Upload
doandien
View
221
Download
2
Embed Size (px)
Citation preview
1
Zlata Duraković, Wien 2015
BANJA LUKA - Geschichte, Kunst und Kultur
LAGE DER STADT
Die Stadt Banja Luka befindet sich in Bosanska Krajina im Nordwesten des Landes
Bosnien-Herzegowinas. Bosanska Krajina, eine kulturhistorische Region ohne politische
Funktion, erfasst im Nordwesten ein großes Gebiet mit drei Flüssen, Una, Sava und Vrbas.
Banja Luka ist die größte Stadt dieser Region und die zweitgrößte in Bosnien-
Herzegowina.
Abb. 1–3: Ansichten der Stadt Banja Luka
Banja Luka liegt in einem Tal, welches von Hügeln umgeben und im Osten mit Tal des
Flusses Vrbanja sowie im Norden mit Lijevče Polje, einem Teil der Pannonischen Tiefebene,
verbunden ist. Die das Banja Luka-Tal umgebenden Hügel sind niedrig und bewaldet;
westlich befinden sich Lauš (383 m) und Petričevac (305 m), östlich Starčevica (509 m)
und Trapiska Šuma (Trappisten-Wald). Etwas weiter entfernt erheben sich die Berge
Manjača (1.239 m) im Südwesten und Čemernica (1.338 m) im Südosten.
An der Stelle ,wo der kühle und schnelle Fluss Vrbas die gebirgige Gegend verlässt
und in der tiefen Ebene einen allmählich langsameren Verlauf annimmt, erstreckt sich auf
beiden Ufern die Stadt Banja Luka. Im südlichen Teil fließt der Vrbas mitten durch die
Stadt und im Norden am Stadtrand entlang. Neben dem Vrbas fließen zwei kleinere Flüsse
2
durch Banja Luka, Suturlija und Crkvena sowie der Fluss Vrbanja. Die ersten beiden
verbinden sich mit Vrbas im Zentrum der Stadt und Vrbanja am Stadtrand im Osten.
Abb. 4: Fluss Vrbas im Bereich der Stadt Banja Luka
Der Name der Stadt leitet sich von zwei Begriffen ab: Banja könnte von einer Therme
(banja), einem Bergwerk (bánya, ungarisch) oder auch vom Herrschertitel (ban)
abgeleitet werden. Luka bezieht sich auf den regionalsprachlichen Ausdruck für das ebene
Weideland neben einem Fluss – und nicht auf Hafen, was häufig angenommen wird.
Nachdem es in der Nähe Thermalbäder gibt, ist es am wahrscheinlichsten, dass der Name
einen Standort bzw. eine Feldwiese mit Therme in einer Ebene neben einem Fluss (oder
zwischen zwei Flüssen) umschreibt. Im deutschsprachigen Raum wurde Banja Luka auch
Weina Luka genannt. Diese Bezeichnung ist nicht mehr gebräuchlich. Wegen den Flüssen
und dem üppigen Wuchs um diese sowie wegen der zahlrechen grünen Alleen gilt Banja
Luka als eine grüne Stadt. Beide Flüsse, Vrbas und Vrbanja, leiten vermutlich ihren Namen
von vrba (=Weide) ab; am Flussufer in einigen Gebieten der Stadt und der Umgebung
wuchern heute noch reichlich Weidenbäume (u. a. Bejtić 1953: 92, Ludvik 1954: 49f.,
Imamović 1998: 31).
3
VON DEN ERSTEN SIEDLUNGEN BIS ZUM MITTELALTER
Auf welche Zeit die ersten Siedlungen in Banja Luka zurückzuführen sind, entzieht
sich einer Feststellung. Einige Funde lassen auf die Besiedlung bereits in der Jungsteinzeit
schließen. Die bei der Festung Kastel ausgegrabenen Keramikstücke weisen auf die
Verbindung zur Badener- und Vučedol-Kultur hin und zeugen von der kulturellen
Entwicklung in der spätneolithischen Zeitepoche. Die ausgegraben Kupfergegenstände
um die Flüsse Vrbas (in den Ortschaften Bočac, Griča, Laktaši) und Bosna weisen darauf
hin, dass Metallwerkzeuge wahrscheinlich über die Wege um Save und Donau ins
Landesinnere Bosniens verbreitet wurden. Zahlreiche Artefakte, einen großen Zeitraum
betreffend, von der prähistorischen bis in die römische Zeit hinein, wurden in der Gegend
von Laktaši (Vorort Banja Lukas), sowie unweit von Banja Luka, in
Donja Dolina bei Bosanska Gradiška (neuerdings nur Gradiška)
ausgegraben. Die vorzeitliche Epoche betreffend, ist die
archäologische Stätte Donja Dolina in Bosnien-Herzegowina
eine der bedeutendsten. Die archäologische Stätte umfasst eine
Siedlung im Sumpfgebiet in der Größe von ca. 40.000m2 mit
dichterrichteten Pfahlbauten und 174 Gräbern. Neben vielen
Funden, Werkzeugen und Waffen wurde auch ein 12 m langes
Holzboot entdeckt. Die Siedlung war mindestens sieben
Jahrhunderte lang bewohnt. Vor den Römern haben auch die
Illyrer diese Gegend bewohnt. Forschungen zeigen, dass
zwischen Banja Luka und Prijedor die illyrischen Stämme der
Maezaei lebten, weiter westlich bis in Lika und weitere
naheliegenden kroatischen Gegenden hinein, die Stämme der
Japoden (siehe dazu u. a. Benac 1966: 70, Čović 1966: 87, 94ff.,
98f., 120, 122, 124–130, 134f., 141, 152ff., 154, 157, 164–165,
ders. 1976: 169–185, Pašalić 1966: 190, Garašanin/Kovačević
1966: 22, Garašanin 1982: 110, Harding 1995: 57, 59f., 69, 71,
97, Imamović 1998: 18f., 33f., König 2004: 10, 29, 42, 137, 142,
Šmalselj 2012: 131–160, LEJ I: 163).
Abb. 5: Skelett mit Grabbeigaben, Donja Dolina
Eine Römerstraße führte auch über das Gebiet Banja Lukas, wo sich das Lager Castra
befand. In der Tabula Peutingeriana wurden Castra (Casra geschrieben) und Servitio
4
(Servitium/Bosanska Gradiška) verzeichnet. Die Straße verband Dalmatien mit
Pannonien, und war eine der längsten errichtenden Strecken dieser Zeit, und zugleich der
kürzeste Weg zwischen Salona, dem Verwaltungszentrum der damaligen Provinz Illyrien
(später Dalmatia), und der Pannonia, der römischen Provinz, die Ungarn, Burgenland,
sowie Teile Kroatiens, Sloweniens und Österreichs umfasste.
Karte I: Rekonstruktion der römischen Straßen aus Salona durch Bosnien
Castra, vermutlich vorerst ein militärisches Lager, lag entweder im Bereich von Gornji
Šeher, dem Stadtviertel im Süden Banja Lukas, oder direkt an der Stelle der späteren
Festung Kastel. Wie bedeutend Castra war, und ob es auch eine befestigte Siedlung
umfasste, ist nicht eindeutig. Ravlić ist der Ansicht, dass es eine Festung (castra) und eine
größere Siedlung (canabae) gab. Funde aus der unmittelbaren Gegend, in erster Linie
zahlreiche römische Münzen, Baureste bei der Festung Kastel und um die
5
schwefelhaltigen Wasserquellen sowie Ziegel, Stelen, Marksteine und Tempelreste
bestätigen diese Vermutung (Ravlić 1979: 9, siehe dazu u. a.: Truhelka 1901: 227ff., ders.
1903: 542, Čović 1976: 169–185, ders. 1984: 101–176, Pašalić 1966: 203–205, 218–224,
228, ders. 1984: 220ff., Bojanovski 1974: 18, 45, 49, 89, ders. 1988: 301ff., 325–344,
Basler 1984: 356, Imamović 1998: 34, Husedžinović 2005: 33ff.).
Einer der bedeutendsten antiken Funde aus dieser Gegend ist ein dem Gott Jupiter
geweihter Altar, welcher während der Umbauarbeiten der Brücke über den Fluss Crkvena
im Jahre 1895 im Stadtzentrum gefunden wurde. Die 112 cm hohe Ara wurde aus einem
Stück Kalkstein gearbeitet. Der Mittelteil mit der Inschrift misst 41 cm und steht auf einem
einfach abgetreppten 49 cm breiten Sockel. Den oberen Abschluss bilden ein
vorspringendes Gesims und ein abgerundeter, seitlich leicht zurückgesetzter Aufsatz
(siehe dazu Bojanovski 1988: 301f., Ravlić 2002: 42ff.).
Die Vorderseite des Gesimses sieht so aus, als ob
sie einst ein flaches Relief getragen hätte,
während die obere sowie die Rückseite im rohen
Zustand belassen wurden. Die auf der leicht
polierten ebenen Fläche angebrachte Inschrift
(„I(ovi) o(ptimo) m(aximo) et Gen(io) Loci L Sicinius
Macrinus b(eneficiarius) co(n)s(ularis) P(annoniae)
s(uperioris) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)“) lässt
vermuten, dass sich in der Gegend der Fundstätte
ein Jupiter-Heiligtum befand. Abb. 6: Jupiter-Altar, Zeichnung
Die breit angelegte Festung, Kastel genannt, stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Den
Namen Kastel trägt sie erst seit etwas mehr als einem Jahrhundert, seit der österreichisch-
ungarischen Verwaltung. Die Neuankömmlinge, österreichisch-ungarische Beamte und
Offiziere, bezeichneten nämlich die Festung mit dem deutschsprachigen Ausdruck Kastell.
Davor wurde die Anlage Stadt (Grad), Altstadt (Stari grad) oder einfach Festung
Banjalukas (Banjalučka tvrđava) genannt (Ravlić 2002: 181). Die Festung liegt auf einer
leichten Anhöhe am linken Ufer des Flusses Vrbas. Richtung Vrbas ist das Terrain
abfallend und auf der rechten Seite, angrenzend an den kleinen Fluss Crkvena, sanft und
eben. Bereits die geomorphologische Lage zwischen zwei Flüssen auf einer Anhöhe deutet
auf einen strategisch gut ausgesuchten Standort hin. Der gesamte Bereich der Festung
6
Kastel umfasst über 26.000 m², und innerhalb der Mauern über 21.000 m² . Die Festung
besitzt einen polygonalen, leicht trapezförmigen Grundriss.
Abb. 7: Grundriss der Festung Kastel
Die ältesten Funde in und um die Festung stammen aus der prähistorischen Zeit;
Fragmente der Steinwerkzeuge, Siedlungsreste, Keramikfragmente, Tierknochen etc. aus
der Steinzeit bis in die Spätbronze- und Eisenzeit. Die antiken Funde sind etwas seltener.
Hinweise auf Brände deuten darauf hin, dass die antiken Bauten teilweise aus Holz
errichtet wurden und dem Feuer zum Opfer fielen. Aufgrund der mehrfachen Umbauten
und der Erweiterung der Festung über die Jahrhunderte wurde bis zum Jahre 1988
lediglich vermutet, dass der erste Bau bis in die Antike zurückreicht. Die lange
Trockenperiode des Jahres 1988 begünstigte die Entdeckung der Fundamente einer
spätantiken Basilika, wodurch auch die bis dahin entdecken Mauerreste unter einem
anderen Blickwinkel betrachtet werden konnten. Die Fundamente der Basilika, nach dem
System opus incertum errichtet, sind über 40 m lang und 34 m breit. Die Größe der Basilika
unterstreicht die Bedeutung der gesamten antiken Festung. Die vorher entdeckten
Mauern im südöstlichen Teil der Festung wurden nach dem römischen Bauprinzip opus
quadratum aus 90 cm breiten quadratförmigen, regelmäßig aufgestellten Steinblöcken
errichtet. Die Reste dieser Mauer sind auf einer Seite sieben und auf der anderen neun
Meter lang. Aufgrund weiterer Funde innerhalb und außerhalb der Festung sind Forscher
7
der Ansicht, dass es eine große Siedlung neben der Festung gab. Die Festung wurde
sowohl im Mittelalter als auch während der osmanischen Herrschaft umgebaut, teilweise
umfunktioniert und erweitert (über die Festung siehe u. a. Radimský 1892: 221–222,
Skarić 1924, Bejtić 1953: 91, 93–97, Kreševljaković 1952: 123–125, 127, 151, ders.
1953: 26, Pašalić 1960: 24, Pašalić 1966: 203–205, Anđelić 1966: 419, Čremošnik 1972:
133f. dies. 1973: 193–195, Bojanovski 1974: 95, ders. 1988: 301f., 342, 349, 360, 375,
Žeravica L. 1975: 685–692, Žeravica Z. 1983: 41–54, Graljuk 1983: 23–40, ders.
1986: 136–137, ders. 1988, Ravlić 2002: 329, Husedžinović 2005: 39–45, 48–61).
Abb. 8–15: Ansichten der Festung Kastel
8
VOM MITTELALTER BIS ZUR OSMANISCHEN HERRSCHAFT
Vor allem die durch zahlreiche Flüsse bewässerte fruchtbare Landschaft, die
geographisch-strategische Lage, sowie auch die schwefelhaltigen Quellen, scheinen
ausschlaggebend für die Gründung der Siedlung am Standort des heutigen Banja Lukas
gewesen zu sein. Unweit von Banja Luka, in der benachbarten Stadt Bosanska Gradiška
wurden Reste mehrerer frühslawischer Siedlungen, der sog. gradina bzw. gradišta, mit
aus Lehm erbauten Häusern, lokalisiert (Kovačević-Kojić 1978: 18, Miletić 1984: 395). Um
die Trasse Salona-Servitium wurden in den Nekropolen Schmuckstücke entdeckt mit
spezifischen Merkmalen, die auf die Verflechtung mehrerer Kulturen verweisen, wie
beispielsweise in der Nekropole in Mahovljani, einer Ortschaft zwischen Banja Luka und
Bosanska Gradiška, sowie Gomjenica bei Prijedor. Diese Funde lassen sich auf die Zeit
zwischen dem 9./10. und 11. Jahrhundert datieren (siehe u. a. LEJ I: 463, LEJ II: 232,
Miletić 1966: 383, dies. 1984: 414f., 419f. und Pašalić 1984: 221, Jovanović 1986: 81f.,
Šmalcelj 2012: 133–167).
Abb. 16: Schmuckfunde aus Mahovljani, Zeichnung Abb. 17: Schmuckfunde aus Gomjenica, Zeichnung
Diese und andere Schmuckstücke sowie vereinzelte Baufragmente sind die
eigentlichen Hinweise auf die Kultur der damaligen Zeit, denn die Quellen sind recht
dürftig und erst im Hochmittelalter tauchen wenige schriftliche Hinweise auf Banja Luka
auf. Vermutlich wurde das militärische Lager im frühen Mittelalter aufgelassen, denn die
Funde der weiteren Ausgrabungen, Keramiken und Wohnbaureste innerhalb der Festung
offenbaren zwei spätere Kulturschichten. Für die eine wird vermutet, dass sie auf das
8. Jahrhundert, für die zweite, dass sie auf die Zeit zwischen dem 12. bis 14. Jahrhundert
9
zurückgeht. Im Bereich des heutigen Banja Luka lagen mehrere kleine Städte: Greben,
Vrbaški Grad, Zvečaj, Bočac, Zemljanik und Kotor. Über das Gebiet erstreckte sich die
Provinz (župa) Vrbas mit der administrativen Verwaltung in Vrbaški-Grad (Vrbas-Stadt).
Aufgrund einer Erwähnung aus dem Jahre 1192 könnte Greben die älteste Stadt dieses
Gebietes gewesen sein (Ravlić 1979: 10). Nach Vego war die Provinz Vrbas bereits im
12. Jahrhundert gegründet (Vego 1957: 134f.); die älteste erhaltene Quelle, in der sie
genannt wurde, geht jedoch auf das Jahr 1244 zurück (CD IV: 233). Unter dem heutigen
Namen wurde Banja Luka erst im Jahre 1494 erwähnt. In der Forschung ist es strittig, ob
Banja Luka und Vrbaški Grad dasselbe meinen. Kreševljaković vertritt die Meinung, dass
es sich um zwei unterschiedliche, nebeneinander liegende Städte handelt, Vrbaški Grad
sollte im heutigen Stadtteil Donji Šeher und Banja Luka im Gornji Šeher gelegen sein
(Kreševljaković 1953: 26). Vego ist hingegen der Ansicht, dass es sich um nur eine Stadt
handelt, dass jedoch die Quellen zwei unterschiedliche Namen parallel gebrauchen (Vego
1957: 135). Džaja ist der Meinung, dass Vrbaški-Grad bei der Burg Kastel lag (Džaja M.
1962: 5). Bejtić teilt Kreševljakovićs Ansicht und auch Ravlić tendiert dazu (Bejtić 1953:
92, Ravlić 1979: 10f.). Aufgrund der gesonderten Erwähnung beider Ortsbezeichnungen
im Jahre 1519 und der Stiftungsurkunde von Sofi Mehmed-Pascha aus dem Jahre 1554,
ist die Annahme zweier Städtchen, im Sinne der mittelalterlichen Beschaffenheit
(vermutlich zwei getrennte Siedlungen), überzeugender (weiterführend dazu u. a.
Kreševljaković 1953: 25–27, Bejtić 1953: 91–93, Husedžinović 2005: 46–67).
Mittelalterliche Kunst und Architektur in der Region von Banja Luka sind wenig
erforscht. Es scheint, dass es wenig Erhaltenes aus dieser langen Epoche gibt. Laut den
Angaben des Bistums von Banja Luka gab es bereits im 6. Jahrhundert, wahrscheinlich im
heutigen Šipovo, eine christliche Diözese (www.biskupija-banjaluka.org/povijest.html),
die nach der Vernichtung durch durchziehende Völker erst wieder Anfang des
16. Jahrhundert erwähnt wird. Nachdem im Verzeichnis der Kirchen des Zagreber
Bistums (Statuta capituli Zagrabiensis) aus dem Jahre 1334 auch die Kirchen St. Martin
vor der Stadt (Sv. Martin pod gradom) und St. Elisabeth genannt werden, und diese
wiederum von einigen Historikern im Gebiet des heutigen Banja Lukas loziert werden,
wäre die Annahme zulässig, dass eine Diözese in Banja Luka schon im Mittelalter gefestigt
war. Obzwar die Ausführungen glaubwürdig sind, handelt sich hinsichtlich beider Kirchen
dennoch nur um Vermutungen, denn aus dem Mittelalter existieren keine eindeutigen
Dokumente, die diese Schlussfolgerung stützen würden. Dies bezieht sich auch auf zwei
10
weitere Kirchen, St. Elias und St. Lukas, für welche ebenfalls angenommen wird, dass sie
in Banja Luka standen. Auch über diese existieren weder Angaben über ihren Standort
noch archäologische Hinweise, die Klärung bringen könnten. Jedoch, knapp 25 km
südwestlich vom heutigen Banja Luka entfernt, in Krupa am Vrbas, befand sich das im
Mittelalter erbaute Franziskanerkloster Greben bzw. Krupa, und unweit von Banja Luka
in Bosanska Gradiška wurden im Jahre 1334 zwei Kirchen erwähnt, in Turjak die
St. Michael Kirche und in Podgradci die St. Gregor Kirche. Im Jahre 1494 wird notiert, dass
die Mönche in Banja Luka eine Geldsumme erhalten haben. Aufgrund dieser und einer
Erwähnung eines Klosters in Banja Luka in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
vermutet Husedžinović, dass es in Banja Luka im Bereich von Gornji Šeher ein Kloster mit
einer kleinen Anzahl von Mönchen gab (Husedžinović 2005: 62–67). Dies bedeutet, dass
es spätestens in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert eine Diözese in der benachbarten
Stadt gab, und in Banja Luka ein Kloster in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (siehe
u. a. www.biskupija-banjaluka.org/dekanati_/bl_banja-luka.html, Vego 1957: 92, 120,
Ravlić 1979: 10).
Abb. 18: Stećci-Grabsteine in Lusići bei Banja Luka
Auch die für das mittelalterliche Königreich Bosnien typischen steinernen Grabmäler,
im wissenschaftlichen Sprachgebrauch unter dem Terminus Stećci bekannt, sind in einem
relativ weitläufigen Gebiet von Banja Luka weder zahlenmäßig noch formbetreffend
11
vorhanden – im Gegensatz zu den anderen Teilen des Landes. Möglich ist allerdings, dass
es sich hierbei um Versäumnisse hinsichtlich der Erfassung, Katalogisierung und
Denkmalpflege handelt. Bešlagićs Register enthält 19 Nekropolen mit rund 850 Stećci. Die
Formen beschränken sich auf Platten und vorwiegend niedrige Tumben. Lediglich
27 Grabsteine beinhalten Reliefs. Das an sich reiche Reliefrepertoire der Stećci reduziert
sich auf die Motive der Mondsichel, der Rosette, des stilisierten Kreuzes und der Spirale.
Auch ist untypisch, dass es bis auf eine Ausnahme keine First-Tumben gibt, jene
Grabsteinform, die Häuser imitiert und das für Erscheinungsbild der Stećci eines der
charakteristischen Merkmale darstellt (Bešlagić 1971: 98ff., 450, Momirović 1953: 152).
Der Umstand, dass es so wenige Artefakte aus der mittelalterlichen Epoche in der
Gegend von Banja Luka gibt, kann mehrere Ursachen haben. Einerseits könnte es an der
bereits erwähnten kärglichen Forschungslage liegen, aber auch an den zahlreichen
Kriegen und Erdbeben, die der Stadt und der Umgebung Banja Lukas immer wieder große
Zerstörungen verursacht haben (siehe weiter unten). Auch zu berücksichtigen ist, dass
die Teile der Provinz Vrbas, als das Untere Ende (Donji Kraji) bezeichnet, erst im
14. Jahrhundert dem Bosnischen Königreich angegliedert wurden und deshalb die
typischen Baudenkmäler des mittelalterlichen Bosniens hier rar blieben. Schließlich, wie
Dubravko Lovrenović etwas überspitzt formuliert, war Donji Kraji die Grenzgegend und
somit der Bereich der den ungarischen und bosnischen Herrschern zeitweise dazu diente,
über die lokalen Fürsten ihre Kräfte als Gegner zu messen (Lovrenović D. 2006: 42). So
sind erst mit der Verlegung der Residenz der bosnischen Könige nach Jajce, einer lediglich
70 km von Banja Luka entfernten Stadt, auch Anzeichen einer Entwicklung dieser Gegend
gegeben. Darauf deutet auch die Erwähnung einer starken Festung sowie eines
Franziskanerklosters in Banja Luka im Jahre 1494 hin (vgl. Ravlić 1979: 10). Jedoch erst
nach der osmanischen Eroberung, als der Standort zu ihrem wichtigen militärischen
Stützpunkt ausgebaut wurde, entwickelte sich Banja Luka zu einer bedeutenden Stadt.
Die osmanische Eroberung des Königreichs Bosnien dauerte fast eineinhalb
Jahrhunderte, von 1388, der Schlacht bei Bileća, bis zur Einnahme der befestigten Stadt
Jajce im Jahre 1528, kurz nach der Niederlage der ungarischen Truppen gegen die
Osmanen in der Schlacht bei Mohác, bzw. über zwei Jahrhunderte, sofern Bihać, eine Stadt
im äußersten Nordwesten des heutigen Bosniens mitgerechnet wird, welche erst 1592
von den Osmanen erobert wurde, sowie die nahegelegene Ortschaft Podzvizd mit der
12
Burg auf einem spitzen Berg (bei Vrnograč, heute Teil der Stadt Velika Kladuša), die,
obzwar sie viele Male Herren gewechselt hatte, erst im Jahre 1636 bzw. laut
Kreševljaković erst 1670 endgültig unterworfen wurde. Im Mittelalter und bis zur
osmanischen Eroberung lag Bihać mit der Umgebung außerhalb des Königreichs Bosnien
bzw. Sandžak-Bosniens (siehe dazu die Karte II, III und IV, sowie u. a. Kreševljaković 1953:
34, Vego 1957: 18, 34, 93, Lovrenović D. 2006: 41f.).
Karte II: Territoriale Aufteilung des Königreichs Bosnien nach der Ermordung des Königs Stefan Tomašević, 1463
Bis zur Ermordung des bosnischen Königs, Stefan Tomašević aus der Familie
Kotromanić, im Jahre 1463 und der darauffolgenden Bildung des Sandžak Bosniens wurde
das Territorium des feudalen bosnischen Staates, welches von vielen Fürsten auf lokaler
Ebene verwaltet wurde, lange nicht von den Osmanen bezwungen. Innerhalb dieser
verheerenden Zeit wurden zahlreiche Kämpfe im Gebiet von Bosnien und der
Herzegowina geführt, und sogar zwei bosnische Könige nahezu zeitgleich ausgerufen. Im
Jahre 1465, zwei Jahre nach der Ermordung des legitimen Königs von Bosnien, wurde
13
Matija Radivojević, aus derselben bosnischen Herrscherdynastie Kotromanić, von den
Osmanen zum König des „Bosnischen Königtums“ eingesetzt, während die Ungarn Nikola
von Ilok aus der slawonischen Fürstenfamilie zum bosnischen König ausriefen. Diese
Episode dauerte im ersten Fall bis 1476 (wobei ab 1472 bis 1476 Matija Vojsalić Hrvatinić
von den Osmanen zum rechtmäßigen König Bosniens ernannt wurde), und im zweiten bis
1477.
