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Lautsprecher Lansche 3.1Autor: Andreas Wenderoth Fotografie: Rolf Winter

Es gibt gute Chassis und solche, die

die Aura eines Lautsprechers weit

über ihren eigentlichen Frequenzbe-

reich hinaus prägen: Der Corona ist

der vielleicht beste Hochtöner der

Welt. Und wirkt auch im sogenann-

ten „Einsteigermodell“ der Firma

Lansche Audio: Andreas Wenderoth

hat versucht, das Geheimnis der 3.1

zu ergründen – und ist ihrem Charme

verfallen.

Im Höhenrausch

Unweit seiner Firma gibt es einen Verein von Fledermausfreun-den, deren Mitglieder viel Zeit damit verbringen, durch die Wäl-der zu streifen. Mit ihren Mikrofonen versuchen sie, die Ultra-schallwellen jener freundlichen Tiere einzufangen, die inVerklärung ihres Charakters und völlig zu Unrecht zur Vorlage al-ler Dracula-Figuren wurden. Bei der mikrofonischen Aufspürungjener Tiere gab es jedoch das Problem, dass auch Mikrofone ir-gendwie geeicht werden müssen und es geeignete Hochtöner aufdem Markt eigentlich gar nicht gibt. Oder jedenfalls nicht oft.Denn selbstverständlich hat Rüdiger Lansche helfen können.Dank seines hausgefertigten Corona-Ionenhochtöners, der in Fre-quenzbereiche hineinreicht, von denen andere Hochtöner nichteinmal träumen, können die Fledermäuse jetzt zuverlässig aufge-spürt werden. Aber das ist natürlich nur ein Nebenaspekt.In der Hauptsache soll der Corona nämlich menschliche Ohrenerfreuen. Das macht er sehr überzeugend inzwischen in allenLautsprecher-Produkten des Hauses Lansche. Die 3.1 gilt bei derFirma vom schönen Bodensee als Einstiegsbox in die Welt derentschlackten Klänge. Abgesehen davon, dass etliche Herstellerwahrscheinlich froh wären, einen solchen Lautsprecher als ihrTop-Model anbieten zu können, ist die 3.1 für sich betrachtet einso stimmiger, schöner und in gewisser Weise, ja, überwältigenderLautsprecher, dass man die Vorstellung eines Einstiegs (bei demja immer auch mitschwingt, dass man für etwas mehr Geld nochdeutlich Besseres bekommen kann) eigentlich vergessen darf.Ohne allzu viel vorwegnehmen zu wollen: Die Lansche 3.1 ist einLautsprecher, mit dem man getrost alt werden kann (vermutlichaber sehr jung bleiben wird).Der passionierte Geigenspieler Rüdiger Lansche sagt, dass letzt-lich jede Box ein Kompromiss sei. Die 3.1 jedoch „ein sehr guter“:Eine relativ kleine Box hatte ihm bei der Entwicklung vorge-schwebt, „hausfrauenfreundlich“, wie er sagt, „bei der man den-noch nicht auf viel verzichten muss“ (was, wenn man die Boxhört, natürlich eher tiefgestapelt ist). Nach seiner Philosophie be-fragt, sagt Lansche, er habe keine. Nur derjenige brauche doch ei-ne Philosophie, der seine Fehler begründen müsse. Er aber sei sehr

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weit am Original. Wozu also ein theo-retisches Gerüst bemühen? Reicht esnicht, einfach zuzuhören, sich gefan-gen nehmen zu lassen von Klängen, dieman in dieser Reinheit vielleicht nochnie gehört hat? Zu bemerken, dass manhier vor einem Lautsprecher sitzt, derso gut klingt, dass er sich völlig zurück-nimmt. Also eigentlich gar nicht klingt.Ein Schallwandler, der ein beein-druckendes Chassis hat, das man abersehr schnell vergisst, weil sich hiernicht Technik präsentiert, sondern inseltener Weise unverfälschte Musik. EinGeschenk für die Sinne, fast verschrei-bungspflichtig, denn einen wirkungs-volleren Stimmungsaufheller gibt esvermutlich in keiner Apotheke. Das fängt bereits mit der Optik an.Das sehr wertig verarbeitete und mitMakassar (beim Hör-Paar) furnierteGehäuse, das für eine ausgewachseneStandbox fast dezent wirkt, ist mitzwölf Schichten edlen Polyesterlacksüberzogen, der je nach Lichteinfallchangiert. Der gute äußere Eindruck setzt sichim Inneren fort: Eine Melange ausMDF, schwingarmer Keramik und Ab-sorberschwerschaum, aufwendig ver-strebt und sowohl oben wie unten mitAluplatten versteift. Die doppelseitigenverzinnten Platinen sind ausnahmsloshochwertig bestückt: Mundorf-Zinnfo-lienkondensatoren im Mitteltonbereichund für die hohen Töne Ölpapierkon-densatoren von Rike. Autsch, teuer.

