi

Arabesken) und Medaillons mit Blumenmotiven – betrifft, so ist aufgrund der wenigen

31

erhaltenen Dokumente unsicher, wann diese ausgeführt wurde (siehe dazu Husedžinović

2005: 269–296).

In der Zeit von 1574 bis 1587 ließ Gazi Ferhad-Pascha Sokolović in Banja Luka 215

Objekte errichten. Seine Stiftungsurkunde, verfasst im Januar 1587, legte genauestens

fest, wie die Objekte aus den Einnahmen finanziert, verwaltet und künftigen Erwartungen

angepasst werden sollten. Seine Nachkommen betraute er mit der Leitung der Stiftung,

sofern sie gebildet und klug sein würden. Überdies wurde angeordnet, welche Objekte aus

dem Gewinn der Stiftung noch zu errichten seien, u. a. eine Wasserleitung von Pavlovac,

die Erweiterung des Hamams (Bereich für Frauen), ein Besistan-Komplex (Warenhaus)

mit hundert Geschäften, eine Madrasa (Islamisch-theologische Hochschule,

vergleichbar mit damaligen Universitäten

Mitteleuropas) etc. Die Beschreibung Banja

Lukas von Čelebis in der zweiten Hälfte des

17. Jahrhunderts bestätigt sowohl die

Erbauung des Besistans als auch der Madrasa.

Es ist nicht feststellbar, wann der

mittelalterlich wirkende Uhrturm bzw. die

Sahat-kula errichtet wurde. Möglich ist ein

Zeitpunkt vor den Osmanen (um 1501), aber

auch zu Lebzeiten Ferhad-Paschas. In der

Stiftung ist nämlich die Entlohnung einer

Person für die Bedienung der Gewichte und die

Wartung der Uhr vorgeschrieben. Ob vor oder

zu den Lebzeiten Ferhad-Paschas errichtet,

war er vermutlich der

Abb. 43: Der Sahat-kula bei der Ferhadija

erste Sahat-kula in Bosnien-Herzegowina. Obwohl nach dem Straßenausbau auf der

anderen Straßenseite gelegen, gehörte der Sahat-kula dem Komplex der Ferhadija-

Moschee an. Der Uhrturm wurde von den serbischen Aggressoren ebenfalls im Mai 1993

gesprengt (vgl. u. a. LEJ I: 169, 374, 648, Čelebi [1660] 1979: 214f., Bejtić 1953: 103, Ravlić

2002: 312–318, Husedžinović 2005: 63, 106, 108, 354–373, sowie neben den oben

Genannten über die gestifteten Objekte Ferhad-Paschas u. a. Muftić 1941, Bejtić 1953: 97–

105, Fučić 1953: 117–121, Biško 1960: 81–90, Lovrenović I. 1980: 126, ders. 1998: 102,

Redžić 1982: 72, Kurent 1983: 245–249, Andrejević 1984: 43, 58, Ravlić 1996, ders. 2002:

32

16–23, 93–102, 103–106, Hrvačić 2001: 55f., 63, Acta Arch. 2, Husedžinović 2005: 75–79,

105–373).

Wegen Kriegen und Bränden haben sich zahlreiche Bauten nicht bis in das

20. Jahrhundert erhalten. Auch vor und nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Bauwerke,

vor allem zahlreiche Moscheen, abgerissen worden. Unter den Moscheen, die bis zur

serbischen Aggression in den 1990er Jahren bestanden haben, sind neben der Ferhadija

die Arnaudija- und Gazanferija-Moschee besonders erwähnenswert.

Die Arnaudija-Moschee, früher auch Deftedarija

genannt, wurde von Hasan-Defterdar, dem obersten

Finanzbeamten des Eyalet Bosniens und Freund von

Gazi Ferhad-Pascha, 1594/95 gestiftet. Möglich ist,

dass er albanischer Herkunft war, was der Name der

Moschee andeutet. Die relativ kleine, aus Kalkstein

erbaute Arnaudija-Moschee war etwas mehr als

10 x 10 m groß und wurde nach klassischer

Bauweise und nach der meist angewendeten Form

der Kuppel-Moscheen in Bosnien-Herzegowina

errichtet –

Abb. 44: Arnaudija, Grundriss nach Čelić und Gološ 1952 (Bejtić 1953: 107)

als ein Ein-Raum-Bethaus. Diese Bauart leitet sich von der seldschukischen Moschee-

Bauform ab. Die Kuppel der Arnaudija, auf einem hohen außen oktogonalen und innen

runden Tambour, lag auf der kräftigen Steinmauer des quadratischen Bethauses.

Beeindruckend war das schlanke Minarett der Moschee, das 2,5-mal höher als die Kuppel

war.

33

Abb. 45: Gazanferija, das

mögliche Aussehen im 16. Jhd. (ebd.: 439)

Abb. 46: Gazanferija, Südwest-Fassade

(ebd.: 433)

Abb. 47: Gazanferija, Nordwest-Fassade

(ebd.: 433)

Abb. 48: Arnaudija, Schnitt (Husedžinović 2005: 378)

Eine in Bosnien-Herzegowina recht seltene Besonderheit stellt das Mausoleum der

Moschee Arnaudija dar. Für den Stifter Hasan Defterdar und seine Gattin erichtet, war

dieses unmittelbar mit dem Gebetsraum verbunden. Dadurch ist die Arnaudija zu den

Grabesmoscheen zu zählen (vgl. Bejtić 1953: 103, 105–108, 111, Redžić 1982: 49ff., 72,

Korn 2012: 60ff., Husedžinović 2005: 374–428, 456–470).

Abb. 49: Gazanferija mit Mausoleen. 1952

Ein weiterer bedeutender Bau dieser Epoche war die Gazanfer-Beg Moschee,

Gazanferija genannt. Der Stifter der Moschee, Gazanfer-Beg, war ein wohlhabender

34

Zeitgenosse Ferhad-Paschas, mit dem Rang eines Timaren und Zaims. Die Anlage mit der

Moschee, einem Garten und zwei Mausoleen wirkte wie eine Burg, da die Mausoleen das

Eingangstor zum Garten flankierten und mit einer Mauer miteinander verbunden waren.

Die Moschee besaß einen quadratischen Grundriss mit den Maßen 10,95 x 10,95m und

war im 20. Jahrhundert mit einem Zeltdach überdacht. Der quadratischen Form wegen,

sowie nach dem Vermerk im Kriegsplan vom 1737, dass die Gazanferija eine

Kuppelmoschee ist, sind die meisten Kunsthistoriker berechtigterweise der Ansicht, dass

sie ursprünglich mit einer Kuppel errichtet wurde. Diese musste vor der Österreich-

Ungarischen Epoche zerstört und durch ein Zeltdach ersetzt worden sein. Zu dieser

Auffassung stimmt auch die hölzerne Kuppel, die sich unterhalb des Zeltdachs befand. Die

Kuppel war in der Zeit der österreichisch-ungarischen Verwaltung mit Ranken und

Blumenmotiven bemalt. Weil die Kuppel ohne Säulen und Stützen auf den steinernen

Wänden ruhte, wirkte der Raum der Moschee groß. Auch die Gazanferija besaß

ursprünglich einen offenen Torbau, dessen Mittelteil als Eingang und dessen Seiten mit

den angebrachten Mihrab-Nischen als offene Gebetsräume dienten. Diese Flanken

wurden vom Stiftungsverwalter im 20. Jahrhundert zu geschlossenen Gebetsbereichen

zugemauert (Bejtić 1953: 104f., 110f., Redžić 1982: 72, Husedžinović 2005: 429–450,

462–470). Beide Moscheen, die Arnaudija und die Gazanferija, wurden 1993 von

serbischen Extremisten gesprengt.

Abb. 50: Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte

35

Bis in das Jahr 1639 blieb Banja Luka Hauptstadt des Eyalet Bosniens. Als der

Verwaltungssitz nach Sarajevo verlegt wurde, stagnierte die Bautätigkeit in Banja Luka.

Der Reiseschriftsteller Evlija Čelebi hielt sich im November 1660 in Banja Luka auf. Seiner

Beschreibung nach war die Stadt im 17. Jahrhundert gut entwickelt und versammelte

zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten. Er zählte 45 Stadtviertel auf mit 45 Moscheen,

300 Geschäften sowie einem Besistan mit hundert Geschäften (aus der Stiftung Ferhad-

Paschas). Zudem eine Madrase (auch Ferhad-Paschas Stiftung), elf Mektebs (Schulen),

öffentliche Hamams (mit der Erläuterung, dass jedes bessere Haus einen eigenen sobali

hamam besitzen würde, also einen Hamam mit Ofen), Armenküche und 3.700

Stadtwohnhäuser in gutem Zustand. U. a. nennt er auch 70 Ausflugsstätten, und auch, dass

es zahlreiche Weingärten gab. Weiters begeisterte den Reiseschriftsteller die Kulinarik

Banja Lukas; seiner Beschreibung nach ist beispielsweise die kajmak baklava/Rahm-

Baklava weltweit die beste. Čelebi beeindruckte außerdem die Vogel-Kirsche; diese sei

geschmackvoller und größer als die persische, arabischer oder türkische. Wegen seiner

schnellen Abreise ist seine Beschreibung nicht ausführlich ausgefallen, jedoch, es ist

ersichtlich, dass Banja Luka, obwohl kleiner als Sarajevo, ein gut entwickeltes urbanes

Kulturzentrum der Grenzgegend war (vgl. Čelebi [1660] 1979: 212–218, Šabanović in

ebd. 30ff., www.thebookoftravels.org, sowie vgl. Džaja M. 1962: 6, Malcolm 1996: 70, 88,

Husedžinović 2005: 80, 537).

Bis zum Anbeginn der österreichisch-ungarischen Verwaltung in Bosnien-

Herzegowina 1878 wurden durch kriegerische Auseinandersetzungen in den beiden

Jahrhunderten davor zahlreiche wertvolle Objekte vernichtet. Gornji Šeher mit den

Bauten der Stiftung Sofi Mehmed-Paschas wurde 1688 bei dem Einfall der österreichisch-

ungarischen Truppen großteils zerstört. Auch die Festung Banja Lukas wurde damals

stark beschädigt. In dem 1736 begonnenem Krieg gegen die Osmanen haben sich

österreichisch-ungarische Truppen mit russischen verbündet. Bosnien wurde von vier

Seiten angegriffen, die befestigte Stadt Ostrovac, Bužim, Lješnica bei Zvornik und Banja

Luka. Auf Banja Luka wurde ein Korps von 17.000 Mann unter der Kommandantur des

Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen gerichtet, die Belagerung dauerte

von 24. Juli 1737 bis 4. August 1737. Die Militärkarten geben teilweise darüber

Aufschluss, welche Objekte bis dato bestanden hatten, jedoch nicht, welche in Gefechten

beschädigt oder vernichtet wurden. Mithilfe von Militärkarten, Kriegsplänen und der

staatlichen geodätischen und kartographischen Angaben, sowie der bisherigen

36

historischen Erfassungen, konnte Husedžinović von 45 Stadtvierteln und 45 Moscheen,

die Čelebi verzeichnet hat, 37 Stadtviertel und 34 Moscheen bis zum Ende des

19. Jahrhundert bestätigen. Einige dieser Moscheen besaßen ein hölzernes Minarett, eine

besonders spannende architektonische Lösung, da das Gebetshaus zumeist aus Stein

erbaut war und der Eingangsbereich die Kombination beider Materialien enthielt. Auch

die wenigen christlichen Objekte wurden damals zerstört, so auch die katholische Kirche

in Banja Luka und eine weitere in der Ortschaft Trn. Insgesamt sind die Dokumentation

und die Erwähnungen der christlichen Objekte in Banja Luka bis zur österreichisch-

ungarischen Phase recht dürftig. Zwar schreibt Čelebi, dass es mehrere Kirchen in Banja

Luka gäbe (Čelebi [1660] 1979: 215), nannte jedoch keine einzige explizit. So erfahren wir

weder, in welchem Zustand sie waren und wie sie errichtet wurden, noch was ihre

konfessionelle Ausrichtung war. Eine spätere Quelle (Frater Nikola Olovčić, 1672) besagt,

dass es eine Kirche gab, welche kürzlich zerstört worden sei, und nun gebe es weder in

Banja Luka noch in der Umgebung Kirchen. Das bedeutet, dass die Kirchen ab dem

ausgehendem 17. Jahrhundert wieder errichtet und während den Angriffen und der

Belagerung zerstört wurden. Diese Kirchen mussten aller Wahrscheinlichkeit nach aus

Holz gefertigt worden sein, was die Studie von Momirović signalisiert. Zudem befand sich

eine der beiden Holz-Kirchen, von denen die Studie handelt, lediglich sechs Kilometer von

Banja Luka entfernt und wurde um 1760 errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts schrieb

Jukić, dass es in der Stadt Banja Luka sechzig christlich-orthodoxe und vierzig römisch-

katholische Häuser gibt. Das Dorf Kmećani, 42 km von Banja Luka entfernt, war das

geistige Zentrum des pravoslawisch-orthodoxen Volkes. Das Kloster Gomionica war

bereits vor der Eroberung durch die Osmanen errichtet worden und ist bis heute großteils

erhalten geblieben. Auch die Dörfer Sratinska und Timar waren christlich. Timar besaß in

etwa 700 Haushalte. Trappisten haben 1869 ein Kloster in Delibašino Selo und

Franziskaner in der Zeit von 1873–1875 ein Kloster am Petrićevac, am Stadtrand von

Banja Luka, errichtet (siehe u. a. Jukić SD I: 217, Jelenić 1918: 134, Kreševljaković 1953:

26f., Momirović 1953: 151–162, Šalić 1991: 67–70, 81ff., 141–144, Ravlić 2002: 55,

Husedžinović 2005: 65f., 96–104, 127–143, 202ff., 471–498, 537–566).

In Banja Luka gab es auch eine jüdische Gemeinde, wahrscheinlich bereits ab dem

ausgehenden 16. Jahrhundert, als Juden in großer Anzahl aus Spanien nach Bosnien

zogen. Die jüdische Gemeinde in Banja Luka setzte sich vorwiegend aus Händlern

zusammen, die mit den Waren aus Dubrovnik, Split und anderen adriatischer Städten

37

gehandelt haben. Es ist auch bekannt, dass zahlreiche Juden zu Beginn des

19. Jahrhunderts aus anderen Teilen des Osmanischen Reiches nach Banja Luka zuzogen.

Das Kaiserdekret des Sultans Abdülmecid (Abdul Medschid, 1823–1861) garantierte auch

den Juden und Christen religiöse Freiheit und Bürgerrechte, wodurch beide Gemeinden

mehr an Emanzipation gewannen, was auch die Bautätigkeit förderte. Es ist nicht sicher,

ob sephardische Juden schon im 16. Jahrhundert eine Synagoge in Banja Luka hatten, wie

die jüdische Gemeinde in Sarajevo. Husedžinović schreibt, dass es eine Synagoge im 16.

