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1888 – 2013 125 Jahre Sektion Mannheim Deutscher Alpenverein

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1888 – 2013125 Jahre Sektion MannheimDeutscher Alpenverein

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Deutscher AlpenvereinSektion Mannheim e.V.

1888 – 2013

Festschriftzum

125-jährigen Jubiläum

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ImpressumHerausgeber: Deutscher Alpenverein Sektion Mannheim e.V. www.dav-mannheim.de

Satz und Druck Weinmann - Ihr Druck und Medienpartner Pfälzer Ring 44, 68766 Hockenheim

Titelbilder Oben: Mannheimer Hütte Mitte: Oberzalimhütte Unten: Schönbrunner Hütte

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Liebe Mitglieder und Freunde der Sektion Mannheim,

Im Jahr 1888 beschlossen die zehn Gründungs-mitglieder die „Sektion Pfalzgau“ ins Leben zu rufen, aus der heute, 125 Jahre später, einer der größten Vereine unserer Stadt mit über 3000 Mit-gliedern geworden ist!

Umbenannt 1920 aus politischen Gründen in „Sektion Mannheim“ kann unser Verein auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken und spie-gelt dabei auch immer den Zeitgeist der Gesellschaft wider. Einige Beiträge ha-ben sich nach umfangreichen Recherchen mit dieser Geschichte befasst und auch dunkle Zeiten nicht ausgespart. Davon mehr im Innern dieser Festschrift.

Heute sehen wir einen Verein mit mannigfaltigen Aktivitäten für alle Altersstufen, einem umfangreichen Tourenprogramm und aktiver Jugendarbeit. Angefangen bei der ersten Kletteranleitung unserer Kleinsten durch ausgebildete Jugendleiter über Einführungskurse im Fels und Eis, Ski- und Bergtouren in höchste Alpengipfel, bis zur Wanderung im Pfälzerwald, decken wir das ganze Spektrum des Bergsports ab. Priorität nimmt dabei die Jugendarbeit ein, denn sie ist die Zukunftsgarantie für unsere Sektion.

Im besonderen Augenmerk steht heute auch der Naturschutz. Die Verpflichtung unserer Nachwelt eine intakte Bergwelt zu hinterlassen steht als Vereinsziel fest verankert mittlerweile in unserer Satzung.

Zwei bewirtschaftete Berghütten im Brandner Tal und eine Selbstversorger-Hütte im Schwarzwald fordern nie endende Bau- und Sanierungsarbeiten. Bedingt durch den Klimawandel und das dadurch verursachte Abschmelzen der Gletscher erwar-ten uns hier - insbesondere auf der Mannheimer Hütte - weitere Herausforderun-gen vor allem in der Wasserversorgung.

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Alle Stränge laufen in unserer neuen Geschäftsstelle zusammen, wo allen auch un-sere umfangreiche Bücherei zur Verfügung steht. Hier schlägt das Herz des Vereins und die Vereinsführung steuert und lenkt die Geschicke. Diese hat die Aufgabe und die Pflicht die finanziellen Mittel so zu verwalten, dass eine ausgewogene Ver-teilung allen Aufgaben gerecht wird. In Zeiten knapper Kassen und großer, not-wendiger Ausgaben ist das oft eine Herkulesaufgabe. Aber getragen durch eine großartige ehrenamtliche Mithilfe und Mitarbeit haben wir es in der Vergangenheit stets geschafft und werden auch weiterhin unseren Verein zukunftsfähig erhalten.

IhrHeinz Biegel1. Vorsitzender im Mai 2013

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Grußwort

Die „Sektion Mannheim“ des Deutschen Alpen-vereins feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Be-stehen. Ich gratuliere dem Vorstand und allen Mitgliedern – auch namens des Gemeinderates und der Verwaltung unserer Stadt – sehr herzlich zu diesem stolzen Jubiläum.

Die Geschichte des Dachverbands „Deutscher Alpenverein e.V.“ (DAV), der größten Bergstei-gervereinigung der Welt, beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als aus verschiedenen Vorläuferorganisationen der „Deutsche und Österreichische Alpenverein“ entstand. Dieser hatte sich die Er-schließung der Alpen zur Aufgabe gemacht. Fasziniert von der alpinen Bergwelt schlossen sich in Mannheim und vielen anderen Orten Freunde des Berg- und Wandersports zu örtlichen Sektionen zusammen.

Der Fokus der Aktivitäten hat sich seitdem auf Dachverbands- und Sektionsebene Schritt für Schritt vom alpinen Sport auf „outdoor-“ und „indoor-Aktivitäten“ an Orten rund um den Globus erweitert. Eine besondere Rolle nimmt dabei der Klet-tersport auch als „Trendsportart“ ein. Hinzu kommt das verstärkte Engagement im Umwelt- und Naturschutz, das zur Anerkennung des „DAV“ als Naturschutzver-band geführt hat. Gerade durch diese Themen erfreut sich der Verein bei jungen Menschen außerordentlicher Beliebtheit. Das Generationen verbindende Angebot macht die „Sektion Mannheim“ heute mit über 3000 Mitgliedern zu einem der größten Sportvereine unserer Stadt. Es freut mich, dass die Mannheimer Sektion das „höchste Haus Mannheims“ besitzt, das in 2679 Metern Höhe im fernen Vor-arlberg als „Mannheimer Hütte“ bei Wanderern aus aller Welt für unsere Stadt wirbt. Versorgt wird dieses Höhenquartier durch die Oberzalimhütte, die ebenso wie das Selbstversorgerquartier im Schwarzwald zum Eigentum der hiesigen Sek-tion gehört.

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Mein Dank gilt dem Vorsitzenden, Heinz Biegel, und allen, die durch ihr vorbild-liches ehrenamtliches Engagement die hervorragende Arbeit des Vereins - insbe-sondere im Bereich der Jugendförderung - ermöglichen. Ich wünsche der „Sektion Mannheim“ des DAV ein erfolgreiches Jubiläumsjahr und alles Gute für die Zu-kunft.

Mannheim, im Juli 2013

Dr. Peter KurzOberbürgermeister

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Inhaltsverzeichnis

Grußwort 5 Heinz Biegel

Grußwort 7 OB Dr. Peter Kurz

Zu dieser Festschrift 10 Alexander Birnbaum

Liste der Vorsitzenden 12 Hans Eichler

Theodor Bumiller – Der Mannheimer Erstbesteiger

der Piz-Palü-Nordwand

14 Marion Jourdan / Ralf Rehberger

Geschichte des organisierten Bergsteigens in der Sektion Mannheim

22 Reinhard Messlinger

Die Sektion Mannheim des DAV und der Nationalsozialismus

46 Günter Bergmann / Carsten Bolz

Interview mit Josef Hiltscher 52 Alexander Birnbaum / Heike Roth

Ein Gespräch mit Reinhold Konzett

54 Doris und Bernhard Kendel

Vorträge im Wandel der Zeit 60 Bernd Hallex

Ein Berggeist erinnert sich! 64 Klaus-Peter Baumer

Aktive Senioren 70 Hans-Dieter Werner

Jugend in der Sektion 73 Gottfried Müller-Frey / Alexander Birnbaum

Naturschutzreferat der Sektion Mannheim

83 Edith Zimmerer

Odenwälder Klettergebiete 87 Ulrike Meboldt-Brenneis

Bücherei 92 Hans-Dieter Werner

Hütten und Wege der DAV-Sektion Mannheim

95 Rudolf Würth / Andrea Albold

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Zu dieser FestschriftAlexander Birnbaum

Nicht nur Menschen feiern Geburtstage als Einschnitte im Lebenslauf, auch Ver-eine begehen in ihrer Geschichte diese Zäsuren. Dies gilt insbesondere für „run-de“ Geburtstage. Bei persönlichen Geburtstagen ist es im allgemeinen aber nicht üblich, dass der Betreffende seinen Lebenslauf in schriftlicher Form darlegt, gar in Form einer Festschrift. Dies wäre für den Feiernden mit erheblichem Aufwand verbunden.

Diese Festschrift zu erstellen wurde möglich, weil Mitglieder der Sektion bereit und kundig waren, durch Recherchen und Erinnerungen Beiträge zu erstellen.Angesichts des 2013 bevorstehenden 125-jährigen Jubiläums der Sektion Mann-heim des Deutschen Alpenvereins hat Ende 2011 der Vorstand der Sektion Mann-heim den Verfasser gebeten eine Festschrift zu koordinieren. Kurz darauf erfolgte dann mit Reinhard Messlinger eine Sammlung möglicher Themen und möglicher Autoren für diese Festschrift.

Diese Festschrift beschreibt Entwicklungen in mehreren Bereichen unseres Ver-einslebens nicht nur während der 25 Jahre, die seit dem letzten Jubiläum vergangen sind. Die Referenten haben in ihren Beiträgen bis weit in das letzte Jahrhundert hinein recherchiert, vieles vorher den Sektionsmitgliedern Unbekanntes zutage ge-fördert und somit dokumentarische Arbeit geleistet.

Sogar bis vor die Zeit der Gründung der Sektion Mannheim reicht der Beitrag über die schillernde Person des Mannheimer Bergsteigers Theodor Bumiller zurück. Durch diese Recherche konnte sogar in einem Aspekt die bisherige Alpingeschichte korrigiert werden. Auch die Geschichte des organisierten Bergsteigens in Verbin-dung mit Mannheim wird erstmalig in dieser Festschrift dargelegt. Überfällig war die Aufarbeitung der Sektionsgeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus und der dazu führenden Entwicklung. Dieser Beitrag wurde in der Vorbereitung kontrovers diskutiert und soll die Leser auch zu weiteren Diskussionen anregen. Eine ganz wesentliche und satzungsgemäße Aufgabe von Alpenvereinssektionen ist die Unterhaltung von Berghütten. Die Aktivitäten, die vor allem in den letzten Jahren durch den Umbau der Oberzalimhütte geprägt waren, sind in einem aus-

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führlichen Bericht über Hütten und Wege dargelegt. Aus ihm gehen die Probleme in diesem Bereich und die Anstrengungen der Sektion zu ihrer Behebung hervor. In verschiedenen gemeinsamen Sitzungen wurden die Themen konkretisiert und erste Entwürfe besprochen. Die Ausarbeitungen mussten für die Festschrift teilweise erheblich gekürzt werden. Die Arbeit, die in diesen Artikeln steckt und die dazugehörigen Recherchen sind jedoch nicht verloren, auch wenn sie nicht in Gänze in der Festschrift erscheinen. Eine derartige Festschrift soll ja nicht nur im Jahr des Jubiläums aktuell sein und das Interesse der Leser wecken, sondern auch für zukünftige Generationen ein Ge-schichtsbuch des Vereins darstellen. Aus diesem Grund werden die Recherchen und die ursprünglichen Entwürfe in das Vereinsarchiv aufgenommen und sind für alle Interessierten zugänglich.

Der Verein schuldet folgenden Mitwirkenden seinen Dank:• Reinhard Messlinger nicht nur für seinen Artikel, sondern auch für seine ge-

meinsam mit dem Festschriftkoordinator durchgeführte kritische Durchsicht aller Artikel

• Peter Baumer• Günter Bergmann und Carsten Bolz • Hans Eichler für die Auswertung der Sektionshefte und Erstellen einer Chro-

nik für das Vereinsarchiv• Bernd Hallex• Marion Jourdan und Ralf Rehberger• Doris und Bernhard Kendel• Ulrike Meboldt-Brenneis• Gottfried Müller-Frey und Alexander Birnbaum • Heike Roth für die technische Umsetzung der Festschrift• Hans-Dieter Werner• Rudolf Würth und Andrea Albold• Edith Zimmerer• Ilsedore Beißwenger und Dorothee Köhler haben bei der kritischen Durch-

sicht mitgewirkt.

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Gründungsmitglieder und 1. Vorsitzende der SektionZusammengestellt von Hans Eichler

Gründungsmitglieder der Sektion im Jahre 1888:

Dr. Karl Theodor Benckiser, Fabrikant, Mannheim

Julius Hermann, Buchhändler, Mannheim

August Herrschel sen., Mannheim

Dr. Karl Hummel, Landgerichtsdirektor, Mannheim

Prof. Dr. Paul Julius, Kommerzienrat, Ludwigshafen

Dr. Friedrich König, Rechtsanwalt, Mannheim

Dr. Friedrich Müller, Chemiker, Ludwigshafen

Dr. Isidor Rosenfeld, Rechtsanwalt, Mannheim

Albert Rümelin, Oberingenieur, Heidelberg

Leo Stinnes, Kommerzienrat, Mannheim

>> Die im Jahr 1928 noch lebenden Gründungs-mitglieder der Sektion

Dr. Theodor Benckiser

Dr. Karl Hummel

Friedrich König

Leo Stinnes

Albert Rümelin

Dr. Isidor Rosenfeld

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1888 – 1905 August Herrschel sen.

1905 – 1913 Dr. Friedrich Müller

1913 – 1929 Dr. Robert Seubert

1929 – 1934 Dr. Georg Henning

1934 - 1945 Dr. Friedrich Vogel

1946 - 1953 Prof. Dr. Robert Seubert

1953 - 1967 Bruno Mraczek

1967 - 1979 Dr. Gerhard Müller

1979 - 1984 Hasso M. Ganter

1984 - 1989 Josef Hiltscher

1989 - 1991Klaus Nuthmann

1991 - 1997 Karl-Heinz Eberle

1997 - 1999 Hansjörg Meboldt †

1999 - 2000 Roland Jöckel

2000 - 2006 Prof. Dr. Ulrich Schlieper

ab 2006 Heinz Biegel

Die 1. Vorsitzenden der Sektion (1888 - 1920 Sektion Pfalzgau, ab 1920 Sektion Mannheim)

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Theodor Bumiller – Der Mannheimer Erstbesteiger der Piz-Palü-NordwandMarion Jourdan, Ralf Rehberger

Im Osten der Schweiz, im Oberengadin gelegen, präsentiert sich der Piz Palü als einer der schönsten Berge des Bernina-Massivs. Dominiert wird seine Nordwand von einem mächtigen Zentralpfeiler, dessen erste Begehung am 1. September 1887 dem damals 23-jährigen Theodor Bumiller (1864 - 1912) mit den Pontresiner Bergführern Martin Schocher, Johann Gross sowie Christian Schnitzler gelang. Bei dem unter Alpinisten als „Bumillerpfeiler“ bekannten Anstieg handelt es sich um eine schwierige Route, die bis heute eines der begehrten Ziele engagierter Alpi-nisten ist. Zur Zeit der Erstbegehung zählte sie zweifelsohne zu den schwierigsten ihrer Art im gesamten Alpenraum.

Theodor Bumiller wird in zeitgenössischen Berichten und posthum als Lichtgestalt dargestellt, die auszog, die Welt zu erobern, sei es in den Bergen oder im kolonialen Ost-Afrika. „Mannheimer Lohengrin“ wurde er genannt und zahlreiche Anekdo-ten und Legenden sind überliefert, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in der Mannheimer und Heidelberger Bevölkerung tradiert wurden. Bumiller scheint eine der schillerndsten Persönlichkeiten Mannheims an der Wende zum 20. Jahr-hundert gewesen zu sein, obwohl er doch viele Jahre fern seiner Heimatstadt ver-brachte.

Aus Anlass des Jubiläums der Mannheimer Sektion des Deutschen Alpenvereins soll dieses besondere Kapitel der Alpingeschichte mehr als 125 Jahre später näher beleuchtet werden. Im Jahr 2012 jährte sich zudem der 100. Todestag von Theo-dor Bumiller, dessen Erbe für die Mannheimer Bürger mittels einer umfangrei-chen Ostafrika-Sammlung an den Reiss-Engelhorn-Museen (rem) bzw. des Bumil-ler-Hauses im Quadrat D7, 5 auch heute noch greifbar ist. Die Fotografie zeigt die erfolgreiche Seilschaft nach der Besteigung im Spät - sommer 1887. Es handelt sich dabei um eine Studioaufnahme von dem Bergfüh-rer und bedeutenden Foto-Pionier Alexander Flury (1825 - 1901) aus Pontresina. Theodor Bumiller, der Auftraggeber und Finanzier der Tour, wird als Bezwinger des Berges in Szene gesetzt, die beiden Bergführer flankieren ihn.

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Bevor die Geschichte der Erstbesteigung beschrieben wird, gilt es jedoch den Na-men des Erstbesteigers richtig zu stellen. Ausnahmslos alle Publikationen - Bü-cher, Artikel, Alpenvereins-Führer bis hin zu Wikipedia – nennen HANS Bumiller als Erstbegeher des zentralen Nordwand-pfeilers des Piz Palü. Und damit wurde dieses alpingeschichtlich so bedeutsame

Ereignis bis zum heutigen Tag nicht mit dem Mannheimer Theodor Bumiller in Verbindung gebracht. Der Irrtum in der Namensgebung resultierte sogar aus einer vermeintlichen Richtigstellung des Namens Bumillers durch das englische Alpine Journal im Jahr 1931 als Hans Bumiller. Wie es dazu kam bleibt ungewiss.

Die Tatsache, dass es sich wirklich um Theodor Bumiller handelt, ist nicht nur durch obige Fotografie aus seinem Nachlass belegt. Auch die kürzlich aufgefundene Meldung in der Heidelberger Zeitung vom 07.09.1887 berichtet von der Erstbe-steigung durch Bumiller. Wenige Jahre später erwähnen A. Lorria und E.-A. Martel in ihrem wunderbaren Buch „Le Massif de la Bernina“ (1894) die Erstbesteigung durch „Th. Bumiller“ in einer knappen Notiz. Und nicht zuletzt nannte der Berg-führer Martin Schocher den Mannheimer Dr. Bumiller in seinem Tourenbuch.Das zweite Rätsel, das die Besteigung aufgibt, ist die Tatsache, dass sie in keinem der großen Alpin-Journale in den Chroniken der Neutouren für die Jahre 1887 bis 1889 genannt wird. Abgesehen von dem kurzen Bericht in der Heidelberger Zei-tung und der Notiz im Werk von Lorria/Martel wird erstmals vierzig Jahre später in der Österreichischen Alpenzeitung ausführlicher davon berichtet. Der 1932 unter dem Pseudonym „Polytlas“ veröffentlichte Artikel trägt den Titel „Hans Bumiller 1864 - 1912, ein Kapitel alpiner Geschichte“.

>> Beschriftung der Bildrückseite: „Theo-dor Bumiller nach der 1. Besteigung des Piz Palu am 1. September. Nach ihm [ist] der Grat Bumiller-Grat benannt.“ Links im Bild Johann Gross, in der Mitte Theodor Bumil-ler und sitzend Martin Schocher. (rem)

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Wer war dieser junge Mannheimer, der 1887 einen so spektakulären Bergsommer in Pontresina verbrachte? 1864 im pfälzischen Landstuhl geboren, wächst Theodor Bumiller bis zu seinem siebten Lebensjahr in Reims auf. Seine Mutter siedelt 1871 mit ihren vier Kindern, Theodor hatte drei Schwestern, infolge der Kriegsereignisse nach Mannheim um. 1880 erwirbt sie das klassizistische Wohngebäude des Wein-händlers Carl Schott in D7, 5, fortan bekannt als Bumiller-Haus und führt einen großbürgerlichen Haushalt in der wohlhabenden Mannheimer Oberstadt. Bumil-ler gelingt es, sich 1882 ohne Gymnasialabschluss an der Heidelberger Universität in Jura zu immatrikulieren. Eine Phase voller Sturm und Drang folgt, dieser Ein-druck drängt sich aus biographischen Notizen, Universitätsdokumenten oder über-lieferten Anekdoten auf. Als Mitglied der Studentenverbindung Corps Suevia hatte er den Ruf als größter Fechter, der jemals in Heidelberg auf der Hirschgasse stand. Bumiller wird außerdem mit fünfundzwanzig Pistolen-Duellen in Verbindung ge-bracht, die ihm mehrmals die „Ehrenstrafe“ einer Festungshaft einbrachten. Man mag darüber spekulieren, wie intensiv er seine Studien verfolgte, aber sicher fand er großen Gefallen daran sich in gesellschaftlichen Kreisen durch exaltierte Aktio-nen in Szene zu setzen - dies mit Originalität, Nonkonformismus und Unerschro-ckenheit, auch gegenüber der Staatsgewalt. Ein reicher Anekdoten-Schatz ist zu Bumiller überliefert, der seine Chuzpe illustriert. Und so hat Dietrich Bahls ihm in einem Aufsatz vor einigen Jahren ganz treffend das Lebensmotto „Frechheit siegt“ zugeschrieben.Die Mannheimer Buben riefen ihn wegen der stattlichen Erscheinung Lohengrin, wenn er in seiner Parade-Uniform eines Garde-Kürassiers in den Straßen unter-wegs war. Die Überhöhung Bumillers zu einer fast sagenhaften Gestalt lässt sich somit auch den Attributen entnehmen, die seinem Äußeren zugeschrieben wurden. Als schön wie ein griechischer Gott wurde er beschrieben. Und selbst noch das anhaltende Rätselraten um seinen Vornamen in der Alpin-Literatur korrespondiert dem Lohengrin-Mythos. Nach Abschluss seines Studiums und bevor er im Herbst 1887 zum Militär ging, verbrachte er einen Bergsommer in Pontresina. Es gibt keinerlei Angaben darü-ber, wie lange er dort war. Belegt ist zumindest der Zeitraum von Anfang August bis Anfang September 1887. Denn für den 8. August 1887 ist im Tourenbuch des Pontresiner Bergführers Martin Schocher vermerkt: „Marinellihütte, Monte di Scerscen (Abstieg auf Scerscengletscher) mit Dr. Bumiller.“ In diesem Touren-buch, das im wunderbaren Museum Alpin in Pontresina ausgestellt ist, findet sich dann am 1. September 1887 folgender sparsamer Eintrag: „Sept. 1 Piz Palü über den mittleren Nordgrat vom Persgletscher aus (Bumillergrat) mit Dr. Bumiller aus

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Mannheim“. In der Regel sind die Einträge in Schochers Tourenbuch sehr dürftig, er hatte lediglich Datum und Tour eingetragen, nur in wenigen Fällen auch den Namen seines Gastes. Schocher hat aber in jenem Sommer 1887 viele gemeinsame Touren mit Bumiller unternommen, wohl nicht zuletzt um dessen Tauglichkeit für eine so schwierige Bergfahrt wie die Nordwand des Piz Palü zu prüfen.

>> Blick von der Diavolezza zu den drei Nordwandpfeilern des Piz Palü. (Ralf Reh-berger) Der 3905 Meter hohe Piz Palü – das „Silberschloß“ des „Festsaals der Alpen“, wie Walter Flaig es ausdrückte – thront mächtig über dem Persgletscher. Erstmals bestiegen wurde er 1863 über den noch heute üblichen Normalweg von Osten her. Fünfundneunzig Meter fehlen dem Palü zu den magischen 4000 Metern, aber auch wenn er vom Piz Bernina um knapp 150 Meter überragt wird, so ist es doch der Piz Palü mit seinen gewaltigen Hängegletschern und der Symmetrie der drei Nordwandpfeiler, der das Panorama dominiert. Auch 50 Jahre nach der ersten Be-gehung des Bumillerpfeilers hatte man noch keine zehn Wiederholungen gezählt.

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Und bis in unsere Tage stellt er eine anspruchsvolle Herausforderung dar, es ist eine jener Touren, die vielen als begehrtes Ziel des alpinistischen Werdegangs gilt. Der Pfeiler selbst ist vom Wandfuß auf ca. 3170 Meter rund 730 Meter hoch, die Route wartet je nach Verhältnissen mit einer Steilheit im Eis von maximal 75° - 90° auf, was nach heutiger Eiskletter-Bewertung dem vierten Grad entspricht. Die Felsschwierigkeiten werden mittlerweile allgemein mit dem Schwierigkeitsgrad V+ (UIAA) angegeben, auch wenn in den Alpenvereinsführern des DAV und SAC noch die alte Bewertung mit IV zu finden ist.Welche Zeugnisse sind von der Erstbegehung am 1. September 1887 überliefert? Über den Verlauf der Tour liegt lediglich die kurze Meldung aus der Heidelberger Zeitung vom 7. September 1887 vor, aus der wir unten zitieren. Sie beruht vermut-lich auf der unmittelbaren Schilderung Theodor Bumillers und entspricht eher ei-nem Stimmungsbild denn einer sachlichen Beschreibung der Tour. Schon gar nicht lässt sich daraus auf die gewählte Aufstiegsroute am Piz Palü schließen. Es heißt: „Der im Oberengadin als einer der kühnsten Bergsteiger bekannte junge Mann brach am 1. Sept., Morgens halb 2 Uhr mit drei Führern von der Bovalhütte, wo übernachtet wurde, auf, um den Weg über den Palügrat zu nehmen. Dieser Auf-stieg gehört zu den schwierigsten im ganzen Alpengebiet. Als man mit dem Fern-rohr den gefährlichen Weg recognosciert hatte, und nur die erste Wand als beson-ders schwierig zu besteigen dem bewaffneten Auge sich darstellte, kam der Plan von den muthigen Männern zur wirklichen Ausführung.“

>> Bovalhütte in den 1880er Jah-ren. Aus: Lorria 1894.

