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Das Lehrbuch für die 7. Klasse ist mit neuem Format und mit reichem Bildmaterial neubearbeitet worden. Unsere Einleitung ist eine Art „Gebrauchsanweisung”. Wer sie liest, kann sich besser im Lehrbuch zurecht finden. Das Buch enthält 45 Lektionen, welche drucktechnisch in 2 Spalten, in eine breitere bzw. eine schmalere, gegliedert sind. Die breitere Spalte enthält jene Kenntnisse, ohne die man weder den historischen Vorgang noch die späteren Lektionen verstehen kann. Deshalb soll ein jeder sich diese Lerninhalte merken. In der schmalen Spalte mit farbigem Hintergrund findet man Texte, die zur Erweiterung der Kenntnisse dienen. Diese zusätzlichen Informationen sind interessante Lektüren. Die Angaben, Quellen, Tabellen sowie die Dia- gramme helfen euch den Lehrstoff besser verstehen zu kön- nen. Die Aufgaben und Fragen sind als Kontrolle des Erlernten gedacht. Die anschaulichen Karten und Abbildungen bieten ebenfalls eine vielseitige Analyse. Am Ende jeder Lektion gibt es eine schematische Dar- stellung über die Zusammenhänge. Die Linien zeigen die Zusammenhänge, in den schematischen Darstellungen wur- den die einzelnen Teile der Lektionen in je einem Wort zusammengefasst. Die Bilder und die farbigen Zeichnungen bilden einen wichtigen Bestandteil des Lehrbuches. Durch sie wird die Realität der Vergangenheit dargestellt, sozusagen hergezau- bert, es wird gezeigt, wie die Menschen in den im Buch wachgerufenen Zeiten lebten, wo sie wohnten, wie sie sich kleideten, womit sie arbeiteten bzw. mit welchen Waffen sie kämpften. Unter den Porträts der berühmten Persönlich- keiten sind oft auch einige ihrer charakteristischen Sprüche zu lesen. Am Ende des Buches befindet sich ein Kleines Lexikon und eine chronologische Tabelle. Die Schlagwörter des Lexikons sind im Text mit Sternchen markiert. Sowohl das Kleine Lexikon als auch die chronologische Tabelle können bei Zusammenfassungen gut gebraucht werden, letztere hilft aber auch im Vergleich der ungarischen und der Univer- salgeschichte. Vor einigen neuen Lektionen wurden Buchempfehlungen eingefügt. Mit Hilfe dieser Bücher könnt ihr euch besser in der Geschichte vertiefen. Viel Spaß und viel Erfolg wünscht euch der Autor EINLEITENDE GEDANKEN

001-004 cimnegyed nemet · 2017. 4. 3. · 001-004 cimnegyed nemet.qxd 7/20/11 9:44 Page 4. Wir führen euch in eine bewegte Welt der letzten Jahrzehnte des 18. und der ersten Hälfte

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  • Das Lehrbuch für die 7. Klasse ist mit neuem Format undmit reichem Bildmaterial neubearbeitet worden.

    Unsere Einleitung ist eine Art „Gebrauchsanweisung”.Wer sie liest, kann sich besser im Lehrbuch zurecht finden.

    Das Buch enthält 45 Lektionen, welche drucktechnisch in2 Spalten, in eine breitere bzw. eine schmalere, gegliedertsind. Die breitere Spalte enthält jene Kenntnisse, ohne dieman weder den historischen Vorgang noch die späterenLektionen verstehen kann. Deshalb soll ein jeder sich dieseLerninhalte merken.

    In der schmalen Spalte mit farbigem Hintergrund findetman Texte, die zur Erweiterung der Kenntnisse dienen.Diese zusätzlichen Informationen sind interessanteLektüren. Die Angaben, Quellen, Tabellen sowie die Dia-gramme helfen euch den Lehrstoff besser verstehen zu kön-nen. Die Aufgaben und Fragen sind als Kontrolle desErlernten gedacht. Die anschaulichen Karten undAbbildungen bieten ebenfalls eine vielseitige Analyse.

    Am Ende jeder Lektion gibt es eine schematische Dar-stellung über die Zusammenhänge. Die Linien zeigen dieZusammenhänge, in den schematischen Darstellungen wur-den die einzelnen Teile der Lektionen in je einem Wortzusammengefasst.

    Die Bilder und die farbigen Zeichnungen bilden einenwichtigen Bestandteil des Lehrbuches. Durch sie wird dieRealität der Vergangenheit dargestellt, sozusagen hergezau-bert, es wird gezeigt, wie die Menschen in den im Buchwachgerufenen Zeiten lebten, wo sie wohnten, wie sie sichkleideten, womit sie arbeiteten bzw. mit welchen Waffen siekämpften. Unter den Porträts der berühmten Persönlich-keiten sind oft auch einige ihrer charakteristischen Sprüchezu lesen.

    Am Ende des Buches befindet sich ein Kleines Lexikonund eine chronologische Tabelle. Die Schlagwörter desLexikons sind im Text mit Sternchen markiert. Sowohl dasKleine Lexikon als auch die chronologische Tabelle könnenbei Zusammenfassungen gut gebraucht werden, letztere hilftaber auch im Vergleich der ungarischen und der Univer-salgeschichte.

    Vor einigen neuen Lektionen wurden Buchempfehlungeneingefügt. Mit Hilfe dieser Bücher könnt ihr euch besser inder Geschichte vertiefen.

    Viel Spaß und viel Erfolg wünscht euch der Autor

    EINLEITENDE GEDANKEN

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  • HISTORISCHE EREIGNISSE FRÜHERER ZEITEN IM ÜBERBLICK

    I. Fragen und Aufgaben zur Wieder-holung der Geschichte der Menschheit

    II. Fragen und Aufgaben zur Wieder-holung der Geschichte des ungari-schen Volkes

    1. Studiert die Karten im historischen Atlas. Stellt fest,welche die ersten großen Zentren der menschlichen Kulturwaren. Warum hießen sie „Flusstal”-Kulturen? Nennt diegrößten Errungenschaften dieser Kulturen.

    2. Im Mittelmeerraum haben in der Antike zuerst dieGriechen, dann die Römer die bedeutendsten Staatengegründet. Welche von den folgenden Jahreszahlen sindmit der Geschichte der Römer bzw. der Griechen zuverknüpfen, und wie? 776 v. Chr. 753 v. Chr. 490 v. Chr.480 v. Chr. 264–149 395 n. Chr.

    476 n. Chr.3. Vergleicht mit Hilfe der Karte des historischen Atlasses

    das antike Athen mit dem antiken Rom. Welche Gebäudeähnlicher bzw. unterschiedlicher Funktion sind auf derKarte der beiden Städte zu finden?

    4. Was wisst ihr über die Völkerwanderung? Welche Staatenwaren Erben des Römischen Reiches? Zeigt sie auf derWandkarte, und charakterisiert sie in ein paar Worten.

    5. Wiederholt, welche Staaten die bedeutendsten im 10.,12.–13. und 14.–15. Jahrhundert waren. Welchegrößeren Kriege gab es zu diesen Zeiten?