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Lautsprecher Lansche 3.1

Eigentlich könnte man denken, eineDreiwegebox vor sich zu haben, undrein technisch betrachtet ist sie dasauch. Weil er „Zweiwege“ aber stets sodefiniert, dass der Stimmbereich überzwei Wege geht (und sich selbst sehrtiefgreifende Tenöre nicht im Subwoo-fer, der erst unter 80 Hertz einsetzt, wie-derfinden werden), ist es für Lanscheeben eine Zweieinhalb-Wege-Box. Beidieser Sichtweise tritt eher der MusikerRüdiger Lansche hervor, dem es um dieHomogenität der zwei Wege geht.Ohne den Rest der Box herabwürdi-gen zu wollen: Das unumstrittene, ge-wissermaßen natürliche Autorität ver-leihende Herzstück ist zweifellos derIonenhochtöner, über den Lanscheselbst schon gar keine historischen Ab-handlungen mehr lesen möchte – un-ter anderem auch deshalb, damit ernicht in Berührung gebracht wird mituralten (nicht von ihm verantworte-ten) Vorläufern oder Modellen andererFirmen, von denen er sich weit absetzt.Sparen wir uns also den Vergleich mitAnbietern, die keine galvanische Tren-nung haben. Die den Strom über denreinen Aufbau des Lichtbogens hinaus

Die hochwertig bestückte Hochtonweiche:Auf der doppelseitig verzinnten Platine fin-den sich unter anderem Ölpapierkondensa-toren von Rike

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benötigen. Und nur über einen kürze-ren Lichtbogen verfügen (zugegeben,das klingt schnell nach Männerge-spräch, ist aber insofern wichtig, weilmit 8 mm ein anderer Schalldruck ent-wickelt werden kann als, sagen wir, mitnur 6 mm). Widmen wir uns also aus-schließlich dem, was hier, zweimal 51Kilo, vor uns steht und unsere Ohrenund Herzen erfreut. Ein paar Worte zur Funktionsweisedes Corona-Hochtöners seien dennochvorangestellt: Sein Geheimnis besteht jadarin, dass er weder eine induktiveSchwingspule, ein inhomogenes Ma-gnetfeld oder eine resonanzbehafteteMembran hat, kein schwingendes Mas-se-Feder-System oder eine nichtlineareAufhängung. In einer Brennkammerwird ein 400 Grad heißer Lichtbogenerzeugt, der, vereinfacht gesagt, ein ionisiertes Gasfeld erzeugt und über einaufmoduliertes Musiksignal die Luftzum Schwingen anregt und so Töne er-zeugt. Die relative große Länge des übereinen Tesla-Generator erzeugten Licht-bogens (im Zusammenspiel mit dem

xxxMitspielerPlattenspieler: Artemis SA-1 Tonarm: Schröder No.2 Tonabnehmer: Lyra ScalaVorstufen: Norma SC2, Funk MTX V3b Endstufe: Pass XA-30.5 Vollverstärker:Unison Simply Two Phono-Pre: Tom Evans „The Groove“ Lautsprecher: SehringS902, 902B Kabel: HMS Gran Finale, Gran Finale Jubilee, HMS Suprema (Netzka-bel) Netzleiste: Isotek Orion, Heavens Gate Audio Ultra Supreme, Fast AudioBlack Science Zubehör: Phonosophie Wandsteckdose und Sicherung, TimeTable,Time Justin, Time „T for 3“, Audioplan Antispikes, Fast Audio Absorber, AcousticSystem Resonatoren, Audiophil Schumann Generator, Nadelreiniger Lyra SPTxxxx

