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Tribune: Majestät, Sie haben die
Gesetze gegen die Sozialdemo-
kratie wieder abgeschafft. Wa-
rum?
Wilhelm II: Meine Untertanen
sind mir treu ergeben. Mit dem
Erfolg meiner Sozialgesetze
wird die Unterstützung der SPD
von selbst schwinden.
Tribune: Was unsere Leser na-
türlich besonders interessiert.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den
USA?
Wilhelm II: Wir haben keine
sich widersprechende Interessen.
Wie mein Reich ist auch Ameri-
ka ein aufstrebendes, wirtschaft-
lich starkes Land mit dem wir
gerne und gewinnbringend Han-
del führen.
Tribune: Euer Majestät, wir
bedanken uns höflichst für die
Ehre, dass Sie uns dieses Inter-
view gewährten.
Wir hatten die große Ehre, mit
dem Deutschen Kaiser Wilhelm
II. ein Interview führen zu dürfen.
Tribune: Eure Majestät, wie
schätzen Sie die europäische
Lager zur Jahrhundertwende
ein?
Wilhelm II: Ich blicke sehr
positiv auf das neue Jahrhun-
dert. Unsere Wirtschaft und
unser Wohlstand blüht aufgrund
der deutschen Leistungsfähig-
keit.
Tribune: Nun gibt es Menschen,
die behaupten, Sie würden mit
Ihrem Hobby, dem Flottenbau,
diese Zukunft gefährden.
Wilhelm II: Diesen Vorwurf wei-
se ich natürlich weit von mir! Es
handelt sich natürlich auch nicht
um mein Hobby. Unser Reich ist
eine Weltmacht und wird dies
auch auf den Ozeanen zeigen.
Auch wir haben einen Anspruch
auf einen Platz an der Sonne und
müssen unseren Handel und
unsere Kolonien verteidigen
können.
Tribune: Welche politischen
Ziele verfolgen Sie?
Wilhelm II: Mein Reich muss
stark sein, um den Frieden zu
sichern. Nur am deutschen We-
sen kann die Welt genesen!
E x c l u s i v I n t e r v i e w m i t d e m
D e u t s c h e n K a i s e r T H E M E N I N
D I E S E R
A U S G A B E :
Anlässlich unserer
Jahrhundertserie
„Berichte aus einem
anderen Land“:
Das Deutsche Reich an
der Wende zum 20.
Jahrhundert
Unsere Korresponden-
ten berichten aktuell
aus allen Lebensberei-
chen des Kaiserreichs
Sensation: Kaiser Wil-
helm II. im Interview!
I N D I E S E R
A U S G A B E :
Kaiser Wilhelm
Modernes Reich 1
Flottenbau—Gefahr
für den Frieden? 2
Innenpolitik 3
Berichte aus den
Kolonien 4
Berlin—europäische
Metropole 5
Wirtschaft 6
Seiten für die Frau 7/8
Jugend im Kaiser-
reich 9
Bildungsbericht 10
Die aktuelle Mode 11
Aus der deutschen
Küche 12
Sport 13
L I S E - M E I T N E R - G Y M N A S I U M
Tribune Geschichtszeitung der 9c
13. Februar 1900 Tribune
D a s D e u t s c h e R e i c h a u f d e m
W e g i n d i e M o d e r n e
Ab 1880, als die Schulpflicht in Deutschland
durchgesetzt wurde, konnten alle Kinder, egal
welcher Herkunft, eine Grundlage an schuli-
scher Bildung erhalten. In Berlin wurde im
selben Jahr die erste Vermittlungsanlage für
Telefongespräche eingerichtet. 1890 gab es
zum ersten Mal mehr Arbeiter in der Industrie
und im Bergbau als in der Landwirtschaft.
Die Elektro- und Chemieindustrie des Reichs
ist weltweit führend. Wissenschaft und Bil-
dung tragen zur industriellen Entwicklung
bei, da Fachkräfte an Technischen Hochschu-
len ausgebildet werden. Die neu errichteten
Großlabore, wo man systematisch und breitgefächert
forscht, erringen unter Kaiser Wilhelms II. Herrschaft
17 Nobelpreisen. Es werden Massenverkehrsmittel,
wie Eisenbahnen und elektrische Straßenbahnen ge-
baut. Außerdem wird mit dem Auto und Fahrrad die
individuelle Fortbewegung revolutioniert. Der Fort-
schritt der Wissenschaft für die private Kommunikati-
on vervielfältigt die Möglichkeiten der Unterhaltung,
wie zum Beispiel die Schallplatte und Grammofon.
Jetzt beginnt auch die Eroberung der Luft mit den
unvergleichlichen Zeppelinen. In diesem Jahr eröffnet
in Berlin das erste Kaufhaus, eine Revolution für den
Konsum.
Nach den Wahlen in diesem Jahr spielen
die Sozialdemokraten eine führende Rolle
im Reichstag. Doch, was genau macht
diese Partei eigentlich aus, dass sie es
geschafft hat, so viele Menschen von sich
zu überzeugen?
In der gescheiterten Märzrevolution 1848
entwickelte sich auch in Deutschland die
Sozialdemokratie. Es entstanden die ersten
Arbeitervereine, die jedoch keine politi-
sche Wirkung erreichen konnten. Einer
der ersten Vereine war der Allgemeine
Deutsche Arbeiterverein (ADAV), der
1863 von Ferdinand Lassalle gegründet
wurde. 1869 wurde die Sozialdemokrati-
sche Arbeiterpartei Deutschlands (SDAP)
von August Bebel und Wilhelm Lieb-
knecht gegründet. Diese schlossen sich
1875 mit der ADAV zur Sozialistischen
Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusam-
men, doch 15 Jahre später nannten sie sich
in Sozialdemokratische Partei Deutsch-
lands (SPD) um. Doch von 1878 bis 1890
wurden sozialdemokratische Aktivitäten
außerhalb des Reichstags von Reichskanz-
ler Otto von Bismarck strengstens verbo-
ten, auf Grund zweier Attentate auf Kaiser
Wilhelm I, für die fälschlicher Weise die
Sozialdemokraten beschuldigt worden
waren, doch trotz aller Bekämpfungen
gegen die Sozialdemokratie, bei denen
aktive Mitglieder verfolgt, verhaftet und
ausgewiesen wurden, entwickelt sie
sich langsam zu eine der stärksten poli-
tischen Kräfte in Deutschland. Doch
wofür steht die Sozialdemokratie ei-
gentlich? Die deutsche Sozialdemokra-
tie zeichnet sich durch ein humanisti-
sches Menschenbild aus. Jeder Mensch
soll die gleichen Chancen und ein Maß
ein Freiheit und Wohlfahrt genießen.