Jahrhundert in der Jevrejska ulica (Judenstraße, heute Moše Pijada Straße) gab

(Husedžinović 2005: 204). Danon und Stošić schreiben, dass sephardische Juden in Banja

Luka ab dem 16. Jahrhundert erwähnt werden, aber den Bau der ersten Synagoge legen

sie auf das Jahr 1870. Die erste Synagoge der sephardischen Gemeinde war aus Holz

errichtet worden und lag am linken Ufer des Vrbas. Sie wurde beim Aufstand, nach der

österreichisch-ungarischen Okkupation, völlig niedergebrannt (Danon und Stošić 2010:

20ff., 24f., 48).

DAS ENDE DES OSMANISCHEN REICHES

Es ist üblich, von etwa 400 Jahren osmanischer Herrschaft in Bosnien-Herzegowina

auszugehen: vom Jahr 1463 bis zum Jahr 1878. In der Tat impliziert dies jedoch zwei

Irrtümer, zum einen, dass es sich tatsächlich um eine derart lange Herrschaftsphase im

gesamten Gebiet von Bosnien-Herzegowina handelte, und zum anderen, dass es eine Zeit

der Stabilität und des Friedens war. Wie anfangs ausgeführt, dauerte die Eroberung des

Königreichs Bosnien entweder nahezu eineinhalb Jahrhunderte oder, auf die

gegenwertigen Grenzen Bosnien-Herzegowina bezogen, gar über zwei Jahrhunderte

(siehe oben). Die osmanische Kultur übte zwar etwa vier Jahrhunderte einen starken

Einfluss aus, doch die Herrschaft der Osmanen war weder im gesamten Gebiet absolut,

noch erfasste sie von Anfang an das gesamte Gebiet des Landes. Bezüglich Stabilität und

Frieden handelt es sich um einen noch größeren Irrtum, denn während der gesamten

osmanischen Regierungsphase herrschten Kriege, teilweise im Land selbst und nahezu

ununterbrochen mit den Nachbarländern, an denen die Menschen Bosniens und der

Herzegowina teilnehmen mussten. Das wirkungsvolle osmanische Regierungssystem der

Provinzen basierte, vereinfacht ausgedrückt, auf zwei Grundlagen, auf der militärischen

Verpflichtung und den Steuern. Die militärische Verpflichtung, nach dem osmanischen

Militärfeudalsystem konzipiert, traf vor allem Feudalbesitzer, denn von der Größe des

38

Besitzes bzw. des Lehens hingen die militärischen Dienste und der Anzahl der Soldaten

ab, welche die Feudalherren zur Verfügung stellen und besolden mussten. Die häufigsten

Kämpfe der Osmanen, an denen erwachsene und erwerbsfähige Männer Bosnien-

Herzegowinas teilnehmen mussten, waren neben Kämpfen mit Venedig jene mit

Österreich-Ungarn. Über eine der Schlachten nahe der bosnischen Grenze schreibt

Lovrenović, dass sie paradigmatisch die Tragik der geschichtlichen Situation des

bosnisch-herzegowinischen Landes und Volkes in der damaligen Zeit illustriert:

„[…] offiziell trafen in dieser Schlacht Wien und Istanbul, Österreich und die Türkei, der

Westen und der Osten aufeinander. In Wirklichkeit aber bestanden die Konfliktparteien aus

bosnischen Menschen, und es fielen bosnische Köpfe, die sowohl für Wien als auch für

Istanbul in gleicher Weise uninteressant waren, außer als Grenzer und Soldaten, als

Kanonenfutter und ständige Todeskandidaten im Rahmen größerer Pläne, die in den

Generalstäben ausgeheckt werden“ (Lovrenović I. 1998: 87).

Etwa ab der Niederlage der Osmanen vor den Toren Wiens im Jahre 1683 und dem

Rückzug der osmanischen Truppen südlich des Flusses Save fing der Niedergang des

Osmanischen Reiches an, und für die Grenzgebiete Bosniens brach erneut eine

verheerende Zeit aus. Ende des 17. Jahrhunderts haben die Truppen des Prinzen Eugen

von Savoyen folgenschwere Vernichtungen bis nach Sarajevo angerichtet und auch eine

Spaltung innerhalb des Volkes herbeigeführt. Für die Zerstörungen durch Eugens Armee

wurde nämlich auch das christliche Volk Bosniens mitverantwortlich gemacht, was zu

einer Aussiedlungswelle insbesondere vieler römisch-katholischer Bürger führte. Die

Wirtschaft, einst durch Handel, Bauindustrie sowie auch durch die Waffenproduktion

stark, war nun lahm gelegt. Die aufkommende Unzufriedenheit der Massen aller

Konfessionen, die deutliche Verschlechterung der Lage des nicht-muslimischen Volkes

sowie auch die Anarchie innerhalb der osmanischen Elitetruppen führten im 18.

Jahrhundert zum unaufhaltsamen Zerfall des Osmanischen Reiches. Nur wenige

katholische Klöster blieben erhalten, das Patriarchat von Peć wurde durch die Osmanen

aufgehoben und die muslimische Bevölkerung fing rasant zu verarmen an, was zur

allgemeinen Stagnierung des kulturellen Lebens führte.

Banja Luka war im Jahrhundert davor bereits von zahlreichen Kriegen direkt und

indirekt betroffen, besonders im Jahre 1688, als die Truppen unter der Führung des

Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden die Stadt in Brand setzten. Mit dem

39

Friedensabkommen von Srijemski Karlovac (1699) stellt die Grenze Bosniens im Norden

und Nordwesten die Grenze des Osmanischen Reiches dar, wodurch das Grenzgebiet

Bosniens zur vordersten Kriegsfront zwischen Osmanischem Reich und seinen

erbittertsten Gegnern Österreich und Venedig wurde. Neben den drei größeren Kriegen

in den Jahren 1716–1718, 1737–1739 und 1788–1791 waren die Grenzstädte und Dörfer

ständig von Raubzügen und Gefechten betroffen. Die Flüchtlingswelle brachte zusätzliche

Spannungen, erhöhte Steuern und Unruhen im Land. Zu all dem breitete sich auch die Pest

Ende des 17. Jahrhunderts und in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts aus. Überdies

vernichtete die Kälte die Saat und die Ernte (Adanir 1982: 43–116, Pelidija 1989, ders.

1998, Šalić 1991: 80f., Ravlić 2002: 139–142, Helmedach und Koller 2013: 231–250). Im

Winter 1731 war es dermaßen kalt, dass Kleinvieh und Geflügel erfroren. 1732 brach

erneut die Pest aus. In den größeren Städten Bosnien-Herzegowinas – Sarajevo, Banja

Luka, Mostar – wurden laut Margetić bzw. Lašvanin täglich an die 300 Verstorbene

bestattet. Banja Luka, wie die meisten bosnischen Städte, wurde von Elend und Hunger

erfasst (siehe dazu die Chronik von Lašvanin aus dem 18. Jahrhundert; Lašvanin 1981:

64, 173 sowie Ravlić 2002: 139ff.). Die Kriege forderten auch ihren Tribut, und je näher

das Ende der osmanischen Herrschaft rückte, umso unerträglicher war das Leben in den

Grenzgebieten – besonders in Dalmatien und Krajina – wo die Bevöälkerung einem

ständigen Kampf ums Überleben ausgesetzt war. Im Jahre 1737 wurde Banja Luka wieder

von österreichischen Truppen angegriffen. Unerwartet schafften es die Einheimischen in

der Schlacht bei Banja Luka, die österreichisch-ungarischen Truppen zu besiegen. Auch

damals brannte Banja Luka; u. a. wurde die katholische Kirche nicht nur in Banja Luka

sondern auch in Trn niedergebrannt. Über diesen unstabilen und von Kämpfen

dominierten Alltag in der Krajina zeugen auch mündlich überlieferte Gedichte (siehe u. a.

Hörmann 1888/1889, Marjanović 1898/1899, Schmaus 1953, Pelidija 1998: 146, 166,

ferner auch Lovrenović I. 1980: 116, 125 und Jukić SD I und II). Wie Ivan Lovrenović

analysiert, hinterließen all diese Kriege Tod und Verwüstung, stoppten die wirtschaftliche

Entwicklung des Landes, und schufen überdies Intoleranz und Misstrauen unter den

einheimischen Bevölkerungsgruppen.

„Dieses Geflecht wird Ende des 18. Jahrhunderts noch komplizierter, als Österreich und

Russland beginnen, ihre eigentlichen Interessen auf dem Balkan in religiöse Formeln zu

kleiden und jeweilige Protektorate für die katholische und die orthodoxe Bevölkerung zu

verlangen“ (Lovrenović I. 1998: 92).

40

Damit wurde die Religion nun offen für politische Zwecke instrumentalisiert, so dass

das 18. Jahrhundert die Grundlage für die Separation des Volkes in Bosnien und der

Herzegowina und damit den Nährboden für chauvinistische und nationalistische

Auswüchse in den kommenden Generationen schaffte (siehe auch Malcolm 1996: 117–

141, 151ff. ,179f. ,197f).

Zwei Jahre nach der Schlacht von Banja Luka, bei welcher die österreichisch-

ungarischen Heere wie erwähnt eine Niederlage erlitten, wurde 1739 das

Friedensabkommen vom Belgrad unterzeichnet. In diesem Abkommen verzichtete

Österreich-Ungarn auf das Territorium südlich des Flusses Save. Diese damals

vereinbarte Grenze stellt die Nordgrenze des heutigen Bosnien-Herzegowina dar. Das 18.

Jahrhundert endete nach kriegerischen Gefechten (1788 Schlacht von Dubica, ein Jahr

später Vormarsch der österreichischen Truppen bis nach Serbien) auf dem

Diplomatentisch: um den Status eines Protektorats für das christliche Volk im

Osmanischen Reich zu erhalten, verzichtete Österreich auf die eroberten Gebiete.

Karte VII: Eyalet Bosnien und Militärgrenze vom 17.–19. Jhd.

Im 19. Jahrhundert kam es durch Napoleons Siege zur Machtverschiebung innerhalb

Europas, was erneut Kriege hervorrief. Von Kriegen geschwächt, begann das Osmanische

Reich allmählich von innen her zu zerfallen. Autonomiebestrebungen und Aufstände

erfassten das gesamte bosnisch-herzegowinische Gebiet. Da die Reformen erfolglos

blieben, das Land wirtschaftlich immer tiefer sank, die lokalen Machthaber öffentlich

41

rebellierten und die Großfeudalen - die Begs - sich der Zentralmacht in Istanbul in

kleinerem oder größeren Ausmaß wiedersetzten, ergriff die Anarchie alle

Bevölkerungsschichten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kam es vermehrt zu Revolten

und Aufständen, teilweise vielversprechenden, aber nahezu alle wurden mit Gewalt

gebrochen, die meisten durch die rücksichtslose Verfolgung seitens Omer-Pascha Latas.

Das osmanische System der Regierung entsprach nun nicht mehr dem „Zeitgeist“ und die

Wirtschaftslage konnte die Prosperität nicht mehr gewährleisten. Die Reformen aus

Istanbul, die u. a. die Timarlehen (1831), und in Bosnien die Hauptmannschaften

(Kapetanije, 1835) abschafften, führten auch positive Entwicklungen herbei, so

beispielsweise die Gleichstellung aller Untertanen (1839), unabhängig von ihrer

Konfession. Der Schutz des Lebens, des Besitzes und der Ehre wurde gewährleistet. (siehe

Malcolm 1996: 147). Die Reformen blieben aber wirkungslos, so auch die

Modernisierungsversuche von Osman-Pascha (1861–1868), welche lediglich temporär

bescheidene Erfolge verzeichneten. Das Ende des Osmanischen Reiches endete für

Nordbosnien blutig; um Bauernaufstände zu brechen, wurden zahlreiche Dörfer

niedergebrannt, mehrere tausende Bauern ermordet und mehr als 100.000 Menschen

vertrieben (siehe u. a. Augenzeugenberichte von Knežević und Yriarte in Džaja M.

1962: 83–90, 92–96, sowie Bogićević 1950: 143–184, Hadžibegić 1950, Džaja M. 1962: 7–

15, Ekmečić 1973, Ravlić 1979: 15, Lovrenović I. 1980: 160, ders. 1998: 99f., Adanir 1982:

43–116, Šalić 1991: 77–111, 113f., 121–134, Malcolm 1996: 157f., Šljivo 1999,

Hadžibegović 2004: 215–226, ferner die Studie von Grandits 2008: 482–568, 608–639,

665–685 und Pilar 1995).

