11

01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen
Page 2: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen
Page 3: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

PDF image-hifi.com 4/2019

Lautsprecher Cube Audio NenupharAutor: Christian Bayer Fotografie: Rolf Winter

„Die Technik entwickelt sich immer

mehr vom Primitiven über das Kom-

plizierte zum Einfachen.“ (Antoine

de Saint-Exupéry) Während die Welt

immer komplizierter wird, suchen

viele Menschen nach der neuen

Einfachheit. Sind die neuen Laut-

sprecher des polnischen Herstellers

Cube Audio Ausdruck davon?

Die Suche nach der Einfachheit

Machen wir uns nichts vor: Ein Lautsprecher ist immer ein Kom-promiss, es kommt nur darauf an, ob es sich damit leben lässt. Einmöglicher Kompromiss ist ein Breitbänder. Doch so einfach einBreitbänder auf den ersten Blick erscheinen mag, so schwierig ist es,eine wirklich tragfähige Lösung mit nur einem Chassis auf die Bei-ne zu stellen. Deshalb spalten Breitbänder die Hörerschaft: Manchelieben, andere hassen sie. Doch warum ist das so? Ein Breitbänder,meist ein Konuslautsprecher, überträgt den gesamten Frequenzbe-reich. Er benötigt keine Weiche und bietet daher einen praktischungebremsten Signalfluss und eine sehr direkte Ansprache. Typi-sche Phasenprobleme durch die Platzierung unterschiedlicherChassis auf einer Schallwand oder komplexe Weichen entfallen. Sonähert sich ein Breitbänder durch seine relative Kompaktheit undminimale Laufzeitdifferenzen dem Ideal einer Punktschallquelledeutlich an und besticht meist durch eine sehr realistische Räum-lichkeit. Sein Hauptnachteil liegt auf der Hand: Für tiefe Frequen-zen muss viel, für höhere Frequenzen weniger Luft bewegt werden.Ein Breitbänder ist daher ein Kompromiss, der so tief wie nötig(eher große Membranfläche mit mehr Gewicht) und so hoch wiemöglich (möglichst kleine Membranfläche mit sehr wenig Ge-wicht) spielen soll. Das in einem einzigen Chassis verbinden zuwollen, führt allerdings häufig zu Kompromissen, welche die Vor-teile eines Breitbänders ins Gegenteil verkehren können.Ich bin selbst seit vielen Jahren auf der Suche nach wirkungs-gradstarken Lautsprechern, mit denen ich meine geliebten Klein-leistungs-Röhrenverstärker spielen kann. Probiert habe ich viele,gefunden einige. Nur sind die idealen Kandidaten alle zu groß, zuteuer oder sie haben, gerade wenn sie als Breitbänder arbeiten, ei-nen zu limitierten Frequenzgang. Als mich Michael Kromschrö-der vom KlangLoft München fragte, ob ich die wirkungsgradstar-ken Breitbänder von Cube Audio kenne, musste ich verneinen undwollte sie natürlich sofort kennenlernen.Marek Kostrzynński und Grzegorz Rulka haben ihre Firma CubeAudio schon vor knapp zehn Jahren gegründet. Ihre ersten Pro-dukte waren Traktrix-Hörner aus einem Kunststoff-Beton-Ge-misch für Selbstbauer. Es folgten Lautsprecherbausätze, fertigeMehrweglautsprecher, Lautsprecher, die auf OEM-Breitbändern

