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Ausgabe 1/2015 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ab ins Universum Sandeln auf hohem Niveau „Seien Sie unterhaltsam!“ Klassik, Pop, Jazz und Soundtechnik vom Feinsten: In der Region Stuttgart spielt die Musik Klangschmiede

179 - Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 1/2015)

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179 ist das Standortmagazin für die Region Stuttgart. Alle drei Monate berichtet 179 von starken Unternehmen, von neuesten Entwicklungen in ausgewählten Branchen, überzeugenden Gründungsideen, herausragenden Forschungsleistungen, aber auch von den vielen Gründen, warum die Region so lebenswert ist. Der Name des Magazins ist dabei Programm: 179 Kommunen bilden die Region Stuttgart, gemeinsam formen sie einen der stärksten Standorte Europas.

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Ausgabe 1/2015

179Das Standortmagazin der Region Stuttgart

Ab ins Universum

Sandeln auf hohem Niveau

„Seien Sie unterhaltsam!“

Klassik, Pop, Jazz und Soundtechnik vom Feinsten: In der Region Stuttgart spielt die Musik

Klangschmiede

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MannschaftsspielerMannschaftsspieler

Üben für die Expo Milano 2015: In einer alten Gewerbehalle in der Ludwigsburger Weststadt wird der Deutsche Pavillon fit gemacht für die Weltausstellung in Italien. Ein weiteres Mal stützt sich Deutschlands Auftritt maß-geblich auf Stuttgarter Kräfte. Für das inhaltliche Konzept unter dem Motto „Fields of Ideas“ zeichnet die Agentur Milla und Partner verantwortlich; modernste Technik steuert die Universität Stuttgart bei – eine bewährte Zusammenarbeit, die bereits 2010 in Shanghai das chinesische Publikum begeistert hat.

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Von Wohlklang bis Sounddesign

Ein Opernhaus von internationalem Ruf, erfolgreiche Popkünstler, Festivals von Klassik bis Hip-Hop, Szene-Clubs und soziokulturelle Zentren – die Region Stuttgart setzt musikalische Impulse. Klassikliebhaber fühlen sich ebenso heimisch wie Heavy-Metal-Fans. Gerade für junge, urban orientierte Fachkräfte ist eine lebendige Musik- und Kreativ-szene ein gewichtiges Standortargument.

Wie die Titelgeschichte der neuen 179-Ausgabe zeigt, kann die Region Stuttgart musikalisch aus dem Vollen schöpfen: Neben Chartstürmern, zahlreichen Orchestern, Bands und DJs sind es auch kleine Labels, Tonstudios und Sounddesigner, die Großes vertonen. Weltweit bekannte Instrumentenbauer aus der Region hauchen ihren Meisterstücken unverkennbare Klänge ein. Internationale Weltmusikgruppen geben auf dem Stuttgarter Sommerfestival der Kulturen Balkan-Beats und afrikanische Rhythmen zum Besten. Die weit gereiste Ludwigsburger Brenz Band, von der UNESCO zu „Künstler für den Frieden“ ernannt, war bereits ein Inklusionsprojekt, als es das Wort noch gar nicht gab.

Ganz offensichtlich wird die reine Zahlenbetrachtung der Bedeutung der vergleichsweise kleinen Musikbranche nicht gerecht. Denn nicht die eigene Wertschöpfung steht hier im Vordergrund, sondern das Zusammenspiel mit anderen Wirtschaftszweigen – von der Filmwirtschaft über den Touris- mus bis hin zum Sounddesign für Autos oder akustische Logos zur Erkennbarkeit von Unternehmensmarken. All das und noch vieles andere unternehmen Kreativdienstleister aus der Musikwirtschaft. Für andere Wirtschaftszweige wirkt die Branche häufig als Technologie- und Innovationstreiber, einem Standort verleihen sie das gewisse Flair.

Die regionale Wirtschaftsförderung trägt ihren Teil dazu bei, dass die Region ihre Musiktalente weiter fördern und halten kann. Das Popbüro Region Stuttgart verhilft Nachwuchs-künstlern zu Bühnenpraxis und berät sie individuell und in diversen Seminaren. Denn häufig mangelt es nicht an Talent und Engagement, sondern an Management und Marketing. Zahlreiche junge Künstler sowie Start-ups der regionalen Musikbranche haben in der Vergangenheit das Service- angebot des Popbüros genutzt – einige davon finden Sie bei der Lektüre der Titelgeschichte wieder.

Dr. Walter RoggGeschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

Editorial

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Inhalt

Aktuell 4Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?

Neu in der Region 5Ri-ra-rutsch, wir fliegen durch die Luft!

Branchenfokus 6Ab ins Universum / Gut behütet vom Helmspezialisten / Monopol auf eine Pflanze

Titelthema: Musikwirtschaft 8 –15 Klangschmiede 8 Klassik, Pop, Jazz und Soundtechnik vom Feinsten: In der Region Stuttgart spielt die Musik

Im Gespräch: Steffen Posner 10 Meister seines Fachs 14 Michael Ohnewald porträtiert den Konzertveranstalter Hans-Peter Haag

Wissenschaft 16Enzensberger-Archiv nach Marbach /Eisgekühltes Gottesteilchen / Neuer Supercomputer / Lernen als Triebfeder der Evolution

Innovation 17Reines Licht / Wer hat‘s erfunden?!

Existenzgründung 18Sandeln auf hohem Niveau

Fachkräfte 20Teilzeit auch für Führungskräfte / Arbeitszeit frei ausgehandelt

Freizeit 21Eine schöne Liaison / Kalender / Tipps

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 22 Aktuell „Seien Sie unterhaltsam!“ / Termine / Meldungen

Impressum / Nächste Ausgabe 23

179 Kommunen – ein Standort.

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Preisgekrönte NachhaltigkeitDie Stadt Ludwigsburg und das Stutt-garter Bauunternehmen Wolff & Müller gehören zu den Trägern des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2014. Ludwigs-burg errang den ersten Platz unter den Städten mittlerer Größe, Wolff & Müller gehört zu den Top 3 bei den mittelgro-ßen Unternehmen.

Die Stadt Ludwigsburg zeichne sich seit Jahren durch ein „erfolgreiches inte-griertes Nachhaltigkeitsmanagement aus, das Nachhaltigkeit zum Leitgedan-ken städtischen Handelns macht und konstant und durchdacht die Bürger-schaft mit einbezieht“, lobte die Jury das städtische Engagement. Beispiele sind ein mit breiter Bürgerbeteiligung erarbei-tetes Stadtentwicklungskonzept sowie eine Vielzahl von Einzelprojekten, wie etwa die Renaturierung des Neckarufers.

Die Stuttgarter Baufirma Wolff & Müller arbeitet in allen Betrieben, Arbeits-stätten und auf sämtlichen Baustellen einschließlich des Fuhr- und Maschinen-parks CO2-neutral. Seit 2009 nutzt das Unternehmen ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien und stellt auf Maschinen und Fahrzeuge mit geringem Kraftstoffverbrauch um. Jede Auftrags-vergabe an Subunternehmen wird auf die Einhaltung rechtlicher und sozialer Standards geprüft.

nachhaltigkeitspreis.de

... dass das größte Bronzepferd der Welt aus Süßen kommt?

Die 30 Meter breite und 60 Meter lange Statue hat die Kunstgießerei Strassacker als Wahrzeichen für den Freizeitpark Gulf-stream Parks bei Miami in Florida erschaf-fen. Einschließlich der hochkomplizierten Stahlkonstruktion im Bauch des Pferdes wiegt die Skulptur schlappe 650 Tonnen.w

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Laufenmühle ist ausgezeichneter OrtDas Erfahrungsfeld der Sinne Eins + Alles in der Nähe von Welzheim ist Preisträger im bundesweiten Wettbewerb „Ausge-zeichnete Orte im Land der Ideen“. Bei dem Erlebnisparcours der Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lau-fenmühle stehen das Naturerlebnis und vielfältige Sinneswahrnehmungen im Mittelpunkt. An über 80 Stationen kön-nen Besucher ihre eigene Wahrnehmung neu entdecken und gleichzeitig Men-schen mit Behinderungen begegnen, die im Café-Restaurant, in der Kaffeerösterei und in weiteren Werkstätten des Parks arbeiten. Das kreative Inklusionsprojekt hat sich rasch zu einem regionalen An- ziehungspunkt für Besucher und Touris- ten im Welzheimer Wald entwickelt.

eins-und-alles.de

Aktuell

Privatquartiere für den Kirchentag gesuchtFür den Deutschen Evangelischen Kir-chentag vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart werden Privatquartiere gesucht. Die Organisatoren der Großveranstaltung erwarten mehr als 100.000 Teilnehmer, die nicht alle bei Bekannten, in Hotels oder in Gemeinschaftsquartieren in Schulen übernachten. Für ältere Besu-cher, Familien mit kleinen Kindern oder Menschen mit Behinderung sucht der Kirchentag unter dem Motto „Gräbele g’sucht!“ private Unterkünfte in der Region Stuttgart. Die Schlafstelle muss kein klassisches Bett sein, noch muss sie in einem Gästezimmer stehen. „Bringen Sie Ihre Gäste so unter, wie auch Ihre Freunde oder Familienange-hörigen“, sagt Andreas Barner, Präsident des Kirchentages.

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Gute KücheIn der Region Stuttgart gibt es beson- ders viele Restaurants mit hoher Qualität. Zu diesem Ergebnis kommt die Gerol-steiner-Bestenliste, die die Urteile und Empfehlungen der sieben wichtigsten Restaurantführer zusammenfasst: Michelin, Gault-Millau, Feinschmecker, Varta, Gusto, Schlemmer-Atlas und der Große Restaurant & Hotel Guide. Eine Querschnittberechnung, die bis zu 16 Kriterien erfasst, liegt dem Punktesystem zugrunde. Allein für die Landeshaupt-stadt verzeichnet die Genusslandkarte 58 Qualitätslokale; hinzu kommen Häuser in Waiblingen, Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Fellbach, Esslingen, Böblingen, Sindelfingen, Plochingen und weiteren Städten und Gemeinden.

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kann auch mit dem Bobby-Car kommen und die Schanze runterfahren“, erklärt Bühner. Damit sich niemand verletzt, ist ein Einführungskurs vor Benut-zung der Anlagen Pflicht, für die man dann in Blocks von zweieinhalb Stunden bezahlt. Weitere Skate-boardtrainings und Freestyle-Kurse können ganz nach Gusto besucht werden, für Langeweile bleibt also kaum Zeit.

Im Rutesheimer Gewerbegebiet am Autobahn- anschluss gelegen, ist die ungewöhnliche Sporthalle europaweit die größte ihrer Art und die erste in Deutschland. Als Vorbild diente eine Schweizer Ein-richtung in Laax, die das Projekt in Rutesheim unter-stützt hat und ein Franchisekonzept entwickelte, um die Marke noch weiter in Europa zu etablieren. In die Region gebracht hat das außergewöhnliche Freizeitprojekt der Architekt Cliff Rohrbach, dessen Kinder den Freestyle-Park im Ski-Urlaub in Laax an einem Schlechtwettertag mit Begeisterung nutzten.

Die Chancen, dass sich die Schweizer Erfolgsge- schichte – Freestyler aus ganz Europa pilgern seit der Eröffnung 2010 dorthin – in Rutesheim wieder-holen wird, stehen gut. „Im ersten Jahr planen wir mit 30.000 Besuchern“, sagt Bühner. Die Gemeinde im Landkreis Böblingen könnte sich gar zu einem Freizeit-Eldorado in der Region mausern. Gegenüber der neuen Freestyle-Halle befindet sich nämlich ein Freizeitpark mit Waldhochseilgarten, der noch in diesem Jahr um weitere Highlights erweitert werden soll. Leonie Rörich

Vor über 60 Jahren haben Surfer den Freestyle im Skate- boarden erfunden, um bei schlechten Wetterbedingun-gen im Meer das Wellenreiten wenigstens im Trockenen üben zu können. Figuren springen, sich in der Luft dre-hen, Hindernissen ausweichen, über Schanzen fliegen – Freestyle praktizieren mittlerweile auch Snowboarder, Skifahrer, Biker und Inlineskater. Diese actionreiche Sport- art lässt sich nicht ganz so einfach vor der Haustür aus-üben. Entweder fehlen Schnee, Rampe oder aber die entsprechenden Kenntnisse, um die waghalsigen Tricks durchführen zu können.