Sozialdemokraten setzen sich mit de-
mokratischen und sozialistischen Mit-
teln für eine freiheitliche und sozial
gerechte Gesellschaft ein. Sie hatten
immer den Anspruch eine internationa-
le Bewegung zu sein und 1864 gründe-
te Karl Marx die Internationale Arbei-
terassoziation (IAA), die jedoch 1876
wieder zerbrach, doch 1889 wurde die
neue Sozialistische Internationale gegrün-
det. Sie arbeitet gegen den verschärften
Nationalismus, die Aufrüstungspolitik in
den europäischen Staaten, sowie für die
Stärkung der Arbeiterbewegung weltweit.
Doch die Sozialdemokraten haben es
schwer in Deutschland, da sie nicht mit
der Mehrheit der Gesellschaft überein-
stimmen und so werden sie als
„Reichsfeind“ bezeichnet. Sie wollen eine
grundlegende Umgestaltung von Staat
und Gesellschaft, auf Grund dessen stehen
sich Arbeiter und Staat weiterhin feindse-
lig gegenüber.
Polizei durchsucht eine Arbeiterwohnung
Reichsfeinde—
SPD
Nachdem Bismarck sein Amt unter Kai-
ser Wilhelm den ll abgegeben hat, be-
ginnt die Außenpolitik unberechenbar
zu werden. Der Spielraum der Diploma-
ten wird im europäischen Raum durch
das Berücksichtigen der Interessenver-
bände stark eingeschränkt. Die Kompro-
missbereitschaft der Staaten sinkt zu-
nehmend und die Bündnisse sind gefähr-
det. Durch die Kündigung des Rückver-
sicherungsvertrages mit Russland haben
sie den Zweibundvertrag zwischen
Russland und Frankreich eingeleitet.
Das bedeutet für das Deutsche Reich,
dass es zu einem Zweifrontenkrieg kom-
men könnte.
Kommentar
Essen, Deutsches Reich. Lautes Ge-
töse erschallt, Rauchschwaden bilden
sich aus riesigen Hochöfen und Wa-
genladung für Wagenladung fährt
durch die Tore der Krupp‘schen Hal-
len. Eine Familien-Dynastie in enger
Verbindung zum Kaiser.
Kaiser Wilhelm II lässt eine Flotte,
bauen, gleich derer der britischen.
Größter Lieferant für jene Flotte ist
der Familienkonzern Krupp. Bereits
im deutsch-französischen Krieg lie-
ferte Krupp Kanonen für die deutsche
Armee. Nach Reichsgründung ver-
doppelte sich die Produktion der
Firma und wurde zum größten Unter-
nehmen in Übersee. Sympathien
beim Kaiser erlangten sie unter anderem
durch den gemeinsamen Kampf gegen
die deutschen Sozialdemokraten. Ganz
Europa, mit Ausnahme Frankreichs
wird mittlerweile mit Krupp’schen Waf-
fen beliefert.
Der momentane Schwerpunkt der in-
zwischen mehr als 20.000 Mann starken
Firma ist der Flottenbau und die militä-
rische Ausrüstung der kaiserlichen
Schiffe. Der Meinung US-
amerikanischer Experten zufolge, könn-
te ein maritimes Wettrüsten zwischen
dem Vereinigten Königreich und dem
Deutschen Reich auch große finanzielle
Probleme der beiden Staaten hervorru-
fen.
Wilhelm rüstet,
Krupp liefert
S e i t e 3 T r i b u n e
In Deutschland spielt sich momentan
Unglaubliches ab: Wettrüsten der Flotte
gegen England…
Die Herausforderung Deutschlands
bestanden vor wenigen Jahren
noch in Wissenschaft, Technologie,
Wirtschaftswachstum und Konkur-
renz im Welthandel, speziell mit
Großbritannien. In den meisten
wirtschaftlichen Bereichen hat
Deutschland England, das vor ein
paar Jahren noch am besten indust-
riell entwickelt war, inzwischen
überholt. 1907 produzierte
Deutschland die doppelte Menge an
Stahl wie Großbritannien. Während
der britische Welthandel zwischen
1887 und 1907 lediglich um 80
Prozent zunahm, konnte der deut-
sche ein Plus von 250 Prozent ver-
zeichnen. Das ist der Grund, dass
das Deutsche Reich 1898 mit dem
Bau der Flotte beginnt.
Die anderen Supermächte wie
Großbritannien, Russland, USA
und Japan fingen schon Jahrzehnte
vorher an eine Flotte zu bauen. Doch nun
will das Deutsche Reich auch mithalten.
In dem deutschen Volksmund ist der
Flottenbau schon sehr populär. Die meis-
ten Deutschen sind auch stolz auf den
Bau der Flotte, weil man als Deutscher
auch für die Industrie ist. Also ist man als
Deutscher auch Stolz auf das neue Flot-
ten-Projekt von dem Kaiser. Doch in
England wird das schärfer betrachtet als
in dem Deutsch Reich selber, denn man
sieht die Aufrüstung der Flotte als große
Provokation und als militärische Bedro-
hung. Der Kaiser aber streitet es, was er
auch in dem Daily-Telegraph-Interview
gesagt hat, stark ab. Er sagt, dass es für
die Aufrüstung der Flotte 4 Gründe gibt:
1. Schutz der deutschen Fischerei.
Weil die deutschen Fischer bis jetzt öf-
ters von englischen Fischern bedrängt
und an dem Fischfang behindert worden
sind.
2. Schutz des deutschen Welthandels.
England war durch seine Seemacht ge-
nerell in der Lage, weltweit Handel zu
dulden, zu behindern oder zu unterbin-
den. Deshalb will ich Sicherheit.
3. Brechen von möglichen Seeblocka-
den
Dieses Motiv findet seine Ursache in
der britischen Tradition der Seeblocka-
den, mit denen schon häufig sowohl
gegnerische als auch neutrale Länder
von ihren Rohstoff und Nahrungsmittelim-
porten abgeschnitten wurden. Deshalb
sollte meine Flotte so stark sein, dass sie
eine „enge Blockade“ (Erfindung der engli-
schen Flotte) vor den deutschen Nordsee-
häfen durchschlagen kann.
4. Erreichung einer Bündnisfähigkeit mit
Großbritannien
Dieser letzte, hat politische Gründe: Für
den Fall eines Konfliktes zwischen Groß-
britannien und anderen Seemächten erhoffe
ich mir, mit einer respektablen Flotte als
Verbündeter attraktiv zu sein und zu einer
Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe kom-
men zu können. Der Kaiser selbst sagte im
Daily-Telegraph-Interview: „Es mag sogar
sein, dass selbst England einmal froh sein
wird, dass Deutschland eine Flotte hat,
wenn sie beide zusammen gemeinsam auf
derselben Seite in den großen Debatten der
Zukunft ihre Stimmen erheben werden.“
Zudem gibt es eine defensive Intention
gegenüber Großbritannien, insofern man
damit rechnet, dass England im Konflikt-
fall gegenüber einer ausreichend starken
Seemacht Deutschland lieber Frieden hal-
ten oder verhandeln würde.