vorgesetzten Horn) lassen den Corona bis 2500 Hertz runterrei-chen und nach oben atemberaubende 150 Kilohertz erzielen (zumVergleich: Eine Diamantkalotte spielt bis maximal 80 Kilohertz).Das Ergebnis dieser Technik: Keinerlei systembedingte Resonan-zen. Nur Licht und Luft. Eine Masse, die mehr als 100000-malleichter ist als bei festen Membranen. Und ein praktisch unbe-grenzter Klang, der von dieser Leichtigkeit erzählt. „Schade nur, dass ich keine Fledermaus bin“, sage ich am Tele-fon etwas launig zu Lansche, der den Scherz aber erstens offenbarschon zu oft gehört hat und zweitens den Gedanken dahinter fürso grundfalsch hält, dass er ihn umgehend korrigieren möchte.Und dann steigt der studierte Elektroingenieur mal eben kurzsehr tief in die Mathematik ein, beruft sich auf Fourier, Unter-

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und Überschwingen und das „ideale“(das gesamte Spektrum der Breitban-digkeit abbildende) Rechteck, das ne-ben der Fundamentalschwingungeben immer auch aus harmonischenOberschwingungen besteht, je mehrsogenannte „Vielfache“ übertragenwerden können, desto besser. Oder et-was unzulässig vereinfacht: Mannimmt das erweiterte Hochtonspek-trum auch dann wahr, wenn man esnicht direkt hören kann. Er würde sichja nicht damit beschäftigen, wenn essinnlos wäre, sagt Lansche. Er selbsthört nach eigenen Angaben bis 13 kHzund kann dennoch sehr zuverlässig sa-

gen, ob zum Beispiel eine Endstufe bis 250 kHz reicht oder ebennicht. „Ich baue meine Lautsprecher ja nicht, um Fledermäuse zubeglücken“, sagt Lansche. Interessant hierbei ein Phänomen, das eigentlich erst in den letz-ten Jahren immer stärker in den Fokus der Lautsprecherentwick-lung tritt und längst kein esoterisches HiFi-Geheimnis mehr ist:So ist durch zigfache Hörerfahrungen belegt, dass ein besondershochreichendes Hochton-Chassis stets auch zu einem (subjektivempfundenen) besseren Basstonverhalten führt. Der absolute Fre-quenzgang ist dabei wohl weniger entscheidend als der damit zu-sammenhängende Phasengang und das Impulsverhalten. Schnei-det man nämlich die besonders schnellen hohen Frequenzen ab,wirken auch die tiefen Töne hörphysiologisch langsamer. Ist dasSignal jedoch „komplett“, wirkt interessanterweise eben allesschneller und präziser. Umgekehrt: Je mehr man „oben“ ab-schneidet, desto mehr entstehen „unten“ Probleme. Auch deshalb

Die Chassis unter dem Hochtöner: 22-cm-Downfire-Subwoofer und ein modifizierterPapiertreiber von SEAS mit breitbandigem Auftritt (80 bis 2500 Hz)

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in einer Zauberstunde Harry Potters: Durch das dem Ionenhoch-töner vorgesetzte Horn (mit dem ein Wirkungsgrad von 92 dB er-reicht werden kann) wohnt man einem Schauspiel bei, das nun beijedem Hören sozusagen als Ouvertüre vorgeschaltet ist: Ein film-reifes (leises) Brizzeln, das nach einigen Sekunden verstummt, diePlasma-Flamme züngelt auf und wird wieder kleiner, changiertvon lilabläulich nach weiß, und jetzt steht der Lichtbogen, derCorona ist betriebsbereit. Und damit der gesamte Lautsprecher(der auch spielt, wenn die Hochtöner versehentlich ausgeschaltetsind, nur eben nicht so gut). Nach meinen Höreindrücken machtes übrigens keinerlei Unterschied, ob man die beigepackten Stan-dard-Stromkabel durch sehr viel wertigere ersetzt, was vielleichtdiejenigen beruhigen mag, die neben den reinen Anschaffungs-noch weitere Kosten auf sich zukommen sahen.Ein paar Kleinigkeiten sind für den optimalen Hörgenuss zubeachten, obwohl die 3.1, wie Björn Kraayvanger vom LEN Hifi-

