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Aschgabat
Turkmenistan
rund
854
km
GWSTANDORTE /
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER
1 (Partnerbüro) / 4
LANDESSPRACHE
Turkmenisch
DURCHSCHNITTSALTER
27,9 Jahre
DURCHSCHNITTSTEMPERATUR
15,10 °C
LANDFLÄCHE
488.100 km2
STRASSEN UND SCHIENENNETZ
58.592 km / 3.115 km
AUSSENHANDELSQUOTE
117,10 %
EXPORTSCHWERPUNKTE TOP 3
Erdgas Erdöl und Erdölprodukte
IMPORTSCHWERPUNKTE TOP 3
Maschinen und Ausrüstung Nichteisenmetalle Transportmittel
NATIONALFEIERTAG
Unabhängigkeitserklärung 1990: 27. Oktober
TYPISCHES GERICHT AN EINER RASTSTÄTTE
Futschi – eine Art Hackfleischkuchen
BUCH ODER FILM ZUR REISEVORBEREITUNG
John W. Kropf: »Unknown Sands: Journeys Around the World’s Most Isolated Country«
GEFÜHLTER EXPORTSCHLAGER
Achal-Tekkiner
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Im Reich der goldenen Pferdetext: Edda Schlager
Überall in Turkmenistan ist das Pferd: als überlebensgroßes Denkmal einer voranstürmenden Herde mitten im Zen-trum der Hauptstadt Aschgabat. Als riesige Galionsfigur am Rand des turkmenischen Olympiastadions. Als Ornament an Later nenmasten, die sechsspurige Autobahnen säumen.
Es ist nicht irgendein Pferd, das die Turkmenen so abgöt-tisch lieben, dass es ihm zu Ehren sogar einen Nationalfeier-tag gibt. Der Achal-Tekkiner ist eine der ältesten Pferde-rassen der Welt, deren Zucht vermutlich schon vor mehr als 3.000 Jahren in den Wüsten Zentralasiens begann – und in Turkmenistan ist es liebstes Haustier und Nationalsymbol zugleich.
»So wie der Wüstenstaat Turkmenistan ist, so sind diese Pferde«, schwärmt Katharina Jakob, »hart, fordernd, arro-gant. Aber unheimlich schön.« Die 36-jährige Betriebs- und Pferdewirtin aus Deutschland ist international erfolgreiche Pferdesporttrainerin. Und sie kennt Turkmenistan aus einer Perspektive, die jedem Touristen verborgen bleibt – vom Rücken der Achal-Tekkiner aus.
Die Rasse gilt als besonders edel und wird vor allem für Pferderennen gezüchtet. Die Pferde sind schmal und hoch gebaut, größer und kräftiger als die filigranen Araber. Wie die Araber-Pferde sind Achal-Tekkiner ganz außergewöhnlich gut an das Wüstenklima angepasst, im Sommer kann es in Turkmenistan selbst im Schatten bis zu 50 Grad heiß werden. Doch ins Auge fallen sie vor allem wegen ihres Fells. Egal welche Farbe, ob Brauner, Fuchs oder Schimmel, aufgrund einer besonderen Haarbeschaffenheit haben alle Achal- Tekkiner einen goldenen Schimmer und funkeln regelrecht in der Sonne. Dazu ist ihr Kopf besonders ausdrucks voll mit hart definierten Zügen und großen Augen.
Dass ihre Liebe zu eben dieser Rasse Katharina Jakob eines Tages nach Turkmenistan führen würde, hätte sie als Jugend-liche in ihrer süddeutschen Heimat nie zu träumen gewagt. Eine Bekannte züchtete die damals in Europa kaum bekann-ten Achal-Tekkiner. Auf ihnen lernte Jakob reiten und nahm
an ersten Turnieren teil. Irgendwann hatte sie dann eine eige-ne Reitschule und ein Gestüt – für Achal-Tekkiner natürlich.
Nachdem Jakob seit 2006 auf der Suche nach potenziel-len Zuchtpferden bereits mehrfach in Russland und Zentral-asien gewesen war, reiste sie 2010 erstmals nach Turkme nis-tan, »zur Wiege der Achal-Tekkiner«, wie sie sagt. Sie hatte sich unter den dortigen Züchtern schon einen Namen ge-macht und wurde prompt zur Gründung des Internatio nalen Zuchtverbandes für Achal-Tekkiner (IATHA) ein ge laden.
Und sie bekam Zugang zu den goldverzierten Zuchtstäl-len des Präsidenten, zu Pferdesportanlagen mit bis zu 600 Stall plätzen, zu verschiedenen Rennbahnen. Sie begann, eine Reitschule auf internationalem Niveau aufzubauen, in der – zu ihrer Überraschung – Jungen und Mädchen ab acht Jahren gemeinsam Reitunterricht bekamen, kostenlos und zugänglich für jede gesellschaftliche Schicht.
Irgendwann wurde sie gefragt, ob sie nicht Trainerin des turkmenischen Springreiterteams werden wolle. Ein kleiner Schock! Sie, die junge blonde Deutsche, sollte den gestan-denen turkmenischen Männern etwas vom Pferd erzählen?! Doch Jakob willigte ein!
Anderthalb Jahre lang pendelte sie zwischen Deutschland und Turkmenistan und bereitete die turkmenischen Spring-reiter auf die 5. Asiatischen Indoor-Spiele vor, die im Septem-ber 2017 in Aschgabat stattfanden. Und tatsächlich: Ihr bester Reitschüler Nikolay Beglaryan gewann mit dem achtjährigen Schimmel Toychi den Akhal Teke Cup der Springreiter und holte Gold nach Turkmenistan.
Der Ruhm, den sich Jakob durch den Sieg in der turkmeni-schen Pferdewelt erworben hat, ist ihr nicht wichtig. Viel wertvoller, sagt sie, sei die Tatsache, dass sie in Turkmenistan echte Freunde gefunden habe. Sie wurde von den Turkme-nen, die nur selten Fremde an ihre wertvollen Tiere lassen, als Pferdemensch mit einem besonderen Händchen für Achal-Tekkiner akzeptiert – als eine von ihnen.
HOFFNUNGEN: TURKMENISTAN 83
Gold glänzende Pferde aus der Wüste Turkmenistans: Katharina Jakob mit einem Achal-Tekkiner.
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