So rechtfertig er den Bau der Flotte. Dabei
gibt es sehr viel Gegenwind, doch man
wird sehen was aus dem Projekt wird.
Flottenbau—Gefahr für den
Frieden in Europa?
Der Stolz der kaiserlichen Marine: der Panzerkreuzer Friedrich
S e i t e 2 T r i b u n e
Von 1850 bis jetzt erlebte die
Stadt einen starken Zuwachs
aus den preußischen Ostpro-
vinzen. 1877 hatte Berlin
bereits mehr als eine Million
Einwohner. Nach der Volks-
zählung von 1895 waren es
schon knapp 1,7 Millionen,
davon hatten 12.000 pol-
nisch, 7.000 russisch und
knapp 2.000 eine andere sla-
wische Sprache als Mutter-
sprache. Insgesamt gaben
rund 23.000 Einwohner (1,35
%) eine fremde Mutterspra-
che und nahe 5.000 deutsch
und eine fremde Sprache an.
Knapp 27.000 Berliner (1,6
%) waren Ausländer, die
meisten davon aus Öster-
reich-Ungarn(13.000) und
Russland (4.000). Anfang
1850 gab es nur rund
424.000 Einwohner. 50 Jah-
re später waren es fast 2
Millionen Einwohner in
Berlin. Wegen des zahlrei-
chen Zuwachs in Berlin
musste sich die Stadt schnell
etwas einfallen lassen um
die Menschen von Ort zu Ort
zu transportieren. Nach Wer-
ner von Siemens’ Vorschlag
baute die Stadt Berlin eine U-
Bahn, aber nur durch so ge-
nannte ,Armenviertel’’, weil
diese schon als schmutzig
galten und man die reichen
Viertel nicht verschmutzen
und sie dem Lärm aussetzen
wollte. Die Stadt Berlin wollte
auf jeden Fall den Bau durch
die Leipziger Straße verhin-
dern, weil sie als reich und
edel galt. Die Firma ,,Siemens
Elend in einer Kellerwohnung
Die große Nachfrage nach Woh-
nungen erlaubt es den Eigentü-
mern, höhere Mieten zu verlangen.
So sind Mieter gezwungen, Schlaf-
gänger aufzunehmen, die sich an-
stelle eines Zimmers nur einen
Schlafplatz leisten können.
Viele wohnen in
Mietskasernen
Jeder von uns hat schon mal
etwas über die Mietskasernen
in den Armenvierteln unserer
Stadt gehört, einige haben
sie sogar gesehen und wahr-
scheinlich wissen sie auch in
was für einem Elend die
Menschen dort leben. Die
Mietskasernen sind vor allem
die Folgen der starken Urba-
nisierung Berlins. Man
brauchte schnell viel Platz.
Die Lösung; waren die be-
rühmten Mietskasernen. Sie
sind hoch mit 4, 5 Etagen, die
Wohnungen sind klein, alles in
allem — viele Menschen auf
wenig Platz. Doch um welchen
Preis? Der Typus ist ausgebro-
chen, die Menschen sind ein-
geengt in einem sehr schlecht
belüftetem und belichtetem
Hof und warten bis das Elend
aufhört. Natürlich sollte man
aufhören solche Häuser zu
bauen, vor allem wegen
Die Firma ,,Siemens &
Halske’’ führte als Bauherr
auch alle Bauarbeiten aus. Der
erste Spatenstich war am 10.
September 1896 in der
Gitschiner Straße. Die Bauar-
beiten mussten schnell gehen,
denn der bei der Konzessions-
vergabe abgeschlossene Ver-
trag mit Berlin sah vor, dass
die Strecke innerhalb von
zwei Jahren fertig sein musste,
sonst würde eine Strafe von
50.000 Mark drohen.
Berlin—die Metropole wächst
S e i t e 5 T r i b u n e
den Wohnungen im Keller und
auf dem Dachboden. Deshalb
wandte sich der Berliner Stadt-
planer Hobrecht häufig mit schar-
fen Worten gegen die verbreitete
Praxis der Bauherren. Schon im
Jahr 1868: schrieb er "Fort mit
den Kellerwohnungen, die gut
sind für Fässer und Kartoffeln
und Gemüse, aber nicht für Men-
schen! Raum für die Höfe!" Er
hatte recht, die Kellerwohnungen
sind schlecht für die Menschen.
Als Otto von Bismarck noch Reichs-
kanzler war, hat er sich strikt gegen die
Kolonialherrschaft ausgesprochen, da
er vermutete, dass die Kolonien zu
hohe Kosten mit sich bringen würden.
Als 1900 England und andere Groß-
mächte Europas immer größer wurden,
entließ Wilhelm II. Bismarck, um end-
lich mitzuziehen und Kolonien erwer-
ben zu können. Daraufhin fing
Deutschland an Teile Afrikas, China
und fernere Teile in der Südsee in
seinen Besitz zu nehmen. Mit diesem
Vorgehen wollten sie das Reich ver-
größern und den Handel antreiben.
Immer mehr Deutsche wandern mit der
Hoffnung, ein neues Leben in den
Kolonien zu beginnen, aus. Sie haben
dort ihre eigenen Häuser und führen
ihre eigenen Unternehmen oder haben
ihre eigenen Plantagen.
Später stellte sich heraus, dass Bismarck mit
seiner Vermutung rechtgehabt hatte. Doch
das war nicht das einzige Problem. Weil die
Deutschen ihre eigenen Unternehmen und
Plantagen nicht nur mit deutschen Arbeitern
führen konnten, brauchten sie afrikanische
Arbeiter. Natürlich haben die Eingeborenen
für die Deutschen gearbeitet, dies geschah
jedoch nicht immer freiwillig. Meisten wur-
den sie versklavt. Die Arbeit war auch nicht
gerade leicht. Auf Plantagen wurden sie z.B.
gepeitscht, damit sie wirklich durchgehend
gearbeitet haben. Von solchen Maßnahmen
sind auch einige gestorben..
Die Propaganda im des Deutschen Kolonial-
vereins stellt die Situationen in den Kolo-
nien natürlich ganz anders da:
Krieg in deutschen Kolonien
In Deutschlands Kolonien herrscht
momentan Krieg. Doch wie kam
Deutschland dazu Länder zu unterwer-
fen und wie konnte Deutschland den
Krieg in diesen Gebieten zulassen?
