48
1/2014 Holzexport nach China Der Asiatische Laubholzbockkäfer Holzschlitten aus dem Gürbetal

1/2014€¦ · Er˜ndergeist sichern, tun Sinnvolleres als Käfer sammeln – und sie haben bestimmt mehr Freude daran. Mit freundlichen Grüssen Ferdinand Oberer. 4 WALD UND HOLZ

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1/2014

Holzexportnach China

Der AsiatischeLaubholzbockkäfer

Holzschlitten aus dem Gürbetal

2 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z 1/14 3

E D I T O R I A LI N H A LT

TitelbildVerladen von Buchenstammholz in Container für den Export nach China, gesehen in Courtavon (F) bei Miécourt JU (Foto: A. Douard)

FORUM

4 Schutzwaldp�ege im Wallis

AKTUELL

5 Licht am Tag!

6 Schweizer Baump�egetagung 2013

13 Innovationen bei der Kraft-übertragung

15 Sicher arbeiten mit den Steigeisen

HOLZMARKT

19 Zufriedenstellende Wertholz-verkäufe im Dezember

20 Das Reich der Mitte bestimmt den Holzmarkt

WALD UND HOLZ

26 Holzschlitten aus dem GürbetalPaul Burri, Lohnstorf, baut Schlitten aus Eschenholz.

29 Der Asiatische Laubholzbock-käfer ALBEine Gefahr für den Schweizer Wald?

33 Schwarzes Gold aus GehölzenIn einer Pilotanlage in Neuheim ZG wird «P�anzenkohle» aus Hackreststoffen hergestellt.

37 Richard StockerEin Porträt des «Dauerwaldguru»

AUS DEN REGIONEN

40 Fünf Jahre Heizkraftwerk Basel

42 Wald-Schuljahr im Kanton Bern

WEITERE RUBRIKEN

43 Die Seite des WVS

45 Auslese

REDAKTION,ABONNEMENTE

032 625 88 00Fax 032 625 88 99Redaktion: [email protected]: [email protected]

INSERATE

032 344 82 95Fax 032 344 83 [email protected]

Inserateschluss nächste Ausgabe: 24. Januar 2014

Liebe Leserin, lieber Leser

In dieser Ausgabe nimmt der Holzmarkt mehr Platz ein als sonst. Wir berichten über den viertgrössten Flächenstaat und über das einwohnerreichste Land der Erde: über China. Anlass dafür sind die erneut steigenden Holzexporte aus Eu-ropa, darunter aus der Schweiz.Bei der Forst- und Holzindustrie scheint mancherorts die Angst zu wachsen, die Chinesen könnten unsere Wälder aus-plündern und unserer Holzindustrie den Rohstoff entziehen. Angesichts des ge-waltigen Holzbedarfs in China und der steigenden Nachfrage nach «legal» ge-erntetem Holz könnte in der Tat der Druck auf unsere Wälder zunehmen. Doch keine Sorge, auch in Zukunft wird ein guter Teil der nach China verschifften Stämme in Form von Möbeln, Parkett oder Paletten wieder zu uns zurückkeh-ren – bisweilen sogar mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) darin. Vielleicht �nden die Säger, Schreiner und Zimme-rer, die die Konkurrenz aus China in die Erwerbslosigkeit getrieben hat, dann als ALB-Jäger eine neue Beschäftigung. Wie hart eine solche Arbeit ist, wie der ALB aussieht und lebt, welche Schäden er anrichtet, lesen Sie auf den Seiten 6 und 29. Hoffnung für unsere heimische Holzin-dustrie gibt es gleichwohl: Der chinesische Holzhandelsverband klagt über feh lende Innovationen bei der Möbelproduktion und beim Holzbau. Auf diesem Gebiet sind unsere Fachleute Weltspitze, und das werden sie hoffentlich auch bleiben; denn Fachleute, die ihr Einkommen mit Er�ndergeist sichern, tun Sinnvolleres als Käfer sammeln – und sie haben bestimmt mehr Freude daran.

Mit freundlichen Grüssen

Ferdinand Oberer

4 W A L D U N D H O L Z 1/14

F O R U M

Nach heutigen Massstäben der Standardisierung in der Holzwirtschaft sind Astgabeln als Nutzholz unbrauchbar und werden als Restholz verwertet. Aber wäre es mithilfe von zeitgenössischer Informationstechnik nicht möglich, individuelle Wuchsformen in Ent-wurfskonzepte zu integrieren? Dieser Frage geht ein Gemeinschaftsprojekt von schindler-salmerón mit der Tischlerei Bereuter aus dem Bregenzerwald nach. Die Astgabeln der Hockerserie wurden eigenhändig im Waldrevier Uetliberg des Zürcher Stadtwaldes ge-sammelt. Weitere Infos: www.schindlersalmeron.com

Schutzwaldp�ege im Wallis

Produktivität wäre steigerungsfähigLeserbrief zur Rubrik «Blätterwald» betreffend Schutzwaldp�ege im Wallis,

«WALD und HOLZ» Nr. 12/2013, Seite 7.

Die Walliser Forstfachleute befürchten, dass bei einer Budgetkürzung die Schutz-wälder nur noch alle 60 statt alle 50 Jahre gep�egt werden könnten.

Gäbe es für die Walliser Schutzwälder keine anderen Alternativen? Um die glei-che Fläche mit weniger Geld zu bewirt-schaften, bedürfte es einer Produktivi-tätsseigerung im Walliser Wald. Nach meinen eigenen Erfahrungen gäbe es diesbezüglich noch Verbesserungspoten-zial. Zum Beispiel mit der Vergabe von Holzschlägen an Unternehmer. Aktuell ist diese Praxis im Wallis nur wenig verbrei-tet.

Das Ziel von uns Forstleuten sollte doch sein, nach bestem Wissen und Gewissen und mit persönlichem Engagement «un-seren» Schutzwald zu p�egen. Hier könnte die Walliser Forstbranche ein Zei-

chen setzten und beweisen, dass sie in der Lage ist, sich an veränderte Marktsi-tuationen anzupassen und nach alterna-tiven Lösungen in der Waldbewirtschaf-tung zu suchen.

Dass ein ausgefallener Schutzwald viel Geld kostet, erscheint bei Betrachtung der Waldbrand�ächen im Wallis plausi-bel. Aber wir Forstleute dürfen solche Er-eignisse nicht zur Polemik missbrauchen. Der Eyholzer Schutzwald wäre wohl auch im optimal gep�egten Zustand ver-brannt.

Die Zukunft des Walliser Schutzwaldes liegt in den Händen der Walliser Förster. Die �nanziellen Möglichkeiten, diesen Wald zu p�egen, sind auch bei einer dro-henden Budgetkürzung noch vorhanden.

Roman Suter, 3900 Brig

Auszeichnung «proQuercus» 2014

Der Verein proQuercus zeichnet

Personen, Organisationen, Aktio-

nen oder Werke aus, welche zur

Erhaltung des vielfältigen Natur-

und Kulturerbes der Eiche in unse-

rem Lande beitragen. Die Gesamt-

summe für diese Auszeichnung

2014 beträgt Fr. 3000.–. Diese

kann auf mehrere Preisträger ver-

teilt werden.

Gesucht werden verschiedenste Aktivitä-ten, welche die Eiche zum Thema haben und diese in besonderer Weise fördern. Die Palette möglicher Themen ist gross und umfasst: Erziehung, Ausbildung, Forschung, Kul-tur, Archäologie, Geschichte, Waldbau, Biodiversität, Holzprodukte, Landschaft usw.Jedermann ist eingeladen, Bewerbun-gen oder Vorschläge für die Auszeich-nungen 2014 zu unterbreiten. Diese sind bis zum 28. Februar 2014 dem Vor-stand von proQuercus an folgender Ad-resse zu melden (wenn möglich elektro-nisch):

[email protected] oder Marcus Ulber, c/o Pro Natura,

Postfach, 4018 Basel.

Bei Rückfragen bitte Herrn Marcus Ulber kontaktieren: [email protected] oder Tel. 061 317 91 35.Das Reglement sowie das Anmeldeformular zur Auszeichnung «proQuercus» können unter www.proquercus.ch heruntergeladen werden.

A K T U E L L

W A L D U N D H O L Z 1/14 5

SCHLAGZEILEN

� Der Förstermangel kommtCodoc hat vor Kurzem eine Umfrage über das Alter der Revier- und Betriebs-förster durchgeführt. Diese ergab, dass in den nächsten 15 Jahren in der ganzen Schweiz 469 Förster oder 53,1% der Förster pensioniert werden. Um sie zu er-setzen, wären pro Jahr rund 40 neue Förster notwendig. Derzeit werden aber nur knapp 30 Förster pro Jahr neu diplo-miert.

� EU will Holz mobilisierenEuropa verfügt über 117 Mio. ha Wald, die nachhaltige Nutzung vor allem im Pri-vatwald liegt aber unter den Möglichkei-ten. Das kürzlich gestartete EU-Projekt SIMWOOD (Sustainable Innovative Mobi-lisation of Wood) möchte zu einer ef�-zienteren Nutzung von verfügbaren Holz-vorräten und so zu einer Stärkung der europäischen Forst- und Holzwirtschaft beitragen. Die EU fördert das Vorhaben mit rund 6 Mio. EUR über vier Jahre.

� Holz-RoadmovieHolz sei etwas für kluge Köpfe, sagte der am Holzbaulehrstuhl der Innsbrucker Uni sitzende Michael Flach – und gab ein 15-minütige Roadmovie in Auftrag. Ent-standen ist eine virtuelle «Reise zum Mit-telpunkt des Holzes». Diese geht kreuz und quer durch Österreich, macht Station bei fabelhaften Holzarchitekturen unter-schiedlichster Art, liefert gleichzeitig aber auch den Beweis für die Vielseitigkeit des Werkstoffes Holz. Siehe www.youtube.com, «Reise zum Mittelpunkt des Hol-zes» eingeben.

� Ausgeglichenes BudgetDer Berufsbildungsfonds Wald (BBF Wald) rechnet im Budget 2014 mit Einnahmen und Ausgaben von je etwas mehr als 1 Mio. Franken. Rund 75% der Mittel werden für die Unterstützung der über-betrieblichen Kurse verwendet (CHF 70.– pro Lernenden und Tag). Mit 5,4% der Mittel wird die Weiterbildung (z.B. Lehr-gänge Forstwart-Vorarbeiter und Förster) unterstützt. 7,9% der Einnahmen werden für ständige Aufgaben und Projekte der OdA Wald verwendet. Der Verwaltungs-aufwand beläuft sich auf 11,4%.

Gilt auch für die Land- und Forstwirtschaft

Licht am Tag!Unter dem Titel «via sicura» werden

verschiedenste Massnahmen zur Re-

duktion der Unfälle im Strassenver-

kehr in Kraft gesetzt. Eine der Mass-

nahmen ist die bessere Sichtbarkeit

der Fahrzeuge. Diese ist per 1. Januar

2014 in Kraft getreten und betrifft

fast alle Fahrzeuge, die seit 1970 in

Verkehr gesetzt wurden. Auch jene

der Land- und Forstwirtschaft!

Wörtlich wird der VRV Art. 30 wie folgt ergänzt resp. erneuert:

1. Vom Beginn der Abenddämmerung bis zur Tageshelle, bei schlechten Sicht-verhältnissen und in Tunneln sind wäh-rend der Fahrt die Abblendlichter zu ver-wenden. Bei Fahrzeugen ohne Abblendlicht sind die für die entspre-chende Fahrzeugart vorgeschriebenen Lichter zu verwenden.

2. Im Übrigen sind bei Motorfahrzeu-gen die Tagfahrlichter oder die Abblend-lichter zu verwenden. Ausgenommen sind andere Fahrzeugarten als Motorwa-gen und Motorräder sowie die vor dem 1. Januar 1970 erstmals zum Verkehr zu-gelassenen Motorwagen und Motorrä-der.

Aus diesem Text ergibt sich, dass «Licht am Tag» für alle Motorwagen und Mo-torräder gilt, die ab 1.1.1970 erstmals immatrikuliert wurden, also auch für Traktoren. Die Busse bei Nichteinhalten dieser Vorschrift beträgt Fr. 40.–.

Für die Verkehrssicherheit ist diese Massnahme sicher wichtig und auch so einzuhalten. Aus Sicht der Land- und Forstwirtschaft ergeben sich allerdings gewisse Probleme. Bisher sind Traktoren weder mit Tagfahrlicht noch mit automa-tischer Lichtausschaltung ausgerüstet. Das bedeutet, dass man vor jeder Fahrt das Licht einschalten und beim Abstellen des Traktors das Licht wieder ausschalten muss. Wer dies vergisst, wird des Öftern Startprobleme haben, weil die Batterie entladen ist.

Eine Lösung könnte sein, dass das Licht mit dem Zündschloss verbunden wird. Da kann Ihnen der Landmaschinenfachbe-trieb sicher weiterhelfen. Dies ist wohl die

beste und sicherste Lösung. Ob es sich lohnt, Tagfahrlichter einzubauen, muss ebenfalls mit dem Landmaschinenfach-betrieb abgeklärt werden.

Ein weiteres Problem ist die Beleuch-tung der Konturen. Gemäss Gesetz ist das Abblendlicht vorgeschrieben. Wenn aber das Abblendlicht eingeschaltet ist, muss auch die Konturmarkierung einge-schaltet sein, also sämtliche Markierlich-ter sollten brennen. Ansonsten richtet sich die Aufmerksamkeit der übrigen Ver-kehrsteilnehmenden auf die Abblendlich-ter, und die Breite der Doppelräder, An-hänger oder Anbaugeräte wird übersehen. Nur wenn alle nötigen Lichter brennen, sind für den Gegenverkehr jederzeit auch die Konturen sichtbar. Zusätzliche Re�ex-streifen helfen ebenfalls. Deshalb sollten alle Markierungstafeln re�ektierend sein.

Ruedi Burgherr, BUL Schöftland

Mehr Informationenzum Thema �nden Sie unter www.bul.ch und in der neuen BUL-Broschüre «Landwirtschaftlicher Strassenverkehr», welche auch das Thema Licht am Tag anspricht. Die Broschüre ist erhältlich bei: BUL, Postfach, 5040 Schöftland, 062 739 50 40 oder e-mail: [email protected].

Bei Licht am Tag müssen alle Beleuchtun-gen funktionieren, damit die Land- und Forstfahrzeuge mit allen Konturen sichtbar sind.

A K T U E L L

6 W A L D U N D H O L Z 1/14

Stefan Rütten legte während seines Vortrages auch die Fehler offen, die er und seine Kollegen gemacht hatten. «Am Anfang haben wir jeden Käfer zer-treten, den wir fanden. Damit haben wir aber den Geruch des ALB auf der Fläche verbreitet und die Spürhunde konnten später die Käfer kaum noch orten.»

Die Winterthurer lernten jedoch schnell, wie man mit den Hundestaffeln zusammenarbeiten muss und auch wie man die Öffentlichkeit informiert. «An-fangs war uns die Präsenz der Presse während unserer Sucheinsätze lästig. Erst später merkten wir, wie wertvoll die Me-dienarbeit für die Information der Öffent-lichkeit ist.» Stefan Rütten berichtete, dass er anfangs Polizeibegleitung ange-fordert hatte, wenn er Privatgärten nach ALB-Befall absuchte. «Die Polizeibeglei-tung erwies sich als über�üssig, denn die Medien hatten die Anwohner bereits auf-geklärt.»

Neben guter Öffentlichkeitsarbeit riet er den Teilnehmern der Tagung für den Fall der Fälle: «Mit einem Baummonito-ring alleine �ndet man vieles, aber nicht alles. Genauso ist das mit den Hunden. Man kann mit dem ALB nur fertig wer-den, wenn man alle verfügbaren Mittel zusammen einsetzt.»

Prävention, Bekämpfung, …«Der ALB ist einer von rund 50 waldrele-vanten Quarantäneorganismen (QO), die der Eidgenössische P�anzenschutzdienst heute auf dem Radar hat.» erklärte Dr. Therese Plüss, Mitarbeiterin des Bun-

Schweizer Baump�egetagung 2013

Neobiota mit Schwerpunkt ALBDie diesjährige Schweizer Baump�egetagung behandelte fremdländische

Schadorganismen an Bäumen. Vier der neun Fachvorträge hatten dabei den

Asiatischen Laubholzbockkäfer ALB zum Thema.

Der eine oder andere Tagungsteilnehmer mag das Thema ALB bereits als abgegrif-fen empfunden haben, als er die Schwei-zer Baump�egetagung 2013 am 21. No-vember im Volkshaus Basel besuchte. Ämter, Presse und Forschungsanstalten hatten ja seit dem Befall im Sommer letz-ten Jahres in Winterthur ausgiebig darü-ber informiert. Dennoch hielten die Vor-träge neue Erkenntnisse bereit, zumindest für diejenigen, die sich nicht täglich mit dem ALB auseinandersetzen müssen.

Lebensnahes aus Winterthur Der Bericht von Stefan Rütten, Baump�e-gespezialist FA bei der Stadt Winterthur,

Mit dieser Karikatur des Asiatischen Laub-holzbockkäfers (ALB) von der Basler Fas-nacht 2013 stimmte Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel, auf den Themen-schwerpunkt der Tagung ein.

Stefan Rütten, Baump�ege-spezialist bei der Stadt Winterthur

Fachgespräche während der Pause im Saal des Volkshauses Basel

desamtes für Umwelt BAFU. Die Wissen-schaftlerin stellte dem Publikum den Be-kämpfungsmechanismus für QO vor.

Der Mechanismus basiert auf einem 5-Stufen-Plan, bestehend aus Risikoeva-luierung (Stufe  1), Prävention (Stufe  2), Tilgung von Einzelherden (Stufe  3), Ein-dämmung von lokalem oder diffusem re-gionalem Befall (Stufe 4) und schliesslich aus der Akzeptanz des Befalls und der Streichung des betreffenden Schädlings von der QO-Liste (Stufe 5). «Der Schäd-ling wird von der Liste gestrichen, wenn wir uns damit ab�nden müssen, dass wir ihn nicht mehr loswerden, wie z.B. den Borkenkäfer», erklärte Therese Plüss.

Beim ALB stehe man zwischen Stufe 1 und 3 (in Winterthur und in Brünisried, im Kanton Freiburg). Bei Stufe 3 gelte es, den Schädling mit allen Mitteln aus den Befallsherden zu tilgen.

Ein für ALB-Befall besonders exponier-tes Gebiet, in dem Phase 3 jederzeit ein-treten könnte, ist der Raum Basel. Stefan Ramin, Arborist bei der Stadtgärtnerei Basel und kantonaler P�anzenschutzbe-auftragter, nannte den Grund dafür: «Basel ist mit seinen Rheinhäfen und Wa-renumschlagplätzen das grösste poten-zielle Eingangstor für den ALB in der Schweiz. Zudem liegt Basel im Dreilände-

Emanuel Trueb, Lei-ter der Stadtgärtne-rei Basel, eröffnet die Schweizer Baum-p�egetagung 2013. Die Stadt Basel war Gastgeberin der Ver-anstaltung.

machte deutlich, was es bedeutet, wenn der ALB in der eigenen Stadt, Strasse oder gar im eigenen Garten auftaucht.

«Nachdem uns Experten den ALB-Be-fall in der Sulzer-Allee bestätigt hatten, verwandelte sich ein ganzer Stadtteil in eine Ausnahmezone», sagte Stefan Rüt-ten. Unterstützt von einer Staffel mit Spürhunden haben er und sein Team jeden Baum und jeden Strauch in der Um-gebung des Befallsherdes abgesucht, und zwar Blatt für Blatt und Zweig für Zweig.

A K T U E L L

W A L D U N D H O L Z 1/14 7

Dr. Katrin Joos-Reimer (links), Geschäftsführerin Bund Schweizer Baump�eger, moderiert die Podiumsdiskussion. Die vier Referenten (v.l.n.r.): Dr. Laurent Juillerat, selbstständiger Biologe, Dr. Beat Wermlinger, Leiter Waldentomologie, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Dr. Kaspar Sollberger, BAFU, Dr. Roland Engesser, Leiter Waldschutz Schweiz, WSL.

reck von Frankreich, Deutschland und der Schweiz, was eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Behörden erfordert.

Die Stadt Basel sei zwar bislang noch ALB-frei, doch auf der deutschen Seite, im Hafen von Weil am Rhein, seien �ug-fähige ALB-Käfer wiederholt in Paletten gefunden worden. 2012 habe es auch Funde von ALB-Larven im Birsfelder Hafen gegeben.

Um die 25 000  Allmendbäume und ebenso vielen Privatbäume im Stadtge-biet zu schützen, hat die Verwaltung der Stadt Basel eine Pufferzone eingerichtet, in der sie die Bäume zweimal jährlich auf ALB-Befall kontrollieren lässt (einmal in belaubtem und einmal im unbelaubten Zustand).

Kaum EntschädigungenÜber den Stand der rechtlichen Regelun-gen im Bezug auf Schadorganismen an Bäumen sprach Dr.  Kaspar Sollberger, Leiter des Rechtsdienstes 1 beim BAFU. Er ging v.a. auf zwei Fragen ein: «Welche �nanzielle Unterstützung darf der Eigen-tümer von Waldbäumen, Obstbäumen und Ziergehölzen erwarten, die einer Zwangsrodung zum Opfer fallen? Wer trägt die Kosten für Bekämpfungsmass-nahmen und jahrelanges Monitoring?»

sonders stark eingeschränkt werden, wie z.B. durch ein Bauprojekt. «Bei Baumfäl-lungen ist diese Schwelle nicht erreicht», erklärte Kaspar Sollberger.

Ausserdem könne bei einem Schäd-lingsbefall der Baum- oder Waldbesitzer zum «Zustandsstörer» werden; dann nämlich, wenn sich die Schädlinge von seinen Bäumen aus auf Nachbargrund-stücke auszubreiten drohten. Diese Ge-fahr rechtfertige Eingriffe in die Eigen-tumsrechte des Baumbesitzers zusätzlich.

Kostenbeteiligung als AusnahmeAn Verhütungs- und Bekämpfungskosten müssten sich Waldbesitzer dagegen nur im Schutzwald beteiligen (Art.  50  PSV; Art. 37 WaG /Art. 40 WaV). Das Organis-menrecht (USG / FrSV) sehe nämlich die «Umwälzung von Bekämpfungskosten nur auf den bewussten Inverkehrbringer von (Schad-)Organismen» vor. Da Wald-besitzer i.d.R. keine Schadorganismen bewusst einschleppten, fehle die Rechts-grundlage, sie zu Schutzmassnahmen zu zwingen oder sie dafür zur Kasse zu bit-ten.

Waldpolitik 2020Der Bund will bis 2016 die rechtlichen Be-stimmungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Schadorganismen an die strategischen Ausrichtungen der Waldpolitik 2020 anpassen. Kaspar Soll-berger gab in Basel einige Einblicke in die wichtigsten Reformprojekte.

Einige Projekte betreffen die Verteilung der Kompetenzen zwischen Kantonen und Bund. «Bei kantonsübergreifenden

Massnahmen will der Bund seine Füh-rungsrolle ausbauen», erklärte der Jurist.

In der Diskussion sei auch eine neue De�nition des Verursacherprinzips be-züglich der Bekämpfungskosten. «Das ist eine heikle Sache», meinte Kaspar Soll-berger dazu, befürwortete aber für eine rechtliche De�nition der «unbewussten Einschleppung» von Schadorganismen im Umweltgesetz.

Das BAFU prüfe auch, ob in Härtefällen auch Waldbesitzer Anspruch auf Ent-schädigungen haben könnten. Grund-sätzlich hielt Kaspar Sollberger dies für sinnvoll, befürwortete aber auch die differenzierte Bewertung von Garten-bau-, Landwirtschafts- und Forstbetrie-ben hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Existenz.

Mehr Informationsaustausch Die Geschäftsführerin des Bundes Schwei-zer Baump�eger, Dr. Katrin Joos-Reimer, stellte die Ergebnisse der Umfrage zu Neo biota (fremdländische Arten)  2013 vor, welche die Vereinigung Schweizeri-scher Stadtgärtnereien und Gartenbau-ämter (VSSG) im vergangenen Jahr durch-geführt hatte.

Dabei wies sie auf Unstimmigkeiten zwischen den Ergebnissen der Umfrage und der Waldschutzkarten hin: «Z.B. stimmen beim Eichenprozessionsspin-ner die Umfragen nicht mit den Mel-dungen des Waldschutzes überein; bei der Edelkastanien-Gallwespe fehlen sogar die Meldungen vom Waldschutz. Das ist heikel, denn dieser Schädling ist meldep�ichtig.»