Freestyler in der Region Stuttgart können sich das ganze Jahr über in ihrer ungewöhnlichen Disziplin austoben. In Rutesheim lädt die Freestyle Academy Stuttgart, eine sogenannte Indoor-Freestyle-Halle, zum Tricksen mit allerlei Gerät ein – Adrenalinstoß garantiert. „Die Halle ist einzigartig in Deutschland und nicht vergleichbar mit sonstigen Indoor-Spielplätzen“, sagt Tobias Bühner, Betriebsleiter der Freestyle Academy Stuttgart.

Bodentrampoline, eine neun Meter hohe Sprungschanze mit Anfahrt auf einem schneeähnlichen Belag, Rampen mit unterschiedlicher Absprunghöhe für alles, was Rollen besitzt, und eine Kletterwand – Luftakrobaten kommen voll auf ihre Kosten und landen dabei immer weich auf Luftkissen. Auf dem 1.600 Quadratmeter großen Aben-teuergelände gibt es außerdem eine Trickskipiste mit Hindernissen und einen Skaterpark. Kinder unter sechs Jahren können sich auf Minitrampolinen, einer Riesen-rutsche und an einer kleinen Kletterwand vergnügen. „Das Angebot richtet sich an verschiedene Altersgruppen und Niveaus. Bei uns geht es bei den ganz Kleinen los, von der Basis bis zum Athleten ist alles vertreten. Man

Neu in der Region

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Ri-ra-rutsch, wir fliegen durch die Luft!In Rutesheim steht Deutschlands erste Freestyle-Halle

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Branchenfokus

Spätestens seitdem im November 2014 zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt die Landung auf einem Kometen gelang, sind die Mikromotoren der Firma Faulhaber aus Schönaich über die Fachwelt hinaus bekannt. In dem Landeroboter mit dem Namen Philae waren insgesamt 14 verschiedene Antriebssysteme des Unternehmens eingebaut. Sie trotzten den harschen Bedingungen im Vakuum bei Tiefsttemperaturen und reisten mehr als 500 Millionen Kilometer durch das All.

Auch wenn Wissenschaftler den Sternen per Großtele-skop auf die Pelle rücken, sind Faulhaber-Antriebe betei-ligt. Die Mini-Motoren steuern bis zu 4.000 Glasfasern, um das aufwändig gesammelte Licht im Teleskop auf möglichst kleiner Fläche und mit hoher Leuchtdichte auszuwerten. Nur so sind auch kleinste, leuchtschwache Objekte zu erkennen. „Faulhaber bietet das größte Portfolio an innovativer Miniatur- und Mikroantriebs-technologie, das weltweit aus einer Hand verfügbar ist“, sagt Marketingleiter Andreas Seegen.

Eingesetzt werden die Teile in unterschiedlichsten Branchen. So dosiert ein Kleinstantrieb Flüssigkeiten bis auf 0,001 Milliliter genau. Druckfest verkapselte Scheibenwischer für biotechnische oder chemische Reaktoren werden ebenfalls in Schönaich konstruiert. Moderne elektromechanische Türschließzylinder müssen zuverlässig über viele Jahre Hunderttausende von Schließzyklen bestehen. Selbst Monitore im Auto profitieren von den Kleinstantrieben, die fast unsicht-bar ihr Werk verrichten und sowohl hohe Temperatur-schwankungen als auch Vibrationen aushalten müssen. Auch manch außergewöhnliches Design wäre ohne die Minimotoren nicht möglich. So läuft bei einem Designwasserspender des baden-württembergischen

Ab ins UniversumDie Fritz Faulhaber GmbH aus Schönaich ist Spezialist für kleinste Motoren

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Dr. Fritz Faulhaber GmbH

Gründungsjahr: 1947 Sitz: Schönaich Mitarbeiter: 1.600 faulhaber.com

Premiumherstellers von Badarmaturen Hansgrohe das Wasser über eine Rinne; ein geräuscharmer Motor steuert Wasserzulauf und Temperatur. Auch in den handlichen Maschinen, die bei Tätowierungen und beim Auftragen von Permanent-Make-up zum Einsatz kom-men, sitzen Kleinstmotoren aus Schönaich. Chirurgen arbeiten ebenfalls an immer kleineren Objekten. Weil es dem menschlichen Auge nur unter großer Anstren-gung gelingt, kleinste Strukturen aufzulösen, setzt ein am Kopf getragenes Mikroskop, das wie eine Brille getragen wird, neue Maßstäbe. Kleinste Schrittmotoren steuern Vergrößerung und Schärfe für jedes Auge.

Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann 1947 in Murrhardt. Die „Dr. Fritz Faulhaber Feinmechanische Werkstätten“ widmeten sich zunächst der Herstellung von Elektrogeräten und Sicherheitsschlössern. Bereits zwei Jahre später wurde die Produktionsstätte nach Schönaich verlegt. Zum Leistungsportfolio des noch jungen Unternehmens zählten damals die Herstellung von Maschinen für die lederverarbeitende Industrie sowie Dreh-, Schleif- und Fräsarbeiten. Anfangs waren die Mittel so knapp, dass der junge Unternehmensgrün-der Rückseiten von Kalenderblättern, Packpapier und alte Kartons nutzte, um darauf seine Entwicklungen zu zeichnen. Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens legte er elf Jahre später, als er eine schräg gewickelte Spule zum Patent anmeldete, die kei- nen Eisenkern hat. Mit dieser neuen Technik, dem so-genannten Glockenankermotor, konnten Elektromotoren auf minimale Maße gebracht werden und traten ihren Siegeszug in der Mess-, Steuer- und Regeltechnik sowie in der Modelleisenbahnwelt an.

Heute unterhält die familiengeführte Firmengruppe neben dem Stammsitz weitere Entwicklungs- und Produk-tionsstandorte in der Schweiz, den USA, in Schweden, Rumänien und Ungarn. Vertriebspartner und -nieder-lassungen gibt es darüber hinaus in über 30 Ländern weltweit. Derzeit beschäftigt der Antriebsspezialist über 1.600 Mitarbeiter, davon 600 in Schönaich. „Wir wollen technologisch immer eine Nasenlänge voraus sein – aber die Nase sollte nicht einen Meter lang sein“, so beschreibt Dr. Fritz Faulhaber jun. die Philosophie seines Unternehmens mit einem Augenzwinkern. Astrid Schlupp-Melchinger

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Branchenfokus

Als der damalige Motorradhändler Günter Krauter 1985 die Marke Cratoni begründete, war das Tragen von Helmen außerhalb seiner Branche noch wenig verbreitet. 30 Jahre später zeigt sich, dass er als Unternehmer eine gute Nase hatte. Heute fahren rund 80 Prozent aller Skifahrer mit einem Helm, und auch bei Radfahrern liegt die Quote im hohen zweistelligen Bereich.

Der schwäbische Helmspezialist mit dem italienisch klingenden Namen hat sich in diesem Zeitraum zu einer weltweit agie-renden Premiummarke entwickelt, die durch innovative Technik und trendige Designs den Markt prägt. Neben Helmen produzierte Cratoni bald auch Sportbril- len. Mit Vertretungen in über 70 Ländern der Welt zählt das Rudersberger Unter-nehmen heute zu den führenden Helm- und Brillenspezialisten in der Sportartikel-branche.

Auch Spitzensportler wie die deutsche Mountainbike-Legende Sabine Spitz nut-zen die Produkte bei ihren Wettkämpfen.

Gut behütet vom Helmspezialisten

Da gerade im Profibereich die Ansprüche extrem hoch sind, genießt das Feedback der Athleten einen besonderen Stellen-wert bei der Produktentwicklung. „Die Einbindung von praktischen Erfahrungen hilft, neue Techniken zu entwickeln und die Produktqualität stetig zu verbessern“, sagt Geschäftsführer Günter Krauter. In Bezug auf Sicherheit, optimale Passform, Belüftung sowie Design spielen die Pro- dukte von Cratoni in der obersten Liga. Sie schneiden bei diversen Tests immer wieder mit Bestnoten ab.

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gnallem die Wurzeln enthalten das ätheri-sche Öl. Künstlich herstellen lässt es sich nicht. „Eine künstliche Produktion käme für uns sowieso nicht in Frage“, betont Wikhart Teuffel, Enkel des Firmengründers und Geschäftsführer von Speick Natur-kosmetik.

Sein Großvater Walter Rau wagte die Gründung des Unternehmens im Jahr 1928, mitten in der Weltwirtschaftskrise. Als Sprössling des Stuttgarter Familienbe-triebs „Vereinigte Seifenfabriken“ wollte er die elterliche Tradition der Seifenher-stellung fortsetzen, aber als überzeugter Anthroposoph nicht einfach nur ein Produkt herstellen. Seine Idee: eine sanfte natürliche Seife zur Körperpflege. Er ent-deckte den nahezu in Vergessenheit gera-tenen Speick neu, dem eine beruhigende Wirkung auf das zentrale Nervensystem nachgesagt wird, während er gleichzeitig das vegetative Nervensystem anregt.

Seitdem der Speick 1936 unter Natur-schutz gestellt wurde, darf die Pflanze weltweit exklusiv nur von der Walter Rau GmbH aus Leinfelden-Echterdingen wirtschaftlich genutzt werden. Seit 87 Jahren stellt die Firma daraus einen ab-soluten Klassiker der Naturkosmetik her: die Speick-Seife im einprägsamen Orange. Aus dem Seifenhersteller von einst ist ein Produzent von Naturkosmetika geworden, der auch Cremes, Shampoos, Duschgels und Deodorants im Sortiment hat.

Grundlage aller Produkte ist eine Pflanze, die jenseits der Baumgrenze in Kärn-ten auf 1.800 Meter Höhe wächst. Im Biosphärenpark Nockberge sammeln Alm-bauernfamilien mit einer Erntelizenz das Baldriangewächs. Aus den getrockneten Pflanzen wird in der Firmenzentrale nach eingehender Laboranalyse durch Destilla-tion der kostbare Rohstoff gewonnen. Vor

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Monopol auf eine Pflanze

Rau bildete seine Mitarbeiter weiter, bot eine betriebliche Kinderbetreuung an und schuf Naherholungsmöglichkei-ten für die Angestellten. Nach diesen Nachhaltigkeitsgrundsätzen arbeitet das Unternehmen heute noch und steht mit seinen 50 Mitarbeitern sehr gut da. Die Pflegeprodukte werden in 34 Länder exportiert, der Hauptumsatz liegt aber nach wie vor in Deutschland. Speick-Produkte sind nicht allein in Apotheken und Reformhäusern, sondern auch in Drogeriemärkten und im Lebensmittel-handel zu erhalten. Neu hinzugekommen sind Onlineshops. 2014 wurde die Firma mit dem CSR-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet. (asm)

speick.de

Speick Naturkosmetik aus Leinfelden-Echterdingen hat nachhaltigen Erfolg

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Cratoni Helmets aus Rudersberg ist eine weltweit agierende Premiummarke

In der Rudersberger Firmenzentrale, die architektonisch auffällig in Visierform gebaut ist, sind 30 Mitarbeiter aus Ge- schäftsführung, Vertrieb, Entwicklungs- und Designabteilung sowie ein Show-room untergebracht. Auf dem Dach ist die Startrampe für einen eigenen Bike- park installiert, der gerne und regel- mäßig genutzt wird. Bereits in der Pro- duktentwicklungsphase können die Cratoni-Helme in einem hausinternen Prüflabor mit Anlagen für physikalische Prüfungen wie Stoßdämpfungs-, Kinn-riemen- und Abstreiftests auf Herz und Nieren geprüft werden.

