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Das Buch»Die meisten Gebete und Rituale, die ich Ihnen hier anver-traue, habe ich von einem guten Freund unserer Familie, vonHerrn Georg Lory bekommen. Als die Zeit dafür gekommenwar, schaute sich der Lory im Bekanntenkreis nach einerNachfolgerin um, und seine Wahl fiel auf mich. Vielleichtwar es auch umgekehrt, und meine Wahl fiel auf ihn, dennich fühlte mich schon von Kindheit an zu spirituellen Dingenhingezogen.«Seit vielen Jahren wendet Monika Herz die Heilgebete er-folgreich an, sie konnte so bereits vielen Menschen weiter-helfen. Erstmals gibt sie in diesem Buch Gebete aus ihrer per-sönlichen Sammlung preis, die jeder Mensch für sich undandere nutzen kann. Dabei werden alle wichtigen Themendes Lebens abgedeckt. Die Heilgebete gewähren Schutz undStärke für das alltägliche Leben. Sie lindern Krankheiten see-lischer und körperlicher Natur und sichern die Gesundheitfür Körper und Geist. Der Betende nimmt im Heilungspro-zess eine Vermittlerposition ein, die Heilung »geschieht«.

Die AutorinMonika Herz, 1956 in Hohenpeißenberg geboren, ist in einer christlich-gläubigen Familie mit Gebetsheilern im Ver-wandten-und Bekanntenkreis aufgewachsen. Sie ist Mut-ter von fünf Kindern und arbeitet als Heilpraktikerin mitSchwerpunkt »Spirituelle Therapie«: Gebetsheilung, Hand-auflegen, Gesprächstherapie. Bekannt wurde sie als »Alpen-schamanin«.

www.heilen-mit-herz.de

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Monika Herz

Alte Heilgebete

Gesundheit fürKörper und Geist

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

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Das Reisegebet (S. 82), das Gebet, um Streit und Feindschaft zu beenden (S. 86) und das Gebet, um Schmerzen zu lindern (S. 100) stammen aus derpersönlichen Sammlung der Autorin. Sie finden sich jedoch auch in dem Buchnamens »Albertus Magnus – bewährte und approbierte sympathetische undnatürliche Ägyptische Geheimnisse für Mensch und Vieh«, welches im Jahr2008 sowohl vom Bohmeier Verlag als auch vom Verlag Edition geheimesWissen neu herausgegeben wurde. Die deutsche Übersetzung des Vaterunserauf Aramäisch (S. 135) drucken wir ab mit freundlicher Genehmigung derDroemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC®-zertifizierte Papier Lux Cream liefert Stora Enso, Finnland.

Taschenbucherstausgabe 9/2012

Copyright © 2010 by nymphenburger in der F.A. HerbigVerlagsbuchhandlung GmbH, MünchenCopyright © 2012 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag,München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany.Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München,unter Verwendung von Motiven von © Tischenko Irina / shutterstockHerstellung: Helga SchörnigSatz: Christine Roithner Verlagsservice, BreitenaichDruck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-453-70198-4

http://www.heyne.de

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INHALT

8 Widmung

10 GRUNDSÄTZLICHES

10 Einführung

17 Die Tradition der Heilgebete

21 Aberglaube, Amulette, Zaubereiund Rituale

24 Die schriftliche Überlieferungder Heilgebete

27 Die Berufung zum Heilen

31 Wie die Gebetsheilung funktioniert

38 WIE MAN BETET

38 Der richtige Ort zum Beten

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44 Die innere Haltung beim Gebet

48 Die richtige Konzentration

52 Anleitung zum Gebet

55 Für andere beten

57 Danke sagen

59 ALTE HEILGEBETE

60 Das Hauptgebet

66 Ein grundlegendes Gebet

70 Gebet zur Stärkung

76 Gebet, um Schaden abzuwenden

82 Reisegebet

86 Gebet, um Streit und Feindschaftenzu beenden

92 Gewitter abbeten

96 Das Finden verlorener Gegenstände

100 Gebet, um Schmerzen zu lindern

104 Gebet bei frischen Wunden undseelischen Verletzungen

108 Gebet, um Blut zu stillen

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114 Gebet bei Suchterkrankungen