Dr. Kaspar Sollberger, Leiter des Rechts-dienstes 1, Abteilung Recht beim BAFU

Bezüglich Entschädigung hatte Kaspar Sollberger für Garten- und Waldbesitzer keine guten Nachrichten: «Gartenbau- und Landwirtschaftliche Betriebe können bei Schäden Ab�ndungen beanspruchen, wenn ihre wirtschaftliche Existenz ge-fährdet ist. Für Waldeigentümer gibt es dagegen kein Geld.» Entscheidend für die Ab�ndung sei nach geltendem Recht die Frage nach der Existenzgefährdung eines Betriebes. Da in der Schweiz kein Betrieb ausschliesslich von der Waldwirt-schaft abhänge, entfalle der Anspruch auf Ab�ndungen.

Genauso wenig liessen sich mit dem Argument der «materiellen Enteignung» Ansprüche geltend machen, denn dafür müsse dem Eigentümer der Gebrauch von Grundeigentum untersagt oder be-

A K T U E L L

8 W A L D U N D H O L Z 1/14

Katrin Joos-Reimer forderte einen bes-seren Informations�uss zwischen Wald- und Grün�ächenbewirtschaftung. «Wäl-der, Kulturland und urbane Grün�ächen sind eng verzahnt.» Aus diesem Grund sollte die VSSG-Umfrage kein isoliertes Projekt bleiben, sondern in andere Pro-jekte wie die Waldschutzkartierung ein-gebunden werden.

Die Geschäftsführerin erinnerte dabei die Tagungsteilnehmer an den Sinn der VSSG-Umfrage: «Nur wenn wir über das Auftreten eines Schädlings informiert sind, können wir ihn rasch bekämpfen und seine Ausbreitung unterbinden. Wir können dann auch den ökologischen Schaden besser abschätzen und den Ar-beits- und Finanzaufwand planen.»

Ferdinand Oberer

Globale Veränderungen

Wald�äche wird längerfristig weltweit zunehmenLangfristig nimmt die globale Wald�äche zu. Dies trotz Klimaerwärmung und Zunahme der Bevölkerung. Zu diesem

Schluss kommen HAFL-Spezialist/innen für Wald und Klima.

Rund ein Drittel der Erde ist von Wald be-deckt. Welche Faktoren werden die Ent-wicklung des Waldes wahrscheinlich be-ein�ussen und wie wird der Wald, global gesehen, in 200 bis 300 Jahren zusam-mengesetzt sein?

Drei Faktoren sind für die Entwicklung des Waldes zentral: das Bevölkerungs-wachstum, die weltweite Zunahme des Pro-Kopf-Einkommens und der Klima-wandel. Das grösste Bevölkerungswachs-tum wird für tropische und subtropische Länder vorausgesagt. Dort wird die Sub-sistenzlandwirtschaft vorerst zwar eine Ursache für Abholzung bleiben. Doch geht man allgemein davon aus, dass sich die Weltbevölkerung ab 2050 stabilisie-ren wird. Laut OECD-Studien nimmt das Pro-Kopf-Einkommen in Entwicklungs-ländern zu, womit wahrscheinlich auch der Ressourcenverbrauch steigt. Aller Vo-raussicht nach wirkt sich dies positiv auf die Wald�äche aus: Denn mit wachsen-dem Wohlstand geht der Trend mittelfris-tig weg von Waldgütern wie Brennholz, derweil Ökosystemleistungen des Waldes an Bedeutung gewinnen. Hinzu kommt,

dass Waldprodukte wie Fasern nicht er-neuerbare Ressourcen ersetzen dürften.

Beim Klimawandel ist noch umstritten, welche Ausmasse er annehmen wird. Aber selbst in eher konservativen Szena-rien zeichnen sich die Folgen für den Wald ab. Bäume, die seit Jahrtausenden an bestimmte Standortfaktoren ange-passt sind, können emp�ndlich auf kli-matische Veränderungen reagieren und werden anfälliger für Naturgefahren, Krankheiten und Insektenbefall.

Wald wird wachsen und sich verändernEs gibt diverse Ansätze, um den Wald mit seinen Ökosystemleistungen zu fördern und für die nächsten Generationen zu er-halten. Diese reichen von Innovationen bei der Ernährungssicherung, die nicht zulasten des Waldes gehen, bis zu An-passungen im Waldmanagement. Punkto Klimawandel kommt dem Wald sowohl bei der Vermeidung – durch seine Leis-tung als CO2-Senke – als auch bei der An-passung eine wichtige Rolle zu. Schliess-lich kann der Wald für Menschen, die von

Subsistenzlandwirtschaft abhängig sind, eine Art Sicherheitsnetz darstellen, wenn landwirtschaftliche Erträge ausbleiben.

Unter Berücksichtigung dieser hier nur knapp angerissenen Trends, lässt sich eine Prognose über die Entwicklung des Waldes erstellen: Bis 2050 wird die Ab-holzung, insbesondere in tropischen Ge-bieten, stark voranschreiten. Bald danach wird es infolge der skizzierten Entwick-lungstendenzen zu einer Wende kom-men, ab der sich der Wald regenerieren wird. Bis 2300 wird der naturbelassene Wald zwar drastisch an Fläche verlieren; zunehmen werden aber die Flächen an Plantagenwald, urbanen Wäldern und Sekundärwald.

Jürgen Blaser, HAFL, Dozent für internationale Waldwirtschaft

und Klimawandel

Weitere Infoszu Waldentwicklung und Klimawandel im Artikel von Jürgen Blaser und Hans Gregersen «Forests in the next 300 years» sowie im Interview mit Jürgen Blaser. Beides unter www.ha�.bfh.ch

Stadt- und Alleebäume sind im Vergleich zu Waldbäumen schwierigen Standortbe-dingungen ausgesetzt: versiegelte und verdichtete Böden ohne Humus, einge-schränkter Wurzelraum, Schadstoff belas-tung aus der Luft … und im Winter v.a. Streusalz. Mit dem Ziel, Baumspezialisten und ande-ren Akteuren Informationen zum Thema Streusalz und Stadtbäume in die Hand zu geben, hat die Vereinigung Schweizeri-scher Stadtgärtnereien und Gartenbau-ämter VSSG eine Literaturstudie in Auf-trag gegeben. Die Ergebnisse der Studie sind nun in einer zwölfseitigen Broschüre zusammengefasst. Sie informiert über Möglichkeiten, den Winterdienst «baum-freundlicher» zu gestalten. Die Broschüre ist bei der VSSG erhältlich. Man kann sie auch als PDF-Datei herunterladen unter:

www.vssg.ch

A K T U E L L

W A L D U N D H O L Z 1/14 9

Mitteilung des BAFU zur Kampagne «www.holzerkurse.ch»

Wissen schafft Sicherheit Seit 2006 fördert das Bundesamt für Umwelt BAFU mit der Kampagne www.

holzerkurse.ch Lehrgänge zur fachgerechten Holzernte. Eine Studie der Uni

Zürich hat die Wirkung der Kampagne ausgewertet.

Wer Kurse besucht und dadurch mehr weiss, verhält sich sicherer bei den Arbei-ten im Wald. Ziel der Kampagne ist es, die Arbeitssicherheit im Privatwald zu verbessern. Dafür wurden verschiedene Massnahmen getroffen, um die im eige-nen Wald arbeitenden Besitzer zu sensi-bilisieren, sie zum Besuch von Holzerkur-sen zu bewegen und die Kurse bekannter zu machen.

Zielgruppen sind Privatwaldeigentümer, welche ihren Wald mindestens teilweise selbst bewirtschaften und keine forstliche Ausbildung haben.

Das BAFU hat im Frühling 2012 die Kampagne durch die Sozialforschungs-stelle der Uni Zürich evaluieren lassen. Der Auftrag bestand darin, die Bekannt-heit der Kurse und die Wahrnehmung und Wirkung des Sensibilisierungsmate-rials (Flyer, Plakate und die Website www.holzerkurse.ch) zu untersuchen. Zudem sollten die Gründe analysiert werden, warum jemand einen Kurs besucht oder nicht. Schliesslich wurde die Frage ge-stellt, wie die Kurse wirken.

Die Datenerhebung umfasste neben einer Zusammenstellung und Analyse be-stehender Informationen persönliche, leitfadengestützte Interviews und eine schriftliche, quantitative Befragung unter den Zielpersonen der Kampagne. Mittels Fragebogen wurden 2388 Personen er-reicht. 1231 (51,5%) gültige Fragebogen wurden zurückgeschickt.

Wer mehr weiss, will dazulernen Die Sensibilisierungsmassnahmen (Flyer, Plakate) werden gut wahrgenommen, zwei Drittel der Befragten kennen sie. Die Evaluation hat gezeigt, dass das Flyerkon-zept gut ist, da mit den Flyern portionen-weise Wissen vermittelt werden kann. Je mehr die Privatwaldeigentümer wissen, umso mehr haben sie die Absicht, einen Kurs zu besuchen.

Das zentrale Element der Kampagne, das Kursangebot für Holzerei- und Rü-ckearbeiten, ist bei den Privatwaldeigen-tümern sehr gut bekannt: 90% kennen die Angebote.

Ein grosser Teil der Privatwaldeigentü-mer hat die Kurse über die im Rahmen

der Kampagne eingerichtete Website www.holzerkurse.ch kennengelernt. Da-raus kann geschlossen werden, dass es keine verstärkten Aktivitäten (spezi�sche Sensibilisierungsmassnahmen) braucht zur Steigerung der Kursbekanntheit. Die gute Bekanntheit soll aber erhalten wer-den.

Von der Absicht zum HandelnObwohl die Kurse gut bekannt sind, wer-den sie zu wenig besucht. Drei Viertel der Privatwaldeigentümer, die die Kurse ken-nen, interessieren sich für eine Schulung. Trotzdem unternehmen 44% dieser Inte-ressierten dann aber doch nichts für einen Kursbesuch. Und von jenen, die sich aktiv um einen Kursbesuch bemü-hen, lassen es 51% schliesslich doch blei-ben.

Am meisten Ein�uss auf die Absicht, einen Kurs zu besuchen, hat das soziale Umfeld. Die Evaluation zeigt, dass zu-künftig zusätzliche Wege gefunden wer-den müssen, um über das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Förster) Privatwaldei-gentümer dazu zu bewegen, einen Kurs zu besuchen.

Aus welchen Gründen besuchen aktiv Interessierte schliesslich doch keinen Kurs? • Mehrals50%derBefragtengabenan,

sie hätten keinen für sie günstigen Kurszeitpunkt gefunden.

• Mehrals40%erklärten,dieKursdauersei zu lang.

• Fürweitere40%istderAufwandfürdie Kurse im Verhältnis zum Ausmass ihrer Arbeit im Wald zu hoch.

• Deutlich seltener genannt alsGründefür den Nichtkursbesuch wurden Kurs-kosten und Distanz zum Kursort.

Zur Wirkung der KurseEbenfalls evaluiert wurde die Wirkung der Kurse. Das Ergebnis zeigt, dass die Kurse positiv wirken auf diejenigen Fak-toren, welche die Einstellung beein�us-sen (Wissen, Aufwand für Sicherheits-massnahmen, Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Schrecklichkeit der Un-fallfolgen).

Auch die Wissensvermittlung während der Kurse wirkt sich positiv aus: Sie verän-

dert das Sicherheitsverhalten der Teilneh-menden bei der Vorbereitung der Arbei-ten und vor Ort, im Wald.

Wichtige Faktoren für das Verhalten sind die Persönlichkeit, die Erfahrung sowie der soziale Druck. Sicheres Verhal-ten wird gesteigert, wenn an das Verant-wortungsgefühl eines Privatwaldeigentü-mers appelliert, sein Wissen vergrössert und das Risiko veranschaulicht wird. Zudem wirkt die Sensibilisierung und In-formation des sozialen Umfelds.

Keine Aussagen machen kann die Eva-luation, ob dank den Aktivitäten im Rah-men der Kampagne Todesfälle verhindert werden konnten. Die Anzahl der tödli-chen Unfälle pro Jahr ist klein (max. 14 in der Periode 2000 bis 2009; AGAS) und über eine grosse Zeitspanne gestreut, so-dass statistisch gesicherte Aussagen nur mit grossem Aufwand gemacht werden könnten. Dieser ist zu hoch, weil die An-nahme, dass das Ausmass des sicheren Verhaltens im Wald die Unfallwahr-scheinlichkeit und damit auch die Wahr-scheinlichkeit von tödlichen Unfällen be-ein�usst, sehr plausibel ist.

InfosDaniela JostBAFU/Abteilung WaldLeiterin der AG Arbeitssicherheit

www.holzerkurse.ch Im Privatwald steht es schlecht um die Arbeitssicherheit von Landwirten und Privatpersonen, die Holzerntearbeiten ausführen. Im Auftrag des Bundes stellt eine Arbeitsgruppe seit 2002 In-formationen zur Verfügung und för-dert das Kurswesen, um die hohe Zahl von Unfällen zu senken.

In diesem Rahmen wurde 2006 die Kampagne www.holzerkurse.ch lan-ciert. Im Auftrag des BAFU hat die So-zialforschungsstelle der Universität Zü-rich unter der Leitung von Dr. Jürg Artho die Kampagne evaluiert. Der Schlussbericht stellt der Kampagne ein gutes Zeugnis aus: Sie wird gut wahr-genommen und steigert die Bekannt-heit der Kurse.

Der Schlussbericht der Uni Zürich ist unter folgendem Link zu �nden:http://www.bafu.admin.ch/wald/01248/01253/02438/index.html?lang

10 W A L D U N D H O L Z 1/14

Zur Ergänzung unseres Teams suchen wir eine/n

Forstwart/inWir bieten:• Anstellung gemäss GAV des Walliser Wald• Interessante und abwechslungsreiche Arbeit im

Aletschgebiet • Einen modern eingerichteten Forstbetrieb• Ganzjahresanstellung/Weiterbildungsmöglichkeit

Wir erwarten:• Selbstständiges Arbeiten• Berufserfahrung• Bereitschaft zur Mitarbeit mit Seilkrananlagen

(Gebirgsharvester oder konventionellem Seilkran)

Nähere Auskunft erhältst Du unter www.forstaletsch.ch oder der Telefonnummer 027 971 30 07

Bist Du interessiert?Dann sende Deine Bewerbungsunteralgen an: forstrevier aletsch unnergomsFieschertalstrasse 113984 Fieschertal

A K T U E L L

W A L D U N D H O L Z 1/14 11

Ohne SubventionenDerzeit bauen Schweizer Bauern auf rund 550 ha Weihnachtsbäume an.

Aber in der neuen Verordnung über die Di-rektzahlungen an die Landwirtschaft, die Anfang 2014 in Kraft tritt, heisst es: «Zu keinen Beiträgen berechtigen Flächen, die mit Baumschulen, Forstp�anzen, Christ-bäumen, Zierp�anzen, Hanf oder Gewächs-häusern mit festem Fundament belegt sind.» Bisher erhielten die Bauern pro Hekt-are, auf der sie Christbäume heranzogen, 900 Franken Direktsubventionen pro Jahr. In Zukunft dürften deshalb wohl nicht mehr viele Bauern in die Christbaumproduktion einsteigen. Allerdings rentieren Christ-bäume auch ohne Subventionen noch immer besser als manch andere Agrarkul-tur. Die Tannenbaumbauern können sich auf eine treue Kundschaft verlassen. Der Gedanke, die Weihnachtsgeschenke unter einen Baum legen zu müssen, der Tausende Kilometer nördlich in grausamer Massen-baumhaltung aufgezogen wurde, ist für viele Schweizer unerträglich. Haben Sie aussergewöhnliche Fotos vom Wald, von der Arbeit im Wald, von Holzprodukten oder von

Ereignissen rund um die Waldwirtschaft? Dann schicken Sie uns dieses zu (Redaktion «WALD und HOLZ», Rosenweg 14, 4501 Solothurn, oder [email protected]). Den Einsendern, deren Aufnahme hier erscheint, winken als Prämie wahlweise entweder Fr. 50.– oder aber sie bekommen «WALD und HOLZ» ein Jahr lang gratis (Normal-Abopreis Fr. 89.–).

Das Foto des Monats stammt diesmal von David Berweger, 9502 Braunau. Es wurde auf dem Tanz-boden (1443 m. ü. M., zwischen Ebnat Kappel und Speer) aufgenommen und zeigt Bäume mit enormem Eisanhang.

FOTO DES MONATS

Holzdieb gefasstIm bayerischen Forstbetrieb Bad Brücke-nau waren schon seit Längerem fremde Lkw-Spuren und immer wieder fehlende Holzmengen vor allem von Buchenholz aufgefallen. Der Forstbetrieb entschied sich daher, die seit Anfang des Jahres bei den Bayerischen Staatsforsten verwende-ten «Forst-Tracker» einzusetzen. Dabei handelt es sich um satellitengestützte Technik, die die ständige Überwachung des Holzes im Wald ermöglicht. Dafür wird ein Holzpolter unauffällig mit einem Sender bestückt. Wird das Holz bewegt, ist damit eine lückenlose Verfolgung des Holzes möglich. Bis zu seinem Einsatz schlummert der Forst-Tracker fast ohne Energieverbrauch im sogenannten Schlaf-modus, sodass er mehrere Monate im Einsatz sein kann.

Mithilfe des Senders konnte die Polizei einen bereits einschlägig bekannten Holz-spediteur aus dem unterfränkischen Land-kreis Rhön-Grabfeld dingfest machen. Quelle: Holz-Zentralblatt

Waldschäden wenig verändert

Der mittlere Nadel- und Blattverlust in den Wäldern Bayerns betrugt 2013 17,5% (Vorjahr 17,3%). Der Anteil der Wälder mit deutlich geschädigten Bäu-men (Schadstufen 2 bis 4) betrug 19,8% (Vorjahr 21,3%). Das sind die zentralen Ergebnisse der diesjährigen Erhebung der Waldschäden im Freistaat. Im Vergleich mit der Erhebung 2012 ergibt sich damit ein ganz leichter Anstieg des mittleren Nadel-/Blattverlustes und ein geringer Rückgang des Anteils der Wald�ächen mit deutlichen Schäden.

Quelle: Holz-Zentralblatt

Planung «zwecklos»Der Berner Gemeinderat hat in Sachen Wald-stadt Bremer seinen Kurs geändert und hält es für zwecklos, eine Stadterweiterung im Bremgartenwald weiterzuverfolgen.

Die Standortgebundenheit für eine Wohn-überbauung im Bremgartenwald sei nicht nachweisbar. Gegen das Projekt sprechen für die Stadtregierung aber auch �nanzielle Gründe, da die Stadt Bern für die Überda-chung der Autobahn und den Unterhalt des Deckels Kosten in der Höhe von «mehreren Hundert Millionen Franken» zu tragen hätte. Für Stadtpräsident Alexander Tschäp-pät (SP) ist die Idee Waldstadt aber noch nicht vom Tisch. «Aber sie ist für diese Ge-neration nicht realisierbar.» Die Stadt werde die Projektierung nicht mehr weiter voran-treiben. Aber das Thema Waldstadt werde spätestens bei der nächsten Revision des Waldgesetzes auf Bundesebene wieder ak-tuell. Bis dahin dauere es aber zehn bis fünfzehn Jahre. Es sei gut möglich, dass dannzumal die Frage, warum Wald�äche a priori einen höheren Schutz geniessen solle als Kulturland, wieder aktuell werde, sagt Tschäppät.

BLÄTTERWALD

A K T U E L L

12 W A L D U N D H O L Z 1/14

Zweihandschaltung? Nein, über-haupt keine Schaltung – die Dreh-zahl der Riemenscheibe bestimmte den Arbeitsrhythmus! Inserat aus «Der Holzmarkt» 19 vom 16. Au-gust 1941.

RÜCKSPIEGEL

Forst Baden-Württemberg

Brennholz mit der Kranwaage vermessenIm Landesbetrieb ForstBW kann man das Verkaufsmass für Brennholz per

Kranwaage ermitteln. Um die Messgenauigkeit und Messstabilität des Ver-

fahrens zu prüfen, führte die FVA gemeinsam mit ForstBW einen umfangrei-

chen Praxistest durch.

Jeder Forstbetrieb, der Brennholz für Endverbraucher bereitstellt, weiss, wie aufwendig es ist, die vielen kleinen Ver-kaufseinheiten zuverlässig zu vermessen. Bisher werden hierfür die einzelstamm-weise Vollvermessung und Stichproben-vermessungsverfahren angewandt. Die Vollvermessung liefert ein genaues Ver-kaufsmass, ist aber zeitaufwendig und teuer. Stichprobenverfahren sind zwar weniger zeitintensiv, liefern jedoch quali-tativ unsichere Masse, da sie nicht für die Vermessung von Laubholz entwickelt wurden.

Das Vermessungsverfahren von Brenn-holz mithilfe einer Kranwaage stellt hier eine geeignete Alternative dar. Mit einer im Kranarm des Tragschleppers einge-bauten, geeichten Waage wird das Brennholz in Längen bis ca. 7 m beim Ab-laden zangenweise gewogen («dynami-

sches Wiegen») und zum Poltergesamt-gewicht aufsummiert. Um daraus das forstübliche Verkaufsmass in Festmetern abzuleiten, wird vor Ort ein Faktor zur Umrechnung des Gewichts (tlutro m. R.) in das forstliche Volumen (Fm o. R.) ermit-telt. Dazu wird eine Stichprobe gezogen, für die neben dem forstüblichen Volu-men das genaue Gewicht ermittelt wird. Der Umrechnungsfaktor gilt für den ak-tuellen Hieb und für die entsprechende Holzart der Stichprobe. Die Qualität die-ser Umrechnungsfaktoren entscheidet über die Genauigkeit des späteren Ver-kaufsmasses. Deshalb ist es unbedingt notwendig, die Stichprobe mit grosser Sorgfalt zusammenzustellen und zu ver-messen. Fehler an dieser Stelle wirken sich auf das Verkaufsmass aller verwoge-nen Polter aus. Ein Umrechnungsfaktor gilt nur für Polter, die vergleichbar mit

dem Stichprobenpolter zusammengesetzt sind. Es wird empfohlen, holzartenreine Polter zu bilden.

Die Ergebnisse des Praxistests bestätig-ten die grundsätzliche Eignung des Ver-fahrens zur Vermessung von Laubbrenn-holz. Grundsätzlich müssen allerdings Messgeräte, mit denen ein Verkaufsmass ermittelt wird, den eichrechtlichen Vor-gaben entsprechen. Im Moment gibt es auf dem Markt keine dynamisch wie-gende Waage zur automatischen Verwie-gung, welche die in der Eichordnung ge-forderten Genauigkeitsvorgaben erfüllt. Es besteht aber die Aussicht, dass mit Einführung der neuen Eichordnung, die im Moment überarbeitet wird, die ak-tuelle Waage eichbar sein wird.

Es muss abgewartet werden, wie viele Unternehmen bereit sein werden, sich eine geeignete Waage zu beschaffen. Die grundsätzlich positiven Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz und diejenigen während der Versuchsphase in Baden-Württem-berg lassen jedoch eine rasche Etablie-rung des Verfahrens in der Praxis erwar-ten.

Quelle: Schweiss Uli, Staudenmaier Jörg, Sauter Udo Hans (2013): Vermes-sungsverfahren für Brennholz mit Kran-

waage. AFZ-DerWald

A K T U E L L

W A L D U N D H O L Z 1/14 13

AGRITECHNICA 2013

Innovationen bei der KraftübertragungDie AGRITECHNICA �ndet alle zwei Jahre im Novemeber in Hannover statt. Sie ist eine der weltweit führenden Mes-

sen für Landmaschinen. Auch für den Forstsektor ist die Messe interessant, denn neben den Neuheiten im Ausstel-

lungsbereich Forsttechnik sind auch einige Innovationen in der Landtechnik für den Forst wegweisend. Interessante

Innovationen waren dieses Jahr bei den Zapfwellen zu sehen.

In seiner Erklärung zu den Mitte No-vember auf der Agritechnica präsentier-ten Innovationen sprach Karlheinz Köller von der Universität Hohenheim über die stufenlosen Getriebe in mittelgrossen Maschinen. Dem aktuellen Trend folgt auch der Schweizer Hersteller Aebi mit seinem 109 PS starken Transportfahrzeug Vario VT 450.

