32
Ausgabe 1 / Sommer 2018 Ein Magazin des Pastoralen Raumes Brakeler Land 125 Jahre Kindergarten auf der Brede Von der Kinderbewahranstalt zum Familienzentrum

125 Jahre Kindergarten auf der Brede Von der ... · Das Schlimmste, was wir uns antun können, ist, uns selber gegenüber zu streng zu sein. Um uns allerdings nicht zu unterfordern

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Ausgabe 1 / Sommer 2018

Ein Magazin des Pastoralen Raumes Brakeler Land

125 Jahre Kindergarten auf der Brede

Von der Kinderbewahranstalt zum Familienzentrum

16 Caritas GL

HEW – Läutetechnik 125 Jahre auf hohem Niveau. Ausgereifte Antriebstechnik für den einwandfreienBetrieb von Geläut und Turmuhren – das ist unserSpezialgebiet seit über 125 Jahren. HEW ist Ihr kompetenter Partner rund um die Uhr: • Mechanische und elektronische

Läutemaschinentechnik • Zifferblätter und Zeiger • Klöppel • Holzjoche • Glockenstühle aus Holz • bundesweit mit 20 Servicetechnikern

präsent

Wenn man einenFinanzpartner hat,der von Anfang bisEigentum an alles denkt.

Mehr Infos in IhrerSparkassenfiliale oder unter sparkasse-hoexter.de

Wohlfühlen isteinfach.

zahnarzt christian w. fehr

im herzen von brakelZahnarztpraxis Christian W. Fehr • Am Thy 8 • 33034 Brakel • Telefon: (05272) 82 30

Schöne Zähne

zahnarzt christian w. fehr

im herzen von brakelZahnarztpraxis Christian W. Fehr • Am Thy 8 • 33034 Brakel • Telefon: (05272) 82 30

Im Herzen von Brakel

zaHnarztpraxIs CHrIstIan W. FeHr

am tHy 8 · 33034 Brakel

teleFon: 05272/8230

33

Liebe Leserinnen und Leser,

nun liegt Ihnen die zweite Ausgabe des katholischen Kirchenmagazins im Pastora-len Raum Brakeler Land „Geh mit!“ vor. Auch in dieser Ausgabe werden wieder die Besonderheiten aus unseren Gemeinden vorgestellt. Viel Spaß beim Lesen dieser zweiten Ausgabe!

Liebe Schwestern und Brüder,

„Ich möchte längst schon weiter sein! – Ich bin immer noch am selben Punkt in mei-ner Entwicklung. – Ich möchte mein Leben endlich im Griff haben.“

Sätze, die mir in meiner seelsorglichen Begleitung immer wieder begegnen. Sie spre-chen von der Sehnsucht, dass sich mein Leben verwandle, dass ich reife und wach-se. Diese Sehnsucht gilt es wach zu halten; doch dabei besteht manchmal die Gefahr, dass ich mir und anderen die nötige Zeit dazu nicht zugestehen will.

Vor diesem Hintergrund gewinnt für mich das Jesuswort „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineingelangen“ eine ganz andere Bedeutung. Wenn wir den Weg in die Tiefe wagen, unserer persönlichen Geschichte gerecht wer-den, unsere Schattenseiten annehmen, können wir dies nur in kleinen Schritten tun. Damit Lebensworte in uns Fleisch werden, brauchen wir viel Geduld mit uns selbst. Das Schlimmste, was wir uns antun können, ist, uns selber gegenüber zu streng zu sein. Um uns allerdings nicht zu unterfordern und uns fatalistisch abzufinden mit unserer Situation, kann uns das Wort Jesu helfen, dass wir Kinder bleiben dürfen. Ich sehe darin den Zuspruch, vor allen Ansprüchen immer wieder ganz klein anfangen zu können. In jeder Lebenslage, auch im hohen Alter, brauche ich diese Zuversicht, verwandelt zu werden. Denn bei Gott zählt nicht, was wir waren, sondern was wir jetzt sind. Ich darf und kann jeden Tag neu anfangen, als wäre es mein erster Tag.

Alles Gute, Gottes Segen für Sie und Ihre Familien.Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Ihnen eine schöne Sommerzeit und gute Erholung in den Ferien und im Urlaub.

Herzliche Grüße,

Ihr

Wilhelm KochLeiter des Pastoralen Raumes Brakeler Land

4

Johann Georg Rudolphi war der bedeutendste Maler des Barocks im Hochstift Paderborn. Werke des 1633 in Brakel geborenen Künstlers prägen noch heute zahlreiche Kirchen im Paderborner Land. Herausragend sind die beidseitig bemalten Orgelflügel in der Brakeler Pfarrkirche St. Michael, die in geöff-netem Zustand die Verkündigung Mariens und die Anbetung durch die Hirten zeigen, im geschlossenen die vier Evangelis-ten. Das hier abgebildete Werk hängt in der Franziskanerkirche Paderborn. Johann Georg Rudolphi wurde nach seinem Tod am 30. April 1693 in Brakel beigesetzt. Vor seiner Grabplatte an der Treppe zum Kirchplatz von St. Michael legten Pfarrer Willi Koch und Bürgermeister Hermann Temme in Erinnerung an den 325. Todestag des Künstlers einen Kranz nieder.

5

Inhalt

Editorial von Pfarrer Wilhelm Koch ... 3

Geh mit – „Die Beweinung Christi“ von Johann Georg Rudolphi zum 325. Todestag des Malers ... 4

Termine und Kontakte ... 30

Kreuzworträtsel ... 31

ImpressumHerausgeber: Pfarrer Wilhelm Koch Leiter des Pastoralen Raumes BrakelKirchplatz 8, 33034 BrakelTel.: 05272/5483, [email protected], Fotos, Redaktion und Gestaltung: Pressebüro Karl-Martin Flüter* Tel. 05251/8791900; [email protected] (*wenn nicht anders gekennzeichnet)

Anzeigen: Norbert Struck, 05257/9368341Verlag und Druck: Bonifatius GmbH Objektleitung: Astrid Rohde, Tel. 05251/153222Die Erstellung dieses Magazins erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Pastoralen Raum Brakeler Land sowie „Der Dom“, Kirchenzeitung des Erzbistums Paderborn.

Gemeinschaft ist das WichtigsteVon 1971 bis 2017 war Jutta Vogt Mitglied des Pfarrgemeinderates in Riesel. Dafür erhielt sie das das Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“. Wir haben mit ihr darüber geredet, wie es ist, wenn die Kirche für das ganze Dorf da ist. ... 17

Wenn im Alter die Knochen brechen Ältere Menschen sind besonders häufig von Unfällen mit Knochenbrüchen betroffen. Frank Blömker, Chefarzt der Unfallchirurgie im St. Vincenz Hospital, hat deshalb die Behandlung von Senioren nach einem Unfall zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht. ... 22Außerdem: Was wirklich zählt. Arbeit in der Intensivpflege ... 28

125 Jahre Kindergarten im Kloster auf der BredeVor 125 Jahren gründeten die Armen Schulschwestern den Kindergarten auf der Brede. „Kinder sind der Augapfel Gottes“ hat die Ordensgründerin Mutter Theresia gesagt. Entsprechend achtsam solle man mit den Kinder umgehen.

Der Kloster-Kindergarten ... 8Die Geschichte des Kindergartens auf der Brede ... 14

Schlauns erstes MeisterwerkDie Kapuzinerkirche wird 300 Jahre alt. Sie ist ein Frühwerk des großen Baumeisters Johann Conrad Schlaun. ... 20

Neun Wochen im Zeichen der heiligen AnnaDer Annentag, Höhepunkt des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens in Brakel, beginnt schon neun Wochen vor dem eigentlichen Fest Anfang August. Ab Anfang Juni finden die „Novenen“ in der Annenkapelle statt. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. ... 6

6

Auf die 9. Novene folgt am Donnerstag vor dem Annen-Wochenende ein ökumenischer Bittgang zur Kapelle. (Foto rechts) An der Annenkapelle kann Pfarrer Wilhelm Koch an diesem Tag viele Gläubige verschiedener Konfessionen und Religionen begrüßen.

