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Kontakt: [email protected] Heft 2/2014 Inhaltsverzeichnis Seite 1 Gen iR. Mag. Raimund SCHITTENHELM Bericht des Präsidenten Seite 3 ObstdhmfD Dr. Wolfgang ZECHA MSc. Tätigkeitsbericht des geschäftsführenden Vizepräsidenten Seite 5 Besuch der Ausstellung „Jubel und Elend, Leben mit dem großen Krieg 1914-1918“ in der Schallaburg - Erlebnisbericht + Bildteil Seite 11 Gen iR. Horst PLEINER „Pola - Der Zentralkriegshafen der Habsburger-Monarchie“ Seite 23 Mag. Dr. Felix SCHNEIDER „Anmerkungen zum Ersten Weltkrieg“ Seite 37 Dr. Gunther HAUSER „Die Wahlen zum Europäischen Parlament 2014 - Eine Analyse der Ergebnisse und Ausblick“ Seite 43 Datenänderungsblatt Seite 45 Gesamtüberblick wissenschaftlicher Publikationen des BMLVS – ONLINE Bestellkarten bzw. Veränderungsdienst

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Kontakt: [email protected]

Heft 2/2014

Inhaltsverzeichnis

Seite 1 Gen iR. Mag. Raimund SCHITTENHELM Bericht des Präsidenten Seite 3 ObstdhmfD Dr. Wolfgang ZECHA MSc. Tätigkeitsbericht des geschäftsführenden Vizepräsidenten Seite 5 Besuch der Ausstellung „Jubel und Elend, Leben mit dem großen Krieg 1914-1918“ in der Schallaburg

- Erlebnisbericht + Bildteil Seite 11 Gen iR. Horst PLEINER „Pola - Der Zentralkriegshafen der Habsburger-Monarchie“ Seite 23 Mag. Dr. Felix SCHNEIDER „Anmerkungen zum Ersten Weltkrieg“ Seite 37 Dr. Gunther HAUSER „Die Wahlen zum Europäischen Parlament 2014 - Eine Analyse der Ergebnisse und Ausblick“ Seite 43 Datenänderungsblatt Seite 45 Gesamtüberblick wissenschaftlicher Publikationen des BMLVS – ONLINE Bestellkarten bzw. Veränderungsdienst

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Der Präsident

Sehr geehrte Freunde der Landesverteidigungsakademie!

Im ersten Berichtsheft 2014, für dessen zeitgerechte Herausgabe ich allen Beteiligten aufrichtig danke, habe ich auf die weitere Umsetzung von Vorschlägen der „AG Freunde der LVAk neu“ verwiesen. Von den Vorschlägen und abzuarbeitenden Maßnahmen wurde in der Vorstandssitzung vom 31.03.2014 der Erststellung und Einrichtung einer Homepage erste Priorität eingeräumt. Damit soll u.a. nicht nur der Informationsfluss innerhalb unseres Vereins verbessert, sondern auch die Mitgliederwerbung unterstützt werden. Wir sind überzeugt, dass dies ein zeitgemäßes und wichtiges Mittel als Ergänzung und Unterstützung unserer Vortrags-und Veranstaltungstätigkeit sein kann.

Die schon für das Bundesheer existenzbedrohenden Sparmaßnahmen treffen auch die LVAK und werden letztlich auch Auswirkungen auf unsere Vereinstätigkeit haben. Dort wo kompensatorische Maßnahmen sinnvoll und machbar erscheinen und im Interesse unserer Mitglieder und der LVAk sind, werden seitens des Vorstandes geeignete Aktivitäten gesetzt.

Für die Beiträge in diesem Heft danke ich allen Autoren, hinsichtlich sonstiger Aktivitäten verweise ich auf den Bericht des geschäftsführenden Vizepräsidenten.

Abschließend lade ich Sie wie immer ein, unsere Veranstaltungen zu besuchen, und an unseren Aktivitäten teilzunehmen.

Mag. RaimundSchittenhelm, Gen.i.R Wien, im Juni 2014

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Verein „Freunde der Landesverteidigungsakademie“

Wien, im Juli 2014

Bericht des geschäftsführenden Vizepräsidenten

Geschätzte Vereinsmitglieder

Im Jahr 2014 wurde die Vortragstätigkeit mit der STRATEG in bewährter Weise weitergeführt. Die Themen richteten sich aktualitätsbezogen auf die verschiedenen Krisen in der Welt und die Sicherheitspolitik Österreichs. Die Berichte finden nach ihrer inhaltlichen Adaptierung hohen Anklang, und ich möchte mich für die Rückmeldungen und Vorschläge herzu herzlich bedanken. In der Fortführung der historischen Beiträge wird der Vortrag von Dr. Schneider zum Ersten Weltkrieg veröffentlicht. Er hat diesen Vortrag anlässlich des Traditionstages der LVAk am 14. 2. 2014 gehalten und uns in sprachlich etwas redigierter Form zur Verfügung gestellt. Aus diesem Umstand ist der Beitrag auch in Vortragsform gestaltet, um Ihnen ein wenig auch die Atmosphäre zu vermitteln. Der Beitrag von Dr. Hauser reflektiert in bewährter Weise die Entwicklungen innerhalb der EU vor allem im Hinblick auf die Wahl des Europaparlaments und der Nominierung des neuen Kommissionspräsidenten. In diesem Heft finden Sie auch einen kurzen Bericht unseres Museumsbesuches im Rahmen einer Kaderfortbildung der LVAk auf der Schallaburg anlässlich der Ausstellung „Jubel und Elend, Leben mit dem großen Krieg 1914-1918“. Im Herbst werden wir natürlich auch wieder einen Schießtermin mit der LVAk anbieten, Details folgen mit der entsprechenden Einladung. Die Arbeiten zur Errichtung einer eigenen Homepage für den Verein schreiten voran und ich denke, dass wir bis zu Generalversammlung dann ein ansprechendes Produkt herzeigen werden können. Abschließend darf ich noch die Gelegenheit benutzen, Ihnen einen schönen Sommer zu wünschen und mich auf weiteres, zahlreiches Erscheinen bei den verschiedenen Veranstaltungen zu freuen.

Mit kameradschaftlichem Gruß

Dr. ZECHA, ObstdhmfD, MSc

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„Jubel und Elend, Leben mit dem großen Krieg 1914-1918“

Kaderfortbildung der LVAk gemeinsam mit den Freunden der LVAk

Am 2. und 3. Juli 2014 führten die Angehörigen der LVAk gemeinsam mit einer Delegation des Vereins der Freunde der LVAk eine Kaderfortbildung mit dem Schwerpunkt „100 Jahre Gedenken an den Ausbruch der 1. Weltkrieges“ durch. Die Delegation stand unter der militärischen Führung des Kdt LVAk GenLt Mag. Erich Csitkovits und dem Präsidenten des Vereines und vormaligen Kdt LVAk, Gen iR. Mag. Raimund Schittenhelm. Am 2. Juli erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Kadefortbildung eine Einweisung in die Ausstellungskonzeption und in die grundsätzliche Ausrichtung der Ausstellung durch den Leiter des ISS, HR Dr. Erwin Schmidl im Kinosaal des AG Stiftgasse. Dieser erfüllte seine Aufgabe vor allem auch deshalb in bewährter Weise, da er an maßgeblicher Stelle bei der Ausstellung mitgearbeitet hatte. Zeitig am Morgen, um 0800 Uhr, verlegten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit GRB zum Parkplatz der Schallaburg, von wo aus die Burg zu Fuß erreicht werden musste. Dort empfing uns der Ausstellungsleiter Mag. Peter Fritz und gab nach der Begrüßung eine ergänzende Einweisung. Die Gruppe wurde in zwei Teile geteilt; die erste Hälfte nahm an einem Konfliktworkshop teil während die zweite Gruppenhälfte durch die Ausstellung geführt wurde. Im Konfliktworkshop wurden die Konfliktstufen nach Grasl erklärt und vor allem auch auf die interkulturellen Aspekte von Konfliktdynamik hingewiesen. Dies zeigt sich beispielsweise auch ganz unmittelbar in unterschiedlichen Formen und Begrüßungen. Die Ausstellung bietet die Möglichkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit den Ereignissen des 1. Weltkrieges, beginnend mit den ersten Tagen des Jubels und der Kriegsbegeisterung. Die bald folgende Ernüchterung konnte anhand von Tagebucheintragungen von Angehörigen der unterschiedlichen Streitkräfte anschaulich nachvollzogen werden, welche in den verschiedenen Ausstellungsräumlichkeiten zur dargebotenen Thematik abgestimmt waren. Viele Exponate luden zum genauen Betrachten ein und die 3 ½ Stunden waren im Nu verflogen. Mit den Bussen ging es am frühen Nachmittag nach Weißkirchen wo im Heurigen Denk ein kulinarischer Ausklang dieser gelungenen Veranstaltung möglich wurde. Ein ganz besonderer Dank für diese äußerst gelungene Veranstaltung gebührt der LVAk und ihren Angehörigen, Allen voran dem Kdt, GenLt Mag. Csitkovits und dem Leiter der FüA, Obst Rapatz für die Organisation.

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HR Dr. Erwin Schmidl bei der Einweisung zur Ausstellung an der LVAk

Aufstieg zur Schallaburg

Begrüßung durch den Ausstellungsleiter Mag. Peter Fritz

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1.) Im Konfliktworkshop wurden Formen der Begrüßung nachgestellt

2.)

1.) Beim Betrachten der Exponate

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2.)

Einkehr beim Heurigen Denk

Abschied von der Schallaburg

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Pola – Der Zentralkriegshafen der Habsburger-Monarchie

Horst Pleiner

Pola an der Südspitze der Halbinsel Istrien besitzt eine überaus günstige geopolitische Lage

und zeichnet sich durch eine tief in das Land eingreifende, gut geschützte Bucht mit

ausreichender Wassertiefe auch für größere Schiffe aus. Hier befand sich schon eine Reihe

von vorgeschichtlichen Siedlungen und in der Römerzeit ist die Nutzung etwa ab 177 v. Chr.

nachgewiesen. Unter Kaiser Augustus erfolgte eine rege Bautätigkeit und noch heute findet

sich die für 23.000 Zuseher ausgelegte Arena als großartiges Relikt dieser Blütezeit. Nach

dem Untergang des weströmischen Reiches ab 395 n.Chr. fiel Pola an die Ostgoten und

schließlich an Byzanz. Später wurde Pola dem Patriarchat von Aquileia, der Konkurrenz des

aufstrebenden Venedigs, zugeschlagen und im 14. Jhdt fielen Istrien und damit Stadt und

Hafen Pola an Venedig.Zwischen 1630 und 1632 wurde auf dem Stadthügel von Pola durch

die Venezianer ein Kastell zur Sicherung der Region über den Trümmern der römischen

Befestigung angelegt. Aber das auch von einer Stadtmauer umgebene Pola verlor in der Folge

stark als Hafen an Bedeutung, wurde mehrfach durch die Pest heimgesucht und war erheblich

durch Malaria gefährdet. Es sank zu einem unbedeutenden Fischerdorf herab.

1797 verzichtete Österreich im Frieden von Campo Formido auf Belgien und erhielt dafür

Venetien, also auch Istrien und Pola. Der Graf Joseph de l`Espine schlug 1799 vor in Pola das

kaiserliche Seearsenal zu errichten und Venedig mit seinem herabgekommenen und von

Frankreich ausgeplündertem Arsenal sollte nur mehr als reiner Handelshafen genutzt werden.

Aber man wollte Triest und Venedig nicht konkurrieren und der Vorschlag wurde ad acta

gelegt. Obwohl insgesamt ein nachrangiger Hafen mit nur mehr 600 Einwohnern wurde 1804

mit dem Aus- und Umbaudes vorhandenen Kastells in Pola begonnen. Aber schon 1805

wurde Istrien nach Napoleons Erfolg dem neu geschaffenen Königreich Italien zugeschlagen,

wurde 1810 ein Teil der „Illyrischen Provinzen“ und wurde 1815 im Wiener Kongreß erneut

Österreich zugeordnet. Die nunmehrige aus der bisherigen venezianischen Marine sich ab

1815 unter erheblichen materiellen und vor allem finanziellen Schwierigkeiten und

Einschränkungen entwickelnde k.k.Marine sah in Pola ein Stationsschiff vor und nutzte die

fjordartige Bucht als gelegentlicher Liegeplatz. Der Umbau des Kastells wurde fortgesetzt

und zwischen 1823 und 1830 drei Befestigungsanlagen in Form von Martellotürme zum

Schutz der Einfahrten errichtet, denen 1835 mehrere kostengünstigere Küstentürme und eine

Küstenbatterie (auf der Halbinsel Mussil) folgten.

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Die alte und beengende Stadtmauer hatte man vor 1840 abgebrochen und ab diesem Zeitpunkt

nützte die damals insgesamt 157 Schiffe und Boote (darunter 3 Fregatten) umfassende k.k.