Cratoni bewegt sich stets am Puls der Zeit: Als einer der ersten Produzenten stellte das schwäbische Unternehmen einen speziellen Helm für Fahrer von E-Bikes der Klasse bis zu 40 Stunden-kilometern vor, der den Charakter eines Fahrradhelms hat und gleichzeitig die Normen für Motorradhelme erfüllt. (asm)cratoni.com

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Echo ade – dank der preisgekrönten Technologie des Nürtinger Herstellers von Lautsprechersystemen Fohhn sind störende Nebengeräusche passé. Im dänischen Parlament, im Dom zu Mainz, im Gewandhaus Leipzig und im Stuttgarter Jazzclub Bix klingen Orchester wie auch das gesprochene Wort so, wie sie klingen sollen: satt, klar und angenehm. Vom Laptop aus lässt sich der Schall in Echtzeit bequem steuern.

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Titelthema: Musikwirtschaft

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Der Mann mit der Pandamaske gehört zu den aktuell angesagtesten deutschsprachigen Popmusikern. 2011 vom Stuttgarter Independent-Label Chimperator ent-deckt und unter Vertrag genommen, wurde der 25-jäh-rige Rapper Cro zum Senkrechtstarter, der zweimal die Schleyerhalle füllte – dort treten üblicherweise Größen wie Elton John, Lionel Richie oder Deep Purple auf. Vor Cro haben schon verschiedene andere Musiktalente aus der Region Stuttgart von sich hören gemacht. Als die Fantastischen Vier den Hip-Hop in den 1990er-Jahren nach Stuttgart brachten, wurden sie zugleich Begründer des deutschen Sprechgesangs. Der Deizisauer Gotthilf Fischer, „der Herr der singenden Heerscharen“, verbreite-te mit seinen Fischer-Chören das deutsche Volkslied in alle Welt. Die Bietigheimer Band Pur gehört zu den kom-merziell erfolgreichsten Bands Deutschlands. Viele Male hat sie den ersten Platz der deutschen Charts erklommen.

Spitzenmusiker und Häuser von Weltklasse

Wer durch die gefüllten Veranstaltungskalender der Region blättert, stellt fest: Der Nährboden für Musik ist hierzulande ein besonderer. „Eine Stadt, die bezogen auf ihre Größe reicher an Musik ist als Stuttgart gibt es in ganz Europa nicht“, schwärmt der Jazzmusiker, Musikmanager und Hochschuldozent Prof. Mini Schulz. Dies gilt für alle Genres, von Hip-Hop bis Klassik: Das Stuttgarter Kammerorchester war das erste deutsche Nachkriegsorchester mit Auslandsgastspiel, und noch heute ist es durch seine intensive und weltweite Gast-spieltätigkeit musikalischer Botschafter der Region. Das Stuttgarter Staatstheater, Europas größtes Dreisparten-haus, vereint Oper, Ballett und Theater. Mehrfach ist die Stuttgarter Oper mit internationalem Ruf zur „Oper des Jahres“ gewählt worden. Beim Musikfest Stuttgart, dem Klassikereignis des Jahres, lädt die Internationale Bachakademie zu rund 50 Veranstaltungen ein. Mit ihren Ensembles Gächinger Kantorei und Bach-Collegium Stuttgart ist sie selbst ein international anerkanntes Markenzeichen für hochwertige Musikproduktionen und Musikvermittlung – mit traditionell guten Verbindungen in die Chefetagen der regionalen Wirtschaft. Ein kreati-ves Musikfestival von internationalem Rang sind auch

die Ludwigsburger Schlossfestspiele. Über die Sommer-monate hinweg brillieren in der Barockstadt namhafte Solisten, Chöre, Orchester, Kammermusikformationen und Dirigenten ebenso wie Jazzgrößen und renommierte Tanzkompanien.

Kein Zweifel, in der Region klingt und wummert es aus allen Ecken. Wer zu Elektro abtanzen will, wird in den zahlreichen Clubs fündig, wo sich lokale DJs in den letz- ten Jahren mit internationalen Auftritten einen Namen gemacht haben. Höhepunkt ist das Festival Semf, eines der größten Indoor-Raves Deutschlands, wo Szenegrößen wie Sven Väth auflegen. Das Stuttgarter Hip-Hop-Open gehört mit über 100.000 Besuchern zu den größten Hip-Hop-Events Europas. Die Jazzszene der Region ist nicht nur durch die eigenen Jazzlegenden wie Wolfgang Dauner bekannt. Den Stuttgarter Jazzclub Bix zählt das US-amerikanische Branchenmagazin DownBeat zu den 50 besten der Welt. Weniger beachtet, aber nicht minder prägend für das musikalische Gesicht der Region ist die interkulturelle Musikszene. „Viele der hier lebenden Musiker geben der Musik durch ihre unterschiedlichen kulturellen Hintergründe einen besonderen Drive. Außer-dem gibt es erfolgreiche weltmusikalische Gruppen in

Klassik, Pop, Jazz und Soundtechnik vom Feinsten: In der Region Stuttgart spielt die Musik

An kaum einem anderen Standort wird Musik so gelebt wie in der Region Stuttgart. Die Musikbranche ist eine tragende Säule der Kreativwirtschaft und bietet einen hohen Erlebniswert für Kulturliebhaber und Szenegänger.

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aber auch viel von Nachwuchsförderung. „Die Künstler haben hier ganz gute Erfolgschancen, sie müssen nicht erst fünf Jahre umsonst im Keller spielen.“ Auftritts- möglichkeiten bieten etwa die Soziokulturellen Zentren, alternative Clubs, die zwischen 1970 und 1990 als Orte linker Gegenkultur entstanden sind. Sowohl Bekanntes als auch Aufstrebendes kommt hier auf die Bühne und

Stuttgart“, sagt Rolf Graser, Geschäftsführer des Stutt-garter Vereins Forum der Kulturen. So ging die in Stuttgart heimische Band „The Shin“ für Georgien 2014 beim Eurovision Song Contest ins Rennen. Raus aus den heimischen Gefilden wagt es auch die Brenz Band. Die Ludwigsburger Musikgruppe besteht zu einem großen Teil aus Menschen mit Behinderung und spielt zugunstenvon Notleidenden im In- und Ausland. Dafür wurde sie 2005 von der UNESCO zu „Künstler für den Frieden“ ernannt.

Wirtschaftsfaktor Musikveranstaltung

Ihre wirtschaftliche Bedeutung bezieht die Branche vor allem aus dem direkten Kundenkontakt. „Über Veran-staltungen wird ein Großteil der Wertschöpfung in der Musikwirtschaft generiert“, weiß Paul Woog, Geschäfts-führer der Konzert- und Eventagentur SKS Russ, die neben dem Music Circus Concertbüro (Porträt S. 14) der größte Veranstalter in der Region ist. Schon seit 1945 tätig, hat das traditionsreiche Familienunternehmen wesentlich zur Entwicklung des Musikstandorts beige-tragen, denn „Russ ist wie unsere Kunden mit Herz und Seele hier vor Ort“. Themen und Acts aus der ganzen Welt bringt das Konzertbüro in die Region. Als ehema-liger Leiter des Popbüro Region Stuttgart versteht Woog

Titelthema: Musikwirtschaft

179: Cro ist ein echtes Phänomen. Kein anderer deutscher Rapper hat bislang so viele Alben verkauft wie er. Sie sind das Label hinter diesem Erfolg. Wie hat Cro Chimperator verändert?

Posner: Früher waren wir zu viert: Basti, Kody, Niko und ich. Inzwischen sind wir eine kleine Firma geworden mit über 30 Mitarbeitern und Büros in Stuttgart und Berlin. Damit hat sich schon einiges verändert. Man hat deutlich mehr Ver- antwortung und muss sich plötzlich um ganz andere Dinge kümmern als früher.

Sie haben als kleines Independent Label lange im Untergrund gearbeitet. Jetzt stehen Sie plötzlich im Mittel-punkt. Was ist das für ein Gefühl?

Natürlich ein schönes (lacht). Wir sind aber alle recht bodenständig und bilden uns darauf nichts ein. Der Vorteil ist nur, dass manche Türen, die früher verschlossen waren, sich jetzt leichter öffnen lassen.

Gab es Einrichtungen, die Sie in irgendeiner Form unterstützt haben?

Eine klassische beziehungsweise finanzi-elle Kulturförderung hatte Chimperator nie. Es gab aber Einrichtungen wie das Jugendhaus Mitte, das Jugendhaus Fell-bach oder das Popbüro, die uns immer wieder unterstützt haben.

Sie sind auch Geschäftsführer von 0711 Entertainment; das Event-Büro hat in den 1990er-Jahren entscheidend am Er-folg um die Stuttgarter Hip-Hop-Szene mitgewirkt. Chimperator selbst hat sich 1999 formiert. Was ist aus dieser Szene geworden?

Ende der 90er war Rap aus Stuttgart riesengroß. Wir sind zu Konzerten von Gruppen wie Massive Töne, Freundes-kreis oder Afrob gegangen und natürlich hat uns das geprägt. Durch 0711, Kol-chose und Kopfnicker Records haben wir außerdem sehr früh schon vorgelebt bekommen, dass man selber etwas auf die Beine stellen kann.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus, die Sie unter Vertrag nehmen?

Kurz gesagt gibt es drei Kriterien: die Musik, das Menschliche und das wirt-schaftliche Potenzial.

„Indie is the new Mayor“ – ein neuer Bürgermeister ist in der Stadt! postu-liert Chimperator auf seinen T-Shirts. Welche Vorteile hat ein Indie-Label auf seiner Seite?

Wir haben sehr kurze Entscheidungspro-zesse, sind alle untereinander Freunde und legen keine falschen Egos an den Tag.Ich glaube, damit lässt sich einfach viel besser arbeiten. In digitalen Zeiten wie heute braucht keiner mehr einen riesigen Dino!

Wie wollen Sie in der deutschen Pop- und Hip-Hop-Szene wahrgenommen werden?

Uns ist wichtig, dass die familiäre Stimmung, die bei uns intern herrscht, auch außen wahrgenommen wird. Wir sind kein zähnefletschendes Riesen-Uhrwerk, sondern eben vier Kumpels mit einem coolen Team. Wir veröffentlichen Musik und verbuchen Künstler, die sehr erfolgreich sein können. Auf der anderen Seite releasen wir aber auch Sachen, die zwar sehr gut sind, aber vielleicht nicht 100.000 Einheiten verkaufen. Es geht uns um die Musik, und wir versuchen immer wieder, die Dinge ein bisschen anders zu machen, als es die ungeschriebenen

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Steffen Posner, geboren 1985 in Geislingen an der Steige, ist seit 2006 Gesellschafter bei Chimperator. Von 2006 bis 2009 studier- te er Musikbusiness an der Popakademie Mannheim. Posner ist auch an Stuttgarter Musikfirmen außerhalb der Chimperator-Gruppe beteiligt, unter anderem an der 0711 Entertainment GmbH.

Das Stuttgarter Indie-Label Chimperator, gegründet 1999, ist überwiegend im Bereich Hip-Hop tätig und zählt mit seinen mittlerweile fünf Firmen zu den wertvolls-ten Indie-Labels Deutschlands. Ein weiterer Unternehmenszweig, Chimperator Depart-ment, befindet sich in Berlin, wo Künstler aus anderen Genres bedient werden. Neben dem reinen Musikgeschäft hat Chimperator einen eigenen Verlag namens Affen Pub-lishing. Inhaber sind Sebastian Schweizer, Kodimey Awokou, Niko Papadopoulos und Steffen Posner.

Steffen Posner Miteigentümer von Chimperator Productions GmbH in Stuttgart

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Titelthema: Musikwirtschaft

Musikindustrieregeln eigentlich vor-schreiben. Das geht, weil wir indepen-dent sind und kein Majorkonzern uns reinquatscht.

Chimperator ist ein Stuttgarter Label. Welche Bedeutung hat der Standort Stuttgart für Sie?