118 Gebet bei Herzerkrankungen

122 Gebet bei Fieber

126 Gebet bei Hauterkrankungen

130 Gebet, um Warzen zu nehmen

134 Das ursprüngliche, aramäische Vaterunser

143 Dank

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Widmung

Dieses Buch ist sieben Generationen vonGebets heilern und -heilerinnen

gewidmet:

• der Generation der Urgroßväter und Urgroßmüt-ter, die verfolgt wurden und unter Lebensgefahrdie alten, als »heidnisch« beschimpften Gebeteheimlich weitergaben;

• der Generation der Großväter und Großmütter,die die alten Gebete anwandten, aufbewahrtenund weitergaben in einer Zeit, als die Frauennoch leicht im Kindbett starben und die Männerhäufig tödlich verunglückten;

• der Generation der Mütter und Väter, die die al-ten Gebete trotz aller Segnungen der modernenMedizin in Ehren hielten, anwandten und weiter -gaben;

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• unserer eigenen Generation, die ein neu erwa-chendes Interesse an der Tradition der Gebetshei-lung hegt;

• der Generation der Söhne und Töchter, von denenvielleicht einige wenige das alte Wissen weiter-pflegen und weitertragen wollen;

• der Generation der Enkelsöhne und Enkeltöchterund der Generation der Urenkel.

Mögen die, die nach uns kommen, eine Welt vorfin-den, in der sie liebend gerne leben und auch betenwollen.

Das Buch ist außerdem all denen gewidmet,für die sonst niemand betet.

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GRUNDSÄTZLICHES

Einführung

Die Gebete in diesem Buch sind von Mund zuOhr von traditionellen Heilern und Heilerin-

nen aus dem Alpengebiet weitergegeben worden.Wo die Gebete letztlich ihren Ursprung hatten, wis-sen wir heute nicht mehr. Die eigentliche Quelle istgewiss der Allmächtige, das Große Geheimnis oderwie immer wir den Geist nennen wollen, aus demalles, was ist, hervorgeht.»Gesundbeten« war jahrhundertelang eine derwichtigsten Säulen der medizinischen Versorgungin Europa. Vergleichbare spirituelle Heilmethodengibt es überall auf der Welt, wo sie gewöhnlich alsSchamanismus bezeichnet werden. Man verstehtdarunter üblicherweise ein religiös-magisches Phä-nomen, das zuerst bei verschiedenen indigenen Völ-kern Sibiriens beobachtet und beschrieben wurde.In Sibirien wurden die Heiler und Heilerinnen

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»Shaman« genannt, die Forscher übertrugen da-raufhin das Wort auf alle ähnlichen Heilmethoden,die sie beobachteten. Bei uns in den Alpenländernheißen diese Menschen »Gesundbeter« oder »Ab-beter«, womit gemeint ist, dass Krankheiten undLeiden durch Gebete gelindert oder zum Ver-schwinden gebracht werden. Es gibt die »Abbeter«vereinzelt noch heute, obwohl es sich leider um einevom Aussterben bedrohte Spezies handelt.Die meisten Gebete und Rituale, die ich Ihnen hieranvertraue, habe ich von einem guten Freund unse-rer Familie, von Herrn Georg Lory bekommen.»Der Lory«, so hieß er bei uns zu Hause, hatte essich nach seiner Pensionierung zur Lebensaufgabegemacht, nicht nur als Heiler tätig zu sein, sondernauch alte Gebete zu sammeln. Nachdem der LoryZeit zur Verfügung hatte, suchte er etliche alte Hei-