Karte III: Ungarn und das Osmanische Reich um 1503
Ivan Lovrenović analysiert das Verhältnis der Osmanen gegenüber Bosnien
hinsichtlich der ungewöhnlichen Vorgehensweise, einen aus einem lokalen
Herrschergeschlecht Bosniens zum Herrscher auszurufen, wie folgt:
„Wenngleich es nur eine formale Konzession, genaugenommen ein diplomatischer
Trick war, so handelt es sich dabei um einen Präzedenzfall in der türkischen
Eroberungspraxis, der die außerordentliche Wichtigkeit Bosniens in den globalen
Plänen der Türken zeigt, aber auch die Beachtung (allerdings auch Ausnützung)
14
verwurzelter Traditionen und Kontinuitäten, mit denen sich die Türken in Bosnien
konfrontiert sahen, enthält“ (Lovrenović I. 1998: 77).
Die vorerst größeren, dann durch die ständigen Niederlagen im Kampf mit den
Osmanen kleiner gewordene Teile Herzegowinas hielten sich im Widerstand bis in das
Jahr 1482. Die Stadt Jajce, etwa 70 km südlich von Banja Luka gelegen, war die letzte
Residenz der bosnischen Könige. Obwohl sie 1463 erobert wurde, schafften es die
Bosnier, die osmanischen Truppen zu verdrängen, und trotz ständiger Angriffe und
Belagerungen wehrten sie mithilfe Ungarns die Osmanen von der Stadt 65 Jahre ab. Erst
im Jahre 1528 wurde Jajce endgültig besiegt (siehe dazu Lovrenović I. 1998: 73–79).
Karte IV: Grenze Bosniens zwischen zwei rivalisierende Reiche um 1503 (Ausschnitt, Karte III)
Etwa zu dieser Zeit kam auch Banja Luka unter osmanische Herrschaft. Die Stadt
Vrbaški Grad, die möglicherweise im Bereich des heutigen Donji Šeher lag, soll dabei vom
Verteidiger der Festung, Andrija Radatović, in Brand gesetzt worden sein, nachdem die
Einnahme durch die Osmanen nicht mehr verhindert werden konnte (Ravlić 1979: 10).
15
DIE EPOCHE DER OSMANISCHEN HERRSCHAFT
Etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts, zur Zeit der Herrschaft Süleymans I. (1520–
1566) und Selims II. (1566–1574), erlebte Bosnien die rasanteste Entwicklung seiner
Geschichte. Dadurch, dass die Osmanen in Bosnien das kulturelle Erbe sowie auch die
konfessionelle Vielfallt akzeptierten, war es ebenfalls in dieser Zeit, dass es zur
„Profilierung des multikulturellen Mosaiks“ , eines muslimisch-orientalischen,
katholisch-kroatischen, orthodox-serbischen, jüdisch-sephardischen Kulturkontextes
kam (Lovrenović I. 1998: 223). Es war dies die Zeit der größten Expansion des
Osmanischen Reiches nach Norden, in Richtung Kroatien und Ungarn, und nach
Nordwesten, in Richtung Österreich. Dies ist auch die Zeit der Entwicklung und Gründung
von Städten innerhalb des Reiches nach vorwiegend osmanischen Standards mit
architektonischen Bauwerken orientalischer Prägung. Die Gründung der Städte und die
Errichtung der Verkehrsverbindungen, wie Lovrenović ausführt, war der „auffallendste
ökonomisch-zivilisatorische Zug dieser Periode in Bosnien“ (Lovrenović I. 1998: 82).
Für den Ausbau der mittelalterlichen Siedlungen und die Entstehung neuer Städte
waren zwar geostrategische Faktoren bedeutsam, denn diese bestimmten die
Positionierung einer Siedlung bzw. einer Stadt, doch das Entscheidende scheint die
geistige Einstellung wohlhabender Menschen der islamischen(-osmanischen) Kultur
gewesen zu sein, die es als gottgefällige Pflicht ansahen - begründet durch den Koran
(Suren 3:92, 9:41, 18:46 und 22:77) - das eigene Gut für Aufbau gemeinnütziger
Einrichtungen zu stiften. Diesen frommen Stiftungen, Waqf bzw. Vakıf (in Bosnien Vakuf)
genannt, ist die Entstehung unzähliger Moscheen, Brücken, öffentlicher Brunnen,
unterschiedlicher sozialer Bauten und sogar die Erbauung ganzer Städte mit kompletter
Infrastruktur und allen dazu notwendigen sozialen und kulturellen Einrichtungen in
Bosnien-Herzegowina zu verdanken. Dies spiegelt sich in manchen Ortsnamen wider, wie
beispielsweise Kulen Vakuf, Skender Vakuf/heute Kneževo, Donji Vakuf, Gornji
Vakuf/heute Gornji Vakuf-Uskoplje (siehe dazu u. a. Begović 1963: 13–25, Mašović 1983,
Hrvačić 2001: 6–16, 46–51, Husedžinović 2005: 87–90).
Für die Entwicklung Banja Lukas in der Epoche der osmanischen Herrschaft waren
die frommen Stiftungen zweier Personen ausschlaggebend, die Waqf des Sofi Muhamed-
Pascha (später durch Namensänderung Sofi Mehmed-Pascha, siehe Ravlić 2002: 319) und
16
die Waqf des Ferhad-Pascha Sokolovićs. Zu ihren Lebzeiten gehörten beide Stifter zugleich
zu den staatsmännischen Persönlichkeiten im damaligen Bosnien-Herzegowina.
Kurz nach dem Einzug der osmanischen Truppen unter der Führung des Gazi Husrev-
Begs in Banja Luka änderte sich das Leben in der Stadt und der Umgebung völlig. Als
Grenzgegend und strategisch wichtiger Stützpunkt wurden in Banja Luka militärische
Vorkehrungen getroffen, die den Ausbau der Stadt verlangten. Mit der Berufung des
neuen Verwalters für Bosnien, Sofi Mehmed-Pascha im Jahre 1553, wird meist
angenommen, dass ab diesem Zeitpunkt Banja Luka als Hauptstadt des Sandžak Bosniens
fungierte. Diese Annahme ist fraglich, denn Sofi Mehmed-Pascha kam erst ein Jahr nach
seiner Ernennung zum Verwalter nach Bosnien, und in den drei darauffolgenden Jahren
machte er zwar Banja Luka zu seinem Verwaltungssitz, jedoch bereits im Jahre 1557
wurde er als Provinz-Gouverneure (Beglerbeg/Beylerbey) nach Budapest gesandt, und
über seinen Nachfolger in Bosnien, Hadim Ali-Pascha, ist nicht bekannt, ob er jemals in
Banja Luka war. Sabira Husedžinović, eine der Expertinnen für die Kunst und Kultur Banja
Lukas, ist daher der Ansicht, dass nur ausgesagt werden kann, dass Banja Luka nach 1554
und vor 1563 zur Hauptstadt Sandžak Bosniens wurde (Husedžinović 2005: 75). Möglich
ist auch, dass Banja Luka wegen seiner Lage lediglich zeitweise notwendige
Verwaltungsämter der Provinz beherbergte und erst um das Jahr 1580 offiziell zum Sitz
des Verwalters erhoben wurde. Denn erst mit der Erweiterung der Stadt durch Ferhad-
Pascha Sokolović und der allgemeinen Vergrößerung des Gebietes waren die
Voraussetzungen für die Verlegung der Hauptstadt nach Banja Luka geschaffen. Dies
mindert die Bedeutung Banja Lukas zur damaligen Zeit keinesfalls, denn die Stadt war
eine der bedeutendsten militärischen Grenzfestungen, diente als Truppenstützpunkt und
umfasste alle notwendigen Verwaltungseinrichtungen für die Expansionsbestrebungen
der Osmanen nach Norden und nach Westen. So wurde im Jahre 1574 in der Festung
Kastel eine Kanonengießerei mit Pulverproduktion errichtet, um die Kriegsfront durch
rasche Waffenlieferungen zu unterstützen. Bis nach Klis wurde das osmanische Militär
mit den in Banja Luka produzierten Kanonen beliefert (vgl. Kreiser 2001, Ravlić
2002: 319, Husedžinović 2005: 71–79).
„Das Hauptzentrum für die Versorgung mit Eisen und Bronze war Bronzani Majdan
[eine Ortschaft innerhalb Banja Lukas]. Darüber hinaus, weil sie das Zentrum der
Militärindustrie war, spielte die Festung von Banja Luka im späten 16. und frühen
17
17. Jahrhundert eine wichtige Rolle […] in der Versorgung der osmanischen Einheiten
und der Mannschaft mit Nahrungsmitteln, insbesondere für die westliche Front. In
der Festung von Banja Luka wurde die Armee für etwaige Militärparaden
versammelt, und in ihr wurde auch der Sold ausgezahlt“ (Husedžinović 2005: 79–80).
Mit den Osmanen zog eine neue Kultur ein und eine andere Seinsordnung. Dadurch,
dass die osmanische Eroberung nicht flächendeckend und über viele Jahrzehnte erfolgte,
breitete sich die osmanisch-islamische Kultur in vielen Gegenden Bosnien-Herzegowinas
langsam aus, wodurch viele Bräuche wie auch religiöse Rituale auf lokaler Ebene in die
neue Kultur und damit auch in die in Bosnien-Herzegowina neue Religion integriert
wurden. Im Unterscheid zu jenen Städten, die vor den Osmanen aufgrund der Bergwerke,
der ragusanischen Kaufleute und Handelsmärkte Zentren waren und eine
Umstrukturierung sowie die islamisch-orientalische Kultur nur zögernd aufnahmen,
erlebte Banja Luka bis in die 40er Jahre des 17. Jahrhunderts eine bemerkenswerte
Entwicklung. Denn die Stadt wurde am Höhepunkt der Macht des Osmanischen Reiches
eingenommen, ein Jahr vor der großen Invasion in Richtung Wien, sodass die
Veränderungen in der Stadt und Umgebung rasanter vonstattengingen und alle
Lebensbereiche umfassten.
Gleich nach dem Einzug der osmanischen Truppen in Banja Luka 1528 wurde „im
Namen“ des Sultans Süleymān I. eine Moschee errichtet, und, dem Stifter entsprechend,
„Kaisermoschee“ (Careva džamija) genannt (seit 1957 existiert sie nicht mehr). Um sie
herum, auf dem linken Ufer des Flusses Vrbas, entstand das erste osmanisch geprägte
Viertel. Auf dem rechten Ufer, im Gebiet Gornji Šeher, wurde Banja Luka durch eine
Stiftung Sofi Mehmed-Paschas ausgebaut. Die von ihm gestiftete Brücke verband beide
Stadtviertel. Sofi Mehmed-Pascha gilt als erster Förderer Banja Lukas. Sein Waqf hat
sowohl zur Stadtentwicklung als auch zur Erhebung Banja Lukas zur Hauptstadt Sandžak
Bosniens maßgeblich beigetragen hat. Seine Herkunft ist umstritten; möglich ist, dass er
bosnischer oder auch bulgarischer Abstammung war. Bekannt ist, dass er in Sofia eine
Moschee gestiftet hat. In Bosnien residierte er vorerst in Sarajevo und in Travnik, bis er
auf die Anordnung des Sultans nach Banja Luka kam. Seine Stiftungsurkunde, verfasst
Ende 1554 und Anfang 1555 (Safar 962 bzw. zwischen 26. Dezember 1554 bis 4. Jänner
1555) stellt die älteste ihrer Art in Banja Luka dar, und das Verzeichnis sowie Angaben
18
seiner gestifteten Objekte bieten eines der besten Zeugnisse über den Entwicklungsstand
dieser Gegend in der frühosmanischen Phase.
Abb. 19: Die Brücke über den Vrbas aus dem 16. Jahrhundert, Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert
Obzwar er nur drei Jahre in Banja Luka lebte, umfasste die Stiftung Mehmed-Paschas
zahlreiche Bauten, die er auf legitim erworbenen großen Teilen im Stadtinneren errichten
ließ: eine Moschee und ein ihr zugehöriges Haus, eine Karawanserei mit 20 Räumen, ein
Hammām, 69 Läden, vier Mühlen sowie die erste Brücke über den Fluss Vrbas in der Stadt.
Die meisten Bauten wurden in Gornji Šeher errichtet, angeschlossen an die
mittelalterliche Architektur und die bereits vorhandene Infrastruktur (vgl. Bejtić 1953:
95ff., Mujezinović 1998: 126, Ravlić 2002: 319–322, Husedžinović 2005: 91–96).
Nahe den Bauten der Sofi Mehmed-Pascha Stiftung in Gornji Šeher wurden weitere
Viertel angelegt. Diese Stadtviertel besaßen als Zentrum meist eine Moschee und um diese
herum Märkte und meist zweigeschossige Wohnbauten mit hohen Mauern, die auch
Gärten mit umfassten. Auch diese Moscheen waren Stiftungen wohlhabender Bürger, so
dass die Viertel, und häufig auch die Moscheen, nach dem jeweiligen Stifter benannt
wurden. Bis zum Ende des 16. Jahrhundert gab es in Gornji Šeher zehn Stadtviertel. Die
meisten Moscheen wurden im 20. Jahrhundert, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg,
zerstört (siehe dazu Husedžinović 2005: 91–104).
19
Die Moschee Sofi Muhamed-Paschas war
die zweite in Banja Luka, und wurde auf dem
rechten Flussufer des Vrbas im typischen Stil
der Moschee-Architektur des 16. Jahrhunderts
erbaut, als rechteckiger Bau mit einem
schlanken aus Stein erbauten Minarett und
einer hohen Kuppel. Diese Beschreibung
entstammt der Stiftungsurkunde, während sich
das Aussehen der Moschee – bis zu ihrer
endgültigen Zerstörung im Zuge der ethnischen
Säuberung und der mit Gewalt erzwungenen
„kultur-historischen Umstrukturierung“ der
serbischen Okkupationspolitik – im Laufe der
Jahrhunderte mehrmals verändert hat. Wie die
Moschee ursprünglich im 16. Jahrhundert
ausgesehen haben könnte, hat Husedžinović
anhand von Angaben in der Stiftungsurkunde zu
rekonstruieren versucht (Abb. 20).
Abb. 20: Sofi Mehmed-Pascha Moschee, das mögliche Aussehen nach Husedžinović
2005: 221
Ein besonderes Merkmal dieser Moschee war eine quadratische Vertiefung im Boden
des zentralen Gebetsraumes. Dadurch bekam sie den umgangssprachlichen Namen
Gruben-Moschee (Jama-džamija). Welchen Zweck diese, ca. 1 m² große und nicht allzu
tiefe Grube hatte, bleibt ein Rätsel. Husedžinović ist der Ansicht, dass es dem Stifter zur
Kontemplation diente (Husedžinović 2005: 92). Eine derartige Vertiefung innerhalb eines
Gebetraumes wurde bei keiner Moschee in Bosnien-Herzegowina entdeckt. Einige
Kunsthistoriker des Balkanraums vermuten, dass diese Moschee ein Bauwerk des
Istanbuler Architekten Sinan (Yusuf Sinan bin Abdullah/Koca Mimar Sinan Aga, 1490–
1588) sein könnte. Die Vermutung stützt sich u. a. auf die Annahme, dass der Auftraggeber
einer Moschee in Sofia (der sog. Schwarzen Moschee), Bosnali Mehmed Pascha, ident mit
Sofi Mehmed Pascha sei. Nachdem das Aussehen der Moschee wiederholt verändert
wurde und die Historiographie unzureichend ist, bleibt auch bei dieser Moschee der
Architekt unbekannt, wie es bei den meisten Moscheen dieser Zeit in Bosnien und der
Herzegowina der Fall ist. Aufgrund des stabilen Baus und des Materials ist lediglich das
Minarett bis in das 20. Jahrhundert erhalten geblieben, das Gebäude selbst wurde
20
mindestens einmal neu errichtet, entweder nach den Zerstörungen durch die
österreichischen Truppen im Jahre 1688 oder nach einem starken Erdbeben im
18. Jahrhundert. Möglich ist auch, dass sie beide Male neu erbaut werden musste. Große
Umbau- und Sanierungsarbeiten fanden auch im 20. Jahrhundert statt. Nach dem
verheerenden Erdbeben im Jahre 1969, welches große Teile Banja Lukas vernichtete,
wurde nahezu alle aus Holz gefertigten Teile (Dachstuhl, Kuppelteile und Säulen sowie
die Ausstattung im Inneren) durch Beton ersetzt. Räumlich betrachtet, war die Moschee
des Sofi Muhamed-Paschas die größte in Banja Luka und stand unter dem Schutz des
UNESCO-Kulturerbes. Im Jahre 1993 wurde sie von serbischen Extremisten gesprengt
(vgl. Husedžinović 2005: 209ff., Ravlić 1970, ders. 2002: 171f.).
Abb. 21: Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte
Den größten Ausbau erlebte die Stadt Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts
unter der Verwaltung von Ferhad-Pascha Sokolović, dem bedeutendsten Stifter von Banja
Luka. Über seinen Tod hinaus setzte er Maßnahmen durch, um die Stadt zu einem
kulturpolitischen Zentrum der Region zu machen. Dazu gehörten in erster Linie die
Verlegung des Hauptsitzes der osmanischen Verwaltung Bosniens von Travnik nach
Banja Luka und eine spätere Stiftung mit zukunftsfördernden Auflagen.
21
Über Ferhad-Pascha ist bekannt, dass er bosnischer
Herkunft war und seine Familie dem mittelalterlichen
bosnischen Adel angehörte. Auch Fojnički Grbovnik, eine
Wappensammlung der Adelsfamilien des Königreichs
Bosnien, enthält den Wappen der Familie Sokolovich.
Die Familie Sokolović gehörte einer zum Islam
konvertierten bosnischen Familie an und stammte aus
dem gleichnamigen Ort in der Nähe von Rudo (nach
Ravlić 2002: 16) oder von Rogatica (nach Husedžinović
2005: 80). Den Erfolg der Familie im Osmanischen Reich
ermöglichte einerseits die Konvertierung zum Islam und
Abb. 22. Das mittelalterliche
Wappen der Familie Sokolovich, Fojnički Grbovnik
anderseits das – an bosnische Verhältnisse zu einem geringen Teil angepasste –
osmanische Feudalsystem. Dieses war auf militärische Ordnungsprinzipien aufgebaut,
was eine völlige Kontrolle des Besitzes und des Landes durch den Staat ermöglichte. Das
Feudalsystem im vorosmanischen Bosnien hingegen gründete auf dem Prinzip des
Stammeserbes. Wie in vielen Bereichen so auch hier, erlaubten es die Osmanen in
Bosnien, die Gesetze so zu modifizieren, dass diese der Tradition in Bosnien zumindest
ansatzweise angepasst werden konnten. Obwohl die osmanische Regierung das
Entstehen großer Feudalherren einzudämmen versuchte, führte sie das Timar
(Kleinlehen) ein, damit die vorosmanischen Adeligen, die dem Sultan Treu schworen und
den Islam annahmen, ihre Besitzungen weiterhin „verwalten“ konnten. Ebenfalls
ermöglichte die Einführung von Hauptmannschaften in gewisser Weise die
Weiterführung des Stammeserbes. So konnten die bosnischen feudalen Familien durch
den Übertritt zum Islam eigene Besitzungen behalten, durften Karriere machen und
später, untypisch für andere von den Osmanen verwaltete Gebiete, die erworbenen Titel
und Besitzungen vererben (vgl. u. a. Malcolm 1996: 66ff., Lovrenović I. 1998: 81,
Husedžinović 2005: 81).
Folglich gelang mehreren Mitgliedern der Familie Sokolović ein bemerkenswerter
Karriereaufstieg, so dass sie zur erfolgreichsten Regierungsspitze dieser Epoche in
Bosnien gehörten. Einer der bedeutsamsten Familienmitglieder war Mehmed-Pascha
Sokolović (Sokollu Mehmed Pascha), mit der Tochter des Sultan Selims II., Prinzessin
Ismihan verheiratet, und Großwesir (Minister) unter drei Sultanen, Süleyman I., Selim II.
und Murad III. Wahrscheinlich waren es gerade die Bemühungen Mehmed-Paschas, dass
22
viele Verwalter Sandžak Bosniens aus der Familie Sokolović entstammten: Kara Mustafa-
Beg Sokolović (1555–1557), Hasan-Beg Sokolović (1561–1562), Mustafa-Beg Sokolović
(1564–1566), Mehmed-Beg Sokolović (1566–1568, 1568–1574) und Ferhad-Beg (1574–
1580), bzw. später Provinz-Gouverneur, Ferhad-Pascha Sokolović (1580–1588).
Die Familie Sokolović ist insofern von großer Bedeutung, als sie die kulturpolitischen
und gesellschaftlichen Verhältnisse im damaligen Bosnien-Herzegowina widerspiegelt.
Zwar war Mehmed-Pascha Sokolović durch Knabenlese nach Istanbul gekommen, wo ihm
nach einer strengen Ausbildung der Karriereaufstieg gelang, aber auch jene
Familienmitglieder, die der christlichen Religion treu blieben, konnten, sofern sie dem
Sultan gegenüber loyal waren, hohe Ämter erreichen. So war einer seiner engsten
Verwandten, möglicherweise sein Bruder oder Sohn eines Bruders, Makarius (Makarije)
Sokolović, von 1557–1571 der Patriarch von Peć (vgl. Malcolm 1996: 66, Husedžinović
2005: 75ff., Ravlić 2002: 16ff.).
Ferhad-Beg Sokolović, ein Feldherr und an
zahlreichen Eroberungen der benachbarten
Gegenden beteiligt, wurde im Jahre 1574 zum
Verwalter Bosniens berufen. Seine militärischen
Aktionen führten ihn auch nach Nordwesten, wo er
gegen die österreichischen Truppen kämpfte. In der
Schlacht bei Budaschki (Budački) schlug er die
Truppen des Oberbefehlshabers der kroatischen und
slawonischen Militärgrenze, Herbard VIII. Freiherr
von und zu Auersperg. Bei dieser Schlacht am
22. September 1575 kam Auersperg ums Leben. Im
Kampf fielen zudem auch seine Gefährten, Friedrich
Abb. 23: Ferhad-Pascha Sokolović
von Weixelberg (Weichselberg) und Daniel von Tettau. Sein 22-jähriger Sohn Wolf
Engelbrecht wurde gefangen genommen und nach Istanbul verschleppt. Acht Monate
später wurde der Sohn von Auersperg gegen ein Lösegeld von 30.000 Golddukaten
(Thaler), freigelassen. Mit dem Lösegeld wurde der Bau der Ferhadija-Moschee finanziert
(siehe unten). Als die Ausdehnung des Osmanischen Reiches die Formierung neuer
selbständig verwalteter Provinzen notwendig machte, wurde Bosnien im Jahre 1580 – es
umfasste ein größeres Territorium als einst als Königreich am Höhepunkt der Herrschaft
23
der Familie Kotromanić – zur Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches, und Ferhad-
Pascha Sokolović, nun auf einen höheren Rang erhoben, wurde zum ersten Beglerbeg
(Beylerbey bzw. Provinz-Gouverneur) des Eyalets Bosnien (Paschalik Bosnien) ernannt.
Im Jahre 1588 verließ er Bosnien, da er zum Wesir von Buda berufen wurde. Als er zwei
Jahre später durch eine Verschwörung seiner Gegner von einem seiner Diener ermordet
wurde, wurde sein Leichnam nach Banja Luka gebracht und im Mausoleum neben der von
ihm gestifteten Ferhadija-Moschee bestattet. Die Nachkommen Ferhad-Paschas blieben
in Banja Luka ansässig. Husedžinović ist der Ansicht, dass sich jede Spur über die Familie
Sokolović in Banja Luka ab dem 18. Jahrhundert verliert (Husedžinović 2005: 81),
während Ravlić überzeugend argumentiert, dass die Familienlinie Ćerimpašić-Sokolović
direkte Nachfahren des Ferhad-Paschas sind und gewiss bis in die 1990er in Banja Luka
lebten (vgl. Dimitz 1875: 51–57, Hrvačić 2001: 55f., Ravlić 2002: 16–23, Husedžinović
2005: 79, 81, 227).
Karte V: Eyalet Bosnien
Als Banja Luka nun offiziell zum Sitz des Sandschak-Begs bzw. Beglerbegs des Eyalets
wurde, waren die baulichen Maßnahmen nicht mehr hauptsächlich auf die Verwaltung
und auf Militärbedürfnisse ausgerichtet, sondern erfassten auch die Bereiche des
24
kulturellen und sozialen Lebens. Die von Sofi-Mehmed Pascha gestifteten Bauten und die
Entwicklung der Stadt konzentrierten sich auf die bereits vorhandene Struktur im
Stadtteil Gornji Šeher. Für eine Erweiterung der Stadt zur Hauptstadt der Provinz war
der Raum zu beengt. Daher traf Gazi Ferhad-Pascha Sokolović eine völlig andere
Entscheidung und verlegte das Zentrum in die Ebene, in die Nähe der Festung Kastel.
