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report DVR Fachmagazin für Verkehrssicherheit 2/2016 Mitglieder Risiko-Check: Wer klug entscheidet, gewinnt Im Blickpunkt Betriebliches Mobilitätsmanagement Journal Lesertelefon: Tippen, texten, chatten bis es kracht? Aktuell „Runter vom Gas“: Multitasking ist ein Mythos

16-1889-DVR-report-Umschlag 1 Trimboxes ipp2/2016 DVR-report 3 Goldener Gurt für Kurt Bodewig Professor Kurt Bodewig, Präsident der Deut-schen Verkehrswacht (DVW) und Bundesminis-ter

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Page 1: 16-1889-DVR-report-Umschlag 1 Trimboxes ipp2/2016 DVR-report 3 Goldener Gurt für Kurt Bodewig Professor Kurt Bodewig, Präsident der Deut-schen Verkehrswacht (DVW) und Bundesminis-ter

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Fachm a ga z i n f ü r Ve r ke h r s s i c h e r h e i t2 / 2 016

MitgliederRisiko-Check: Wer klugentscheidet, gewinnt

Im BlickpunktBetrieblichesMobilitätsmanagement

JournalLesertelefon: Tippen, texten,chatten bis es kracht?

Aktuell„Runter vom Gas“:Multitasking ist ein Mythos

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Page 2: 16-1889-DVR-report-Umschlag 1 Trimboxes ipp2/2016 DVR-report 3 Goldener Gurt für Kurt Bodewig Professor Kurt Bodewig, Präsident der Deut-schen Verkehrswacht (DVW) und Bundesminis-ter

2 DVR-report 2/2016

Mehr Schutz für die Ungeschützten

Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtessind im vergangenen Jahr 3.459 Menschen im Stra-ßenverkehr ums Leben gekommen. Das sind 82Todesopfer mehr als im Vorjahr.

Damit hat die Zahl der im Straßenverkehr Getöte-ten nach 2014 leider auch 2015 zugenommen. Diesist ein Alarmzeichen dafür, dass wir nicht nachlas-sen dürfen, uns weiterhin anzustrengen, diese Ent-wicklung wieder umzukehren. Nach wie vor werdentäglich neun Menschen auf unseren Straßen getö-tet, rund 1.000 verletzt. Die Entwicklung zeigt, dassstetig sinkende Unfallzahlen kein Selbstläufer sind,sondern kontinuierliche und große Anstrengungennotwendig sind.

Besonders gefährdet sind Zweiradfahrende sowieFußgängerinnen und Fußgänger. Bedenklich stim-men die Zunahme der getöteten Motorradfahren-den um rund neun Prozent, die ebenfalls gestie-gene Zahl bei den tödlich verunglücktenFußgängern und Fußgängerinnen um 2,7 Prozentsowie die nur um 3,3 Prozent gesunkene Zahl beiden Radfahrenden. Die sogenannten „schwäche-ren“ Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteil-nehmer müssen besser geschützt werden. Dazuzählt zum Beispiel eine sichere und aktuellenErkenntnissen angepasste Radverkehrsinfrastruk-tur. Selbstverständlich müssen sich die Fahrrad-fahrenden regelkonform verhalten, auf die Benut-zung der Fahrbahn oder des Radweges in falscherFahrtrichtung sowie auf Alkohol verzichten.

Mit Blick auf die motorisierten Zweiradfahrendenist es weiterhin notwendig, auf bekannten Motor-radstrecken Schutzplanken mit Unterfahrschutzeinzurichten, die Geschwindigkeit zu beschränkenund entsprechend zu überwachen. Darüber hinaussollten die Fahrerinnen und Fahrer durch regelmä-ßige Fahrtrainings, auch auf der Straße, ihre eigeneSicherheit erhöhen. Ferner sollten sie darauf ach-ten, mit einer technisch einwandfreien Maschineund guter Schutzkleidung unterwegs zu sein.

Wir brauchen mehr Schutz für die Ungeschützten.Der DVR appelliert daher an alle Verkehrsteilneh-merinnen und Verkehrsteilnehmer, egal ob sie zuFuß, mit dem Auto, Fahrrad oder Motorrad unter-wegs sind, sich mit Verständnis und Rücksicht zubegegnen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre,herzlichst, Ihr

Sven Rademacher, [email protected]

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„Goldener Gurt“ für Kurt Bodewig

Professor Kurt Bodewig, Präsident der Deut-schen Verkehrswacht (DVW) und Bundesminis-ter a.D., ist vom Motor Presse Club (MPC) mitdem „Goldenen Gurt“ geehrt worden. Mit derAuszeichnung wird sein Lebenswerk gewürdigt,in dem die Verkehrssicherheitsarbeit eine zent-rale Rolle spielt. Seit über fünf Jahren ist Pro-fessor Bodewig auch Vizepräsident des DVR.

In seiner Laudatio hob DVR-Präsident Dr. WalterEichendorf das unermüdliche Engagement vonProfessor Bodewig für die Verkehrssicherheithervor: „Als einer der angesehensten Exper-ten bewegt er viel in der Verkehrspolitik – undbeweist großes ehrenamtliches Engage-ment und hohen Einsatz in einer Vielzahl vonanspruchsvollen Ämtern.“

Als Bundesverkehrsminister brachte ProfessorBodewig unter anderem im Jahr 2001 das ersteintegrierte Verkehrssicherheitsprogramm aufden Weg. Dabei ging es vor allem um Unfallver-meidung und den Schutz von Menschenleben,die Linderung von Unfallfolgen und das Mini-

mieren volkswirtschaftlicher Schäden nach Ver-kehrsunfällen.

Zur Zusammenarbeit von DVR und DVW sagteEichendorf: „Uns beide eint der Glaube an dieVision Zero, also an ein sicheres Verkehrssys-tem ohne Tote und Schwerverletzte. Vision Zeroals politisches Programm setzt Prioritäten. Unddiese Priorität muss lauten: Bei der Abwägungvon unterschiedlichen Werten oder Zielen mussdie Unversehrtheit des Menschen an ersterStelle stehen. Leben ist nicht verhandelbar.“

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InhaltsverzeichnisE D I T o R I A L 2

R U N D S C h A U 3

A K T U E L L 6

M I T G L I E D E R 8

I M B L I C K P U N K T 1 2

I N T E R V I E W 1 6

J o U R N A L 1 8

B U N D E S L Ä N D E R 3 0

E U R o P A 3 2

W I S S E N S C h A F T 3 4

I M P R E S S U M 3 5

Große Freude über die Verleihung des Goldenen Gurts:Prof. Kurt Bodewig (Mitte) mit rolf heggen (MPc) und lau-dator dr. Walter eichendorf (r.) Foto: MPC

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4 DVR-report 2/2016

German Road Safety:Smartphone-App für VerkehrssicherheitDVR startet mehrsprachige Informationskampagne für Zugewanderte

dVr-Geschäftsführerin ute hammer (2.v.r.) und Marc-Philipp Waschke (dVr) (r.) präsentierten MartinBurkert (3.v.r.), Vorsitzender des Verkehrsausschusses des deutschen Bundestages, und weiterenBundestagsabgeordneten die neue app. Foto: DVR/Jürgen Gebhardt

Das Thema Flüchtlinge beschäftigtbundesweit auch die Akteure in derVerkehrssicherheitsarbeit. Viele Ver-kehrsregeln in Deutschland sind fürdie ankommenden Menschen neuund bestimmte Situationen im Stra-ßenverkehr gestalten sich anders alsim herkunftsland. Wie funktioniertder Nahverkehr? Wo darf ich mit demFahrrad fahren? Und wer hat eigent-lich Vorfahrt? Diese und weitere Fra-gen beantwortet eine neue mehr-sprachige Smartphone-App unterdem Titel „German Road Safety“, dieder DVR mit Unterstützung der Deut-schen Gesetzlichen Unfallversiche-rung (DGUV) entwickelt hat. Ziel istes, dass geflüchtete Menschen diewichtigsten Verkehrszeichen kennen-lernen, elementare Verkehrsregelnanwenden und sich somit sicherer auf

Straßen, Rad- und Fußwegen bewe-gen können. Die kostenlose App kannin den Sprachen Deutsch, Arabischund Englisch genutzt werden und istfür Apple ioS sowie Android erhält-lich.

Martin Burkert, Vorsitzender des Aus-schusses für Verkehr und digitale Infra-struktur des Deutschen Bundestages,unterstützt die Initiative: „Mobilität istein elementarer Bestandteil von gesell-schaftlicher Teilhabe. Das Projekt ‚Ger-man Road Safety‘ und im Besonderendie entwickelte Smartphone-App hilftGeflüchteten, die deutsche Straßen-verkehrsordnung kennenzulernen undden öffentlichen Verkehr sicher nutzenzu können. Damit wird eine Grundvor-aussetzung für gelungene Integrationgeschaffen.“

DVR-Geschäftsführerin Ute hammerunterstreicht die Bedeutung, Menschenbei diesem Thema direkt abzuholen:„‚German Road Safety’ ist unser Bei-trag, um geflüchteten Menschen zumehr Sicherheit im Straßenverkehr zuverhelfen. Mit der App als herzstückbedienen wir das wichtigste Kommuni-kationsmittel der hauptzielgruppe: dasSmartphone. Durch interaktive Lern-methoden möchten wir erreichen, dassdie Menschen sich über ein wichtigesThema austauschen: sichere Mobilität.“Vier Themenkapitel widmen sich denBereichen öffentlicher Nahverkehr, zuFuß unterwegs, Fahrrad fahren sowieAuto und Motorrad. Die informativenund zur Mobilität motivierenden Textewerden durch Videoanimationen unter-stützt und stehen ebenfalls in allen dreiSprachen zum Anhören bereit. EineListe mit wichtigen Anlaufstellen rundum die Themen Verkehrssicherheit undMobilität ergänzt das Angebot.

Eine ebenfalls mehrsprachige Inter-netseite unter der Adresse www.ger-manroadsafety.de hält alle Elementeder App bereit und bietet weiterfüh-rende Informationen für Multiplikatoren– darunter gelungene Praxisbeispielesowie die beiden Broschüren „Fahr-rad fahren in Deutschland“ und„Unterwegs in Deutschland“, die inZusammenarbeit mit der DeutschenVerkehrswacht (DVW), der Unfallfor-schung der Versicherer (UDV) sowieden Berufsgenossenschaften undUnfallkassen entwickelt wurden.

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Rad fahren – wichtiger Bausteinfür moderne Mobilität2. Kommunaler Radverkehrskongress

Attraktive Radverkehrskonzepte kön-nen zum Vitalitätsprogramm fürStädte und Gemeinden beitragen,indem sie die Mobilität der Menschenverbessern und dem öffentlichenRaum eine neue Qualität verleihen,die handel, Wirtschaft und Tourismusstärkt. Wie aber lassen sich im Rah-men eines Mobilitätskonzeptes dieSicherheit und damit auch die Attrak-tivität des Radverkehrs verbessern?Um dieses Thema aus unterschiedli-chen Blickwinkeln zu beleuchten undBeispiele aus der Praxis vorzustel-len, hatte der Deutsche Städte- undGemeindebund (DStGB) am 15. Juni2016 zum 2. Deutschen Kommunal-radkongress nach Bingen eingeladen.Rund 120 Fachteilnehmerinnen und-teilnehmer diskutierten aktuelle Ent-wicklungen auf dem Gebiet der Rad-verkehrsförderung.

Norbert Barthle, ParlamentarischerStaatssekretär beim Bundesministerfür Verkehr und digitale Infrastruk-tur, bezeichnete das Radfahren als„wichtigen Baustein für moderneMobilität“. Besonderes Potenzial,Verkehr auf das Fahrrad zu verle-gen, liege in den Wegstrecken unterfünf Kilometern. Digitalisierung undVernetzung aller Verkehrsträger undder Verkehrsinfrastruktur könntenzudem neue Chancen für die Fahrrad-nutzung eröffnen. Mit Blick auf denFahrrad-Monitor 2015 unterstrich derStaatssekretär die hohe Bedeutungvon Rücksicht im Straßenverkehr fürdie Mobilität von morgen: „Knapp diehälfte der Radfahrenden fühlt sich imStraßenverkehr unsicher – das müs-sen wir ernst nehmen.“

In einer Podiumsdiskussion erörtertenVertreter der kommunalen Spitzenver-bände, aus der Verkehrswissenschaft,der Verkehrssicherheit sowie von ADACund ADFC, welche Voraussetzungeninnerhalb eines intelligenten Mobili-tätskonzeptes gegeben sein müssen,damit der Radverkehr weiter wächst.Für DVR-hauptgeschäftsführer Chris-tian Kellner spielen mehrere Faktoreneine Rolle: „Durch sorgfältige infra-strukturelle Planung, durch Aufklärungüber Risiken im Straßenverkehr undInformation über sicheres Verhaltenkönnen wir die Sicherheit im Radver-kehr deutlich erhöhen.“

Professor Bernhard Schlag vom Lehr-stuhl für Verkehrspsychologie an derTechnischen Universität Dresden erin-

nerte daran, dass Verhalten im Stra-ßenverkehr sehr stark von der jewei-ligen Situation abhängt: „Wenn sichMenschen beengt oder unter Druckfühlen, sei es zeitlich oder räumlich,dann steigt das Risiko, dass sie sichaggressiv verhalten – auch, wenn siedas ansonsten nicht tun.“ In der Dis-kussion wurde klar, dass die derzeitigeVerkehrsinfrastruktur das Ergebnisgebauter Ideen von vor 40 Jahren istund oft nur wenig Raum für Radfah-rende lässt. Einig waren sich die Exper-ten auch darin, dass Aufklärungs-und Informationskampagnen je nachAusrichtung langfristig einen hohenWirkungsgrad sowohl unter allenVerkehrsteilnehmenden als auch aufplanerischer Ebene erzielen können.

teilnehmer der Podiumsdiskussion waren (v.l.n.r.) christian Kellner (dVr), Bernd herzog-schlagk(Fuss e.V.), dr. Klaus Manns (adac Mittelrhein e.V.), Prof. dr. Bernhard schlag (tu dresden),dr. Wolfgang neutz (städtetag rheinland-Pfalz), aloysius söhngen (Bürgermeister Verbands-gemeinde Prüm) und Moderator Burkhard stork (adFc) Foto: Ralf Bußmann/SW MEDIA

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6 DVR-report 2/2016

„Runter vom Gas“: Multitasking ist ein MythosBundesverkehrsministerium und DVR verbünden sich mit zahlreichen Partnerngegen Ablenkung im Straßenverkehr

Foto-/Videowettbewerb zum thema Multitasking Fotos: Runter vom Gas

Von Carla Bormann

Am 18. Juli 2016 startete in Kooperation mit demKinobetreiber CineStar und dem Automobil-ClubVerkehr (ACV) der Foto-/Videowettbewerb„Mythos Multitasking“. Bis zum 30. Septemberkönnen Beiträge unter mythosmultitasking.runter-vomgas.de eingereicht werden. So sollen vor allemjunge und internetaffine Verkehrsteilnehmerinnenund Verkehrsteilnehmer dazu animiert werden,sich mit dem Thema Ablenkung im Straßenver-kehr auseinanderzusetzen. Sie werden aufgefor-dert, auf kreative Art zu zeigen, dass Multitaskingein Mythos ist und insbesondere Smartphones imStraßenverkehr nichts zu suchen haben.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, sich mitden Foto- oder Videoaufnahmen nicht in Gefahrzu bringen. Alle Beiträge, die im realen Straßen-verkehr gemacht werden und gegen die Stra-ßenverkehrsordnung (StVo) verstoßen, werdenvom Wettbewerb ausgeschlossen. Alle Einsen-dungen werden online in der Wettbewerbsgalerie

veröffentlicht und mit der Botschaft versehen:„Im Alltag schwierig. Im Straßenverkehr tödlich.#mythosmultitasking“. Im Internet kann über dieEinreichungen abgestimmt werden. Aus den bes-ten Beiträgen ermittelt dann eine Experten-Jurydie Gewinner. Aus ausgewählten Fotos undVideosequenzen wird ein Kinospot zusammen-gestellt, der Ende des Jahres deutschlandweit inCineStar-Kinos ausgestrahlt wird. Die Gewinner-innen und Gewinner erhalten zudem Sachpreiseund die Reise zur Preisverleihung in Berlin.

