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Geohistor. Blätter 1/2009 47 Geohistor. Blätter Berlin 12 (2009) 1 S. 47 – 52 3 Abb., 3 Tab. 100 Jahre Österreichische Geologische Gesellschaft, vormals Geo- logische Gesellschaft in Wien. Zur Problematik einer Vereins- geschichtsschreibung und ihrer Methoden* * leicht erweiterter Nachdruck aus Ber. Geol. Bundesanstalt 72 (2008): 7–12, Wien TILLFRIED CERNAJSEK (Wien) & JOHANNES SEIDL (Wien) Am 8. Dezember 1907 veröffentlichte Prof. Franz TOULA in der Neuen Freien Presse (siehe Bild) einen Bericht über die Gründung einer neuen wissenschaftlichen Gesell- schaft in Wien: die „Geologische Gesellschaft in Wien“. Für die Autoren war es keine leichte Aufgabe, sich in sehr kurzer Zeit eine Geschichte der Österreichischen Geologischen Gesellschaft zu verschaffen. Ande- rerseits beschränkten sich die Unterlagen für einen historischen Abriß der Gesell- schaft fast ausschließlich auf die in Mitteilungen veröffentlichten Tätigkeitsberichte des Vorstandes und den bisher einzigen historischen Beitrag über einen Teilab- schnitt der Gesellschaft von ERHARD BRAUMÜLLER. Ein Archiv der Gesellschaft wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen und bis auf Widerruf in die Verwahrung der Bibliothek der Geologischen Bundesanstalt gegeben. Hier konnten nur wenige Unterlagen für eine historische Bearbeitung aufgefunden werden. Wichtige Doku- mente über die Zeit von 1907 bis 1945 sind durch die Kriegsereignisse 1939–1945 verloren gegangen oder noch nicht im Archiv der Österreichischen Geologischen Gesellschaft gelandet. Dennoch haben sich im Archiv der Geologischen Bundes- anstalt und der Österreichischen Geologischen Gesellschaft Dokumente gefunden, welche in einer kleinen Ausstellung im Lesesaal der Bibliothek der Geologischen Bundesanstalt – leider nur für kurze Zeit – gezeigt werden konnten. Die Gründung der Gesellschaft im Wissenschaftlichen Klub in Wien war sicher- lich in Fachkreisen ein Ereignis. Im Beisein des Altmeisters der österreichischen Geologie EDUARD SUESS wurde sie aus der Taufe gehoben. Mit Fleiß und großer Begeisterung wurde begonnen, ein geowissenschaftliches Leben außerhalb der Uni- versität Wien, des Naturhistorischen Museums und der Geologischen Reichsanstalt in Wien zu entwickeln, obwohl alle drei Institutionen ihre Einrichtungen der Gesell- schaft bis zum heutigen Tag zur Verfügung stellten. Es wurden die „Mitteilungen“ gegründet, die im geowissenschaftlichen Schrifttum einen festen Platz einge- nommen haben. Die Gesellschaft begann im Zuge eines internationalen Schriftentausches, eine eigene Gesellschaftsbibliothek einzurichten, die bis heute ausschließlich aus periodischen Veröffentlichungen besteht. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges entstand ein reges Vereinsleben. Die Mitgliederlisten lesen sich wie ein „Who is who“ der österreichischen Geologen. Von Anfang an auffallend ist 09-1.PM5 14.04.2009, 06:49 47

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Geohistor. Blätter 1/2009 47

Geohistor. Blätter Berlin 12 (2009) 1 S. 47 – 52 3 Abb., 3 Tab.

100 Jahre Österreichische Geologische Gesellschaft, vormals Geo-logische Gesellschaft in Wien. Zur Problematik einer Vereins-geschichtsschreibung und ihrer Methoden*

* leicht erweiterter Nachdruck aus Ber. Geol. Bundesanstalt 72 (2008): 7–12, Wien

TILLFRIED CERNAJSEK (Wien) & JOHANNES SEIDL (Wien)

Am 8. Dezember 1907 veröffentlichte Prof. Franz TOULA in der Neuen Freien Presse(siehe Bild) einen Bericht über die Gründung einer neuen wissenschaftlichen Gesell-schaft in Wien: die „Geologische Gesellschaft in Wien“.