Damit war die künftige Ausdehnung der Stadt gewährleistet. Banja Luka wurde nach
einem orientalischen Städtebau-Konzept und nach der Bautradition aus Istanbul
angelegt. Entwicklung und Aufblühen Banja Lukas gingen parallel mit dem Aufstieg des
Osmanischen Reiches. „Diese Zeit war durch die Tätigkeit zweier großer Architekten,
Mimar Hajrudin und Koca Mimar Sinan, gekennzeichnet. Sie haben dieser Phase der
osmanischen Architektur – genannt die türkische Renaissance – ihr Gepräge gegeben.“
(Husedžinović 2005: 83).
Karte VI: Stadtplan Banja Lukas im 18. Jahrhundert
Der bedeutendste Bau dieser Periode in Banja Luka war eindeutig die Ferhadija, die
von Ferhad-Pascha gestiftete Moschee. Auf der Widmungs-Steintafel über dem Eingang,
in der arabischen Nasḫī-Schrift geschrieben, stand die Jahreszahl 987 nach dem
islamischem Kalender, d. h. die Moschee wurde im Jahre 1579 errichtet. Für den
Architekten, dessen Name nicht ermittelt werden konnte, wird angenommen, dass er ein
25
Schüler des Mimar Sinans war (Husedžinović 2005: 302). Die Moschee wurde von
serbischen Extremisten im Jahre 1993 gesprengt und befindet sich in Wiederaufbau
(siehe weiter unten).
Abb. 24–27: Die Ferhadija-Moschee
Der gesamte Komplex der Moschee umfasste ein relativ großes Areal, gegenwärtig
zwischen zwei Straßen. Im gartenähnlichem Innenhof der Moschee befinden sich ein alter
Friedhof, drei überkuppelte Mausoleen an drei Ecken des Grundstücks (eine von ihnen
von Ferhad-Pascha), und zwischen dem Eingangstor und dem Eingangsbereich der
Moschee ein Šadrvan-Brunnen (Şadırvan, Reinigungsbrunnen), der durch seinen
zweifachen Baldachin eine außerordentliche Kombination von Schmiedeeisenkunst und
leicht wirkendem Steinbau darstellt.
26
Abb. 28: Ferhad Paschas-Mausoleum Abb. 29: Šadrvan-Brunnen Abb. 30: Sahat-kula - Uhrturm
Abb. 31: Ferhadija, Grundriss mit Mausoleen und Šadrvan-Brunnen (nach E. H. Aywerdi; Husedžinović 2005: 230)
Abb. 32: Ferhadija, 3-D Darstellung (Husedžinović 2005: 239)
Etwas seitlich im Nordosten liegt das zweigeschossige Haus des Imams, welches die
Zerstörungen von 1993 überstanden hat (hier im Grundriss nicht verzeichnet). Zu beiden
Straßenseiten gab eine Eisengittermauer auf einem steinernen Fundament und einem
hohen, fein bearbeiteten steinernen Tor. Dem ganzen Ensemble wurde auch ein Sahat-
kula (Uhrturm) hinzugefügt.
27
Wie die Gazi Husrev-Beg Moschee in Sarajevo,
spiegelt die Bauart der Ferhadija die frühe Phase der
sakralen Bauformen der klassischen osmanischen
Architektur des 16. Jahrhunderts wider. Im
Unterschied zum üblichen Moscheetypus, der in
Bosnien-Herzegowina bis in das 18. Jahrhundert
bevorzugt wurde und dessen Merkmal ein mit einer
Kuppel überdachter Betraum ist, wurden die Gazi
Husrev-Beg Moschee und die Ferhadija nach dem
Prinzip des Mehrkuppelbaus errichtet.
Von der Größe her, ca. 18 x 14 m, gehörte sie zu den
mittelgroßen Moscheen. Zum Hauptraum gelangte man
über einen die ganze Länge der Moschee
einnehmenden offenen Torbau. Im Inneren öffnete sich
ein großes Bethaus, bestehend aus einem zentralen
quadratischen Raum, dem erhöhten Mihrab-Bereich
und „Seitenräumen“. Über dem zentralen Raum erhob
sich eine hohe Tambourkuppel, deren Druck über
Hängezwickel auf die Spitzbögen der Baukonstruktion
übertragen wurde. Der Mihrab-Bereich, gleich breit
und halb so tief wie der Zentralraum, wurde von einer
Halbkuppel, die Seitenbereiche jeweils von einem
Halb-Tonnengewölbe überdacht. So erschließt sich ein
breiter Raum ohne Zwischenwände, der an Harmonie
und Länge durch den fortgesetzten Bereich des
Mihrabs gewann. Das Vorhaus, als dreiteiliger Torbau
mit vier Säulen und drei Spitzbögen auf der Vorderseite
und jeweils einem an den Flanken, wurde von drei
kleineren Kuppeln überdacht. Der mittlere Teil des
Torbaus diente als Eingang zum Moschee-Portal, und
die leicht erhöhten seitlichen, als offene Gebetsräume.
Rechts, mit der Mauer verbunden auf einem
Abb. 33: Ferhadija, Hauptfassade bzw. Nordwest-Fassade (Husedžinović
2005: 235)
Abb. 34: Ferhadija, Schnitt (Husedžinović 2005: 234)
28
polygonalen Grundriss, stand das 42,70 m hohe
Minarett.
Abb. 35: Ferhadija, Südost-Fassade
(Husedžinović 2005: 238) Abb. 36: Ferhadija, Südwest-Fassade
(Husedžinović 2005: 236) Abb. 37: Ferhadija, Nordost-
Fassade (Husedžinović 2005: 237)
Obzwar die Ferhadija keine beeindruckenden Ausmaße besaß, wurde sie um 1660
vom osmanischen Chronisten und Reiseschriftsteller Evlija Čelebi als „kaiserliche
Moschee“ bezeichnet (Čelebi [1660] 1979: 214). Tatsächlich ist sie, wenn auch in ihren
Proportionen und stilistischen Elementen einigen „Ein-Kuppel-Moscheen“ ähnlich (u. a.
der Aladža-Moschee in Foča, der Karađoz-Moschee in Mostar oder der Ferhad-Beg-
Moschee in Sarajevo), in ihrer Raumgestaltung einzigartig in Bosnien-Herzegowina. Die
Kuppel im Inneren lehnt sich nicht an die Wände sondern an Spitzbögen, und die
Harmonie ihrer Einzelteile, insbesondere im Innenraum, schuf „einen idealen Kreis auf
einem idealen Quadrat“ (Husedžinović 2005: 261, 301ff.). Andrejević und Husedžinović
sind der Ansicht, dass die Moschee des Sultan Murad III. in Manisa von Mimar Sinan
(fertiggestellt durch seinen Schüler Mimar Mahmud) eine vergleichbare architektonische
Lösung besitzt (siehe Andrejević 1984: 59, 69, Husedžinović 2005: 302–333, Korn 2012:
97ff.).
Die Ferhadija war überdies eine der besonders lichtdurchfluteten Moscheen am
Balkan. Die untere Zone der Moschee besaß zwei Nischen und zehn Fenster, die obere
29
zwölf leicht schmälere Fenster, und die Vorderfassade, oberhalb der mittleren Kuppel des
Torbaus, weitere drei Fenster; die Tambourkuppel umspannten zwölf, und die
Halbkuppel fünf Fensteröffnungen. Der Betraum bekam somit außergewöhnlich viel
Tageslicht, wobei der Bereich des Mihrabs am intensivsten beleuchtet war. Die Absicht
hinter der erhöhten Belichtung des Betraumes erklären einige Kunsthistoriker mit den
Glaubensgrundsätzen des Islams, so wird beispielsweise in der Koran-Sure 24:35 Gott als
Licht des Himmels und der Erde gepriesen (siehe Husedžinović 2005: 243). Da der obere
Bereich der Moschee als Himmelssphäre verstanden wird, soll dieser besonders luminös
sein.
Abb. 38: Ferhadija, Halbkuppel Abb. 39: Ferhadija, Kuppel
Der einheitlich und harmonisch wirkende Bau der Ferhadija sowie ihre Proportionen
werden in ähnlicher Weise begründet. Als Längeneinheit im Osmanischen Reich galt die
arşın (Arschin, Arshin, Aršin bzw. Elle), wobei es verschiedene Grundberechnungen gab,
so auch im Bauwesen (Mimari arşın). Obzwar Kurent und Hamidović unterschiedliche
Berechnungsmodule vorlegen, vertreten beide den Standpunkt, dass der Ferhadija ein
Zahlensystem unterlag. Kurent ist der Ansicht, dass die Moschee einen Mikrokosmos
darstellt, dessen Grundsymbolik die Zahlen drei, vier und fünf sind (Kurent 1983: 245–
249). Beispielsweise lässt sich das auch äußerlich an verschiedenen Bauelementen
ablesen: drei Kuppeln über dem Torbau werden von vier Säulen und fünf Bögen getragen
etc. Hamidović, leitender Architekt des Wiederaufbaus der Ferhadija, schreibt der Zahl
30
zwölf eine besondere Bedeutung zu. Gazi Ferhad-Pascha soll dem Derwisch-Orden der
Bektaschi angehört haben die der Zahl zwölf eine metaphysische Bedeutung zusprechen.
Nach Hamidović, und dem von ihm festgestellten Einheitsmodul des kleinen und großen
Arschins, wiederholt sich die Zahl zwölf in allen Bauelementen; beispielsweise zehn
Fenster und zwei Nischen im unteren Bereich ergeben die Zahl zwölf, im oberen Bereich
gibt es zwölf Fenster, der Minbar (Kanzel) besitzt zwölf Stufen und der Šadrvan zwölf
Wasserhähne etc. Dasselbe betrifft auch die Grundmaße der Moschee (Acta Arch. 2: 19).
Nachdem sich drei, vier und fünf auf die Zahl zwölf addieren, scheint es, dass sich beide
Wissenschaftler eigentlich ergänzen und nicht widersprechen (siehe u. a. Acta Arch. 2: 19,
Bejtić 1953: 99ff., Egli 1976: 292, Kurent 1983: 245–249, Husedžinović 2005: 269–333).
Abb. 40: Ferhadija, Mihrab Abb. 41: Ferhadija, Minbar Abb. 42: Ferhadija, innen
Die Innenausstattung der Ferhadija bestand, vereinfacht ausgedrückt, aus
Mihrab/Gebetsnische, Minbar/Kanzel und Mahfil/Galerie. Diese waren durch ihre
Dekoration entsprechend hervorgehoben, wobei die Moschee trotz ihrem aufwändig
wirkenden Dekorationssystem im Detail schlicht gehalten war. Die reichverziert
wirkende Atmosphäre ergab sich durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien
(verschiedene Steinarten, Stuck, Metallgitter, Holz), die Betonung architektonischer
Elemente (Stalaktiten-Kapitelle, profilierte Steinrahmung der Fenster mit angedeuteten
Rund- und Spitzbögen, Fenstergitter, Bemalung der Pendentifs etc.), die farbkräftige
Arabesken-Ausmalung und die Kalligraphie, sowie durch die Lichtregie mittels
zahlreicher Fensteröffnungen. Die dekorativen Elemente waren von einfachen
geometrischen Formen bestimmt, sodass auch die Stalaktiten auf ausgewogene Rhomben
und Dreiecke reduziert wurden. Was die Ausmalung – Gabelblattranken (Rumi
Arabesken) und Medaillons mit Blumenmotiven – betrifft, so ist aufgrund der wenigen
31
erhaltenen Dokumente unsicher, wann diese ausgeführt wurde (siehe dazu Husedžinović
2005: 269–296).
In der Zeit von 1574 bis 1587 ließ Gazi Ferhad-Pascha Sokolović in Banja Luka 215
Objekte errichten. Seine Stiftungsurkunde, verfasst im Januar 1587, legte genauestens
fest, wie die Objekte aus den Einnahmen finanziert, verwaltet und künftigen Erwartungen
angepasst werden sollten. Seine Nachkommen betraute er mit der Leitung der Stiftung,
sofern sie gebildet und klug sein würden. Überdies wurde angeordnet, welche Objekte aus
dem Gewinn der Stiftung noch zu errichten seien, u. a. eine Wasserleitung von Pavlovac,
die Erweiterung des Hamams (Bereich für Frauen), ein Besistan-Komplex (Warenhaus)
mit hundert Geschäften, eine Madrasa (Islamisch-theologische Hochschule,
vergleichbar mit damaligen Universitäten
Mitteleuropas) etc. Die Beschreibung Banja
Lukas von Čelebis in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts bestätigt sowohl die
Erbauung des Besistans als auch der Madrasa.
Es ist nicht feststellbar, wann der
mittelalterlich wirkende Uhrturm bzw. die
Sahat-kula errichtet wurde. Möglich ist ein
Zeitpunkt vor den Osmanen (um 1501), aber
auch zu Lebzeiten Ferhad-Paschas. In der
Stiftung ist nämlich die Entlohnung einer
Person für die Bedienung der Gewichte und die
Wartung der Uhr vorgeschrieben. Ob vor oder
zu den Lebzeiten Ferhad-Paschas errichtet,
war er vermutlich der
Abb. 43: Der Sahat-kula bei der Ferhadija
erste Sahat-kula in Bosnien-Herzegowina. Obwohl nach dem Straßenausbau auf der
anderen Straßenseite gelegen, gehörte der Sahat-kula dem Komplex der Ferhadija-
Moschee an. Der Uhrturm wurde von den serbischen Aggressoren ebenfalls im Mai 1993
gesprengt (vgl. u. a. LEJ I: 169, 374, 648, Čelebi [1660] 1979: 214f., Bejtić 1953: 103, Ravlić
2002: 312–318, Husedžinović 2005: 63, 106, 108, 354–373, sowie neben den oben
Genannten über die gestifteten Objekte Ferhad-Paschas u. a. Muftić 1941, Bejtić 1953: 97–
105, Fučić 1953: 117–121, Biško 1960: 81–90, Lovrenović I. 1980: 126, ders. 1998: 102,
Redžić 1982: 72, Kurent 1983: 245–249, Andrejević 1984: 43, 58, Ravlić 1996, ders. 2002:
32
16–23, 93–102, 103–106, Hrvačić 2001: 55f., 63, Acta Arch. 2, Husedžinović 2005: 75–79,
105–373).
Wegen Kriegen und Bränden haben sich zahlreiche Bauten nicht bis in das
20. Jahrhundert erhalten. Auch vor und nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Bauwerke,
vor allem zahlreiche Moscheen, abgerissen worden. Unter den Moscheen, die bis zur
serbischen Aggression in den 1990er Jahren bestanden haben, sind neben der Ferhadija
die Arnaudija- und Gazanferija-Moschee besonders erwähnenswert.
Die Arnaudija-Moschee, früher auch Deftedarija
genannt, wurde von Hasan-Defterdar, dem obersten
Finanzbeamten des Eyalet Bosniens und Freund von
Gazi Ferhad-Pascha, 1594/95 gestiftet. Möglich ist,
dass er albanischer Herkunft war, was der Name der
Moschee andeutet. Die relativ kleine, aus Kalkstein
erbaute Arnaudija-Moschee war etwas mehr als
10 x 10 m groß und wurde nach klassischer
Bauweise und nach der meist angewendeten Form
der Kuppel-Moscheen in Bosnien-Herzegowina
errichtet –
Abb. 44: Arnaudija, Grundriss nach Čelić und Gološ 1952 (Bejtić 1953: 107)
als ein Ein-Raum-Bethaus. Diese Bauart leitet sich von der seldschukischen Moschee-
Bauform ab. Die Kuppel der Arnaudija, auf einem hohen außen oktogonalen und innen
runden Tambour, lag auf der kräftigen Steinmauer des quadratischen Bethauses.
Beeindruckend war das schlanke Minarett der Moschee, das 2,5-mal höher als die Kuppel
war.
33
Abb. 45: Gazanferija, das
mögliche Aussehen im 16. Jhd. (ebd.: 439)
Abb. 46: Gazanferija, Südwest-Fassade
(ebd.: 433)
Abb. 47: Gazanferija, Nordwest-Fassade
(ebd.: 433)
Abb. 48: Arnaudija, Schnitt (Husedžinović 2005: 378)
Eine in Bosnien-Herzegowina recht seltene Besonderheit stellt das Mausoleum der
Moschee Arnaudija dar. Für den Stifter Hasan Defterdar und seine Gattin erichtet, war
dieses unmittelbar mit dem Gebetsraum verbunden. Dadurch ist die Arnaudija zu den
Grabesmoscheen zu zählen (vgl. Bejtić 1953: 103, 105–108, 111, Redžić 1982: 49ff., 72,
Korn 2012: 60ff., Husedžinović 2005: 374–428, 456–470).
Abb. 49: Gazanferija mit Mausoleen. 1952
Ein weiterer bedeutender Bau dieser Epoche war die Gazanfer-Beg Moschee,
Gazanferija genannt. Der Stifter der Moschee, Gazanfer-Beg, war ein wohlhabender
34
Zeitgenosse Ferhad-Paschas, mit dem Rang eines Timaren und Zaims. Die Anlage mit der
Moschee, einem Garten und zwei Mausoleen wirkte wie eine Burg, da die Mausoleen das
Eingangstor zum Garten flankierten und mit einer Mauer miteinander verbunden waren.
Die Moschee besaß einen quadratischen Grundriss mit den Maßen 10,95 x 10,95m und
war im 20. Jahrhundert mit einem Zeltdach überdacht. Der quadratischen Form wegen,
sowie nach dem Vermerk im Kriegsplan vom 1737, dass die Gazanferija eine
Kuppelmoschee ist, sind die meisten Kunsthistoriker berechtigterweise der Ansicht, dass
sie ursprünglich mit einer Kuppel errichtet wurde. Diese musste vor der Österreich-
Ungarischen Epoche zerstört und durch ein Zeltdach ersetzt worden sein. Zu dieser
Auffassung stimmt auch die hölzerne Kuppel, die sich unterhalb des Zeltdachs befand. Die
Kuppel war in der Zeit der österreichisch-ungarischen Verwaltung mit Ranken und
Blumenmotiven bemalt. Weil die Kuppel ohne Säulen und Stützen auf den steinernen
Wänden ruhte, wirkte der Raum der Moschee groß. Auch die Gazanferija besaß
ursprünglich einen offenen Torbau, dessen Mittelteil als Eingang und dessen Seiten mit
den angebrachten Mihrab-Nischen als offene Gebetsräume dienten. Diese Flanken
wurden vom Stiftungsverwalter im 20. Jahrhundert zu geschlossenen Gebetsbereichen
zugemauert (Bejtić 1953: 104f., 110f., Redžić 1982: 72, Husedžinović 2005: 429–450,
462–470). Beide Moscheen, die Arnaudija und die Gazanferija, wurden 1993 von
serbischen Extremisten gesprengt.
Abb. 50: Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte
35
Bis in das Jahr 1639 blieb Banja Luka Hauptstadt des Eyalet Bosniens. Als der
Verwaltungssitz nach Sarajevo verlegt wurde, stagnierte die Bautätigkeit in Banja Luka.
Der Reiseschriftsteller Evlija Čelebi hielt sich im November 1660 in Banja Luka auf. Seiner
Beschreibung nach war die Stadt im 17. Jahrhundert gut entwickelt und versammelte
zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten. Er zählte 45 Stadtviertel auf mit 45 Moscheen,
300 Geschäften sowie einem Besistan mit hundert Geschäften (aus der Stiftung Ferhad-
Paschas). Zudem eine Madrase (auch Ferhad-Paschas Stiftung), elf Mektebs (Schulen),
öffentliche Hamams (mit der Erläuterung, dass jedes bessere Haus einen eigenen sobali
hamam besitzen würde, also einen Hamam mit Ofen), Armenküche und 3.700
Stadtwohnhäuser in gutem Zustand. U. a. nennt er auch 70 Ausflugsstätten, und auch, dass
es zahlreiche Weingärten gab. Weiters begeisterte den Reiseschriftsteller die Kulinarik
Banja Lukas; seiner Beschreibung nach ist beispielsweise die kajmak baklava/Rahm-
Baklava weltweit die beste. Čelebi beeindruckte außerdem die Vogel-Kirsche; diese sei
geschmackvoller und größer als die persische, arabischer oder türkische. Wegen seiner
schnellen Abreise ist seine Beschreibung nicht ausführlich ausgefallen, jedoch, es ist
ersichtlich, dass Banja Luka, obwohl kleiner als Sarajevo, ein gut entwickeltes urbanes
Kulturzentrum der Grenzgegend war (vgl. Čelebi [1660] 1979: 212–218, Šabanović in
ebd. 30ff., www.thebookoftravels.org, sowie vgl. Džaja M. 1962: 6, Malcolm 1996: 70, 88,
Husedžinović 2005: 80, 537).
Bis zum Anbeginn der österreichisch-ungarischen Verwaltung in Bosnien-
Herzegowina 1878 wurden durch kriegerische Auseinandersetzungen in den beiden
Jahrhunderten davor zahlreiche wertvolle Objekte vernichtet. Gornji Šeher mit den
Bauten der Stiftung Sofi Mehmed-Paschas wurde 1688 bei dem Einfall der österreichisch-
ungarischen Truppen großteils zerstört. Auch die Festung Banja Lukas wurde damals
stark beschädigt. In dem 1736 begonnenem Krieg gegen die Osmanen haben sich
österreichisch-ungarische Truppen mit russischen verbündet. Bosnien wurde von vier
Seiten angegriffen, die befestigte Stadt Ostrovac, Bužim, Lješnica bei Zvornik und Banja
Luka. Auf Banja Luka wurde ein Korps von 17.000 Mann unter der Kommandantur des
Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen gerichtet, die Belagerung dauerte
von 24. Juli 1737 bis 4. August 1737. Die Militärkarten geben teilweise darüber
Aufschluss, welche Objekte bis dato bestanden hatten, jedoch nicht, welche in Gefechten
beschädigt oder vernichtet wurden. Mithilfe von Militärkarten, Kriegsplänen und der
staatlichen geodätischen und kartographischen Angaben, sowie der bisherigen
36
historischen Erfassungen, konnte Husedžinović von 45 Stadtvierteln und 45 Moscheen,
die Čelebi verzeichnet hat, 37 Stadtviertel und 34 Moscheen bis zum Ende des
19. Jahrhundert bestätigen. Einige dieser Moscheen besaßen ein hölzernes Minarett, eine
besonders spannende architektonische Lösung, da das Gebetshaus zumeist aus Stein
erbaut war und der Eingangsbereich die Kombination beider Materialien enthielt. Auch
die wenigen christlichen Objekte wurden damals zerstört, so auch die katholische Kirche
in Banja Luka und eine weitere in der Ortschaft Trn. Insgesamt sind die Dokumentation
und die Erwähnungen der christlichen Objekte in Banja Luka bis zur österreichisch-
ungarischen Phase recht dürftig. Zwar schreibt Čelebi, dass es mehrere Kirchen in Banja
Luka gäbe (Čelebi [1660] 1979: 215), nannte jedoch keine einzige explizit. So erfahren wir
weder, in welchem Zustand sie waren und wie sie errichtet wurden, noch was ihre
konfessionelle Ausrichtung war. Eine spätere Quelle (Frater Nikola Olovčić, 1672) besagt,
dass es eine Kirche gab, welche kürzlich zerstört worden sei, und nun gebe es weder in
Banja Luka noch in der Umgebung Kirchen. Das bedeutet, dass die Kirchen ab dem
ausgehendem 17. Jahrhundert wieder errichtet und während den Angriffen und der
Belagerung zerstört wurden. Diese Kirchen mussten aller Wahrscheinlichkeit nach aus
Holz gefertigt worden sein, was die Studie von Momirović signalisiert. Zudem befand sich
eine der beiden Holz-Kirchen, von denen die Studie handelt, lediglich sechs Kilometer von
Banja Luka entfernt und wurde um 1760 errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts schrieb
Jukić, dass es in der Stadt Banja Luka sechzig christlich-orthodoxe und vierzig römisch-
katholische Häuser gibt. Das Dorf Kmećani, 42 km von Banja Luka entfernt, war das
geistige Zentrum des pravoslawisch-orthodoxen Volkes. Das Kloster Gomionica war
bereits vor der Eroberung durch die Osmanen errichtet worden und ist bis heute großteils
erhalten geblieben. Auch die Dörfer Sratinska und Timar waren christlich. Timar besaß in
etwa 700 Haushalte. Trappisten haben 1869 ein Kloster in Delibašino Selo und
Franziskaner in der Zeit von 1873–1875 ein Kloster am Petrićevac, am Stadtrand von
Banja Luka, errichtet (siehe u. a. Jukić SD I: 217, Jelenić 1918: 134, Kreševljaković 1953:
26f., Momirović 1953: 151–162, Šalić 1991: 67–70, 81ff., 141–144, Ravlić 2002: 55,
Husedžinović 2005: 65f., 96–104, 127–143, 202ff., 471–498, 537–566).