In dieser Zeit taucht auch der Name Ivan Franjo Jukić (1818–1857) auf. Jukić wurde

in Banja Luka geboren und in Fojnica, Zagreb und Ungarn ausgebildet. Er gehörte dem

Franziskanerorden an, und wurde recht früh von der Idee eines autonomen Bosnien-

Herzegowinas erfasst. In Zagreb kam er unter Einfluss der Illyrischen Bewegung (Ilirski

pokret), die bestrebt war, die nationale Identität der (Süd-)Slawen herzustellen und sie

sowohl in kulturellem als auch im ethnischen Sinn zu einer (politischen) Einheit zu

verschmelzen. Viele Prozesse in Europa haben die Entstehung der Illyrischen Bewegung

bedingt, nicht zuletzt die in den Schriften der deutschen Romantiker propagierte

Stärkung der nationalen Identität, und

42

die am Wendepunkt befindliche Atmosphäre in

Europa. Jukić war bewusst, dass zahlreiche bosnisch-

herzegowinische Intellektuelle unter den Osmanen der

Lethargie verfielen, während die Nachbarländer nicht

nur das eigene, sondern auch das bosnische Volk für

die Idee einer großen südslawischen Nation zu

mobilisieren suchten und gleichzeitig die eigene

(kroatische oder serbische) Nation zu stärken. So

gründete Jukić im Jahre 1850 die erste

literaturwissenschaftliche Zeitschrift in Bosnien-

Herzegowina namens Bosanski prijatelj (Der bosnische

Abb. 51: Ivan Franjo Jukić

Freund), die er in Zagreb in der Druckerei von Ljudevit Gaj, dem Hauptvertreter der

Illyrischen Bewegung, drucken ließ. Bosanski prijatelj leitete das moderne

Zeitschriftwesen in Bosnien ein und war das erste Blatt, das sich ausschließlich mit

Bosnien, seiner Kultur und seinen Menschen befasste. Jukić setzte sich für die

Volksbildung, freie Presse und Meinungsfreiheit ein, und obzwar er als Anhänger des

Illyrismus charakterisiert werden kann, lag sein Bemühen unverkennbar in der Stärkung

der bosnischen (damals bosniakischen) Identität und der Idee eines selbständigen

Bosnien-Herzegowinas, was aus seinen Worten eindeutig hervorgeht:

„Wir Bosniaken, einst ein berühmtes Volk, [sind] gegenwärtig kaum noch am Leben; die

Freunde der Wissenschaften sehen uns nur noch als einen abgebrochenes Ast des

slawischen Baumes - und bemitleiden uns! […] – Es ist an der Zeit, dass auch wir aus der

langandauernden Achtlosigkeit erwachen; Nehmt den Kelch und trinkt aus der Quelle des

Verstandes Weisheit und Wissenschaft; Seid bemüht, vorerst unsere Herzen von

Voreingenommenheit zu befreien, greifen wir zum Buch und zur Zeitschrift, sehen wir uns

an, was andere getan haben, und bedienen wir uns der gleichen Mittel, um unser einfaches

Volk aus der Dunkelheit des Unwissens an das Licht der Wahrheit zu führen“ (Jukić SD I:

125)

Jukić verwendet den Ausdruck Bosniaken, damit alle Einwohner Bosnien-

Herzegowina meinend, unabhängig von der Konfession, wie er vom Mittelalter bis in das

beginnende 20. Jahrhundert verwendet wurde, also vor der modernen serbischen und

kroatischen Nationalbewegung, die die konfessionelle Zugehörigkeit mit der nationalen

verschnürten. Um der Zuneigung zu seiner Heimat Ausdruck zu verleihen, schrieb Jukić

43

teilweise unter dem Pseudonym Slavoljub Bošnjak. So war Jukić für die osmanische

Regierung, die er für Elend in Bosnien verantwortlich machte, ein unerwünschter

Usurpator, und für Österreich-Ungarn, dessen Expansionsbestrebungen ihm missfielen,

wegen seinen revolutionären Ideen eine suspekte Person. Den Beistand der Kroaten und

Serben fand er auch nicht im ausreichenden Maße, was an der geringen Unterstützung für

sein Vorhaben, eine literarische Gesellschaft in Bosnien zu gründen, zu erkennen ist. Aus

der Heimat vertrieben, starb er auf der Flucht schwer erkrankt in Wien. Er hinterließ ein

beachtliches Schaffen sowie die Vision eines selbständigen Bosnien-Herzegowinas. Antun

Knežević, genannt Škobalj, ebenfalls Franziskanermönch, hat die begonnene Arbeit Jukićs

fortgeführt. Obzwar die Ideen zur Lebzeiten von Ivan Franjo Jukić nicht den erwünschten

großen Zulauf fanden, schaffte er es dennoch, wenn auch mit Verzögerung, das bosnisch-

herzegowinische Volk aus dem „Tiefschlaf“ (Jukić SD II: 23) zu wecken, wie die politischen

Geschehnisse des ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert gezeigt haben (Jukić SD I, ders.

SD II, ders. SD III, Jelenić 1913: 84–85, sowie u. a. Ćorić 1973: 9–101, Ravlić 1979: 14, ders.

2002: 118–135, Šalić 1991: 116–119, Džaja S. 2002: 83–101, Lukenda 2007, Lovrenović

I. 2007).

DIE ANFÄNGE DER INDUSTRIALISIERUNG UND MODERNISIERUNG BANJA LUKAS

Während der gesamten Herrschaftsdauer der Osmanen wurde der Alltag in Banja

Luka von kriegerischen Handlungen direkt oder indirekt gesteuert, und schließlich auch

von Aufständen betroffen. In einem kriegsausgesetzten Gebiet nahe der Grenze und

infolge der Militärpflicht der fähigen erwachsenen Männer, bildete sich eine „raue und

stolze Kriegermentalität“ aus (Lovrenović I. 1998: 95). Die Landwirtschaft oder Industrie

konnten sich in dieser Atmosphäre, trotz der überaus fruchtbaren Gegend, des meist

ebenen Ackerlandes und einer ausgezeichneten geographischen Lage kaum entwickeln.

Gut entwickelt waren hingegen der Handel und die zahlreichen handwerklichen Berufe.

Eine Verbesserung in der Landwirtschaft lässt sich Ende des 18. Jahrhundert feststellen,

als mit Maisanbau begonnen wurde. Zur wirtschaftlichen Entwicklung Banja Lukas in der

Zeit vor der Okkupation durch Österreich-Ungarn haben vor allem die Trappisten

beigetragen.

44

Abb. 52: Viehmarkt in Banja Luka, Anfang des 19. Jahrhunderts

Der Abt Franz Wendelin Pfanner, ein Vorarlberger, kam als 44-jähriger nach Banja

Luka mit dem Vorhaben, eine Trappistengemeinschaft und ein Kloster zu gründen. Trotz

anfänglicher Ablehnung durch die Ortansässigen schaffte es Pfanner mit Hilfe des

österreichischen Konsuls und dem Geld der Abtei Mariawald (Heimbach), große Areale

in Delibašino Selo zu erwerben. Mit einer kleinen Anzahl von Trappisten kam er samt

Gerätschaften und Werkzeugen am 21. Juni 1869 in Banja Luka an. Dieses Datum gilt als

Gründungstag der Trappistenabtei Marienstern (Maria Zvijezda). Viele Hindernisse

stellten sich den Neuankömmlingen in den Weg. Selbst die Führung der katholischen

Kirche in Bosnien, allen voran Bischof Fra Paškal Vuičić, war gegen sie, denn es wurde

befürchtet, dass hinter Pfanner und seinem Vorhaben die Interessen der

österreichischen Regierung stünden. Weiter wurde befürchtet, dass die Franziskaner

Bosniens, die sehr eng mit dem Volk verbunden waren, ihre bedeutende Stellung

verlieren würden. Auch das einfache Volk weigerte sich anfangs, die Trappisten zu

unterstützen und lehnte zu Beginn auch die gegen ein hohes Tagesentgelt angebotene

Arbeit bei den Trappisten ab.

45

Mit eindrucksvoller Hingabe, mit

Arbeitseifer und wirtschaftlich begabtem

Denken, schaffte es Abt Pfanner mit

wenigen Trappisten innerhalb von zehn

Jahren, nicht nur ein großes Kloster mit

einer Kirche, Wirtschaftsbauten und

Stallungen zu errichten, sondern auch ein

Wirtschaftszentrum in Banja Luka für

Produktion und Erzeugung verschiedener

Produkte zu gründen. U. a. wurden eine

Ziegelei, eine Käserei, eine Weberei, eine

Obsttrocknungsanlage, einige Mühlen, ein

Abb. 53: Trappisten-Abtei Mariastern im ausgehenden 19. Jahrhundert

Wasserkraftwerk und eine Brennerei gebaut. Ebenso haben Trappisten im soziale

Fortschritte in Banja Luka erzielt; so wurden ein Krankenhaus, ein Waisenheim sowie

eine Volksschule gegründet. Im Heim und Krankenhaus wirkten auch Ordensschwestern

mit, die Abt Pfanner aus Zagreb kommen ließ, wodurch nicht nur für Kinder gesorgt

wurde, sondern auch speziell das Gesundheitswesen für Frauen verbessert wurde. Im

Jahre 1899, drei Jahre bevor es eine öffentliche Straßenbeleuchtung gab, haben

Trappisten bereits Strom erzeugt. Das Kloster konnte sich vollständig selbst erhalten und

zudem Gewinne erzielen, die wiederum für die Entwicklung weiterer Bereiche bzw. für

den Ankauf notwendiger Ressourcen oder den Bau weitere Objekte investiert werden

konnten. Die Mönche brachten damalige europäische Standards und deutsche land- und

viehwirtschaftliche Arbeitsmethoden nach Banja Luka mit und leiteten die industrielle

Produktion und Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse ein. Zahlreiche

Kulturen wurden angelegt, von Obst- und Weinanbau bis zu den üblichen Getreide und

Gemüsesorten. Heute noch ist das Trappisten-Bier und der Trappisten-Käse aus Banja

Luka überregional bekannt (vgl. Gavranović 1964, Teinović 2009, Šalić 1991: 135–141,

Ravlić 1979: 16f., ders. 2002: 24–33, 45–48, 52–54, 83–87, 194–196, 207).

46

Abb. 54: Prior Franz Wendelin Pfanner

Abb. 55:

Landerwerbsvertrag der Trappisten 1869

Abb. 56: Die „Wiege“ bzw. Kolijevka, erstes 3x5 m² großes „Kloster“ der Trappisten bei Banja Luka

Vor dem ersten Weltkrieg wirkten 219 Mönche, nach dem Zweiten Weltkrieg waren

es nur noch 20, und nach der serbischen Aggression in den 1990er Jahren leben nur noch

wenige Trappisten in Mariastern (siehe www.trapisti-banjaluka.org ).

Auch die erste Eisenbahnlinie in Bosnien-Herzegowina, die ab Januar 1873 Banja

Luka und Bosanski Novi (heute Novi Grad) verband, zeigt, dass eine Industrialisierung im

Gange war. Vor 1875 wurden auch Post- und Telegrafenstation (1866), sowie

Volksschulen errichtet; die erste katholische im Jahre 1859 und die pravoslawische

(altslawische) 1864. Die Barmherzigen Schwestern, die durch die Trappisten nach Banja

Luka kamen, haben 1872 die erste gemischte Schule für katholische, pravoslawische und

jüdische Kinder eröffnet. Ein französischer Journalist berichtete, dass einst eine große

internationale Intellektuellengemeinschaft in Banja Luka wirkte, und nun durch Unruhen

das kulturelle Leben allmählich erstarb (Džaja M. 1962: 12f., 92–96, Ravlić 1979: 16f.).

47

DIE EPOCHE DER ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN HERRSCHAFT

Bereits im Vorfeld, im Jahre 1876 im

tschechischen Reichstadt (Zákupy), hat

Österreich mit Russland die sogenannte

Orientalische Frage behandelt und, je

nachdem wie die Konflikte und Kriege am

Balkan ausgehen würden, wesentliche

Punkte eigener Interessen vorbestimmt.

Dabei wurde auch die Besetzung Bosnien-

Herzegowinas ausgehandelt, wobei

Abb. 57: Österreich-Ungarische Truppen bei Save

Überquerung

einige Teile des Landes in der Grenzgegend den russischen Verbündeten (Serbien und

Montenegro) als Friedensangebot zufallen würden (Mandić 1910: 14). Trotz dem Frieden

von San Stefano am 3. März 1878, welcher Bosnien-Herzegowina Autonomie gewährte

(gleich wie Serbien und Montenegro), bestand Österreich auf dem mit Russland

geschlossenen Budapester Vertrag vom 15. Januar 1877, in welchem Österreich von

Russland zugestanden wurde, Bosnien-Herzegowina, wie und wann immer es Österreich

passe, militärisch zu besetzen). Der Aufstand in Bosnien-Herzegowina bot sich als ein

willkommenes Argument an, die Besetzung in der Öffentlichkeit als eine neutrale

Verwaltung des Krisengebietes aus „zivilisatorischen Beweggründen“ darzustellen. Doch

nicht nur im Land gab es deshalb Unruhen, auch Serbien fühlte sich um ihre durch

Russland unterstützten Träume von Großserbien betrogen, was dazu führte, dass das

Volk noch mehr und intensiver über den großserbischen Mythos, über hochstilisierte

Helden und die ritterlichen Befreier der Christenheit „aufgeklärt“ wurde. Zu alldem trug

auch die serbenfeindliche kroatische und ungarische Politik bei, so dass die beidseitige

Abneigung, die außerhalb der bosnischen Grenzen entstand, vereinzelte bosnisch-

herzegowinische Intellektuelle erfasste, die ihrerseits in Bosnien-Herzegowina entweder

proserbische oder prokroatische Politik trieben (vgl. u. a. Mandić 1910: 9–37, Ravlić 1979:

17, ders. 2002: 251–253, Malcolm 1996: 143–183, Lovrenović I. 1980: 160–181, ders.

1998: 141–150, Džaja S. 2002: 37f., 194–220).

Ohne Widerstand haben österreichische Truppen unter der Führung von Johann

Salvator von Österreich-Toskana am 31. Juli 1878 Banja Luka besetzt. Für wenige Tage

48

schien alles normal zu verlaufen. Doch am 14. August begann ein organisierter Aufstand

gegen die Besatzung, der für die Einheimischen und die Stadt tragische Folgen hatte.

Während der Bekämpfung der Aufständischen wurde Banja Luka vielerorts in Brand

gesteckt und das neuerbaute Franziskanerkloster niedergebrannt. Die darauffolgenden

Repressalien der neuen Regierung erweckten sogar internationale Aufmerksamkeit. Die

internationale Presse berichtete von Vergeltungsmaßnahmen, die, nach dem die

Aufständischen besiegt worden waren, in Banja Luka ergriffen wurden (Džaja M.

1962: 13–17, Ravlić 1979: 17ff., ders. 2002: 143). Vaso Pelagić, Archimandrit in Banja

Luka, Publizist und Vorkämpfer für sozialistische Ideen, hat sich in einem offenem Brief

an den britischen Minister Gladstone gewandt. Dieser Brief wurde dreimal zwischen

1880–1882 veröffentlicht. U. a. schreibt Pelagić, dass Österreich Bosnien-Herzegowina

unter dem Vorwand besetzt hat, bürgerliche Gleichheit und Freiheit einzuführen, dass

jedoch die Vorgehensweise dies nicht bestätigt:

„Die Türkei hat nicht einmal am Höhepunkt des Ausbruchs des größten Aufstandes eine Stadt

in Brand gesetzt, aber die österreichische „zivilisierte“ Soldateska hat Banja Luka und Brčko

nach der Beendigung der Kämpfe in Brand gesetzt, und ohne irgendeinen Anlass Haufen

unschuldiger Männer und Frauen ermordet. […] Sind das herrliche Befreier? - Weit entfernt

soll ihr schönes Haus liegen! […] Es reicht ihnen nicht, was sie den Männern antun, sie greifen

sogar auch arme Witwen an, und mit Gewalt brechen sie Türen und Zimmern ein, um für sich

Quartiere zu besetzten. […] So etwas haben nicht einmal die türkischen Janitscharen in alten

Zeiten getan. Selbst sie haben arme und hilflose Frauen geschont.“ (Vaso Pelagić, entnommen

aus: Ravlić 1979: 18–19).