Marine Pola in vermehrten Umfang als Liegeplatz für ihre Einheiten. Man errichtete 1846

einige Magazine und Batterien zur Hafenverteidigung. So befanden sich hier auch am

22.März 1848 einige Schiffe, als es in Venedig zur Erhebung gegen die österreichische

Herrschaft kam. Daniele Manin, der Präsident der provisorischen (neuen) Regierung in

Venedig versuchte durch den Kapitän des an sich von Venedig nach Triest bestimmten

Raddampfers „Erzherzog Friedrich“ den k.k. Schiffen in Pola eine entsprechende Weisung

zum Überlaufen zukommen zu lassen. Aber der an Bord befindliche Gouverneur Graf Palffy

erfuhr von dem Komplott und zwang Kapitän des Raddampfers nach Triest zu laufen, wo die

geheime Weisung dem Befehlshaber in Istrien und Triest FZM Franz Graf Gyulai vorgelegt

wurde. Auf schnellstem Weg wurde der loyale Hafenkommandant von Pola in Kenntnis

gesetzt und dieser unterband durch Gefechtsbereitschaft der Küstenbatterien etwaige

Versuche auszulaufen und sicherte diesen Teil der Flotte für die Habsburger-Monarchie. Nur

drei kleine Kanonenpinassen konnten Pola verlassen und sich in Venedig den Revolutionären

anschließen. Aber die in Pola liegenden Einheiten waren im Kern venezianisch gesinnt und

zeigten in der Folge keinen Enthusiasmus bei den Maßnahmen der österreichischen Führung

zur Blockade von Venedig.

Nach der Niederwerfung der Revolution in Venedig 1849 entschied sich Österreich einen

neuen Hauptkriegshafen anstelle des „unsicheren“ Venedigs auszubauen. Eine Kommission

führte eine Überprüfung der Gegebenheiten durch und 1850 folgte der EntschlußPola

entsprechend zu entwickeln. Obwohl eine Choleraepidemie 1855 die Arbeiten verzögerte

nahm schon 1856 der neue Hafen Pola seine Funktion als Marinebasis wahr. Es folgte ein

vergleichsweise zügiger Ausbau der Hafenanlagen und der Befestigungen und

Küstenbatterien zum Schutz der „Seefront“ sowie an der Landfront. Die Garnison umfaßte in

der Folge u.a. das Festungsartillerieregiment Nr. 4 und das Infanterieregiment Nr 87, das

gemeinsam mit dem in Triest garnisonierten Regiment die 55. Infanteriebrigade (Stab in

Laibach) im Rahmen der 28. Infanterie- Truppendivision (Laibach) bildete und damit zum

Korpskommando III in Graz zugehörig war.

Am 09.Dezember 1856 erfolgte in Anwesenheit von Kaiser Franz Josef die Grundsteinlegung

für das neue Seearsenal in Pola. Dieses umfaßte zunächst den überdachten Stapelplatz auf der

Oliveninsel, zwei Trockendocks und ein Schwimmdock (Holz). Erst damit wurde Pola zu

einem vollwertigen Marine-stützpunkt, der 1857 bereits 8551 Einwohner aufwies, wobei es in

der Folge einen starken Anstieg des italienischen Bevölkerungsanteils gab. Das Seearsenal

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bestand im Frühsommer 1866 seine erste Bewährungsprobe bei der Aktivstellung und

improvisierten Ausrüstung vor allem der Panzerschiffe der k.k. Flotte, die dann in der

Seeschlacht von Lissa ihren ersten großen Erfolg erzielen konnte. Allerdings konnten schwere

Gefechtsschäden, wie sie am Bug des Panzerschiffes „Erzherzog Ferdinand Max durch den

Rammstoß bei Lissa eingetreten waren, in Pola nicht repariert werden. Daher lief das

Panzerschiff Anfang Juli 1867 von Pola nach Malta, wo dann in der dortigen Marinewerft die

Bugsektion wieder instandgesetzt wurde. Das Seearsenal in Pola lieferte 1869 mit der

Glattdeckskorvette „Helgoland“ den ersten größeren Neubau ab und schloß 1871 den Umbau

des früheren Linienschiffes „Kaiser“ (bekannt geworden durch seine Rolle in der Seeschlacht

von Lissa) zu einem gepanzerten Kasemattschiff unter Beibehaltung der ursprünglichen

Maschinenanlage ab. Allerdings wurden im Seearsenal im weiteren Verlauf bis 1914 nur

wenige größere Kampfschiffe gebaut (so z.B. 1877 das Kasemattschiff „Prinz Eugen“, 1887

die „Kronprinz Erzherzog Rudolf“, 1890 der kleine Kreuzer „Kaiserin Elisabeth“, 1893 das

Küstenpanzerschiff „Monarch“, ab 1897 die drei Kleinen Kreuzer der „Zenta“ Serie, 1903 der

große Panzerkreuzer „Sank Georg“ und 1909 der moderne Rapidkreuzer „Admiral Spaun“),

dafür aber Torpedoboote, Zerstörer, Hilfsschiffe und schließlich auch U-Boote. In erster Linie

übernahm das Seearsenal Reparatur- und Überholungsaufgaben sowie die De- und

Reaktivierung der Einheiten im Ablauf des jeweiligen Flottenjahres und –programms, da die

k.k. und dann k.u.k. Marine keineswegs alle Einheiten ständig im aktiven Dienst beließ,

sondern diese nur nach Bedarf für Auslands- und Ausbildungsfahrten oder Geschwaderdienst

für Ausbildung und Übungen aktivierte. Der Personalstand des bis 1914 u.a. durch zwei

Docks für 22.000 bzw 15.000 ts und einen berühmten Kran mit Hebekraft für 300 t

erweiterten Seearsenals erreichte 1914 über 3000 Mann. Eine besondere technische Leistung

stellte im Frühjahr 1914 die Überholung der Antriebs- und Kesselanlage des deutschen

Schlachtkeuzers „Goeben“, dessen Entkommen in türkische Gewässer dann den Kriegseintritt

der Türkei im Oktober 1914 auf Seite der Mittelmächte nachhaltig beförderte.

Zwischen dem 18.August und 07. September 1902 erfolgte eine Überprüfung der

Verteidigungsfähigkeit Istriens und vor allem Polas im Rahmen eines gemeinsamen

Manövers von Armee und k.u.k. Marine . Kaiser Franz Josef und Erzherzog Franz Ferdinand

beobachteten den Verlauf des Manövers mit eindeutigem Italienbezug eingehend zur See und

an Land. Die von GM Franz Conrad von Hötzendorf geführte 55. InfBrig (Triest) wurde von

einigen Dampfern des Österreichischen Lloyd unterstützt von den drei Küstenpanzerschiffen

der „Monarch“-Klasse an der Küste nördlich von Pola gelandet und stieß zügig gegen Pola

vor. Dabei zeigte sich, dass die Festung Pola nicht gehalten werden konnte und die bisherigen

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Abwehr-vorbereitungen ungenügend waren. Der Kaiser brach das Manöver daraufhin

vorzeitig ab und der kritisch beobachtende Franz Ferdinand gewann die feste Überzeugung,

dass Pola nur durch eine starke Flotte und weniger durch Festungswerke gegen derartige

Angriffe geschützt werden konnte. So wurde der Thronfolger in den folgenden Jahren ein

besonderer Förderer der Flotte und der vorrangige Repräsentant des Kaiserhauses bei der

k.u.k. Marine und der GM Franz Conrad von Hötzendorf war positiv aufgefallen und

durchlief gefördert vom Thronfolger eine rasche Karriere, in der er 1906 zum Chef des

Generalstabes ernannt wurde.

Der strategisch-operative Wert Polas erfuhr mit dem 20.September 1876 eine bedeutende

Steigerung durch die Fertigstellung der 122 km langen von Divaca nach Pola führenden

Bahnlinie. Nun nahm Pola eine rasche Entwicklung und das gehobene Marinepersonal

siedelte sich in einem eigenen Viertel San Policarpo weitgehend geschlossen an. Hier

entstanden dann abgesehen von den Wohngebäuden und Marineanlagen etwa auf dem Hügel

Zaro das hydrografische Institut mit der Sternwarte, weiters ab 1891 die Marinekirche

Madonna del Mare, der Marinefriedhof oder das Klubhaus des k.u.k. Yachtklubs, insgesamt

aber doch eine enklavenartige Zusammenballung. Allmählich ergab sich damit eine

zunehmende Loslösung der Marine vom Zivilhandel der Region und die Entwicklung einer

Art Nebenwirtschaft mit z.B. eigenem Marinekonsum- bzw–vorschußverein oder

Schlachthaus. 1914 belief sich die Zahl der Angehörigen der Garnison auf rund 40.000.

Im Jahre 1872 wurde das Marinekasino nahe dem Monte Zaro vor allem als Heimstätte für die

in der Stadt als „möblierte“ Herren wohnenden jüngeren, ledigen Offiziere errichtet. Es wurde

in den folgenden Jahren erweitert und erhielt u.a. einen Wintergarten, ein Kaffeehaus mit

Damensalon, ein Restaurant, einen Leseraum und ein Billardzimmer und einen allseits

bestaunten Ballsaal. Dazu besaß das Kasino einen großen, südlich wirkenden Garten mit

Kegelbahn und Boccia-Anlage. Von 1909 bis 1913 wurde das Marinekasino zu der heute

noch bestehenden Einrichtung um- und ausgebaut. Es wurde das gesellschaftliche Zentrum

der Marineoffiziere und deren Familien und damit zum Klatschzentrum und Heiratsmarkt,

genannt „Klatschhausen“. Es gab auch eine Marinekapelle und von 1894 bis 1897 wirkte hier

Franz Lehar als Marinekapellmeister u.a. mit zahlreichen Konzerten im Ballsaal. Das

gedrängte gesellschaftliche Zusammenleben barg natürlich auch so seine Gefahren mit sich

und so starb am 11.März 1909 ein Oberleutnant des Generalstabes in einem wegen einer

Affäre ausgetragenen Duell gegen einen offenbar besser schießenden Linienschiffsleutnant.

Aber auch die mit Fürsten Otto von Windisch Graetz verheiratete Tochter Elisabeth des

Kronprinzen Rudolf bemühte sich im Marinekasino usw um die jungen Offiziere der Marine

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und des Heeres. Schließlich entwickelte sich ab Mitte 1913 ein Bekanntschaft der Fürstin mit

dem Linienschifsleutnant Egon Lerch, einem forschen U-Bootkommandanten. Diese

Beziehung dauerte mit Duldung des Kaisers bis August 1915, als Egon Lerch beim Untergang

von U 12 vor Venedig den Tod fand. Die weitere Geschichte der Fürstin ist bekannt, die

schließlich als besonderer Liebling Kaiser Franz Josefs einen erheblichen Teil seines

persönlichen Vermögen erben konnte und noch weitere Jahrzehnte als Lebensgefährtin und

schließlich Ehefrau des Abgeordneten zum NR. Petznek leben konnte. Das Marinekasino wird

heute noch von den kroatischen Streitkräften als solches mit Cafe und Ballsaal genutzt und

beherbergt ein kleines Museum zur k.u.k. Marine sowie die an Kroatien zurückgegebenen

rund 20.000 Bände der ehemaligen k.u.k. Marinebibliothek.

Aber das Zusammenleben des vorwiegend deutschsprachigen Teiles des Marinepersonals und

der slawischen Bevölkerung des Umlandes mit dem italienischen Bevölkerungsteil in Pola

gestaltete sich von Anbeginn eher schwierig. Schon 1869 begann ein beständiger Konflikt

zwischen den liberalen Italienern und der Marine um die Gemeindeherrschaft in Pola. Dieser

schwelte durch die folgenden Jahrzehnte. Im Seearsenal kam es Anfang Dezember 1901 zu

einem Ausstand der italienischen Lehrlinge und am 15.Februar 1902 solidarisierte sich eine

Versammlung der Arbeiter mit der Streikbewegung der Werftarbeiter in Triest. 1903 wurden

für den Stapellauf des Panzerkreuzers „Sankt Georg“ besondere Sicherheitsmaßnahmen

getroffen, um einen erwarteten Anschlag von Anarchisten zu verhindern. In Pola wurde auch

in reger Weise Spionage betrieben. Die Einzelheiten der Festungswerke und Batterien, aber

auch der k.u.k. Marine waren potentiellen Gegnern dadurch in entsprechendem Ausmaß

aktuell bekannt. Die Aufdeckung eines solchen Spionageringes führte im Jahre 1905 zur

Ausweisung aller Ausländer aus Pola. Daher ging auch der seit 1904 als Englischlehrer an der

Berlitz-Sprachschule tätige James Joyce gemeinsam mit Nora Barnacle weiter nach Triest.

Die italinische politische Agitation unter der Belegschaft des Seearsenals führte immer wieder

zu Konflikten und die mehrfach abgehaltenen und wieder stornierten Gemeindratswahlen

brachten keine Lösung, da z.B. 1909 den 25 Italienern und 7 Kroaten nur 10 Repräsentanten

der Marine, 2 Staatsbeamte und 1 Sozialist gegenübersaßen. Schließlich wurde 1912 die

Gemeindeautonomie von Pola endgültig ausgesetzt und eine autoritäre Regierungsgewalt vom

Hafenadmiral Julius von Ripper wahrgenommen.