7

Neun Wochen im Zeichen der heiligen Anna

Novenen 2018Das Programm vom 5. Juni bis 2. August

Die Gottesdienste beginnen um 19.30 Uhr an der Wallfahrtskapelle Dienstag, 5. Juni 1. Novene – Gebet für alle Kirchengemeinden

Dienstag, 12. Juni 2. Novene – Gebet für unsere Kinder und Jugendlichen

Dienstag, 19. Juni 3. Novene –Gebet für unsere Kranken

Dienstag, 26. Juni 4. Novene – Gebet für unsere Familien

Dienstag, 3. Juli 5. Novene – Gebet für die Einheit im Glauben

Dienstag, 10. Juli6. Novene – Gebet für die Priester und Ordensgemeinschaften und um neue Berufungen

Dienstag, 17. Juli7. Novene – Gebet für alle Menschen in den Kriegs- und Katastro-phengebieten dieser Welt

Dienstag, 24. Juli8. Novene – Gebet für den Frieden in der Welt

Dienstag, 31. Juli9. Novene – Gebet für die Verstorbenen

Donnerstag, 2. AugustÖkumenischer Bittgang zur Annenkapelle19.30 Uhr Treffpunkt Bildstock Ecke Nieheimer Str./Rudolphistraße

Annentag am Sonntag, 5. August 20189.00 Uhr Treffpunkt an der Pfarrkirche St. Michael, anschließend große Stadtprozession zur Annenkapelle9.30 Uhr Festamt an der Annenkapelle, anschließend Prozession zurück zur Pfarrkirche, danach Ausklang im Pfarrgarten mit der Stadtkapelle Brakel

Dienstag, 7. August, 19.30 Uhr Dankgottesdienst (anschließend gemütliches Beisammensein)

Der Annentag wird 2018 wie in jedem Jahr Höhepunkt des gesellschaftlichen, kulturellen und kirchenlichen Lebens in Brakel sein. Anders als man annehmen könnte, dauert das Fest der heiligen Anna nicht vier Tage, vom ersten Freitag im August bis zum darauffolgenden Montag. Eigentlich beginnt alles schon neun Wochen vorher, Anfang Juni, mit der ersten von neun Novenen. Novene leitet sich ab von dem lateinischen Wort „novem“ – „neun“. In der katholischen Kirche ist die Novene eine liturgische Form, bei der Gebete, Andachten oder Gottesdienste in einer Reihe von neun Tagen stattfinden. Als Vorbereitung eines Hochfestes wie dem Annentag waren sie vier Jahrhunderte feste Termine im Kirchenkalender. So auch in Brakel, wo Novenen um 1750 das erste Mal stattfanden.

Nachdem diese Tradition in den 1980er Jahren eingeschlafen war, wurde sie von Pfarrer Wilhelm Koch wiederbelebt. Seitdem erfreuten sich die Novenen zunehmender Beliebtheit. Gebetet wird an jedem Dienstag, dem traditionellen Novenentag. Jede Novene hat eine besondere Intention. Am Annentag, 5. August, nehmen als Ehrengäste Se. Seligkeit Erzbischof Fouad Twal, em. Lateinischer Patriarch von Jeru-salem, und Se. Exzellenz Bischof Markos Gebremedhin CM teil.

Die Annenkapelle, in der die Novenen stattfinden und Ziel der Stadtprozession am Annentag, ist ein besonderer Ort. Das gilt an den Tagen der Novene noch mehr als sonst. Dann wird die Barockkapelle von ehrenamtlichen Helfern festlich geschmückt. Der Altar im Portal der Kapelle, die sommerliche Natur im Annenfeld und die friedliche Stimmung auf den Rasenflächen rundherum: eine bessere Einstim-mung auf das Annenfest kann man sich nicht wünschen.

8

Der Kloster- Kindergarten

Der Kindergarten auf der Brede ist der älteste im Kreis Höxter. Vor 125 Jahren gründeten die Armen Schulschwestern die Einrichtung, die damals noch „Kinderbewahranstalt“ hieß. Doch schon in den Anfangsjahren vertraten sie eine Pädagogik, die am Kind orientiert und deshalb ihrer Zeit weit voraus war. Im vergangenen Jahr verabschiedete sich mit Schwester Veronika die letzte Schulschwester aus dem Erzieherinnenteam. Auch unter weltlicher Leitung bleibt das Katholische Familienzentrum im Kloster auf der Brede seinen Prinzipien treu. Die Verbindung zu den Schulschwestern ist nach wie vor eng.

9

10

Der kleine Jakob schaut aus den Augenwinkeln auf sei-ne Tischnachbarinnen und dann zurück auf seinen Tel-ler. Am liebsten würde er sich verstecken, das sieht man ihm an. So viele Frauen ganz in Schwarz, das kennt er nicht. Ihm gegenüber sitzt die kleine Ida. Die lässt sich gerne den Teller von Schwester Baptista füllen, und auch Annette, das dritte Kind am Tisch, schmecken die Nudeln mit Soße ziemlich gut.

Das Kloster und der Kindergarten: Für Brakeler ist das eine Einheit Seit einigen Wochen besuchen die Kinder aus dem Katholischen Familienzentrum auf der Brede regelmä-ßig die Armen Schulschwestern im Kloster nebenan. Das gemeinsame Mittagessen im Refektor des Klosters ist Teil des Besuchsprogramms, das zwei Nachbarn ein-ander noch besser bekannt macht. Der Kindergarten ist Teil des Klosters, seitdem er 1893 als „Kinderbewahr-anstalt“ von den „Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“ gegründet wurde. Bis zum letzten Jahr leiteten Ordensschwestern die Einrichtung. Das Kloster und der Kindergarten auf der Brede, das war für die Brakeler seit 125 Jahren eine Einheit.

Doch die Zeiten ändern sich. Nicht mehr alle Kinder sind mit dem katholischen Leben vertraut, nicht jedes macht ein Kreuzzeichen nach dem Tischgebet. Ein wenig Beziehungsförderung tut gut. Das Interesse ist beiderseits groß.

Die 24 Schwestern, die noch in Brakel leben, freu-en sich über den Besuch zur Mittagszeit. Viele von ihnen haben in pädagogischen Berufen gearbeitet. Der Umgang mit Kindern gehört zu ihrem Leben.

Auch die kleine Krise von Jakob lösen die Schwes-tern, die am Tisch mit dem Jungen sitzen, unauffällig und mit pädagogischem Geschick. Sie lassen ihn in Ruhe, sind aber weiter herzlich und tatsächlich, lang-sam taut der Junge auf. Am Ende, als alle aufbrechen, ist auch sein Teller leer.

Als sie das große Refektor unter dem Dach betreten haben, sind selbst die Mutigen unter den Kindern vor-sichtig stehengeblieben. Einen so großen, hellen Raum haben sie nicht erwartet. Schwester Friedburg hat den Mädchen und Jungen jedoch schnell die Scheu genommen und mit ihnen die Tische gedeckt. Als die anderen Schulschwestern zum Essen kommen, haben die meisten Kinder schon Zutrauen zu den Frauen gefasst, die nur auf den ersten Blick in ihrer schwarzen Ordenstracht so streng aussehen. Beim Essen ist es ganz locker und die Speisekarte ist kindgerecht: Nudeln mit Tomatensoße.

Schwester Veronika M. Amrhein war die letzte Schul-schwester im Kindergarten. Im Juli 2017 verließ sie Bra-kel, nachdem sie die Einrichtung 13 Jahre geleitet hatte. In München wartete die Leitung des Mutterhauses auf sie. Dennoch ist Schwester Veronika „ihrem“ Kindergar-ten treu geblieben.

Regelmäßig kommt sie für ein bis zwei Tage zurück ins Westfälische, um ihre beiden Nachfolgerinnen Bar-bara Rehermann und Diana Seck zu unterstützen. Die beiden Erzieherinnen bilden zusammen die erste welt-liche Leitung der Einrichtung seit 1893.

Das Coaching durch Schwester Veronika hat den neuen Leiterinnen die Übernahme ihres Amtes leich-ter gemacht. Beide gehören dem Erzieherinnenteam

Im Innenhof des Klosters befindet sich der große Spielplatz. Die Kastanie im Hintergrund könnte so alt sein wie der Kindergarten.

Foto vorige Seite: Schwester Friedburg emp-fängt die Gäste aus dem Kindergarten im Refektor.

11

schon lange an. Ganz aufgeben wollten sie die Arbeit mit Kindern in den Gruppen nicht. Deshalb teilen sich die beiden Erzieherinnen die Leitungsaufgabe für 78 Kinder und 16 Mitarbeiterinnen.

„Wir können hier individuell arbeiten.“Die Übergabe vor etwa einem Jahr sei problemlos gewesen, erinnert sich Barbara Rehermann. Schwester Elvira aus dem Kloster schaut jede Woche im Kinder-garten vorbei – so ist der Kontakt zum Träger gewahrt. „Wir haben einfach Vertrauen“, sagt Schwester Baptista, eine Mitschwester von Schwester Elvira. „Vertrauen ist

das Wichtigste und unser Vertrauen in die neue Leitung ist groß.“

Der Kindergarten bedeutet den Schulschwestern viel. Er ist die letzte Einrichtung in Brakel, die noch in Trägerschaft der Kongregation steht. 1994 hatte das Erz-bistum Paderborn die Trägerschaft für die Schulen über-nommen. Auch beim Katholischen Familienzentrum, dem Kindergarten, wird sich irgendwann die Trägerfrage stellen. Der Orden wird kleiner, das Durchschnittsalter der Schulschwestern auch in Brakel steigt. Doch im Moment genießen alle die Freiheit, die ihnen die Vor-Ort-Lösung bietet. „Wir können hier individuell arbeiten“, sagt Diana Seck. „Die Wege sind kurz.“

Vertrauensvolle Zusam-menarbeit: Schwester Baptista, Barbara Reher-mann (Mitte) und Diana Seck.

12

Spielend zusammensein und spielerisch lernen – ein Alltagsszene aus dem Katholischen Familienzen-trum auf der Brede. Foto: Kath. Familienzentrum

Schwester Baptista kann sich gut an die Zeiten erinnern, als den Schulschwestern noch die Schulen gehörten. Die 80-Jährige lebt seit 1960 im Kloster auf der Brede. Sie hat als Lehrerin in den Schulen der Bre-de gearbeitet und die damalige Berufsfachschule für Kinderpflege mitgegründet. Noch immer hört man das Bedauern heraus, wenn sie vom Verlust der Schul-trägerschaft spricht. „Es gibt einfach zu wenig Schul-schwestern“, sagt sie. Die Kongregation ist überaltert. In Westfalen ist Brakel die letzte Niederlassung der Ordensgemeinschaft.