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ler auf, die er darum bat, die Gebete mit ihm aus-zutauschen. Ich erinnere mich gut, wie enttäuschter so manches Mal war, weil die Gebete geheim gehalten wurden, und einige Heiler nahmen siewohl lieber mit ins Grab, als sie ihm anzuvertrau-en. Andere wiederum teilten großzügig, nachdemsie die Motivation und Vertrauenswürdigkeit desLory geprüft hatten. Wie alle alten Heiler, die ichkennengelernt habe, ging der Lory einem gewöhn-lichen Broterwerb nach und übte die Heilkunst ne-benher aus. Georg Lory verstarb am 6. Januar 1992im Alter von 80 Jahren. Als Kind hatte ich immergehörig Respekt vor ihm, da ihm der Ruf eines»Wunderheilers« mit einer mysteriösen Aura vo-rauseilte. Ich glaubte damals, er könne einzig mitder Kraft seines Willens alles nur Denkbare be -wirken. Die Abbeter und Abbeterinnen meiner Heimat ha-ben in der Tradition die Gebete und »die Gabe«,das heißt die Bestimmung zum Heilen, weitergege-ben. Üblicherweise sucht ein Abbeter zuerst im ei-genen Familienkreis nach einem Nachfolger odereiner Nachfolgerin. Wenn in der Familie niemanddieses »Amt« annehmen will, bezieht man auchden Freundeskreis in die Suche ein. Die Übertra-gung der Kraft des Heilens wird mit Ritualen voll-zogen, die der neu eingeweihte Heiler oder die Hei-lerin nach der Anleitung des erfahrenen Heilersallein für sich absolvieren muss.

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Man muss allerdings wissen, dass es sich beim Ab-beten nicht gerade um eine einfache Sache handelt.Abbeter wurden früher schon mal in der Früh umvier aus dem Bett geholt, weil etwa eine Kuh sichbei der Geburt des Kälbchens recht schwertat. Eswar noch in meiner Kindheit und Jugend durchausüblich, dass man in solchen Fällen zuerst den Ab-beter um Hilfe bat, ehe man den teuren Tierarztkommen ließ. Der Abbeter wurde – im Gegensatzzum Tierarzt – zwar nicht immer für seine Dienstebezahlt, wohl aber für jedes Unglück voll verant-wortlich gemacht. Jemand sagte einmal zu mir:»Wenn der Lory helfen konnte, dann war es in denAugen der Leute Zufall oder Glück. Oft genugdankte man ihm nicht einmal dafür. Wenn seineGebete jedoch ohne den erhofften Erfolg blieben,dann hieß es gleich, dass er als Abbeter nicht vielwert ist.« Als die Zeit dafür gekommen war, schaute sich derLory also im Bekanntenkreis nach einer Nachfol -gerin um und seine Wahl fiel auf mich. Vielleichtwar es auch umgekehrt und meine Wahl fiel aufihn, denn ich fühlte mich schon von Kindheit an zuspirituellen Dingen hingezogen. Der Lory nahm mich oft mit in die Bergwälder undunterwies mich in die Grundsätze der Naturreligi-on. Wir suchten z.B. besondere Plätze auf, an de-nen alte Linden oder Eichen standen. Er lehrtemich, Bäume zu meinen Freunden zu machen und

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ihre Lebenskraft zu spüren. Er zeigte mir, wie mandie Zeiten der Übergänge nutzt, sei es im Tageslaufoder im Jahreskreis. So standen wir manches Malmit ausgestreckten Armen und nach vorne gerich-teten Handflächen bei Sonnenuntergang für langeZeit still auf einer Lichtung und nahmen die Kraftder Sonne in unsere Hände auf. In späteren Jahrenentdeckte ich, dass diese Gebetshaltung und auchdie Wahl des Zeitpunktes, der Sonnenaufgang oderder Sonnenuntergang, in anderen Kulturen ebensoverbreitet ist, zum Beispiel bei den indigenen Völ-kern. Mit Erstaunen sah ich die Fotografie eines Indianers, der mit Adlerfedern im Haar in genauderselben Körperhaltung der untergehenden Sonneseine Gebete darbrachte. Da wir bei der Gebetsheilung unseren Patientenauch oft die Hände auflegen, bitten wir gleichsamdarum, dass aus unseren Händen dieselbe lebenser-haltende und gesundheitsfördernde Kraft entströ-men möge, wie es die Strahlen der Sonne tun, wennsie die Erde berühren. Die Zeiten des Übergangs gelten als Zeiten derKraft. Dies bezieht sich sowohl auf die Übergängevom Tag zur Nacht, von der Helligkeit zur Dunkel-heit, als auch auf die Übergänge zwischen den Jah-reszeiten. Bei Sonnenaufgang oder bei Sonnen -untergang entsteht eine Mischung oder auch eineEinheit zwischen den Gegensätzen von hell unddunkel oder von Tag und Nacht. Diese Vereinigung