In Banja Luka gab es auch eine jüdische Gemeinde, wahrscheinlich bereits ab dem
ausgehenden 16. Jahrhundert, als Juden in großer Anzahl aus Spanien nach Bosnien
zogen. Die jüdische Gemeinde in Banja Luka setzte sich vorwiegend aus Händlern
zusammen, die mit den Waren aus Dubrovnik, Split und anderen adriatischer Städten
37
gehandelt haben. Es ist auch bekannt, dass zahlreiche Juden zu Beginn des
19. Jahrhunderts aus anderen Teilen des Osmanischen Reiches nach Banja Luka zuzogen.
Das Kaiserdekret des Sultans Abdülmecid (Abdul Medschid, 1823–1861) garantierte auch
den Juden und Christen religiöse Freiheit und Bürgerrechte, wodurch beide Gemeinden
mehr an Emanzipation gewannen, was auch die Bautätigkeit förderte. Es ist nicht sicher,
ob sephardische Juden schon im 16. Jahrhundert eine Synagoge in Banja Luka hatten, wie
die jüdische Gemeinde in Sarajevo. Husedžinović schreibt, dass es eine Synagoge im 16.
Jahrhundert in der Jevrejska ulica (Judenstraße, heute Moše Pijada Straße) gab
(Husedžinović 2005: 204). Danon und Stošić schreiben, dass sephardische Juden in Banja
Luka ab dem 16. Jahrhundert erwähnt werden, aber den Bau der ersten Synagoge legen
sie auf das Jahr 1870. Die erste Synagoge der sephardischen Gemeinde war aus Holz
errichtet worden und lag am linken Ufer des Vrbas. Sie wurde beim Aufstand, nach der
österreichisch-ungarischen Okkupation, völlig niedergebrannt (Danon und Stošić 2010:
20ff., 24f., 48).
DAS ENDE DES OSMANISCHEN REICHES
Es ist üblich, von etwa 400 Jahren osmanischer Herrschaft in Bosnien-Herzegowina
auszugehen: vom Jahr 1463 bis zum Jahr 1878. In der Tat impliziert dies jedoch zwei
Irrtümer, zum einen, dass es sich tatsächlich um eine derart lange Herrschaftsphase im
gesamten Gebiet von Bosnien-Herzegowina handelte, und zum anderen, dass es eine Zeit
der Stabilität und des Friedens war. Wie anfangs ausgeführt, dauerte die Eroberung des
Königreichs Bosnien entweder nahezu eineinhalb Jahrhunderte oder, auf die
gegenwertigen Grenzen Bosnien-Herzegowina bezogen, gar über zwei Jahrhunderte
(siehe oben). Die osmanische Kultur übte zwar etwa vier Jahrhunderte einen starken
Einfluss aus, doch die Herrschaft der Osmanen war weder im gesamten Gebiet absolut,
noch erfasste sie von Anfang an das gesamte Gebiet des Landes. Bezüglich Stabilität und
Frieden handelt es sich um einen noch größeren Irrtum, denn während der gesamten
osmanischen Regierungsphase herrschten Kriege, teilweise im Land selbst und nahezu
ununterbrochen mit den Nachbarländern, an denen die Menschen Bosniens und der
Herzegowina teilnehmen mussten. Das wirkungsvolle osmanische Regierungssystem der
Provinzen basierte, vereinfacht ausgedrückt, auf zwei Grundlagen, auf der militärischen
Verpflichtung und den Steuern. Die militärische Verpflichtung, nach dem osmanischen
Militärfeudalsystem konzipiert, traf vor allem Feudalbesitzer, denn von der Größe des
38
Besitzes bzw. des Lehens hingen die militärischen Dienste und der Anzahl der Soldaten
ab, welche die Feudalherren zur Verfügung stellen und besolden mussten. Die häufigsten
Kämpfe der Osmanen, an denen erwachsene und erwerbsfähige Männer Bosnien-
Herzegowinas teilnehmen mussten, waren neben Kämpfen mit Venedig jene mit
Österreich-Ungarn. Über eine der Schlachten nahe der bosnischen Grenze schreibt
Lovrenović, dass sie paradigmatisch die Tragik der geschichtlichen Situation des
bosnisch-herzegowinischen Landes und Volkes in der damaligen Zeit illustriert:
„[…] offiziell trafen in dieser Schlacht Wien und Istanbul, Österreich und die Türkei, der
Westen und der Osten aufeinander. In Wirklichkeit aber bestanden die Konfliktparteien aus
bosnischen Menschen, und es fielen bosnische Köpfe, die sowohl für Wien als auch für
Istanbul in gleicher Weise uninteressant waren, außer als Grenzer und Soldaten, als
Kanonenfutter und ständige Todeskandidaten im Rahmen größerer Pläne, die in den
Generalstäben ausgeheckt werden“ (Lovrenović I. 1998: 87).
Etwa ab der Niederlage der Osmanen vor den Toren Wiens im Jahre 1683 und dem
Rückzug der osmanischen Truppen südlich des Flusses Save fing der Niedergang des
Osmanischen Reiches an, und für die Grenzgebiete Bosniens brach erneut eine
verheerende Zeit aus. Ende des 17. Jahrhunderts haben die Truppen des Prinzen Eugen
von Savoyen folgenschwere Vernichtungen bis nach Sarajevo angerichtet und auch eine
Spaltung innerhalb des Volkes herbeigeführt. Für die Zerstörungen durch Eugens Armee
wurde nämlich auch das christliche Volk Bosniens mitverantwortlich gemacht, was zu
einer Aussiedlungswelle insbesondere vieler römisch-katholischer Bürger führte. Die
Wirtschaft, einst durch Handel, Bauindustrie sowie auch durch die Waffenproduktion
stark, war nun lahm gelegt. Die aufkommende Unzufriedenheit der Massen aller
Konfessionen, die deutliche Verschlechterung der Lage des nicht-muslimischen Volkes
sowie auch die Anarchie innerhalb der osmanischen Elitetruppen führten im 18.
Jahrhundert zum unaufhaltsamen Zerfall des Osmanischen Reiches. Nur wenige
katholische Klöster blieben erhalten, das Patriarchat von Peć wurde durch die Osmanen
aufgehoben und die muslimische Bevölkerung fing rasant zu verarmen an, was zur
allgemeinen Stagnierung des kulturellen Lebens führte.
Banja Luka war im Jahrhundert davor bereits von zahlreichen Kriegen direkt und
indirekt betroffen, besonders im Jahre 1688, als die Truppen unter der Führung des
Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden die Stadt in Brand setzten. Mit dem
39
Friedensabkommen von Srijemski Karlovac (1699) stellt die Grenze Bosniens im Norden
und Nordwesten die Grenze des Osmanischen Reiches dar, wodurch das Grenzgebiet
Bosniens zur vordersten Kriegsfront zwischen Osmanischem Reich und seinen
erbittertsten Gegnern Österreich und Venedig wurde. Neben den drei größeren Kriegen
in den Jahren 1716–1718, 1737–1739 und 1788–1791 waren die Grenzstädte und Dörfer
ständig von Raubzügen und Gefechten betroffen. Die Flüchtlingswelle brachte zusätzliche
Spannungen, erhöhte Steuern und Unruhen im Land. Zu all dem breitete sich auch die Pest
Ende des 17. Jahrhunderts und in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts aus. Überdies
vernichtete die Kälte die Saat und die Ernte (Adanir 1982: 43–116, Pelidija 1989, ders.
1998, Šalić 1991: 80f., Ravlić 2002: 139–142, Helmedach und Koller 2013: 231–250). Im
Winter 1731 war es dermaßen kalt, dass Kleinvieh und Geflügel erfroren. 1732 brach
erneut die Pest aus. In den größeren Städten Bosnien-Herzegowinas – Sarajevo, Banja
Luka, Mostar – wurden laut Margetić bzw. Lašvanin täglich an die 300 Verstorbene
bestattet. Banja Luka, wie die meisten bosnischen Städte, wurde von Elend und Hunger
erfasst (siehe dazu die Chronik von Lašvanin aus dem 18. Jahrhundert; Lašvanin 1981:
64, 173 sowie Ravlić 2002: 139ff.). Die Kriege forderten auch ihren Tribut, und je näher
das Ende der osmanischen Herrschaft rückte, umso unerträglicher war das Leben in den
Grenzgebieten – besonders in Dalmatien und Krajina – wo die Bevöälkerung einem
ständigen Kampf ums Überleben ausgesetzt war. Im Jahre 1737 wurde Banja Luka wieder
von österreichischen Truppen angegriffen. Unerwartet schafften es die Einheimischen in
der Schlacht bei Banja Luka, die österreichisch-ungarischen Truppen zu besiegen. Auch
damals brannte Banja Luka; u. a. wurde die katholische Kirche nicht nur in Banja Luka
sondern auch in Trn niedergebrannt. Über diesen unstabilen und von Kämpfen
dominierten Alltag in der Krajina zeugen auch mündlich überlieferte Gedichte (siehe u. a.
Hörmann 1888/1889, Marjanović 1898/1899, Schmaus 1953, Pelidija 1998: 146, 166,
ferner auch Lovrenović I. 1980: 116, 125 und Jukić SD I und II). Wie Ivan Lovrenović
analysiert, hinterließen all diese Kriege Tod und Verwüstung, stoppten die wirtschaftliche
Entwicklung des Landes, und schufen überdies Intoleranz und Misstrauen unter den
einheimischen Bevölkerungsgruppen.
„Dieses Geflecht wird Ende des 18. Jahrhunderts noch komplizierter, als Österreich und
Russland beginnen, ihre eigentlichen Interessen auf dem Balkan in religiöse Formeln zu
kleiden und jeweilige Protektorate für die katholische und die orthodoxe Bevölkerung zu
verlangen“ (Lovrenović I. 1998: 92).
40
Damit wurde die Religion nun offen für politische Zwecke instrumentalisiert, so dass
das 18. Jahrhundert die Grundlage für die Separation des Volkes in Bosnien und der
Herzegowina und damit den Nährboden für chauvinistische und nationalistische
Auswüchse in den kommenden Generationen schaffte (siehe auch Malcolm 1996: 117–
141, 151ff. ,179f. ,197f).
Zwei Jahre nach der Schlacht von Banja Luka, bei welcher die österreichisch-
ungarischen Heere wie erwähnt eine Niederlage erlitten, wurde 1739 das
Friedensabkommen vom Belgrad unterzeichnet. In diesem Abkommen verzichtete
Österreich-Ungarn auf das Territorium südlich des Flusses Save. Diese damals
vereinbarte Grenze stellt die Nordgrenze des heutigen Bosnien-Herzegowina dar. Das 18.
Jahrhundert endete nach kriegerischen Gefechten (1788 Schlacht von Dubica, ein Jahr
später Vormarsch der österreichischen Truppen bis nach Serbien) auf dem
Diplomatentisch: um den Status eines Protektorats für das christliche Volk im
Osmanischen Reich zu erhalten, verzichtete Österreich auf die eroberten Gebiete.
Karte VII: Eyalet Bosnien und Militärgrenze vom 17.–19. Jhd.
Im 19. Jahrhundert kam es durch Napoleons Siege zur Machtverschiebung innerhalb
Europas, was erneut Kriege hervorrief. Von Kriegen geschwächt, begann das Osmanische
Reich allmählich von innen her zu zerfallen. Autonomiebestrebungen und Aufstände
erfassten das gesamte bosnisch-herzegowinische Gebiet. Da die Reformen erfolglos
blieben, das Land wirtschaftlich immer tiefer sank, die lokalen Machthaber öffentlich
41
rebellierten und die Großfeudalen - die Begs - sich der Zentralmacht in Istanbul in
kleinerem oder größeren Ausmaß wiedersetzten, ergriff die Anarchie alle
Bevölkerungsschichten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kam es vermehrt zu Revolten
und Aufständen, teilweise vielversprechenden, aber nahezu alle wurden mit Gewalt
gebrochen, die meisten durch die rücksichtslose Verfolgung seitens Omer-Pascha Latas.
Das osmanische System der Regierung entsprach nun nicht mehr dem „Zeitgeist“ und die
Wirtschaftslage konnte die Prosperität nicht mehr gewährleisten. Die Reformen aus
Istanbul, die u. a. die Timarlehen (1831), und in Bosnien die Hauptmannschaften
(Kapetanije, 1835) abschafften, führten auch positive Entwicklungen herbei, so
beispielsweise die Gleichstellung aller Untertanen (1839), unabhängig von ihrer
Konfession. Der Schutz des Lebens, des Besitzes und der Ehre wurde gewährleistet. (siehe
Malcolm 1996: 147). Die Reformen blieben aber wirkungslos, so auch die
Modernisierungsversuche von Osman-Pascha (1861–1868), welche lediglich temporär
bescheidene Erfolge verzeichneten. Das Ende des Osmanischen Reiches endete für
Nordbosnien blutig; um Bauernaufstände zu brechen, wurden zahlreiche Dörfer
niedergebrannt, mehrere tausende Bauern ermordet und mehr als 100.000 Menschen
vertrieben (siehe u. a. Augenzeugenberichte von Knežević und Yriarte in Džaja M.
1962: 83–90, 92–96, sowie Bogićević 1950: 143–184, Hadžibegić 1950, Džaja M. 1962: 7–
15, Ekmečić 1973, Ravlić 1979: 15, Lovrenović I. 1980: 160, ders. 1998: 99f., Adanir 1982:
43–116, Šalić 1991: 77–111, 113f., 121–134, Malcolm 1996: 157f., Šljivo 1999,
Hadžibegović 2004: 215–226, ferner die Studie von Grandits 2008: 482–568, 608–639,
665–685 und Pilar 1995).
In dieser Zeit taucht auch der Name Ivan Franjo Jukić (1818–1857) auf. Jukić wurde
in Banja Luka geboren und in Fojnica, Zagreb und Ungarn ausgebildet. Er gehörte dem
Franziskanerorden an, und wurde recht früh von der Idee eines autonomen Bosnien-
Herzegowinas erfasst. In Zagreb kam er unter Einfluss der Illyrischen Bewegung (Ilirski
pokret), die bestrebt war, die nationale Identität der (Süd-)Slawen herzustellen und sie
sowohl in kulturellem als auch im ethnischen Sinn zu einer (politischen) Einheit zu
verschmelzen. Viele Prozesse in Europa haben die Entstehung der Illyrischen Bewegung
bedingt, nicht zuletzt die in den Schriften der deutschen Romantiker propagierte
Stärkung der nationalen Identität, und
42
die am Wendepunkt befindliche Atmosphäre in
Europa. Jukić war bewusst, dass zahlreiche bosnisch-
herzegowinische Intellektuelle unter den Osmanen der
Lethargie verfielen, während die Nachbarländer nicht
nur das eigene, sondern auch das bosnische Volk für
die Idee einer großen südslawischen Nation zu
mobilisieren suchten und gleichzeitig die eigene
(kroatische oder serbische) Nation zu stärken. So
gründete Jukić im Jahre 1850 die erste
literaturwissenschaftliche Zeitschrift in Bosnien-
Herzegowina namens Bosanski prijatelj (Der bosnische
Abb. 51: Ivan Franjo Jukić
Freund), die er in Zagreb in der Druckerei von Ljudevit Gaj, dem Hauptvertreter der
Illyrischen Bewegung, drucken ließ. Bosanski prijatelj leitete das moderne
Zeitschriftwesen in Bosnien ein und war das erste Blatt, das sich ausschließlich mit
Bosnien, seiner Kultur und seinen Menschen befasste. Jukić setzte sich für die
Volksbildung, freie Presse und Meinungsfreiheit ein, und obzwar er als Anhänger des
Illyrismus charakterisiert werden kann, lag sein Bemühen unverkennbar in der Stärkung
der bosnischen (damals bosniakischen) Identität und der Idee eines selbständigen
Bosnien-Herzegowinas, was aus seinen Worten eindeutig hervorgeht:
„Wir Bosniaken, einst ein berühmtes Volk, [sind] gegenwärtig kaum noch am Leben; die
Freunde der Wissenschaften sehen uns nur noch als einen abgebrochenes Ast des
slawischen Baumes - und bemitleiden uns! […] – Es ist an der Zeit, dass auch wir aus der
langandauernden Achtlosigkeit erwachen; Nehmt den Kelch und trinkt aus der Quelle des
Verstandes Weisheit und Wissenschaft; Seid bemüht, vorerst unsere Herzen von
Voreingenommenheit zu befreien, greifen wir zum Buch und zur Zeitschrift, sehen wir uns
an, was andere getan haben, und bedienen wir uns der gleichen Mittel, um unser einfaches
Volk aus der Dunkelheit des Unwissens an das Licht der Wahrheit zu führen“ (Jukić SD I:
125)
Jukić verwendet den Ausdruck Bosniaken, damit alle Einwohner Bosnien-
Herzegowina meinend, unabhängig von der Konfession, wie er vom Mittelalter bis in das
beginnende 20. Jahrhundert verwendet wurde, also vor der modernen serbischen und
kroatischen Nationalbewegung, die die konfessionelle Zugehörigkeit mit der nationalen
verschnürten. Um der Zuneigung zu seiner Heimat Ausdruck zu verleihen, schrieb Jukić
43
teilweise unter dem Pseudonym Slavoljub Bošnjak. So war Jukić für die osmanische
Regierung, die er für Elend in Bosnien verantwortlich machte, ein unerwünschter
Usurpator, und für Österreich-Ungarn, dessen Expansionsbestrebungen ihm missfielen,
wegen seinen revolutionären Ideen eine suspekte Person. Den Beistand der Kroaten und
Serben fand er auch nicht im ausreichenden Maße, was an der geringen Unterstützung für
sein Vorhaben, eine literarische Gesellschaft in Bosnien zu gründen, zu erkennen ist. Aus
der Heimat vertrieben, starb er auf der Flucht schwer erkrankt in Wien. Er hinterließ ein
beachtliches Schaffen sowie die Vision eines selbständigen Bosnien-Herzegowinas. Antun
Knežević, genannt Škobalj, ebenfalls Franziskanermönch, hat die begonnene Arbeit Jukićs
fortgeführt. Obzwar die Ideen zur Lebzeiten von Ivan Franjo Jukić nicht den erwünschten
großen Zulauf fanden, schaffte er es dennoch, wenn auch mit Verzögerung, das bosnisch-
herzegowinische Volk aus dem „Tiefschlaf“ (Jukić SD II: 23) zu wecken, wie die politischen
Geschehnisse des ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert gezeigt haben (Jukić SD I, ders.
SD II, ders. SD III, Jelenić 1913: 84–85, sowie u. a. Ćorić 1973: 9–101, Ravlić 1979: 14, ders.
2002: 118–135, Šalić 1991: 116–119, Džaja S. 2002: 83–101, Lukenda 2007, Lovrenović
I. 2007).
DIE ANFÄNGE DER INDUSTRIALISIERUNG UND MODERNISIERUNG BANJA LUKAS
Während der gesamten Herrschaftsdauer der Osmanen wurde der Alltag in Banja
Luka von kriegerischen Handlungen direkt oder indirekt gesteuert, und schließlich auch
von Aufständen betroffen. In einem kriegsausgesetzten Gebiet nahe der Grenze und
infolge der Militärpflicht der fähigen erwachsenen Männer, bildete sich eine „raue und
stolze Kriegermentalität“ aus (Lovrenović I. 1998: 95). Die Landwirtschaft oder Industrie
konnten sich in dieser Atmosphäre, trotz der überaus fruchtbaren Gegend, des meist
ebenen Ackerlandes und einer ausgezeichneten geographischen Lage kaum entwickeln.
Gut entwickelt waren hingegen der Handel und die zahlreichen handwerklichen Berufe.
Eine Verbesserung in der Landwirtschaft lässt sich Ende des 18. Jahrhundert feststellen,
als mit Maisanbau begonnen wurde. Zur wirtschaftlichen Entwicklung Banja Lukas in der
Zeit vor der Okkupation durch Österreich-Ungarn haben vor allem die Trappisten
beigetragen.
44
Abb. 52: Viehmarkt in Banja Luka, Anfang des 19. Jahrhunderts
Der Abt Franz Wendelin Pfanner, ein Vorarlberger, kam als 44-jähriger nach Banja
Luka mit dem Vorhaben, eine Trappistengemeinschaft und ein Kloster zu gründen. Trotz
anfänglicher Ablehnung durch die Ortansässigen schaffte es Pfanner mit Hilfe des
österreichischen Konsuls und dem Geld der Abtei Mariawald (Heimbach), große Areale
in Delibašino Selo zu erwerben. Mit einer kleinen Anzahl von Trappisten kam er samt
Gerätschaften und Werkzeugen am 21. Juni 1869 in Banja Luka an. Dieses Datum gilt als
Gründungstag der Trappistenabtei Marienstern (Maria Zvijezda). Viele Hindernisse
stellten sich den Neuankömmlingen in den Weg. Selbst die Führung der katholischen
Kirche in Bosnien, allen voran Bischof Fra Paškal Vuičić, war gegen sie, denn es wurde
befürchtet, dass hinter Pfanner und seinem Vorhaben die Interessen der
österreichischen Regierung stünden. Weiter wurde befürchtet, dass die Franziskaner
Bosniens, die sehr eng mit dem Volk verbunden waren, ihre bedeutende Stellung
verlieren würden. Auch das einfache Volk weigerte sich anfangs, die Trappisten zu
unterstützen und lehnte zu Beginn auch die gegen ein hohes Tagesentgelt angebotene
Arbeit bei den Trappisten ab.
45
Mit eindrucksvoller Hingabe, mit
Arbeitseifer und wirtschaftlich begabtem
Denken, schaffte es Abt Pfanner mit
wenigen Trappisten innerhalb von zehn
Jahren, nicht nur ein großes Kloster mit
einer Kirche, Wirtschaftsbauten und
Stallungen zu errichten, sondern auch ein
Wirtschaftszentrum in Banja Luka für
Produktion und Erzeugung verschiedener
Produkte zu gründen. U. a. wurden eine
Ziegelei, eine Käserei, eine Weberei, eine
Obsttrocknungsanlage, einige Mühlen, ein
Abb. 53: Trappisten-Abtei Mariastern im ausgehenden 19. Jahrhundert
Wasserkraftwerk und eine Brennerei gebaut. Ebenso haben Trappisten im soziale
Fortschritte in Banja Luka erzielt; so wurden ein Krankenhaus, ein Waisenheim sowie
eine Volksschule gegründet. Im Heim und Krankenhaus wirkten auch Ordensschwestern
mit, die Abt Pfanner aus Zagreb kommen ließ, wodurch nicht nur für Kinder gesorgt
wurde, sondern auch speziell das Gesundheitswesen für Frauen verbessert wurde. Im
Jahre 1899, drei Jahre bevor es eine öffentliche Straßenbeleuchtung gab, haben
Trappisten bereits Strom erzeugt. Das Kloster konnte sich vollständig selbst erhalten und
zudem Gewinne erzielen, die wiederum für die Entwicklung weiterer Bereiche bzw. für
den Ankauf notwendiger Ressourcen oder den Bau weitere Objekte investiert werden
konnten. Die Mönche brachten damalige europäische Standards und deutsche land- und
viehwirtschaftliche Arbeitsmethoden nach Banja Luka mit und leiteten die industrielle
Produktion und Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse ein. Zahlreiche
Kulturen wurden angelegt, von Obst- und Weinanbau bis zu den üblichen Getreide und
Gemüsesorten. Heute noch ist das Trappisten-Bier und der Trappisten-Käse aus Banja
Luka überregional bekannt (vgl. Gavranović 1964, Teinović 2009, Šalić 1991: 135–141,
Ravlić 1979: 16f., ders. 2002: 24–33, 45–48, 52–54, 83–87, 194–196, 207).
46
Abb. 54: Prior Franz Wendelin Pfanner
Abb. 55:
Landerwerbsvertrag der Trappisten 1869
Abb. 56: Die „Wiege“ bzw. Kolijevka, erstes 3x5 m² großes „Kloster“ der Trappisten bei Banja Luka
Vor dem ersten Weltkrieg wirkten 219 Mönche, nach dem Zweiten Weltkrieg waren
es nur noch 20, und nach der serbischen Aggression in den 1990er Jahren leben nur noch
wenige Trappisten in Mariastern (siehe www.trapisti-banjaluka.org ).
Auch die erste Eisenbahnlinie in Bosnien-Herzegowina, die ab Januar 1873 Banja
Luka und Bosanski Novi (heute Novi Grad) verband, zeigt, dass eine Industrialisierung im
Gange war. Vor 1875 wurden auch Post- und Telegrafenstation (1866), sowie
Volksschulen errichtet; die erste katholische im Jahre 1859 und die pravoslawische
(altslawische) 1864. Die Barmherzigen Schwestern, die durch die Trappisten nach Banja
Luka kamen, haben 1872 die erste gemischte Schule für katholische, pravoslawische und
jüdische Kinder eröffnet. Ein französischer Journalist berichtete, dass einst eine große
internationale Intellektuellengemeinschaft in Banja Luka wirkte, und nun durch Unruhen
das kulturelle Leben allmählich erstarb (Džaja M. 1962: 12f., 92–96, Ravlić 1979: 16f.).