Wenn das Kaiserreich
etwas will, dann müs-
sen eben andere da-
runter leiden!
Um die Afrikaner möglichst billig zum
Arbeiten zu bewegen, wurden diese ver-
sklavt.
Doch hat Deutschland auch einen Grund
dazu die Menschen dort so zu quälen?
Deutschland begründet diese Maßnahmen
damit, dass die Eingeborenen der Kolo-
nien nicht in die oberste „Rasse“ gehören
und keine Erziehung wie die Deutschen
hatten. Sie sagen die Eingeborenen seien
faul und müssten deswegen geschlagen
werden, damit sie überhaupt arbeiten.
In einem Interview mit dem Häuptling aus
Togo wurde bekannt, dass die Einwohner
bei der Arbeit z.B. mit der Kreuzhacke
sich nicht mal kurz aufrichten durften
oder kurz durchatmen durften, sonst wur-
de so sehr auf sie eingeschlagen, dass
manche es nicht überlebt haben.
Dieser unmenschliche Umgang der Deut-
schen mit den Ureinwohnern der Kolo-
nien hat den großen Maji-Maji-Aufstand
in Afrika ausgelöst. Viele afrikanische
Stämme haben sich zusammen getan und
ihren Aufstand geplant. Damit hatten
die Deutschen nicht gerechnet und
wurden somit total unerwartet von den
Afrikanern überrumpelt. Die Afrika-
ner glaubten sie könnten sich mit dem
Zauberwasser (Maji genannt) gegen
die deutschen Geschütze wappnen,
doch dieser Irrtum kostete vielen Afri-
kanern das Leben. Außerdem ver-
brannten die Deutschen aus Rache die
Häuser und Felder der Stämme.
Aus der britischen Presse
S e i t e 4 T r i b u n e
Dossier: Situation der deutschen Frau
milie nicht alleine ernähren kann. Also küm-
mert sich die Ehefrau um die Erziehung und
Haushalt, unterstützt vom Hausmädchen und
den älteren Töchtern, sodass diese gleich ler-
nen, was später als Hausfrau ihre Aufgabe
sein wird. Wenn das Geld allzu knapp ist ver-
dienen die Töchter noch etwas Geld, indem
sie als Hausmädchen in reicheren Haushalten
arbeiten, währenddessen das Geld dann oft in
die Ausbildung der Jungen gesteckt wird, dass
dieser später auch seine Familie wird ernähren
können.
In den ärmeren Familien wachsen oft sehr
viele Kinder auf, womit die Eltern ihre Alters-
versorgung sicher stellen. Den Luxus einer
Schulausbildung der Jungen können sich hier
die wenigsten leisten und so arbeiten neben
dem Vater zusätzlich die meisten Söhne und
Töchter in Handwerksbetrieben oder als
Dienstboten um das Leben der Familie zu
finanzieren, während sich die Mutter zu Hause
unterstützt von einigen älteren Töchtern um
die Jüngsten, die noch nicht arbeiten können,
und den Haushalt kümmert. In dieser Gesell-
schaftsschicht sterben die Menschen oft frü-
her, da sie lebenslang hart arbeiten müssen.
Auch in der untersten Gesellschaftsschicht
wachsen zur Altersversorgung der Eltern sehr
viele Kinder pro Familie auf. Die Großfami-
lien leben in schlechten Verhältnissen auf sehr
engem Raum und jedes Familienmitglied
muss täglich hart arbeiten, um die Familie
irgendwie über Wasser zu halten. Der Ehe-
mann kann sich seinen Stolz die Familie allei-
ne ernähren zu wollen nicht leisten, sodass
auch die Mutter und Ehefrau außerhaus arbei-
tet. Und trotzdem reicht das Geld oft nicht
aus, sodass es nicht selten vorkommt, dass der
Ehemann aus Resignation die Familie verlässt,
woraufhin die Mutter noch härter arbeiten
muss und das Geld trotzdem noch viel zu
knapp ist. Die Frau schuftet oft an der Grenze
ihrer Belastbarkeit, da sie sich zusätzlich auch
um den Haushalt kümmern muss, und stirbt
oft tatsächlich an Überarbeitung. Da es meist
an Essen mangelt und die Mutter oft außer-
haus ist, sind die Kinder komplett auf sich
alleine gestellt und müssen selbst einen Weg
finden, an ein paar Groschen zu kommen, um
sich am Leben zu halten. Die einzige Mög-
lichkeit ist für viele die Prostitution, womit
der Kreis geschlossen wäre und die reichen,
jungen Herren aus der oberen Gesellschafts-
schicht genug Möglichkeiten haben sich aus-
zutoben.
Die deutsche Frau hat wenig Rechte und
braucht diese laut des deutschen Mannes
auch nicht, doch sie weiß genau, was von
ihr erwartet wird und was sie zu tun hat,
um in der Gesellschaft und von ihrem
Mann anerkannt zu werden. Ihre Rolle in
der Familie und gegenüber ihrem Ehe-
mann ist klar definiert.
Neben ihren täglichen Pflichten als Haus-
frau, soll die deutsche Frau ihrem Mann
stets freundlich und unterwürfig gegen-
übertreten und ihn in der Öffentlichkeit
gut repräsentieren. Sie soll ihrem Mann
stets geduldig zuhören, wenn er beispiels-
weise von seinen Geschäften erzählt, und
in seiner Freizeit möchte er von ihr gut
unterhalten werden, wozu auch die ständi-
ge Bereitschaft zum Erfüllen der ehelichen
Pflichten gehört, wann immer der Mann es
wünscht. Zärtlich, sanft und gutmütig soll
sie sein, wobei sie durchaus auch etwas
Temperament zeigen darf. Sie darf zum
Beispiel gerne impulsiv und gefühlsge-
steuert handeln, muss sich aber zu jedem
Zeitpunkt von ihrem Mann leicht kontrol-
lieren lassen. Eigene Meinungen oder gar
Kritik am Ehemann sind selbstverständ-
lich nicht gestattet.
In wohlhabenderen Kreisen werden Dinge
wie Hausarbeit selbstverständlich von
Hausmädchen übernommen, ebenso wie
das Stillen der Jüngsten von kräftigen,
gesunden Ammen vom Lande, um die
Figur nicht zu gefährden. Gouvernanten
kümmern sich um die standesgemäße
Erziehung der Heranwachsenden und
Privatlehrer unterrichten sie. Während die
Jungen eine umfangreiche Ausbildung
erhalten, werden die Mädchen in der fran-
zösischen Konversation, der Literatur und
dem Musizieren gelehrt. Auch wenn seit
1895 die Frauen zur Abiturprüfung
zugelassen sind, nimmt kaum eine diese
Möglichkeit war, denn gebildete Frauen
ernten allenfalls Gespött oder Verach-
tung, niemals aber Respekt. Gemeinsam
mit der Mutter wählen die Mädchen
nach gründlichem Abwägen ihre zu-
künftigen Ehegatten aus. Wohlhabend
muss er sein, gebildet – eine möglichst
gute Partie, denn auf seinen Verdienst
werden die Mädchen angewiesen sein,
wenn sie erst einmal die Familie verlas-
sen haben, da sie selbst natürlich keine
Möglichkeit haben Geld zu verdienen.