Veranstaltungen in den Bundesländern

Parallel werden in Kooperation mit den Bundes-ländern bundesweit rund 40 Presse- und Publi-kumsveranstaltungen durchgeführt, die für mehrVerkehrssicherheit und Verantwortung sensibi-lisieren sollen. Mit einem 14 Meter langen Stra-ßenteppich zeigen die Polizeikräfte und Koope-rationspartner vor ort, wie lang die Strecke ist,die ein Pkw bei 50 km/h in nur einer SekundeUnachtsamkeit des Fahrenden zurücklegt. Aufa

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langenscheidt-Broschüre zum besseren Verständnis vonPkw- und Fahrradfahrenden

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einem überdimensionalen handy wer-den Aufklärungsspots gezeigt und Bro-schüren und Aktionsmittel zum Themaverteilt. Auch zu den Themen „unange-passte Geschwindigkeit“ und Sichtbar-keit kooperiert die Kampagne „Runtervom Gas“ mit den Bundesländern undunterstützt die Polizeien vor ort bei derAufklärungsarbeit.

Darüber hinaus macht die Kampagnegemeinsam mit dem Auto- und ReiseclubDeutschland (ARCD) auf die gefährlicheUnfallursache Ablenkung aufmerksam.Seit Juni tourt die ARCD-Roadshow „Lassdich nicht APPlenken!“ mit einem Fahrsi-mulator durch zwölf Städte und gestaltetzusammen mit „Runter vom Gas“ erleb-bare Präventionsarbeit. Nähere Informa-tionen unter: www.arcd.de/nichtapplen-ken (siehe auch Seite 11).

Neustart derKampagnenwebseite

Die Kampagnenwebseite www.runter-vom-gas.de wurde komplett neu struk-turiert und gestaltet. hier finden alle anVerkehrssicherheitsthemen interessier-ten Menschen viele hintergrundinfor-mationen, aktuelle Trends, Reportagenund Mitmach-Aktionen. Die Internet-seite geht mit einem responsiven Web-design online und ist damit auch aufmobilen Endgeräten wie Smartphonesund Tablet-PCs gut zugänglich. FürVerkehrsteilnehmerinnen und Ver-kehrsteilnehmer sowie Multiplikatorenstehen alle verfügbaren Broschürenund Materialangebote übersichtlichund kostenlos zur Bestellung oder zumDownload zur Verfügung.

Seit Kurzem ist „Runter vom Gas“ mitausgewählten Aktivitäten wie zumBeispiel der Aktion „Echte Männer/Starke Frauen rasen nicht“ auf Face-book präsent. Innerhalb des erstenMonats wurden bereits mehr als 7.000Fans gewonnen. Besuchen Sie unsdoch auch einmal unter www.facebook.com/runtervomgas und nehmen Sie anunserem aktuellen Quiz für ein besse-res Miteinander von Pkw- und Radfah-renden teil oder bestellen Sie unserebeliebte neue Langenscheidt-Bro-schüre zu diesem Thema.

Die Autorin ist Referatsleiterin Öffent-lichkeitsarbeit Kampagnen/Medienarbeitund stellvertretende Pressesprecherinbeim [email protected]

„echte Männer“ stehen für angepasste Geschwindigkeit.

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ADAC: Mobilität muss auch im ländlichenRaum erhalten bleiben

In vielen ländlichen Regionen wird der Bevölke-rungsrückgang zunehmend zu einem Problem.Die Menschen werden immer älter und gleichzei-tig nimmt das Angebot ortsnaher Versorgungs-einrichtungen ab. Der Zugang zur Mobilität undderen Erhalt in ländlichen Strukturen ist daher einentscheidender Faktor für die Lebensqualität.

Ländliche Räume sind charakterisiert durch eineDichte von unter 150 Einwohnerinnen und Ein-wohnern je Quadratkilometer. Sie nehmen zweiDrittel der Fläche Deutschlands ein, in der knappein Fünftel der deutschen Bevölkerung lebt. Durchdie dünne Besiedelung ist eine attraktive Erschlie-ßung mit öffentlichen Verkehrsmitteln im klas-sischen Linienbetrieb nicht wirtschaftlich. Dochmobil zu sein ist gerade im ländlichen Raum einezentrale Voraussetzung, am gesellschaftlichenLeben teilnehmen zu können. Dazu zählen auchDienstleistungen der täglichen Versorgung oderdes Gesundheitswesens.

In den ländlichen Regionen außerhalb der großenBallungsräume ist der demografische Wandelbereits in vollem Gange. Diese Tendenz wird sichin den kommenden Jahren noch verstärken, dasind sich alle Experten mit ihren Prognosen einig.Es wird zu einer weiteren Entleerung und Überalte-rung in den sich bereits jetzt schon veränderndenRegionen kommen. Um das Thema grundlegendanzugehen, hat der ADAC bereits 2014 beim Ber-liner IGES Institut eine Studie in Auftrag gegeben

und unter dem Titel „Mobilitätsoptionen Ältererim ländlichen Raum“ veröffentlicht. Am Beispielder Fokusgruppe „Ältere Menschen“ wurde dieMobilität im ländlichen Raum analysiert und beur-teilt. Die in diesem Jahr – ebenfalls durch dasIGES Institut im Auftrag des ADAC – erstellte Fol-gestudie „Mobilität sichert Entwicklung. heraus-forderungen für den ländlichen Raum“ untersuchtdie handlungsoptionen zur Mobilitätssicherungim ländlichen Raum auf allgemeiner Basis.

Aus den beiden Untersuchungen ergeben sich lautADAC mehrere handlungsfelder: ohne Alternati-ven zum eigenen Auto würden speziell viele Älterein den nächsten Jahren zunehmend vom gesell-schaftlichen Leben abgeschnitten. Besonderssogenannten Mitnahmeverkehren durch Famili-enmitglieder, Nachbarn und Freunde werde einegroße Bedeutung zukommen. Zudem würden ent-geltliche Mitnahmeverkehre deutlich zunehmenund den ÖPNV stellenweise ersetzen. Pedelecsweist der ADAC einen Bedeutungsgewinn zu,wenngleich große Entfernungen deren Nutzungeinschränken würden. Dennoch sei die Infrastruk-tur besser darauf auszurichten und zum Beispielgeeignete Abstellmöglichkeiten an ÖPNV-halte-stellen zu schaffen. Aus Sicht des ADAC steht diePolitik in der Pflicht, die Daseinsvorsorge auch inländlichen Regionen zu gewährleisten. Schlüsseldafür sei die Mobilitätssicherung. Gerade weilhierfür keine pauschale Patentlösung bestehe,sei mehr Flexibilität und Pragmatismus gefragt.So sei für den Erfolg innovativer Mobilitätsange-bote auf Gemeinde- oder Kreisebene oftmals einverantwortlicher „Kümmerer“ notwendig, der aufdie jeweilige Situation in der Region eingehen undfinanzielle Mittel gezielt einsetzen könne.

Der ländliche Raum und seine Bewohner dürftennicht als vernachlässigbare „Restgröße“ behan-delt werden. Auch im Sinne einer funktionieren-den, sozialen Gesellschaft müsse die Mobilität derBevölkerung im ländlichen Raum erhalten bleiben.

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Mobil zu sein ist in ländlichen regionen ein wichtiger Faktor für die lebensqualität.Foto: Pixabay

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World Safety Day informiert Post-Beschäftigteüber Arbeits- und Gesundheitsschutz

Die Sicherheit im Straßenverkehr und amArbeitsplatz stand im Fokus des „WorldSafety Day“ der Deutschen Post AG. Die-ser fand am 28. April 2016 nicht nur in derKonzernzentrale im Bonner Post Towerstatt, sondern auch in allen 49 Niederlas-sungen des Unternehmensbereichs Post– eCommerce – Parcel (PeP) in Deutsch-land.

In Bonn waren die Infostände desArbeits- und Gesundheitsschutzes PeP,des Inhouse Managements der Zentrale,der BG Verkehr, des DVR und der ZNS –

hannelore Kohl Stiftung gut besucht. RegesInteresse fand auch der vor dem Post Toweraufgebaute Gurtsimulator der BG Verkehr.Dort konnte eindrucksvoll erlebt werden,welche Kräfte selbst bei einem Unfall mitgeringer Geschwindigkeit auf einen ange-schnallten Autofahrer wirken.

„Verkehrssicherheit und Arbeitsschutz fürunsere rund 180.000 Beschäftigten alleinin Deutschland liegen uns am herzen. Wirfreuen uns sehr, dass unsere Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter so aufgeschlossenan das Thema Prävention herangehen“,

beschreibt Rainer Armbruster, Abtei-lungsleiter Arbeits- und Gesundheits-schutz PeP bei der Deutschen Post, diepositiven Erfahrungen mit dem jährlichstattfindenden World Safety Day des Kon-zerns.

In jedem Jahr gibt es im Sinne der Prä-vention einen thematischen Schwerpunktfür diesen Tag. In diesem Jahr stand derSicherheitsgurt im Vordergrund – einThema, das für die Deutsche Post bei derBrief- und Paketzustellung im haus-zu-haus-Verkehr eine große Rolle spielt.

Rücksitzinsassen im Auto leben gefährlich

Die unsichersten Plätze im Auto sinddie Rücksitze. Das liegt einerseits aneiner falschen Sitzposition der Mit-fahrenden, andererseits aber an einergegenüber den Vordersitzen unzurei-chenden Sicherheitsausstattung. Dassind wesentliche Ergebnisse einer Stu-die der Unfallforschung der Versicherer(UDV), in der tatsächliche Unfälle analy-siert und in einer Vielzahl von Simulati-onen Abläufe nachgestellt wurden.

obwohl die Rückbank nur selten besetztist, saßen bei den erfassten Unfällenimmerhin zehn Prozent aller verletztenPkw-Insassen dort. Pro Jahr sterbenetwa 130 Rücksitzinsassen, 2.800 wer-den schwer verletzt. Wie die Untersu-chungen ergaben, sind die hinten Sit-zenden oft mit verantwortlich für ihreVerletzungen: Um sich zu unterhaltenoder den Straßenverlauf besser sehenzu können, beugen sie sich zur Seite

oder nach vornund geben damitdem Gurt keineChance, sie opti-mal zu schützen.

Ganz fatal ist es,sich gar nichtanzuschnallen:Im Crashtestzeigte sich, dassnicht nur die nichta n g e s c h n a l l t ePerson schwerste Verletzungen erlei-det, sondern auch die Sitzlehne des Vor-dersitzes so weit nach vorne gedrücktwird, dass der davor platzierte Insasseebenfalls schwer verletzt wird.

Der laxe Umgang mit den vorhande-nen Sicherheitseinrichtungen entstehtoffenbar aus dem Glauben, dass diehinteren Plätze sicher sind: 75 Prozent

der von der UDV befragten Personengaben an, dass der Rücksitz genausosicher oder sicherer sei als der Vor-dersitz. In der Unfallanalyse zeigte sichjedoch das umgekehrte Bild: Bei ver-gleichbaren Konstellationen fielen dieVerletzungen auf den Rücksitzen zu 70Prozent genauso schwer und zu rund20 Prozent schwerer aus als auf denVordersitzen.

der crashtest beweist die große Gefahr nicht angeschnallter Personenauf der rückbank. Foto: UDV

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10 DVR-report 2/2016

Das Erkennen und Bewerten von Risikenverläuft von Mensch zu Mensch unter-schiedlich. Nicht jede Gefahrensituationim Straßenverkehr lässt sich vermei-den – doch jeder Verkehrsteilnehmendehat großen Einfluss auf die höhe seinesRisikos. Mit der diesjährigen Schwer-punktaktion möchten Unfallkassen,Berufsgenossenschaften und der DVRfür ein stärkeres Risikobewusstseinsensibilisieren und Lösungsansätze fürdas verantwortungsvolle Bewältigenvon gefährlichen Verkehrssituationenanbieten. „Risiko-Check“ hinterfragtdazu typische Verhaltensweisen und gibtRaum für Entscheidungen.

Drei Broschüren sowie die Internetseitewww.risiko-check.info richten sich anFahrerinnen und Fahrer von Lkw undTransporter, Pkw und Motorrad sowiean Radfahrende, Fußgängerinnen und

Fußgänger. Inte-ressierte findenpraxisbezogeneTipps, die siebeim rechtzei-tigen Erkennengefährlicher Situ-ationen und demTreffen verant-wortungsvollerEntscheidungenunterstützen sol-len. Lehrkräfte,die Seminare,Unterricht in derSekundarstufeII oder Unter-weisungen inBetrieben durch-führen, könnenauf eine weitere

Broschüre sowie spezielle Seminarme-dien zurückgreifen. Die Medien sind aufeiner DVD und der Kampagnenwebseitehinterlegt und enthalten – wie auch dieBroschüre – hintergründe, Zahlen undFakten für spannende Fortbildung undDiskussionen zum Thema. Ebenfallsonline wird eint e m p o r e i c h e sKampagnenvideodie Aktion unter-streichen. In 90Sekunden bringtes auf den Punkt,wie fatal sichunterschiedlicheGefahrenwahr-nehmung und-einschätzung inFreizeit, Beruf undStraßenverkehrauswirken können.

