02 Übungsfragen Hulfeld Antworten Variante 03

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  • 8/10/2019 02 bungsfragen Hulfeld Antworten Variante 03

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    bungsfragen Hulfeld 1. Formen und Rume der Interaktion

    01. Welche Argumente sprechen dafr, den Kreis als Grundform theatraler Interaktion

    aufzufassen?

    Der Kreis istprsent, denkbar einfach, funktional und architektonisch

    voraussetzungslos.Wenn Menschen in einer emeinschaft !ueinander treffen" #assiert das

    meist in der Form eines Kreises. Der Kreis bietet M$glichkeit !um %ustausch und !ur

    Kon&ersation an der alle 'eteiligten eine gleiche (tellung einnehmen k$nnen. Im Kreis sehen

    und h$ren" alle alles.

    0. Worin liegt die !ifferenz z"ischen einem l#ndlichen $undtanz, "ie die !arstellung %on

    &eter &aul $u'ens ihn zeigt, und einem (oriskentanz, "ie Al'recht !rer ihn darstellt?

    Der lndliche Rundtan! !eigt sich im egensat! !u dem Moriskentan! unter freiem Himmel.'ei dem lndlichen Rundtan! nimmt niemand eine besondere (tellung ein" lediglich der

    Fl$tens#ieler im 'aum &erf)gt )ber eine %rt 'eobachter#osition" *elche das eschehen

    +edoch nicht beeinflusst. %lle ,eilnehmer sind akti&. Der Kreis nimmt eine egalitre Form an.

    Die 'e*egungen *irken s#ontan und nicht ge#robt. -s handelt sich um eine un#rofessionelle

    Darbietung" die nicht f)r uschauer bestimmt ist. Der Moriskentan! !eigt sich grundst!lich

    anders. Hier sind bestimmte Rume" bestimmten /ersonen &orbehalten. Die ,n!er sind

    !*ar auch im Kreis !usammengekommen" befinden sich aber in einem rechteckigen Raumund *erden &on einer ru##e die sich auf einem /odest befindet beobachtet. -s gibt also

    einen useherraum der architektonisch &om Interakionsraum getrennt ist. Die ,n!er tragen

    auf*endige Kost)me und ihre ,an!schritte erscheinen be*usst einstudiert.

    0). *rkl#ren +ie die heaterraum-pologie %on (ar%in /arlson hinsichtlich der

    Interaktionsmglichkeiten 2%gl. Kotte, 3*infhrung4, +. 56

    Mar&in 0arlsons ,heaterraum,2#ologie geht nicht nur&on 'aulich realisierten 7ormen&on ,heaterrumen aus. 'esonderes %ugenmerk legt er auf die Interaktionund auch die

    raum-zeitliche rennung&on /roduktion und Re!e#tion 'eim Kino. -r teilt ,heaterrume in

    &ier &erschiedene 'ereiche3 environmental, Arena, Konfrontation undgetrennt (Kino).

    Das en&ironmental theatre" nach Richard (chechner" ist &on besonderer 'edeutung f)r die

    Interaktion !*ischen uschauern und (chaus#ieler. -s bricht mit der klaren ,rennung &on

    uschauer und ')hnenraum. Die uschauer be*egen sich" und ihren 'lick" frei im Raum.

    Durch dabei entstehende fle4ible (#ielrume mit flie5enden ren!en" kommt es !ur

    Interaktion.

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    %rena und Konfrontation sind klassische Formen &on ,heaterrumen" mit architektonisch

    fi4ierten ')hnen und uschauerrumen. 'ei der %rena ist die Interaktion nur unter den

    uschauern m$glich" nicht aber mit den %gierenden. 'ei Konfrontation" handelt es sich um

    eine uckkastenb)hne" bei der &on den (#ielenden eine &ierte Wand gedacht *erden soll

    und daher keine Interaktion er*)nscht ist. Die getrennte Form 6Kino7 ist eine !ust!liche(teigerung und &er*eist auf die !eitliche 8erschiebung &on /roduktion und Re!e#tion beim

    Film.

    08. Welcher heaterraum-pologie ist das en%ironmental theatre zuzuordnen? *rl#utern +ie

    den 9nterschied zum klassischen Guckkastentheater hinsichtlich der

    Interaktionsmglichkeiten.

