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12 KULTUR MITTWOCH, 5. NOVEMBER 2014 Einmal Oper auf eigene Faust THOMAS HÖDLMOSER SALZBURG-STADT. Ideen und Vi- sionen: Das ist es, was Künstler brauchen. So lautet das Credo von Frances Pappas und Gero Nievelstein. Ist so eine Idee erst einmal ge- boren, geht man sie als Künstler einfach an – ganz gleich, ob Geld dafür da ist oder nicht. Deshalb arbeiten Frances Pap- pas und ihr Ehemann jetzt mit Hochdruck an den Vorbereitun- gen für die Inszenierung von „Noahs Flut“ – einer Oper von Benjamin Britten, die im Juni 2015 im republic auf die Bühne kommen soll. Profis und Laienmusiker sol- len da gemeinsam auftreten, da- zu mehr als 100 Kinder und Ju- gendliche, ein Blockflötenen- semble, ein Handglockenchor, Signalhörner und Schlagzeuger. Die Kosten bewegen sich laut Nievelstein „im höheren fünfstel- ligen Bereich“ – also jenseits von 50.000 Euro. Das dafür nötige Budget wollen die beiden mehr oder weniger nebenher aufstel- len. „Zuerst muss man beginnen und dann das Geld holen. Das ist unsere Erfahrung“, sagt Pappas. Nievelstein drückt es so aus: „Man muss das Auto auf die Reise schicken, ohne dass die Straße gebaut ist.“ Das künstlerische Rüstzeug bringen die beiden mit: Die ge- bürtige Kanadierin Pappas ist Gast-Opernsängerin am Landes- theater. In Salzburg kennt man sie als Marie im „Wozzeck“, als Sesto in „La clemenza di Tito “ und – aktuell – als Giovanna im „Rigoletto“. Gero Nievelstein stammt aus Mönchengladbach und ist am Landestheater Gastschauspieler, wo er ab November im „Doppel- ten Lottchen“ und in der Wieder- aufnahme von „Homo Faber“ zu sehen ist. Erfahrung im Auftreiben von Geldern für künstlerische Initia- tiven haben die beiden bereits in Nürnberg gesammelt, wo sie 2001 gemeinsam mit anderen Mitstreitern das Internationale Kammermusikfestival Nürnberg ins Leben gerufen haben – und auch die nötigen Sponsoren ge- winnen konnten. Für „Noahs Flut“ werden jetzt noch Kinder für die Knaben- und Mädchenstimmen und Musiker für das Laienorchester gesucht. Für die Stimme von Gott braucht man mehrere Freiwillige, aus de- nen zuletzt eine Gottesstimme zusammengemischt wird. „Noahs Flut“ ist das erste Salz- burger Projekt von Pappas’ und Frances Pappas und Gero Nievelstein wollen eine Oper inszenieren – und dafür das Volk auf die Bühne holen. Das Geld für das Großprojekt werde sich schon finden, sagen sie. Nievelsteins Kunstinitiative „Bridging Arts“. Das Ziel des Projekts: Die Teil- nehmer sollen über die künstleri- sche Betätigung die Möglichkeit haben, ihren eigenen Horizont zu erweitern sowie Menschen aus anderen sozialen Verhältnis- sen und anderen Religionen nä- her kennenzulernen, sagt Nievel- stein. „Es ist der Versuch, Men- schen verschiedener sozialer Hintergründe und Religionen zu- sammenzubringen. Wir wollen die Leute auch dazu bewegen, ih- re Instrumente und ihre Talente auszugraben.“ Nähere Infos über die Musikthea- terproduktion „Noahs Flut“ gibt es im Internet: WWW.BRIDGINGARTS.INFO Wer bei der Oper mitmachen will, kann sich per E-Mail an die Initiato- ren Pappas und Nievelstein wen- den: [email protected] Frances Pappas und Gero Nievelstein vor dem republic. Hier inszenieren sie „Noahs Flut“. BILD: SN/HÖD „Noahs Flut“ ist eine Kirchen- oper des britischen Kompo- nisten Benjamin Britten (1913– 1976) . Es handelt sich dabei um eine sogenannte Commu- nity Opera: Das Ziel ist, dass möglichst viele Personen ei- ner Gemeinde oder Stadt an den Aufführungen mitwirken. In der Salzburger Inszenie- rung unter der Regie von Riik- ka Läser im republic werden einzig die Partien des Noah und die seiner Frau von pro- fessionellen Sängern über- nommen. Eine Kirchenoper im republic Die Idee ist, Menschen dazu zu bewegen, ihre Talente auszugraben.“ Gero Nievelstein, Schauspieler

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12 KULTUR MITTWOCH, 5. NOVEMBER 2014

Einmal Oper auf eigene FaustTHOMAS HÖDLMOSER

SALZBURG-STADT. Ideen und Vi-sionen: Das ist es, was Künstlerbrauchen. So lautet das Credovon Frances Pappas und GeroNievelstein.