Page 4: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

4/2019 image-hifi.com PDF

Page 5: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

PDF image-hifi.com 4/2019

Lautsprecher Cube Audio Nenuphar

basierten (OEM=Original Equipment Manufactu-rer, auf Deutsch „Erstausrüster“), die sie umlabelten,sowie individuell konfigurierbare Röhrenverstärker,die nur auf Bestellung gebaut wurden. Diese Aufzäh-lung soll verdeutlichen, dass die beiden einen langenWeg gegangen sind, der sie zu „ihren“ Breitbänderngeführt hat. Sie sagen: „Die Geschlossenheit, das Live gefühl, das sich damit einstellt, der Raum undihre dynamischen Möglichkeiten haben uns bei gut-en Breitbändern schon immer begeistert.“ Deshalbwar es nur konsequent, eigene Breitbänder zu ent-wickeln. Ihr wenig bescheidenes Ziel ist es, die welt-besten Breitbänder zu bauen, und das geht sowiesonur, indem sie Entwicklung und Fertigung selbst indie Hand nehmen. Aktuell hat Cube Audio drei Mo-delle im Programm: die Bliss C mit ihrem 20 cm Fc8Breitbänder; die F8 Magus mit dem gleichnamigenChassis; und das Topmodell Nenuphar mit dem 25cm durchmessenden F10 Neo Breitbänder und Drei-fach-Schwirrkonus – in Kürze wird es auch einen 15-Zoll-Breitbänder geben. Bei meinen Recherchen binich übrigens auf einen Stereophile-Artikel von HerbReichert gestoßen, in dem er berichtet, wie er seinenalten Kumpel, den legendären VerstärkerentwicklerNelson Pass, in Kalifornien besucht hat. Und wie ichmir die Bilder so ansehe, entdecke ich in dessenWohnzimmer ein Pärchen des aktuellen Spitzenmo-dells Cube Audio Neo 10 darin. Das sollte ihrenDurchbruch bedeuten, denn „Papa Pass“ weiß sehrgenau, was gut ist, und hat nebenbei großen Einfluss.Bevor ich gleich auf die Besonderheiten der Nenu-phar eingehe, will ich aber Musik mit ihr hören.Ich lege Abbey Road von den Beatles auf (EMI ClubEdition 46404 / 1C 072-04 243 A 0, LP Re Deutsch-land ca. 1983). „Come together“ zeigt gleich, dass dieNenuphar nicht nur einen angenehm großenSweetspot hat, was bei Breitbändern keineswegsStandard ist. Sie kann auch rocken – und zwar rich-tig gut, druckvoll und differenziert. Bei „Something“genieße ich nicht nur George Harrisons wunderbareKomposition, sondern vor allem die Schlagzeugläu-fe von Ringo. Wenn Sie einmal das Genie von RingoStar begreifen wollen – und das schreibe ich ohne

Ironie –, dann hören Sie sich diese Läufe an. Und da-zu den fluffigen, melodieführenden Bass von Paul,vom himmlischen Gesang ganz zu schweigen. Unddanach geht´s mit „I want you“ direkt zurück zu denBeatles als dreckiger Rockband, einfach herrlich.Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light-nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985)machen mit solchen Lautsprechern besonders vielFreude. Ich sehe mich mit Hopkins auf den Stufenvor einem Liquor Store sitzen und der Mann spieltnur für mich. Noch mehr habe ich das Gefühl, ichsäße in der Gitarre und schaute durch das Klanglochin die Welt hinaus. Sein Wechselspiel zwischen Gi-tarre und Klavier fasziniert mich wie noch nie, bis-her war es mir immer etwas belanglos vorgekom-men. Dann lege ich noch John Lee Hookers The FolkLore of John Lee Hooker (Get Back GET7516, LP Ita-lien 2003) auf. Ich grinse über sein lässiges Gitarren-geschrabbel, in einem Raum aufgenommen, der mirwie ein nasser Keller voller Heizungs- und Lüftungs-rohre erscheint. Und dazu der brummelnde John LeeHooker, der sich wie ein orthodoxer Jude beim Betendauernd vor und zurück zu bewegen scheint, derartunterschiedlich sind Intensität und Lautstärke seinesGesangs.Das war schon einmal sehr beeindruckend undmacht mich nun neugieriger auf die „Feinheiten deLuxe“, die diese Lautsprecher und vor allem denTreiber so besonders machen. Das Grundrezept vonCube Audio ist täuschend einfach, vollkommen lo-gisch und stammt letztlich von Lowther: Sie kombi-nieren sehr starke Magnete mit einer weich aufge-hängten, federleichten Membran aus feinstemPapier, das dann mit einer gehörtechnisch verifizier-ten Beschichtung verfeinert wird. Die Körbe werdenaus Aluminium gearbeitet, die Phase Plugs sind ausKupfer. Die Magnete bestehen aus einem Ferrit-Neodymium-Mix. Die Nenuphar hat einen reinenNeodymmagneten, doch was heißt hier einen, essind 81 kleine „Neomagnete“, welche die Magnet-kraft im Luftspalt auf extrem starke 2,4 Tesla be-schleunigen. Das zusammen soll für eine unheimlichschnelle Signalverarbeitung, eine niedrige Reso-