    6. Warum war die Entstehung der Städte im Mittelalter sowichtig? Charakterisiert die mittelalterlichen Städte.

    7. Zählt die bedeutendsten Entdecker auf. Nennt einige mit-telalterliche Wissenschaftler und Künstler.

    8. Welche Ereignisse sind mit den folgenden Jahreszahlenzu verbinden?1453 1492 1517 1640

    1. Stellt mit Hilfe des historischen Atlasses den Wanderwegder Ungarn vor der Landnahme dar.

    2. Wann und wie ging die Landnahme vor sich? Verfolgtdie Ereignisse auch auf der Karte.

    3. Die Karten des historischen Atlasses zeigen die terri-torialen Änderungen, das Wirtschaftsleben und dieKultur Ungarns in den einzelnen Epochen, unter ver-schiedenen Herrscherfamilien. a) Den Namen welcher ungarischen Herrscher hast du

    dir gemerkt? Wer von ihnen ist nennenswert für dichund warum?

    b) Zähle bedeutende kulturelle Denkmäler der einzel-nen Epochen auf.

    4. Schaut im Atlas nach, welche territorialen Änderungenin Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert vorgingen. Be-sprecht die Ursachen der Wandlungen.

    5. Welche Folgen hatte die Dreiteilung des Landes?6. Wiederholt, was ihr über den Rákóczi-Freiheitskampf

    gelernt habt.7. Welche Ereignisse sind Ungarn betreffend mit den fol-

    genden Jahreszahlen zu verbinden?895 955 1000 1222 1241–42 1301 1351 1456 1514 1526 1541 1686 1703 1711

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  • Wir führen euch in eine bewegte Welt der letzten Jahrzehntedes 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.

    Die Völker Afrikas und Australiens lebten damals größten-teils noch in urzeitlichen Verhältnissen. Viele Länder Asiensund der größte Teil Amerikas standen unter Kolonial-herrschaft. In Europa war die seit Jahrhunderten bestehendefeudale Ordnung scheinbar unerschütterlich, die Herrscher,deren Befehlen treue Beamte und große Heere gehorchten,saßen auch Mitte des 18. Jahrhunderts noch sicher auf ihremThron. Der wichtigste Wirtschaftszweig war nach wie vor dieLandwirtschaft. Die Menschen führten von Generation zuGeneration ein ähnliches Leben, auch die Produktion entwi-ckelte sich kaum.

    In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts begannaber eine riesige Umwandlung. Das Bürgertum erstarkte, dieAufklärung, die das Denken des mittelalterlichen Menschenumformte, trat ihren Siegeszug an. Die als Kolonial-bewohner behandelten Ansiedler Nordamerikas erkämpftenihre Selbständigkeit. Im Westen Europas entfaltete sich dieindustrielle Revolution, und das größte Ereignis des Jahr-hunderts, die Französische Revolution, reifte auch heran.

    Dieser Prozess verstärkte sich weiter in der ersten Hälfte des19. Jahrhunderts. Der Sieg der bürgerlichen Revolutionen unddie zuerst in Europa sich entfaltende industrielle Revolutionbewirkten die Umgestaltung der Wirtschaft und der Gesell-schaft. Die Lust der Menschheit etwas zu unternehmen und zurwertschaffenden Arbeit erlangte eine bisher nicht gekannteIntensivität. Als Ergebnis der Entwicklung der Wissenschaftund der Technik nutzte der Mensch immer mehr die Kräfte derNatur aus, überwand die Distanzen und mit seinen Erfindun-gen machte er sein Leben abwechslungsreicher und bequemer.

    Die wirtschaftlichen Umwandlungen und die bürgerlichenRevolutionen beeinflussten auch den Alltag der Menschen. DieLebensweise veränderte sich. Es gab eine Umgestaltung derAnsiedlungen, neue Städte – industrielle Städte entstanden, woTausende von Unternehmern bzw. Zehn- und Hunderttausendevon Arbeitern sich niederließen. Die wichtigste Änderung warjedoch die Ablösung der feudalen Gesellschaft von einer neuenbürgerlichen Gesellschaft und einem bürgerlichen Staat.Damit war die Grundlage für ein modernes Leben geschaffen.

    EINFÜHRUNG

    I. DIE ZEIT DER BÜRGERLICHENUMWÄLZUNG

    Diese Epoche wird in zahlreichenBüchern behandelt, von denen wir einigeempfehlen (in Klammern steht der Namedes Verlags): Az ész és a vér kora. Új képes történe-

    lem. Bp., 1994 (Larousse–OfficinaNova)

    Az ipar vértelen forradalma. Új képestörténelem. Bp., 1994 (Larousse–Officina Nova)

    Európa új rendje. Új képes történelem.Bp., 1994 (Larousse–Officina Nova)

    Fekete Sándor: Így élt Napóleon. Bp.,1983 (Móra)

    Haycraft, John: A francia forradalomnyomában. Bp., é.n. (InternationalLanguage School)

    Horváth Árpád: A tüzes gép. Fejezetek agôzgép történetébôl. Bp., 1967 (Tán-csics)

    Randé Jenô: A gépek forradalma. Képestörténelem. Bp., 1968 (Móra)

    Sós Endre–Vámos Magda: Franklin va-gyok Philadelphiából. Bp., 1970(Móra)

    Tarle, Jevgenyij: Napóleon. Bp., 1963(Gondolat)

    Tarle, Jevgenyij: Talleyrand. Bp., 1964(Gondolat)

    Újkor. Történelmi olvasókönyv III.Összeállította: Katona András. Bp.,1996 (Nemzeti Tankönyvkiadó)

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  • Die Erstarkung des Bürgertums in Westeuropa

    Der Welthandel, der sich zur Zeit der Entdeckungen her-ausbildete, bereicherte im 17. und 18. Jahrhundert haupt-sächlich die Staaten Europas am Atlantischen Ozean ent-lang. Die meisten Handelsschiffe liefen aus den Häfen vonHolland, England und Nordfrankreich sowie aus demKüstengebiet des La-Manche-Kanals aus, bzw. hier fuhrensie auch an. Aus diesem Grund ging der Aufstieg desBürgertums in diesen Staaten schneller vor sich.

    In der Gesamtbevölkerung stieg die Anzahl der in derIndustrie und dem Handel Tätigen an, d. h. es kam demBürgertum der Stadt eine immer wichtigere Rolle zu.Nachdem in einigen Städten die Bevölkerungszahl dieHunderttausend annähert, erreicht oder sogar überstiegenhatte, bekamen diese Städte auch politische Macht. DiesesGebiet mit seinem sich immer stärker behauptendenBürgertum wurde ein wirtschaftliches, in gewissem Maßesogar geografisches Zentrum Europas.

    6 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    1. EUROPA IM 17.–18. JAHRHUNDERT. DIE AUFKLÄRUNG

    Die Verstärkung der politischen Rolle des Bürgertums

    Das erstarkende Bürgertum schaltete sich auch in diesenGebieten Europas in die politischen Kämpfe ein. (Darüberhabt ihr voriges Jahr gelernt.) In den Niederlanden führte derFreiheitskampf zur Entstehung eines von unternehmendenBürgern regierten Landes, nämlich Holland.

    In England mündete die bürgerliche Revolution in einekonstitutionelle Monarchie, die die kapitalistische Produk-tion sowie eine weitere Erstarkung des Bürgertums er-möglichte.

    Auf jedem Gebiet, wo sich das Bürgertum immer stärkerdurchsetzen konnte, entfaltete sich im 18. Jahrhundert einegeistige Bewegung, die Aufklärung, die den politischenKampf des Bürgertums förderte und die Denkweise deseuropäischen Menschen allmählich veränderte.

    Wohin, auf welche Kontinente (in welcheStaaten) führten die Hauptwege des Welt-handels, zählt sie auf. Nehmt die Karte imhistorischen Atlas.