Wir sind nicht nur ein Label, sondern sind ebenso Management, Booking- und Konzertagentur, Verlag und bald auch Locationbetreiber. Stuttgart ist unsere Heimat. Wir lieben es hier und fühlen uns zu Hause.

Chimperator wird das Zapata in Stuttgart wieder neu eröffnen: Was, hoffen Sie, wird sich dadurch für Sie und vielleicht auch für die Stuttgarter Veranstaltungsszene ändern?

Wir freuen uns sehr darauf, mit dem ehemaligen Zapata im Wizemann-Areal eine Lücke in Stuttgart für uns und alle anderen Konzertveranstalter füllen zu können. So gibt es die Möglichkeit, wieder mehr musikalische Vielfalt in den Kessel zu bringen.

Die Fragen stellte Leonie Rörich

darf sich ausprobieren. Die Manufaktur in Schorndorf, 1967 vom heutigen Stuttgarter Theaterhauschef Werner Schretzmeier und der Kabarettgruppe „Die Widerständ-ler“ als eines der ersten Zentren in Deutschland gegrün-det, taucht beispielsweise in den Tourplänen vieler inter-nationaler Bands auf und ist vor allem für progressive und aktuelle Musik bekannt. Weitere Kulturzentren in der Region sind die Dieselstraße in Esslingen, das Merlin, die Rosenau und das Laboratorium in Stuttgart oder der Club Kuckucksei in Nürtingen.

Auch für den Tourismus spielt die blühende Musikszene der Region Stuttgart eine wichtige Rolle. „Eine attraktive Musikveranstaltung ist ein beliebter Reiseanlass für einen Stuttgart-Besuch“, sagt Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH. Allein die Musicals – Stuttgart ist nach Hamburg die wich- tigste Musical-Metropole Deutschlands – bedeuten für die Stadt rund eine Million zusätzliche Besucher pro Jahr. „Ein überwiegender Teil von ihnen sind Tagesgäste aus dem Umland. Aber nach unseren Erhebungen gehen immerhin knapp 250.000 Hotelübernachtungen auf das Konto der Musicals “, sagt Stephan Jaekel, Unterneh-menssprecher der Firma Stage Entertainment Deutsch-land, die die beiden Musical-Theater in Stuttgart-Möh-ringen betreibt.

Beste Chancen für den Nachwuchs

Zu einem gefeierten Musikkünstler kann es derweil nicht nur bringen, wer sich vor großem Publikum als Tarzan singend und tanzend über die Bühne schwingt. Wer in der Region Stuttgart aufwächst, findet nach-weislich einen besseren Nährboden für musikalische Förderung und Erfolge vor als anderswo. Rund ein Drittel aller Bundespreisträger von „Jugend musiziert” kommt aus Baden-Württemberg. Im Verband deutscher Musik-schulen stellt das Bundesland mit 220 Musikschulen den größten Anteil in Deutschland. Stuttgarts Musikschule ist dabei mit 4.500 Schülern bundesweit die zweit-größte. Musikalische Bildung wird im Südwesten sehr wertgeschätzt. Eine besonders hohe Musikschuldichte bescheinigt Heinrich Korthöber, Geschäftsführer des Landesverbands der Musikschulen Baden-Württembergs, der Region Stuttgart. „Das bedeutet überdurchschnitt-lich gute Beschäftigungs- und Erwerbschancen für die Musikpädagogen in der Region“, so Korthöber. Wer eine professionelle Musikerkarriere anstrebt, ist mit einem Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst gut beraten. Sie ist die größte Musik-hochschule des Landes und offeriert ein breit gefächer-tes musikpraktisches und -theoretisches Musikangebot. Neben klassischer Musik und Kirchenmusik wird auch

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Jazz und Pop als Studiengang angeboten. Junge und aufstrebende regionale Künstler und Bands aus der Pop- musik, ob studiert oder nicht, können zudem auf die Unterstützung des Popbüros Region Stuttgart (Kasten) bauen. „Angesichts des Strukturwandels in der Musik-wirtschaft mit voranschreitender Digitalisierung und dem Rückzug etablierter Unternehmen aus dem langfristigen Künstleraufbau, brauchen junge Künstler professionelle Unterstützung“, erklärt dessen Leiter Peter James.

Indie-Schwergewichte

Rat beim Popbüro hat sich auch Steffen Posner (Inter-view S. 10). gesucht. Für ihn, der gleichzeitig Geschäfts-führer bei Chimperator und beim Veranstalter 0711 Entertainment ist, war das Popbüro mit über 50 besuch-ten Seminaren eine Art Startschuss für seine Karriere. Dort entstand auch der Kontakt zu Chimperator. 1999 als kleines Indie-Label aus der Stuttgarter Hip-Hop-Szene im Dunstkreis um Bands wie Massive Töne oder Freun-deskreis gestartet, wurde es mit Carlo Waibel alias Cro, der die Generation Smartphone unterhält, 2011 schlag-artig erfolgreich.

Auch außerhalb der Landeshauptstadt stößt man auf höchst erstaunliche Erfolgsgeschichten. Die 11.500- Seelen-Gemeinde Donzdorf am Fuß der Schwäbischen Alb versorgt die Welt mit Heavy Metal. Das dort ansäs-sige Musik-Label Nuclear Blast gehört zu den größten Independent-Labels der Welt. 1987 wurde es vom damals gerade mal 17 Jahre alten Markus Staiger gegründet. Mit Leidenschaft, Fleiß und Geschick hat er die Firma zu einer Metal-Weltmarke mit heute über 100 Mitarbeitern an vier Standorten in Deutschland, den USA, Brasilien und England gemacht. „Nuclear Blast ist mit 70 bis 80 Arbeitsplätzen vor Ort ein wichtiger Arbeitgeber und einer der besten Gewerbesteuerzahler in Donzdorf“, freut sich der Kämmerer der Stadt, Thomas Klein.

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Titelthema: Musikwirtschaft

Klangliche Meisterleistung

Ihre Bedeutung zieht die Musikwirtschaft nicht in erster Linie aus der eigenen Wertschöpfung – rein statistisch betrachtet, stellt die Branche in der gesamten Region Stuttgart kaum 2.000 Arbeitsplätze zur Verfügung. „Kreativunternehmen verleihen einem Standort das ge-wisse Flair“, erklärt Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS). „Gerade für junge, urban orientierte Fachkräfte ist eine lebendige Musik- und Kreativszene ein gewichtiges Argument. Im Zusammenspiel mit anderen Wirtschafts-zweigen wirkt die Musikwirtschaft zudem als Technologie- und Innovationstreiber.“ So greifen Musiker in aller Welt auf Tontechnik aus der Region zurück. Anlagen und Lautsprecher der Firma D&B Audiotechnik aus Backnang beschallen etwa die Oper in Sidney oder die Konzert-tournee der Band Kraftwerk. Seit vielen Jahren spielen die Tontechnik-Profis in der ersten Liga der High-End-Anbieter und setzen so klangliche Maßstäbe für den Weltmarkt.

Der Stuttgarter Jazzclub Bix verdankt seinen guten Ruf auch dem unvergleichlichen Sound. Verantwortlich dafür ist die Firma Fohhn, ein mittelständischer Herstel-ler von Lautsprechersystemen aus Nürtingen, der das Bix quasi als seinen Showroom nutzt. New Yorker und Londoner Clubs, so berichtet Bix-Geschäftsführer Mini Schulz, reisen extra nach Stuttgart, um sich live davon zu überzeugen. Um den hohen Anforderungen an eine moderne Beschallungsanlage gerecht zu werden, ent-wickelt Fohhn derzeit ein Gesamtaudiosystem. „Nicht nur unsere Lautsprecher perfektionieren wir kontinuierlich, wir entwerfen auch ein passendes Bedienungskonzept, so dass sich alle vernetzten Geräte synchron, einfach und zuverlässig steuern lassen“, bringt Uli Haug, Vorstand der Fohhn Audio AG das Erfolgsrezept auf den Punkt.

Bei der Qualität von Tonaufnahmen haben sich die Bauer Studios in Ludwigsburg in über 50 Jahren einen Ruf bei Produzenten und Musikern erarbeitet, der weit über die Region Stuttgart hinaus reicht. Zu den legendären Aufnahmen des ältesten privaten Tonstudios Deutsch-lands zählen Livemitschnitte von Miles Davis oder Stevie Wonder. Meisterhaft sind auch die Werke der Tritonus Musikproduktion aus Bad Cannstatt. Insgesamt 18 Gram-mys haben die Tontechniker seit 1998 für exzellente Klassikeinspielungen abgestaubt. „Die Region hat eine überproportional dicht besetzte Landschaft an Ton- studios. Trotz derzeitiger Krise der Musikindustrie gibt es mittelgroße Tonstudios, die in den Charts Erfolge feiern“, macht Popbüro-Chef Peter James eine aktuelle Bestandsaufnahme.

Ganz ohne Verstärker und ausgefeilte Studiotechnik kommen die Instrumentenbauer der Region aus. „Himm-lische Klänge“ drangen nach dem Urteil des Komponisten Petr Tschaikowski bereits im vorletzten Jahrhundert aus den Celesten von Schiedmayer Celesta, ein 300 Jahre altes Familienunternehmen mit Sitz in Wendlingen. Auf

Das Popbüro Region Stuttgart wurde 2004 von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH und der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH ins Leben gerufen. Die Einrichtung fördert populäre Musik an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kultur und Jugend und versteht sich als Brückenbauer zwischen dem Nachwuchs und der gewerblichen Wirtschaft. Zu den zahlreichen Maßnahmen gehören Konzerte und Wettbewerbe für den Erwerb von Spielpraxis, Zusatzqualifikationen mittels Workshops, Seminaren, Coachings sowie Einzelberatungen zur Markteinfüh-rung und Selbstvermarktung. Nicht nur Nachwuchs-künstler, auch Musikunternehmen und Existenz-gründer finden Unterstützung. Das Popbüro ist außerdem Betreiber des Club Zentral, der mitten in der Stuttgarter City gelegen abseits des Kommerz einen Raum für Konzerte und Kulturevents bietet.

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der Kundenliste des Herstellers von Celesten und Tasten- glockenspielen fehlen die Berliner Philharmoniker ebenso wenig wie die Wiener Staatsoper oder das New York Symphony Orchestra. Im Unterschied zu anderen Tasten-instrumenten erzeugt die Celesta ihren Klang nicht durch den Anschlag von Filzhämmern auf Saiten, son-dern auf Stahlplatten, die über einem Hohlraum liegen. Dieses spezielle Instrument wird außer von Schiedmayer in Wendlingen nirgends mehr auf der Welt hergestellt. Ebenso renommiert sind die speziellen Schlagtrommeln, genannt Cajones, der Firma Schlagwerk aus Gingen an der Fils. Vor 30 Jahren als Werkstatt für Schlitztrom-meln, Tempelblocks und Effekt-Percussion begonnen, stattet Schlagwerk heute Klangkünstler auf der ganzen Welt aus. Auf allen Kontinenten sind auch Fagotte und Klarinetten der Waiblinger Firma Moosmann zu finden. Neben der handwerklichen Tradition setzt das Unter-nehmen auf innovative Entwicklungen und baute 1995 erstmals Kugellager in der Mechanik eines Profifagotts ein. Qualität und Innovation, das sind die Tugenden, mit denen die Region Stuttgart groß geworden ist – nicht nur im Musikinstrumentenbau.

Vom Soundlogo bis zum Porsche-Motor

Verlässt man die bekannten Pfade der Musikwirtschaft von den Künstlern und Veranstaltern über die Tonstudios bis hin zu den Instrumentenbauern, stößt man auf zahl-reiche Wirtschaftszweige, die indirekt mit ihr verbunden sind. „Das bewegte Bild lädt sich durch Filmmusik mit weiteren Emotionen auf“, sagt Christian Dosch, Leiter der Film Commission Region Stuttgart. Filmkomponisten aus der Region liefern für deutsche Erfolgsfilme die ent-sprechende Musik, etwa der Bietigheimer Heiko Maile, der für das musikalische Konzept der Kinoversion des Kinderbuchklassikers „Vorstadtkrokodile“ ebenso verant-wortlich zeichnete wie für „Die Welle“, „Türkisch für Anfänger“ oder den Vampir-Thriller „Wir sind die Nacht“.