Page 6: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

ten. Hier sprechen wir von etwa 1,5 Watt Leistung –genau so eine Endstufe habe ich auch. Sollte dieNenuphar also tatsächlich DIE Box für meine End-stufe sein? Ich kann die Frage definitiv mit „Ja“ be-antworten, und das liegt auch an einem cleveren„Trick“ der Jungs. Sie haben nicht versucht, dieEmpfindlichkeit des Systems, die ja für die einzelnenFrequenzbereiche sehr unterschiedlich ist, auf Teufelkomm raus zu maximieren. Bei Breitbändern sinktdiese Empfindlichkeit gerade im Bassbereich oft um10 dB und mehr. Also wird die scheinbar so wün-schenswerte Empfindlichkeit von 100 dB meistdurch immer größere Hornkonstruktionen oderSubwoofer erreicht, was aber häufig einer homoge-

nanzfrequenz und durch die weiche Sicke für vielausgedehntere Bassqualitäten als üblich sorgen. Da-zu kommt dann diese gigantische Raumabbildungsowie ein Füllhorn von Makro- und Mikrodetails,wofür hauptsächlich der namensgebende Schwirr-konus (Nenuphar bedeutet „Seerose“) zuständig ist,dem ich mich gleich noch widmen werde.Für ihre Entwicklungen, deren Fertigung sie wie er-wähnt selbst in die Hand genommen haben, bestrit-ten die Polen einen mechanischen Entwicklungsma-rathon, den ihnen kein Simulationsprogrammwirklich abnehmen konnte. Zur Unterstützung ihrerBreitbänder speziell im Bassbereich braucht es einGehäuse mit optimierter Schallführung. Grzegorzund Marek haben sich nach vielen Baureihenschließlich für eine „TQWT“-Abstimmung entschie-den. Das ist die einfach erscheinende, aber kompli-ziert zu berechnende Variante einer Transmissionli-ne, die nur leicht bedämpft ist. Sie sorgt für denentsprechenden Schalldruck und einen trockenen,definierten Bass. Das und der hohe Wirkungsgradführen außerdem dazu, dass alle Cube-Audio-Mo-delle bereits mit kleinsten Verstärkerleistungen an-zutreiben sind. Ich hatte durch verschiedene You -Tube-Videos bereits gesehen, dass sie ihreLautsprecher mit einem Verstärker, der als Lei-stungsröhre eine 45er-Triode nutzt, vorgeführt hat-

xxxMitspielerPlattenspieler: Brinkmann Oasis mit Tonarm 9.6 und Tonabneh-mer Brinkmann Ti Phonovorverstärker: Audio Specials Phonolab1.0 Vorverstärker: Air Tight ATC-1 Endverstärker: Air TightATM-4, Röhrenendstufe Eintakt Triode 45 (DIY) Kabel: Audio Opti-mum, silvercore, Axmann Silver X (NF); Audio Optimum (LS); IsotekEVO3 Polaris (Netz) Zubehör: Racks/Basen von bFly-audio, Power-Base S, Thixar-Rack SMD, Tuning von fastaudio, Acoustic System,Audiophil-Schumann-Generatorxxxx

Page 7: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

Lautsprecher Cube Audio Nenuphar

Page 8: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

Oben: Auch ein fantastischer Blick, den mansonst nie hätte: der F10 Neo, so wie er einge-baut ist. Oben die Membran mit Schwirrkoniund Phaseplug und unten die fein gearbeiteteAufhängung und die innere Lage Magnete

Links: Das ist das Prachtstück. Ich finde, hierkann man sehr gut erkennen, wie sauber undraffiniert das Chassis aufgebaut ist. Bei der pa-tronengurtartigen Anordnung handelt es sichum die 81 Neodymmagnete: gezielte Kraft

Unten: Nie gesehene Einblicke in das Innere einer TQWT-Abstimmung dankRolf Winters Kunst. Auf dem 1. Bild sieht man den geschlossenen Schallkanal

Nun liegt der Lautsprecher auf der Seite und wir blicken hinter dem Schall-kanal von eben von oben zum unteren Schallaustritt hinaus „ins Freie“

Dieser Blick zeigt genau in die entgegengesetzte Richtung wie eben. Manerkennt sehr schön die runde Schalllführung oben hinter dem Breitbänder,die mit Akustikschaum gezielt bedämpft ist

Und das ist der Blick von unten zum Schallaustritt auf den Boden, der mit einem einer Art Gaze bespannt ist. Einfach? Ja. Raffiniert? Und ob!

