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1 Diabetes mellitus Inhalte Notfall Therapie Diagnose Symptome Typen Definition Diabetes mellitus Definition I - II Synonym: Zuckerkrankheit, wörtlich: „honigsüßer Durchflussgriechischen: diabainein: „hindurchgehen, „hindurchfließenund lat. mellitus „honigsüß Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechsel- erkrankungen und beschreibt deren ursprüngliches Hauptsymptom: Ausscheidung von Zucker im Urin In der Antike Diagnosestellung durch Geschmacks- probe des Urins (süßlicher Geschmack)

13-02-18 FGN Diabetes · !Somnolenz bis Koma (nicht zwingend) !Durst, vermehrtes Trinken und Wasserlassen !Exsikkose (Dehydrierung): ! Gewichtverlust ! herabgesetzter Hautturgor (stehende

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Diabetes mellitus

Inhalte

Notfall

Therapie

Diagnose

Symptome

Typen

Definition

Diabetes mellitus

Definition I - II

n  Synonym: Zuckerkrankheit, wörtlich: „honigsüßer Durchfluss“ griechischen: diabainein: „hindurchgehen“, „hindurchfließen“ und lat. mellitus „honigsüß“

n  Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechsel-erkrankungen und beschreibt deren ursprüngliches Hauptsymptom: Ausscheidung von Zucker im Urin

n  In der Antike Diagnosestellung durch Geschmacks-probe des Urins (süßlicher Geschmack)

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Definition II - II

n  Mechanismen, welche zur Hyperglykämie führen, setzen überwiegend am Hormon Insulin an: n  absoluter Insulinmangel

(Insulin ist nicht im Körper vorhanden) n  relativer Insulinmangel

(Insulin ist zwar vorhanden, die Wirksamkeit ist aber abgeschwächt ð Insulinresistenz)

n  absoluter und relativer Insulinmangel n  kann sowohl erbliche als auch erworben sein n  Schäden an Blutgefäßen + Nervensystem

treten meist erst nach längerer Krankheitsdauer auf

Menschen mit Diabetes weltweit

in Millionen

Funktion des Hormons: Insulin

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Inhalte

Notfall

Therapie

Diagnose

Typ II

Typ I

Definition

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus Typ I

n  früher: juveniler DM, IDDM: Insulin-dependent-Diabetes mellitus

n  ungefähr 10% aller Diabetiker n  absoluter Insulinmangel durch Zerstörung der B-

Zellen der Langerhanschen Inseln durch Autoimmuninsulitis: Nachweis von Auto-Antikörper gegen Bestandteile der B-Zellen

n  Genetische Faktoren haben eine prädisponierende Wirkung : positive Familienanamnese oder bestimmte HLA-Antigene

n  Selten auch idiopathisch ohne Auto-Antikörper

Inhalte

Notfall

Therapie

Diagnose

Typ II

Typ I

Definition

Diabetes mellitus

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Diabetes mellitus Typ II n  früher NIDDM = Non-Insulin-Dependent-Diabetes

mellitus n  90% aller Diabetiker n  pathogenetisch sind 2 Störungen zu beobachten:

n  Vermutlich gestörte Inselzellsekretion n  Wichtiger: Verminderte Insulinwirkung =

Insulinresistenz am Insulinrezeptor, => Insulinrezeptordefekt

Diabetes mellitus Typ II n  häufig assoziiert mit dem Metabolischem Syndrom

(Adipositas, arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, DM Typ II, Hyperurikämie)

n  Überernährung mit Adipositas sind die entscheidenden Faktoren bei der Entstehung des DM Typ II: n  Überernährung => Erhöhte BZ-Werte

=> Vermehrte Insulinausschüttung => Verminderung der Sensibilität und Dichte der Insulinrezeptoren (Down-Regulation) => Erhöhte Insulinwerte notwendig => … Teufelskreis (Circulus vitiosus)

Typ-I-Diabetiker Typ-II-Diabetiker Häufigkeit 10% der Fälle 90% der Fälle Pathogenese Insulinmangel Insulinresistenz Beginn rasch schleichend Manifestation 15.-25. LJ > 40. LJ Ätiologie Autoimmunerkrankung

AK gegen B-Zellen Insulinresistenz

B-Zellen auf < 10 % vermindert kaum vermindert Körperbau asthenisch adipös Plasmainsulin niedrig bis fehlend normal bis erhöht Stoffwechsel labil meist stabil Ketoseneigung hoch gering Insulintherapie erforderlich =

insulinabhängig Insulinunabhängig, nur bei Erschöpfung der Insulinreserve

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Therapie

Diagnose

Typ II

Typ I

Definition

Diabetes mellitus

Hauptsymptome des Diabetes

Symptome I - II

n  Müdigkeit, Leistungsminderung n  Symptome durch Hyperinsulinismus

und passagere Hypoglykämien bei Beginn des Typ-II-Diabetiker

n  Heißhunger, Schwitzen n  Kopfschmerzen n  Symptome der Hyperglykämie: n  Polyurie, Durst n  Polydipsie n  Gewichtsverlust

