9
1 1000 Jahre Ort Weidenbach ! (1016 - 2016) - 400 Millionen Jahre Leben in Weidenbach - Fossilien in der Umgebung von Weidenbach von Werner Jung Auf den Ackerflächen östlich von Weidenbach sind in den letzten 10 Jahren zahlreiche interessante Fossilien von mir gefunden worden, die ich in einer kurzen Zusammenfassung darstellen will. Allgemeines zur Geologie in Weidenbach: Die Bodenschichten stammen zum einen aus dem Erdaltertum, hier Unterdevon- Unterems- Stadtfeldschichten mit einem Alter von ca. 405 bis 410 Mio. Jahren; diese treten auf östlich des Dorfes in Richtung Wallenborn und Schutz bis Daun und Manderscheid (sog. Manderscheider Sattel) und bestehen aus Grauwacken von grauer, gelblicher und rötlicher Farbe. Ausschließlich in diesen Schichten lassen sich Fossilien finden, weil hier in der Devonzeit ein küstennahes Meer existierte, in dem sich die Lebewesen als Fossilien in Steinkernerhaltung erhalten haben. Berühmt sind die Fundstellen des Unterdevon in Oberstadtfeld, Niederstadtfeld, Weiersbach und Daun, die auch in der paläontologischen Literatur zahlreiche Bearbeitungen erfahren haben. Weidenbach ist meiner Kenntnis nach als Fundort bisher nicht in der Literatur erwähnt worden. Im Ortskern von Weidenbach und von dort in Richtung Deudesfeld, Meisburg, Schutz und Kylltal finden wir rötliche Sandsteine, die im Erdmittelalter, hier Trias , Mittlerer Bundsandstein vor ca. 210 - 220 Mio. Jahren in einem Wüstenklima gebildet wurden. ( sog. Trierer Bucht). Aus dem Mittleren Buntsandstein konnte bisher nur ein nennenswertes Fossil gefunden werden. Im ehem. Steinbruch Wolfskaul bei Oberbettingen wurde 1902 ein Exemplar eines Dinosauriers (Eifelosaurus triadicus) gefunden. Ein Abdruck dieses Fossils kann im Naturkundemuseum in Hillesheim besichtigt werden. Die Fossilien stammen aus dem Unterdevon aus Meeresablagerungen des Palaeotethys- Ozeans, welcher unterhalb des Old Red Kontinents etwa in Höhe des heutigen Äquators lag. Zu dieser Zeit gab es wohl außer ersten Pflanzen, die im Randbereich der Meere siedelten, noch keine Landlebewesen. Diese kurze Übersicht soll nur einen Teil der damals existierenden Lebewesen des Devonmeeres anhand von Abbildungen belegen. Für vertiefende Informationen ist die entsprechende Fachliteratur zu benutzen; einen guten Überblick geben auch die folgenden Museen in der Umgebung.: z.B. Maarmuseum in Manderscheid, Vulkanmuseum in Daun, Devonium in Waxweiler, Naturkundemuseum in Gerolstein und Geologisch- Mineralogische Sammlung in Hillesheim. P.S.: Für die freundliche Unterstützung bei der Bestimmung der Fossilien danke ich Walter Graf aus Nimshuscheidermühle ganz herzlich. Adresse des Autors: Werner Jung, Huldastraße 56a, 42277 Wuppertal E-Mail: [email protected]

1000 Jahre Weidenbach Juli 2016.pdf · Manderscheid, Vulkanmuseum in Daun, Devonium in Waxweiler, Naturkundemuseum in Gerolstein und Geologisch- Mineralogische Sammlung in Hillesheim

Embed Size (px)

Citation preview

1

1000 Jahre Ort Weidenbach ! (1016 - 2016)

- 400 Millionen Jahre Leben in Weidenbach -

Fossilien in der Umgebung von Weidenbach von Werner Jung

Auf den Ackerflächen östlich von Weidenbach sind in den letzten 10 Jahren

zahlreiche interessante Fossilien von mir gefunden worden, die ich in einer

kurzen Zusammenfassung darstellen will.

Allgemeines zur Geologie in Weidenbach:

Die Bodenschichten stammen zum einen aus dem Erdaltertum, hier Unterdevon-

Unterems- Stadtfeldschichten mit einem Alter von ca. 405 bis 410 Mio. Jahren; diese

treten auf östlich des Dorfes in Richtung Wallenborn und Schutz bis Daun und

Manderscheid (sog. Manderscheider Sattel) und bestehen aus Grauwacken von

grauer, gelblicher und rötlicher Farbe.

Ausschließlich in diesen Schichten lassen sich Fossilien finden,

weil hier in der Devonzeit ein küstennahes Meer existierte, in dem sich die

Lebewesen als Fossilien in Steinkernerhaltung erhalten haben.

Berühmt sind die Fundstellen des Unterdevon in Oberstadtfeld, Niederstadtfeld,

Weiersbach und Daun, die auch in der paläontologischen Literatur zahlreiche

Bearbeitungen erfahren haben. Weidenbach ist meiner Kenntnis nach als Fundort

bisher nicht in der Literatur erwähnt worden.

Im Ortskern von Weidenbach und von dort in Richtung Deudesfeld, Meisburg,

Schutz und Kylltal finden wir rötliche Sandsteine, die im Erdmittelalter, hier

Trias , Mittlerer Bundsandstein vor ca. 210 - 220 Mio. Jahren in einem Wüstenklima

gebildet wurden. ( sog. Trierer Bucht).