Für die Autoren war es keine leichte Aufgabe, sich in sehr kurzer Zeit eineGeschichte der Österreichischen Geologischen Gesellschaft zu verschaffen. Ande-rerseits beschränkten sich die Unterlagen für einen historischen Abriß der Gesell-schaft fast ausschließlich auf die in Mitteilungen veröffentlichten Tätigkeitsberichtedes Vorstandes und den bisher einzigen historischen Beitrag über einen Teilab-schnitt der Gesellschaft von ERHARD BRAUMÜLLER. Ein Archiv der Gesellschaft wurdevor zwei Jahren ins Leben gerufen und bis auf Widerruf in die Verwahrung derBibliothek der Geologischen Bundesanstalt gegeben. Hier konnten nur wenigeUnterlagen für eine historische Bearbeitung aufgefunden werden. Wichtige Doku-mente über die Zeit von 1907 bis 1945 sind durch die Kriegsereignisse 1939–1945verloren gegangen oder noch nicht im Archiv der Österreichischen GeologischenGesellschaft gelandet. Dennoch haben sich im Archiv der Geologischen Bundes-anstalt und der Österreichischen Geologischen Gesellschaft Dokumente gefunden,welche in einer kleinen Ausstellung im Lesesaal der Bibliothek der GeologischenBundesanstalt – leider nur für kurze Zeit – gezeigt werden konnten.

Die Gründung der Gesellschaft im Wissenschaftlichen Klub in Wien war sicher-lich in Fachkreisen ein Ereignis. Im Beisein des Altmeisters der österreichischenGeologie EDUARD SUESS wurde sie aus der Taufe gehoben. Mit Fleiß und großerBegeisterung wurde begonnen, ein geowissenschaftliches Leben außerhalb der Uni-versität Wien, des Naturhistorischen Museums und der Geologischen Reichsanstaltin Wien zu entwickeln, obwohl alle drei Institutionen ihre Einrichtungen der Gesell-schaft bis zum heutigen Tag zur Verfügung stellten. Es wurden die „Mitteilungen“gegründet, die im geowissenschaftlichen Schrifttum einen festen Platz einge-nommen haben. Die Gesellschaft begann im Zuge eines internationalenSchriftentausches, eine eigene Gesellschaftsbibliothek einzurichten, die bis heuteausschließlich aus periodischen Veröffentlichungen besteht. Bis zum Beginn desErsten Weltkrieges entstand ein reges Vereinsleben. Die Mitgliederlisten lesen sichwie ein „Who is who“ der österreichischen Geologen. Von Anfang an auffallend ist

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48 Geohistor. Blätter 1/2009

Zur Gründung einer geologischen Gesellschaft in Wien (27. Dezember 1907)

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Geohistor. Blätter 1/2009 49

Vorsitzende der Österrei-chischen Geologischen Ge-sellschaft (vormals Geo-logische Gesellschaft inWien)

1907–1909 Victor Uhlig (1857–1911)1910–1911 Carl Diener (1862–1928)1912–1913 Franz Eduard Suess (1867–1941 )1914–1915 Josef Gattnar (1854–1928)1916–1917 Josef Dreger (1861–1945)1918–1919 Gustav Adolf von Arthaber (1864–1943)1920–1921 Wilhelm Hammer (1875–1942)1922–1923 Franz Xaver Schaffer (1876–1953)1924–1925 Fritz Kerner von Marilaun (1866–1944)1926–1927 Otto Rotky (1870–1951 )1928–1929 Franz Eduard Suess (1867–1941 )1930–1931 Friedrich Trauth (1883–1967)1932–1933 Julius von Pia (1887–1943)1934–1935 Hermann Vetters (1880–1941 )1936–1937 Josef Stiny (1880–1958)1938–1939 Otto Ampferer (1875–1947)1940–1941 Kurt Leuchs (1881 –1947)1942–1943 Heinrich Beck (1880–1979)1944–1945 Othmar Kühn (1892–1969)1945–1946 Leo Waldmann (1899–1973)1947–1948 Leo Waldmann (1899–1973)1949–1950 Hannes Mohr (1882–1967)1951–1952 Martha Cornelius-Furlani (1886–1974)1953–1954 Alois Kieslinger (1900–1975)1955–1956 Othmar Kühn (1892–1969)1957–1958 Eberhard Clar (1904–1995)1959–1960 Robert Janoschek (1906–1986)1961–1962 Helmuth Zapfe (1913–1996)1963–1964 Heinrich Küpper (1904–2000)1965–1966 Christof Exner (1915–2007)1967–1968 Sigmund Prey (1912–1992)1969–1970 Hermann Stowasser (1908–1994)1971–1972 Walter Medwenitsch (1927–1992)1973–1974 Anton Wolfgang Rutter (1911–2006)1975–1976 Kurt Kollmann (1915–1982)1977–1978 Helmut W. Flügel1979–1980 Arthur J. Kröll1981–1984 Walter Graf1985–1986 Rudolf Oberhauser1987–1990 Friedrich Brix (1925–1996)1991.1994 Walter Josef Schmidt1995–1998 Eckard Wallbrecher1999–2002 Werner Janoschek2003–2006 Wolfgang Nachtmann2007– Christoph Spötl