Auch Design setzt sich nicht nur aus visuellen Eindrücken zusammen. Stuttgarter Firmen, darunter Heardis oder das vielfach ausgezeichnete Unternehmen Ohrenkino, widmen sich erfolgreich dem Sounddesign und gestalten so wesentlich an der Corporate Identity von Unterneh-men mit. Immer mehr Firmen stärken ihr Markenbild mit einem akustischen Logo. Automobilbauer wie Daimler und Porsche, wo die Emotionalität für die Marke eine be-sonders wichtige Rolle spielt, haben eigene Abteilungen für Akustik und Sound rund ums Auto. Selbst Zulieferer-firmen aus der Region forschen und tüfteln am perfekten Autoklang. Das Esslinger Unternehmen Eberspächer, das unter anderem auf Abgasanlagen spezialisiert ist, ent-wickelt beispielsweise Technologien, um einen Auspuff nach Wunsch klingen zu lassen. Eine besondere Position in diesem Segment hat sich die Stuttgarter Klangerfinder GmbH erarbeitet. Das „Atelier für auditive Kommunika-tion“, wie sie sich selbst nennen, hat das komplette Sounddesign für die Marke Audi entwickelt und entwarf 2010 das viel bejubelte und prämierte Audiokonzept des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in Shanghai. Vieles spricht dafür, dass großes Potenzial im Soundde-sign steckt. „Sounddesign bedeutet viel mehr, als nur einen Jingle zu komponieren oder zu überlegen, wie es sich anhören soll, wenn eine Autotür zuklappt. Sound-design ist allumfassend“, sagt Geschäftsführer Prof. Florian Käppler, der unter anderem den Studiengang Musik- design an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossin-gen in Kooperation mit der Hochschule Furtwangen University aufgebaut hat und dort sowohl lehrt als auch die Studiengangsleitung innehat. Ob für Clubs, Konzerte, Kinofilme, Mega-Events oder Autos – die Region Stuttgart verschafft sich Gehör, national wie international. Die regionale Musikbranche ist ein Wirtschaftszweig, der nicht nur eigene Wert-schöpfung erzeugt, sondern mit ihren kreativen Köpfen weitere Branchen beflügelt. Leonie Rörich

Titelthema: Musikwirtschaft

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Titelthema: Musikwirtschaft

Meister seines FachsEigentlich sollte er Bauingenieur werden, doch er machte lieber auf Rock ‘n‘ Roll. Hans-Peter Haag, Chef der Music Circus Concertbüro GmbH, präsentiert seit mehr als 40 Jahren die Stars auf Stuttgarts Bühnen. Von Michael Ohnewald

Das wandelnde Lexikon trägt ein kariertes Hemd unter dem grauen Pulli. An der Wand hängen Poster von Lisa Stansfield, Helene Fischer und Sido. Daneben sitzt an einem kleinen Tisch ein bescheidener Typ, der ein bisschen wirkt, als sei er aus der Zeit gefallen. Leise redet er über ein lautes Metier.

Hans-Peter Haag, Jahrgang 1954, kennt die Stuttgarter Arenen wie kaum ein anderer, und die Löwen, die in ihnen brüllen, die kennt er auch. Die älteren Exemplare sind ihm lieber. Sie sind in Ehren ergraut wie der Schnauzer unter seiner feinen Nase, aber sie haben noch immer diesen unvergleichlichen Sound, der nach Freiheit klingt oder was man sich darunter eben so vorstellt. Hans-Peter Haag ist ein Heutiger, der gerne im Gestern verweilt. Ein braver Rock ‘n‘ Roller durch und durch, seit mehr als 40 Jahren.

Mit drei Freunden hat er 1977 in Stuttgart den Music Circus gegründet. Er ist noch übrig geblieben und führt den Laden längst alleine vom Büro am Charlottenplatz aus, das vollgestopft ist mit Ordnern. Zehn Mitarbeiter, ein Jahresumsatz von rund zehn Millionen Euro. „Das ist ein Geschäft geworden“, sagt er und klingt dabei wie Freddy Quinn, der lieber Freddy Mercury wäre.

In den Siebzigern hat sich Haag mit dem Veranstalter-virus infiziert. Ein Spätberufener der Musik war er damals, als sich die Jugend am Schachplätzle traf und Elvis noch lebte und der Himmel über dem Fasanenhof auf Dur gestimmt war. Die katholische Jugend, der er angehörte, schmiedete wilde Pläne für die Zukunft, die nach Deep Purple klingen sollte. „Smoke on the water.“ Dafür fängt man am besten klein an, dachten sich die Halbwüch-sigen, und gründeten einen Club namens „IG Freizeit“. Im Oktober 1971 organisierten sie im katholischen Gemeindesaal das erste Konzert. Die geladene Krautrock-Band hieß „Erna Schmidt“ und kam aus Aalen für eine Gage von 400 Mark. Der Eintritt kostete drei Mark, und der Pfarrer im Fasanenhof fürchtete, dass es am Ende ein schlechtes Geschäft für die Gemeinde werden könnte, weshalb er die blutjungen Veranstalter dazu verdonnerte, pro Kopf 50 Mark zu hinterlegen. „Das Konzert lief gut und es blieb sogar was übrig“, erinnert sich Hans-Peter Haag. „Das war mein Einstieg.“

Haag nahm sein Studium als Bauingenieur in Stuttgart auf. Seine wahre Leidenschaft gehörte nicht den Linien auf dem Zeichenbrett, sondern den Linien der Noten- literatur jener Bands, die er nach Stuttgart lotste. Er stieg als Student ins Concertbüro ein und nutzte das Zeichen-brett am Institut, um mit Tusche hübsche Veranstaltungs-plakate zu gestalten. Es gab damals reichlich Baustellen in der Landeshauptstadt, die im Umbruch war. Straßen-bahnen verschwanden aus dem Stadtbild. Überall Bau- zäune, überall seine Plakate. Das zweite Konzert der jungen Firma fand im Gustav-Siegle-Haus an der Leon-hardskirche statt. Eine rote Eintrittskarte von damals hat Haag noch heute in seinem Büro. „Mittwoch 28.9.1977. Beginn 20 Uhr.“ Das Mitnehmen von Tonbandgeräten in die Halle sei „grundsätzlich verboten“, steht klein auf der Eintrittskarte. Und darüber, etwas größer gesetzt: „Music-Circus presents AC/DC“. Damals freilich kannte die später kultigen Hardrocker kaum einer. Vielleicht hat Haag mit seinen Freunden deshalb auch irrtümlich „Punkrock aus Australien“ aufs Plakat geschrieben. Trotzdem kamen 700 Zuschauer, die pro Kopf zehn Mark Eintritt zahlten. Lange her.

„Das Geschäft hat sich grundlegend verändert“, sagt er. Damals waren die Platten teurer als die Konzerttickets. Niemand hätte gewagt, das zu ändern. Heute muss man für eine Eintrittskarte von AC/DC schon mal 100 Euro hinblättern und die CD kriegt man schon für 12,99. „Die Plattenfirmen hatten damals eben einen ganz ande-ren Stellenwert“, sagt Haag, der mit seiner Firma heute bis zu 200 Konzerte im Jahr veranstaltet. Auf den Bühnen wird viel Geld verdient, an den Regalen der aussterben-den Plattenläden eher weniger.

Geblieben ist dem Popbetrieb das Risiko, das in aller Regel beim lokalen Veranstalter liegt. Manchmal legt man drauf, wie bei Avicii, einem schwedischen DJ, der schwer angesagt ist. Haag buchte ihn im vorigen Sommer für ein Open-Air-Konzert unterm Viadukt in Bietigheim. 9.000 Fans kamen, doppelt so viele wären reingegangen. „Das hatte ich zu optimistisch eingeschätzt“, grummelt Haag. Zum Glück gibt es auch die andere Seite. Sunrise Avenue ist dafür ein Beispiel. Die Band um den Finnen Samu Haber spielte vor wenigen Jahren noch in der

„Das Konzert lief gut und es blieb sogar was übrig. Das war mein Einstieg“

„Die Plattenfirmen hatten damals eben einen ganz anderen Stellenwert“

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Titelthema: Musikwirtschaft

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Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.

Filderstädter „Filharmonie“ vor 2.000 Leuten. Dann wur-de der Frontmann bei der Show „The Voice of Germany“ zum Publikumsliebling, und Haag verlegte das Konzert im Februar 2014 von der Porsche-Arena in weiser Voraus-sicht in die größere Schleyer-Halle, die mit 12.000 Plätzen im Handumdrehen ausverkauft war.

Als Konzertveranstalter muss Haag den Markt kennen, das Publikum und die Musik. Der Stuttgarter ist ein Meister seines Fachs, vor allem wenn es um die älteren Bands geht. Auf rund fünf Meter Länge erstrecken sich die gesammelten Langspielplatten in seiner Wohnung, bei den CDs kommt er auf mehr als zehn Meter. Devo-tionalien einer langen Karriere, die er wohl auch deshalb weitgehend unbeschadet durchgestanden hat, weil Haag ein bisschen anders ist als viele Rock ‘n‘ Roller alter Schule. Er hat keinen Fernseher zu Hause, und ein altes Knochenhandy tut es ihm auch. Nach Feierabend liest er lieber ein gutes Buch, als sich schon wieder berieseln zu lassen mit dem neuesten Sound. Und überhaupt nimmt er sich nicht ganz so wichtig.

Vielleicht erklärt das eine weitere Kuriosität der Haag’schen Vita, nämlich jene, dass er im gleichen Ge-bäude mit Michael Russ sitzt, ebenfalls großer Konzert-veranstalter. Statt sich zu bekriegen, arbeiten die beiden seit 1978 schiedlich-friedlich zusammen. „Wir sind uns kollegial verbunden und machen gemeinsam Hand- zettel für die anstehenden Konzerte“, sagt Haag. „Wir brauchen dafür nicht mal einen Vertrag.“

Mit den Jahren ist die Music Circus Concertbüro GmbH zu einem Generalisten geworden. „Von Punk bis Volksmusik, von Motörhead bis Ennio Morricone“, erzählt Haag und grinst. Dann gibt es auch noch den Weltweihnachtszirkus, den er seit vielen Jahren veran-staltet. Eine Herzenssache für den Patron. „Zirkus ist eine sympathische Welt“, sagt er. „Die meisten Artisten kommen ohne Allüren aus.“ Das kann man nicht über jeden sagen in einer hektischen Branche, in der sich vieles wandelt und nicht alles zum Guten. „Ich erinnere mich an frühere Veranstaltungen besser“, sagt er, „weil das noch vor der Routine war.“

Was die neuen Themen und Strömungen betrifft, vertraut er verstärkt auf sein Team im Büro. 60 Jahre alt ist Hans-Peter Haag, da denkt man schon mal nach, ob alles so richtig war. „Ich habe es nicht bereut“, sagt der Bauingenieur im Rückblick. Auch wenn sich manches in seinem schillernden Metier verändert: Veranstaltungshallen zu konstruieren war nie sein Ding. Er füllt sie lieber mit Leben – auf seine Art.

„Zirkus ist eine sympathische Welt. Die meisten Artisten kommen ohne Allüren aus“

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enEisgekühltes Gottesteilchen

Stuttgarter Physikern ist erstmals ein direk- ter Nachweis der sogenannten „Higgs-Mode“ in Supraleitern gelungen. Supralei-ter sind Materialien, in denen bei tiefsten Temperaturen Strom verlustfrei fließt. Die Higgs-Mode wird als eine gemein-schaftliche Schwingung einer Vielzahl von Elektronen beschrieben, ähnlich den Schallwellen in einer Flüssigkeit. Sie hilft bei der Erklärung des Supraleiter-Prinzips.

