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Ausgabe 17 Dezember 2012 – Februar 2013 Deutschland € 11 • Österreich € 12,30 Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50 ISSN 1867-5166 www.hifi-stars.de

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Ausgabe 17Dezember 2012 –Februar 2013

Deutschland € 11 • Österreich € 12,30Luxemburg € 13,00 • Schweiz sfr 22,50H

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ISSN 1867-5166

www.hifi-stars.de

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Bob Berg, der vor nunmehr zehn Jahren vonuns ging, zählte zu den bedeutendstenTenorsaxophonisten des modernen Jazz der

letzten Dekaden. Das erste Mal, daß ich so richtigbewußt auf ihn aufmerksam wurde, war, als ich imRadio vor vielen Jahren zufällig die Live-CD derJukkis Uotila Band hörte. In jener Nacht lief diekomplette CD der Formation des finnischenSchlagzeugers in einer Jazzsendung durch. Die CDgefiel mir so gut, daß ich sie mir sofort kaufenwollte, was sich jedoch als schwierig erwies, da siein keinem einzigen Plattenladen zu haben war.Später fand ich sie dann in einem Second-Hand-Shop in Paris.Auf dieser CD spielt sich Bob Berg die Seele ausdem Leib und liefert sich legendäre Duelle undwahnwitzige Unisonoläufe mit dem ebenfalls vonmir sehr geschätzten Gitarristen Mike Stern.Überhaupt hat Bob Berg auf mehreren CDs mitMike Stern zusammengearbeitet, aber dazu späternoch mehr. Die beiden Ausnahmemusiker bren-nen auf dieser unglaublich vitalen Live-Ein-

spielung ein wahres Feuerwerk ab. Begleitet wer-den sie von Lars Danielsson am Baß, Jukkis Uotilaan den Drums und Lars Jansson an den Key-boards. Die CD wurde 1989 aufgenommen und ist1990 bei Stunt Records (18909) unter dem Titel„Jukkis Uotila Band Live“ erschienen. Ein wahresSchmankerl und must have für jeden Musik-liebhaber!

LebenslaufBob Berg wurde 1951 in Brooklyn, New York,geboren und begann erst im Alter von 13 Jahrenmit dem Saxophonspiel. In einem Interview sagteer einmal, das Saxophon sei sehr leicht zu ihmgekommen. Jedoch erhielt er bereits als Kind, imAlter von sechs Jahren, eine klassische Klavieraus-bildung, was seinem komplexen, melodischen,rhythmischen, kraftvollen und virtuosen Spielsicherlich sehr zugute kam. Bob Berg spielte mitzahlreichen Weltstars der internationalen Jazz-szene wie Miles Davis, Dizzy Gillespie, Cedar Wal-ton, Jack McDuff, Chick Corea, Horace Silver,

Bob Berg, Tenorsaxophonist

Erinnerungen an einen großen Musiker

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Randy Brecker, Garry Burton, Steve Gadd, EddyGomes, Dennis Chambers und Mike Stern zusam-men, mit dem er eine Fusionband gründete. SeinAlbum „Back Roads“ wurde 1993 für den Gram-my nominiert. Sein letztes Projekt war die „TheJazz Times Superband“.Leider kam er viel zu früh, im Alter von 51 Jahren,am 5. Dezember 2002 bei einem Verkehrsunfallauf tragische Art und Weise ums Leben. Bob Berggilt als einer der größten Vertreter seiner Genera-tion; er beherrschte die hohe Kunst des Impro-visierens wie kaum ein anderer und war in beidenLagern, dem traditionellen akustischen Jazz sowiedem elektrischen Fusion, Jazz-Rock, zuhause. Erkreierte seinen ganz eigenen Stil/Sound, der wun-dervoll warm, kraftvoll, zugleich aber auch höchstvirtuos, brilliant artikuliert und melancholisch war.In technischer Hinsicht gab es keinerlei Grenzenfür ihn und es war immer wieder faszinierend, mitwelcher Kreativität, Vitalität und Power er impro-visierte, arrangierte, interpretierte. Bob war dergeborene Live-performer.

VeröffentlichungenIn diesem Zusammenhang muß neben der schoneingangs erwähnten Live-Einspielung auch dieLive-CD „Games“ der Bob Berg/Mike SternGroup genannt werden, die 1990 in den USA auf-genommen wurde (Jazz Door 1275). Er spielt hierin kongenialer Besetzung mit Mike Stern an derGitarre, Lincoln Goines am Baß und DennisChambers an den Drums. Die Musiker begeistern