    Das atlantische Küstengebiet gewann mitder Erbauung von neuen und großenSchiffen immer mehr an Bedeutung. DerAtlantik trennte von da an nämlichEuropa nicht mehr von der Neuen Welt, erverband sie miteinander. An den Europagegenüberstehenden östlichen Küsten-gebieten Nordamerikas ließ sich einegroße Zahl englischer, französischer undholländischer Bevölkerung nieder. Diewestlichen Grenzen Europas reichtenlangsam über den Atlantik. Zur gleichenZeit fielen östliche bzw. mittlere GebieteEuropas (östlich der Elbe) ab. Mit demWesten verglichen waren sie schon früherzurückgeblieben.

    Die Chronik der Menschheit, ein interes-santes Geschichtsbuch schreibt folgender-weise über die politische Auswirkung derAufklärung: „Die Entwicklung im 18.Jahrhundert wurde entscheidend durch einpolitisches Ereignis der Alten bzw. derNeuen Welt gekennzeichnet, und zwardurch den nordamerikanischen Unabhän-gigkeitskampf, der mit der Entstehung derVereinigten Staaten endete, einerseits, unddurch die Französische Revolution, ande-rerseits. Beide Ereignisse reichten bis zurAufklärung zurück, die eine das ganze 18.Jahrhundert durchgreifende geistigeBewegung war.”

    Die Umgebung des La-Manche Kanals mit denHäfen und industriellen Städten, das neue Zentrum

    Europas.

    Northampton

    Oxford

    London

    Antwerpen

    BrüsselGentBrugge

    Lille

    Arras

    Amiens

    Rouen

    Reims

    Paris

    Amsterdam

    Themse

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    N o r d s e e

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  • Die Aufklärung

    Das Wesen der Aufklärung wurde von einem bedeutendendeutschen Wissenschaftler (dem deutschen Philosophen,Kant) auf folgender Weise zusammengefasst: Habe Mut,dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Diesbedeutet, dass der Mensch nicht alles annehmen soll, was einwohlangesehener Wissenschaftler oder ein Theologe einstaussagte, sondern er soll selbständig denken und dieseAussagen gründlich überprüfen.

    Die großen Persönlichkeiten der Aufklärung übten indiesem Sinne Kritik an alle bisher entstandenen Lehren, undnur die wurden von ihnen als wahr angenommen, welchedurch die Praxis bewiesen wurden oder die, die von derKritik der Vernunft akzeptabel gefunden wurden. So wurdendie Wissenschaften, statt (neben) dem religiösen Denken inden Vordergrund gesetzt. Dies alles veränderte auch das poli-tische Denken.

    Die großen Persönlichkeiten der Aufklärung

    Die aufgeklärten Schriftsteller und Wissenschaftler im 18.Jahrhundert kritisierten die feudale Denkweise der Zeit unddie vermeintlichen und wirklichen gesellschaftlichenUngerechtigkeiten.

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 7

    Locke erklärte, dass aller Menschen unveräußerlicheRechte sind: auf Leben, Freiheit und Eigentum, welche vomStaat gesichert werden müssen.

    Montesquieu setzte sich in erster Linie gegen dieunbeschränkte Macht und den Despotismus des Staates bzw.der Herrscher ein, welche die Freiheit des Menschen gefähr-den. Er sagt, dass die Staatsaufgaben – die Gesetzgebung(Legislative), die Regierung des Landes (Exekutive) unddie Gerichtsbarkeit (Judikative) – deutlich voneinandergetrennt werden müssen. Unabhängige Organe müssen in der

    Beobachtet die Auswirkung der Ge-danken von Montesquieu, wenn wir in dennächsten Lektionen über den amerikani-schen Unabhängigkeitskampf, sowie diesog. aufgeklärten Herrschern (es gab viele)lernen werden.

    Voltaire mit dem preußischen Herrscher, Friedrichdem Großen in Potsdam

    Montesquieu (1689–1755) John Locke (1632–1704) Er konntebereits in einem konstitutionellen Staatseine Gedanken zum Ausdruck bringen

    Rousseau (1712–1778) verkündete dieRückkehr zur Natur und betonte die

    Wichtigkeit der Erziehung

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  • Weise gegründet werden, dass jedes Organ die Macht desanderen einschränkt.

    Die bekanntesten aufgeklärten Schriftsteller und Denker,nämlich Voltaire – der auch an den Hof mehrerer Herrschergelangte und auf sie eine Wirkung ausübte – und Rousseauverkündeten, dass die Macht der Könige vom Volkkomme. Das Volk verhalf sie an die Macht, damit sie dasLand im Interesse aller Gemeinschaft und des Gemeinwohls,regieren. Aus dem Gedankengang der aufgeklärten Denker

    8 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    2. AMERIKA IM 18. JAHRHUNDERT. DIE ENTSTEHUNG DER VEREINIGTEN STAATEN

    Die Kolonisierung Nordamerikas

    Die Gebiete Süd- und Mittelamerikas wurden vor allem vonSpaniern und Portugiesen erobert. Sie vernichteten hier diehochentwickelten Indianerkulturen (der Inkas und Azteken)und zwangen die Eingeborenen unter ihre Macht. InNordamerika siedelten sich bereits im 17. JahrhundertEngländer an. Im Süden reiche Plantagenbesitzer, die ihreriesengroßen Grundbesitze mit eingeschleppten Negersklavenbestellen ließen, im Norden Farmer (freie Bauern oderPächter), die ihre Felder selber bestellten. Mit der Zeit wurdenauch Manufakturen gegründet, (Handwerker, Kaufleute).

    ist folgende Konklusion zu ziehen: soll ein Herrscher – oderdie Regierung – das Land nicht richtig regieren, hat dasVolk das Recht ihn – sie – abzusetzen.

    Die große Enzyklopädie

    Die Aufklärung machte auch für die Wissenschaften den Wegfrei. So nahmen sich die Wissenschaftler der Aufklärung vor,in einem riesigen Werk, der Enzyklopädie, die Kenntnisse derZeit, die bereits erlangten wissenschaftlichen Ergebnissezusammenzufassen. Diese Arbeit, die als die bislang größteUnternehmung in die Geschichte des Buchdruckes einging,spielte zunächst in Frankreich, später in der ganzen Welt einegewaltige Rolle in der Verbreitung der Aufklärungsgedanken.

    Die Ausgabe der Enzyklopädie erwiessich auch als erfolgreiches finanziellesUnternehmen. Bis 1782 wurden 25000Exemplare verkauft, und das brachtemehr Profit als der Handel zwischenFrankreich und West- bzw. Ostindien zurgleichen Zeit. Zu den Abonnenten zählteauch der französische König, Ludwig XV.

    1. Welchen Zusammenhang gibt es zwi-schen der Erweiterung des Welthandelsund der Erstarkung des Bürgertums?

    2. Mit welchen Mitteln förderte dieAufklärung die Erstarkung des Bür-gertums?

    3. Welche Enzyklopädien gibt es heute inUngarn?

    Studiere im historischen Atlas die Kartenüber die großen Entdeckungen und die Ko-lonisierung.

    Wer waren die ersten Entdecker Ameri-kas? Wie wurden die eroberten Gebiete vonden ersten Kolonisten genutzt?