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Dass die Tour für die damalige Zeit mit unerhörter Schwierigkeit aufwartete, war den Begehern sehr wohl bewusst. Doch nicht nur die Schwierigkeit setzt ein hohes klettertechnisches Niveau voraus, auch die Nerven sind gefordert. Ist doch das erste Drittel der Tour objektiv sehr gefährlich, weil man sich bis zum Erreichen der Gratschneide permanent unter einem gewaltigen Hängegletscher bewegt, der als äußerst eisschlaggefährdet gilt. Bumiller erlebte den Felsteil als die größte Heraus-forderung, weil er innerhalb der Tour einen „point of no return“ bedeutete. Sehr eindrücklich erläutert er in der Heidelberger Zeitung: „Eine Stunde kletterte die waghalsige Gesellschaft mit wahrer Todesverachtung die fast senkrechte Wand hin-auf. Jetzt erst zeigten sich die weiteren Hindernisse in ihrer ganzen grausigen Groß-artigkeit. An ein Rückwärtsgehen war nicht mehr zu denken, hier drohte das siche-re Verderben.“

>> Abb. 4: Bumillerpfeiler am Piz Palü mit Routenein-zeichnung. Rot ist die heu-te übliche Route, gelb die vermutlich von Schocher und Gefährten gewählte. (Ralf Rehberger)

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All das ist umso beeindruckender, wenn man das Jahr der Erstbesteigung in Be-tracht zieht und die damaligen Mittel bedenkt. Zwar mögen Steigeisen schon zum Einsatz gekommen sein – diese waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt, jedoch nicht weit verbreitet - doch sollte man sich vor Augen halten, dass die Begehung ohne den Einsatz moderner Ausrüstung erfolgte! Außerdem darf man nicht außer Acht lassen, dass die Eispassagen zwar weniger Schwierigkeit bedeu-teten als der Fels. Jene Abschnitte im Eis waren aber sehr zeitaufwändig, weil der Führer in der Regel jeden Tritt schlagen musste – selbst wenn Steigeisen benutzt wurden, denn diese waren damals noch ohne Frontalzacken. Dass die Eispassagen von großer Schwierigkeit gewesen sein müssen, zeigt wiederum eine Schilderung von Bumiller: „Mit Todesverachtung wurde nun eine Felswand nach der anderen traversiert, bis nach achtstündiger, fast übermenschlicher Anstrengung ein über-hängender Gletscher Halt gebot. Aufregung und die ungeheure Anstrengung lie-ßen die Bedürfnisse des nüchtern gewordenen Magens nicht aufkommen. Doch ohne Stärkung schien das weitere Vordringen vergeblich. Der Proviantsack wurde aufgeknüpft, doch keiner von den Vieren vermochte einen Bissen zu genießen.“

Bei der Überwindung dieser steilen Eispassage tat sich offensichtlich Johann Gross hervor: „Nach kurzer Rast versuchte der Führer Grass (sic!) die senkrechte 4 Meter hohe Gletscherwand durch Traversieren zu erklimmen. Das Wagnis war gelungen, die übrigen drei wurden an Seilen hinaufgezogen (…)“. Der Sturz eines der Betei-ligten hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Seilschaftssturz bedeutet. Nach zwölf Stunden war die Bergfahrt über besagten Pfeiler gelungen. „Von der Diavo-lezza aus ertönten den kühnen Steigern Jubelrufe entgegen. (...) Die Männer, die dem Tod wiederholt ins Auge geschaut, umarmten sich vor Freude und brachen in hellen Jubel aus.“ Mit spürbarer Erleichterung vermerkt Bumiller in Schochers Tourenbuch: „Nur der Energie, Ausdauer, Kühnheit und dabei doch Besonnenheit dieser Führer habe ich den glücklichen Ausgang dieser Tour zu verdanken, welche Schwierigkeiten bot, die jeder Beschreibung spotten“. Hier, so scheint´s, war selbst der forsche Theodor Bumiller an seine Grenzen gekommen und demütig gewor-den. Aus Dankbarkeit und Verbundenheit mit seinen Führern spendete er der Füh-rerhilfskasse Pontresina den hohen Betrag von 1000 Franken. Diese Spende führte dazu, dass er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt wurde. Dass Bumiller den glücklichen Ausgang der Tour vor allem dem alpinistischen Können von Schocher und seinen Mannen zu verdanken hatte, zeigt die Bedeu-tung, die den lokalen Bergführern bei der Erschließung neuer Touren zukam. Theodor Bumiller ist zu achten wegen der physischen Leistung und dem aufge-

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brachten Mut, aber ohne die herausragenden Fähigkeiten eines Martin Schocher oder Johann Gross wäre er vermutlich nie am Gipfel angekommen. Auch wenn in der Heidelberger Zeitung von Bumiller als einem der „kühnsten Bergsteiger“ im Oberengadin gesprochen wird, ist das Ausmaß seiner alpinistischen Kenntnisse in Frage zu stellen. Das Alpine Journal zieht im Jahr 1931 sogar in Betracht, dass die Besteigung aus einer Wette resultierte, was angesichts des Bumillerschen Tempera-ments nicht unvorstellbar wäre. Die Besteigung der Piz-Palü-Nordwand blieb seine einzige alpinistische „Großtat“.Sein weiterer Lebensweg führte ihn zunächst zum Militärdienst nach Berlin und von dort mit Herrmann von Wissmann für einige Jahre in die deutsche Kolonie Ost-Afrika. Aber anders als gemeinhin kolportiert war er nicht an der Erstbestei-gung des Kilimanjaro beteiligt! Zeitlebens blieb er ein unruhiger Geist, nach Stati-onen in Kairo und Paris wurde Bumiller Kriegsberichterstatter im Balkankrieg, wo er am 26.11.1912 in Yasilköy, im heutigen Istanbul, der Cholera erlag.Trotz aller Abenteuer blieb Theodor Bumiller seinem Bergführer Martin Schocher offensichtlich auch nach ihrem gemeinsamen Bergsommer im Engadin freund-schaftlich verbunden: „Diese und noch viele andere gemeinsam durchgeführte Touren verbanden ‚Herr und Knecht’ zu einem kameradschaftlichen und freund-schaftlichen Zusammenschluss.“

(Für interessierte Leser: Ein ausführlicher wissenschaftlicher Aufsatz zum Thema wird von den Autoren in diesem Jahr in den Mannheimer Geschichtsblättern pub- liziert)

(Copyright Marion Jourdan, Ralf Rehberger 2013)

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Geschichte des organisierten Bergsteigens in der Sektion MannheimReinhard Messlinger

Berichte über das, was Mannheimer Alpinisten in der frühen Vergangenheit des Al-penvereins, als die Sektion noch nicht Sektion Mannheim hieß, vollbracht haben, sind nur spärlich vorhanden. Die früheste große alpine Tat eines Mannheimers, über die wir Kenntnis haben, ist verknüpft mit dem Namen „Bumiller“. Man ist noch im 19. Jahrhundert. Von einer „Sektion Mannheim“ kann man damals noch nicht sprechen , denn diese entstand aus der „Sektion Pfalzgau“ erst 1920 durch politische Umstände, was jedoch eher eine Formalität ist. Beim Namen „Bumiller“ sieht der Alpinist vor seinem geistigen Auge jenen imposanten Pfeiler am Piz Palü in der Berninagruppe, der diesen Namen trägt und das Schaustück der Diavolezza-Hütte ist. Seine Ersteigung in der Anfangs-zeit des Alpinismus war eine Pioniertat. Der Name kann in Zusammenhang gebracht werden mit einer in Mannheim bekannten und prominenten Person namens Theo-dor Bumiller, prominent deshalb, weil er eine mit sehr abenteuerlichem Lebenslauf gewesen ist. Er war der Schwiegersohn des Landmaschinenfabrikanten Heinrich Lanz, und seine ethnographische ostafrikanische Sammlung, in der deutschen Kolo-nialzeit zusammengetragen, ist heute im Besitz des REM. War er nun tatsächlich der Erstersteiger des Mittelpfeilers des Piz Palü am 1.9.1887 ? Die Recherche im „His-torischen Alpenarchiv“ des Deutschen Alpenvereins gibt jedoch als Erstersteiger des Mittelpfeilers einen „Hans Bumiller“ an, und somit nicht unseren Theodor Bumiller. Der Name „Bumiller“ ist im Zollern-Alb-Kreis relativ häufig. Es wäre also durchaus plausibel, dass ein „Hans Bumiller“ aus dieser alpennahen Gegend, und Alpennä-he ist im 19. Jahrhundert ein gewichtiges Argument, sich am Piz Palü betätigt hat. Die weitere, sehr intensive und umfangreiche, Recherche hat jedoch ergeben, dass Theodor Bumiller doch der Erstbesteiger des Mittelpfeilers gewesen ist und diese spannende Recherche ist einen besonderen Bericht in diesem Jubiläumsheft wert. Wir können also sagen, dass der historische Theodor Bumiller der Pionier der Mann-heimer Bergsteiger gewesen ist.

Für die folgenden Jahrzehnte ist dem Rezensenten dieser Historie, außer vereinzel-ten Tätigkeiten an nahen Felsen im Odenwald, nicht viel bekannt.

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Seit Beginn der 30er Jahre haben wir aber plötzlich überaus detaillierte Aufzeich-nungen über die Aktivitäten der Mannheimer Bergsteiger, und diese sogar im Wo-chentakt. Sie sind in mehreren Bände, Chroniken genannt, enthalten, die die Jahre von 1932 bis 1961 überdecken. Dass diese Bände, die die Vorkriegs- und Kriegs-jahre betreffen und die außerdem besonders ausführlich sind, noch existieren, ist ein Glücksfall. Dieser ist wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken, dass sie sich in den Händen des damaligen Leiters von Jungmannschaft und Bergsteigergruppe, Erwin Dosch, befanden und somit nicht beim Brand der Sektionsbücherei nach dem Bombenangriff in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1943 vernichtet wurden. Diese Bände, die uns deshalb noch zur Verfügung stehen, sind, im Überblick, die folgenden:

• Das „Fahrtenbuch der Jungmannschaft“, beginnend September 1932 und endend Ende 1939

• Das „Felsbuch der Jungmannschaft“, das beinhaltet, wer was an welchem Tag bestiegen hat, und von 1933 bis 1943 reicht.

• Der Band „Bergsteigergruppe Chronik Nr. 1“ von 1936 bis 1949 (der Band „Bergsteigergruppe Chronik Nr.2“ von 1950 bis Mitte 1954 ist nicht mehr vorhanden).

• Der Band „Bergsteigergruppe und Jungmannschaft Chronik Nr. 3“ von Mitte 1954 bis Mitte 1957

• Der Band „Bergsteigergruppe und Jungmannschaft Chronik Nr. 4“ vom September 1957 bis Juli 1961. Es soll auch noch eine Chronik Nr. 6 gegeben haben, die aber nicht mehr auffindbar ist.

• “Photosammlung Gottschlägtalhütte“ („Schmälzlehof“ im Nordschwarz-wald) aus den 30 er Jahren, außerdem eine Photosammlung über Wande-rungen der Sektion, zwei weitere über festliche Veranstaltungen. Diese Bände stammen aus den 30er Jahren und enthalten keine Angaben über Tourenziele und Personen. Die schwarz-weißen Photos sind alle von guter Qualität. Außer-dem liegt ein Couvert bei über die Korrespondenz über Hüttenprobleme zwi-schen Eggert/Vorarlberg und Orth/Mannheim aus den Jahren 1928 bis 1930. Diese Photosammlungen und die Korrespondenz gehören nicht zum Bericht über das bergsteigerische Geschehen, das Thema dieser Abhandlung ist.

Wir haben somit authentische Unterlagen über das bergsteigerische Geschehen in unserer Sektion über einige, relativ weit zurückliegende Jahrzehnte und sind somit

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nicht auf vages „Hörensagen“ über Vergangenes angewiesen. Aus ihnen geht der Beginn des organisierten Bergsteigens in unserer Sektion hervor und ist im ein-zelnen beschrieben. Es wird aus ihnen auch deutlich, welche Dramatik sich durch die Eskalation der politischen Lage ab den 30er Jahren für die Bergsteiger unse-rer Sektion entwickelt hat und in welchem Maße dies jeden einzelnen Bergsteiger betroffen hat. Die Berichte behandeln sicherlich die dramatischste Zeit, die die Sektion erlebt hat.

Soweit der Überblick. Der Rezensent hat im folgenden aus diesen einzelnen Bän-den solche Begebenheiten extrahiert, die uns in der Nachschau als besonders cha-rakteristisch für diese Zeit, also als Unterschied zu der heutigen, erscheinen.

Fahrtenbuch der Jungmannschaft (Juli 1933 – November 1939)Die Gründung einer Jungmannschaft wurde während eines Biwaks bei der Über-schreitung der Meije am 3./4.9.1932 vom Sektionsvorsitzenden Dr. Henning und dem renommierten Bergsteiger Fritz Schütt beschlossen. Fritz Schütt war wahr-scheinlich der bedeutendste Bergsteiger, der bisher Mitglied der Sektion war . Er hatte zwischen 1927 und 1932 sowohl im Fels wie auch im Eis 13 Erstbegehungen, sowie Wiederholungen zahlreicher sehr schwieriger Routen zu verzeichnen und unternahm infolge seines Bekanntheitsgrades Lichtbildervorträge im damaligen Reichsgebiet. Er hatte die Leitung der Jungmannschaft bis Ende 1938 inne und übernahm danach die Leitung der Bergsteigergruppe.Dem Fahrtenbuch ist ein Gedenken an drei Spitzenbergsteigern der Sektion voran-gestellt, die in den Jahren 1924, 1931 und 1932 den Bergtod gefunden haben und ihre für die damalige Zeit beeindruckenden Leistungen werden im Bericht aufge-zählt wie z.B. „Erstbegehung Sass Maor SW-Wand 1920, Fleischbank Ostwand, Matterhorn Zmuttgrat, Lyskamm, Meije – Überschreitung im Alleingang, Dent d´Herens-Finchterrasse“. Die neugegründete Jungmannschaft sah sich in deren Tradition. Im Bericht ist ab 1.7.1933 jede einzelne Fahrt der Jungmannschaft mit namentlicher Nennung der Teilnehmer ausführlich beschreiben und meist jeweils mit gut erhaltenen, auf die Bergfahrt bezogenen, Schwarz-Weiss-Photos versehen. Die stets sehr ausführlichen Beschreibungen sind bis Ende 1938 in der heutzutage nicht so gut lesbaren Sütterlinschrift gehalten. Die Touren fanden im Rhythmus von 2 - 4 Wochen statt, teilgenommen haben meist um die 4 bis 9 Personen, stark schwankend. Über abendliche Gruppentreffen wird nichts berichtet.Das „Hauptarbeitsgebiet“ waren die Battertfelsen bei Baden-Baden. Sie waren mit der Bahn relativ leicht zu erreichen. Im Bericht vom 6.5. 1937 wird beschrieben,

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wie dies im einzelnen erfolgte: Zug um 6 Uhr ab Mannheim, um 8.30 Uhr in Ba-den-Baden, eine halbe Stunde Anmarsch zum Battert. Es wurden dort von den besten Jungmannen schon damals Routen im 5. und 6. Schwierigkeitsgrad geklet-tert. Die Mannheimer konnten sogar am 29.7.1934 mit einer Erstbegehung auf-warten. In der Falkenwand wurde von Sepp Brohm und den Gebrüdern Rauscher ein „Mannheimer Weg“ erstbegangen, der nach dem Tod einer der Brüder in „Rau-scher-Riß“ umbenannt wurde und heute noch so heißt.

>> Das Bild zeigt die erste Tour der gerade gegründeten Jungmannschaft am 6.5.1934 am Einstieg des Bismarckgrates im Battert bei Baden-Baden.

Auffallend häufig waren auch von Anfang an die Besuche der Buntsandsteinfelsen in der Südpfalz, schon die zweite Tour der Jungmannschaft am 15.10.1933 ging ins Dahner Tal. Dies ist gar nicht selbstverständlich, denn der Zugang ohne Automo-bil ist sehr zeitraubend. Man fuhr zu den Felsen umständlich mit der Bahn oder die 70 bis 100 km dorthin mit dem Fahrrad. Geklettert wurden in der Regel die Nor-

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malwege der leichteren Felsen; die „zweite Erschließung“, also die der anspruchs-vollen Routen abseits der Normalwege, war dort in dieser Zeit gerade im Gange. Das „Normalwegklettern“ an den Südpfalzfelsen war also der Normalfall, und, um es im Vorgriff zu sagen, es blieb auch lange nach dem Kriege so. Dies ist nicht ver-wunderlich, da damals durch Unzulänglichkeiten der Kletterausrüstung das Klet-tern gerade an den Sandsteinfelsen sehr risikoreich war. Diese Mängel betrafen vor allem das Sohlenmaterial der Kletterschuhe, da im Sandstein aufgrund der abge-rundeten Felsstruktur oft „auf Reibung“ gegangen werden muss.

>> Ausrüstungsgegenstände aus dem Jahr 1941: Kletterschuhe mit ihren Sohlen und Hanfseil

Noch am 19.5.1949 schreibt Erwin Dosch: „...Gummisohle auf Kletterpatschen hat die Manchons endgültig verdrängt, nur ist ihr Kaufpreis noch zu hoch“. Diese hier genannte Gummisohle war aber keinesfalls schon gut genug für den Sandstein. Erst Mitte der 80er Jahre kam das heute gebräuchliche gute Sohlenmaterial auf den Markt. Außerdem hatten die großen Hakenabstände der Südpfalzfelsen bei einem Sturz eine große Fallhöhe zur Folge, denn Klemmkeile und Friends gab es noch

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nicht. Um einen Sturz des Voraussteigenden aufzuhalten, war als Sicherung die „Schultersicherung“ gebräuchlich. Noch bis in den 70er Jahre machte die Bergstei-gergruppe regelmäßig Sturzhalteversuche mit dieser Sicherung, mit dem stets glei-chen Ergebnis: Sie war nur in günstigen Umständen beim Sturz des Voraussteigen-den eine ausreichende Sicherung, eine ernüchternde Tatsache, die natürlich nicht nur das Sandsteinklettern betraf.

>> Sturzhalteversuche

Das obenstehende Bild zeigt Versuche zum Halten eines Vorsteigersturzes mittels Schultersicherung. Sie wurden im Mai des Jahres 1982 im Schriesheimer Stein-bruch durchgeführt. Ein mit Beton gefüllter Autoreifen, das Gewicht des Vorstei-genden simulierend, wurde mit einem Flaschenzug an einem Galgen auf die nächst höhere Steinbruchterrasse gezogen und danach ausgeklinkt. Die potentiellen „Nachsteiger“ konnten dann prüfen, ob sie den „Sturz“ abfangen konnten. Meist wurden sie aus dem Stand gerissen.Dies soll verdeutlichen, welchem großen Risiko unsere Jungmannen um Sepp Brohm sich aussetzten, wenn sie am 22.9.1934 am Asselstein bei Annweiler Rou-ten wie Rolf-Kamin, West- und Ostwand begingen, am 23.10.1938 dort sogar die Pfundstein-Route. Ein solches Wagnis lief nicht immer gut ab. Am 2.10.1949

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stürzte das Gruppenmitglied Oskar Bechthold als Alleingänger am Rolf-Kamin tödlich ab. Glimpflicher verlief ein Sturz bei einer Gruppenfahrt am Pfingsten 1938 an den Fladensteinen südlich von Dahn. Beim Versuch den schwierigen Stuhl-Felsen zu besteigen, stürzte der Voraussteigende Hermann Warnscheid ab. Im Bericht heißt es, telefonische Hilferufe waren ja noch nicht möglich, wie selbst-verständlich: „Auf einer schnell gezimmerten Tragbahre wurde er nach Bundental geschafft, wo wir ein Auto erwischen konnten, das ihn nach Dahn brachte“.

>> Hermann Warnscheid auf der selbstgezimmerten Tragbahre

Zweimal wurde sogar der entlegene elsässische Wasgau und die Grenzfelsen aufge-sucht. An die „Schwergewichte“ unter den Normalwegen, die des Ludwigshafener Turms und der Adelsnadel, traute man sich vor dem Krieg aber nicht heran. Die letzten Berichte über Touren im Wasgau enden 1939. Ein weiteres, oft aufgesuchtes, Klettergebiet war der nahe Hohenstein und der Bor-stein im Odenwald, die auch mit dem Fahrrad gut erreichbar waren.Es wurde nicht nur geklettert: Seit 1934 wird „Sonnwend“ mit Zelten und Klet-tern gefeiert. Im Spätjahr wurden Wanderungen und eine „Fahrt ins Blaue“ mit dem Fahrrad veranstaltet.

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>> Jungmannschaft am Kalmithaus/Pfälzerwald am 27.11.1938

Auffallend häufig im Vergleich zur Nachkriegszeit wurden Skitouren unternom-men, bis zu dreimal im Jahr. Dies hing wohl damit zusammen, dass in dieser Zeit im Winter im Odenwald fast immer mit ausreichend Schnee zu rechnen war und dies war erst recht so im Nordschwarzwald. Über Weihnachten wurden stets Ski-touren durchgeführt. Oft wurden Touren auch bei Schlechtwetter unternommen, das damals anschei-nend häufiger auftrat als heute. Detailliert geschilderte Höhepunkte waren Fahrten in die Alpen. Es waren aber wenige, so 1934 ins Bergell, 1938 in die Berner Alpen und 1939 zum Dachstein. Die Besteigung von Finsteraarhorn und Gross-Grün-horn im Jahre 1938 durch 4 Jungmannen galt als absoluter Glanzpunkt. So groß der Elan der Jungmannen auch war, so klein waren offenbar ihre finan-ziellen Resourcen. In den Berichten finden wir oft Formulierungen wie „mit dem billigen Bundenthaler“, „gut und billig in der Hütte“, „im Stroh einer Scheune

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übernachtet“, der mit dem Fahrrad erreichbare Odenwälder Hohenstein wird ein-mal als „altbewährter Kletterfels für geldkranke Felsfreunde“ bezeichnet.Am 1.1.1939 gibt Fritz Schütt die Leitung der Jungmannschaft ab und übernimmt die Leitung der Bergsteigergruppe, sein Nachfolger wird Heiner Zapf. Bald sollte der beginnende Krieg auch die Jungmannen erreichen. Die Wande-rung im Regen am 19.11.1939 auf den Weissen Stein wird als „erste Kriegsfahrt“ bezeichnet. Das Vorsilbe „Krieg-“ ist das einzige Wort mit einem Anklang von Po-litik, das im Fahrtenbuch der Jungmannschaft zu finden ist und dies in einer Zeit mit immer bedrohlicherer politischer Entwicklung. Der Krieg sollte den meisten der aktiven Jungmannen das Leben kosten, darunter auch das von Heiner Zapf. Die Jungmannschaft fühlte sich als bergsteigerische „Speerspitze“ der Sektion. In diesem Sinne hatte Fritz Schütt für jedes Jahr eine Leistungs-Rangliste aufgestellt, worin Punkte vergeben wurden je nach Anzahl und Schwierigkeit der begangenen Touren. Sie beginnt 1933 und endet 1941. Außerdem wurde für besonders eifrige Jungmannen ein wohl symbolisch gemeinter „Silberner Eispickel“ verliehen. Es sind 20 Jungmannen im Fahrtenbuch genannt, mit Photo, Lebenslauf und Touren. Daraus ist übrigens auch deren sozialer Stand ersichtlich: Die meisten sind gelernte Handwerker, einige sind Angestellte und einer ist Student. Der soziale Status der Jungmannen entsprach wahrscheinlich dem der Gesamtbevölkerung in dieser Zeit.

Felsbuch der Jungmannschaft der Sektion Mannheim (Mai 1933 - April 1944)Es enthält eine Liste von 28 Jungmannen mit Geburtsdatum und Adressen und de-ren Bergfahrten, das wesentliche Thema ist jedoch die akribische Dokumentation der erfolgreichen Touren. Für jede Kletterregion, z.B. Battert oder Südpfalz, gibt es für jedes einzelne Massiv und jede einzelne Kletterroute an diesem Massiv die Dokumentation, wer an welchem Tag welche Tour begangen hat. Sie gibt einmal Auskunft über die Leistungsfähigkeit der Jungmannen. Außerdem wird daraus er-sichtlich, wie der Krieg die Aktivitäten der Jungmannschaft beeinflusst hat. In der Südpfalz enden die Eintragungen, mit Ausnahmen der aus der Annwei-ler Gegend, um 1941. Für den Battert, für den eigens ein Nachtrag geschrieben wurde, ist auffallend, dass 1942 und 1943, als die Zerstörung unserer Stadt durch Bombenangriffe schon weit fortgeschritten war, die Kletteraktivität am Battert sich kaum abgeschwächt hat. Im Jahr 1944 kommt aber der Kollaps. Es finden in die-sem Jahr dort nur zwei Besuche statt, und zwar durch Dr. Walter Stürmer, dem Leiter der Bergsteigergruppe und Jungmannschaft nach 1961, und durch Willi Grau. Letzterer fiel wenige Monate später als Soldat im Krieg.