Weiters schreibt Pelagić, dass die neue Regierung einen Konflikt zwischen dem Volk

und der religiösen Obrigkeit herbeigeführt hat, was zur Zeit der Osmanen nicht der Fall

war. Pelagić führt aus, dass man im Vergleich zwischen Osmanen und Österreichern die

osmanische Regierung nicht zurückwünscht, aber dass die „Unfreiheit“ unter den

Osmanen erträglicher war, als die „Freiheit“ unter den Österreichern (vgl. ebd., sowie

ders. 2002: 143). Ähnliche Berichte gab es auch von anderen Beobachtern, was darauf

schließen lässt, dass die neue Herrschaft auf viel Widerstand stieß und dass die bis dato

fremde Regierungsform den meisten missfallen hat. Natürlich spielt dabei auch eine

große Rolle, dass ein Teil des Volkes durch den Rückzug der Osmanen Privilegien verlor,

ein anderer Teil sich die Verbindung mit Serbien erhofft hatte, und wiederrum ein

anderer die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas wünschte etc. All das stand auch mit

49

dem aufkommenden slawischen Nationalismus in Zusammenhang. Den meisten war

überdies allein der Umstand zuwider, dass es eine fremde Besetzung erneut gab,

obendrein, nachdem viele ihr Hab und Gut oder Familienmitglieder während des

Aufstandes und den Vergeltungsmaßnahmen verloren haben, hielt sich die Zuneigung zur

neuen Regierung in Grenzen. Am willkommensten wurden die Österreicher von den

meisten römisch-katholischen Bürgern aufgenommen. Dennoch war der Beginn der

österreichisch-ungarischen Verwaltung für alle in Banja Luka äußerst schwer (vgl. u. a.

Mandić 1910: 37ff., 55f., 85f., Džaja M. 1962: 13–17, Ravlić 1979: 17ff., ders. 2002: 143,

Lovrenović I. 1980: 160–172, ders. 1998: 141–144, Džaja S. 2002: 19–62).

Abb. 58: Banja Lukas, Ansicht von 1903

Im September 1879 wurde Banja Luka zum Verwaltungszentrum der Region

bestimmt, was sowohl die Bautätigkeit als auch die kulturelle Entwicklung förderte. In

diesem Jahr wurde auch das städtische Krankenhaus eröffnet. Es folgte die Errichtung der

Druckerei, der Kaserne (die in Banja Luka Kaiserhaus/Carska kuća genannt wurde), der

Tabakfabrik, des (Militär-)Bahnhofsgebäudes, der Sparkasse sowie der Hotels (Bosna,

Pruckner, Austria und Mercl). Von den neugegründeten Schulen ist besonders das

Realgymnasium erwähnenswert. Das Gymnasium wurde von Architekt Hipolit Pokorni

(bzw. Pokorny) geplant und in den Jahren 1893–1895 fertiggestellt. Als dreigeschossiges

Gebäude mit der Betonung der Eckrisalite und der Bevorzugung der schlichten

50

Renaissance-Bauformen galt es als einer der ansehnlichsten Objekte dieser Phase in Banja

Luka. Das Gebäude wurde beim Erdbeben im Jahre 1969 stark beschädigt, so dass an

dieser Stelle ein neues errichtet werden musste. Auch das breit angelegte Hotel Bosna,

entworfen von Architekt Eberhard Wayand, wurde vom Erdbeben zerstört und musste

neu errichtet werden (vgl. Renner 1897: 486ff., Ravlić 1979: 20ff. ders. 2002: 145f.,

Husedžinović 2005: 206).

Abb. 59: K. u. K. Militärbahnhof in Banja Luka Abb. 60: Realgymnasiums vor 1969

Abb. 61: Straßenansicht, alte Fotografie Abb. 62: Hotel Bosna, alte Ansicht vor 1969

Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert beschreibt Heinrich Renner Banja Luka als

eine große Handelsstadt, die den Übergang vom Orient zum Abendland markiert, in die

viele europäische Elemente noch vor der österreichisch-ungarischen Okkupation in die

orientalische und einheimisch-bosnische Kultur und Lebensweise vorgedrungen waren.

„So scheidet sich eigentlich Banjaluka seiner ganzen Anlage nach in eine echt türkische,

eine gemischte und eine ganz europäische Stadt. Und diese Theilung kommt im Handel und

Wandel, im Leben und Treiben zum Ausdruck. […] Durch seine Lage ist Banjaluka ungemein

bevorzugt, es liegt praktisch im Handels- und Geschäftssinne, es ist aber auch ungemein

pittoresk in landschaftlicher Beziehung“ (Renner 1897: 486).

51

Abb. 63: Carski drum/Kaiserstraße

Abb. 64: Gospodska ulica/Herrengasse, später Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons

Renner berichtet mit großer Begeisterung auch über Kleidung, Frisuren und Buntheit

der Trachtgewänder der bosnischen Frauen. „Nirgends“, schrieb Renner, „sieht man so

viele schöne, buntgestickte Kleider, Hemden, Schürzen, als bei den nach Banjaluka

kommenden Bäuerinnen. Die prächtigsten Muster wechseln mit einander ab und dabei

herrscht eine Farbenfreudigkeit, wie sie weiter im Süden Bosniens nicht so ausgeprägt

vorkommt. Dazu die verschiedenen Haarfrisuren, die merkwürdigen Kopfbedeckungen

und die schönsten Gold- und Silberschmucksachen, die man sich nur denken kann“

(Renner 1897: 490–493).

Diese Kleidersitte wurde bald durch europäisierte Gewänder und ausländische Mode

verdrängt. Etwa zwanzig Jahre nach der Okkupation war der internationale

multikulturelle Charakter der Stadt auch in der Architektur und der Stadtorganisation

52

sichtbar. Wenn auch nicht einem festgelegten Plan des Stadtausbaus folgend, bekam

Banja Luka allmählich die Züge einer österreichischen Stadt. Die Bauformen wurden

allerdings einfacher gehalten, ohne den Anspruch, sich den bereits vorhandenen Veduten

der Stadt angleichen zu müssen, wie es in Sarajevo ansatzweise versucht wurde. Die

österreichische Verwaltung übernahm Banja Luka als eine von Kriegen und Krisen

ermattete Stadt. Wie bereits ausgeführt, wurde Banja Luka mehrmals zerstört und auch

während des Aufstandes 1878 waren viele Teile der Stadt von Brand betroffen. Einige

Teile blieben erhalten, so auch jene Bauwerke, die aus festen Materialien wie Stein

errichtet wurden. So konnten viele Moscheen die verheerenden zwei Jahrhunderte davor

überstehen.

Abb. 65–68: Carska Ulica/Kaiserstrasse

Unter den Osmanen war das Zentrum vorerst in Gornji Šeher, dann, unter Ferhad-

Pascha, in der Ebene nahe der Festung. Zur Zeit Österreich-Ungarns wurde das Zentrum

auf die linke Uferseite des Vrbas verlegt, jedoch nicht in die Flussnähe, sondern entlang

des Carski drum (Kaiserstraße, heute die Straße des König Petar I. Karađorđević und

Mladen Stojanović), als Hauptader der Stadt. Neben dieser Straße ist auch die Gospodska

ulica (Herrengasse, heute Str. Veselin Masleša) erwähnenswert. In beiden Straßen

wurden zahlreiche Wohnhäuser errichtet, mit historistischen Fassaden, bei denen

53

Gestaltung und Dekorationselemente vorwiegend der italienischen Neorenaissance, der

Wiener Secession und bemerkenswerterweise auch dem Biedermeier entlehnt wurden.

Auch zu dieser Zeit errichtet, in der Gospodska ulica in einem dekorierten Erker-

Turmbau untergebracht, befand sich das Balkan-Restaurant. Nachdem das bosnische

Wohnhaus auch das Erkermotiv einsetzt, war es ein vertrautes, aber gewandeltes und

weiterentwickeltes Motiv, welches sowohl bei einigen damaligen als auch bei wesentlich

später errichteten Bauten vereinzelt Verwendung fand, meist wie beim Balkan-

Restaurant, von einem Türmchen bekrönt.

Abb. 69: Fra Grge Matića ulica/Pater Grga Matićs-Straße

Im Jahre 1881 wurde Banja Luka zum katholischen Bistum erhoben, 1900 wurde es

auch zum Sitz des Metropoliten, und 1910 zum Sitz des Großmufti bzw. Reisu-l-ulema.

Während der Monarchie ist die katholischen Bevölkerung rasant angestiegen, was auch

mit der Besiedlungspolitik zusammenhing. In den Dörfern waren die Pravoslawen und

Katholiken mehrheitlich vertreten, die Stadt war nach wie vor dominiert von

muslimischen Bürgern, wobei der Prozentsatz von 1879 bis 1910 um 20 % sank, von

67,71 % auf 46,35 %. Während dieser Zeit wurden viele Kirchen errichtet. Die meisten

sind dem Erbeben von 1969 zum Opfer gefallen. Darunter befanden sich ansehnliche

Bauwerke, die das Kulturleben der religiösen Gemeinschaften in Banja Luka deutlich

verbesserten. Eines dieser sakralen Objekte ist die erste Kathedrale Banja Lukas, die kurz

nach der österreichisch-ungarischen Besetzung errichtet wurde (Galijaš 2009: 43f.).

54

Die römisch-katholische Kathedrale wurde

in den Jahren 1881–1885 fertiggestellt und dem

Hl. Bonaventura geweiht. Wegen des

ungewöhnlich kurz wirkendem Langhauses und

der Betonung des Querhauses, das eine

vergleichbare Länge mit dem Längshaus

aufweist, zeichnet der Grundriss nahezu ein

Vierkleeblatt nach. Die Fassade der Kathedrale

wird durch den vortretenden hohen Mittelturm

beherrscht. Der Turm dient im unteren Bereich

als leicht vorspringendes Eingangsportal. Das

Äußere der Kirche wurde äußerst schlicht

gehalten, so dass die Wirkung aus der Grundform

hervorging. Die Kirche wurde beim Erdbeben

1969 stark beschädigt, und musste neu errichtet

werden. Abb. 70: Kathedrale Hl. Bonaventura

Abb. 73: Metropolie

Abb. 71: Heimsuchung Mariää Abb. 72: Kathedrale Hl. Bonaventura Abb. 74: Deutsche Evangelische Kirche

Von der Fassadenfront ähnlich gelöst ist auch die im Jahre 1892 errichtete Kirche

Mariä Heimsuchung (Pohod Blažene Djevice Marije Svetoj Elizabeti) in der Pater Grga

Martić-Straße (heute Srpska ulica). Das Trappistenkloster, bereits vor der österreichisch-

ungarischen Okkupation begonnen, wurde mit der Hl. Antonius Kirche im Jahre 1882

fertiggestellt. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute orthodoxe Kirche wurde nach

den Schäden gegen Ende des 19. Jahrhunderts als etwas kleinerer Bau neu errichtet.

55

Durch die erste, im Jahre 1895 erbaute Deutsche Evangelische Kirche mit Pfarrhaus,

wurde die Stadt auch sichtbar durch eine neue Konfession bereichert. Im Jahre 1905

wurde auch das Residenzpalais für den orthodoxen Metropoliten fertiggestellt (vgl.

Husedžinović 2005: 191–204).

Auch die jüdische Gemeinde, bestehend aus seit Jahrhunderten beheimateten

sephardischen Juden, veränderte sich in der Zeit österreichisch-ungarischer Verwaltung.

Durch das Kommen der Aschkenasim, meist aus österreichisch-ungarischen Gebieten, die

Übersiedlung einheimischer Sephardim aus anderen Teilen Bosniens und benachbarten

Gegenden, sowie auch von benachteiligten Juden aus Serbien stieg die Anzahl der Juden

in Banja Luka um mehr als 100 % an, was zum Bau neuer Synagogen führte (Danon und

Stošić 2010: 47).

Abb. 75: Synagoge der Aschkenasim, 1903, Aussehen nach C. Kovačević

Nachdem die erste Synagoge, erbaut 1870, während des Aufstandes ausgebrannt war,

wurde die zweite Synagoge der Sephardim im Jahre 1880 errichtet. Sie besaß auch eine

Lehranstalt (meldar). Die sephardischen und aschkenasischen Juden führten getrennte

Gemeinden, so dass auch die Aschkenasim, die wohlhabender waren, für ihre Gemeinde

eine erste Synagoge in Banja Luka im Jahre 1903 fertigstellten. Husedžinović führt aus,

dass die Aschkenasim bereits Ende des 19. Jahrhundert ihre erste Synagoge in der Mladen

Stojanović Allee errichtet hatten (Husedžinović 2005: 204).

Die jüdische Gemeinde war Ende des 19. Jahrhundert ein starkes

Bevölkerungselement. Sie besaß etwa 50 % der Warenläden in Banja Luka (siehe Abb. 64,

76, 77). Zu beachten ist auch, dass die Juden zur gebildetsten Gesellschaftsschicht

gehörten. Sie haben auch die erste Apotheke in Banja Luka gegründet, wie auch insgesamt

das Rechts- und Gesundheitswesen modernisiert. Die einheimischen Sephardim waren

im Bereich des Handels führend, während die Aschkenasim administrative Tätigkeiten

56

vorzogen. In vielen Bereichen waren sie Träger des kulturellen Lebens der Stadt, so auch

im Hinblick auf Bildung und Beschäftigung von Frauen. Gizela Kun-Januševski war

beispielsweise die erste Ärztin und Jeti Rozenrauh ausgebildete Hebamme in Banja Luka

(vgl. Renner 1897: 493, Ravlić 2002: 212–242, Danon und Stošić 2010: 15–20, 23–29, 47–

50 und Jüdische Gemeinde Banja Lukas: www.jobl.org).

Abb. 76: Die erste Apotheke in Banja Luka (links), Gospodska ulica/Herrengasse

Abb. 77: Das Einkaufshaus von Schnitzler und Kohn, Gospodska ulica/Herrengasse

Die österreichische Verwaltung gab sich sichtlich Mühe, die Stadt zu einem

lebenswerten urbanen Raum zu gestalten. Es wurden nicht nur Straßen, Wasserleitung

und Kanalisation ausgebaut, sondern auch siebentausend Kastanienbäume entlang der

Straßen gepflanzt, wodurch Banja Luka ansehnliche Stadtalleen erhielt. Dennoch, wurde

dies alles nur bedingt positiv aufgenommen. Die Bergwerke wurden alsbald nach der

57

Okkupation in Betrieb genommen (beispielsweise am Berg Lauš), die Bahnlinie erweitert

und damit die direkte Verbindung nach Wien und Budapest ermöglicht. Fabriken wurden

errichtet, die Verwaltung aller Lebensbereiche durchgezogen etc., doch wurde all das

überwiegend als Ausbeutungsstrategie Österreich-Ungarns gedeutet. Die Investitionen,

ob in Schulwesen, Industrie oder Bahn- und Straßeninfrastruktur, wurden als

Vorkehrungen für eine langfristige Ausbeutung des Landes im Hinblick auf seine

Bodenschätze und Wälder verstanden. So lautete beispielsweise der Vorwurf bezüglich

des Schulwesens, dass das Ausbildungsangebot auf Handwerk und Technik sowie

Naturwissenschaften reduziert wurde und als strategische Maßnahme galt, geeignete

Fach- und Arbeitskräften für eine künftige erfolgreiche Ausnutzung der Rohstoffe des

Landes auszubilden. Nachdem auch aus anderen europäischen Gegenden Menschen

angesiedelt wurden und es bereits ausreichend Arbeitskräfte gab, stagnierten Löhne und

die Unzufriedenheit stieg an. Dazu wurden ab 1879 zahlreiche Familien aus anderen

Teilen der Monarchie, Deutschlands und aus anderen Ländern im landwirtschaftlich

fruchtbarem Gebiet zu beiden Seiten der Verbindungsstraße Bosanska Gradiška – Banja

Luka angesiedelt. Mit Steuererleichterungen

Abb. 78: Kolonie Windhorst bei Banja Luka, nach 1910

und Begünstigungen wurden die Siedler von der Kirche und der Regierung angeworben.