    Die Bände der Enzyklopädie. Das große wis-senschaftliche Archiv erschien zwischen 1751 und1772 in 28 Bänden. Die Artikel wurden von 178

    Personen verfasst

    Denis Diderot (1713–1784), einer, der zur Zu-sammenstellung der Enzyklopädie anregte, und

    auch zahlreiche Artikel verfasste

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  • Da immer neue Einwanderer sich in den Kolonien nieder-ließen, wuchs die Anzahl der Bevölkerung. Die weißenAnsiedler verdrängten die eingeborenen Indianer von ihrenalten Jagdterritorien und gründeten 13 Kolonien, die teils vonden Engländern, teils von der einheimischen Bevölkerungverwaltet wurden. Die Bevölkerung der neuen Kolonienbestand größtenteils nicht aus Eingeborenen, sondern auseuropäischen (weißen) Ansiedlern, die europäische Kultur,Technik sowie Waffen besaßen.

    Die Gegensätze Englands und der Kolonien

    Die Ostküste Nordamerikas wurde also zur englischenKolonie, und das Mutterland versuchte sie nach dem dama-ligen Brauch auszubeuten. Verschiedene Steuer wurden aus-geworfen. Das englische Parlament verbot die Gründungvon Eisenfabriken oder Textilmanufakturen. Es wurde ange-ordnet, dass Eisenwaren und Textilien aus England in dieKolonien transportiert werden. In den Häfen erhoben dieenglischen Beamten auf sämtliche Waren einen hohen Zoll.

    Die gewaltsame Kolonialpolitik hatte schwere Gegensätzezur Folge. 1773, bei einer erneuten Zollerhöhung streutenzutiefst verzweifelte amerikanische Bürger, als Indianerverkleidet, im Hafen von Boston die Ladung der dort ankern-den englischen Schiffe ins Meer. (Es ging als „Bostons Tee-party” in die Geschichte ein). Das Geschehen endete mit einerVergeltung von Seiten Englands, die dann zum Krieg führte.Im Jahre 1776, als der Krieg gegen die Briten anfing, nahmendie Vertreter der 13 Kolonien die Unabhängigkeitserklärung

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 9

    Die Bevölkerung Nordamerikas: DieEngländer, die sich hier niederließen,stoßen nicht auf hochentwickelte, gutorganisierte Indianerstaaten wie dieSpanier in Südamerika. Die relativ weni-gen, in Stamm- und Gentilorganisationlebenden, schlecht bewaffneten Indianerwurden nicht nur in die westlichenGebiete zurückgedrängt, sie gerieten auchzahlenmäßig bald in Minderheit.

    Die 13 amerikanisch–englischen Kolonien, mit dem Gründungsjahr

    „Bostons Teeparty”

    Große Seen

    Maine

    Massachusetts 1620Boston

    NewYork

    1617Roude-Island 1636

    Connecticut 1635

    New YorkPennsylvania1682New-Jersey 1664

    WashingtonDelaware 1638

    Maryland 1634Virginia1607

    Nordkarolina1650

    Südkarolina1670

    Georgia1733

    Nord-amerika

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    New Hampshire 1623

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  • an. Sie äußerten sich darüber, dass sie sich von Englandloslösen und einen unabhängigen Staat gründen.

    Der Unabhängigkeitskrieg

    Der Krieg der Kolonien gegen das Mutterland dauerte 9Jahre. Anfänglich siegten die Briten in mehreren Schlachten.Später bildeten die Aufständischen ein eigenes Heer aus undergriffen (mit Hilfe von französischen Freiwilligen) dieInitiative. Unter der Leitung von George Washingtonsiegten sie in mehreren Schlachten. Eine Hilfe für dieAmerikaner war, dass die europäische politische Lage sichinzwischen zu ihrem Vorteil veränderte.

    Frankreich rückte nämlich gegen England ins Feld (1780),und verhinderte zusammen mit den holländischen undspanischen Flotten die Versorgung der in Nordamerikakämpfenden Truppen. England war gezwungen, 1783 dieUnabhängigkeit der Vereinigten Staaten zu akzeptieren.

    Die Vereinigten Staaten: eine bürgerliche Republik

    Die Vereinigten Staaten wurden zu einer bürgerlichenRepublik. Das Grundgesetz, die Verfassung der Vereinig-ten Staaten von Amerika sicherte bislang beispiellos fürdie Staatsbürger umfassende Menschen- und bürgerlicheFreiheitsrechte. Die Verfassung hat als erste unter den ähn-lichen Grundurkunden konsequent das Prinzip derMachtverteilung verwirklicht.

    Der unabhängig gewordene Staat wuchs schnell. IhreAnsiedler, die nach Westen strebten, eroberten weitere Gebietevon den Indianern. Die Wirtschaft des Staates verstärkte sichschnell.

    10 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    Ein seltsamer Krieg: Der gegen dieKolonien geführte Krieg erwies sich fürEngland unlösbar. Sowohl die Soldaten alsauch die Kriegsmaterialien und die Nah-rungsmittel wurden durch einen 4800 kmlangen Seeweg zuerst in die Kolonialhafen,dann von hier aus auf dem Festland weitertransportiert. Die Ansiedler fielen aus demHinterhalt über die Engländer her, sie ver-streuten sich und schossen von einer weitenEntfernung. Ins Handgemenge kamen sienur selten. Durch die Einnahme einigerSiedlungen und Festungen wurden dieStellungen der Streitkräfte der mobilenAnsiedler nicht bedeutend geschwächt.Wenn die englischen Truppen weiter-marschierten, ergriffen wieder die Ein-heimischen von der Siedlung Besitz. Nachden Berechnungen der Historiker hätteEngland für die Aufrechterhaltung derOrdnung in den amerikanischen Kolonienständig 200–250 000 Soldaten auf diesenGebieten stationieren zu lassen. Dasbedeutete aber auch für diesen reichenStaat eine finanzielle Überforderung.

    Amerikanische Freiwillige im Kampf gegen die englische Armee

    Im Sinne des Prinzips der Machtver-teilung wurde von der Verfassung be-stimmt, dass die Gesetzgebung (Legisla-tive) bzw. Exekutive (vollziehende Gewalt)verschiedenen Organen zugeteilt, und dieGerichtsbarkeit (Judikative) abgesondertwerde. Die gesetzgebende Gewalt wurdevom Kongress ausgeübt. An der Spitze derExekutive stand der große Macht habendePräsident, der vom Volk für 4 Jahregewählt wurde. Der Judikative wichtigstesOrgan war der Oberste Bundesgerichtshof.

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  • AUSSCHNITTE AUS DER UNABHÄNGIGKEITSERKLÄRUNG �Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika nahmam 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung an.

    „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alleMenschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihremSchöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wor-den, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nachGlückseligkeit. […]

    Zur Gewährleistung dieser Rechte gibt es Regierungen.Sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderb-lich wird, ist es das Recht des Volkes, sie zu verändern oderabzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen. […]Wenn aber eine lange Reihe von Misshandlungen undgewaltsamen Eingriffen auf einen und eben den Gegenstandunablässig gerichtet, einen Anschlag an den Tag legt, sieunter unumschränkte Herrschaft zu bringen, so ist es ihrRecht, ja ihre Pflicht, solche Regierung abzuwerfen. […]

    Die Geschichte der jetzigen Herrschaft von Großbritannienist eine Geschichte von wiederholten Ungerechtigkeiten,welche alle die Errichtung einer absoluten Tyrannei über dieseStaaten zum geraden Endzweck haben. […] So […] wir […]erklären […], dass diese vereinigten Kolonien freie und unab-hängige Staaten sind, und von Rechtswegen sein sollen; […]dass alle politische Verbindung zwischen ihnen und

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 11

    QUELLENANALYSE

    1. Mit Hilfe des historischen Atlasses wiederhole dieEreignisse.

    2. Welche Unterschiede gab es zwischen der KolonisierungNord- bzw. Südamerikas?

    3. Warum kam es zu Gegensätzen zwischen dem Mutterlandund den Kolonien?

    4. Welche waren die Gründe für den Sieg der Amerikaner?5. Charakterisiere das Staatssystem der Vereinigten Staaten.6. Ergänzt die Darstellung mit dem fehlenden Text und den

    Ursache und Wirkung zeigenden Linien (Pfeilen).

