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VON HANS KRAUS ELLERSTADT. Es war der Abend der Premieren. Zum ersten Mal stellte sich am Donnerstag die ehemalige „KD Bluesband“ gemeinsam mit ih- rer neuen Frontfrau Marion La Mar- ché unter dem Namen „Elville Bluesband“ auf ihrer Hausbühne in der vollbesetzten Ellerstadter „Weinstube Ultes“ der Öffentlich- keit vor. Gleichzeitig konnte sie hier erstmals den bekannten Müns- teraner Gitarristen Gregor Hilden als Gast begrüßen. Der wiederum, obwohl schon seit Jah- ren mit dem „EBB“-Gitarristen Tom Schaffert befreundet, hatte vorher noch nie – sieht man einmal von dem Aufwärmkonzert am Vorabend im Ludwigshafener „Haus“ ab – mit dem Quintett zusammengespielt. Ledig- lich der zweite Stargast des Ensem- bles, der Ludwigshafener Vokalakro- bat Christian Stockert, hat schon öfter sowohl mit La Marché als auch mit Schaffert und dessen Kollegen Tho- mas Karp (Orgel, Klavier), Michael „Bo“ Bratzler (Bass) und Sam Sommer (Schlagzeug) Auftritte absolviert. Wie schon von der früheren Beset- zung her gewohnt, startete die Haus- band des Vereins „Kukie" (Kunst und Kultur in Ellerstadt) – nichts anderes ist die „Elville-Bluesband“ – das Kon- zert zunächst noch alleine, ohne Be- teiligung ihrer geladenen Unterstüt- zer. Dabei richtete sich das Hauptau- genmerk der vielen Blueskundigen im Saal natürlich besonders auf Mari- on La Marché. Dass sie eine begnade- te Sängerin ist, war schon im Vorfeld klar, aber würde sie es auch schaf- fen, als Sprachrohr ihrer neuen Grup- pe einen guten Draht zum Publikum herzustellen? Diese Frage konnte die Wieslocherin schon nach wenigen Worten, die sie an ihr Publikum ge- richtet hatte, beruhigt als positiv be- antwortet zur Seite räumen. La Mar- ché kam, sprach und siegte. Mit ker- nigen Sätzen im Kurpfälzer Dialekt und jeder Menge Humor ließ sie den Funken sofort überspringen, und nachdem sie mit dem Madeleine- Peyroux-Song „Don‘t Wait Too Long“ auch noch ihre gesangliche Visiten- karte abgegeben hatte, lag ihr das El- lerstadter Auditorium zu Füßen. Mit „I‘ll Take Care Of You“, im Ori- ginal von La Marchés derzeitigen Lieblingssängerin Beth Hart zusam- men mit Joe Bonamassa aufgenom- men, setzte sie im Anschluss gleich ein erstes Highlight. Dabei zeigte sich auch Tom Schaffert von seiner besten Seite. Dass der sich bei den regelmäßig stattfindenden „Kukie“- Konzerten oftmals ein wenig im Hin- tergrund hält und lieber den Gastmu- sikern die Bühnenfront überlässt, hat überhaupt nichts mit mangeln- dem Können, sondern viel mehr mit ausgeprägtem Teamgeist zu tun. Schaffert ist ein Gitarrist der Extra- klasse, der, wie hier wieder einmal sichtbar wurde, mit Unterstützung durch eine finanzstarke Plattenfirma einem Joe Bonamassa durchaus das Wasser reichen könnte. Das bewies er auch beim nun fol- genden „Inner City Blues“, indem er sich mit dem jetzt dazugestoßenen Gregor Hilden ein schönes Wechsel- spiel lieferte, an dem sich La Marché dann auch noch stimmlich beteilig- te. Hilden, der eigentlich schon im vergangenen November als Stargast in Ellerstadt vorgesehen war, damals aber wegen Konzerten in Asien absa- gen musste, gab danach seine Eigen- kompositionen „Blue Clouds“ und „Golden Voice Blues“ zum Besten. Da- bei machte er deutlich, warum sein von Emotionen getragenes Spiel oft mit dem von Peter Green verglichen wird. Der Westfale präsentierte sich als Meister der leisen Töne, stöpselte