Begleitet wird die diesjährige Schwer-punktaktion von zwei Gewinnspielen.Leserinnen und Leser der „Risiko-Check“-Printmedien haben die Chanceauf eine sechstägige AIDA-Kreuz-fahrt für zwei Personen und vieleweitere wertvolle Preise. Für daszusätzliche online-Gewinnspiel nutzt„Risiko-Check“ eine besondere Formdes Storytellings. Kurze Filmsequen-zen begleiten wahlweise einen Mannoder eine Frau durch unterschiedlicheGefahrensituationen auf dem heimwegund in der Freizeit. Die Spielerinnenund Spieler werden jeweils nach einemIntro vor die Frage gestellt, ob sie dierisikoarme oder riskante Verhaltens-weise wählen würden. Je nach Ent-scheidung nimmt die Geschichte einenanderen Verlauf. Als Preise winken hierunter anderem hochwertige Unter-haltungselektronik und Smartphonesder oberklasse. Beide Gewinnspielewurden am 1. Juni 2016 gestartet undlaufen bis zum 28. Februar 2017. Wei-tere Informationen und alle Präventi-onsmaterialien finden sich unterwww.risiko-check.info.

Risiko-Check: Wer klug entscheidet, gewinntUK/BG/DVR-Schwerpunktaktion 2016

symbolisieren die risiken im straßenverkehr zu Fuß, mit dem auto, demrad und dem Motorrad Foto: DVR

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2/2016 DVR-report 11

„Lass dich nicht APPlenken!“ARCD schärft das Bewusstsein für Risiken durch Ablenkung

Autos werden immer sicherer, doch derMensch spielt nach wie vor eine beson-ders wichtige Rolle für die Verkehrs-sicherheit. Denn schätzungsweisejeder zehnte Verkehrsunfall wird durchAblenkung und Unaufmerksamkeit ver-ursacht. Daher klärt der ARCD Auto-und Reiseclub Deutschland mit seinerRoadshow „Lass dich nicht APPlen-ken!“ über die Risiken durch Ablenkungam Steuer und die möglichen Folgenauf. Am 17. Juni 2016 startete die Road-show mit dem ARCD-Fahrsimulator aufdem 25. Verkehrssicherheitstag derVerkehrswacht halle/Saale.

Mit der Roadshow „Lass dich nichtAPPlenken!“ legt der ARCD im Rahmender Kampagne „Runter vom Gas“ desBundesministeriums für Verkehr unddigitale Infrastruktur (BMVI) und desDVR einen Schwerpunkt seiner Ver-kehrssicherheitsarbeit auf die Gefahrendurch Ablenkung im Straßenverkehr.

„Den Begriff Ablenkung einheitlich zudefinieren, ist gar nicht so leicht“, sagtJürgen Dehner, Generalsekretär desARCD. „Eines ist jedoch klar: Auto-fahrer sind abgelenkt, wenn sie ihreAufmerksamkeit nicht auf das Fahrenkonzentrieren, sondern sich mit Dingenbeschäftigen, die nichts mit dem Fah-ren zu tun haben. Die negativen Folgenwerden in der Regel unterschätzt. Es istfür die Verkehrssicherheit aber wich-tig, ablenkende Tätigkeiten möglichstzu vermeiden oder gezielt zu dosieren,falls sie unvermeidbar sind. Daraufmachen wir mit unserer Roadshowgezielt aufmerksam.“

Zum zweiten Mal in Folge ist 2015 dieZahl der Verkehrsopfer in Deutsch-

land im Vergleich zum Vorjahr wiedergestiegen. Über 90 Prozent der Stra-ßenverkehrsunfälle lassen sich aufmenschliches Fehlverhalten zurückfüh-ren. Eine erhebliche Rolle spielen dabeiAblenkung und Unaufmerksamkeit vonAutofahrenden, aber auch von anderenVerkehrsteilnehmerinnen und Verkehrs-teilnehmern. Jeder zehnte Verkehrsun-fall wird nach Expertenmeinung durchAblenkung verursacht. Als wesentlicheAblenkungsquelle gilt mittlerweile diezunehmende Verbreitung von Smartpho-nes, die in dreifacher hinsicht Aufmerk-samkeit binden und ablenkend wirkenkönnen: motorisch, visuell und mental.Und das nicht nur bei Autofahrenden,sondern auch bei Personen, die mit demRad oder zu Fuß unterwegs sind.

Beobachtungen im Straßenverkehr zei-gen, dass viele den kurzen Blick aufs

Smartphone verharmlosen und wenighemmungen haben, gerade hinterdem Steuer schnell eine Textnachrichtauf dem Display zu lesen oder selbstzu verfassen. Dabei reicht schon eineSekunde Blickabwendung von derStraße aus, um bei Stadttempo 50 km/hganze 14 Meter im „Blindflug“ unter-wegs zu sein. Innerhalb kürzester Zeitkann sich das Verkehrsgeschehen aufdieser Strecke jedoch völlig ändern.Plötzlich scheren Fahrzeuge aus oderKinder laufen auf die Fahrbahn. Einerechtzeitige Reaktion auf solche uner-warteten Ereignisse ist dann nichtmehr möglich, die Gefahr des Kontroll-verlusts groß.

Weitere Informationen und hinter-gründe zur ARCD Roadshow „Lassdich nicht APPlenken!“ unterwww.arcd.de/nichtapplenken.

im simulator kann die motorische, visuelle und mentale ablenkung erfahren werden. Foto: ARCD

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Deine Wege – Sichere Mobilität imbetrieblichen und öffentlichen Bereich

entspannt zur arbeit mit dem ÖPnV Foto: ACE

Aus den Mobilitätstrends der Zukunft lassensich Erkenntnisse und Strategien ableiten, umdie betriebliche Mobilität zu optimieren. Ein gutdurchdachtes betriebliches Mobilitätsmanage-ment ist eine lohnende Investition für Unter-nehmen, wird aber noch zu wenig als Chanceerkannt.

Seit über 30 Jahren unterstützt der DVR mitseinen Programmen und Seminaren die Ver-kehrssicherheitsarbeit in Betrieben und öffent-lichen Einrichtungen. Ziel aller Aktivitäten istdas Vermeiden von Unfällen im Straßenverkehrauf Grundlage der Sicherheitsstrategie „VisionZero – Keiner kommt um. Alle kommen an“.Die neue Dachmarke „Deine Wege“ bündeltalle Angebote für eine nachhaltige und sichereMobilität.

„Deine Wege“ tritt dabei an die Stelle des bishe-rigen Programmnamens „Sicherheit auf allenWegen“ und setzt fünf Schwerpunkte: Das ProjektGURoM (Gefährdungsbeurteilung und Risikobe-wertung organisationaler Mobilität) ermöglichtüber ein online-Tool eine umfassende mobilitäts-bezogene Gefährdungsbeurteilung. Unterneh-men und Beschäftigte erhalten ein individuellesGefährdungsprofil und Vorschläge zur Verbesse-rung der innerbetrieblichen Verkehrssicherheit.GURoM entstand in Zusammenarbeit mit derFriedrich-Schiller-Universität Jena und wird lau-fend weiterentwickelt.

Seminare zur „Sicherheit im Radverkehr“ verbin-den Theorie und Praxis auch im Bereich E-Bikesund Pedelecs. Die Veranstaltungen lassen sichthematisch modular zusammenstellen.iM

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Eco Safety Trainings vermitteln überindividuelles Pkw- oder Transpor-ter-Coaching im öffentlichen Stra-ßenverkehr eine sicherheitsorien-tierte und ressourcenschonendeFahrweise, die die wirtschaftlicheoptimierung des Fuhrparks fördert.Vom einstündigen Einzel- bis hin zumganztägigen Gruppentraining könnenalle Maßnahmen auf die Bedürfnissedes Unternehmens oder der orga-nisation zugeschnitten werden. ImThemenfeld „Junge Erwachsene“sind erfolgreiche DVR-Jugendme-

dien und -Programme der letzten20 Jahre zusammengefasst. hierzuzählen sowohl zielgruppenorientierteSeminare als auch Lehrmedien undhintergrundwissen für Multiplikato-ren.

Für eine langfristige strategische Pla-nung können sich Unternehmen, Füh-rungskräfte und Sicherheitsfachkräftedurch den DVR zu wirkungsvollenMaßnahmen hinsichtlich der Sicher-heit im Fuhrpark, zur Prävention vonDienstwegeunfällen und zu weiteren

Möglichkeiten einer unternehmenswei-ten Sicherheitskultur beraten lassen.

Nähere Informationen zu allen Ange-boten können kostenlos beim DVRangefordert oder auf der Internetseitewww.deinewege.info eingesehenwerden. Multiplikatoren finden dortaußerdem umfangreiches Lehrmate-rial sowie weiterführende Informatio-nen zu unterschiedlichen Themen derVerkehrssicherheitsarbeit zum kos-tenlosen Download.

Intelligente Mobilität:DVR engagiert sich bei NiMo

Das „Netzwerk intelligente Mobi-lität“ (NiMo) hat sich zur Aufgabegemacht, nachhaltige und smarteMobilität voranzubringen. Rund50 Unternehmen, Verbände, Bera-ter und Akteure möchten dieseIdee über NiMo weiterentwickeln

und im betrieblichen Alltag ver-ankern.

Der DVR, seit Januar 2016 Mitgliedim NiMo, setzt den Schwerpunkt sei-ner Aktivitäten auf den betrieblichenund öffentlichen Bereich: IntelligenteMobilität soll nicht nur kosteneffizient,ressourcenschonend und umwelt-freundlich, sondern vor allem sicher

sein. So wird der DVR seine Expertiseunter anderem auf NiMo-Veranstal-tungen einbringen, um für das ThemaVerkehrssicherheit vor dem hinter-grund der Nachhaltigkeit zu sensibi-lisieren.

Weitere Informationen dazu unterwww.nimo.eu.Foto: dragonstock/fotolia

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Stressiger Berufsverkehr, hohe Tank-rechnungen und schwierige Parkplatz-suche – so sieht der Arbeitsweg fürviele Beschäftigte aus, die alleine mitdem Auto zur Arbeit fahren. Der ACEAuto Club Europa e.V. will das ändernund setzt sich mit seinem Projekt„Gute Wege zur guten Arbeit“ für einebezahlbare, gesunde und nachhaltigeMobilität von Beschäftigten ein. In vie-len Fällen ist es möglich, auch ohneeigenes Auto zur Arbeit zu kommen –sei es per Fahrgemeinschaft, mit demFahrrad oder öffentlichen Verkehrsmit-teln. Das Projekt „Gute Wege“ machtBeschäftigte auf diese Alternativenaufmerksam und zeigt Unternehmen,wie sie nachhaltige Mobilitätsformenam besten fördern. Auf Aktionstagen

in Betrieben können Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter Pedelecs ausprobie-ren und Mitfahr-Apps für das Smart-phone kennenlernen. Auf Workshopsund Konferenzen, die das Projektteamfür Akteure aus Politik und Wirtschaftorganisiert, präsentieren Fachleutedie Möglichkeiten von Mobilitätsma-nagement. Dabei handelt es sich umein wirkungsvolles Instrument, dasden Umstieg auf Fahrgemeinschaften,Bus, Bahn und Fahrrad durch fundierteAnalysen und gezielte Veränderungenerleichtert. Vom Ergebnis profitierennicht nur die Beschäftigten, die ent-spannter und günstiger unterwegssind. Unternehmen benötigen weni-ger Parkplätze und sparen Geld, dieUmwelt- und Klimabelastungen sinken

rad fahren oder den ÖPnV nutzen: zwei alternativen zur Fahrt mit dem eigenen Pkw. Foto: DVR

und nicht zuletzt verbessert sich auchdie Verkehrssicherheit.

Unfallrisiko auf dem Arbeitsweghängt vom Verkehrsmittel ab

Alleine in Deutschland legen Beschäf-tigte auf ihrem Arbeitsweg jeden Tagmehrere hundert Millionen Kilometerzurück. Dabei kommt es laut Deut-scher Gesellschaft für Arbeitsmedizinund Umweltmedizin (DGAUM) jährlichzu 180.000 Unfällen mit insgesamtüber 300 Toten. Verschiedene Studien,so unter anderem vom Institut fürArbeits-, Sozial- und Umweltmedizinaus Mainz, zeigen übereinstimmend,dass Motorradfahrende das höchsteUnfallrisiko auf dem Arbeitsweg auf-

„Gute Wege zur guten Arbeit“ACE-Projekt für nachhaltige und sichere Mobilität von Beschäftigten

Von Matthias Dietz

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weisen, Beschäftigte, die öffentlicheVerkehrsmittel wie Bus und Bahn nut-zen, hingegen das geringste. Fahrrad-fahrende liegen im oberen Bereich hin-ter den Motorradfahrenden, allerdingsmit einer geringeren Unfallschwere,Autofahrende im mittleren Bereich.Somit haben letztere ein erheblichhöheres Unfallrisiko als Bus- undBahnfahrende, aber ein niedrigeresRisiko als Fahrradfahrende. Wenn inZukunft mehr Unternehmen als bisherMobilitätsmanagement einführen, wür-den die Unfallzahlen im Berufsverkehrvermutlich sinken. So haben Evaluatio-nen im Rahmen des inzwischen abge-schlossenen Projektes „effizient mobil“ergeben, dass Mobilitätsmanagementdie Zahl der Alleinfahrten im Auto umdurchschnittlich 20 Prozent senkt. Überdie hälfte der Personen, die umsteigen,fährt anschließend mit öffentlichenVerkehrsmitteln, ein jeweils kleinererTeil mit Fahrgemeinschaften und demFahrrad. Durch Mobilitätsmanage-ment werden also die Autokilometer imBerufsverkehr sowie die damit einher-gehenden Unfälle verringert.

Fahrradförderung hat nicht nurVorteile

Gleichzeitig würde allerdings dieAnzahl von Radunfällen steigen. Den-noch ist eine Fahrradförderung sinn-voll, da Betriebe Unfällen und derenFolgen durch Fahrtrainings, kostenlosehelme und Warnwesten oder Diensträ-der mit moderner Brems- und Licht-technik effektiv entgegenwirken kön-nen. Zudem hat Radfahren langfristigpositive Gesundheits- und Sicherheits-effekte. Aufgrund der regelmäßigenBewegung sinkt das Risiko für chro-nische herz-Kreislauf-Erkrankungen.Auch verbessert Radfahren der Sport-hochschule Köln zufolge das Koordi-nations- und Reaktionsvermögen, washilft, etwa Arbeitsunfälle zu vermei-

den. Insgesamt sind Radfahrende lautder Niederländischen organisation fürAngewandte Wissenschaftliche For-schung trotz ihres erhöhten Unfallrisi-kos durchschnittlich einen Tag im Jahrweniger krank als Autofahrende.