„Erzieherinnen brauchen eine gute Ausbildung.“Auch wenn sie schon lange im Ruhestand ist, eine Vollblut-Pädagogin mit felsenfesten Überzeugungen ist Schwester Baptista geblieben. Zu diesen unverrückba-ren Prinzipien gehört das Vertrauen. Ohne Vertrauen untereinander gibt es keine Pädagogik, ist sie über-zeugt. Wer das nicht mitbringt, solle sich einen ande-ren Beruf suchen. Erziehen könne ohnehin längst nicht jeder. „Die Erzieherinnen haben heute eine gründliche Ausbildung“, sagt Schwester Baptista. „Das ist wichtig, das hat unser Orden schon immer gefordert. Erzieherin-nen müssen die Persönlichkeit jedes Kindes erkennen, achten und fördern. Dafür braucht man Fachkenntnis.“

Schwester Baptista ist vor fast sechzig Jahren zu den Schulschwestern und in das Kloster auf der Brede gekommen, weil ihr der hohe pädagogische Anspruch der von Theresia Gerhardinger gegründeten Kongre-gation gefiel. Sie reiste aus dem Münsterland nach Brakel und schaute sich die Arbeit in der Schule und im Kindergarten an. Danach war die Entscheidung gefallen. „Meine Verwandten fragten, warum gehst du nicht nach Münster, das ist doch näher?“ erinnert sie

sich. „Aber ich wusste genau, ich wollte zu den Schul-schwestern.“ Seitdem lebt sie auf der Brede, abgese-hen von den Jahren des Studiums.

Das macht sie zur Zeitzeugin der vergangenen Jahr-zehnte, in denen sich Erziehung stärker verändert hat als in allen Jahren zuvor. Dass Pädagogik offener gewor-den ist, sich immer stärker an den Bedürfnissen des Kindes ausgerichtet hat, findet Schwester Baptista gut. Das entspricht der Tradition ihrer Ordensgemeinschaft. Die Schulschwestern waren pädagogisch ihrer Zeit vor-aus. Vieles, was wir heute in den Kindertagesstätten kennen, hat die Ordensgründerin Theresia Gerhardinger, Mutter Theresia, schon vor 150 Jahren gefordert – und umgesetzt.

Bänkchen und Tischchen für die Kinder: Das war nicht immer selbstverständlich.1850 schrieb Mutter Theresia über die Aufgabe von Kindergärten, sie sollten „Zufluchtsstätten der von so vielen Seiten in körperlicher und geistiger Beziehung gefährdeten zarten Kindheit“ sein. „Menschenerzie-hung“ habe die Aufgabe, „die Kleinen in ihrer Unschuld zu bewahren, schlummernde Geisteskräfte zu entwi-ckeln … und sie mütterlich, mehr spielend als lehrend, zum äußerem Anstand, zu kleinen, kindlichen Übungen in Gesang und Beten anzuleiten.“

Was heute selbstverständlich ist – eine kindgerechte Umgebung – musste Mutter Theresia für die ersten Kin-dergärten erkämpfen: „kleine Bänkchen und Tischchen, die leicht davongeschafft werden können“, Wandtafel und Sandkasten, „Bettchen zum Schlafen“, Spielsachen wie Puppenküchen oder Figuren aus Holz und Lehm. Auch ein großer Spielplatz und Garten gehörte dazu. Leicht hatten es die Schulschwestern mit diesen Vor-stellungen nicht. Aus der Anfangszeit ist bekannt, dass

13

(Foto oben): Das Team des Katholischen Familienzentrums zu Besuch im Mutterhaus in München bei Schwester Veronika; (unten) 125 Jahre Kindergarten, das muss gefeiert werden. Foto: Katholisches Familienzentrum

Stadträte, die Geld geben mussten, skeptisch waren. Auch die Eltern in Brakel werden sich gewundert haben. Zu Hause gab es ein solches Paradies für die Kleinen wahrscheinlich nicht.

Der große Spielplatz des Kindergartens auf der Brede liegt in einem Innenhof, der an zwei Seiten von den Wohn- und Lebensräumen der Schulschwestern begrenzt wird. Wenn sie im Haus unterwegs sind, sehen sie tagsüber aus dem Fenster auf die Kinder, die dort spielen. Dass es dabei lauter zugeht: Für die Schwester ist das kein Thema. Kinder gehören dazu und sind kein Problem. Auf den Schwarz-Weiß-Fotos aus der Geschichte des Kindergartens fällt die Freundlichkeit und Nähe zwischen Kindern und Schulschwestern auf: Kinder, die ausge-lassen in exotischen Verkleidungen Karneval feiern, in ihrer Mitte die schwarzgekleidete Schwester; eine Schulschwester, die die Kleinen mit Handschlag an der Eingangstür begrüßt.

Wichtig ist, dass Kinder im Familienzentrum auf der Brede eine Welt vorfinden, in der sie angenommen werden, wie sie sind. Da sind sich die Erzieherinnen auf der Brede über alle Generationen hinweg einig, egal ob sie Schwester Baptista heißen und vor 50 Jahren ausgebildet wurden oder die aktuellen Mitarbeiterinnen wie Diana Seck und Bar-bara Rehermann. Wichtig sind Gemeinschaft, Natur und Glaube. Sie sind eins und wenn diese Einheit gelebt wird, entsteht ein Schutzraum für Kinder, in dem sie aufwachsen können.

Auch kirchenferne Eltern schätzen am Katholischen Familienzentrum die WerteorientierungDie Natur, die schon Mutter Theresia für so wichtig hielt, ist ein bestim-mendes Element auf der Brede. Wer zum katholischen Familienzen-trum will, muss sein Auto an der Straße vor der Schule abstellen und einige hundert Meter zu Fuß gehen. Der Weg führt um das Kloster herum zur Nordseite der ausgedehnten Anlage.

Erwachsene, die die Strecke erst als Zumutung empfanden, genie-ßen schon bald den Weg, der aus dem Alltagsstress in eine kleine Idylle führt. Der Kindergarten liegt inmitten von Wiesen, Bäumen und der Bachaue der Brucht, die einige Meter weiter vorbeifließt. Hier zu spielen und als Entdecker unterwegs zu sein, hat Kindern immer schon gefallen.

„Kinder sind gleich geblieben“, sagt Schwester Baptista und Bar-bara Rehermann und Diana Seck stimmen ihr zu. „Wir reden heute mehr über Probleme der Kindheit, weil wir aufmerksamer und acht-samer den Kindern gegenüber geworden sind.“ ADHS und gefährdete Familienverhältnisse, der übermäßige Einfluss der Erwachsenenwelt auf Kinder, etwa in den Medien: All das habe es früher auch gegeben, anders vielleicht, aber es sei doch vorhanden gewesen.

Der Glaube wird gelebt, aber er ist im Kindergarten auf der Brede kein Muss. Das Gebet zu Mittag, Gottesdienste und eben auch die Besuche im Kloster gehören dazu. „Wir wollen niemandem etwas auf-zwingen, aber zeigen, wie wir den Glauben leben“, sagt Diana Seck. Das kommt an. Immer wieder melden Eltern ihre Kinder an, obwohl sie selbst kirchenfern sind oder einer anderen Religion angehören. „Sie schätzen unsere Wertorientierung“, sagt Barbara Rehermann. Wie sehr das Kloster ihre Einrichtung prägt, ist Diana Seck klar geworden, als mit ihrer kleinen Tochter eine andere Kindertagesstätte besuchte. Als die beiden auf dem Heimweg waren, hatte das Mädchen eine Frage auf dem Herzen: „Mama, und wo haben die ihr Kloster?“

14

Theresia Gerhardinger (1797 - 1879), die Gründerin der Ordensgemeinschaft der „Armen Schulschwestern von unserer Lieben Frau“ war eine der Pionierinnen in der Ausbildung von Erzieherinnen. Schon 1843 boten die „Schulschwestern“ in Bayern einjährige Kurse zur Ausbildung von „Bewahranstalts-schwestern“ an, die schon bald „Kindergärtnerinnen“ genannt wur-den. Die Anforderungen an Anwär-terinnen waren hoch. Wer diesen Beruf anstrebte, so Theresia Gerhar-dinger, sollte gesunden Menschen-verstand, „Gewandtheit“ im Denken und Auffassen, „Gemüt und heiteren Sinn“ mitbringen.

1850 gab Mutter Theresia den „Leitfaden für Kinder-gärtnerinnen“, 1871 das Standardwerk „Der katholische Kindergarten“ heraus. Beide Bücher lieferten den Mit-arbeiterinnen der damals an vielen Orten gegründeten Kinderbewahranstalten Anleitungen für die ihre Arbeit. Dass Einrichtungen für die Kinderbetreuung vielerorts

entstanden, war eine Folge der sich verändernden Gesellschaft. Deutschland erlebte eine rasche Indus-trialisierung. Die Menschen gaben in großer Zahl die bäuerliche Existenz auf und zogen in die Städte, um dort in den Industrieunternehmen zu arbeiten. Die Kin-

der trugen die Folgen dieser Verän-derungen. Oft arbeiteten Vater und Mutter, um den Familienunterhalt zu sichern. Der Zusammenhalt der Großfamilie löste sich auf, niemand passte auf die Kinder auf. Die Städ-te boten überdies viel weniger Platz zum Spielen als das noch auf dem

Land möglich gewesen war. Wie der Titel „Kinderbewahranstalten“ andeutet,

ging es anfänglich vor allem darum, den Kindern einen sicheren Ort zu bieten. Weitergehende pädagogische Ansätze fehlten. Theresia Gerdinger und die Schwestern ihrer Kongregation gaben sich damit nicht zufrieden. Ihnen schwebte keine „Anstalt“ vor, in der Kinder auf-

Ein Garten, in dem Kinder wachsen und gedeihenAls die Armen Schulschwestern 1893 den Kindergarten auf der Brede gründeten, war die Pädagogik noch am Anfang. Doch die Schwestern waren ihrer Zeit voraus. Das macht sich bis heute bemerkbar.