Aus diesem Grunde wird kein Wert
darauf gelegt, ob es nun Liebe ist oder
nicht, wenn eine Grundsympathie
herrscht, ist das bereits mehr als zu
erwarten ist. Bis zu Hochzeit müssen
die Mädchen selbstverständlich Jung-
frau sein, während es den heranwach-
senden Männern regelrecht geraten wird
sich vorher schon mal auszuprobieren.
Und wenn dafür nicht die standesglei-
chen, jungen Mädchen in Frage kom-
men, müssen eben die armen aus den
unteren gesellschaftlichen Schichten
herhalten, die ihr Geld mit Prostitution
zusammenkratzen.
Für das Ansehen innerhalb ihrer Kreise,
wird auch in mittelbürgerlichen Haus-
halten nicht auf den Luxus verzichtet,
ein Hausmädchen zu engagieren, auch
wenn für dessen Bezahlung teilweise an
Essen und Kleidung gespart werden
muss. Arbeiten, etwa als Kindermäd-
chen in reicheren Familien, um weiteres
Geld zu verdienen, ist der Frau meist
von ihrem Mann untersagt, da dieser
sonst nicht als vollwertiger Mann res-
pektiert werden würde, da er seine Fa-
S e i t e 7 T r i b u n e
Exclusiv im Interview
.Zwei Frauenrechtlerinnen
aus Deutschland berichten
uns von ihrem Kampf um die
Rechte der Frau
Helene Lange ist im Vorstand des Bun-
des deutscher Frauenvereine. Sie enga-
giert sich seit Jahren für die Bildungs-
und Berufschancen von Frauen.
Redaktion: Frau Lange, was ist diesen
Monat Hauptthema in ihrer Zeitschrift
Die Frau?
H. Lange: Diesen Monat beschäftigen
wir uns mit dem derzeitigen Bildungs-
system für Mädchen. Wir wollen er-
reichen, dass Mädchen wissenschaft-
lich ausgebildet werden und ihre Leh-
rerinnen mehr Einfluss auf die Erzie-
hung der Mädchen haben, damit diese
sich nicht für ihre gute Bildung schä-
men.
Redaktion: Also wollen Sie, dass
Frauen genauso gut gebildet werden
wie Männer?
H. Lange: Ja, denn ich möchte, dass
Frauen die gleichen Berufschancen
haben und vor allem unter den glei-
chen Bedingungen arbeiten dür-
fen. Ich will damit nicht sagen,
dass Mann und Frau gleich sein
sollen, doch Frauen sollen auch
das Recht auf Bildung erlangen
und diese auch sinnvoll nutzen
dürfen.
Redaktion: Und was wird aus dem
Haushalt und der Erziehung der
Töchter?
H. Lange: Die Mütterlichkeit steht
immer noch an erster Stelle, nur
dass in die Erziehung der Töchter
zu Klavierunterricht und Etikette
auch noch Allgemeinwissen und
Wissenschaft mit einfließen soll,
doch das geht nur, wenn die Mut-
ter selbst auch gebildet ist. Später
werden die Töchter dann gute
Ehefrauen sein, denn sie werden in
Anita Augspurg ist Vorsitzende des
Bundes deutscher Frauenvereine und
war nach erfolgreichem Abschluss ihres
Jurastudiums an einer Züricher Univer-
sität die erste promovierte Juristin des
deutschen Kaiserreiches.
Redaktion: Wie sind Sie zu dem Bund
deutscher Frauenvereine gekommen?
A. Augspurg: Ich habe angefangen mich
für die Rechte der Frauen einzusetzen,
weil ich der Meinung bin, dass Frauen
genauso in der Lage sind politisch zu
urteilen und sich zu bilden wie Männer
auch.
Redaktion: Und was wollen Sie für
Frauen erreichen?
Augspurg: Ich möchte erreichen, dass
Frauen vor allem das uneingeschränkte
Wahlrecht zugesprochen wird, aber
auch ihren Beruf frei wählen können
und endlich politisch wie gesellschaft-
lich als voll erkannt werden. Zudem fin-
de ich, dass Frauen vor einer Eheschlie-
ßung genauso zustimmen müssen wie
ihre Männer und das Familienleben
ebenso beeinflussen dürfen wie Männer.
Radikalere Forderungen werden
von den Frauen aufgestellt, die
sich in den sozialistischen Frau-
envereinen organisieren und in
der SPD mitarbeiten:
S e i t e 8 T r i b u n e
nasien, Realgymnasien oder Ober-realschulen bzw. höheren Mäd-chenschulen unterrichtet, sobald sie die Unterstufe, also die ersten 3 Schuljahre abgeschlossen haben.
Während Jungen insgesamt bis zu 12 Jahre zur Schule gehen können, um dann auf eine Universität zu gehen, besuchen Mädchen erst die höhere Mädchenschule, die aus 10 Klassen besteht, und da-nach das Lyzeum. Dort können die Mädchen entweder zur Lehrerin für Mittel- und höhere Mädchen-schulen ausgebildet werden, oder sie lernen, eine pflichtbewusste Hausfrau zu werden.
Doch jetzt, zu Anfang dieses Jahr-hunderts, möchte der Kaiser nach Vorbild unseres Schulwesens ge-mischte Schulen auch in den höhe-ren Klassen einführen.
Neben den Schulen für die bessere Gesellschaft gibt es das mittlere Schulwesen, welches Lateinschu-
len, Realschulen, höhere oder mittle-re Bürgerschulen und Rektorschulen umfasst, welche man nach der Volks-schule besucht, und wo man ver-sucht, den Schülern Handel und Ge-werbe zu vermitteln Es gibt auch noch sogenannte „Sonderschulen“ welche für Kinder gedacht sind, die körperlich beeinträchtigt sind oder die nicht leicht zu erziehen sind.
Auf Erlaubnis des Kaisers werden die Schüler zwar immer noch geschlagen und bestraft, wenn sie dem Lehrer nicht gehorchen, doch hält der Kaiser dazu an, die Kinder nicht zu schlimm zu misshandeln, denn es sei eine Sün-de, Kinder zu misshandeln.