Weniger Stress imBerufsverkehr

Mobilitätsmanagement beeinflusst dieVerkehrssicherheit dabei nicht nurdirekt, sondern auch indirekt. Fahrenweniger Berufstätige mit dem Auto zuArbeit, führt das zu leereren Straßenund damit zu weniger Staus und Stressfür die verbleibenden Autofahrenden.Laut der Berufsgenossenschaft fürGesundheitsdienst und Wohlfahrts-pflege (BGW) tragen Stress und hektikerheblich zur Unfallgefahr im Stra-ßenverkehr bei. Und wer nach etli-chen Staukilometern entnervt im Büroankommt, startet nicht erholt in denArbeitstag und ist damit ein Risiko fürsich und andere – auf dem Betriebsge-lände genauso wie bei Fahrten zu Kun-den oder Geschäftspartnern.

Mobilitätsmanagement nochweitgehend unentdeckt

Angesichts der vielen positiven Effektestellt sich die Frage, warum Mobili-tätsmanagement noch vergleichsweiseunbekannt ist und es eine breit ange-legte Kommunikationskampagne wie„Gute Wege“ bedarf, um auf das Kon-zept aufmerksam zu machen. Stefanhaendschke, Leiter des Projekts beimACE, erklärt: „Mobilitätsmanagementist keine kurzfristige und einfache Maß-nahme, sondern ein dauerhafter undkleinteiliger Prozess.“ Das Verfahrenberuhe zunächst auf einer Erhebungder lokalen Standortbedingungen undeiner Befragung der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter, anschließend würdenpassgenaue Veränderungen vorgenom-

men, um Fahrgemeinschaften, Bus,Bahn und Fahrrad für die Beschäftig-ten attraktiver zu machen. Die Erlaub-nis, Fahrräder in der trockenen undsicheren Tiefgarage parken zu dürfen,könne hierzu genauso zählen wie einattraktives Jobticket mit hohem Arbeit-geberzuschuss oder die Änderung vonDienstreiserichtlinien zugunsten vonBahnfahrten. Unternehmen müsstendas alles aber nicht alleine stemmen,sie könnten sich von professionellenMobilitätsberatern unterstützen lassen.Passende Kontakte vermittele das Pro-jekt „Gute Wege“.

Kleine Maßnahmen, großeEffekte

Wichtig sei schließlich die Erkenntnis,so Stefan haendschke, dass sich dieMühe lohne, und zwar auch über Zah-len und Kosten hinausgedacht: „Ausvielen kleinen Maßnahmen könnengroße Effekte entstehen: Unterneh-men sparen durch Mobilitätsmanage-ment nicht nur Geld, ihre Mitarbeitersind auch motivierter und zufriedenerals zuvor. Ein wichtiger Punkt für diePersonalbindung und -gewinnung.“Entspannte Pendlerinnen und Pendlersowie mehr Sicherheit auf den Straßen– Argumente, die auch Akteure der Ver-kehrspolitik für das Konzept begeisternkönnten.

Das Projekt „Gute Wege zur gutenArbeit“ wird vom Bundesumwelt-ministerium im Rahmen der Nati-onalen Klimaschutzinitiative geför-dert. Unterstützer sind der DeutscheGewerkschaftsbund (DGB) und seineMitgliedsgewerkschaften. WeitereInformationen zum Projekt gibt es aufwww.gute-wege.de.

Der Autor ist im Team Mobilitätsmanage-ment des ACE Auto Club Europa e.V. inBerlin tätig.

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„Ein gutes betrieblichesMobilitätsmanagement erhöht dieVerkehrssicherheit“Der Verkehrspsychologe Sebastian Rabe über die Vorteile guter Konzepte zursicheren Mobilität in Unternehmen

DVR-report: Herr Rabe, was macht aus Ihrer Sichtein gutes betriebliches Mobilitätsmanagementaus?Rabe: Betriebliches Mobilitätsmanagement istzunächst einmal ein Ansatz, der sich mit demQuell- und Zielverkehr von Betrieben beschäf-tigt und darauf abzielt, diesen Verkehr möglichsteffizient und sicher zu gestalten. Ich glaube, derVorteil eines guten betrieblichen Mobilitätsma-nagements liegt darin, dass man diesen Ansatzsystemisch nutzen kann und systemisch bedeu-tet in diesem Fall, zu betrachten, was Mitarbeiterund Kunden für Verkehre verursachen. Wir habenzusätzlich den Fokus auf dem Standort, verbun-den mit der Frage, wie erreiche ich den, welcheParkplatzsituation besteht. Und wir können miteinem guten Mobilitätsmanagement einen Beitragzur Imagebildung von Unternehmen leisten.Aktuell ist natürlich wichtig, dass bei einem gutenbetrieblichen Mobilitätsmanagement Themen wieElektromobilität (Pedelecs, E-Bikes und Elektro-fahrzeuge), kommunale Klimaschutzstrategien,Verkehrsentwicklungspläne oder SUMPs – Sus-tainable Urban Mobility Plans, mit berücksichtigtwerden.

DVR-report: Wie geht ein Unternehmer am bestenvor, der sich überlegt, in ein gutes Mobilitätsma-nagement zu investieren?Rabe: oft heißt es, es gäbe kein Patentrezept.Gleichwohl glaube ich schon, dass es Strukturengibt, die erfüllt sein müssen, damit betrieblichesMobilitätsmanagement funktioniert. Zunächstbraucht man eine Phase, in der Führungskräfteund Mitarbeiter inhaltlich und methodisch vorbe-reitet werden müssen. Ich muss mich als Unter-nehmer fragen, worum es mir vor allem geht.Geht es mir um unternehmerischen Gewinn, geht

es mir um die Sicherheit meiner Mitarbeiter, gehtes mir um Umweltbelange?Als nächstes ist eine Art Datenphase wichtig, imSinne von Wohnstandortanalysen, Mitarbeiterbe-fragungen, aber auch Kennzahlen des Fuhrparks,um zu wissen, wo haben wir Probleme und wo gibtes Verbesserungspotenzial.In einem nächsten Schritt ist es meines Erachtensnotwendig, diese Ergebnisse in einer Auftaktver-anstaltung allen Mitarbeitern zu präsentieren.Dann sollte das große Thema Mobilitätsmanage-ment in einzelne Workshops zusammen mit denMitarbeitern im positiven Sinne zergliedert wer-den. Darüber hinaus halte ich es für notwendig,sich extern beraten zu lassen, um sich abzusi-chern, dass die Entwicklung nicht in die falscheRichtung geht.Ist das betriebliche Mobilitätsmanagement umge-setzt und implementiert, im Idealfall zusammenmit den Mitarbeitern, geht es in der Folge auchdarum, es in Gänze zu evaluieren oder zumindesteiner Wirksamkeitsüberprüfung zu unterziehen,um festzustellen, was es bringt.

DVR-report: Gibt es Zahlen, die den Erfolg einesbetrieblichen Mobilitätsmanagements belegen?Rabe: Wenn man Pilotprojekte als Referenzansieht, so illustriert etwa das betriebliche Mobi-litätsmanagement eines Mittelständlers, dassdieser seine Pkw-Kilometer innerhalb von vierJahren um 50 Prozent reduziert und die Bahn-Ki-lometer in diesem Zeitraum verdoppelt hat. Auchkonnte er die Kfz-Versicherungsbeiträge dras-tisch verringern. In einem Großunternehmender IT-Branche wurden trotz Schichtbetrieb 80Prozent mehr Fahrgemeinschaften gebildet, derRadverkehr konnte um etwa ein Viertel erhöhtwerden.in

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Es gibt betriebliches Mobilitätsma-nagement auch auf kommunalerEbene, hier ist zum Beispiel die StadtMünchen sehr aktiv, ebenso die StädteDresden und Tübingen. hier konnte dermotorisierte Individualverkehr um biszu 15 Prozent reduziert werden. Es gibtalso bereits nachweisbare Erfolge.

DVR-report: Wie wird betrieblichesMobilitätsmanagement umgesetzt? Istdas Thema in den Köpfen der Unter-nehmer angekommen oder muss hiernoch Überzeugungsarbeit geleistetwerden?Rabe: Ich denke, es kommt immerbesser an. obwohl es keine großangelegte Förderung gibt, sind dieBetriebe bereits weit gekommen. Esgibt derzeit über 100 kommunale undbetriebliche Projekte. Ich erwarteeinen deutlichen Schub für dasbetriebliche Mobilitätsmanagementdurch die zunehmende Einbindungvon Unternehmen in kommunale Kli-maschutzpläne. Zum anderen bin ichdavon überzeugt, dass sich in Kürzebetriebliches Mobilitätsmanagementauch deshalb als Vorteil darstellenlässt, da es sich in Öko-Audits undCorporate Social Responsibility-Akti-vitäten einbinden lässt – sich also alsimagebildender Vorteil für die Unter-nehmen erweist.

DVR-report: Wenn wir gezielt aufbetriebliche Verkehrssicherheitsarbeitals Bestandteil eines guten Mobilitäts-managements schauen: Welche Wegesehen Sie, dieses Thema stärker in denBetrieben zu verankern?Rabe: Mit dem betrieblichen Mobili-tätsmanagement besteht ein weite-rer Zugangsweg zur Thematisierungvon Verkehrssicherheit. Unternehmenhaben Fragen der Verkehrssicherheitbislang häufig nur unter Kostenaspek-ten gesehen. Selbstverständlich kannauch das betriebliche Mobilitätsma-nagement über diesen Weg eingeführtwerden. Aber zunehmend spielt dasUnternehmensimage eine wichtige

Rolle und besonderes Unternehmens-engagement im Bereich Mobilität undVerkehrssicherheit kann im Idealfall alsein Alleinstellungsmerkmal entwickeltwerden. Das bedeutet, das Unterneh-men hebt sich in Bezug auf diese wahr-genommene Qualität von anderen Mit-bewerbern ab. Ein Kollege hat einmalgesagt: Die optimierung der betriebli-chen Mobilität ist eine geeignete Gele-genheit für mehr Verkehrssicherheitund umgekehrt – diese Einschätzungteile ich.

Interview: Sven Rademacher

Das Interview in voller Länge unterwww.dvr.de.

sebastian rabe im interview mit sven rademacher Fotos: Gerhard Zerbes

Zur Person: Sebastian Rabe

Der Diplom-Psychologe Sebastian Rabe ist derzeit freiberuflich mit denArbeitsschwerpunkten Verkehrs- und Mobilitätspsychologie, Arbeitssicherheit,Kundenzufriedenheit und Evaluation tätig. Er ist Verfasser des Verkehrssicher-heitsprogramms 2020 NRW, das die Leitlinien der Verkehrssicherheitsarbeit inNordrhein-Westfalen für die nächste Dekade skizziert. Der Wissenschaftler istMiterfinder und Moderator des Risiko-Parcours Straßenbetriebsdienst, einemFortbildungs-Modul für hochrisikosituationen, das Straßenwärterinnen und-wärtern hilft, gefährliche Arbeitssituationen auf Autobahnen besser einschät-zen und bewältigen zu können. Darüber hinaus ist Rabe Mitglied in mehrerenForschungsbegleitkreisen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung(DGUV) sowie Prüfer für das Qualitätssiegel Verkehrssicherheit des DVR.

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Ein Tag für mehr VerkehrssicherheitÜber 130 Aktionen in ganz Deutschland werben für die sichere Teilnahme amStraßenverkehr

unterwegskontrolle der Kölner autobahnpolizei Mangelnde ladungssicherung rollende rostlaube Fotos: Iris Hendrisch-Köster

ob Alkohol am Steuer, überhöhte Geschwindig-keit oder fehlende Rücksichtnahme im Straßen-verkehr, Verkehrssicherheit hat viele Facettenund wird durch viele Initiativen, Kampagnen oderMedien unterschiedlichster organisationen the-matisiert. Der bundesweite Tag der Verkehrs-sicherheit unter der Schirmherrschaft desBundesministers für Verkehr und digitale Infra-struktur Alexander Dobrindt, der am 18. Juni 2016bereits zum zwölften Mal stattfand, gibt der Ver-kehrssicherheit ihr ganz eigenes Gesicht.

Der DVR hat den Tag im Jahr 2005 ins Leben geru-fen. Traditionell ruft er an jedem dritten Samstagim Juni unter dem Motto „Gemeinsam für mehrSicherheit“ alle Mitglieder, organisationen, Insti-tutionen, Städte und Gemeinden, Unternehmen,soziale Einrichtungen und alle weiteren Interes-sierten dazu auf, mit Veranstaltungen und Aktionenauf das Thema Verkehrssicherheit aufmerksamzu machen.

Die zahlreichen Veranstaltungen und Aktionenziehen bundesweit Tausende Interessierte auf

Marktplätze, in Einkaufszentren, Fahrsicherheits-zentren oder Werkstätten und bieten Präventionvor ort. Alle Veranstaltungen haben unterschiedli-che Verkehrssicherheitsthemen im Fokus und bil-den daher die ideale Plattform, um die kompletteBandbreite der Verkehrssicherheitsarbeit darzu-stellen.

Vom „Toten Winkel“ über „Reifencheck“ bis zum„Sicheren Radverkehr“ – auch in diesem Jahrhaben sich wieder über 130 Städte, Gemeinden,Schulen, Unternehmen und soziale Einrichtungenbeteiligt.

Mit dem Schwerpunktthema „Ablenkung“ stelltesich auf der Tank- und Raststätte Frechen-Südganztägig die ordnungspartnerschaft „Sicher-heit im Lkw-Verkehr“ vor. hierbei handelt es sichum eine Kooperation der Kölner Autobahnpolizeimit Partnern wie dem DVR, der BezirksregierungKöln, dem Landesbetrieb Straßen NRW, dem TÜVRheinland, DEKRA sowie mehreren Kraftfahrver-bänden.Jo

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Neben einem umfassenden Informa-tions- und Aktionsangebot mit ver-schiedenen Simulatoren gab es Infor-mationen zur Transportsicherheit, einePräsentation von Sichtschutzwändensowie eine Beratung zum sicherenVerhalten bei Stau, Unfall oder Panne.Gleichzeitig führte die Schwerlast-gruppe der Verkehrsinspektion 3zusammen mit den ordnungspartnernauf der A 4 zielgerichtet Verkehrskont-rollen durch.

Die Verkehrswacht Kreis Kleve e.V. hatmit Unterstützung ihrer Verkehrska-detten an der DEKRA Service Station inKleve den Tag der Verkehrssicherheitmit einem „SafetyCheck“ kombiniert.Während die Besucherinnen und Besu-cher ihre Fahrzeuge kostenlos von denPrüfingenieuren auf Sicherheit über-prüfen ließen, konnten sie sich überRisiken im Straßenverkehr informie-ren: Kfz- und Motorradsimulatoren, einSegway-Parcours, ein Seh- und Reakti-onstest und die Präsentation der Fahr-

schulausbildung von MR Mobility fürMenschen mit Behinderung standenhier auf dem Programm.