    Das environmentaltheatreist der ,heaterraum,2#ologie nach(ar%in /arlson

    !u!uordenen. Der 9nterschied !um uckkastentheater besteht darin" dass es im

    environmental theatre" keinen rumlich getrennten und fi4ierten ')hnen und uschauerraum

    gibt. Die uschauer sind !ur n!e be*eglich" dadurch k$nnen fle4ible (#ielrume mit

    flie5enden ren!en entstehen. Das environmental theatreist bricht also be*usst mit dem

    klassischen uckkastentheater" um Raum f)r Interaktion !*ischen uschauern und

    (chaus#ielern !u schaffen" indi&iduell ange#asst an das eschehen.

    0:. Welche historischen *nt"icklungen pr#gen die heute noch %ielerorts e;istierenden

    Guckkasten- 'z". $ang- und

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    0=. Aus "elchem Grund "ar es im heatersaal der 9ffizien in 7lorenz nur "enigen &ersonen

    mglich, das >hnengeschehen so zu sehen, "ie die Knstler und Architekten es konzipiert

    hatten?

    Der ,heatersaal in den 9ffi!ien *urde so konstruiert" dass man ausschlie5lich &on einem

    /lat!" dem Podiumf)r %delige und -hrengste" eine #erfekte" uneingeschrnkte (icht auf die

    feste ')hne hatte. -in!ig &on dort ist der -ffekt einer Illusion !u n!e gegeben. Die

    %rchitekten hatten !um iel den >-inen? !u be&or!ugen" nicht alle.

    05. *rkl#ren +ie das folgende itat in seinem theaterhistorischen usammenhang@ 3!ie

    >hnenform, die unsere eit 'eherrscht, ist die 'erle'te 7orm des A'solutismus BC.4

    /iscator meint damit" dass die logengeteilte" ranggestufte ')hnenform der heute noch immer*eit&erbreiteten uckkasten b!*. Rang und ;ogentheater" die Herrschaftsform des

    %bsolutismus *iders#iegelt. Das /rin!i# so!ialer Distinktion *ird hier ge!ielt &er*orfen um

    /lat! !u schaffen f)r die Re#rsentation der reichen =berschicht. Diese ')hnenform ist aber

    bis heute erhalten geblieben" ob*ohl sich die Herrschaftsstrukturen sehr *ohl &erndert

    haben. Die ')hnenform des %bsolutismus hat also )berlebt.

    0D. Welche grunds#tzliche !ifferenz 'esteht z"ischen einem klassischen Guckkastentheater

    und dem otaltheater-*nt"urf %on Gropius und &iscator?

    Der ,otaltheater-nt*urf" *ie der

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    feudalistischen esellschaft ndern" ein kommunistischer leichheitsgedanke liegt dem

    !ugrunde" dem *urde die inno&ati&e Form des ,heaters ange#asst. Der leichheitsgedanke

    fungiert so mit als >Inhalt?" die bauliche 8er*irklichung des ,heaters kann als >Form? gesehen

    *erden. 9nabhngig &on dieser konkreten Form des ,heaters" als =rt in dem

    gesellschaftliche =rdnung keine Rolle !u s#ielen hat" kann der gleichstellende edanke nicht

    e4istieren.

    10. "ischen der 7unktion %on theatralen Interaktionen und den 7ormen dersel'en, die sich

    innerhal' der europ#ischen Kulturgeschichte auch auf spezifische heaterarchitekturen

    ausge"irkt ha'en, 'esteht ein usammenhang. *rl#utern +ie diesen, indem +ie so"ohl die

    *nt"icklung %on theatralen Interaktions- und $aumformen als auch historische Analsen und

    neue Ansatzpunkte %on Walter Gropius*r"in &iscator im usammenhang mit dem

    3otaltheater-*nt"urf4 ein'eziehen.

    eschichtlich gesehen besteht !*ischen Funktion und Form" hinsichtlich der theatralen

    Interaktion in allen eiten ein usammenhang und es herrschte immer eine stetige

    -nt*icklung" neuer funktionaler Raumformen.