Als Forstmaschine wurde in Hannover auch der Diverto vorgestellt. Der von einem niederländischen Hersteller entwi-

ckelte Diverto ist ein kompaktes Träger-gerät für vielseitige Einsätze, als Traktor oder als Minibagger. Angetrieben von einem hydrostatischen Getriebe ist der Diverto dank vielseitiger Kranwerkzeuge «Mädchen für alles». Nach Angaben des Herstellers lässt sich die Baggerschaufel am Kranarm in einer Minute gegen einen Fällprozessor, einen Mäher oder einen Mulcher einwechseln. Die Maschine lässt sich vom Führerhaus aus bedienen oder per Funk von aussen.

Sparsamer und stärkerIm Bereich Getriebe gewann das nieder-ländische Unternehmen Zuidberg zusam-men mit Kotschenreuther die Silber-medaille für eine Frontzapfwelle mit zweistu�gem Getriebe und Fernsteue-rung. Die Forstwirtschaftsvariante be-steht aus der gleichen Zapfwelle, bietet jedoch ein anderes Übersetzungsverhält-nis und ermöglicht den Anbau einer Pumpe. Kotschenreuther hat die Zapf-welle für den Betrieb für Frontseilwinde in seine Forsttraktoren integriert. Per Fernbedienung lässt sich das Getriebe zu- oder abschalten. Dadurch kann die Seil-winde bei niedriger Last schneller drehen. Auch die Drehzahl, mit der das Getriebe angetrieben wird, lässt sich über die Fern-bedienung regeln. Wird das Getriebe drei

Der Hersteller von Forsttraktoren Kotschen-reuther hat die neue Frontzapfwelle vom niederländischen Hersteller als Antrieb für eine Forstseilwinde eingebaut.

Minuten lang nicht angesteuert, schaltet das System den Motor automatisch aus.

Bei der AGRITECHNICA 2011 hatte John Deere mit einem Traktor mit Hoch-

Traktorgene-rator zur Starkstrom-erzeugungDer Diverto ist eine vielseitige Maschine für Einsätze im Wald und in der Landschaftsp�ege.

Weitwinkel-Gelenkwelle für Belastungen bis 400 PS

spannungs-Steckdose für eine kleine Sensation gesorgt. Seither bieten immer mehr Anbieter von Traktorgeneratoren Geräte mit Leistungen von mehr als 100  kW an (bei entsprechender Motor-stärke des Traktors). Angesichts solcher Leistungen könnten bald auch forstliche

Anbaugeräte wie Sägen, Spalter oder Baumschneider elektrisch betrieben wer-den.

Entwicklungen hin zu mehr Leistung zeigte auch der Gelenkwellenhersteller Walterscheid mit seinen Weitwinkelwel-len (bis zu 75° bei kurzer Belastung), die Kräfte bis 400 PS übertragen können.

Alain Douard

A K T U E L L

14 W A L D U N D H O L Z 1/14

HIS-Jahreskongress

Was wird aus dem Standort Schweiz?Am Jahreskongress von Holzindustrie Schweiz (HIS) in Luzern stand die Zukunft der Holzwerkstoff-Herstellung im Mit-

telpunkt. Die Unternehmensführer der Kronospan Schweiz AG, Mauro Capozzo, und der Pavatex, Martin Brettentha-

ler zeigten auf, dass die Schweizer Produktionsstandorte im Vergleich zu ausländischen teuer sind. Um in der Schweiz

zukünftig produzieren zu können, brauche es Innovationen, aber auch genügend Rohholz zu günstigen Preisen. Neue

Anreize dafür könnte die Klimapolitik des Bundes schaffen.

Das Gedeihen der Holzindustrie in der Schweiz ist zum einen abhängig von den vorhandenen Waldressourcen, zum an-deren von den Vor- und Nachteilen des Wirtschaftsstandortes Schweiz. HIS-Präsi-dent Jean-François Rime, gleichzeitig Prä-sident des Schweiz. Gewerbeverbandes, eröffnete deshalb die Tagung mit der Es-senz des Erfolgsmodelles Schweiz.

Wichtige Pluspunkte für die Holzbran-che seien die verfügbaren Fachkräfte, die sichere Energieversorgung und das Bahn- und Strassennetz. Die raumintensive Holz-industrie spürt aber auch die knapper und teurer werdenden Landreserven, und die Frankenaufwertung – beides Kosten-faktoren, die den Wettbewerb gegen-über ausländischen Mitbewerbern er-schwerten und zum Rückgang der Schnittholzproduktion in der Schweiz führten. Jean-François Rime sagte auch, dass da und zu wenig Holz geerntet werde, was  –  die Holzverarbeitende In-dustrie zusätzlich belaste.

Projektvision CH80Mauro Capozzo, CEO der Kronospan Schweiz AG in Menznau, führt den gröss-ten Holzverarbeitungsbetrieb der Schweiz und steht mit seinen Span- und Faserplat-tenprodukten im harten internationalen Wettbewerb. Da die Kronospan interna-tional produziert, kennt der CEO die un-terschiedlichen Fertigungsbedingungen genau.

Er bedauert, dass der Rohholzanteil aus der Schweiz sinkt. Einerseits kommt weniger Rohmaterial auf den Markt, weil die Holzernte und die Sägereiproduktion sinken, andererseits geht zu viel wertvol-les Holz direkt in die energetische Nut-zung statt in die Bauprodukte – dies nicht zuletzt wegen gesetzlicher Rahmenbe-dingungen, die Anreize schaffe, Frisch-holz zu verbrennen.

Mauro Capozzo ruft mit der Vision CH80 dazu auf, diesen Trend zu drehen und mehr Wertschöpfung in der Schweiz zu erzielen: 80% Schweizer Wertschöp-fung mit Schweizer Rohstoffen über die

gesamte Kette und eine aktive Kommuni-kation bis zum Endkunden.

Kronospan suchte erfolgreich die Neu-positionierung mit höherwertigen Pro-dukten und Prozessanpassungen auf kleinere Losgrössen: «Von Masse zu Klasse – und trotzdem Industriebetrieb», heisst die neue Marschrichtung. Dazu hat Kronospan einerseits die Energieef�zienz ihrer Anlagen und den Anteil an erneuer-baren Energien weiter gesteigert und an-dererseits neue Produkte lanciert, die hohen Design-, Ästhetik- und Funktions-Ansprüchen genügen, aber auch mit Ökologie und Schweizer Herkunft punk-ten können.

Restholz- und Strompreise stellen die WeichenMartin Brettenthaler, CEO der Pavatex mit Standorten in Cham, Fribourg und Gol-bey (FRA), analysierte die Perspektiven der Holzfaserdämmstoff-Produktion. Die na-türlichen Dämmstoffe haben am Dämm-stoffmarkt erst 5% Marktanteil; doch der Anteil wächst trotz der allgemeinen Re-zession in Europa. Die Minergie-P-ECO-Bauten und die wärmetechnische Gebäu-desanierung öffneten neue Türen.

Dennoch beobachtet Martin Bretten-thaler in Europa Überkapazitäten, wes-halb für ihn die Produktionskosten entscheidend seien. Die Schweiz sei be-züglich der meisten Faktoren der teuerste Standort. Martin Brettenthaler sagte: «Die Entwicklung der Preise für Sägerei-restholz und Strom im Vergleich zu den EU-Ländern entscheidet in den nächsten Jahren über die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunft der Schweizer Holzweichfaserwerke.»

CO2-Projekt als Anreiz für MehrproduktionAndrea Burkhardt, Leiterin der BAFU-Ab-teilung Klima, stellte den Bezug zwischen Holzindustrie und Klimapolitik her. Die Schweiz will die CO2-Emissionen bis 2020 um 20% reduzieren – mit Massnahmen im Inland.

Neben der direkten Verminderung der Treibhausgas-Emissionen kann auch die Kohlenstoffspeicherung im verbauten Holz als Kompensationsprojekt ange-rechnet werden. Analog zur Emissions-verminderung würden allerdings nur An-strengungen anerkannt, die über die normale Entwicklung (inklusive ver-schärfte Emissionsvorschriften) hinaus-gingen und die ohne «Klimamehrwert» unwirtschaftlich wären. Für den Holzbau hiesse dies, dass die über die normal zu erwartende Produktion hinausgehende Menge angerechnet würde.

Bescheinigungen für das «Extra» könn-ten dann an die Treibstof�mporteure (vertreten durch klik) verkauft werden, die damit ihre Reduktionsziele zu errei-chen trachten.

Der Bund, so unterstrich Andrea Burk-hardt, achte sehr genau darauf, dass Kompensationsmassnahmen nicht be-reits staatliche Fördergelder erhielten und so doppelt gezählt würden. Entsprechend anspruchsvoll sei das Prozedere für die Zulassung eines Kompensations- oder Senkenprojektes sowie später für die Überwachung während der Laufzeit.

Der Verband Holzindustrie Schweiz strebt zusammen mit Kronospan und Pavatex eine Branchenlösung an, über deren Zulassung das BAFU Anfang 2014 entscheiden wird. Damit könnte das Kompensationsprojekt Kronospan zu-sätzliche Anreize für die Umsetzung ihrer Vision CH80 bieten.

Quelle: Holzindustrie Schweiz

A K T U E L L

W A L D U N D H O L Z 1/14 15

Förster Pascal Murbach war auf uns zu-gekommen und hatte uns das Problem der fehlenden oder ungenügenden Not-fallplanung für die Arbeiten mit den Steigeisen geschildert. Den Bedürfnissen entsprechend erarbeiteten wir das nötige Kursprogramm, damit die fehlenden Punkte der Notfallplanung gelöst werden konnten. Dabei stützten wir uns auf das neu erarbeitete Factsheet der Suva («Si-cher arbeiten auf Bäumen», 33071.d).

Für den Kurs betrachteten wir nur das Arbeiten am Stamm, nicht das Klettern auf den Ästen. Die Kursteilnehmer be-nutzen im Arbeitsalltag die Steigeisen und die nötige PSA (Persönliche Schutz-ausrüstung gegen Absturz) bei der Seil-bahnmontage. Es kann aber auch beim Anbringen eines Windenseiles oder beim stückweisen Fällen eines Baumes sein. In allen diesen Arbeitssituationen wird nur in der Vertikalen gearbeitet, ohne den Stamm zu verlassen.

ArbeitstechnikDie Bäume werden mit der Motorsäge (und der nötigen PSA gegen Absturz) aufgeastet. Die korrekte Arbeitsausfüh-rung verlangt hier gemäss Factsheet 33071 ein Halteseil mit Stahleinlage und eine zweite, unabhängige Sicherung, mit der man sich jederzeit zum Boden absei-len kann. Diese zweite, unabhängige Si-cherung kann mit einem Doppelseilsys-tem und einem Rollenschoner am Stamm gelöst werden. Mit dem Doppelseilsys-tem kann sich der Anwender im Baum besser positionieren, und Arbeiten wie die Montage eines Sattels für eine Seil-bahn gelingen leichter. Die Belastung durch die Steigeisen wird erheblich redu-ziert.

Notfallplanung Hauptvoraussetzung für rasches Handeln in einer Notfallsituation ist eine zweite, kletterfähige Person auf dem Platz. Dazu kommt eine zweite, komplette PSA

gegen Absturz, mit einem für den Ar-beitsablauf genügend langen Baumklet-terseil. Wichtig sind auch die nötige Aus-bildung und Erfahrung im Umgang mit Notfalltechniken.

Aus den meisten Notfallsituationen kann sich eine verletzte Person selbst ret-ten. Sie muss sich aber jederzeit aus der Baumkrone abseilen können. Das Baum-kletterseil muss der Arbeitshöhe ange-passt sein.

Das Argument, dass bei einer Notfallsi-tuation die Rega beigezogen werden soll, stimmt insofern, als diese den Verletzten abholt. Für Höhenrettungen bietet die Rega jeweils einen Rettungsspezialisten der Alpinen Rettung Schweiz auf, dieser soll dann den Verletzten zum Boden brin-gen. Im Durchschnitt benötigt die Rega allerdings ca. 20 Minuten, bis sie auf der Unfallstelle ist. Dann erst beginnt der Ret-tungsspezialist mit der Beurteilung der Situation und anschliessend mit der ei-gentlichen Rettung. Man kann also davon ausgehen, dass der Rettungsspe-zialist im Optimalfall 30 Minuten nach einem Unfall beim Verletzten im Baum ist. Aus Sicht des Arbeitgebers, aber auch des Arbeitnehmers muss deshalb zwin-gend das eigene Team die Erstversorgung und die Rettung aus dem Baum vorneh-men. Aus diesem Grund benötigen die Anwender die nötige Ausbildung, das

nötige Material (PSA und Rettungsmate-rial) und die nötige Erfahrung. Diese um-fasst regelmässiges Anwenden der Tech-nik und periodisch spezi�sche Schulungen zum Thema Personenrettung aus dem Baum.

AusbildungDas Arbeiten mit Steigeisen wird auf frei-williger Basis im Rahmen des B- oder C-Kurses erlernt. Eine Einweisung in die Technik durch einen Instruktor �ndet nur bedingt statt, auch in den Kursunterla-gen ist kein Hinweis darüber zu �nden. Dennoch sind viele Förster der Meinung, die Lehrlinge wüssten nach dem Kurs, wie man mit den Steigeisen den Baum hochkommt, und die Freiwilligen könn-ten auch einen Baum «stücken». Der Ret-tungsplan und die nötige Technik für eine Steigeisenrettung ist auf dieser Stufe kein Thema.

Das Arbeiten mit den Steigeisen ist Hö-henarbeit und gehört – wie das Fällen von Bäumen – zu den Arbeiten mit er-höhtem Risiko. Das korrekte Erlernen der Technik ist deshalb nötig.

Mit dem neu erschienenen Factsheet der Suva «Sicher arbeiten auf Bäumen» wurde das Arbeiten auf den Bäumen neu ge regelt. Wer mit den Steigeisen an der Stammachse arbeiten will, benötigt im Minimum einen Ausbildungstag. Für das

Ein Kursbericht

Sicher arbeiten mit den Steigeisen Kürzlich durfte Baumklettern Schweiz in Tinizong,

im Val Surses GR, mit dem Personal dreier Forstreviere

und eines Forstunternehmens einen Steigeisenkurs

durchführen. Insgesamt besuchten 13 Teilnehmer den

Kurs.

Rasches Handeln in einer Notsitua-tion bedingt eine zweite, kletter-fähige und aus-gebildete Person samt Ausrüstung auf Platz.

A K T U E L L

16 W A L D U N D H O L Z 1/14

Arbeiten in der Baumkrone mit der Seil-klettertechnik wird eine mehrtägige Aus-bildung gefordert.

Schlussfolgerungen Der Kurs in Tinizong hat uns gezeigt, dass das Forstpersonal einen Ausbil-dungsbedarf für Arbeiten mit den Steig-eisen hat. Vor allem in der Notfallplanung bzw. Bergungstechnik, aber auch bei der Arbeitspositionierung bestehen De�zite. Mit dem Besuch des Kurses allein ist es aber nicht getan, sondern man muss das Erlernte dann auch anwenden können. Sollte dies nicht der Fall sein, macht ein Erlernen der Technik nur bedingt Sinn. Nur wer die Technik regelmässig anwen-det, erreicht die für den Arbeitsalltag nö-tige Ef�zienz und kann im Notfall richtig reagieren. Wir freuen uns schon jetzt da-rauf, die Kursteilnehmer in einiger Zeit zu besuchen und mit ihnen über ihre Erfah-rungen zu diskutieren.

Patrick Zürcher, EKAS Sicherheitsfach-mann, Baumklettern Schweiz

Weitere Infoswww.baumklettern.ch

TV-ProgrammtippsHolzfäller extrem. Serie auf DMAX.9. Januar, 17.15 Uhr; 10. Januar, 17.15 Uhr; 11. Januar, 8.50 Uhr; 12. Januar, 8.50 Uhr; 13. Januar, 17.15 Uhr; 14. Januar, 17.15 Uhr; 15. Januar, 17.15 Uhr; 16. Januar, 17.15 Uhr; 17. Januar, 17.15 Uhr; 18. Januar, 8.50 Uhr; 19. Januar, 8.50 Uhr; 20. Januar, 17.16 Uhr; 21. Januar, 17.15 Uhr; 22. Januar, 17.15 Uhr; 23. Januar, 17.15 Uhr; 24. Januar, 17.15 Uhr; 25. Januar, 8.50 Uhr; 26. Januar, 8.50 Uhr; 27. Januar, 17.15 Uhr; 28. Januar, 17.15 Uhr; 29. Januar, 17.15 Uhr; 30. Januar, 17.15 Uhr; 31. Januar, 17.15 Uhr;

Mein schönes Land TV. Ein neues Jahr beginnt. Im verschneiten Nationalpark Harz begleitet das Filmteam Forstwirt Erwin Kirchner mit seinem Rückepferd im Einsatz.12. Januar, NDR Fernsehen, 20.15 Uhr

Landleben damals in Hessen. Bei Treckerfreunden und Ackerpferden. Das «gute alte Landleben» – was war so Schönes dran? War es nicht vor allen Dingen Plackerei für die Menschen auf dem Land? Aber es geht nicht nur um Motoren; es geht auch darum, die alten landwirtschaftlichen Techniken nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: Wie wird Holz mit Pferden gerückt? Wie wurde Getreide mithilfe einer Dampfmaschine ge-droschen, oder wie perfekt lässt sich eine Wiese mit der Sense mähen? 14. Januar, hr fernsehen, 21.00 Uhr

Klima, Käfer, Kettensäge. Warum sich unser Wald verändern muss. In weniger als 40 Jahren könnte es sie nicht mehr geben: die Fichte. Ausgerechnet der Brotbaum für die Forstwirtschaft und die Holzindustrie ist der Verlierer des Klimawandels. Mischwäl-der sollen den Klimaprognosen trotzen. Ist das die Rettung? Oder brauchen wir auslän-dische Hilfe (Bäume), und welche Folgen hat das? 15. Januar, MDR Fernsehen, 20.45 Uhr

DOK SONNTAG. Kleine Paradiese – Amazonas. Nature’s Microworlds, Teil 3. Über den Regenwald im Amazonasbecken.18. Januar, Schweizer Fernsehen SRF 1, 11.25 Uhr

Unter unserem Himmel. Energie aus dem Wald. Die Grenzen der Nachhaltigkeit. Mittlerweile wird bereits mehr als die Hälfte des Holzes, das hierzulande eingeschlagen wird, in privaten Heizungen und Holzkraftwerken verbrannt. Ist es heute überhaupt noch möglich ist, «nachhaltig» mit unserem Wald umzugehen?26. Januar, Bayerisches Fernsehen, 19.00 Uhr

Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.

Armstutz-Brüder für WM quali�ziertMit Urs und Philippe Amstutz sind zwei Vertreter des Berner Jura für die Pro�-Hol-zerweltmeisterschaften quali�ziert, die im September in Brienz statt�nden werden. Bei den Quali�kationswettbewerben ha-ben die beiden Brüder die beiden ersten Plätze in der Schweizer Nationalmann-schaft gesichert. Mit von der Partie wird auch Balz Recher sein.Bei der U24 hat sich der Neuenburger Marc Rinaldi aus Chamont für die WM quali�ziert.

Foto

: Pie

rre-

Yves

Vui

lleum

iers

Urs Amstutz

Deutschlands Forstbetriebe

Gut geschäftetDie Forstbetriebe in Deutschland bli-

cken nahezu durchweg auf ein wirt-

schaftlich erfolgreiches und in der

betrieblichen Praxis routiniert lau-

fendes Jahr 2013 zurück.

95% der Meldebetriebe bewerteten Ende Dezember ihre allgemeine Geschäftslage mit dem Attribut «gut». Bei grober Be-trachtung meldete rund die Hälfte der Forstbetriebe im Dezember eine stei-gende Rundholznachfrage und rund ein Drittel steigende Rundholzpreise. Deutli-chere Nachfragesteigerungen traten beim Fichten- und Douglasienindustrieholz so-wie beim Buchenbrennholz auf. Die Pro-gnosen der Meldebetriebe zur künftigen Rundholznachfrage und zu künftigen Rundholzpreisen fallen zuversichtlich aus. Bei fast allen Holzarten und -sortimenten erwarten rund 40% von ihnen eine stei-gende Nachfrage. Lediglich beim Buchen-stammholz wird mit Stabilität gerechnet.

Quelle: Holz-Zentralblatt

W A L D U N D H O L Z 1/14 17

Forstrevier Lufingen-Oberembrach-Staatswald Embrach

Wir sind ein kleines Team und unser Forstrevier umfasst 520 ha. Der jetzige Stelleninhaber übernimmt eine neue berufliche Herausforderung an seinem Wohnort. Wir suchen per 1. März 2014 oder nach Vereinbarung einen

Forstwart (100 %)Wir bieten:– interessante, vielseitige Tätigkeit im Forstrevier und

Gemeindewerk– Besoldung und Anstellung nach kantonaler Verordnung– betriebseigenes Rückefahrzeug – Weiterbildungsmöglichkeiten und Dauerstelle

Anforderungsprofil:– abgeschlossene Berufslehre mit Berufspraxis

(Kletter erfahrung erwünscht)– Erfahrung in der Lehrlingsausbildung– Selbständigkeit und Eigeninitiative – Geschick im Umgang mit Forstmaschinen– Teamfähigkeit und Flexibilität– offen für Neues

Haben Sie Fragen? Auskunft erteilt Ihnen gerne der Revierförster, Christian Lippuner, Tel. 044 814 34 45 oder 079 436 37 55

Sind Sie interessiert? Gerne erwarten wir Ihre Bewerbung mit Foto bis am 31. Januar 2014 an die Gemeinde-kanzlei, z.Hd. Christian Lippuner, 8425 Oberembrach

18 W A L D U N D H O L Z 1/14

H O L Z M A R K T

HolzmarktAktuelles und Preise auch aufwww.waldundholz.ch

Der IFN-Geschäftsführer Dirk-Uwe Klaas fasste die vergangenen Entwicklungen auf den Furnierholzmärkten in den wich-tigsten europäischen Ländern zusam-men. Er sagte: «In Deutschland redu-zierte sich das Marktvolumen zwischen 1995 und 2012 um 70%, von über 300 Mio.  Euro auf knapp 77 Mio.  Euro und aktuell produzieren nur noch sieben Unternehmen in ganz Deutschland.»

Deutschland entwickle sich damit zur Handelsdrehscheibe. Ähnlich sei die Situ-ation in Frankreich mit einem aktuellen Marktvolumen von 81 Mio. Euro bei ho-hen Importüberschüssen.

Anders in Italien: «Italien stellt mit einem Marktvolumen von 204 Mio. Euro aktuell den wichtigsten europäischen Furniermarkt dar.» Trotz rückläufiger Geschäfte seit 2001 würden im Land immer noch Furnierwaren im Wert von 164 Mio. Euro produziert.

In Spanien sei infolge der Finanzkrise der Marktwert auf derzeit 94 Mio. Euro geschrumpft, und in England stagniere

die Entwicklung am Markt mit einem Marktvolumen in der Grössenordnung von jenem in Österreich (um die 43 bis 44 Mio. Euro).

Die Situation auf dem Schweizer Fur-nierholzmarkt stellte Jörg Reimer vor, Geschäftsführer der Schweizer Holzhan-delszentrale und Präsident des zehn Mit-glieder starken Schweizer Furnierver-bandes. «Die Inlandverkäufe lagen 2012 bei 12,6 Mio CHF. Nach einem Hoch um 2006 beobachten wir für die Schweiz

Furnierholzmarkt

Licht am Ende des TunnelsAm 12. und 13. Dezember haben die Firma Roser und die Initiative Furnier und Natur e.V. (IFN) in Basel ein Advents-Furnierpressegespräch veranstaltet. Zentrales Thema war die Entwicklung des Furniermarktes.

einen Abwärtstrend und befinden uns praktisch wieder auf dem Niveau von 1995.» Allerdings gebe die Statistik nicht den gesamten Furnierhandel wieder.

Die Vertreter der Furnierholzindustrie erkannten trotz niedriger Zahlen eine Trendwende, Klaas z.B. in Deutschland und auch Urs Roser, Geschäftsführer der Roser  AG: «Es gibt immer mehr Leute, die keine Holzimitate aus Kunststoff mehr wollen, sondern authentisches Ma-terial.»

Die Roser  AG aus Birsfelden veredelt Furniere und vertreibt sie schweizweit und weltweit, u.a. für Jachten und Aus-stattungen von Privatjets. red.