100 Jahre Österreichische Geologische Gesellschaft

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50 Geohistor. Blätter 1/2009

Träger des Otto-Ampferer-Preises

Inhaber der Eduard-Suess-Gedenk-münze

der geringe Anteil an Frauen. Diesewaren anfangs nur außerordentlicheMitglieder, wie HILDA GERHART oderMARTHA CORNELIUS-FURLANI. Sie sollte inden 50-er Jahren des vorigen Jahrhun-derts die einzige weibliche Vorsitzendeder Gesellschaft werden. Der Erste Welt-krieg hatte auch fatale Folgen für dieGesellschaft. Der Zusammenbruch, dieEntstehung der Nachfolgestaaten, dierasante Geldentwertung und die Mittel-losigkeit der Mitglieder führten zu star-ken Einschränkungen im Vereinsleben.Doch 1928 konnte mit der DeutschenGeologischen Gesellschaft die erste grö-ßere Tagung nach dem Ersten Weltkriegin Wien durchgeführt werden. Die ver-besserte Wirtschaftslage und die Konsoli-dierung führten zu Verbesserungen. Diepolitische Lage der 30-er Jahre brachteneuerlich Verschlechterungen für dieGeologische Gesellschaft in Wien mitsich. Diese gipfelten im Jahre 1938 –Österreich gedenkt heuer des 70. Jahres-tages des so genannten Anschlusses –,wo sie sich der Deutschen GeologischenGesellschaft als „Alpenländischer Geolo-gischer Verein“ unterzuordnen hatte.Die Tätigkeiten im Verein nahmen mitder Ausweitung des Krieges stetig ab.Darüber darf auch der so genannte Geo-logische Meldedienst, der von HEINRICH

BECK ins Leben gerufen worden war,nicht darüber hinweg täuschen.

1945 mußte die Geologische Gesell-schaft wieder von vorne beginnen.Österreich in vier Besatzungszonen auf-geteilt, kaum ein Vereinsvermögen beider Hand, die Mitglieder hatten sich inalle Winde zerstreut, ein Großteil derBibliothek und des Archivs waren amAuslagerungsort durch Kriegseinwirkun-gen zerstört worden und doch erstandder Verein neu und in den 50er Jahrenbegann sich schon ein aktives Vereins-leben zu regen. Die einzige weibliche

T. CERNAJSEK & J. SEIDL

1983 Günther Heissel, Innsbruck1985 Lothar Ratschbacher, Graz1988 Gerhard Mandl, Wien1990 Reinhard Roetzel, Wien1990 Reinhard Sachsenhofer, Leoben1993 Kurt Decker, Wien1994 Bernhard Hubmann, Graz1996 Herwig Peresson, Wien1998 Bernhard Graseman1998 Andreas Rohatsch1999 Johann Genser1999 Walter Kurz2002 Mathias Harzhauser, Wien2002 Ralf Schuster, Wien2002 Ernst Willingshofer, Amsterdam2004 Lorenz Keim, Innsbruck2004 Erich Draganits, Wien2006 Ute Sattler2006 Kamil Ustaszewski2006 Gerhard Wiesmayer

Albert Heim (†)Friedrich Becke (†)Otto Ampferer (†)Franz Eduard Suess (†)Josef Stiny (†)Hans Stilke (†)Leopold Kober (†)Bruno Sander (†)Wilhelm Petraschek (†)Roland Brinkmann (†)Eberhard Clar (†)Christof Exner (†)Helmut Flügel, GrazMartin F. Glaessner (†)Franz Kahler (†)Rudolf Oberhauser, WienSiegmund Prey (†)Alexander Tollmann (†)Rudolf Trümpy, ZürichGodfrid Wessely, WienErich Thenius, Wien