„Die Kinder sind der Augapfel Gottes.“

(Abbildung oben) In einem Comic stellten die Schulschwestern 1987 ihre Ordensgemeinschaft und deren Geschichte vor. Dort ist auch das Kloster auf der Brede ein Thema. Abbildung: Katholisches Famili-enzentrum

15

bewahrt wurden, sondern ein „Kinder-Garten“, in dem Mädchen und Jungen wachsen und gedeihen konnten. „Die Kinder sind der Augapfel Gottes“, ermahnte Mutter Theresia die Kindergärtnerinnen.

Als der preußische Staat um 1890 die Einrichtung von „Kinder-Bewahranstalten“ anregte, meldeten sich die „Armen Schulschwestern“ vom Kloster auf der Brede beim Landrat in Höxter. Sie erklärten sich bereit, eine Bewahranstalt für kleine, noch nicht schulpflichtige Kinder einzurichten, „um sie den Gefahren, welche der häufige Straßen-Aufenthalt bringt, zu entziehen.“ So heißt es in einer Chronik der Brakeler Schulschwestern. Die Oberin, Schwester M. Philomena Blattner, konnte darauf verweisen, dass es mit Schwester M. Anselma Richert auf der Brede eine ausgebildete Kindergärtnerin unter den Schwestern in Brakel gab.

Dass dieser Antrag auf Zustimmung stieß, war nicht selbstverständlich. Noch ächzten die Katholiken in Preußen unter den Folgen des zu Ende gehenden Kul-turkampfes, der im Besonderen katholische Bildungs-einrichtungen betroffen hatte. Unter Bismarck hatte der Staat versucht, die Kirchen aus dem Bildungsbereich zu verdrängen.

Auch die Schulschwestern hatten 1877 bis auf weni-ge Ausnahmen die Brede verlassen müssen. Erst 1888 kehrten sie zurück, um noch im selben Jahr eine Höhe-re Töchterschule und eine Lehrerinnenbildungsanstalt zu gründen.

Normalisiert hatten sich die Verhältnisse noch nicht. Reste des katholischen Widerstandsgeistes hatten sich in Brakel gehalten. Es gibt Hinweise darauf, dass die „Kleinkinderbewahranstalt“ schon die Tore geöffnet hatte, bevor das ministerielle Schreiben aus Berlin ein-traf. Folgen hatte das nicht. Als Gründungsdatum gilt der 5. Juni 1863; der Tag, an dem der Minister der geistlichen „Unterrichts- und und Medicinal-Angelegenheiten“ die Genehmingung unterschrieb.

Drei Jahrzehnte später gerieten die Schwestern wie-der in Konflikt mit dem Staat, nur dass jetzt mit Hitler und seinen Helfershelfern tatsächlich Verbrecher die Macht übernommen hatten. Schon früh planten die Nationalsozialisten, die Arbeit der katholischen Bil-dungseinrichtungen zu unterhöhlen. Im Herbst 1937 wurden bei einem stattlichen Revisionsbesuch auf der Brede eine Reihe von Veränderungen angemahnt – offensichtlich ein Versuch, die Einrichtung mit überzo-genen Forderungen unter Druck zu setzen. Die Vorwür-fe und Beschwerden konnten entkräftet werden.

Im Oktober 1939 teilte die NSDAP der Leiterin des Kindergartens auf der Brede mit, es sei vorgesehen, die „einheitliche Leitung, Überwachung und evtl. Unterstüt-zung aller bestehenden Kindergärten zu übernehmen.“ Von den Schulschwestern informiert, protestierte der Paderborner Erzbischof Caspar Klein gegen die ange-

124 Jahre lang, von 1893 bis 2017, leiteten Schulschwestern den Kindergarten. Drei Bilder aus dieser langen Zeit: (rechts) Ein Foto aus dem Karneval; (Mitte) Gut besucht war der Kindergarten auf der Brede immer schon; (rechts) Ein Foto, das wahrscheinlich in den 1950er Jahren im Eingangsbereich des Neubaus entstand. Fotos: Katholisches Familienzentrum

16

kündigten Maßnahmen. Wahrscheinlich, weil wenige Tage später der Zweite Weltkrieg begann, blieb eine weitere Eskalation aus. Der Kindergarten blieb in Trä-gerschaft der Kongregation. 1941 jedoch verbot die NS-Regierung den Schulschwestern den Unterricht in der Ober- und Handelsschule.

Schon vom ersten Tag an war die Kinderbewahranstalt und der spätere Kindergarten auf der Bre-de gut besucht. In den Anfangs-jahren kamen etwa 70 Kinder in die Einrichtung, die in Räume des Waisenhauses im Kloster gezogen waren. Die Nachfrage stieg nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele Flüchtlinge und Vertriebene Brakel erreichten. So ent-stand 1955 ein Neubau des Kindergartens, der Platz für 120 Kinder bot.

Diese Baumaßnahme stand am Anfang der 38-jäh-rigen Periode, die von Schwester Immakulata geprägt wurde. Von 1946 bis 1985 arbeitete die ausgebildete Kindergärtnerin in der Einrichtung, seit 1948 als Leiterin. In dieser Zeit begann der umfassende gesellschaftli-che Reformprozess der Kindergartenpädagogik. Die soziale und emotionale Förderung des Kindes rückte in den Mittelpunkt, „soziales Lernen“ wurde wichtig. Bil-dungs- und Rahmenpläne für Kindergärten entstanden.

Seit den 1980er Jahren kamen immer mehr Kinder aus anderen Nationen und Kulturen in den Kindergarten.

Das Erzieherinnenteam im Bredenkindergarten unter der Leitung von Schwester Immakulata war in diesen bewegten Jahren immer auf der Höhe der Zeit, ohne die eigenen Grundsätze aufzugeben. Das verweist

darauf hin, wie modern und ihrer Zeit voraus die pädagogischen Grundsätze von Theresia Gerhardinger gewesen sind. Der Kindergarten blieb bei Kin-dern und Eltern beliebt. Als Schwester Immakulata Mitte der 1980er Jahre ihre Aufgabe niederlegte, besuchten 100 Kinder die Einrichtung.

Seit Anfang des neuen Jahrtau-sends prägte Schwester M. Veronika Amrhein die Arbeit im Kindergarten. In diese Zeit fällt die grundlegende Sanierung des Hauses und die Zertifizierung als „Katho-lisches Familienzentrum Brede“. Die Familien waren in den Fokus der Kindergartenarbeit geraten. Dahinter steckte die Einsicht, dass Veränderungen für Kinder nur dann nachhaltig sein können, wenn sich die gesam-te Familie mitverändert. Wer Kinder gut erziehen will, muss ihnen diese Werte vorleben, hat Theresia Ger-hardinger schon im 19. Jahrhundert betont: „Mehr durch unser Beispiel als durch Worte werden wir die Kinder für das Gute gewinnen.“

Wer Kinder gut erziehen will, muss ihnen diese Werte

vorleben.

Schwester Veronika leitete bis 2017 den Kindergarten und kommt immer noch regelmäßig zurück nach Brakel. Das Foto entstand bei ihrer Verabschiedung. Foto: Katholisches Familien-zentrum

17

Sie waren mehr als vierzig Jahren in der praktischen Gemeindearbeit tätig. Haben Sie ein Rezept, wie Gemeinden wieder belebt werden können?Jutta Vogt: Ein Patentrezept habe ich nicht. Es ist immerhin gut, dass wir in Riesel einen Pfarrgemeinderat zusammenbekommen haben. Da sitzen neue, junge Menschen im Pfarrgemeinderat, mit denen ich vorher nicht gerechnet habe. Die haben schon einige Sitzun-gen hinter sich. Man kann sagen, das läuft und das freut mich. Neue Leute holen ja vielleicht wieder andere mit ins Boot, Menschen, die ich nicht kenne oder auf die ich nie gekommen wäre.

Die Frage, wie man junge Menschen für die Kirche gewinnt, stellen wir uns ja alle. Dieses Problem haben alle Gemeinden. Ich merke auch im Bekanntenkreis und in der Familie, dass nicht alles, wie es mein Mann und ich gelebt haben und wie wir zum Glauben stehen, weitergelebt wird. Es ist wichtig, nicht aufzugeben.

Wie sind Sie Anfang der 1970er Jahre Mitglied des Pfarrgemeinderates geworden? Pfarrgemeinderäte gab es damals noch nicht so lan-ge. Der erste war Ende der 1960er Jahre in Riesel ins Leben gerufen worden. Geleitet wurde dieser erste

Pfarrgemeinderat von meinem Mann. So bin ich dazu gekommen und dann dabeigeblieben. Ich war Anfang 20, war in Brakel bei den Pfadfindern gewesen und hat-te Gruppen geleitet. Das war damals sicher auch ein Grund, mich anzusprechen.