BFS-Statistik der Rohholzpreise für das 2.Quartal

Preisanstieg seit Frühjahr 2013 Ende November hat das Bundesamt für Statistik die Produzentenpreise für Rohholz veröffentlicht. Die Zahlen zeigen,

dass beim Nadelholz die Preise gegenüber der Vorperiode und gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Informationen

über die übrigen Rohholz-Sortimente sind unter www.waldundholz.ch abrufbar.

Urs Roser (rechts), Geschäftsführer und Rohholzeinkäufer der Roser AG glaubt an eine Renaissance des Furniermarktes.

Foto

: F. O

bere

r

W A L D U N D H O L Z 1/14 19

H O L Z M A R K T

IN KÜRZE

■ Skandinavien ist von Stürmenheimgesucht worden: In der Nacht zum 13. Dezember hat «Ivar» nach ersten Schätzungen der schwedischen Forstver-waltung Skogsstyreisen in Schweden 4,5 bis 6,5 Mio. Fm Holz zu Boden ge-bracht. Anfang Dezember hatte «Sven» (ebenfalls nach Schätzungen) Sturm-schäden im Umfang von 700 000 bis 800 000 Fm angerichtet. Im Oktober hatte der Sturm «Simone» in Schweden mehr als 2 Mio. Fm Schadholz verur-sacht. Damit dürften in Schweden im Herbst 7–9 Mio. Fm Sturmholz angefal-len sein. Auch in Finnland haben die Herbststürme Schäden hinterlassen: ge-schätzte 3 Mio. Fm Sturmholz.

■ China verbietet aus Gründen desPflanzenschutzes die Einfuhr von Eschen-Rohholz. Wegen der Gefahr einer Einschleppung der Eschenwelke (Chalara fraxinea T. Kowalski) stellten die chinesischen Behörden die Europäische Esche bereits im März 2013 auf die «Liste der Volksrepublik China der bei Einfuhr quarantänepflichtiger Pflanzen mit Schädlingspotenzial». Betroffen von dem Einfuhrstopp ist Eschenholz aus Ländern, in denen sich die Eschenwelke verbreitet hat. Der Sinn der Massnahme ist aus phytosanitärer Sicht umstritten.

■ Bei den Herbstverkäufen derfranzösischen Staatsforsten ONF (Office National des Forêts) in der Franche-Comté erzielte Buche im Durchschnitt 10% höhere Preise als im Vorjahr. Zudem sank gegenüber 2012 der Anteil an unverkauftem Buchenholz von 41% auf 13%. Das ONF führt das steigende Interesse an Buchenholz auf die Ernte-rückstände seit dem letzten Winter und auf die Nachfrage im Ausland zurück. Höher als bei Buche war die Preissteige-rung bei Eiche: Im Durchschnitt lagen die Preise 20% über denen von 2012.

■ Der Haussegen bei den deutschenSektionen von PEFC, FSC und WWF hängt derzeit schief. Auslöser dafür war die Forderung des WWF-Waldreferenten Johannes Zahnen, den PEFC als niedrige-ren Standard von FSC abzugrenzen.

8. Wertholzverkäufe in Colom - bier (NE). Bei den Verkäufen ver-zeichnete der Neuenburger Wald-wirtschaftsverband, Association Forestière Neuchâteloise (AFN), einen Durchschnittspreis von CHF 290.–/Fm und damit einen Preisanstieg von 25% gegenüber 2012. Ausserdem blieb kein Holz unverkauft liegen. Der Verband hatte insgesamt 464,55 Fm (292,43 Fm Laubhölzer und 172,12 Fm Nadel hölzer) aus öffent-lichen und pri vaten Wäldern zum Verkauf aus geschrieben, die von 23 Käufern beboten wurden. Im Jahr zuvor waren es nur 15 Käufer. Den Höchstpreis von 3744 CHF er-zielte ein geriegelter Bergahorn-Stamm aus einem Gebirgsbestand.

Am 20.  Dezember  2013 ging die erste Aargauer Wertholzsubmission der Saison 2013/2014 zu Ende. Bei allen Baum- arten haben sich die Preise positiv entwi-ckelt. Der Durchschnittspreis lag bei CHF 362.–/Fm. Wegen der warmen und nassen Wetterverhältnisse kam mit rund 1000 Fm relativ wenig Rundholz auf die fünf Lagerplätze.

Ein Bergahorn erzielte das höchste Ge bot mit CHF 3287.–/Fm. Eine Eiche mit 7,8 Fm war mit rund CHF 9500.– der teuerste Stamm.

Neben diesen Filetstücken haben sich auch die durchschnittlichen Preise pro Baumart seit dem Vorjahr positiv entwickelt: Bei der Lärche stieg der Durchschnittswert auf CHF 808.–/Fm (Vorjahr CHF 693.–/Fm), bei der Eiche auf CHF 585.–/Fm (CHF 531.–/Fm), bei der Douglasie auf CHF  412.–/Fm (CHF 398.–/Fm) und bei der Esche auf CHF 228.–/Fm (CHF 181.–/Fm).

Auch Buche hat auf sehr tiefem Ni - veau eine positive Preisentwicklung durchgemacht. Der Durchschnittspreis ist von CHF 126.–/Fm in diesem Frühjahr auf CHF 147.–/ Fm gestiegen.

Theo Kern, Geschäftsführer Waldholz Aargau, hält fest: «Das Problem der Buche ist aber nach wie vor noch nicht

Wertholzverkäufe im Dezember 2013

Zufrieden aus der ersten RundeBei den Wertholzverkäufen im Dezember 2013 im Aargau, in Lausanne

und in Colombier (NE) sind die Preise gegenüber dem Vorjahr fast durchweg

gestiegen.

Foto

: F. G

ilard

i

gelöst.» Nur die allerbesten Stämme hät-ten Preise von CHF 180.–/Fm und mehr erzielt. Bei den weniger guten Qualitäten sei der Preis nach wie vor stark unter Druck.

(Quelle: Aargauischer Waldwirtschaftsverband)

Steigende Preise in LausanneIn Lausanne wurden am 13.  Dezem-ber  2013 1400  Fm Laub- und Nadel-hölzer verkauft. «Der Buchenholzpreis scheint sich vom Boden zu erheben», meinte Didier Wuarchoz, Geschäftsführer von La Forestière, welche die Wertholz-verkäufe in Lausanne mitorganisierte.

Ähnliches sagte Didier Wuarchoz zu den Preisen anderer Baumarten, insbe-sondere von Esche und Eiche. Beim Na-del-Wertholz fand ein Fichtenlos mit A-Qualität für CHF 200.–/Fm einen Käu-fer. Bei den Wertholzverkäufen in Colom-bier (NE) waren die Veranstalter mit den Verkaufsergebnissen ebenfalls zufrieden (siehe Bild unten).

Weitere Infos:www.awv.chwww.laforestiere.chwww.afn.ch

20 W A L D U N D H O L Z 1/14

H O L Z M A R K T

Chinas Holzwirtschaft

Das Reich der Mitte bestimmt den WeltmarktChina ist der grösste Rohholzimporteur der Welt und seit der Immobilienkrise im Jahr 2007 auch der grösste

Importeur von Halbfertigwaren. Im vergangenen Jahr sind die Rohholzexporte aus Europa nach China spürbar

gestiegen. Verschiedene Akteure der europäischen Wald- und Holzwirtschaft befürchten, Chinas Holzeinkäufer könn-

ten die heimischen Wälder ausplündern und dadurch der inländischen Industrie den Rohstoff entziehen. Tatsächlich

braucht das bevölkerungsreichste Land der Erde gewaltige Holzmengen und ist dabei auf Importe angewiesen.

Laut dem FAO-Bericht «2011 Global Fo-rest Products Facts and Figures» impor-tierte China im Jahr 2011 43 Mio. m3

Rundholz und 23 Mio. m3 Schnittholz. Damit war China  2011 der grösste

Roh- und Schnittholzimporteur der Welt, weit vor den USA, die seit der «Subp rime»-Krise 2007/2008 beim Schnittholzimport ihre Spitzenposition abgegeben haben.

Das meiste Rohholz importiert China aus Russland (14,5 Mio. Fm im Jahr 2011) und Neuseeland (6,3 Mio. Fm). Die meiste eingeführte Schnittware stammt aus Ka-nada und Russland.

Auf der anderen Seite ist China Export-weltmeister bei der Plattenherstellung (Exportvolumen im Jahr 2011: rund 13  Mio.  m3) sowie bei der Fertigung von Möbeln (11,32  Mrd.  USD Export-wert) und Parkett. Auch im Papiersektor gehört China zu den wichtigsten Export-ländern.

Der Grossteil der chinesischen Exporte geht in die USA. Zweite Exportdestina-tion ist Japan. Unter den europäischen Ländern ist bislang Grossbritannien der wichtigste «Kunde» der chinesischen Holzindustrie.

Wachstum im InlandDie Exportmengen sind jedoch nur die Spitze des Eisberges von Chinas Holzpro-duktion. Nach Angaben des chinesischen Holzhandelsverbandes CTWPDA (China Timber & Wood Products Distribution As-sociation) exportierte China im Jahr 2010 77,9 Mio. m3 Holzwaren – also 18% der 431 Mio. m3 Holz, die im Land im glei-chen Jahr verarbeitet und verbraucht wurden.

Der CTWPDA geht davon aus, dass sich Chinas Holzbedarf in Zukunft erhö-hen wird und sieht v.a. auf dem Inland-markt weiteres Wachstumspotenzial: 2020 würden 55% der Chinesen in Städten leben (2012 waren es 52,6%), und die Förderung von umweltfreundlichen Bau-weisen und Materialien mit geringem CO2-Ausstoss werde in China immer stär-ker gefördert.

V.a. aber investierte die chinesische Re gierung vor vier Jahren 4000 Milli-arden Yuan (572  Mrd.  USD, 18% des Bruttoinlandsproduktes von 2008) in ein Konjunkturprogramm, als 2008 im Sog der weltweiten Finanz- und Wirtschafts-krise auch Chinas Wirtschaftswachstum nachgelassen hatte. Ein bedeutender Teil

der Gelder floss in die Bauwirtschaft – ins-besondere in den Hausbau, wodurch das Konjunkturprogramm heute auch der Forst- und Holzwirtschaft zugutekommt.

Niedrigzölle für RohholzUm die Märkte im In- und Ausland bedie-nen zu können, muss die Wirtschafts-

971 Mio. ha Gesamt�äche

195 Mio. ha Wald�äche

1,354 Mrd. Einwohner

431 Mio. m3 Holzverbrauch

W A L D U N D H O L Z 1/14 21

H O L Z M A R K T

macht China derzeit 42,5% des Holzes (CTWPDA) aus dem Ausland importieren. China gehört zwar zu den zehn grössten Waldländern der Erde; mit 1,35  Milliar-den Einwohnern beträgt die Waldfläche pro Kopf aber nur 0,13  ha und liegt damit bei nur einem Viertel des weltwei-ten Durchschnitts.

China importiert v.a. Rohholz und halb verarbeitetes Holz und veredelt dann die Ware im Inland. Dass dahinter politischer

Wille steckt, zeigt die Höhe der Einfuhr-zölle: Beim Rohholz und bei Halbfertig-ware liegen die Zölle unter 10% und damit deutlich tiefer als bei fertig verar-beiteten Holzprodukten.

Mit der Holzverarbeitung will die chi-nesische Regierung Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen schaffen.

Die derzeit grössten Verarbeitungsbe-triebe sind im Norden des Landes ange-siedelt, direkt an der russischen Grenze. Es sind modernste staatlich geförderte Gross-Sägereien, die Holz aus Sibirien verarbeiten.

Aber auch Sektoren wie die arbeitsin-tensive Plattenindustrie (rund 10 000 Be-triebe) bieten immer mehr Menschen Ar-beit. Nach Schätzungen der UNECE und der FAO schaffte die gesamte chinesische

Holzindustrie zwischen 2000 und 2007 jährlich 12 bis 15  Mio. Arbeitsplätze. 2008 steuerte die Holzwirtschaft 4,7% (206,1 Mrd. USD) zum gesamten Brutto-inlandsprodukt (4400 Mrd. USD) bei.

Nach einer Untersuchung der Univer-sity of British Columbia gibt es noch weitere Gründe dafür, dass China vor-

zugsweise Rohholz importiert. Rohholz - res sourcen sind für das holzhungrige Land leichter zugänglich als verarbeitete Ware.

In Ländern wie Russland, Gabun, den Salomon-Inseln oder Malaysia könnten chinesische Holzeinkäufer beim Rohholz besser von ihren eigenen Handelsnetzen profitieren als beim verarbeiteten Holz, bei dem etablierte Handelsstrukturen die Verkaufsbedingungen vorgäben. V.a. ille-gal eingeschlagenes Holz liesse sich im unbearbeiteten Zustand besser aus dem Herkunftsland schaffen als verarbeitete Ware. Nach einem Bericht des Center of International Trade in Forest Products der University of Washington sollen zwischen 2000 und 2007 drei Viertel der Importe aus Südostasien illegaler Herkunft gewe-sen sein.

Flaschenhals HolzbeschaffungInzwischen findet in China aber ein Sin-neswandel statt. Dazu beigetragen haben die Einfuhrverbote für illegales Holz in Japan, Australien, in den USA und in Eu-ropa (EUTR). Zudem verlangen immer mehr Importeure in Nordamerika und Eu-ropa zertifiziertes Holz. Gemäss CTWPDA wird dies in den kommenden Jahren zum Flaschenhals für Chinas Holzexporteure werden, denn die Ressourcen an zertifi-zierten Hölzern sind knapp – sowohl im Aus- als auch im Inland.

Bei Billigprodukten, die weniger zerti-fiziertes Holz erfordern, macht der chine-sischen Industrie die aufstrebende Kon-kurrenz aus Vietnam zu schaffen. In Vietnam sind die Produktionskosten ge-ringer als in China, wo die Lohn- und Energiekosten seit einigen Jahren stark steigen.

Auch die Beschaffung von Rohholz wird für Chinas Industrie immer teurer, nicht zuletzt wegen des angespannten Verhältnisses zum Hauptlieferant Russ-land.

Vor dem Beitritt in die WTO hatte Russ-land mehrmals auf die Zollpolitik Chinas reagiert und die Zölle für Rohholzausfuh-ren nach China erhöht. Der russische Staatspräsident Putin soll China sogar mit einem Ausfuhrstopp gedroht haben, was die chinesische Holzindustrie zum Erlie-gen hätte bringen können. Das Wachs-tum der Sägeindustrie an der russischen Grenze stützt sich nämlich auf die Holz-ressourcen in Sibirien und geht gleichzei-tig zu Lasten der sibirischen Sägewerke.

Aufforstungen im grossen StilChina unternimmt seit langer Zeit grosse Anstrengungen, um sich von der Import-

Grün: WaldflächenRot: übrige Flächen

22 W A L D U N D H O L Z 1/14

H O L Z M A R K T

Abhängigkeit zu befreien. In den vergan-genen sechs Jahrzehnten hat das Land fast 62 Mio. ha Waldfläche dazugewon-nen, und heute bedecken Chinas Wälder mit über 195  Mio.  ha (2008) 20% der Landesfläche.

Hinter dem Waldflächenzuwachs ste-hen rigorose Holzeinschlagsverbote und gross angelegte Aufforstungsprogramme der Regierung. Nach Angaben des Staat-lichen Amtes für Forstwirtschaft wurden alleine im letzten Jahrzehnt 27,66 Mio. ha Ackerland aufgeforstet.

Begonnen mit der systematischen Auf-forstung hatte die chinesische Regierung 1949, zunächst mit dem Ziel, die vom Norden her vordringende Wüste zurück-zuhalten.

Nachdem es im Sommer 1998 in der Tiefebene des Jangtse zu grossen Über-schwemmungen gekommen war  –  mit Tausenden Todesopfern, 14 Millionen Ob-dachlosen und 26 Milliarden USD Schä-den – schaltete die chinesische Regierung beim Waldschutz und bei den Auffors-tungen einen Gang zu. Noch im gleichen Jahr führte sie ein nationales Waldschutz-programm ein und verhängte in 17 Pro-vinzen im Einzugsgebiet des Jangtse ei-nen Holzerntestopp.

1999 startete sie ein Programm zur Wie-deraufforstung ertragsarmer Landwirt-

schaftsflächen, die durch Rodungen ge-wonnen worden waren.

Zwei Jahre später verabschiedete der Staatsrat der Volksrepublik einen Sechs-Punkte-Plan, der aus Biotopschutz, Erosi-onsschutz und Aufforstungsprogrammen bestand und in den auch das nationale Waldschutzprogramm aufgenommen wur de.

WaldverteilungDie Programme des Sechs-Punkte-Plans wurden stark nach verschiedenen Wald-funktionen ausgerichtet, sodass sich Chi-nas Wälder heute in vier Kategorien ein-teilen lassen: Nutzwälder mit hohem Anteil an Baumplantagen (Pappel, Euka-lyptus u.a.), Schutzwälder, Energieholz-wälder und Wälder mit speziellen Funkti-onen (z.B. Biotopschutz).

Etwa 42% der chinesischen Waldflä-che sind Staatswald und 58% Kommu-nalwald. Im Zuge der Reformen hin zu marktwirtschaftlichen Strukturen hatte die Regierung 1990 Privatleuten das Nut-zungsrecht in Wäldern eingeräumt. 2003 wurden die Nutzungsrechte erweitert, und Privatleute können seither Wald pachten.

2011 waren 144  Mio.  ha Wald über Zertifikate an etwa 82  Mio. Haushalte verpachtet. Eine gemeinsam von der Eu-

ropäischen Union, der FAO und der Staatlichen Forstbehörde Chinas finan-zierte Studie kam aber 2012 zu dem Er-gebnis, dass die Rechte der Waldpächter durch die Reform von 2003 ungenügend definiert sind, was in vielen Fällen die Ei-gentumsverhältnisse infrage stellt und zu Unsicherheiten führt, v.a. im Falle der Weiterverpachtung von Waldflächen an Dritte.

Die meisten Waldpächter besitzen sehr kleine Flächen und verpachten sie an Forstbetriebe weiter, weil sie sie selbst nicht rentabel bewirtschaften können. Für solche Unterpachten fehlt aber bis-lang die gesetzliche Grundlage. Dadurch haben Forstbetriebe immer mehr Schwie-rigkeiten, Holz aus solchen Parzellen zu vermarkten. Die Studie der EU, der FAO und der chinesischen Forstbehörde emp-fiehlt, die Unterpacht zu legalisieren und somit die Qualität der Waldbewirtschaf-tung und der Holzvermarktung zu ver-bessern. Es nutze nämlich wenig, wenn die Waldfläche zunehme, gleichzeitig aber die Besitzverhältnisse deren Bewirt-schaftung verhinderten.

Ferdinand Oberer

Exporte nach Fernost

Fingerspitzengefühl – wie beim Essen mit StäbchenDie Holzverkäufe nach China – oder überhaupt nach Ostasien – sind gerade in aller Munde. Die aus der Schweiz

exportierten Volumen sind bescheiden, aber die Absätze helfen, die Preise zu heben… und auch die Stammtischge-

spräche anzuheizen. Die Logistik ist indes komplex.

Früh am Morgen im Dezember scannt Do-minique Wahl die Markierplättchen der Buchenstämme, die auf dem Lagerplatz von Courtavon nahe der französischen Grenze zwischengelagert sind. Dominique Wahl ist Förster im Revier Terridoubs (JU). Zusätzlich arbeitet er für die Holzhan-delszentrale der Association jurassienne d'économie forestière (AJEF). «Ich wähle die Stämme für sechs Container aus, die für heute vorgesehen sind», sagt er.

Eine halbe Stunde später fährt Xavier Thomas mit seinem Zangenschlepper auf dem Platz vor. Der Tag kann beginnen.

Der erste Sattelschlepper lässt auch nicht lange auf sich warten. Xavier Tho-

mas hat sich auf den Verlad solcher Trans-porte spezialisiert; er hat das Auge und die ruhige Hand, die es braucht, um mit dem Kran jeden einzelnen der langen Stämme von hinten in den Container zu schieben. Beim «Empoter», zu Deutsch Eintopfen, wie diese Operation im Fach-jargon der Containerleute heisst, braucht es Fingerspitzengefühl: Die Container (im Fachjargon «boîtes») sind 40 Fuss (12 m) lang und können Stämme bis zu 11,80 m aufnehmen. Der Verlader muss mithilfe der Kranzange die Stämme vorsichtig hineinschieben, ohne dabei die empfind-lichen Containerwände zu zerbeulen. Auch sollte der Greifer nicht gegen den

Revierförster Dominique Wahl scannt die Markierplättchen der Stämme für Ostasien.

Foto

s: A

. Dou

ard

W A L D U N D H O L Z 1/14 23

H O L Z M A R K T

Klammern verhindern, dass das Holz im Container reisst.

Rahmen der 2,3 m breiten Containeröff-nung stossen.

Startpunkt der Reise: der RheinWenngleich die Operation von einem Schweizer Förster beaufsichtigt wird, hat sie ein Händler aus dem europäischen Ausland geplant. Der Händler übernimmt die Stämme der AJEF auf der anderen Seite der Schweizer Grenze, transportiert sie zum Rheinhafen Mulhouse-Ottmars-heim und verschifft sie dort über Antwer-pen nach Fernost.

Auf diese Weise, via Frankreich, hat die AJEF letztes Jahr 3600  m3 Buchenholz (sowie einige Stämme anderer Laubhöl-zer) nach Ostasien verkauft.

Das Holz wurde vorwiegend in der Ajoie, im nördlichen Jura, geerntet und von Schweizer Transporteuren nach Courtavon gebracht. Der Direktor der AJEF, Didier Adatte, sagt: «Der Händler, mit dem wir zusammenarbeiten, hatte vorher keine Erfahrung mit Schweizer

Formalitäten. Der Export nach China ist wiederum für uns neu, und der Lager-platz an der französischen Grenze kostet uns weniger als die Transporte zu einem der Schweizer Rheinhäfen in Basel.»

Ausser der AJEF exportieren noch an-dere Schweizer Akteure Holz nach Asien, aber der wirtschaftliche Erfolg des Roh-holzhandels nach Übersee hängt in der Schweiz v.a. von der Entfernung ab, die den Ernteort vom Rhein trennt. Während einiger Informationsveranstaltungen im letzten Herbst liessen zum Beispiel die Förster von La Forestière wissen, dass Transporte aus dem Waadtland nach ihren Berechnungen kaum rentabel seien.

44 Tonnen im kombinierten VerkehrIndem sie die Container in Frankreich be-laden, können die Jurassier und ihr Zwi-schenhändler pro Container 3  m3 mehr Holz laden: 22 m3 anstatt 18–19 m3.

Das ist beträchtlich, und es ist legal: Zwischen Courtavon und Mulhouse gel-ten für die Lastwagen die Regeln des kombinierten Verkehrs. Lkw-Fuhren mit 44 Tonnen sind damit erlaubt, wohinge-gen sie auf 40 Tonnen beschränkt wären, wenn sie aus der Schweiz heraus die Grenze passierten.

Diese Regeln des kombinierten Ver-kehrs gelten andererseits auch für den Innerschweizer Verkehr. Warum also nicht die Container im Wald beladen und da-mit zum nächstgelegenen Hafen in der Schweiz fahren? Erstens sei das Forststra-

ssennetz nicht für Sattelschlepper ausge-legt, argumentieren diejenigen, die diese Erfahrung schon gemacht haben; zwei-tens brauche es zum Beladen der Contai-ner genug Platz im Wald, und drittens, so ein Holzhändler, «wollen manche Kun-den Sortimente, die man aus einem Hieb niemals zusammenstellen könnte».

Obwohl die Schweizer Rahmenbedin-gungen (Löhne, Schwerverkehrs abgaben, Hafengebühren usw.) hohe Kosten verur-sachen, wollen die Jurassier versuchen, Container auf einem Lagerplatz bei Delé-mont zu beladen und nach Basel zu transportieren. «Wir werden das mit Holz versuchen, bei dem der Transport in die Ajoie zu teuer wäre», sagt Didier Adatte.

MassnahmendschungelEine Waldbesitzerorganisation, die eben-falls Laubhölzer nach Fernost verkauft, ist

Im Hafen von Ottmarsheim kontrolliert Claude Hatton den Transit der Schweizer Container.

Das Beladen der Container mit über 11 m langen Buchenstämmen in die 2,3 m breiten Container verlangt dem Kranführer Konzentra-tion Fingerspitzengefühl ab.