Page 9: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

PDF image-hifi.com 4/2019

Lautsprecher Cube Audio Nenuphar

nen Gesamtbalance schadet. Nicht jedoch hier, denndie Nenuphar spielt sowohl extrem ausgewogen alsauch laut und unverzerrt mit eben diesen 1,5 Watt.Auf Oliver Nelsons Screamin’ the Blues (Prestige8324, LP Re USA 1965) bläst ein besonders inspirier-ter Eric Dolphy zuerst Altsaxofon und nimmt danndie Bassklarinette auf, um zu einem seiner unverges-slichen Soli anzusetzen. Sein Spiel wechselt zwischenwarmen Holztönen und dem metallischen, perkus-sionartigen Rhythmus der Instrumentenklappenund wird von der Nenuphar hyperrealistisch, fastmagisch transportiert. Als „March On, March On“anläuft, denke ich, das muss doch im legendären Ru-dy van Gelder Studio aufgenommen worden sein, sogenau meine ich den Raum heraushören zu können.Und tatsächlich finde ich auf dem Cover meine Ah-nung bestätigt. Derart präzise ist die räumliche Ab-bildung der Nenuphar. Finks Wheels turn beneath myfeet (Ninja Tune ZEN 189, 2-LP EU 2012) ist ein mo-derner Klassiker, den ich vor allem wegen seiner in-timen Atmosphäre schätze. Bei „Biscuits“ kann ichtief in Finian Paul Greenalls Rachen sehen, die At-mosphäre umhüllt mich, die rhythmusgebendenRimshots, die kaskadenhaft aufgebaute Gitarrenmu-sik, der lässige, wunderbar definierte Bass bei „Per-fect darkness“ – alles fließt hier perfekt zusammen.Apropos intime Atmosphäre: Hierfür ist Chet BakersThe Touch of your lips (SteepleChase SCS1122, LP ReNiederlande 1984) eine echte Referenz. Ich habe siezuerst zu Hause auf meiner Anlage und danach imimage-Hörraum mit meiner 45er-Endstufe gehört.Und was soll ich sagen, Chet Baker saß direkt vormir, und ich war davon so gebannt, dass ich verges-sen habe, mir detaillierte Notizen zu machen. Das istder erste Lautsprecher, der mit einer so geringen Lei-stung so wunderbar, so stimmig spielt.Ich habe oben den Entwicklungsmarathon ange-sprochen, der sich ja vor allem auf die Breitbänderkonzentrierte. So wurden laut Cube Audio Hunder-te von Prototypen gebaut, unendliche Materialstudi-en betrieben und unzählige Membrangeometrienausprobiert. Die im Haus gefertigten Membranenbestehen ganz klassisch aus Papier samt spezieller

Beschichtung aus einer nicht weiter spezifiziertenMischung. Ein wichtiger Verbesserungsansatz be-trifft nun die Aufhängung der Membranen. Sobaldein Signal anliegt, bewegt sich diese Aufhängung re-lativ zum Magnetfeld und muss dafür sorgen, dassdie Membran gleichmäßig nach oben und untenschwingt, sonst verändern sich die Parameter desEnsembles und damit natürlich auch der Klang. Diemeisten dieser Aufhängungen, auf Englisch „Spider“genannt, werden aus eher weichen Materialien wieharzgetränkten Stoffen hergestellt. Grzegorz undMarek haben allerdings beobachtet, dass diese häu-fig Mikrodetails verschlucken. Das liegt zum einenan ihren dämpfenden Eigenschaften und zum ande-ren an ihrer Tendenz, mit der Zeit auszuhärten. Alsohat man sich bei Cube Audio für ein festeres, stabile-res Material – das sie natürlich nicht preisgeben –mit einer nach langen Versuchen optimierten, feder-artigen Geometrie entschieden. Das erinnert an klas-sische Vorbilder, denn früher wurde dafür gerneBakelit eingesetzt. Ihre Aufhängung soll sich bis zueiner Auslenkung von 6 mm praktisch vollständig li-near verhalten. So sollen die feinen Signale nicht„weggedämpft“, sondern an die Membran weiterge-geben werden, was zu einem sehr fein aufgelösten,luftigen Klang mit größerer Raumdarstellung führensoll. Das habe ich bereits mehr als deutlich heraus-hören können. Die Cube Macher haben mir eineschöne Visualisierung samt Messprotokoll zur Ver-fügung gestellt: Man stelle sich vor, es würde basslas -tige Musik wiedergegeben und die Membranen be-wegten sich sichtbar. Mit ihrer Aufhängung messensie eine Auslenkung von 3,5 mm, mit einer weiche-ren, stoffbasierten Variante nur 2,5 mm. Auch wenndas nur 1 Millimeter sein mag, ist es doch etwa 30Prozent der Energie, die bedämpft und nicht wieder-gegeben wird. Dieses Beispiel zeigt sehr gut, dass beieinem millionenfach reproduzierten Prinzip wie ei-nem Breitbänder gerade die scheinbar kleinsten De-tails den Unterschied ausmachen können. Und daverstehe ich auch die Faszination von Breitbändernbei Marek und Grzegorz, denn bei diesem Prinzipsind die Stellschrauben im Vergleich zu Mehrwege-