Auch möchte der Kaiser Wilhelm II. nun Schulen einführen, in der alle drei Stände unterrichtet werden, da dann keine Bildungsunterschiede und somit auch keine Klassenunterschiede mehr entstehen können. Dies trifft nicht in allen Kreisen auf volle Zustimmung!
Schule im Kaiserreich Deutschland
Disziplin und Gehorsam sind für die Schulen im Kaiserreich unum-gänglich, denn die Kinder werden auf den Krieg vorbereitet. Wer Autoritäten nicht anerkennt, so heißt es, kann später auch nicht dem Kaiser dienen. Doch dies ist der größte Ehrgeiz der Jungen. Während des Unterrichts singt man Loblieder auf den Kaiser und spielt Szenen aus dem Krieg. Doch wird natürlich auch lesen, schrei-ben und rechnen unterrichtet so-dass die Kinder auf die nächsten Jahre vorbereitet sind . Viele Kin-der aus Arbeiter- oder Bauernfa-milien brechen die Schule nach den ersten 3-9 Jahren ab um auf dem Hof der Eltern zu helfen oder einen einfachen Beruf zu erlernen. Nur wenige Jungen gehen in die Oberstufe und danach studieren.
Das Schulwesen an sich ist ge-trennt. Jungen und Mädchen wer-den getrennt voneinander in Gym-
Lehrer in den Volksschulen sind oft noch ehemalige Feldwebel
S e i t e 1 0 T r i b u n e
Die aktuelle Mode in Berlin
Die deutsche Damenmode wandelte sich
in den letzten Jahren häufig.
Die Rockstützen, nun endgültig aus der
Mode gekommen, werden durch teils
glockenförmige, weichfallende und ro-
mantisch verzierte Röcke ersetzt, taillen-
betonende Korsetts sind Standard und das
meist blusenähnliche Oberteil bedeckt den
geschnürten Oberkörper der Dame ver-
meintlich locker.
So gekleidet erscheint die Silhouette der
Dame sanduhrförmig.
Dieser Stil ist nun schon seit einigen Jah-
ren hoch im Kurs doch die Form der Är-
mel änderte sich stetig. Zuerst lagen sie
schlank an, doch schon bald wurden sie
an den Schultern verbreitert bevorzugt.
Die Ärmel wurden immer voluminöser,
bis hin zu den altbekannten Ballonärmeln
teils aufgebauscht, teils hängend getragen.
Doch schon bald setzten sich die kleinen
Puffärmel durch und halten sich bis jetzt in
der Modewelt.
Das neue S-Form-Korsett, das Brust und
Gesäß betont, ist länger als die altbekannten,
somit vor allem beim Sitzen oft schmerzver-
ursachend, und im Moment stark im Kom-
men. Neben dem Korsett werden unter der
Oberbekleidung außerdem diverse Unterrö-
cke, sowie eine Untertaille getragen.
Sehr beliebte Accessoires sind Sonnenschir-
me, Spazierstöcke, neuerdings auch verschie-
denfarbige Handschuhe und weiterhin muss
die Haut der Dame möglichst blass sein.
Die Herrenmode dagegen war in den letz-
ten Jahren sehr beständig.
Schlicht und zweckmäßig aber durchaus
elegant ist das Motto. Dunkle, schlichte
Farben, wie Schwarz, Braun, Grau und
Blau, sind gern gesehen. Lediglich die
Krawatte bietet farbenfrohe Abwechslung.
Über dem Hemd wird das Sakko zu einer
meist andersfarbigen Hose getragen.
Außerhaus trägt der Mann einen Überrock,
einen niedrigen, steifen Hut und Schuhe
mit niedrigen Absätzen.
Im Freien werden Gehröcke getragen oder
der zurzeit sehr beliebte Cutaway, wenn es
kälter ist, wärmere Mäntel.
Zu festlichen Anlässen sind die Fracks ein
bewehrtes Modell und momentan kommen
die etwas schlichteren Smokings in Mode.
Für die ganz modebewussten Herren sind
auch helle Zylinder eine Möglichkeit die So kleidet sich der feine Herr
Aufmerksamkeit ein wenig auf sich zu
lenken.
Außerdem trägt der Mann einen Bart und
eine einfache Kurzhaarfrisur, das Haar mit
Öl am Kopf liegend. Der kaisertreue Bür-
ger trägt oft den Kaiser Wilhelm II Bart.
In Deutschland beginnt gerade eine neue Epoche eine kunstgeschichtliche
Epoche. Die wichtigste Rolle spielt da bei der „Jugendstil“. Die Anhänger
des Jugendstils sind vor allem Studenten, welche sich von dem Altmodi-
schen und Kaiserlichem abheben wollen um etwas Neues zu schaffen. Um
neu Inspiration zu bekommen verlassen die meisten Studenten die Stadt
und ziehen aufs Land. Dort bekommen sie neu Anregungen und Ideen für
ihre Kunst. Das sich die Studenten ihre Ideen aus der Natur holen hat Aus-
wirkungen auf die Kunstgegenstände des Jugendstils. So gut wie alle sind
recht einfach gehalten und es lassen sich viele Organische-Formen entde-
cken. Es werden aber nicht nur Kunstgegenstände hergestellt auch Möbel,
Leuchter etc. Es werden auch Gemälde von den
Studenten Gemalt auf diesen so gut wie immer
Junge Menschen, meist Frauen, in der Natur zuse-
hen.
Fortsetzung Seite 14
Aus der Kunstszene
S e i t e 1 1 T r i b u n e
Die Küche in Europa ist auf nur
etwa 6 - 9 qm eingerichtet, dies ist
zur Zeit "in". Sie sind stets so auf-
gebaut, dass man sobald man nach
Hause kommt, sofort alles was
man zum Beispiel zum Abendbrot
benötig findet, und verwenden
kann. Seitdem es in den Küchen
den Rauchabzug gibt, ist die Küche
sogar gut bewohnbar, da der vorher
Ruß verräucherte Raum jetzt keine
tränenden Augen und verräucherte
Kleidung hervorruft. Seitdem ist
sie auch der eigentliche Mittel-
punkt des Hauses, denn sie ist die
Quelle für Wärme und Licht. Die
"Wohnküche" ist auch sehr or-
dentlich, und stets geputzt, damit
man auch ein Wohngefühl hat, und
sich zu hause fühlt. Die Herdplatte
glänzt blankgescheuert, die Griffe
sind mit Chrom oder Messing ver-
kleidet und auf dem Umlauf sind
Topflappen aufgehängt. Die Fa-
milien sind sehr stolz auf ihre
glänzenden teilweise aber auch
teuren Küchen. In manchen Kü-
chen gibt es sogar ein Sofa, wel-
ches den ganzen Raum noch sym-
pathischer und gemütlicher
macht. Ein sehr starkes Motto
Europas lautet: "Eigener Herd ist
Goldes wert." , weshalb in jeder
Küche ein Herd steht. In dem
glänzenden oft polierten Küchen-
schrank befinden sich die wich-
tigsten Zutaten, und Werkzeuge
( z.B. Kartoffeln, Zucker, Obst/
Gemüse und Bestecke )
Eine moderne Küche in einem bürgerlichen Haushalt
Aus der deutschen Küche
Ein typisches
Rezept
Zuerst die äußeren Blätter vom
Weißkrautkopf entfernen, den Kopf
vierteln, den Strunk herausschneiden
und das Kraut in Streifen schneiden.