zwischendurch sogar seine Gitarre ab, und unternahm einen Ausflug in den Saal, während er dabei völlig ohne elektrische Verstärkung weiter- spielte. „Der sprengt alle Klischees über E-Gitarristen“, kommentierte La Marché anschließend, „normaler- weise ist deren am häufigsten ge- brauchter Satz nämlich: Ich hab doch grad‘ leiser gemacht“. Bevor es aber in der Weinstube zu ruhig wurde, enterte Christian Sto- ckert die Bühne und rockte eine tolle Version des Klassikers „Spooky“ im Stile der „Atlanta Rhythm Section“ herunter, zu der er auch selbst Mund- harmonika spielte. Er ptäsentierte sich später noch einmal bei „Baby Please“ von Johnny Adams in Best- form. Aber auch der Rest der Truppe zeigte, was in ihm steckt: Bassist Bonnie Bratzler konnte sich bei Bill Withers‘ „Grandma‘s Hands“ beson- ders in Szene setzen, Schlagzeuger Sam Sommer forderte bei Dave Ma- sons „Feelin‘ Alright“ Gregor Hilden zu Höchstleistungen heraus, und Keyboarder Thomas Karb hatte so- wieso einen besonderen Tag er- wischt. Er schäumte über vor Spiel- freude und steuerte zu jedem Song entweder gefühlvolle Orgelparts oder wilde Boogie-Woogie-Akkorde auf dem Piano bei. Zur Zugabe „CC Rider/Sweet Home Chicago“ versam- melten sich schließlich alle sieben Akteure gemeinsam auf der Bühne und versäumten es dabei auch nicht, Tontechniker Tom Stalla, sonst als Sänger und Gitarrist der CCR-Cover- band „Willy and the Poorboys“ tätig, für seine Dienste zu danken. LAMBSHEIM. „Ich freu‘ mich schon drauf“, fiebert Florian Bernauer von der Formation „Prea-Stu-Docs“ der Oldienight heute Abend in der Halle des Gesang- und Musikver- eins Volkschor Lambsheim entge- gen. Die Veranstaltung hat eine rund 15 Jahre währende Tradition, aber diesmal steht ein Fest aus be- sonderem Anlass ins Haus: „Prea- Stu-Docs“ feiern 20. Geburtstag. Der Bandname setzt sich aus den Be- rufen der Gründungsmitglieder zu- sammen: Preacher (Seelsorger), Stu- dents (Studenten) und Doc (Arzt). „Die Studenten haben sich inzwi- schen weiterentwickelt“, erzählt Ber- nauer, der heute in der Software- Branche tätig ist. Der Sänger und Bluesharp-Spieler sowie Gitarrist Mi- chael Adam sind die einzigen noch verbliebenen Gründungsmitglieder. Neu dazugestoßen sind im Lauf der Zeit Sängerin Romy Wittkopf, Lead- Gitarrist Ulf Lenske, Bassist Martin Bergmann und Max Mury am Schlag- zeug. Die frühere Frankenthaler Band rekrutiert ihre Mitglieder heu- te auch aus Mannheim, Worms, Land- au und Zeiskam. Geprobt wird nach wie vor in Frankenthal. Die Band hat derzeit rund sechs bis acht Auftritte im Kalender ste- hen, die alle über Mundpropaganda zustande kamen. Fest im Programm ist die Oldienight beim Volkschor, die noch aus der Zeit herrührt, in der Michael Adam in Lambsheim als Ge- meindereferent tätig war. Im Pro- gramm nimmt Rockmusik aus den 70/80er-Jahren unter anderem von Eric Clapton, Bob Dylan und Billy Idol breiten Raum ein, weil das eben die Zeit ist, in der die Bandmitglie- der, deren Durchschnittsalter bei „40 plus“ liegt, ihre musikalische Soziali- sierung erfahren haben. Einen lange gehegten Traum hat sich die Band 2010 erfüllt: Im Studio spielte sie eine CD ein, auf der auch zwei Eigen- kompositionen enthalten sind. „Das hat richtig Spaß gemacht und war et- was ganz Besonderes für uns“, erin- nert sich Bernauer. TERMIN Oldienight zum 20-jährigen Bestehen der „Prea-Stu-Docs“ heute, Samstag, 20 Uhr, in der Halle des MGV Volkschors, Königsberger