An jede zugewanderte Familie wurden jeweils zehn bis zwölf Hektar für die ersten drei

Jahre pachtfrei vergeben, die nächsten zehn Jahre mit niedrigem Pachtzins, und wenn sich

die Siedler danach entschieden, bosnische Bürger zu werden, wurde ihnen das Land

entgeltlos geschenkt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert beschrieb Renner diese Kolonien

58

in Banja Lukas Gegend. In der naheliegenden Kolonie Windhorst (Nova Topola) lebten

1500 Menschen, die knapp nach der österreichisch-ungarischen Besetzung aus Hannover,

Oldenburg, Braunschweig, Rheinpreußen (einheitlich von Einheimischen als Schwaben

bezeichnet) sowie aus Ungarn und Italien kamen. In Mahovljani wurden knapp hundert

Familien aus Welschtirol angesiedelt. Und dies war in vielen Orten Bosniens der Fall.

Insgesamt wurden 54 Kolonien mit etwa 10.000 Menschen angesiedelt. Unter den

Kolonisten waren neben den genannten auch Ostslawen bzw. Ruthenen, ausgewanderte

deutsche Protestanten und Tschechen aus Russland, Galizier, Tiroler, Bulgaren, Roma und

andere. Die Steuererleichterungen und die Unterstützung durch die Regierung machten

es möglich, dass die Siedler bald wirtschaftlich stärker als die Einheimischen wurden.

Zeitgleich mit der organisierten Kolonisierung des Landes verließen zahlreiche bosnische

Muslime, schätzungsweise 60.000, wegen der Änderung der Religionsgesetze das Land.

Zum Ärger der Einheimischen sah die österreichisch-ungarische Regierung tatenlos zu.

Wie heftig dieser kulturelle Verlust die Intellektuellen traf, offenbart sich besonders im

Gedicht von Aleksa Šantić (1868–1924), Ostajte ovdje! (Bleibt hier!), das auf der ersten

Seite der ersten Nummer der Zeitschrift Zora (Morgen) im Jahre 1896 veröffentlicht

wurde. Nur ein paar Jahre nach der Okkupation fingen auch die ersten Streiks der Arbeiter

an. Sie wiederholten sich in längeren oder kürzeren Abständen während der gesamten

Dauer der Okkupation bzw. ab 1908 der Annexion. Nach einem Generalstreik der Arbeiter

1906 brach im Jahre 1910 ein großer Bauernaufstand aus, der zuerst Bosanska Krajina

und sodann das ganze Land erfasste. Die Bauernfrage war keineswegs geklärt oder

angemessen gelöst. Die den Bauern erteilte Erlaubnis, sich auf freiwilliger Basis mit der

Zeit selbst freizukaufen, hätte nach Expertenmeinung erst im Jahre 2025 die

Leibeigenschaft in Bosnien-Herzegowina abgeschafft. Insgesamt betrachtet, brachte die

Epoche der österreichisch-ungarischen Regierung eine durchgreifende Zeitenwende,

aber sowohl für die Volksgruppen des Landes als auch für die regierenden Beamten war

es eine Periode voller offener Unruhen, verdeckter Ängste und berechtigter

Befürchtungen (Renner 1897: 489f., 501–514, Ravlić 1979: 19f., Malcolm 1996: 169ff.,

Lovrenović I. 1998: 142ff., Džaja S. 2002: 41ff., 46–62, 237–243).

Das kulturelle Schaffen während der Dauer der österreichisch-ungarischen

Verwaltung in Banja Luka prägte sich am stärksten im Bauwesen aus. Aber auch im

publizistischen und literarischen Bereich gab es rege Aktivitäten, die vom Schriftsteller

und serbischen Nationalisten Petar Kočić (1877–1916) in Banja Luka angeführt wurde.

59

Kočić, in Banja Luka geboren, war wie andere von der Idee einer slawischen Nation

erfasst. Bedingt durch seine Ausbildung in Belgrad (später in Wien), war er eindeutig pro-

serbisch orientiert. In seinem Schaffen setzte er sich gegen das feudale System ein und,

besonders eifrig, gegen die Verwaltung Österreich-Ungarns. Für kurze Zeit arbeitete Kočić

bei der Zeitschrift Prosvjeta (Bildung). Nach seiner Vertreibung aus Sarajevo gründete er

in Banja Luka die Zeitschrift Otadžbina (Vaterland). Nachdem sie beschlagnahmt und

verboten, die Mitarbeiter verurteilt und inhaftiert wurden, gründete er eine weitere

Zeitung (Razvitak/Fortschritt), die ebenfalls nach kurzer Zeit eingestellt

wurde. Kočić war außerdem Mitglied des Landtags von

Bosnien und Herzegowina (1910 bis 1915) für den Bezirk

Banja Luka. Sein Wirken hatte sozialen und kritischen

Charakter und war durchzogen von spöttischen und

versteckten Provokationen, was besonders in seinem

dramatisch-satirischen Schauspiel Jazavac pred sudom

(Der Dachs vor dem Gericht) zu Geltung kam. Es wird auch

vermutet, dass Kočić als tribunus plebis den

Bauernaufstand von 1910 ausgezettelt hat (Kočić SD I–III,

Ravlić 1979: 20, Džaja S. 2002: 89, 97f., 222ff.).

Abb. 79: Petar Kočić, gemalt von Jovan Bijelić

Die auffallendste Veränderung in Banja Luka, die am leisesten vor sich ging und

breiteste Kreise erreichte, war der Wandel des Straßenbildes und der

Lebensgewohnheiten, die vor allem über die Beamten auf die Einheimischen übertragen

wurden. Unter den Osmanen wurde Bosnien-Herzegowina mit 120 Beamten verwaltet,

und unter Österreich-Ungarn stieg die Anzahl der Beamten bis ins Jahr 1908 auf 9.533

(vgl. Malcolm 1996: 165). Die Beamten wurden in Banja Luka sowie im ganzem Land

vorwiegend negativ gesehen und bekamen den Namen „kuferaši“, was Kofferträger (oder

Koffermänner) bedeutet. Ihnen wurde angelastet, das Land, seine Kultur und die

lebensbestimmenden Bräuche nicht zu kennen und ihre Vorgaben ungeachtet aller

Umstände durchzuziehen. Dennoch, die Metamorphose des städtischen Lebens und die

allmähliche Übernahme der mitteleuropäischen Lebensweise, unabhängig davon, ob man

sie nun positiv oder negativ wertet, ist großteils gerade den sogenannten Kuferaši

zuzuschreiben. Dies bezieht sich sowohl auf die Kleidung, das Benehmen, die neuen

Tätigkeitsfelder, die Art des Wohnens und wohl auch auf die Esskultur. Die Anzahl der

Wohnungen in Banja Luka stieg innerhalb von zehn Jahren deutlich an, wobei sich dieser

60

Trend bereits vor der österreichisch-ungarischen Verwaltung bemerkbar gemacht hatte.

Das Stadtwohnhaus der osmanischen Epoche, meist nur auf eine Familie beschränkt, war

zweigeschossig, besaß einen Garten (zumeist in Bereiche für Männer und Frauen

getrennt) und wirkte außen eher unscheinbar und durch hohe Einzäunung unnahbar. Von

seiner Raumkonzeption, mit getrennten Frauen- und Männerbereichen, zusammen mit

Empfangsräumen mit Wohnzimmercharakter und mit beheizbarem Badezimmer (sobali

hamam; laut Ćelebis Beschreibung aus dem Jahre 1660), bot es jedoch eine unerwartet

hohe Wohnqualität im intimen Rahmen des städtischen Lebens. Das Wohnhaus, wie auch

die meisten Stadtvillen, die in der Epoche Österreich-Ungarns errichtet wurden, wiesen

eine anziehende, reichgegliederte Fassadenfront, mit ansehnlichem Eingangsportal auf.

Mit oft imposanter Monumentalität waren sie für mehrere Parteien konzipiert, wodurch

die Wohnqualität meist beschränkt und auf die Funktion ausgerichtet werden musste.

Diese Veränderungen mögen im Einzelfall simpel und unbedeutend aussehen, doch –

soziokulturell betrachtet – waren es radikale Umgestaltungen der Lebensweise,

insbesondere im Hinblick auf die parallelen Veränderungen der Erwerbstätigkeit und neu

geregelter Tagesabläufe (vgl. u. a. Čelebi [1660] 1979: 214, Benac 1980: 20, Ravlić 1979:

21, Lovrenović I. 1980: 160, 169, ders. 1998: 142ff., Džaja S. 2002: 238, Husedžinović

2005: 163–190).

Abb. 80: Das bosnische Haus Abb. 81: Straßenansicht

61

VOM ERSTEN WELTKRIEG BIS ZUM ZERFALL JUGOSLAWIENS

Während des Ersten Weltkrieges war Banja Luka vom 3. November 1915 bis zum 22.

April 1916 Schauplatz der Gerichtsverhandlung der wegen der Beteiligung am Attentat

auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ehefrau

Sophie Angeklagten. Von 156 Tatverdächtigen wurden 16 zum Tode verurteilt. Sie

wurden durch das Engagement von König Alfons von Spanien begnadigt. Als Dank wurde

in Banja Luka eine Straße nach König Alfons benannt.

Abb. 82: Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons

Der Erste Weltkrieg veränderte Europa, und für Bosnien-Herzegowina, das wieder als

Spielball der Großmächte und Objekt der Begierde angesehen wurde, brach eine Periode

erneuter Spannungen, Unruhen und Gefechte aus. All das wurde Jahrzehnte vorher

eingeleitet, denn noch bevor das Osmanische Reich Geschichte wurde, fing das Buhlen der

Nationalisten um Bosnien-Herzegowina und sein Volk an. Plötzlich war es enorm wichtig,

das bosnische Volk davon zu überzeugen, dass sie islamisierte Serben oder islamisierte

Kroaten waren. Dass es auch eine bosnische Identität und Nation längst vor der

osmanischen Eroberung gab, wurde mit Hilfe der neuen Ideen der großen Slawischen

Nationen gekonnt verschleiert, in denen die konfessionelle Zugehörigkeit der nationalen

Identität gleichgestellt wurde. So wurden die pravoslawischen Bosnier und Herzegowiner

von serbischen Aktivisten für die großserbische Idee angeworben, und die römisch-

katholischen von den kroatischen für die kroatische Nation, die nicht minder von der

Ambition, sich Bosnien-Herzegowina einzuverleiben, erfasst waren. Beispielsweise hat

Teofil Petranović Lehrer und andere Aktivisten organisiert und diese in die

pravoslawischen Dörfer gesandt, um den Bauern „beizubringen“, dass sie keine Hrišćani,

62

sondern Serben seien, und dass sie sich ab nun so zu bezeichnen haben (Malcolm

1996: 151; Hrišćani/Christen ist der Begriff, mit dem sich Bosnier pravoslawischer

Konfession bezeichnet haben). Das Engagement von Petranović, aus bosnischen

Pravoslawen Serben zu machen, wurde von Vaso Pelagić noch eifriger weitergeführt.

Auch die Kroaten waren gleichermaßen aktiv, insbesondere in der Grenzgegend (siehe

ebd.). Unbeachtet blieb die Tatsache, dass Bosnier schon vor den Osmanen christlich

waren, indem sie entweder der schismatischen Bosnischen Kirche (nicht reformierte

christliche Kirche, die während der osmanischen Herrschaft untergegangen war), der

römisch-katholischen oder der pravoslawischen Kirche angehörten. Das Volk Bosniens

wurde im Osmanischen Reich nicht durch islamische Türken ersetzt, lediglich

konvertierten viele Bosnier zum Islam, während sie sich unabhängig von ihrer Religion

zu ihrer bosnischen Identität bekannten. Man beachte: während der gesamten Zeit der

osmanischen Herrschaft wurde die bosnische Sprache und die Schrift gepflegt, wie auch

zahlreiche (zum Teil auch vorchristliche) Bräuche gepflegt wurden. Als die Jungtürken in

Istanbul im Zuge ihrer Revolte Ansprüche auf Bosnien-Herzegowina erhoben, bot sich für

Österreich-Ungarn erneut ein geeigneter Vorwand, Bosnien-Herzegowina im Jahre 1908

offiziell zu annektieren. Im nächsten Jahr wurde nun Bosnien-Herzegowina von den

Osmanen für eine Summe von über 2.500.000 türkische Pfund an Österreich verkauft.

Danach brach offene Feindschaft zwischen Österreich und Serbien aus. Erneut erfolglos

geblieben, organisierten serbische Nationalisten zwei Geheimbünde, Narodna Odbrana

(Volksverteidigung) und Ujedinjenje ili Smrt (Vereinigung oder Tod bzw. auch als Crna

Ruka/Schwarze Hand bekannt), um auch in Bosnien aktiv gegen Österreich-Ungarn

vorgehen zu können. Und tatsächlich, wenige Jahre später wurde der österreichische

Thronfolger durch organisierte Mitglieder der Schwarzen Hand mit direkter

Unterstützung Serbiens in Sarajevo ermordet. Daraufhin erklärte Österreich-Ungarn

Serbien Krieg, was zum Ersten Weltkrieg und einer globalen Katastrophe führte. Nach

dem Ersten Weltkrieg wurde Bosnien-Herzegowina im November 1918 dem Königreich

der Slowenen, Kroaten und Serben, dem späteren Königreich Jugoslawien, angegliedert.

Diese Staatengemeinschaft war, wie Ivan Lovrenović analysiert, weniger ein Resultat des

»jahrhundertelangen Strebens unserer Völker«, wie das die offizielle

Geschichtsschreibung der beiden Jugoslawien behauptete, sondern eher ein Beschluss

der Kabinette der Siegermächte […]“ (Lovrenović I. 1998: 151). Unter dem Königreich

Jugoslawien wurde das Gebiet willkürlich und ohne die geringste Beachtung historischer

63

und kultureller Faktoren, in Banschaften eingeteilt. Eine von diesen insgesamt neun

Banschaften war die Vrbas-Banschaft mit dem Zentrum in Banja Luka. Diese Banschaft

war im ganzen Königreich Jugoslawien die rückständigste. In dieser Zeit formierten sich

auch Arbeiterbewegungen und Streiks waren auch während dieser Phase an der

Tagesordnung. Ebenso wie auch zuvor, wurden sie von der Regierung hart bekämpft (vgl.

u. a. Mandić 1910: 90–95, Pfeffer 1938, Kantorowicz 1967, Dedijer 1967, Ravlić 1979: 23f.,

103–172, Malcolm 1996: 143–201, Lovrenović I. 1980: 157–184, ders. 1998: 141–168,

Džaja S. 2002: 194–236, Kronenbitter 2010: 24–47).