Ich habe im Pfarrgemeinderat schnell gespürt, ich bekomme hier etwas, ich kann auch etwas weiterge-ben. Es hat meinem Leben Kraft gegeben, dass ich über all die Jahre dabeigeblieben bin. Natürlich waren auch die Leute wichtig. Die hatten alle etwas mit dem Glauben zu tun, denen fühlte ich mich verwandt. Das habe ich ja gesucht. Wir haben über all die Jahre gut zusammengepasst.

Sie waren nicht nur im Pfarrgemeinderat aktiv. Es gab auch eine KLJB. Da habe ich die Kinder- und Jugendarbeit mitgeleitet.

Dann waren sie neben der Familie in Vollzeit für die Kirche unterwegs. Ja, das stimmt. In diesem Zimmer, in dem wir jetzt sit-zen, habe ich oft gesessen und Sachen vor- und nach-bereitet. In der Familie hieß das nur das Kirchenzimmer. Es gab immer irgendetwas zu tun.

Von 1971 bis 2017 war Jutta Vogt Mitglied des Pfarrgemeinderates in Riesel, viele Jahre sogar die Vorsitzende – und das neben zahlreichen anderen Aufgaben, die sie in der Pfarrgemeinde wahrnahm. Dafür erhielt sie im Frühjahr aus der Hand von Pfarrer Willi Koch und im Namen von Erzbischof Hans-Josef Becker das päpstliche Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“. Eine wie sie müsste doch wissen, wie Gemeinden belebt werden können. Das haben wir sie gefragt. Ein Gespräch über Gemeinschaft, Geduld und wie es ist, wenn die Kirche für das ganze Dorf da ist.

von Karl-Martin Flüter

Gemeinschaft ist das Wichtigste

Jutta Vogtwar von 1971 bis 2017 Mitglied des Pfarrgemeinderates, von 1993 bis zum vergangenen Jahr dessen Vorsitzende. Zusätzlich übernahm sie ehrenamtlich zahlreiche Aufgaben. Sie rief die Katechesen im Rieseler Kirchturm ins Leben, ebenso die Kleinkinder- und Familien-gottesdienste und Wortgottes-feiern. Sie machte Hausbesu-che bei Kranken und Jubilaren, war Gesprächspartnerin im Pfarrbüro und „Chefredakteurin“ der Pfarrnachrichten. Auch die „Frühschichten“ hat sie ins Leben gerufen. Jutta Vogt ist in Riesel geboren, dort aufgewachsen und lebt dort mit ihrem Mann Erwin. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne.

18

Sie haben ja Anfang der 1970er Jahre die Aufbruch-stimmung erlebt, die nach dem II. Vatikanischen Konzil in der Kirche herrschte. Ja, genau. Es änderte sich. Auf einmal wurde die Mes-se zum Kirchenvolk hin zelebriert. Für uns Jungen war das toll, die Älteren haben das toleriert. Wir hatten das Gefühl, das wir etwas verändern können.

Was hat sich verändert?Das beschreibt man am besten an einem Beispiel. Vor zwanzig Jahren hat das Erzbistum den Ort Riesel für ein Projekt ausgewählt. Das hieß „Kirche im Dorf“. Das hat im Dorf eine ganze Menge verändert.

Es ging nicht nur um die Kirche und den Pfarrge-meinderat, sondern um das gesamte Dorf. Es gab Vollversammlungen, zu denen alle aus dem Dorf ein-geladen wurden, auch die, die nicht katholisch waren. Das Thema lautete: „Was verstehen Sie unter Kirche im Dorf?“ und jeder durfte mitdiskutieren. Alle Bewohner ab 16 Jahren haben einen Fragebogen erhalten. Der wurde von der Hochschule ausgewertet.

Das Ganze hat zwei Jahre gedauert und war eine ziemlich große Sache, weil das ganze Dorf über Kirche nachgedacht hat. Im Dom wurde Riesel damals als Vor-bote eines „kirchlichen Frühlings“ bezeichnet.

Was war das Ergebnis dieser zwei Jahre?Ein Ergebnis ist bis heute der Runde Tisch in Riesel, zu dem der Pfarrgemeinderat und der Kirchenvorstand

immer noch regelmäßig einladen. Wir treffen uns ein paar Mal im Jahr und es ist wichtig, dass nicht nur Men-schen aus der Kirche an den Tisch kommen, sondern alle. Alles was wichtig ist im Dorf wird an diesem Tisch diskutiert. Da wird auch mal genörgelt, aber es werden eben auch die wichtigen Projekte besprochen.

Und das geschieht auf Initiative der Kirche?Ja. Das finde ich bis heute gut. Auch das Erntedank-fest ist eine Folge des Projekts. Beim Erntedankfest beziehen wir bewusst die Vereine mit ein. Wir treffen uns dann zu einer Wanderung um das Dorf und an irgendeiner Scheune oder auf einer Wiese wird das Fest gefeiert. Alle machen mit: Familien und Vereine. Jeder bringt etwas zu Essen mit. Auch das ist ein großes Stück Gemeinschaft. Gemeinschaft, das ist das Wich-tigste.

Sie sind bewusst und unwiderruflich aus ihrem Amt im Pfarrgemeinderat ausgestiegen.Ich bin jetzt 66. Wen ich wieder gewählt worden wäre, hätte ich bis 70 dem Pfarrgemeinderat angehört. Man muss dann auch mal sagen, jetzt ist gut. Das stand für mich schon ziemlich lange fest. Jeder muss sich im Leben von Sachen lösen könne. Man muss erkennen, wann der Zeitpunkt gekommen ist.

Ich habe das ziemlich früh mitgeteilt, damit sich jeder darauf einstellen konnte. Es muss ja weitergehen. Der Übergang hat wirklich ganz gut geklappt.

Haben Sie sich völlig zurückgezogen?Ich trage keine Verantwortung mehr und ich nehme auch nicht an Sitzungen außerhalb von Riesel teil. Ich habe beispielsweise in der Steuerungsgruppe für den Pastoralen Raum mitgearbeitet.

Es ist aber nicht so, dass mich die Themen und die Arbeit in der Gemeinde nicht mehr interessieren. Ich gehe zwar nicht mehr zu den Sitzungen des Pfarrge-meinderates, aber ich mache beispielsweise noch die Kleinkinder-Gottesdienste, und den Lektorendienst und helfe der Küsterin.

Ich übernehme auch die wöchentliche Sprechstun-de im Pfarrbüro und gebe die Termine für der Got-tesdienstordnung im Pfarrbrief weiter. Aber ich habe auch gesagt, dass die anderen Nachrichten aus der Gemeinde für den Pfarrbrief von den anderen aus dem Pfarrgemeinderat zusammentragen werden müssen. Der Pfarrgemeinderat muss im Bilde sein, was in der Gemeinde vorgeht.

Wenn Sie ein Fazit der vielen Jahre ziehen sollen...Ich habe es gerne gemacht. Die Gemeinde liegt mir am Herzen. Wir waren uns immer einig und haben zusam-mengehalten. Es war eigentlich immer ganz schön.

Zum Abschied erhielt Jutta Vogt von der Gemeinde in Riesel ein ganz beson-ders Geschenk. Nach einer Messe stellten sich Freunde zu einem großen „Danke“ vor der Kirche auf. Das Foto von der Aktion schenkten sie ihrer scheidenden Pfarrgemein-deratsvorsitzenden

19

20

Durch diesen Durchlass sahen die Kapuziner auf das Allerheiligste. Ein Blick in gleißende Helligkeit.

Fassade und Portal der Kapuzinerkirche. (rechte Seite) Ein Engel trägt die geschnitzte Barockkanzel; Blick in die Sakristei, in der früher die Brüder die Messe bei-wohnten; das Kirchenin-nere, Kapuzinergruft.

1715 begannen die Arbeiten an der neuen Kirche für das Kapuzinerkloster in Brakel. Drei Jahre später wurde sie geweiht – ein Erfolg für den Architekten, den erst 23-jährigen Johann Conrad Schlaun. Die Kapuzinerkirche in Brakel ist das Erstlingswerk von Schlaun, der in Diensten des paderbornischen Landre-giments stand. Diese Verbindung von Militär und Archi-tektur war nicht selten. In Brakel baute der aus Nörde bei Warburg stammende Schlaun eine Kirche, die Vor-bilder aus der Bischofsstadt Paderborn aufnahm. Das war ganz im Sinne des Bauherren Fürstbischof Franz Arnold von Wolff-Metternich zur Gracht. Die Fassade der Kapuzinerkirche erinnert an die der Franziskanerkirche in der Paderborner Westernstraße. Der Dreieckgiebel ist mit der Jesuitenkirche, das Portal mit dem Portal der Kapuzinerkirche in Paderborn vergleichbar.

Schlaun setzte diese Elemente in Brakel in ein aus-gewogenes Verhältnis. Klassische Proportionen prägen den Bau. Das untere Geschoss ist ungefähr drei Mal so hoch wie das obere, die Mitte steht zu den Seitenteilen in einem klar abgestuften Größenverhältnis. Der Mit-telteil springt auf der gesamten Höhe der Fassade ein wenig hervor. Das gestaltet die Fassade und gib ihr eine elegante Anmutung. Das barock gehaltene Portal setzt dagegen einen Kontrapunkt und soll nicht im Sinne der Kapuziner gewesen sein, eines zur Armut verpflichteten Ordens.