Mit der Kriegserklärung an Serbien vom 28.August 1914 änderte sich die Situation in Pola

grundsätzlich. Die Belegschaft des Seearsenals stieg rasch, erreichte bald rund 8000 Arbeiter

und wuchs am Höhepunkt der Wartungs- und Reparaturtätigkeit des Arsenals auf rund 13.000

Mann. Ab Anfang August 1914 wurden in Istrien mehrere hundert Kroaten als

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serbophilverhaftet, davon eine ganze Reihe in Pola. Gleichzeitig wurden die Maßnahmen zur

Mobilmachung der Marine und zur Sicherung des Marinestützpunktes eingeleitet und die

Minenfelder planmäßig geworfen. Die Befestigungen um den Kriegshafen waren von 41

Kompanien der Festungsartillerie besetzt. An der Landfront standen 250 Geschütze, an der

Seefront deren 120, darunter eine Reihe von 28 cm und 30,5 cm. Zur Beseitigung des

Mangels an Mittelartillerie gab die Marine 23 Geschütze von 7 bis 19 cm und 52 Stück 47

mm ab. Die Festung Pola verfügte über einen auf 7 Monate ausgerichteten Bestand an

Vorräten für die Marine- und Landtruppen, als Problem wurden allerdings die rund 100.000

Zivilbewohner angesehen.

Am 13.August 1914 lief der von Zara mit Rückreisenden ohne Geleit kommende große

Passagierdampfer „Baron Gautsch“ trotz Information über die Minenlage nahe der Insel

Brioni auf eine Seemine und sank innerhalb von 7 Minuten. Von den 400 Passagieren kamen

147 dabei ums Leben. In der Presse wurde der Verlust zunächst einer serbischen Bombe

zugeschrieben, aber 3 Tage später gestand der Österreichische Lloyd den Verlust durch eine

Mine ein. Das Strafverfahren gegen den Kapitän war nach 3 Jahren noch nicht abgeschlossen

und verlief dann durch das Kriegsende im Sande. Der Österreichische Lloyd versuchte in

Interpretation eines alten Gesetzes den Versicherungsfall für sich zu nutzen, zahlte aber die

vorgesehenen 2 Millionen Kronen an die Hinterbliebenen der Opfer nicht aus. Aber die

„Baron Gautsch“ blieb nicht das einzige Opfer der Minenfelder vor Pola. Am 17.November

1914 geriet auch der Dampfer „Josephine“ auf eine Mine und sank.

Pola war in der Folge der Liegeplatz der schweren Linien- und Schlachtschiffe der k.u.k.

Flotte und Reparaturzentrum. Auf der Santa Katharina-Insel wurde eine Seeflugstation

eingerichtet (deren Überreste noch heute zu sehen sind) und für die U-Boote wurde die Bucht

vor den großen Hotelanlagen auf der Insel Brioni als Liegeplatz ausgewählt. Für einen

Vorstoß in den zusätzlich zu den Minen noch durch eine Drahttaubarrikade gesicherten Hafen

von Pola wurde das französische U-Boot „Curie“ von dem Panzerkreuzer „Jules Michelet“

gesichert durch den Kreuzer „Jules Ferry“ bis zur Höhe von Pelagosa geschleppt und lief

dann mit eigener Kraft gegen Pola. Am 20.Dezember versuchte das U-Boot die Einfahrt zu

forcieren, konnte die erste Barrikade in 18 m Wassertiefe auch durchbrechen, blieb dann aber

in der zweiten Barrikade hängen. Die Befreiungsversuche der „Curie“ wurden von einem

einlaufenden T-Fahrzeug erkannt und die Abwehrmaßnahmen der Hafensicherung (T-Boote,

Tender und Küstenbatterien) eingeleitet. Nach 5 Stunden mußte die „Curie“ nach

Erschöpfung des Sauerstoffvorrates auftauchen, wobei Ansätze zur Kapitulation auf Grund

technischer Mängel von den k.u.k. Kräften nicht erkannt wurden. So wurde die „Curie“ unter

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Feuer genommen und erhielt Treffer der Strandbatterie. Obwohl bei Sichten der gesetzten

Positionslichter Feuereinstellung mittels Megaphon befohlen wurde, erhielt die „Curie“ noch

einen Treffer achtern vom Turm und sank auf 39 m Tiefe unter Verlust von 1 Offizier und 1

Mann, 26 wurden gerettet. Diese wurden noch im Dezember 1914 nach Graz verlegt und

erhielten wenig später in der Grazbachgasse das Haus Nr 57 als Unterkunft und wurden von

einem Gasthaus in der Nähe verpflegt, waren aber mit der „schlechten“ österreichischen Kost

nicht zufrieden. Mit der Hebung des gesunkenen U-Bootes wurde am 05.Jänner 1915

begonnen und am 02.Februar 1915 mit der Eindockung abgeschlossen. Die „Curie“ wurde

instandgesetzt und als k.u.k. U 14 unter Linienschiffsleutnant Georg Ritter von Trapp

erfolgreich eingesetzt.

Mit der Verschärfung der Lage zu Italien verließen im April 1915 alle italienischen

Staatsbürger Pola und gingen nach Italien zurück. Auch österreichische Italiener verließen aus

Furcht vor Verhaftungen Pola und die Donaumonarchie. Mit 06.Mai 1915 wurde Pola einem

Festungskommando unterstellt und am 17.Mai erfolgte die Räumung des südlichen Teiles des

Bezirks Pola durch alle Zivilpersonen., was mit der Kriegserklärung Italiens am 23.Mai 1915

auch auf die nördliche Zone einschließlich Rovigno ausgedehnt wurde. Die Familien der

Marinegehörigen wurden nach Innerösterreich verlegt und die italienische und kroatisch-

slowenische Bevölkerung (ausgenommen die Arbeiter in den Militär- und

Marineeinrichtungen) in Viehwaggons nach den Perlustrierungsstationen Leibnitz und

Salzburg verbracht. Von dort kamen sie in verschiedene Lager in der österreichischen

Reichshälfte. Man hat dabei rund 50.000 Personen evakuiert, es verblieben 51.480 Mann und

1.410 Offiziere in Pola sowie 8.130 Arbeiter des Arsenals. Die Ernte des Jahres 1915 ließ

man in der Region verkommen. Die Probleme der Verwaltung Polas und der Internierung der

Bevölkerung blieben bis 1917 in Schwebe und manche bis Kriegsende ungelöst. Erst im

Oktober 1916 ließ man einen Teil der kroatischen Bauernfamilien zur Bearbeitung der

Wintersaat zurückkehren und als im Oktober 1917 Unruhen im Lager Wagna (Steiermark)

ausbrachen, schloß man nach der 12. Isonzoschlacht die Lager Pottendorf-Landegg und

Wagna, da man die Versorgung der Internierten nicht mehr sicherstellen konnte.

Das Seearsenal Pola wurde ab Mai 1915 mit einer kaum bewältigbaren Menge an Reperatur-

und Überholungsarbeiten an den bis zum Übermaß durch Geleitdienst, Minensuche und

Fliegerunterstützung beanspruchten Zerstörern, T-Booten und den U-Booten der k.u.k.

Marine sowie den immer zahlreicher im Mittelmeer eingesetzten deutschen U-Booten

konfrontiert. Zeitweise befanden sich mehr als die Hälfte aller vorhandenen Zerstörer und T-

Boote im Seearsenal oder warteten auf ihre Überholung. Da die Kapazitäten für eine raschere

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Überholung der deutschen U-Boote nicht mehr ausreichte, wurde im Frühjahr 1917 eine

eigene Reparatureinrichtung und Station für deutsche U-Boote unter einem deutschen

Spezialkommando und mit vorwiegend deutschem Werftpersonal geschaffen. Am 21. Jänner

1918 traten rund 11.000 Arbeiter des Seearsenals und der deutschen U-Bootwerft in Streik

und forderten die Rückkehr ihrer Familien. Erst am 28.Jänner 1918 nahmen sie die Arbeit

nach Verhandlungen und Zugeständnissen wieder auf. Mit dem 02.Februar 1918 erhielten alle

Einwohner von Pola daher die Genehmigung zur freien Rückkehr in den Kriegshafen und am

16.Februar traf dann der erste Zug mit Familienangehörigen in Pola ein.

Ab August 1917 nahmen die italienischen und alliierten Luftangriffe auf Pola ständig zu. Die

zahlenmäßige Unterlegenheit der k.u.k. Seeflieger ließ eine vorgeschobene Abwehr dieser

Offensiven nicht mehr zu und so wurden die drei Kanonenschüsse der Luftbeobachtungsstelle

am Kastell Pola bis zum Kriegsende zum vertrauten und oftmaligen Signal für die Arbeiter

und Bewohner zum Aufsuchen der Unterstände und Keller. Allerdings hielten sich die

Schäden durch die Luftangriffe in Grenzen, die im Hafen liegenden großen Schiffe blieben

materiell einsatzbereit und der Werftbetrieb konnte fortgeführt werden.

Ab März 1918 fanden sich Anzeichen für politische Agitation in Pola und auf einigen

Schiffen, so z.B. dem Schlachtschiff „Radetzky“. So wurden Ansichtskarten mit dem Bild

Lenins vertrieben, es kam zu Unruhe in den von den Matrosen als Strafeinrichtungen

angesehenen Marine-Arbeiterabteilungen und auf einigen der Großkampfschiffe (darunter

auch der „Szent Istvan“) kam es zu Zusammenrottungen von Matrosen und „Freiheit“-Rufen.

Ab dem 26.März 1918 wurde im Seearsenal auf dem Küstenpanzerschiff „Budapest“ das

vordere 25 cm Geschütz ausgebaut und eine der berühmten 38 cm Haubitzen des Heeres

eingebaut. Am 05.Juni 1918 erfolgte mit 3 Übungsgranaten im Vorhafen von Pola das

Anschießen der Haubitze, wobei am Schiff Rollbewegungen bis zu 35 Grad auftraten. Erst am

07.August 1918 wurden im Kanal von Fasana versuchsweise 5 Granaten auf 13 km Distanz

abgefeuert. Ernüchternd war dabei die Treffwahrscheinlichkeit von 20% und so beendete man

diese Versuche. Am 11.Oktober 1918 war die 38cm Haubitze wieder ausgebaut.

Fünf Tage später erging das Völkermanifest Kaiser Karl I. und damit begann auch in Pola die

Auflösung der „alten“ Ordnung. So kam z.B. am 26.Oktober 1918 der italienische Sozialist

Antonio Talatin aus Pola an Bord der „ViribusUnitis“ um vor allem die slawischen Matrosen

aufzurufen Italien zu vertrauen. Am nächsten Tag bildeten sich auf den Schiffen im Hafen

Matrosenkomitees und neben den italienischen Gruppen in Pola selbst entstand auch ein

südslawisches Nationalkomitee.

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Ab dem 28.Oktober 1918 wurde die deutsche U-Bootstation in Pola aufgelöst. Die 8nicht

fahrbereiten deutschen Boote U 47 und U 48 wurden vor der Hafeneinfahrt von den eigenen

Besatzungen gesprengt. Die 10 fahrbereiten U-Boote verließen Polabis zum 30.Oktober und

gelangten durch die Straße von Gibraltar und die Dänemarkstraße tatsächlich alle noch in

deutsche Gewässer. Auf diesem Weg konnte UB 50 bei Cap Trafalgar am 09.November 1918

das britische Linienschiff „Britannia“ mit zwei Torpedos versenken, das war der letzte

Schiffsverlust während des Ersten Weltkriegs.

Am Nachmittag des 28.Oktober kam es in Polazu einer Sitzung der Soldatenräte der Flotte,

bei der man einen Katalog mit 14 Forderungen an die Marine- und Politische Führung

beschloß und den Abgang der Besatzungen mit 01.November 1918 festgelegt hatte. Bei

einsetzenden Befehlsverweigerungen auf dem Schlachtschiff „ViribusUnitis“ erschoß sich der

Gesamtdetailoffizier als Mahnung an die Besatzung, allerdings war das Opfer vergeblich.

Gleichzeitig kam es zu Unruhen in einigen Teilen der Stadt, teilweise auch zu Plünderungen.

Am 30.Oktober griffen die Unruhe auch auf das Seearsenal über, auch dort kam es zu

Diebstählen und ein größerer Teil der Schiffsbesatzungen trug nun nationale Abzeichen. Die

Seeoffiziere hatten weitgehend ihre Autorität eingebüßt und in dieser Situation traf gegen

2000 Uhr beim Flottenkommando in Pola (heute Sitz der Werftdirektion) der Befehl des

Kaisers ein, die gesamte Flotte am nächsten Tag an die Repräsentanten des Nationalrates der

Südslawen zu übergeben.