machen Ultra-Hochtöner eben weitüber den Hochton hinaus Sinn. Weildie gesamte Box davon profitiert. Der Einschalter für den Hochtönerbefindet sich auf der Rückseite der Boxzwischen zwei Öffnungen, die natürlichkeine Bassreflexrohre beherbergen,sondern schlichte Lüftungsöffnungenfür den Lichtbogen sind – wie auch dieSchlitze auf der Boxoberseite und die 12mm starke, pulverbeschichtete Aluplat-te, die Hochtöner und Breitbändereinschließt und neben der Vermeidungetwaiger Phasenfehler ebenfalls derKühlung dient! Drückt man den silber-nen Rundknopf, ist es ein bisschen wie

Das Herzstück: Der Corona-Ionenhochtöner im stabilen Spritzguss-Horn. Die gelochtenBleche dienen der Abschirmung – schließlich geht es um Hochfrequenz

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Lautsprecher Lansche 3.1

Vertrieb versichert, „keine Zicke“ sei. Sicomin-Plättchen (Audioplan) unter den Spikes machtendas Ganze sehr viel stimmiger und homogener. DieBoxen müssen korrekt eingewinkelt stehen: VomHörplatz sollte die Innenseite der Box noch geradeeben erkennbar sein. Die Bündelung des Hochtonsdurch die Hornkonstruktion verlangt ein relativdiszipliniertes Sitzen im Sweet Spot (an den Rän-dern oder auch im Stehen fallen die Höhen ein we-nig ab). Dafür wird man dann aber auch ebensoschnell wie umfassend entschädigt. Eine erste Platte, genau genommen gleich zwei:Bohren & Der Club of Gore Dolores (PIAS945.0145.012, 2-LP). Die Jungs aus Mülheim an derRuhr, einst dem strammen Heavy Metal verpflichtet(bis sie eines Tages einfach das Tempo komplett ausder Musik nahmen, Virtuosentum durch Minimalis-mus ersetzten und fortan nur noch „Doom Jazz“machten), glänzen auf diesem nicht mehr ganz fri-schen Doppelalbum gewohnt düster. Im ersten Songder B-Seite, „Karin“, verstärkt ein Fender Rhodes denvorwärts treibenden Elektrobass nach unten. Überdie Lansche geschieht das druckvoll, aber konturiert.Schlagzeuger Thorsten Benning erfrischt wieder ein-mal vor allem durch Auslassung. Hört man seine re-duzierte Hi-Hat-Arbeit über die Lansche 3.1, stehtman praktisch neben dem Schlagzeug (oder direktdavor) und bekommt in einigen Abständen dieBecken um die Ohren gedroschen. Nun ist es keines-wegs so, das sollte man vielleicht betonen, dass dieLansche die Höhen in irgendeiner Weise forciertoder gesondert herausstellt. Man nimmt sie nur ineinem homogenen Ganzen völlig anders wahr als ge-wohnt: Man ist ihnen buchstäblich näher. Ich be-haupte nicht von mir, dass ich den Gesamtmarktüberblicken würde, aber ich kann durchaus sagen,eine passable Anzahl von sehr verschiedenen Hoch-tönern (vom Bändchen bis zum Diamanthochtöner)gehört zu haben. Ganz sicherlich aber noch nie ei-nen, der mir in einem Gesamtsystem einen so unver-stellten, fast strahlend reinen Musikgenuss bereitete. Insbesondere der Hochton überträgt sich so sau-ber, dass man im ersten Moment denken könne, es

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Bleiben wir, weil es so schön ist, beiihren Qualitäten: Das Streicherensem-ble I Musici spielte im Sommer 1969im Amsterdamer Bachzaal Musik des20. Jahrhunderts, genauer gesagt sei-ner ersten Hälfte, ein: Barber, Respighi,Britten, Bartok ist der schlichte Nameder Philips-Scheibe (835 096 AY, LP),die mir in der Speakers Corner-Ausga-be bisher immer ein wenig verhangenschien – so als würde ständig mit ge-