47
DIE EPOCHE DER ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN HERRSCHAFT
Bereits im Vorfeld, im Jahre 1876 im
tschechischen Reichstadt (Zákupy), hat
Österreich mit Russland die sogenannte
Orientalische Frage behandelt und, je
nachdem wie die Konflikte und Kriege am
Balkan ausgehen würden, wesentliche
Punkte eigener Interessen vorbestimmt.
Dabei wurde auch die Besetzung Bosnien-
Herzegowinas ausgehandelt, wobei
Abb. 57: Österreich-Ungarische Truppen bei Save
Überquerung
einige Teile des Landes in der Grenzgegend den russischen Verbündeten (Serbien und
Montenegro) als Friedensangebot zufallen würden (Mandić 1910: 14). Trotz dem Frieden
von San Stefano am 3. März 1878, welcher Bosnien-Herzegowina Autonomie gewährte
(gleich wie Serbien und Montenegro), bestand Österreich auf dem mit Russland
geschlossenen Budapester Vertrag vom 15. Januar 1877, in welchem Österreich von
Russland zugestanden wurde, Bosnien-Herzegowina, wie und wann immer es Österreich
passe, militärisch zu besetzen). Der Aufstand in Bosnien-Herzegowina bot sich als ein
willkommenes Argument an, die Besetzung in der Öffentlichkeit als eine neutrale
Verwaltung des Krisengebietes aus „zivilisatorischen Beweggründen“ darzustellen. Doch
nicht nur im Land gab es deshalb Unruhen, auch Serbien fühlte sich um ihre durch
Russland unterstützten Träume von Großserbien betrogen, was dazu führte, dass das
Volk noch mehr und intensiver über den großserbischen Mythos, über hochstilisierte
Helden und die ritterlichen Befreier der Christenheit „aufgeklärt“ wurde. Zu alldem trug
auch die serbenfeindliche kroatische und ungarische Politik bei, so dass die beidseitige
Abneigung, die außerhalb der bosnischen Grenzen entstand, vereinzelte bosnisch-
herzegowinische Intellektuelle erfasste, die ihrerseits in Bosnien-Herzegowina entweder
proserbische oder prokroatische Politik trieben (vgl. u. a. Mandić 1910: 9–37, Ravlić 1979:
17, ders. 2002: 251–253, Malcolm 1996: 143–183, Lovrenović I. 1980: 160–181, ders.
1998: 141–150, Džaja S. 2002: 37f., 194–220).
Ohne Widerstand haben österreichische Truppen unter der Führung von Johann
Salvator von Österreich-Toskana am 31. Juli 1878 Banja Luka besetzt. Für wenige Tage
48
schien alles normal zu verlaufen. Doch am 14. August begann ein organisierter Aufstand
gegen die Besatzung, der für die Einheimischen und die Stadt tragische Folgen hatte.
Während der Bekämpfung der Aufständischen wurde Banja Luka vielerorts in Brand
gesteckt und das neuerbaute Franziskanerkloster niedergebrannt. Die darauffolgenden
Repressalien der neuen Regierung erweckten sogar internationale Aufmerksamkeit. Die
internationale Presse berichtete von Vergeltungsmaßnahmen, die, nach dem die
Aufständischen besiegt worden waren, in Banja Luka ergriffen wurden (Džaja M.
1962: 13–17, Ravlić 1979: 17ff., ders. 2002: 143). Vaso Pelagić, Archimandrit in Banja
Luka, Publizist und Vorkämpfer für sozialistische Ideen, hat sich in einem offenem Brief
an den britischen Minister Gladstone gewandt. Dieser Brief wurde dreimal zwischen
1880–1882 veröffentlicht. U. a. schreibt Pelagić, dass Österreich Bosnien-Herzegowina
unter dem Vorwand besetzt hat, bürgerliche Gleichheit und Freiheit einzuführen, dass
jedoch die Vorgehensweise dies nicht bestätigt:
„Die Türkei hat nicht einmal am Höhepunkt des Ausbruchs des größten Aufstandes eine Stadt
in Brand gesetzt, aber die österreichische „zivilisierte“ Soldateska hat Banja Luka und Brčko
nach der Beendigung der Kämpfe in Brand gesetzt, und ohne irgendeinen Anlass Haufen
unschuldiger Männer und Frauen ermordet. […] Sind das herrliche Befreier? - Weit entfernt
soll ihr schönes Haus liegen! […] Es reicht ihnen nicht, was sie den Männern antun, sie greifen
sogar auch arme Witwen an, und mit Gewalt brechen sie Türen und Zimmern ein, um für sich
Quartiere zu besetzten. […] So etwas haben nicht einmal die türkischen Janitscharen in alten
Zeiten getan. Selbst sie haben arme und hilflose Frauen geschont.“ (Vaso Pelagić, entnommen
aus: Ravlić 1979: 18–19).
Weiters schreibt Pelagić, dass die neue Regierung einen Konflikt zwischen dem Volk
und der religiösen Obrigkeit herbeigeführt hat, was zur Zeit der Osmanen nicht der Fall
war. Pelagić führt aus, dass man im Vergleich zwischen Osmanen und Österreichern die
osmanische Regierung nicht zurückwünscht, aber dass die „Unfreiheit“ unter den
Osmanen erträglicher war, als die „Freiheit“ unter den Österreichern (vgl. ebd., sowie
ders. 2002: 143). Ähnliche Berichte gab es auch von anderen Beobachtern, was darauf
schließen lässt, dass die neue Herrschaft auf viel Widerstand stieß und dass die bis dato
fremde Regierungsform den meisten missfallen hat. Natürlich spielt dabei auch eine
große Rolle, dass ein Teil des Volkes durch den Rückzug der Osmanen Privilegien verlor,
ein anderer Teil sich die Verbindung mit Serbien erhofft hatte, und wiederrum ein
anderer die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas wünschte etc. All das stand auch mit
49
dem aufkommenden slawischen Nationalismus in Zusammenhang. Den meisten war
überdies allein der Umstand zuwider, dass es eine fremde Besetzung erneut gab,
obendrein, nachdem viele ihr Hab und Gut oder Familienmitglieder während des
Aufstandes und den Vergeltungsmaßnahmen verloren haben, hielt sich die Zuneigung zur
neuen Regierung in Grenzen. Am willkommensten wurden die Österreicher von den
meisten römisch-katholischen Bürgern aufgenommen. Dennoch war der Beginn der
österreichisch-ungarischen Verwaltung für alle in Banja Luka äußerst schwer (vgl. u. a.
Mandić 1910: 37ff., 55f., 85f., Džaja M. 1962: 13–17, Ravlić 1979: 17ff., ders. 2002: 143,
Lovrenović I. 1980: 160–172, ders. 1998: 141–144, Džaja S. 2002: 19–62).
Abb. 58: Banja Lukas, Ansicht von 1903
Im September 1879 wurde Banja Luka zum Verwaltungszentrum der Region
bestimmt, was sowohl die Bautätigkeit als auch die kulturelle Entwicklung förderte. In
diesem Jahr wurde auch das städtische Krankenhaus eröffnet. Es folgte die Errichtung der
Druckerei, der Kaserne (die in Banja Luka Kaiserhaus/Carska kuća genannt wurde), der
Tabakfabrik, des (Militär-)Bahnhofsgebäudes, der Sparkasse sowie der Hotels (Bosna,
Pruckner, Austria und Mercl). Von den neugegründeten Schulen ist besonders das
Realgymnasium erwähnenswert. Das Gymnasium wurde von Architekt Hipolit Pokorni
(bzw. Pokorny) geplant und in den Jahren 1893–1895 fertiggestellt. Als dreigeschossiges
Gebäude mit der Betonung der Eckrisalite und der Bevorzugung der schlichten
50
Renaissance-Bauformen galt es als einer der ansehnlichsten Objekte dieser Phase in Banja
Luka. Das Gebäude wurde beim Erdbeben im Jahre 1969 stark beschädigt, so dass an
dieser Stelle ein neues errichtet werden musste. Auch das breit angelegte Hotel Bosna,
entworfen von Architekt Eberhard Wayand, wurde vom Erdbeben zerstört und musste
neu errichtet werden (vgl. Renner 1897: 486ff., Ravlić 1979: 20ff. ders. 2002: 145f.,
Husedžinović 2005: 206).
Abb. 59: K. u. K. Militärbahnhof in Banja Luka Abb. 60: Realgymnasiums vor 1969
Abb. 61: Straßenansicht, alte Fotografie Abb. 62: Hotel Bosna, alte Ansicht vor 1969
Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert beschreibt Heinrich Renner Banja Luka als
eine große Handelsstadt, die den Übergang vom Orient zum Abendland markiert, in die
viele europäische Elemente noch vor der österreichisch-ungarischen Okkupation in die
orientalische und einheimisch-bosnische Kultur und Lebensweise vorgedrungen waren.
„So scheidet sich eigentlich Banjaluka seiner ganzen Anlage nach in eine echt türkische,
eine gemischte und eine ganz europäische Stadt. Und diese Theilung kommt im Handel und
Wandel, im Leben und Treiben zum Ausdruck. […] Durch seine Lage ist Banjaluka ungemein
bevorzugt, es liegt praktisch im Handels- und Geschäftssinne, es ist aber auch ungemein
pittoresk in landschaftlicher Beziehung“ (Renner 1897: 486).
51
Abb. 63: Carski drum/Kaiserstraße
Abb. 64: Gospodska ulica/Herrengasse, später Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons
Renner berichtet mit großer Begeisterung auch über Kleidung, Frisuren und Buntheit
der Trachtgewänder der bosnischen Frauen. „Nirgends“, schrieb Renner, „sieht man so
viele schöne, buntgestickte Kleider, Hemden, Schürzen, als bei den nach Banjaluka
kommenden Bäuerinnen. Die prächtigsten Muster wechseln mit einander ab und dabei
herrscht eine Farbenfreudigkeit, wie sie weiter im Süden Bosniens nicht so ausgeprägt
vorkommt. Dazu die verschiedenen Haarfrisuren, die merkwürdigen Kopfbedeckungen
und die schönsten Gold- und Silberschmucksachen, die man sich nur denken kann“
(Renner 1897: 490–493).
Diese Kleidersitte wurde bald durch europäisierte Gewänder und ausländische Mode
verdrängt. Etwa zwanzig Jahre nach der Okkupation war der internationale
multikulturelle Charakter der Stadt auch in der Architektur und der Stadtorganisation
52
sichtbar. Wenn auch nicht einem festgelegten Plan des Stadtausbaus folgend, bekam
Banja Luka allmählich die Züge einer österreichischen Stadt. Die Bauformen wurden
allerdings einfacher gehalten, ohne den Anspruch, sich den bereits vorhandenen Veduten
der Stadt angleichen zu müssen, wie es in Sarajevo ansatzweise versucht wurde. Die
österreichische Verwaltung übernahm Banja Luka als eine von Kriegen und Krisen
ermattete Stadt. Wie bereits ausgeführt, wurde Banja Luka mehrmals zerstört und auch
während des Aufstandes 1878 waren viele Teile der Stadt von Brand betroffen. Einige
Teile blieben erhalten, so auch jene Bauwerke, die aus festen Materialien wie Stein
errichtet wurden. So konnten viele Moscheen die verheerenden zwei Jahrhunderte davor
überstehen.
Abb. 65–68: Carska Ulica/Kaiserstrasse
Unter den Osmanen war das Zentrum vorerst in Gornji Šeher, dann, unter Ferhad-
Pascha, in der Ebene nahe der Festung. Zur Zeit Österreich-Ungarns wurde das Zentrum
auf die linke Uferseite des Vrbas verlegt, jedoch nicht in die Flussnähe, sondern entlang
des Carski drum (Kaiserstraße, heute die Straße des König Petar I. Karađorđević und
Mladen Stojanović), als Hauptader der Stadt. Neben dieser Straße ist auch die Gospodska
ulica (Herrengasse, heute Str. Veselin Masleša) erwähnenswert. In beiden Straßen
wurden zahlreiche Wohnhäuser errichtet, mit historistischen Fassaden, bei denen
53
Gestaltung und Dekorationselemente vorwiegend der italienischen Neorenaissance, der
Wiener Secession und bemerkenswerterweise auch dem Biedermeier entlehnt wurden.
Auch zu dieser Zeit errichtet, in der Gospodska ulica in einem dekorierten Erker-
Turmbau untergebracht, befand sich das Balkan-Restaurant. Nachdem das bosnische
Wohnhaus auch das Erkermotiv einsetzt, war es ein vertrautes, aber gewandeltes und
weiterentwickeltes Motiv, welches sowohl bei einigen damaligen als auch bei wesentlich
später errichteten Bauten vereinzelt Verwendung fand, meist wie beim Balkan-
Restaurant, von einem Türmchen bekrönt.
Abb. 69: Fra Grge Matića ulica/Pater Grga Matićs-Straße
Im Jahre 1881 wurde Banja Luka zum katholischen Bistum erhoben, 1900 wurde es
auch zum Sitz des Metropoliten, und 1910 zum Sitz des Großmufti bzw. Reisu-l-ulema.
Während der Monarchie ist die katholischen Bevölkerung rasant angestiegen, was auch
mit der Besiedlungspolitik zusammenhing. In den Dörfern waren die Pravoslawen und
Katholiken mehrheitlich vertreten, die Stadt war nach wie vor dominiert von
muslimischen Bürgern, wobei der Prozentsatz von 1879 bis 1910 um 20 % sank, von
67,71 % auf 46,35 %. Während dieser Zeit wurden viele Kirchen errichtet. Die meisten
sind dem Erbeben von 1969 zum Opfer gefallen. Darunter befanden sich ansehnliche
Bauwerke, die das Kulturleben der religiösen Gemeinschaften in Banja Luka deutlich
verbesserten. Eines dieser sakralen Objekte ist die erste Kathedrale Banja Lukas, die kurz
nach der österreichisch-ungarischen Besetzung errichtet wurde (Galijaš 2009: 43f.).
54
Die römisch-katholische Kathedrale wurde
in den Jahren 1881–1885 fertiggestellt und dem
Hl. Bonaventura geweiht. Wegen des
ungewöhnlich kurz wirkendem Langhauses und
der Betonung des Querhauses, das eine
vergleichbare Länge mit dem Längshaus
aufweist, zeichnet der Grundriss nahezu ein
Vierkleeblatt nach. Die Fassade der Kathedrale
wird durch den vortretenden hohen Mittelturm
beherrscht. Der Turm dient im unteren Bereich
als leicht vorspringendes Eingangsportal. Das
Äußere der Kirche wurde äußerst schlicht
gehalten, so dass die Wirkung aus der Grundform
hervorging. Die Kirche wurde beim Erdbeben
1969 stark beschädigt, und musste neu errichtet
werden. Abb. 70: Kathedrale Hl. Bonaventura
Abb. 73: Metropolie
Abb. 71: Heimsuchung Mariää Abb. 72: Kathedrale Hl. Bonaventura Abb. 74: Deutsche Evangelische Kirche
Von der Fassadenfront ähnlich gelöst ist auch die im Jahre 1892 errichtete Kirche
Mariä Heimsuchung (Pohod Blažene Djevice Marije Svetoj Elizabeti) in der Pater Grga
Martić-Straße (heute Srpska ulica). Das Trappistenkloster, bereits vor der österreichisch-
ungarischen Okkupation begonnen, wurde mit der Hl. Antonius Kirche im Jahre 1882
fertiggestellt. Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute orthodoxe Kirche wurde nach
den Schäden gegen Ende des 19. Jahrhunderts als etwas kleinerer Bau neu errichtet.
55
Durch die erste, im Jahre 1895 erbaute Deutsche Evangelische Kirche mit Pfarrhaus,
wurde die Stadt auch sichtbar durch eine neue Konfession bereichert. Im Jahre 1905
wurde auch das Residenzpalais für den orthodoxen Metropoliten fertiggestellt (vgl.
Husedžinović 2005: 191–204).
Auch die jüdische Gemeinde, bestehend aus seit Jahrhunderten beheimateten
sephardischen Juden, veränderte sich in der Zeit österreichisch-ungarischer Verwaltung.
Durch das Kommen der Aschkenasim, meist aus österreichisch-ungarischen Gebieten, die
Übersiedlung einheimischer Sephardim aus anderen Teilen Bosniens und benachbarten
Gegenden, sowie auch von benachteiligten Juden aus Serbien stieg die Anzahl der Juden
in Banja Luka um mehr als 100 % an, was zum Bau neuer Synagogen führte (Danon und
Stošić 2010: 47).
Abb. 75: Synagoge der Aschkenasim, 1903, Aussehen nach C. Kovačević
Nachdem die erste Synagoge, erbaut 1870, während des Aufstandes ausgebrannt war,
wurde die zweite Synagoge der Sephardim im Jahre 1880 errichtet. Sie besaß auch eine
Lehranstalt (meldar). Die sephardischen und aschkenasischen Juden führten getrennte
Gemeinden, so dass auch die Aschkenasim, die wohlhabender waren, für ihre Gemeinde
eine erste Synagoge in Banja Luka im Jahre 1903 fertigstellten. Husedžinović führt aus,
dass die Aschkenasim bereits Ende des 19. Jahrhundert ihre erste Synagoge in der Mladen
Stojanović Allee errichtet hatten (Husedžinović 2005: 204).
Die jüdische Gemeinde war Ende des 19. Jahrhundert ein starkes
Bevölkerungselement. Sie besaß etwa 50 % der Warenläden in Banja Luka (siehe Abb. 64,
76, 77). Zu beachten ist auch, dass die Juden zur gebildetsten Gesellschaftsschicht
gehörten. Sie haben auch die erste Apotheke in Banja Luka gegründet, wie auch insgesamt
das Rechts- und Gesundheitswesen modernisiert. Die einheimischen Sephardim waren
im Bereich des Handels führend, während die Aschkenasim administrative Tätigkeiten
56
vorzogen. In vielen Bereichen waren sie Träger des kulturellen Lebens der Stadt, so auch
im Hinblick auf Bildung und Beschäftigung von Frauen. Gizela Kun-Januševski war
beispielsweise die erste Ärztin und Jeti Rozenrauh ausgebildete Hebamme in Banja Luka
(vgl. Renner 1897: 493, Ravlić 2002: 212–242, Danon und Stošić 2010: 15–20, 23–29, 47–
50 und Jüdische Gemeinde Banja Lukas: www.jobl.org).
Abb. 76: Die erste Apotheke in Banja Luka (links), Gospodska ulica/Herrengasse
Abb. 77: Das Einkaufshaus von Schnitzler und Kohn, Gospodska ulica/Herrengasse
Die österreichische Verwaltung gab sich sichtlich Mühe, die Stadt zu einem
lebenswerten urbanen Raum zu gestalten. Es wurden nicht nur Straßen, Wasserleitung
und Kanalisation ausgebaut, sondern auch siebentausend Kastanienbäume entlang der
Straßen gepflanzt, wodurch Banja Luka ansehnliche Stadtalleen erhielt. Dennoch, wurde
dies alles nur bedingt positiv aufgenommen. Die Bergwerke wurden alsbald nach der
57
Okkupation in Betrieb genommen (beispielsweise am Berg Lauš), die Bahnlinie erweitert
und damit die direkte Verbindung nach Wien und Budapest ermöglicht. Fabriken wurden
errichtet, die Verwaltung aller Lebensbereiche durchgezogen etc., doch wurde all das
überwiegend als Ausbeutungsstrategie Österreich-Ungarns gedeutet. Die Investitionen,
ob in Schulwesen, Industrie oder Bahn- und Straßeninfrastruktur, wurden als
Vorkehrungen für eine langfristige Ausbeutung des Landes im Hinblick auf seine
Bodenschätze und Wälder verstanden. So lautete beispielsweise der Vorwurf bezüglich
des Schulwesens, dass das Ausbildungsangebot auf Handwerk und Technik sowie
Naturwissenschaften reduziert wurde und als strategische Maßnahme galt, geeignete
Fach- und Arbeitskräften für eine künftige erfolgreiche Ausnutzung der Rohstoffe des
Landes auszubilden. Nachdem auch aus anderen europäischen Gegenden Menschen
angesiedelt wurden und es bereits ausreichend Arbeitskräfte gab, stagnierten Löhne und
die Unzufriedenheit stieg an. Dazu wurden ab 1879 zahlreiche Familien aus anderen
Teilen der Monarchie, Deutschlands und aus anderen Ländern im landwirtschaftlich
fruchtbarem Gebiet zu beiden Seiten der Verbindungsstraße Bosanska Gradiška – Banja
Luka angesiedelt. Mit Steuererleichterungen
Abb. 78: Kolonie Windhorst bei Banja Luka, nach 1910
und Begünstigungen wurden die Siedler von der Kirche und der Regierung angeworben.
An jede zugewanderte Familie wurden jeweils zehn bis zwölf Hektar für die ersten drei
Jahre pachtfrei vergeben, die nächsten zehn Jahre mit niedrigem Pachtzins, und wenn sich
die Siedler danach entschieden, bosnische Bürger zu werden, wurde ihnen das Land
entgeltlos geschenkt. Im ausgehenden 19. Jahrhundert beschrieb Renner diese Kolonien
58
in Banja Lukas Gegend. In der naheliegenden Kolonie Windhorst (Nova Topola) lebten
1500 Menschen, die knapp nach der österreichisch-ungarischen Besetzung aus Hannover,
Oldenburg, Braunschweig, Rheinpreußen (einheitlich von Einheimischen als Schwaben
bezeichnet) sowie aus Ungarn und Italien kamen. In Mahovljani wurden knapp hundert
Familien aus Welschtirol angesiedelt. Und dies war in vielen Orten Bosniens der Fall.
Insgesamt wurden 54 Kolonien mit etwa 10.000 Menschen angesiedelt. Unter den
Kolonisten waren neben den genannten auch Ostslawen bzw. Ruthenen, ausgewanderte
deutsche Protestanten und Tschechen aus Russland, Galizier, Tiroler, Bulgaren, Roma und
andere. Die Steuererleichterungen und die Unterstützung durch die Regierung machten
es möglich, dass die Siedler bald wirtschaftlich stärker als die Einheimischen wurden.
Zeitgleich mit der organisierten Kolonisierung des Landes verließen zahlreiche bosnische
Muslime, schätzungsweise 60.000, wegen der Änderung der Religionsgesetze das Land.
Zum Ärger der Einheimischen sah die österreichisch-ungarische Regierung tatenlos zu.
Wie heftig dieser kulturelle Verlust die Intellektuellen traf, offenbart sich besonders im
Gedicht von Aleksa Šantić (1868–1924), Ostajte ovdje! (Bleibt hier!), das auf der ersten
Seite der ersten Nummer der Zeitschrift Zora (Morgen) im Jahre 1896 veröffentlicht
wurde. Nur ein paar Jahre nach der Okkupation fingen auch die ersten Streiks der Arbeiter
an. Sie wiederholten sich in längeren oder kürzeren Abständen während der gesamten
Dauer der Okkupation bzw. ab 1908 der Annexion. Nach einem Generalstreik der Arbeiter
1906 brach im Jahre 1910 ein großer Bauernaufstand aus, der zuerst Bosanska Krajina
und sodann das ganze Land erfasste. Die Bauernfrage war keineswegs geklärt oder
angemessen gelöst. Die den Bauern erteilte Erlaubnis, sich auf freiwilliger Basis mit der
Zeit selbst freizukaufen, hätte nach Expertenmeinung erst im Jahre 2025 die
Leibeigenschaft in Bosnien-Herzegowina abgeschafft. Insgesamt betrachtet, brachte die
Epoche der österreichisch-ungarischen Regierung eine durchgreifende Zeitenwende,
aber sowohl für die Volksgruppen des Landes als auch für die regierenden Beamten war
es eine Periode voller offener Unruhen, verdeckter Ängste und berechtigter
Befürchtungen (Renner 1897: 489f., 501–514, Ravlić 1979: 19f., Malcolm 1996: 169ff.,
Lovrenović I. 1998: 142ff., Džaja S. 2002: 41ff., 46–62, 237–243).
Das kulturelle Schaffen während der Dauer der österreichisch-ungarischen
Verwaltung in Banja Luka prägte sich am stärksten im Bauwesen aus. Aber auch im
publizistischen und literarischen Bereich gab es rege Aktivitäten, die vom Schriftsteller
und serbischen Nationalisten Petar Kočić (1877–1916) in Banja Luka angeführt wurde.