Diese erfolgte offiziell um 0900 Uhr des 31.Oktober 1918 durch Vizeadmiral von Horthy und

um 1645 Uhr wurde auf den vorhandenen Schiffen, allen voran den drei Schlachtschiffen der

„Tegetthoff“-Klasse die k.u.k. Kriegsflagge endgültig eingeholt. Während die slowenisch-

dalmatinischen Matrosen überwiegend an Bord verblieben, verließen die anderen

Nationalitäten die Schiffe. In der folgenden Nacht zum 01.November 1918 blieben die

meisten der Schiffe abgedunkelt und im Verschlußzustand, nur das neue Flaggschiff der

Marine des neuen Nationalstaates der Südslawen „ViribusUnitis“ lag hell erleuchtet und

offensichtlich in „friedensmäßigem“ Zustand an der Boje. Es gelang auf Grund der

reduzierten Wachsamkeit zwei italienischen Torpedoreitern in den Hafen von Pola

einzudringen und an der „ViribusUnitis“ eine Haftmine zu befestigen. Die aufgegriffenen

Torpedoreiter informierten die Schiffsführung von der erwartbaren Explosion, die auch

Maßnahmen zum Verlassen des Schiffes anordnete. Dies alles wurde nicht wirklich ernst

genommen und teilweise kehrten Besatzungsmitglieder auf das Schlachtschiff zurück. Als

dann die Mine tatsächlich detonierte, kenterte und sank die „ViribusUnitis“ innerhalb von 15

Minuten in rund 20 bis 30 Meter Tiefe. Der neue kroatische Kommandant des Schiffes kam

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dabei ums Leben, ebenso eine ungeklärte Zahl von Besatzungsmitgliedern. Die immer wieder

genannte Zahl von 400 Toten dürfte nicht zutreffen und hat sich durch etwaige Funde bei der

Hebung des Schiffes in den folgenden zwei Jahrzehnten nicht bestätigt.

Am Vormittag des 01.November 1918 übergab der letzte k.u.k. Hafenadmiral Vizeadmiral

Alfred Cicoli die Flotte an die eingetroffenen Abgesandten des Agramer Nationalrates,

wodurch die in Pola befindlichen italienischen Vertreter überrascht wurden. Der neue

Flottenkommandant des Agramer Nationalrates Konteradmiral (vorher Fregattenkapitän)

Method Koch richtete ein Radiotelegramm an den US Präsidenten Wilson mit dem Ersuchen

um Entsendung einer amerikanischen oder alliierten Schiffsdivision nach Pola. Aber die

Alliierten forderten als Antwort am 02. November die Verlegung der gesamten Flotte unter

„weißer“ Flagge nach Korfu und deren Übergabe an den dortigen alliierten Befehlshaber.

Dies akzeptierten die Repräsentanten des Agramer Nationalrates und der Flottenführung nicht

und die Schiffe verblieben in Pola.

Inzwischen bemühten sich rund 22.000 Mann um Rückführung in ihre Heimatländer. Die

deutschsprachigen Marine- und Heeresoffiziere sowie die Repräsentanten der Mannschaften

versammelten sich im Hotel „Riviera“ und wählten ein Komitee von 22 Mann zur Regelung

des Abtransportes. Bereits am 03.November 1918 verließ der erste Zug mit deutschsprachigen

Matrosen und Soldaten Pola zu einem Rücktransport, der sich in einzelnen Fällen höchst

schwierig bis dramatisch gestalten sollte.

Nach einem weiteren Tag der steigenden Spannungen zwischen Slawen und Italienern in Pola

trafen am 05.November 1918 italienische Kräfte vor Pola ein. Ein Regiment Infanterie sowie

Matrosen und Carabinieri wurden in Fasana gelandet und marschierten nach Pola. Schließlich

lief ein italienischer Zerstörer in den Hafen von Polaein, am Nachmittag dann gefolgt von

einer T-Bootflottille und drei Panzerkreuzern. Der italienische Admiral Cusani begann die

Übernahme der Schiffe und Einrichtungen in Pola zu organisieren. Das lief aber nur zögernd

und wurde zum Gegenstand von „Spielchen“ der Vertreter der einzelnen Alliierten. Auf

Drängen der Briten erfolgte dann am 10.November 1918 die widerwillige Übergabe der

vorhandenen Schiffe der ehemaligen k.u.k Flotte an den italienischen Vizeadmiral Cagni als

Vertreter der Alliierten. Schließlich trafen auch zwei weitere italienische Panzerkreuzer, ein

französisches Linienschiff und ein britischer leichter Kreuzer in Pola für die Abwicklung der

Angelegenheiten ein. Die südslawische Marine unternahm noch einen Versuch wenigstens

einzelne Schiff für sich zu bewahren. So wurde am 10.November das Schlachtschiff

„Radetzky“ für das man kein ausgebildetes Maschinenpersonal verfügbar hatte nach Split

geschleppt. Am 11. November folgte unter eigener Kraft das Schlachtschiff „Zrinyi“. Beide

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Schlachtschiffe wurden in der Bucht SetteCastelli nahe Parudi am 14.November 1918 dann an

die U.S. Navy (vertreten durch drei U-Jäger) übergeben.

Im Jahre 1919 kam Istrien und damit Pola offiziell an Italien. Das Seearsenal wurde von der

italienischen Marine übernommen und übernahm ab 1920 einen Teil der angeordneten

Abwrackungen der nicht mehr zur weiteren Verwendung bestimmten k.u.k. Einheiten. Ab

1921 gab es erste Bemühungen zur Bergung der im Hafen von Pola gesunkenen

„ViribusUnitis“. Da man Proteste und Widerstand der slawischen Bevölkerung befürchtete,

erfolgten diese Arbeiten meist bei Nacht. Taucher sprengten den Rumpf der „ViribusUnitis“

in drei Teile, Teile wurden dann gehoben, letztlich die Arbeiten aber eingestellt. Nach 1945

wurde die Bergung fortgesetzt, heute liegen nur mehr ein Mast und Kleinteile im Schlamm.

Pola wurde von der italienischen Kriegsmarine nicht vorrangig genutzt. Allerdings wurde hier

die italienische U-Bootschule eingerichtet. Der Ausbildungsbetrieb wurde auch nach dem

Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 fortgesetzt. Im Krieg gegen Jugoslawien im April 1941

spielte Pola keine Rolle.

Das als frontunbrauchbar eingestufte Schlachtschiff „Giulio Cesare“ (ein Schiff aus dem

Ersten Weltkrieg das Ende der 1920er Jahre modern umgebaut worden war) wurde im Jänner

1943 von Tarent in den Hafen von Pola verlegt und dort als Wohn- und Ausbildungsschiff

genutzt.

Mit dem Austritt Italiens vom Krieg an der Seite Hitlerdeutschlands am 08. September 1943

übernahmen Verbände der deutschen 91. InfDiv den Hafen von Pola und die dort liegenden

italienischen bzw ex-jugoslawischen kleinen Einheiten. Der italienische Zerstörer „Insidioso“

wurden von seiner Besatzung im Hafen versenkt, dann gehoben und als deutscher Zerstörer

„TA-21“ in Dienst gestellt. Dem Schlachtschiff „Giulio Cesare“ gelang es allerdings den

Hafen zu verlassen und begleitet von einem Zerstörer durch die Adria und das Ionische Meer

unbehelligt nach Malta in die Internierung zu laufen. Das Schiff wurde nach Kriegsende 1949

der Sowjetmarine zugesprochen, nach dem Schwarzen Meer verlegt und sank dort im Jahre

1955 nach einem Minentreffer in der Nähe von Odessa.

Mit 01.Oktober 1943 wurde die Provinz Pola Teil der neu eingerichteten „Operationszone

Adriatisches Küstenland“ unter dem Obersten Kommissar Friedrich Rainer und dem

Militärbefehlshaber General d. Gebirgstruppen Ludwig Kübler. Die deutsche Kriegsmarine

richtete die Dienststelle eines Kommandierenden Admirals Adria (Stab erst in Sofia und

später in Belgrad) ein, dem u.a. ein Seekommandant Istrien sowie die 10.Landungsflottille,

11.Sicherungsflottille, sowie die 3. Und 7. Schnellbootsflottille unterstanden. Die

Marineartillerieabteilung 621 wurde von Constanza nach Pola verlegt. Das Seearsenal wurde

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zunächst als Marineausrüstungsstelle Pola und im Dezember 1943 als Kriegsmarinearsenal

Polain Betrieb genommen. Da in der Region Istrien sich Gruppen italienischer, slowenischer

und kroatischer Partisanen bald erheblich bemerkbar machen konnten, wurde das Gebiet im

Dezember 1943 zum Bandenkampfgebiet erklärt und stärkere Sicherungsverbände zugeführt.

Pola wurde zum Stützpunkt für die noch im Mittelmeer befindlichen U-Boote sowie zur Basis

für Sicherungskräfte, Räum- und S-Boote und nahm gelegentlich auch eines der TA-Boote

(ehemals italienische oder jugoslawische Zerstörer oder T-Boote) auf. Im Laufe des Jahres

1944 änderten sich die Kommandostrukturen der deutschen Kriegsmarine für diesen Raum

mehrfach als Konsequenz der militärischen Entwicklung am Balkan und in Italien.

Am 09.Jänner 1944 erfolgte erstmals ein schwerer alliierter Luftangriff auf Pola, U 81 wurde

zerstört, U 596 beschädigt aber ab Februar wieder einsatzbereit und U 453, U 407 und U 565

wurden nicht beeinträchtigt. Den Booten war aber keine längere Einsatzdauer mehr

beschieden, als letztes wurde U 407 am 19.September 1944 südlich Milos versenkt.

Am 01.Jänner 1945 erging die Weisung zur Bildung eines Kampf-Stützpunktes Pola, der den

Ausbau von Pola zur Festung als Angelpunkt der Balkanfront unter Zusammenfassung des

Personals des Kampfstabes Italien und des U-Bootstützpunktes vorsah. Verstärkungen waren

allerdings nicht verfügbar. Daraufhin kam es zu heftigen Diskussionen und Anträgen

zwischen dem Oberkommando der Wehrmacht, dem GFM Kesselring und dem Großadmiral

Dönitz über die Sinnhaftigkeit einer derartigen Maßnahme. Pola war in dieser Zeit zum

Hauptstützpunkt der deutschen Schnellboote in der oberen Adria geworden, die allerdings bei

einem Vorstoß nahe Lussinpiccolo 3 der S-Boote durch Kompassfehler und folgende

Strandung verloren. Luftangriffe auf Pola führten zu weiteren Verlusten und Schäden.

Schließlich stimmte das Oberkommando der Wehrmacht am 16.März 1945 einem Verzicht

auf ein Behaupten von Pola als Kampffestung zu. Man hatte den geringer Wert einer

derartigen Maßnahme für die Landfront und den fehlenden Nutzen für die letzten

vorhandenen Marineeinheiten zur Kenntnis genommen.

Am 28.April 1945 wurde der R-Bootstützpunkt Pola geräumt, die restlichen R-Boote

verlegten nach Duino. Nur die S-Bootdivision blieb in Pola zurück und war dort noch beim

Wirksamwerden der Kapitulation der deutschen Südfront am 02. Mai 1945, nachdem

jugoslawische und neuseeländische Truppen sich bei Triest vereinigt hatten. Pola lag damit

abgeschnitten in der Tiefe. Am folgenden Tag verließen die 7 S-Boote der S-Bootsdivision

mit dem gesamten Personal des Stützpunktes an Bord Pola und liefen nach Ancona, wo die

Übergabe an britische Repräsentanten erfolgte. Damit war auch der Zweite Weltkrieg für Pola

zu Ende. – HP -

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Anmerkungen zum Ersten Weltkrieg1

Felix Schneider

Sehr verehrter Herr General!

Liebe Festgäste!

Als ich Ende Jänner von meinem lieben Chef davon unterrichtet wurde, dass ich diesmal den

alljährlichen Festvortrag des Traditionstages zu halten hätte, war ich zuerst natürlich erfreut

über die mir dadurch zukommende Ehre. Als ich aber dann, so quasi im Nachsatz, vom

diesjährigen Thema unterrichtet wurde, schlief mir zunächst das Gesicht ein: „100 Jahre

Erster Weltkrieg“. Bevor ich noch etwas erwidern konnte, wie „Der Erste Weltkrieg in 20

Minuten? Guter Witz!“ oder auch nur ein „Sehr komisch“ hervorwürgen konnte, war mein

Chefauch schon fast zur Tür hinaus, drehte sich jedoch noch einmal um, um zu präzisieren:

„Und vergiss mir dabei ja die Stiftskaserne nicht!“ Dann war er weg. Und ich ebenso.

In 20 Minuten den Ersten Weltkrieg abzuhandeln plus Stiftskasernen-Exkurs, das schien ein

völlig unmögliches Unterfangen zu sein. In diesem Augenblick jedoch musste ich an die

Worte meines Vaters denken, der mir anno 1973 anlässlich unserer Übersiedelung von

Deutschland nach Österreich schon damals mit Augenzwinkern mitgeteilt hatte: „Mein Sohn,

wir befinden uns nun im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten.“ Ich gebe zu, ich habe

damals als 11-jähriger noch nicht so recht verstanden, was er damit meinte, heute jedoch nach

40 Jahren… doch das ist eine andere Geschichte, die erzählen wir ein anderes Mal.

Unserem herrlichen Lande eingedenk, in dem Wunder alltäglich sind und eben nur ein

bisschen länger dauern, machte ich mich also guten Mutes ans Werk….

Das Ergebnis sei hier in den nun folgenden Anmerkungen zum Ersten Weltkrieg

zusammengefasst: (Sie sehen, ich ziehe mich jetzt bereits durch den Terminus

„Anmerkungen“ frech wie der brave Soldat Schwejk und galant wie ein k.u.k. Stabsoffizier

aus der Affäre. Denn: Anmerkungen sind immer gut. Bei diesen kann man immer so

wunderschön über andere meckern und Sie implizieren im Übrigen keine Vollständigkeit -

sonst wären sie ja keine Anmerkungen.