Straße 20a, in Lambs- heim. Karten unter 06233/56142. (esm) VON JOCHEN SCHWAN BAD DÜRKHEIM. Erstklassige Musik von internationalem Rang wurde dem Publikum – nicht zum ersten Mal – am Donnerstagabend in der Cha-Cha-Bar in Bad Dürkheim gebo- ten. Und dies zu moderaten Ein- trittspreisen. So war es auch nicht verwunderlich, dass sich der Raum beim Konzert mit der der brasiliani- schen Sängerin Juliana da Silva und der „Les Artmann Group“ schnell bis auf den letzten Platz mit Freun- den südamerikanischer und jazzi- ger Musik füllte. Juliana da Silva, als Tochter einer Ita- lienerin und eines Brasilianers mit afrikanischen Wurzeln in Sao Paulo geboren und 1991 der Liebe wegen nach Deutschland gekommen, führ- te das Publikum mit amüsanten Anekdoten über einen gemeinsamen Aufenthalt mit Les Artmann in In- dien und dem damit verbundenen Kulturschock für beide Seiten auf an- genehme Weise durch den Abend. Und auch wenn ein großer Teil des Konzerts durch internationale Jazz- klassiker bestimmt wurde, fanden insbesondere die südamerikani- schen Rhythmen mit Stücken wie „Favela“ von Antonio Carlos Jobim großen Anklang. Der leidenschaftli- che Vortrag der Brasilianerin mit ih- rer samtigen und beruhigenden Stim- me ließ dann auch immer wieder ihre musikalischen Wurzeln erken- nen. Eine zentrale Rolle in ihrem Re- pertoire spielen Bossa Nova und die Música Popular Brasileira. Mit ge- schlossenen Augen kann man sich bei ihrem Gesang durchaus an ei- nem Postkarten-Strand in Südameri- ka wähnen, und man sieht sich mit einem Cocktail in der Hand das Le- ben genießen. Das internationale Repertoire der Gruppe spiegelt sich auch in der Be- setzung mit dem deutschen Bassis- ten Patrick Pilarski, der sich sogar als Pfälzer outete, den beiden Kolumbia- nern Mario Maradei Gonzales an den Drums und Rodrigo Manuel Villalon als Perkussionist sowie dem ungari- schen Bandleader Les Artmann am Keyboard. Der „Les Artmann Group“ gelang es auf überzeugende Weise, mit der Gastsängerin zu einer Ein- heit zu werden, ohne dabei die indivi- duelle Klasse der einzelnen Musiker hintan zu stellen. Besonders die Soli des Perkussionisten sowie von Les Artmann selbst ließen das Publikum immer wieder applaudieren. Ihr be- sonderes Können und ihre gegensei- tiges Verständnis zeigten die beiden dann auch in einem gemeinsamen In- strumentalstück. Die Spielfreude der Musiker sieht man ihnen an. Dass die Gruppe Preis- träger beim Regensburger Jazzfesti- val wurde, verwundert nicht. Beein- druckende Tempi- und Rhythmus- wechsel wurden souverän und wie selbstverständlich geliefert, und es war eine Freude, den Musikern bei ihrem Spiel zuzusehen, da beispiels- weise die stets mitgesungenen Soli von Les Artmann auch optisch Freu- de bereiteten und so das Konzert zu einem ganzheitlichen Erlebnis mach- ten. Melodisch, harmonisch und rhythmisch anspruchsvollste Passa- gen erklangen da jederzeit so, wie man sich Jazz wünscht: leicht und lo- cker. Mit „Walking in the castle“, ei- ner beeindruckenden Eigenkomposi- tion von Les Artmann in Erinnerung an Spaziergänge in Heidelberg, führ- te die Band nach einer kurzen Pause in den zweiten Teil des Abends, der schließlich nach guten zwei Stunden erfolgreich und erst nach mehreren Zugaben endete. Auch wenn zum Ende des Konzer- tes hin der Geräuschpegel im hinte- ren Teil der Bar etwas störend wirk- te, tat dies dem Erfolg des Abends keinen Abbruch, und man kann Cha- Cha-Bar-Chef