59
Kočić, in Banja Luka geboren, war wie andere von der Idee einer slawischen Nation
erfasst. Bedingt durch seine Ausbildung in Belgrad (später in Wien), war er eindeutig pro-
serbisch orientiert. In seinem Schaffen setzte er sich gegen das feudale System ein und,
besonders eifrig, gegen die Verwaltung Österreich-Ungarns. Für kurze Zeit arbeitete Kočić
bei der Zeitschrift Prosvjeta (Bildung). Nach seiner Vertreibung aus Sarajevo gründete er
in Banja Luka die Zeitschrift Otadžbina (Vaterland). Nachdem sie beschlagnahmt und
verboten, die Mitarbeiter verurteilt und inhaftiert wurden, gründete er eine weitere
Zeitung (Razvitak/Fortschritt), die ebenfalls nach kurzer Zeit eingestellt
wurde. Kočić war außerdem Mitglied des Landtags von
Bosnien und Herzegowina (1910 bis 1915) für den Bezirk
Banja Luka. Sein Wirken hatte sozialen und kritischen
Charakter und war durchzogen von spöttischen und
versteckten Provokationen, was besonders in seinem
dramatisch-satirischen Schauspiel Jazavac pred sudom
(Der Dachs vor dem Gericht) zu Geltung kam. Es wird auch
vermutet, dass Kočić als tribunus plebis den
Bauernaufstand von 1910 ausgezettelt hat (Kočić SD I–III,
Ravlić 1979: 20, Džaja S. 2002: 89, 97f., 222ff.).
Abb. 79: Petar Kočić, gemalt von Jovan Bijelić
Die auffallendste Veränderung in Banja Luka, die am leisesten vor sich ging und
breiteste Kreise erreichte, war der Wandel des Straßenbildes und der
Lebensgewohnheiten, die vor allem über die Beamten auf die Einheimischen übertragen
wurden. Unter den Osmanen wurde Bosnien-Herzegowina mit 120 Beamten verwaltet,
und unter Österreich-Ungarn stieg die Anzahl der Beamten bis ins Jahr 1908 auf 9.533
(vgl. Malcolm 1996: 165). Die Beamten wurden in Banja Luka sowie im ganzem Land
vorwiegend negativ gesehen und bekamen den Namen „kuferaši“, was Kofferträger (oder
Koffermänner) bedeutet. Ihnen wurde angelastet, das Land, seine Kultur und die
lebensbestimmenden Bräuche nicht zu kennen und ihre Vorgaben ungeachtet aller
Umstände durchzuziehen. Dennoch, die Metamorphose des städtischen Lebens und die
allmähliche Übernahme der mitteleuropäischen Lebensweise, unabhängig davon, ob man
sie nun positiv oder negativ wertet, ist großteils gerade den sogenannten Kuferaši
zuzuschreiben. Dies bezieht sich sowohl auf die Kleidung, das Benehmen, die neuen
Tätigkeitsfelder, die Art des Wohnens und wohl auch auf die Esskultur. Die Anzahl der
Wohnungen in Banja Luka stieg innerhalb von zehn Jahren deutlich an, wobei sich dieser
60
Trend bereits vor der österreichisch-ungarischen Verwaltung bemerkbar gemacht hatte.
Das Stadtwohnhaus der osmanischen Epoche, meist nur auf eine Familie beschränkt, war
zweigeschossig, besaß einen Garten (zumeist in Bereiche für Männer und Frauen
getrennt) und wirkte außen eher unscheinbar und durch hohe Einzäunung unnahbar. Von
seiner Raumkonzeption, mit getrennten Frauen- und Männerbereichen, zusammen mit
Empfangsräumen mit Wohnzimmercharakter und mit beheizbarem Badezimmer (sobali
hamam; laut Ćelebis Beschreibung aus dem Jahre 1660), bot es jedoch eine unerwartet
hohe Wohnqualität im intimen Rahmen des städtischen Lebens. Das Wohnhaus, wie auch
die meisten Stadtvillen, die in der Epoche Österreich-Ungarns errichtet wurden, wiesen
eine anziehende, reichgegliederte Fassadenfront, mit ansehnlichem Eingangsportal auf.
Mit oft imposanter Monumentalität waren sie für mehrere Parteien konzipiert, wodurch
die Wohnqualität meist beschränkt und auf die Funktion ausgerichtet werden musste.
Diese Veränderungen mögen im Einzelfall simpel und unbedeutend aussehen, doch –
soziokulturell betrachtet – waren es radikale Umgestaltungen der Lebensweise,
insbesondere im Hinblick auf die parallelen Veränderungen der Erwerbstätigkeit und neu
geregelter Tagesabläufe (vgl. u. a. Čelebi [1660] 1979: 214, Benac 1980: 20, Ravlić 1979:
21, Lovrenović I. 1980: 160, 169, ders. 1998: 142ff., Džaja S. 2002: 238, Husedžinović
2005: 163–190).
Abb. 80: Das bosnische Haus Abb. 81: Straßenansicht
61
VOM ERSTEN WELTKRIEG BIS ZUM ZERFALL JUGOSLAWIENS
Während des Ersten Weltkrieges war Banja Luka vom 3. November 1915 bis zum 22.
April 1916 Schauplatz der Gerichtsverhandlung der wegen der Beteiligung am Attentat
auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ehefrau
Sophie Angeklagten. Von 156 Tatverdächtigen wurden 16 zum Tode verurteilt. Sie
wurden durch das Engagement von König Alfons von Spanien begnadigt. Als Dank wurde
in Banja Luka eine Straße nach König Alfons benannt.
Abb. 82: Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons
Der Erste Weltkrieg veränderte Europa, und für Bosnien-Herzegowina, das wieder als
Spielball der Großmächte und Objekt der Begierde angesehen wurde, brach eine Periode
erneuter Spannungen, Unruhen und Gefechte aus. All das wurde Jahrzehnte vorher
eingeleitet, denn noch bevor das Osmanische Reich Geschichte wurde, fing das Buhlen der
Nationalisten um Bosnien-Herzegowina und sein Volk an. Plötzlich war es enorm wichtig,
das bosnische Volk davon zu überzeugen, dass sie islamisierte Serben oder islamisierte
Kroaten waren. Dass es auch eine bosnische Identität und Nation längst vor der
osmanischen Eroberung gab, wurde mit Hilfe der neuen Ideen der großen Slawischen
Nationen gekonnt verschleiert, in denen die konfessionelle Zugehörigkeit der nationalen
Identität gleichgestellt wurde. So wurden die pravoslawischen Bosnier und Herzegowiner
von serbischen Aktivisten für die großserbische Idee angeworben, und die römisch-
katholischen von den kroatischen für die kroatische Nation, die nicht minder von der
Ambition, sich Bosnien-Herzegowina einzuverleiben, erfasst waren. Beispielsweise hat
Teofil Petranović Lehrer und andere Aktivisten organisiert und diese in die
pravoslawischen Dörfer gesandt, um den Bauern „beizubringen“, dass sie keine Hrišćani,
62
sondern Serben seien, und dass sie sich ab nun so zu bezeichnen haben (Malcolm
1996: 151; Hrišćani/Christen ist der Begriff, mit dem sich Bosnier pravoslawischer
Konfession bezeichnet haben). Das Engagement von Petranović, aus bosnischen
Pravoslawen Serben zu machen, wurde von Vaso Pelagić noch eifriger weitergeführt.
Auch die Kroaten waren gleichermaßen aktiv, insbesondere in der Grenzgegend (siehe
ebd.). Unbeachtet blieb die Tatsache, dass Bosnier schon vor den Osmanen christlich
waren, indem sie entweder der schismatischen Bosnischen Kirche (nicht reformierte
christliche Kirche, die während der osmanischen Herrschaft untergegangen war), der
römisch-katholischen oder der pravoslawischen Kirche angehörten. Das Volk Bosniens
wurde im Osmanischen Reich nicht durch islamische Türken ersetzt, lediglich
konvertierten viele Bosnier zum Islam, während sie sich unabhängig von ihrer Religion
zu ihrer bosnischen Identität bekannten. Man beachte: während der gesamten Zeit der
osmanischen Herrschaft wurde die bosnische Sprache und die Schrift gepflegt, wie auch
zahlreiche (zum Teil auch vorchristliche) Bräuche gepflegt wurden. Als die Jungtürken in
Istanbul im Zuge ihrer Revolte Ansprüche auf Bosnien-Herzegowina erhoben, bot sich für
Österreich-Ungarn erneut ein geeigneter Vorwand, Bosnien-Herzegowina im Jahre 1908
offiziell zu annektieren. Im nächsten Jahr wurde nun Bosnien-Herzegowina von den
Osmanen für eine Summe von über 2.500.000 türkische Pfund an Österreich verkauft.
Danach brach offene Feindschaft zwischen Österreich und Serbien aus. Erneut erfolglos
geblieben, organisierten serbische Nationalisten zwei Geheimbünde, Narodna Odbrana
(Volksverteidigung) und Ujedinjenje ili Smrt (Vereinigung oder Tod bzw. auch als Crna
Ruka/Schwarze Hand bekannt), um auch in Bosnien aktiv gegen Österreich-Ungarn
vorgehen zu können. Und tatsächlich, wenige Jahre später wurde der österreichische
Thronfolger durch organisierte Mitglieder der Schwarzen Hand mit direkter
Unterstützung Serbiens in Sarajevo ermordet. Daraufhin erklärte Österreich-Ungarn
Serbien Krieg, was zum Ersten Weltkrieg und einer globalen Katastrophe führte. Nach
dem Ersten Weltkrieg wurde Bosnien-Herzegowina im November 1918 dem Königreich
der Slowenen, Kroaten und Serben, dem späteren Königreich Jugoslawien, angegliedert.
Diese Staatengemeinschaft war, wie Ivan Lovrenović analysiert, weniger ein Resultat des
»jahrhundertelangen Strebens unserer Völker«, wie das die offizielle
Geschichtsschreibung der beiden Jugoslawien behauptete, sondern eher ein Beschluss
der Kabinette der Siegermächte […]“ (Lovrenović I. 1998: 151). Unter dem Königreich
Jugoslawien wurde das Gebiet willkürlich und ohne die geringste Beachtung historischer
63
und kultureller Faktoren, in Banschaften eingeteilt. Eine von diesen insgesamt neun
Banschaften war die Vrbas-Banschaft mit dem Zentrum in Banja Luka. Diese Banschaft
war im ganzen Königreich Jugoslawien die rückständigste. In dieser Zeit formierten sich
auch Arbeiterbewegungen und Streiks waren auch während dieser Phase an der
Tagesordnung. Ebenso wie auch zuvor, wurden sie von der Regierung hart bekämpft (vgl.
u. a. Mandić 1910: 90–95, Pfeffer 1938, Kantorowicz 1967, Dedijer 1967, Ravlić 1979: 23f.,
103–172, Malcolm 1996: 143–201, Lovrenović I. 1980: 157–184, ders. 1998: 141–168,
Džaja S. 2002: 194–236, Kronenbitter 2010: 24–47).
Die österreichisch-ungarischen Architekten haben eine weitere Entwicklung der
Stadt vorgegeben, nicht nur im Hinblick auf die Ausdehnung der Stadt, sondern auch im
stilistischen Sinne, insbesondere die profane Architektur betreffend. Zwischen dem
Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden viele Objekte errichtet, die in Anlehnung an
mitteleuropäische Bauformen konzipiert wurden. Die Bauwerke der pravoslawischen
Gemeinschaft bilden hier eine Ausnahme sowie auch die Synagoge der Sephardim.
Die erste serbisch-orthodoxe Kathedrale
wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert geplant,
aber wegen der Balkankriege konnte das
Vorhaben nicht realisiert werden. Den Plan
entwarf der Belgrader Architekt Dušan Živanović
im Jahre 1925, und bereits vier Jahre später war
die der Hl. Dreifaltigkeit geweihte Kathedrale
(Saborni hram Svete Trojice) fertiggestellt. Die
Kirche wurde auf dem breiten Areal vor dem
Restaurant Balkan und dem Hotel Bosna errichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges, im April 1941,
wurde die Kirche von der deutschen Luftwaffe
beim Bombardement Banja Lukas getroffen. Auf
Befehl des damals herrschenden
nationalsozialistischen Regimes des
Abb. 83: Dreifaltigkeitskathedrale
Unabhängigen Staates Kroatien (1941–1945) musste die Kirche abgetragen werden. Erst
in den 1990er Jahren begann der Wiederaufbau, und im Jahre 2004 wurde die Kirche als
64
Christ-Erlöser-Kathedrale (Saborni hram Hrista Spasitelja) fertiggestellt (siehe unten;
Husedžinović 2005: 560).
Abb. 84. Dreifaltigkeitskathedrale Saborni hram Svete Trojice vor 1941
Abb. 85: Franziskanerkloster Hl. Antonius
Im Jahr, in dem der Entwurf der Kathedrale entstand, wurde auch das Fundament für
die neue Kirche des Trappistenklosters Marija Zvijezda (Mariastern) gelegt. Ein Jahr
später, 1926, wurde die 60 x 10 m große dreischiffige Basilika unter Betonung des
Mittelschiffs fertiggestellt. Das mit einem Bogen eingefasste Eingangsportal flankieren die
stehenden Figuren des Hl. Petrus und des Hl. Paulus, und über dem Portal wurde der Hl.
Georg, der zweite Schutzpatron Bosniens, dargestellt. Die Spitze des Tympanons
schmückt die Halbfigur des Hl. Elias, des ersten Patrons Bosniens. Im Inneren ist die
schlicht gehaltene Kirche mit altchristlichen Skulpturen bereichert. Die Kirche wurde
65
beim Erdbeben stark beschädigt und in den 1970ern saniert. Auch das neue errichtete
Gebäude des Franziskanerklosters des Hl. Antonius am Petrićevac, das im Jahre 1929
errichtet wurde, wurde beim Erdbeben von 1969 zerstört. Die danach neue errichtete
Kirche haben serbische Extremisten im Jahre 1995 gesprengt.
Abb. 86: Synagoge der Sephardim, 1936/1937
Im Jahre 1937 errichteten sephardische Juden ihre dritte Synagoge. Mit ihrem
modernen und schmucklosen Korpus, einer Festung ähnlich, und einer östlich
anmutenden Kuppel, stellte die Synagoge eine außerordentlich spannende und gelungene
architektonische Lösung dar. Ihr Erscheinungsbild, mit der unverkennbareren Aussage,
ein Tempel zu sein - erreicht durch klare Linien und die Formsprache der Moderne sowie
durch eine schlichte Kuppel mit Davidstern - war in Banja Luka einzigartig (Danon und
Stošić 2010: 47).
Abb. 87: Banski dvor
Von den profanen Bauwerken, die in der Zeit des Königreichs Jugoslawien entstanden
sind, sind besonders das Banski dvor (Palais des Bans; 1930–1931), das Volkstheater
(1934) und das Palais der Republik (1936) erwähnenswert. Architektonisch am
66
interessantesten ist das Banski dvor – das von einem Architektenteam im
eklektizistischen Stil errichtete Palais des Verwalters der Banschaft Vrbas.
Als repräsentativer Bau wirkt das Banski dvor monumental, was vor allem durch
überdimensional wirkende Fassadenelemente zur Geltung kommt. Die Stile
überschneiden sich, wobei die Anlehnung an die italienische Renaissance trotz der
ungewöhnlichen Lösung und einer entfremdenden Gesamtwirkung unübersehbar ist. So
ist das Untergeschoss wie bei den italienischen Palazzi durch flache
Steinschnittquaderung und abgerundete Fenster gegliedert. In der Mitte befindet sich
das vorspringende Eingangsportal mit drei Bogenöffnungen. Über ein flach gehaltenes
Gesims setzt sich die zweischichtige Fassadenfläche des zweistöckigen Hauptgeschosses
fort. Dominierend sind die beinahe vollplastischen Blendarkaden, die über beide
Stockwerke vorgelegt wurden. Der zentrale Bogen ist breiter und höher und erfasst je
Stockwerk drei Fenster, während die anderen Bögen jeweils zwei Fenster pro Stockwerk
umspannen. Vertikal ist die Fassadenfläche durch fünf Achsen gegliedert. Die
Mittelachse und die Seitenachsen mit jeweils einem Bogenmotiv treten vor, bis auf den
oberen Bereich der Zentralachse.
Abb. 88: Banski dvor
Die Achsen sind mit einem abgerundetem Dachgesims und einem flachen, unentwickelten
Dreieckmotiv abgeschlossen, wobei die Zentralachse durch Höhe und Grad der Neigung
betont wurde. Die Zwischenachsen, mit jeweils zwei Bögen, haben einen geraden
Abschluss mit der in der Mitte angebrachten verkleinerten Wiederholung des Motivs der
67
Zentralachse. Die Zentralachse weist mit den seitlichen Säulen auf das
Triumphbogenmotiv, wie auch der Eingangsportal. Während das Bogenmotiv an
römische Architektur erinnert, zeigt der Dachabschluss durch konvexe Linien und
angedeutete Dreieckgiebel einen Art Nouveau-Einfluss. Diese Formgestaltung folgt der
Absicht, in eine visuelle Beziehung zur benachbarten serbisch-orthodoxen Kathedrale zu
treten – vermutlich auch als politisches Statement der serbischen Herrschaft.
Vom Jahre 1918 bis zum Zweiten Weltkrieg änderte sich die Bezeichnung des
Staatenbundes, dem auch Bosnien-Herzegowina einverleibt wurde, dreimal. Für kurze
Zeit hieß das Land Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (Država Slovenaca, Hrvata i
Srba), nach der Verbindung mit dem Königreich Serbien Königreich der Serben, Kroaten
und Slowenen und nach dem Putsch von 1929, Königreich Jugoslawien (Kraljevina
Jugoslavija) - regiert von der serbischen Familie Karađorđević. Als im März 1941 Prinz
Paul von Jugoslawien dem Dreimächtepakt (bzw. Pakt der Achsenmächte) beitritt, wird er
von Belgrader Offizieren entmachtet und der minderjährige Peter II. zum Regenten
bestellt. Am 6. April 1941 begann der Balkanfeldzug der Wehrmacht und wenige Tage
später kapitulierte das Königreich Jugoslawien. Dazwischen hat die deutsche Luftwaffe
viele Städte zerbombt, darunter auch Banja Luka am 9. April 1941. So begann der Krieg
für Banja Luka mit großen Verlusten. Als nun der nationalsozialistisch regierte und von
Adolf Hitler unterstützte Unabhängige Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska) an die
Macht kam, brachen für Banja Luka schwere Zeiten an, insbesondere für Juden, Serben
und Roma. Die Palette reichte von vereinzelten Gewaltakten bis zu organisierten
Deportationen und Morden (beispielsweise das Massaker durch die kroatischen NS-
Elitetruppen in Februar 1942). Die Jugoslawische Volksarme befreite Banja Luka am 22.
April 1945. Durch den Zweiten Weltkrieg am schlimmsten betroffen war die jüdische und
serbische Gemeinde. Die serbische Gemeinde hat sich trotz enormer Verluste im neuen
Jugoslawien bald erholt, aber die jüdische konnte in ganz Bosnien-Herzegowina bis heute
ihre einstige Stärke und Ansehen nicht erreichen. Massendeportationen, Morde und die
Aussiedlung eines seit Jahrhunderten in Bosnien-Herzegowina beheimateten Volkes
haben eine kulturelle Lücke nicht nur in Banja Luka, sondern in ganz Bosnien
hinterlassen. Die Synagogen wurden zerstört, der Besitz konfisziert, die Friedhöfe
geschleift, die Spuren verwischt. Nur wenige Juden blieben bzw. kehrten in ihre seit dem
16. bzw. 19. Jahrhundert besiedelte Stadt zurück (vgl. u. a. Hory und Broszat 1964, Ravlić
1979: 173–216, Romano 1975, Dedijer 1988: 135, 138, 161, 166, 169, Malcolm 1996:
68
185–Krišto 1998: 223, Schmider 2002, Husedžinović 2005: 559–563, Danon und Stošić
2010: 40–86, ferner die Problematik zwischen Kroaten und Serben: Buchenau 2004).
Abb. 89: Wohnsiedlung Borik, erbaut nach dem Erdbeben, Aufnahme 1980er Jahre
Abb. 90: Das Medizinische Zentrum Abb. 91: Gospodska ulica/Herrengasse, 21. Jahrhundert
Bis in die 1990er Jahre herrschte in Banja Luka Frieden. In der Stadt lebten alle
Nationalitäten und Konfessionen friedlich miteinander. Ab dem Austritt Titos aus der
Kominform im Jahre 1948 entwickelte sich Jugoslawien etwa so wie seineNachbarländer.
Jugoslawien war großteils serbisch und teils bzw. zeitweise auch kroatisch dominiert, so
dass Bosnien-Herzegowina bis in die 1960er Jahren in seiner kulturellen Entwicklung
benachteiligt wurde (Beispielsweise konnte die Akademie der Wissenschaften und der
Künste erst 1966 gegründet werden. Das konstitutive Volk des Landes, die bosnischen
Muslime, durften sich erst ab 1968 als Muslime im Sinne einer Nation bezeichnen, um nur
einige Ungleichheiten zu nennen). Ab 1970er Jahren änderte sich die Lage sowohl in
politischer als auch in kulturgesellschaftlicher Hinsicht. Ob im literarischen Bereich, den
bildenden Künsten (vor allem im Architekturbereich) oder der darstellenden Kunst
(Filmbereich) – Bosnien-Herzegowina versammelte große Namen und erweckte auch
internationale Aufmerksamkeit. Als im Jahre 1984 die Olympischen Spiele in Sarajevo
69
stattfanden, zeigte sich das Land in einer außergewöhnlichen Frische und mit
Zukunftspotenzial.
Banja Luka, die zweitgrößte Stadt des Landes, weitete sich aus und wurde zum
wirtschaftlichen Zentrum des nordwestlichen Landesteils. In den ersten Jahren nach dem
Krieg arbeiteten freiwillige Arbeitskräfte im ganzen Land. Die ersten Hochhäuser waren
von relativ bescheidener Qualität, da sie schnell fertig werden mussten, um den Bedarf an
Wohnmöglichkeiten zu decken. Zudem mangelte es anfangs an geschulten Fachkräften,
was sich jedoch in den 1950ern änderte. Es wurden die ersten Büros für Hochhausbau
und Stadtplanung in Sarajevo und Banja Luka eröffnet, was die Realisierungen von
Wohnbauten erleichterte. In den ersten zwanzig Jahren nach dem Krieg wurden in Banja
Luka über 5.600 Wohnungen gebaut. Die Anzahl der Bürger hat sich innerhalb von zwei
Jahrzehnten verdoppelt, was auch mit den neu errichteten Fabriken im Zusammenhang
stand: die Stahlgießerei und Metallverarbeitung Jelšingrad, eine Ziegelfabrik in Zalužani,
das Bauunternehmen Krajina, die Schuhfabrik Bosna, die Leder-Galanterie Jadrankaund
die Produktion von Fruchtsäften Vitaminka. Dazu kam Rudi Čajavec - eine Fabrik mit
einem breiten Spektrum an Produkten von Autoteilen bis zu elektrischen Maschinen und
Apparaten. Es entstand eine Papier- und Zellulosefabrik, die Holzfabrik Vrbas etc.
daneben auch die Erweiterung der bereits bestehenden Unternehmen wie der
Tabakfabrik oder von Unternehmen der Lebensmittelbranche. Auch im Tourismus und
Gastgewerbe wurden große Fortschritte gemacht und viele Objekte errichtet, so u. a. das
Touristenheim und Motel in Šehitluci, die Hotels Slavija und Čajavec sowie das Motel in
Gornji Šeher. Das Hotel Bosna wurde modernisiert, Hotels Palace erweitert. Banja Luka
war auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung, als ein schweres Erdbeben die Stadt traf. Es
begann in der Nacht am 26. Oktober 1969 und am Morgen des 27. Oktober wurden 6
Richtergrade mit dem Epizentrum im Zentrum Banja Lukas überschritten. Die Stadt war
praktisch völlig zerstört, und kaum ein Objekt blieb unbeschädigt. Über 36.000
Wohnungen waren zerstört, die meisten Unternehmen, Schulen und auch Kulturobjekte
(Ravlić 1970, ders. 1979: 217–276, Štraus 1986: 57–65, Donia/Fine 1995: 149f.,
Lovrenović I. 1998: 169–182, Husedžinović 2005: 567–575).
Nach dem Erbeben wurde Banja Luka neu auf- und ausgebaut. Die Bevölkerung zeigte
sich solidarisch und die Stadt jung und optimistisch. Die Sanierung und der Wiederaufbau
der Unternehmen bot die Möglichkeit, die Firmen zu vergrößern und neue Abteilungen
70
hinzuzufügen. Überdies wurden auch neue Fabriken errichtet. Mit der Wiederaufbau und
den geschaffenen zusätzlichen Erwerbsmöglichkeiten wurden auch Wohnsiedlungen am
Stadtrand errichtet und viele Menschen zogen aus naheliegenden ländlichen Ortschaften
in die Stadt.
„Die Entwicklungsdisparitäten zwischen Stadt und Land bzw. zwischen den urbanen Eliten
einerseits und den zugewanderten kaum urbanisierten Bauern anderseits, waren groß. […]
Die Anzahl der Einwohner stieg rapid an, und die nationale Zusammensetzung der Bürger
veränderte sich mit der Zeit zu Gunsten der serbischen ethnischen Gruppe“ (Galijaš
2009: 49).