Page 10: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

PDF image-hifi.com 4/2019

Systemen mit ihren komplexen Weichen ungleich geringer. Unddoch ist auch diese Arbeit alles andere als ein Selbstläufer.Im Zentrum der Membran sitzt bei sehr vielen Breitbändern einsogenannter Schwirrkonus für eine bessere Hochtonabbildung, dermit Kegeln, den sogenannten „Phase-Plugs“, in seiner Richtwirkungunterstützt wird. Leider leiden diese Designs häufig unter Kom-pressionseffekten und sonstigen Störanteilen. Bei der Nenupharsetzt Cube Audio einen Dreifachschwirrkonus ein, den ich so noch

Auch hier herrscht gepflegte Einfachheit, zu der Cube Audio nach langerEntwicklungszeit gefunden hat. Die Box wird leicht geneigt aufgestellt, da-mit der tieffrequente Schallanteil unten kontrolliert austreten kann. Dafürbraucht man nur ein Paar Spikes an der Vorderseite. Einfach, oder?

Page 11: 01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - KlangLoft · 2019. 7. 18. · Platten wie Lightning Hopkins’ Soloscheibe Light - nin’ In New York (Candid CS 9010, LP Re USA 1985) machen mit solchen

nie gesehen habe. Sie wollen damit unerwünschteHochtoninterferenzen- und -Moden des jeweils ande-ren Konus‘ auslöschen. Und ganz ohrenfällig ist ihnendas gelungen, denn die Hochtonwiedergabe derNenuphar ist extrem ausgewogen und natürlich.Und doch möchte ich es am Ende noch einmal rich-tig krachen lassen und lege dafür We want Miles (CBS88579, 2-LP Niederlande 1982), meine Lieblingsplat-te aus Miles Davis späten Jahren auf. „Jean Pierre“ istdas vielleicht bekannteste und kultigste Stück dieserÄra, ein Stück, das sich mit aufreizender Lässigkeitaufbaut. Wieder tut sich ein faszinierender Raum aufund mit Marcus Millers lässigem Bass kann ich derNenuphar endgültig den „Fullrange“-Stempel verlei-hen. Wir sprechen hier nicht von absolutem Tiefbass,aber von Artikulation, Auflösung, Farbigkeit und Le-bendigkeit. Miles’ Trompete strahlt über allem undauch wenn das Stück im Verlauf komplexer wird, ver-liert die Nenuphar nie die Übersicht.Ich mache es kurz: Jeder, der einen feinen Röhren-oder Transis torverstärker geringer Leistung be-treibt, muss sich diese Lautsprecher zumindest ein-mal anhören. Ich schreibe „fein“, weil die Nenuphardurch die Reinheit des Signalflusses sämtlicheSchwächen in der Anlage gnadenlos aufzeigt. Dochwer wird schon an einen Lautsprecher in dieserPreisklasse einen schlechten Amp anschließen?

xxxxLautsprecher Cube Audio Nenuphar Funktionsprinzip: 1-Wege-Standlautsprecher Frequenzgang: 30Hz – 18 kHz (+/- 6 dB) Wirkungsgrad: 92 dB Nennimpedanz: 6Ohm Maße (B/H/T): 30/105/50 cm Gewicht: 40 kg Garantie: 3Jahre Paarpreis: 15900 Euro

Kontakt: KlangLoft München, Richard-Wagner-Straße 8, 85609Aschheim, Telefon 089/90938835, www.klangloft.dexxxx

Man muss also für seine Verstärker mit kleiner Leis -tung keine riesigen, ehemaligen Kinohörner in dieWohnung rollen oder sonstige Megainstallationenplanen. Nein, dieser erwachsene, durch seinenBreitbänder auch hübsche Lautsprecher macht al-les, was man sich von einem ausgewachsenenSchallwandler wünscht – übrigens gerne auch mitkräftigeren Verstärkern. Er erweitert den prinzipbe-dingten Purismus eines Breitbänders auf ein echtesFullrange-System, das selbst Headbanger erstaunenkönnte, ohne einen mit dessen Nachteilen zu beläs -tigen. Ach so, ich wollte es ja kurz machen: Das istder beste Breitbänder, den ich je gehört habe. Undich bin immer noch auf der Suche ... nach dem Geldfür ein Paar Cube Audio Nenuphar.