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1 Institutionen marktwirtschaftlicher Systeme

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Institutionen marktwirtschaftlicher Systeme

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Veranstaltungsübersicht: Institutionelle Voraussetzungen der Marktwirtschaft

1. Einführung

2. Ursachen und Bedeutung von Transaktionskosten

3. marktliche, hierarchische und hybride Organisationsformen (Theorie der Firma)

4. Principal-agent-problem I: adverse Selektion

5. Principal-agent-problem II: hidden action

1. Einführung

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3

6. Das Konzept des Sozialkapitals

7. Weiterentwicklungen des „homo oeconomicus“

8. Korruption im Lichte der Transaktionskostentheorie

9. Staatliche Vorleistungen für marktwirtschaftliche Produktion

10. Leitbilder der Marktwirtschaft

11. Economics of Transition: Probleme des Überganges in die Marktwirtschaft

1. Einführung

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4

Mikroökonomie im Grundstudium:

Der Haushalt kennt Preise und Qualitäten der Güter (homogene Güter), bestimmt optimalen Verbrauchsplan (evtl. auch Angebot),

Das Unternehmen kennt Inputpreise und Produktionsfunktion, bestimmt optimale Menge und kostenminimale Produktionsweise.

Auf dem Markt treffen Angebot und Nachfrage zusammen. Gleichgewicht mit Pareto-Optimum.

1. Einführung

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Grundbegriffe der Neuen Institutionenökonomie

• Eingangsfrage: Was wäre im mikroökonomischen Grund-modell der Vorteil, wenn die Vorfahrt an vielbefahrenen Straßen nicht über Ampeln, sondern über den Preis geregelt würde?

• Warum macht man es trotzdem nicht?

1. Einführung

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Definition Institution:

• System formgebundener und -ungebundener (informeller) Regeln einschließlich der Vorkehrungen zu deren Durchsetzung. (Schmoller, 1900)

• Institutionen steuern menschliches Verhalten, vermindern Unsicherheiten (North 1993)

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Elemente einer Institution

• Funktionsregeln, die festlegen,

– wer für Entscheidungen in Frage kommt,

– welche Handlungen erlaubt bzw. verboten sind,

– welche Verfahren eingehalten werden müssen,

– welche Informationen geliefert werden müssen,

– welche „Entgelte“ zugebilligt werden (Ostrom 1990).

1. Einführung

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Beispiele Institutionen

• Religion, Werte, Tradition, Gebräuche, soziale Normen

• Gesetze, formale Institutionen (Justiz, Exekutive, Bürokratie),

• Organisationsformen (Unternehmen, Kooperationen),

• Verträge (Kaufvertrag, Arbeitsvertrag, Ehe)

1. Einführung

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„Institution matters“

• Weil Transaktionen nicht kostenlos sind.

• Definition Transaktion:

– Williamson (1985): Übertragung eines Gutes oder einer Leistung (auch Information),

– Commons (1934): die zwischen Einzelpersonen stattfindende Entäußerung und Erwerbung der Rechte zukünftigen Eigentums an physischen Sachen, ...

• Institutionen verändern die Kosten von Transaktionen.

1. Einführung

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10

Opportunistisches Verhalten

• Definition: Gewinn- oder Nutzenmaximierung auch unter Anwendung von List

• Markt- und Unternehmenstransaktionskosten steigen mit der Gefahr opportunistischen Verhaltens.

• Zusammenhang zwischen opportunistischem Verhalten, positiven Transaktionskosten und Institutionen?

1. Einführung

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Fragestellungen der NIE - ÜberblickEbene Aufgabe Häufigkeit Fragen (Bsp.) Religion, Werte, Tradition, Gebräuche

Oft spontan?

102 - 103 Wieso diese? Ihr Einfluss?

Gesetze, formale Institutionen (Ju-stiz, Exekutive, Bürokratie

Aufstellen der „richtigen“ Spielregeln

10 - 102 Welche Bedingungen für eine Markt-wirtschaft?

Organisations-formen, Verträge,

„effiziente“ Organisationsform finden

1 – 10 Welche Anreize bei asymmetri-scher Info?

Ressourcen- allokation

Marginalbe-dingungen

kontinuier-lich

Auswirkungen von TK auf Marktergebnis?