    Amerika im 18. JahrhundertDie Entstehung der Vereinigten Staaten

    englische Kolonien zahlreiche in Nordamerika weiße Ansiedler

    unterdrückende wirtschaftliche Entwicklung,Kolonialpolitik Selbständigkeit

    Verschärfung der Gegensätze

    Unabhängigkeitserklärung Entstehung und Krieg der Vereinigten Staaten

    die bis heute gültige Verfassung

    Analysiere die angeführten Ausschnitte.Welche behandeln die menschlichen Rechteals die Grundprinzipien des menschlichenZusammenlebens in einer freien Gesellschaft?

    Welche Gedanken wurden im Sinne derAufklärung verfasst?

    Warum wollten die 13 amerikanischenKolonien sich von England loslösen, welcheUrsachen werden erwähnt?

    George Washingtons Statue im Budapester Stadtwäldchen

    005-041 I. fejezet nemet.qxd 7/20/11 9:46 Page 11

  • Großbritannien […] aufgehoben sein soll; und die Kolonienals freie und unabhängige Staaten sich selbst regieren.”

    DAS GESCHAH NOCH IN AMERIKA – DIE BEFREIUNG DERLATEINAMERIKANISCHEN KOLONIEN (LEKTÜRE) � Die Ent-stehung der Vereinigten Staaten und der Unabhängig-keitskrieg übten eine große Wirkung auf die spanischen undportugiesischen Kolonien Süd- und Mittelamerikas (d. h.Lateinamerikas) aus. Die Bewohner dieser Kolonien hattenauch eine ähnliche Vision von Unabhängigkeit.

    Als einige Jahrzehnte später infolge der NapoleonischenKriege Spanien und Portugal geschwächt wurden, brach inLateinamerika ein Aufstand aus (1811). Nach einem fastzwanzig Jahre dauernden, mit wechselndem Erfolggeführten Kampf konnte unter der Leitung Simon Bolivarsdie Unabhängigkeit errungen werden.

    An der Stelle des zerfallenen Kolonialreiches sind unab-hängige Republiken entstanden, wo die Großbesitzer unddas handeltreibende Bürgertum die Macht übernahmen. DerDoppelkontinent konnte sich am frühesten von derKolonisation befreien.

    Verfolge auf der Landkarte die Entstehung der lateinamerika-nischen (südamerikanischen) Staaten.

    12 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    Die Befreiung der südamerikanischen Kolonien. DieGrenzen der befreiten Kolonien verschoben sich.Das anfängliche Großkolumbien zerfiel z. B. in drei

    Staaten

    Thomas Jefferson und seine Begleiter übergeben 1776 die Unabhängigkeitserklärung im Kongress der Kolonien

    Venezuela1811

    Kolumbien1861

    Großkolumbien1819-1830

    Ecuador1822

    Brasilien1822Peru

    1821

    Bolivien1825

    Paraguay1828

    Argentinien1816

    Uruguay1828

    Chile1818

    P a z i f i k

    A t l a n t i k

    A t l a n t i k

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  • FRANKREICH VOR DER REVOLUTION � Im ausgehenden 18.Jahrhundert war Frankreich die stärkste europäische Kon-tinentalmacht. Die Zahl seiner Bewohner stieg auf 25Millionen (England hatte damals 10, Preußen 6 MillionenEinwohner). Im Welthandel stand Frankreich nach England ander zweiten Stelle. Im Land waren bereits mehrere hundertManufakturen tätig, auch das Zunfthandwerk war noch bedeu-tend. Den Verkehr förderten gut befahrbare Wege und viele,auch dem Transport dienende Kanäle.

    Trotzdem stockte die Entwicklung des riesigen und reichenLandes. Wegen der überholten feudalen Bestimmungenkonnten sich weder Industrie noch Handel richtig entwickeln.Auf den Bauern lasteten hohe staatliche Steuer und vieleadelige Privilegien. All das und der königliche Despotismushatten eine wachsende Unzufriedenheit zur Folge.

    Im Land herrschten schon lange Zeit die Bourbonen. DieseKönige regierten mit absolutistischen Mitteln und führten fastununterbrochen Kriege. Diese Kriege waren kostspielig undführten nur selten zum Sieg. Der königliche Palast, dasSchloss Versailles wurde mit riesigem Kostenaufwand zueiner prunkvollen Gebäudegruppe ausgebaut. Das berüchtigtepolitische Gefängnis, die Bastille befand sich in der Mitte vonParis. Auf königlichen Befehl konnte ein jeder auch ohneUrteil auf unbeschränkte Dauer eingesperrt werden.

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 13

    Warum war durch die feudale Ordnungdie weitere wirtschaftliche Entwicklung inFrankreich im 18. Jahrhundert verhindert?

    Wann bestiegen die Bourbonen denfranzösischen Thron? Wer war der be-rühmteste Bourbone? Schau nach.

    Die königliche Familie war unbegrenztverschwenderisch. Als die Revolutionausbrach, hatte der König Ludwig/Louis,XVI. 1857 Pferde ausschließlich zum per-sönlichen Gebrauch. Seine Gattin, MarieAntoinette zog ein Kleid nur einmal an.Mehrere hundert Schneider standenständig in ihrem Dienst.

    Die Kosten der im 18. Jahrhundert fastununterbrochen geführten Kriege, warennoch höher, und diese Kriege standenmeistens auch nicht im Interesse desLandes, sondern folgten bloß dem Ziel,die Macht und die Ansicht der herrschen-den Familie zu erhöhen.

    Die Teilnahme am amerikanischenUnabhängigkeitskrieg führte zum Krach.Die Ausrüstung der französischen Flotte,sowie die Versorgung der Soldatenwährend des Krieges kosteten sehr viel.Wie groß diese Summe war, zeigt, dassauf Kriegskosten viermal so viel Geldausgegeben wurde, als die Einnahme derKammer in einem Jahr war.

    Mit der Verschwendung, dem Despotismus und den Privilegienwaren die Franzosen, d. h. die Bauern, die Manufakturarbeiterund die Zünftler, die von ihrer Hände Arbeit lebten, sowie dasBürgertum immer unzufriedener. Sie bildeten gemeinsam dendritten Stand.

    Dieser Stand wurde vom Bürgertum vertreten. DasBürgertum verfügte sowohl über Bildung als auch über Geld.Die vielerorts gültigen Zunftregelungen verhinderten nämlichdie Entwicklung der Manufakturindustrie und die vielen Zöllelegten den Innenhandel lahm. Die Zollgrenzen der verschiede-nen Lehnsbesitze und Bistümer binnen des Landes wurdendurch 50000 Soldaten und Zollbeamten überwacht.

    Französisches Landschaftsbild aus dem Jahre1750. Kanal mit gepflasterter Kaimauer, zuverlässiggebautes Transportschiff, schwerer Reisewagen undPoststation. Sie deuten ein wirtschaftlich entwi-

    ckeltes Land an

    LEKTÜRE

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  • 14 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    3. DER BEGINN DER FRANZÖSISCHEN REVOLUTION

    Der Schwur im Ballhaus (Gemälde von David). „Ihr schwört, einander nicht zu verlassen, sondern überall, wo die Umstände esermöglichen, euch solange zusammen zu tun, bis ihr dem Königreich nicht eine Verfassung gegeben, und deren feste Grundlagen

    nicht zustande gebracht habt.”