Stephan Berg zu Events dieser Güte nur gratulieren. Lambsheim: „Late Lounge“ unplugged in der „Icebar“ „Late Lounge“ aus Mainz sind morgen, Sonntag, ab 15 Uhr in der „Icebar“ in Lambsheim zu Gast. Das Trio spielt ei- nen Mix aus New Pop, Soul, Latin und Rock, zumeist akustisch interpretiert. Der Eintritt ist frei. (red) Ludwigshafen: Claudia Basrawi liest aus „Mittelmeer Anämie“ Die Deutsch-Irakerin Claudia Basrawi- liest morgen, Sonntag, um 17 Uhr im Casa di Laul in Ludwigshafen aus ihrem Debüt-Roman „Mittelmeer Anämie“. Basrawi wurde 1962 in Beirut geboren und arbeitet seit 1994 als freie Autorin, Herausgeberin und Übersetzerin. (red) Bossa Nova und die Música Popular Brasileira spielen die zentrale Rolle in ihrem Repertoire, aber sie kann auch Jazz: Juliana da Silva in der Cha-Cha-Bar. FOTO: FRANCK Gitarrennacht im Ludwigshafener „Haus“ LUDWIGSHAFEN. Das Ludwigshafe- ner Kulturzentrum „Das Haus“ bietet am kommenden Freitag, 27. Januar, um 20 Uhr im Dôme eine Akustik-Gi- tarrennacht mit drei hochkarätig be- setzten Einzelkonzerten: Mit von der Partie sind das „Joscho Stephan Trio“, dessen musikalische Wurzeln im Gypsy-Swing im Stil des legendä- ren Jazzgitarristen Django Reinhardt liegen, der Speyerer Christian Strau- be, der mit seinen Eigenkompositio- nen schon seit Jahren zu den bedeu- tendsten Gitarristen der klassischen Gitarrenschule in Deutschland zählt, und das Duo Reffert & Goos, Hans Reffert und Werner Goos. Karten (16 Euro) unter 0621/5042888 oder un- ter www.dashaus-lu.de. (huf) Islam-Zyklus: Eckstein rückt eine Woche nach vorne WACHENHEIM. Die krankheitsbe- dingte Absage des für vergangenen Donnerstag geplanten Vortrags von Ahmad Milad Karimi zwingt auch bei den weiteren Terminen des vom Kul- turverein Wachenheim organisierten Vortragszyklus zu Umstellungen: Nachdem die ursprünglich für kom- mende Woche vorgesehene Referen- tin Yasmin Khan für Karimi einge- sprungen ist, rückt auch der als drit- ter Redner geladene Gerhard Eck- stein um eine Woche nach vorne: Der frühere Bad Dürkheimer Pfarrer wird also am Mittwoch, 25. Januar, um 19.30 Uhr in der Ludwigskapelle eine „Vergleichende Betrachtung der Grundsätze des Islam und des Chris- tentums“ anstellen. Der Eintritt be- trägt 5 Euro. Ob es in der darauf fol- genden Woche einen weiteren Vor- trag geben wird, steht nach Auskunft des Kulturvereinsvorsitzenden Wolf- Rüdiger Bias noch nicht fest. (hpö) Erich-Kästner-Abend LIMBURGERHOF. Mit dem Erich- Kästner-Abend „Als ich ein kleiner Junge war“ gastiert der Schauspieler Walter Sittler am Mittwoch, 25. Janu- ar, 20 Uhr, in der „Kleinen Komödie“ in Limburgerhof. Sittler schlüpft da- bei in die Rolle des Autors, der mit den Augen eines Erwachsenen und dem Herzen eines Kindes aus dem Füllhorn seiner Erinnerungen schöpft. Karten: 06236/67811. (red) Tom Schaffert hält sich aus Teamgeist oft zurück, aber er ist ein Gitarrist der Extraklasse. Der Klang der Copacabana Brasilianisch-jazzige Rhythmen mit Juliana da Silva und der „Les Artmann Group“ in der Cha-Cha-Bar Die Band um den ungarischen Keyboarder Les Artmann ist wirklich international aufgestellt. Marion kam, sprach und siegte Die neue „Elville Bluesband“ eröffnet das „Kukie“-Konzertjahr 2012 in Ellerstadt KULTUR-MAGAZIN KURZ NOTIERT Oldienight: Band „Prea-Stu-Docs“ feiert 20-jähriges Bestehen ANZEIGE ANZEIGE 7668462_10_1 DIE RHEINPFALZ — NR. 18 SAMSTAG, 21. JANUAR 2012 KULTUR REGIONAL 03_LDUW

