# 6 Oktober 2010

Thema vor OrtDiagnose AD(H)SKrankheitsbild häufig auch bei Erwachsenen - "Viele verdrängen das einfach"

Erst als Dieter Zawodniak inFrührente gehen musste, fingder Stress so richtig an. Zwarhatte er zahlreiche Hobbys,aber irgendwie wollte ihmnichts gelingen - weder an derGitarre, noch bei der Malerei."Ich hatte diese innere Unruheund keine Geduld. Darum warich sauer und bin ständig lautgeworden", erzählte der 55-Jährige. Ein Besuch beim Arztbrachte die Gewissheit: DieterZawodniak hat ADHS - festge-stellt, als er 47 Jahre alt war."Diese Diagnose bei Erwachse-nen ist keine Seltenheit, im Ge-genteil", sagt Kerstin Schnei-der. Die Eppendorferin istCoach für Betroffene von ADS(Aufmerksa m ke itsdefizitstö-rung) und ADHS (Aufmerksam-keitsdefizitstörung mit Hyperak- Kerstin Schneider verhilft AD(H)S-Betroffenen in Gesprächen zu neuen Strukturen.

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tiviät). Denn die Erbkrankheitwird zwar oft als Krankheit nurvon Kindern oder Jugendlichenangesehen, allerdings bleibtbei rund der Hälfte die Störungbis ins Erwachsenenalter undmeistens sogar unentdeckt."Viele Erwachsene wissen garnicht, dass sie betroffen sind",sagt die zweifache Mutter.Dies werde - unbewusst - ver-drängt. Früher habe sich der"Zappelphilipp" noch draußenausgetobt, außerdem seien dieAnforderungen an die Kinderwesentlich geringer gewesen.Später geben dann Beruf undFamilie eine Struktur und ver-drängten so das Krankheits-bild. "Doch wenn diese Struk-

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turen einmal wegbrechen undsich der Betroffene plötzlichnicht mehr im Griff hat, stehter wie der Ochs vorm Berg",berichtet Kerstin Schneider.Die Diagnose AD(H)S käme fürviele völlig überraschend.Unkonzentriertheit, Nervo-sität, Depressionen, innereUnruhe, "es gibt eine MengeSymptome", sagte die gelern-te Krankenschwester. Nebender notwendigen ärztlichenBehandlung müssten die Be-troffenen vor allem neue Struk-turen in ihr Leben bekommen.

Kerstin Schneider als ausgebil-deter Coach hilft dabei."Die meisten kennen ihr Ziel,aber nicht den Weg", um-schreibt sie ihre Aufgabe, undbetont: .Jch therapiere nicht,ich heile nicht - ich coache."Gemeinsam in kleinen Schrit-ten, in vielen Gesprächen undpraktischen Übungen begleitetsie die Betroffenen. Es beginntmit einem Kennen-Lern-Ge-spräch und es folgen zunächstin kurzen und dann in immergrößeren Abständen weitereTreffen und Gespräche, in de-

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nen sie unterstützend zur Seitesteht. So lange, bis der Betrof-fene wieder völlig selbstständigist. "Die Motivation ist dabeidas Wichtigste", sagt KerstinSchneider.Dieter Zawodniak hat den Wegzurück in die Selbstständigkeitgeschafft. "Es hat lange ge-dauert, aber heute setze ichmir klare Strukturen, währendich früher nie wusste, wohinmit meiner Power", so der 55-Jährige, der mittlerweile eineeigene AD(H)S-Selbsthilfegrup-pe in Wattenscheid leitet. "DieNachfrage bei erwachsenenMenschen, die Hilfe brauchen,ist sehr groß", sagt Dieter Za-wodniak.