Der nächste Tag der Verkehrssicher-heit findet am 17. Juni 2017 statt. Aktu-elle Informationen, Checklisten sowieein Downloadbereich sind unter www.tag-der-verkehrssicherheit. de zu fin-den. hier besteht auch die Möglichkeit,eigene Veranstaltungen anzumeldenund so eine breite Öffentlichkeit zuinformieren. Ein kostenloses Faltblattzum „Tag der Verkehrssicherheit“ bietetTipps zur Durchführung einer eigenenVeranstaltung und kann direkt beimDVR bestellt werden.

Darüber hinaus wurde für Kindergar-ten- und Grundschulkinder ein Mal-block entwickelt. Fünf Verkehrszei-chen warten darauf, von den Jungenund Mädchen entdeckt und voller Fan-tasie ausgemalt zu werden. Auf derRückseite jedes Blattes findet sichdas jeweilige Verkehrsschild in seinerrichtigen Farbgebung mit einer kurzenErläuterung, die den Erzieherinnen undErziehern sowie den Eltern helfen soll,den Kindern zu erklären, warum dasVerkehrsschild so aussieht wie es aus-sieht und welche Funktion es hat. Solernen die Kinder spielerisch die ver-schiedenen Verkehrszeichen kennen.

Bei Interesse am Malblock, aber auchfür Fragen rund um den Tag der Ver-kehrssicherheit, kann man sich gernean die zuständige DVR-Mitarbeite-rin Laura Breuer ([email protected],0228/40001-34) wenden. Wichtig fürdie Bestellung ist die Information, wieviele Kinder betreut werden, da sichdaran die Anzahl der Malblöcke orien-tiert, die der DVR entsprechend kosten-frei verteilt. Eine PDF-Version befindetsich auf der Seite des Tages der Ver-kehrssicherheit im Bereich Downloads/Medien.

www.tag-der-verkehrssicherheit.de

1. Verkehrssicherheitstag und 1. tag der elek-tromobilität des Gymnasiums holthausen

eindrücke aus Kleve Fotos: KreisverkehrswachtKleve e.V.

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Schon heute werden wir durch unsicht-bare helfer beim Autofahren unter-stützt. Fahrerassistenzsysteme helfen,Unfälle zu vermeiden oder deren Fol-gen zu vermindern. In nicht allzu fernerZukunft werden hochautomatisierteFahrfunktionen folgen: Das Fahrzeugübernimmt – zunächst zeitweise – dieFahraufgabe, es gibt Gas, lenkt undbremst. Der Mensch hinter dem Steuerkann sich in dieser Zeit anderweitigbeschäftigen und muss die Fahrsitua-tion nicht überwachen.

Mit der Entwicklung vom assistiertenzum hochautomatisierten Fahren stel-len sich zunehmend auch ethische Fra-

gen. Was geschieht zum Beispiel beimhochautomatisierten Fahren in einemNotfall, wenn sich ein Unfall nicht mehrvermeiden lässt? Entscheidet dann dasFahrzeug, ob es zu einem Auffahrunfallauf den vorausfahrenden Pkw kommt,oder ob bei einem Ausweichmanöverein Mensch auf dem Gehweg erfasstwird? Können und wollen wir solcheEntscheidungen Maschinen überlas-sen? Diese und weitere Fragen wurdenbeim 22. DVR-Forum „AutomatisiertesFahren und Ethik“ am 14. Juni 2016 inBerlin diskutiert.

DVR-Präsident Dr. Walter Eichendorfbegrüßte die rund 240 Teilnehmerin-

nen und Teilnehmer der Veranstaltung,die von der FSD – Zentralstelle nachStVG und der Deutschen GesetzlichenUnfallversicherung (DGUV) unterstütztwurde. FSD-Geschäftsführer JürgenBönninger, gleichzeitig Vorsitzen-der des DVR-VorstandsausschussesFahrzeugtechnik, verglich das Steu-erungssystem eines hochautomati-sierten Fahrzeugs mit dem Chauffeuraus der Anfangszeit des Automobils:Von beiden erwarte man, dass sie sichgegenüber den Insassen loyal verhiel-ten. „Ich möchte noch in den Genusseiner sicheren Chauffeurleistung derMaschine kommen“, äußerte sich derExperte hoffnungsfroh.

Welche Entscheidungen wollen wirMaschinen überlassen?22. DVR-Forum „Sicherheit und Mobilität“: Automatisiertes Fahren und Ethik

rund 240 Gäste besuchten das dVr-Forum. Fotos: DVR/Jürgen Gebhardt

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Vollautomatisiertes Fahren nichtvor 2030

Professor Klaus Kompaß von derBMW-Group wies darauf hin, dass wirvom autonomen Fahren noch weit ent-fernt seien. Die Entwicklung zum hoch-automatisierten Fahren erfordere dieAkzeptanz der Bevölkerung, Gesetzeund ethische Normen müssten dem-entsprechend entwickelt werden. „Einwirklich vollautomatisiertes Fahrzeug,in allen Fahrfunktionen, auf der Land-straße, in der Stadt, auf der Autobahn,in allen Komplexitätsgraden, erwarteich persönlich nicht vor 2030“, sagteder Fahrzeugsicherheitsingenieur.

In der von der Journalistin MonikaJones (Deutsche Welle) geleitetenPodiumsdiskussion wurden mehrereProblemstellungen herausgearbeitet,die der Lösung bedürfen. ProfessorOliver Bendel (hochschule für Wirt-schaft, Fachhochschule Nordwest-schweiz) äußerte Skepsis, ob hochau-tomatisiertes Fahren in den Städtenangesichts der Vielzahl der zu verar-beitenden Informationen möglich sei.Er plädierte für die Autobahn als pas-sendes Einsatzgebiet. Auf die Frage,wer die Verantwortung bei einem Unfallübernimmt, antwortete der Wissen-schaftler: „Ich glaube nicht, dass dieMaschine diese Verantwortung wirklich

tragen kann.“ Kein Algorithmus sollteüber Leben und Tod entscheiden.

Debatte über „moralische“Maschinen

Professor Volker Lüdemann (hoch-schule osnabrück) wies darauf hin,dass es im hinblick auf die Verkehrssi-cherheit um eine Risikoverteilung zwi-schen den Autoinsassen und den Per-sonen außerhalb des Fahrzeugs gehe.Neue Anbieter auf dem Automobilsek-tor wie beispielsweise Google sähen imautomatisierten Fahren ein Geschäfts-modell, wobei man „in Goldgräber-stimmung“ möglicherweise opferhinnähme. Die Debatte über soge-nannte „moralische Maschinen“ habegerade erst begonnen und auch bei dengesetzlichen Vorgaben stehe man nochganz am Anfang. „Menschen werdendie Autos programmieren müssen. DieFrage ist, nach welchen Regeln? Denndiese Regeln entscheiden darüber, wasspäter passiert“, erläuterte er. „DieEthik steckt im Algorithmus, der Teu-fel im Detail. Die Gesellschaft, nicht dieIndustrie, sollte entscheiden, mit wel-chen Vorgaben wir das selbstfahrendeAuto ausstatten“, machte Lüdemanndeutlich.

Mit dem Auftreten neuer internationa-ler Player würden andere Wertesys-

teme ins Spiel kommen, sagte Profes-sor Jürgen Leohold von der VolkwagenAG. Damit müssten die heimischenhersteller umgehen, ohne die eigenenAnsprüche aufzugeben. „AutomatischeFahrfunktionen werden viele Unfällevermeiden und Leben retten, aber dastechnisch perfekte System ist Utopie“,stellte der Leiter der VW-Konzernfor-schung klar.

Diskutiert wurde auch die Frage, obhochautomatisierten Fahrzeugenunterschiedliche Temperamente ein-programmiert werden könnten. Pro-fessor Kompaß verglich dies mit bereitsvorhandenen Assistenzsystemen: Auchbei diesen könnte ja das Verhalten desFahrzeugs dem Charakter des Fah-renden angepasst werden. Wenn einSystem so programmiert werde, dassder Fahrer oder die Fahrerin es nichtakzeptiere und ausschalte, sei derZweck allerdings verfehlt.

Technik soll dem Menschendienen

Einen weiteren Aspekt sprach Pro-fessor Eric Hilgendorf (UniversitätWürzburg) an: Automatisiertes Fahrenkönne zu einem starken humanitäts-gewinn führen, wenn es dazu beiträgt,dass Menschen Auto fahren können,die es sonst nicht könnten und damit

dr. Walter eichendorf dipl.-ing. Jürgen Bönninger Professor Klaus Kompaß

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Prof. Jürgen leohold (r.): „das technisch perfekte system ist utopie.“

ihre Mobilität verbessert werde. Darü-ber hinaus brachte er eine Befürchtungzum Ausdruck: „Man muss aufpassen,dass Errungenschaften des Rechtsnicht der technischen Entwicklunggeopfert werden.“ Er sieht die Gefahrdrohender Verluste sozialer Standards,zum Beispiel beim Arbeitnehmer- oderDatenschutz. Zudem seien automati-sierte Fahrzeuge vernetzt und somitder Gefahr von hackerangriffen aus-gesetzt. Techniker und Gesetzgeberseien gefragt, dieses Problem zu lösen.Für ihn geht es um den Grundsatz:„Die Technik soll dem Menschen die-nen, nicht umgekehrt. Solange dieserGrundsatz gewahrt wird, ist technischeInnovation positiv zu bewerten.“

Schließlich ging es um die klassischenDilemma-Situationen, die im Zusam-menhang mit dem hochautomatisiertenFahren angeführt werden: Wie verhältsich das Fahrzeug in Notsituationen,bei denen ein Unfall unvermeidlich ist?Professor Lüdemann hielt es für eherunwahrscheinlich, dass man sich inter-national auf eine gemeinsame Maschi-nenethik einigen könne angesichts derUnterschiede im Rechts- und Werte-verständnis verschiedener Gesellschaf-ten. Bei der Entscheidung über Notma-

növer, die zu Verletzten und Getötetenführen, dürften Leben nicht gegenei-nander abgewogen werden. Professorhilgendorf hielt dem entgegen, dassman in manchen Fällen möglicher-weise nicht umhin käme, Schäden anPersonen zu quantifizieren und diesbei der Entscheidung einzubeziehen.Die Reaktion des Automaten würdezuerst auf die Schadensverhinderungprogrammiert. Wenn das nicht möglichsei, werde das Ziel ausgesucht, bei demes den geringsten Schaden gebe.

Politik gibt nur Leitlinien vor

In einer zweiten Runde diskutiertenAbgeordnete des Deutschen Bundes-tages die politischen Aspekte des The-mas: Sebastian Steineke (CDU/CSU)wies darauf hin, dass die Datensicher-heit und der Schutz der Fahrzeuge vorhackerangriffen gewährleistet seinmüsse. Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) gab zu bedenken, dasses die größten Verkehrssicherheits-probleme auf Landstraßen und in den

diskutierten ethische Fragen des automatisierten Fahrens (v.l.n.r.): Prof. oliver Bendel, Prof. Volker lüdemann, Prof. eric hilgendorf, ModeratorinMonika Jones, Prof. Klaus Kompaß und Prof. Jürgen leohold Fotos: DVR/Jürgen Gebhardt

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Städten gebe, wo das automatisierteFahren noch keine Lösung biete. Kirs-ten Lühmann (SPD) erklärte, die Vor-aussetzungen für hochautomatisiertesFahren müssten gewährleistet seinund verwies auf den diesbezüglichenDVR-Beschluss. Es sei nicht Aufgabedes Bundestages, ethische Fragen imDetail zu regeln. Denkbar sei aber dieVorgabe von Leitlinien. Möglicherweisekönnten hersteller, die bei ihrer Arbeitauf konkrete ethische Fragen stoßen,an den Deutschen Ethikrat herantreten.

In seinem Schlusswort stellteDr. Eichendorf fest, dass er von der Dis-kussion zum jetzigen Zeitpunkt keineendgültigen Lösungen erwartet habe:„Wir wollten das Thema befeuern, dasist uns definitiv gelungen“, sagte derDVR-Präsident. Gelöst werden müsstendie Fragen der Daten- und Manipulati-onssicherheit sowie die Probleme, diesich aus unterschiedlichen Rechts-ordnungen und Rechtsauffassungenin verschiedenen Ländern ergäben.Das größte Fragezeichen sah er beim

Umgang mit den geschilderten Dilem-ma-Situationen. „Wir werden uns fra-gen müssen: Wer ist es, der den Pro-grammierern sagt, welches der richtigeWeg ist?“ Die Einbeziehung des Ethik-rates könnte hier durchaus hilfreichsein.

Beleuchteten das thema aus sicht der Politik: die Bundestagsabgeordneten (v.l.n.r.) stephan Kühn (Bündnis 90/die Grünen), Kirsten lühmann (sPd)und sebastian steineke (cdu) mit Monika Jones

Prof. Volker lüdemann (r.): „die ethik steckt im algorithmus, der teufelim detail.“

Prof. eric hilgendorf: „Man muss aufpassen, dass errungenschaften desrechts nicht der technischen entwicklung geopfert werden.“

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In nicht allzu ferner Zukunft werdenAutos wohl autonom fahren – bis dahinist es der Mensch, der sie sicher steu-ern muss. Doch der beschäftigt sichhinter dem Steuer immer öfter mit sei-nem Smartphone: checkt Mails, Tweetsund News, tippt Nachrichten, ist in sozi-alen Netzwerken unterwegs. Und setztsich und andere dadurch einem vielfacherhöhten Unfallrisiko aus. Jeder dritteUnfall mit Personenschaden, so bele-gen Zahlen aus Österreich, ist die Folgevon Ablenkung. Ein tödlicher Trend, denzu stoppen jeder selbst in der hand hat.Wie man trotz Smartphone an Bordsicher unterwegs ist, dazu berietenVerkehrsexperten im Rahmen einerLeser-Telefon-Aktion des DVR:

Was lenkt Autofahrende besondersstark ab?Prof. Dr. Mark Vollrath: Am schlimms-ten ist es, wenn man von der Straßewegschaut und dann auch noch diehände vom Lenkrad nimmt. Das pas-siert, wenn man das Smartphonebedient, aber auch wenn man im Navi-gationssystem ein neues Ziel eingibt.Telefonieren lenkt auch ab, aber „nur“geistig – und das ist in den meistenFahrsituationen nicht ganz so schlimm.