    'eginnt man bei dem heater der Antike" so ist die Form der Kreis" Halbkreis oder die

    -li#se" als %usdruck der -galitt !u &erstehen. Die ,heaterrume *aren f)r alle Menschen

    !ugnglich" und +eder konnte gleicherma5en erleben und teilhaben am theatralen

    eschehen" da *eder die (icht noch die akustische Wahrnehmung eingeschrnkt *ar. Dabeikon!entrierten sich die uschauer nicht nur auf das ')hnengeschehen" sondern *urden

    durch die runde Form auch miteinbe!ogen" *odurch die ,eilhabe aller am eschehen auf

    'asis einer interakti&en -bene ge*hrleistet *ird. Diese 'auart *ar auch %usdruck

    #olitischer leichheit. Die 8olks&ersammlung" in der ')rger als &oll*ertig gesehen *urden"

    beis#iels*eise findet im antiken riechenland ihren 9rs#rung. Dieses #olitische 8erstndnis

    s#iegelt sich im ,heater dieser eit *ider.

    Im *eiteren 8erlauf der eschichte ent*ickelte sich ein heater der *lite. Man bediente sich

    dem antiken ,heaterkon!e#t um eine elitre Festkultur !u erschaffen. In den ersten festen

    ,heaterrumen 6!.'. 1@AB C teatro olim#ico in 8incen!a7 ist der 'e!ug !um antiken ,heater

    noch erkennbar 6Deckenmalerei" halbrunde Form...7" +edoch sind der ')hnen und

    uschauerraum hier nun auch rumlich &on einander abgegren!t. Durch die

    entral#ers#ekti&e *ird bereits eine Illusion &on ,iefe er!eugt" die +edoch nicht &on allen

    /lt!en gleicherma5en erkennbar ist. Die 'auform s#iegelt also bereits die &ernderte

    #olitische Herrschaftsform *ider. -in *eiterer 9nterschied hinsichtlich der Interaktion tritt mit

    der 8erdunkelung des Raumes ein. Die Interaktion unter den uschauern *hrend einer

    8orstellung fllt *eg. In der Renaissance ent*ickelt sich dann der 9f$rmige uschauerraum.

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    Der >her&orragende ')rger? galt als Re#rsentant C ,heater *urde !um (chau#lat! einer

    -litekultur C man *ollte sehen und gesehen *erden. Dabei fungierte die ;ogen und

    Rangb)hne als idealer Festraum des h$fischen %dels. Dieser re#rsentati&e 0harakter

    s#iegelte sich in einer hierarchischen %nordnung des uschauerraums *ider. Daraus

    ent*ickelte sich anhand *eiterer %usdifferen!ierungen die bis heute etablierte

    uckkastenb)hne mit frontaler egen)berstellung &on ')hne und /ublikum" so*ie derFi4ierung der uschauer durch feste (it!e.

    -rste derartige ')hnenbauten stammten &on den Medici. Ihre Inno&ation *ar bedeutsam f)r

    die -nt*icklung und *urde !um 8orbild f)r den gesamten euro#ischen Raum. Durch die

    Ram#e *ird die ')hnenttigkeit in den 8ordergrund ger)ckt" die so!ialen (tnde *urden

    durch eine strenge (it!ordnung auseinandergehalten. In dieser Form s#iegelt besonders

    stark die damalige Herrschaftsform *ider" und hat auch bis heute )berlebt.

    =#timal +edoch" ist diese Form &on ,heater hinsichtlich der M$glichkeiten !ur Wahrnehmung

    und Interaktion nicht. ro#ius und /iscator ent*arfen in den 1EBer :ahren das ,otaltheater.

    -in ,heaterraum" frei &on historisch )bergebliebenen Herrschaftsformen" und hin !u einem

    =rt" *ie ihn schon die Humanisten des 1@1G :hd. mit dem 'egriff theatrum&erbunden

    haben. Durch die Form des ,heaters" sollte sich auch die gesellschaftliche Form &erndern.

    >%b Mitte des 1A. :ahrhunderts ndern sich die uschauer&erhltnisse !ugunsten einer besseren

    (icht auf das ')hnengeschehen &on m$glichst &ielen /lt!en aus. Man &ersucht den 'lick des

    uschauers auf die Darbietung !u lenken. Inno&ationen *ie die 8erdunkelung des uschauerraums

    oder die -rhellung der ')hne *erden in das bereits bestehende Modell des uckkastens integriert.

    uschauer und ')hnenraum sind strikt getrennt" *odurch die &isuelle Distan!ierung &om eschehen

    noch gesteigert *ird. Dabei ist die %uff)hrung nicht mehr als gemeinschaftliches -rlebnis !u

    &erstehen" sondern als indi&idueller und intellektueller /ro!ess der ein!elnen uschauer. Dieser

    Wandel &oll!og sich anhand der %rbeiterbe*egung und dadurch entstehender moderner

    Frei!eitkulturen" Industrialisierung etc. *odurch sich die /ublikumsstrukturen &ernderten.