Es ist nicht überliefert, was die Brakeler von der Kirche hielten, die der Bischof in ihrer Stadt errichtete. 1645 hatte es in der Stadt noch Widerstand gegeben, als Bischof Ferdinand von Bayern das Kapuzinerkloster errichten ließ und das Heilig-Geist-Spital, das sich an dieser Stelle befand, der Planung zum Opfer fiel.

Auch die Innengestaltung der Kirche ist wie das Portal in triumphierendem Barock gehalten: mächtige Säulen, viel Gold, eine filigrane Gestaltung mit zahlreichen Skulp-turen. Sollten sich die Kapuziner darüber geärgert haben, so mussten sie wenigsten während der Messen nicht auf den von Schlaun entworfenen Altar sehen. Dann saßen sie in einem Raum hinter dem Altar, der heutigen Sakristei. Den Blick auf das Allerheiligste gewährte ihnen ein sich verengender schmaler Durchblick in den Altar-raum. Noch heute ist der Betrachter geblendet von dem gleißenden Licht, das aus der Kirche durch den schma-len Schlitz dringt. So wird diese einfache Konstruktion zum Sinnbild für das transzendente Geschehen auf der anderen Seite des Hochaltars.

Das Licht ist wichtig in dieser Kirche, der es mit ihrem klar strukturierten Baukörper gelingt, die barocke Fülle des Innenraums einzupassen. Die helle Ausmalung der Kirche stärkt das Gefühl der Leichtigkeit. So wird die Kapuzinerkirche zur Kirche des Lichts, ein Licht, in dem alles aufgeht: die schlichte Schönheit, der glänzende Prunk und die blendende Helligkeit des Allerhöchsten.

Kirche des LichtsVor 300 Jahren wurde die Kapuzinerkirche geweiht – das erste Werk von Johann Conrad Schlaun. Die Architektur lieferte Hinweise auf die nicht immer spannungsfreie Beziehung Brakels mit dem bischöflichen Bauherren.

Fotos: Flüter

22

Wenn im Alter die Knochen brechen

Wenn ältere Menschen einen Unfall haben, ist vorher oft schon anderes im Leben in die Brüche gegangen: eine Verschlechterung des allgemeinen Befindens, Einsamkeit, Überlas-tung, psychische Probleme. Frank Blömker, der neue Chefarzt der Unfallchirurgie in Brakel, hat die Behandlung älterer Patienten nach einem Unfall deshalb zu einem der Schwer-punkte seiner Arbeit gemacht. Das Ziel ist es, diese Patienten schnell wieder zu mobilisie-ren, damit sie ihre Selbstständigkeit zurückgewinnen.

23

Foto: KHWE

Gemeinsame Visite in Brakel: Frank Blömker, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie (li.) und Norbert Pfundtner, Chef der Akutgeriatrie im St. Rochus Krankenhaus Steinheim

24

„Von einem Moment auf den anderen war die Welt vollkommen anders“, sagt Erich W. Vor fünf Tagen, am Sonntag, ist er morgens um neun Uhr in den Garten gegangen. Der Wetterbericht hatte Regen angekündigt. Unter der großen Magnolie im Garten lagen die Blüten zentimeterhoch. Erich W. wollte die Blüten zusammen-kehren, bevor der Regen daraus eine große matschige Masse machte.

Als das Unglück geschah, das alles veränderte, stand er auf dem Blütenteppich und versuchte, mit der Harke alte Blüten vom Baum zu schütteln. „Ich habe es in Zeitlupe erlebt“, erinnert er sich, „ganz langsam bin

ich zur Seite gefallen.“ Als er lag, hatte er Schmerzen. An Aufstehen war nicht zu denken. Erst eine Dreiviertel-stunde später entdeckten ihn die Nachbarn, doch auf-heben konnten auch sie Erich W. nicht. „Ich habe bei jeder Bewegung geschrien“, sagt er. „Ich hatte noch nie so starke Schmerzen.“

Die Zeit zählt: Je schneller operiert wird, desto besserSieben Stunden später, gegen 16 Uhr an diesem Sonn-tag, wurde Erich W. im St. Vincenz Hospital in Brakel operiert. Diagnose: Oberschenkelhalsbruch. „In solchen Fällen operieren wir so schnell wie möglich“, sagt Chef-arzt Frank Blömker. „Der Zeitfaktor ist das Sterblichkeits-risiko Nummer eins. Je länger es bis zur OP dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkran-kungen.“

Frank Blömker ist Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie. Seit dem 1. April 2018 leitet er als Chefarzt die Klinik für Unfallchirurgie am St. Vincenz Hospital. Das was Erich W. zugestoßen ist, nennt Frank

Blömker „Niedrigenergie-Trauma“ – ein Knochenbruch, den sich der Patient bei einem scheinbar harmlosen Sturz zugezogen hat. Unfälle dieser Art häufen sich.

Es geht nicht nur um die Behandlung der UnfallverletzungenEs sind oft ältere Menschen, die mit dieser Diagnose eingeliefert werden. Bei ihnen kommt vieles zusam-men: eingeschränkte Beweglichkeit, Kreislaufprobleme und damit verbunden Gleichgewichts- und Schwindel-gefühle, manchmal auch eine geistige Desorientierung. Dann reicht die niedrige Energie, die entsteht, wenn

jemand auch nur langsam zu Boden fällt, um Kno-chen zu brechen.

Nicht umsonst heißt eines der Fachgebiete, in denen Frank Bömker sich spezialisiert hat, „Alters-Traumatologie“. Der Begriff meint die Behandlung von Unfallverletzungen, die deutsche Übersetzung heißt „Unfallheilkunde“. Aber es geht nicht nur um die Behandlung, sondern um die Verhütung dieser Unfälle und die langfristi-ge vollkommene Wieder-herstellung der Patienten, ihrer Mobilität und Selbst-ständigkeit.

Erich W. ist 87. Trotz sei-nes Alters ist er fit und alles andere als desorientiert. Schlank, gepflegt, straffes Gesicht, ein Mann, dem man sein Alter nicht ansieht. „Ich habe immer Glück gehabt“, sagt er, „und ich habe aufgepasst. Bis 85 ist nichts gewesen.“ Einen Unfall hatte er bis dahin noch nie.

Vor zwei Jahren änderte sich das. Er musste mehr-fach ins Krankenhaus, im letzten Jahr starb seine Ehe-frau, die er lange gepflegt hatte. Seitdem ist er allein. Aber den schönen Garten hat er weiter in Schuss gehalten, bis letzten Sonntag. Sein größter Wunsch ist jetzt: „Ich möchte selbstständig bleiben. Ich hoffe, es geht genauso weiter wie vor dem Unfall.“

Vier Tage nach der OP kann er schon wieder zur Toi-lette gehen. Eigentlich sollte ihn eine Pflegekraft dabei begleiten, doch Erich W. hat es schon am Montag ganz allein probiert. „Zentimeter für Zentimeter“, sagt er. Frank Blömker schaut bedenklich, als er das hört. Ohne Unter-stützung ist es eigentlich zu gefährlich. Aber der Chirurg kennt seine Patienten. „Herr W. ist ein Einzelkämpfer“, sagt er. Einer wie er lässt sich so schnell nichts sagen oder überhört es einfach.

Am Standort Brakel arbeiten 12 Fachärzte

für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie

sieben Weiterbildungs-assistenten in den

Kliniken für Unfallchir-urgie und Orthopädie.

Behandelt wird das komplette Spektrum

unfallchirurgischer Verletzungen, von der

Prellung bis hin zu komplizierten Mehr-

fachverletzungen.

Das St. Vincenz Hospital in Brakel

25

Fotos: KHWE

Je schneller operiert wird, desto besser. Blick in den Operationssaal im St. Vincenz Hospital

26

Foto: KHWE

Anderseits ist diese Unbeugsamkeit auch ein gutes Zeichen. Je motivierter die Patienten sind, desto bes-ser und schneller gelingt die Mobilisation und darauf kommt es an. „Wenn die Bewegungsfähigkeit einge-schränkt ist, leidet die gesamte Lebensqualität und Zufriedenheit“, sagt der Chefarzt.

Schon in wenigen Tagen wird Erich W. nach Bad Pyr-mont zur Rehabilitation gehen. In der Kur steht nicht nur ein Bewegungstraining auf dem Plan. Die Alterstrau-matologie ist eine Fachrichtung, die sich nicht mit der Behandlung des Bruchs zufriedengibt. Sie schaut auf die Ursachen der zunehmenden Traumahäufigkeit im Alter und leitet daraus nicht nur Vorbeugungsmaßnah-men, sondern einen umfassenden therapeutischen

Ansatz ab. Der reicht weit über das Fachgebiet der Chi-rurgie hinaus. Wenn der Knochen bricht, ist vorher oft schon anderes im Leben in die Brüche gegangen: eine Verschlechterung des allgemeinen Befindens, Einsam-keit, Überlastung, psychische Probleme.