Zusammen mit israelischen Kollegen ge- lang es der Forschergruppe am 1. Physi-kalischen Institut der Universität Stuttgart, in extrem dünnen supraleitenden Filmen eine ungewöhnlich starke Absorption von Licht zu messen – ein physikalisches Ver-halten, das perfekt zu den theoretischen Vorhersagen der Higgs-Mode passt. Der so erbrachte Nachweis sei ein „interessanter Brückenschlag zwischen Festkörper- und Teilchenphysik“, so die Universität in einer Mitteilung.

Die Higgs-Mode ist eng verwandt mit dem „Gottesteilchen“ Higgs Boson, dessen Nachweis im Jahr 2012 am Europäischen Kernforschungszentrum CERN ein spekta-kulärer Durchbruch für die Wissenschaft war. Im Gegensatz zum 27 Kilometer lan-gen Genfer Teilchenbeschleuniger genügte den Stuttgarter Forschern allerdings ein Versuchsaufbau in der Größe eines Küchentischs. (tos)

physik.uni-stuttgart.de

Das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) hat den neuen Supercomputer „Hornet“ in Betrieb ge-nommen. Er ist vier Mal schneller als sein Vorgänger und bietet seinen Nutzern aus Forschung und Industrie damit noch bessere Möglichkeiten, Antworten auf hochkomplexe Fragestellungen zu finden. Mit einer Lese- und Schreibgeschwindig- keit von 150 Gigabyte und einer Rechen-leistung von 3,8 Billiarden Rechenope-rationen pro Sekunde gehört „Hornet“ zu den schnellsten seiner Art in Europa. Weltweit belegt er den 16. Platz. Die enorme Rechenkapazität wird bei ganz unterschiedlichen Anwendungen ein- gesetzt. Die Simulation chemischer Pro-zesse oder das Erstellen von komplexen

Klimamodellen sind klassische Beispiele. Im vergangenen Jahr hatte das Stutt-garter Animationsstudio M.A.R.K.13 das HLRS genutzt, um die Animationen des 80-minütigen Kinderfilms „Biene Maja“ herzustellen. „Die Nachfrage der Wissenschaftler nach immer höherer Rechenleistung ist ungebrochen und mit Hornet kommen wir dieser Forderung entgegen“, erklärt Prof. Dr. Michael M. Resch, Direktor des HLRS. Im Laufe des Jahres 2015 wird die Rechner-Hornisse noch weiter an Fahrt gewinnen: Die 21 Schränke, die mit mehreren Tausend Knoten bestückt sind, werden um 20 zusätzliche erweitert. (hel)

hlrs.de

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach wird das Archiv des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger erwerben. Der Bestand umfasst rund 100 Archivkästen mit Manuskripten, Dokumenten und Ma-terialien sowie seine Hand- und Arbeits-bibliothek. Darunter befinden sich bislang unveröffentlichte und nicht abgeschlosse-ne Arbeiten sowie Korrespondenzen mit zahlreichen zeitgenössischen Autoren wie Theodor W. Adorno, Max Frisch, Heinrich Böll, Paul Celan, Ingeborg Bachmann, Rudi Dutschke, Erich Fried, Günter Grass, Nelly Sachs, Susan Sontag und Martin Walser. Das Archiv wird in den nächsten Jahren sukzessive übernommen und in Marbach für die Forschung erschlossen.

Hans Magnus Enzensberger gehört zu den wenigen international hoch ge-schätzten deutschen Autoren und den stilbildenden Klassikern der Moderne. Seit Jahrzehnten spielt er im Literatur- und Geistesleben eine tragende Rolle. Mit der Zeitschrift Kursbuch, die er von 1965 bis 1975 herausgab, wurde er zu einem der wichtigsten Stichwortgeber der Studentenbewegung. Zuletzt er- schien 2014 sein autobiografischer Rückblick „Tumult“. (hel)

dla-marbach.de

Enzensberger-Archiv nach Marbach

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Neuer Supercomputer

Kindliches Lernen kann ein Auslöser für die Entwicklung neuer Arten sein. Dies haben Wissenschaftler der Universität Hohenheim am Beispiel der Lagererz-wespe herausgefunden. Von den etwa zwei Millimeter großen Parasiten gibt es zwei Gruppen: Die eine bevorzugt den Brotkäfer als Wirt, die andere hat sich auf Kornkäfer spezialisiert. Laut Genanalyse handelt es sich um zwei unterschiedliche Arten mit verschiedenen Chromosomen. „Wir fanden heraus, dass die Ursache für die Aufspaltung in zwei Arten ver-mutlich in einem Effekt liegt, den man als kindliches Lernen bezeichnen kann“, erklärt Prof. Dr. Johannes Steidle, Leiter des Fachgebiets Tierökologie an der Uni-versität Hohenheim. Ursprünglich war

Lernen als Triebfeder der Evolution

der Brotkäfer die Nahrungsgrundlage aller Lagererzwespen, so lautet die Vermutung. Dann habe vor Millionen Jahren einmal eine erwachsene Larve ihre Eier auf die Larve eines Kornkäfers gelegt und damit die neue Entwicklung eingeläutet. Die geschlüpfte Wespenlarve ernährt sich bis zu ihrer Verpuppung von diesem Wirt und wird so auf den speziellen Geruch ge-prägt. Als erwachsene Wespe bevorzugt sie später die gleiche Käferart, um Blut zu saugen und ihre Eier abzulegen. „Wir wissen, dass die Fähigkeit zum kindlichen Lernen unter Insekten weit verbreitet ist“, sagt der Forscher. Diese Fähigkeit könnte eine Erklärung für die besonders große Artenvielfalt dieser Tiere sein. (hel)

uni-hohenheim.de

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Innovation

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nUnternehmen, die sensible Bereiche wie Laboratorien oder Operationssäle ein-richten, müssen auf reinraumtaugliche Einbauten achten – aggressive Bakterien, Viren und multiresistente Krankheits-erreger erschweren die Arbeit erheblich. Auch Leuchten und Leuchtmittel müssen spezifisch reinraumgeeignet sein.

Die Fischer Elektro- und Beleuchtungs-technik GmbH aus Sindelfingen hat sich genau darauf spezialisiert und vom Fraunhofer IPA in Stuttgart als erstes Unternehmen der Welt für sieben seiner Leuchten die Zertifizierung für höchste Reinraumklassen erhalten. Bei der um-fassenden Prüfung wurden nicht nur die Leuchten selbst, sondern auch alle Ausgangsmaterialien getestet. Weltweit verwendet nur Fischer besondere anti-bakterielle Dicht- und Klebstoffe, aus-gasungsfreie und chemisch beständige Pulverlacke und verzichtet auf silikon- haltige Stoffe. „Wir wollten es gleich richtig machen und ließen deshalb alles testen“, sagt der Firmengründer und Geschäftsführer Friedrich Fischer.

Üblicherweise beantragen Leuchten-hersteller keine anspruchsvollen Komplettprüfungen, sondern lediglich Teilprüfungen.

Nachdem sich der Elektrotechnikmeister im Jahr 1981 selbstständig gemacht hatte, begann er bald, individuelle Sonderleuchten und Lichtkonzepte zu entwickeln. Durch einen Auftrag für den belgischen Filmhersteller Agfa kam die Firma erstmals mit dem Thema Reinraum in Berührung. Heute gehören bedeutende Pharmaunternehmen wie Bayer, BASF, Roche und Merck ebenso zu Fischers Kundenstamm wie die Automobilhersteller Audi, Daimler und Porsche.

Da auch bei Reinraumleuchten zu- nehmend LEDs gefragt sind, hat Fischer rechtzeitig auf diese Technik gesetzt. „Unsere zertifizierte LED-Flächenleuchtelässt sich bis zu 50.000 Betriebsstunden ohne Wartung einsetzen, mit einem Lichtmanagement hält sie sogar bis zu 80.000 Betriebsstunden, das ist einzig-artig“, sagt Friedrich Fischer stolz.

Reines Licht

Sämtliche Produkte werden steckerfertig in mehr als 90 Länder verschickt – mit komplettem Zubehör und einer Doku-mentation, so dass sie von jeder beliebi-gen Montagefirma eingebaut werden können. Patentieren lässt Friedrich Fischer seine Lampen übrigens nicht. Für ein internationales Patent müsse er sehr viel investieren und alles offenlegen, meint er. Lieber entwickelt er ständig weiter und hält seine Mitbewerber so auf Distanz. Pro Jahr kommt er auf rund 20 Neu- oder Weiterentwicklungen. (som)

fischer-ebt.de

Die Fischer Elektro- und Beleuchtungstechnik GmbH entwickelt Leuchten für Reinräume

Das Mehrgenerationenhaus

Im Idealbild einer bäuerlichen Vorzeit lebte die Großfamilie unter einem Dach. Für alle war gesorgt: Die Eltern brachten das Brot auf den Tisch, die Großeltern kümmerten sich um die Kleinsten, die Gesunden um die Gebrechlichen. Mit der industriellen Revolution begann der Niedergang des Modells, heute verbrin-gen viele Senioren den Lebensabend im Heim, die Kleinen sind im Kindergarten bestens versorgt – und jede Generation bleibt unter sich. Was aber, wenn Jung und Alt den Alltag wieder gemeinsam meisterten?

Schon 1951 gründete die Stuttgarter Frauenrechtlerin Anna Haag in Bad Cannstatt das erste Mehrgenerationen-haus Deutschlands – das damals freilich

noch nicht so hieß. Ihr „Wohnheim für alleinstehende Mädchen und Frauen“ beherbergte auch ein Jugendhaus, eine Jugendbücherei, mehrere Bastelstuben, Werkstätten und Räume zur Betreuung von Kindern aus der Nachbarschaft – eine Idee war geboren, die sich im ganzen Land ausbreitete.

Bis heute ist das Anna-Haag-Mehr- generationenhaus mit seinem Senioren-zentrum, Kita, Bildungsstätte und betreutem Wohnen für Jugendliche wegweisend. Die transparenten Räume des von der Architektenkammer als beispielhaft ausgezeichneten Neubaus fördern Alltagsbegegnungen; Ange- bote vom gemeinschaftlichen Gärtnern bis zum „intergenerativen Frühstück“

bringen Jung und Alt ganz selbstver-ständlich zusammen – wie einst zu Zeiten der Großfamilie. Nur dass die Mutter heute „Generationen- und Quartiersmanagerin“ heißt. (tos)

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Existenzgründung

Die Sandbilder von KiSaBi sind allerdings nicht ganz so groß wie die bekannten Navajo-Artefakte. Sie bestehen aus einem mit einer Klebefläche versehenen Karton im DIN-A4-Format, auf dem ein Motiv maschinell ein-geritzt wurde. „Zuerst zieht man die Folie der geritzten Pappe mit dem Folienabzieher vorsichtig ab, dann werden die abgezogenen Teilflächen mit dem Farbsand nach Wahl bestreut, und schließlich wiederholt man die Prozedur für die anderen Flächen“, beschreibt Frank Ploeger die Schaffung eines Sandbildes, die kaum mehr als 30 Minuten in Anspruch nimmt.

Sand ist ein wahrer Tausendsassa. Er dient als viel- fältiges Baumaterial für Häuser, Straßen und Brücken. Ohne Quarzsande gäbe es kein Glas, Steingut oder Sanitärporzellan. Selbst für die Herstellung von Compu-terchips wird Sand verwendet. Noch mehr mit Sand anzufangen weiß die KiSaBi GmbH aus Kirchheim unter Teck. Seit 2011 stellt das Unternehmen Kindersand-bilder zum Selbermachen her. In Kindergärten, Schulen, Altenheimen und Wohnzimmern fördern sie die Kreati-vität, schulen die Feinmotorik, wecken neue Sinnesreize und regen die Fantasie an. „Unsere Sandbilder sind ein Bastelspaß für Jung und Alt, das Einstiegsalter liegt bei vier Jahren, aber auch viele Senioren lieben diese Beschäftigung“, erklärt Frank Ploeger, der das Unter- nehmen gemeinsam mit Ferencz Luczky gegründet hat. „Sie nehmen sich dann nicht den Uhu, die Prinzessin oder die Burg vor, sondern die eher schwierigeren Motive wie den Tiger oder das Zebra, die einem mehr Fingerspitzengefühl, Konzentration und ein ruhiges Händchen abverlangen.“

Nach allem, was man weiß, gehen Sandbilder auf eine rituelle Verwendung bei den nordamerikanischen Ureinwohnern zurück. Sie sollen von Medizinmännern für religiöse Zeremonien angefertigt worden sein. Dazu wurde eine Unterlage hergestellt und mit Kleb-stoff oder Farbe bestrichen, anschließend wurde Sand unterschiedlicher Körnung und Färbung aufgetragen.