    Die französischen Nationalfarben: Dieblau-weiß-roten Nationalfarben von Frank-reich wurden zuerst bei der Nationalgarde(zunächst für die Kokarde, später auch fürdie Flagge) verwendet. Weiß war früher dieFarbe der Bourbonen, blau und rot warendie von Paris. Blau symbolisierte – wieman sagte – die Gerechtigkeit, weiß dieReinheit und rot den Mut.

    Der Schwur im Ballhaus

    Frankreich war während der Regierungszeit Ludwigs vonXVI. immer wieder von schlechten Ernten und Hungersnötenheimgesucht. Die königliche Schatzkammer war vollkommenleer, neue Steuer wollte jedoch selbst ein Teil derPrivilegierten nicht auswerfen. Ludwig XVI. war dahergezwungen, zur Bewilligung der Steuer die Ständever-sammlung, eine alte Institution des Königreichs, welcheschon seit 150 Jahren nicht mehr tagte, einzuberufen.

    Der Ständetag wurde im Frühling 1789 in Versailleseröffnet. Die Abgeordneten des Ersten Standes (dieGeistlichkeit), des Zweiten Standes (der Adel) und desDritten Standes (die anderen Bevölkerungsschichten)nahmen daran teil. Letztere gerieten aber mit dem Herrscherbald in Konflikt. Es stellte sich nämlich heraus, dass dasVolk – im Gegensatz zum König – nicht die Bewilligungvon neuen Steuern, sondern die Beseitigung der Missständeerwartete. Es forderte Rechte und Konstitution für sich.Um die weiteren Verhandlungen des Dritten Standes zu ver-hindern und zu stören, ließ der König den Beratungssaalschließen.

    Sein Ziel konnte er jedoch nicht erreichen. Die Abge-ordneten des Dritten Standes zogen nämlich in das benachbarteBallhaus und schworen, solange nicht auseinander zu gehen,bis sie für Frankreich eine Konstitution (Verfassung) gegebenhaben, welche die Rechte und Pflichten des Herrschers unddes Volkes bestimmt und sichert.

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  • Die Bevölkerung von Paris mischt sich ein

    Ludwig XVI. ließ darauf Soldaten nach Versailles holen, umden Widerstand mit Waffen zu besiegen.

    Die Bevölkerung von Paris hat aber seine Pläne vereitelt.Es bestürmte und eroberte am 14. Juli 1789 die Bastille,das berühmte Gefängnis, das Symbol der Tyrannei. Diegemeinen Soldaten verweigerten den Offizieren denGehorsam, sie schossen nicht auf das Volk. So geriet ganzParis in die Hände der revolutionären Massen. Diebewaffneten Bürger bildeten eine Nationalgarde.

    Die Aufhebung des Feudalismus. Die revolutionärenGesetze

    Der Sturm auf die Bastille war ein Zeichen für ganzFrankreich. Stadt und Land wurde in Bewegung gesetzt. Dieadeligen Schlösser gerieten der Reihe nach in Flammen.

    Hierauf löschte die Nationalversammlung die grundherr-lichen Rechte, verpflichtete die Adelige zur Steuerzahlung,konfiszierte die Besitztümer der Geistlichkeit, schuf dieadeligen Titel und die Vorrechte der Geburt sowie dasZunftwesen und die inneren Zölle ab. Diese Verfügungenhoben den Feudalismus in Frankreich im Grunde auf.

    In diesen Wochen bewilligte die Nationalversammlungauch die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte,welche die Freiheit, die Gleichheit und die Brüderlichkeitals die Grundprinzipien der neuen Gesellschaft verkündete.

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 15

    Die „große Angst”: Vielerorts zwangendie bewaffneten Bauern die Grundherren,die Dokumente ihrer feudalen Rechte zuvernichten. Wer Widerstand leistete, kamnicht selten an den Galgen.

    Aus der Erklärung der Menschen- undBürgerrechte:

    „§1 Jeder Mensch wird frei und gleich-berechtigt geboren und bleibt es auch:gesellschaftliche Unterschiede können nurin der gesellschaftlichen Nützlichkeit beste-hen.

    §2 Das Ziel jeder politischen Vereini-gung ist die Bewahrung der natürlichen undunvergänglichen Rechte der Menschen.Diese Rechte sind: die Freiheit, der Besitz,die Sicherheit und der Widerstand gegen dieUnterdrückung. […]

    §6 Das Gesetz ist der Ausdruck desgemeinsamen Willens: jeder Bürger hat dasRecht, persönlich oder durch einen Ver-treter an dessen Schaffung mitzuwirken.Das Gesetz ist ohne Unterschiede Gesetzfür jeden, ob es beschützt oder bestraft.

    §17 (Schlussparagraph) Seines Besitzes– weil das Besitzrecht heilig und unverletz-lich sei – kann niemand beraubt werden.

    Die Erstürmung der Bastille. DieBastille war mit ihren 35 Meter hohenTürmen, 2 Meter dicken Mauern nichtnur ein politisches Gefängnis, son-dern auch eine drohende Festung inder Mitte von Paris. Sie war Symbolfür den königlichen Despotismus,zwar wurde sie zu dieser Zeit nur von33 Gardisten und 70 Kriegsinvalidenverteidigt, und die Zahl der Ge-fangenen war nicht einmal 10. Der Tagder Erstürmung der Bastille (der 14.Juli 1789) ist der Festtag der

    Revolution.

    Als ein Minister Ludwig XVI. meldete,dass die Bevölkerung von Paris sich erhob,die Bastille erstürmte und die Machtergriff, rief der König bestürzt aus:

    – „Aber meine Herrschaften, das istAufruhr!”

    – „Nein, Majestät, das ist kein Aufruhr,das ist schon Revolution”, verbesserte ihnder Minister.

    Welche Feststellungen sind auch in unserer Gesellschaft gültig?Welche sind die Hauptrechte der Menschen?

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  • Die konstitutionelle Monarchie

    Aufgrund der neuen Gesetze wurde Frankreich zur kons-titutionellen Monarchie. Die Macht übten dieNationalversammlung und der König gemeinsam aus.Gewählte Abgeordnete schufen die Gesetze; diese aber tra-ten erst in Kraft, wenn der König sie unterschrieben hat.(Über die konstitutionelle Rolle des Königs kannst du ausder Lektüre von Seite 26 auch mehr erfahren.)

    16 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    Der Zug der Frauen: Am 5. Oktoberzogen etwa 20 000 notleidende, vonHunger geplagte Frauen in Protestzug –begleitet von der Nationalgarde – nachVersailles. Sie forderten Brot und ent-waffneten die Soldaten, die sichweigerten, auf Frauen zu schießen. Der„Zug der Frauen” drang in das Schloss einund zwang die gehasste Leibgarde zumRückzug. Ludwig konnte die Gemüterendlich nur mit dem Versprechen besänf-tigen, dass er nach Paris zieht.

    Warum war es wichtig für die Revo-lution, dass Ludwig XVI. nach Paris über-siedeln musste?

    Der Zug der Frauen nach Versaille am 5. Oktober1789. Sie wollten Brot aus Versaille holen, brachtenaber den König mit. Ludwig XVI. war von da an in

    greifbarer Nähe

    Ludwig XVI. wird nach Paris zurückgeführt. In Paris warnten Anschläge das Volk: „Wer den König hochleben lässt, wird geprügelt, wer ihn beleidigt, wird gehängt!”

