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1. Warum? Warum so ein qualvolles Ende? Warum so ein elender Tod? Hätte er nicht sterben können wie Sokrates, der am Ende seines Lebens im Gefängnis seine Jünger um sich versammelte und den Schierlingsbecher nahm und am Gift starb? All das Grauen, das die letzten Stunden Jesu überfällt, von der Einsamkeit im Garten bis zum Ende am Kreuz, all das wäre doch entbehrlich gewesen. Auch ohne das hätten wir die Bergpredigt und all die wunderbaren Gleichnisse der Liebe Gottes. Brauchten wir das Kreuz, um das Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater zu verstehen? Warum der Karfreitag? 2. Hier ist Gott Erklären können wir all dies nicht. Ja, wir dürfen es gar nicht einmal unternehmen, das, was Gott in Christus am eigenen Leib erlitten hat, in das dürre Gerüst einer Theorie zu packen, meinend dann verstanden zu haben. Den Karfreitag kann man im Letzten nur verstehen, wenn man fassungslos vor dem Kreuz kniet und betet. Erklären kann ich es nicht, aber ein wenig zu verstehen suchen, in aller Ehrfurcht vor dem Geschehen. Denn gerade der Unterschied zum Tod eines Sokrates macht deutlich, was das Grund-Andere ist, das hier wirkt. Sokrates hat Schüler hinterlassen, darunter den großen Platon. Seine Ideen wurden bestimmend für die Philosophie des Abendlandes und werden bis heute in gelehrten Kreisen diskutiert und von vielen Menschen gelesen. PDF Creator - PDF4Free v2.0 http://www.pdf4free.com

1. Warum? • Warum so ein qualvolles Ende? Warum so

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Der Mensch wird schuldig, wo er sich unberufen als Richter über den Menschen setzt – und damit an die Stelle Gottes. Denn Gott allein ist es, aus dem die Welt wird und ist. Seine Schöpfung, sein Liebeswirken ist der Grund dafür, dass nicht alles in das leere Nichts zurückfällt, sondern ist. So ist Gott die Liebe, die Leben schafft und ist die Sünde die Abkehr von diesem Urgrund der Welt, die Leben vernichtet. Bis zum Kreuz.

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1. Warum?• Warum so ein qualvolles Ende? Warum so ein elender Tod?• • Hätte er nicht sterben können wie Sokrates, der am Ende

seines Lebens im Gefängnis seine Jünger um sichversammelte und den Schierlingsbecher nahm und am Giftstarb?

• All das Grauen, das die letzten Stunden Jesu überfällt,• von der Einsamkeit im Garten bis zum Ende am Kreuz, all das

wäre doch entbehrlich gewesen.Auch ohne das hätten wir die Bergpredigt und all diewunderbaren Gleichnisse der Liebe Gottes.Brauchten wir das Kreuz,um das Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom barmherzigenVater zu verstehen?Warum der Karfreitag?

2. Hier ist Gott• Erklären können wir all dies nicht.• Ja, wir dürfen es gar nicht einmal unternehmen, das,was Gott in Christus am eigenen Leib erlitten hat,in das dürre Gerüst einer Theorie zu packen, meinend dannverstanden zu haben.

Den Karfreitag kann man im Letzten nur verstehen, wenn manfassungslos vor dem Kreuz kniet und betet.• Erklären kann ich es nicht, aber ein wenig zu verstehen

suchen, in aller Ehrfurcht vor dem Geschehen.

• Denn gerade der Unterschied zum Tod eines Sokratesmacht deutlich,

was das Grund-Andere ist, das hier wirkt.Sokrates hat Schüler hinterlassen, darunter den großen Platon.Seine Ideen wurden bestimmend für die Philosophie desAbendlandes und werden bis heute in gelehrten Kreisendiskutiert und von vielen Menschen gelesen.

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Sicher hat seine Weisheit auch manchen Menschen weisergemacht und damit die Welt etwas besser.So hätte auch Christus ein Weisheitslehrer sein können.Er war aber ein Anderer.Er war der, der gesagt hat: "Ich und der Vater sind eins!"

Daher spricht aus ihm nicht nur die Weisheit Gottes, in ihmhandelt Gott selbst,zeigt sich Gott selbst, wie er ist –in ihm leidet Gott an und in dieser Welt, bis hin zum Kreuz.

• Keine Weisheit also, sondern Geschehen.Auch keine Tat, sondern Erleiden. Aber dieses Erleiden istLiebeDenn hier leidet einer, dem die Ursache des Leidens,die Schuld des Menschen so fremd wie nur möglich ist.

Denn Schuld ist doch nur ein anderer Name für dasHerausfallen aus der Ursache allen Lebens und allen Seins,aus Gott.Der Mensch beginnt schuldig zu werden, wenn er meint,die Dinge würden aus Menschenkraft geschaffen und erhaltenund könnten daher auch Menschenwillkür unterworfen werden.

Der Mensch wird schuldig, wo er sich unberufen als Richterüber den Menschen setzt –und damit an die Stelle Gottes.Denn Gott allein ist es, aus dem die Welt wird und ist.Seine Schöpfung, sein Liebeswirken ist der Grund dafür, dassnicht alles in das leere Nichts zurückfällt, sondern ist.So ist Gott die Liebe, die Leben schafftund ist die Sünde die Abkehr von diesem Urgrund der Welt, dieLeben vernichtet.Bis zum Kreuz.

3. Das Kreuz

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• Nach menschlichem Ermessen wäre Gottes Zorn die einzigdenkbare Antwort auf das aberwitzige Treiben derMenschen.

Gott sieht den Menschen, der doch ganz aus Gott geschaffenistund sich dennoch wegbeugt, herausflieht, dagegenstemmt.Gottes Zorn wäre das Naheliegende; Gott würde demMenschen seinen blinden Willen lassen und ins Nichts stürzenlassen, aus dem der Mensch geschaffen ist.Aber Gott ist anders.Seine Liebe geht weiter und tiefer, als wir es ermessen.

• Ich will es mit einem - schwachen - Vergleich versuchen(1):Wir stehen vielleicht vor einem alten und debilen Menschenodervor einem in Geistesverwirrung gefangenen Menschen,können kein Wort an ihn richtenund würden ihn doch so gern erreichen und ein gutes Wortsagen.

Auf unser Sagen kommt aber keine Antwort und es bleibt derstumme Blick. –

So steht Gott vor dieser Welt und vor uns Menschen.Er würde uns so gerne sagen und tut es unendlich oft,die Welt aber wendet sich ab, leeren Blickes und geht weiterihrem Todesgeschäft nach,

macht sich selbst zum Gott und Richter und vernichtet, wasGott geschaffen hat.

So steht Gott vor der Welt, die sich abwendet.

Wo wir aber bei dem Geistesverwirrten nicht weiterkommen,dort steigt Gott selbst in die Welt der Geistesverwirrung,umgreift sie von ganz nahe, um sie restlos für sich zu öffnen.

• Das ist das Kreuz. Kein Wort mehr, keine Weisheitslehre,

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• sondern Nähe dort, wo wir uns nur grausend abwenden, wasaber doch Teil unserer Welt ist. Gott wendet sich nicht ab,sondern steigt in diese Einsamkeit hinab, damit nichtsGeschaffenes bleibt, das nicht von dieser Liebe erreichtwird.

• Deswegen beugen wir vor dem Kreuz das Knie. Und beten.Amen.

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