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Bergsteigergruppe Chronik Nr. 1 (Juni 1936 – Januar 1950)Die Bergsteigergruppe wurde am 25.5.1936 auf Veranlassung der Sektionsleitung gegründet. Sie sollte die Jungmannen aufnehmen, die die Altersgrenze von 24 Jah-ren überschritten hatten. Gründungsmitglied war Bruno Mraczek, der Sektions-vorsitzernde in den 60er Jahren und übrigens Mitbürge des Verfassers bei seinem Sektionseintritt im Jahre 1962. Die Leitung hatte zunächst Otto Zimmermann, ab 1939 Fritz Schütt.Das Heft ist durchweg gut lesbar, in manueller lateinischer Druckschrift geschrie-ben. Für jede Kletterfahrt sind die Teilnehmer namentlich aufgeführt, immer ist mindestens ein illustrierendes guterhaltenes Photo beigefügt. Die durchgeführten Touren sind im Gegensatz zur Dokumentation bei der Jungmannschaft meistens nicht im einzelnen beschrieben. Das Tourenprogramm beginnt mit dem 7.6.1936 mit einer Fahrt von 6 Teilnehmern ins Dahner Felsenland. Die Anzahl der Pro-grammtouren ist mit drei pro Jahr bis 1937 eher gering, die Ziele waren Battert und Südpfalz, die Teilnehmerzahl war zwischen 3 und 11.

>> Die Bergsteigergruppe bei ihrer zweiten Fahrt nach Gründung an den Battert am 19.7.1936 in zeitgenössischem „Outfit“

Für 1938 sind allerdings vier Fahrten zum Battert vermerkt. In der ersten Jahres-hälfte 1939 sind zwei Battertfahrten erwähnt, dann kam der Schock des Kriegs-ausbruchs. Die Tätigkeit der Bergsteigergruppe wurde zunächst eingestellt. Sie wurde aber im April 1940 wieder aufgenommen, da doch noch genügend aktive

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Mitglieder zur Verfügung standen. Alle folgenden Unternehmungen sind in den Berichten mit der Vorsilbe „Kriegs-“ versehen. Für 1940 waren immer noch 4 bis zu 11 Teilnehmer dabei. Die Kriegsereignisse zeigten aber ab diesem Jahr immer mehr unheilvolle Auswirkungen. So wird über den abendlichen Filmabend über den Battert am 17.12. 1940, dem ersten in der langen Reihe von Lichtbildervorträ-gen, u.a. berichtet: „Durch den 8-stündigen Flieger-Großangriff der Engländer, der in der Nacht vom 16./17. Dezember jedem Mannheimer in grausamer Erinnerung bleiben wird, hatte unsere erste Veranstaltung nur einen schwachen Besuch. Wäh-rend der Battertfilm gezeigt wurde, tönte erneut Fliegeralarm. Da kein geeigneter Schutzraum im Hause vorhanden war, flüchteten wir eiligst auseinander. Zoppi und Schütt fanden im Luftschutzkeller unseres Bergkameraden Dr. Henning Zu-flucht, so fand unser 1. Filmabend beim Austausch von Bergerlebnissen seinen „kriegsromantischen“ Abschluss; folgende 8 „Unentwegte“ waren anwesend: ...“. So waren die Umstände dieses Gruppenabends. Für 1941 und die Folgejahren wird oft über Lichtbilderabende berichtet, mit sogar 20 bis über 30 Anwesenden! Am 20.7.41 wurde, nach vier Jahren wieder, der Wasgau aufgesucht, mit immerhin 14 Teilnehmern. Auch beim Batterttag am 21.9.1941 waren 15 Teilnehmer anwesend, und trotzdem schreibt der Chronist dazu: „Durch den nächtlichen Fliegeralarm wurde eine Rekord-Beteiligung verhindert“. Im letzten Vortragsabend des Jahres 1941 musste erstmals berichtet werden, dass ein Jungmanne im Osten als 26jäh-riger gefallen ist. Für 1942 war wieder die Mischung aus Vortragsabenden mit Lichtbildern und Kletterfahrten, stets mit relativ zahlreichem Besuch, charakteris-tisch. So war man bei Regenwetter am Hohenstein mit 13 Teilnehmern und am 17.5.1942 ging es zum Battert mit 16 Teilnehmern , am 12.7.1942 zum Battert sogar mit 17 Teilnehmern, wieder am Battert am 13.9. mit 18 Teilnehmern, zum Hohenstein am 11.10. 42 mit 13 Teilnehmern. Bei der letzten abendlichen Zu-sammenkunft am 23.11. 1942 musste aber wieder einem gefallenen Jungmannen gedacht werden. Es muss erstaunen, dass trotz der bedrohlichen Umstände sich an den Veranstaltun-gen in den Kriegsjahren mehr Bergsteiger beteiligt haben als in den Friedensjahren zuvor. Eine Erklärung ist vielleicht die, dass die Bergsteigergruppe so etwas wie eine Nische von heiler Welt war in einem immer mehr existenzbedrohenden Umfeld. Von dieser heimeligen Nische blieb aber dann im folgenden Jahr 1943 nicht mehr viel übrig. Es wird nur noch über eine Pfingstfahrt zum Battert und einen Vortrag-sabend berichtet. Der bisherige Leiter Fritz Schütt, zum Militärdienst eingezogen, trat zurück. Ihm folgte Erwin Dosch, der als „unabkömmlich“ eingestuft war und deshalb in Mannheim präsent blieb. Er ist von nun an sowohl Leiter der Bergstei-

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gergruppe wie auch der Jungmannschaft. Erwin Doschs Bericht „Ausklang 1943“ schlägt schon resignierende Töne an. Er schreibt: „Die Zahl und das Ausmaß der Terror-Luftangriffe der Anglo-Amerikaner hat unsere Stadt in der Zwischenzeit größtenteils zerstört (86% aller Gebäude einschl. Vororte sind unbrauchbar). Die meisten unserer Bergkameraden sind schwer geschädigt, ja viele haben sogar ihre ganzen Habe verloren ...“ und weiter „Die herrliche Bibliothek unserer Sektion wurde in der Nacht vom 5./6. Sept. 1943 ein Raub der Flammen. Das hinter uns liegende Jahr 1943 dürfte in der Geschichte unserer Stadt als eine der größten Schreckenszeiten gelten.“ Für 1944 ist nur noch ein Farblichtbilder-Vortragsabend am 19.6.1944 mit 18 Anwesenden vermerkt. Für das Jahr 1945 gibt es keine Be-richte mehr. Von der amerikanischen Besatzungsmacht wurde in diesem Jahr der Alpenverein und die Sektion Mannheim aufgelöst.

Das Jahr 1945 war nicht nur organisatorisch eine gravierende Zäsur. Von den ak-tiven Jungmannen der Sektion kehrten die meisten nicht aus dem Krieg zurück. Erwin Dosch zählte später aus diesem Kreis 13 Tote und Vermisste.

Erwin Dosch berichtet „im September 1946, dem ersten „Vollfriedensjahr“ von der Neugründung am 30.8.1946 mit dem neuen Sektionsvorsitzenden Prof. Dr. Seubert, der dieses Amt schon bis 1929 inne hatte. Da in dieser Zeit die Grenze einer Besatzungszone praktisch der einer Landes-grenze glich, kam als Betätigungsfeld für das Klettern nur der mit dem Fahrrad er-reichbare Hohenstein im Odenwald, „Kleineldorado“ genannt, in Frage. Dorthin, unmittelbar nach der Neugründung, gingen die ersten Kletterfahrten, am 15.9. 1946 mit immerhin 16 Teilnehmern, am 13./14.10. mit 10 und 2./3.11. mit 6 Teilnehmern. Man hat den Eindruck, die überlebenden Bergsteiger wollten in die-ser Zeit der Not auch etwas anderes als Trümmerlandschaften sehen und Nah-rungsmittel beschaffen. Die Tradition der Vortragsabende mit Lichtbildern wurde wieder aufgenommen, immerhin 25 Personen waren am 3.12.1946 anwesend. Die „Hauptaktionsgebiete“ Battert und Südpfalz lagen von nun an in der fran-zösischen Besatzungszone. Es gelang trotzdem 4 Personen, über den Jahreswech-sel 1946/1947 von der Besatzungsbehörde ein „Laissez passer“ für den südlichen Schwarzwald für eine Skifahrt zu erhalten. Das Jahr 1947 brachte schon ein volles Programm und begann mit Vortragsabenden mit Lichtbildern am 21.1., 4.2., 1.4., 6.5., 20.11. und 4.12. mit jeweils um die 18-25 Anwesenden. Man zeigte sehn-suchtsvoll Bilder von Regionen, in die man nicht reisen konnte, wozu vor allem die österreichischen Alpen gehörten. Erwin Dosch schreibt: „… umsomehr, als auch

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diese schönen Bergziele durch die politischen Verhältnisse leider voraussichtlich noch für einige Zeit verschlossen sein werden.“ Nach Ablehnung des Passierschei-nes für den Battert gingen an Ostern 5.-7.4.1947 neun Teilnehmer nach Reichen-bach zum Klettern und Zelten am Hohenstein, trotz Kälte um den Gefrierpunkt und Dauerregen. Der Berichterstatter beklagt, „der verflossene harte, kalte Winter, der durch die schlechte Ernährungs- und Brennstofflage zusammen mit den oft menschenunwürdigen Wohnverhältnissen für viele Menschen die Grenze des er-träglichen brachte, war an Ostern noch nicht gebrochen.“ Am 4.5.1947 gelangten vier Teilnehmern „mit Einlasskarten zu einem Radrennen über die Rheinbrücke“ zu einer Kletterfahrt zum pfälzischen Asselstein, wo Josef Brohm, der den Welt-krieg überlebt hatte, wieder den Rolf-Kamin bestieg. Durch den angeblichen Be-such des Haßlocher Pferderennens kam wieder eine Pfalzfahrt zustande. Sie ging nach Wernersberg. Die 9 Teilnehmer mussten wegen der Zugverbindung schon um 14 Uhr zurückfahren. An Pfingsten, am 13./15.6. und am 4.-6.7.1947 gab es endlich für 11 bzw. 10 Kletterer die ersten „laissez-passer“ für den Battert, gezeltet wurde am Battert, was damals erlaubt war. „Star“ der Kletterer war in den 40er und 50er Jahren, neben dem bodenständigen Sepp Brohm, der einer Mannheimer Künstlerfamilie entsprossene Martin Schließ-ler, vielseitig interessiert und ausgezeichneter Kletterer, der mit Erstbegehungen im Wettersteingebiet aufwarten konnte. Nach Erwin Dosch „... dürfte (er) ... der-zeit einer der besten deutschen Kletterer sein“. Dem Rezensenten dieses Berichts sind von ihm fünf Erstbegehungen im Battert bekannt, wovon eine „Schließler-verschneidung“ heißt. Später war er Filmemacher und wanderte 1979 nach Kana-da aus, wo er 2008 starb. Oft gab es nach seinem Wegzug Dokumentarfilme aus seiner neuen Heimat im Fernsehen zu sehen. Insgesamt gab es 1947 vier Fahrten zum Hohenstein, mit Übernachtung im Zelt. Für 1947 wird eine Reihe von Ur-laubsbergfahrten aufgeführt mit dem Ziel bayrische Alpen. Österreich war noch unzugänglich. Am 20.12.1947 wurde erstmals eine Berggeistfeier veranstaltet. So-gar eine Skifahrt am Jahresende 1947 ins Feldberggebiet wurde unternommen. Es hat also im Jahre 1947 praktisch schon wieder ein fast vollständiges Programm der Jungmannschaft und Bergsteigergruppe mit zahlreichen Teilnehmern, wenn auch mit durch die Nachkriegszeit bedingten Hindernissen, gegeben.Im Rückblick kann man sagen, dass angesichts der Schwere von Krieg und der Not sowohl vor und als auch nach Kriegsende es beeindruckend ist, wie lange die Aktivitäten im Krieg durchgehalten wurden und wie rasch sie danach wieder in Gang kamen.

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Das Jahr 1948, das Jahr der Währungsreform, war veranstaltungsgemäß wieder geprägt durch die Zusammenkünfte, mit typischerweise 15 bis 20 Anwesenden. Am 5.2. besuchte ein Sergeant der US-Militärbehörde eine Zusammenkunft und gab eine Zuteilung von 2 Bezugsscheinen für Skistiefel. Auch in späterer Zeit sollten Angehörige der US-Army sich für uns interessieren und an Kletterfahrten der Bergsteigergruppe beteiligen, einmal auch ein Ehepaar für eine solche, eine ganze Woche dauernde, in die Fränkische Schweiz. Es kam 1948 auch zu fünf Battertfahrten, einmal mit 18 („...Die Kletterfreude ist trotz der schlechten Ernäh-rung sehr groß...“), ein andermal, es war ein Regentag, mit 5 Teilnehmern. Die Jugend-Battertfahrt im August wurde durch die „nicht gerade unerfreuliche Zutei-lung an Sonderverpflegung durch die Hooverspeisung“ gefördert. In den Berichten aus dieser Zeit kommt die Dominanz des Batterts als Ziel klar zum Ausdruck. Eine Pfalzfahrt gab es aber auch mit 9 Teilnehmern, wobei die Besteigung des sehr schwierigen Ludwigshafener Turms stolz vermerkt wurde. Der Berggeistabend am 18.12.1948 mit 28 Anwesenden beschloß das Jahr. Er sollte auf Dauer zum Pro-gramm gehören. Auch das folgende Jahr 1949 stand im Wechselspiel von Zusammenkünften mit Vorträgen, Battert- und Südpfalzfahrten. Überschattet wurde das Jahr durch den ersten schweren Unfall seit Bestehen der Bergsteigergruppe, nämlich den bereits erwähnten tödlichen Absturz des extrem kletternden Alleingehers Oskar Bechthold im Rolf-Kamin des Asselsteins. Beklagt wurde die nach wie vor bestehende Ausrei-sesperre in außerdeutsche Alpengebiete. Die Chronik Nr. 1 der Bergsteigergruppe und Jungmannschaft endet im Januar 1950.

Da die Chronik Nr. 2 der Bergsteigergruppe und Jungmannschaft nicht mehr vorhanden ist, haben wir keine Nachrichten über die Ereignisse von Anfang 1950 bis Mitte 1954. Wir erfahren nachträglich nur, dass das Mitglied Günther Rhein 1952 am Matterhorn tödlich abgestürzt ist.

Bergsteigergruppe und Jungmannschaft Chronik Nr. 3 (Mai 1954 – Juli 1957)Die darauf folgende Chronik Nr. 3 ist nicht mehr in der Sorgfalt der Chronik Nr. 1 ausgeführt. Die Beschreibungen sind in eher flüchtiger Schreibschrift gehalten. Die Teilnehmer sind nach wie vor namentlich aufgeführt. Es gibt aber kaum noch per-sönliche und auf die Kletterfahrt bezogene Photos. Das Programm und die Teil-nehmerzahlen sind in etwa so wie in den Jahren zuvor: Zusammenkünfte mit Vor-trägen, Kletterfahrten zu Battert, Südpfalz mit steigender Tendenz, Sonnwendfeier, Hohenstein, Skitouren, Wanderungen und natürlich der Berggeistabend. Das Jahr

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1954 war auch ein Schlechtwetterjahr. Es ist nicht sehr instruktiv, die Aktivitäten im einzelnen zu schildern. Viele Urlaubsbergfahrten gingen in den nun zugäng-lichen Alpenraum, eine sogar in die Pyrenäen. Einer der Mitglieder, Hans Gött, machte Besteigungen im kleinasiatischen Taurusgebirge. Am 16.11.1955 verun-glückte das Mitglied Hans Rauscher („Rauscherriß“ am Battert von 1935) mit dem Motorrad tödlich. Es tauchen immer mehr neue Namen auf, Schließler und Brohm sind nicht mehr aktiv. 1956 wird die „Amtszeit“ von Erwin Dosch als Leiter von Bergsteigergruppe und Jungmannschaft verlängert.

Bergsteigergruppe und Jungmannschaft Chronik Nr. 4 (Oktober 1957 - Juli 1961)Sie reicht bis Mitte 1961. Das Programm ist etwa wie früher auch, die Touren und Zusammenkünfte werden aber in der Beschreibung nur noch oberflächlich angeris-sen. Nach wie vor ist eine Teilnehmerliste angegeben. Ein erheblicher Teil der ge-nannten ist dem Rezensenten bereits persönlich bekannt, nicht wenige leben noch heute. Mit großer Trauer empfunden wurde der Tod eines der besten Bergsteiger der Gruppe in dieser Zeit, Hans Michel, in der Marmolada-Südwand am 28./29.8.1957. Vom Sektionsvorstand Bruno Mraczek wurde am 20.10.1959 die Jugendgruppe ins Leben gerufen, Leiter war Helmut Fehse, die Oberleitung hatte Erwin Dosch. Bereits 1931 war eine Jugendgruppe gegründet worden, über deren Tätigkeiten in den Chroniken praktisch nichts berichtet wird.Ab Oktober 1960 werden die Eintragungen der Touren und Zusammenkünfte plötz-lich wieder detailliert aufgenommen, auch Photos der Veranstaltungen erscheinen wieder. Ende Januar 1961 kommt es zu einer Skifahrt in den Odenwald mit dem Kommentar: „Schnee im Odenwald ist etwas Seltenes geworden“. Die Sonnwendfei-er im Glastal bei Erfweiler wird von 38 Teilnehmern besucht, selbstverständlich mit „Feuerspringer“. Die letzte Eintragung ist eine Kletterfahrt zum Reinighof, an denen sich 22 Kletterer beteiligten. Damit schließt die Chronik Nr. 4.Es wurde vom Gruppenleiter Erwin Dosch noch eine Chronik Nr. 5 aufgelegt und von ihm bis Ende 1962 geführt. Sie ist nicht mehr auffindbar.

Erwin Dosch, inzwischen in den Odenwald umgezogen, übergab im Jahre 1962 sein Amt an Dr. Walter Stürmer. Aus beruflichen Gründen zieht dieser Anfang der 70er Jahre nach München um. Er wird dort später die Leitung der Sektion Bayern-land übernehmen. Im Klettergarten Thalkirchen stürzte er 1993 tödlich ab. Sein Nachfolger in Mannheim ist Richard Arnold, der dieses Amt im Jahre 1986 an den Rezensenten abgibt.

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Die Zeit ab 1960Ab Anfang der 60er Jahre gibt es keine offiziellen Tourenberichte mehr. Wir haben somit für die 60er und 70er Jahre nur lückenhafte Aufzeichnungen wie z.B. die Touren-Jahresprogramme. Der Rezensent hat dann ab Mitte der 80er Jahre detail-lierte persönliche Berichte über die Bergfahrten erstellt. Dramatische Ereignisse wie die in den 30er und 40er Jahren gab es in späteren Jahrzehnten nicht mehr. Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, zu versuchen, die Begebenheiten von Beginn der 60er Jahre an bis heute, immerhin die über ein halbes Jahrhundert, detailliert zu schildern.

In den folgenden, politisch undramatischen, Jahrzehnten, ereigneten sich, ausge-hend von Wirtschaft und Politik, dennoch einschneidende, sich global über einen längeren Zeitraum erstreckende Veränderungen. Sie sollen im folgenden deutlich gemacht werden und ihre Auswirkung auf den Bergsport allgemein und den unse-rer Sektion im besonderen aufgezeigt werden. Die wichtigsten davon sind die im folgenden genannten. Sie liefen zeitlich parallel, wenn auch versetzt, ab.

Auswirkungen der MotorisierungAb den 50er Jahren hatte sich in den westlichen Staaten die wirtschaftliche Lage wesentlich verbessert. Die beginnende Motorisierung ab Anfang der 60er Jahre er-möglichte einen raschen Zugang zu Gebieten, die durch öffentliche Verkehrsmittel nicht gut erreichbar waren. Die Anfahrt zu Bergfahrten erfolgte von nun an mit Hilfe des Autos. Bahn und Fahrrad hatten nur noch marginale Bedeutung. Dies hatte Folgen für das Tourenprogramm der Bergsteigergruppe und Jungmannschaft. Zum Schwerpunkt wurde ab diesen Jahren daher immer mehr die Sandsteinfelsen der Südpfalz. Der Battert wurde nur noch ein- bis zweimal pro Jahr besucht, der Hohenstein wurde der Felsen zum Anklettern. Da die Kletterausrüstung in diesen Jahren noch so war wie in den Jahrzehnten zuvor, wurden, angesichts der Risiken beim Sandsteinklettern, bei Kletterfahrten in diesem Gebiet zunächst vorwiegend Felsgruppen mit nicht allzu schwierigen Normalwegen aufgesucht. War z. B. der eine Fels am Morgen „bewältigt“, fuhr man mit dem Auto zur nächsten Gruppe mit relativ leichten Routen. Nur die besonders leistungsfähigen Kletterer waren trotz der mangelhaften Ausrüstung in der Lage oder bereit, das Risiko auf sich zu nehmen, auch schwierige Normalwege (wie z.B. die des Ludwigshafener Turm, des Honigfels oder der Adelsnadel) vorauszusteigen.

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Das Transportmittel Auto erlaubte es problemlos, die Verkehrsverhältnisse besser-ten sich ja auch, entfernter liegende Felsen aufzusuchen. Zum Tourenprogramm gehörten von nun an die Klettergebiete Nord- und Südvogesen, die Luxemburgi-sche Schweiz, das Donautal und immer mehr das größte von ihnen, der Fränkische Jura. Ein fast exotisches Ereignis fällt in das Jahr 1964. In diesem Jahr, also kurz nach dem Mauerbau von 1961, erfolgte eine Einladung in die Sächsische Schweiz, vermittelt durch uns persönlich bekannte dort ansässige Kletterer. Anlass war das 100jährige Jubiläum der Ersteigung des größten Felsen des Elbsandsteingebirges, des Falkensteins. Wir waren wahrscheinlich die letzte private westdeutsche Berg-sportgruppe, die vor der konsequenten und jahrzehntelangen Umsetzung der Ab-schottungsstrategie des Regimes die DDR besuchen durfte. Erst nach der politi-schen Wende, im Jahre 1990, wurden wieder Kontakte, und zwar mit Kletterern der Mannheimer Partnerstadt Riesa, aufgenommen und Besuche in der Sächsi-schen Schweiz, dem wohl beeindruckendsten der deutschen Klettergebiete, abge-stattet. Regelmäßig gingen von nun an Bergfahrten in den Alpenraum, oft in die Tannheimer Berge, auch ins Rhätikon und zum Dachstein. Später gehörten auch durchaus anspruchsvolle Eistouren in den Berner Alpen, im Wallis und der Berni-nagruppe zum Programm.

Das Bild zeigt ein eher illegales Talquartier, ein Heustadel im Zermatter Tal im Jahre 1966. Es gab 1966 noch keine Autobahnen in der Schweiz, sodass ein Auf-stieg zur Hütte am Anfahrtstag zeitlich meist nicht möglich war und von den Mit-gliedern der Bergsteigergruppe oft eine solche „billige“ Talübernachtung gewählt

>> Illegales Talquartier in einem Heustadel im Zer-matter Tal (Randa) im Jahre 1966

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wurde. Außerdem wusste man nicht, ob auf Schweizer Hütten für DAV-Mitglieder abends noch Übernachtungsplatz vorhanden war (kein Telefon auf der Hütte). Es gab noch kein Gegenrechtsabkommen mit dem Schweizer Alpenclub.

Was jedoch im Gegensatz zu den 30er und 40er Jahren nicht mehr zum offiziellen Tourenprogramm gehörte, waren Skitouren. Dies ist zumindestens teilweise dem Umstand geschuldet, dass durch die wohl schon damals einsetzende Klimaerwär-mung Skitouren in Odenwald und Nordschwarzwald langfristig nicht mehr plan-bar waren. Schriesheimer SteinbruchEine interessante Frage ist noch, welche Rolle damals unser heutiges Haupttätig-keitsgebiet, der nahegelegene Schriesheimer Steinbruch spielte, der praktisch jetzt die Funktion einnimmt, die in der Vor- und Nachkriegszeit der Battert hatte. Die Antwort ist: eine unwesentliche. Nach Ende der Steinbrucharbeiten war das Klet-tern dort offiziell nicht gestattet. Der Steinbruch wurde jedoch trotzdem immer wieder von Kletterern aufgesucht und es wurden sogar Touren eingerichtet. Das Gestein war aber an vielen Stellen brüchig. Die Haken waren geschlagene und oft nicht allzu zuverlässig. Als Erschließer betätigte sich vor allem das ehemalige Sektionsmitglied Rolf Habich. Von der Bergsteigergruppe wurde der Steinbruch manchmal für Sicherheitsübungen aufgesucht. Nach einem tödlichen Unfall im Jahre 1986, bei dem der Pächter von einem Anwalt angeklagt wurde, bestand der Pächter in einem Schreiben an den Münchner Hauptverein auf einem konsequen-ten Kletterverbot. Die Schriesheimer Gemeindeverwaltung wollte im Sinne der aufkommenden Naturschutzbewegung dort zunächst ein Naturreservat einrichten. Der Druck der AV-Sektionen der Region war allerdings groß, hier einen nahen, leicht zugänglichen Klettergarten einzurichten. Die jahrelangen Diskussionen führten zu der heute bestehenden Regelung, die Teile des Steinbruchs den Klette-rern und andere dem Naturschutz zuteilt.