1 Vorliegender Beitrag ist die leicht gekürzte Version des anlässlich des Traditionstages am 14. Februar in der Sala Terrena der Landesverteidigungsakademie gehaltenen Vortrages.

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Da soll noch einmal jemand behaupten, ich hätte in 40 Jahren Österreich nichts gelernt.)

Ein Wiener Student hat es vor mittlerweile drei Jahren anlässlich eines Seminars über

Literatur im Ersten Weltkrieg geschafft, diesen Krieg in nur 8 Worten zusammenzufassen. Er

schrieb damals:

„Auto fährt falsch – 4 Jahre später = Millionen Tote“.

Für

• alle diejenigen unter Ihnen, die sich jetzt voreilig über diesen genialen Studenten

freuen, der es geschafft hat, den heutigen Festtag noch etwas festlicher – weil kürzer -

zu machen, indem er mit dürren acht Worten das sagte, was der olle Schneider hier

oben auch nicht in 80.000 auf die Reihe bekommen würde,

• all diejenigen, die jetzt nur noch auf die Bundeshymne und das alles erlösende „Das

Buffet ist eröffnet“ des Herrn General hoffen

• all denjenigen sei gesagt: Ich muss euch leider enttäuschen: Denn dieser namenlose

Student hat leider einen großen Fehler begangen: Er hat die Stiftskaserne nicht

erwähnt.

Und deshalb muss ich das jetzt tun.

Bis zum Sommer 1914 waren in der Stiftskaserne Teile des Infanterieregiments Nr. 39

stationiert, was insofern eine Besonderheit darstellte, als dass niemand geringerer als der

damalige Chef des Generalstabes, General der Infanterie Conrad von Hötzendorf, der Inhaber

dieses Regimentes war. Und noch eine Besonderheit sei hier erwähnt: Der spätere letzte

Kaiser der Donaumonarchie, Kaiser Karl I., war Kommandant eben eines Bataillons dieser

39er.

Im Sommer 1914 ging dieses Regiment direkt an die Front und die Kaserne wurde vom

Garnisonsspital Nr.1 (Akademietrakt) sowie später noch vom Reservespital Nr.2 belegt. Auch

die benachbarte Reitschule wurde in der Folge als Lazarett adaptiert. Neben diesen Einheiten

lagen des Weiteren Kräfte der Militärpolizei in der Stiftsgasse, auch wurde 1916 eine Garage

im Bereich des nördlichen Sappeurhofes eingerichtet. Das ebenfalls im oberen Akademietrakt

einquartierte Kriegsarchiv platze aufgrund des Platzmangels bald regelrecht aus den Nähten.

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Letzterem mussten notgedrungen Räumlichkeiten im Mosertrakt zugewiesen werden und

weitere Baracken wurden zu Lagerräumen umfunktioniert, um die Flut der zu archivierenden

Schriftstücke, die im Krieg naturgemäß eine besonders große ist, bewältigen zu können. Das

letzte Kriegsjahr sah die Stiftskaserne dann aufgrund der befürchteten zivilen Unruhen in

Wien als Zwischenstation zahlreicher Infanterieeinheiten, zunächst des Infanterieregiments

Nr.44, dann des 14.. Später kamen noch zwei Bataillone des Infanterieregiments Nr.37 hinzu,

in den letzten Kriegstagen gar noch Einheiten der 32. Infanteriedivision. Im März 1918

wurden überdies mehrere Räume des erwähnten Reserve-Spitals auch zur Unterbringung des

Kriegspressequartiers genutzt.

Zu den dürren 8 Worten des unbekannten Studenten plus Stiftskaserne seien mir an dieser

Stelle noch ein paar Anmerkungen gestattet.

„Auto fährt falsch“, hatte der junge Wiener Student 2011 niedergeschrieben. Tatsächlich bog

das Auto des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, das wir heute alle in den

Räumlichkeiten des Heeresgeschichtlichen Museums bewundern können, an jenem

schicksalshaften Veitstag, dem 28. Juni 1914, unweit der Lateinerbrücke in der bosnischen

Metropole Sarajewo falsch ab und musste anhalten, um zu reversieren. Diesen kurzen

Augenblick des Stillstands nützte der bosnische Nationalist und k.u.k.-Untertan Gavrilo

Princip für sein folgenschweres Attentat und feuerte aus kurzer Distanz zwei Schüsse auf die

Insassen ab.

Franz Ferdinand wurde bei dem Attentat in den Hals getroffen, seine Schlagader zerrissen.

Eigentlich war die zweite Kugel für den Gouverneur von Bosnien-Herzegowina,

Feldzeugmeister Oskar Potiorek, bestimmt, wurde aber durch den Rahmen der

Windschutzscheibe abgefälscht und traf die Gattin des Thronfolgers, Sophie, in den Unterleib.

Auch diese überlebte das Attentat nicht und verblutete.

Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers gilt gemeinhin als auslösender Moment des

Weltkrieges. Was uns aus dem Schulunterricht noch bekannt ist, folgt auf das Attentat der

tödliche Automatismus der europäischen Bündnisse. Dabei stehen die sog. Mittelmächte,

bestehend aus Österreich-Ungarn, dem Deutschen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich

sowie Bulgarien auf der einen, der Entente, bestehend aus Frankreich, Großbritannien und

dem zaristischen Russland auf der anderen Seite gegenüber. 1915 gesellt sich noch Italien auf

die Seite der Entente, nachdem es britischen Unterhändlern gelungen war, durch

umfangreiche Zugeständnisse Rom (Stichwort Südtirol et al) zum Kriegseintritt gegen den

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einstigen Alliierten Österreich-Ungarn zu bewegen. Der deutsche Bewegungskrieg im Westen

unter Verletzung der belgischen Neutralität erstarrt nach wenigen Wochen in einem

mörderischen Stellungskrieg, der bis Kriegsende auf beiden Seiten hohe Verluste, doch kaum

Geländegewinne bringt. Ab 1915 ist der Krieg ein Drama ohne Drehbuch. Im Osten scheidet

das zaristische Russland nach temporären Geländegewinnen in Galizien bedingt durch

militärische Erfolge der Mittelmächte sowie durch interne Revolution 1917 aus dem Krieg

aus und muss sich einem Friedensdiktat unterwerfen. Erst der Kriegseintritt der USA 1917,

ausgelöst durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg der deutschen Kriegsmarine und

verbunden mit der Anlandung von mehr als 1 Million ausgeruhter US-Soldaten in Frankreich

gibt den materiellen Ausschlag für die Entente und führt schließlich zur völligen

wirtschaftlichen und militärischen Erschöpfung der Mittelmächte sowie im November 1918

zum Kriegsende. Gekämpft wird in Europa, Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten genauso

wie in Asien und auf bzw. in den Weltmeeren. 70 Millionen Menschen stehen unter Waffen,

am Ende befinden sich 40 Staaten mit fast 1,4 Milliarden Menschen im Kriegszustand. 10

Millionen Soldaten und 7 Millionen Zivilisten sind als Opfer zu beklagen. Die Pariser

Vorortverträge ziehen nach der Kapitulation die europäischen Grenzen neu. Die

Donaumonarchie verschwindet als politisches Gebilde ebenso von der Landkarte wie das

Osmanische Reich. Beide Vielvölkerreiche zerfallen in zahlreiche Nachfolgestaaten. In

Russland übernehmen nach erzwungener Abdankung des Zaren die Bolschewiki unter dem

aus dem Schweizer Exil zurückgekehrten Wladimir Illjitsch Uljanow, genannt Lenin, die

Führung. Der Umgang mit den Besiegten nach dem Krieg (Stichwort Pariser Vorortverträge)

barg letztlich den Keim eines weiteren, noch schrecklicheren Konfliktes in sich.

„Vae victis“ – wehe den Besiegten – oder, wie der frz. Philosoph Michel Foucault 1975

bemerkte, “Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“:

Einer der Unterzeichner des Friedensvertrages mit Deutschland, der Brite Viscount Alfred

Milner,meinte damals dazu in Versailles: Dies sei ein Frieden, „um allen Frieden zu

beenden!“ und auch der frz. Marschall Foch kommentierte den Versailler Vertrag mit den

Worten: „Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“ Es sollte ein

Krieg zur Abschaffung aller Kriege werden, wie der US-Präsident Woodrow Wilson

proklamierte „a war to end all wars“; Tatsächlich wurde es ein Vorhof zu einer weiteren

Hölle.

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Soweit, so schlecht unser plakatives Schulwissen.

Wie problematisch dieser kurze Parforceritt durch den Ersten Weltkrieg in vielerlei Hinsicht

für Historiker auch sein möge, er sollte in unserem Falle nur als Hintergrund dienen.Ich

möchte mich daher an dieser Stelle auch nicht weiter darüber auslassen, da jeder einzelne

Halbsatz, den ich eben so flapsig formuliert habe, wahrlich Stoff für ein eigeneshistorisches

Symposion abgäbe.

Ich möchte vielmehranhand einiger subjektiv gewählter Zeitbilder versuchen, Ihnen, sehr

verehrte Kolleginnen und Kollegen, kurze, blitzlichtartige Einblicke in völlig unterschiedliche

Themen der hochkomplexen Materie Erster Weltkrieg zu geben.

Bild eins:

Kriegsbegeisterung allerorten (?)

Zeit: Juli 1914

Ort: Wien, Kriegspressequartier; Kriegsministerium, Stubenring 1; ab 1918; Stiftskaserne,

Stiftgasse 2a:

Anwesende: Stefan Zweig, Rainer Maria Rilke, Alfred Polgar, Franz Werfel, Robert Musil,

Egon Erwin Kisch, Hugo von Hofmannsthal…. Die Liste ließe sich lange fortsetzen...

Diese Aufstellung der hier im Kriegspressequartier (zumindest temporär) tätigen Schriftsteller

liest sich tatsächlich wie das Who is Who der k.u.k.-Literatur- und Kulturszene.

Ihre Aufgabewar es, Kriegsbegeisterung zu erwecken, sprich: Propaganda zu betreiben (wenn

auch manch einer der hier Genannten während des Krieges seine Illusionen bald verlieren

sollte.)

Kriegsbegeisterung? Es gab sie, tatsächlich. Allein in England, das ja 1914 noch keine

Wehrpflicht hatte, meldeten sich innerhalb von wenigen Tagen nicht weniger als 3 Millionen

junger Männer zu dem Dienst mit der Waffe! (Die Hälfte von Ihnen wurde vertröstet und

sofort wieder nach Hause geschickt – verfügte man doch nicht annähernd über die

notwendigen Handfeuerwaffen und Ausrüstungsgegenstände.) Auch in anderen

(europäischen) Staaten spielten sich ähnliche Szenen ab.

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Trotzdem ist Vorsicht geboten! Warum? Wer waren die Begeisterten, wer bannte sie auf

Celluloid – und vor allem: wo waren jene, die einfach nur verzweifelt waren, weil sie bereits

ahnten, dass dieser Krieg möglicherweise nicht von jener kurzen Dauer sein würde, wie die

Militärs in den meisten Ländern nicht müde wurden, zu versichern? Wer zeigte die weinenden

Mütter, wer die verzweifelten Ehefrauen, wer die steinernen Gesichter derjenigen, die in den

Zügen saßen, die unter dem Gejohle der Daheimbleibenden die Heimatgarnisonen verließen.

„Auf zum Preisschießen nach Paris“ stand auf den Waggons zu lesen, oder „Freie Fahrt nach

Lüttich“. Für die meisten ihrer Insassen wurde es eine Fahrt in den Tod.

Es war eine Zeit sehr schmaler Informationskanäle. Kein Rundfunk, kein Fernsehen, alle

Medien zensuriert, alles Wichtige über Printmedien überliefert und auch diese waren streng

überwacht. Man sah und las das, was die Zensur wollte. Wenn wir uns also heute die Bilder,

Zeitungsberichte und gar erste Filmsequenzen über eben jene Sommertage und die damalige

Kriegsbegeisterung anschauen, so sollten wir kritisch bleiben. Denn diese Quellen sind oft

sehr einseitig.

Die Untertanen sollten an das glauben, was wir sahen und lasen und brav weiter

Kriegsanleihen zeichnen. Das war die Intention. Da störten Querschüsse und Querulanten,

kritische mediale Berichterstattung war gänzlich unerwünscht. Man sollte glauben, was man

mundgerecht aufbereitet am Zeitungskiosk geliefert bekam.Dazu kontrollierte Bilder unfreier,

weil staatlich gelenkter Medien.

Allein, was hat sich in kontrollierten Medien geändert? Aktuelles Beispiel von heute: Wir

sollen glauben, es entzündeten sich bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2014 in

Sotschi 5 Olympische Ringe. So wurde es uns zumindest vom russischen Fernsehen

suggeriert. Und zwar live! In Wirklichkeit entzündete sich der fünfte Ring aufgrund eines

technischen Gebrechens bei der Eröffnungsfeier nicht. Doch die russischen Medien hatten

vorgesorgt und einfach parallel eine Einspielung laufen lassen. Milliarden von Zuschauern

vor ihren Fernsehgeräten wurden getäuscht. Brave new world controlled by Vladimir Putin.