Warum lässt sich der Mensch hinterdem Steuer überhaupt ablenken?Prof. Dr. Mark Vollrath: Weil Auto fah-ren oft anspruchslos und langweiligerscheint. Man fährt völlig automa-tisch und hat den Eindruck, man könnesich ruhig anders beschäftigen. hinzukommt, dass die Ablenkung so span-nend ist und oft eine Antwort fordert.Da glaubt man, nicht warten zu können.

Was sagt der Gesetzgeber? Was isterlaubt, was verboten?Kay Schulte: Das regelt Paragraf 23Absatz 1a der Straßenverkehrsordnung(StVo): Wer ein Fahrzeug führt, darf einMobil- oder Autotelefon nicht benutzen,wenn hierfür das Gerät oder der höreraufgenommen oder gehalten werdenmuss. Dies gilt nur dann nicht, wenndas Fahrzeug steht und bei Kraftfahr-zeugen der Motor ausgeschaltet ist.offenbar ist noch zu wenig bekannt,dass eine verbotswidrige Nutzung mit60 Euro Bußgeld und einem Punkt imFahreignungsregister sanktioniertwird.

Warum regelt der Gesetzgeber dieNutzung von Smartphones nicht neu?Kay Schulte: Eine solche Neurege-lung ist in der Tat längst überfällig. Diegesetzlichen Vorschriften für die Nut-zung von Mobiltelefonen bei der Ver-kehrsteilnahme stammen aus vorsint-flutlichen verkehrsrechtlichen Zeiten– die Realität hat sie längst überholt.Die einzig konkrete Vorschrift, die sichauf das Telefonieren mit Mobiltelefonenbezieht, steht derzeit in Paragraf 23Absatz 1a der StVo.

Warum wird gegen die Smartpho-ne-Nutzung am Steuer nicht härterdurchgegriffen?Kay Schulte: Aufgrund der Vielfalt derAufgaben und der Personalknappheitbei den Polizeikräften der Länder isteine gezielte Kontrolle der Smartpho-ne-Nutzung kaum durchführbar. hinzukommt: Verstärkte Kontrollen wärenzwar ein wirksames Instrument, aberkein Allheilmittel für das Problem derAblenkung. Denn nach wie vor wird dasRisiko durch Ablenkung dramatischunterschätzt. Bei Tempo 50 lege ich proSekunde 14 Meter im Blindflug zurück,wenn ich auf mein Smartphone schaue.Und selbst wenn dabei hundertmalnichts passiert ist – beim nächsten Malkann die Ablenkung tödliche Folgenhaben.

Darf die Polizei meine Verbindungs-daten kontrollieren oder das Handykonfiszieren, wenn es zu einem Unfallgekommen ist?Kay Schulte: Im Rahmen der Beweis-sicherung bei Verdacht auf eine durch-

Tippen, texten, chatten bis es kracht?Smartphone am Steuer – so fahren Sie sicher

Die Experten am Lesertelefonwaren:

— Dr. Jörg Kubitzki, Verkehrspsy-chologe, Allianz Zentrum fürTechnik (AZT), Ismaning

— Prof. Dr. Mark Vollrath, Leiterdes Lehrstuhls für Ingenieur-und Verkehrspsychologie an derTechnischen Universität Braun-schweig

— Kay Schulte, Stellv. Referatslei-ter Unfallprävention – Wege undDienstwege, Deutscher Verkehrs-sicherheitsrat (DVR), Berlin

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geführte Straftat ist das möglich – undgenau darum handelt es sich, wenn eszu einem Unfall mit Personenschadenkommt.

Autohersteller werben mit WLAN imAuto. Das erhöht doch die Gefahr derAblenkung noch…Dr. Jörg Kubitzki: Das Auto wird somultifunktional wie das Smartphone– aber der Mensch nicht. Er ist schonfür das Autofahren an sich nicht wirk-lich gemacht und schon gar nicht fürkomplexe Tätigkeiten dabei. Klar ist:Neue elektronische Kommunikations-und Informationsmittel haben auch imAuto ihre Vorteile. Aber manches davonsollte beim Fahren gar nicht zur Verfü-gung stehen. Internet, Textnachrichten,soziale Medien lenken ab und führen zuUnfällen, das zeigen Unfallstatistiken.Das WLAN im Auto richtet sich wohleher an surfende Beifahrerinnen undBeifahrer, aber das kann auch nervenund ablenken.

Kann Technik im Auto auch für wenigerAblenkung sorgen?Dr. Jörg Kubitzki: Die meisten techni-schen Lösungen verhindern Ablenkungnie ganz, sondern nehmen Einfluss aufdie Zahl der Blickabwendungen undhandbewegungen. Was bleibt, ist diekognitive Ablenkung, zum Beispiel beider Spracheingabe oder beim Tele-fonieren. hinzu kommt: Ein Mehr anTechnik im Auto verleitet auch jeneFahrende zur Nutzung, die bisher aufablenkende Geräte verzichten. Ein Teilder Technik im Auto hilft aber, Fahrfeh-ler und damit auch die negativen Fol-gen von Ablenkung zu kompensieren –Stichwort Fahrerassistenzsysteme.

Lassen sich jüngere Menschen eherablenken als ältere?Dr. Jörg Kubitzki: Es ist der stärksteEffekt, den die Forscher überhauptmessen können: Junge Leute sind amanfälligsten für jede Art der Ablenkung.Der Effekt ist fatal: Gerade diejenigen,denen die Routine fehlt, verschenkenzusätzlich Reaktionszeit. Junge Men-schen nutzen vor allem das Smart-

phone mit seinen sozialen Medien undTextnachrichten. Nur: Eine Autofahrtdauert statistisch gesehen 21 Minutenoder 15 Kilometer. So lange geht esauch ohne soziales Netz. Deshalb: Ein-fach mal abschalten.

Wird das Thema in der Fahrausbildungbehandelt?Kay Schulte: In der Fahrschülerausbil-dungsordnung fällt das Thema unterden Begriff „Aufmerksamkeitsdefi-zite“. Damit hängt es von der persönli-chen Motivation des Fahrlehrers oderder Fahrlehrerin ab, wie intensiv unddidaktisch wertvoll das Thema behan-delt wird. In der Regel wird darüberim Rahmen des theoretischen Unter-richts gesprochen – teilweise nur mitBlick auf die wenigen existierendenVorschriften, teilweise aber auch inForm von kurzen Schockvideos, dieim Anschluss diskutiert werden. Dochhier ist noch Luft nach oben: In ande-ren europäischen Staaten ist beispiels-weise eine Ablenkungsübung festerBestandteil der Fahrerlaubnisprüfung.

dr. Jörg Kubitzki Kay schulte Prof. dr. Mark Vollrath Fotos: DVR/privat

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Der Förderpreis „Sicherheit im Stra-ßenverkehr“ des DVR für den wissen-schaftlichen Nachwuchs wurde am 19.Mai 2016 im Rahmen des Kongres-ses des Fachverbandes Psychologiefür Arbeitssicherheit und Gesundheit(PASiG) in Wuppertal vergeben. DieAuszeichnung umfasst drei Preise undist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert.

Den ersten Preis erhielt Moritz Beckervom Institut für Medien- und Kommu-nikationswissenschaften der Univer-sität Mannheim. „Wenn die Smart-phone-Nutzung zur Gefahr wird. Wiebeeinflussen Persönlichkeitsmerk-male situative und soziodemografi-sche Faktoren die Smartphone-Nut-zung im Straßenverkehr?“ lautete derTitel seiner Masterarbeit. Er widmetesich damit nicht nur einem aktuellenThema, sondern auch einem großenund zunehmenden Problem.

Einige Studien führen ein Viertel derVerkehrsunfälle auf die Smartpho-ne-Nutzung von Verkehrsteilnehmernund Verkehrsteilnehmerinnen zurück.Die Arbeit versucht daher, die Nutzungvon Smartphones anhand ausgewähl-ter Persönlichkeitsmerkmale sowiesituativer und soziodemografischerFaktoren zu erklären und damit hin-weise für zukünftige Verkehrssicher-heitskampagnen zu geben.

Dazu wurden über eine online-Befra-gung von 417 Verkehrsteilnehmerinnenund Verkehrsteilnehmern im Alter von18 bis 70 Jahren zahlreiche Parametererhoben und analysiert. Unterschie-den wurde zwischen einer Verkehr-steilnahme zu Fuß, mit dem Fahrrad

und mit dem Pkw. Erhoben wurdenPersönlichkeitsmerkmale wie Selbst-kontrolle, Angst, etwas zu verpassen,Angst vor einem Verkehrsunfall undsituative Faktoren wie Automatisierungim Sinne einer gewohnheitsmäßigenNutzung und situative Langeweile.Soziodemografische Faktoren wie Alter,Geschlecht und Beschäftigung sowiedie Fortbewegungsintensität und diegenerelle Smartphone-Nutzung runde-ten das Forschungsprofil ab.

„Es zeigte sich, dass die Persönlich-keitsmerkmale Selbstkontrolle, Angst,etwas zu verpassen und Angst voreinem Verkehrsunfall sowie die situ-ativen Faktoren Automatisierung undLangeweile sowie Alter, Geschlecht undBeschäftigung die Smartphone-Nut-zung im Straßenverkehr beeinflus-sen. Es gibt zwar starke Unterschiedezwischen den Fortbewegungsarten,Selbstkontrolle und situative Lange-weile wirkten aber bei allen drei Fort-bewegungsarten“, erläuterte der Nach-wuchswissenschaftler. Eine Nutzungerfolgte, obgleich die Befragten dieseim Straßenverkehr als gefährlich ein-schätzten. Der Autor erklärt diesenWiderspruch mit einer bewusst nichtkontrollierbaren handlung sowie überdie Annahme eines automatisier-ten unbewussten Verhaltens. „DieseAnnahmen könnten Basis zukünfti-ger Sicherheitskampagnen zu diesemThema werden. So könnte dort dieKontrolle über ungewollte handlungenund ein Bewusstsein für automatisierteVerhaltensweisen angesprochen wer-den. Durch Furchtappelle lässt sichetwa das Gefahrenbewusstsein erhö-hen“, bilanzierte Becker.

Sichtbarkeit verbessern

Über den zweiten Platz freute sich RiaStangneth, die sich in ihrer Masterar-beit im Fachbereich Psychologie an derFriedrich-Schiller-Universität Jena mitder Gefahrenwahrnehmung im Stra-ßenverkehr bei Nacht beschäftigt hat.Sie hat die Erkennbarkeit von Fußgän-gern und Fußgängerinnen mit reflektie-renden Kleidungsdesigns untersucht.

Viele werden gerade auf Landstra-ßen, bei schlechter Sicht und dunklerKleidung, ob beim Joggen, bei Gängenmit dem hund oder auf dem heim-weg, opfer von Verkehrsunfällen, weilsie übersehen wurden. Daher tüftelndie hersteller von Schutzkleidung anneuen Konzepten, um Freizeitkleidungbesser sichtbar zu machen, ohne die-sen einen Warnwestencharakter zuverleihen.

Die junge Wissenschaftlerin hat sehraufwändiges Filmmaterial produziertund dabei die Wahrnehmung, Reflek-tion und Darbietung der Kleidungberücksichtigt. Die Filme wurden dannevaluiert. „In einem Reaktionsexperi-ment wurden 70 Probanden Videos mitsimulierten Fahrten in der Stadt undauf einer Landstraße gezeigt, mit undohne Ablenkung. Während der Fahr-ten waren Fußgänger mit Kleidung zusehen, auf der retroreflektierendesMaterial in unterschiedlichen Formenangeordnet war. Auf diese Fußgängermussten die Fahrer mittels Tritt auf einFußpedal reagieren. Die Reaktionszeitwurde aufgezeichnet. Weiterhin wurdendie demografischen Daten der Fahrer,ihre Fahrerfahrung, ihre Konzentration,

Wenn das Smartphone zur Gefahr wirdDVR-Förderpreis „Sicherheit im Straßenverkehr“

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Müdigkeit und Befindlichkeit sowie ihreRisikobereitschaft mittels Befragun-gen erhoben und ein Sehtest mit denProbanden durchgeführt“, erläuterteStangneth.

Es zeigte sich, dass die Anordnungdes retroreflektierenden Materialseinen Einfluss auf die Entdeckungs-leistung aufweist. So führt eine großeFläche retroreflektierenden Materialsnicht automatisch zu einer besserenSichtbarkeit. Deutlich wichtiger ist dieBetonung der menschlichen Körper-form. Diese kann auch mit vergleichs-weise wenig Material erreicht werden,indem dieses in einer Kombination ausschmalen und breiten Streifen ange-ordnet wird. Bewegte Personen wurdenzudem besser wahrgenommen als ste-hende.

Risikofaktoren für Fahrrad- undPedelecfahrende

Die dritte Preisträgerin, Sarah Heil-mann von der Technischen Universi-tät Chemnitz, hat mit ihrer Masterar-beit im Fachbereich Allgemeine undArbeitspsychologie eine „NaturalisticCycling Study“ vorgelegt. Welche Risi-kofaktoren beeinflussen die Sicherheitvon Pedelec- und Fahrradfahrenden imAlltag? lautete die zentrale Fragestel-lung.

Ziel der Arbeit war es, Risikofakto-ren für das Erleben sicherheitskri-tischer Ereignisse wie einen plötzli-chen Kontrollverlust bei Fahrrad- undPedelec-Fahrenden zu erheben. Dazuwurde zunächst das Fahrverhalten von90 Probanden in realen Fahrsituationenmit hilfe von zwei Kameras erfasst.

Dabei wurden im vierwöchigen Unter-suchungszeitraum von 68 Fahrenden(23 Rad-, 39 Pedelec 25- und sechsPedelec-45-Fahrende) insgesamt 202kritische Situationen aufgezeichnet.Diese wurden mit 202 unkritischen

Situationen, ebenfalls aus den aufge-zeichneten Fahrten, verglichen. „Eszeigte sich, dass bestimmte Fakto-ren das Auftreten kritischer Situatio-nen erhöhen – jeweils abhängig vomgewählten Fahrzeug. Ein erhöhtesRisiko bestand insbesondere auf Geh-und Radwegen, an bestimmten Artenvon Kreuzungen und beim Vorhanden-sein anderer Verkehrsteilnehmer“,fasst die Wissenschaftlerin zentraleErgebnisse zusammen. Diese beein-flussten das Unfallrisiko auf vielfäl-tige Weise – etwa durch Abbiegevor-gänge, Park-/Wende-/haltemanöverund Vorfahrtsmissachtungen. Auchbestimmte Verhaltensweisen derFahrenden beeinflussten das Unfall-risiko. Die Art des Fahrzeugs spielteebenfalls eine Rolle: Für Pedelec-25-Fahrende bestand ein höheres Risikoauf Radwegen und an Kreuzungen, fürPedelec-45-Fahrende auf regelwidrigbefahrenen Fußgänger- und Radwe-gen.