Die österreichisch-ungarischen Architekten haben eine weitere Entwicklung der

Stadt vorgegeben, nicht nur im Hinblick auf die Ausdehnung der Stadt, sondern auch im

stilistischen Sinne, insbesondere die profane Architektur betreffend. Zwischen dem

Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden viele Objekte errichtet, die in Anlehnung an

mitteleuropäische Bauformen konzipiert wurden. Die Bauwerke der pravoslawischen

Gemeinschaft bilden hier eine Ausnahme sowie auch die Synagoge der Sephardim.

Die erste serbisch-orthodoxe Kathedrale

wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert geplant,

aber wegen der Balkankriege konnte das

Vorhaben nicht realisiert werden. Den Plan

entwarf der Belgrader Architekt Dušan Živanović

im Jahre 1925, und bereits vier Jahre später war

die der Hl. Dreifaltigkeit geweihte Kathedrale

(Saborni hram Svete Trojice) fertiggestellt. Die

Kirche wurde auf dem breiten Areal vor dem

Restaurant Balkan und dem Hotel Bosna errichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges, im April 1941,

wurde die Kirche von der deutschen Luftwaffe

beim Bombardement Banja Lukas getroffen. Auf

Befehl des damals herrschenden

nationalsozialistischen Regimes des

Abb. 83: Dreifaltigkeitskathedrale

Unabhängigen Staates Kroatien (1941–1945) musste die Kirche abgetragen werden. Erst

in den 1990er Jahren begann der Wiederaufbau, und im Jahre 2004 wurde die Kirche als

64

Christ-Erlöser-Kathedrale (Saborni hram Hrista Spasitelja) fertiggestellt (siehe unten;

Husedžinović 2005: 560).

Abb. 84. Dreifaltigkeitskathedrale Saborni hram Svete Trojice vor 1941

Abb. 85: Franziskanerkloster Hl. Antonius

Im Jahr, in dem der Entwurf der Kathedrale entstand, wurde auch das Fundament für

die neue Kirche des Trappistenklosters Marija Zvijezda (Mariastern) gelegt. Ein Jahr

später, 1926, wurde die 60 x 10 m große dreischiffige Basilika unter Betonung des

Mittelschiffs fertiggestellt. Das mit einem Bogen eingefasste Eingangsportal flankieren die

stehenden Figuren des Hl. Petrus und des Hl. Paulus, und über dem Portal wurde der Hl.

Georg, der zweite Schutzpatron Bosniens, dargestellt. Die Spitze des Tympanons

schmückt die Halbfigur des Hl. Elias, des ersten Patrons Bosniens. Im Inneren ist die

schlicht gehaltene Kirche mit altchristlichen Skulpturen bereichert. Die Kirche wurde

65

beim Erdbeben stark beschädigt und in den 1970ern saniert. Auch das neue errichtete

Gebäude des Franziskanerklosters des Hl. Antonius am Petrićevac, das im Jahre 1929

errichtet wurde, wurde beim Erdbeben von 1969 zerstört. Die danach neue errichtete

Kirche haben serbische Extremisten im Jahre 1995 gesprengt.

Abb. 86: Synagoge der Sephardim, 1936/1937

Im Jahre 1937 errichteten sephardische Juden ihre dritte Synagoge. Mit ihrem

modernen und schmucklosen Korpus, einer Festung ähnlich, und einer östlich

anmutenden Kuppel, stellte die Synagoge eine außerordentlich spannende und gelungene

architektonische Lösung dar. Ihr Erscheinungsbild, mit der unverkennbareren Aussage,

ein Tempel zu sein - erreicht durch klare Linien und die Formsprache der Moderne sowie

durch eine schlichte Kuppel mit Davidstern - war in Banja Luka einzigartig (Danon und

Stošić 2010: 47).

Abb. 87: Banski dvor

Von den profanen Bauwerken, die in der Zeit des Königreichs Jugoslawien entstanden

sind, sind besonders das Banski dvor (Palais des Bans; 1930–1931), das Volkstheater

(1934) und das Palais der Republik (1936) erwähnenswert. Architektonisch am

66

interessantesten ist das Banski dvor – das von einem Architektenteam im

eklektizistischen Stil errichtete Palais des Verwalters der Banschaft Vrbas.

Als repräsentativer Bau wirkt das Banski dvor monumental, was vor allem durch

überdimensional wirkende Fassadenelemente zur Geltung kommt. Die Stile

überschneiden sich, wobei die Anlehnung an die italienische Renaissance trotz der

ungewöhnlichen Lösung und einer entfremdenden Gesamtwirkung unübersehbar ist. So

ist das Untergeschoss wie bei den italienischen Palazzi durch flache

Steinschnittquaderung und abgerundete Fenster gegliedert. In der Mitte befindet sich

das vorspringende Eingangsportal mit drei Bogenöffnungen. Über ein flach gehaltenes

Gesims setzt sich die zweischichtige Fassadenfläche des zweistöckigen Hauptgeschosses

fort. Dominierend sind die beinahe vollplastischen Blendarkaden, die über beide

Stockwerke vorgelegt wurden. Der zentrale Bogen ist breiter und höher und erfasst je

Stockwerk drei Fenster, während die anderen Bögen jeweils zwei Fenster pro Stockwerk

umspannen. Vertikal ist die Fassadenfläche durch fünf Achsen gegliedert. Die

Mittelachse und die Seitenachsen mit jeweils einem Bogenmotiv treten vor, bis auf den

oberen Bereich der Zentralachse.

Abb. 88: Banski dvor

Die Achsen sind mit einem abgerundetem Dachgesims und einem flachen, unentwickelten

Dreieckmotiv abgeschlossen, wobei die Zentralachse durch Höhe und Grad der Neigung

betont wurde. Die Zwischenachsen, mit jeweils zwei Bögen, haben einen geraden

Abschluss mit der in der Mitte angebrachten verkleinerten Wiederholung des Motivs der

67

Zentralachse. Die Zentralachse weist mit den seitlichen Säulen auf das

Triumphbogenmotiv, wie auch der Eingangsportal. Während das Bogenmotiv an

römische Architektur erinnert, zeigt der Dachabschluss durch konvexe Linien und

angedeutete Dreieckgiebel einen Art Nouveau-Einfluss. Diese Formgestaltung folgt der

Absicht, in eine visuelle Beziehung zur benachbarten serbisch-orthodoxen Kathedrale zu

treten – vermutlich auch als politisches Statement der serbischen Herrschaft.

Vom Jahre 1918 bis zum Zweiten Weltkrieg änderte sich die Bezeichnung des

Staatenbundes, dem auch Bosnien-Herzegowina einverleibt wurde, dreimal. Für kurze

Zeit hieß das Land Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (Država Slovenaca, Hrvata i

Srba), nach der Verbindung mit dem Königreich Serbien Königreich der Serben, Kroaten

und Slowenen und nach dem Putsch von 1929, Königreich Jugoslawien (Kraljevina

Jugoslavija) - regiert von der serbischen Familie Karađorđević. Als im März 1941 Prinz

Paul von Jugoslawien dem Dreimächtepakt (bzw. Pakt der Achsenmächte) beitritt, wird er

von Belgrader Offizieren entmachtet und der minderjährige Peter II. zum Regenten

bestellt. Am 6. April 1941 begann der Balkanfeldzug der Wehrmacht und wenige Tage

später kapitulierte das Königreich Jugoslawien. Dazwischen hat die deutsche Luftwaffe

viele Städte zerbombt, darunter auch Banja Luka am 9. April 1941. So begann der Krieg

für Banja Luka mit großen Verlusten. Als nun der nationalsozialistisch regierte und von

Adolf Hitler unterstützte Unabhängige Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska) an die

Macht kam, brachen für Banja Luka schwere Zeiten an, insbesondere für Juden, Serben

und Roma. Die Palette reichte von vereinzelten Gewaltakten bis zu organisierten

Deportationen und Morden (beispielsweise das Massaker durch die kroatischen NS-

Elitetruppen in Februar 1942). Die Jugoslawische Volksarme befreite Banja Luka am 22.

April 1945. Durch den Zweiten Weltkrieg am schlimmsten betroffen war die jüdische und

serbische Gemeinde. Die serbische Gemeinde hat sich trotz enormer Verluste im neuen

Jugoslawien bald erholt, aber die jüdische konnte in ganz Bosnien-Herzegowina bis heute

ihre einstige Stärke und Ansehen nicht erreichen. Massendeportationen, Morde und die

Aussiedlung eines seit Jahrhunderten in Bosnien-Herzegowina beheimateten Volkes

haben eine kulturelle Lücke nicht nur in Banja Luka, sondern in ganz Bosnien

hinterlassen. Die Synagogen wurden zerstört, der Besitz konfisziert, die Friedhöfe

geschleift, die Spuren verwischt. Nur wenige Juden blieben bzw. kehrten in ihre seit dem

16. bzw. 19. Jahrhundert besiedelte Stadt zurück (vgl. u. a. Hory und Broszat 1964, Ravlić

1979: 173–216, Romano 1975, Dedijer 1988: 135, 138, 161, 166, 169, Malcolm 1996:

68

185–Krišto 1998: 223, Schmider 2002, Husedžinović 2005: 559–563, Danon und Stošić

2010: 40–86, ferner die Problematik zwischen Kroaten und Serben: Buchenau 2004).

Abb. 89: Wohnsiedlung Borik, erbaut nach dem Erdbeben, Aufnahme 1980er Jahre

Abb. 90: Das Medizinische Zentrum Abb. 91: Gospodska ulica/Herrengasse, 21. Jahrhundert

Bis in die 1990er Jahre herrschte in Banja Luka Frieden. In der Stadt lebten alle

Nationalitäten und Konfessionen friedlich miteinander. Ab dem Austritt Titos aus der

Kominform im Jahre 1948 entwickelte sich Jugoslawien etwa so wie seineNachbarländer.

Jugoslawien war großteils serbisch und teils bzw. zeitweise auch kroatisch dominiert, so

dass Bosnien-Herzegowina bis in die 1960er Jahren in seiner kulturellen Entwicklung

benachteiligt wurde (Beispielsweise konnte die Akademie der Wissenschaften und der

Künste erst 1966 gegründet werden. Das konstitutive Volk des Landes, die bosnischen

Muslime, durften sich erst ab 1968 als Muslime im Sinne einer Nation bezeichnen, um nur

einige Ungleichheiten zu nennen). Ab 1970er Jahren änderte sich die Lage sowohl in

politischer als auch in kulturgesellschaftlicher Hinsicht. Ob im literarischen Bereich, den

bildenden Künsten (vor allem im Architekturbereich) oder der darstellenden Kunst

(Filmbereich) – Bosnien-Herzegowina versammelte große Namen und erweckte auch

internationale Aufmerksamkeit. Als im Jahre 1984 die Olympischen Spiele in Sarajevo

69

stattfanden, zeigte sich das Land in einer außergewöhnlichen Frische und mit

Zukunftspotenzial.

Banja Luka, die zweitgrößte Stadt des Landes, weitete sich aus und wurde zum

wirtschaftlichen Zentrum des nordwestlichen Landesteils. In den ersten Jahren nach dem

Krieg arbeiteten freiwillige Arbeitskräfte im ganzen Land. Die ersten Hochhäuser waren

von relativ bescheidener Qualität, da sie schnell fertig werden mussten, um den Bedarf an

Wohnmöglichkeiten zu decken. Zudem mangelte es anfangs an geschulten Fachkräften,

was sich jedoch in den 1950ern änderte. Es wurden die ersten Büros für Hochhausbau

und Stadtplanung in Sarajevo und Banja Luka eröffnet, was die Realisierungen von

Wohnbauten erleichterte. In den ersten zwanzig Jahren nach dem Krieg wurden in Banja

Luka über 5.600 Wohnungen gebaut. Die Anzahl der Bürger hat sich innerhalb von zwei

Jahrzehnten verdoppelt, was auch mit den neu errichteten Fabriken im Zusammenhang

stand: die Stahlgießerei und Metallverarbeitung Jelšingrad, eine Ziegelfabrik in Zalužani,

das Bauunternehmen Krajina, die Schuhfabrik Bosna, die Leder-Galanterie Jadrankaund

die Produktion von Fruchtsäften Vitaminka. Dazu kam Rudi Čajavec - eine Fabrik mit

einem breiten Spektrum an Produkten von Autoteilen bis zu elektrischen Maschinen und

Apparaten. Es entstand eine Papier- und Zellulosefabrik, die Holzfabrik Vrbas etc.

daneben auch die Erweiterung der bereits bestehenden Unternehmen wie der

Tabakfabrik oder von Unternehmen der Lebensmittelbranche. Auch im Tourismus und

Gastgewerbe wurden große Fortschritte gemacht und viele Objekte errichtet, so u. a. das

Touristenheim und Motel in Šehitluci, die Hotels Slavija und Čajavec sowie das Motel in

Gornji Šeher. Das Hotel Bosna wurde modernisiert, Hotels Palace erweitert. Banja Luka

war auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung, als ein schweres Erdbeben die Stadt traf. Es

begann in der Nacht am 26. Oktober 1969 und am Morgen des 27. Oktober wurden 6

Richtergrade mit dem Epizentrum im Zentrum Banja Lukas überschritten. Die Stadt war

praktisch völlig zerstört, und kaum ein Objekt blieb unbeschädigt. Über 36.000

Wohnungen waren zerstört, die meisten Unternehmen, Schulen und auch Kulturobjekte

(Ravlić 1970, ders. 1979: 217–276, Štraus 1986: 57–65, Donia/Fine 1995: 149f.,

Lovrenović I. 1998: 169–182, Husedžinović 2005: 567–575).

Nach dem Erbeben wurde Banja Luka neu auf- und ausgebaut. Die Bevölkerung zeigte

sich solidarisch und die Stadt jung und optimistisch. Die Sanierung und der Wiederaufbau

der Unternehmen bot die Möglichkeit, die Firmen zu vergrößern und neue Abteilungen

70

hinzuzufügen. Überdies wurden auch neue Fabriken errichtet. Mit der Wiederaufbau und

den geschaffenen zusätzlichen Erwerbsmöglichkeiten wurden auch Wohnsiedlungen am

Stadtrand errichtet und viele Menschen zogen aus naheliegenden ländlichen Ortschaften

in die Stadt.