Verbesserung der AusrüstungEine weitere, für alle Bergsteiger spürbare Entwicklung mit Konsequenzen für den Bergsport, war das global zunehmende Interesse am Alpinismus, wohl auch beflügelt durch die Erstbesteigungen der schwierigsten Westalpenrouten und der höchsten Himalayaberge in den 50er Jahren. Es entstand in der Folge ein Markt für alpinistische Produkte und dieser Markt war infolge der Konkurrenz der Her-steller Triebfeder für eine ständige Verbesserung der Ausrüstung. Etwa um das Jahr

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1960 gab es die ersten Kunststoffseile aus Polyamid, allerdings mit die Handha-bung erschwerenden Eigenschaften, wie Steifigkeit und Neigung zum Krangeln. Sie waren aber dennoch besser als die dicken Hanfseile, wie dasjenige, welches als Sektions-Leihseil dem Rezensenten bei seinem Eiskurs noch im Jahre 1964 ausge-händigt wurde. Bei diesem Kurs zeigte sich übrigens auch die Zerbrechlichkeit der damals allgemein verwendeten Erlenholz-Schäfte der Eispickel. Die Verbesserun-gen der Ausrüstung und Techniken ging stetig voran: Die Halbmastwurf-Siche-rung, die eigentlich schon früher bekannt, aber nicht eingeführt war, ermöglichte endlich das Halten von Vorsteigerstürzen. Der Abseilachter machte den Hautwun-den beim Abseilen ein Ende. Klemmkeile und später Friends reduzierten enorm das Verletzungsrisiko des Voraussteigenden beim Sturz. Klettern mit Helm wurde üblich. Das Aufkommen von Klettergurten verdrängte das Direkteinbinden in das Bergseil. Ein entscheidender Fortschritt war, dass eines der wichtigsten Utensilien eines Kletterers, die Kletterschuhe, verbessert wurden. Mitte der 80er Jahre kam ein Sohlenmaterial mit ausgezeichneten Reibungseigenschaften auf den Markt, welches vor allem beim Sandsteinklettern seine Vorzüge klar zur Wirkung brachte. Für das Klettern an den Wasgaufelsen brachte es das Ende des von uns vorher fast ausschließlich getätigten Normalweg-Kletterns. Die Programmtouren gingen von nun an auch zu Felsmassiven mit Routen im 5. und 6. Schwierigkeitsgrad. Für alpine Touren in Fels und Eis stand bald geeigneteres und vielfältigeres, und vor allem auch leichteres Material zur Verfügung.

Naturschutz und FelssperrungenEine dritte Entwicklung, die massiv den Klettersport beinflusste, resultierte aus dem steigenden Umweltbewußtsein. Der Naturschutzgedanke, schon immer The-ma im Zusammenhang mit der der Erschließung der Alpen und somit schon im-mer Anliegen der Bergsteiger, wurde offiziell zentrale Aufgabe des Alpenvereins. Er wirkte seit Mitte der siebziger Jahre, mal mehr, mal weniger intensiv, auf das Felsklettern in den heimischen Mittelgebirgen ein. In unserer Region betrafen die Konsequenzen zeitlich gesehen zuerst nur die Wasgaufelsen, wo die Wanderfalken durch Aushorstung verschwunden waren und wieder angesiedelt werden sollten. Der Rezensent erinnert sich an eine behördlicherseits initiierte Gesprächsrunde in Neustadt bereits im Jahre 1975, zu der er als Gast eingeladen war und die von leidenschaftlicher Diskussion geprägt war. Die Vogelschützer versuchten, bei mög-lichst vielen und möglichst große Felsen und für eine möglichst lange Zeit den Kletterbetrieb zu verbieten. Letztlich setzte sich aber dann das von der Vereinigung Pfälzer Kletterer vertretene Kompromiss durch, Felsen zeitlich befristet zu sperren

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und die Horste rund um die Uhr zu bewachen. Dieses Konzept zeigte alsbald seine Wirkung. Es entstand nach wenigen Jahren bereits eine Überpopulation an Wan-derfalken und von der Südpfalz aus verbreiteten sie sich über ganz Deutschland. Der Wanderfalke verschwand von der Roten Liste. Da die Schutzmaßnahmen so gut wirksam waren, marginalisierte sich die Vogelschutzdiskussion in dieser Region in einer Zeit, in der sie in anderen Gebieten erst begann. Als einziges Klettergebiet gibt es durch diese erfolgreichen Vereinbarungen in der Südpfalz keine großflächi-gen Kletterverbote. Stark einschränkend blieben lediglich die Bestimmungen im angrenzenden, weniger bedeutsamen, französischen Teil des Wasgaus.

Als in der Südpfalz allgemein akzeptierte Regelungen erstellt waren, wurden von den inzwischen in allen Bundesländern eingerichteten Umweltministerien der Kletterbetrieb in besonderem Maße in den Mittelgebirgen eingeschränkt. Für viele Mittelgebirgssektionen war die sehr schmerzlich, es kam sogar zu Demonstratio-nen. In Baden-Württemberg wurde eine „Positivliste“ von Felsen mit Kletterer-laubnis erstellt. Einige wenige Aktivisten von Naturschutzverbänden suchten, diese Liste über die politische Schiene auf ein Minimum einzuschränken und verlangten 1992 sogar ein ganzjähriges Kletterverbot für fast alle Felsen im Schwarzwald. Ihre Bemühungen gelangen zunächst weitgehend bei den von uns eher wenig besuchten Felsmassiven abseits des Batterts. Das Klettern am Battert selbst war prinzipiell aber nie ernsthaft in Gefahr. Dies hing vielleicht auch damit zusammen, dass die Stadt Baden-Baden gegenüber dem Klettern an „ihrem“ Battert wohlwollend eingestellt war. Damit war der Battert mit seiner Vielzahl verschiedenartiger und auch nicht allzu schwieriger Kletterrouten weiterhin offen. Die weitgehenden Sperrungen im Nordschwarzwald und die Gefahr für den Battert führten 1986 zur Gründung des Arbeitskreises Battert und Nordschwarzwald durch die nord- und mittelbadischen AV-Sektionen. Als Vertreter unserer Sektion gehört der Rezensent dem Arbeitskreis seit der Gründung an. Dem Arbeitskreis gelang es im Betreuungsgebiet, dass über-zogene Beschränkungen zurückgenommen wurden. Außerdem setzt er sich am Battert für die Sauberkeit und den Erhalt der Wanderwege im Felsgebiet ein. Zum 25. Jubiläum des Arbeitskreises im letzten Jahr wurde ihm deshalb von der Karls- ruher Naturschutzbehörde ein offizielles Lob ausgesprochen. Er überwacht nun die seit wenigen Jahren dort brütenden Wanderfalken und Kolkraben. Ein neues Thema am Battert sind die Slackline-Aktivitäten mit von Fels zu Fels gespannten Seilen, die schon zu verbogenen Abseilhaken geführt haben. Insgesamt gesehen kann unsere Sektion, was Felssperrungen betrifft, im Gegen-satz zu anderen Sektionen im Mittelgebirgsbereich, mit dem derzeitigen Zustand

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ganz gut leben: Der Battert und die meisten Südpfalzfelsen sind durchgehend frei zugänglich und in der Zeit, in der in anderen Gebieten Felsen gesperrt wurden, wurde sogar in unserer unmittelbaren Nähe der Schriesheimer Steinbruch geöffnet und als offizielles Klettergebiet erschlossen.

Gesellschaftliche VeränderungenDer bedeutsame Eingriff in das bergsteigerische Gruppenleben unserer Sektion war Ausfluss einer die westliche Welt erfassenden Bewegung. Sie war ein Konflikt, der in Deutschland besonders stark zum Ausdruck kam, und der verkürzend „68er-Bewe-gung“ genannt wird. Sie veränderte das organisatorische Gefüge des aktiven Bergs-ports unserer wie auch anderer Sektionen. Ab Ende der 60er Jahre wollten die bis 25 Jahre alten Jungmannen unserer Sektion plötzlich nicht mehr mit den (eigentlich gar nicht so sehr) „Alten“ der Bergsteigergruppe gemeinsame Touren unternehmen und strebten ein Eigenleben an. Irgendwelche Unstimmigkeiten hatte es im Vorfeld nicht gegeben. Diese „Abnabelung“ wurde durch den Umstand gefördert, dass die meisten Jungmannen inzwischen motorisiert und bei Kletterfahrten nicht mehr auf die Mitnahme durch die Älteren angewiesen waren.Die Nichtmehr-Integration der Jungmannschaft wirkte sich zunächst kaum auf die Bergsteigergruppe aus. Das Alter war noch relativ niedrig, der Leistungsstand noch lange hoch, es wurden auch anspruchsvolle Westalpentouren regelmäßig un-ternommen. Aufgefüllt wurde ihr Mitgliederbestand durch „Seiteneinsteiger“. Die Bergsteigergruppe bestand aus ortsansässigen aktiven Bergsteigern und somit war ihre Kontinuität zunächst gewährleistet. Sie war auch im Programm breit aufge-stellt, wie Orientierungswanderung, Herbstwanderung, Fahrten in nahe Mittelgebir-ge, Berggeist. Auch Nicht-Bergsteiger wie z.B. Familienmitglieder oder nicht mehr Kletternde konnten sich als Angehörige fühlen. Dadurch war immer eine gewisse Mindestanzahl an Mitgliedern zur Weiterexistenz vorhanden. Erst ab den neunziger Jahren zeigte sich allmählich die Auswirkung einer Überalterung und infolgedessen eine abnehmende Zahl an Aktiven, so dass schwierigere Unternehmungen nur noch von einzelnen durchgeführt werden konnten.Die nun de facto selbständigen Jungmannen waren durch Änderungen des Studien- oder Arbeitsortes, oder auch durch Änderung des Interesses ihrer Mitglieder einer starken Fluktuation ausgesetzt. Dadurch ergab sich bald das Problem der „kritischen Masse“. Von diesen Jungmannen der ersten Generation, die in den 70er Jahren die Trennung ausgelöst hatten, war daher bald niemand mehr in der Sektion aktiv. In der Folgezeit bildeten sich eine neue Jungmannschaft mit neuen Mitgliedern, zu-nächst mit ähnlicher Entwicklung. Ursprünglich vorhandene Ressentiments seitens

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der Jungmannen schwanden in der Folgezeit. Jedoch waren im Laufe der Zeit die Altersunterschiede, verschiedene Interessenlagen und ein „nicht- mehr sich kennen“ schon ausgeprägt und damit trennend, so dass ein Wieder-Zusammenschluss nicht mehr in Gange kam. Es gab allerdings wieder punktuell gemeinsame Unternehmun-gen. Dieser Vorgang verlief so über mehrere Jahre. Die Jungmannen, die die Al-tersgrenze überschritten hatten, blieben auch danach zusammen und machten ihre Bergfahrten. Ein Teil dieser Jungmannen setzte 1991 die offizielle Bestallung einer eigenen Gruppe, nämlich der Hochgebirgsgruppe, durch, die, wie der Name sagt, stark auf Hochtouren, auch Skihochtouren, akzentuiert war.

JugendgruppeAltersmäßig gesehen unterhalb der Jungmannschaft angesiedelt, also für Bergsteiger jünger als 18 Jahren, gab es, wie erwähnt, seit 1959 wieder eine Jugendgruppe. Sie litt jahrzehntelang an einer geringen Zahl von Mitgliedern und erreichte nie dauerhaft die oben zitierte „kritische Masse“. Die Sektion hatte um junge, aktive Bergsteiger heranzuziehen, während vieler Jahre viel Geld in die Unternehmungen der Jugend-gruppe investiert, ohne dass ein sichtbarer langfristiger Nutzen daraus für die Sektion erwachsen wäre. Doch gerade beim „Sorgenkind“ Jugend-Bergsport vollzog sich etwa ab Anfang der 2000er Jahre ein unvorhergesehener Wandel. In dieser Zeit entstanden, ausgelöst durch die generelle Zunahme der Anzahl an Kletterern, erstmals in mehreren Städten kommerzielle Kletterhallen mit künstlichen Kletterrouten, die ein Klettern in unmit-telbarer Nähe des Wohnortes während jeder Witterung und Jahreszeit ermöglichten. In unserer Region entstand die erste dieser Art im nahen Ludwigshafen. Das Klettern wurde dadurch Breitensport und somit auch für die Jugend viel attraktiver als dies früher der Fall war. Da sogar manche Schullleitungen nunmehr auch die Freizeit-tätigkeit ihrer Schüler zu kanalisieren gedachten und gerade die Individualsportart Klettern als pädagogisch sinnvoll ansahen, ergaben sich somit Chancen für die Ju-gendarbeit der Sektion. Engagierte Jugendleiter unserer Sektion nutzten diese Kon-takte und bildeten jugendliche Kletterer in großer Zahl aus. Die Folge war, dass das Klettern bei Jugendlichen unter dem Dach der Sektion frühzeitig organisiert werden konnte und durch andere Sportvereine diesbezüglich keine Konkurrenz entstand, was prinzipiell möglich gewesen wäre.

Organisatorische Neuausrichtung Nach dem Entstehen einer zahlenmäßig starken Jugendgruppe machte die Sektions-leitung klugerweise auch bei der Organisation der sonstigen bergsteigerischen Ak-

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tivitäten der Sektion im Jahre 2004 einen neuen Anfang. Anstelle der ehemaligen Bergsteigergruppe, die sowohl das Klettern im Nahbereich wie auch Hochtouren in den Alpen unter einem Dach organisiert hatte, entstanden die „Alpinistikgruppe“ und die „Sportklettergruppe“. Die „Alpinistikgruppe“ hat ihren Schwerpunkt bei alpinen Touren im Sommer und Winter und beim nicht extremen Felsklettern. Die „Sportklettergruppe“ fokussiert sich auf das Klettern in der Halle und in den Mittel-gebirgen. Man trug damit einer allgemeine Entwicklung des Alpinismus Rechnung, durch die das Klettern „ohne Alpen“ sich inzwischen sogar als Wettbewerbssportart etabliert hat und nicht mehr als Training für alpine Touren anzusehen ist, wie noch der ehemalige Leiter der Bergsteigergruppe, Erwin Dosch, wiederholt betonte. Alpi-nistik-und Klettergruppe konnten bald mit einem sehr reichhaltigen Programm auf-warten. Ausgebildete Mitglieder der Alpinistikgruppe, der Sportklettergruppe und auch nicht in den beiden Gruppen organisierte Bergsteiger bieten, im Vergleich zu früher, ein reichhaltiges Bergtourenprogramm für alle Sektionsmitglieder an. Somit ist das organisierte Bergsteigen in der Sektion heute wesentlich besser aufgestellt als in den vergangenen Jahrzehnten. Dieser insgesamt erfreuliche Zustand wird sich nicht von selbst erhalten. Die wich-tigste Vorrausetzung für die Attraktivität sind interessante Aktivitäten der bergstei-gerisch aktiven Gruppen. Sie sind der wesentliche Grund für den Eintritt junger Mitglieder in die Sektion. Nur dadurch kann die unerlässliche Nachhaltigkeit ge-währleistet werden. Nachhaltigkeit bedeutet, dass in den Gruppen stets für eine Ver-jüngung gesorgt werden muss, um die dauerhafte Überlebensfähigkeit zu erhalten. Übertritte von einer Gruppe zur andern, wie sie aufgrund geänderter Interessenlage oder außerdem auch z.B. aus gesundheitlichen oder konditionellen Gründen sich stets ergeben werden, müssen durch enge persönliche Kontakte möglich sein. Damit wird der Verselbstständugung von „Grüppchen“ entgegengewirkt, die sich aus der Tatsache ergibt, dass für Klettern und alpine Touren nicht die Organisation in einer Sektion benötigt wird. Ein besonderes Augenmerk ist angesichts der Erfahrungen vergangener Jahrzehnte auf den Jugendbereich zu richten. Dieser wird immer durch eine hohe Fluktuation gekennzeichnet sein. Es ist eine schwierige und verantwor-tungsvolle organisatorische Aufgabe von dem Jugendreferenten und seinen Jugend-leitern, immer wieder neue junge Interessenten für den Bergsport zu gewinnen. Die Erhaltung der Nachhaltigkeit der bergsteigerischen Organisation in der Sektion ist aufgrund der Wichtigkeit für die Attraktion der Sektion „Chefsache“ und muss Hauptaufgabe des Sektionsvorstandes sein.

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Die Sektion Mannheim des DAV und der NationalsozialismusGünter Bergmann, Carsten Bolz

Die Sektion des DAV Mannheims ist mit heute über 3.000 Mitgliedern einer der großen Vereine der Stadt. Vereine spielen eine wichtige Rolle im bürgerschaftlichen Leben. Sie gehören zu den sozialen und vernetzenden Strukturen einer Gesellschaft und stellen damit kleine notwendige Bausteine einer städtischen Kommune bzw. einer Demokratie dar.Unser Verein steht wie jeder andere mitten in der Gesellschaft, einer Gesellschaft, in der auch heute wieder und immer noch fremdenfeindliche und rassistische Ge-danken weiterleben.In einem geschichtsbewussten Kontext – nicht nur um der Historie willen, sondern auch zur Förderung einer notwendigen Erinnerungskultur – ist diese Recherche zum 125-jährigen Jubiläum der Sektion Mannheim des DAV, (früher DOeAV Deutscher und Österreichischer Alpenverein) entstanden.Wir Verfasser haben dabei versucht unabhängig von unserer eigenen klaren Hal-tung eigene Wertungen möglichst herauszuhalten. Dadurch soll allen Leserinnen und Lesern die Möglichkeit gegeben werden sich selbst ein Bild zu machen. Wenn ein Satz aus unserer Sicht nicht unkommentiert so zitiert werden konnte, dann haben wir unsere Anmerkung als solche kenntlich gemacht.

Als Erstes stellte sich für uns die Frage nach Quellen: Aus unserer Vereinsbiblio-thek konnten wir auf die Jubiläumshefte zum 50- und 100-jährigen Jubiläum des Vereins zugreifen. Außerdem recherchierten wir im Mannheimer Stadtarchiv nach Funktionsträgern des Vereins in der Zeit von 1933 - 1945. Das führte uns weiter zum Registergericht und ins Karlsruher Generallandesarchiv zum dort aufbewahr-ten Vereinsregister.Anfragen bei der Synagoge in Mannheim und dem Dokumentationszentrum Yad Vashem in Israel blieben ergebnislos. Über die Geschichte jüdischer Bergsteiger der Sektion Mannheim war nichts zu erfahren.Wir haben versucht über das Alpine Museum des DAV in München und seinem Archiv Material zu bekommen, da dort gerade eine Ausstellung mit dem Titel „Berg Heil!“ zu Ende gegangen ist.

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Darüber hinaus sind wir dann noch im Internet unterwegs gewesen, um durch Querverweise tatsächlich einige interessante Entdeckungen zu machen und so die spezielle Geschichte des Vereins in Mannheim zu dieser Zeit gewissermaßen „von außen“ etwas einzukreisen.Unser wichtigstes, aber vielleicht auch zu erwartendes Ergebnis:Obwohl bekannt ist, dass die Sektion Mannheim aus dem akademischen, damit auch dem jüdischen Bürgertum heraus gegründet wurde, gibt es keine Berichte über Seilschaften, Anekdoten von Klettertouren oder Unternehmungen, an denen jüdische Bergsportler und Naturbegeisterte teilgenommen haben. Gar nichts von ihrem Tun und Wirken, ihrem Engagement im Verein ist geblieben. Übrig ist ein Mahnmal in Form eines leeren Glaskubus am Paradeplatz!

Dieser Glaskubus steht in unmittelbarer Nähe der alten Sektions-Geschäftsstelle in P2, 12, die nach einem ersten Bombardement „am 24.09.1943 nochmals Opfer eines Großangriffs“ geworden ist. Die Sektion ist „mit der Behebung wirtschaftli-cher Schäden voll beschäftigt. Daher kann im Augenblick von der Möglichkeit einer Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes der Sektion kaum gesprochen werden.“ (Brief des damaligen Vorsitzenden Dr. Friedrich Vogel an den Verwaltungsausschuss des DOeAV, Innsbruck 1) Folgerichtig ist unsere Suche nach Originaldokumenten aus der Zeit von 1933 - 1945 auch desillusionierend.

Dr. Friedrich Vogel war Vorsitzender der Sektion ab 01.05.1934. Sein Name er-scheint in Anwesenheitslisten von Vereinsveranstaltungen eher selten. Geboren 1892, taucht der Name als Funktionsträger in der Sektion vor 1933 lediglich un-mittelbar vor der Übernahme des Amtes des 1. Vorsitzenden als 2. Vorsitzender auf. Als solcher muss er bei der Überarbeitung der Satzung vom März 1934, die den Arierparagraphen aufnimmt, involviert gewesen sein: „Wer Mitglied der Sektion werden will, muß arischer Abstammung sein und hat das im Aufnahmegesuch nachzu-weisen. Der Begriff der arischen Abstammung ist nach den bestehenden reichsgesetzli-chen Bestimmungen zu beurteilen.“ 2

Dr. Vogel war als Chemiker bei der I.G. Farben in Ludwigshafen (heute BASF) angestellt. Am 01.02.1932 wurde er Mitglied der NSDAP. Im März 1934 wurde er als „Stellvertretender Überwachungsleiter“ für den Stadtteil Lindenhof von der örtlichen NSDAP vorgeschlagen. Ein etwas undurchsichtiges Amt, dessen Titel für sich sprechen mag und von dem Dr. Vogel laut eigener Aussage zum Spruch-kammerverfahren im Rahmen des Entnazifizierungsprozesses vom Dezember 1947

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weder „wusste, was hierunter zu verstehen ist,“ noch Kenntnis darüber hatte „was die NSDAP zu diesem Vorschlag veranlasste.“ 3 Die Tatsache, dass er von der Parteifüh-rung vorgeschlagen wurde, spricht wohl für sich und das Vertrauen, welches man ihm entgegenbrachte.In einer Stellungnahme zu einem in der Sache eher unwichtigen Antrag an den Verwaltungsausschuss des DOeAV 1936 ist er so überliefert: „Dieser Antrag ist ein bewußt oder unbewußt durchgeführter Volksverrat. Es sollte mich nicht wundern, wenn hinter diesem Antrage irgendein Jesuitenpater oder jene Kreise stünden, die in noch nicht vergessener Zeit eine Trennung Deutschlands an der Mainlinie erstrebten. (…) Es ist besonders schlimm, dass sich die Antragsteller heute auch noch hinter der völkischen N.S.D.A.P. tarnen können. Unsere teuren Toten der wirklichen Kämpfe vor dem Um-bruche und unsere toten Brüder in Österreich würden sich im Grabe umdrehen, wenn diese Kunde in ihre Gräber dringen würde.“ 4

Aussagen der von ihm selbst beigebrachten Zeugen zum Spruchkammerverfahren hören sich so an:„Sie waren in der Frage der Arisierung immer bemüht, einen gerechten und anständi-gen Weg vorzuzeichnen.“ (Wie sollte das gehen? Anm. d. Verf.)Er hat „in der Sektion dafür gesorgt, dass die Aktivisten der Partei … keine Rolle spie-len konnten.“„In der Nichtarierfrage hat es Herr Dr. Vogel durchgesetzt, dass kein Nichtarier aus dem Verein entfernt wurde.“ (Gab es denn noch welche? Anm. d. Verf.)In anderen Aussagen hat er schon 1934 abgeraten in die NSDAP einzutreten und den Eindruck vermittelt, „dass Herr Dr. Vogel dort nur Mitglied blieb, um in der Sektion eine Stelle zu halten, die frei von zeitbedingter Hysterie war.“ 5

Die Miltärregierung reihte im Spruchkammerverfahren 1948 Dr. Vogel als Mitläu-fer ein und verurteilte ihn per Sühnebescheid zu einer Zahlung von 600 Reichs-mark 6, was etwa einem halben Monatseinkommen entsprach, da man Vergehen gegen die „Grundsätze der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit“ nicht nachwei-sen konnte.

Also ein Vorsitzender, der sich ganz und gar an die Satzung hielt? „Die Sektion ist unpolitisch, die Erörterung und Verfolgung politischer Angelegenheiten liegt außerhalb ihrer Zuständigkeit.“ So lautet § 2 der Satzung der Sektion Mannheim vom 1. März 1934; übrigens eine Formulierung, die auf die Hauptausschusstagung des DOeAV von 1924 zurückgeht. Damit sollten damals die Wogen des bereits offen zu Tage

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tretenden Antisemitismus geglättet werden. Die Stigmatisierung der Anderen und der Antisemitismus haben im Alpenverein um sich gegriffen, lange bevor 1933 die Sektionen „judenrein“ waren.Vor allem in der Mehrheit der Sektionen Österreichs, aber auch z. B. „in der Sek-tion Berlin … kam es zu Auseinandersetzungen in ihrer »Volkstanzgruppe«. Anlaß hierzu waren damals keine offen ausgetragenen antisemitischen Vorurteile, sondern vor-geschobene Meinungsverschiedenheiten um den richtigen »Dreher« bei einem Tiroler Tanz.“ Dieser verlange einen „christlich getauften, deutschem Staatsbürger.“ 7 Diese dumpfen und heute lächerlich volkstümelnd erscheinenden, rassistischen Angriffe stießen anfangs auf starke Ablehnung, vor allem rund um das liberalere Wien. Aber auch in der Mehrheit der deutschen Sektionen wollte man diese Diskussionen nicht führen. Es sei egal, welcher Religion der Seilgefährte anhängt. Die Politisie-rerei störe die Freiheit der Berge.

Tatsächlich wurde aber auf Grund fehlender Opposition der Konflikt seitens „völ-kisch“ denkender Gruppierungen im österreichischen Verband immer weiter ge-schürt. Bald kam es auf einigen Sektionshütten zu ersten Verboten für Juden („Nur für Arier“). Als Reaktion darauf gründete sich 1921 die „Sektion Donauland“, ein nicht so bekanntes Stück der DAV-Vereinsgeschichte. Hier schlossen sich freiheits-liebende Mitglieder, Intellektuelle, christliche und jüdische Mitglieder zu einer Ge-genbewegung zusammen. Dieses Auflehnen konnte sich drei Jahre lang gegen das sich im Alpenverein ausbreitende „völkisch gesinnte“ Denken halten.