In ihrer Abschlussarbeit macht dieAutorin Vorschläge, die Verkehrssi-cherheit der Pedelec-Fahrenden weiterzu verbessern. Dazu zählen die ver-stärkte Überwachung von Bürgerstei-gen, auf denen Radfahrende unterwegssind, eine Verbesserung der Radwege,der Bau von Schnell-Radwegen (auchfür Pedelecs 45) und eine spezielleFührung von Radwegen vor Kreuzun-gen.

Die Jury für den Förderpreis „Sicher-heit im Straßenverkehr“ setzte sich ausProfessor Dr. Rüdiger Trimpop von derFriedrich-Schiller-Universität Jena,Dr. Torsten Kunz, Präventionsleiter derUnfallkasse hessen, und Jochen Lau,Referatsleiter Unfallprävention – Wegeund Dienstwege beim DVR, zusammen.Die Experten zeigten sich beeindrucktvon den Leistungen des wissenschaft-lichen Nachwuchses und sehen in denprämierten Arbeiten „großes Potenzial,die Verkehrssicherheit zu erhöhen“.

strahlende Gesichter bei der Preisverleihung (v.l.n.r.): Jochen lau (dVr), sarah heilmann,dVr-hauptgeschäftsführer christian Kellner, Moritz Becker, dr. torsten Kunz (uK hessen), riastangneth und Prof. dr. rüdiger trimpop (uni Jena) Foto: Michael Mutzberg

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Fahrräder und Motorräder standenim Blickpunkt des DVR-Pressesemi-nars „Zweiradsicherheit in Deutsch-land“, das am 27. und 28. Juni 2016in Münster stattfand. Dabei ging esum Unfallursachen und Lösungen zurReduzierung der Gefährdung für dieNutzerinnen und Nutzer dieser Fahr-zeuge.

Gunnar Fehlau (pressedienst-fahr-rad, Göttingen) bot unter dem Titel„Technik, Typen, Taktik“ Informationenaus der urbanen Pedal-Praxis. „DasFahrrad ist ein Gewinner-Thema“,sagte Fehlau. Egal, welche Frage manheute stelle, das Fahrrad gehöre zurAntwort: bei der Parkplatznot, beimBewegungsmangel, beim neuen Woh-nen und bei vielen anderen Themen.Transport-Fahrräder würden zuneh-mend für die Logistik genutzt. Auch imFuhrparkmanagement spielten Fahr-räder eine zunehmende Rolle: Man-che Beschäftigte wollten lieber einDienstfahrrad als einen Dienstwagenfahren. Der Ausbau der Infrastrukturkönne mit dem raschen Vormarschdes Fahrrades jedoch nicht schritt-halten. Damit Radfahren sichererwerde, bedürfe es eines Dreiklangs:der Eigenkompetenz, der Kompetenzanderer Verkehrsteilnehmender undder Systemkompetenz. Wer mit demRad fährt, könne selbst eine Mengefür die Sicherheit tun: Das Rad müssepassen, technisch funktionstüchtigund ergonomisch richtig eingestelltsein. Darüber hinaus sei es wichtig,in sinnvolle Ausrüstung wie Lichtan-lagen, Bremsen, Reifen, helme undReflex-Ausstattung zu investieren, dieFahrzeugbeherrschung zu verbessernund Strecken clever zu wählen.

Stephan Böhme (Amt für Stadtentwick-lung und Verkehrsplanung, Münster)erläuterte unter dem Titel „Fahrrad-hauptstadt Münster“ das Verkehrssi-cherheitskonzept seiner heimatstadt.Die Radwege, die man in den 1970erJahren gebaut habe, seien heute allezu schmal. Darauf habe man mit zahl-reichen Maßnahmen reagiert, zum Bei-spiel mit der Umwandlung von Erschlie-ßungsstraßen in Fahrradstraßen, aufdenen Radfahrer Vorrang haben. Einenpositiven Effekt habe auch die Aufstel-lung von Fahrrad-Ampeln mit Gelbkam-mern, so dass sich Radfahrer besserauf den Farbwechsel einstellen könn-ten. Die Zahl der Rotlichtverstöße habesich dadurch deutlich reduziert. Müns-ter habe ein Verkehrssicherheitspro-gramm aufgelegt, das auf die Themen-felder Überwachung, Entschärfung vonidentifizierten Unfallhäufungsstellen,die Revision von Radverkehrsanlagen,Öffentlichkeitsarbeit sowie Verkehrs-aufklärung ziele. Als wachsende Stadtmüsse sich Münster auf zunehmende

Pendlerströme einrichten. hierzu seiein Konzept von stadtregionalen Velo-routen entwickelt worden, die dasUmland mit Münster verbinden sollen.

Franz P. Linder (Planerbüro Südstadt /P.3 Agentur für Kommunikation undMobilität, Köln) richtete unter dem Titel„Radverkehr 3.0“ einen innovativenBlick in die Zukunft des Radverkehrs.Ein „Weiter so“ funktioniere nicht.Notwendig sei ein grundlegend neuesDenken. Das Thema Autostadt sei vor-bei, man befinde sich auf dem Weg zurFahrradstadt. Letztlich gehe es umeine neue transformierte Infrastruk-tur, die schon aufgrund ihrer einladen-den Gestaltung und Dimensionierungbewegungsaktivierend sei. Ein Netz vonregionalen Radschnellwegen könntenStädte und Umland verbinden. Dies seiauch für den Pendlerverkehr sinnvoll,da 30 Prozent der Pendlerfahrten Stre-cken unter zehn Kilometern beträfen.Die Kombination Radschnellweg undPedelec sei das ganz große Thema:

„Das Fahrrad ist ein Gewinner-Thema“Presseseminar „Zweiradsicherheit in Deutschland“

Fragen rund um das sichere Fahrrad- und Motorradfahren wurden beantwortet.

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„Radschnellwege sind das Struktur-element, das neu und effektiv ist unduns die nächsten 20 Jahre beschäftigenwird“, stellte Linder fest.

Der erste Tag des Presseseminars fandseinen Abschluss mit einem Praxisteil,der von Jan Marc Zander (Trailtech,Waake) geleitet wurde. Auf dem nahegelegenen Schulhof der Aegidii-Lud-geri-Schule erläuterte Zander die fahr-technischen Besonderheiten bei derPedelec-Nutzung und führte mit denTeilnehmerinnen und TeilnehmernÜbungen durch. hierfür standen zahl-reiche moderne Pedelecs zur Verfügung.

Am zweiten Tag ging es um die Motor-radsicherheit. Dr. Matthias Kühn(Unfallforschung der Versicherer,Berlin) gab einen Überblick über dieUnfallursachen von Motorradunfällenin Deutschland. Bei den besondersschwerwiegenden Unfällen auf Land-straßen stünden Fahrunfälle im Vor-dergrund, auch Abbiegeunfälle seienhier häufig zu verzeichnen. oft lägensolchen Unfällen Wahrnehmungspro-bleme zugrunde. Während der helmfast immer getragen werde, gebe es beider Schutzkleidung Verbesserungsbe-darf: „Je kleiner das Motorrad, umsoweniger Schutzkleidung wird getra-gen“, sagte Kühn. In einer Studie zu

schweren Motorradunfällen im Saar-land sei ermittelt worden, dass nahezujeder fünfte dieser Unfälle mit ABShätte vermieden werden können. EinDrittel der untersuchten Alleinunfällewären durch E-Call, den automatischenNotruf, positiv beeinflussbar gewesen.Technische Neuerungen bräuchtenjedoch Zeit, bis sie sich im Fahrzeugbe-stand verbreitet hätten, dann könntensie stabil und nachhaltig wirken.

Beata Telingo (BMW) legte in ihremVortrag dar, dass es zwei hauptgründefür die Unfallzahlen bei motorisiertenZweirädern gebe: einerseits die feh-lende passive Sicherheit, andererseitsdie komplexere Fahrdynamik. Zumumfassenden Sicherheitsansatz beiBMW gehöre der verstärkte Einsatz vonFahrerassistenzsystemen, Fortschritteim Bereich der Fahrerausstattungsowie Fahrer-Trainings. Alle Fahreras-sistenzsysteme, die in Pkw verbautwerden, werden auch im hinblick aufdas Zusammenspiel mit motorisiertenZweirädern entwickelt. Ein Beispieldafür sei der Linksabbiegeassistent:Der Pkw bremst automatisch, wenn ersich auf einer Linksabbiegespur einementgegenkommenden Zweirad annä-hert. Extrem wichtig sei auch das Fah-rertraining auf dem Platz und auf derStraße. In diesem Zusammenhang hob

Telingo die Zusammenarbeit mit demDVR hervor.

Helmut Nikolaus (Forschungsgesell-schaft für Straßen- und Verkehrswe-sen, Köln) sprach in seinem Vortrag„Motorradfreundliche Straßen“ überdie Verbesserung der Verkehrssicher-heit auf Motorradstrecken. Im Verlaufder Entwicklung des Merkblattes zurVerbesserung der Verkehrssicherheitauf Motorradstrecken (MVMot) habeman zahlreiche Unfälle analysiert undVerbesserungsbedarf bei der Infra-struktur gefunden. Beispielsweisekönne der Streckenverlauf in Kurvenbesser verdeutlicht und das Erkennenvon Knotenpunkten und unvorherseh-barem Querverkehr erleichtert wer-den. Fahrbahnoberflächen müsstenhomogenisiert und in störungsfreiemBetriebszustand erhalten werden.Wichtig seien auch hindernisfreie Sei-tenräume. Die Wirksamkeit und dervolkswirtschaftliche Nutzen dieserMaßnahmen seien erwiesen. Niko-laus kritisierte den seiner Meinungnach fehlenden politischen Willen derVerwaltungen zur Umsetzung der Ver-besserungsmaßnahmen bei Bund undLändern. „ohne ernsthaftes gesamt-staatliches Bemühen um eine syste-matische Verhaltensbeeinflussung undumfassende präventive und repres-sive Maßnahmen sollte man sich vomBegriff der Vision Zero verabschieden“,war sein bitteres Fazit.

In seinem Schlusswort wies SvenRademacher (DVR) darauf hin, dassdas Thema Zweirad aus Sicht der Ver-kehrssicherheit von hoher Bedeutungsei. Sowohl beim Fahrrad als auchbeim Motorrad spiele die Infrastruktureine große Rolle. Aus Sicht des DVRbefinde sich der Mensch im Zentrumder Betrachtung. Rademacher appel-lierte daher an alle Verkehrsteilneh-merinnen und Verkehrsteilnehmer,sich mit Verständnis und Rücksicht zubegegnen.

Praxisübungen mit Pedelecs Fotos: GWM

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Fokus auf konkrete Gefährdungen richtenVerkehrsministerkonferenz: Unfallentwicklung bereitet Sorgen

trügerische idylle: landstraßen weisen ein hohes unfallaufkommen auf. Fotos: Pixabay

Von heiko Willenberg

Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf dendeutschen und europäischen Straßen ist es ausSicht des DVR entscheidend, dass alle Partner undAkteure gemeinsam für dieses Ziel arbeiten undals wirksam erkannte Maßnahmen in die Praxisumsetzen. Dies gilt im DVR ebenso wie auf politi-scher Ebene. Daher ist es für die Verkehrssicher-heit sehr förderlich, dass sich sowohl der Bund alsauch die Länder – durch die Verkehrsministerkon-ferenz der Länder (VMK) – im vergangenen und indiesem Jahr Überlegungen gewidmet haben, wiedie Ziele des Verkehrssicherheitsprogramms von2011 in der zweiten hälfte der Dekade bis 2020noch erreicht werden können. Das gilt besondersfür das Ziel von 40 Prozent weniger Getöteten imStraßenverkehr bis 2020.

Der DVR hatte bereits in seinen 14 ToP-Maßnah-men zur Verkehrssicherheit von 2012 die Themenidentifiziert, die im hinblick auf einen gefähr-dungsorientierten Ansatz den größten Nutzenzur Vermeidung und Minderung von Unfällen mitGetöteten und Schwerverletzten im Straßenver-

kehr versprechen. Diese ToP-Maßnahmen sindzwischenzeitlich auch durch detaillierte DVR-Be-schlüsse fundiert unterlegt worden. Seitens desDVR wurden sie intensiv für die politische Kom-munikation genutzt und bildeten die Basis fürpolitikberatende hinweise.

Im oktober 2015 hat das Bundesministerium fürVerkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die halb-zeitbilanz des Verkehrssicherheitsprogramms mitdem Ausblick für die kommenden Jahre veröf-fentlicht. hier wurde bereits eine Konzentrationder Maßnahmen auf verschiedene Schwerpunktefestgelegt. Im Bereich der Straßentypen sind esdie Innerorts- und Landstraßen, die ein besondershohes Unfallaufkommen aufweisen. Bei den Ziel-gruppen sollen die jüngeren und älteren Verkehrs-teilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer beson-ders in den Fokus genommen werden, da dieseüberproportional zu Schaden kommen.

Neben dem Bund sind aber ebenso die Länderwichtige Akteure für mehr Verkehrssicherheit.Daher hat der DVR es sehr begrüßt, dass sich auchdie VMK durch eine lange und immer wiederkeh-B

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rende Beschäftigung mit der halbzeitbi-lanz und vor allem der Ausrichtung derpolitischen Maßnahmen für mehr Ver-kehrssicherheit in der zweiten Dekadeder Laufzeit des Verkehrssicherheits-programms beschäftigt hat. Diese mün-dete bei der Frühjahrs-VMK am 14. und15. April 2016 in einen für VMK-Verhält-nisse außergewöhnlich langen und aus-führlichen Beschluss.

Die VMK erkennt klar die aktuellschlechte Tendenz bei den Getöteten-zahlen in Deutschland an, die in denvergangenen beiden Jahren zweimalin Folge angestiegen sind und seit 2010fast schon ein Plateau bilden. Die VMKgeht sogar soweit, von einer negativenTrendumkehr zu sprechen und betont,dass es in anderen EU-Staaten einenbesseren Trend gibt. Der DVR begrüßtdas explizite Bekenntnis der VMK, wei-terhin am 40-Prozent-Reduktionszielbei den Getöteten bis 2020 festzuhalten.Auch die VMK hat sich für ihre Vor-schläge für einen gefährdungsorien-tierten Ansatz in allen drei klassischenhandlungsfeldern Mensch, Technik undInfrastruktur entschieden.