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  • Ludwig XVI. wollte die Einschränkung seiner Machtnicht zulassen und ließ ausländische Söldner nach Versaillesholen. Er wollte mit ihrer Hilfe die Revolution niederwerfen.Diesmal vereitelten die Pariser Frauen seinen Plan. Siekonnten erzwingen, dass der König aus Versailles in dieHauptstadt übersiedelte.

    Nachdem der König gezwungen war, in das revolutionäreParis zu ziehen, flüchteten (emigrierten) viele seinerAnhänger ins Ausland, wo sie sich organisierten und nurdarauf warteten, dass auch Ludwig sich ihnen anschließt.

    Der König versuchte zu flüchten, wurde aber gefangengenommen und nach Paris zurückgeführt. Nach der Fluchtentschwand auch der letzte Rest der königlichen Macht.Der König musste die Verfassung unterschreiben, die imHerbst 1791 von der Nationalversammlung erarbeitet wurde.Damit war der Traum des früher entrechteten Dritten Standes,die Verfassungsmäßigkeit und Gerechtigkeit verwirklicht.Der Weg stand frei vor dem Aufstieg des Bürgertums.

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 17

    1. Mit Hilfe der Skizze fasse die Ereig-nisse zusammen.

    2. Warum brach die Revolution 1789 aus?

    3. Warum wird der 14. Juli 1789 undnicht ein anderes Ereignis, z. B. derSchwur im Ballhaus als Anfang derRevolution betrachtet?

    4. Wie kam es zur Aufhebung des Feuda-lismus durch die neuen Gesetze?

    5. Was ist der Unterschied zwischenWillkürherrschaft und der konstitu-tionellen Monarchie?

    Der Beginn der Französischen Revolutionfinanzieller Zusammenbruch, die Entwicklung hemmende

    Gegensätze unter den feudale Gesellschaftsordnung,Privilegierten landesweite Unzufriedenheit

    Ständeversammlung ↓

    Schwur im Ballhaus

    ↓14. Juli 1789Revolution

    ↓Aufhebung

    des Feudalismus↓

    konstitutionelle Monarchie

    4. FRANKREICH: REPUBLIK

    Angriff gegen Frankreich

    Der Misserfolg des Fluchtversuches und die neueVerfassung haben die Ereignisse vorangetrieben. Im Mai1792 drangen österreichische und preußische Truppen inFrankreich ein. In den ersten Schlachten erlitt die revolu-tionäre Armee der Reihe nach Niederlagen.

    Die feudalen Herrscher fühlten sich fast schon als Sieger.Das revolutionäre Frankreich legte aber die Waffen nichtnieder. Die hungrigen, barfüßigen, schlecht bewaffneten,doch von revolutionärem Feuer begeisterten, todesmutigenfranzösischen Truppen konnten bei Valmy, kaum hundertKilometer von Paris entfernt, den Feind aufhalten. Baldwurden die Angreifer aus ganz Frankreich vertrieben.

    Die Flucht des Königs: Der König ver-suchte – als Lakai verkleidet – im Juli 1791die Flucht. Es gelang ihm, Paris zu ver-lassen. Unweit von seinem Ziele erkanntejedoch ein Postmeister den König, als ervom Fenster seiner Kutsche hinausblickte.Er alarmierte die Nationalgarde. Ludwigwurde verhaftet und nach Paris zurückge-bracht, wo ihn eine hasserfüllte Mengeempfang. Er wurde durch die Spalier vonhunderttausend drohend stillen Menschenin seinen Palast geführt. Viele behaupteten,dies sei der „Leichenzug der Monarchie”gewesen.

    Welche waren die bisherigen Haupter-gebnisse der Revolution? Ergänze die folgen-den Wörter in deiner Antwort: Willkürherr-schaft und Feudalismus …, Wegbereitung derEntwicklung ...

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  • Die Ausrufung der Republik

    Als die preußischen und österreichischen Truppen, noch aufeinen Sieg hoffend, sich Paris näherten, erließen ihreHeerführer einen drohenden Aufruf: „Die Stadt Paris […]muss sofort und ohne Zögern dem König huldigen, sonstwird die Stadt eine Beute der Soldaten und der Zerstörung.”

    Der Aufruf hatte aber eine ganz entgegengesetzteWirkung. Er verängstigte das Pariser Volk nicht, sondernbrachte es nur in Wut. Das Volk bestürmte und eroberte denköniglichen Palast. Die Nationalversammlung enthob denHerrscher seiner Macht und rief die Republik aus (21. Sept.1792). Die Macht ging in die Hand des Großbürgertumsüber, denn diese Schicht hatte die meisten Abgeordneten inder Nationalversammlung.

    Einige Wochen später fand man das geheime Archiv desKönigs. Es stellte sich heraus, dass der König die fremdenTruppen in das Land gerufen hatte. Das war offenbar Verrat,der vergeltet werden musste. In einem vieldiskutiertenGerichtsverfahren wurde Ludwig XVI. zum Tode verurteiltund hingerichtet (Januar, 1793).

    18 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    Am Tage der Ausrufung der Republiktrafen sich zwei Kuriere zwischen Parisund Valmy.

    „Sieg”, rief der eine. „Republik”, ant-wortete der andere. Die zwei Ereignisse –die Ausrufung der Republik (21. Sept.)und der Sieg bei Valmy (20. Sept.) – fie-len zeitlich fast zusammen.

    Einige Worte, die im Prozess desKönigs geäußert wurden: „Die Ver-urteilung des Königs ist keine Rechts-,sondern eine politische Frage. DerProzess soll darüber entscheiden, obFrankreich eine Monarchie bleibe,oder sich zu einer Republik entwicke-le. Ludwig XVI. soll nicht verurteilt,sondern besiegt werden. […] Ludwigist kein Angeklagter, sondern einFeind. […] Verstand und politischeWeisheit wünschen, dass er stirbt, jefrüher, desto besser.

    (ein Jakobinerabgeordneter)„Ich bin unschuldig.”

    (der König)„Es ist unmöglich, unschuldig zuherrschen.”

    (der gleiche Jakobinerabgeordnete)„Ludwig soll sterben, damit das Landleben kann.”

    (Robespierre)

    Forschungsarbeit. Schaut nach, wie inUngarn und in anderen Ländern das gesetz-gebende Organ genannt wurde (wird).

    Sieg bei Valmy. Goethe, dergroße deutsche Dichter, dersich im preußischen Lageraufhielt, äußerte sich überdie Schlacht: „Heutebegann an dieser Stelle einneuer Zeitabschnitt in der

    Geschichte.”

    Die Enthauptung von König Ludwig XVI. mit der Guillotine. Die letzten Wortedes Königs wurden von den Soldaten durch Trommelwirbel unterdrückt.Einige Augenzeugen erinnerten an stumme Stille, andere waren der Meinung,der Platz der Hinrichtung wäre laut von solchen Ausrufen, wie „Hoch lebe die

    Republik!”, “Hoch lebe die Nation!”

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  • Der weitere Ablauf der Revolution

    In der gesetzgebenden Nationalversammlung der Republik(Konvent) waren die vermögenden Bürger, die Propagatorendes freien Unternehmens in Mehrheit. Diese waren mit denbisherigen Ergebnissen zufrieden und wollten mit den, für dasunternehmende Bürgertum günstigen Gesetzen die Revo-lution beenden.