Nach Williamson 2000 S. 597

1. Einführung

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2. Ursachen und Bedeutung von Transaktionskosten

• Transaktionskosten sind die Ressourcen, die für Schaffung, Erhaltung, Benutzung, Veränderung usw. von Institutionen oder Organisationen aufzuwenden sind.

• Unterteilung in:

– Markttransaktionskosten

– Unternehmenstransaktionskosten

• Es existieren immer fixe und variable Kostenarten.

Transaktionskosten - 2

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2.1 Marktliche Transaktionskosten I: Definition und Durchsetzung von Eigentumsrechten

Eigentumsrechte (property rights):

• zum Gebrauch (Nutzung), z. B. Wohnung, Arbeitskraft,

• auf Veränderung von Aussehen und Substanz

• auf Übertragung einer Sache

Transaktionskosten - 2.1

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Marktliche Transaktionskosten

• bei der Anbahnung von Transaktionen

• bei der Definition (Verhandlungskosten),

• bei der Überwachung

• bei der Durchsetzung

• (s. Artikel)

• z.B.: Milchkauf beim Bauern, Vertrag Landwirt mit Molkerei, Pacht, Mietvertrag

Transaktionskosten - 2.1

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Verträge und Transaktionskosten

• vollständiger Vertrag: alle Vertragsbestandteile werden explizit vereinbart, Einhaltung ist von Dritten vollständig überprüfbar, symmetrische Information

• unvollständiger Vertrag: explizite Vereinbarungen als Indikator für implizite Erwartungen, weil Zukunft unsicher, (Vertragserfüllung Auslegungssache)

• klassische (genau definierte) versus relationale Verträge (Vereinbarung über Art der Beziehung, Kooperationsvereinbarung: Ehe, Gesellschaftervertrag, Arbeitsverhältnis)

Transaktionskosten - 2.1

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Marktliche Transaktionskosten II:Informationskosten

Folgen:

• rationale Unwissenheit, (bounded rationality)

• Markt für Informationen

• Das Verhalten bei vielen Markttransaktionen weicht von dem in der traditionellen Mikroökonomie modellierten Verhalten ab.

Transaktionskosten - 2.1

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2.2 Unternehmenstransaktionskosten

• Kosten der Organisationsstruktur

• Kosten des Betriebes:

– logistische Transaktionskosten

– Ausgleichstransaktionskosten

– Qualitätstransaktionskosten

– Veränderungstransaktionskosten

Transaktionskosten - 2.2

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3. Marktliche, hierarchische und hybride Koordinationsformen

Einstiegsprobleme:

• Ein landwirtschaftlicher Betrieb überlegt, ob er die Direktvermarktung seiner Produkte übernimmt.

• Eine Reihe landwirtschaftlicher Betriebe überlegen, ob sie die Vermarktung ihrer Produkte gemeinsam vornehmen.

• Wovon mag Antwort abhängen?

Koordinationsformen - 3

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Theoretische Behandlung der Fragestellung nach der geeigneten Organisationsform

• Ausgangspunkt:

Wo liegt der Vorteil, mehrere Leistungen (Arbeitsschritte) innerhalb einer Unternehmung zu organisieren?

Theorie der Firma (Coase, 1937)

Koordinationsformen - 3

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Anreize zur Integration, Vorteile aus dieser Integration:

• Produktion (unter Ausnutzung von Skalenerträgen) erfordert Zusammenarbeit mehrerer Menschen,

• Anteil des einzelnen nicht kostenlos meßbar,

• bei Vielzahl bilateraler Verträge hoher Aufwand und Anreizprobleme, (Alchian/Demsetz 1972).

• Kontrollrecht des Eigentümerunternehmers,

• Anreiz beruht auf Residualgewinn,

=> vor allem bei unvorhergesehenen Ereignissen deutlich geringere Transaktionskosten

Koordinationsformen - 3

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Bestimmungsgründe für den Grad der vertikalen Integration (Governance-Ansatz Williamson)„Outsourcing/Integrations-Entscheidung“

• Vergleich der Gesamtkosten (Transaktions- und Produktionskosten) bei hierarchischer Produktion (ein Unternehmen) und marktlicher Produktion (mehrere Unternehmen);

• Vorteilhaftigkeit der Alternativen abhängig von Eigenschaften der Transaktion:

– Unsicherheit

– Häufigkeit

– Faktorspezifität (Transaktionsspezifität)

Koordinationsformen - 3

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Faktorspezifische Investitionen:

• Investitionen, die sich nicht ohne weiteres für eine andere als die vorgesehene Transaktion eignen (z.B. Werbeaufwendungen) => sunk costs, Quasirente.