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der Gegensätze, wie sie in der Natur jeden Tag aufsNeue entsteht, ist wie ein Sinnbild für die Tätigkeitdes Heilens. So wie aus dem Tag die Nacht entsteht,so kann auch aus Krankheit wieder Gesundheitentstehen. So wie nach dem Winter und der Kältewieder der Frühling und die Wärme erwachen, sokann aus Schmerzen und Kummer wieder Unver-sehrtheit und Fröhlichkeit erwachsen. Dieses Be-wusstsein und diese Zuversicht eignen wir unsdurch die stille, ehrfürchtige Betrachtung der Ab-läufe in der Natur an. Von Indianern lernte ichauch, die Bedeutung des Kreises, des Medizinkrei-ses zu verstehen und anzuwenden. Die Indianer be-zeichnen den magischen Schutzkreis als Medizin-kreis, weil die kraftvollen Energien darin wie eineMedizin wirken. Obwohl der Lory in seinem Lebengewiss nie einem Indianer begegnet war, so kannteer doch die Anwendung von Schutzkreisen. DerKreis symbolisiert die Einheit und das Göttliche,daher wirken in ihm Kräfte, die alles Unheilvollefernhalten. Um sich innerhalb eines Schutzkreiseszu stellen, zieht man im Uhrzeigersinn einen Kreisum sich herum. Um den Kreis wieder aufzulösen,vollzieht man die Bewegung entgegengesetzt desUhrzeigersinns. Er brachte mir auch bei, den Laufdes Mondes zu berücksichtigen und bei abnehmen-dem Mond speziell das zu behandeln, was vergehensollte, was der Mond mit sich nehmen sollte, z.B.Warzen. Bei zunehmendem Mond betet man dage-

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gen für Anliegen, die Wachstum voraussetzen, wiees etwa beim Wunsch nach einem Kind der Fall ist.Vor allem aber bemühte er sich darum, in mir Ver-trauen in die Gebete zu erwecken. Er sagte: »DieMenschen kommen zu dir, weil sie selbst nicht be-ten können und weil sie kein Vertrauen haben zuGott und zur geistigen Welt. Wenn du selber aberauch kein Vertrauen in deine Gebete hast, wie solldas dann funktionieren?« Selbstverständlich sollteich mir jedoch unbedingt einen gesunden Men-schenverstand bewahren. Einmal wandte ich sehrerfolgreich ein Anti-Schmerz-Gebet gegen meineZahnschmerzen an. Die Schmerzen kehrten aller-dings nach drei Tagen wieder zurück. »Du musstnatürlich zum Zahnarzt gehen!«, schimpfte derLory. »Das Schmerz-Gebet ist nur für den akutenZustand und stammt aus einer Zeit, in der es keineZahnärzte gab. Wenn man aber einen Zahnarztgleich ums Eck hat, dann geht man natürlich dort-hin!« Ich war noch sehr jung, etwa 25 Jahre, alsmeine Ausbildung zur Heilerin begann. Ich brauch-te viele Jahre und zahlreiche Begegnungen auch mitHeilern aus anderen Kulturkreisen, ehe ich echtesund tiefes Zutrauen in die Heilkraft der Gebete fas-sen konnte.

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Die Tradition der Heilgebete

Die Tradition der Gebetsheilung oder das »Ab-beten«, wie wir es in Bayern nennen, reicht

weit zurück. Die historisch älteste Quelle, die ichpersönlich ausfindig machen konnte, reicht zurückin das Jahr 79 n. Chr. zum Ausbruch des VulkansVesuv und den Untergang der Stadt Pompeji. Bei einer »Hexen«-Ausstellung in dem malerischenStädtchen Schongau entdeckte ich zu meinem gro-ßen Erstaunen ein interessantes Exponat: ein ural-tes vertrocknetes Brot, das bei Ausgrabungen inPompeji zum Vorschein gekommen war. In das Brotwar das Sator-Arepo-Orakel hineingeritzt worden,welches ich bis zu jenem Zeitpunkt nur als Schutz-orakel kannte. In meiner Familie trägt dieses Schutz-orakel noch heute jeder im Geldbeutel oder in einemAmulett bei sich. Wir hatten das Schutzamulett vonunserem Freund, dem Lory, bekommen.