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dank ihrer furiosen Leistung. „Games“ ist fürmich persönlich eine der besten Jazz-Rock-Kom-positionen überhaupt. Es ist das Titelstück und inder Live-Version gute 24 Minuten lang. Es geht ineinem „Affentempo“ los, gefolgt von vier wirklichgrandiosen Solos, mit denen Berg, Stern, Goinesund schließlich Chambers den Musikfreund faszi-nieren. Von der ersten Sekunde an ist man in die-ses Stück regelrecht involviert. Bei dessen Hör-premiere stand mir immer wieder ungläubig derMund offen - wow ... was für eine Power, welch’Drive, Speed und Energie diese vier Mann hierfreisetzen und rüberbringen. Gefühlte hundertmalhabe ich „Games“ nun schon gehört ... und es istimmer wieder ein Erlebnis. Dennis Chambers, derBerg auf vielen Aufnahmen begleitet hat, legt hierein legendäres Drum-Solo hin, zwischenzeitlichspielt er nur noch mit den Füßen weiter underfrischt sich mit einem Getränk, um sich dann beilaufender Performance mit einem Handtuch denSchweiß vom Körper zu wischen (kann man alsVideo auf yootube sehen).Abschließend möchte ich noch drei weitere CDsempfehlen, die Bob Berg als Leader aufgenom-men hat:

Short StoriesRecorded at RPM Studios, New York, 1987,Besetzung: Bob Berg (Sopran- und Tenor Sax),David Sanborn (Alt Sax), Don Grolnick (Piano,Orgel, Synthesizer), Robby Kilgore (Keyboards),Mike Stern (Guitar), Will Lee und Jeff Andrews

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(Baß), Peter Erskine (Drums, Percussion). Die CDist auch bei Denon in Japan erschienen. Als An-spieltip möchte ich hier „Friday Night at theCadillac Club“ und „Snakes“ nennen, zwei Titelmit garantiertem Fußwippfaktor, nach denen manerst zu Ruhe kommt, wenn die Musik aus ist und -auch dann noch klingt es nach. Die CD ist einwirklich gelungener Mix aus Funk, Rock und Jazz.

Enter The Spirit1993, Strech Records, GRS00052, Besetzung: BobBerg (Tenor- und Sopran Sax), Chick Corea (Piano2, 8, 9), David Kikoski (Piano 3, 4, 5, 7, 10), JimBeard (Piano 1, Rhodes Piano 4), James Genus(Baß), Dennis Chambers (Drums). Anspieltip:„Promise“ - ein wunderschön melancholischer Ti-tel von Chick Corea mit einem Bob Berg inHöchstform und „Blues For Bela“, eine Hom-mage an Bela Bartok, den Berg sehr verehrte. Indieser Eigenkomposition verarbeitet er einige har-monische Strukturen von Bartoks Violinkon-zerten auf seine eigene Weise. Im Vergleich zu denvorher zitierten Veröffentlichungen ist „Enter TheSpirit“ ein reines Jazzalbum mit modernenAkzenten.

Another Standard1997, Strech Records, SCD 9013-2, Besetzung:Bob Berg (Sopran- und Tenor-Sax), RandyBrecker (Trompete und Flügelhorn), DavidKikoski (Piano), Mike Stern (Gitarre), Ed Howard(Baß), Gary Novak (Drums). „Another Standard“ist eine Sammlung aus Jazz-Standards, Klassikern,die von Bob Berg und seiner Band hervorragendinterpretiert werden. Anspieltips: „You And TheNight And The Music“, „Just In Time“, „It Was AVery Good Year“.Beim Anhören der hier aufgeführten Aufnahmenkann man sehr gut Vielseitigkeit und Schaffens-kraft sowie die große Spannweite des KünstlersBob Berg nachvollziehen. Bob we miss you!

DiscographieBob Berg als LeaderNew Birth, 1978; Steppin: Live in Europe, 1982;Short Stories, 1987; Cycles, 1988; In the Shadows,1990; Games, 1990 (Bob Berg & Mike SternBand); Back Roads, 1991; Virtual Reality, 1992;Enter the Spirit, 1993; Riddles 1994; The Best of BobBerg, 1995; Another Standard, 1997; Jazz TimesSuperband, 2000; Remembering Bob Berg, 2009.Bob Berg als Sideman mitMiles Davis: You’re Under Arrest (1985);Kenny Drew: Lite Flite (SteepleChase, 1977);Horace Silver: Silver’n Brass (1975), Silver’n Wood(1976);Dizzy Gillespie: Rhythmstick (1990);Cedar Walton: First Set (1979, Steeplechase), SecondSet (1979, Steeplechase), Third Set (1979,Steeplechase), Animation (1979, CBS), EasternRebellion 3 (1979, Timeless);Chick Corea: Time Warp (1995);Mike Stern: Upside Downside (1986), Time in Place(1988), Jigsaw (1989), Odds or Evens (1991),Standards and Other Songs (1992);Wolfgang Muthspiel: Timezones (1989);Tom Coster: Let’s Set The Record Straight (1993,JVC), The Forbidden Zone (1994, JVC).

THOMAS WEILER