03 LDUW Der Klang der Copacabana - kukie.ibk.mekukie.ibk.me/data/downloads/187041/januar_12.pdf · Partie sind das Joscho Stephan Trio , dessen musikalische Wurzeln im Gypsy-Swing

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Page 1: 03 LDUW Der Klang der Copacabana - kukie.ibk.mekukie.ibk.me/data/downloads/187041/januar_12.pdf · Partie sind das Joscho Stephan Trio , dessen musikalische Wurzeln im Gypsy-Swing

VON HANS KRAUS

ELLERSTADT. Es war der Abend derPremieren. Zum ersten Mal stelltesich am Donnerstag die ehemalige„KD Bluesband“ gemeinsam mit ih-rer neuen Frontfrau Marion La Mar-ché unter dem Namen „ElvilleBluesband“ auf ihrer Hausbühne inder vollbesetzten Ellerstadter„Weinstube Ultes“ der Öffentlich-keit vor. Gleichzeitig konnte siehier erstmals den bekannten Müns-teraner Gitarristen Gregor Hildenals Gast begrüßen.

Der wiederum, obwohl schon seit Jah-ren mit dem „EBB“-Gitarristen TomSchaffert befreundet, hatte vorhernoch nie – sieht man einmal von demAufwärmkonzert am Vorabend imLudwigshafener „Haus“ ab – mit demQuintett zusammengespielt. Ledig-lich der zweite Stargast des Ensem-bles, der Ludwigshafener Vokalakro-bat Christian Stockert, hat schon öftersowohl mit La Marché als auch mitSchaffert und dessen Kollegen Tho-mas Karp (Orgel, Klavier), Michael„Bo“ Bratzler (Bass) und Sam Sommer(Schlagzeug) Auftritte absolviert.

Wie schon von der früheren Beset-zung her gewohnt, startete die Haus-band des Vereins „Kukie" (Kunst undKultur in Ellerstadt) – nichts anderesist die „Elville-Bluesband“ – das Kon-zert zunächst noch alleine, ohne Be-teiligung ihrer geladenen Unterstüt-zer. Dabei richtete sich das Hauptau-genmerk der vielen Blueskundigenim Saal natürlich besonders auf Mari-on La Marché. Dass sie eine begnade-te Sängerin ist, war schon im Vorfeldklar, aber würde sie es auch schaf-fen, als Sprachrohr ihrer neuen Grup-pe einen guten Draht zum Publikumherzustellen? Diese Frage konnte dieWieslocherin schon nach wenigenWorten, die sie an ihr Publikum ge-

richtet hatte, beruhigt als positiv be-antwortet zur Seite räumen. La Mar-ché kam, sprach und siegte. Mit ker-nigen Sätzen im Kurpfälzer Dialektund jeder Menge Humor ließ sie denFunken sofort überspringen, undnachdem sie mit dem Madeleine-Peyroux-Song „Don‘t Wait Too Long“auch noch ihre gesangliche Visiten-karte abgegeben hatte, lag ihr das El-lerstadter Auditorium zu Füßen.

Mit „I‘ll Take Care Of You“, im Ori-ginal von La Marchés derzeitigenLieblingssängerin Beth Hart zusam-men mit Joe Bonamassa aufgenom-men, setzte sie im Anschluss gleichein erstes Highlight. Dabei zeigtesich auch Tom Schaffert von seinerbesten Seite. Dass der sich bei denregelmäßig stattfindenden „Kukie“-Konzerten oftmals ein wenig im Hin-tergrund hält und lieber den Gastmu-sikern die Bühnenfront überlässt,hat überhaupt nichts mit mangeln-

dem Können, sondern viel mehr mitausgeprägtem Teamgeist zu tun.Schaffert ist ein Gitarrist der Extra-klasse, der, wie hier wieder einmalsichtbar wurde, mit Unterstützungdurch eine finanzstarke Plattenfirmaeinem Joe Bonamassa durchaus dasWasser reichen könnte.