Ein sehenswerter Ort aus dieser Zeit ist das Friesenberghaus in den Zillertaler Al-pen. Es gehörte der Sektion Donauland und enthält ein kleines Museum zur Ge-schichte dieser Sektion (siehe unsere Tour dorthin im August 2013).

Am 14. Dezember 1924 gelang es den „Völkischen“ im DOeAV eine große Mehr-heit für den Ausschluss der Sektion Donauland aus dem Hauptverband zu gewin-nen: „Warum lehnen die hundert österreichischen Sektionen die Sektion »Donauland« ab? Weil sie in den Alpenverein nicht gehört. Begründung: »Donauland« ist wegen ihrer volksfremden Zusammensetzung und Eigenart für die Gesamtheit der österreichischen Sektionen unannehmbar. Sie bedroht das Deutschtum in den Alpenländern und unter-gräbt den Bestand des Vereins …“ 8

Gegen den Ausschluss haben einige couragierte Sektionen die Stimme erhoben. Klaus Kundt, ehemaliger Vorsitzender der Sektion Berlin, schreibt im Gedenkstät-tenforum, einem Onlineportal der Stiftung Topographie des Terrors: „In Folge die-

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ser heftigst, zum Teil von der antisemitischen Seite mit Verleumdungen, geführten Aus-einandersetzung wurde zwar die Verpflichtung zur Einführung eines für die Sektionen zwingenden Arierparagraphen abgewehrt, aber die Sektion Donauland schließlich auf Druck, vor allem der österreichischen Sektionen, am 17. Dezember 1924 ausgeschlos-sen. Für den Ausschluss waren 1.236 Stimmen, dagegen 190 - darunter die 15 Stim-men der Sektion Berlin und die Stimmen der Sektionen: Aachen, Akademische Sekti-on Berlin, Barmen, Essen, Frankfurt/Main, Gelsenkirchen, Gleiwitz, Gummersbach, Leipzig, Mainz, Mannheim, Marburg, Neumarkt/Pfalz, Nürnberg, Zwickau.“ 7

Also Mannheim unter den wenigen, die den Beschluss ablehnten? Das wäre ja für unsere Sektion ein schönes Lorbeerblatt gewesen. Leider konnte Klaus Kundt nicht mehr nachvollziehen, wie Mannheim auf die Liste der Ablehner des Beschlusses gekommen war.Bald wussten wir mehr: Auf unsere Anfrage an das DAV-Archiv in München er-hielten wir eine Kopie des Jahresberichts des Vorstands über das Jahr 1924. Erster Vorsitzender der Sektion war damals Dr. Robert Seubert, der den Verein 1913 - 1929, sowie nochmals 1946 - 1953 leitete.Darin heißt es:„Wohl alle unsere Mitglieder wissen sowohl durch die alpinen Zeitungen, als auch durch die Tagespresse, dass der Hauptausschuss und mit ihm eine Reihe von Sectionen durch die bekannte Angelegenheit der Section „Donauland“ schweren Erschütterungen ausgesetzt wurde. Der Ausschuss der Section Mannheim hat sich als deren Vertreter auf den Standpunkt gestellt, dass innerhalb einer alpinen Vereinigung politische und religi-öse Fragen, bezw. deren Erörterung keinen Platz haben. Er hielt es ferner für das Wich-tigste, dass innerhalb der Section, zur gedeihlichen weiteren Entwicklung derselben, Frieden und Eintracht herrscht und ist aus diesem Grunde von der ausserordentlichen Hauptversammlung in München ferngeblieben“.

Ob Vorstand und Ausschuss nur satzungskonform reagiert haben („… die Sektion ist unpolitisch …“) oder die Sektion in der Donaulandaffäre einfach opportun gehandelt und sich gedrückt hat, mag jeder für sich entscheiden.Die passive Duldung von Entscheidungen stellt jedenfalls eine politische Positio-nierung dar und damit bekommt das Bekenntnis einer Vereinigung „unpolitisch“ zu sein ein politisches Gesicht.Auch die Sektion Mannheim hat sich 1924 nicht schützend vor ihre jüdischen Bergkameraden gestellt.

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„Gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte sehen wir es als Verpflichtung, dass die Alpenvereine und ihre Mitglieder als Teil unserer demokratischen Gesellschaft offen und respektvoll mit Menschen aller Nationen, unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft sowie verschiedenen politischen und religiösen Einstellungen umgehen.“ 9

Das meinen nicht nur wir, sondern seit Juli 2012 auch das Präsidium des DAV.

Quellen:1 Archiv des Deutschen Alpenvereins, München2 Satzung der Sektion Mannheim von 1934 (Archiv des Deutschen Alpenvereins, München)3 Dr. Friedrich Vogel in der Stellungnahme zur Anklage an die Spruchkammer, Mannheim, 3. Dezember 1947 (Generallandesarchiv Karlsruhe)4 Dr. Friedrich Vogel an den Verwaltungsauschuss, Mannheim, 27. März 1936, (Archiv OeAV, ZV 2.20.)5 aus Briefen von Freunden, die Friedrich Vogel als Anlage seiner Stellungnahme zur Anklage an die Spruchkammer vorlegte (Generallandesarchiv Karlsruhe)6 Sühnebescheid der Spruchkammer, Kornwestheim, 12. April 1948 (Generallan-desarchiv Karlsruhe)7 Klaus Kundt: „Juden und Mitglieder der Sektion Donauland unerwünscht“ Gedenkstättenrundbrief 117 unter: http://www.gedenkstaettenforum.de/nc/ge-denkstaetten-rundbrief/rundbrief/browse/weiter/news/juden_und_mitglieder_der_sektion_donauland_unerwuenscht/2004/02/?tx_ttnews[limit]=100&tx_tt-news[backPid]=7 8 Eduard Pichl: Denkschrift der Österreichischen Sektionen des D. u. Ö. Alpen-vereins, Wien, November 19249 aus der Broschüre „Ausgeschlossen – Jüdische Bergsteiger und der Alpenverein“ DAV und OeAV, 2012 unter: www.alpenverein.de/chameleon/outbox/public/72d-0f25f-1a1b-e871-d366-e881237d6ac8/Ausgeschlossen-Juedische-Bergsport-ler-2012_19952.pdf

Die Vorgänge um die Sektion Donauland sind hinreichend dokumentiert. Wer sich näher dafür interessiert sei auf den Aufsatz von Martin Achrainer: „Antisemi-tismus im Alpenverein“ verwiesen. Unter: www.alpenverein.com/portal_wAssets/docs/museum-kultur/Archiv-Doku-mente/Archiv-Dokumente-Texte/Achrainer-Antisemitismus-im-Alpenverein.pdf

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Interview mit Josef Hiltscher, unserem ehemaligem 1. Vorsitzenden von 1984 – 1989 und EhrenmitgliedHeike Roth und Alexander Birnbaum.

Am 28. August 2012 wurdest Du 94 Jahre alt. Wie bist Du denn zum Alpenverein gekommen? Ja, das Alter ist richtig. Ich bin im Riesengebirge, damals zur Tschechos-lowakei gehörend, geboren und nach den Kriegsjahren in Mannheim hän-gen geblieben. Ich war damals bei den Stadtwerken in Mannheim, heute MVV, beschäftigt. Gewandert bin ich schon immer gerne. Ein Arbeitskollege, Walter Emmerich, hat mich zum Al-penverein mitgenommen. Zur Aufnah-me 1963 brauchte man damals noch 2 Bürgen. Neben meinem Arbeitskollegen bürgte für mich Herr Tronser, der da-malige Personalamtsdirektor der Stadt Mannheim. Von den Wanderungen schrieb ich Berichte und kam daher gleich in den Kontakt mit dem Ehepaar Koch, das die Schriftleitung der Sektionsmitteilungen inne hatte und die ich entlastete. Die Geschäftsstelle war damals in der Seckenheimer Straße. Durch meine Mitarbeit bei den Sektionsmitteilungen, deren Schriftleitung ich später übernahm, lernte ich natürlich auch weitere Sektionsmitglieder kennen. Zu erwähnen ist hier vor allem Erwin Fuchslocher, der eine Art graue Eminenz des Vereins war.Die Hefte wurden von mir akribisch auf Rechtschreibung geprüft, da ich davon ausging, dass diese auch innerhalb meines Bekanntenkreises gelesen wurden und ich kein schlechtes Bild abgeben wollte. Zu dieser Zeit habe ich außer Wanderungen auch Hochtouren mit unternommen. Der Piz Buin war meine erste größere Tour; es folgten u. a. Alphubel, Großglock-ner, Ortler, Wildspitze, Zuckerhütl – also „satte“ Dreitausender, die man damals „gemacht“ haben musste. Klettertouren habe ich allerdings nicht ausgeführt und auch für außereuropäische Bergtouren hatte ich keinen Sinn

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Wie kamst Du in die Position des ersten Vorsitzenden?Der damalige erste Vorsitzende Dr. Müller (von 1967 bis 1979) erkrankte und legte sein Amt nieder. Im Gespräch als Nachfolger waren dann Hasso Ganter und meine Person. Da ich zu dieser Zeit noch Erfahrung im Verein sammeln wollte, übernahm Hasso Ganter das Amt des 1. Vorsitzenden und ich das Amt des 2. Vor-sitzenden. Es gab eine gute Zusammenarbeit zwischen uns beiden.Fünf Jahre später (1984) wurde ich dann zum 1. Vorsitzenden gewählt. Bei der Wahl gab es aber sehr wohl auch Widerstand, vor allem von der Jugend, da einige Vorgänge bei der Jugend von mir zuvor kritisch bewertet wurden. Während meiner Zeit als 1. Vorsitzender pflegte ich auch eine gute Zusammenarbeit mit Günther Fischer und den Vorsitzenden der Nachbarsektionen. Dieses Amt hatte ich von 1984 bis 1989 inne.

Was waren wesentliche Punkte Deiner Amtszeit?Größte Sorgenkinder waren die Hütten. Dr. Oschatz, der Hüttenreferent, schloss einen Vertrag mit dem unglaublich tüchtigen Hüttenwirt Reinhold Konzett, der anfangs vom Hüttenwirt nicht gerade begrüßt wurde. In frühzeitiger Vorarbeit auf die Jubiläumsfeierlichkeiten (100 Jahre) konnte ich auch den Oberbürgermeister Gerhard Widder für die Sektion gewinnen. Mit Sportbürgermeister Manfred David hatten wir schon im Hinblick auf die für die Sektion wichtigen Spenden einen bedeutenden Förderer.Wichtig war für mich die Zusammenarbeit mit den örtlich Maßgeblichen in Brand: der Bergwacht, dem Bürgermeister und dem Vorarlberger Landeshauptmann, zu dem ich immer einen guten Zugang hatte. Um diese Kontakte zu pflegen verbrach-te ich daher über mehrere Jahre meinen Urlaub im Brandner Tal.

Was erwartest Du vom Alpenverein in der Zukunft?Nicht die Position des Einzelnen sollte im Mittelpunkt stehen, sondern die Grund-idee des Bergsteigens, des Wanderns und die Pflege der Gemeinschaft.Die Sektionen sollten aufrecht erhalten bleiben, da zu große Sektionen zu anonym werden können. Mit der Entwicklung in Mannheim bin ich insgesamt zufrieden.

Besten Dank für das Gespräch und noch viele Jahre Gesundheit.

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Ein Gespräch mit Reinhold Konzett,unserem Hüttenwirt von 1969 bis 1990 und EhrenmitgliedDoris und Bernhard Kendel

Zur Feier der Eröffnung der Oberza-lim-Hütte im Mai 2012 mit den neuen Hüttenwirten Sonja und Alois ist auch Reinhold Konzett zu Gast, der ehema-lige Hüttenwirt der Mannheimer Hüt-te. Die älteren Mitglieder der Sektion und alle, die ihn kennen gelernt haben - für die ist er schon jetzt zu einer Le-gende geworden.Einundzwanzig Jahre lang haben er und seine Frau Iet die Oberzalim- und die Mannheimer Hütte bewirtschaftet, und auch die Kinder waren dabei; sie sind „dort aufgewachsen wie die Gem-sen“ (Reinhold).Die Bedingungen waren einfachst, wenn nicht gar primitiv, aber Reinhold hat sich nie darüber beklagt. Er war Hüttenwirt mit Leib und Seele, die beiden Hütten waren „die seinen“ - und sie sind es heute noch...Bei der Suche nach seinen Nachfolgern hat er die Sektion tatkräftig unterstützt, und noch heute ist er aktiv beteiligt am Hüttenleben, so zum Beispiel in diesem Sommer bei der Erschließung einer neuen Wasserversorgung für die Mannheimer Hütte, die zunehmend unter ernstem Mangel leidet.

Alle seine Verdienste zu würdigen ist wohl kaum möglich; er ist darum der bisher einzige Hüttenwirt, der Ehrenmitglied der Sektion Mannheim ist und einen Sitz im Ehrenrat hat.

Wir wollten, dass er uns ein wenig aus seinem Leben erzählt; er lädt uns dazu in seine Heimat Dalaas am Arlberg ein.

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Wir fahren mit Reinhold in seinem Geländewagen von der Oberzalimhütte ab-wärts; aber unterhalb der Hütte biegt er zur Brüggelealpe ab, und da machen wir schon die erste Erfahrung:

Reinhold: „Ich muss Maria ‚Grüß Gott‘ sagen, das gehört einfach dazu. Wenn sie mich mit dem Auto vorbeifahren sieht, ohne dass ich ‚Grüß Gott‘ sage - das tät‘ sie mir nie verzeihen!“

Maria ist die resolute und doch herzlich-humorvolle Wirtin der Brüggelealpe. Wir werden alle mit einem ‚Schnapsl’ in der urgemütlichen Wohnstube begrüßt, und dann gibt es Holundersaftschorle und viel zu erzählen. Die Rede kommt auch auf den neuen Hüttenwirt Alois. Auch Maria findet den „Loisi“ sympathisch und be-wundert seinen Mut, mit vier Kindern Hüttenwirt zu werden - dabei hat sie selbst acht Kinder großgezogen!

Reinhold: „So sind wir nun mal, aus altem Holz geschnitzt: man muss einfach Zeit haben zum Reden und um Kontakte zu pflegen, man muss füreinander da sein. Was sind wir da zusammengesessen und haben erzählt und gelacht! Hör auf, hat Maria gesagt, mir tut schon der Bauch weh!“

Und dann sind wir in Reinholds Haus in Dalaas, einem gemütlichen alten Holz-haus, das Atmosphäre ausstrahlt. Viele Erinnerungsstücke an ein bewegtes Leben sind darin zu finden, Urkunden und Gegenstände, die alle eine Geschichte erzäh-len. Er stammt aus einer alten Walser-Familie: Das Familienwappen hängt an der Wand, auf dem noch der Name „Conzett“ prangt. Er zeigt uns sein Haus und die nähere wunderschöne Umgebung von Dalaas, sein Elternhaus, wo er aufgewachsen ist. Er führt uns in das Feuerwehrhaus, wo auch die Bergrettung mit Fahrzeug und allem Material stationiert ist - und die Bergrettung spielt bei ihm eine große Rolle, wie wir noch sehen werden.

Uns fällt auf, dass sein Haus immer noch geheizt ist. Warum?

Reinhold: „Ich habe über 20 Jahre lang jeden Sommer auf der Mannheimer Hütte gefroren. Da möchte ich es für den Rest meines Lebens schön warm haben!“

Dann sitzen wir zusammen in seinem sonnigen Garten, und er erzählt aus seinem Leben.

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D + B: „Seit wann bist Du im Alpenverein?“Reinhold: „Ich bin 1938 hier in Dalaas geboren und von Beruf eigentlich Bau-schlosser. Aber ich habe auch als Bergführer und Skilehrer gearbeitet. Im Alpen-verein bin ich seit 50 Jahren, Ehrenmitglied der Sektion Mannheim und seit 2012 im Ehrenrat.“

Lawinen haben in Reinholds Leben eine sehr große Rolle gespielt; schon als Fünf-jähriger wurde er zum ersten Mal verschüttet, konnte aber schnell wieder ausgegra-ben werden. Bei dem großen Lawinenunglück in Dalaas 1954 mit vielen Opfern wurde auch ein ihm sehr nahestehender Mensch getötet.

Reinhold: „1954 war das. Die große Staublawine in Dalaas hat sie mit voller Wucht gegen eine Hauswand geschmettert. Die Lawine hat den ganzen Bahnhof weggefegt und sogar einen Zug, der dort stand, den Hang hinunter gerissen. Es gab viele Opfer.Das alles hat mich so erschüttert, dass ich unbedingt etwas dagegen tun wollte: Ich wurde Mitglied bei der Bergrettung, machte in der Schweiz eine Ausbildung, wurde Lawinenhundeführer und war Mitglied der Lawinenkommission. Seit vie-len Jahren bin ich in der Bergrettung Vorarlberg aktiv, auch heute noch, im Tele-fondienst und im Kriseninterventionsteam (KIT) für die seelische Betreuung von Katastrophenopfern. Nur wer selbst so viele Unfälle und Leid erlebt hat, kann anderen beistehen und Verunglückten und Angehörigen Trost spenden!“

D + B: „Wie kamst Du dann zu den Hütten der Sektion Mannheim?“Reinhold: „Eigentlich bin ich meiner Frau nach Holland gefolgt. Ihre Familie hat-te Schiffe auf dem Rhein, und da habe ich drei Jahre lang eine Ausbildung zum Schiffsführer gemacht. Dort habe ich auch Segeln gelernt!Aber dann war ich einmal im Kino, in einem Tiroler Heimatfilm. Am Schluss sah man die ‚Drei Zinnen’ beim Sonnenuntergang, und da hab’ ich auf einmal gespürt, wie mich gewaltiges Heimweh packt, mir sind die Tränen nur so ’runtergelaufen. Und ich hab’ gespürt: Dagegen kommst du nicht an! Schon am nächsten Tag bin ich dann zurück in die Berge.Ich war lange Hüttenwirt auf der Sarotla-Hütte. Ernst Mayer, der vorherige Hüt-tenwirt auf der Mannheimer, wollte mich als Nachfolger haben; im Jägerheim in Brand hat er mich dazu überredet. Und so war ich dann 21 Jahre auf der Mann-heimer Hütte, meine Frau auf der Oberzalimhütte, und sie war dort sehr beliebt und erfolgreich!“

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Wir erkennen, dass wir es mit einem Menschen zu tun haben, der schon immer weit „über den Tellerrand“ hinaus geblickt hat. In seiner Liebe zur Natur war er zum Wandern in den Ländern des Nordens, in Norwegen auf der Hardangervidda, in Island und sogar bei einer Expedition in Grönland, noch ehe andere überhaupt nur daran gedacht haben, diese Länder zu bereisen. Die Weite der Landschaft, die Einsamkeit in der Natur, die Reinheit des Wassers, das alles hat ihn sehr beein-druckt und seine Liebe zur Natur geprägt.

D + B: „Du hast mehrere Male ‚dem Tod ins Auge‘ geschaut. Was ist denn da geschehen?“Reinhold: „Einmal bin ich nach dem Einkaufen von der Oberzalimhütte mit der Seilbahn zur Mannheimer Hütte hochgefahren, aber niemand hat bemerkt, dass wahrscheinlich ein Blitzschlag das Tragseil beschädigt hatte. Die Rollen der Gondel haben die abgerissenen Einzeldrähte zu einem ‚Haufen‘ vor sich her zusammenge-schoben. Irgendwann war der Haufen zu groß, die Gondel kam davor zum Stehen. Das durchhängende Zugseil zog immer noch und spannte sich immer mehr; der Elektriker in der Bergstation aber merkte nichts, und ich konnte ihn nicht infor-mieren.Ich wusste: Entweder reißt das Zugseil und die Gondel rast dann ungebremst zu-rück, oder das Seil zerrt die Gondel vom Tragseil, und sie stürzt ab. So ist das also mit dem Tod, dachte ich, den man so langsam auf sich zukommen sieht! Man denkt an seine Kinder, an sein Leben: Lieber ein schneller Tod als so einer! Aber das Zugseil hielt, zerrte die Rollen der Gondel über den Drahthaufen, und das Wunder geschah: Die Rollen sprangen dahinter wieder genau auf das Tragseil zurück - es war einfach unglaublich!“

D + B: „Du bist auch einige Male in Lawinen geraten?“Reinhold: „Lawinensprengungen wurden oft von uns gemacht, meist vom Hub-schrauber aus, um gefährliche Abgänge rechtzeitig im Voraus zu steuern, und ich habe dazu auch einen Sprengschein.Aber ein Mal ist so eine Lawinensprengung schief gegangen: Wenn jahrelang alles gut geht, wird man schon ein bisserl leichtsinnig! Es war kein Flugwetter, wir waren deshalb mit einem Freund zu Fuß unterwegs. Ich wollte nach dem Anzünden der Zündschnüre die Flucht mit den Skiern antreten. Aber eine Bindung war vereist, ich konnte ihn nicht anschnallen, und die Flucht gelang mir nur auf einem Ski - ich war nicht schnell genug! Der Schnee der ersten Sprengung verschüttete mich bis an die Hüften, aber er war hart wie Beton, ich konnte mich nicht befreien. Da

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wusste ich: das ist der Tod, denn die Schneemassen der zweiten Sprengung werden mich vollständig verschütten - und so war es auch!Ich war über einen Meter hoch vom Schnee begraben. Mit einer Hand konnte ich mir vor Mund und Nase einen kleinen Hohlraum schaffen zum Atmen. Der Freund wusste die Stelle und grub nach mir, aber dazu hatte er nur seine Skispitze, und das hat endlos gedauert. Als ich wieder konnte, schrie ich ihn an, er solle mich zuerst ausgraben und nicht meine Skier, und er schrie zurück, ich solle ruhig sein, sonst würde er mich wieder eingraben - ich denke, bei dieser wahnsinnigen Belas-tung sind uns beiden in diesem Augenblick die Nerven durchgegangen...Aber durch die Wucht der Schneemassen war meine Wirbelsäule gestaucht und so schwer verletzt worden, dass mein Leben total verändert wurde: Ich konnte nicht mehr als Hüttenwirt arbeiten, musste lange Zeit im Rollstuhl verbringen und The-rapien über mich ergehen lassen. Im Februar 1990 bin ich dann in Rente gegangen. Erst Jahre nach dem Unglück hat mich ein befreundeter Arzt zu einer Operation überreden können. Er hat sich sehr intensiv darauf vorbereitet und für diesen Tag nichts anderes vorgenommen. Und zum Glück ist doch alles gut gegangen ...“

D + B: „Welche Empfehlung kannst Du der Sektion geben hinsichtlich der Hütten?“Reinhold: „Die Hütten müssen auf jeden Fall Schutzhütten bleiben!Investitionen sind sicher richtig und notwendig, wenn sie dem Erhalt der Hütte und der Schonung der Umwelt dienen oder der Erleichterung der Arbeit eines Hüttenwirts. Aber manche Hütten sind heute schon Hotels, die nur noch auf Ge-winn aus sind und den Charakter einer Schutzhütte völlig verloren haben.“

D + B: „Welches war Deine schönste Bergtour?“Reinhold (nach einigem Überlegen): „Das kann ich eigentlich nicht sagen; aber ich denke, als Kind wird man von diesen Abenteuern in den Bergen am meisten beeindruckt. Wir sind völlig unbefangen losgezogen, in der Lederhose, mit einem Hanfseil, mit einer Zitrone und ein bisserl Traubenzucker …“

D + B: „Was machst Du in Deiner Freizeit?“Reinhold: „Alles was Gott verboten hat! Ich fahre eBike und Vespa; in die-sem Jahr habe ich mit der Vespa eine Tour zum Großglockner gemacht, und im Spätsommer werde ich in unserem Vespa-Club damit nach Kroatien fahren. Außerdem bin am Aufbau und der Organisation der Passionsspiele in Klösterle am Arlberg beteiligt. Und ich arbeite natürlich viel in der Bergrettung. Ich helfe immer dort, wo der Hut brennt!“

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Noch spät abends sitzen wir zusammen auf der Terrasse vor Reinholds Haus, bei herrlicher Ruhe, bei einer Flasche guten Weines, und das Erzählen und Erinnern nimmt kein Ende...

Und was ist sein Lieblingsausdruck?Reinhold (im kernigen Vorarlberger Dialekt): „Jo, des basst scho!!“

Dieser Ausdruck passt gut zu Reinholds positiver Lebenseinstellung, zu seinem Humor, den er trotz aller Schicksalsschläge nie verloren hat, in einem Leben, das so reich ist an Erfahrung und Erlebnissen.

Und was uns auffällt: Niemals fällt es Reinhold ein, seine Leistungen aufzuzeigen oder gar in den Vordergrund zu stellen, denn er möchte damit nur eins: den ande-ren Menschen helfen.„Leben und leben lassen!“ ist eine Philosophie nach der er lebt. Und das alles macht ihn zu einem sympathischen Menschen.