    %b dem EB. :ahrhundert !eichnet sich eine ,enden! !um multifunktionalen ,heaterraum ab" um eine

    m$glichst uneingeschrnkte Wandlungsfhigkeit der ')hne !u ge*hrleisten. Der illusionistische

    %bbildcharakter *eicht dem 'estreben" den uschauer akti& am s!enischen eschehen teilhaben !u

    lassen und ihn im Raum !u &erorten.

    'ei dem ,otaltheater-nt*urf &on ro#ius und /iscator *erden &erschiedene Raumt2#en in einem

    Modell !usammengefasst" um eine gr$5tm$gliche 8ariabilitt und Fle4ibilitt des ,heaterraums !u

    ge*hrleisten. Dieser -nt*urf *ill ,heater als *irksamen so!ialen Raum &erstehen und *endet sich

    gegen das >d2sfunktionale architektonische Relikt? der Rang und ;ogenb)hne.?

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    11. Warum finden (ar%in /arlson, (anfred &fister und egriff theatrumin Fer'indung?

    Die 9to#ie bestand in dem /rin!i#" einen der ,rans#aren! &er#flichteten" $ffentlichen Raum

    !u erschaffen" *o alle alles sehen und alle alles h$ren k$nnen. Das theatrumsollte ein dem

    8ergn)gen ge*idmeter Freiraum f)r alle sein. -in 'eis#iel f)r eine &er*irklichte 8ersion

    dieser 9to#ie ist die /ia!!a del 0am#o in (iena. In seiner eschichte *urde der

    halbkreisf$rmige /lat! unterschiedlich genut!t" ent*ickelte sich aber schlie5lich !u einem*ichtigen kommunalen /lat!. -r *ar ein #olitisches entrum. -s fand Handel statt und so

    mussten beis#iels*eise die Hand*erker ihre %rbeit bei einer stattfindenden Messe nicht

    unterbrechen.

    1). !er erminus $aum hat im theatertheoretischen Konte;t mindestens z"ei unterschiedliche

    >edeutungen J "elche?

    Raum kann sowohl alsstatischerRaum als auch alsdynamischerRaum gesehen werden.

    Bei beiden kann man von Theaterraum sprechen. Statischer Theaterraum ist beispielsweise

    ein architektonischer Raum wie Theaterbauten und -gebude. Als dynamischer Theaterraum

    wird zum Beispiel der durch Interaktion entstehende Raum zwischen zwei oder mehreren

    Personen bezeichnet.

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    18. Welches formale &rinzip l#sst sich so"ohl an einer %on den ationalsozialisten ge'auten

    hingst#tte als auch in der architektonischen Gestaltung eines &arlamentssaales erkennen? J

    !ifferenzieren sie anhand dieser >eispiele die $aumform in >ezug auf die He"eilige 7unktion

    der darin geplanten Interaktionsformen

    In beiden Raumformen findet sich ein egalitres #aumprinzip*ieder. In Hinblick auf die

    darin ge#lanten Handlungen und Interaktionen muss es +edoch differen!iert *erden.

    Die ,hingsttte *urde &on egriffen th$aund th$atron

    und dem heutigen Wort %heater. Welche grundlegende *rkenntnis hinsichtlich der !efinition

    %on heater l#sst sich aus diesem usammenhang ziehen?

    Das Wort thaist aus dem riechischen mit Schau !u )berset!ten. %ls thatron*ird der =rt

    be!eichnet" &on dem aus man schaut. %lso" +ede %nlage &on (it!reihen oder aufgestellten

    ,rib)nen als 8ersammlungsort f)r festliche" kultische oder s#ortliche 8orf)hrungen.

    In beiden 'egriffen findet sich so*ohl die ,tigkeit als auch der Raum *ieder. enauso

    &erhlt es sich noch heute mit dem 'egriff des ,heaters. Man kann ihn so*ohl auf den

    8organg be!iehen 6,heater s#ielen7" als auch auf das ebudeden Raum selbst. %ndreasKotte schreibt" dass man heute oft erst &on ,heater s#richt" *enn es sich um ein ebude

    handelt.

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    %us dieser do##elten Wur!el" lsst sich schlie5en" dass der heutige ,heater'egriff sehr

    offen ist und &erschiedene %uffassungen !ulsst. -r ldt daher !ur -inschrnkung ein.