Das bewies er auch beim nun fol-genden „Inner City Blues“, indem ersich mit dem jetzt dazugestoßenenGregor Hilden ein schönes Wechsel-spiel lieferte, an dem sich La Marchédann auch noch stimmlich beteilig-te. Hilden, der eigentlich schon imvergangenen November als Stargastin Ellerstadt vorgesehen war, damalsaber wegen Konzerten in Asien absa-gen musste, gab danach seine Eigen-

kompositionen „Blue Clouds“ und„Golden Voice Blues“ zum Besten. Da-bei machte er deutlich, warum seinvon Emotionen getragenes Spiel oftmit dem von Peter Green verglichenwird. Der Westfale präsentierte sichals Meister der leisen Töne, stöpseltezwischendurch sogar seine Gitarreab, und unternahm einen Ausflug inden Saal, während er dabei völligohne elektrische Verstärkung weiter-spielte. „Der sprengt alle Klischeesüber E-Gitarristen“, kommentierteLa Marché anschließend, „normaler-weise ist deren am häufigsten ge-brauchter Satz nämlich: Ich habdoch grad‘ leiser gemacht“.

Bevor es aber in der Weinstube zuruhig wurde, enterte Christian Sto-ckert die Bühne und rockte eine tolleVersion des Klassikers „Spooky“ imStile der „Atlanta Rhythm Section“herunter, zu der er auch selbst Mund-harmonika spielte. Er ptäsentiertesich später noch einmal bei „BabyPlease“ von Johnny Adams in Best-form. Aber auch der Rest der Truppezeigte, was in ihm steckt: BassistBonnie Bratzler konnte sich bei BillWithers‘ „Grandma‘s Hands“ beson-ders in Szene setzen, SchlagzeugerSam Sommer forderte bei Dave Ma-sons „Feelin‘ Alright“ Gregor Hildenzu Höchstleistungen heraus, undKeyboarder Thomas Karb hatte so-wieso einen besonderen Tag er-wischt. Er schäumte über vor Spiel-freude und steuerte zu jedem Songentweder gefühlvolle Orgelpartsoder wilde Boogie-Woogie-Akkordeauf dem Piano bei. Zur Zugabe „CCRider/Sweet Home Chicago“ versam-melten sich schließlich alle siebenAkteure gemeinsam auf der Bühneund versäumten es dabei auch nicht,Tontechniker Tom Stalla, sonst alsSänger und Gitarrist der CCR-Cover-band „Willy and the Poorboys“ tätig,für seine Dienste zu danken.

LAMBSHEIM. „Ich freu‘ mich schondrauf“, fiebert Florian Bernauervon der Formation „Prea-Stu-Docs“der Oldienight heute Abend in derHalle des Gesang- und Musikver-eins Volkschor Lambsheim entge-gen. Die Veranstaltung hat einerund 15 Jahre währende Tradition,aber diesmal steht ein Fest aus be-sonderem Anlass ins Haus: „Prea-Stu-Docs“ feiern 20. Geburtstag.

Der Bandname setzt sich aus den Be-rufen der Gründungsmitglieder zu-sammen: Preacher (Seelsorger), Stu-dents (Studenten) und Doc (Arzt).„Die Studenten haben sich inzwi-schen weiterentwickelt“, erzählt Ber-nauer, der heute in der Software-Branche tätig ist. Der Sänger undBluesharp-Spieler sowie Gitarrist Mi-chael Adam sind die einzigen nochverbliebenen Gründungsmitglieder.Neu dazugestoßen sind im Lauf derZeit Sängerin Romy Wittkopf, Lead-Gitarrist Ulf Lenske, Bassist MartinBergmann und Max Mury am Schlag-zeug. Die frühere FrankenthalerBand rekrutiert ihre Mitglieder heu-te auch aus Mannheim, Worms, Land-au und Zeiskam. Geprobt wird nachwie vor in Frankenthal.

Die Band hat derzeit rund sechsbis acht Auftritte im Kalender ste-hen, die alle über Mundpropagandazustande kamen. Fest im Programmist die Oldienight beim Volkschor,die noch aus der Zeit herrührt, in derMichael Adam in Lambsheim als Ge-meindereferent tätig war. Im Pro-gramm nimmt Rockmusik aus den70/80er-Jahren unter anderem vonEric Clapton, Bob Dylan und BillyIdol breiten Raum ein, weil das ebendie Zeit ist, in der die Bandmitglie-der, deren Durchschnittsalter bei „40plus“ liegt, ihre musikalische Soziali-sierung erfahren haben. Einen langegehegten Traum hat sich die Band2010 erfüllt: Im Studio spielte sieeine CD ein, auf der auch zwei Eigen-kompositionen enthalten sind. „Dashat richtig Spaß gemacht und war et-was ganz Besonderes für uns“, erin-nert sich Bernauer.