fehle etwas, hatte Firmenchef Lansche (überflüssigerweise) ge-warnt. Aber nur der Schutt fehle, die Beimischungen, die niemandbrauche, Verzerrungen, all das, was vom ungestörten Musikhörenablenke. Bei der 3.1 scheint es mir, als würde man alles abschälenvon der Musik, was nicht ganz unmittelbar zu ihr gehört. Wer sieanschließt, „darf sich sicher sein, dass das schlechteste Glied derKette nun woanders liegt“, sagt Lansche. Oder wie es VertriebschefKraayvanger in seiner eher direkten Art sagt: „Wenn es scheißeklingt, haben Sie einfach vergessen, den Hochtöner anzustellen ...“Die Lansche legt jede Schwäche bloß, zeigt alles auf, jede kleinsteVeränderung, jede Qualität, aber auch jeden Fehler.

Runde Sache: Noch kann man durch die Aluplatten durchschauen, die später an Front und Boden die Chassis aufnehmen undfür zusätzliche Steifigkeit sorgen. Das mittlere Bild gewährt einen Blick auf die Stromversorgung des Ionen-Hochtöners

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Lautsprecher Lansche 3.1

zogener Handbremse musiziert. Mitder 3.1 löst sich die Bremse auf wundersame Weise. Barbers 1938komponiertes „Adagio for Strings op. 11“, das Nichtklassikfans vielleichteher aus den Trauerfeiern zum 11.September oder auch als Filmmusikzu „Platoon“ bekannt ist, stellt ebensohohe Ansprüche an den Lautsprecher(vor allem an Hoch- und Mitteltöner)wie an den Zuhörer, der sich zwischenSelbstkontrolle und Tränenfluss ent-scheiden muss. Das sehr emotionaleThema schraubt sich langsam nachoben und steigert sich in wellenförmi-gen Crescendi, die Geigen liefern da-bei immer neue Klangfarben, die zutransportieren sich viele meiner bis-herigen Lautsprecher einfach weiger-ten. Hier ertönt kein breiiger Klang-teppich (wie ich es von vielenkonventionellen Lautsprechern herkenne), sondern Violinen, die, selbstwenn sie dieselben Töne spielen, im-mer noch voneinander unterscheid-bar bleiben. Und spektaktulär echtklingen. Auch wenn sie, zur Steigerungder Emotionalität, härter gestrichenwerden, fangen sie niemals an zu ner-ven, weil immer noch so viel Luft zwi-schen den Instrumenten (und um sieherum) ist, dass man selbst die span-nungsvollsten Momente immer nochvöllig entspannt genießen kann; ähn-lich tief habe ich noch nie in einStreichorchester hineinhören können. Eine besondere Herausforderung,hatte Lansche gesagt, war es, den Tief-mitteltöner mit ähnlicher Geschwin-digkeit und Energie auszustatten wieden so offensichtlich überragendenHochtöner. Was hat man von schönenHöhen, wenn das, was darunter