Von gezielter Desinformation und Schmähparolen über verunglimpfende Feindkarikaturen bis

hin zum Senfgastank: Wissenschaft im Dienste des Krieges hatte es schon immer gegeben.

Das hat freilich große Tradition: Von Archimedes über Leonardo da Vinci bis Robert

Oppenheimer – und diese kurze Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Doch noch niemals

zuvor in der Geschichte war Wissenschaft und Kultur so im Dienst des Krieges gestanden,

wie im Ersten Weltkrieg – und zwar weltweit. Der erste totale Krieg.

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Oder: Umfassende Landesverteidigung anno 1914.

Bild 2:

Der kurze Krieg

Es war ein Krieg der Nationen, ein Krieg der vom eigenen Überlegenheitsgefühl und dem

Glauben an die Richtigkeit (und sogar Einzigartigkeit) der eigenen Weltanschauung geprägt

war. Es war ein Krieg des aufgepeitschten nationalen Gedankens ebenso wie der Revanche,

herrührend aus unzähligen Fehden vergangener Tage… Es war eine Zeit der Abrechnung und

der Versuch der Restauration einer Ordnung, die für viele aus den Fugen geraten war. Jetzt

sollte ein kurzer, mit ganzer Kraft geführter militärischer Schlag eben diese ganz subjektive

Ordnung wieder herstellen und die bösen Feinde der eigenen Welt ein für alle Mal in ihre

Schranken weisen. A War to end all Wars.

„Home by christmas“ hatte der englische König Georg versprochen, „Ihr seid zurück, ehe das

Laub fällt“ sein deutscher Verwandter Kaiser Wilhelm II.

Doch als das erste Laub fiel, lagen die deutschen Soldaten in ihren im Dreck erstarrten

Stellungssystemen in Flandern oder Frankreich einem ebenso erstarrten Feind gegenüber. Und

als der Weihnachtsabend vorüber war, waren die einzigen Briten, die nach Hause

zurückgekehrt waren, jene, die das in ihren Särgen getan hatten.

Man hatte an die Überlegenheit der eigenen Nation geglaubt, hüben wie drüben. Nun war man

erstarrt und gefangen zugleich in der „Blutpumpe“, die immer neue Opfer ansog.

Bild 3

Im Graben

Zeit: November 1915

Neue Waffen brachte dieser Krieg. Aber: Was war tatsächlich neu? Die meisten der nun

verwendeten Waffen hatten schon vor dem Ersten Weltkrieg existiert. Nur wurden ihre

technischen und taktischen Möglichkeiten grob unterschätzt oder in den Generalstäben

einfach ignoriert. Nicht eine einzige Doktrin des Jahres 1914 wurde etwa aufgrund der

mörderischen Defensivkapazität der nun flächendeckend zur Verfügung stehenden

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Maschinengewehre revidiert. Als Ergebnis hielt der Tod bereits in den ersten Monaten

grauenvolle Ernte. Der bunte Rock wurde schnell feldgrau, man verschmolz mit der Erde, in

die man sich eingrub. Man lebte in Unterständen, zusammen mit Ratten. Man verkroch sich -

vor dem tagelangen Trommelfeuer und den gegnerischen Scharfschützen ebenso wie vor den

neuen Gefahren, die nun auch aus der Luft drohten. Schmerzlich musste man zur Kenntnis

nehmen, dass sich die Kriegsführung von „anno 70/71“, wie sie noch die Väter und Großväter

gekannt hatten, nun vollständig geändert hatte. Die technische Entwicklung der

Waffensysteme war schneller vorangeschritten, als die Fähigkeiten derer, die mit ihnen planen

mussten.

ANGRIFF!! Angriff um jeden Preis, war die Devise. Doch: Defensivwaffen wie das MG oder

der billige Stacheldraht, der selbst schlimmstes Trommelfeuer überstand, beherrschten nun

das neue Schlachtfeld: Nicht der schneidige Kavallerieangriff mit blankem Säbel sondern der

Spaten, mit dem man sich tief in den Schlamm eingrub, um den feindlichen Scharfschützen zu

entgehen, beherrschte die Szenerie.

Zur Veranschaulichung dieser „Knochenmühle“ ein kleiner Abstecher in die Literatur.

Ernst Jünger „In Stahlgewittern“ ; Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers. Auszug vom

21. November 1915:

Monchy-Lagache/ Departement Somme: Vom täglichen Stellungskampf

Ich führte eine Abteilung Schanzer von der »Feste Altenburg« in denAbschnitt C, von denen

der Landsturmmann Diener auf einen Vorsprung der Grabenwand stieg, um Erde über

Deckung zu schaufeln. Kaum war er oben, als ein aus dem feindlichen Laufgraben

abgefeuertes Geschoß quer durch seinen Schädel schlug und ihn tot auf die Grabensohle

warf. Er war verheiratet und Vater von vierKindern. Seine Kameraden lauerten noch lange

Zeit hinter den

Schießscharten, um Blutrache zu nehmen. Sie weinten vor Wut. Es istmerkwürdig, wie wenig

objektiv sie den Krieg auffassen. Sie schienen in demEngländer, der das tödliche Geschoß

abgefeuert, einen ganz persönlichenFeind zu sehen.

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Ganz nüchtern und objektiv geschildert, fast emotions-und mitleidlos mutet eines der

wichtigsten Zeitdokumente aus dem Grabenkrieg an der Westfront an. Ganz anders dagegen

der wohl berühmteste Anti-Kriegsroman aller Zeiten, der 1931 sogar für den

Friedensnobelpreis nominiert wurde: Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“. Die

Geschichte des einfachen Soldaten Paul Bäumler (hier im Zwiegespräch mit seinem älteren

Kameraden und Freund Stanislaus Katchinsky):

Paul: Was meinst Du, Kat, warum wir diesen Krieg führen?

Kat: Wir schützen unser Vaterland.

Paul: Und wofür kämpfen die Franzosen?

Kat: Die schützen auch ihr Vaterland!

Paul: Und wer hat Recht?

Kat: Der , der gewinnt!

Der Roman Remarques endet schließlich mit dem Tod des Romanhelden, nachdem dieser vier

Jahre dieser Knochenmühle entronnen war, nur wenige Tage vor dem Waffenstillstand:

„Er fiel im Oktober 1918, an einem Tage, der so ruhig und still war an der ganzen Front, daß

der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.“

Abseits von Fritz Fischers These der deutschen Hauptschuld am Krieg und der Gegenthese

des Australiers Christopher Clarke, der die Schuld gleichverteilt analysiert und den damals

Verantwortlichen eine Art politischer „Schlaftrunkenheit“ attestiert: Man hatte im Graben

nicht mehr den Feind zum Feind: Man hatte nur den Tod zum Feind. Oder, wie es der

britische Dichter Edmund Blunder auf den Punkt brachte: Keine Seite hatte den Krieg

gewonnen, noch konnte sie ihn gewinnen. Der Krieg hatte gewonnen.

Bild 4

Die letzte Attacke

Ort: Beerscheba, Palästina

Zeit: 31. Oktober 1917

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Die Briten erstürmten in jenen Herbsttagen des Jahres 1917 mit der australischen 4th Light

Horse Brigade und der britischen 5th Mounted Brigade unter General Edmund Allenby die

osmanischen Stellungen an der Südspitze Palästinas und überrannten sie. Damit war der Weg

nach Jerusalem frei. Niemandem war es damals wohl wirklich bewusst, dass es sich bei dieser

Attacke um die letzte erfolgreiche Operation eines großen Kavallerieverbandes in der

Militärgeschichte gehandelt hatte. Jene Waffengattung, deren Einsatz über Jahrhunderte

hinweg die Kriege entschieden hatte, war 1917- von den meisten unbemerkt - einfach von der

militärischen Bühne abgetreten. Ihren Platz nahmen nun die mechanisierten Streitkräfte, allen

voran der neue „Tank“, ein.

Bild 5

„Black Jack“

Zeit: Oktober 1919

Ort: Kongress, Washington D.C.

Ein Mann wird geehrt. Es ist der Oberbefehlshaber der US-Expeditionsstreitkräfte, John J.

Pershing, genannt „Black Jack“. Er ist der erste (und bisher einzige) lebende 6-Sterne General

der US-Army.

Ich erwähne Pershing nicht, weil er ein so begnadeter Militär war- das war er nicht.

J.J. Pershing steht stellvertretend für die erwachende Großmacht USA, für das beginnende

amerikanische Jahrhundert, für gleich zwei Weltkriege, die wirtschaftlich – und damit

letztlich militärisch – in den amerikanischen Rüstungsbetrieben entschieden wurden.

Pershing ist hier Synonym für eine zu Endegehende Epoche. John J. Pershing hatte sich seine

ersten militärischen Sporen noch in den Apachen-Kriegen des 19. Jahrhunderts verdient. Nun

hatten die frischen Truppen aus den USA unter seiner Führung einen Weltkrieg entschieden.

Dieser geballten Wirtschafts- und Militärmacht konnten die ausgepowerten Mittelmächte

1918 nichts mehr entgegensetzen. Nach dem Scheitern der letzten deutschen Großoperation

1918, der „Michael“-Offensive, und den darauf folgenden alliierten Gegenoffensiven musste

das Deutsche Reich im Herbst 1918 um Waffenstillstand ersuchen. Der Erste Weltkrieg war

zu Ende.

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Auch das „lange 19. Jahrhundert“ wardamit endgültig vorbei. Das kurze 20. Jahrhundert

wurde eingeläutet.

Bild 6

Gräber bis zum Horizont

Ort: Irgendwo zwischen Maas und Mosel

Zeit: Mai 1940: Vormarsch der Deutschen Wehrmacht nach Frankreich.

Deutsche Panzer stoßen in ihrem stürmischen Vormarsch auf britische zivile Handwerker. Es

sind Steinmetze, die damals, im Mai 1940, 22 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges,

noch immer Grabsteine für ihre gefallenen Kameraden anfertigen. Eine gespenstische,

irrationale Szenerie. Der Zweite Weltkrieg ist bereits in seinem zweiten Kriegsjahr und man

ist noch immer damit beschäftigt, die Gräber für die gefallenen Kameraden des Ersten

anzulegen…

Bild 7

Der nachhaltige Tod

Ort: Französisch- Flandern

Zeit: 1991

Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse der französischen Staatsbahnen von Paris nach Brüssel:

Während der Arbeiten an der Trasse kamen insgesamt 31 Arbeiter durch explodierende

Granaten des Ersten Weltkrieges ums Leben. Für Menschen, die heute in Regionen leben, die

im Ersten Weltkrieg zentraler Kampfraum des jahrelangen Grabenkrieges waren, nichts

Ungewöhnliches. Insgesamt wurden an der Westfront während des gesamten Krieges ca. 700

Millionen Artilleriegranaten verschossen. Von diesen waren ca. 100 Millionen (15%)

Blindgänger. Von diesen nicht explodierten Granaten sind beileibe nicht alle nach dem Krieg

entschärft worden. Niemand weiß, wo und wann der nächste schwere Unfall passieren wird.

Seit 1946 haben allein 630 französische Pioniere bei Minenräumarbeiten ihr Leben gelassen.

Und ein Ende dieses blutigen Erbes ist nicht abzusehen…

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Bild 8

Der letzte Soldat

Zeit: Mai 2011

Ort: Perth, Australien

5. Mai 2011, FAZ: „„Einfach weiter atmen!“ So lautete Claude ChoulesRezept für langes

Leben.In der Nacht zum Donnerstag hat er nach 110 Jahren aufgehört zu atmen, der letzte

männliche Kriegsteilnehmer des 1. Weltkrieges ist tot. Der in Großbritannien geborene

Choules starb in einem Altersheim in der australischen Stadt Perth friedlich im Schlaf.

1915 war er einen Monat nach seinem 14. Geburtstag in die britische Marine eingetreten und

hatte gelogen, um Matrose werden zu können. Anlässlich seines 110. Geburtstages im März

erzählte sein Sohn Adrian, sein Vater habe den Krieg gehasst. Seinem Vater sei bei seinem

Eintritt in die Marine beigebracht worden, die Deutschen seien „Monster, schreckliche

Leute“. Schon bald habe er aber festgestellt, dass die Deutschen „genauso waren wie alle

anderen jungen Leute“. Choules war Augenzeuge der Selbstversenkung der kaiserlichen

Hochseeflotte im britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow im Jahr 1919.“

War er wirklich der letzte?

Ich behaupte,

Ich, der ich heute vor Ihnen stehe, bin ein Überlebender des Ersten Weltkrieges. Und bevor

jetzt die üblichen blöden Witze über mein tatsächliches Alter die Runde machen und zur

allgemeinen Erheiterung beitragen, lassen sie mich kurz dieses Outing erklären:

Ich verdanke meine Existenz einer Kugel. Einer Gewehrkugel, genauer gesagt, abgefeuert von

einem unbekannten französischen Infanteristen im Herbst 1914 aus seinem Standard-

Infanteriegewehr Kaliber 8mm. Diese Kugel durchschlug bei einem deutschen Angriff

während der Dezemberschlacht in französisch-Flandern irgendwo im Niemandsland die Ferse

meines Großvaters Heinrich, der damals im 6. Badischen Infanterieregiment „Kaiser Friedrich

III.“ Nr. 114 diente, und machte ihn zum Krüppel. Ich stünde heute wohl kaum vor Ihnen,

hätte diese Kugel meinen Großvater nicht so schwer verletzt, dass er nicht mehr „vorne“

eingesetzt werden konnte und von da an dem Nachschub zugeteilt wurde. Denn seine Einheit

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sollte später nicht nur an der Ostfront verlustreiche Kämpfe bestehen, sondern 1916 auch vor

Verdun eingesetzt werden. Auch mein Großvater mütterlicherseits, Stefan, diente im Ersten

Weltkrieg, allerdings auf Seiten des deutschen Bundesgenossen Österreich-Ungarn als

Infanterieoffizier im k.u.k. Galizischen Infanterie Regiment "Jung-Starhemberg" Nr. 13. Trotz

mehrfacher Verwundungen überlebter auch er den Krieg.