Bei der Infrastruktur schlägt sie wiedie halbzeitbilanz eine Konzentrationauf die Land- und Innerorts-Straßenvor. Außerorts sollen die Maßnahmen

vor allem auf Strecken mit Baumun-fällen fokussiert werden, sowohl durchinfrastrukturelle Maßnahmen als auchdurch ziel- und ortsgenaue höchstge-schwindigkeiten. Innerorts soll – wievom Bund in der aktuellen Novelle derStraßenverkehrsordnung (StVo) vor-gesehen – die höchstgeschwindigkeitvor sozialen Einrichtungen auf 30 km/hreduziert werden. Verbunden damit isteine Erleichterung der Anordnungs-möglichkeiten für Tempo 30.

Bei den Zielgruppen soll bei den älte-ren Menschen im Straßenverkehrneben einer weiteren Förderung vonfreiwilligen Gesundheitschecks auchüber Feedbacksysteme nachgedachtwerden. Ausdrücklich aufgenommenhat auch die VMK wieder eine Verbes-serung der Fahranfängervorbereitungund die Reform des Fahrlehrerrechts.Ziele, die ebenfalls im aktuellen Koaliti-onsvertrag auf Bundesebene enthaltensind und vom DVR bereits seit langemgefordert und mit begleitet werden.

Im Bereich Fahrzeugtechnik soll nachAnsicht der VMK die Marktdurchdrin-gung von Fahrerassistenzsystemengefördert und bei der Entwicklung desautomatisierten Fahrens das Augen-merk vor allem auf die Phase desMischverkehrs gerichtet werden.

Eine klare Bitte richtet die VMKabschließend an die Innenminister-konferenz: Die Polizeikräfte der Ländersollen sowohl ihre Anstrengungen beider Verkehrsüberwachung als auch beider Verkehrserziehung fortführen undausbauen.

Alles in allem: Auch wenn der DVR ineinigen seinen Forderungen weitergeht,so enthält der Beschluss viele richtigeVorschläge. Wir müssen gemeinsamalles tun, um 2016 zum Wendejahr beiden steigenden Verkehrsunfallopfer-zahlen zu machen. Die diagnostizierteTrendumkehr muss gestoppt werdenund wir müssen zurück zu sinkendenZahlen und weniger Leid kommen.

Die von der VMK beschlossenen Maß-nahmen stoßen hoffentlich gemeinsammit der halbzeitbilanz des BMVI ent-sprechende Initiativen an und müssennun zügig gemeinsam mit allen Akteu-ren aus Bundes- und Landespolitikumgesetzt werden.

Der Autor ist Referent Public Affairs inder DVR-Geschäftsstelle [email protected]

erleichterung der anordnung von tempo 30 in städten

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Wie können Risiken für junge Menschenverringert werden?Europäischer Road Safety Charter Workshop in Berlin

Von Jacqueline Lacroix

logo der european road safety charter

Gemeinsam mit dem ADAC veranstaltete derDVR Mitte Juni einen Workshop im Rahmen derEuropäischen Verkehrssicherheitscharta in Ber-lin. Beide organisationen gehören zu den erstenUnterzeichnern der EU-Charta, die 2004 von derEU-Kommission initiiert wurde. Sie ist die größtePlattform der Zivilgesellschaft zur Straßenver-kehrssicherheit. Bis heute haben sich mehr als3.000 öffentliche und private Einrichtungen derCharta europaweit verpflichtet und Aktionen undInitiativen durchgeführt, die sich an ihre Mitglie-der, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie dieübrige Zivilgesellschaft richten. Mit dem Formatder Workshops verfolgt die PAU-Agentur, Koordi-nator der Charta für die EU-Kommission, das Ziel,den Austausch zwischen den Unterzeichnern undweiteren Interessierten zu fördern. Der Workshopbefasste sich mit den besonderen Risiken undherausforderungen junger Verkehrsteilnehmerund Verkehrsteilnehmerinnen, ganz gleich, obsie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto unterwegssind. Nach wie vor stehen die jungen Menschenzwischen 15 und 24 Jahren europaweit im Fokusder Verkehrssicherheitsarbeit. 17 Prozent aller

Verkehrstoten gehörten laut dem European RoadSafety observatory in der EU 2013 dieser Alters-gruppe an.

Martine Aitken, Koordinatorin der Charta, wiesdarauf hin, dass zwar in Deutschland noch Poten-zial für weitere Unterzeichner vorhanden sei, esaber hier schon lange eine gute Verzahnung zwi-schen den unterschiedlichen Akteuren der Ver-kehrssicherheitsarbeit gebe. Dies sei in vielenLändern der EU im Jahr 2004 nicht der Fall gewe-sen. Verkehrssicherheit als eine „geteilte Verant-wortung“ zu verstehen, sei insbesondere in denLändern, die ab dem Jahr 2000 der EU beigetre-ten sind, ein neuer Gedanke gewesen. heutzutagewerde dies als eine Selbstverständlichkeit ange-sehen, die EU-Charta habe viel dazu beigetragen.

Drei Impulsvorträge lieferten den rund 40 Teil-nehmerinnen und Teilnehmern eine Basis fürdie nachfolgende Bearbeitung der Aufgaben desWorkshops. Ulrich Chiellino, Leiter der Inter-essenvertretung Verkehr des ADAC, widmetesich der Frage, was junges Fahren so gefährliche

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macht. Neben psychologischen Aspek-ten beschrieb er die Bedeutung desAutos für junge Menschen und denFahrkompetenzerwerb. Jugendtypi-sche Fahrsituationen und das Jugend-lichkeitsrisiko ergeben zusammen eineexplosive Mischung, die das Anfänger-risiko erhöhe. Neben dem begleite-ten Fahren und dem Alkoholverbot fürFahranfänger sei das Erlernen von Ein-stellungen, die das Risikobewusstseinschärfen, ein Weg, diese hochrisiko-phase zu entschärfen.

Walter Niewöhner von der DEKRA-Un-fallforschung präsentierte Ergeb-nisse einer Studie über das Fußgän-gerverhalten in sechs europäischenhauptstädten. Dabei ging es um diehäufigkeit der handynutzung beimÜberqueren der Straße, wobei jüngereAltersklassen es häufiger nutzen alsältere. Rund 20 Prozent aller Fußgän-ger und Fußgängerinnen zwischenzwölf und 25 Jahren telefonieren, hörenMusik, tippen (texten) oder kombinie-ren diese Tätigkeiten beim Überqueren.Diese Ablenkungsquellen erhöhen dasRisiko und stellen neue herausforde-rungen an die Verkehrssicherheitsar-beit mit jungen Menschen dar.

Junge Leute zwischen 15 und 25 Jah-ren stellen „nur“ 7,3 Prozent allerGetöteten in der Gruppe der Fahrrad-fahrenden und „nur“ fünf Prozent allerTodesopfer in dieser Altersgruppe. Siescheinen demnach keine besondersgefährdete Verkehrsteilnehmergruppezu sein, erläuterte Jacqueline Lacroixvom DVR im dritten Impulsvortrag.Dennoch könne man sich die Fragestellen, ob Verkehrssicherheitsmaß-nahmen, die sich generell an Fahr-radfahrende richten, ausreichen. ImVergleich zu älteren Verkehrsteilneh-mergruppen verunglückten mehr jungeMenschen in der Dämmerung und beiDunkelheit und die helmtragequotesei in dieser Altersgruppe besondersgering.

Drei Arbeitsgruppen gingen imAnschluss der Frage nach, welcheMaßnahmen und Ansätze hilfreichsein könnten, die Verkehrssicherheitder jungen Menschen zu verbessern.Diskutiert wurde auch über die hür-den, die für die Umsetzung bestimm-ter Maßnahmen überwunden werdenmüssen. Anhand zweier ausgewählterMaßnahmen sollten konkrete Vor-schläge für die ersten Schritte einerUmsetzung erarbeitet werden. Ein

reger Austausch zwischen Fachleutenvon Landesverkehrswachten, Fahr-schulen, Automobilclubs, Polizei, For-schungseinrichtungen, Unternehmenund Verbänden entstand.

Für die Erhöhung der Sicherheit jungerFahranfängerinnen und Fahranfängerwurde vorgeschlagen, das Alkohol-verbot bis 25 Jahre zu erweitern unddas Bewusstsein für die Gefahren zuschärfen, indem in Fahrschulen überdas Verhalten nach Unfällen und dieUnfallfolgen vertiefter aufgeklärt wer-den sollte.

Die Verkehrserziehung an Schulensolle insbesondere Ablenkung als Risi-koquelle bei der Verkehrsteilnahmethematisieren, hier gebe es bereitsbewährte Präventionskonzepte, dieangepasst werden könnten. Außer-schulische Einrichtungen wie Jugend-verkehrsschulen könnten ausgebautwerden, damit die Lücke in der schu-lischen Verkehrserziehung, die nachder Grundschule entsteht, geschlossenwerden könnte.

Die Autorin ist Referatsleiterin Europaund Verkehrsmedizin beim [email protected]

Workshop zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für junge Menschen Foto: DVR

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Kameras statt Außenspiegel?

Spiegelsysteme sind unverzichtbar zum Rück-wärtsfahren, Parken in Längs- und Querrichtungund bei Spurwechseln zur Distanz- und Geschwin-digkeitswahrnehmung herannahender Fahrzeuge.Sind Kamera-Monitor-Systeme (KMS) in Pkw undLkw ein gleichwertiger Ersatz für Außenspiegel?Diese Frage stellte sich die Untersuchung „Ersatzvon Außenspiegeln durch KMS bei Pkw und Lkw“der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).

KMS gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sieerlauben bei Pkw und Lkw die Sicht nach hintenauf einem oder mehreren im Fahrzeug montierenMonitoren. Der Wegfall herkömmlicher Außen-spiegel erlaubt damit neue Designvarianten mitaerodynamischen Vorteilen. Aber erlauben dieKMS auch die indirekte Sicht ohne Einbußen fürdie Sicherheit? In der Untersuchung wurdensowohl technische Aspekte verglichen als auchFragen zur Gestaltung der Mensch-Maschine-In-teraktion gestellt.

Die Unfallforscher wiesen nach, dass KMS beiPkw und bei Lkw grundsätzlich geeignet sind, dieindirekte Sicht nach hinten ausreichend darzustel-len. Voraussetzung dafür sei jedoch die Erfüllunggewisser Qualitätskriterien. Abrupt wechselndeUmgebungshelligkeit, beispielsweise in Tunnelnund Alleen, ist eine echte herausforderung fürKMS. Bei herkömmlichen Spiegeln tritt eine phy-sische Blendung des Auges hingegen nur bei tie-fem Sonnenstand auf. KMS liefern nachts deutlichhöhere Kontraste. Bei hohen Umgebungsbeleuch-tungsstärken kehrt sich die Situation allerdingsum. Während der Versuchsfahrten traten auf demDisplay Reflexionen auf, die dazu führen können,dass Fahrzeuge oder Personen übersehen wer-den. Direkte Blendungseffekte des Displays las-sen sich mit hilfe entsprechender Abschirmungenvermeiden. In Bezug auf helligkeit und Kontrast,so ein Ergebnis der BASt-Untersuchung, sollteeine automatische Anpassung an die Umgebungs-bedingungen Standard sein. Zusätzliche manuelleEinstellmöglichkeiten wären sinnvoll.

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Kamerabasierte systeme haben Potenzial. Foto: BASt

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Großer Wert solle auf die Gewährleistung derAusfallsicherheit gelegt werden. Zur Vermei-dung von Kondenswasser sollten bei einem KMSsowohl Kamera als auch Monitor beheizt wer-den. Die negativen Auswirkungen von Regenund Verschmutzung fielen beim Spiegel stär-ker ins Gewicht. Bezüglich der Gestaltung derMensch-Maschine-Interaktion ergab sich einestabile mittlere Akzeptanz seitens der Personen,die an den Versuchen teilgenommen haben.

Die Forscher wiesen darauf hin, dass der Umstiegvon herkömmlichen Spiegeln auf KMS einerGewöhnungsphase bedarf. Diese sei jedoch relativkurz und führe nicht zwingend zu sicherheitskri-tischen Situationen. Beim Lkw verliefen die Ver-suchsfahrten im Realverkehr für alle Probandenunproblematisch.

In der Untersuchung wird gefolgert, dass sich dieVor- und Nachteile von Kamera-Monitor-Syste-men und Spiegeln die Waage halten. Je nach Aus-gestaltung bietet ein KMS die Möglichkeit, mehrInformationen über den rückwärtigen Raum zupräsentieren als es mit herkömmlichen Spiegel-systemen möglich ist. Um die Gleichwertigkeit zugewährleisten, müssen jedoch bestimmte Anfor-derungen an die KMS eingehalten werden:

Neben einer guten Farb- und Kontrastwidergabemuss eine schnelle Anpassung an Änderung derUmgebungshelligkeit gesichert sein, und dieDarstellung darf keinen Zeitverzug beinhalten.Weiterhin muss die elektromagnetische Verträg-lichkeit sichergestellt, Bildausfälle müssen ver-mieden werden. Darüber hinaus gilt es, die Aus-wirkungen von Frost und Beschlagen gering zuhalten.

Fazit: Nach Erfüllung bestimmter Anforderungenan die kamerabasierten Systeme können diesezukünftig als gleichwertiger Ersatz für Spiegel inBetracht kommen.

Impressum

DVR-reportMagazin für VerkehrssicherheitNr. 2/2016, 46. Jahrgang„DVR-report“ erscheint viermal im Jahr

herausgeber:Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V.(DVR), Auguststraße 29,53229 BonnTelefon: 02 28/4 00 01-0Telefax: 02 28/4 00 [email protected]

hauptgeschäftsführer:Christian Kellner

Chefredakteur:Sven Rademacher

Titelfoto:Runter vom Gas

Konzeption und Gestaltung:GWM · Gesellschaft für Weiterbildungund Medienkonzeption mbhAuguststraße 2953229 Bonn

Druck:Bonifatius GmbhPaderborn

ISSN: 0940-9025

Der „DVR-report“ wird von den gesetzlichenUnfallversicherungsträgern und dem DVRfinanziert.Nachdruck der Texte und DVR-Fotos bei Quel-lenangabe kostenfrei. Belegexemplar erbeten.Der „DVR-report“ ist der Informationsdienstdes Deutschen Verkehrssicherheitsrates fürseine Mitglieder, deren Mitarbeiter und dieinteressierte Öffentlichkeit. Zweck des DVRgemäß §2 seiner Satzung ist die Förderungund Verstärkung aller Maßnahmen zur Ver-besserung der Sicherheit auf den Straßen. Der„DVR-report“ wird kostenlos abgegeben.

Adressänderungen:Per Fax: Adressaufkleber undÄnderungswunsch an (0228) 40001-67Per E-Mail: [email protected]

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G 3169 FPostvertriebsstück · Entgelt bezahltGWM · Gesellschaft für Weiterbildungund Medienkonzeption mbhAuguststraße 2953229 Bonn

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