„Die Entwicklungsdisparitäten zwischen Stadt und Land bzw. zwischen den urbanen Eliten

einerseits und den zugewanderten kaum urbanisierten Bauern anderseits, waren groß. […]

Die Anzahl der Einwohner stieg rapid an, und die nationale Zusammensetzung der Bürger

veränderte sich mit der Zeit zu Gunsten der serbischen ethnischen Gruppe“ (Galijaš

2009: 49).

Im Jahre 1975 wurde die Universität gegründet, 1978 wurde das großangelegte

Medizinische Zentrum angelegt, das für die erste Bauetappe einen renommierten

Architekturpreis erhielt. Im selben Jahr wurde an der Stelle des Epizentrums des

Erbebens das große Einkaufszentrum Boska mit 16.000 m² Geschäftsfläche erbaut. Das

preisgekrönte Projekt wurde von einem Architektentrio aus Zagreb, Ljerka Lulić, Velimir

Neidhardt und Jasna Nosso ausgeführt. Mit dreizehn wichtigen Unternehmen, darunter

auch einem für Militärausrüstung, wurde Banja Luka eine der wirtschaftlich

bedeutendsten Städte Jugoslawiens. Ende der 1980er betrug das BSP pro Kopf der 63.000

Beschäftigten in der Stadt 1.850 US $. (siehe u. a. Ravlić 1979: 277– 384, Štraus 1986: 64,

Galijaš 2009: 49).

Abb. 92: Das Einkaufszentrum Boska

Dennoch, so „brüderlich-einig“, wie der Slogan des Ex-Jugoslawiens lautete, ging es in

Banja Luka nicht zu. Als Beispiel soll hier der jüdische Friedhof genannt werden. Im Jahre

1976 traf die Gemeinde Banja Lukas die Entscheidung, den letzten jüdischen Friedhof in

einen Tennisplatz umzuwidmen. Nachdem die Parzelle unbeschützt blieb, wurden die

Grabsteine aus großen Marmorplatten zum Teil als Grabsteine an anderen Friedhöfen

71

verwendet und zum Teil für private Zwecke missbraucht. Das Denkmalamt blieb stumm

(Danon und Stošić 2010: 84f.)

VON DEN 1990ER JAHREN BIS ZUM BEGINN DES 21. JAHRHUNDERTS

Der Zerfall Jugoslawiens und der folgeschwere Krieg in den 1990er Jahren hat Banja

Luka mit offenen Kämpfen nicht betroffen. Banja Luka lag fern der Frontlinie und wurde

von der selbsternannten Republika Srpska zur Hauptstadt erhoben. Wie die ethnische

Säuberung geplant, durchgeführt und welche Mechanismen von den gesetzgebenden

Organen mit Unterstützung der ehemals jugoslawischen Armee und der Befürwortung

der serbisch-orthodoxen Kirche sowie organisierten paramilitärischen, gut bewaffneten

Banden angewendet wurden, um Menschen zu vertreiben, in Lager zu deportieren oder

wahllos zu töten, hat die südosteuropäische Forscherin Armina Galijaš anhand der

Interviews und (Medien-) Analyse der politischen und kulturellen Geschehnisse in Banja

Luka dargelegt (Galijaš 2009).

„Die serbische politische Elite beschloss bereits im Jahre 1992, dass alle Bürger, die in Banja

Luka lebten, sich in den Dienst der Serbischen Armee zu stellen hatten. Alle Beschäftigten

hatten den Arbeitgebern eine Bestätigung vorzulegen, dass sie selbst bzw. ihre männlichen

Familienmitglieder bei der Serbischen Armee gemeldet waren. Diejenigen, die sich nicht

meldeten, verloren ihr Anrecht auf die Staatsbürgerschaft, auf einen Arbeitsplatz, auf die

Gesundheits- und Rentenversicherung sowie den Anspruch auf die ihnen zugeteilte

Wohnung. Ihr Eigentum ging in den Besitz der Serbischen Republik über“ (Galijaš 2009: 241).

Die herrschende politische Elite akzeptierte ein Loyalitätsbekenntnis seitens der

Nicht-Serben kaum; Terror und Verfolgung von Nicht-Serben sowie jener Serben, die

diese Politik nicht befürworteten, standen an der Tagesordnung. Mindestens dreißig

Prozent der Ehen waren konfessionell gemischt, so dass auch diese Menschen und ihre

Nachkommen der Verfolgung ausgesetzt wurden. Nachdem im Jahre 1992 immer noch

100.000 „unerwünschte Bürger“ in Banja Luka lebten, bediente man sich auch hier einer

„einfachen Lösung“:

„Quetsche sie langsam aus, wie Spülwasser aus einem Tuch. Ein paar Morde hier, oder zwei

Vergewaltigungen da, Entlassungen überall, die Konfiszierung von Wohnungen. Man jage

ihnen nur genügend Angst ein, und sie werden schon von selber gehen, sie werden es sogar

72

für ein Privileg halten, gehen zu dürfen und bezahlen“ (Maass 1997: 110f., aus: Galijaš

2009: 250).

Zu diesem Zweck wurden auch zahlreiche Soldaten der Armee der Republika Srpska

und paramilitärische Verbände wie beispielsweise SOS (Serbische Verteidigungskräfte),

Beli orlovi (Weiße Adler), Knindže (‚Ninjas’ aus Knin), Četnici (Tschetniks) und Crvene

beretke (Rote Barette) nach Banja Luka geholt mit der exekutiven Befugnis, Furcht und

Schrecken in der Stadt und Umgebung zu verbreiten (vgl. Galijaš 2009: 246). Sprengungen

von Besitztümern der Nicht-Serben, offene Ermordungen auf der Straße, Verschleppung

von Menschen an unbekannte Orte (meist in Konzentrationslager nahe Banja Luka),

Erniedrigungen der Intellektuellen durch erzwungene in der Öffentlichkeit

durchzuführende niedere Tätigkeiten, Verfolgung der erwachsenen Männer und

Vergewaltigung von Mädchen und Frauen haben bei diesem sogenannten „stillen Krieg“

dazu geführt, dass die Nicht-Serben und „nichtkonforme“ Serben „freiwillig“ die

Republika Srpska verließen und ihr ganzes Hab und Gut nach der vorgeschriebenen

Tilgung aller Steuern ebenfalls „freiwillig“ der Republika Srpska schenkten. Die

Anwaltskosten für Ausreisedokumente, Transitvisen und Aufenthaltsgenehmigungen

eines anderen Landes waren zusätzlich ein lukratives Geschäft und eine weitere

Möglichkeit für Schikanen an den unschuldigen Bürgern. Banja Luka wurde ethnisch

gesäubert, was sich auch im Stadtbild zeigte. Denn es reichte nicht aus, den Besitz der

Nicht-Serben zu konfiszieren und Serben aus anderen Teilen anzusiedeln, sondern es

wurden Maßnahmen getroffen, um die kulturellen und historischen Spuren der Nicht-

Serben gänzlich aus der bis dahin multiethnischen Stadt auszulöschen – die Geschichte

„zu töten, um die Vergangenheit neu zu definieren und zu erfinden“ (Galijaš 2009: 313).

„Überall im Land wurden Moscheen und Minarette in Schutt und Asche gelegt, darunter die

schönsten Beispiele osmanischer Architektur des 16. Jahrhunderts auf der westlichen

Balkanhalbinsel. Diese Bauwerke lagen nicht im Zentrum militärischer Kampfhandlungen; in

Bijeljina und Banja Luka hatten die Zerstörungen überhaupt nichts mit den Gefechten zu tun

- die Moscheen wurden nachts mit Sprengladungen in die Luft gejagt und am folgenden Tag

mit Bulldozern eingeebnet. Diejenigen, die solche Aktionen geplant und befohlen haben,

sagen gern, die Geschichte stehe auf ihrer Seite. Was sie mit ihren Taten zeigten, ist, dass sie

Krieg gegen die Geschichte ihres Landes führten“ (Malcolm 1996: 18).

73

Abb. 93–94: Franziskanerkloster und die Kirche des Hl. Antonius am Petrićevac vor und nach der Zerstörung 1995

Im Jahre 1992 wurden in der römisch-katholischen Diözese Banja Luka zwölf

römisch-katholische Kirchen völlig zerstört und 25 andere beschädigt. Weil die

kroatische Armee in Slavonien in der Militäroperation Blitz (Operacija Bljesak) die

serbische Armee der selbsternannten Republika Srpska Krajina besiegte, haben serbische

Extremisten aus Rache am 7. Mai 1995 die Pfarrkirche in Banja Luka zerstört und das

Franziskanerkloster sowie die Kirche des Hl. Antonius am Petrićevac ausgeplündert, in

Brand gesteckt und danach miniert. Dabei wurde auch ein Seelsorger ermordet. Bis zum

Ende des Krieges waren in der Diözese 92 % der katholischen Kirchen beschädigt oder

zerstört (Semren 2000: 79, Galijaš 2009: 314).

Abb. 95: Ferhadija nach der Sprengung, 1993 Abb. 96: Die Suche nach den Fundamenten der Ferhadija

Bis zum Ende des Jahres 1993 wurden alle Moscheen der Stadt und der Umgebung

gesprengt, verbrannt oder vernichtet. Wie als Testlauf wurde mit der Vernichtung in der

Nachbarstadt Bosanska Gradiška im November 1992 mit der Moschee in Rovine

begonnen und im Frühjahr 1993 fortgesetzt. Vom April bis September 1993 wurden in

Banja Luka folgende Moscheen vernichtet: Sefer-Beg Moschee in der Gemeinde Potpećina

(bzw. Potpećinska-Moschee, erbaut 1618, zerstört am 9. April 1993), Sofi Mehmed-Pascha-

Moschee (bzw. Jama-Moschee, erbaut 1554, zerstört am 7. Mai 1993), Ferhadija Moschee

74

(bzw. Ferhad-Pascha Moschee, erbaut 1579, zerstört am 7. Mai 1993), Arnaudija Moschee

(erbaut 1595, zerstört am 7. Mai 1993), Vrbanjska-Moschee in der Gemeinde Vrbanja

(erbaut im 17. Jahrhundert, zerstört am 11. Mai 1993), Tulejhova-Moschee in der

Gemeinde Novoselije (bzw. Hadžizulfikar/Hāddsch-Zulfikar-Moschee, erbaut 1760,

zerstört am 17. Mai 1993), Behram-Efendi-Moschee (erbaut 1560, zerstört am 26. Mai

1993), Gazanferija Moschee (erbaut Ende des 16. Jahrhunderts bzw. neuerrichtet oder

restauriert 1760, zerstört am 4. Juli 1993), Mehdi-Beg Imamović-Moschee (bzw. Moschee

in Hiseta, erbaut 1630, zerstört am 4. Juli 1993), Grabska-Moschee in der Gemeinde Grab

(bzw. Hāddsch-Begzad-Moschee, erbaut 1528, zerstört am 14. Juli 1993), Hāddsch-Mustaj-

Pascha Sokolović-Moschee in der Gemeinde Novoselije (erbaut 1570, zerstört am 14. Juli

1993), Hāddsch-Kurd-Moschee in der Gemeinde Novoselije (erbaut im 17. Jahrhundert,

zerstört am 14. Juli 1993), Dolačka-Moschee (bzw. Hāddsch-Omer-Moschee, errichtet

1686, zerstört am 3. September 1993), Potočka-Moschee (bzw. Hāddsch-Perviz-Moschee,

erbaut 1630, zerstört am 6. September 1993), Talih-Moschee in Pobrđe (erbaut nach

1580, zerstört am 8. September 1993), und Stupnička-Moschee (bzw. Hāddsch-Salih-

Moschee, erbaut 1595, zerstört am 9. September 1993). Die meisten Moscheen waren

geschütztes UNESCO-Weltkulturerbe. Auch andere bedeutende Bauwerke wie Sahat-kula

(Uhrturm) und zahlreiche Mausoleen sowie Friedhöfe wurden vernichtet. Nachdem die

meisten Objekte aus Stein errichtet waren, konnten sie nicht verbrennen, bzw. ließen sich

zum Teil auch nicht gänzlich sprengen. Auf Anordnung der damaligen Regierung der

damals selbsternannten Republika Srpska wurden die Moscheen auf unterschiedliche

Mülldeponien und einen See entsorgt. Beispielsweise wurden die Reste der Ferhadija in

einem See und zwei voneinander weit auseinanderliegende Mülldeponien entsorgt und

mit Müll überdeckt. Diese Vorgehensweise sollte sicherstellen, dass es keine Spuren

dieser Bauten gibt und die Moscheen nie wieder aufgebaut werden können. Die Stelle wo

die Ferhadija, die Mausoleen und der Friedhof war, wurde wie im Fall vieler anderer

Moscheen, eingeebnet und ein Parkplatz daraus gemacht (vgl. Galijaš 2009: 313–324,

Husedžinović 2005: 9–11, 21–28, 567–612).

Zur gleichen Zeit wurde eines der bedeutendsten Bauwerke der serbisch-orthodoxen

Gemeinde Banja Lukas errichtet, die Christ-Erlöser-Kathedrale (Saborni hram Hrista

Spasitelja). Die Kathedrale wurde in den Jahren 1993–2004 originalgetreue an der Stelle

der im Jahre 1941 zerstörten Kathedrale der Hl. Dreifaltigkeit (Saborni hram Svete Trojice)

wieder aufgebaut. Der 22,10 x 19,50 m großer Bau besitzt den Grundriss eines

75

griechischen Kreuzes und wird von einer zentralen Kuppel dominiert. Diese wird von

breiten, von Marmorsäulen getragenen Rundbögen und schmalen eingezogenen Fenster-

Öffnungen umspannt. Auf den jeweiligen Seiten des kompakten Baus erheben sich

weitere vier niedrige, wesentlich kleinere Kuppeln mit der gleichen Formlösung.

Ebenfalls mit einer solchen Kuppel bekrönt, ragt der 44 m hohe südseitige Kirchturm auf.

Er ist mit Arkaden mit der Kirche verbunden. Die Oberflache der Christ-Erlöser-

Kathedrale dominieren zweifärbige Sandsteinziegel aus Travertin, dessen reiches Dekor

der Kirche einen malerisch-östlichen Charakter verleiht. Die Apsis mit dem Alter liegt im

Osten, der Haupteingang im Westen. Die Bauform sowie auch die Dekorationselemente

entsprechen der serbisch-byzantinischen Bauweise. Die zentrale Kuppel steht symbolisch

für Christus, die vier flankierenden für die vier Evangelisten. Die Platten der Kuppeln

wurden aus sibirischem rostfreiem Stahl geschmiedet und vergoldet. Auch das Innere der

Christ-Erlöser-Kathedrale ist reich dekoriert. Neben der Ikonostase mit Ikonen wurde das

Innere der Kirche mit byzantinischen Fresken ausgemalt. Die Kathedrale ist eine der

größten und monumentalsten orthodoxen Kirchen am Balkan.