Zum Abschluss aber raus aus der Melancholie!

Der mit Abstand berühmteste österreichische Soldat des Ersten Weltkrieges soll das letzte

Wort des heutigen Vortrages haben.

Bevor der brave Soldat Josef Schwejk an die Front abging, verabredete er sich, wie ja

allgemein bekannt, mit seinem alten Freund Woditschka noch „Nach dem Krieg um halb

sechs im Kelch“.

Schwejk, der in der Folge von der k.u.k. militärärztlichen Kommission endgültig und sogar

schriftlich für blöd erklärt wird, schlägt sich mit Bauernschläue, Frechheit und entwaffnender

Naivität durch den Krieg, rettet sich und seinen Leutnant aus haarsträubenden Situationen,

schließt mit den Russen gar einen privaten Separatfrieden und endet deshalb schließlich vor

dem k.u.k.- Exekutionskommando. Doch bevor das Urteil vollstreckt wird, ist der Krieg aus

und alle gehen nach Hause.

Und tatsächlich: "Nach dem Krieg um halb 6" sitzt Schwejk in Prag wieder in seinem

Stammbeisl „Zum Kelch“, zusammen mit seinem alten Freund Woditschka. Alles ist so wie

es immer war: Selbst der Polizeispitzel ist wieder da (wenn auch jetzt bereits in neuen

Diensten).

Woditschka hat im Krieg sein Bein verloren, die Donaumonarchie ist untergegangen, doch

der brave Soldat Schwejk hat sein geliebtes Prager Dunkelbier wieder und meint

melancholisch resümierend:

„Diesen Krieg werde ich wohl wochenlang nicht vergessen.“

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Die Wahlen zum Europäischen Parlament 2014 – Eine Analyse der Ergebnisse und Ausblick

Gunther Hauser

Einleitung Am 25. Mai fanden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. EU-weit ist nach den Wahlen die Europäische Volkspartei (EVP) die stärkste Partei mit 213 Mandaten, gefolgt von den Sozialdemokraten (S&D) mit 190 Mandaten.1 Die EVP verlor 61 Mandate, die S&D sechs. Auf Platz drei kamen die Liberalen mit 64 Mandaten (-19 Mandate), danach die Grünen mit 53 Mandaten (-4), die Konservativen auf 46 (-11), die Linke auf 42 (+7), die Freidemokraten auf 38 (+7) sowie die Fraktionslosen auf 41 (+8). Neue Parteien damals ohne Fraktionszugehörigkeit erwarben 64 Mandate.2 Für die Wahlperiode 2009-2014 waren im Europäischen Parlament ursprünglich insgesamt 736 Abgeordnete vorgesehen, davon 99 aus Deutschland und fünf aus Malta, aus Österreich 21. Die Abgeordnetenzahlen gehen noch auf Artikel 190 (2) des EG-Vertrags in der Fassung des Vertrags von Nizza zurück. Gemäß den neuen primärrechtlichen Vorgaben auf der Grundlage des Artikels 14 (2) des EU-Vertrags in der Fassung des Vertrags von Lissabon ist die Zahl der Abgeordneten für das Europäische Parlament höchstens auf 750 Abgeordnete zuzüglich des Parlamentspräsidenten limitiert, jeder Mitgliedstaat darf mindestens sechs Sitze und kein Mitgliedstaat mehr als 96 Sitze für das Europäische Parlament bekommen: „Die Mitglieder des Europäischen Parlaments werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier und geheimer Wahl für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt.“ (so Artikel 14 (3) des EU-Vertrags von Lissabon) Die erforderliche Anpassung der Zusammensetzung des Europäischen Parlaments an die vertraglichen Vorgaben von „Lissabon“ war primärrechtlich durch ein Protokoll zur Änderung des Protokolls (Nr. 36) über die Übergangsbestimmungen erfolgt. Demnach wurden bis zum Ende der Gesetzgebungsperiode 2009-2014 den 736 Sitzen insgesamt 18 Sitze hinzugefügt, wodurch die Gesamtzahl der Abgeordneten vorübergehend auf 754 erhöht wurde. Die 18 zusätzlichen Sitze konnten die begünstigten Mitgliedstaaten (darunter Österreich mit zwei zusätzlichen Abgeordneten) nach ihren innerstaatlichen Rechtsvorschriften besetzen, entweder in ad-hoc-Wahlen oder auf der Grundlage der Ergebnisse der Wahlen zum Europäischen Parlament aus 2009 oder durch die Ernennung von Mitgliedern der nationalen Parlamente. Das Protokoll war nach erfolgter Ratifikation durch die damaligen 27 EU-Staaten am 1. Dezember 2010 in Kraft getreten. In Österreich wurde das Protokoll als „Staatsvertrag, durch den die vertraglichen Grundlagen der EU geändert werden“, gemäß Artikel 50 Abs. 1 Ziff 2 iVm Abs 4 B-VG genehmigt. Die Abgeordnetenzahl im Europäischen Parlament erhöhte sich nochmals durch die Aufnahme Kroatiens in die EU am 1. Juli 2013 um 12 Abgeordnete auf 766 Abgeordnete. Mit den Wahlen zum Europäischen Parlament vom 25. Mai wurde nun die Zahl der Abgeordneten auf das im Vertrag von Lissabon vorgesehene Niveau von 751 Abgeordneten gesenkt, 18 Abgeordnete kommen aus Österreich. Die stimmenstärkste Fraktion – im Fall der Wahlen zum Europäischen Parlament am 25. Mai die EVP – soll stellt gemäß dem Vertrag von Lissabon den EU-Kommissionspräsidenten. Gemäß EU-Recht nominieren die Staats- und Regierungschefs der Union den Kandidaten für den EU-Kommissionspräsidenten unter Berücksichtigung des Wahlergebnisses, das Europäische Parlament stimmt dann anschließend über den Kandidaten ab. Dieser hat die Aufgabe, seinen

1 Michael Laczynski, Kampf um den Brüsseler Thron, in: Die Presse, 27.05.2014, S. 1. 2 Mandatare nach EU-Fraktionen, in: Die Presse, 27.05.2014, S. 4.

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Kommissaren die programmatische Richtung für die nächsten Jahre vorzugeben, seine Stellvertreter zu ernennen und auch – im Notfall – Kommissare zu entlassen, wie z.B. im Jahr 2012 den damaligen Gesundheitskommissar aus Malta, John Dalli, der damals über eine Korruptionsaffäre gestolpert war. Die Europäische Kommission darf als einzige Institution der Union Gesetze vorschlagen (Initiativrecht) und auch im Detail ausformulieren: Ein Gesetzgebungsakt der Union „darf nur auf Vorschlag der Kommission erlassen werden.“ (Artikel 17 EU-Vertrag von Lissabon). Das Europäische Parlament und der jeweilige zuständige Ministerrat (Rat) stimmen in der Regel lediglich über das Grundgerüst ab. Beispielsweise basierte jener Beschluss, konventionelle Glühbirnen aus dem Verkehr zu ziehen, auf der vom Rat und dem Europäischen Parlament beschlossenen „Ökodesign-Richtlinie“ – jedoch all jene Details über den zeitlichen Ablauf, die höchstzulässige Leuchtkraft usw. wurden später im Rahmen des sogenannten Komitologieverfahrens in der Europäischen Kommission erarbeitet.3 Die Amtszeit der Kommission beträgt wie jene des Europäischen Parlaments fünf Jahre. Der Sieg der Extremisten Die EU-Wahl resultierte in Siegen extrem-populistischer Parteien, wie in Großbritannien die United Kingdom Independence Party (UKIP): Mit 27,5% der Stimmen wurde erstmals seit über 100 Jahren nicht eine der beiden Traditionsparteien Konservative (23,9%) oder Labour (25,4%) stärkste Kraft. In Frankreich wurde der Front National (FN) stärkste Partei, mit 25% der Stimmen bei den EU-Wahlen erhebt der FN den Anspruch auf den Titel, „Frankreichs erste Partei“ (premier parti de France) zu sein.4 Die konservative UMP erreichte in Frankreich nur 21 Prozent der Stimmen, die Sozialisten stürzten auf 14 Prozent ab.5 In Dänemark wurde die Dänische Volkspartei mit 26,6% stärkste Partei.6 Das Lager der rechtsextremen und populistischen Parteien setzt in unterschiedlicher Intensität auf eine Anti-EU-Haltung, aber alle auf eine Stärkung des Nationalismus. Eine Fraktion bringt den Vorteil, dass die Abgeordneten mehr Einfluss und mehr Geld bekommen, zusätzliches Personal und Büros. UKIP und FN konnten große Erfolge vorweisen und jeweils Platz eins erringen, indem sie die etablierten Parteien verdrängten. Im neuen Parlament sind UKIP und FN jeweils mit 24 Abgeordneten vertreten.7 Die erforderliche Mindestzahl für eine Fraktion liegt bei 25 Abgeordneten. Aber diese müssen auch aus mindestens 7 EU-Staaten kommen. Wegen der starken Zersplitterung des rechten und rechtsextremen Lagers sowie der widersprüchlichen nationalen Interessen sind Zusammenschlüsse in diesem Bereich heikel. Mehrere extreme Fraktionen im EU-Parlament sind seit 1984 immer wieder zerbrochen. Gemäßigte EU-skeptische Konservative wie die britischen Tories oder die polnische Nationalpartei PiS scheiden als Partner für UKIP und FN aus, sie bilden mit 46 EU-Abgeordneten eine eigene Fraktion der „Konservativen und Reformisten“.8 Die FN-Vorsitzende Marine Le Pen präsentierte sich am 28. Mai mit weiteren vier Parteien – der FPÖ mit Harald Vilimsky, der niederländischen Freiheitspartei von Geert Wilders, dem belgischen Vlaams Belang (VB) und der Lega Nord aus Italien.9 Diese haben sich auf ein Bündnis geeinigt, das auf eine Rückkehr

3 Michael Laczynski, Die Angst vor dem starken Mann, in: Die Presse, 28.05.2014, S. 5. 4 Ein Sieg, der die „Insel“ für immer verändern könnte, in: Die Presse, 27.05.2014, S. 2; und Rudolf Balmer, Der entmachtete Präsident, in: Die Presse, 27.05.2014, S. 3. 5 Triple shock, in: The Economist, May 31st, 2014, S. 23. 6 André Anwar, Triumph des schicken „Saubermannes“, in: Die Presse, 27.05.2014, S. 3. 7 Thoma Mayer, Le Pen und Farage im Wettlauf um rechte Mandatare, in: Der Standard, 30.05.2014, S. 3. 8 Ebenda. 9 Ebenda.