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Symptome II - II

Symptome durch Störungen im Wasser- / Elektrolythaushalt: n  nächtliche Wadenkrämpfe n  Sehstörungen Hauterscheinungen: n  Pruritus n  Bakterielle / Mykotische Hautinfektionen n  Necrobiosis lipoidica: meist an der Tibiavorderkante

lokalisierte bräunliche Herde, n  Ulcerationen n  Nekrosen

Komplikationen

n  Makroangiopathie / Mikroangiopathie n  KHK n  pAVK n  Schlaganfall n  Diabetische Nephropathie n  Diabetische Neuropathie n  Diabetische Retinopathie n ……

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Therapie

Diagnose

Typ II

Typ I

Definition

Diabetes mellitus

Diagnose

n  Anamnese & Klinik n  Labor: BZ-Bestimmung n  Nüchternblutzucker

n  entscheidender Test für die Diagnose DM n  Normwert < 110 mg/dl

n  Bestimung der Glucose im Urin: n  Im Morgenurin, in Tagesportionen, im 24-h-Urin n  Bestimmung der sog. Nierenschwelle für jeden

Diabetiker sinnvoll n  Normale Nierenschwelle für Glucose = BZ-Wert,

ab dem eine Glucosurie besteht = 150-180 mg/dl

Diagnose

Oraler Glucose-Toleranz-Test ( OGTT) n  Durchführung: nach Bestimmung des Nüchtern-BZ

trinkt der Patient eine Lösung mit 75 g Glucose, Bestimmung des BZ nach 60 + 120 min.

n  Keine routinemäßige Untersuchung, Durchführung nur bei unklaren Fällen

HbA1c : n  Durch Glykosilierung entsteht aus Hb das HbA1

um, dieses besteht aus den Untereinheiten a, b, c n  „Blutzuckergedächtnis“: zeigt den BZ-Wert der

letzten 6-8 Wochen an (Normwert: < 6.5%)

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Inhalte

Notfall

Therapie

Diagnose

Typ II

Typ I

Definition

Diabetes mellitus

Medikamentöse Therapie: Insulin Indikationen: n  Diabetes mellitus Typ I n  Diabetes mellitus Typ II

nach Versagen der oralen Antidiabetika n  Diabetes mellitus Typ II in der Schwangerschaft

(Sulfonylharnharnstoffe sind kontraindiziert) n  Diabetes mellitus Typ II in Streßsituationen

mit erhöhtem Insulinbedarf: n  Schwere Infektionen, Operationen… n  Diabetische Ketoazidose

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Nebenwirkungen von Insulin

n  Hypoglykämien n  Gewichtszunahme n  Allergische Reaktionen (v.a. bei tierischem Insulin) n  Gewebeschäden des subkutanen Fettgewebes an

der Injektionsstelle n  Hypokaliämie

Applikation / Synthese / Dosierung

Applikation: n  subkutan (Ausnahme: Normalinsulin kann auch

intravenös verabreicht werden) Herstellung: n  tierisch (Rinder, Schweine): nicht ganz identisch mit

humanem Insulin, Gefahr der Allergie n  synthetisch hergestelltes humanes Insulin Dosierung (Angabe in internationalen Einheiten (i.E.)) n  1 ml Normalinsulin enthält 100 i.E. n  Insulin für die Pen-Injektion enthält 100 i.E./ml n  der Tagesbedarf an Insulin beträgt ca. 40 Einheiten

Insuline-Übersicht

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Konventionelle Insulintherapie

n  Prinzip: starre Insulingaben => starres Essverhalten (der Patient muss essen)

n  Typischerweise Gabe von Kombinationsinsulinen (oder freien Mischungen): n  Zumeist 1/3 als Normalinsulin

und 2/3 als Intermediärinsulin n  seltener reine Gabe von Intermediärinsulin n  Gabe 2x/d: ca. 2/3 des Insulintagesbedarfes

vor dem Frühstück, ca. 1/3 vor dem Abendessen (Spritz-Ess-Abstand 30 min.)

Konventionelle Insulintherapie

n  Morgens: n  Normalinsulin zur Abdeckung des Frühstücks

n  für Basisbedarf und Mittagessen: n  Intermediärinsulin

n  Abends: n  Normalinsulin zur Abdeckung des Abendessen n  Intermediärinsulin für den Basisbedarf

konventionelle Insulintherapie

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Intensivierte konventionelle Insulintherapie n  Prinzip: variables Spritzen

=> individuelle Lebensweise möglich n  Basis-Bolus-Prinzip:

n  Basisbedarf: Abdeckung durch Verzögerungsinsuline

n  Mahlzeitenbezogener Bedarf: Abdeckung durch Normalinsulin

n  Gabe von Normalinsulin vor den Hauptmahlzeiten (Bolus)