24 W A L D U N D H O L Z 1/14

H O L Z M A R K T

Legal über die grüne GrenzeDas Zollrecht untersagt Ein- und Ausfuhren an unbeaufsichtigten Grenzübergängen. Das gilt auch für Holz. In Grenzregionen gibt es aber Ausnahmeregelungen, die den Verkehr über die «grüne Grenze» ermöglichen – allerdings unter strengen Auflagen. «Genehmigungen können nur für den lokalen Grenzverkehr gelten und nur, um grössere Umwege zu vermeiden. Für grenzüberschrei-tende Ferntransporte, z.B. von Bern nach Paris, gibt es dagegen keine Sonderregeln», erklärt John Racine, Inspektor des Grenzüber-ganges Boncourt und Verantwortlicher der Zollbehörde für den Kanton Jura.

Jeden Grenzgang meldenEin Transporteur, der eine Sondergenehmigung hat, kann seine Ware elektronisch beim zuständigen Zollamt verzollen. Sobald die Genehmigung (mit bestimmten Auflagen) vorliegt, kann der Transporteur den auf dem kürzesten Weg gelegenen Grenzposten passie-ren und seine Ware an den Bestimmungsort liefern. «Wichtig ist, mindestens zwei Stunden vor dem Transport den Zeitpunkt und den Ort des Grenzübergangs anzugeben, damit die Zollverwaltung die Möglichkeit hat, den Transport zu kontrollieren», sagt John Racine. Ausserdem müsse der Grenzübertritt während der Öffnungszeiten der besetzten Grenzübergänge erfolgen. Man wolle damit verhin-dern, dass Transporteure Wettbewerbsvorteile gegenüber den anderen Transportunternehmen gewinnen, indem sie «grüne Grenze» passierten. Am Grenzübergang Ajoie seien z.B. keine Ausfuhren vor 7.30 Uhr gestattet und keine Einfuhren vor 7.00 Uhr.

Ausfüllen, vorsprechen, zahlenDie Sondergenehmigung für den lokalen Grenzverkehr erfolgt auf der Grundlage eines Fragebogens, eines Gesprächs zwischen Ver-tretern der Zollverwaltung und des Bewerberunternehmens sowie nach Einzahlung einer Gebühr von CHF 100.–. «Unsere Verwaltung erteilt die Genehmigung, einen unbesetzten Grenzübergang zu benutzen, aufgrund von bilateralen Verträgen, im Fall der schweizerisch-französischen Grenzübergänge von einem Vertrag mit Frankreich. Diese Verträge sehen vor, dass sich die Behör-den beider Länder verständigen, bevor sie eine Genehmigung erteilen. Verweigert die Verwaltung eines Landes die Genehmigung, muss dies auch die Verwaltung des anderen Landes tun.» Spezielle gesetzliche Bestimmungen regelten die jeweiligen Verfahren in Abhängigkeit von den Gepflogenheiten in den einzelnen Nachbarländern.

Alain Douard

die Raurica Wald AG. Während des letz-ten Geschäftsjahres hat sie rund 1500 m3 exportiert. Roman Wettstein, Leiter des Bereiches Stamm- und Industrieholz, er-klärt allerdings: «Wir selbst kümmern uns nicht direkt um den Export; das überneh-men Schweizer Holzhändler für uns.»

Einer dieser Händler ist Jürg Wüst, ein Urgestein des Exportgeschäfts. Er lässt die Container auf in der gesamten Nord-westschweiz verteilten Verladeplätzen beladen und nach Basel abführen.

«Der Export nach Fernost ist ein sehr komplizierter Prozess mit viel Papier-krieg», erklärt der Holzhändler und sagt weiter: «Auf europäischer Seite ist das ein Markt, dessen Organisation fast aus-schliesslich in den Händen von einem Dutzend Händlern ist, welche die Kniffe dieses Exportgeschäftes beherrschen.

Ich für meinen Teil kaufe mein Holz ab Waldstrasse, stelle die Lose und die Con-tainer zusammen und liefere einen guten Teil des Holzes frei Hafen an Zwischen-händler in Basel. Den Rest verfrachte ich selbst bis nach Rotterdam oder Nord-deutschland. Man muss die Frachten je-doch vorher genau durchrechnen, und das ist komplex.»

Zu den Kosten für den Überlandtrans-port zu den Häfen müsse man nämlich weitere Kosten hinzurechnen: Hafen-steuern, pro Container, den Transport auf dem Rhein, pro Tonne, und den Übersee-

transport, pro Kubikmeter. Zudem be-zahle man das Holz in Franken, den Transport in Europa in Euro. Die restlichen Transaktionen würden dann in Dollar ge-tätigt.

China und die NachbarländerSobald die Container versiegelt und die Verladeprotokolle den Zwischenhändlern

übergeben worden sind, haben die Schwei-zer Verkäufer keine Kontrolle mehr über den Transport ihrer Ware. Die Rede ist dann von «Holz für China», dem Bestim-mungsort für die meisten auf dem See-weg transportierten Hölzer. Immerhin zählen auch Korea, Japan oder Vietnam zu den Importländern. Dies erlaubt den Europäern, ihre Exporte zumindest teil-weise zu diversifizieren und so «Trans-portstaus» zu vermeiden.

Die Europäer, darunter die Schweizer, exportieren wie erwähnt auch andere Hölzer als Buche und Eiche nach China. Dazu gehört z.B. Esche, deren Einfuhr nach China wegen der Eschenwelke seit März verboten ist (siehe IN KÜRZE auf Seite 19).

Holztransporte nach Übersee verlassen die Schweiz nur mit einem Pflanzen-schutzzeugnis. Bestimmte Länder verlan-gen, dass sie vorher mit Mitteln behan-delt werden (Insektiziden und Fungiziden), die nur in der Europäischen Union zuge-lassen und erhältlich sind. «In diesem Fall übernimmt unser Zwischenhändler die Behandlung der Hölzer», erklärt Didier Adatte. Jürg Wüst lässt sein Holz eben-falls in der EU behandeln, entweder durch Pulverisierung oder durch Ausräu-chern der Container.

Alain Douard

Um die Gewichtsbeschränkungen für den Seetransport zu respektieren, dürfen die Container nur zur Hälfte beladen werden. Die Container sind eigentlich nicht für Holzstämme ausgelegt, würden aber ohne den Holztransport leer nach Ostasien zu-rückkehren.

W A L D U N D H O L Z 1/14 25

Der Zweckverband Forstrevier Homburg sucht einen

Forstwart-Maschinistmit mehrjähriger Berufserfahrung.

Wir sind ein kleines Team und bieten:– Eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit mit guter

Infrastruktur in einem Jurabetrieb im oberen Baselbiet– Zeitgemässe Anstellungsbedingungen– Möglichkeit und Wunsch zur Weiterbildung

Wir erwarten:– Abgeschlossene Forstwartlehre– Praktische Erfahrung im Umgang mit Maschinen– Team- und Kontaktfreudigkeit– Freude an der Lehrlingsausbildung

Stellenantritt: 1. Juni 2014

Bewerbungen bis 31. 1. 2014 an:Zweckverband Forstrevier Homburg, Hauptstrasse 11, 4448 Läufelfingen.Für Fragen und weitere Auskünfte steht der Revierförster Johann Schneider unter 079 647 41 72 gerne zur Verfügung.

wo Sie Ihren Traumjob finden!Stellenbörse auch auf www.waldundholz.ch

26 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z

Auf zwei Kufen durch die weisse Pracht

Holzschlitten aus dem GürbetalIm Bernischen Gürbetal, in Lohnstorf, baut Paul Burri seit 18 Jahren Schlitten. Er legt Wert

auf Qualität und verarbeitet für seine Schlitten ausschliesslich Eschenholz aus der Region.

Einzelteile werden vorproduziertÜberraschenderweise braucht Paul Burri nur zwei Stunden, um einen Schlitten zu-sammenzubauen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einem Schlitten zwischen 30 und 40 Arbeits-schritte stecken, sieben allein in einem Füsschen. Damit er aber ef�zient und wirtschaftlich arbeiten kann, werden die Einzelteile (Kufen, Füsschen, Joche und Lättli) vorproduziert.

Die Hölzer für die Kufen kommen als Erstes in einen speziellen Ofen, wo sie rund eine Stunde bei etwa 150  °C im Wasserdampf liegen. Danach werden die Holzleisten gebogen und diese Rohlinge in eine Form gespannt, in der sie nun wäh-rend 24 Stunden trocknen müssen. An-schliessend wird der Rohling gehobelt, es

Von Anita Neuenschwander.Der heute 56-jährige Paul Burri ist auf e inem Bauernhof im Kabisland (Gürbetal) aufgewachsen. «Für mich war schon als Junge klar: Ich will nicht Bauer werden. Die Erinnerung an die kalten Hände, wenn wir im November Kabis rüsteten, ist immer noch präsent», sagt er grin-send. Deshalb wollte er einen Beruf erler-nen, bei dem er an der Wärme arbeiten kann – in seinem Fall Schreiner.

Den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb hat er aber trotzdem übernommen und betreibt ihn im Nebenerwerb. Auf den 6 ha hält er sechs Mutterkühe und Schafe. Zwei Esel, Hühner, Gänse, Enten, Kanin-chen und Tauben runden die Tierhaltung ab. Der Schlittenbau und die Schreinerar-beiten sind aber sein Haupterwerb.

Schlittenbauer durch Zufall«Zum Schlittenbau kam ich eher durch Zufall. Ich lernte irgendwann den Schlit-tenbauer Walter Pfau kennen, weil dieser auch Kunde in der Schreinerei war, in der ich damals arbeitete. In der Folge absol-vierte ich bei ihm ein zweimonatiges Praktikum. Das hat mir sehr gefallen, reichte aber bei Weitem nicht aus, um das Handwerk zu beherrschen», sagt Burri. Nach der Übernahme des Schlit-tenbaubetriebs von Walter Pfau im Som-mer 1995 wurde er während zweier Winter von Pfau in die Kunst des Schlit-tenbaus eingeführt. «Da ein Schlitten unzählige Arbeitsschritte durchläuft, bis er fertig ist, brauchte es diese zwei ‹Se-mester› Ausbildung, bis ich das nötige Wissen hatte.»

Paul Burri beim Sägen der im Dampf gebogenen Kufen. Die beiden Kufen eines Schlittens müs-sen aus demselben Stück Holz sein.

W A L D U N D H O L Z 1/14 27

W A L D U N D H O L Z

werden die Löcher fürs Joch gebohrt und das Holzstück mit der Bandsäge der Länge nach aufgetrennt. «Es ist wichtig, dass die beiden Kufen immer aus demselben Stück Holz sind, damit der Schlitten später gerade läuft», weiss Burri zu berichten.

Nach dem Einsetzen des Jochs werden die beiden äussersten Lättli eingespitzt und angeschraubt. Nun kommen die Lättli der Sitz�äche auf den Schlitten. Dieser wird nun auf der Hobelmaschine abgerichtet, damit er plan ist. Danach werden die Holzkufen gefast, d.h., die Kanten werden gebrochen, damit später das Holz nicht breiter ist als die Eisenkufe. «Vor dem Anbringen der Eisenkufen wird der ganze Schlitten nochmals geschliffen, er bekommt sozusagen den letzten Schliff, damit sich der Kunde keine Holz-splitter holt.»

Der nächste Schritt: Der Schlitten be-kommt die Eisenkufen. Sie werden kalt geschmiedet und zugeschnitten. Abschlies-send erhält der Schlitten zur besseren Stabilität zusätzliche Eisenstützen, und der Steg wird montiert. Auch er dient der

Stabilität und zum Anbringen der Leine. Je nach Kundenwunsch wird der Schlit-ten noch geölt oder lackiert.

Schweizer Holz und QualitätPaul Burri stellt seine Schlitten ausschliess-lich aus Eschenholz her, welches er direkt von den Bauern aus der Region bezieht. Wenn das nicht reicht, holt er zusätzlich Holz aus einer regionalen Sägerei. So kann er sicher sein, dass die Qualität stimmt. Laut Burri ist es für den Laien aber nicht immer einfach, einen Quali-tätsschlitten zu erkennen. «Das wich-tigste Merkmal ist das eingebrannte Gü-tesiegel ‹Swiss made› oder das Logo mit der Armbrust im Kreis. Ein weiteres Merkmal: Ein guter Schlitten hat zusätzli-che Eisenstützen. Diese fehlen bei Billig-anbietern oft.» Schliesslich lässt auch der Preis einen Rückschluss auf die Qualität zu. «Ein guter Schweizer Schlitten ist unter 140 Franken nicht zu haben. Meine Modelle kosten zwischen 140 Franken (Kinderschlitten) und 380 Franken (Er-wachsenenschlitten).»

Davoser Schlitten: Die Lättli der Sitz�äche sind auf dem Joch angebracht.

Modell «Grindelwald»: Die Lättli werden durch das Joch geführt.

Modell «Gantrisch» mit breiteren Kufen und Skirennbelag.

Verschiedene ModellePaul Burri stellt drei verschiedene Schlitten her. Da ist zum einen das Modell «Davos», bei welchem die Lättli der Sitz�äche auf dem Joch angebracht sind. Zum andern das Modell «Grindelwald». Bei diesem werden die Lättli durch das Joch geführt. Das dritte Modell ist eine Ei genkon struk-tion mit dem Namen «Gantrisch». «Die-ser Schlitten ist eher ein Freizeitrodel. Er ist beweglich und dadurch besser lenk-bar. Durch die breiteren Kufen mit Ski-rennbelag läuft er viel schneller als die beiden andern Modelle.»

Alle drei Schlitten bedürfen keiner be-sonderen P�ege. «Wichtig ist einfach, dass sie trocken gelagert werden, weil sonst die Kufen rosten.»

Richtig gelagert hat ein Schlitten eine Lebenserwartung zwischen 30 und 50 Jah- ren. So können mehrere Generationen mit dem gleichen Schlitten durch die wei-sse Pracht sausen.

Anita NeuenschwanderRedaktion «Land und Leben», Beilage zum «Schweizer Bauer»

Das Joch kommt auf die vorbereiteten Kufen. Die äussersten Lättli werden mit einem Nagel �xiert.

28 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z 1/14 29

W A L D U N D H O L ZFo

tos:

Dor

is H

öllin

g

Eine Gefahr für den Schweizer Wald?

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB)Eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten mit oft grossem Schadpotenzial sind zwar kein neues

Phänomen in Europa, durch die zunehmende Globalisierung rücken sie aber immer mehr ins

öffentliche Interesse. Eine dieser invasiven Arten ist der Asiatische Laubholzbockkäfer, der in

einem neuen Merkblatt* der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL näher vorgestellt wird.

Schadorganismus» (Quarantäneorganis-mus) eingestuft und untersteht der amtli-chen Überwachungs- und Bekämpfungs-pflicht. Es gibt keinen einheimischen Bockkäfer mit vergleichbarem Schadpo-tenzial. Die Art ist bisher vor allem für Stadtbäume und Sträucher im privaten und öffentlichen Siedlungsraum eine Ge-fahr; sie kann jedoch auch auf angren-zende Waldgebiete oder Obstkulturen übergreifen. Die möglichen Schäden und Kosten für die Massnahmen zur Überwa-chung und Bekämpfung dieses Schador-ganismus gehen in die Millionen.

Globaler Handel begünstigt EinschleppungDer Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) kommt natürlich in China, Taiwan und Korea vor. Eingeschleppt wird er über Ver-packungsholz von Steinprodukten oder anderen Gütern aus diesen Ländern, die in Containern in die Schweiz gelangen. Die Larven dieser Käferart können selbst in 1,5 cm dünnen Latten noch überleben und sich während der Überfahrt oder am Zielort zum ausflugbereiten Käfer entwi-ckeln. Für eine Vermehrung in der Schweiz braucht es nur noch einen Geschlechts-

Von Doris Hölling, Beat Forster und Beat Wermelinger. Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anop-lophora glabripennis) zählt zu den ge-fährlichsten Laubholzschädlingen welt-weit. Er wird in der Schweiz sowie in ganz Europa als «besonders gefährlicher

Männchen des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Anoplophora glabripennis)

* Das neue WSL-Merkblatt für die Praxis doku-mentiert die Lebensweise und Bedeutung des ALB sowie des verwandten Citrusbockkäfers (CLB), fasst die Verwechslungsmöglichkeiten mit einheimischen Arten zusammen und zeigt mög-liche Bekämpfungsmassnahmen auf. Download unter: www.wsl.ch/merkblatt

30 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z

partner. Vermutlich geht der in der Schweiz bisher grösste Befall in Winterthur von 2012 auf Lattenkisten aus Laubholz zu-rück, in denen chinesischer Granit für den Strassenbau verpackt war.

Ein auffälliges InsektDer Asiatische Laubholzbockkäfer ist ohne Fühler 20–35 mm gross, besitzt schwarz glänzende Flügeldecken mit weis sen oder gelblichen unregelmässigen Flecken, ein Halsschild mit zwei spitzen, seitlichen Dor-nen und lange schwarz-blaugrau gerin-gelte Fühler.

Für die Eiablage nagt das Weibchen im Stamm- oder Kronenbereich einen Schlitz oder Trichter in die Rinde. Dort hinein schiebt es – zwischen Rinde und Bast – ein Ei von der Grösse eines Reiskorns. Die nach ein bis zwei Wochen geschlüpfte Larve frisst zunächst im Bast, dringt nach dem dritten Larvenstadium dann ins Holz

ein und nagt sich stammaufwärts, wobei zuerst feine, später grobe Nagespäne ausgestossen werden. Im Holz beenden die Larven ihre Entwicklung, unabhängig davon, ob der Baum noch lebt oder ge-fällt wurde. Die Puppenwiege liegt dicht unter der Oberfläche, von wo aus sich der fertige Käfer durch ein kreisrundes Loch von rund einem Zentimeter Durch-messer ins Freie nagt.

Das Insekt entwickelt sich normaler-weise innerhalb von zwei Jahren. Nach dem Schlüpfen fressen die Käfer zuerst an jungen Trieben oder Blattstielen; erst dann paaren sie sich, und das Weibchen beginnt, Eier abzulegen. Die Tiere fliegen von April bis Oktober, ein einzelnes Tier lebt aber nur wenige Wochen. Da die Käfer ziemlich träge Flieger sind, bleiben sie zur Eiablage in der Regel auf dem Brut-baum oder suchen benachbarte Bäume auf.

Breites Spektrum an Wirts-pflanzenDer Asiatische Laubholzbockkäfer befällt ausschliesslich lebende Laubgehölze. Da-bei werden schon Äste ab einem Durch-messer von ca. 3  cm besiedelt. Zu den potenziellen Wirtspflanzen dieses Insekts zählen in Europa Ahorn-, Weiden-, Bir-ken- und Pappelarten sowie die Rosskas-tanie, die in den letzten Jahren in meh-reren Ländern am häufigsten befallen wurde. Im Gegensatz zu den meisten ein-heimischen Bockkäferarten befällt der ALB nur gesunde Laubbäume. Er unterbricht durch seine Frasstätigkeit den Saftstrom, was mit der Zeit zum Absterben der Bäume führen kann. Zudem verlieren be-fallene Bäume deutlich an Vitalität und Stabilität.

Über natürliche Gegenspieler und de-ren regulatorische Wirkung ist noch wenig bekannt. In China scheinen Spechte eine wichtige Rolle zu spielen. Ausserdem gel-ten Raupenfliegen, Schlupfwespen und parasitische Wespen in den Herkunftslän-dern als Antagonisten für Larven und Käfer.

Teurer Kampf gegen den KäferDie klimatischen Bedingungen in Europa sind für den Asiatischen Laubholzbock-käfer sehr günstig. Dies erklärt auch die Befälle in Winterthur und Brünisried (Schweiz), Braunau, St. Georgen und Gallspach (Österreich), Bonn oder Feld-kirchen (Deutschland) sowie in Korsika

Larve eines ALB mit typischem Zinnenmuster auf dem Nackenschild

Ausbohrlöcher des Käfers an einer

Weide

Frische Eiablagestellen des Asiatischen Laubholzbockkäfers an einem Bergahorn

W A L D U N D H O L Z 1/14 31

W A L D U N D H O L Z

(Frankreich). Das Schadpotenzial wird insgesamt als hoch eingestuft, weil der Käfer zahlreiche vitale Laubgehölze in unterschiedlichen Klimaregionen befallen kann. Viele der europäischen Befallsherde liegen im Siedlungs- oder Industriegebiet, offensichtlich wegen der dorthin geliefer-ten Steinprodukte, deren Verpackungs-holz Larven und Käfer enthielt.

Um eine Ausbreitung dieser invasiven Art zu verhindern, gibt es nur einen Weg: befallene Bäume fällen und vernichten. In den betroffenen Gebieten entstehen durch diese Fällaktionen sowie durch Prä-ventivmassnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und Intensivmonitoring über mehrere Jahre sehr hohe Kosten. In Braunau (Ös-terreich), wo 2001 der erste ALB-Befall in Europa festgestellt wurde, wendete man von der Bekämpfung über das Monito-ring bis zur endgültigen Tilgung 2013 mehr als 2 Mio. EUR auf. In Winterthur waren es bis heute etwa 2 Mio. Fr.

Gefahr für Wald und Forst-wirtschaft?Über das Schadpotenzial in natürlichen Wäldern ist bisher nur wenig bekannt. Befallene Bäume sterben zwar nicht gleich ab, kränkeln aber über Jahre. Eine Wertholzproduktion ist kaum mehr mög-lich. Erfahrungen aus Feldkirchen und Massachusetts (USA) zeigen, dass Über-wachungs- und Bekämpfungsmassnah-men äusserst aufwendig werden, wenn sich die Käfer in Wäldern ausbreiten. Soll-ten sie sich dort etablieren, hätte dies massive Auswirkungen auf die Waldbe-wirtschaftung und den Holzhandel. So-lange noch die Strategie der Tilgung verfolgt wird, hat dies ausgedehnte Sanitärschläge zur Folge. Wenn Wälder innerhalb von Fokus- oder Überwachungs-zo nen liegen, darf kein Rund- oder Stückholz von Laubbäumen die Fokus-zone verlassen, es sei denn, es wird durch Pflanzenschutzexperten genaues-tens kon trolliert. Als Alternativen bleiben nur das Einsägen innerhalb der Zone oder die Nutzung als Hackschnitzel, wie dies auch mit befallenen Bäumen geschieht.

Befall ist melde- und bekämp-fungspflichtigDie wichtigste vorbeugende Massnahme besteht im Verhindern der Einschleppung dieses Quarantäneorganismus durch Im-portbestimmungen und konsequente Kontrollen. Der Bund ist für den Vollzug der Massnahmen wie z.B. Grenzkontrol-len verantwortlich und hat entsprechen de Vorschriften erlassen. Der Umgang mit die ser Käferart ist in der Schweiz laut

Pflanzenschutzverordnung (PSV) verbo-ten, ein Befall ist melde- und bekämp-fungspflichtig. Jeder Befall, ja selbst der Verdacht eines Befalls, muss unverzüglich dem betroffenen kantonalen Pflanzen- oder Waldschutzdienst gemeldet werden.

Der Eidg. Pflanzenschutzdienst (EPSD) hat Schutzmassnahmen festgelegt, die von den Kantonen bei Befall ausgeführt werden. Die Bekämpfungs- und Überwa-chungsmassnahmen können nur dann erfolgreich sein, wenn alle Beteiligten wie Behörden, Importeure von Gütern mit Verpackungsholz, Baumpfleger, Spürhun-deteams sowie öffentliche und private Baumbesitzer zusammenarbeiten.

Da der Asiatische Laubholzbockkäfer ein träger Flieger ist und seine Entwick-lung im Holz zwei Jahre dauert, besteht bei rechtzeitigem Entdecken eines Be-fallsherdes die berechtigte Hoffnung, dass dieser getilgt werden kann. Dabei muss jedes befallene Gehölz (ab 3  cm Durchmesser) ebenso wie befallene Holz-paletten, Lattenkisten oder Brennholz unverzüglich vernichtet werden (häckseln und/oder verbrennen). Bei Befall von le-benden Gehölzen sieht der Leitfaden des Bundes vor, auch benachbarte mögliche Wirtsbäume präventiv zu fällen. Sollte dies nicht möglich sein, müssen diese Ge-hölze regelmässig beobachtet werden.

Ferner darf weder Laubholz (Nutzholz) noch Brennholz das Befallsgebiet verlas-sen, wenn es nicht vorher kontrolliert

bzw. behandelt worden ist. Schnittgut muss verbrannt werden.