Die KiSaBi GmbH aus Kirchheim unter Teck stellt pädagogisch wertvolle Sandbilder her

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Existenzgründung

Ganz bewusst macht KiSaBi keine Vorgaben, an welcher Stelle welche Farbe verwendet werden soll. Die zehn Sandfarben, die dem Starterset für vier Bilder beiliegen, sind zwar auf das jeweilige Bild abgestimmt, aber vor allem geht es darum, die Fantasie anzuregen, die Kreativität zu fördern, neue Sinnesreize zu wecken und das Farbverständnis zu vertiefen. Sollte der Flamingo am Ende doch grün statt rosa werden, ist das künstleri-sche Freiheit.

Insgesamt gibt es bereits mehr als 50 verschiedene Sandbildmotive; jedes Jahr kommen zehn bis 15 neue dazu. Mozart, Hexe, Schlumpf oder Nikolaus – hier findet jeder sein Lieblingsmotiv, das er dann in Sand gestalten kann. Der Künstlersand, der in 24 Farben erhältlich ist, wird speziell für KiSaBi hergestellt und zertifiziert. Er ist gesundheitlich unbedenklich – selbst wenn er aus Versehen geschluckt werden oder ins Auge gelangen sollte. „Unser Sand hat eine besondersfeine Körnung, damit er am extrastarken Kleber besser haftet und nicht wieder abgerieben werden kann“, so Frank Ploeger. Über diese Tatsache freuen sich beson- ders besorgte Eltern, die Angst davor haben, dass sich ihre Wohnung in einen bunten Sandkasten verwan- deln könnte. Sollte tatsächlich mal Sand verschüttet werden, ist das kein Beinbruch, denn das Material färbt nicht ab und kann problemlos weggesaugt werden.

15 Tonnen Sand lagern derzeit im Keller des Unterneh-mens in Kirchheim unter Teck. Zehn Mitarbeiter und etliche Minijobber konfektionieren und verschicken die Verpackungseinheiten. Aktuell kommen die Kunden aus Deutschland, der Schweiz, aus Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn und Tschechien. Ein Starterset mit vier Motiven, reichlich Sand, Löffel, Spieker und Folien kostet rund 20 Euro. Kaufen kann man die Sandbilder direkt bei KiSaBi und im Spielwarenhandel. Demnächst werden die Sandbilder auch im Katalog des Spezialversandhauses Wehrfritz für pädagogische Einrichtungen und Spiele geführt. „Darauf sind wir besonders stolz, denn die Aufnahme in dieses Sorti- ment beweist, dass unsere Sandbilder nicht nur Spaß garantieren, sondern auch einen hohen pädagogischen Wert besitzen“, sagt Frank Ploeger. Sonja Madeja

Sandeln auf hohem Niveau

Gründungsjahr: 2011 Mitarbeiter: 10 Sitz: Kirchheim unter Teck kisabi.de

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„Das Einstiegsalter liegt bei vier Jahren, aber auch viele Senioren lieben diese Beschäftigung“

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20 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2015

Fachkräfte

Dr. Frank Schäffler, Partner bei der Stuttgarter Wirtschaftskanzlei Menold Bezler, über familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten

arbe

iten 179: Bei einer Wirtschaftskanzlei denkt

man automatisch an Zwölf-Stunden-Tage, Wochenendarbeit und eine Rund- um-die-Uhr-Verfügbarkeit. Ist Menold Bezler hier die große Ausnahme?

Dr. Schäffler: Wir haben in unserer Kanzlei eine hohe Serviceorientierung und sind immer für unsere Mandanten da. Es gilt die Maxime, dass der Teil-zeitjob nicht auf Kosten des Mandanten gehen darf. Andererseits legen wir Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance.

Wie schaffen Sie es, dies in der Realität zu erfüllen?

Ich habe auf 80 Prozent reduziert. Das bedeutet, dass ich montags und freitags

früher gehe, um Zeit mit meinen drei Kindern zu verbringen. Meine Mitar-beiter sind zu 100 Prozent in die Fälle eingearbeitet und unseren Mandan- ten auch bekannt. Trotzdem kommt es natürlich vor, dass ein Mandant unbedingt den Partner sprechen will – deshalb bin ich grundsätzlich immer erreichbar.

Was sind denn die besonderen Herausforderungen einer solchen Teilzeit-Partnerschaft?

Es verlangt Disziplin und der Organisa-tions- und Kommunikationsaufwand ist deutlich höher als vorher. Ich muss für zahlreiche Situationen im Vorfeld eine Lösung planen. Für den Fall, dass die Mandatsarbeit meine Anwesenheit während meiner Kinderbetreuungszeit erfordert, bietet die Kanzlei die Möglich-keit, meine Kinder in einem Spielzimmerzu betreuen oder betreuen zu lassen. Insgesamt hat sich die Tätigkeit durch die Arbeitszeitreduzierung verdichtet.

Teilzeit auch für Führungskräfte

Der Anspruch an die Selbstverantwor-tung meiner Mitarbeiter ist deutlich gestiegen. Darin sehe ich Vorteile, weil diese sich so besonders gut weiterent-wickeln können.

Wie reagieren Ihre Partnerkollegen in der Kanzlei?

Die Reaktionen meiner Kollegen sind bisher ausnahmslos positiv. Wir haben ein sehr vertrauensvolles Klima unter den Partnern, und ich schätze es sehr, dass mir diese Flexibilität ermöglicht wird. Insgesamt bin ich froh, den Weg in die Teilzeit-Partnerschaft genommen zu haben. Dies gibt mir die Möglichkeit, meinen Beruf mit voller Kraft ausüben zu können, ohne dass ich die Familie vernachlässigen muss.

Die Fragen stellte Monika Nill

menoldbezler.de

Die Nürtinger Albrecht Bühler Baum und Garten GmbH bietet mit ihren 50 Mit-arbeitern umfassende Dienstleistungen rund um die Gartengestaltung sowie die Baum- und Gartenpflege an. Der Firmen-chef setzt ganz bewusst auf eine hohe Mitarbeiterorientierung. Ist er grundsätz-lich davon überzeugt, dass jemand in seinen Betrieb passt, ist er bereit, die Ar- beitsbedingungen individuell zu verhan-deln. Er nennt das Jobdesign. „Flexibilität ist für mich ein ganz wesentlicher Teil des Gegenwertes, den ich meiner Beleg-schaft für ihre Arbeitsleistung anbiete“, betont Albrecht Bühler. Hierin sieht er eine große Chance für alle mittelständi-schen Betriebe.

Fast die gesamte Führungsriege der Firma arbeitet in flexiblen Zeitmodellen – einschließlich des Firmengründers selbst. Der 54-Jährige teilt sich die Geschäfts-leitung mit dem langjährigen Mitarbeiter Daniel Mayr, den er zu einem Drittel an seinem Unternehmen beteiligt hat. So konnte Bühler die eigene Arbeitszeit auf

60 Prozent reduzieren – zugunsten seiner zweiten Firma Albrecht Bühler Teamwork.

Auch die Leitung der Gartengestaltung ist auf mehrere Köpfe verteilt. Einer davon ist die Technikerin Isabell Luckert, die eine Vier-Tage-Woche vereinbart hat. Montags ist sie in der Regel nicht im Betrieb. Die Möglichkeit zur flexiblen Zeiteinteilung nutzt die Expertin für Garten- und Landschaftsbau außerdem für eine längere Auszeit im Winter. Ihren Bereich leitet sie gemeinsam mit Eric und Sabrina Proisy. Das Ehepaar hat zusam-men eine 150-Prozent-Stelle, die es nachBedarf untereinander aufteilen kann. Dieses Angebot gilt auch im Falle einerFamiliengründung. Für die beiden war dies ein wichtiger Grund dafür, dass Eric Proisy nach einer beruflichen Weiter-bildung wieder zu seinem alten Betrieb zurückkehrte.

Albrecht Bühler profitiert direkt von seiner flexiblen Firmenkultur. Während es für viele seiner Wettbewerber schwierig ist,

Arbeitszeit frei ausgehandelt

qualifizierte Baumpfleger zu gewinnen, bekommt er im Jahr rund 180 Bewerbun-gen. Er verschweigt allerdings nicht, dass die hohe Flexibilität auch ihren Preis hat. Seine Bereichsleiter raufen sich wegen des Abstimmungsaufwands schon mal die Haare, wenn sie die neuen Wochenpläne aufstellen müssen. Letztendlich sind sie aber gerne dazu bereit, weil sie auch selbst davon profitieren. Und er weist da-rauf hin, dass es nur funktionieren kann, wenn die Mitarbeiter ihrerseits flexibel sind und sehr viel Selbstverantwortung mitbringen. (nil)

baum-und-garten.de

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21179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2015

Teilzeit auch für FührungskräfteFreizeit

Kunst und Landschaft passen gut zusammen. Ein besonders gelungenes Beispiel ist der 30 Kilometer lange Museumsradweg zwischen Waldenbuch und Dätzingen. Seit dem vergangenen Sommer windet sich eine Kette an Kunst-werken von Schloss zu Schloss. Radler, Wanderer, Läufer und Spaziergänger ge-nießen die dort aufgestellten Skulpturen von 40 vorrangig regional verwurzelten

Künstlern. Der Kunsthistoriker Dr. Günter Baumann hat die Open-Air-Ausstellung zusammengestellt.

Die Initiatoren aus dem Böblinger Land-ratsamt machen mit diesem ambitionier-ten Projekt deutlich, dass der Landkreis viel mehr ist als ein Industriestandort mit hoher wirtschaftlicher Dynamik. Das Heckengäu ist ein weitläufiges Natur-

paradies vor den Toren Stuttgarts. Direkt am Museumsradweg lassen sich immer wieder neue Kunstwerke entdecken, vom überdimensionalen Vogelnest über Windspiele bis zur geflochtenen Wald- fee – die Besucher bleiben in Bewegung und lernen gleichzeitig die vielseitige Natur der reizvollen Landschaft kennen. Obstbäume blühen, Erlebniswege über-raschen, Wanderreiter ziehen vorbei, ein Waldseilgarten lädt zum Klettern ein und Naturführer wissen viel zu erzählen.