• Investitionen unterscheiden sich im Grad der Faktorspezifität (k)

Koordinationsformen - 3

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Der Zusammenhang zwischen Faktor-spezifität und Koordinationsstruktur

• hohe Quasi-rente macht den Investor in faktorspezisches Kapital verletzlich gegenüber Versuchen zur Beraubung seiner Quasirente.

• Investitionsvoraussetzung: Absicherung der Quasirente

• Je höher Faktorspezifität, – desto schwieriger ist die Vertragsgestaltung (unvollständige Verträge).

– desto geringer sind die Produktionskostenvorteile bei z.B. dem Zulieferer.

• Bsp: Autofabrikant und Zulieferer, Gussformen, Angebotspalette, Bereitschaft für faktorspezifische Inv.?

Koordinationsformen - 3

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k = Faktorspezifizität

Abb. 1: Markt- und Unternehmenstrans-aktionskosten in Abhängigkeit der Faktorspezifität

TU(k)

TM(k)

k

DM

Quelle: Abb. VI.1.1. aus Schumann: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 6. Auflage, Berlin-Heidelberg 1992, S. 447.

TU = Unternehmenstransaktionskosten

TM=Markttransaktionskosten

Koordinationsformen - 3

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Abb. 2: Transaktionskostenvorteile bei marktlicher Koordination

k

T(k)

T

Quelle: Abbildung VI.1.2 aus Schumann: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 6. Auflage, Berlin-Heidelberg 1992, S. 447.

T: Transaktionskostenvorteile bei marktlicher Koordination (Tu(k) - Tm(k)

Koordinationsformen - 3

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Abb. 3: Produktions- und Transaktions-kostenverläufe marktlicher Koordination bei variablem k

k’

T(k)

C(k)C(k)+ T(k)

C+T

C

T

Quelle: Abbildung VI.m aus Schumann: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 6. Auflage,

Berlin-Heidelberg 1992, S. 448.

Koordinationsformen - 3

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Abb.4: Faktorspezifität, Häufigkeit, KoordinationsstrukturÜbersicht 1 Faktorspezifität

(beimLieferanten)

Un-spezifisch

Mittel-spezifisch

vollkommenspezifisch

Häufigkeit derTransaktion

gelegentlich Kauf vonStandard-ausrüstung

Kauf kunden-angepaßterAusrüstung

Bau eines Zweig-werkes des Kunden

(aus Sicht desKunden)

regelmäßigwiederkehrend

Kauf vonStandard-material

Kauf kunden-angepaßtenMaterials

Bereitstellung vonSpezialtransportfahr-zeugen für Kunden

Übersicht 2 Faktorspezifität(beimLieferanten)

Un-spezifisch

Mittel-spezifisch

vollkommenspezifisch

Häufigkeit derTransaktions-

gelegentlich TrilateraleKoordination

kosten (ausSicht desKunden)

regelmäßigwiederkehrend

MarktlicheKoordination

BilateraleKoordination

Vertikale Integration:Unternehmungsinter-ne Koordination

Quelle: Übersicht aus Schumann: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 6.Auflage, Berlin-Heidelberg 1992, S. 449.

Koordinationsformen - 3

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Hierarchie versus Markt nach Williamson

• Williamson (2000) erweitert die Überlegungen um die Bürokratie; Modell:

• h: „contractural hazards“, z. B. auf Grund hoher Faktorspezifität; asymmetrische Information über Qualität etc.

• s: „safeguards“, also Absicherungen gegen opportunistisches Verhalten

• 0 sind entscheidungslogische Knoten

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Die Entscheidung zwischen Markt und Hierarchie nach Williamson

A (unassisted market)

B (unrelieved hazard=

C (credible commitment)

D (integration)

h = 0

S = 0

h > 0

S > 0

market safeguards

administrativeErgebnis: wenn keine marktliche Absicherung möglich ist, ist staatliche Absicherung sinnvoll.