Unterschiedliche Überwachungs-massnahmen nötigNach einem Befall werden entsprechend grosse Überwachungszonen eingerich-tet, in denen Laubgehölze im laubfreien und im belaubten Zustand kontrolliert werden. Diese Kontrollen erfolgen so-wohl mit speziell geschulten Baumklette-rern als auch mit Spürhunden. Die allei-nige Sichtung vom Boden aus ist nicht ausreichend, wie eine Überprüfung in Feldkirchen ergab. Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass mit derartigen Mass-nahmen ein Befall getilgt werden kann. Braunau in Österreich sowie Kanada gel-ten seit 2013 als befallsfrei – nach langen Jahren intensiver Bekämpfung und Über-wachung. Dazu darf das Gebiet mindes-tens vier Jahre (also zwei Käfergeneratio-nen) keinen Befall aufweisen.

«Waldschutz Schweiz» an der WSL Bir-mensdorf sammelt die Meldungen zum ALB in der Schweiz, auch ausserhalb des Waldareals, und plant in Zusammenar-beit mit dem EPSD und den Kantonen eine Dokumentation über den Befallsver-lauf und die getätigten Massnahmen. So sollen die weiteren Überwachungs- und Bekämpfungsaktivitäten optimiert wer-den, um für ein weiteres Auftreten von Käfern oder auch anderen Schadorganis-men besser gewappnet zu sein.

Was tun bei Befallsverdacht? – Käfer einfangen und in stabilem, geschlossenem Behälter (z.B. Konfitürenglas)

aufbewahren – Käfer fotografieren und auf Verwechslungen überprüfen (siehe Merkblatt für die

Praxis: www.wsl.ch/merkblatt) – Rasche telefonische Meldung des genauen Fundorts an den kantonalen Pflanzen-

oder Waldschutzdienst (Adressen unter www.pflanzenschutzdienst.ch ➞ Kontakte)

Folgende Beobachtungen bedeuten einen ALB-Befalls-Verdacht:• trichter- oder schlitzartige Eiablagespuren in der Rinde• kreisrunde Löcher ab etwa 1 cm Durchmesser• Ausstoss von Nagespänen aus der Rinde (fein bis grob)• Frassspuren an der grünen Rinde von dünnen Zweigen oder Blattstielen• Saftfluss aus Eiablagestellen und Löchern• einzelne absterbende Äste oder Kronenteile in Verbindung mit anderen Merkmalen• grosse Larven im Holz

Kein ALB-Befall:• Befall an Nadelbäumen• ovale Löcher• Löcher kleiner als 8 mm

Achtung seltene einheimische Arten!Nicht jeder Baum mit Frassspuren und Löchern soll aus Vorsicht vernichtet werden. Viele, zum Teil seltene heimische Insekten brauchen solche alten Bäume als Lebensraum.

32 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z

Aktuelle Situation in der SchweizIn der Schweiz trat der Asiatische Laub-holzbockkäfer erstmals 2011 in Brünis-ried im Kanton Freiburg auf: An Berg-ahornen wurden dort vier lebende Käfer gesichtet und an zwei Einzelbäumen und an einer Hecke Eiablagestellen gefunden. Seither gab es Meldungen aus sechs wei-teren Kantonen (Zürich, Luzern, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Thurgau, Bern). Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um Befall an lebenden Bäumen wie in Win-terthur, um Befall von Verpackungsholz in Containern (Basel-Stadt, Basel-Land-schaft) oder um Totfunde im oder in der Nähe von Verpackungsholz (Thurgau, Bern) handelt. Im Stadtgebiet von Win-terthur wurden im Juli 2012 150 lebende Käfer an Laubhölzern gefangen und ver-nichtet, ausserdem zahlreiche Larven. Auch Eiablagen wurden beobachtet. Zur Bekämpfung dieses Befallsherdes sind

mehr als 450 Bäume gefällt und vernichtet worden. Die Überwachung erfolgt mit speziell ausgebildeten Baumkletterern und Spürhundeteams. Auch 2013 wur-den nochmals einige wenige lebende Lar-ven in Stämmen und Stöcken gefunden, die aber alle von Eiablagen aus dem Som-mer 2012 stammten. Ob in Winterthur die Massnahmen gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer Wirkung zeigen, wird sich frühestens 2014 weisen, wenn die potenziell nächste Generation ausfliegen könnte.

In Brünisried wurden 2013, zwei Jahre nach dem Erstfund, trotz Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen, wieder einige lebende Käfer und neu befallene Bäume entdeckt.

Insgesamt blieb die Situation 2013 in der Schweiz aber dank der verschärften Grenzkontrollen sowie Überwachungs- und Tilgungsmassnahmen relativ ruhig. Lebende Larven in Verpackungsholz wur-

den erfolgreich «abgefangen», und es wurde in der Schweiz glücklicherweise kein neuer Befallsherd entdeckt.

Doris Hölling, Beat Forster und Beat WermelingerEidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 8903 Birmensdorf

Handholzerkurs 2014 in Trin GR23. - 29.03. und 30.03. - 05.04.www.bergwaldprojekt.org

W A L D U N D H O L Z 1/14 33

W A L D U N D H O L Z

Hackreststoffe werden zu P�anzenkohle

Schwarzes Gold aus GehölzenFredy Abächerli ist Geschäftsführer des Maschinenrings Zuger Berggebiet und der Verora GmbH,

einer Mitgliedergesellschaft des Maschinenrings. Auf dem Hof mit Kompostieranlage des

Landwirtes Franz Keiser, in Neuheim im Kanton Zug, betreibt die Verora GmbH seit 2012 eine

Pilotanlage zur Verkohlung von Hackreststoffen. Die Anlage ist eine von zwei Pyrolyse-Anlagen

in der Schweiz. Wenn alles gut läuft, könnte sie dazu beitragen, das Energieholz-Potenzial in

der Region zu steigern.

Von Ferdinand Oberer.«Es gibt eine Studie zum Energieholz-Potenzial im Kanton Zug. Diese Studie schätzt meiner Ansicht nach das nutz-bare Potenzial zu niedrig ein», erklärt Fredy Abächerli. Die Studie hätte näm-lich das Siedlungs- und Landschaftsp�e-geholz nicht erfasst und zudem nicht berücksichtigt, dass Energieholz infolge inef�zienter Logistik oft zu lange im Wald lagere und dabei teilweise verrotte. Abgesehen davon schlummerten im Privatwald ungenutzte Reserven. Diese Reserven liessen sich jedoch nur mobili-sieren, wenn die Besitzer für die Bereit-stellung von Energieholz anständig ent-lohnt würden. Voraussetzung dafür sei

Ein Nebenprodukt der Hackschnitzelerzeu-gung: P�anzenkohle bindet Wasser und Nähr-stoffe und gibt sie nach und nach wieder frei. Damit eignet sich P�anzenkohle als Bodenver-besserer – und für vieles mehr.

wie derum, den Rohstoff möglichst ef�zi-ent zu nutzen.

Aus dem Gedanken der bestmöglichen Nutzung nachhaltiger Ressourcen haben Mitglieder des Maschinenrings Zuger Berggebiet die Verora GmbH gegründet und das Projekt der Pyreg Forschungs- und Entwicklungsanlage auf dem Hof von Franz Keiser ins Leben gerufen.

Franz Keiser ist Landwirt und Teilhaber der Verora GmbH. Er betreibt die Pyreg-Anlage des Unternehmens im Rahmen einer Leistungsvereinbarung. Sein Sohn, Fabian Keiser, gelernter Sanitärinstalla-teur, ist für die Wartung der Anlage zu-ständig. Zusammen mit Fredy Abächerli entwickeln die beiden die Anlage weiter,

Fredy Abächerli leitet das Projekt zur Her-stellung von P�anzenkohle.

34 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z

rend dieser Zeit verkohlt das P�anzenma-terial. Beim Austritt aus dem Reaktor löscht eine Sprühanlage die frische P�an-zenkohle mit einem Wasser�lm ab, bevor diese dem Kohlesilo zugeführt wird.

Das bei der Verkohlung entstehende Brenngas gelangt in eine 1200 °C heisse, �ammenlose Brennkammer, wo die Schad-stoffe des Gases ausglühen und eine Mi-neralkristall-Schlacke sowie heisse Abluft zurückbleiben. Die Abluft strömt in die Reaktoren zurück und beheizt dort den Verkohlungsprozess.

Die überschüssige Abwärme aus der Verkohlung und der Abgasreinigung dient, wie erwähnt, der Trocknung der Hack-schnitzel.

Stoffkreisläufe«P�anzenkohle ist im Boden abbaustabil, saugt Wasser und Nährstoffe auf wie ein Schwamm und gibt sie später wie - der ab», erklärt Fredy Ab ächerli. Dank

erneuern laufend Anlagenteile und bauen die Versorgungskette aus.

Beste Ausbeute durch SiebenDas von verschiedenen Partnern angelie-ferte Wald- und Landschaftsp�egeholz wird auf dem Hof sortiert und gehackt. Ein Rüttelsieb trennt anschliessend das Hackgut in drei Fraktionen: in eine grobe zur Trocknung als Anfeuerholz, in eine mittlere (20–45 mm) für qualitativ hoch-wertige Hackschnitzel, und in eine feine (0–20 mm) für die Verkohlung in der Py-reg-Anlage. Die Anteile der drei Fraktio-nen am Gesamtvolumen variieren je nach Hackqualität des Holzes: Beim Stammholz fallen mehr Schnitzel an, bei feinem Ast-material mehr Siebreste.

Derzeit läuft die Pyreg-Anlage noch im Entwicklungsstadium, wird oft gewartet und umgebaut. Später soll sie übers Jahr zwischen 70 und 80% der Zeit in Betrieb sein und dabei 2500 m3 Hackschnitzel-Siebreste in 600 bis 800  m3 P�anzen-kohle umwandeln. Bei dieser Auslastung produziert die Anlage 100 bis 150 kWh Abwärme, die z.T. für die Trocknung von rund 4000  Srm Hackschnitzel genutzt werden soll. In Planung ist auch die Be-heizung von drei entfernten Wohnhäu-sern in der Nähe des Hofes.

Vom Siebrest zur KohleDer Feinanteil des gesiebten Hackgutes passiert zunächst die sog. Dosieranlage und wird von dort aus den beiden Reak-toren der Pyreg-Anlage zugeführt. Unter Luftabschluss erfolgt dort der Verkoh-lungsprozess bei 500 bis 700 °C, wobei eine Doppelschneckenwinde das Mate-rial innerhalb von 15 bis 20  Minuten durch die Reaktorröhre befördert. Wäh-

dieser Eigenschaft habe P�anzenkohle besonders bodenverbessernde Eigenschaf-ten. In Verbindung mit organischen Ab-fällen nutzen sie Indios seit Jahrhun-derten zur Herstellung von Terra Preta. Kohle wird gerne als Zusatzstoff bei der Kompostierung eingesetzt. «Mit diesen Kohle-Humuskomposten kann man tote und kranke Böden zum Beispiel bei Stadt-bäumen sanieren», so Abächerli weiter.

Darüber hinaus �ndet P�anzenkohle in der Tierhaltung Anwendung. So ver-wenden die Mitglieder-Betriebe der Ve-rora GmbH P�anzenkohle als Einstreu- und Futterzusatz.

Die vielfältigen Verwendungsmöglich-keiten von P�anzenkohle will die Ver-ora GmbH mehrstu�g nutzen: Zunächst soll die P�anzenkohle als Futterzusatz die nen, dann als Stalleinstreu und schlies-slich über weitere Etappen die Boden-fruchtbarkeit für gute Nutzp�anzener-träge verbessern.

Der Baump�eger Pascal Erni liefert regel-mässig Siedlungsholz auf den Hof in Neuheim. Das Holz wird rasch abgeführt und auf den Hof nach Neuheim geliefert, um sog. Rotteverluste zu vermeiden.

Die Pyreg-Pilotanlage auf Franz Keisers Hof in Neuheim (ZG). Oben links die Dossieran-lage, rechts daneben das Kohlesilo. Der hellgrüne Container im Vordergrund rechts ist der mit warmer Abluft gespeiste Trocknungscontainer für Hackschnitzel. Im Hintergrund rechts ist der Warmluftverteiler und der Container des Wärmetauschers zu sehen.

Die beiden parallel eingebauten Reaktoren der Pyreg-Anlage

In der Brennkammer verglühen die giftigen Brenngase, die aus dem Verkohlungspro-zess entstanden sind.

W A L D U N D H O L Z 1/14 35

W A L D U N D H O L Z

Aufgrund ihrer Eigenschaft, Stoffe zu binden, dient P�anzenkohle in geschlos-senen Produktionskreisläufen auch der Re duktion von Treibhausgasen, z.B. von CO2. In der Schweiz laufen erste Pilotpro-jekte für den Verkauf von CO2-Zerti�ka-ten an Landwirte, die P�anzenkohle ver-wenden, um Treibhausgase zu reduzieren.

Gefragte WareDie Verora GmbH verkauft P�anzenkohle derzeit für Feldversuche an landwirt-schaftliche Betriebe, wobei die Nachfrage bereits die angebotene Menge über-steigt. Den Preis hat das Unternehmen auf durchschnittlich 300 CHF pro Kubik-meter angesetzt und orientiert sich dabei an den Preisen der anderen Produzen-ten von P�anzenkohle.

Fredy Abächerli nennt zwei Faktoren, welche die Preise für reine P�anzenkohle in Zukunft beein�ussen: Die Füllmenge

und die Qualität der P�anzenkohle. «Weil in Big Bags abgefüllte Kohle nach dem Einfüllen zusammensackt, wollen wir mit einer normierten Abfüllmethode sicher-stellen, dass unsere Kunden immer die gleiche Abfüllmenge erhalten», sagt Fredy Abächerli. Die Qualität der Kohle hängt wiederum vom Kohlenstoffgehalt ab. Je höher dieser ist, desto wirksamer ist das Material. Bei Verora-P�anzenkohle liegt der Kohlenstoffgehalt zwischen 75 und 80%.

FinanzierungTrotz guter Nachfrage muss sich noch zei-gen, inwieweit Herstellung von P�anzen-kohle wirtschaftlich ist. Derzeit wird die Pyreg-Anlage aus Eigenmitteln, Privatdar-lehen sowie mit Geldern der Klimastif-tung Schweiz �nanziert.

Die Klimastiftung Schweiz knüpft ihre Förderbeiträge an zwei Bedingungen:

Franz Keiser am Rüttelsieb. Bevor die Pyreg-Anlage in Betrieb war, musste er minderwertige Siebreste kompos-tieren. Heute be-treut der Landwirt auf seinem Hof die Pyreg-Anlage und kümmert sich um die Rohholzlogistik.

Erstens muss Abwärme für die Trocknung von Hackschnitzeln genutzt werden, um deren Heizwert zu verdoppeln; zweitens muss der Betrieb der Pyreg-Anlage mit-telfristig wirtschaftlich sein. «Das erste Kriterium erfüllen wir, beim zweiten sind wir auf dem halben Weg», sagt Fredy Abächerli.

Um die Anlage wirtschaftlich betreiben zu können, muss die Verora GmbH einer-seits die Herstellungskosten in den Griff bekommen und andererseits in der Lage sein, neben der P�anzenkohle auch ge-trocknete Qualischnitzel in der geplanten Menge zu vermarkten.

«Heizen mit Qualischnitzeln, die ei nen Heizwert von 1000 bis 1200 kWh/m3 er-reichen, scheint vor allem für kleinere Hackschnitzelheizungen interessant zu sein», meint Fredy Abächerli. Die Erfah-rungen der ersten Qualischnitzelkunden zeigten, dass ihre Feuerungen damit stö-rungsfreier und mit geringeren Gesamt-kosten laufen.

Verbesserungsbedarf gibt es auch bei der Logistik. «V.a. das Gegenfahrprinzip funktioniert noch nicht, und viele Roh-holzlieferanten fahren ohne Ladung vom Hof in Neuheim», meint Franz Keiser.

Der Landwirt ist aber überzeugt: «Wenn man die Logistik der Waldholzgewinnung besser an die Verarbeitungs- und Trock-nungsprozesse anpasst, kann man Ener-gieholz aus dem Wald kostengünstiger nutzen.» Fredy Abächerli fügt hinzu: «Eine optimierte Mobilisierung des Wald-holzes würde den Waldbesitzern mehr Geld einbringen, und dies würde letztlich das Potenzial bei Waldhackschnitzeln deutlich erhöhen.»

Infoswww.maschinenring.chwww.p�anzenkohle.chwww.pyreg.de

Chronologie des Pyreg-Projektes

2011 Anfang Dezember liefert die Pyreg GmbH die Anlage. Die Verora GmbH instal- liert anschliessend die übrigen Anlagenteile: Beschickung, Kohleentnahme, Wärmetauschung und Trocknungsanlage für Hackschnitzel.

2012 Ende Juni bewilligt die Gemeinde Neuheim den Betrieb der Anlage für drei Jahre Pilotbetrieb. Mitte Oktober erhält die Verora GmbH das European Bio-char Certi�cate für die Produktion von P�anzenkohle.

2013 Ende April erteilt die Schweiz als erstes europäisches Land die Bewilligung für den Einsatz von P�anzenkohle als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft. Bedingung: Die Kohle muss zerti�ziert sein und aus naturbelassenem Holz hergestellt werden. Im Sommer erreicht die Anlage 65% der wirtschaftlich notwendigen Leistung im Dauerbetrieb. Weitere Leistungsverbesserungen folgen im laufenden Winter.

Die Steuerungseinheit der Pyreg-Anlage. Die Steuerung lässt sich auch per Smart-phone aus der Ferne bedienen.

36 W A L D U N D H O L Z 1/14

ZU VERKAUFEN

Forstmarktplatzauch auf www.waldundholz.ch und www.wvs.ch

Inseratenschluss für die nächste Ausgabe ist am 22. Januar.

Altershalb zu verkaufen Hürlimann D-80Zustand sehr gut, verliert kein Öl, Preis ca. 5000.–.079 571 73 76, abends 8467 Truttikon

DIENSTLEISTUNGEN

Ganze SchweizWurzelstockfräsen,Mulchen mit Irus Deltrak 2.0, Baump�ege und Gutachten.Handwerk und Leidenschaft, Stefan Schär, Förster, 8552 Felben, 079 684 12 48

Meine Spezialität:Fällen, Stücken, SchneidenMit der Langseiltechnik gibt es für alles eine Lösung.Lorenz Usteri, 5432 Neuenhof, 079 483 28 01

Zu verkaufen grosserHornführer Knechtle40.–. Kleiner Kornführer, Alu, 35.–. Heustocksonde, Rohr mit Messer, 100.–.041 910 48 22, 6280 Urswil-Hochdorf

Zu verkaufen Bündelrahmenwenig gebraucht, passend an Dreipunkt, zum Abkippen, ab Werkhof Münchenstein/BL.079 311 51 54

Zu verkaufen Occ.Forstschlepper Camox 140BJ 2003, Betr.-Std. 10 000, Dop-pelwinde, Kran. Netto Fr. 97 000.– +MWST.Aggeler AG, 9314 Steinebrunn, 071 477 28 28

Zu verkaufenSaurer-2DM-Kipperab MFK, Topzustand, 170 000 km, Fr. 14 000.–.079 697 32 18, 9533 Kirchberg

Zu verkaufenDreipunkt-SeilwindeKmb, 7 t Zugkraft, mit Funk, wenig gebraucht.079 434 18 11, 4588 Unterramsen

Günstig abzugeben1 Paar Holzerschuheneu, Remisberg, Rindsleder, Tricouni beschlagen, Grösse 45, Neupreis 530.–.071 793 12 30, 079 636 30 24, 9056 Gais

In Unterbäch VS moderne Ferienwohnung4–5 B, 5 min. zum Skilift, 4.1. bis 8.2.14 frei, Fr. 100.–/Tag inkl. Nk.www.haus-memory.ch.vu, 079 670 07 64

Buchen Sie jetzt Ballonfahrtenim Mittelland! Geschenkgut-scheine.Rolf Frei, 5275 Etzgen, www.balloon-sky.ch, 079 401 46 29

VERSCHIEDENES

Führung und BesichtigungValtellinabahnGeeignet für Betriebsaus�üge und Exkursionen. M. Riatsch, 079 413 05 66

Interessiere mich für sehr alteHolz-AbbruchobjekteVereinbaren Sie einen Besichti-gungstermin!079 945 96 93, 5312 Döttingen

Zu verkaufen Raupenbagger Cobelco20 t, mit Keto-500-Prozessor Occ., in gutem Zustand.079 651 73 91, 3556 Trub

Zu verkaufenForwarder Valmet 860.1mit starkem Kran CRF14, Jg. 2005, Std. 12 800.Die Maschi ne ist im Einsatz zu besichtigen.079 208 11 63, 032 384 47 40, 3267 Seedorf

Zu verkaufenHarvester EcoLog 580Cmit Kopf Logmax 6000, Jg. 2007, Std. 7300. Die Maschine ist im Einsatz zu besichtigen.079 208 11 63, 032 384 47 40, 3267 Seedorf

Zu verkaufen Elektro-SchafschermaschineSuper Pro�, Occasion, 2 Jahre Garantie, Fr. 150.–.078 808 91 86, 8317 Tagelswangen

Zu verkaufen Woodcracker 820wenig gebraucht, Fr. 8000.–, sowie Spaltmaschine HS50 BLA 490 AE, neuer Motor, Fr. 6000.–079 628 17 16, www.fbsd.ch

HOLZMARKT

Zu kaufen gesuchtBuchenholzLänge 4,1 m, 0,51 m, Durchmes-ser 10–40 cm.079 631 97 39, 3053 Münchenbuchsee

Wir verkaufenSchweizer SchnittholzBodenriemen und Hobelwaren aus Eiche, Buche, Esche, Lärche, Douglasie usw.Iten Holz GmbH, 6417 Sattel, 041 835 14 04

Zu verkaufen 30 SterBirken-Brennholztrocken, 1 m, pro Ster 110.–, abholbereit in Küttigen. 079 435 31 70

Zu verkaufenSchneeketten Pewag10 mm 78 480/70-34 und Schneep�uganbauplatte zu Fendt 309.G. Staub, Wila, 079 205 79 89

Zu verkaufenAbkantmaschine2 m; Schlagschere 1 m; Säulen-bohrmaschine inkl. Bohrer; Eiserle-Säge. P. Zollinger, 079 430 85 59,8902 Wettswil

Zu verkaufen grosseHolzzange mit Rotor(10 t), max. Öffnungsweite 165 cm, sehr robust. Preis Fr. 4200.–.076 517 85 87

Gelernter junger, arbeitswilliger und teamfähigerForstwartsucht Stelle auf den 27.1.2014, Region Aarau, Olten, Langenthal.079 715 50 67

30-jährigerForstwartvermietet sich für div. Arbeiten, auch für Maschineneinsätze.Christoph Renggli, 6102 Malters, 079 336 21 55

STELLENGESUCHE

Zu verkaufen Mannschaftswagenmit Werkzeugraum, Gasheizung, Elektroanschluss 230 V. VP Fr. 2000.–.032 313 45 04, 079 256 61 88

GESUCHT

Suche Silorohrefür Befüllung, Durchmesser 30 cm, inkl. Bogen.079 293 76 29, 8492 Wila

Suche alte ForstliteraturBücher, Zeitschriften, Bilder usw.; Angebote an Martin Imhof, 056 633 82 87

Zu kaufen gesuchtlandw. Liegenschaftim Raum Frauenfeld, mit ca. 1 ha Landwirtschaftsland.Margrit Storrer, 052 722 31 07

Imker sucht für BienenWaldgrundstückim Kanton Zürich zu kaufen.076 377 56 89, [email protected]

W A L D U N D H O L Z 1/14 37

W A L D U N D H O L Z

Zu Besuch bei Richard Stocker, WaldWesen, Birrwil AG

«Ich bin kein Dauerwaldguru!»Seit gut 15 Jahren ist Richard Stocker Geschäftsführer von

ProSilvaSchweiz, der früheren ANW. Viele kennen ihn von

seinen Exkursionen und Anzeichnungsübungen zum Thema

Dauerwald her. Nicht nur seines Äusseren wegen, sondern

auch wegen seiner profunden Kenntnisse in Standortkunde

und Waldbau ist er auch schon als «Waldeinstein» bezeichnet

worden. Ein Guru sei er aber keinesfalls, betont er.

an seinen sieben Enkelkindern. Zusam-men mit seiner Frau Nina lebe er hier in Birrwil ein bescheidenes, naturverbunde-nes Leben, heize mit Holz und geniesse, was der Garten und die Hühner an Essba-rem hergeben. Früher sei er recht auf-müpfig gewesen und nicht so beliebt, etwa als er sich gegen eine Überbauung in der Nachbarschaft auf vernässtem Land wehrte oder sich an vorderster Front für die Rettung der Seetalbahn einsetzte.