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Geohistor. Blätter 1/2009 51

100 Jahre Österreichische Geologische Gesellschaft

Victor Uhlig (1857–1911), erster Vorsit-zender der Gesellschaft

Vorsitzende MARTHA CORNELIUS-FURLANI vertrat die Geologische Gesellschaft bei der100-Jahr- und Wiederaufbaufeier der Geologischen Bundesanstalt. Ein neuer Auf-bruch für Österreich zeichnete sich ab. Abwechselnd mit den Arbeitstagungen derGeologischen Bundesanstalt hält die Gesellschaft ihre Wandertagungen ab. MitBeginn der 70-er Jahre kam der Ruf aus den Bundesländern und das besonders ausdem Munde von HELMUT FLÜGEL, Graz, die „Geologische Gesellschaft in Wien“ ineine „Österreichische Geologische Gesellschaft“ umzuwandeln. Nach mehreren Vor-bereitungsjahren fand nun die „Umbildung“ unter dem Vorsitz von Direktor ANTON

W. RUTTNER 1976 statt. Neben der Umbenennung kam es auch zu einer grundle-genden Neuorganisation. In den Bundesländern wurden in den HochschulortenOrtsgruppen gegründet, welche nun ein eigenes Vortragsprogramm veranstaltenkonnten. Zusätzlich war es nun auch möglich geworden so genannte Arbeitsgrup-pen zu gründen, die eigene Tagungen und Exkursionen durchführen konnten undExkursionsführer einschließlich Tagungsbände zu veröffentlichen begannen.Unsere Arbeitsgruppe ist ein solches Produkt der Neugestaltung unserer Gesell-schaft, die im Jahre 1999 von BERNHARD HUBMANN ins Leben gerufen wurde.

Die Modernisierung des Publikationswesens und die unvermeidbare Einführungdes Computers im menschlichen Leben führten zur Einrichtung einer Homepageder Gesellschaft. Das Eindringen der englischen Sprache in alle Bereiche unsereswissenschaftlichen Lebens hatte letztlich auch die neuerliche Umbenennung derMitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft in Austrian Journal of

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52 Geohistor. Blätter 1/2009

T. CERNAJSEK & J. SEIDL

Die Eduard-Sueß-Gedenkmünze der Österreichischen Geologischen Gesellschaft

Earth Sciences zur Folge. Es besteht auch die Absicht, in Zukunft – von wenigen Aus-nahmen abgesehen – nur mehr wissenschaftliche Beiträge in Englisch zu veröffent-lichen. Beide Maßnahmen haben nicht immer die volle Zustimmung der Mitgliederder Gesellschaft erhalten.

Die Österreichische Geologische Gesellschaft hat in den ersten 100 Jahren ihresBestehens Höhen und Tiefen erlebt, für die fast ausschließlich äußere Einflüsseverantwortlich waren. In der gegenwärtigen Struktur hat diese Gesellschaft fast alleGeowissenschafter und an den Geowissenschaften Interessierten österreichweit zu-sammengeführt, wenngleich etwa ¼ der Mitglieder im Ausland lebt. Sie wird sicher-lich unabhängig von Lehrstühlen und Ämtern weiter ihre für unsere Gesellschaftwichtige Aufgabe vollziehen.

Literatur

BRAUMÜLLER, E. (1983): Zur Geschichte der Geologischen Gesellschaft in Wien (bzw.seit 1976 der Österreichischen Geologischen Gesellschaft) in den Jahren1958–1982. - Mitt. Österreich. Geol. Ges., 76, S.7–18, 2 Abb., Wien.

CERNAJSEK, T. & J. SEIDL (2007): Zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis: 100 JahreÖsterreichische Geologische Gesellschaft (vormals Geologische Gesellschaft inWien). - Austrian Journal of Earth Sciences, 100: 252–274, Wien.

UHLIG, V. (1907): Zur Gründung einer geologischen Gesellschaft in Wien [Zeitungs-ausschnitt]. - Neue Freie Presse Nr. 15.571 [27.Dezember 1907], 2 S., Wien.

Anschrift der Verfasser:Dr. Tillfried Cernajsek, [email protected] und [email protected]. Johannes Seidl, Archiv der Universiät Wien, A-1010 Wien, Postgasse [email protected]

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