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Fragen zu „Pipelines“• Welches Argument wird hier gegen die Öffnung des Gasmarktes

gebracht?

• Setzen Sie die in der Institutionenökonomie gebräuchlichen Begriffe ein für

– „eine Pipeline ist i. d. R. ausschließlich für den Gastransport zu verwenden“ und

– „Der Produzent sah sich also bisher der „Erpressbarkeit“ durch den Abnehmer ausgesetzt.“ (Was versteckt sich hinter „also“?

• Wieso kann sich die „Spezifität der Investition“ durch die Öffnung des Gasmarktes verringern?

• Welche Alternative zu langfristigen Verträgen gäbe es noch? Wird diese Alternative durch die Öffnung der Märkte eher wahrscheinlich?

Koordinationsformen - 3

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Grenzen des Unternehmenswachstums?Markttransaktionskosten ?

ab einer bestimmten Grenze ist Unternehmenswachstum nicht mehr effizient

Ursache:

• Übertragung einer Transaktion aus dem Markt in das Unter-nehmen = Anreizverschlechterung (Williamson 1985/90),

• zusätzliches Kontrollproblem, Infokosten steigen

• (neoklassische Erklärung): fixe Managementkapazität

==> abnehmende Grenzerträge für andere Faktoren wegen Engpasscharakter.

Heutige Entwicklungen?

Koordinationsformen - 3

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Zurück zu den Einstiegsfragen:

Wovon hängt die Antwort ab? Was sind Vor-

und Nachteile?

• Ein landwirtschaftlicher Betrieb überlegt, ob er die Direktvermarktung seiner Produkte übernimmt?

• Eine Reihe landwirtschaftlicher Betriebe überlegen, ob sie die Vermarktung ihrer Produkte gemeinsam vornehmen.

Koordinationsformen - 3

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4. Principal-Agent-Probleme

Probleme aus asymmetrischer Information

1. hinsichtlich der Qualität der gehandelten Güter (und Dienstleistungen)

2. hinsichtlich der Handlung der „Beauftragten“

Principal-Agent-Probleme - 4

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adverse Selektion

• Einstiegsproblem: Eine Gruppe von Landwirten möchte Produkte anbieten, die „naturverträglich“ produziert wurden.

• Welche Probleme stehen dem entgegen?

• Können diese Probleme durch „Öko-Zertifikate“ gelöst werden?

PAP: adverse Selektion- 4

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Adverse Selektion: Akerloffs „Zitronen“-markt

Neuwagen: symmetrische Informations-defizite:

Die Firmen stellen einen Wagen her, der mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten bestimmte Qualitätsmerkmale aufweist, genau diesen Wagen kaufen auch die Kunden

==> kein Problem

PAP: adverse Selektion- 4

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Gebrauchtwagen:

• Die Verkäufer kennen die Eigenschaften ihres Wagens, die Käufer nicht.

• Modellannahme: Die Verkäufer können den Käufern die Qualität ihrer Wagen nicht signalisieren.

• Folge: Die Käufer erwerben einen Wagen, der mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten bestimmte Qualitäten aufweist, die Verkäufer verkaufen entweder einen guten Wagen oder eine „Zitrone“ (Montagsauto).

PAP: adverse Selektion- 4

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Zahlenbeispiel I: Gebrauchtwagenmarkt

• öffentliche Information:– 100 Wagen auf dem Markt, 100 Nachfrager

– 70 % der Wagen mit guter, 30 % mit schlechter Qualität

– Wert eines guten Wagens für Käufer und Verkäufer: 10.000 DM, Wert eines schlechten Wagens für beide: 3.000 DM

• private Information des Verkäufers: Eigenschaften seines Wagens

• Für welchen Preis würden Sie ein Auto kaufen, über dessen Qualität sie nichts wissen?

Adverse Selektion

PAP: adverse Selektion- 4

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Zahlenbeispiel II

66 % gute Wagen, 33 % schlechte Wagen

Wert des guten Wagens für Käufer: 3.000 $

Wert des guten Wagens für Verkäufer: 2.500 $

Wert des schlechten Wagens für Käufer: 2.000 $

Wert des schlechten Wagens für Verkäufer: 1.000$

Ergebnis?