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zu mehr nationaler Politik, auf Zerschlagung des Euro und die Wiedereinführung von Grenzkontrollen drängen will. Zwei Parteien, mit denen ursprünglich gerechnet wurde, standen diesem Zusammenschluss jedoch nicht zur Verfügung: die slowakischen Nationalisten verpassten den Einzug ins EU-Parlament, und die Schwedendemokraten sowie die Dänische Nationalpartei schlossen sich Nigel Farage an.10 Eine Kooperation mit dem ungarischen Jobbik und der griechischen Goldenen Morgenröte schloss Marine Le Pen aus. Beppo Grillo, der Chef der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung, kam auf 17 EU-Mandate.11 Die Fraktion „Freiheit und Demokratie“ von Farage könnte die Linksfraktion und die Grünen größenmäßig überholen. Aus dem Wahlergebnis ist nicht nur eine Europafeindlichkeit herauszulesen, da waren auch einige Denkzettel für nationale Regierungen enthalten. Die Extreme und Rechtspopulisten wollen zwar innerhalb einer gemeinsamen Fraktion agieren, können aber weder Gesetzesinitiativen einbringen noch Beschlüsse verhindern. So werden diese Parteien weniger Einfluss haben als befürchtet. Diese neue Fraktion ist ein völlig heterogener Block, der nicht in der Lage sein wird, einheitliche Standpunkte zu formulieren. Mehrheiten werden sich künftig weiterhin über Zusammenschlüsse der beiden größten politischen Lager ergeben. Cameron gegen Juncker Der Sieg der UKIP in Großbritannien bringt Premierminister David Cameron unter Druck: In seiner Europarede im Jänner 2013 hatte Cameron von der EU gesprochen, die zunehmend von den Bürgern als „etwas gesehen wird, was ihnen angetan wird, und nicht als etwas, was in ihrem Namen handelt“. Cameron will eine EU, die nicht mehr ist als eine riesige Freihandelszone, ein flexibles Netzwerk des Marktes, ohne viel politische Vertiefung. Nach der Bestellung von Jean-Claude Juncker zum Kommissionspräsidenten am 27. Juni ist Großbritanniens Premier Cameron angeschlagen. Selten hat sich ein Regierungschef in eine derartig aussichtslose Lage manövriert wie Cameron. Anstatt Allianzen zu schmieden hatte Cameron auf Konfrontation gesetzt: „Er verstand offenbar nicht, dass sein Ton und seine Drohungen es den anderen EU-Führern viel schwerer gemacht haben, ihn zu unterstützen“, meinte Simon Tilford vom Londoner Centre for European Reform.12 Folglich wurde Juncker trotz weitgehender Vorbehalte durch Cameron noch mehr gefestigt: „Camerons Verhalten war enorm kontraproduktiv und hat den anderen in gewisser Hinsicht einen einfachen Ausweg geliefert.“13 Statt auf Sachargumente habe Cameron auf Kritik an der Person Juncker gesetzt: „Er spielte den Mann und nicht den Ball“, kritisierte Richard Whitman, Professor für Politikwissenschaft an der University of Kent.14 Cameron warnte sogar vor einem EU-Austritt Großbritanniens, falls Juncker neuer EU-Kommissionspräsident werden sollte, und qualifizierte Juncker ab: „Ein Gesicht der 80er Jahre kann nicht die Probleme der nächsten fünf Jahre lösen.“15 Die Wochenzeitschrift „The Economist” beschrieb diese Lage wie folgt: „As European Union leaders prepare to choose Mr Juncker as the next president of the European Commisson, blocking Mr Juncker has become a vital national interest for Britain´s David Cameron.”16 Getragen wurde auch Cameron zum Teil von der britischen Presse: „In the caricature of the British press, Jean-Claude Juncker is a dangerous, drunk, anti-British,

10 Ebenda. 11 Ebenda. 12 Gabriel Rath, „Dann sieht man ziemlich dumm aus“, in: Die Presse, 28.06.2014, S. 7. 13 Ebenda. 14 Ebenda. 15 Cameron droht mit EU-Austritt, in: Die Presse, 2.06.2014, S. 5. 16 The accidental president, in: The Economist, June 28th, 2014, S. 27.

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European arch-federalist, whose father was conscripted into the Wehrmacht.“17 Tim Bale, Professor an der Queen Mary University of London, meinte: „Erstens muss sich Cameron vor seinen EU-skeptischen Hinterbänklern als jemand zeigen, der einer Vertiefung der Union entgegentritt. Zweitens hält er Juncker für einen Föderalisten, während Cameron eine ganz andere Vision davon hat, wohin sich die EU entwickeln muss. Drittens hat er ursprünglich gedacht, er könne andere EU-Führer von seiner Sicht überzeugen. Viertens führt die Wahl des Kommissionspräsidenten durch das Europäische Parlament weiter in Richtung Supranationalismus und damit weg von der von Großbritannien bevorzugten Regierungszusammenarbeit.“18 Anhänger sahen in Cameron eine Führungspersönlichkeit, Gegner sehen in seinem Konfrontationskurs zur gegenwärtigen EU einen Hang zur Selbstüberschätzung. Cameron selbst geht auch innenpolitisch hohe Risiken ein und polarisiert: ohne Cameron gäbe es kein Schottland-Referendum am 18. September, ebenso hat er betreffend EU-Mitgliedschaft seines Landes eine Volksabstimmung bis Ende 2017 in Aussicht gestellt. Cameron muss nun die EU-Gegner in seiner Fraktion noch mehr fürchten: „Er muss sich sorgen, dass eine Präsidentschaft Junckers für ihn noch schwerer machen wird“, so Tilford.19 Für die EU-Gegner ist „die Bestellung Junckers gegen den erklärten Willen des britischen Premiers ein klares Zeichen dafür, was von Neuverhandlungen zwischen London und Brüssel zu erwarten sei“, so Tilford. Camerons angebliche Drohung, dass eine Wahl Junckers die Austrittsstimmung in Großbritannien stärken werde, waren keine leeren Worte: „Die anderen Führer unterschätzen, wie europaskeptisch die Stimmung ist“, warnte Bale.20 „Wenn man den Macho spielt und dann nicht bekommt, was man wollte, sieht man ziemlich dumm aus.“, so Whitman. Aus der Downing Street hieß es am 27. Juni: „Wir werden das Ergebnis respektieren und weiter mit allen zusammenarbeiten.“21 Juncker wird EU-Kommissionspräsident Der mehrheitliche Einigungsprozess betreffend die Nominierung von Jean-Claude Juncker zum EU-Kommissionspräsidenten dauerte genau ein Monat. Während die EVP sich überraschend ziemlich uneinig auf eine mögliche Ernennung von Juncker zeigte, waren sich die Sozialdemokraten der EU nach Wochen einig, Juncker zu unterstützen, da erstens die EVP – obwohl deutliche Verluste – als stimmenstärkste Partei aus den EU-Wahlen hevorgegangen ist, und zweitens betonten die Sozialdemokraten, sie würden Juncker unterstützen, wenn dieser ein auch ein von den Sozialdemokraten akzeptables Programm für die nächsten Jahre präsentiere. Während des sogenannten „Mini-Gipfels“ am 9. und 10. Juni, einem informellen Treffen der vier Regierungschefs der EU-Länder Deutschland, Großbritannien, Niederlande und Schweden, am Landsitz der schwedischen Regierung in Harpsund, eskalierte zunächst die Debatte um die Nominierung von Jean-Claude Juncker zum Kommissionspräsidenten: Während Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel sich bei der gemeinsamen Pressekonferenz hinter Juncker stellte, erhöhte David Cameron seinen Widerstand gegen Juncker: „Als demokratisch gewählte Spitzenpolitiker in Europa sollten wir diejenigen sein, die entscheiden, wer sich für diese Institution bewirbt, anstatt einen neuen Ablauf zu akzeptieren, zu dem es niemals einen Einigung gab“, forderte Cameron mit Verweis auf den Vertrag von Lissabon.22 Cameron wurde in Harpsund noch von Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt und dem

17 Ebenda. 18 Gabriel Rath, „Dann sieht man ziemlich dumm aus“, in: Die Presse, 28.06.2014, S. 7. 19 Ebenda. 20 Ebenda. 21 Ebenda. 22 Anna Gabriel, Protest gegen Juncker wächst, in: Die Presse, 11.06.2014, S. 2 und 3, S. 2.

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niederländischen Regierungschef Mark Rutte unterstützt: beide sehen damals keinen „Automatismus“ hinter dem Wahlsieg Junckers und seiner Bestellung zum Kommissionspräsidenten: „Wir halten nichts davon, weil das alle anderen Kandidaten ihrer Aussichten beraubt und eine Vielzahl potenzieller EU-Chefs ausschließt“, ließ Reinfeldt wissen.23 Mit 26 zu zwei Stimmen hatten die Staats- und Regierungschefs der EU am 27. Juni schließlich dennoch den Spitzenkandidaten der EVP, Jean-Claude Juncker, für das Amt des Kommissionspräsidenten nominiert. Die restlichen Personalfragen sollen bei einem Sondertreffen am 16. Juli geklärt werden. Gegen den EVP-Spitzenkandidaten aus Luxemburg hatten David Cameron und Viktor Orbán gestimmt.24 Von einem „schwarzen Tag für Europa“ sprach Cameron im Anschluss an das Treffen. Cameron plant, mit Juncker nun ein korrektes „Arbeitsverhältnis“ herzustellen25 und ist dennoch zuversichtlich, da aus seiner Sicht der Rat für Juncker ein Arbeitsprogramm formuliert habe, das einige britische Forderungen enthalten soll – wie die Eindämmung des „Sozialtourismus“.26 Die nächste Etappe ist nun die Auswahl der geeigneten Kommissare, d.h. die Zusammensetzung der nächsten Kommission und des Führungspersonals in den anderen EU-Institutionen. Juncker hat dabei auf die geografische, politische und geschlechtspezifische Zusammensetzung der künftigen Europäischen Kommission zu achten. Folglich sollten sowohl Rat als auch das Europäische Parlament mit dem Ergebnis zufrieden sein. Am 1. Juli nominierte die österreichische Bundesregierung Johannes Hahn, den bisherigen Regionalkommissar, erneut zum Kommissar. Welches Ressort Hahn bekommen soll, bleibt noch offen.27 Präsident des Europäischen Parlaments wurde wieder wie zuvor Martin Schulz von der S&D. Am 1. Juli erhielt Schulz bei der geheimen Abstimmung im Straßburger Plenum 409 Stimmen – Sozialdemokraten und Europäische Volkspartei votierten für den Deutschen. Seine drei Gegenkandidaten hatten keine Chance: Sajjad Karim aus Großbritannien von der EU-kritischen Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer bekam 101 Stimmen, der spanische Links-Abgeordnete Pablo Iglesias erhielt 51 Stimmen, die österreichische Grün-Abgeordnete Ulrike Lunacek erhielt ebenfalls 51 Stimmen.28 Martin Schulz wurde als erster Abgeordneter zum Europäischen Präsident für das Amt des Parlamentspräsidenten wiedergewählt. In der EU gilt es vor allem, nun zügig die Union für die nächsten fünf Jahre auszurichten, d.h. die südeuropäischen Forderungen nach Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft mit dem britisch-skandinavischen Ruf nach Liberalisierung und Verschlankung der EU zu vereinbaren.29 Dazu bedarf es auch eines aufgeschlossenen Gesprächsklimas zwischen Cameron und Juncker Dr. Gunther Hauser ist Leiter des Fachbereichs Internationale Sicherheit am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie

23 Ebenda. 24 Michael Laczynski, EU-Kommission: Jean-Claude Juncker darf ans Werk schreiten, in: Die Presse, 28.06.2014, S. 7. 25 Ebenda. 26 Ebenda. 27 Die plötzliche Eile einer Nominierung, in: Die Presse, 2.07.2014, S. 5. 28 Martin Schulz kehrt an die Spitze des Europaparlaments zurück, in: Die Presse, 2.07.2014, S. 5. 29 Michael Laczynski, EU-Kommission: Jean-Claude Juncker darf ans Werk schreiten, in: Die Presse, 28.06.2014, S. 7.

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Gesamtüberblick wissenschaftlicher Publikationen des BMLVS - ONLINE Auf der Website des BMLVS (www.bundesheer.at) finden Sie einen Überblick über die wissenschaftlichen Publikationen von Institutionen aus dem Ressortbereich. Im Hinblick auf kleine Dateigrößen (Downloadvolumen) wurden die Publikationen ihrem Inhaltsverzeichnis entsprechend in einzelne pdf Dateien (Beiträge) gesplittet. In der Ansicht "Beiträge" können sie nach den Kategorien Autor, Region und Thema filtern, die Ansicht "Schlagworte" ermöglicht ihnen die Suche mittels Schlagworten. Weitere Informationen zu den Unterrubriken erhalten Sie über „Hilfe“ Die auf dieser Website publizierten Beiträge geben die persönliche Meinung der Autoren wieder. Link: www.bundesheer.at Kontakt: Redaktion „ÖMZ" Landesverteidigungsakademie Stiftgasse 2a A-1070 WIEN Tel.: ++43-1-05020110 / 28901 Fax.: ++43-1-05020110 / 17108 Email: [email protected] Redaktion „TRUPPENDIENST" Amtsgebäude Stiftgasse 1070 Wien, Stiftgasse 2a Tel.: ++43-1-05020110 / 31 901 Fax: ++43-1-05020110 / 17 120 e-mail: [email protected] Zentraldokumentation & Information Landesverteidigungsakademie Stiftgasse 2a A-1070 WIEN Tel.: ++43-1-05020110 / 28600 Fax.: ++43-1-05020110 / 17109 e-mail: [email protected] Redaktion „Milizinfo“ BMLVS / Ausb A Tel.: ++43-1-05020110 / 22626

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Vorstandsmitglieder

Druck und Endfertigung:BMLVS/HDruckZ-ASt Stift1070 Wien, Stiftgasse 2aErscheinungsjahr: 2014

HDruckZ-ASt Stift 3302/14

Präsident: Gen iR. Mag. Raimund SCHITTENHELM Vizepräsident (Geschäftsführer): ObstdhmfD Mag. Dr. Wolfgang ZECHA MSc

1. Stv. des Vizepräsidenten: Obst Josef DANHOFER MSD 2. Stv. des Vizepräsidenten: Obstlt Michael HOFFMANN MSD 3. Stv. des Vizepräsidenten: ObstdhmfD Mag. Dietmar PFARR

Kassier: ObstdhmfD Mag. Ing. Klaus MAK 1. Beirat: Bgdr Mag. René SEGUR-CABANAC

2. Beirat: Bgdr iR. Mag. Horst WALTHER 3. Beirat: HR Univ. Doz. Dr. Erwin SCHMIDL

4. Beirat: Obst Thomas RAPATZ MSD 5. Beirat: ObstdG MMag. Thomas FRONEK Vertreter der Kasinokommission: Obst Johann HEJZE MBA

Schriftführer: VB Oliver STABERNAK Revisoren: MinR iR. RgR Obst Ernst HERRMANN

ObstdhmfD Mag. Erich CIBULKA