Ein digitaler Routenplaner auf der Web-seite hilft bei der Planung des nächsten Wochenendausflugs. Zudem ist der Weg an die E-Bike-Route der Region Stuttgart angebunden, so lassen sich die kunstvollen Installationen ganz ent-spannt erfahren. Am letzten Sommer-ferienwochenende lädt der Landkreis zu einer Abschlussveranstaltung der Sculptoura nach Schloss Dätzingen ein. (asm)sculptoura.de

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25. April 2015Teutsches LustgärtleinBarockmusik trifft auf den Simplicissimus – das Ensemble Caesarea und der Stuttgarter Schauspieler Klaus Hemmerle lassen das 17. Jahrhundert aufleben.backnanger-buergerhaus.de

3. Mai 2015Barbarossa-BerglaufGroßes Sportfestival rund um den Barbarossa-Lauf und die Werfthalle Stauferpark Göppingen.staufenplus.de

13. bis 25. Mai 2015Ludwigsburger BrautageDer Rathaushof wird zum fröhlichen Biergarten mit hausge-brauten Bieren und abwechslungs-reichem Musikprogramm.brautage.de

16. Mai 2015Festival of Colours Eine spektakuläre und sehr bunte Freiluftparty auf dem Böblinger Flugfeld: indisches Lebensgefühl, Musik und kulinarische Genüsse. holifestival.com

Bis 2. August 2015Römische Baustelle!In der Mitmachausstellung im Landesmuseum entdecken Kinder zwischen vier und zehn Jahren die Bau- und Ingenieurs- kunst der Römer.junges-schloss.de

Bis 30. August 2015Buchkunst Das Stuttgarter Verlegerpaar Lucius bietet mit seiner Sammlung einen repräsentativen Überblick zur Entwicklung des Mediums Künstlerbücher.kunstmuseum-stuttgart.de

Kunst und KaufenSamstags von 14 bis 17 Uhr heißt es im Kunstmuseum Stuttgart „Drop & Shop“. Eltern bringen ihre Kinder für drei Stunden in den Kunstkubus direkt an der Königstraße und widmen sich entspannt ihren Einkäufen. Derweil erkunden die Kleinen ein anregendes künstlerisches Thema und werden in der museumseigenen Werkstatt selbst kreativ. Sinnvoll sind farbverträgliche Kleidung und ein kleines Vesper.kunstmuseum-stuttgart.de

Uralte MühleMit sieben Meter Durchmesser besitzt die Meuschenmühle bei Alfdorf eines der größten Mühlräder im Schwäbischen Wald. Vermutlich geht das Fachwerk- gebäude bis auf das 13. Jahrhundert zurück. Mit ihrer Einrichtung aus der Zeit um 1900 und ihren Mühlsteinen ist die Mühle noch voll funktionsfähig.muehlenwanderweg.com

tipps

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Die Sculptoura im Landkreis Böblingen

Eine schöne Liaison

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

22 179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2015

Dominik „Dodokay“ Kuhn informierte beim 4. Netzwerktag Region Stuttgart über virale Werbung

auszulösen. „Seien Sie unterhaltsam!“, so Kuhns zentrale Botschaft. „Mit ‚Branded Entertainment‘ unterhalten Sie die Leute, die unterhalten sich über Ihre Marke und keiner rennt weg.“ Viralwerbung allein verkaufe zwar keine Produkte, erzeuge aber eine positive Haltung der Marke gegenüber und könne als Element einer größeren Strategie den Erfolg klassischer Werbung verstärken.

„Ein perfekter Vortrag für den Netzwerk-tag, unterhaltsam und gleichzeitig inte-ressant für jeden Unternehmer“, urteilte Wolfgang Becker, Geschäftsführer Mit-telstandspolitik und Kommunikation des Bunds der Selbständigen Baden-Württem-berg. Kuhns Vortrag sei ein gelungener Auftakt gewesen für die anschließenden persönlichen Gespräche zwischen den Netzwerkteilnehmern, so Beckers Beob-achtung. Der Netzwerktag zeige, „dass wir gemeinsam viel bewegen können. Das war eine tolle Werbung für die Unter-nehmensnetzwerke in der Region.“ Tobias Schiller

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„Seien Sie unterhaltsam!“

Dominik Kuhn weiß, wovon er spricht: Als Marketingfachmann hat der 45-jährige Reutlinger Werbespots und Imagefilme für Firmen in ganz Europa produziert. Besonders erfolgreich war sein Marketing in eigener Sache: Der YouTube-Hit „Virales Marketing im Todesstern Stuttgart“ mit weit über sieben Millionen Klicks machte Dominik Kuhn als „Dodokay“ zum schwä-bischen Comedy-Star, der die Porsche-Arena füllt. Zudem ist der „Viral-Papst“ ein gefragter Experte für Werbung in den sozialen Netzwerken. Im Februar teilte er sein fundiertes Wissen mit mehr als 400 Teilnehmern des 4. Netzwerktags Region Stuttgart in der ausverkauften Fellbacher Schwabendlandhalle. Als Schirmherrin hatte die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) die Veranstaltung gemeinsam mit 16 Unternehmensnetzwer- ken aus der ganzen Region organisiert. „Netzwerke bilden eine Basis für den un- ternehmerischen Erfolg: Es entsteht Ver- trauen zwischen den Partnern, durch neue Partner kann ein Unternehmen seine Kompetenzfelder erweitern und nicht zuletzt ermöglichen sie den Blick über den Tellerrand“, so WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg.

Gewürzt mit vielen „luschtigen Filmle“ er-läuterte Dominik Kuhn in seinem Vortrag psychologische Hintergründe, kreative und strategische Herangehensweisen, Spielarten und Einsatzmöglichkeiten der Viralwerbung. Der Unterschied zu kon-ventioneller Werbung sei eine Botschaft, „die die Leute angucken möchten. Eine virale Werbebotschaft funktioniert so, dass die Leute sagen: Des isch cool, des leit‘ ich an meine Kumpels weiter“ – mit dem Vorteil, dass sie von den Empfän-gern nicht mehr als Werbung, sondern als Empfehlung eines Freundes wahrge-nommen werde.

Entscheidend für den Erfolg sind Dominik Kuhn zufolge Inhalte, die auf das limbi-sche System wirken – das emotionale Zen-trum unseres Gehirns. Fünf sogenannte Neuro-Trigger könnten genutzt werden: Schock, Humor, Sex, Scham und Mysti-zismus, also der Drang des Menschen, geheimnisvolle Dinge aufzuklären. Nur wenn einer dieser Reize ausgelöst würde, habe ein Clip das Potenzial, vielfach wei-terverbreitet zu werden und als Virus eine „soziale Epidemie“ in den Netzwerken

24. April 2015Regionaler Dialog Produktbegleiten-de DienstleistungenDie Veranstaltung zeigt, wie Webportale, Apps und soziale Netzwerke die Kunden-kommunikation verändern und stellt zwei erfolgreiche Praxisbeispiele vor. Ort: Forum Haus der Architekten, Stuttgart

maschinenbau.region-stuttgart.de

4. Mai 2015Medien-Meeting Landkreis EsslingenVier ausgewählte Projektbeispiele aus dem Landkreis zeigen, wie Produkte, Marken oder Unternehmen erfolgreich in Szene gesetzt werden. Ort: Württembergische Landesbühne, Esslingen

landkreis-esslingen.de/ medienmeeting

7. Mai 20154. Treffpunkt Nachhaltige Mobilität Vorgestellt werden innovative Projekt-beispiele aus der Region Stuttgart zur intermodalen, nachhaltigen Mobilität.Ort: Forum Haus der Architekten, Stuttgart

nachhaltige-mobilitaet. region-stuttgart.de

9. Mai 2015Werkstattgespräch zum ITFSBegleitend zur Fachkonferenz FMX und zum Internationalen Trickfilm-Festival bietet die Film Commission Region Stuttgart ein Werkstattgespräch an.Ort: Stuttgart

film.region-stuttgart.de

20. bis 22. Mai 2015Messe Clean Energy BuildingVon der regenerativen Energieerzeugung bis zur intelligenten Gebäudesteuerung – die CEB Clean Energy Building befasst sich mit sämtlichen Themen rund um energieeffizientes Bauen und energie-sparende Gebäude. Ort: Messe Stuttgart

cep-expo.de

17. Juni 2015Flüchtlinge als FachkräfteDie Fachkräfteallianz Region Stuttgart sucht nach Wegen, um Flüchtlinge als Fachkräfte zu gewinnen.Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgart

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Nachhaltig mobil

Immer mehr Menschen kombi- nieren Bus und Bahn mit E-Bikes und Fahrrädern, sind zu Fuß, mit dem Elektroauto oder spontan mit dem Mietwagen unterwegs. Firmen und Forscher aus der Region Stuttgart entwickeln neue Ideen und Produkte, um den Trans-port von Menschen und Gütern intelligent zu organisieren. Die Geburtsregion des Automobils wird zum Innovationslabor für nachhaltige Mobilität.

Die nächste 179-Ausgabeerscheint im Juni 2015. nä

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mHerausgeberWirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)Friedrichstraße 1070174 Stuttgart

Telefon 0711 2 28 35-0

[email protected]

GeschäftsführerDr. Walter Rogg

VerantwortlichHelmuth Haag (hel)

RedaktionHelmuth Haaghelmuth.haag@ region-stuttgart.de

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:

region-stuttgart.org region-stuttgart.de

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

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Autoren dieser AusgabeHelmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Monika Nill (nil),Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Leonie Rörich (leo),Astrid Schlupp-Melchinger (asm)

Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg

ErscheinungsweiseQuartalsweise

Abonnement/[email protected]

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.

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Bessere Mobilität durch den Landeswettbewerb RegioWINIm Landeswettbewerb RegioWIN um eu-ropäische Fördermittel gehört die Region Stuttgart zu den Siegerregionen. Eine unabhängige Jury hat das unter Federfüh-rung der WRS erarbeitete regionale Ent-wicklungskonzept SUEVIA prämiert und daraus zwei Leuchtturmprojekte des Ver-bands Region Stuttgart als förderwürdig ausgewählt. Damit kann die Region jetzt bis zu 8,8 Millionen Euro Fördermittel be-antragen. Das Projekt Mobilitätsplattform führt von verschiedenen Stellen erhobene Verkehrsdaten in einer gemeinsamen Da- tenbank zusammen, die als Grundlage für regionales Verkehrsmanagement dient.

Die Fachkräfteallianz Region Stuttgart erhält von der Landesregierung Förder-mittel in Höhe von 85.000 Euro. Das Geld wird in den Jahren 2015 und 2016 für die bei der WRS angesiedelte Koor-dinierungsstelle eingesetzt. Diese ist das Bindeglied zwischen den regionalen Akteuren sowie zentraler Ansprech-partner für die kleinen und mittleren Unternehmen der Region. Die Koordi-nierungsstelle unterstützt die profes- sionelle und effiziente Entwicklung und Umsetzung regionaler Projekte zur Sicherung von Fachkräften.

fachkraefteallianz.region-stuttgart.de

Weitere Landesmittel für die regionale Fachkräfteallianz

Sabine Meigel wird neue Leiterin des EuropabürosDas Europabüro der Region Stuttgart bekommt eine neue Leiterin: Ab Mai steuert Sabine Meigel die vom Verband Region Stuttgart und der WRS gemein-sam getragene Einrichtung in Brüssel. Die 48-jährige Landschaftsökologin und Geoinformatikerin leitet seit 2009 das Donaubüro Ulm/Neu-Ulm, das mit zahl-reichen Projekten die interregionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit in

den Donauanrainerstaaten fördert, unter anderem im Rahmen der EU-Donauraum-strategie. Das 2002 eröffnete Europa-büro in Brüssel sorgt für einen schnellen Zugang zu Informationen und wichtigen Entscheidungsträgern der EU. Dabei ko-operiert es eng mit der Landesvertretung Baden-Württemberg, in deren Räumen das Büro seit 2014 untergebracht ist.

eu.region-stuttgart.de

Priv

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Neues Firmennetzwerk für WillkommenskulturGemeinsam mit 20 meist kleinen und mittleren Unternehmen hat die WRS das regionale Netzwerk „Willkommenskultur in Betrieben“ gegründet. Dort können sich Firmen austauschen, die bereits Personalmanagement mit internationalen Fachkräften betreiben oder dies für die Zukunft anstreben. Themen des Netz- werks sind die Rekrutierung und die Inte-gration von ausländischen Mitarbeitern.

Die teilnehmenden Firmen können im Netzwerk ihre Interessen artikulieren und gemeinsam Projektideen und An-gebote entwickeln. Geplant sind unter anderem interkulturelle Schulungen für ausländische Fachkräfte wie auch für die bestehende Belegschaft. Interessier- te Unternehmen wenden sich an den Welcome Service Region Stuttgart unter [email protected].

fachkraefte.region-stuttgart.de

Ziel des Projekts Mobilitätspunkte ist es, Umsteigepunkte in der Region zu standardisieren und sie miteinander zu vernetzen, damit Nutzer verschiedene individuelle und öffentliche Verkehrs-mittel einfacher kombinieren können.

regiowin.eu

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