PAP: adverse Selektion- 4

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Verteilungsauswirkungen im Vergleich zu symmetrischer Information?

Anreiz der Besitzer guter Wagen, öffentliche Information über ihre Wagen zu produzieren, die Marktgegenseite zu informieren (Signaling).

Gibt es mehrere Qualitätsklassen, so wird sich die Zusammensetzung des Angebotes in Abhängigkeit vom Preis verändern.

je höher der Preis, um so größer der Erwartungswert des Marktangebotes: Preis als Qualitätsindikator steigende Nachfragefunktion.

PAP: adverse Selektion- 4

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Anreize zu Informationsbeschaffung auf Seiten der Käufer (Screening):

• Verglichen werden immer Kosten der Informationsgewinnung mit Nutzen aus der Information.

• Kosten der Informationsbeschaffung können durch spezialisierte „Dienste“ verringert werden: z.B. Sachverständige, Stiftung Warentest, etc.

PAP: adverse Selektion- 4

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Unterteilung nach Nelson (1970)

• Search goods: Die Eigenschaften eines Gutes erschließen sich durch gründliche Inspektion vor dem Kauf (Abhängig von „Inspektions-kosten“, Karibik-Insel versus Anzug)

• Experience goods: Güter, deren Eigenschaften sich nur durch Ausprobieren (i.d. R. nach dem Kauf) erschließen (Informationskosten abhängig von der Höhe der möglichen Fehlinvestition (Kartoffelchips versus Computerchips)

PAP: adverse Selektion- 4

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•Experience goods verschaffen dem Anbieter von eingeführten Produkten einen Schutz vor Marktzutritt (Reputation).

• Je höher Informationskosten bezüglich der Qualität eines Gutes,um so eher unterbleiben Käufe, es kommt dann zur adversen Selektion, wenn kein Signaling oder Reputationsaufbau erfolgt.

PAP: adverse Selektion- 4

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Reputation:

• Nutzen der Reputation?

• Kosten der Reputation?

• Reputation als transaktionsspezifische Investition

• Warum sollte man am Rheinfall von Schaffhausen nicht in ein teures Restaurant gehen?

PAP: adverse Selektion- 4

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Signaling

• Wovon hängt es ab, ob ein Signal glaubhaft ist?

• höhere Nutzen: z.B.Reklame:

• Wieso weisen bei einem Experience-Gut hohe Werbeaufwendungen unabhängig von ihrem Informationsgehalt auf ein gutes Produkt hin?

• geringere Kosten: z.B. Garantie-Versprechen, Haftungsübernahmen.

PAP: adverse Selektion- 4

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Fragen:

• Auswirkungen der Veränderung der Mindestgarantiefristen auf EU-Ebene?

• Wie muß ein „Ökozertifikat“ gestaltet sein, um glaubhafte Signale geben zu können?

PAP: adverse Selektion- 4

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Überlegungen zu staatlichen „Öko-Zertifikaten“ von Karl & Orwat

Anforderungen an Öko-Zertifikate:

• Glaubhaft

• Einfach

• Bekannt

PAP: adverse Selektion- 4

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Glaubhaft:

• Nachvollziehbare, wissenschaftlich fundierte Kriterien,

• strenge, kontrollierbare und kontrollierte Kriterien

• am Gesamtproblem ausgerichtet (z.B. LCA),

• kompetente, von Interessengruppen unabhängige Vergabeinstitutionen,

• (geplant: ISO-Zertifikat (International Standardization Organization) für Umweltzertifikate)

PAP: adverse Selektion- 4.

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einfach: • beim Kauf ersichtlich,

• stark zusammengefaßte Information (ein Zeichen, Sterne etc.)

bekannt.

PAP: adverse Selektion- 4

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Beispiel: EU-Ecolabel award:

• 1 Zeichen am Produkt,

• bezogen auf gesamten Produktlebenszyklus,

• federführend EU-Kommission bzw. von Ihr ernannte staatliche Stellen der Mitgliedsländer,

• für alle Produktgruppen gleicher Prozeß der Kriterien-Formulierung

PAP: adverse Selektion- 4

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Fortsetzung EU-Ecolabel Award

• Kriterien werden allen Betroffenen vorgestellt (Suche nach Konsens)

• Kriterien verabschiedet das „Regulatory Committee mit Teilnehmern aus den Mitgliedstaaten und der Kommission oder im Streitfall das Europäische Konzil der Minister.