Im Jahre 1975 wurde die Universität gegründet, 1978 wurde das großangelegte
Medizinische Zentrum angelegt, das für die erste Bauetappe einen renommierten
Architekturpreis erhielt. Im selben Jahr wurde an der Stelle des Epizentrums des
Erbebens das große Einkaufszentrum Boska mit 16.000 m² Geschäftsfläche erbaut. Das
preisgekrönte Projekt wurde von einem Architektentrio aus Zagreb, Ljerka Lulić, Velimir
Neidhardt und Jasna Nosso ausgeführt. Mit dreizehn wichtigen Unternehmen, darunter
auch einem für Militärausrüstung, wurde Banja Luka eine der wirtschaftlich
bedeutendsten Städte Jugoslawiens. Ende der 1980er betrug das BSP pro Kopf der 63.000
Beschäftigten in der Stadt 1.850 US $. (siehe u. a. Ravlić 1979: 277– 384, Štraus 1986: 64,
Galijaš 2009: 49).
Abb. 92: Das Einkaufszentrum Boska
Dennoch, so „brüderlich-einig“, wie der Slogan des Ex-Jugoslawiens lautete, ging es in
Banja Luka nicht zu. Als Beispiel soll hier der jüdische Friedhof genannt werden. Im Jahre
1976 traf die Gemeinde Banja Lukas die Entscheidung, den letzten jüdischen Friedhof in
einen Tennisplatz umzuwidmen. Nachdem die Parzelle unbeschützt blieb, wurden die
Grabsteine aus großen Marmorplatten zum Teil als Grabsteine an anderen Friedhöfen
71
verwendet und zum Teil für private Zwecke missbraucht. Das Denkmalamt blieb stumm
(Danon und Stošić 2010: 84f.)
VON DEN 1990ER JAHREN BIS ZUM BEGINN DES 21. JAHRHUNDERTS
Der Zerfall Jugoslawiens und der folgeschwere Krieg in den 1990er Jahren hat Banja
Luka mit offenen Kämpfen nicht betroffen. Banja Luka lag fern der Frontlinie und wurde
von der selbsternannten Republika Srpska zur Hauptstadt erhoben. Wie die ethnische
Säuberung geplant, durchgeführt und welche Mechanismen von den gesetzgebenden
Organen mit Unterstützung der ehemals jugoslawischen Armee und der Befürwortung
der serbisch-orthodoxen Kirche sowie organisierten paramilitärischen, gut bewaffneten
Banden angewendet wurden, um Menschen zu vertreiben, in Lager zu deportieren oder
wahllos zu töten, hat die südosteuropäische Forscherin Armina Galijaš anhand der
Interviews und (Medien-) Analyse der politischen und kulturellen Geschehnisse in Banja
Luka dargelegt (Galijaš 2009).
„Die serbische politische Elite beschloss bereits im Jahre 1992, dass alle Bürger, die in Banja
Luka lebten, sich in den Dienst der Serbischen Armee zu stellen hatten. Alle Beschäftigten
hatten den Arbeitgebern eine Bestätigung vorzulegen, dass sie selbst bzw. ihre männlichen
Familienmitglieder bei der Serbischen Armee gemeldet waren. Diejenigen, die sich nicht
meldeten, verloren ihr Anrecht auf die Staatsbürgerschaft, auf einen Arbeitsplatz, auf die
Gesundheits- und Rentenversicherung sowie den Anspruch auf die ihnen zugeteilte
Wohnung. Ihr Eigentum ging in den Besitz der Serbischen Republik über“ (Galijaš 2009: 241).
Die herrschende politische Elite akzeptierte ein Loyalitätsbekenntnis seitens der
Nicht-Serben kaum; Terror und Verfolgung von Nicht-Serben sowie jener Serben, die
diese Politik nicht befürworteten, standen an der Tagesordnung. Mindestens dreißig
Prozent der Ehen waren konfessionell gemischt, so dass auch diese Menschen und ihre
Nachkommen der Verfolgung ausgesetzt wurden. Nachdem im Jahre 1992 immer noch
100.000 „unerwünschte Bürger“ in Banja Luka lebten, bediente man sich auch hier einer
„einfachen Lösung“:
„Quetsche sie langsam aus, wie Spülwasser aus einem Tuch. Ein paar Morde hier, oder zwei
Vergewaltigungen da, Entlassungen überall, die Konfiszierung von Wohnungen. Man jage
ihnen nur genügend Angst ein, und sie werden schon von selber gehen, sie werden es sogar
72
für ein Privileg halten, gehen zu dürfen und bezahlen“ (Maass 1997: 110f., aus: Galijaš
2009: 250).
Zu diesem Zweck wurden auch zahlreiche Soldaten der Armee der Republika Srpska
und paramilitärische Verbände wie beispielsweise SOS (Serbische Verteidigungskräfte),
Beli orlovi (Weiße Adler), Knindže (‚Ninjas’ aus Knin), Četnici (Tschetniks) und Crvene
beretke (Rote Barette) nach Banja Luka geholt mit der exekutiven Befugnis, Furcht und
Schrecken in der Stadt und Umgebung zu verbreiten (vgl. Galijaš 2009: 246). Sprengungen
von Besitztümern der Nicht-Serben, offene Ermordungen auf der Straße, Verschleppung
von Menschen an unbekannte Orte (meist in Konzentrationslager nahe Banja Luka),
Erniedrigungen der Intellektuellen durch erzwungene in der Öffentlichkeit
durchzuführende niedere Tätigkeiten, Verfolgung der erwachsenen Männer und
Vergewaltigung von Mädchen und Frauen haben bei diesem sogenannten „stillen Krieg“
dazu geführt, dass die Nicht-Serben und „nichtkonforme“ Serben „freiwillig“ die
Republika Srpska verließen und ihr ganzes Hab und Gut nach der vorgeschriebenen
Tilgung aller Steuern ebenfalls „freiwillig“ der Republika Srpska schenkten. Die
Anwaltskosten für Ausreisedokumente, Transitvisen und Aufenthaltsgenehmigungen
eines anderen Landes waren zusätzlich ein lukratives Geschäft und eine weitere
Möglichkeit für Schikanen an den unschuldigen Bürgern. Banja Luka wurde ethnisch
gesäubert, was sich auch im Stadtbild zeigte. Denn es reichte nicht aus, den Besitz der
Nicht-Serben zu konfiszieren und Serben aus anderen Teilen anzusiedeln, sondern es
wurden Maßnahmen getroffen, um die kulturellen und historischen Spuren der Nicht-
Serben gänzlich aus der bis dahin multiethnischen Stadt auszulöschen – die Geschichte
„zu töten, um die Vergangenheit neu zu definieren und zu erfinden“ (Galijaš 2009: 313).
„Überall im Land wurden Moscheen und Minarette in Schutt und Asche gelegt, darunter die
schönsten Beispiele osmanischer Architektur des 16. Jahrhunderts auf der westlichen
Balkanhalbinsel. Diese Bauwerke lagen nicht im Zentrum militärischer Kampfhandlungen; in
Bijeljina und Banja Luka hatten die Zerstörungen überhaupt nichts mit den Gefechten zu tun
- die Moscheen wurden nachts mit Sprengladungen in die Luft gejagt und am folgenden Tag
mit Bulldozern eingeebnet. Diejenigen, die solche Aktionen geplant und befohlen haben,
sagen gern, die Geschichte stehe auf ihrer Seite. Was sie mit ihren Taten zeigten, ist, dass sie
Krieg gegen die Geschichte ihres Landes führten“ (Malcolm 1996: 18).
73
Abb. 93–94: Franziskanerkloster und die Kirche des Hl. Antonius am Petrićevac vor und nach der Zerstörung 1995
Im Jahre 1992 wurden in der römisch-katholischen Diözese Banja Luka zwölf
römisch-katholische Kirchen völlig zerstört und 25 andere beschädigt. Weil die
kroatische Armee in Slavonien in der Militäroperation Blitz (Operacija Bljesak) die
serbische Armee der selbsternannten Republika Srpska Krajina besiegte, haben serbische
Extremisten aus Rache am 7. Mai 1995 die Pfarrkirche in Banja Luka zerstört und das
Franziskanerkloster sowie die Kirche des Hl. Antonius am Petrićevac ausgeplündert, in
Brand gesteckt und danach miniert. Dabei wurde auch ein Seelsorger ermordet. Bis zum
Ende des Krieges waren in der Diözese 92 % der katholischen Kirchen beschädigt oder
zerstört (Semren 2000: 79, Galijaš 2009: 314).
Abb. 95: Ferhadija nach der Sprengung, 1993 Abb. 96: Die Suche nach den Fundamenten der Ferhadija
Bis zum Ende des Jahres 1993 wurden alle Moscheen der Stadt und der Umgebung
gesprengt, verbrannt oder vernichtet. Wie als Testlauf wurde mit der Vernichtung in der
Nachbarstadt Bosanska Gradiška im November 1992 mit der Moschee in Rovine
begonnen und im Frühjahr 1993 fortgesetzt. Vom April bis September 1993 wurden in
Banja Luka folgende Moscheen vernichtet: Sefer-Beg Moschee in der Gemeinde Potpećina
(bzw. Potpećinska-Moschee, erbaut 1618, zerstört am 9. April 1993), Sofi Mehmed-Pascha-
Moschee (bzw. Jama-Moschee, erbaut 1554, zerstört am 7. Mai 1993), Ferhadija Moschee
74
(bzw. Ferhad-Pascha Moschee, erbaut 1579, zerstört am 7. Mai 1993), Arnaudija Moschee
(erbaut 1595, zerstört am 7. Mai 1993), Vrbanjska-Moschee in der Gemeinde Vrbanja
(erbaut im 17. Jahrhundert, zerstört am 11. Mai 1993), Tulejhova-Moschee in der
Gemeinde Novoselije (bzw. Hadžizulfikar/Hāddsch-Zulfikar-Moschee, erbaut 1760,
zerstört am 17. Mai 1993), Behram-Efendi-Moschee (erbaut 1560, zerstört am 26. Mai
1993), Gazanferija Moschee (erbaut Ende des 16. Jahrhunderts bzw. neuerrichtet oder
restauriert 1760, zerstört am 4. Juli 1993), Mehdi-Beg Imamović-Moschee (bzw. Moschee
in Hiseta, erbaut 1630, zerstört am 4. Juli 1993), Grabska-Moschee in der Gemeinde Grab
(bzw. Hāddsch-Begzad-Moschee, erbaut 1528, zerstört am 14. Juli 1993), Hāddsch-Mustaj-
Pascha Sokolović-Moschee in der Gemeinde Novoselije (erbaut 1570, zerstört am 14. Juli
1993), Hāddsch-Kurd-Moschee in der Gemeinde Novoselije (erbaut im 17. Jahrhundert,
zerstört am 14. Juli 1993), Dolačka-Moschee (bzw. Hāddsch-Omer-Moschee, errichtet
1686, zerstört am 3. September 1993), Potočka-Moschee (bzw. Hāddsch-Perviz-Moschee,
erbaut 1630, zerstört am 6. September 1993), Talih-Moschee in Pobrđe (erbaut nach
1580, zerstört am 8. September 1993), und Stupnička-Moschee (bzw. Hāddsch-Salih-
Moschee, erbaut 1595, zerstört am 9. September 1993). Die meisten Moscheen waren
geschütztes UNESCO-Weltkulturerbe. Auch andere bedeutende Bauwerke wie Sahat-kula
(Uhrturm) und zahlreiche Mausoleen sowie Friedhöfe wurden vernichtet. Nachdem die
meisten Objekte aus Stein errichtet waren, konnten sie nicht verbrennen, bzw. ließen sich
zum Teil auch nicht gänzlich sprengen. Auf Anordnung der damaligen Regierung der
damals selbsternannten Republika Srpska wurden die Moscheen auf unterschiedliche
Mülldeponien und einen See entsorgt. Beispielsweise wurden die Reste der Ferhadija in
einem See und zwei voneinander weit auseinanderliegende Mülldeponien entsorgt und
mit Müll überdeckt. Diese Vorgehensweise sollte sicherstellen, dass es keine Spuren
dieser Bauten gibt und die Moscheen nie wieder aufgebaut werden können. Die Stelle wo
die Ferhadija, die Mausoleen und der Friedhof war, wurde wie im Fall vieler anderer
Moscheen, eingeebnet und ein Parkplatz daraus gemacht (vgl. Galijaš 2009: 313–324,
Husedžinović 2005: 9–11, 21–28, 567–612).
Zur gleichen Zeit wurde eines der bedeutendsten Bauwerke der serbisch-orthodoxen
Gemeinde Banja Lukas errichtet, die Christ-Erlöser-Kathedrale (Saborni hram Hrista
Spasitelja). Die Kathedrale wurde in den Jahren 1993–2004 originalgetreue an der Stelle
der im Jahre 1941 zerstörten Kathedrale der Hl. Dreifaltigkeit (Saborni hram Svete Trojice)
wieder aufgebaut. Der 22,10 x 19,50 m großer Bau besitzt den Grundriss eines
75
griechischen Kreuzes und wird von einer zentralen Kuppel dominiert. Diese wird von
breiten, von Marmorsäulen getragenen Rundbögen und schmalen eingezogenen Fenster-
Öffnungen umspannt. Auf den jeweiligen Seiten des kompakten Baus erheben sich
weitere vier niedrige, wesentlich kleinere Kuppeln mit der gleichen Formlösung.
Ebenfalls mit einer solchen Kuppel bekrönt, ragt der 44 m hohe südseitige Kirchturm auf.
Er ist mit Arkaden mit der Kirche verbunden. Die Oberflache der Christ-Erlöser-
Kathedrale dominieren zweifärbige Sandsteinziegel aus Travertin, dessen reiches Dekor
der Kirche einen malerisch-östlichen Charakter verleiht. Die Apsis mit dem Alter liegt im
Osten, der Haupteingang im Westen. Die Bauform sowie auch die Dekorationselemente
entsprechen der serbisch-byzantinischen Bauweise. Die zentrale Kuppel steht symbolisch
für Christus, die vier flankierenden für die vier Evangelisten. Die Platten der Kuppeln
wurden aus sibirischem rostfreiem Stahl geschmiedet und vergoldet. Auch das Innere der
Christ-Erlöser-Kathedrale ist reich dekoriert. Neben der Ikonostase mit Ikonen wurde das
Innere der Kirche mit byzantinischen Fresken ausgemalt. Die Kathedrale ist eine der
größten und monumentalsten orthodoxen Kirchen am Balkan.
Abb. 97: Christ-Erlöser-Kathedrale/Hram Hrista Spasitelja
Das beginnende 21. Jahrhundert steht im Zeichen des Wiederaufbaus der von
serbischen Extremisten zerstörten Monumente der römisch-katholischen und
islamischen Gemeinde. Besonders viel Mühe wurde für Wiederaufbau der Ferhadija
aufgewendet. Seit 2001 wird die Moschee rekonstruiert. Als erstes galt es, alle
76
auffindbaren Teile auszugraben, zu konservieren und zu vermessen, damit die
verwendbaren Teile des ursprünglichen Baus beim Wiederaufbau der neuen Ferhadija
mitverwendet werden können. Nahezu alle anderen Teile der Moschee wurden auf die
gleiche Art hergestell,t wie es die ursprünglichen Bauelemente waren. Beispielsweise
wurden die Ziegel, die besondere Maße und Bestandteile besaßen, für den
Wiederaufbau der Moschee eigens angefertigt. Genauso wurden die Metallteile manuell
von einer heimischen Werkstatt auf dieselbe Weise hergestellt.
Abb. 98–100: Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija
Abb. 101–110: Wiederaufbau der Ferhadija
77
Abb. 111–112: Wiederaufbau der Ferhadija
Das Verbindungsmaterial der Ziegel erhält ebenfalls jenes Mischungsverhältnis, das die
Analyse des ursprünglichen Mörtels gezeigt hat. Die genauen Abmessungen der
erhaltenen Teile der Ferhadija haben es ermöglicht, dass diese exakt an jener Stelle
eingebaut werden konnten, wo diese einst waren. So stellt die Moschee Ferhadija ein
Objekt in einem anderem und zugleich ein erneutes Beispiel für die herausragende Arbeit
der Baumeister dar. Die Arbeiten an Ferhadija sollen 2015 beendet werden (Interview
geführt am 9. Oktober 2012 mit u. a. Muhamed Hamidović, demverantwortlichen
Architekt für den Wiederaufbau der Ferhadija, Sead Pašić, Direktor des Wiederaufbaus,
Armin Džindo, Baustellenleiter und Dino Hasanović).
Abb. 113: Wiederaufbauprojekt des Franziskanerklosters am Petrićevac
Unter den an Stelle der zerstörten neuerrichteten ist das Franziskanerkloster am
Petrićevac besonders interessant. Mit seiner Doppelturmfassade nimmt das Kloster
78
Bezug zum Vorgängerbau, schafft jedoch eine vollkommene Selbstständigkeit als
moderner und eigenständiger Bau. Der gesamte Entwurf arbeitet mit Kontrasten.
Während die Türme mit quadratischem Grundriss überdimensional wirken und mächtig
über dem Bau ragen, lockern gleichzeitig die kleinen Öffnungen mit den freigelassenen
Flächen in Kreuzesform den Gesamteindruck auf. Auch der Baukorpus verhält sich
ähnlich; die ebenen, kahlen Flächen des breit angelegten Bauwerks bekommen durch
Öffnungen und scharfe Linien sowohl Kontrast als auch Dynamik. Die Fassadenfarbe,
weiß-dunkelgrau unterstreicht dieses Spiel der Gegensätze.
Abb. 114: Stadtpanorama
Banja Lukas Geschichte spiegelt in vielfacherweise die Geschichte des Landes
Bosnien-Herzegowina ab dem Mittelalter wider. Die Stadt wurde jedoch in den Phasen
großer Unruhen häufiger in Mitleidenschaft gezogen als die Städte im Landesinneren. Das
gleiche Schicksal traf die meisten Grenzstädte Bosniens, wobei die Schäden in Banja Luka
schon dadurch schwerwiegender waren, weil die Stadt aufgrund ihrer Bedeutung und
Größe wertvolle Objekte und mehr Bevölkerung beherbergte. Im neuen Jahrtausend
vermittelt Banja Luka dem unvoreingenommenen Betrachter den Eindruck einer
friedlichen Stadt die sich im Auf- und Ausbau befindet. Neue Verwaltungs- und
Regierungsbauten wurden errichtet, und die neuerbaute Autobahn hat die
Verkehrsbedingungen verbessert und der Wirtschaft zusätzlichen Antrieb verliehen.
79
Abb. 115: Sitz des Präsidenten der Republika Srpska
Abb. 116: Autobahn bei Banja Luka
KARTEN- UND BILDQUELLENVERZEICHNIS
Karte Bezeichnung Copyright
I Rekonstruktion der römischen Straßen aus Salona durch Bosnien
Karte nach Bojanovski 1974 Karte entnommen aus Škegro 2005: 379
(Verändert durch Markierung von Castra)
II Territoriale Aufteilung des Königreichs Bosnien nach der Ermordung des Königs Stefan Tomašević, 1463
Erstellt von Velid Jerlagić, 2004. Karte entnommen aus
Lovrenović D. 2006, Karte Nr. 13
80
III Ungarn und das Osmanische Reich um 1503 Erstellt von Velid Jerlagić, 2004. Karte entnommen aus
Lovrenović D. 2006, Karte Nr. 14
IV Grenze Bosniens zwischen zwei rivalisierende Reiche um 1503 (Ausschnitt, Karte III)
Erstellt von Velid Jerlagić 2004 Karte entnommen aus
Lovrenović D. 2006, Karte Nr. 14
V Eyalet Bosnien Karte entnommen aus Pelidija 1998: 137 (Verändert durch Markierung Banja Lukas
und Entfernung der Streifen)
VI Stadtplan Banja Lukas im 18. Jahrhundert Karte entnommen aus www.jobl.org
VII Eyalet Bosnien und Militärgrenze vom 17.–19. Jahrhundert Karte entnommen aus Pilar 1995: 60
Nr. Bezeichnung Fotografie von: Copyright
1 Ansicht der Stadt Banja Luka (Panorama-Foto) Edhem Joldaš Zlata Duraković
2 Ansicht der Stadt Banja Luka Edhem Joldaš Zlata Duraković
3 Ansichten der Stadt Banja Luka (Kastel) Edhem Joldaš Zlata Duraković
4 Fluss Vrbas im Bereich der Stadt Banja Luka Edhem Joldaš Zlata Duraković
5 Skelet mit Grabbeigaben, Donja Dolina Abb. entnommen aus Truhelka 1902 S. 259, Abb. 3
6 Jupiter-Altar, Zeichnung Abb. entnommen aus Ravlić 2002: 42
7 Grundriss der Festung Kastel Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 40 (Mit Veränderungen und
teilweise deutschsprachiger Beschriftung)
8 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković
9 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković
10 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković
11 Festung Kastel Darko Glazer Zlata Duraković
12 Festung Kastel Darko Glazer Zlata Duraković
13 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković
14 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković
15 Festung Kastel Edhem Joldaš Zlata Duraković
16 Schmuckfunde aus Mahovljani, Zeichnung Abb. entnommen aus Šmalcelj 2012: 162/Tafel II (Ausschnitt)
17 Schmuckfunde aus Gomjenica, Zeichnung Abb. entnommen aus Šmalcelj 2012: 161/Tafel I (Ausschnitt)
18 Stećci-Grabsteine in Lusići bei Banja Luka Abb. entnommen aus: Bešlagić 1971: 100
81
19 Holzbrücke über Vrbas aus dem 16. Jahrhundert. Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert
Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba
Public Domain
20 Sofi Muhamed-Pascha Moschee, das mögliche Aussehen nach Husedžinović, 2005
Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 221
21 Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
22 Das mittelalterliche Wappen der Familie Sokolovich, Fojnički Grbovnik
Abb. entnommen aus Fojnički Grbovnik (Faksimile hrsg. von Oslobođenje, 1972)
23 Ferhad Pascha Sokolović Abb. entnommen aus Fürstlich Waldecksche Hofbibliothek [Hrsg.],
Klebebände (Band 1): 473, Abb. 3 Public Domain (digi.ub.uni-heidelberg.de)
24–27 Ferhadija-Moschee Abb. entnommen aus ferhadija.ba. Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
28 Ferhad Paschas-Mausoleum Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
29 Šadrvan-Brunnen bei Ferhadija Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
30 Sahat-kula - Uhrturm bei Ferhadija Abb. entnommen aus ferhadija.ba Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
31 Ferhadija, Grundriss mit Mausoleen und Šadrvan-Brunnen
Grundriss nach E. H. Aywerdi. Abb. entnommen aus
Husedžinović 2005: 230
32 Ferhadija, 3-D Darstellung Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 239
33 Ferhadija, Hauptfassade bzw. Nordwest-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 235
34 Ferhadija, Schnitt Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 234
35 Ferhadija, Südost-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 238
36 Ferhadija, Südwest-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 236
37 Ferhadija, Nordost-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 237
38 Ferhadija, Halbkuppel Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
39 Ferhadija, Kuppel Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
40 Ferhadija, Mihrab Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
41 Ferhadija, Minbar Abb. entnommen aus ferhadija.ba,
82
Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
42 Ferhadija, innen (Blick Richtung Engang) Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
43 Sahat-kula bei Ferhadija Abb. entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1579-1993
44 Arnaudija, Grundriss nach Čelić und Gološ, 1952 Abb. entnommen aus Bejtić 1953: 107
45 Gazanferija, das mögliche Aussehen im 16. Jahrhundert nach Husedžinović 2005
Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 439
46 Gazanferija, Südwest-Fassade Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 433
47 Gazanferija, Nordwest-Fassade Abb. entnommen aus: Husedžinović 2005: 433
45 Arnaudija, Schnitt Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 378
49 Gazanferija mit Mausoleen, 1952 Foto von Čelić, 1952,
Abb. entnommen aus Bejtić 1953: 110
50 Alte Ansicht von Gornji Šeher, Postkarte Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
51 Ivan Franjo Jukić Darstellung von Gabrijel Jurkić, Abb. entnommen aus Ravlić 1979 S. 33
Public Domain
52 Viehmarkt in Banja Luka, Anfang des 19. Jahrhunderts Abb. entnommen aus www.jobl.org Public Domain
53 Trappisten-Abtei Mariastern im ausgehenden 19. Jhd. Abb. entnommen aus Teinović 2009: 2
54 Prior Franz Wendelin Pfanner Abb. entnommen aus Teinović 2009: 6
55 Abb. 55: Landerwerbsvertrag der Trappisten, 1869 Abb. entnommen aus Teinović 2009: 7
56 Die „Wiege“ bzw. Kolijevka, erstes 3x5 m² großes „Kloster“ der Trappisten bei Banja Luka
Abb. entnommen aus Teinović 2009: 9
57 Österreich-Ungarische Truppen bei Save Überquerung. Abb. entnommen aus www.blinfo.info Public Domain