Ursprünglich hatte Richard Stocker Ma-schinenzeichner gelernt und sich dann am Abendtechnikum zum Maschineninge-nieur FH weitergebildet. «Die Arbeit als Maschinenbauer gefiel mir eigentlich sehr gut. Aber allmählich begannen mich auch Naturthemen zu interessieren. Viel-leicht weil ich – dem Zeitgeist entspre-chend – in den Sech zigerjahren ‹ausstei-gen› wollte? Oder weil mich das Holz faszinierte, mit welchem mein Vater ar-beitete (er war Küfer und Schreiner)? Oder weil ich nach seinem Tod den Gar-ten pflegte? Ich kann es nicht genau sagen.» Jedenfalls entschloss sich Stocker 1970, beruflich umzusatteln und Forstin-genieur zu werden. «Das war zunächst schwer. Ich hatte zwar grosse Freude am Wald und an der Natur, aber die Forst-wirtschaft, wie sie an der ETH gelehrt wurde, war mir recht fremd.» Erst als sich später die Gelegenheit bot, Waldkartie-rungen zu übernehmen, fasste Stocker wirklich Fuss im Wald, zunächst als Ad-junkt beim Amt für Wald des Kantons Freiburg und dann bei der BGU, einem Ökobüro in Zürich. Sein Spezialgebiet wurden Standortskartierungen. «Das war im Nachhinein gesehen ein grosses Glück. Denn Standortskunde ist eine wichtige Grundlage des Waldbaus; ich war somit am richtigen Ort gelandet!»

Fasziniert vom DauerwaldNun kommt Richard Stocker auf sein gros-ses Thema zu sprechen, den Dauerwald. Und da ist er kaum mehr zu bremsen. Er holt tief Luft, beginnt zu erklären, seine Augen leuchten, man spürt, dass da ein grosses Wissen vorhanden ist, und eine Faszination – und man fürchtet, vom Re-deschwall weggespült zu werden. Aber Stockers Erklärungen bleiben sachlich und logisch, die Sätze wohltuend klar und kurz, und man begreift problemlos, was er meint, wird mitgezogen – und versteht plötzlich, weshalb seine Exkur-sionen und Anzeichnungsübungen nach wie vor meist ausgebucht sind: Da spricht zwar ein Fachmann, aber er doziert nicht, sondert erklärt im wahrsten Sinn des Wortes.

Von Walter Tschannen.Vielmehr sei er – mit Jahrgang 1943 – ein Auslaufmodell, lacht Stocker und führt mich zunächst in seinen Garten, wo er seine verschiedenen Kompostbereitungs-arten erklärt und wie sich diese auf den Boden und die Pflanzen auswirkten. «Der Boden ist im Garten genauso grundle-gend wie im Wald. Er hat einen grossen Einfluss darauf, was und wie etwas wächst. Unsere Steuerungsmöglichkeiten

sind beschränkt, aber es gilt, sie schlau zu nutzen. Dazu braucht es Grundlagenwis-sen, Erfahrung und Intuition, im Garten genauso wie im Wald!»

Aha, schon kommt DAS Thema, denke ich, und lenke noch etwas ab. Ja, sein ur-altes, efeubehangenes Haus habe er in den vergangenen 30 Jahren weitgehend selber renoviert. Seine drei Töchter seien inzwischen erwachsen und ausgezogen, aber er besuche sie gerne und freue sich

Die Stiftung Pro Silva Helvetica kürte Richard Stocker letztes Jahr zum 28. Träger der Kastho-fer Medaille. Dies in Anerken-nung seiner Verdienste um die Förderung des Dauerwaldes: Er hat 14 Jahre lang jedes Jahr fünf Exkursionen organisiert und geleitet, Know-how ge-sammelt und weitergegeben.

38 W A L D U N D H O L Z 1/14

W A L D U N D H O L Z

Wie er denn eigentlich zum glühenden Dauerwaldfan geworden sei, frage ich Stocker. «Nun, als ich mal standort- und vegetationskundliche Kartierungen in der Region Basadingen machte, entdeckte ich den wohl ältesten Dauerwald der Schweiz – und war schlicht fasziniert. Der zuständige Kreisförster Linus Gemperli machte für unser Kartierteam eine extra Führung. Meine Begeisterung nahm noch zu und ich gelangte zur Überzeu-gung, dass das eigentlich der ‹richtige› Waldbau sei. Als ich später für Villmergen AG einen Betriebsplan erstellen musste, schrieb ich kurzerhand Dauerwald als Ziel hinein. Der Gemeinde gefiel dies, und der Förster erwärmte sich nach und nach auch dafür.»

Bald sei er dann mit der damaligen ANW in Kontakt gekommen und wurde 1999 zu deren Geschäftsführer gewählt, als Nachfolger von Alfred Huber. «Bei den Mitgliedern dieser Organisation – es sind meist Förster – habe ich mich immer wohlgefühlt und habe auch sehr viel ler-nen können, mehr als etwa im zu akade-mischen Forstverein.» Bis Ende 2014 wolle er den Job bei der inzwischen ProSilvaSchweiz genannten Organisation noch machen, sagt Stocker. Bis da führe er auch noch die Dauerwaldkurse weiter. Und danach? «Ich habe inzwischen ei-nige ‹wissenschaftliche› Arbeiten zum Thema Dauerwald angefangen. Die ma-chen mir viel Freude, und sie werden mich wohl noch einige Zeit auf Trab hal-ten. Zum Beispiel möchte ich ertrags-kundliche Modelle für den Dauerwald und die Hauptbaumarten Fi, Ta, Bu wei-terentwickeln. Auch beschäftigt mich die Frage nach sinnvollen, auf Baumarten und Standorte abgestimmten Zielbasal-flächen im Dauerwald. Die Grundfläche, wie sie auch heisst, sollte in der Ausbil-dung, im Denken, Fühlen und waldbauli-chen Handeln der Förster ohnehin besser verankert werden. Fast alle unsere Wäl-der haben zu grosse Basalflächen! Dauer-wald ist deshalb meist erst möglich, wenn zunächst die Hiebsätze erhöht werden.» Im Weiteren habe er mit finanzieller Un-terstützung des Kantons Aargau mitge-holfen, wider die geltende Lehre Eichen im Dauerwald zu fördern.

Ob er denn auch mal ein Buch über Dauerwald schreiben werde, frage ich Ri-chard Stocker. «Vielleicht. Es gibt zwar viele Bücher zu diesem Thema, wirklich gute – aber meist auf einem Niveau, das nicht in die Praxis greift.» Auch beim Standardwerk von Walter Ammon, «Das Plenterprinzip in der Waldwirtschaft», das übrigens demnächst neu aufgelegt

wird, sei das ein wenig so. «Aber immer-hin ist dieses Buch mit Herzblut geschrie-ben, und man spürt, wie damals noch für den Dauerwald gekämpft werden musste. Heute ist das nicht mehr so, Dauerwald ist weitgehend anerkannt. Es begreifens nicht alle, aber man wird nicht mehr an-gefeindet.»

Den berühmten Plenterwald sieht Stocker übrigens als Spezialfall des Dau-erwaldes in montanen Lagen mit Tanne, Fichte und Buche. Dauerwald sei aber entgegen der verbreiteten Meinung auch im Unterland möglich. Auch er kennt keine flächigen Hiebe. Lichtbaumarten bedingen allerdings tiefere Basalflächen. «Wirklich schwierig wirds erst mit extre-men Lichtbaumarten wie Schwarzerlen, Birken usw.».

Weshalb denn eigentlich?Was denn eigentlich seine Motivation sei, sich so für den Dauerwald zu engagieren, frage ich Richard Stocker. Die Frage bringt ihn ins Grübeln. «Sicher nicht, dass mög-lichst viele Förster Dauerwald machen. Ich würde nie missionieren, bin kein Guru! Aber ich möchte jene Förster und Waldeigentümer unterstützen, die sich mit Herzblut für den Dauerwald einset-zen. Denn sie bekommen sonst nirgend-woher Unterstützung.» Ohnehin werden die Förster seiner Ansicht nach zurzeit waldbaulich weitgehend allein gelassen, meint Stocker. Es fehle an theoretischer Unterstützung. In der Ausbildung werde vor allem der Femelschlag geübt, aber den gebe es ja in der Praxis kaum mehr. «Tatsächlich sieht man heute leider oft einen grobianischen Waldbau, da wäre Dauerwald eine gute Alternative!»

Ausserdem finde er Dauerwälder schön, sie tun unmittelbar der Seele gut, findet Stocker. Auch ökonomisch seien sie sinn-voll, weil sie weniger Pflege benötigen und einen höheren Anteil an hochwerti-gem Holz liefern. Auch naturschützerisch seien sie interessant, weil mehr Licht und Wärme auf den Boden gelangt und ohne Kalamitäten keine Kahlflächen entste-hen. Ausserdem bedingen Dauerwälder keine grossartige Planung, was den Über-gang zum nächsten Förster erleichtert. «Und der Wald ist sturmfester, da wir grosskronige Bäume anstreben, die be-reits schlagreif sind, bevor sie eine kriti-sche Höhe erreichen. Instabile Bäume gehören wirtschaftlich zu den grössten Risiken im Wald. Sie sind deshalb unbe-dingt zu vermeiden!»

Stocker verhehlt aber nicht gewisse Schwierigkeiten des Dauerwaldes. So ist bei einer Umstellung oft erst mal eine

Richard StockerForstingenieur, Geschäftsführer von ProSilvaSchweiz (früher ANW = Arbeits-gemeinschaft für naturgemässe Wald-wirtschaft). Anzeichnungsübungen und Exkursionen zum Thema Dauerwald.

Ausbildung:Erstausbildung als Maschinenzeichner und Maschineningenieur FH. Später Fors-tingenieur ETH.

Hobbys: Theater spielen, dies gleich in zwei Thea-tervereinen. Hat früher sogar zwei Jahre lang eine private Schauspielschule in Zü-rich besucht. Haus und Biogarten.

Drei Wünsche an die Waldfee:1. Dass die Dauerwaldidee Bestand hat

und dass jene, die auf Dauerwald um-gestellt haben, entsprechende Nach-folger finden.

2. Ich wünschte mir Holzverarbeiter und Architekten, die auch mit Laubholz etwas machen können.

3. Für alle Förster wünsche ich ein länge-res Leben, damit sie die (süssen oder sauren) Früchte ihrer Arbeit auch noch ein wenig geniessen können.

Mein schönstes Erlebnis im Wald: Das Privileg, Wälder im Gebirge und im Jura kartieren zu dürfen. Die Vielfalt an Standorten, Waldgesellschaften und Land-schaften war oft überwältigend. Manch-mal traf ich tagelang kein menschliches Wesen an. Das sind beglückende, blei-bende Erinnerungen.

W A L D U N D H O L Z 1/14 39

W A L D U N D H O L Z

längere Durststrecke zu überwinden, bis tatsächlich qualitativ besseres Holz ge-erntet werden kann. Während dieser Zeit fällt vorwiegend minderwertiges Holz an, mit dem Ziel, den verbleibenden Bestand qualitativ aufzuwerten. Die einzelstamm-weise Holzernte gibt ausserdem mehr Ar-beit. Allerdings auch interessantere, weil es gilt, den verbleibenden Bestand zu schonen.

Hingegen wird der Pflegeaufwand mit der Zeit geringer. Das bedeutet aber, dass die Betriebe z.T. anderweitige Sommerar-beiten suchen müssen, was eine gewisse Flexibilität der Mitarbeiter erfordert.

Je länger man Stocker über das Thema Dauerwald sprechen hört, desto klarer wird, dass er jeden Einwand schon ge-hört und widerlegt, jede gegenteilige Er-fahrung schon mal analysiert und klare Schlüsse daraus gezogen hat. Da ist alles hieb- und stichfest …

Richard Stockers Meinung zu …Nun lade ich Richard Stocker ein, zu ein paar Stichworten spontan Stellung zu nehmen.

Klimawandel: «Da vieles noch sehr unsicher scheint, sollte man jetzt nichts konstruieren, sondern auf standortsan-gepasste Vielfalt hin arbeiten. Das heisst u.U. auch pflanzen. Aber die Eiche so sehr zu fördern, wie dies da und dort ge-macht wird, finde ich übertrieben. Denn sie ist bei uns nur an wenigen Stellen standortgerecht. Auf reichen Standorten ist sie so konkurrenzschwach, dass man (zu) viel für sie wird arbeiten müssen.»

Wild: «Übermässig viel Wild ist der grösste Feind des Dauerwaldes! Wenn jetzt auch noch der Hirsch kommt, sehe ich schwarz. Die Weisstanne wird, wie in den Gebirgswäldern zu beobachten ist, verschwinden. Das Thema macht mich rasend. Das Jagdsystem müsste verändert werden. Es ist pseudofeudalistisch: Die

Jäger machen im Einverständnis mit den Behörden, was sie wollen. Den Schaden tragen andere, nämlich die Waldeigentü-mer. Jagd und Eigentum gehören zusam-men!»

Douglasie: «Eine wunderbare Baum-art, die eingesprengt fast überall möglich ist. Sie ist vielleicht eine der Baumarten für den Klimawandel.»

Vollernter: «Es geht wohl nicht mehr ohne. Aber man muss so grosse, schwere Maschinen intelligent einsetzen. Befah-ren des Waldbodens ist immer schlecht, auch auf Rückegassen. Sie sollten auf der Waldstrasse bleiben. Der moderne Seil-kran wäre auch im Mittelland besser und mit den guten Erschliessungen technisch möglich. Die höheren Kosten müsste der Staat ausgleichen, das wäre möglicher-weise sogar sinnvoller als Pflegebei-träge.»

Neophyten: «Ein echtes Problem, das man viel ernsthafter angehen müsste. Das Asiatische Springkraut beispielsweise liesse sich mithilfe von Schulklassen gut bekämpfen (ausreissen). Den Japanischen Knöterich hingegen bringt man kaum mehr weg. Vielleicht wird dereinst eine Hormonbehandlung oder so was mög-lich? Die Kanadische Goldrute braucht viel Licht, im Dauerwald hat sie keine gros se Chance.»

Waldsterben: «War ein falscher Be-griff, aber er hat die Luftreinhaltung be-schleunigt. Der Weisstanne merkt man dies an, sie ist heute viel besser ‹zwäg›.»

Holzenergie: «Regional eine sehr gute Sache, man denke an die Buche. Für Dauerwald hat sich da ein idealer Absatz-kanal mit kurzen Wegen aufgetan. Vor allem in der Umstellungsphase braucht es oft Eingriffe mit Entrümpelungscharakter (Entnahme ‹schlechter› Bäume, = Durst-

strecke). Riesige Holzenergieanlagen sind wegen der Holztransporte wenig sinn-voll. Grundsatz: erst Nutzung als Werk-stoff – dann als Brennstoff.»

Laubholz: «Es ist ein Armutszeugnis, dass unsere Säger und Architekten mit Laubholz, z.B. Buche, nichts anzufangen wissen. Dabei ist es schöner und statisch doppelt so gut wie Nadelholz! Manche kennen offenbar nur die Fichte.»

Kostendruck in der Forstwirtschaft: «Das ist ein grosses Problem. Der Förster kommt in Versuchung, den Wald quali-tativ zu plündern, d.h., die wertvollen Stämme zu früh rauszuholen. Das merkt kein Mensch, auch nicht der Forstvorste-her der Gemeinde, der alle paar Jahre wechselt. Ausbaden werden den heimli-chen Raubbau die Nachfolger!»

Ansprüche der Gesellschaft: «Nur örtlich ein Problem. Die Waldbesucher kanalisieren und allenfalls «koppelweise» aussperren müsste genügen. Etwas Mühe habe ich mit den Bikern; die sind vom Typ her oft dreist.»

Biodiversität: «Manche behaupten, im Dauerwald wüchsen mit der Zeit nur noch Schattenbaumarten. Das stimmt so nicht. Viele Arten gedeihen hier sogar besser als im Hüst und Hott des schlag-weisen Hochwaldes. Die überhöhten Wildbestände nehmen entscheidenden Einfluss.»

Lothar: «Hat auch den Dauerwald nicht verschont. Aber da bereits Jung-wuchs vorhanden war, entstanden we-nigstens keine Kahlflächen. Mit Dauer-wald fängt man nie ganz bei Null an!»

Eschensterben: «Eine Katastrophe. Im Moment kann man kaum auf diese Baumart zählen. Aber ganz fallenlassen darf man sie dennoch nicht.»

R E G I O N E N

40 W A L D U N D H O L Z 1/14

Beide Basel

Fünf Jahre HeizkraftwerkFünf Jahre nach der Inbetriebnahme im November 2008 bestätigt sich: Die Energieproduktion aus heimischem Holz ist

wirtschaftlich. Dank stetiger Optimierung des Betriebes produziert die Anlage heute sogar mehr Energie als geplant.

Anstelle der vorgesehenen 180 000 Srm Hackschnitzel werden in der Anlage jähr-lich rund 196 000 Srm Holz aus regiona-len Wäldern in Wärme und Strom ver-wandelt. Der Kesselwirkungsgrad des Ofens liegt bei 91%, sodass aus dieser Holzmenge rund 133 Mio. kWh Wärme und 15 Mio. kWh Strom entstehen. Diese Energiemenge entspricht dem Jahreswär-meverbrauch von rund 6600 Haushalten und dem Stromverbrauch von rund 4300 Haushalten.

Florian Lüthy, Geschäftsführer der Holz-kraftwerk Basel AG und verantwortlich für den Betrieb der Anlage, ist stolz auf diese Leistung: «Mit unserer Lieferung in das IWB-Fernwärmenetz ersetzen wir eine Wärmeproduktion aus fossilen Ener-gieträgern. Das erspart der Atmosphäre rund 30 000  Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.»

Regionale Holzbeschaffung und verbesserte ÖkologieDen gesamten Brennstoff bezieht das Holz-kraftwerk von der Raurica Wald AG, die gemeinsam mit IWB und ebl das Ak tio na- riat der Holzkraftwerk Basel AG bildet. In dieser Gesellschaft haben sich regionale Waldbesitzer zusammen geschlos sen.

Über die Raurica vermarkten die Wald-besitzer ihr Holz minderer Qualität wie z.B. Krummholz oder Kronenmaterial für Energiegewinnung. Dies ermöglicht ihnen,

ihre Wald�ächen regelmässig zu bewirt-schaften.

Nach den fünf Jahren, die das Kraft-werk inzwischen in Betrieb ist, sind die positiven Effekte dieser regelmässigen Bewirtschaftung deutlich sichtbar: An vielen Orten in der ganzen Nordwest-schweiz sind ehemals dunkle, artenarme und damit für Schädlinge und Krankhei-ten anfällige Wälder licht, artenreich und gesünder geworden.

«Vor fünf Jahren musste sich das Forst-personal noch oft gegenüber Erholung-suchenden rechtfertigen», erklärt Mi-chael Tobler, Geschäftsführer der Raurica Wald AG. Heute dagegen sei den Men-schen bewusst, dass ein nachhaltig be-wirtschafteter Mischwald ökologisch wert-voller für P�anzen und Tierwelt ist als eine auf maximalen Stammholzertrag ge-trimmte Fichtenkultur.

Vereinzelt geäusserte Befürchtungen, der heimische Wald werde jetzt scho-nungslos zu Energieholz verarbeitet, ha-ben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: Noch immer werden die Wälder in der Region vorratsreicher. Die Holzmenge, die das Holzkraftwerk in fünf Jahren ge-nutzt hat, wächst in den Wäldern der Re-gion in zehn Monaten neu heran.

Natur und Wirtschaft pro�tierenNeben der Natur pro�tiert auch die Wirt-schaft vom Holzkraftwerk. Zum einen die

Waldwirtschaft: Der gleichmässige und kalkulierbare Holzbedarf des Kraftwerks sichert in der Region rund 350  Arbeits-plätze von Forstpersonal und Forstdienst-leistern. Diese ernten nicht nur Energie-holz, sie p�egen und sichern auch Waldstrassen und Erholungseinrichtun-gen. Ohne die regelmässigen Einnahmen aus dem Energieholzverkauf wären sol-che Arbeiten nicht möglich.

Andererseits pro�tiert der Aktionär IWB, und das nicht nur �nanziell: Da das Holzkraftwerk mit der Basler Kehrichtver-wertungsanlage den Standort sowie ei-nige Anlagen und Arbeitsplätze teilt, hat deren Betriebsmannschaft neue Aufga-ben bekommen  –  was ihre Position auf dem Arbeitsmarkt verbessert. Ausserdem bietet die Wärmeproduktion des Holz-kraftwerkes IWB eine gute Ausgangsba-sis dafür, sein Ziel zu erreichen, nämlich die Kunden vollständig mit Energie aus erneuerbaren Quellen zu versorgen.

Die Holzkraftwerk Basel  AG selbst ist �nanziell gesund. «Beim Strom pro�tie-ren wir natürlich von der kostendecken-den Einspeisevergütung des Bundes», erklärt Florian Lüthy. «Unsere Wärmepro-duktion ist sogar voll konkurrenzfähig gegenüber der IWB-Produktion in der Kehrichtverwertung und den mit Erdgas befeuerten Kraftwerken.»

So konnte Florian Lüthy auch damit beginnen, eine erste Tranche eines be-dingt rückzahlbaren Darlehens zu tilgen, welches das Stadtbasler Amt für Umwelt und Energie dem Unternehmen gewährt hatte. Florian Lüthy ist sich sicher: «Heute würde auch jede Bank ein solches Kraft-werk �nanzieren.»

Holzkraftwerk AG Basel

Holzheizkraftwerk der Holzkraft AG Basel

W A L D U N D H O L Z 1/14 41

R E G I O N E N

42 W A L D U N D H O L Z 1/14

Kanton Bern

«Mein Wald-Schuljahr 2013/14»Im Mai 2013 erhalten alle Lehrer der 1. und 2. Primarklassen eine E-Mail von Education 21, mit der Einladung, sich

für ein «Wald-Schuljahr» zu bewerben. Sponsoren dieses Projektes sind der WWF, Silviva und die Gemeinde Sonvillier.

Damaris Chopard, Lehrerin an der Primarschule von Sonvillier, berichtet über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

Zehn Plätze sind zu haben. Ohne lange zu überlegen, bewerbe ich mich noch an dem Tag, an dem ich die E-Mail erhalten habe. Für mich ist das der Beginn eines neuen Abenteuers ausserhalb der Mau-ern unseres Schulzimmers und ausser-halb der immer starreren Vorschriften unseres Bildungswesens. Ja, ich glaube Schüler lernen im Freien mehr als einge-sperrt in einem Zimmer.

Dann die Nachricht: Meine beiden Klassen sind zusammen mit einer ande-ren Gruppe aus St-Imier für das Projekt ausgewählt.

So funktioniert die «Schule im Wald»•Die Klassen 1–2 H begeben sich einmal

pro Woche oder alle zwei Wochen einen halben Tag lang in einen Wald in der Nähe ihrer Schule.

•Ein fachkundiger Betreuer unterstützt den Lehrer bei der Kommunikation mit den für den Wald zuständigen Behör-den. Er steht dem Lehrer auch während der Kurse zur Seite. Lehrer und Be-treuer arbeiten im Duo.

•Während eines Jahres werden die Leh-rer von professionellen Umweltpäda-gogen der Silviva (www.silviva.ch) an

Entstehung der «Schule im Wald»Das Konzept «Schule im Wald» gibt es in der Romandie schon seit mehreren Jah-ren. Die Idee ist die, dass eine Schul-klasse einmal in der Woche in den Wald geht, um dort die Natur zu erleben. Ur-sprünglich hatte der WWF Tessin, in Partnerschaft mit dem Centro Natura Vallemaggia, 2010 ein Pilotprojekt mit zehn Schülern aus zwei Primarschulklas-sen (1–2  P  HarmoS) gestartet und das Projekt auch fachlich und logistisch un-terstützt. Der Unterricht im Wald war ein grosser Erfolg, sowohl aus Sicht der Schüler als auch aus der der Lehrer, der Gemeinden und aus der der Eltern. Auf der Grundlage dieser Erfahrung bieten die Organisatoren das Projekt heute auch in der Romandie an.

einer pädagogischen Hochschule aus-gebildet. Dank dieser Schulung können die Lehrer das Projekt selbstständig lei-ten.