• Tests etc. werden von Bewerbern auf deren Kosten veranlaßt, von Vergabeinstitutionen werden Dokumente geprüft.

• Label kostet zusätzlich Einmalbetrag und Anteil an Umsatz.

PAP: adverse Selektion- 4

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FS EU-Ecolabel Award

Erfahrungen:

• Wenig bekannt, wenig Bewerber, (wird besser)

• Sehr zeitraubender, teurer Prozess, Probleme mit LCA trotz guide-lines.

=> trade-off zwischen wissenschaftlich fundierten, anspruchsvollen Kriterien und Kosten.

PAP: adverse Selektion- 4

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Probleme:

• nur ja / nein Entscheidung, teilweise auf kleinstem gemeinsamen Nenner.

Vorschlag: unterschiedliche Anzahl von „Blumen“

• Konsumenten können Strenge und Konsistenz der Kriterien nicht nachvollziehen.

PAP: adverse Selektion- 4

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Ein europaweites Label versus Konkurrenz nationaler und privater Zertifikate

• Vorteile zentralistischen Zertifikats:– Kosten– Einfachheit

• Nachteile:– weniger „Entdeckungen“– inflexibel– eher kleinster gemeinsamer Nenner,

• evtl. setzt sich „bestes“ Label durch (Reputation), • Ergebnis erfordert hohe Informationsverarbeitungs-kapazität (und -willen) der Verbraucher.

PAP: adverse Selektion- 4

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5. Principal-Agent-Problem 2: hidden knowledge (moral hazard, ex post)

Einstiegsproblem:

Im Rahmen des Vertragsnaturschutz sollen Landwirte für umweltfreundliche Bewirtschaftung ihrer Flächen honoriert werden. • Wie macht man das heute?• Wo könnte das Problem liegen?• Gibt es andere Lösungsmöglichkeiten?

PAP: hidden knowledge - 5

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Theoretischer Zugang

Naturschutzbehörde als Prinzipal,

Landwirte als Agenten,

oder Bevölkerung als Prinzipal?

PAP: hidden knowledge - 5

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Principal-Agent (Agency)- Beziehungen

Definitionen:

• PA-Beziehung zwischen Prinzipal („Auftraggeber“) und Agenten, "Agency" („Erfüllungsgehilfen“): Patient und Arzt, Unternehmensführung und Mitarbeiter, usw.

• Principal-Agency-Problem: Aktion und Information des Agenten nicht kostenlos perfekt kontrollierbar.

PAP: hidden knowledge - 5

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• agency-costs: Differenz der Ergebnisse in idealer Welt und realer Welt mit Informationsasymmetrien.

– existieren immer,

– durch "effizientes" Regime minimiert(second-best-Lösung).

PAP: hidden knowledge - 5

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Suche nach effektiven Principal-Agent-Beziehungen erklärt viele reale Phänomene.

Festgelegt werden muß

– Grad an Kontrolle

– Vertragsgestaltung (möglichst Anreize zur optimalen Vertragserfüllung).

gesucht wird Kmin! bzw. Numax!

PAP: hidden knowledge - 5

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Das Ausgangsproblem - Graphik

f(y|a0)f(y|a1)

y = y1 y = y2

y= Ergebnis

f(y) =Dichte

Voraussetzung: - asymmetrische Information, - mind. teilweiser Interessenkonflikt

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Beispiel Vertragsnaturschutz1. Darstellung der Ziele von Principal und Agent

• Principal: Bevölkerung => Behörde

Ziele: für vorgegebenes Budget möglichst viel Naturschutz oder

max. Umweltnutzen minus Honorierungskosten, evt. Risikoaversion

• Agent: Landwirt

Ziele: max. Honorierung minus Kosten minus Strafzahlung, evt. Risikoaversion

PAP: hidden knowledge - 5

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Vertragsnaturschutz2. Informationssituation

• Prinzipal:

• wissenschaftliche Kenntnisse,

• Kontrolle von standardisierten Vorgaben möglich, aber teuer und unvollständig, Kontrolle von Ergebnissen langfristig gut möglich, kurzfristig schwierig.