Als zweiten Schritt alles in Salzwas-
ser weich dampfen und anschließend
fein hacken. Danach beliebig viel
Zwiebeln schneiden, schälen, wür-
feln und mit Hackfleisch, dem in
Würfel geschnittenen Schweine-
fleisch, den Gewürzen und Butter in
einer Pfanne anbraten. Als nächstes
alles in eine Schüssel geben, ein paar
Semmeln in etwas Milch einweichen,
ausdrücken und mit dem Fleisch ver-
mischen. Nun den Speck in Scheiben
schneiden und das Kraut und den
Fleischteig abwechselnd in eine ge-
fettete Auflaufform schichten mit
Kraut abschließen. Zuletzt die Speck-
scheiben drauflegen. Dann in einer
vorgeheizten Röhre bei 200°C ca. 60
Minuten backen. Hin und wieder mit
Sauerrahm begießen bis der Braten
schön gebräunt ist. Am besten zum
Abschluss mit Salzkartoffeln servie-
ren.
Neu! In vielen deutschen Küchen hält jetzt auch der prakti-
sche Fleisch-Extract Einzug. Vorbei ist das mühsame Brühe-
kochen. Ein Löffel Liebigs bewährten Fleisch Extracts
macht aus einem Teller heißen Wasser eine kräftige, und
sättigende Rinderbrühe.
S e i t e 1 2 T r i b u n e
Im 19. Jahrhundert gibt es drei verschie-
dene Gruppen der Jugend: die Landju-
gend, die Arbeiterjugend und die bür-
gerliche Jugend.
Die Kinder aus der Landjugend packen
täglich mit an und werden so erzogen,
dass sie später einmal den Bauernhof
übernehmen können.
Die Kinder aus der bürgerlichen Jugend
wachsen behütet und streng getrennt von
den Jugendlichen aus den Unterschich-
ten auf. Sie haben mit Arbeit nicht viel
zu tun. Für sie sind wichtig: die Schule,
eine Ausbildung und ein privates Zu-
sammenleben mit der Familie.
Die Arbeiterkinder wachsen selbststän-
dig und ohne feste Bindung zu
ihren Eltern auf, da diese oft arbei-
ten und selten zu Hause sind.
¾ der Jugendlichen erlernen einen
Beruf, davon sind es mehr Jungen
als Mädchen.
Die meisten Mädchen arbeiten
nach Schulende in
einer Werkstatt oder
in einer Fabrik. Ein
Teil der Jungen gehen
zu Berufs- und Fort-
bildungsschulen.
Jugendspiele im
Kaiserreich
Die Schüler singen
viele Lieder mit denen
sie den Kaiser ehren.
Zu Hause spielen sie
oft Krieg und in der
Schule Schlachten,
das ist heut zu Tage
nicht ungewöhnlich.
Am Sedantag
Der Sedantag ist ein
Feiertag, der sowohl
für die Jugendlichen, als auch für
die Älteren ein Festanlass ist. Auf
öffentlichen Feiern und Paraden
trifft man sich und singt patrioti-
sche Lieder. Dieser Tag wird am
2. September gefeiert und erin-
nert Jahr für Jahr an den militä-
rischen Sieg über Frankreich.
Mode im Kaiserreich
Ein sehr verbreitetes Kleidungs-
stück ist der Matrosenanzug.
Viele Jungen in ganz Europa
tragen ihn. Beson-
ders beliebt sind
die bequemen
langen Hosen. Der
erste Matrosenan-
zug entstand
1773. Karoline
von Hessen-
Darmstadt fertigte
damals das erste
Exemplar für ih-
ren Enkelsohn
dem preußischen
König Friedrich
Wilhelm III an.
Für die Mädchen
ist zurzeit eine
Matrosenbluse
zum Faltenrock
modisch. Wir hof-
fen, dass diese
Mode auch noch lange Zeit spä-
ter getragen wird.
Jugend im Kaiserreich
Schon die Kinder zeigen sich in der Uniform!
S e i t e 9 T r i b u n e
Nicht nur politisch gesehen gewinnt
das Deutsche Reich unter Kaiser
Wilhelm immer mehr an Macht,
nein, auch an wirtschaftlicher, vor
allem industrieller Stärke nimmt
Deutschland zu. Nach deutscher
Reichsgründung durch Bismarck
erfuhr das Reich einen Aufschwung
von kolossaler Kraft. Selbst das in
seinem Stolz so starke Groß-
Britannien zieht gegenüber Wilhelm
II den Kürzeren.
Anstoß für jenen konjunkturellen
Aufschwung und die rasante wirt-
schaftliche Entwicklung sind die 5
Milliarden Francs, die Frankreich
nach dem verlorenen Krieg zahlen
musste.
Banken und Industrien sprießen nur
so aus dem Boden. Trotz der
„Gründerkrise“, in der der Auf-
schwung des Reiches ein wenig
stockte, befindet sich dieses weiter-
hin in auf dem Weg nach oben und
entwickelt starkes Nationalbewusst-
sein. Der starke industrielle Zu-
wachs hat natürlich Abzug in der
Agrarwirtschaft zufolge. Dies führt
zu einem großen Städtewachstum,
wie es auch US-amerikanische Städ-
te, wie New York und Chicago er-
lebt haben. Durch Firmen, wie Sie-
mens und der Allgemeinen-
Elektricitäts-Gesellschaft werden die
Städte nun übrigens großteilig mit
Strom versorgt. Während 1971 noch
ungefähr die Hälfte aller Beschäftig-
ten in Landwirtschaft tätig war,
schätzen Experten jetzt mit einem
Minus von bis zu 16% bis 1907, also
auf 34% aller Beschäftigten in Land-
wirtschaft.