Ist so eine Idee erst einmal ge-boren, geht man sie als Künstlereinfach an – ganz gleich, ob Gelddafür da ist oder nicht.

Deshalb arbeiten Frances Pap-pas und ihr Ehemann jetzt mitHochdruck an den Vorbereitun-gen für die Inszenierung von„Noahs Flut“ – einer Oper vonBenjamin Britten, die im Juni2015 im republic auf die Bühnekommen soll.

Profis und Laienmusiker sol-len da gemeinsam auftreten, da-zu mehr als 100 Kinder und Ju-gendliche, ein Blockflötenen-semble, ein Handglockenchor,

Signalhörner und Schlagzeuger.Die Kosten bewegen sich laut

Nievelstein „im höheren fünfstel-ligen Bereich“ – also jenseits von50.000 Euro. Das dafür nötigeBudget wollen die beiden mehroder weniger nebenher aufstel-len. „Zuerst muss man beginnenund dann das Geld holen. Das istunsere Erfahrung“, sagt Pappas.Nievelstein drückt es so aus:„Man muss das Auto auf die Reiseschicken, ohne dass die Straßegebaut ist.“

Das künstlerische Rüstzeugbringen die beiden mit: Die ge-bürtige Kanadierin Pappas istGast-Opernsängerin am Landes-theater. In Salzburg kennt mansie als Marie im „Wozzeck“, alsSesto in „La clemenza di Tito “und – aktuell – als Giovanna im„Rigoletto“.

Gero Nievelstein stammt ausMönchengladbach und ist am

Landestheater Gastschauspieler,wo er ab November im „Doppel-ten Lottchen“ und in der Wieder-aufnahme von „Homo Faber“ zusehen ist.

Erfahrung im Auftreiben vonGeldern für künstlerische Initia-tiven haben die beiden bereits inNürnberg gesammelt, wo sie2001 gemeinsam mit anderenMitstreitern das InternationaleKammermusikfestival Nürnbergins Leben gerufen haben – undauch die nötigen Sponsoren ge-winnen konnten.

Für „Noahs Flut“ werden jetztnoch Kinder für die Knaben- undMädchenstimmen und Musikerfür das Laienorchester gesucht.Für die Stimme von Gott brauchtman mehrere Freiwillige, aus de-nen zuletzt eine Gottesstimmezusammengemischt wird.

„Noahs Flut“ ist das erste Salz-burger Projekt von Pappas’ und

Frances Pappas und Gero Nievelstein wollen eine Oper inszenieren – und dafür das Volk aufdie Bühne holen. Das Geld für das Großprojekt werde sich schon finden, sagen sie.

Nievelsteins Kunstinitiative„Bridging Arts“.

Das Ziel des Projekts: Die Teil-nehmer sollen über die künstleri-sche Betätigung die Möglichkeithaben, ihren eigenen Horizontzu erweitern sowie Menschenaus anderen sozialen Verhältnis-sen und anderen Religionen nä-her kennenzulernen, sagt Nievel-stein. „Es ist der Versuch, Men-schen verschiedener sozialerHintergründe und Religionen zu-sammenzubringen. Wir wollendie Leute auch dazu bewegen, ih-re Instrumente und ihre Talenteauszugraben.“

Nähere Infos über die Musikthea-terproduktion „Noahs Flut“ gibt esim Internet: WWW.BRIDGINGARTS.INFOWer bei der Oper mitmachen will,kann sich per E-Mail an die Initiato-ren Pappas und Nievelstein wen-den: [email protected]

Frances Pappas und Gero Nievelstein vor dem republic. Hier inszenieren sie „Noahs Flut“. BILD: SN/HÖD

„Noahs Flut“ ist eine Kirchen-oper des britischen Kompo-nisten Benjamin Britten (1913–1976) . Es handelt sich dabeium eine sogenannte Commu-nity Opera: Das Ziel ist, dassmöglichst viele Personen ei-ner Gemeinde oder Stadt anden Aufführungen mitwirken.In der Salzburger Inszenie-rung unter der Regie von Riik-ka Läser im republic werdeneinzig die Partien des Noahund die seiner Frau von pro-fessionellen Sängern über-nommen.

Eine Kirchenoperim republic

„Die Idee ist, Menschendazu zu bewegen, ihreTalente auszugraben.“Gero Nievelstein, Schauspieler