Intensivierte konventionelle Insulintherapie

n  Gabe von Verzögerungsinsulin spät abends + ggfs. zusätzlich früh morgens zur Deckung des basalen Insulinbedarfs

n  Die Dosis der Bolusgaben (Normalinsulin) wird zu den einzelne Mahlzeiten, je nach Appetit, Tageszeit, Blutzuckerspiegel und zu erwartender körperlicher Belastung durch den Patienten selbst angepasst

intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)

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Insulinpumpen

n  Nüchternbedarf: wird gedeckt durch kontinuierliche Gabe von Normalinsulin

n  mahlzeitbezogener Bedarf : Normalinsulin als Bolus

orale Antidiabetika

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Inhalte

Notfall

Therapie

Diagnose

Typ II

Typ I

Definition

Diabetes mellitus

Notfall: „Hypoglykämie“ „Hyperglykämie“

Bewusstsein prüfen

Stabile Seitenlage Atemspende

Atmung prüfen

Der Notfallpatient!

nicht vorhanden nicht normal

Situationsgerecht helfen

Im W

echsel

112 AED

30

2 112

vorhanden

vorhanden

Thorax- Kompressionen

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Akute Hypoglykämie

Definition: n  Absinken des Blutzuckers unter 50 mg/dl

Ursachen I: n  Überdosierung von Insulin

(Verwechslung, Versehen, Suizidabsicht) n  zu späte oder geringe Nahrungsaufnahme,

bzw. Erbrechen nach Insulinapplizierung n  ...

Akute Hypoglykämie

Ursachen II: n  Erniedrigung des Insulinbedarfs:

n  starke körperliche Belastung n  Erholung von einer Infektion n  nach Gewichtsreduktion n  nach Entbindung

n  Alkoholintoxikation n  Hypothyreose und Nebennierenrindeninsuffizienz n  bei Nicht-Diabetikern evtl. durch Insulinom (Tumor) n  ...

Akute Hypoglykämie

Symptomatik: n  Entwicklung plötzlich (Minuten bis Stunden) n  Symptome der adrenergen Gegenregulation

(können z.B. bei Betablockereinnahme fehlen): n  Unruhe, Zittern, Schwitzen n  evtl. akuter Erregungszustand

(z.B. Aggressivität) n  Heißhunger, Herzklopfen, Schwächegefühl n  Bauch- und Kopfschmerzen n  Tachykardie, RR normal bis erhöht

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Akute Hypoglykämie

Symptomatik II: n  Symptome auf das Nervensystem:

n  Somnolenz bis Bewusstlosigkeit n  unkontrolliertes Verhalten

(Sprach- und Sehstörungen; evtl. Krämpfe) Maßnahmen I: n  Patient ohne Bewusstsein:

n  Seitenlage und O2! n  Glukose 40% langsam i.v.; BZ-Messung

Akute Hypoglykämie

Maßnahmen II: n  Patient bei Bewusstsein:

n  Eigenschutz beachten! n  orale (Trauben-)Zuckerzufuhr, Faustregel:

10g Glukose =25ml G.40%, steigern BZ um 100mg/dl

n  ggf. alternativ zuckerhaltige Lösungen (z.B. Cola / Limo, etc.)

n  Bei Insulinpumpenträgern ggf. s.c.-Nadel herausziehen, Displayinfo notieren, Batterie nicht entfernen!

Hyperglykämie (Coma diabeticum) Definition: n  Langsam einsetzende Bewusstseinstrübung

durch starken BZ-Anstieg Symptomatik I: n  Somnolenz bis Koma (nicht zwingend) n  Durst, vermehrtes Trinken und Wasserlassen n  Exsikkose (Dehydrierung):

n  Gewichtverlust n  herabgesetzter Hautturgor (stehende Hautfalte)

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Hyperglykämie (Coma diabeticum) Symptomatik II: n  zusätzlich bei diabetischer Ketoazidose

(meist Typ-1-Diabetes): n  langsame Entwicklung (Stunden bis Tage) n  häufig Abgeschlagenheit, Übelkeit n  Kussmaul-Atmung

(wegen metabolischer Azidose) n  Azetongeruch n  BZ-Werte meist über 250mg/dl

Hyperglykämie (Coma diabeticum) Symptomatik III: n  zusätzlich bei hyperosmolaren hyperglykämischen

Syndrom (meist Typ-1-Diabetes): n  sehr langsame Entwicklung (Tage bis Wochen) n  häufig neurologische Ausfälle

(Aphasien, Lähmungen) n  evtl. Krampfanfälle n  BZ-Werte sehr hoch: meist über 600mg/dl

Hyperglykämie (Coma diabeticum) Maßnahmen: n  Basismaßnahmen, Standarttherapie n  BZ-Test n  Seitenlage bei Bewusstlosigkeit n  Ausgleich des Flüssigkeitsdefizites!

(Senkung des BZ um 25% möglich) n  ca. 1000 - 1500ml in erster Stunde! n  bei Schocksymptomatik:

Volumenersatz mit VEL n  Beachte: keine unkontrollierte Insulingabe!