•Finanziert wird das Projekt vom WWF Schweiz, den beteiligten Schulen, von den Gemeinden oder Schulräten sowie von Education 21 (www.educ-envir.ch).

•Der WWF Schweiz beaufsichtigt das Projekt zusammen mit Silviva.

Ziele der «Schule im Wald»Lehrer und Schüler sollen ein Lernprojekt in Verbindung mit der Natur erarbeiten und dadurch eine enge Verbindung zum Naturraum Wald entwickeln. Sie sollen den Wald entdecken und erforschen. Nur wer die Natur kennt, lernt sie schätzen und respektieren, heisst das Credo.

Wenngleich die Schule im Wald die Vorgaben des Plan d’Etudes Romand um-setzen soll, sollen die Schüler nicht in ers-ter Linie Wissen anhäufen, sondern die Natur spielerisch erleben. In diesem Sinne gibt das Projekt den Lehrern pädagogi-sche «Werkzeuge» in die Hand, das Na-turerlebnis der Kinder zu fördern und so ihren Unterricht ausserhalb des Klassen-zimmers erfolgreich zu gestalten.

Bau des Wald-KlassenzimmersIm Juli 2013 beginnen wir mit der Suche nach einem geeigneten Ort für unsere Waldschule und nehmen auch Kontakt zu den zuständigen Behörden auf. Der Revierförster Pierre-Yves Vuilleumier hilft uns dabei.

Unterstützt von den Eltern und ande-ren Helfern bauen wir am 21.  Septem - ber unser Wald-Klassenzimmer. Am 16. No-vember weihten wir es ein.

Unser Wald-Klassenzimmer ist eine kreisförmige Einfriedung aus Zweigge-�echt, welches von zwei in konzentri-schen Kreisen angeordneten Pfahlreihen gestützt wird.

Ein Erwachsener überragt die Mauer und kann «ins Freie» sehen. Den Kindern vermittelt das Wald-Klassenzimmer aber den Eindruck, sich in einem abgeschlos-senen Raum aufzuhalten.

In der Mitte des Wald-Klassenzimmers haben wir eine Feuerstelle eingerichtet. Dort können wir kochen oder uns auf-wärmen. An der Windschutzwand der Feuerstelle steht eine kleine Bank, auf die man sitzen kann, um das Feuer in Gang zu halten oder eben um sich aufzuwä-men.

Das Wald-Klassenzimmer ist das Zent-rum aller unserer Aktivitäten im Wald. Es ist Anlauf- und Zu�uchtsstelle, ein Ort an dem man sich geborgen fühlt.

Positive ErfahrungWenn wir in den Wald gehen, befolgen wir zwei Rituale: Als Erstes bitten wir um Einlass in den Wald. Wir haben dazu einen alten Baum als Torhüter des Waldes ausgewählt. Jeder Schüler legt seine Hand an die Rinde dieses Baumes, be-grüsst den Baum und bittet ihn um Ein-lass in den Wald. Das zweite Ritual be-steht aus einem Lied, das wir auf dem Weg zu unserem Wald-Klassenzimmer singen.

Seinen Platz �nden, wissen, wie man die Toiletten benutzt, Feuer machen, wis-sen, dass man nicht mit Steinen und Holzstöcken werfen darf, kochen, malen, das sind einige der unzähligen Dinge, welche die Schüler im Wald lernen.

Bislang kommt das Projekt bei allen gut an, und wir freuen uns jedes Mal, wenn wir in den Wald gehen und Neues entdecken können.

Damaris Chopard

Die Einfriedung des Wald-Klassenzimmers aus Zweigge�echt und Pfählen

Foto

: F. G

ilard

i

W A L D U N D H O L Z 1/14 43

D I E S E I T E N D E S W V S

Branchenpolitik

Gedanken zum JahreswechselDas Jahr 2013 war von einigen wichtigen wald- und holzpolitischen Geschäf-

ten geprägt, die uns auch 2014 und darüber hinaus weiter beschäftigen.

Drei davon sind für die Schweizer Waldeigentümer von besonderer Relevanz.

Die Vernehmlassung zur Revision des Waldgesetzes haben wir zusammen mit unseren Mitgliederverbänden intensiv besprochen und eine umfangreiche, kon-solidierte Stellungnahme eingereicht. Es wird sich 2014 weisen, was der Bund da-raus zu machen gedenkt und was die parlamentarische Beratung ergibt.

Zu unseren Hauptforderungen gehört, dass Erträge aus den CO2-relevanten Leis-tungen des Waldes den Waldeigentü-mern zugutekommen und dass Erschlies-sungen auch ausserhalb des Schutzwaldes wieder zur Bundesaufgabe werden. Bei den CO2-Erträgen wird es, auch in Ab-hängigkeit der mutmasslichen Geldmen-gen, darum gehen, zusammen mit dem Bund zweckmässige, kostengünstige Rück-erstattungssysteme zu entwickeln, die dem Waldeigentümer ein Höchstmass an Ge-samtnutzen bringen.

Das Thema Walderschliessungen hat verschiedene, teils heftige und polemi-sche Reaktionen ausgelöst; viele davon scheinen auf merkwürdigen Interpreta-tionen zu beruhen, oder sie blenden wich-tige Gesamtzusammenhänge aus. Fakt ist, dass die Waldpolitik 2020 und die Ressourcenpolitik des Bundes die nach-haltige Holznutzung erhöhen wollen. Fakt sind auch weitere zentrale gesell-schaftliche Anliegen wie der Atomaus-stieg, die Reduktion fossiler Energieträ-ger, die 2000-Watt-Gesellschaft oder regionale Stoffkreisläufe.

Massvolle WalderschliessungEine intensivere Waldbewirtschaftung soll auf anerkannt umweltschonender schwei-zerischer Waldnutzungskultur basieren. Mit vermehrter Nutzung und Verwen-dung von einheimischem Holz lassen sich gesamtökologisch wichtige Zielsetzun-gen erreichen: verjüngte, klimaange-passte Wälder, Biodiversitätsförderung, energieeffiziente Gebäude, Ersatz fossiler Energien, Reduktion von Holzimporten aus Ländern mit tieferen Umweltstan-dards und andere mehr. Ohne eine genü-gende Basiserschliessung und integral darauf abgestimmte Holzerntesysteme wird es aber nicht gelingen, die postu-lierte, konstante Mehrnutzung zu errei-

chen. Wir sind darum der Ansicht, dass Walderschliessung konsequenterweise wie der zur Bundesaufgabe werden muss, weil ansonsten die genannten Bundes-ziele zur reinen Theorieübung zu verkom-men drohen.

Wir werden intensiv aufzeigen müs-sen, dass bei Erfüllung unserer Forderung nicht plötzlich «der grosse Strassenbau» in die hinterste Ecke jedes Waldes los-geht, wie das von verschiedenen Um-weltorganisationen in völlig verzerrender Art heraufbeschworen wird. Kein Waldei-gentümer wird einfach nur aus purer Lust Strassen bauen, wenn sie nicht wirklich nötig sind, denn es verbleiben ihm ja stets ein beträchtlicher Baukostenanteil sowie Folgekosten für den Unterhalt. Es geht primär um den Werterhalt und den Ausbau der bestehenden Strassenanla-gen. Das bedeutet in erster Linie Verstär-kungen des Oberbaus, stellenweise ge-ringfügige Verbreitungen zur Anpassung an heutige Lastwagenbreiten und den Bau zusätzlicher Lagerplätze, Wendeplätze und Seilkranstandorte. Neubauten wer-den in der Regel bloss einzelne kürzere Stichstrecken sein, etwa als berg- oder

talseitige Basiserschliessung für Seilkran-nutzungen in vorratsreichen Nadelholz-wäldern. Unsere Erschliessungsvorstel-lungen sind somit äusserst massvoll und auf das Nötige beschränkt, und auch aus Naturschutzsicht absolut vertretbar.

Ein weiteres wichtiges Geschäft mit teils grossen Auswirkungen auf die Wald-wirtschaft war und ist die Biodiversitäts-strategie des Bundes, die im November 2014 mit einem entsprechenden Bundes-ratsbeschluss zu einem Aktionsplan kon-kretisiert werden soll.

Biodiversitätsförderung ist nicht gratisWaldwirtschaft Schweiz und verschie-dene Mitgliederverbände haben an etli-chen Sitzungen und Workshops teilge-nommen und wichtige Grundforderungen vertreten. Oft war festzustellen, dass Wald als rein öffentliches, sozusagen «herrenloses» Gut betrachtet wird; Wald-eigentümer als Grundbesitzer – und damit zentrale Akteure – werden schlicht vergessen, oder bewusst ausgeblendet. Hier mussten und konnten wir gewisse Verbesserungen erzielen: Waldeigentü-mer dürfen in der Biodiversitätsdiskussion nicht einfach als «ein Akteur neben vie-len anderen» betrachtet werden, son-dern sie müssen im Mittelpunkt stehen. Wir mussten auch immer wieder darauf hinweisen, dass rund 60% der Schweizer Waldfläche im Eigentum von Privaten und Körperschaften stehen, die keine Steuererträge einziehen können. Somit können Mehrleistungen oder Nutzungs-einschränkungen zugunsten der Biodi-versitätsförderung nicht mehr länger ein-fach «gratis» in Form von gesetzlichen Verschärfungen erbracht werden. Biodi-versitätsleistungen der Waldeigentümer sollen als vermarktbare Waldleistungen betrachtet werden, sie sind auf Basis von freiwilligen Leistungsvereinbarungen zwischen Besteller und Waldeigentümer zu erbringen und zu fairen Ansätzen zu bezahlen. Das geschieht bereits heute in vielen Beispielen in bester Weise und ga-rantiert durch die lokale, angepasste Ver-ankerung die nachhaltige Sicherstellung von Biodiversitätszielen optimal. Die Holzproduktionsfunktion des Waldes und weitere Waldfunktionen müssen auch weiterhin gewährleistet sein, und der Bund und die Kantone müssen versu-chen, die aus unserer Sicht vielfältigen Synergien zwischen Holznutzung und den Biodiversitätszielen aktiv zu suchen und hervorzuheben.

Die vermehrte Nutzung von Schweizer Holz und verbesserte Absatzmöglichkei-

Markus Brunner, Direktor von Waldwirt-schaft Schweiz

44 W A L D U N D H O L Z 1/14

D I E S E I T E N D E S W V S

ten für einheimisches Laubholz waren 2013 Schwerpunktanliegen, und sie wer-den es auf lange Sicht sein. Wir dürfen an dieser Stelle auf eine erfreuliche Zusam-menarbeit mit wichtigen Partnern hin-weisen: Forstunternehmer und Säger.

Beim Herkunftszeichen Schweizer Holz wurde das kostenlose Promotionspaket «Wald» über 300 Mal verschickt, und viele Forstbetriebe nutzen es intensiv. 2013–2014 wird ein vergleichbares Werbemittelsortiment für Sägereien und Holz industrieunternehmen entwickelt und vertrieben. Zusätzlich können wir die per-sonellen Ressourcen verstärken: Ab An-fang 2014 wird ein sogenannter «Promo-tor» in der ganzen Schweiz unterwegs sein und potenzielle Nutzer von Schwei-zer Holz beraten. Dabei werden Architek-ten, Planer, Investoren, öffentliche Bau-herrschaften, Holzhändler, Holzbauer und Schreinereien besucht.

Noch unbefriedigend ist die Situation im Bereich des öffentlichen Beschaf-fungswesens. Die gesetzlichen Grundla-gen der öffentlichen Haushalte und die GATT-WTO-Vorgaben erlauben bei ge-nauer Betrachtung beträchtlichen Spiel-raum für die Gestaltung der Ausschrei-bungsunterlagen, der Vergabekriterien und der Faktorengewichtung. Bloss: «Man» muss diese Spielräume nutzen! Die Pro-duktionsbedingungen am Herstellungs-ort oder Ökobilanzfaktoren für Transport und Produktion ermöglichten es etwa der Stadt Bern bei einem Grossauftrag, auf völlig legale Art einheimische Pflaster-steine gegen billigere Importe aus Asien zu bevorzugen. Warum geht das nicht auch bei Holzbeschaffungen? Da werden wir weiterhin intensiv Druck aufsetzen müssen, politisch und medial.

«Wer Laubwald will, muss einheimi-sches Laubholz kaufen», lautete die Bot-schaft an unsere DV 2013. Umso unver-ständlicher ist es, wenn unsere nationale SBB und viele andere öffentliche Bahnen vermehrt Betonschwellen kaufen, wäh-rend der Bund mehr Laubwald fordert. Die Bundesforderung nach vermehrter Kaskadennutzung von Holz – übrigens

auch ein Anliegen der EU-Kommission – wird angesichts solcher und anderer Praktiken zur Farce, wenn immer mehr sägefähige Buchen- und Eichenstämme aus Marktgründen direkt in den Ofen wandern. Erfreulicherweise bahnen sich interessante Projekte im Bereich von Laubholzprodukten und der Laubholzver-arbeitung an, und es gilt nun auch sei-tens der öffentlichen Hand, hier Zeichen zu setzen, sei es durch Fördermassnah-men bei Entwicklungen oder durch die Beschaffung von traditionellen und neu-artigen Laubholzprodukten. Für den öko-

nomischen Markterfolg wird es dabei entscheidend sein, dass in der Herstel-lung aufwendigere Laubholzprodukte echte Mehrwerte gegenüber dem Nadel-holz bieten: schlankere Querschnitte bei Stützen oder Decken, härtere Oberflä-chen oder ästhetische Qualitäten. Wir hoffen, hier die sich bietenden Chancen zum Wohl der Waldeigentümer aufzei-gen zu können.

Markus Brunner, Direktor Waldwirtschaft Schweiz

auch auf www.waldundholz.ch und www.wvs.ch

Wald und Holz Nachrichten

W A L D U N D H O L Z 1/14 45

A U S L E S E

NEUERSCHEINUNGEN AGENDA

15.–18. Januar 2014, Graz4. Mitteleuropäische Biomas-sekonferenz – CEBCwww.cebc.at

17. Januar 2014, BernSWIFCOB – «Biodiversität und Wirtschaft: Vielfalt zahlt sich aus»www.biodiversity.ch

20. Januar 2014, ZürichMontagskolloquium: Neobiota in der Schweizwww.ites.ethz.ch

21.–25. Januar 2014, Baselswissbauwww.swissbau.ch

4. Februar 2014, DE-FreiburgFVA-Kolloquium: Gewichtsver-messung von Laubbrennholz/Waldstrukturen aus digitalen Luftbildernwww.fva-bw.de

7. Februar 2014, BaselNaturschutz in und um Baselwww.conservation.unibas.ch

12. Februar 2014, GenfPace 14 – Symposium für Pflan-zen- und Tierschutzbiologiehttp://pace14.squarespace.com/

13.–16. Februar 2014, Bern11. Internationale Ausstellung Fischen Jagen Schiessenwww.fischen-jagen-schiessen.ch

18. Februar 2014, ZürichOptimierung der Erschlies-sung mit mathematischen Methoden und digitalen Geländemodellenwww.fowala.ch

20. Februar 2014, Au3. Wädenswiler Pärketag –  Destination Schweizer Pärke – Besucherinteressen wecken, halten und steigernwww.zhaw.ch

21. Februar 2014eco.naturkongress 2014www.eco-naturkongress.ch

12.–14. März 2014, SalzburgKongressmesse für alpine Lebensraumsicherungwww.messezentrum-salzburg.at

2.–4. April 2014, DE-FreisingInternational Conference – Forest Change 2014www.fchange2014.wzw.tum.de

11.–13. April 2014, DE-OffenburgFORSTlive 2014www.forst-live.de

6.–8. Mai 2014, DE-AugsburgDeutsche Baumpflege-tage 2014www.forum-baumpflege.de

3.–7. Juni 2014, LausanneInternational Conference on Urban Forestry (EFUF) – Crossing Boundaries: Urban Forests – Green Citieswww.efuf2014.org

16.–20. Juli 2014, MünchenINTERFORST 2014www.interforst.com

24.–28. August 2014, Davos5th International Disaster and Risk Conference IDRChttp://idrec.info

Heute noch bedeutend

Julius Theodor Christian Ratzeburg (1801–1871), Professor an der Preussischen Forstakademie Ebers-walde, hat durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Forstentomolo-gie Weltruhm erlangt. 1869 been-dete Ratzeburg seine Lehr- und Forschungstätigkeit in Eberswalde und zog in seine Geburtsstadt Ber-lin zurück.

Dort machte er sich an ein neues Projekt, ein Lexikon von forstlichen und naturwissenschaftlichen Schriftstellern. Das Lexikon gilt heute noch als Quelle für Biogra-fen, Forsthistoriker und Naturfor-

Waldeigentum aus Sicht eines Praktikers

Der ehemalige Geschäftsführer (1989–2002) der Arbeitsgemein-schaft Deutscher Waldbesitzerver-bände, Karl Giesen, liefert in sei-nem 2013 erschienenen Büchlein «Kleine Geschichte des Waldeigen-tums» eine komprimierte Darstel-lung der forstwirtschaftlichen Ent-wicklung von 1919 bis 2002 und der bewegten Geschichte der deutschen Waldbesitzerverbände.Karl Giesens geschichtlicher Über-blick stützt sich auf historische Quellen und eigene Erfahrungen. Deswegen betont er auch in sei-

scher. Letzten Herbst ist ein Re-print im Verlag Kessel erschienen.

ISBN 978-3-941300-81-1

nem Vorwort, «weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Ob-jektivität» zu erheben.

Dennoch bietet die Darstellung einen fundierten Überblick über die Waldentwicklung in Deutsch-land, in Europa und auf der gan-zen Welt. Gleichzeitig gewährt sie Einblicke in politische Kräftever-hältnisse sowie in die Interessen verschiedener Akteure und erklärt daran die Entstehung wichtiger Waldgesetze, Fördermassnahmen oder Steuern.

Karl Giesen erwähnt dabei den Verwaltungsaufwand, der mit ver-schiedenen Reglementierungen einhergeht, kritisiert die Verstaatli-chung der Waldwirtschaft sowie kurzsichtige und oft populistische Gesetzgebungen, welche die auf lange Umtriebszeiten angelegte Waldwirtschaft konterkarieren.

Jedes Kapitel offenbart die Sicht des des Autors auf das forstpoliti-sche Geschehen: Forstpolitik ist Eigentumspolitik.

ISBN 978-3-941300-74-3

VERANSTALTUNGEN

Infotag an der HAFL

Die HAFL, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissen-schaften der Berner Fachhoch-schule, führt am Samstag, 18. Ja-nuar 2014, einen Infotag durch.Interessierte können sich vertieft über das Studienangebot und die HAFL informieren und dabei auch den neuen Campus in Augen-schein nehmen. Als Spezialevent

bieten die Forstwissenschaften eine Exkursion zur Holzernte mitHarvester und Forwarder.Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung nötig. Das Online-formular, ein detailliertes Pro-gramm und einen Anfahrtsplan finden sich auf:www.hafl.bfh.ch (Veranstaltungen)

46 W A L D U N D H O L Z 1/14

A U S L E S E

Agroforstsysteme (AFS) vereinen land- und forstwirtschaftliche Pro-duktion auf ein und derselben Flä-che in einem mehr oder weniger engen Nebeneinander und zeitli-chen Nacheinander. Traditionelle AFS sind z.B. Streuobstwiesen und Holzwiesen.

In neuartigen AFS wird Wertholz-produktion, möglichst in Furnier-holzqualität, mit Ackerbau, Futter-

FIRMENNACHRICHTEN

NEUERSCHEINUNGEN

Bewertung von Agroforstsystemen

wirtschaft oder mit Beerenobstproduktion kombiniert.

Die Professuren für Waldwachstum und Landespflege der Albert-Lud-wigs-Universität Freiburg forschten gemeinsam mit dem Landwirt-schaftlichen Technologiezentrum Augustenberg zu verschiedenen Fragen einer modernen Agroforst-wirtschaft. Untersucht wurden die Wirkungen auf Bodenerosion, Kombinationen von Kulturen, Naturschutzleistun-gen, die Optimierung der Wert-holzproduktion, die Einstellung von Landnutzern und die ökono-mische Machbarkeit.

Die Erkenntnisse aus dem For-schungsprojekt werden nun im Band 61 von «Culterra» vorge-stellt, der Schriftenreihe der Pro-fessur für Landespflege der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

www.landespflege-freiburg.deISBN 978-3-933390-49-3

Kinderbuch zum Wald

Holzschnitzel-Feuerungsanlage HU 50

HU 50 ist eine Unterschubfeue-rungsanlage 100% Swiss made: Sie ist in der Schweiz entwickelt worden und wird in der Schweiz hergestellt.

Der Kessel schafft eine Leistung von 15–48 kW, je nach Schnitzel-qualität, wobei der Wassergehalt bei maximal 48% liegen darf. Je nach Wärmebedarf sind gleitende Leistungen zwischen 30% und 100% möglich.

Brennkammer und Feuermulde sind aus Feuerbeton hergestellt, und der Kessel zeichnet sich durch grosse Brennstofftoleranz aus.

Die Brennstoffzufuhr erfolgt mit-tels Transportschnecke mit automa-tischer Reversierung. Fallschacht

und Stockerschne-cke sind mit vierfa-cher Rückbrandsi-cherung versehen, mit einem thermi-schen Rückbrand-ventil, einer Fall-stufe, einem Thermostat im Fall-schacht und einer stromlos schliess-baren Fallschacht-klappe. Zudem befindet sich eine Lichtschranke im Fallschacht.

Die Anlage ist sehr bedienungs-, reinigungs- und wartungsfreund-lich, u.a. dank automatischer An-zündevorrichtung, automatisch pneumatischer Abreinigung und Brennraumentaschung. Der Aschebehälter fasst 25 Liter.

Der Abgasausstoss der Anlage liegt gemäss Typenprüfung 2007 weit unter den Grenzwerten.

Holz-, Energie- und Feuerungs-anlagen Service HEFASSchwandacher6182 EscholzmattT: 041 486 23 [email protected]

Die wichtigsten europäischen Wald- und Holzwirtschaftsver-bände haben zur zur europäischen Waldwoche gemeinsam ein Kin-derbüchlein in limitierter Auflage herausgegeben. Das Büchlein er-klärt die Zusammenhänge nach-haltiger Waldbewirtschaftung. Das Buch ist erhältliche bei Eusta-for – European State Forest Asso-ciation AISBL.

www.eustafor.eu

Die Feuerungsanlage HU 50 von HEFAS GmbH

IMPRESSUM

95. JahrgangISSN 1423-2456

WALD und HOLZ – Zeitschrift für Wald, Waldwirtschaft, Holzmarkt und Holzverwendung. Erscheint 12-mal im JahrTotal verkaufte Auflage (WEMF/SW-beglaubigt 2013): 6855 Expl. Druckauflage: 7742 Expl.

WALD und HOLZ trägt das Gütesiegel der Fach- und Spezialpresse. DieseAuszeichnung vergibt der Verband SCHWEIZER PRESSE.

Herausgeber

Waldwirtschaft Schweiz

Max Binder, PräsidentMarkus Brunner, Direktor

Verlag und Redaktion

WALD und HOLZ Rosenweg 14 4501 Solothurn Telefon 032 625 88 00Fax 032 625 88 [email protected] www.waldundholz.ch

Urs Wehrli (uw), Verlagsleiter

Walter Tschannen (wt),Redaktionsleiter

Ferdinand Oberer (fo),Redaktor

Annemarie Tuma (at)

Abdruck oder anderweitige Verbreitung des Inhaltes (z.B. über Internet) nach Genehmigung durch die Redaktion unter Quellenangabe gestattet. Beleg-exemplare erwünscht. Für unverlangt eingegangene Beiträge wird jede Haftung abgelehnt.

Anzeigenmarketing

Annoncen Agentur Biel AGLängfeldweg 1352501 Biel/BienneTelefon: +41 32 344 82 95Fax: +41 32 344 83 [email protected]

Abonnementspreise

Jahresabonnement(12 Ausgaben): Fr.  98.–Ausland: Fr. 130.–/EUR 105,–Lehrlinge, Studenten und AHV-Rentner: Fr.  68.–(nur gegen gültige Bescheinigung)Einzelnummer: Fr.  10.–

Druck:Stämpfli Publikationen AG, Bern

WALDU N D

HOLZ