Aus dem Mittleren Buntsandstein konnte bisher nur ein nennenswertes Fossil gefunden

werden. Im ehem. Steinbruch Wolfskaul bei Oberbettingen wurde 1902 ein Exemplar

eines Dinosauriers (Eifelosaurus triadicus) gefunden. Ein Abdruck dieses Fossils kann

im Naturkundemuseum in Hillesheim besichtigt werden.

Die Fossilien stammen aus dem Unterdevon aus Meeresablagerungen des Palaeotethys-

Ozeans, welcher unterhalb des Old Red Kontinents etwa in Höhe des heutigen

Äquators lag. Zu dieser Zeit gab es wohl außer ersten Pflanzen, die im Randbereich der Meere

siedelten, noch keine Landlebewesen.

Diese kurze Übersicht soll nur einen Teil der damals existierenden Lebewesen des

Devonmeeres anhand von Abbildungen belegen.

Für vertiefende Informationen ist die entsprechende Fachliteratur zu benutzen; einen guten

Überblick geben auch die folgenden Museen in der Umgebung.: z.B. Maarmuseum in

Manderscheid, Vulkanmuseum in Daun, Devonium in Waxweiler, Naturkundemuseum

in Gerolstein und Geologisch- Mineralogische Sammlung in Hillesheim.

P.S.: Für die freundliche Unterstützung bei der Bestimmung der Fossilien danke ich

Walter Graf aus Nimshuscheidermühle ganz herzlich.

Adresse des Autors:

Werner Jung, Huldastraße 56a, 42277 Wuppertal

E-Mail: [email protected]

2

1. Brachiopoden (Armfüßer)

Die Brachiopoden sind nur im Meer lebende Tiere von denen bisher ca. 30000 ausgestorbene

Arten bekannt sind; heute leben nur noch etwa 300 Arten.

Sie unterscheiden sich von den Muscheln durch die zweiklappige Schale deren

Symmetrieachse senkrecht verläuft und die Einzelklappen in zwei gleiche Hälften teilt,

bei den Muscheln verläuft die Symmetrieebene entlang des Schalenrandes.

Die Brachiopoden sind wohl die häufigsten Fossilien im Fundgebiet Weidenbach.

Nachfolgend werden einige Arten abgebildet:

Abb.1 Euryspirifer dunensis -Armklappe- (W53a)

Abb. 2 Oligoptycherhynchus daleidensis -Arm- u. Stielklappe- (W46)

3

Abb. 3 Chonetes sarcinulatus (W30)

Abb. 4 Subcuspidella humilis -Armklappe- (W63)

4

2. Muscheln (Bivalvia)

Die Muscheln gehören zu den Weichtieren und haben ein aus zwei kalkigen Schalen

bestehendes Gehäuse. Im Inneren der Schale sind schon Herz, Darm, Afterröhre und

Fortpflanzungsorgane vorhanden.

Abb. 5 Leioptera sp. (W25)

Abb. 6 Goniophora sp. (W73)

5

3. Trilobiten (Trilobita)

Die Trilobiten haben über einen langen Zeitraum (vom Kambrium 530 Mio bis zum Ende des

Perm 250 Mio Jahre in den Meeren gelebt und sind dann ausgestorben. Weltberühmt

ist die ehemalige Trilobitenfundstelle vom Salmer Weg bei Gees (Mitteldevon-Gerolsteiner

Kalkmulde). Schöne Exemplare können im Naturkundemuseum Gerolstein besichtigt werden.

Abb. 7 Digonus gigas gigas? - Kopfschild- (W62a)

Abb. 8 Digonus sp. - Brustring- (W76)

6

4. Schnecken (Gastropoda)

Die Schnecken gehören wie die Muscheln zu den Weichtieren, sind sehr artenreich und

haben auch landlebende Arten hervorgebracht.

Abb. 9 Bembexia sp. (W24)

Abb. 10 Bembexia sp. (W20)

7

5. Korallen (hier Tabulata)

Zu der ausgestorbenen Gattung der Tabulata (Bodenkorallen) gehört auch Pleurodictyum, die

im Unterdevon weltweit verbreitet war. Oftmals lebte auf der Koralle ein Wurm (Hicetes),

wahrscheinlich zum gegenseitigen Vorteil (Symbiose).

Abb. 11 Pleurodictyum problematicum (W75)

6. Tentaculiten

Ausgestorbene Tiergruppe wirbelloser Weichtiere mit kalkschaligem Gehäuse, deren

genaue Zuordnung noch umstritten ist.

Abb. 12 Tentaculites sp. evtl. schlotheimi? (W72)

8

7. Kopffüßer (Cephalopoda) hier Orthoceren-Geradhörner

Auch die Kopffüßer gehören zu den Weichtieren mit den heute lebenden Tintenfischen

und den ausgestorbenen Ammoniten mit gewundenem Gehäuse.

Abb. 13 Orthoceras sp. (W16)

8. Seelilien (Crinoidea)

Die Seelilien gehören zum Stamm der Stachelhäuter und sind mit Seeigeln und Seesternen

verwandt und haben sich mit wenigen Arten im Tiefseebereich bis heute erhalten.

Abb.14 Crinoidea ident. Stielgliedabdruck einer Seelilie (W18)

9

9. Hyolithiden

Die Zuordnung ist nicht genau bekannt, sie werden auch als Schwimmschnecken oder

Urmollusken bezeichnet. Diese Tierart wurde bisher im Unterdevon äußerst selten

gefunden und stellt daher für Weidenbach eine Besonderheit dar.

Sie haben vom Kambrium bis zum Perm über ca. 300 Mio. Jahre in Flachmeer-

bereichen gelebt und sich von organischen Schwebstoffen ernährt.

Abb. 15 Hyolitha sp. (W41)