TERMINOldienight zum 20-jährigen Bestehender „Prea-Stu-Docs“ heute, Samstag, 20Uhr, in der Halle des MGV Volkschors,Königsberger Straße 20a, in Lambs-heim. Karten unter 06233/56142.

(esm)

VON JOCHEN SCHWAN

BAD DÜRKHEIM. Erstklassige Musikvon internationalem Rang wurdedem Publikum – nicht zum erstenMal – am Donnerstagabend in derCha-Cha-Bar in Bad Dürkheim gebo-ten. Und dies zu moderaten Ein-trittspreisen. So war es auch nichtverwunderlich, dass sich der Raumbeim Konzert mit der der brasiliani-schen Sängerin Juliana da Silva undder „Les Artmann Group“ schnellbis auf den letzten Platz mit Freun-den südamerikanischer und jazzi-ger Musik füllte.

Juliana da Silva, als Tochter einer Ita-lienerin und eines Brasilianers mitafrikanischen Wurzeln in Sao Paulogeboren und 1991 der Liebe wegennach Deutschland gekommen, führ-te das Publikum mit amüsantenAnekdoten über einen gemeinsamenAufenthalt mit Les Artmann in In-dien und dem damit verbundenenKulturschock für beide Seiten auf an-

genehme Weise durch den Abend.Und auch wenn ein großer Teil desKonzerts durch internationale Jazz-klassiker bestimmt wurde, fandeninsbesondere die südamerikani-schen Rhythmen mit Stücken wie„Favela“ von Antonio Carlos Jobimgroßen Anklang. Der leidenschaftli-che Vortrag der Brasilianerin mit ih-rer samtigen und beruhigenden Stim-me ließ dann auch immer wiederihre musikalischen Wurzeln erken-nen. Eine zentrale Rolle in ihrem Re-pertoire spielen Bossa Nova und dieMúsica Popular Brasileira. Mit ge-schlossenen Augen kann man sichbei ihrem Gesang durchaus an ei-nem Postkarten-Strand in Südameri-ka wähnen, und man sieht sich miteinem Cocktail in der Hand das Le-ben genießen.

Das internationale Repertoire derGruppe spiegelt sich auch in der Be-setzung mit dem deutschen Bassis-ten Patrick Pilarski, der sich sogar alsPfälzer outete, den beiden Kolumbia-nern Mario Maradei Gonzales an denDrums und Rodrigo Manuel Villalon

als Perkussionist sowie dem ungari-schen Bandleader Les Artmann amKeyboard. Der „Les Artmann Group“gelang es auf überzeugende Weise,mit der Gastsängerin zu einer Ein-heit zu werden, ohne dabei die indivi-duelle Klasse der einzelnen Musikerhintan zu stellen. Besonders die Solides Perkussionisten sowie von LesArtmann selbst ließen das Publikumimmer wieder applaudieren. Ihr be-sonderes Können und ihre gegensei-tiges Verständnis zeigten die beidendann auch in einem gemeinsamen In-strumentalstück.

Die Spielfreude der Musiker sieht

man ihnen an. Dass die Gruppe Preis-träger beim Regensburger Jazzfesti-val wurde, verwundert nicht. Beein-druckende Tempi- und Rhythmus-wechsel wurden souverän und wieselbstverständlich geliefert, und eswar eine Freude, den Musikern beiihrem Spiel zuzusehen, da beispiels-weise die stets mitgesungenen Solivon Les Artmann auch optisch Freu-de bereiteten und so das Konzert zueinem ganzheitlichen Erlebnis mach-ten. Melodisch, harmonisch undrhythmisch anspruchsvollste Passa-gen erklangen da jederzeit so, wieman sich Jazz wünscht: leicht und lo-

cker. Mit „Walking in the castle“, ei-ner beeindruckenden Eigenkomposi-tion von Les Artmann in Erinnerungan Spaziergänge in Heidelberg, führ-te die Band nach einer kurzen Pausein den zweiten Teil des Abends, derschließlich nach guten zwei Stundenerfolgreich und erst nach mehrerenZugaben endete.

Auch wenn zum Ende des Konzer-tes hin der Geräuschpegel im hinte-ren Teil der Bar etwas störend wirk-te, tat dies dem Erfolg des Abendskeinen Abbruch, und man kann Cha-Cha-Bar-Chef Stephan Berg zuEvents dieser Güte nur gratulieren.