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Vorträge im Wandel der Zeit - 125 Jahre VorträgeBernd Hallex

Vorträge begleiten die Sektion schon seit dem Gründungsjahr 1888.Anfänglich waren es Zusammenkünfte von Mitgliedern der Sektion, welche Pa-pierbilder in einer kleinen Gruppe von Freunden herumreichten und Vortragende, welche Berichte und Geschichten über Touren weitergaben. Erklärungen gab es im Anschluss. Das Vortragsjahr begann im Oktober und endete wie heute im März oder April. Damals waren Vorträge besonders bei den alpenfernen Sektionen ein Sprungbrett in die Alpen. Die Bergfahrt über das Wochenende dorthin war undenkbar.

Einige herausragende Vorträge aus dieser Zeit waren:1888/1989 Dr. Sebold „Hochtouren in der Berninagruppe“1890 Herr Otto Glödlen „Eine Reise ans Nordkap“1891 Dr. G Böed Berlin „Meine Reise ins Himalaja“1892 Dr. Friedrich Müller „Touren im Ampezzaner Gebiet (Erste Ersteigung des Sorapis durch die Nordwände)“ 1893 Herr Oberamtsrichter Dr. Hummel „Ein Gewitter auf dem Gipfel des Weißhorns (Zermatt)“1894 Dr. Fr. Müller „Das Matterhorn“1895 Herr Julius Ritter von Payer „Meine Nordpolexpedition“1896 Berichterstattung über die Eröffnungsfeier der neuerbauten Pfalzgauhütte.1897 Prof. Arthur Achleitner, München „Eigene humoristische Dichtungen aus dem Hochgebirge“1898 Dr. Friedrich Müller „Besteigung der Jungfrau“1900 Landgerichtsrat Dr. K. Hummel „Zinal-Rothorn, Traversierung des Matterhorns“

Bis zum Jahr 1900 wurden Papierbilder durch die Reihen gegeben. Der Vortra-gende musste sein ganzes Geschick mit humorigen Einlagen für das Gelingen des Vortrages einsetzen.

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1901 wurde das erste Laternenlichtgerät durch Spenden angeschafft, damit konnte ein Bild gleichzeitig von allen Anwesenden betrachtet werden. Die obige Themenauswahl darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Mehrzahl der Vorträge dem alpinen Raum gewidmet waren.Heute denkt man in anderen Dimensionen. Anstelle von Vorträgen über die Alpen bevorzugt man heute Berichte über Expeditionen in ferne Länder.

Peinlich aus heutiger Sicht waren in den 30-iger Jahren Propagandaveranstaltun-gen unterm Hakenkreuz für die Wehrmacht und zum 50jährigen Jubiläum der Sektion im Jahr 1938.

Zu den großen Vortragsereignissen vor dem 2. Weltkrieg zählten:17.02.1938 J. Maurer aus Biberach „Vom oberen Rheintal durch das Rätikon“21.03.1938 Ludwig Schmaderer aus München „ Himalaja und Indien“09.12.1938 Fritz Kasparek aus Wien „ Erste Begehung der Eiger–Nordwand.“

Den größten Zuspruch hatten die Dia-Vorträge in den 30er Jahren mit bis zu 400 Besuchern.

Entsprechend fanden die Veranstaltungen in größeren Sälen statt. Bis zum ersten Weltkrieg wurde der Nebensaal im Hotel National am Bahnhofsvorplatz angemietet.Versuchsweise wurde im Jahr 1907 einzelne Vorträge in der Loge L 8, 9, aber auch im Gesellschaftshaus der Badischen Anilinfabrik in Ludwigshafen ohne Wirtschafts-betrieb abgehalten. Die für diese Räume zu geringe Besucherzahl zwang wieder zur Rückkehr ins Hotel National.Nach 1920 stieg die Zuhörerschaft an und man wechselte in die Aula der Handels-hochschule, in das alte Casino und in den alten Rathaussaal.Ein einziger Vortrag wurde im Musensaal des Rosengartens veranstaltet. Man erhob da ein geringes Eintrittsgeld. Nach 1945 wurden wieder Vorträge im Rosengarten Mannheim durchgeführt. Vorträge von Sektionsmitgliedern fanden in der Amicitia statt. Nachdem die Besucherzahl immer weiter zurückging und die Saalmiete anstieg, wechselte die Sektion vorübergehend in das Gewerkschaftshaus und in das Geogra-phische Institut. Ein weiteres Vortragslokal war die Maruba. Für größere Vorträge steht seit Mitte 2004 dankenswerterweise das Engelhorn Logistik Zentrum zur Ver-fügung. Seit Bezug der neuen Geschäftsstelle, Am Ullrichsberg 10, im Jahr 2011 finden kleinere Vorträge hier statt.Heute kommen maximal 50 bis 80 Besucher. Heute werden Eintrittsgelder erhoben,

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wie es schon nach der Inflation 1922 der Fall war. Der Etat für Vortragsveranstaltun-gen ist zur Zeit ausgeglichen, da die Veranstaltungsorte kostenfrei sind und mehrheit-lich Vortragende aus der eigenen Sektion referieren.

Bedeutende Vorträge in den letzten 25 Jahren waren:1996 / 1997 • stellte Werner Dehof den „Gipfelsalat“ zusammen. • Eine Legende der Sektion Mannheim war Erwin Weber mit seinen Vorträgen

„Unterwegs auf Schweizer Pfaden“ „Vom Eiskurs zur Tour“

• Uwe Kraus u. Bernd Hallex zeigten von „La Paz nach Santiago de Chile“.• „Bergerlebnis Zillertal“ von Dieter Freigang.

1997 / 1998 • war Dr. Gerhard Rietschel mit Mannheim für Naturgenieser im Programm.• Jürgen Gorter mit dem ersten Farbfilmvortrag • Vorträge in 3 - D fanden ebenfalls im Rosengarten statt.

1998 / 1999 • Die Hochtourengruppe mit ihren Bergtouren.• „Korsika“ mit Ulrich Leist sowie Sepp Linthner dem damals dienstältesten

DAV Summit Club Bergführer mit „Kreuz und Quer durch die Alpen“.

1999/ 2000• „Gardasee“ mit Ulrich Leist

2004• präsentierte Wilfried Studer Expeditionen in Südamerika.• „Die Seidenstraße“ mit W. Patzel.• Dr. Ulf Gieseler mit Durchführung von Trekkingtouren u. Expeditionen.• „Die Nordwände der Alpen“ mit Wilfried Studer.• Wolfgang Seeliger mit „Höllenschluchten und Götterberge in Tibet“.• Heinz Biegel mit „Peru Land der Inkas“.• Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits waren zwei Mal in Mannheim

zu Gast.• Stefan Glowacz kochte uns Chili con carne und gab Autogramme an der Klet-

terwand bei Engelhorn.

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Wie kommen die Vortragsthemen zustande? Wenn man nicht auf Referenten aus der Sektion oder auf durch frühere Vorträge bereits bekannte Vortragende zurückgreifen konnte, gab es von den 70er Jahren bis in die 90er Jahre Vortagsbörsen zur Auswahl von Vorträgen.Weiterhin wurden teilweise die Vortagsthemen mit den benachbarten Sektionen abgestimmt, so dass die Vorträge zur Ersparnis von Reisekosten bei benachbarten Sektionen hintereinander gezeigt werden konnten. Diese Vortragsbörsen waren aber an Landesgrenzen gebunden. Mit dem Versuch der Zusammenarbeit in der Metropolregion Rhein/Neckar sollten die Vorträge in der Region koordiniert wer-den. Vortragende aus der Metropolregion sollten bevorzugt Vorträge halten. Die Vorträge sollten zudem in der Metropolregion werbemäßig unterstützt werden. Der Nachteil dabei ist, dass kleine Sektionen keine Vorträge anbieten können. Sie sollten aber für die größeren Sektionen Werbung machen.

Die Vorträge sollten sich hauptsächlich auf den Alpenraum beziehen. Neuerdings werden auch Naturschutzthemen, Referate über Klettern im Flachland z.B. in Steinbrüchen sowie weltweite Trekkingtouren angeboten.

Wie gestalten sich die Vorträge in der Zukunft?Bedingt durch die vielfältigen anderen Freizeitangebote und den eingeschränkten Vortragsetat im Sektionshaushalt werden Referenten aus der Sektion bevorzugt. Große Vorträge mit teuren Referenten werden nur noch in Zusammenarbeit mit anderen Veranstaltern angeboten werden können.

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Ein Berggeist erinnert sich!Klaus-Peter Baumer

Den sogenannten „Berggeistabend“ bei der Bergsteigergruppe und der Jungmann-schaft in unserer Sektion gibt schon seit „undenklichen Zeiten“, wie unsere Altvor-deren sagen würden. Schon 1936 während der Zeit des „Dritten Reiches“ wurde in der Adventszeit gefeiert, und es wurden Gaben verteilt, wie man aus der Chro-nik der Bergsteigergruppe entnehmen kann. Die erste „schriftliche Erwähnung“ findet der Abend am 20.12.1947, wo das erste Mal vom Auftritt eines „Berggeistes“ die Rede ist.

Bei dieser Veranstaltung fährt man an einem Wochenende in der Vorweihnachtszeit auf eine Hütte und verbringt einen Hüttenabend in gemeinsamer Runde. Es wird gesungen, erzählt, gegessen und getrunken. Die meisten übernachten anschließend auf der Hütte und schließen das Wochenende mit einer gemeinsamen Wanderung in der Umgebung ab. Die letzten dreißig Jahre fand diese Veranstaltung auf der Schönbrunner Hütte statt.

Der Höhepunkt dieses Abends ist immer der Auftritt des „Berggeistes“. Kurz be-schrieben handelt es sich bei ihm um eine Art Nikolaus in traditioneller Kletter-kluft. Er hält Rückblick auf die Ereignisse des vergangenen Jahres, erteilt Lob oder Tadel, gratuliert zu manchem Jubiläum und gibt anschließend kleine Geschenke in einem Krabbelsack an die Teilnehmer aus.

Ich durfte die letzten 26 Jahre in diese Rolle schlüpfen. Zu meinen Vorgängern gehörten Walter Stürmer, Winfried Hansel, Richard Arnold. Die Liste ist natürlich nicht vollständig. Jeder dieser Vorgänger hatte der Gestalt dieses Berggeistes seine eigene Ausprägung gegeben. In den Anfangsjahren halfen auch viele unserer Kin-der durch den Vortrag von Gedichten und Musikbeiträgen bei der Gestaltung des Abends mit. Es war immer spannend, wenn der Berggeist mit seinen Karabinern rasselte, an die Tür rumpelte und in das von Kerzen spärlich erleuchtete Zimmer trat.Das Besondere meines Auftrittes lag darin, dass der Jahresrückblick und die Ge-schenkausgabe in gereimter Gedichtform erfolgten. Diese Gedichte liegen ab dem

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Jahr 1985 annähernd vollständig vor. Manche verarbeiteten Ereignisse haben heute fast schon historischen Wert oder visionäre Qualität. Es sind kleine lustige Episo-den, große Tourenleistungen, Jubiläen besonderer Persönlichkeiten, teilweise auch die große Politik oder Vereinsquerelen in diesen Gedichten verarbeitet. Am Ende wurden auch Erwachsene sowie Kinder getadelt oder gelobt und zum Berggeist herausgerufen. In den letzten Jahren konnte man sein Geschenk nur erhalten, wenn man einen Rätselvers lösen konnte.

>> Berggeist Klaus-Peter Baumer mit seinem Assistenten Reinhard Messlinger

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Ich möchte hier noch besonders erwähnen, dass ich mich während meiner langen Zeit als Berggeist immer voll auf Reinhard, meinen Ruprecht oder Assistenten, verlassen konnte und dass wir kein einziges Bergjahr auslassen mussten. Aus meinem prall mit Material gefüllten Leitzordner sollen jetzt einige wenige kommentierte Auszüge aus den Auftritten des letzten Berggeistes wiedergegeben werden.

2006 feiern die Altbergsteiger mit den Alpinisten gemeinsam, das Tourenprogramm ist verschieden:. Es mischen sich weltpolitische Veränderungen mit verschiedenen Wechsel in der Vereinsspitze. Der alternde Berggeist hält das so fest:(2006)

Wieder ist ein Jahr vorbei,deshalb schau ich bei euch rei.

Nochmals auf ne ähnlich Weise,seid versammelt ihr im Kreise.

So, ich werde jetzt gleich starten,was die meisten stets erwarten.

Dazu erst ich möchte sagen,was sich so hat zugetragen Reinhard stützt mich immer toller,ist ein Superprotokoller.Auch Uli Becker meldet klar,es war ein gutes Tourenjahr.

Welch ein Wetter, ei der daus,gewaltig schlug das Pendel aus.

Kältewelle, Schnee in Bayern,die Autos durch die Gegend eiern.Und dann in der Julihitze,ja da hieß es schwitze, schwitze.August danach bracht Regen, Regenzur Urlaubszeit nicht nur ein Segen.Die Gänse bleiben stets im Stall,Vogelgrippe überall.

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Erderwärmung, GammelfleischVieles fällt mir ein so gleich.

Auch im Vereine hört ich wieder.Die Fieberkurv tanzt auf und nieder.

Gewitter, Streit der Vorstandschaft.Das kostet auch des Besten Kraft.Das letzte Jahr nun kam es dick,die alte Leitung trat zurück.Nach Unwetter gibt's reine Luft.Nen neuen Vorstand man beruft.Auch Fußballgeist, fest eingeschworen,er wurde erst im Streit geboren.Der Klinsi kämpft mit voller Kraft,am Höhepunkt hat er's geschafftNun fällt auch jedem andern ein,„lasst uns zu Gast bei Freunden sein!“

Doch ich bin in großer Eile,kann nur kurz bei Euch verweile.

Zum Schluss noch einige Beispiele für die Rätsel, die vor der Ausgabe der Päckchen gelöst werden mussten. Es lief im Allgemeinen wie folgt ab: Die Lösungsworte wurden auf Zetteln an die Teilnehmer verteilt. Der Berggeist stellte ein Rätsel in Versform. Wer das dazu passende Wort auf seinem Zettel vorfand, rief dieses laut in die Versammlung und erhielt dann ein Päckchen aus dem Krabbelsack.

Es war immer eine Stadt zu erraten, die für eine bestimmte Spezialität steht (2000):

Wo Meister sangen um die Wette,Hans Sachs hat seine Wirkungsstätte.

Will man die guten Lebee kuchen,so muss man (Nürnberg) nur besuchen.

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Wenn man fährt zu diesem Orte,will man speisen eine Torte.

Kaffeebraun mit MarmeladeNach (Linz) zu gehen, ich dann rate.

Schon Karl den Großen wir dort finden,er aß im Winter seine Printen

Die Stadt dazu kann jeder „sachen“Die Kaiserpfalz stand ja in ( ? )

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesem kurzen Bericht einen kleinen Eindruck in die Arbeit des letzten Berggeistes vermitteln konnte.

Weitere Beispiele für die Jahresberichte des Berggeistes Klaus-Peter Baumer sind im Archiv der Sektion Mannheim abgelegt.

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Aktive SeniorenHans-Dieter Werner

Die Idee eine Hochgebirgswanderung für Leistungsschwächere oder Senioren an-zubieten entstand während einer von der Sektion durchgeführten Tour. Der Tou-renführer schritt so zügig voran, dass einige der Teilnehmer mühelos dem Tempo folgen konnten, während dies anderen schwer fiel. An eine bestimmte Altersgruppe wurde dabei allerdings nicht gedacht.

Vom Gedanken bis zur Tat vergingen nochmals 2 Jahre. 1988 war es dann soweit: Wir fuhren zum vorderen, westlichen Karwendel. Nach einem Aufstieg von Krün über die Fischbachalm und den Lakaiensteig quartierten wir uns im Soiernhaus ein. Am nächsten Tag ging es über die Soiernspitze auf die Gumpenkar- und Krap-fenkarspitze. Dabei waren unter anderem der ehemalige erste Vorsitzende Hasso Ganter mit Ehefrau, der ehemalige Vergnügungswart Siegfried Dsiersk und die Mitglieder des heutigen Ehrenrates Albert Göppert (Vortragswart) und Kurt Butz-ke.

Aus dem Kreis der Teilnehmer heraus wurde der Wunsch geäußert im nächsten Jahr eine Bergfahrt im Wetterstein durchzuführen. So fuhren wir zu elft nach Garmisch-Partenkirchen, um die empfehlenswerte 3-Tage-Tour Partnachklamm – Kreuzeckhaus – Alpspitze, Aufstieg „Via Ferrata“, Abstieg Nordwandsteig – Knap-penhäuser – Höllentalklamm durchzuführen. Von der landschaftlichen Großartig-keit her war der einwöchige Aufenthalt in der Berninagruppe sicherlich einer der Höhepunkte in all den Jahren. Letztmals war auch Hasso Ganter dabei bevor es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ging.

Es folgten Wochenendwanderungen in die Mieminger Gruppe, zweimal Rofan, Lechquellengebirge, Karwendel, Appenzeller Alpen und ins Kühtai. Hierbei konn-te ich an einem unvergesslichen Abend auf der Terrasse der Bielefelder Hütte meine 100ste Hütte mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und Bergliedern feiern.

Irgendwann mussten wir erkennen, dass die Berge immer höher und die Rucksäcke immer schwerer wurden. So war es nicht mehr weit bis zur Erkenntnis, dass wir

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uns ein Standquartier suchen müssen, um von dort Tagestouren durchführen zu können. Die Dortmunder Hütte, an der Kühtaistraße gelegen, war dazu ein idealer Stützpunkt.

>> Im Schwarzwald bei Todtnau

1999 erlebten wir nach entsprechender Vorplanung auf dem knapp 3000 m hohen Ritzer Grieskogel stehend eine beeindruckende Sonnenfinsternis. Die folgenden Jahre führten uns in die Silvretta ins Madlener-Haus, ins Allgäu zur Landsberger Hütte und ins Mangfallgebirge zur Albert-Link-Hütte.

Die Zeit ließ sich nicht aufhalten. Wir stellten fest, dass das Nächtigen in Matrat-zenlagern nicht sonderlich altersgemäß ist und ein gewisser Komfort durchaus an-gebracht erschien. So verbrachten wir die nächsten Jahre in Wanderhotels. Schon seit geraumer Zeit wurden aus den Wochenendfahrten einwöchige Unternehmen. Die letzte Hochgebirgswanderung erfolgte 2005 in das Grödner Tal. Teilnehmer und Wanderführer waren in die Jahre gekommen und manche gesundheitlichen Probleme hatten sich eingestellt.

Um die nicht mehr durchführbaren Gebirgswanderungen nicht ersatzlos streichen zu müssen, wurde ab dem folgenden Jahr eine einwöchige Mittelgebirgswanderung veranstaltet. Dabei ging der Kontakt zum Fels und anspruchsvollen Wanderungen nie ganz verloren. Fränkische Schweiz, Bayerischer Wald, Südeifel, Elbsandsteinge-birge und Harz boten dazu reichlich Gelegenheit.

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Parallel dazu kamen ab 1998 Tageswanderungen in den Odenwald oder die Pfalz hinzu. Was damals mit 3 Wanderungen und 21 Teilnehmern begann, entwickelte sich mit der Zeit zu 8 Wanderungen und 90 Teilnehmern pro Jahr. Zwischendurch bestand auch eine Kooperation mit dem Odenwaldclub Eppingen. Bei einer Teil-nehmerzahl von 40 – 50 Personen war die Planung und Durchführung jedoch problematisch und wurde wieder aufgegeben.

Viele der damaligen Bergfreunde mussten längst ihrem Alter Tribut zollen oder sind nicht mehr unter uns. Es ist absehbar, dass die jetzigen Aktiven über kurz oder lang ebenfalls ausscheiden werden. Augenblicklich ist noch nicht erkennbar, ob es Nachfolger geben wird. Es ist aber zu hoffen, dass aus dem Kreis der „nach-wachsenden“ Senioren sich wieder ein Organisator findet, der die bisher vom Au-tor organisierten Touren weiterführt. Da insgesamt die Zahl der Senioren in der Gesellschaft zunimmt, sind Angebote für ältere Mitglieder in der Sektion auch zukünftig dringend erforderlich.

>> Bei der Alpspitze

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Jugend in der SektionAlexander Birnbaum und Gottfried Müller-Frey

Gegründet wurde der Deutsche Alpenverein im Jahr 1869 von einer Runde hono-riger Herren. Die Jugendarbeit spielte dabei noch keine Rolle. Was für den Dach-verband galt, war vergleichbar mit der Sektion Mannheim oder genauer gesagt mit der Sektion Pfalzgau, wie diese bis 1920 hieß.

Erst im Jahr 1931 wurde in der Sektion Mannheim durch Paul Kermas eine Jugend-gruppe gegründet. Weitere Aussagen über die Entwicklung dieser Jugendgruppe fehlen allerdings bis in die fünfziger Jahre. Im Jahr 1932/33 wurde erstmalig eine Jungmannschaft erwähnt, also vermutlich 18- bis 25-Jährige, die dann unter ihrem Leiter Fritz Schütt Ende der 40er-Jahre, Anfang der 50er-Jahre zur Leistungsspitze in Deutschland zählte. Fritz Schütt selbst gehörte zur europäischen Bergsteigerelite mit der Besteigung von 34 Viertausendern. (Festschrift „100 Jahre Sektion Mann-heim“). Die weiteren Leiter der Jungmannschaft waren in den folgenden Jahren Erwin Dosch bis 1964, Walter Sturm, Eugen Früh und Fritz Dieringer bis 1976, Klaus Briegel bis 1985.

In den sechziger bis achtziger Jahren wurden in der Gruppe der Jungmannschaft vermutlich auch Jugendliche unter 18 Jahren erfasst. Eine Aufschlüsselung nach den heutigen Kategorien Kinder/Jugendliche bis 18 Jahre und Junioren 18 bis 25 Jahre erfolgte erst später. Wann eine spezielle Jugendgruppe für Jugendliche unter 18 Jah-ren nach der Neugründung der Sektion Mannheim im Jahr 1946 eingerichtet wurde, ist aus den Quellen nicht klar ersichtlich. Im Protokoll der Mitgliederversammlung vom 27.02.1953 wird lediglich aufgeführt, dass für Belange der Jugend 250,00 DM eingeräumt wurden. Der Gesamtetat der Sektion Mannheim betrug damals 4.095,00 DM. Ob diese 250,00 DM der Jugendgruppe im engeren Sinn, also den unter 18-Jährigen, gewidmet waren oder der Jungmannschaft insgesamt, ist nicht erwähnt, da noch keine Differenzierung vorgenommen wurde. Im Protokoll der Mitgliederversammlung 1956 wird unter dem Punkt „Satzungsänderung“ erstmalig erwähnt, dass für die Jungmannschaft und die Jugendbergsteiger eigene Gruppen eingerichtet werden können. Im Protokoll wird vermerkt, dass Erwin Dosch über die Jugend- und die Bergsteigergruppe berichtet, deren gemeinsamer Leiter er ist.

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Bei der Mitgliederversammlung 1958 erfolgt allerdings kein Bericht über die Ju-gend. Erst bei der Mitgliederversammlung 1963 wurde Fritz Dieringer als Beisitzer gewählt, der „als Jugendleiter fungieren soll“. Gemeint ist wohl als Leiter der Ju-gendgruppe.

Im Protokoll der MV 1970 wird erstmalig der Begriff „Leiter der Jugendgruppe“ gebraucht. Dies war Leo Stutz, der sich über eine geringe Beteiligung an Aktivi-täten beklagt, aber auch von regelmäßigen Gruppenabenden berichtet. Bei dieser MV 1970 wird in der Satzungsänderung in § 11 erstmalig erwähnt, dass dem en-geren Vorstand auch der Leiter der Jungmannschaft und Jugendgruppe angehört. Dies stellt also eine deutliche Aufwertung der Jugend im Gesamtverein dar.

Dass Themen von vor mehr als 30  Jahren auch heute noch für den JDAV der Sektion Mannheim aktuell sein können, zeigt der Wunsch nach einem sektionsei-genen Kleinbus des Jugendreferenten Klaus Briegel in seinem Rechenschaftsbericht von 1980. 1983 wird von Klaus Briegel über die Gründung einer Kindergruppe berichtet.

1988 sprach der damalige Jugendreferent Thomas Brenneis auf der Mitgliederver-sammlung über Waldsterben und Naturschutz und als weiteren Punkt setzte er sich für eine Erweiterung der Jugendarbeit durch einen zweiten Raum ein.

In den neunziger Jahren wird Joachim Herbst Jugendreferent und sieht als we-sentliche Aufgabe den Aufbau einer neuen Jungmannschaft aus Jugendlichen von Sektionsmitgliedern. Die bisherigen Mitglieder sind altersbedingt, da über 25 Jah-re, in die Bergsteigergruppe übergewechselt. Ob aus dieser Ankündigung gefolgert werden darf, dass keine Jugendgruppe mit unter 18-Jährigen vorhanden ist, ist nicht klar ersichtlich. 1992 wird in der Jugend auch die internationale Zusammen-arbeit praktiziert. Joachim Herbst kündigt den Besuch einer Klettergruppe aus der Partnerstadt Toulon an.

1993 übergibt Joachim Herbst sein Amt an Ralf Blumenschein. Die beiden bis dahin bestehenden Jugendgruppen werden mangels Beteiligung zu einer Gruppe zusammengelegt berichtet Joachim Herbst noch.