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Die alten Heilgebete stammen wohl aus einer Zeit,als die medizinische Versorgung in Europa andersaussah als heute. Noch vor 55 Jahren, als meine ältere Schwester geboren wurde, musste mein Vatermit dem Fahrrad in den nächstgelegenen, etwa zehn Kilometer entfernten Ort fahren, um die Heb-amme zu suchen. Telefon und Automobil warenzwar bereits erfunden, aber noch längst nicht im Be-sitz von jedermann. Mein Vater hatte wohl Glück,dass er die Hebamme vorfand und dass sie sogleichmitkam, um meiner Mutter bei der Geburt beizuste-hen. Wir dürfen nicht vergessen, dass zu jener Zeitnoch viele Frauen im Kindbett starben, dass Babysan »Gelbsucht« zugrunde gingen und Kleinkinderwegen der gefürchteten »Englischen Krankheit«,der Rachitis, so schwere Wachstumsstörungen hat-ten, dass sie nicht selten daran starben.Heute haben unsere Kinder andere, nicht minderschwere Probleme und wie oft stehen wir genausohilflos vor unserem kranken Kind, das etwa mit al-lergischem Asthma kämpft, wie damals unsere Vor-fahren vor ihren Kindern mit deren Krankheiten. Mein Vater hat sich etwa im Jahr 1930 als kleinerJunge durch Unachtsamkeit im Umgang mit ge-fährlichem Werkzeug drei Finger der linken Handabgesägt. Seine Mutter, meine Großmutter, wickel-te ein sauberes Tuch um die Wunden und brachteden Buben erst am nächsten Morgen zu Fuß mitdem Leiterwagen in die Praxis des etwa 15 Kilo -

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meter entfernten Arztes. Für uns Kinder war die verstümmelte Hand des Vaters immer ein Objektgruseliger Bewunderung. Gewiss hat meine Groß-mutter, wir nannten sie die »Herz-Oma«, die gan-ze Nacht gebetet wie verrückt. Die Herz-Oma hatauch fleißig für ihren Buben gebetet, als er dannspäter im Krieg war. Mein Vater hat einmal er-wähnt, dass er sie gespürt hat, die Gebete seinerMutter … und wie sich dann manchmal die Kampf-handlung gewendet hat, so dass er gerade noch heilherausgekommen ist, immer wieder …Eine dieser Geschichten hat sich mir besonders guteingeprägt. Mein Vater war zusammen mit ein paaranderen Kriegskameraden in einem Heuschoberversteckt, als ein Panzer der feindlichen Armee aufsie zugerollt kam und die Gruppe bedrohte. Diefeindlichen Soldaten mit ihrer überlegenen Waffehätten sie alle töten können. Aus irgendeinemGrund jedoch schoss der Panzer nicht auf sie, son-dern blieb in einiger Entfernung vor dem Heustadelstehen. Mein Vater hatte gewiss große Angst, er be-tete und spürte die Liebe und die Kraft der Gebeteseiner Mutter. Die feindlichen Soldaten stiegen nunaus dem Panzer aus und hantierten an dem Gefährtherum. Nun wiederum verschonten auch die deut-schen Soldaten die Russen. Sie töteten die feindli-chen Soldaten ebenfalls nicht, obwohl sie es hättentun können. So wurden – zumindest in diesem Mo-ment – viele Leben gerettet. Vielleicht haben ja die