Lambsheim: „Late Lounge“unplugged in der „Icebar“„Late Lounge“ aus Mainz sind morgen,Sonntag, ab 15 Uhr in der „Icebar“ inLambsheim zu Gast. Das Trio spielt ei-nen Mix aus New Pop, Soul, Latin und

Rock, zumeist akustisch interpretiert.Der Eintritt ist frei. (red)

Ludwigshafen: Claudia Basrawiliest aus „Mittelmeer Anämie“Die Deutsch-Irakerin Claudia Basrawi-

liest morgen, Sonntag, um 17 Uhr imCasa di Laul in Ludwigshafen aus ihremDebüt-Roman „Mittelmeer Anämie“.Basrawi wurde 1962 in Beirut geborenund arbeitet seit 1994 als freie Autorin,Herausgeberin und Übersetzerin. (red)

Bossa Nova und die Música Popular Brasileira spielen die zentrale Rolle in ihrem Repertoire, aber sie kannauch Jazz: Juliana da Silva in der Cha-Cha-Bar. FOTO: FRANCK

Gitarrennacht imLudwigshafener „Haus“LUDWIGSHAFEN. Das Ludwigshafe-ner Kulturzentrum „Das Haus“ bietetam kommenden Freitag, 27. Januar,um 20 Uhr im Dôme eine Akustik-Gi-tarrennacht mit drei hochkarätig be-setzten Einzelkonzerten: Mit von derPartie sind das „Joscho StephanTrio“, dessen musikalische Wurzelnim Gypsy-Swing im Stil des legendä-ren Jazzgitarristen Django Reinhardtliegen, der Speyerer Christian Strau-be, der mit seinen Eigenkompositio-nen schon seit Jahren zu den bedeu-tendsten Gitarristen der klassischenGitarrenschule in Deutschland zählt,und das Duo Reffert & Goos, HansReffert und Werner Goos. Karten (16Euro) unter 0621/5042888 oder un-ter www.dashaus-lu.de. (huf)

Islam-Zyklus: Ecksteinrückt eine Woche nach vorneWACHENHEIM. Die krankheitsbe-dingte Absage des für vergangenenDonnerstag geplanten Vortrags vonAhmad Milad Karimi zwingt auch beiden weiteren Terminen des vom Kul-turverein Wachenheim organisiertenVortragszyklus zu Umstellungen:Nachdem die ursprünglich für kom-mende Woche vorgesehene Referen-tin Yasmin Khan für Karimi einge-sprungen ist, rückt auch der als drit-ter Redner geladene Gerhard Eck-stein um eine Woche nach vorne:Der frühere Bad Dürkheimer Pfarrerwird also am Mittwoch, 25. Januar,um 19.30 Uhr in der Ludwigskapelleeine „Vergleichende Betrachtung derGrundsätze des Islam und des Chris-tentums“ anstellen. Der Eintritt be-trägt 5 Euro. Ob es in der darauf fol-genden Woche einen weiteren Vor-trag geben wird, steht nach Auskunftdes Kulturvereinsvorsitzenden Wolf-Rüdiger Bias noch nicht fest. (hpö)

Erich-Kästner-AbendLIMBURGERHOF. Mit dem Erich-Kästner-Abend „Als ich ein kleinerJunge war“ gastiert der SchauspielerWalter Sittler am Mittwoch, 25. Janu-ar, 20 Uhr, in der „Kleinen Komödie“in Limburgerhof. Sittler schlüpft da-bei in die Rolle des Autors, der mitden Augen eines Erwachsenen unddem Herzen eines Kindes aus demFüllhorn seiner Erinnerungenschöpft. Karten: 06236/67811. (red)

Tom Schaffert hält sich ausTeamgeist oft zurück, aber erist ein Gitarrist der Extraklasse.

Der Klang der CopacabanaBrasilianisch-jazzige Rhythmen mit Juliana da Silva und der „Les Artmann Group“ in der Cha-Cha-Bar

Die Band um den ungarischenKeyboarder Les Artmann istwirklich international aufgestellt.

Marion kam, sprach und siegteDie neue „Elville Bluesband“ eröffnet das „Kukie“-Konzertjahr 2012 in Ellerstadt

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Oldienight: Band„Prea-Stu-Docs“ feiert20-jähriges Bestehen

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