Abb. 97: Christ-Erlöser-Kathedrale/Hram Hrista Spasitelja

Das beginnende 21. Jahrhundert steht im Zeichen des Wiederaufbaus der von

serbischen Extremisten zerstörten Monumente der römisch-katholischen und

islamischen Gemeinde. Besonders viel Mühe wurde für Wiederaufbau der Ferhadija

aufgewendet. Seit 2001 wird die Moschee rekonstruiert. Als erstes galt es, alle

76

auffindbaren Teile auszugraben, zu konservieren und zu vermessen, damit die

verwendbaren Teile des ursprünglichen Baus beim Wiederaufbau der neuen Ferhadija

mitverwendet werden können. Nahezu alle anderen Teile der Moschee wurden auf die

gleiche Art hergestell,t wie es die ursprünglichen Bauelemente waren. Beispielsweise

wurden die Ziegel, die besondere Maße und Bestandteile besaßen, für den

Wiederaufbau der Moschee eigens angefertigt. Genauso wurden die Metallteile manuell

von einer heimischen Werkstatt auf dieselbe Weise hergestellt.

Abb. 98–100: Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija

Abb. 101–110: Wiederaufbau der Ferhadija

77

Abb. 111–112: Wiederaufbau der Ferhadija

Das Verbindungsmaterial der Ziegel erhält ebenfalls jenes Mischungsverhältnis, das die

Analyse des ursprünglichen Mörtels gezeigt hat. Die genauen Abmessungen der

erhaltenen Teile der Ferhadija haben es ermöglicht, dass diese exakt an jener Stelle

eingebaut werden konnten, wo diese einst waren. So stellt die Moschee Ferhadija ein

Objekt in einem anderem und zugleich ein erneutes Beispiel für die herausragende Arbeit

der Baumeister dar. Die Arbeiten an Ferhadija sollen 2015 beendet werden (Interview

geführt am 9. Oktober 2012 mit u. a. Muhamed Hamidović, demverantwortlichen

Architekt für den Wiederaufbau der Ferhadija, Sead Pašić, Direktor des Wiederaufbaus,

Armin Džindo, Baustellenleiter und Dino Hasanović).

Abb. 113: Wiederaufbauprojekt des Franziskanerklosters am Petrićevac

Unter den an Stelle der zerstörten neuerrichteten ist das Franziskanerkloster am

Petrićevac besonders interessant. Mit seiner Doppelturmfassade nimmt das Kloster

78

Bezug zum Vorgängerbau, schafft jedoch eine vollkommene Selbstständigkeit als

moderner und eigenständiger Bau. Der gesamte Entwurf arbeitet mit Kontrasten.

Während die Türme mit quadratischem Grundriss überdimensional wirken und mächtig

über dem Bau ragen, lockern gleichzeitig die kleinen Öffnungen mit den freigelassenen

Flächen in Kreuzesform den Gesamteindruck auf. Auch der Baukorpus verhält sich

ähnlich; die ebenen, kahlen Flächen des breit angelegten Bauwerks bekommen durch

Öffnungen und scharfe Linien sowohl Kontrast als auch Dynamik. Die Fassadenfarbe,

weiß-dunkelgrau unterstreicht dieses Spiel der Gegensätze.

Abb. 114: Stadtpanorama

Banja Lukas Geschichte spiegelt in vielfacherweise die Geschichte des Landes

Bosnien-Herzegowina ab dem Mittelalter wider. Die Stadt wurde jedoch in den Phasen

großer Unruhen häufiger in Mitleidenschaft gezogen als die Städte im Landesinneren. Das

gleiche Schicksal traf die meisten Grenzstädte Bosniens, wobei die Schäden in Banja Luka

schon dadurch schwerwiegender waren, weil die Stadt aufgrund ihrer Bedeutung und

Größe wertvolle Objekte und mehr Bevölkerung beherbergte. Im neuen Jahrtausend

vermittelt Banja Luka dem unvoreingenommenen Betrachter den Eindruck einer

friedlichen Stadt die sich im Auf- und Ausbau befindet. Neue Verwaltungs- und

Regierungsbauten wurden errichtet, und die neuerbaute Autobahn hat die

Verkehrsbedingungen verbessert und der Wirtschaft zusätzlichen Antrieb verliehen.

79

Abb. 115: Sitz des Präsidenten der Republika Srpska

Abb. 116: Autobahn bei Banja Luka

KARTEN- UND BILDQUELLENVERZEICHNIS

Karte Bezeichnung Copyright

I Rekonstruktion der römischen Straßen aus Salona durch Bosnien

Karte nach Bojanovski 1974 Karte entnommen aus Škegro 2005: 379

(Verändert durch Markierung von Castra)

II Territoriale Aufteilung des Königreichs Bosnien nach der Ermordung des Königs Stefan Tomašević, 1463

Erstellt von Velid Jerlagić, 2004. Karte entnommen aus

Lovrenović D. 2006, Karte Nr. 13

80

III Ungarn und das Osmanische Reich um 1503 Erstellt von Velid Jerlagić, 2004. Karte entnommen aus

Lovrenović D. 2006, Karte Nr. 14

IV Grenze Bosniens zwischen zwei rivalisierende Reiche um 1503 (Ausschnitt, Karte III)

Erstellt von Velid Jerlagić 2004 Karte entnommen aus

Lovrenović D. 2006, Karte Nr. 14

V Eyalet Bosnien Karte entnommen aus Pelidija 1998: 137 (Verändert durch Markierung Banja Lukas

und Entfernung der Streifen)

VI Stadtplan Banja Lukas im 18. Jahrhundert Karte entnommen aus www.jobl.org

VII Eyalet Bosnien und Militärgrenze vom 17.–19. Jahrhundert Karte entnommen aus Pilar 1995: 60

Nr. Bezeichnung Fotografie von: Copyright

1 Ansicht der Stadt Banja Luka (Panorama-Foto) Edhem Joldaš Zlata Duraković

2 Ansicht der Stadt Banja Luka Edhem Joldaš Zlata Duraković

3 Ansichten der Stadt Banja Luka (Kastel) Edhem Joldaš Zlata Duraković

4 Fluss Vrbas im Bereich der Stadt Banja Luka Edhem Joldaš Zlata Duraković

5 Skelet mit Grabbeigaben, Donja Dolina Abb. entnommen aus Truhelka 1902 S. 259, Abb. 3

6 Jupiter-Altar, Zeichnung Abb. entnommen aus Ravlić 2002: 42

7 Grundriss der Festung Kastel Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 40 (Mit Veränderungen und

teilweise deutschsprachiger Beschriftung)

8 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković

9 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković

10 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković

11 Festung Kastel Darko Glazer Zlata Duraković

12 Festung Kastel Darko Glazer Zlata Duraković

13 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković

14 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković

15 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković

16 Schmuckfunde aus Mahovljani, Zeichnung Abb. entnommen aus Šmalcelj 2012: 162/Tafel II (Ausschnitt)

17 Schmuckfunde aus Gomjenica, Zeichnung Abb. entnommen aus Šmalcelj 2012: 161/Tafel I (Ausschnitt)

18 Stećci-Grabsteine in Lusići bei Banja Luka Abb. entnommen aus: Bešlagić 1971: 100

81

19 Holzbrücke über Vrbas aus dem 16. Jahrhundert. Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert

Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba

Public Domain

20 Sofi Muhamed-Pascha Moschee, das mögliche Aussehen nach Husedžinović, 2005

Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 221

21 Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

22 Das mittelalterliche Wappen der Familie Sokolovich, Fojnički Grbovnik

Abb. entnommen aus Fojnički Grbovnik (Faksimile hrsg. von Oslobođenje, 1972)

23 Ferhad Pascha Sokolović Abb. entnommen aus Fürstlich Waldecksche Hofbibliothek [Hrsg.],

Klebebände (Band 1): 473, Abb. 3 Public Domain (digi.ub.uni-heidelberg.de)

24–27 Ferhadija-Moschee Abb. entnommen aus ferhadija.ba. Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

28 Ferhad Paschas-Mausoleum Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

29 Šadrvan-Brunnen bei Ferhadija Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

30 Sahat-kula - Uhrturm bei Ferhadija Abb. entnommen aus ferhadija.ba Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

31 Ferhadija, Grundriss mit Mausoleen und Šadrvan-Brunnen

Grundriss nach E. H. Aywerdi. Abb. entnommen aus

Husedžinović 2005: 230

32 Ferhadija, 3-D Darstellung Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 239

33 Ferhadija, Hauptfassade bzw. Nordwest-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 235

34 Ferhadija, Schnitt Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 234

35 Ferhadija, Südost-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 238

36 Ferhadija, Südwest-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 236

37 Ferhadija, Nordost-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 237

38 Ferhadija, Halbkuppel Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

39 Ferhadija, Kuppel Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

40 Ferhadija, Mihrab Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

41 Ferhadija, Minbar Abb. entnommen aus ferhadija.ba,

82

Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

42 Ferhadija, innen (Blick Richtung Engang) Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

43 Sahat-kula bei Ferhadija Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993

44 Arnaudija, Grundriss nach Čelić und Gološ, 1952 Abb. entnommen aus Bejtić 1953: 107

45 Gazanferija, das mögliche Aussehen im 16. Jahrhundert nach Husedžinović 2005

Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 439

46 Gazanferija, Südwest-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 433

47 Gazanferija, Nordwest-Fassade Abb. entnommen aus: Husedžinović 2005: 433

45 Arnaudija, Schnitt Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 378

49 Gazanferija mit Mausoleen, 1952 Foto von Čelić, 1952,

Abb. entnommen aus Bejtić 1953: 110

50 Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

51 Ivan Franjo Jukić Darstellung von Gabrijel Jurkić, Abb. entnommen aus Ravlić 1979 S. 33

Public Domain

52 Viehmarkt in Banja Luka, Anfang des 19. Jahrhunderts Abb. entnommen aus www.jobl.org Public Domain

53 Trappisten-Abtei Mariastern im ausgehenden 19. Jhd. Abb. entnommen aus Teinović 2009: 2

54 Prior Franz Wendelin Pfanner Abb. entnommen aus Teinović 2009: 6

55 Abb. 55: Landerwerbsvertrag der Trappisten, 1869 Abb. entnommen aus Teinović 2009: 7

56 Die „Wiege“ bzw. Kolijevka, erstes 3x5 m² großes „Kloster“ der Trappisten bei Banja Luka

Abb. entnommen aus Teinović 2009: 9

57 Österreich-Ungarische Truppen bei Save Überquerung. Abb. entnommen aus www.blinfo.info Public Domain

58 Banja Lukas, Ansicht von 1903 Abb. erhalten von Edhem Joldaš Public Domain

59 K. u. K. Militärbahnhof in Banja Luka Privat. Public Domain

60 Realgymnasium in Banja Luka vor 1969 Abb. entnommen aus www.gimnazijabanjaluka.org.

Public Domain

61 Straßenansicht, alte Fotografie Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

62 Hotel Bosna, alte Ansicht vor 1969 Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

83

63 Carski drum/Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

64 Gospodska ulica/Herrengasse, später Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons, Beginn des 20. Jahrhunderts

Abb. entnommen aus www.jobl.org Public Domain

65 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

66 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

67 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

68 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

69 Fra Grge Matića ulica/Pater Grga Matićs-Straße Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba

Public Domain

70 Kathedrale Hl. Bonaventura Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 192

71 Abb. 71: Heimsuchung Mariää Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 192

72 Kathedrale Hl. Bonaventura Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 192

73 Metropolie Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 201 (Ausschnitt)

74 Deutsche Evangelische Kirche, 1895 Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 203

75 Synagoge der Aschkenasim, 1903, Aussehen nach C. Kovačević

Abb. entnommen aus Danon und Stošić 2010: 84

76 Die erste Apotheke in Banja Luka (links), Gospodska ulica/Herrengasse

Abb. entnommen aus www.jobl.org

Public Domain

77 Das Einkaufshaus von Schnitzler und Kohn, Gospodska ulica/Herrengasse

Abb. Entnommen aus www.jobl.org

Public Domain

78 Kolonie Windhorst bei Banja Luka, nach 1910. Postkarte, privat. Public Domain

79 Abb. 79. Petar Kočić, gemalt von Jovan Bijelić Abb. entnommen aus staresrpskeslike.com Public Domain

80 Das bosnische Haus, Ausschnitt einer Postkarte Abb. erhalten von Saša Domazet. Public Domain

81 Straßenansicht. Ausschnitt der Postkarte der Carska Ulica/Kaiserstrasse

Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba

Public Domain

82 Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba

84

Public Domain

83 Dreifaltigkeitskathedrale/Saborni hram Svete Trojice. Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

84 Dreifaltigkeitskathedrale/Saborni hram Svete Trojice. Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain

85 Franziskanerkloster Hl. Antonius am Petricevac. Abb. entnommen aus

Husedžinović 2005: 193 (Ausschnitt)

86 Synagoge der Sephardim, 1937, 3D Entwurf Abb. entnommen aus www.jobl.org

87 Banski dvor Darko Glazer Zlata Duraković

88 Banski dvor Saša Domazet Zlata Duraković

89 Wohnsiedlung Borik errichtet nach dem Erdbeben Zeljko Matos Zlata Duraković

90 Das Medizinische Zentrum Edhem Joldaš Zlata Duraković

91 Gospodska ulica/Herrengasse, 21. Jahrhundert Darko Glazer Zlata Duraković

92 Das Einkaufszentrum Boska Darko Glazer Zlata Duraković

93 Franziskanerkloster Hl. Antonius am Petrićevac Abb. entnommen aus www.samostan-petricevac.org

94 Franziskanerkloster am Petrićevac nach der Zerstörung 1995

Jukanović www.biskupija-banjaluka.org

95 Ferhadija-Moschee nach der Sprengung,1995 Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1993

96 Die Suche nach den Fundamenten der Ferhadija, 2006 Entnommen aus ferhadija.ba Online-Galerie Ferhadija 2005–2006

97 Christ-Erlöser-Kathedrale/Hram Hrista Spasitelja Darko Glazer Zlata Duraković

98 Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007, Karanovac

99 Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2005 bis 2006

100 Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2005 bis 2006

101 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

102 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

103 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

104 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

105 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba,

85

Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

106 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

107 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

108 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

109 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

110 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013

111 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2003– 2013

112 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2014

113 Wiederaufbauprojekt des Franziskanerklosters am Petrićevac

Entnommen aus www.biskupija-banjaluka.org

114 Stadtpanorama Darko Glazer Zlata Duraković

115 Sitz des Präsidenten der Republika Srpska Darko Glazer Zlata Duraković

116 Autobahn bei Banja Luka Edhem Joldaš Zlata Duraković

86

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

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Truhelka 1901

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Truhelka, Ćiro: Sojenica u Donjoj Dolini. Glasnik zemaljskog muzeja XV. Sarajevo, 1903

Vego 1957

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