PAP: hidden knowledge - 5

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Vertragsnaturschutz2. Informationssituation

• Agent (Landwirt):

• Kenntnisse über spezifische Beschaffenheit des Terrains, aktuelle Verhältnisse, seine Aktionen, Wissenslücken evtl. über naturschutzfachliche Zusammenhänge

PAP: hidden knowledge - 5

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Vertragsnaturschutz Zielkonflikte

• Betriebliche Ziele (Landwirt) versus Naturschutzziele (Behörde)

• hohes Einkommen (Landwirt) versus geringe Ausgaben( Behörde)

• wenig Störung des Betriebsablaufs versus standardisierte Vorgaben

PAP: hidden knowledge - 5

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Vertragsnaturschutz: Lösung 1 Kontrolle und Sanktion

• Heute: standardisierte Auflagen, z.B. Mähzeitpunkte, vereinbarte Pflegeleistungen

• Indikator: Leistungserbringung, Einhaltung der Vorgaben.

• Kontrolle: Stichproben

• Sanktionen: geringe, kaum durchgesetzt.

• Ergebnis: Teilverstöße sind häufig, nicht immer gravierend

• Wissen der Landwirte wird nicht genutzt, starre Auflagen erschweren Betrieb teils unnötig.

PAP: hidden knowledge - 5

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Vertragsnaturschutz: Lösung 2 Schaffung von Anreizen

Ergebnisabhängige Honorierung

• Indikatoren: z.B. Vorkommen bestimmter Pflanzen, Tiere, abiotische Indikatoren

• Kontrolle: z.B. Eigenangabe des Landwirts mit Stichproben der Behörde

• Vorteil: starre Auflagen können wegfallen, Kenntnisse des Landwirtes werden genutzt, beide haben Interesse an Pflanzenvorkommen,

• Probleme: Ergebnis nicht (nur) abhängig von Aufwand, Zufallseinflüsse schaffen Unsicherheit, unterschiedliche Vorkommen schaffen Akzeptanzprobleme, teils langfristige Entwicklungen.

PAP: hidden knowledge - 5

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Prinzipien der Vertragsgestaltung im Vertragsnaturschutz (Theorie)

• Maximiere den Erwartungsnutzens aus Ergebnis minus Honorierung.

• Nebenbedingung 1: Interesse des Agenten am Vertrag (Teilnahme-Bedingung) durch garantierten Mindestbetrag

• Nebenbedingung 2: Leistungsoptimierung bei Nu-Optimierung des Agenten (Anreizkompatibilität) durch erfolgsabhängige Komponente.

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Ergebnisabhängige Honorierung (Henseleit 2002)

• Principal: Verwaltung

• Agent: Landwirt

• Informationsasymmetrie

• LEN-Modell (Bamberg, Spremann (1981))

• L: lineare Entlohnungsfunktion: p(y) = r + sy

• E:Risikonutzenfunktion, exponentiell für Agenten; Principal risikoneutral

• N: Normalverteilung der Umweltzustände ü

• y = f (x,ü) E(ü) = 0; Var(ü) = σ²

y = Umweltqualität r = fixer Sockelbetragx = Handlung des Agent s = ergebnisabhängige Prämie

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Modellsituation Handlungsorientiert

Auszahlung an Agent: p(y) = r + sy mit s= 0

Einkommen Agent: w(x;r) = r - x

Nutzen Agent: W(x;r) = r - x² - αªc (F(x ٌ - x)) W(x;r) > m

Ergebnis Principal: v = y - p(y) - k

Nutzen Principal: V(x,p) = E(y(x) - (r + k)) k = gc ֿ¹ + hc²α = Grad der Risikoaversion a = Moralitätsfaktor

c = Kontrollintensität F = Strafzahlung

x ٌ = vereinbarte Handlungen m = Opportunitätskosten

k = Kontrollkosten g,h = spezifische Faktoren

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Modellsituation ergebnisabhängig

(Zur Vereinfachung) ohne Kontrollkosten

• Ergebnis Principal: v(x;r,s) = y - (r + sy)

• Nutzen Principal: V(x;r,s) = E(y-(r + sy ))