Auch der Bergbau wächst. Sowohl
Erz- als auch Kohleförderung wer-
den stark betrieben. Die Steinkoh-
leförderung stieg seit 1870 bis heute
von knapp 30 Millionen bis über 200 Millionen Tonnen und man rechnet
mit einem Wachstum über weitere 50 Millionen. Extrem nützlich für dieses
Ressourcenförderung ist auch eine verbesserte Infrastruktur, vor allem die
Eisenbahn, beliefert von Krupp, die zum Langstreckentransport quer durch
das Reich dient.
Der industrielle Aufschwung des
deutsches Reichs
Wie wohnt eine
Arbeiterfamilie?
Heute war ich zu Besuch in einer Arbeiterfamilie. Familie Hinrichs
besteht aus 9 Personen. Den beiden Eltern, Wilhelmine und Adolf, 5
Söhnen und 2 Töchtern. Sie leben alle zusammen in einem Zimmer,
nur die Küche ist in einem extra Raum. In dem Zimmer gibt es 3
Betten und einen kleinen Tisch zum Essen. Außerdem gibt es eine
kleine Kommode, in der die wenige Kleidung und Spielsachen auf-
bewahrt werden. Die Toilette ist im Innenhof von 2 Häuserreihen
und wird von allen Bewohnern benutzt. Die Küche hat einen Herd
der mit Holz oder Kohle beheizt wird. Die Küche ist der beheizte
Raum dieser Wohnung. In der die Kinder spielen oder Hausaufga-
ben machen, wenn sie von der Arbeit oder Schule kommen. Die Kin-
der schließen mit 12 die Schule ab und gehen dann arbeiten. Die El-
tern arbeiten zu verschiedenen Zeiten und deswegen muss die größte
Schwester Annelise immer auf ihre kleineren Geschwister, die ent-
weder noch nicht zur Schule gehen oder nachmittags aus der Schule
kommen, aufpassen und sie versorgen. Familie Hinrichs hat nicht
besonders viel Geld und deswegen beherbergt sie 2 Schlafleute, die
vormittags in den leeren Betten schlafen. Da nicht alles besonders
sauber ist breiten sich Krankheiten schnell aus.
Wie viele andere Arbeiter ist Adolf Hinrichs aktives Mitglied in der
SPD. Mit den Krupps und dem Kaiser will er nichts zu tun haben.
Seine Hoffnung ist eine gerechtere Zukunft im Sozialismus, die er
sich für seine Kinder wünscht.
Krupp in Essen
S e i t e 6 T r i b u n e
Wie Fußball nach
Deutschland kam:
Fußball kam im Jahre 1873 offizi-
ell nach Deutschland, der Sport
kommt aus England. Sport zu
treiben ist für fast alle Deutschen
ein Privileg. In erster Linie jedoch
wird nur Turnen angeboten, von
den Schulen und den meisten
Sportclubs, Fußball wird zunächst
überall verboten! Es wird nicht als
Sport angesehen und wird nur als
‚Lümmelei‘ oder ‚Englische
Krankheit‘ bezeichnet.
Konrad Koch, Lehrer an dem
Martino-Katharineum in Braun-
schweig, war der erste Lehrer, der
es schaffte, die Vorbehalte denen
Fußball entgegen gebracht wor-
den waren auszuräumen und so-
mit schaffte er es auch im Jahre
1874 das erste Fußballspiel auf
deutschem Boden auszutragen.
1875, vor nun 25 Jahren, grün-
dete er an seiner Schuleden ers-
ten Fußballverein im Deutschen
reich .
Erste Turniere und
Regeln
In diesem Jahr, 1900, wurde in
Deutschland auch der DFB
(deutscher Fußballbund) ge-
gründet. Er bestand aus 86
Gründungsmannschaften. Die-
ses Jahr wurde auch der Fußball
Olympisch. Die Regeln von
Konrad wurden übernommen
vom DFB, dieser Regelsatz
heißt ‚Regeln des Fußball-
Vereins der mittleren Klassen
des Martino-Katharineum Gym-
nasiums‘. Dies ist ein großer
Schritt für den Fußball in Deutsch-
land. Denn in den letzten Jahren
wurden viele Fußballmannschaf-
ten gegründet, wie z.B. Britannia
Berlin, Karlsruher FC, Karlsruher
FV, FC Phönix, BFC Viktoria
1899, Duisburger SV und Holstein
Kiel.
Bei den ersten Olympischen Spie-
len, wo Fußball zum ersten Male
dabei war, wurden 4 Vereine ein-
geladen. Eine deutsche, eine belgi-
sche, eine französische und eine
englische.
Doch Deutschland musste sich aus
diesem Turnier zurückziehen,
denn sie verfügten nicht über die
vorausgesetzten Geldmittel und
konnten auch keine passende
Mannschaft stellen.
Eine neue Sportart erobert das
Kaiserreich
Auch im Süden des Reichs, im König-
reich Bayern entstehen jetzt die ersten
Fußballvereine. In diesem Jahr ist der
Verein des FC Bayern aus München ge-
gründet worden. Hier eine Photographie
der Mannschaft
Wichtigste Sportart ist und
bleibt im Deutschen Kaiserreich
aber sicherlich weiterhin das
Turnen.
In jeder deutschen Stadt gibt es
Turnvereine und Turnstätten in
der Tradition des sogenannten
Turnvaters Jahn, der schon zu
Beginn des vergangenen Jahr-
hunderts die Regeln für das
Männerturnen aufschrieb.
S e i t e 1 3 T r i b u n e
Worpswede
Worpswede ist ein Dorf bei Bre-
men, es liegt im Moor und ist da-
her sehr klein und liegt sehr abge-
schieden.
Es gibt keine richtigen Wege, ge-
schweige denn Straßen. Doch als
vor ein paar Jahren eine Schar von
Künstlern in das Dorf kam, fingen
sie sofort an Bäume und Büsche
zu pflanzen, um die moorige Um-
gebung bewohnbar zu machen.
Schon bald errichteten sie auch
Straßen und Wege. Seitdem kom-
men nach und nach immer mehr
Maler in das Dorf. Die Künstler gehen hier
ihrer Arbeit nach und zeichnen und malen in
der Umgebung des Dorfes. Durch das Leben
im Wald fühlen sie sich der Natur sehr ver-
bunden und bringen
diese in ihre Gemälde
ein.
Durch diesen neuen
Malstil ist das kleine
Dorf berühmt geworden
und aus allen Ecken
Deutschlands kommen
Besucher und lassen
sich von diesen Bildern
beeindrucken.
Geschichtszeitung der Klasse 9c / 2011/12
Redakteure:
Geworg Gero
Thorben Henning
Philipp Daniela
Leonie Sonja
Annika Chantal
Frederik Tom Benedikt
Philipp Lukas
Vincent Marina
Melina Andrej
Tobias Talha
Rebecca Claudius
Johanna
S e i t e 1 4 T r i b u n e