Alterstraumatologie ist eine TeamaufgabeWer den Patienten wirklich helfen will und eine mög-liche Wiederholung des Unfalls verhindern möchte, muss dieses komplette Ursachenbündel angehen. Das geht nur im Team. Kollegen aus den verschiedens-ten Berufen arbeiten deshalb in der Alterstraumatolo-gie zusammen: Mediziner, Pflegekräfte, Sozialarbeiter,

Frank Blömker,

Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfall-chirurgie. ist seit 1. April 2018 der neue Chefarzt

der Klinik für Unfallchirur-gie am Standort Brakel.

Der 53jährige stammt

aus dem Münsterland und hat nach seinem

Studium in Münster und Essen sowie mehreren

Auslandsaufenthal-ten, unter anderem in

Brasilien, zunächst seine Facharztausbildung in

Emden und das unfall-chirurgische Teilgebiet

am Universitätsklinikum in Kiel absolviert.

In den vergangenen elf

Jahren war Frank Blömker Leiter der Fachabteilung

Unfall- und Handchirurgie sowie Sporttraumatolo-

gie am Evangelischen Bathildiskrankenhaus

in Bad Pyrmont. Unter seiner Regie wurde dort ein Alterstraumazentrum etabliert und nach den

Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchi-

rurgie (DGU) zertifiziert.

Arbeiten im Team ist wichtig in der Unfallchirurgie. Die verschiedensten Berufe müssen in die Entscheidungen einge-bunden werden.

27

2018: Der Sommer der JubiläenSamstag, 9. Juni

125-jähriges Bestehen des Kindergartens auf der Brede

Sonntag, 10. Juni

300-jähriges Bestehen der Pfarrkirche St. Katharina in Rheder

Sonntag, 17. Juni

300-jähriges Bestehen der Kapuzinerkirche Brakel (Erstlingswerk des Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun) Die Messe feiert Weihbischof Matthias König.

Freitag, 29. Juni

350-jähriges Bestehen der Katharinenkapelle in Gehrden

Sonntag, 8. Juli

1 150-jähriges Bestehen der Gemeinde St. Philippus und Jakobus in Schmechten

bereits gefeiert:

30. April: 325. Todestag von Johann Georg Rudolphi, bedeutender Barockmaler des Paderborner Landes und Brakeler Bürger

Physiotherapeuten, aber auch Ernährungswissenschaftler. „Oft leiden ältere Menschen unter Mangelerscheinungen, weil sie sich über einen langen Zeitraum falsch ernähren“, sagt Frank Blömker. „Und wer geschwächt ist, fällt schneller.“

Bei Erich W. hat es eine Dreiviertelstunde gedauert, bis die Nach-barn seine Hilferufe hörten. Vielleicht kann ein Hausnotrufsystem in Zukunft für mehr Sicherheit sorgen. Auch das sind Maßnahmen, die im Rahmen der Behandlung erörtert werden.

Die medizinische Behandlung älterer Menschen ist Sache des Fachgebiets Geriatrie. Das St. Vincenz Hospital kooperiert mit dem St. Rochus Krankenhaus in Steinheim, wo Norbert Pfundtner die Klinik für Akutgeriatrie leitet. „Die Kollegen kommen gleich am ersten Tag zu uns und sprechen mit den Patienten“, sagt Frank Blömker. Auch bei Erich W. war das so. Manchmal beraten sich Chirurgen und Geriater schon vor der Operation.

Achtsamer für die Einschränkungen im Alter werden

Diese interdiszplinäre Zusammenarbeit ist unkompliziert, weil beide Krankenhäuser zum Klinikum Weser-Egge gehören. Die Kooperation soll weiter ausgebaut werden, weil sie eine wichtige Voraussetzung für ein Alterstraumazentrum innerhalb des Klinikums sein könnte. Die Kompetenzen der verschiedenen Klinik standorte würden in diesem Zentrum zusammenfließen – zum Vorteil der Patienten, die sicher sein können, dass ihre verschiedenen Krankheiten und Symptome von jeweils dem besten Facharzt behandelt werden.

Erich W. ist auf jeden Fall mit seinen Fortschritten im Kranken-haus sehr zufrieden. Sein Glück könnte zurückkommen. Auch Frank Blömker meint, sein rüsti-ger Patient könnte wahrscheinlich wieder im Garten arbeiten – aller-dings mahnt er schon jetzt die entsprechende Vorsicht an. Erich W. nickt und lächelt, aber ob er wirklich zugehört hat?

Achtsamer für die eigenen Ein-schränkungen im Alter zu werden ist ein Thema von Alterstraumato-logie und Geriatrie. Frank Blömker, der Arzt, kennt seine Patienten, vor allem die Männer, die sich manchmal ungern etwas sagen lassen.

„Man muss damit rechnen, dass Menschen sich im Alter ungern umstellen“, sagt er. Auch das ist eine Einsicht der Alterstraumatologie. Ändern kann und will Frank Blömker seine Patienten nicht - aber helfen und unterstützen, so schnell und gut es geht.

Sabine Günther Telefon +49 (0)7732/[email protected]

Schenken Sie sich Unendlichkeit.Mit einer Testamentsspende an EuroNatur helfen Sie, das europäische Naturerbe für kommende Generationen zu bewahren. Wir informieren Sie gerne.

28

Den Patienten, die Klaus Herzberg und Linda Bolte während ihrer Arbeit kennenlernen, geht es nicht gut. Sie sind hilflos, schwerkrank, bewusstlos. Klaus Herzberg (52) und Linda Bolte (25) sind Fachpflege-kräfte für Intensivpflege und Anästhesie im St. Vincenz Hospital und leichte Fälle gibt es auf der Intensivstation nicht.

Der Ort, an dem Klaus Herzberg und Linda Bolte arbeiten, ist ein ruhiger, sachlicher Ort: sechs Betten in abgetrennten, aber gut einseh-baren Räumen, jede Menge Medizin-Hightech, gedämpfter Geräusch-pegel. Hier regiert Kompetenz. Nichts lenkt ab von der Aufgabe, ande-ren Menschen zu helfen.

Das ist eine Seite der Intensivpflege. Die andere bedeutet: 1 200 Patienten im Jahr, Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb, an Wochenenden und Feiertagen. 12 Tage Dienst ohne Unterbrechung. Zusätzlich Bereit-schaftsdienste. Warum macht man das?

Klaus Herzberg ist schon seit 30 Jahren dabei, seit Juli 1989. „Es hat sich viel geändert“, sagt er, „aber die Arbeit ist gleich fordernd geblie-ben.“ Intensivpfleger tragen viel Verantwortung. Die Patienten kommen aus dem Operationssaal und müssen ständig überwacht werden. Wer in der Intensiv- und Anästesiepflege arbeitet, arbeitet selbstständig. Entscheidungen müssen getroffen werden und nicht immer kann der Arzt in der Nähe sein.

Man kennt das aus den Fernsehserien. Intensivpfleger sind die Typen, die ruhig bleiben, wenn das Chaos um sie herum ausbricht. Ist das so? Es könnte so sein, meinen Klaus Herzberg und Linda Bolte, aber als das Wort „Elite“ fällt, wehren sie ab. Sie sehen sich als Spe-zialisten, das schon. Ein hohes Maß an Fort- und Weiterbildung ist notwendig, wenn man in diesem Beruf auf der Höhe der Zeit bleiben will. Klaus Herzberg leitet das Team der Intensivstation. Er ist zuständig

Was wirklich zähltIntensivpflege ist ein anstrengender, verantwortungsvoller Beruf, Drei-Schicht-Betrieb, Wochenend- und Feiertagsarbeit inklusive. Warum tut man sich das an?

29

Schicht hinaus, wenn ihnen ein Patient besonders am Herzen liegt. Wäre das nicht so, dann wäre dieser Beruf wirklich eine schwere Last. So kann Linda Bolte sagen: „Der Spaß überwiegt.“

Wie lange noch? „Bis 67 kann man das nicht durchhalten“, sagt Klaus Herzberg. Auch Linda Bolte will diesen Beruf nicht ewig machen. Irgendwann macht der eigene Körper nicht mehr mit. Doch vorerst denkt keiner daran, aufzuhören. Dafür ist dieser Beruf dann doch ein-fach zu … ja, was eigentlich?

Was macht Intensivpflege so besonders? „Selbstständigkeit“, meint Klaus Herzberg, „die Zufriedenheit“ sagt Linda Bolte und „die Mischung aus Einfühlung und dem Überblick, den man immer behalten muss.“ „Coolness“ nennt man ein ausgeglichenes Verhältnis von Nähe und Distanz. Intensivpflege ist einfach ein cooler Beruf. In der Wirklichkeit fast noch mehr als im Fernsehen.

für das Qualitätsmagement, schreibt nicht nur Dienstpläne, sondern achtet auch darauf, wer welche Fortbildungen besucht. Ein wenig ist das wie beim TÜV. Wer nicht die richtigen Bescheinigungen über Fort-bildungen vorzeigen kann, hat ein Problem.

Zwei Drittel der Patienten auf der Intensivstation sind „Aufwacher“. Sie kommen nach der Operation und bleiben 24, maximal 48 Stunden. Bei Unfallopfern dauert der Aufenthalt länger, bis zu einer Woche.

Oft lernen die Intensivpfleger die Patienten auf ihrer Station nicht gut kennen. „Dennoch ist da immer das Engagement, man will es beson-ders gut machen“, sagt Linda Bolte. Zu nahe darf man die Schicksale nicht an sich heranlassen. Mit den Kolleginnen und Kollegen reden hilft. Trotzdem, man muss aufpassen, dass es nicht zu viel wird.