58 Banja Lukas, Ansicht von 1903 Abb. erhalten von Edhem Joldaš Public Domain
59 K. u. K. Militärbahnhof in Banja Luka Privat. Public Domain
60 Realgymnasium in Banja Luka vor 1969 Abb. entnommen aus www.gimnazijabanjaluka.org.
Public Domain
61 Straßenansicht, alte Fotografie Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
62 Hotel Bosna, alte Ansicht vor 1969 Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
83
63 Carski drum/Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
64 Gospodska ulica/Herrengasse, später Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons, Beginn des 20. Jahrhunderts
Abb. entnommen aus www.jobl.org Public Domain
65 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
66 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
67 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
68 Carski drum bzw. Kaiserstraße Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
69 Fra Grge Matića ulica/Pater Grga Matićs-Straße Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba
Public Domain
70 Kathedrale Hl. Bonaventura Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 192
71 Abb. 71: Heimsuchung Mariää Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 192
72 Kathedrale Hl. Bonaventura Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 192
73 Metropolie Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 201 (Ausschnitt)
74 Deutsche Evangelische Kirche, 1895 Abb. entnommen aus Husedžinović 2005: 203
75 Synagoge der Aschkenasim, 1903, Aussehen nach C. Kovačević
Abb. entnommen aus Danon und Stošić 2010: 84
76 Die erste Apotheke in Banja Luka (links), Gospodska ulica/Herrengasse
Abb. entnommen aus www.jobl.org
Public Domain
77 Das Einkaufshaus von Schnitzler und Kohn, Gospodska ulica/Herrengasse
Abb. Entnommen aus www.jobl.org
Public Domain
78 Kolonie Windhorst bei Banja Luka, nach 1910. Postkarte, privat. Public Domain
79 Abb. 79. Petar Kočić, gemalt von Jovan Bijelić Abb. entnommen aus staresrpskeslike.com Public Domain
80 Das bosnische Haus, Ausschnitt einer Postkarte Abb. erhalten von Saša Domazet. Public Domain
81 Straßenansicht. Ausschnitt der Postkarte der Carska Ulica/Kaiserstrasse
Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba
Public Domain
82 Kralja Alfonsa ulica/Straße des König Alfons Abb. entnommen aus starerazglednice.blogger.ba
84
Public Domain
83 Dreifaltigkeitskathedrale/Saborni hram Svete Trojice. Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
84 Dreifaltigkeitskathedrale/Saborni hram Svete Trojice. Abb. erhalten von Saša Domazet Public Domain
85 Franziskanerkloster Hl. Antonius am Petricevac. Abb. entnommen aus
Husedžinović 2005: 193 (Ausschnitt)
86 Synagoge der Sephardim, 1937, 3D Entwurf Abb. entnommen aus www.jobl.org
87 Banski dvor Darko Glazer Zlata Duraković
88 Banski dvor Saša Domazet Zlata Duraković
89 Wohnsiedlung Borik errichtet nach dem Erdbeben Zeljko Matos Zlata Duraković
90 Das Medizinische Zentrum Edhem Joldaš Zlata Duraković
91 Gospodska ulica/Herrengasse, 21. Jahrhundert Darko Glazer Zlata Duraković
92 Das Einkaufszentrum Boska Darko Glazer Zlata Duraković
93 Franziskanerkloster Hl. Antonius am Petrićevac Abb. entnommen aus www.samostan-petricevac.org
94 Franziskanerkloster am Petrićevac nach der Zerstörung 1995
Jukanović www.biskupija-banjaluka.org
95 Ferhadija-Moschee nach der Sprengung,1995 Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie: Ferhadija 1993
96 Die Suche nach den Fundamenten der Ferhadija, 2006 Entnommen aus ferhadija.ba Online-Galerie Ferhadija 2005–2006
97 Christ-Erlöser-Kathedrale/Hram Hrista Spasitelja Darko Glazer Zlata Duraković
98 Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007, Karanovac
99 Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2005 bis 2006
100 Die Suche nach den Bauresten der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2005 bis 2006
101 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
102 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
103 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
104 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
105 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba,
85
Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
106 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
107 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
108 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
109 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
110 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2007– 2013
111 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2003– 2013
112 Wiederaufbau der Ferhadija Entnommen aus ferhadija.ba, Online-Galerie Ferhadija 2014
113 Wiederaufbauprojekt des Franziskanerklosters am Petrićevac
Entnommen aus www.biskupija-banjaluka.org
114 Stadtpanorama Darko Glazer Zlata Duraković
115 Sitz des Präsidenten der Republika Srpska Darko Glazer Zlata Duraković
116 Autobahn bei Banja Luka Edhem Joldaš Zlata Duraković
86
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
Acta Arch. 2
Studija, principi i metodološki postupak za obnovu Ferhad-pašine džamije u Banjoj Luci [Wissenschaftliches Projekt].
In: Acta Architectonica et Urbanistica 2 (Arhitektonski fakultet u Sarajevu, Centar za dizajn i straživanje, Radovi 2000–
2001). Sarajevo, 2002
Adanir 1982
Adanir, Fikret: Heiduckentum und osmanische Herrschaft. Sozialgeschichtliche Aspekte der Diskussion uum das
frühneuzeitliche Räuberwesen in Südosteuropa. In: Südostforschungen 41. München, 1982, 43–116
Anđelić 1966
Anđelić, Pavao: Doba srednjovjekovne bosanske države. In: Kulturna istorija Bosne i Hercegovine od najstarijih
vremena do početka turske vladavine. Sarajevo, 1966, 403–536
Andrejević 1984
Andrejević, Andrej: Islamska monumentalna umetnost XVI veka u Jugoslaviji. Beograd, 1984
Basler 1984
Basler, Đuro: Kasnoantičko doba. In: Benac et al. 1984. Sarajevo, 1984, 309–373
Begović 1963
Begović, Mehmed: Vakufi u Jugoslaviji (Srpska akademija nauka i umetnosti, Posebna izdanja, knj. CCCLXI, Odjeljenje
društvenih nauka, knj. 44). Beograd, 1963
Bejtić 1953
Bejtić, Alija: Banja Luka pod turskom vladavinom. Naše starine I. Sarajevo, 1953, 91–116
Benac 1966
Benac, Alois: Stariji praistorijski period. In: In: Kulturna istorija Bosne i Hercegovine od najstarijih vremena do
početka turske vladavine. Sarajevo, 1966, 7–81
Benac 1980
Benac, Alois: Bosna i Hercegovina. In: BIH. Beograd/Sarajevo, 1980, 15–29
Benac et al. 1984
Benac, Alojz/Basler, Đuro/Čović, Borivoj/Pašalić, Esad/Miletić, Nada/Anđelić, Pavao: Kulturna istorija Bosne i
Hercegovine od najstarijih vremena do pada ovih zemalja pod osmansku vlast. Sarajevo, ⁴1984
Bešlagić 1971
Bešlagić, Šefik: Stećci, kataloško-topografski pregled. Sarajevo, 1971
BIH 1980
Bosna i Hercegovina. Hrsg.: Jugoslovenska revija Beograd (Republički komitet za informacije SR Bosne i Hercegovine).
Beograd/Sarajevo, 1980
Biško 1960
Biško, Mato: Konzervacija objekata u kompleksu Ferhadije dzamije u Banjoj Luci. In Naše Starine, VII. Sarajevo, 1960,
81–90
Bogićević 1950
Bogićević, Vojislav: Stanje raje u Bosni i Hercegovini pred ustanak 1875–1878 godine. In: Godišnjak istorijskog društva
Bosne i Hercegovine, II. Sarajevo, 1950, 143–184
Bojanovski 1974
Bojanovski, Ivo: Dollabellin sistem cesta u rimskoj provinciji Dalmaciji. Sarajevo, 1974
87
Bojanovski 1988
Bojanovski, Ivo: Bosna i Hercegovina u antičko doba (Djela LXVI, Centar za balkanološka ispitivanja 6). Sarajevo, 1988
Buchenau 2004
Buchenau, Klaus: Orthodoxie und Katholizismus in Jugoslawien 1945-1991. Ein serbisch-kroatischer Vergleich.
Wiesbaden, 2004
CD IV
Smičiklas, Tadija: Codex diplomaticus regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae. Vol. IV, Diplomata annorum 1236–1255
continens. Zagreb, 1906
Čelebi [1660] 1979
Čelebi, Evlija: Putopis. Odlomci o jugoslovenskim zemljama. (Preveo, uvod i komentar napisao [Übersetzt, eingeleitet
und kommentiert von:] Hazim Šabanović). Sarajevo, 1979
Ćorić 1973
Ćorić, Boris: Ogled o Ivanu Franji Jukiću. In: Jukić SD III. Sarajevo, 1973, 9–101
Čović 1966
Čović, Borivoj: Mlađi praistorijski period. In: Kulturna istorija Bosne i Hercegovine od najstarijih vremena do početka
turske vladavine. Sarajevo, 1966, 83–168
Čović 1976
Čović, Borivoj: Od Butmira do Ilira. Sarajevo, 1976
Čović 1984
Čović, Borivoj: Bronzano i željezno doba. In: Benac et al. 1984. Sarajevo, 1984, 101–190
Čremošnik 1972
Čremošnik, Irma: Kastel, Banja Luka – gradina sa slojevima od praistorije do danas (Arheološki pregled 14). Beograd,
1972, 133–134
Čremošnik 1973
Čremošnik, Irma: Otkriveno slavensko gradinsko naselje u Kastelu u Banjoj Luci (Zbornik Krajiških muzeja V.). Banja
Luka, 1973, 193–195
Danon und Stošić 2010
Danon, Jakov/Stošić, Verica M.: Memoari na Holokaust Jevreja Krajine. Banja Luka, 2010
Dedijer 1967
Dedijer, Vladimir: Sarajevo 1914. Die Zeitbombe. Wien, 1967
Dedijer 1988
Dedijer, Vladimir: Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. Hg.v. Gottfried Niemietz. (Unerwünschte
Bücher zum Faschismus Nr.1). Freiburg, 1988
Dimitz 1875
Dimitz, August: Geschichte Krains von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1813. Mit besonderer Rücksicht auf
Culturentwicklung. Dritter Theil: Vom Regierungsantritte Erzherzog Karls in Innerösterreich bis auf Leopold I. (1564 –
1657). Laibach, 1875
Donia/Fine 1995
Donia, Robert J./Fine, John V.A.: Bosna i Hercegovina. Tradicija koju su izdali. Sarajevo, 1995
Džaja M. 1962
Džaja, Mato (Hrsg.): Banja Luka u putopisima i zapisima. Banja Luka, 1962
88
Džaja S. 2002
Džaja, Srećko M.: Bosna i Hercegovina u austrougarskom razdoblju (1878–1918). Inteligencija između tradicije i
ideologije. Mostar/Zagreb, 2002
Egli 1976
Egli, Ernst: Sinan. Der Baumeister osmanischer Glanzzeit. Stuttgart, 1976
Ekmečić 1973
Ekmečić, Milorad: Ustanak u Bosni 1875–1878. Sarajevo, 1973
Fojnički Grbovnik
Titel des Originals der Wappensammlung von Fojnica: Rodoslovje Bosanskoga, aliti Iliričkoga i Serpskoga vladania;
zajedno postavljeno po Stanislavu Rubčiću popu. Faksimile herausgegeben von Novinsko izdavačko preduzeće
Oslobođenje. Sarajevo, 1972
Fučić 1953
Fučić, Mladen: Konzervatorski zahvat na Ferhad-pašinoj džamiji u Banjoj Luci. In: Naše starine I. Sarajevo, 1953, 117–
121
Galijaš 2009
Galijaš, Armina: Eine Stadt im Krieg. Der Wandel der bosnischen Stadt Banja Luka (1990–1995) (Dissertation). Wien,
2009
Garašanin/Kovačević 1966
Garašanin, Milutin/Kovačević, Jovan: Arheološki nalazi u Jugoslaviji. Beograd, 1966
Garašanin 1982
Garašanin, Milutin: Praistorija (Umetnost na tlu Jugoslavije). Beograd/Zagreb, 1982
Gavranović 1964
Gavranović, Berislav: Dolazak trapista u Delibašino Selo kod Banje Luke i njihova djelatnost. Banja Luka, 1964
Graljuk 1983
Graljuk, Boris: Novija arheološka otkrića i ispitivanja na području Banjaluke i okolice (Zbornik I.). Sarajevo, 1983, 23–
40
Graljuk 1986
Graljuk, Boris: Banja Luka/Kastel (Arheološki pregled, Jahr 1985). Ljubljana, 1986, 136–137
Graljuk 1988
Graljuk, Boris: 10 godina arheoloških istraživanja područja Banjaluke i okoline (Ausstellungskatalog). Banja Luka,
1988
Grandits 2008
Grandits, Hannes: Herrschaft und Loyalität in der spätosmanischen Gesellschaft. Das Beispiel der
multikonfessionellen Herzegowina (Zur Kunde Südosteuropas, Band II/37). Wien u. A., 2008
Hadžibegić 1950
Hadžibegić, Hamid: Turski dokumenti o početku ustanka u Hercegovini i Bosni 1875 godine. In: Prilozi za orijentalnu
filologiju I). Sarajevo, 1950
Hadžibegović 2004
Hadžibegović, Iljas: Bosanskohercegovački gradovi na razmeđu 19. i 20. Stoljeća (Institut za Istoriju u Sarajevu).
Sarajevo, 2004
Hamilton und Herwig 2010
Hamilton, Richard F./Herwig, Holger H.: War Planning 1914. Cambridge University Press. Cambridge u. a., 2010
89
Harding 1995
Harding, Anthony: Die Schwerter im ehemaligen Jugoslawien (Prähistorische Bronzefunde IV, 14 Band). Stuttgart,
1995
Helmedach und Koller 2013
Helmedach, Andreas/Koller, Markus: „Haiducken“ - Gewaltgemeinschaft im westlichen Balkanraum im 17. und 18.
Jahrhundert. Ein Werkstattbericht. In: Speitkamp, Winfried (Hg.): Gewaltgemeinschaften. Von der Spätantike bis ins
20. Jahrhundert. Göttingen, 2013, 231–250
Hörmann 1888/1889
Hörmann, Kosta: Narodne pjesme Bošnjaka. Sabrao Kosta Hörmann 1888–1889, knj. 1–2. Sarajevo, 1888/1889
Hory und Broszat 1964
Hory, Ladislaus/Broszat, Martin: Der Kroatische Ustascha-Staat, 1941-1945. Stuttgart, 1964
Hrvačić 2001
Hrvačić, Esad: Vakuf - trajno dobro. Sa posebnim osvrtom na vakufe u Bosni i Hercegovini. Sarajevo, 2001
Husedžinović 2005
Husedžinović, Sabira: Dokumenti opstanka. Vrijednosti, značaj, rušenje I obnova kulturnog naslijeđa. Zenica, 2005
Imamović 1998
Imamović, Enver: Prethistorija i antika. Prostor Bosne i Hercegovine u prethistoriji i antici. In: Bosna i Hercegovina od
najstarijih vremena do kraja Drugog svjetskog rata. Sarajevo, 1998, 13–41
Jelenić 1913
Jelenić, Julijan: Izvori za povijest kulturnog reda bosanskih Franjevaca. In: Glasnik Zemaljskog muzeja, 1913, knj. 1.
Sarajevo, 1913, 1–88, 209–234
Jelenić 1918
Jelenić, Julijan: Spomenici kulturnog rada bosanskih franjevaca (1523-1699). In: Starine, Jugoslovenska akademija
znanosti i umjetnosti, XXXVI. Zagreb, 1918, 81–162
Jovanović 1986
Jovanović, Vojislav: Umetnost ranog srednjeg veka u Bosni i Hercegovini. In: Vinski et al. 1986. Beograd/Zagreb, 1986,
74–82
Jukić SD I
Jukić, Ivan Franjo: Sabrana djela Ivana Franje Jukića - knjiga I [Sammelwerke, vol. I]. Sarajevo, 1973
Jukić SD II
Jukić, Ivan Franjo: Sabrana djela Ivana Franje Jukića - knjiga II [Sammelwerke, vol. II]. Sarajevo, 1973
Jukić SD III
Jukić, Ivan Franjo: Sabrana djela Ivana Franje Jukića - knjiga III [Sammelwerke, vol. III]. Sarajevo, 1973
Kantorowicz 1967
Kantorowicz, Hermann: Gutachten zur Kriegsschuldfrage 1914. Frankfurt a. M., 1967
Kočić SD I–III
Kočić, Petar: Sabrana djela, vols. 1–3. Sarajevo, 1967
König 2004
König, Peter: Spätbronzezeitliche Hortfunde aus Bosnien und der Herzegowina (Prähistorische Bronzefunde XX,
11 Band). Stuttgart, 2004
Korn 2012
Korn, Lorenz: Die Moschee. Architektur und religiöses Leben. München, 2012
90
Kreiser 2001
Kreiser, Klaus: Der osmanische Staat 1300–1922. München, 2001
Kreševljaković 1952
Kreševljaković, Hamdija: Prilozi povijesti bosanskih gradova pod turskom upravom (Prilozi za orijentalnu filologiju i
istoriju jugoslovenskih naroda pod turskom vladavinom II/1951). Sarajevo, 1952, 119–184
Kreševljaković 1953
Kreševljaković, Hamdija: Stari bosanski gradovi. Naše starine I. Sarajevo, 1953, 7-45
Krišto 1998
Krišto Jure: Katolička crkva i Nezavisna Država Hrvatska 1941.-1945 (zwei Bände). Zagreb, 1998
Kronenbitter 2010
Kronenbitter Günther: Austria-Hungary. In: Hamilton und Herwig 2010. Cambridge, u. a. 2010, 24–47
Kurent 1983
Kurent, Tine: Ferhadija - numerički simbol kosmosa. In: Zeitschrift Most, 10/50. Mostar, 1983, 245–249
Lašvanin 1981
Lašvanin, Nikola: Ljetopis (Bereitet, aus dem Italienischen und Lateinischen übersetzt, eingeleitet und komentiert von
Ignacije Gavran). Sarajevo, 1981
LEJ I
Likovna Enciklopedija Jugoslvije. Teil 1, A–J. Jugoslovenski leksikografski zavod „Miroslav Krleža“. Zagreb, 1984
LEJ II
Likovna Enciklopedija Jugoslvije. Teil 2, K–Ren. Jugoslovenski leksikografski zavod „Miroslav Krleža“. Zagreb, 1987
Lovrenović I. 1980
Lovrenović, Ivan: Bosna i Hercegovina. In: BIH. Beograd/Sarajevo, 1980, 31–213
Lovrenović I. 1998
Lovrenović, Ivan: Bosnien und Herzegowina. Eine Kulturgeschichte. Wien/Bozen, 1998
Lovrenović I. 2007
Lovrenović, Ivan: O uznemirijućem aktualitetu Jukićevih dijagnoza i zahtjeva. In: Bosna franciscana, XV/27. Sarajevo,
2007
Lovrenović D. 2006
Lovrenović, Dubravko: Na klizištu povijesti. Sveta kruna ugarska i Sveta kruna bosanska 1387–1463. Sarajevo/Zagreb,
2006
Ludvik 1954
Ludvik, Desanka: Banja Luka (Abdruck aus dem Glasnik Srpskog geografskog društva, Heft XXXIV, Nr. 1). Beograd, 1954,
49–58
Lukenda 2007
Lukenda, Marko: Ivan Franjo Jukić. Seine literarische und aufklärerische Tätigkeit, Zagreb, 2007
Maass 1997
Maass, Peter: Die Sache mit dem Krieg. Bosnien von 1992 bis Dayton. München, 1997
Malcolm 1996
Malcolm, Noel: Die Geschichte Bosniens. Frankfurt a. M., 1996
Mandić 1910
Mandić, Mihovil: Povijest okupacije Bosne i Hercegovine 1878. Zagreb, 1910
91
Mašović 1983
Mašović, Sulejman: Značaj i uloga vakufa u razvoju islamske doktrine i danas. In: Anali Gazi Husrev-begove biblioteke,
knj. IX–X. Sarajevo, 1983
Miletić 1966
Miletić, Nada: Ranoslovensko doba. In: Kulturna istorija Bosne i Hercegovine od najstarijih vremena do početka turske
vladavine. Sarajevo, 1966, 377–402
Miletić 1984
Miletić, Nada: Rani srednji vijek. In: Benac et al. 1984. Veselin Masleša, Sarajevo, 1984, 375–434
Momirović 1953
Momirović, Peter: Dve drvene crkve u Bosanskoj Krajini. In: Naše starine I. Sarajevo, 1953, 151–162
Muftić 1941
Muftić, Asim: Moschee und Stiftung Ferhad-Paša's in Banja Luka (Dissertation). Leipzig, 1941
Mujezinović 1998
Mujezinović, Mehmed: Islamska epigrafika Bosne i Hercegovine. Zweites Band: Istočna i centralna Bosna. Sarajevo,
³1998
Pašalić 1960
Pašalić, Esad: Antička naselja i komunikacije u Bosni i Hercegovini (Posebna izdanja Zemaljskog muzeja u Sarajevu).
Sarajevo, 1960
Pašalić 1966
Pašalić, Esad: Period Rimske vladavine do kraja III vijeka naše ere. In: In: Kulturna istorija Bosne i Hercegovine od
najstarijih vremena do početka turske vladavine. Sarajevo, 1966, 169–300
Pašalić 1984
Pašalić, Esad: Period rimske vladavine do kraja III vijeka prije naše ere. In: Benac et al. 1984. Sarajevo, 1984, 191–307
Pelidija 1989
Pelidija, Enes: Bosanski ejalet od Karlovačkog do Požarevačkog mira, 1699-1718. Sarajevo, 1989
Pelidija 1998
Pelidija, Enes: Bosanski ejalet od 1593. god. do Svištovskog mira 1791. god. In: Bosna i Hercegovina od najstarijih
vremena do kraja Drugog svjetskog rata. Sarajevo, 1998, 133–172
Pfeffer 1938
Pfeffer, Leo: Istraga u sarajevskom atentatu. Zagreb, 1938
Pilar 1995
Pilar: Ivo: Eine Geschichte Kroatiens, Serbiens und Bosniens. Bearbeitet von Michael Ackermann. Heiligenhof-Bad
Kissingen, ³1995
Radimsky 1892
Radimsky, V.: Arheološke crtice. Rimska naseobina i turski castrum kod Banja Luke (In: Glasnik Zemaljskog muzeja,
1892, knj. 3). Sarajevo, 1892, 221–222
Ravlić 1970
Ravlić, Aleksandar: 100 potresnih dana Banjaluke. Osijek, 1970
Ravlić 1979
Ravlić, Aleksandar: Banjaluka - razdoblja i stoljeća. Sarajevo, 1979
Ravlić 1996
Ravlić, Aleksandar Aco: Banjalučka Ferhadija – ljepotica koju su ubili. Rijeka, 1996
92
Ravlić 2002
Ravlić, Aleksandar: Banjaluka u prošlosti 1. Banja Luka, 2002
Redžić 1982
Redžić, Husref: Islamska umjetnost (Umetnost na tlu Jugoslavije). Beograd/Zagreb, 1982
Romano 1975
Romano, Jaša: Jevreji Jugoslavije 1941-1945. Žrtve genocida i učesnici narodnooslobodilačkog rata. Beograd, 1975
Šalić 1991
Šalić, Jurica: Hod u vjeri. Banja Luka i okolica (Hrsg. Franziskanerkloster Petrićevac). Banja Luka, 1991
Schmaus 1953
Schmaus, Alois: Studije o krajinskoj epici. Rad Jugoslavenske akademije znanosti i umjetnosti, 297. Zagreb, 1953
Schmider 2002
Schmider, Klaus: Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941–1944. Hamburg, 2002
Semren 2000
Semren, Marko: Život i umiranje pod križem. Svjedočenje kršćanske i franjevačke duhovnosti bosanskih franjevaca.
Sarajevo, 2000
Skarić 1924
Skarić, Vladimir: Banjaluka i njena okolina u davnini. Banjaluka, 1924
Škegro 2005
Škegro, Ante: The Bestoen bishopric in the light of prior research. In: Arheološki vestnik 56. Ljubljana, 2005, 369-389
Šljivo 1999
Šljivo, Galib: Banja Luka u vrijeme turske uprave 1527–1878. Banjaluka, 1999
Šmalcelj 2012
Šmalcelj, Pia: Kulturni elementi na grobljima sjeverozapadne Bosne. In: Starohrvatska prosvjeta, III. serija, svezak
39/2012. Zagreb, 2012, 131–170
Teinović 2009
Teinović, Bratislav: Trapistička Opatija Marija Zvijezda u Banjaluci (1869-2009). Katalog izložbe povodom 140 godina
od osnivanja, postojanja i djelovanja. Banja Luka, 2009
Truhelka 1901
Truhelka, Ćiro: Sojenica u Donjoj Dolini. Glasnik zemaljskog muzeja XIII. Sarajevo, 1901
Truhelka 1903
Truhelka, Ćiro: Sojenica u Donjoj Dolini. Glasnik zemaljskog muzeja XV. Sarajevo, 1903
Vego 1957
Vego, Marko: Naselja bosanske srednjovjekovne države. Sarajevo, 1957
Žeravica L. 1975
Žeravica, Lidija: Hronološki okvir tvrđave Kastel u Banjoj Luci (Zeitschrift Putevi 6). Banja Luka, 1976, 685–692
Žeravica Z. 1983
Žeravica, Zdenko: Ostaci badenskog naselja na Kastelu u Banja Luci (Zbornik I.). Sarajevo, 1983, 41–54