Ralf Blumenschein führte sein Amt als Jugendreferent bis ins Jahr 2000 aus. Man-gels kontinuierlicher Neuzugänge war die Jugendarbeit in der Sektion zu dieser

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Zeit leider vollständig zum Erliegen gekommen, was bedeutete, dass es keine Ju-gendgruppe mehr gab. Ab dem Jahr 2000 (Jugendreferent Alexander Birnbaum bis 2010, danach Gottfried Müller-Frey und Konstantin Nebel) waren zumindest die ersten Jahre geprägt durch den Wiederaufbau einer Jugendgruppe.

Dem Aufbau einer Gruppe ab dem Jahr 2000 kam entgegen, dass mit den auf-kommenden Kletterhallen ein neues, attraktives Betätigungsfeld für Jugendliche angeboten werden konnte. Dadurch war es möglich ganzjährig eine regelmäßige Trainingsmöglichkeit und damit einen Treffpunkt zu bieten, was zur Identitätsbil-dung einer Gruppe beiträgt.

Daher wurde die Kletterhalle in Ludwigshafen, die um das Jahr 2000 noch die einzige Halle im Rhein-Neckar-Raum war, auch regelmäßig genutzt. Im Sommer allerdings wurde Wert darauf gelegt, dass in natürlicher Umgebung geklettert wer-den konnte und dies vor allem im Schriesheimer Steinbruch. Damit sollte auch vermieden werden, dass der Aspekt des Naturerlebnisses verloren geht.

Laut einer Kletterhallenstudie des Deutschen Alpenvereins aus dem Jahre  2009 stimmten immerhin ca. 25 % der Befragten (nicht differenziert nach Alter) der Aussage zu, dass sie nur in der Halle klettern würden und dies zum Selbstzweck. Gleichzeitig geben aber 80 % an, dass das Naturerlebnis beim Klettern ein wichti-ger oder gar sehr wichtiger Aspekt sei. Ganzjährig kann ein hoher Trainingsstand erhalten bleiben. Dies ist unbestritten. Inwieweit sich die Einstellung zur Natur und zum Klettern bei den mit Kletterhallen groß Gewordenen im Vergleich zu Jugendlichen früherer Jahrzehnte ändert, muss sich erst noch erweisen.

Kooperation des Karl-Friedrich-Gymnasiums mit der JDAV Sektion MannheimAuch durch die Einbeziehung von Schulen konnte eine große Anzahl von Jugend-lichen für den Klettersport begeistert werden. Im September 2001 wurde erstmals am Karl-Friedrich-Gymnasium (KFG) die AG „Klettern“ angeboten.

Diese kam durch die Kooperation des KFG mit dem DAV (Deutscher Alpenver-ein) Sektion Mannheim zustande. Die maßgeblichen Akteure dabei waren Alexan-der Birnbaum und Peter Pludra. Die AG fand regen Zulauf. Problematisch war allerdings zunächst der Weg nach Ludwigshafen, denn dort fand in Ermangelung

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einer anderen Möglichkeit das wöchentliche Training statt. Die Kinder hatten je-doch schnell Lösungen gefunden und organisierten Fahrgemeinschaften mit den betreffenden Eltern zum Abholen (der Hinweg konnte mit der Straßenbahn zu-rückgelegt werden). Bald entwickelten sich aus der Jugendgruppe heraus weite-re Jugendleiter. Die erste jugendliche Betreuerin (spätere Jugendleiterin) kam aus dem KFG.

Auch manche Eltern und Geschwister sowie Freunde der AG haben an dem Sport Gefallen gefunden. So wuchs die Zahl der Kinder und Jugendlichen stetig an. Bald konnte die Sektion Mannheim eine stattliche Jugend vorweisen, die sich nun „Geckos“ nannte und Teil des JDAV (Jugend des Deutschen Alpenvereins) war, der bundesweit eigenständigen Jugendorganisation des Alpenvereins. Mittlerweile wuchs auch der Bedarf an Klettermöglichkeiten und so entstand im Rott (Käfertal) noch eine weitere Halle, in der seit 2002 das Training stattfindet.

Neben dem KFG ist seit 2010 auch eine Kooperation zwischen der JDAV und der Integrierten Gesamtschule Mannheim (IGMH) etabliert. Das wöchentliche Trai-ning findet direkt an der Kletterwand in der Schule statt und wird von Julia Volker betreut.

>> Kletterhalle EXTREM in Mannheim

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>> Kinder sichern in Kletterhalle

Aktivitäten des JDAV Sektion MannheimDer Alpenverein würde seinem Namen nicht gerecht, wenn nicht auch in den Al-pen oder zumindest im Mittelgebirge Aktionen liefen. So gibt es zum Beispiel eine Outdoorgruppe, die von Mai bis September im Schriesheimer Steinbruch klettert. Auch Freizeiten werden von der Jugend angeboten. So waren die Jugendlichen in den Vogesen und im Tessin, 2008 in Südfrankreich. Auch Arco am Gardasee, Do-nautal, Frankenjura, Schwäbische Alb und Schwarzwald gehören regelmäßig dazu.

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.>> Arco

>> Donautal Wasserexkursion

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>> Arco BAWÜ Camp 2011

Auch der Kontakt mit anderen JDAV-Gruppen wurde in den letzten Jahren her-gestellt. In den Herbstferien 2011 nahm die Jugend der Sektion Mannheim beim BAWÜ-Camp in Arco teil. Die Initiative für dieses Camp ging vom JDAV Ra-vensburg aus. Weitere Teilnehmer waren die JDAV-Gruppen von Baden-Baden, Karlsruhe, Biberach und Heidelberg. Mit den Heidelbergern wurde auch eine Fahrgemeinschaft gebildet.

Zu Pfingsten 2012 war erstmals der JDAV Mannheim in Kroatien zusammen mit den JDAV Sektionen Baden-Baden und Biberach.

Aus den Kindern werden junge Erwachsene und so hat sich 2007 eine Jungmann-schaft (18 bis 27 Jahre) gebildet. Hier finden sich vornehmlich die Jugendleiter wieder, die sich mittlerweile zu einem großen Teil aus (ehemaligen) Schülern des Karl-Friedrich-Gymnasiums rekrutieren. Im Jahr 2008 etablierte sich dann eine Leistungsgruppe, die von Benjamin Wajda und Lasse Müller-Hansen geleitet wird. Hier findet vor allem gezieltes Training in einer Kleingruppe statt, um talentierte Jugendliche auf Wettkämpfe vorzubereiten. Mittlerweile hat dieses Team an meh-reren Kletterwettkämpfen teilgenommen und einige beachtliche Platzierungen

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erzielen können. So hat die JADV-Jugend zwei Jahre in Folge den „Biberacher Klettercup“ in einer bestimmten Altersgruppe gewonnen.

Aber nicht nur Klettern ist bei den Jugendlichen angesagt, sie haben auch tatkräf-tig geholfen gemeinsam eine Scheune für das sogenannte „Bouldern“ (Klettern in Absprunghöhe) auszubauen. Die Scheune wurde vom damaligen Jugendreferenten Gottfried Müller-Frey zur Verfügung gestellt. So gibt es immer Möglichkeiten au-ßerhalb der kommerziellen Hallen zu trainieren.

>> JuKader in Boulderscheune

Eine weitere wichtige Facette der JDAV ist der Umweltschutz. Auch hier wer-den die Teilnehmer bei Aktionen integriert. So finden seit über zehn Jahren die Pflanzaktionen im Bühler Tal statt. Die Pflanzaktionen enden 2013, da die Wie-derbewaldung abgeschlossen ist.

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>> Pflanzaktion JDAV mit DAV am 22. April 2006

In einer aktuellen Aktion zum GEO-Tag der Artenvielfalt wurde der Schriesheimer Steinbruch durch die Jugend auf die Vielfalt der Lebewesen und Pflanzen unter-sucht.

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Zur Zeit sind in der Sektion Mannheim von den 3111 Mitgliedern in der Katego-rie Kinder/Jugendliche (0 bis 18 Jahre) 308 (9,9 %) und in der Kategorie Junioren 180 (5,8 %) gemeldet. Im Vergleich dazu die Zahlen des Deutschen Alpenvereins mit 939 063 Mitgliedern im Jahr 2011. Davon sind 16 % Kinder/Jugendliche und 6,8 % Junioren.

Derzeit verfügt die JDAV Mannheim über sechs Jugendgruppen und eine Jung-mannschaft, die sowohl Indoor als auch Outdoor an verschiedenen Wochentagen trainieren.

Systemimmanent ist bei der Jugendarbeit eine kontinuierliche Veränderung. Altersbedingt wechseln die Jugendlichen ab 18 Jahren zu den Junioren oder ab 25 Jahren zu den Erwachsenen. In dieser Zeit verlassen auch viele jugendliche Mit-glieder bedingt durch Studium und Beruf ihren bisherigen Heimatort. Treten nicht jährlich neue Jugendliche bzw. Kinder einer solchen Jugendgruppe bei, löst sich eine Jugendgruppe in wenigen Jahren auf. Bei Gruppen im Erwachsenenbereich (z. B. Wandergruppe, Alpinistikgruppe) gehört ein fester Stamm meist über Jahr-zehnte einer Gruppierung an. Um einen Verein lebendig zu erhalten, ist daher eine permanente Jugendarbeit mit ständigem Zustrom jugendlicher aktiver Mitglieder und laufender Ausbildung neuer Jugendleiter erforderlich.

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Naturschutzreferat der Sektion MannheimEdith Zimmerer

Der Alpenverein war schon immer ein der Natur verbundener Verein. Der Berg-wanderer schätzt die ursprüngliche Bergwelt und das Naturerlebnis. Daher wurden die Vereinsziele - die Erschließung der Bergwelt und die Förderung des Bergsteigens - schon 1927 durch die Forderung ergänzt die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu bewahren (AV–Handbuch 1928). Im Laufe der Jahre wurde das Grund-satzprogramm des AV immer wieder überarbeitet und der Schutz der Natur stärker gewichtet. Die Kernaktivität der Mitglieder ist der Bergsport, doch der AV hat inzwi-schen aktiv Naturschutzaufgaben übernommen.Wann wurde in unserer Sektion das Naturschutzreferat eingeführt? Die Antwort ver-liert sich im Dunkel der Vergangenheit und muss offen bleiben. Die ältesten Unter-lagen, die im Registergericht Mannheim hinterlegt sind, stammen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Vereinssatzung vom 16.10.1951 legte im Vereinszweck „ die Pflege des Naturschutzes, Erwerb und Unterhaltung von Naturschutzgebieten“ fest. Diese Ziele wurden in der nächsten Satzungsänderung vom 02.02.1956 jedoch auf ein realisierbares Maß reduziert: Pflege von Naturschutz und Heimat- und Na-turkunde.Schon in den 1960er Jahren bestanden zu den naturverbundenen Vereinen Mann-heims, wie z. B. dem Naturkundeverein und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gute Kontakte, die zu gemeinsamen Exkursionen und Vorträgen genutzt wurden.

Den ersten knappen Hinweis auf das Naturschutzreferat fand sich im Sektionsheft April 1970: Naturschutzwart Kurt Friedrich.In der Mitgliederversammlung von 1970, dem Weltnaturschutzjahr, ging sogar der erste Vorsitzende Dr. Gerhard Müller auf die Probleme des Naturschutzes ein.Im folgenden Jahrzehnt wechselten die Naturschutzreferenten häufig und hinterlie-ßen kaum Spuren. Brisante Themen gab es aber genug, z. B. die Auseinandersetzung um den Brandner Gletscher.Die Tourismusbranche setzte darauf den Fremdenverkehr zu intensivieren und den Brandner Gletscher zum Sommerskigebiet auszubauen. Dies rief breiten Widerstand hervor. Bergsteiger- und Naturschutzverbände aus Österreich, Deutschland, Liech-tenstein und der Schweiz, Sektionen des Deutschen Alpenvereins und nicht zuletzt

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der Landschaftsschutzverein für Brand setzten sich für „die Rettung der Schesaplana“ ein. Die Sektion Mannheim ließ sich nicht verführen mit dem geplanten Skigebiet ihre Hütten aufzuwerten, sondern schloss sich dem Widerstand an. In einem Gut-achten kam das Österreichische Institut für Raumplanung zu dem Ergebnis, dass Nachteile für Natur und Umwelt zu befürchten seien und es außerdem an der Wirt-schaftlichkeit des Vorhabens mangele. Im Herbst 1981 beschloss der Vorarlberger Landtag das Landschaftsschutzgesetz und stellte damit alle Gletscher in Vorarlberg unter Schutz. Dreißig Jahre später – die Folgen der Klimaerwärmung vor Augen – können wir diese weise Entscheidung nur begrüßen.Heiße Diskussionen löste 1978 auch der Plan aus quer durch den Pfälzer Wald eine Autobahn zu bauen. Die Jugendgruppen unserer Sektion fürchteten massive Eingrif-fe in die beliebten Kletter- und Wandergebiete der Pfalz und schlossen sich mit Un-terschriftsaktionen der Bürgerbewegung „Keine Autobahn durch den Pfälzer Wald e. V.“ an. Auch hier können wir uns freuen, dass dieses Autobahnprojekt nie verwirk-licht wurde.Sehr engagiert übernahm Kurt Friedrich 1980 zum zweiten Mal das Amt des Natur-schutzreferenten und startete mit dem Artikel „Naturschutz geht jeden an!“ Leider war ihm nur eine kurze Wirkungsspanne vergönnt, denn im April 1983 verstarb er unerwartet nach kurzer Krankheit.Christoph Jung, Naturschutzreferent von 1986 bis 1991, machte mit seinen regel-mäßigen Beiträgen im Sektionsheft „Das Naturschutzreferat informiert“ auf seine Arbeit aufmerksam und bezog Stellung zu aktuellen Themen von Natur- und Um-weltschutz, wie zum Beispiel:

• Achtung Tourenskiläufer!• Sanft klettern – der Natur zuliebe• Umweltfreundliches Verhalten im Gebirge• Abwasserbeseitigung auf den Alpenvereinshütten• Sondermüll im Haushalt – Das geht jeden an!• Käfertaler Wald – ein Thema für den Alpenverein• Mountainbike und Umwelt• Alle reden vom Stau – Wir machen mit

Heute sind diese Themen noch genau so aktuell wie vor 25 Jahren. Ende der 1980er Jahre brach ein heftiger Interessenskonflikt zwischen Kletterern und Naturschützern auf. Wie konnte es dazu kommen?Schon Jahre zuvor war die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz in Baden-Würt-

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temberg gegründet worden, um den Wanderfalken vor dem Aussterben zu bewahren und eine stabile Population aufzubauen. Ihre Felsbrutplätze sollten daher geschützt werden. Das Biotopenschutzgesetz, am 01.01.1992 in Baden-Württemberg in Kraft getreten, erklärte schließlich den gesamten Lebensraum Fels zu einem besonders schützenswerten Biotop. Um einem vollständigen Kletterverbot entgegenzuwirken, schlossen sich die Kletterer in Interessensgemeinschaften (IG Klettern) und Arbeits-gemeinschaften (AG Klettern und Naturschutz) zusammen. Gemeinsam erarbeitete man Regeln, um das Klettern naturverträglich zu gestalten und dem Anliegen beider Parteien gerecht zu werden.

Die Sektion Mannheim hat sich mit anderen Sektionen aus unserer Region zusam-mengetan und die Arbeitsgemeinschaft Klettern & Naturschutz im Odenwald e. V. gegründet. Hier gab es über all die Jahre immer wieder Aktionen zur Biotoppflege und zu Müllsammlungen und auch beim Beringen der Wanderfalken wurde mitge-holfen.

Uwe Metz, Naturschutzreferent ab 1993, krempelte so richtig die Ärmel hoch und organisierte im Sommer 1994 eine umfangreiche Aufräumaktion an der Oberzalim-hütte, wobei seine Arbeitsgruppe 7m3 Müll einsammelte.

Am ersten Weihnachtsfeiertag 1999 verwüstete Sturm Lothar große Waldgebiete im Schwarzwald, auch um unsere Schönbrunner Hütte. Bernd Hallex, der im Jahr 2000 gewählte Naturschutzreferent, rief zusammen mit Jürgen Grimbs und Rudolf Würth 2002 das Projekt Wiederbewaldung an der Schönbrunner Hütte ins Leben. Für 10 Jahre sollte das Naturschutzreferat die Patenschaft übernehmen. Unter der engagierten Betreuung von Förster Ruf pflanzte seither eine Gruppe von Getreuen aus der Mannheimer Sektion über 3500 Laubbäume (Rotbuche, Eiche, Bergahorn) und Nadelbäume (Douglasie, Weißtanne, Fichte) und leistete Pflegearbeiten, wie Rückschnitt von Brombeeren und Himbeeren.Aufforsten ist nicht die Tätigkeit, die schnelle Erfolge einbringt. Wald wächst bekannterweise langsam und nicht jeder Setzling schaffte es sich im von Stei-nen durchsetzten Boden erfolgreich zu verwurzeln. Durchschnittlich überlebten 80 % – 90 % der gesetzten Bäume. Anhaltende Hitze und Trockenheit fürchteten wir besonders. So mussten wir im Frühjahr 2007 unsere Pflanzen angießen und schlepp-ten vom Bach das Wasser kannenweise hangaufwärts. Wildschäden, variantenreich verursacht durch Wühlen, Fegen und Verbiss, führten immer wieder zu Ausfällen, die ergänzt werden mussten.

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Seit 2006 bin ich Naturschutzreferentin, organisiere die Wiederbewaldung und vertrete die Sektion Mannheim im Umweltforum. Das Umweltforum vereinigt Gruppen, Verbände und Vereine, die in Mannheim im Umwelt- oder Naturschutz arbeiten.Wir freuen uns über die guten Kontakte zu Dr. Gerhard Rietschel, dem Natur-schutzbeauftragten der Stadt Mannheim. Dr. Rietschel begeistert uns immer wie-der mit Vorträgen über Tier- und Pflanzenwelt und über seine spannenden Reisen nach Afrika und Asien. Mit naturkundlichen Exkursionen in Mannheim und Um-gebung, z. B. auf die Reißinsel oder in den Schriesheimer Steinbruch brachte er uns die Kleinode unserer Heimat näher.Welche Aufgaben sollte das Naturschutzreferat unserer Sektion zukünftig über-nehmen? Auch wenn das Wiederbewaldungsprojekt an der Schönbrunner Hütte nach 10 Jahren seinem Abschluss entgegengeht, sollten wir unsere Anpflanzgebiete nicht aus den Augen verlieren und weiterhin – wenn notwendig – Pflegearbeiten leisten. Neue Aufgaben könnten wir auch in Mannheim angehen. Als Mitglieder im Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg sind die DAV-Sektionen auf-gefordert auch Naturschutzaufgaben vor Ort zu übernehmen. So könnten Einsätze in Streuobstwiesen oder in den unter Naturschutz stehenden Sanddünen erfolgen. Mit den Hütten in Vorarlberg tut sich ein drittes Arbeitsgebiet auf. Um den Weg zur Oberzalimhütte kurzweiliger zu gestalten und den Blick auf die durchwanderte Natur zu lenken, bestehen Pläne einen naturkundlichen und geologischen Lehr-pfad einzurichten.

Wesentlich ist jedoch, dass die Idee Naturverträglichkeit und Nachhaltigkeit von allen Bereichen der Sektion mitgetragen wird. Ich will hier nur einige Beispiele an-führen. So nutzt unsere Wandergruppe seit vielen Jahren die öffentlichen Verkehrs-mittel für ihre Wanderungen in der Region. In der Arbeitsgemeinschaft Klettern & Naturschutz im Odenwald e. V. setzt sich Ulrike Meboldt für naturverträgliches Klettern ein. Hans Graze konnte mit dem Umbau der Oberzalimhütte erreichen, dass diese Hütte 2009 mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet wurde.

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Odenwälder Klettergebiete und die Gründung der AG Klettern & Naturschutz im OdenwaldUlrike Meboldt-Brenneis

Die einzige uns bekannte Erschließungsgeschichte der Odenwälder Klettergebiete ist im kleinen Kletterführer von S. Blitz beschrieben. Im pathetischen Stil der Vor-kriegszeit schreibt er:

„Wenn du Bergsteiger bist, geneigter Leser, einer von denen, die es lieben, abseits von den angelegten Wegen durch die Berge zu streifen, um auf diese Weise tiefer in ihre Wunder einzudringen, dann wirst du sicher auch ein treuer Freund deiner heimatlichen Kletter-felsen sein und viele deiner freien Stunden daran verbringen. Du wirst gleich mir dort Entspannung suchen und Erholung vom eintönigen Grau des Alltags, und du wirst dich an ihnen üben wollen, um gut gerüstet das Wagnis einer pfadlosen Bergfahrt anzutreten. Deine Seele kann sich satt trinken an steilem, sonnigen Fels und weiter, jubelnder Oden-waldlandschaft. Du kannst dich müde klettern oder müde sehen, immer gehst du nach Hause mit dem Gefühl, dass der Tag zu den schönsten Deines Lebens zu zählen ist ...“ (Kletterführer Odenwald, S. Blitz 1948)

Die von S. Blitz beschriebenen Felsen sind der Hohenstein, der Borstein, der Brom-fels und das Zindenauer Schlösschen. Der bedeutendste von diesen ist der Hohen-stein bei Reichenbach. Als „Kletterschule“ wurde er nach dem 1. Weltkrieg entdeckt. Die Bergsteiger unternahmen zu dieser Zeit in den Alpen immer schwierigere Rou-ten und so suchten sie in den alpenfernen Zonen nach nahe gelegenen Übungsmög-lichkeiten. Anfang der 1920er-Jahre waren es vor allem die Mannheimer Demilla, Effelberger und Höhl, die mit der bergsteigerischen Erschließung begonnen haben. In der Zeit von 1932 - 1935 kamen Eugen und Marianne Fischer aus unserer Sektion regelmäßig an den Hohenstein. Die von ihnen begangene „Quarzverschneidung“ zählte dort lange zu den schwierigsten Touren. Eugen Fischer brachte auch 1932 unter dem großen Überhang das erste Wandbuch an. Im Jahre 1939 lösten die zwei Mannheimer Grau und Biegert mit dem „Großen Überhang“ eines der letzten Pro-bleme am Hohenstein.Der Hohenstein ist heute noch von Interesse für Übungszwecke und zum Einführen von Anfängern. Die anderen oben genannten Felsen werden kaum noch beklettert.

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>> Schriesheimer Steinbruch Seitenansicht

Zu der Zeit als S. Blitz 1948 den „Kletterführer Odenwald“ herausbrachte, wurde am Schriesheimer Ölberg von den Porphyrwerken Weinheim-Schriesheim noch Gestein abgebaut. Mit dem Abbau begonnen hat man dort schon 1899. Nach ei-nem Brand und wegen Problemen beim Abtransport des abgebauten Gesteins leg-ten ihn die Porphyrwerke 1967 still, hielten sich aber noch eine Option für den Abbau bis 2013 offen. Sie zäunten ihn ein, versahen den Zaun mit einem Schild mit Hinweis auf ein Betretungs- und Kletterverbot, kontrollierten dieses Verbot aber nicht.

>> Schriesheimer Steinbruch 3. und 4. Ebene

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Die Felsen des Steinbruchs übertrafen an Größe und Höhe aber alles, was der Odenwald sonst noch vorzuweisen hat. Somit erweckte er bald das Interesse von Kletterern aus der Umgebung und es fanden sich trotz der Illegalität immer mehr von ihnen dort ein. Mit der Erschließung wurde bereits 1968, also im Jahr nach der Stilllegung, begonnen. Die meisten Routen wurden von dem Mannheimer Klette-rer Rolf Habich erschlossen, der sich auch heute noch für die Sanierung engagiert.Die Toleranz den Kletterern im Steinbruch gegenüber fand aber Mitte der 80er Jahre ein Ende. In dieser Zeit erhielt ganz allgemein der Naturschutzgedanke ein stärkeres Gewicht als zuvor, so plante die Gemeinde Schriesheim und die Natur-schutzbehörde im Steinbruch ein Naturschutzgebiet mit vollständigem Kletterver-bot. Außerdem, etwa zu gleicher Zeit im Jahre 1986, ereignete sich ein schwerer Kletterunfall, in dessen Folge die Familie des Opfers juristisch gegen die Porphyr-werke vorging. Dies veranlasste die Porphyrwerke am 23.06.1986 zu einem Brief an den Dachverband des DAV in München. Dieser wird in dem Schreiben aufge-fordert die örtlichen Sektionen zur Einhaltung des Kletterverbots zu veranlassen. Dieses wurde auch an unsere Sektion weitergeleitet.

Das Klettern im Steinbruch war also gleichzeitig sowohl staatlicherseits durch den Naturschutz wie auch durch das Verbot seitens der Porphyrwerke bedroht.Die Bemühungen einzelner Sektionen das Kletterverbot im Schriesheimer Stein-bruch abzuwenden scheiterten. Der Widerstand wurde daraufhin 1990 in der „Interessengemeinschaft Schriesheimer Steinbruch“ gebündelt, aus der dann die „Arbeitsgemeinschaft Klettern & Naturschutz im Odenwald e. V.“ (AGKNO) her-vorging. Sie ist eine Vereinigung von Sektionen des Deutschen Alpenvereins und auch anderer Kletterer. Ihre Arbeit erwies sich als erfolgreich. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde im Frühjahr 1998 endlich ein von allen akzeptierter Kom-promiss gefunden. Er firmierte unter dem Schlagwort „Korridorlösung“. In ihr werden die Teile des Steinbruchs ausgewiesen, die für das Klettern offen sind und jene, die ausschließlich dem Naturschutz vorbehalten sind. Bedingungen für das Klettern wurden festgelegt. Diese besagen, dass der Zugang zu den Kletterrouten ausschließlich über die Zustiegshilfen („Klettersteige“) zu erfolgen hat und legt auch Ausstiegsverbote in einigen Felssektoren fest. In der Verordnung ist auch ein Widerrufsrecht von Seiten der Behörde festgeschrieben.