    Dieser Schicht gegenüber stand die revolutionäre Parteider Jakobiner, welche unter der Leitung von Robespierre dieMacht ergreifen wollte und sich dabei auf das Kleinbürgertumund auf die ärmeren Vierteln von Paris stützen konnte.

    Die Jakobiner kommen an die Macht

    Im Sommer 1793 geriet das revolutionäre Frankreich inäußerste Gefahr. Die feudalen Herrscher verschworen sichwieder gegen das Land, und ihrem Bund schloss sich auchEngland an.

    Die Gefahr wurde durch die royalistischen Aufstände, die inmehreren Departements ausbrachen, noch vergrößert. In Parismangelte es immer mehr an Lebensmitteln. Die großbürger-liche Regierung konnte die Schwierigkeiten nicht bewältigen.

    Die Bevölkerung der Hauptstadt stand wieder auf. Diegroßbürgerlichen Politiker wurden entfernt. Die Jakobiner– die Partei der Kleinbürger – ergriffen die Macht.

    Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 19

    Studiere die gezeichnete Landkarte! Wergriff das revolutionäre Frankreich an?Gruppiere sie:a) der innere Feind b) der äußere Feind

    Was meinst du, warum schloss sich dasbürgerliche England der Frankreich über-fallenden feudalen Macht an?

    Angriffe von außen und royalistische Aufständegegen das revolutionäre Frankreich im Jahre 1793

    E ng l

    a nd

    Engländer

    Paris

    Österreicher,Neiderländer

    Preußen

    Österreicher

    Österreicher

    Engländer

    Spanier

    royalistischeBauernaufstände

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    ikHungersnot in Paris: Im Kampf der bei-den Parteien (der Jakobiner bzw. dergroßbürgerlichen Kräfte) waren die Kriegs-ereignisse und die ungelösten wirtschaft-lichen Probleme ausschlaggebend.

    In Paris drohte eine Hungersnot.Wegen der Kriege und der revolutionärenEreignisse war nämlich die land-wirtschaftliche Produktion zurückgegan-gen. Brot gab es kaum.

    Die ärmeren Schichten konnten dieLebensmittel immer weniger bezahlen.

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  • Die Diktatur der Jakobiner

    Die Jakobiner, mit Robespierre an der Spitze, führten einedurchaus harte Diktatur ein. Die Menschen- und Bürger-rechte missachtend wurde ein schonungsloser Terror einge-setzt. Die Spionen, die Landesverräter und sämtliche politi-sche Feinde wurden verhaftetet und massenhaft hin-gerichtet*. Durch diese, blutige Jakobinerdiktatur konnte dieinnere Ordnung gesichert und ihre Macht gefestigt werden.

    Die wirtschaftlichen Probleme begannen die Jakobinerauch auf einem diktatorischen Weg zu bewältigen.

    Militärische Siege der Jakobiner

    Ähnlich energisch, wie sie gegen die innere Opposition auf-traten, kämpften die Jakobiner auch gegen den äußerenFeind, der das Land angegriffen hatte.

    Die ganze Bevölkerung wurde zu den Waffen gerufen. LautGesetz waren alle französischen Männer militärpflichtig,solange der Feind nicht aus dem Lande vertrieben war.

    Die geschlagenen Generäle wurden entfernt, an ihre Stellewurden junge, begabte Heerführer ernannt. Damals wurde – imAlter von 24 Jahren – auch Napoleon Bonaparte zum Generalder Revolution. Zur Armee wurden revolutionäre Kommissaregesandt, und auch für die Verpflegung des kämpfenden Heereswurde gesorgt.

    Die Armee der Jakobiner hatte eine neuartige Kriegs-taktik. Mit raschen, konzentrierten Angriffen, mal mit be-weglichen Schützengruppen, mal in geschlossenen Kolonnenund mit stürmischen Bajonettangriffen schlug sie den Feind indie Flucht. Die Artillerie wurde auch geschickt eingesetzt.

    Ein Jahr nach dem Machtangriff der Jakobiner betratendie französischen Truppen schon überall feindlichen Boden.

    DER STURZ DER JAKOBINERDIKTATUR

    Der Sieg über den Feind machte die Notwendigkeit einersolchen unerbittlichen Diktatur fraglich. Robespierre trat zudieser Zeit nicht nur gegen die Konterrevolutionäre, sondernauch gegen seine Gegner unter den Jakobinerführern mitdiktatorischen Mitteln auf. Er ließ Danton, den angesehenenFührer der Revolution und seinen einstigen Kampfgefährten,hinrichten. Danton war insbesondere in mittelbürgerlichenKreisen beliebt. Außer ihm ließ Robespierre noch viele popu-läre Führer der ärmsten Volksschichten auf die Guillotine*bringen. Damit hat er immer mehr seine Popularität, undschließlich auch die Unterstützung der Massen verloren.

    Diesen Umstand machten sich die Gegner der Jakobinerzunutze, sie verbündeten sich gegen ihn. Im Sommer 1794wurden Robespierre und seine treuesten Anhänger verhaftetund hingerichtet. Diesmal standen ihnen aber die Massennicht mehr bei.

    Die Anführer des Großbürgertums konnten die Machtreibungslos wieder ergreifen.

    20 Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung

    Die Maßnahmen der Jakobiner: Siemaximierten den Verkaufspreis von Brotund einigen anderen Lebensmitteln. Siebreiteten die staatliche Kontrolle deswirtschaftlichen Lebens aus. Sie spürtendie versteckten Lebensmittel auf, undbeschlagnahmen sie. Preistreiber undHamsterer wurden oft zum Tode verurteilt.Auf dem Lande wurden die Grundstückeder Emigranten, die das Land verlassenhaben, in kleineren Parzellen ausverkauft.Die Dokumente der feudalen Abgabenwurden zusammengetragen und verbrannt.

    Organisierung der Verteidigung: „JungeMänner kämpfen […] Familienväterschmieden Waffen […] die Frauen zupfenScharpien […] die Greisen begeistern dieSoldaten auf den öffentlichen Plätzen.”

    Saint-Just, einer der revolutionärenKommissare ließ z.B. folgende Weisungerteilen: „Zehntausend Soldaten habenkeine Schuhe. Zieht alle Aristokraten inStrassburg die Schuhe von den Füßen undbringt allesamt morgen früh um 10 Uhrfertig zum Transport ins Hauptquartier.”

    Ein Soldat der Armee der Revolution geht in den Krieg (Gemälde)

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  • Die Zeit der bürgerlichen Umwälzung 21

    1. Wie gestaltete sich das Schicksal derRevolution bis 1795? Welche Staats-formen folgten aufeinander?

    2. Was ist der Unterschied zwischen derMonarchie und der Republik?

    3. Besprecht, warum das Volk die Jako-biner zur Macht verhalf?

    4. Warum rührte sich das Volk beim Sturzder Jakobiner nicht?

    Frankreich: RepublikRepublik

    Hinrichtung des Königs↓

    militärische royalistischer Angriffe von außen Aufstand

    Revolution und Vaterland in Gefahr

    ↓großbürgerliche

    Regierung machtlos↓

    das Volk hilft die Jakobiner an die Macht

    Volksarmee revolutionäre Diktatur

    Revolution und Vaterland

    gerettet↓

    Diktatur schon überflüssig

    ↓erneut

    großbürgerliche Regierung

    Sturz von Robespierre. Zur Zeit der Revo-lution gab es oft ähnliche blutige Szenen inden gesetzgebenden Nationalversamm-

    lungen (Konvent).

    „Die Revolution fror ein”, schriebein Jakobinerführer in sein Tagebuch.Was konnte diese Feststellung be-deuten?

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