kommt, hinterherhinkt? Lansche hat das Problem gelöst, indemer auf jenen 20er-Papier-Treiber zurückgriff, der ursprünglichfür die 8.2, also eine 160 000 Euro-Box entwickelt worden war. Erhat dies nicht geplant, es hatte sich ergeben: Ein modifizierterSEAS, groß genug, um genügend Schalldruck zu erzeugen, aberals Breitbänder spielend, und mit sehr kleiner Schwingspule ver-sehen, um die Masse gering zu halten (die Geschwindigkeit alsoentsprechend hoch). Er deckt den Frequenzbereich von 80 bis2500 Hz ab. „Damit“, sagt Lansche in angenehmer Bescheiden-heit, sei es ihm „recht gut gelungen, einen Bruch zu vermeiden“.Auf wunderbare Weise löst sich der Ton aus den Chassis, dieäußerst homogen agieren. Der Tiefmitteltöner schließt überzeu-gend an den Hochtöner an, beide Chassis spielen wie aus einemGuss. Aber auch Freunde des gepflegten Tieftons kommen (ob-wohl sie ja nur einen Teil der Chassis sehen) voll auf ihre Kosten.Ein trockener, schneller und weit herunterreichender Bass, derder Box deutlich mehr Attacke verleiht als ihrer Vorgängerin,dies aber nicht auf protzig-vulgäre Art tut, sondern mit fastbeiläufiger Eleganz. Der 22-cm-Langhub Bass mit Polyester-membrane, der nach unten abstrahlt (weil man natürlich nichtalles verraten muss, verrät Lansche den Hersteller nicht), unteranderem deshalb, weil er so 3 db an Schalldruck gewinnt, wirktals Subwoofer, der wie auch der Tiefmitteltöner mit einer „fla-chen“ 6-dB-Weichen auskommt (weil bei eher steilflankigen 12oder 18 dB ja wieder Energie und Phasentreue im Filter verlorengehen würde, was kontraproduktiv für einen schnellen Lautspre-cher gewesen wäre). Die nächste Scheibe lädt dazu ein, sie über die Lansche zuhören: Esquivels Infinity in Sound, Vol. 2 (RCA Victor LPM-2296,LP). Jener mexikanische Arrangeur und Bandleader, der heuteals König der Lounge Music gilt und Anfang der 60er Jahre mitseinen leicht irren Soundtüfteleien atemberaubend avantgardi-stisch war. Der getreu dem Motto „anything goes“ die Grenzenvon Studioeffekten austestete, aus Gründen der extremen Stereo-Separierung auch gern mal sein Orchester in zwei zumTeil weit auseinanderliegende Räume aufteilte und grundsätzlichgroßen Spaß daran hatte, Instrumente aufeinander zu hetzen,die man so noch nie zusammen gehört hatte. In „Jalousie“, demersten Stück auf diesem großartigen Album wechselt er wie ge-wohnt von Rumba und Cha-Cha-Cha-Rhythmen in Swing Jazz.Eine Hammond-Orgel untermalt aberwitzige Klavierläufe, dieso klingen, als würde jemand unter Drogeneinfluss unentwegtstolpern. Bläsersätze prügeln auf den Hörer ein und Frauen -

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chöre singen „Su-su-su“, dazu zischenmunter Triangeln und Becken undimmer, wenn man denkt, nun ist allesausgeschöpft, taucht völlig unmoti-viert (aber wahnsinnig witzig) eineHawaii-Gitarre auf. Diese sehr höhen-reiche, zum Teil bewusst aggressiv ab-gemischte Aufnahme zeigt den mei-sten Lautsprechern ihre Grenzen auf.Sie verdichten, verzerren und lassenwenig Luft in diesem dicht gedrängtenmusikalischen Feuerwerk der Einfälle.Nicht so die Lansche: Die 3.1 spielt Esquivel so, als wäre diese Musik nurfür sie geschrieben. Als könne mansich mit der Lansche einfach fallen las-sen in einen wunderbar gepolstertenSessel, der über Stunden ermüdungs-freies und dennoch überaus span-nungsgeladenes Hören ermöglicht.Mit unendlicher Leichtigkeit um-schifft die 3.1 alle möglichen Fall-stricke, völlig unangestrengt gibt sieselbst dynamisch äußerst kritischePassagen wieder. Nie zuvor habe ichBecken und Hi-Hat-Spiel so unkünst-lich, so tonal richtig gehört. Das Kla-

xxxxLautsprecher Lansche 3.1Funktionsprinzip: 2,5-Wege BassreflexWirkungsgrad: 92 dB Nennimpedanz: 4 Ohm Frequenzgang: 30 Hz – 150 kHz Besonderheiten: Ultra-Hochtöner Corona,nach unten abstrahlender Tieftöner Aus-führungen: verschiedene Furniere und hoch-wertige Lacke Maße (B/H/T): 24/98/39 cmGewicht: 51 kg (Stück) Garantie: 2 Jahre(auch auf die Röhre im Corona) Preis: ab18500 Euro

Kontakt: LEN Hifi, Björn Kraayvanger, Her-kenweg 6, 47226 Duisburg, Telefon 02065/544 139, [email protected]

vier perlend, offen, luftig und mit einem so gewaltigen Spektruman Obertönen, dass es mir schier den Atem nimmt. Die Lanschebietet alles, was man von einer Box nur erwarten kann: Sie spieltoffen, schnell und reicht tief herunter. Hat ein hervorragendes Timing und Klangfarben in fast unvorstellbar reicher Auswahl.Ich sitze vor dem Lautsprecher, schaue durch das vorgesetzteHorn auf die weiße Flamme und spüre ein Feuer in mir selbst.