• Einkommen Agent: w(x;r,s) = r + (x + ü)s - x²

• Nutzen Agent: W(x;r,s) = E(w) - α/2 Var(w) = r + sx - x² - α/2s² σ²

• Nutzen des Agent maximal: W`(x) = s - 2x x ّ = optimale Handlung x ّ = s/2 für Agent W(x ّ;r,s) = r + (1 - 2ασ²) s²/4 W(x ّ;r,s) > m r > m - (1 - 2ασ²) s²/4

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Optimale Vertragsgestaltung

• Ausgestaltung der Honorierung:– Teilnahmebedingung (participation constraint)– Anreizkomponente (incentive constraint)

• Participation constraint: r = ŕ = m - (1 - 2ασ²) s²/4

(W max = m)

• incentive constraint: s = (1 + 2ασ²)¹(Wmax(ŕ,s) = V max)

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Einflussfaktoren auf das Optimum

• im handlungsorientierten Fall:– F größer, wenn α oder a klein oder wenn x ٌ- x

groß ist– c größer, wenn α oder a klein oder wenn x ٌ- x

groß ist– Substitutionsbeziehung zwischen F und c

• im ergebnisorientierten Fall:

• r hoch, wenn s klein und m hoch. Beziehung zwischen r und s auch abhängig von α

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Fortsetzung Einflussfaktoren ergebnisabhängig

• Je größer m, desto höher r oder desto kleiner α bzw. σ²

• Je größer α, desto höher r oder s oder desto kleiner σ²

• Je höher σ², desto höher r oder s oder desto kleiner α sein

=> m, α und σ² als zentrale Größen für ein akzeptablen Vertragsentwurf.

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Prinzipielle Aussagen zu PA-Beziehungen:

1. geringer Kontrollgrad bei hohen Kosten oder günstigen Substituten (z.B. Vertragsgestaltung).

2. hohe "agency costs„ bei hohen Infokosten und Divergenz der Ziele

3. meist nur Kontrolle von Indikatoren: Bsp.: Pünktlichkeitsoffensive der Bahn

4. Unterscheidung expliziter Vertrag (Indikatoren) und (implizite) Erwartungen

5. Anreiz zur Erfüllung des (impliziten) Vertrages z.B. durch Gefahr von Verlusten (Kapitalentwertung, Verlust der sozialen Anerkennung) = Sanktionskosten

PAP: hidden knowledge - 5

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Prinzipielle Aussagen zu PA-Beziehungen II:

6. Langfristige Beziehungen schaffen beidseitiges Interesse an Vertrag (transaktionsspezifische Investitionen) => Sanktionskosten

7. Sanktionen erhöhen Nutzen aus Kontrollanstrengungen

8. ohne Lösung des PAP keine Vertragsbeziehung.

9. beide Seiten haben (ex ante) Interesse an einer effektiven Kontroll- und Anreizstruktur.

10. viele mögliche Lösungen, häufig Verbesserungs-potential (Beratungsbedarf)

PAP: hidden knowledge - 5

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Vorgehen bei Principal-Agent-Problemen:

1. Darstellung der Ziele von Principal und Agent

2. Darstellen der Informationslage und Informationskosten (Kontrollmaßnahmen)

3. Ableitung von Zielkonflikten

4. Diskussion von Lösungsmöglichkeiten:

PAP: hidden knowledge - 5

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Lösungsmöglichkeit 1: Kontrolle und Sanktion

• welche Indikatoren? (Probleme?)

• welche Kosten?

• welche Sanktionsmöglichkeiten (z.B. Interesse an Fortbestehen der vertraglichen Beziehung (Quasirenten)?

• Sanktionshöhe u. Kontrollkosten (trade-off)

PAP: hidden knowledge - 5

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Lösung 2: Schaffung von Anreizen

• Markt als Anreizmechanismus?

• vertragliche Anreize

– sind Indikatoren nötig? Probleme?

– Haftung/Garantien u.a. als vertragliche Anreize

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Lösung 3: Unterlassen der Transaktion

z.B. Selbsterstellung wegen hohen Kontrollkosten

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Fragen

• Spenden für den Umweltschutz: lieber projektbezogen oder zu Händen der Organisation?

• Auswirkung von Prinzipal-Agent-Problemen auf Attraktivität marktlicher/ staatlicher Organisation? (die Bedeutung von soft incentives)

PAP: hidden knowledge - 5