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jungen russischen Soldaten und deren Mütter zuHause auch gebetet … In diesen Zeiten war es sichergut, wenn jemand ein Gebet kannte, das Blutungenzum Stillstand brachte. Man hatte buchstäblich kei-ne bessere Methode. Als der Lory mir eines der Gebete zum Blutstillen übergab, verband er dieÜbertragung mit einem frommen Wunsch, von demich hoffe, dass er noch viele Jahrhunderte, bessernoch Jahrtausende anhalten mag. Er sagte: »Ichwünsche dir, dass du dieses Gebet niemals ernsthaftbrauchen wirst!« Als ich fragte, wie er das meine, er-wähnte er den Krieg, an dem auch er hatte teilneh-men müssen. Er sagte: »Ich konnte damals mit demGebet vielen helfen …«. Aber er seufzte tief bei derErinnerung und wollte nicht mehr dazu sagen. Na-türlich sind wir heute froh über die fortschreitendeEntwicklung in der medizinischen Versorgung undgewiss wollen wir nicht zurück in die alte Zeit. Den-noch darf uns all das angeblich »Machbare« in derMedizin nicht dazu verleiten, die spirituelle Dimen-sion unseres Lebens zu vernachlässigen. Wir sind alsMenschen ganz besondere Wesen. Im Gegensatz zu Tieren oder Pflanzen haben wir die Möglichkeit,tiefe Erkenntnisse in unserem Geist zu entwickelnund nach diesen Erkenntnissen zu leben. Wir kön-nen mit unserem eigenen Geist ganz bewusst an dem»Großen Geist« teilhaben, uns mit dem Mysterium,mit dem Geheimnis verbinden. Das Beten ist einwunderbares Instrument dazu.

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Aberglaube, Amulette, Zauberei und Rituale

Der Begriff des Gesundbetens wird im Volks-mund für gewöhnlich mit allerlei anderen

Methoden in einen Topf geworfen. Dazu gehörenz.B. Aberglaube, Wahrsagekunst, Kräutermedizin,Wünschelrutengehen, Liebeszauber, Knochenrich-ten und das Finden verlorener Gegenstände. Alldies wurde oft auch zusammen mit dem Abbetenpraktiziert, allerdings nicht alles durchgängig vonjedem Heiler. Der Ausdruck »Aberglaube« wird meist abschätzigfür wahnhaften Irrglauben verwendet. Für die Auf-klärer symbolisierte er die Abweichung von dem,was ein vernünftiger Mensch glauben durfte. DieVorsilbe »Aber-« bedeutete jedoch ursprünglich»darüber hinausgehend« oder »auf der anderenSeite liegend«. Aberglaube bezeichnete also eigent-

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lich ganz im Sinne des ursprünglichen Wortes denGlauben an das Übersinnliche, an das, was hinterden Dingen ist. Das ist nun exakt der Arbeitsbe-reich des geistigen Heilens. Heiler und Heilerinnen,die mit Gebeten arbeiten, kombinieren diese Kunsthäufig mit einer der genannten Methoden. Für viele Menschen scheint es schwierig zu sein, aneine Wirkung zu glauben, die man nicht sehen undnicht so ohne Weiteres mit dem Verstand erfassenkann. Da hilft es oft, wenn der Betreffende etwas indie Hand nehmen kann, z.B. einen Edelstein oderein Amulett. Es ist auch immer ein gutes Gefühl, et-was selbst tun zu können, oder sich festhalten zukönnen, und sei es »nur« an einem Stein. Daher hel-fen Rituale oder das »Zaubern« oft, wenn es darumgeht, sich von letztlich geistig verursachten Be-schwerden wie Angst, Sucht oder Eifersucht zu be-freien, die auch in körperlichen Symptomen ihrenAusdruck finden. Einmal haben wir ein Ritual miteinem Kind durchgeführt, das wieder angefangenhatte, in die Hosen zu machen. Wir saßen an Silves-ter um ein Feuer herum. Jeder, der dabei war, warfeinen Gegenstand in die Flammen, der ein Themasymbolisierte, von dem er sich befreien wollte. EineFreundin warf z.B. ihre Dessous ins Feuer, einFreund seine Zigarettenschachtel und der kleineJunge verschämt seine in Papier verpackte, ver-schmutzte Wäsche. Dazu baten wir die überirdi-schen Kräfte um Beistand und Hilfe. Der kleine

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Junge war kurze Zeit darauf geheilt. War es Zaube-rei? Ich erinnere mich gut an das Staunen im Ge-sicht des kleinen Jungen, als er sich dessen bewusstwurde, dass auch wir Erwachsenen Probleme ha-ben, mit denen wir allein einfach nicht fertig wer-den. Vielleicht war das Heilsame die Gemeinschaftder Hilfesuchenden, die Ehrlichkeit, mit der wirvoreinander im Vertrauen unsere Schwächen be-kannten, kombiniert mit der Magie der Raunächte,der archaischen Heimeligkeit des Feuers und demaufrichtigen Wunsch, unsere Schwierigkeiten zubeseitigen.

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