Dennoch ist die Beziehung zum Patienten wichtig. Das ist es, was wirklich zählt. Häufig bleiben die Pflegekräfte über das Ende ihrer

Foto: KHWE

Linda Bolte und Klaus Herz-berg wissen: Ewig können sie den Job nicht machen. Aber vorerst denken sie nicht daran, aufzuhören.

3030

Seelsorger/innen im Pastoralen Raum Brakeler Land

Leiter des Pastoralen RaumesPfarrer Wilhelm KochKirchplatz 833034 BrakelTel.: 0 52 72 / 54 83Fax: 0 52 72 / 355 609

Pastor Detlef StockSchloßstraße 233034 Brakel-GehrdenTel.: 0 56 48 / 380

Vikar Christoph zu BentheimKirchplatz 1033034 BrakelTel.: 0 52 72 / 98 92

Msgr. Franz-Josef HövelbornZiegenbergstraße 533034 Brakel-IstrupTel.: 0 52 72 / 96 28

Pastor Alexander ZamiaraMeinolfusstraße 2333034 Brakel-BellersenTel.: 0 52 76 / 10 24

Notfallhandy: 0 15 77 / 4 39 01 28

KrankenhausseelsorgerinSchw. M. Baptista KerkhoffIm Winkel 2433034 Brakel Tel.: 0 52 72 / 603-223

DiakoneKlaus LipkaKlöckerstraße 1333034 Brakel,Tel.: 0 52 72 / 69 02

Joachim WerthWeitlandsweg 4933034 BrakelTel.: 0 52 72 / 134 8

KON

TAKT

E GemeindereferentinnenYvonne EngemannKirchplatz 433034 BrakelTel.: 0 52 72 / 70 89

Monika B. KonegenSchloßstraße 233034 Brakel-GehrdenTel.: 0 56 48 / 9 63 78 32

Pfarrbüro am Sitz des LeitersKath. Pfarramt St. Michael Brakel Sabine GraweÖffnungszeiten: Mo, Mi, Fr: 9.00 – 10.30 Uhr, Do: 14.30 – 16.00 UhrDi: geschlossenE-Mail: [email protected]: www.pr-brakel.de

Pfarrbüro GehrdenCordula PetersSchloßstraße 233034 BrakelTel.: 0 56 48 / 380(Öffnungszeiten: Di 16.00 - 18.00 Uhr, Mi 9.00 – 12.00 Uhr, Fr 9.00 – 11.00 Uhr)

Pfarrbüro BellersenAdelheid ReinekeMeinolfusstraße 2333034 Brakel-Bellersen,Tel.: 0 52 76 / 10 24 (Öffnungszeiten: Di 16.00 – 18.00 Uhr, Do 9.30 – 11.30 Uhr)

Pfarrbüro HembsenMartina BolteKirchstraße 333034 Brakel-Hembsen, Tel.: 0 52 72 / 52 90 (Öffnungszeiten: Do 14.00 – 16.00 Uhr)

Pfarrbüro Rheder (Öffnungszeiten: Di 18.00 – 18.45 Uhr)

Pfarrheim RieselTel.: 0 52 72 / 71 17 (Sprechzeiten Di 16.00 – 17.00 Uhr)

V-S-F-BAU GESELLSCHAFT MBH VOGT SCHLÜSSELFERTIGES BAUEN °INDUSTRIEBAU °GEWERBEBAU °HOCHBAU °WOHNUNGSBAU °INGENIEURBAU °MASSIVBAU °STAHLBAU °HOLZBAU D-33034 Brakel-Riesel Oberstein 4 Tel 05272-3729-0 Fax 05272-3729-17 [email protected]

LariX LariX-Holzbau-GmbH

Zimmerei des Handwerks

°Bauen mit Holz °Bauten aus Holz °Leben mit Holz

Holzbau Industriebau Hochbau Wohnungsbau Ingenieur-Holzbau D-33034 Brakel Am Güterbahnhof 4 Tel 05272-3729-0 Tel 05272-8172 Fax 05272-3729-17 Fax 05272-5949 [email protected]

iLeX iLeX-Dachdecker-GmbH

Dachdeckerei des Handwerks

Dach Wand Fassade Asbestentsorgungen Abdichtungen D-33034 Brakel Am Güterbahnhof 4 Tel 05272-3729-0 Tel 05272-8172 Fax 05272-3729-17 Fax 05272-5949 [email protected]

INGENIEURBÜRO für

..…..Gesamtplanung….… ………..Bauleitung…...….. ....….Baubetreuung…….. ...Technische Assistenz...

Dipl. Ing. Erwin Vogt

Beratender Ingenieur Ingenieurkammer-Bau NRW

Europäische Union Beratender Ingenieure

EUBI

D-33034 Brakel-Riesel Oberstein 4

Tel 05272-3729-0 Fax 05272-3729-25

Mobil 0171-6307325 [email protected]

taXus taXus-Tischler-GmbH

Tischlerei des Handwerks

°Leben mit Holz °Wohnen mit Holz °Stehen auf Holz Trockenbau Innenausbau Möbelbau Holzfußböden

D-33034 Brakel Am Güterbahnhof 4 Tel 05272-3729-0 Tel 05272-8172 Fax 05272-3729-17 Fax 05272-5949 [email protected]

31

Haben Sie das Lösungwort gefunden? Wenn ja, dann schreiben Sie bitte bis zum 13. Juli 2018 an das Pfarrbüro, Kirchplatz 8, 33034 Brakel. Aus den richtigen Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost. Die Preise überreicht Pfarrer Wilhelm Koch.

Gewinner Preisausschreiben 1. Ausgabe1. Preis: Marlies Wiedemeier, Brakel-Bellersen2. Preis: Jürgen Haberhausen, Brakel-Frohnhausen3. Preis: Heinz Georg Oelmann, Castrop-Rauxel4. Preis: Gabi Reineke, Brakel5. Preis: Mechthild Held, Brakel6. Preis: Gerhard Leistner, Brakel7. Preis: Paula Schunicht, Brakel8. Preis: Annette Volmer, Brakel-Bökendorf9. Preis: Harald Rogge, Brakel-Gehrden10. Preis: Ursula Mittelstädt, Brakel

Kreuzworträtsel

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

berühm-tesMusical

be-merkens-wert

italie-nisch:drei

Rad-spei-chen-kranz

Experte

Toten-schrein

austra-lischerGummi-baum

Kreis-zeichen-gerät

Hygiene-produkt

Neben-meerdesAtlantiks

spani-schesReis-gericht

Einheitderphysikal.Leistung

Pferde-sport

Laub-baum

zuvorge-rückterStunde

Gegen-teil vonStill-stand

Ausnut-zer einerNotlage

deutscheLandes-haupt-stadt

griech.schönerJüngling(Sage)

einSibirier

Kose-namefürMutter

einDruck-ver-fahren

schnell�raschmachen

undicht

Kfz-Abgas-entgifter(Kw.)

Speisen-folge

ausge-mergel-tesPferd

rotesGarten-gemüse

�nitialen�eckers

�erk-stoff

nichtspät

Teil desGeschirrs

Mix-becher

Lasten-heber

Ablich-tung

eineGro�-macht(Abk.)

chile-nische�ährung

Platz-deck-chen

Extre-mität

einge-legte�lüten(Gewürz)

so weit�solange

persönl.Geheim-zahl(Abk.)

Schande

Glüh-strumpf-erfinder

griechi-scher�uch-stabe

spiele-rischbauen

Leicht-metall(Kurz-wort)

RufnamederPer�n �

stehen-des Ge-wässer

süd-deutsch:Stra�en-bahn

�eigling(ugs.)

ehem. dt.Regie-rungs-sitz

DE�KE-PRESS-1120-29

G:/kw17/40/lm/Mueller_Optik/Mueller_brakel_2_100.pom

Wir machen schöne Brillen

BRAKEL

Unter der Vielfaltdas Besondere

finden!

ESSEN AUF RÄDERNEin Stück Lebensqualität

Jeden Tag ein leckeres Essen,

ohne selbst zu kochen!

Gesund ernähren, Lebensqualität gewinnen

Interesse und weitere Fragen?Tel. 0 52 33 - 208 15 15 (Mo.-Do.: 8:00 - 16:00 Uhr)

Fax 0 52 33 - 951 70 [email protected]

www.khwe.de

Tel.: 0 52 51 / 1 53 - 2 02E-Mail: [email protected]

www.derdom.de

Vier Wochen

gratis lesen!

Der DomDer DomKirchenzeitung des Erzbistums Paderborn

73. Jahrgang · H 2451

Auf DauerRuth Pilgrim engagiert sich schon seit 35 Jahren in der Caritas-Konferenz St. Joseph ihrer Heimatstadt Spenge.Seite 5

Vor dem StartIm sauerländischen Kallen-hardt beginnt am 6. Mai das vielfältige ökumenische Pro-jekt „Pilgern und mehr“.Seite 22

Zu BesuchDer ehemalige apostolische Nuntius in Deutschland, Dr. Jean-Claude Périsset, war jetzt in Dortmund zu Gast.Seite 25

www.derdom.de

29. April 2018

Nr. 17

Renovabis in Osteuropa

Brücken zu den Menschen

Foto

: Now

ak