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>> Klettersteig

Heute ist der Schriesheimer Steinbruch das größte und wichtigste Klettergebiet im Odenwald. Die meisten Kletterer aus unserer Sektion trainieren hier regelmäßig.Der Steinbruch besteht aus vier Terrassen, in denen ganzjährig geklettert werden kann. Einschränkung gibt es nur in der 4. Ebene rechts, aus Gründen des Vogel-schutzes. Hier hat sich eine flexible Regelung in Absprache mit der Arbeitsgemein-schaft Wanderfalken bewährt. Im Steinbruch gibt es zurzeit ca. 240 Kletterrouten in den Schwierigkeitsstufen 3 bis 10 -.

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Die AGKNO hat das Ziel das Klettern als Natursport zu erhalten und naturver-träglich zu gestalten. In regelmäßigen Abständen werden Pflegemaßnahmen im Klettersektor durchgeführt (z. B. Grünschnitt, Wegebau …). In Kooperation mit der „AG Wanderfalke“ haben die Kletterer einen Wanderfalken Nistkasten gebaut. Die erste erfolgreiche Wanderfalkenbrut war 2000, seitdem kommen die Vögel jährlich zum Brüten hierher. Auch beim Beringen der Jungvögel wurde mitgehol-fen.

>> Falken

Die AGKNO erarbeitete mit der Naturschutzbehörde nicht nur die Kletterrege-lung für den Schriesheimer Steinbruch. Durch das Biotopschutzgesetz mussten auch für alle anderen Kletterfelsen im Odenwald Regelungen vereinbart werden.Im wesentlichen sind dies Steinbrüche, wie z. B. bei Ziegelhausen. Manche Fel-sen blieben den Kletterern erhalten, andere fielen dem Biotopschutz zum Opfer z. B. der Russenstein. Auch für unsere Sektion ist es wichtig aktiv in der AGKNO mitzuwirken, so können wir Kletterverbote verhindern oder vielleicht sogar neue Klettergebiete schaffen. Im Odenwald gibt es noch interessante Steinbrüche, in denen sich eine Erschließung lohnen würde. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

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BüchereiHans-Dieter Werner

Die Bücherei der Sektion Mannheim besteht mindestens seit den Kriegsjahren. Es ist bekannt, dass sie in dieser Zeit in der Mittelstraße beheimatet war. 1943 wurde sie bei einem Bombenangriff zerstört. Über die Zeit davor ist nichts belegt; Zeitzeugen gibt es nicht. Später zog die Bibliothek in die Seckenheimer Straße, in den 80er Jahren in die Niederfeldstraße. Seit einigen Jahren befindet sie sich Am Ullrichsberg, im Ortsteil Rott.

Im Folgenden soll über den Werde- und Fortgang der letzten 30 Jahre berichtet werden: In den Jahren vor 1980 wurden die Bestände durch den Zukauf neuer Literatur erheblich vergrößert. Dies führte zu einer gewissen Unübersichtlichkeit und machte es den Mitgliedern schwer das richtige Material zu finden. So galt es also eine Neuorientierung und Katalogisierung zu erstellen. Sie war so zu gestalten, dass man nachfolgende Literatur jederzeit einreihen konnte, ohne dabei die Grundordnung zu verlassen. Man unterteilte dabei in Führer, Führerbü-cher, Lehrpläne, Erlebnisbücher und Videos. Jede Gruppe bekam eine eigenständi-ge Nummerierung. Bei den Führern begann man mit der am nächsten gelegenen Gebirgsgruppe, den Allgäuer Alpen und versah sie mit der Nr. 1. Man gab den in östlicher Richtung angrenzenden Gebirgen die folgenden Nummern. Danach folg-ten die südlich darunter liegenden Gebirge dem sogenannten Hauptkamm, begin-nend mit Rätikon, Verwall, Silvretta usw. Die Dolomiten und die Schweizer Berge bekamen eigenständige Nummerngruppen, ebenso die angrenzenden Gebirge. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Spezialführer auf den Markt, die es notwendig machten separat eingereiht zu werden. So findet man heute Mittelgebirgswander-führer, Kletterführer, Ski- und Schneetourwanderführer sowie Mountainbikefüh-rer in den Regalen.

Bei den Führerbüchern – mit Buchstaben versehen – war die Strategie eine andere. Zum damaligen Zeitpunkt gaben die Verlage Bücher mit einheitlicher Größe und Aussehen heraus. Es war naheliegend diese, der Optik wegen, entsprechend zu sortieren. Inzwischen sind die meisten Verlage davon abgekommen und erstellen unterschiedliche Formate. Da viele dieser Bücher ein breites Spektrum der Alpen

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beinhalten, war es auch nicht möglich sie in Gebirgsgruppen einzuteilen. So ist es heute unumgänglich, dass sich der Interessierte in den Bestand einlesen muss.

In den Erlebnisführern finden sich Erlebnisberichte über große Touren und Erst-besteigungen der namhaftesten und erfolgreichen Bergsteiger von der Pionierzeit bis heute im Bestand. Leider ist das Interesse diese Bücher zu lesen äußerst gering.

Parallel zu dem Erfassen und Einordnen der Literatur mussten Bestandskarten an-gefertigt werden. Diese dokumentieren den Ausleiher, die Ausleihdauer, die Häu-figkeit des Ausleihens und das Anschaffungsjahr. Seit dem Jahr 2012 werden die Bestände und die Ausleihe elektronisch erfasst.

Wie hat sich der Büchermarkt auf dem Alpinsektor seit den 50er Jahren entwickelt:Während früher Erstbegehungen oder die Eroberung ganzer Gruppen teilweise in heroischer Art geschildert wurden, fand nun mehr die Vorstellung einzelner Touren und Besteigungen statt. Vorreiter war Walter Pause. Er stellt in 10 – 12 Büchern jeweils 100 Bergwege vor. Das Spektrum reichte von „Bergtouren abwärts“ bis „Im Eis und Urgestein“ und damit hatte er für jede Art des Bergsteigens einige Tipps parat. Jeder Vorschlag umfasste 2 Buchseiten mit einem ganzseitigen, informati-ven Bild (oftmals Luftaufnahme), einer Anstiegsskizze, unzähligen Informationen und einem Begleittext. Danach folgten, ab etwa 1975, die im Bruckmann Verlag erschienenen Bände „Die schönsten Höhen- oder Hüttenwege“. Diese beschränk-ten sich auf 30 Touren und ein Berggebiet. Ähnliche Serien erschienen in den Verlagen Carta, Berg und Athesia. Bruckmann meldete sich in einer neuen Serie im Taschenbuchformat mit etwa 50 Bänden zurück. Dabei trug der Verlag dem damals im Trend liegenden Inselwandern Rechnung. Einen anderen Weg ging der Deutsche Alpenverein, der über einen Zeitraum von 15 Jahren 25 Bände verschie-dener Verlage und Autoren herausbrachte. Die Veröffentlichung stellten Pioniere, berühmte Bergsteiger sowie Personen, die das Alpingeschehen prägten, vor. Diese Bücher werden auch nachfolgenden Generationen noch als Vermächtnis dienen.Bei den Alpinführern dominiert seit Jahrzehnten der Bergverlag Rudolf Rother. Sein gesamtes Erscheinungsbild ist über all die Jahre gleich geblieben. Weil die auf Reisen mitzuführenden Führer immer umfangreicher und das Spektrum der Bergs-portarten immer zahlreicher wurde hat in den letzten Jahren eine Spezialisierung stattgefunden. Man unterteilt heute in „Alpin“ für den Wanderer und „Extrem“ für den Kletterer. Diese Veröffentlichungen erscheinen nun in einem grünen, Mittel-gebirgsführer in einem roten und Skitourenführer in einem blauen Einband.

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Es war stets das Bemühen der Ehrenamtlichen in der Bücherei diese auf dem neu-esten Stand zu halten. Der Büchermarkt wurde beobachtet und bei einer Neu-erscheinung wurde diese, soweit sie sinnvoll und als Ergänzung anzusehen war, angeschafft. Alte Literatur wurde durch neue ersetzt. Dabei galt es den finanziellen Rahmen nicht zu sprengen. Des weiteren konnten wir durch Nachlässe und Schen-kungen älterer Mitglieder den Bestand erweitern. Heute besitzen wir 1080 Führer, 323 Führerbücher, 57 Lehrpläne, 194 Erlebnisbücher und 50 Videos.Leider hat das Interesse am Lesen von Büchern kontinuierlich nachgelassen. Der schnelllebige Alltag und die digitale Welt setzen eben andere Maßstäbe. Während vor 30 Jahren noch durchschnittlich 6,5 Besucher pro Öffnungstag gezählt wur-den, sind es heute gerade Mal 2 Besucher. Insbesondere über das Internet können heute Informationen über Wege, Hütten und Wetter u. a. schneller, müheloser und aktueller eingeholt werden. So gesehen muss man sich die Frage stellen: Hat eine Bibliothek überhaupt noch eine Zukunft? Oder sollte man den Bestand reduzieren und weitere Investitionen einstellen? Beobachtet man allerdings, dass ständig neue Bergbücher auf den Markt kommen, die Buchhandlungen sich eines guten Zu-spruchs erfreuen, die Buchmesse boomt, so spricht dies eher für „das Buch“. Auch Experten sind dieser Meinung. Ziehen wir also keine vorschnellen Schlüsse. Denk-bar wäre eine Kombination zwischen neuen Medien und Tradition.

>> Hans-Dieter Werner in „seiner“ Büche-rei, die er 30 Jahre lang leitete.

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Hütten und Wege der DAV-Sektion MannheimRudolf Würth

1. Hochgebirgshütten1.1 Die Hochgebirgshütten der DAV-Sektion Mannheim1.2 Die Feier zum 100-jährigen Hüttenjubiläum1.3 Die Hüttenwirte der letzten Jahre1.4 Das Hüttenteam der Sektion Mannheim1.5 Die Mannheimer Hütte1.5.1 Umbau des Zollhauses als Winterraum1.6 Die Oberzalimhütte1.6.1 Umbau der Oberzalimhütte1.7 Umweltgerechte Wasserver- und -entsorgung1.8 Das Umwelt Gütesiegel für die Oberzalimhütte1.9 Wege und Steige zu unseren Hochgebirgshütten1.9.1 Der Leibersteig1.9.2 Der Straußsteig1.9.3 Über den Brandner Ferner zum Schesaplana Gipfel1.9.4 Der Südwandsteig1.9.5 Der Normalweg zur Oberzalimhütte1.9.6 Der Glingaweg1.9.7 Der Fürkelesteig1.9.8 Pflege der Wege und Steige1.10 Die Schönbrunner Hütte

1. HochgebirgshüttenAls ich als junger Mann in den 50er-Jahren mit dem Bergsteigen anfing, fuhren mein Freund und ich mit dem Fahrrad und Zelt von Mannheim nach Oberstdorf. Unser Ziel war der Heilbronner Weg.

An diesem viel begangenen Weg waren die Hütten bereits bewirtschaftet. Die meis-ten DAV-Hütten waren jedoch Selbstversorgerhütten. Die Wege und Steige waren einfach angelegt und oft schlecht oder überhaupt nicht gekennzeichnet. Speisen und Getränke (in Glasflaschen) mussten mitgeschleppt werden. Strom und flie-ßendes Wasser, Fehlanzeige!

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Bergsteigen war etwas für Idealisten, die große Anstrengungen und Entbehrungen auf sich nehmen wollten, um das großartige Bergerlebnis zu erfahren.Das hat sich grundlegend geändert.Bergwandern und Bergsteigen wurde zum Volkssport. Die Bergsteiger und die Berg- urlauber wurden ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für alpine Regionen. Die Ansprü-che an die Hütten und das Personal sind gestiegen.Die DAV-Hütten und die Wege und Steige, ihr Bau, deren Betrieb und Erhalt sind eine der Hauptfunktionen der Alpenvereine. Die Alpenvereinshütten mit ih-ren Schutzräumen ermöglichen überhaupt erst das Erreichen vieler alpiner Ziele. Hüttenbesitzende Sektionen sind für deren Erhalt verantwortlich. Sektionen ohne Hütten, wie z. B. die Sektion Weinheim müssen einen festgelegten Hüttenbetrag an den DAV entrichten.Die DAV-Sektion Mannheim besitzt zwei bewirtschaftete Hütten oberhalb von Brand in Vorarlberg in Österreich und eine Selbstversorgerhütte im Schwarzwald oberhalb von Bühlertal.

1.1 Die Hochgebirgshütten der DAV-Sektion MannheimBeide alpinen Hütten wurden 1905 erbaut und gehörten ursprünglich der Alpen-vereinssektion Straßburg. Ausführliche Informationen dazu sind in der Festschrift zum 100-jährigen Hüttenjubiläum „Zwischen himmelstürmenden Gipfeln“ nach-zulesen.Die Mannheimer Hütte (ehemals Straßburger Hütte) liegt auf 2679 m am Rande des Brandner Ferner.Die Oberzalimhütte liegt auf 1889 m auf der Oberzalimalpe im oberen Zalimtal.Die beiden Hütten sind durch eine Versorgungsseilbahn mit eingeschränktem Per-sonenverkehr verbunden.

1.2 Die Feier zum 100-jährigen Hüttenjubiläum der Mannheimer Hütte (ehe-mals Straßburger Hütte) und der OberzalimhütteDie FestschriftZum 100-jährigen Jubiläum der Mannheimer und Oberzalimhütte im Jahr 2005 wurde eine Festschrift erstellt. Es wurde das Entstehen der Hütten und das Ge-schehen im Zusammenhang mit den äußeren Umständen und Zeitabläufen doku-mentiert. Es sollte jedoch keine Aufzählung der Abläufe, sondern eine möglichst spannende Beschreibung mit historischen Hintergründen werden.Es ist daraus ein ansprechendes Buch geworden, das immer wieder gelesen werden sollte.

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Die Ausstellung zum Jubiläum(Auszüge aus dem Bericht des 2. Vorsitzenden der DAV-Sektion Mannheim, Ger-hard Lütkehölter, aus dem Sektionsheft Nr. 4 Okt/Dez. 2005)

Die Einladung zur Feier war gemeinsam von der Gemeinde Brand, dem Club Alpin FranÇais de Strasbourg und der DAV-Sektion Mannheim in alle Welt ver-schickt worden. Viele waren der Einladung gefolgt, so dass es ein schönes Fest werden konnte.

Als Festauftakt hatte die Gemeinde Brand im Gemeindesaal eine Ausstellung über die Hütten und die Präsentation der Festschrift vorbereitet.Der Brandner Bürgermeister Erich Schädler konnte eine große Anzahl von Brand-ner Bürgern und Ehrengästen begrüßen. Der 1. Vorsitzende der Sektion Mann-heim Prof. Dr. U. Schlieper dankte allen, die an der Organisation der Feierlichkei-ten und der Erarbeitung der Festschrift mitgearbeitet hatten.

Daniel Dopler, „le President du Club Alpin FranÇais de Strasbourg“, hielt seine Ansprache zunächst auf Deutsch und dann auf Französisch. Als originelles Gast-geschenk hatte die Abordnung aus dem Elsaß einen neuen Klettersteig unweit des Lünersees angelegt. Außerdem wurde die Übergabe des ersten Hüttenbuches der ehemals Straßburger Hütte an die Sektion Mannheim angekündigt. Das war eine noble Geste, zumal die Namensänderung von „Straßburger Hütte“ in „Mannhei-mer Hütte“ immer ein heikles Thema war.

Mit Alphornbläsern und einem Umtrunk, zu dem die Gemeinde Brand eingeladen hatte, klang diese gelungene Veranstaltung aus.

Berggottesdienst und Festakt auf der OberzalimhütteDer Wetterbericht hatte für das Festwochenende schlechtes Wetter mit Schnee bis auf 2700 Meter prognostiziert. Die Feierlichkeiten mussten somit von der Mann-heimer Hütte auf die tiefer gelegene Oberzalimhütte verlegt werden. Binnen kur-zem musste der Hüttenwirt Wilfried Studer mit Frau und Töchtern ein Zelt besor-gen und die Verköstigung der Festgäste auf der Oberzalimhütte organisieren. Damit auch ältere Gäste an den Feierlichkeiten teilnehmen konnten, war ein Shuttle-Busverkehr von Brand zur Oberzalimhütte eingerichtet.Eine größere Anzahl der Gäste hatten auf der Mannheimer Hütte übernachtet. So auch der Mannheimer Oberbürgermeister Gerhard Widder mit Begleitmannschaft

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und einer Abordnung aus dem Elsaß. Das Wetter war gut, alle wollten zum Fest und machten sich über den Leibersteig auf den Weg zur Oberzalimhütte.

Als kurz vor Festbeginn der Rettungshubschrauber einschwebte und die Gegend um den Leibersteig absuchte, musste man schon Schlimmes befürchten.

Die ersten Absteiger berichteten dann auch, dass André Otter, der Präsident des „Club Alpin FranÇais de Colmar“ durch einen Sturz verunglückt war. Seine Frau Anette hatte den Sturz unmittelbar miterlebt und war anfangs noch guten Mutes, weil der eigentliche Steig bereits durchstiegen war.

Der 1. Vorsitzende Uli Schlieper übernahm dann die traurige Pflicht die Ehefrau Anette Otter über den schrecklichen Bergtod ihres Mannes zu informieren.

Wie sollten die Feierlichkeiten nun weitergehen?Anette Otter hatte noch den Wunsch geäußert, dass das Fest wie geplant ab-gehalten werden sollte. Für den Berg-gottesdienst war Pfarrer Josef Egle aus Gaschurn gewonnen worden. Dieser ist selbst Alpinist und Bergretter. So trug er zum Gottesdienst die Kleidung der ös-terreichischen Bergrettung.

Josef Egle fand in dieser schwierigen Si-tuation die richtigen Worte und es war wohltuend Gottes Wort, Liturgie, Ge-bete und Predigt in der Gemeinschaft zu erleben. Der Gottesdienst wurde von den Alphornbläsern aus Brand begleitet.

Prof. Dr. U. Schlieper, der 1. Vorsitzen-de der DAV-Sektion Mannheim über-nahm anschließend die Ansprache. Ihm gelang es in angemessenen Worten das Ableben des Bergkameraden André Ot-ter bekannt zu geben.

>> Traueranzeige für André Otter aus der Sektionszeitschrift Nr. 4 Okt./Dez. 2005

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In dieser Situation wurde auf die Begrüßung der Ehrengäste verzichtet, was alle für angenehm und angemessen empfunden haben. Von dem vorgesehenen Programm fand dann lediglich die Übergabe des 1. Hüttenbuches durch Daniel Dopler statt, das eigentlich André Otter feierlich übergeben wollte.

Die Trachtenkapelle von Brand beschloss mit einem angemessenen Programm die Veranstaltung.

1.3 Die Hüttenwirte seit 1969Die Mannheimer Hütte und die Oberzalimhütte werden seit jeher gemeinsam bewirtschaftet. Die Sektion vergab die Pacht der beiden Hütten immer an einen Pächter, der mit seiner Familie in der Lage war beide Hütten zu bewirtschaften. Bevorzugt wurden immer Pächter aus der Talgemeinde Brand oder der näheren Umgebung.Die Hüttenwirte vor 1969 sind in der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum auf-geführt.

1969 - 1990 Reinhold Konzett aus Dalaas (Vorarlberg) mit Frau Iet und Familie1991 - 1995 Thomas Beck aus Brand (Vorarlberg) mit Frau Andrea1996 Elisabeth Weitlahner aus Pettnau / Arlberg (Tirol)1997 - 2000 Helmut Gasser aus Dornbirn (Vorarlberg) mit Frau Ingrid2001 - 2002 Martin Wieland aus Brand (Vorarlberg) mit Frau Anette2003 Reinhard Gartenmaier aus Sonthofen (Bayern)2004 - 2011 Wilfried Studer aus Wolfurt (Vorarlberg) mit Frau Sylvia und Töchternseit 2012 Alois Eiter aus St. Leonhard (Tirol)

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>> Hüttenpächter Alois (Loisel) Eiter mit Familie und Hund

1.4 Das Hüttenteam der Sektion MannheimOhne die ehrenamtliche Arbeit von Vereinsmitgliedern auf den Hütten wäre der Erhalt der vereinseigenen Hütten und der zugehörigen Wege und Steige so gut wie nicht möglich.Die ehrenamtliche Arbeit auf den Hütten schafft außerdem eine Identifikation mit dem Vereinseigentum und motiviert dazu die Hütten immer weiter zu verbessern. So wurden in den letzten Jahren viele Arbeiten selbst erledigt oder durch Mithilfe viel Geld eingespart.

Als Beispiel für viele ungenannte Hüttenteammitglieder haben sich verdient ge-macht:Andrea Albold die Abwasserspezialistin, Jürgen Grimbs als Hüttenwart und guter Geist der Hütten und Hüttenwirte, Jakob Retzlaff als Maler und Modellbauer, Horst Hentschel als Allrounder und Pfleger des Wildberg-Gipfelkreuzes, Werner und Peter Krisch die Allesmacher, Walter Lohnert der Installateur mit seinen Ge-räten und Fachwissen, Hans Peter Kurz als Bauleiter beim Umbau der Oberza-limhütte, Hans Graze 2. Vorsitzender, Hüttenreferent und Hans Dampf auf allen Hütten.

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Herausragende Arbeiten der letzten Jahre:Oberzalimhütte:• Neue große Terrasse für die Oberzalimhütte und Personaleingang zur Küche• Sanierung mit Rinnenbetonierung des Zalimweges• Außen-Holzbrunnen

Mannheimer Hütte:• Altputz entfernen und Mithilfe bei der Neuverputzung• Planung und Mitarbeit der Umstellung der Energieversorgung auf „Kraft-Wär-

me-Kopplung“• Renovierung und Aufteilung der Matratzenlager

Schönbrunner Hütte:• Rodung des Altbaumbestandes vor der Hütte für freie Sicht ins Rheintal und

Teilwiederaufforstung• Planung und Austausch der Heizanlage wegen neuen Abgasrichtlinien und

Wirkungsgrad-Verbesserung• Einbau von Brandschutztür, Rauchmeldern und Herstellen von Fluchtwegen

nach den neuesten Brandschutzbestimmungen (Behördenforderung)• Abwasseranschluss (Behördenforderung) an das örtliche Abwassernetz und

Verfüllung der Klärgrube• Rückbau der Matratzenlager in kleinere Einheiten• Umbau der Zimmerlager in Ein- und Zweibettzimmer• Hangsicherung der Freizeitwiese neben der Hütte

>> Nachbar Schöck hilft mit schwerem Ge-rät bei der Hangsicherung auf der Schön-brunner Hütte

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1.5 Die Mannheimer Hütte (vormals Straßburger Hütte)

>> Die Mannheimer Hütte

Die Mannheimer Hütte liegt 2679 m hoch über dem Brandner Tal am Rande des Brandner Ferners. Gegenüber des Ferners erhebt sich majestätisch die 2965 Meter hohe Schesaplana. Die Mannheimer Hütte ist ein beliebtes Ziel bei Hüttenwande-rern und Bergsteigern. Die Hütte verfügt über 30 Zimmerlager, 96 Matratzenlager und 10 Notlager. Durch die exponierte Lage ist der bewirtschaftete Hüttenbetrieb nur von Anfang Juli bis Mitte September möglich. Dies führt bei Kälteeinbrüchen zu einer geringen Auslastung und frühzeitiger Schließung der Hütte. Die extremen Witterungsbedingungen erfordern einen hohen Arbeits- und Investitionsaufwand. Der erhebliche Dieselverbrauch und die Umweltgefahr machten den Umbau der Energieversorgung erforderlich. Ein kleineres, mit Rapsöl betriebenes „Kraft-Wär-mekopplungs-Aggregat“ erbrachte erhebliche Ersparnisse an Betriebsmitteln. Mit der Abwärme konnte außerdem endlich die Hütte ordentlich beheizt werden.In naher Zukunft könnte auch der Umbau der Abwasseranlage erforderlich sein.

Durch die Klimaänderung und dem enormen Abschmelzen des Gletschers wird die Wasserversorgung der Hütte immer mehr zu einem Problem. Noch vor 10 Jahren musste man bei der Hütteneröffnung sich 3 - 5 Meter tief durch den Schnee gra-ben, um an Wasser zu kommen. Der Schnee und die Wasserentnahme liegen jedes

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Jahr tiefer, so dass es abzusehen ist, wann eine Wasserentnahme aus dem Gletscher überhaupt nicht mehr möglich sein wird. Sicher kann man sich noch eine Weile mit größeren Wassertanks, Regenauffangsystemen und Wassersparen behelfen. Es muss aber auch damit gerechnet werden einen Trockenbetrieb zu realisieren.

1.5.1 Umbau des ehemaligen Zollhauses als WinterraumDirekt oberhalb der Mannheimer Hütte steht ein Zollhaus des österreichischen Zolles.Nachdem dieses Haus seit längerer Zeit leer steht und nicht mehr genutzt und gepflegt werden kann, wurde es der DAV-Sektion Mannheim zur kostenlosen Nut-zung gegen Erhaltung angeboten.Schon lange wird versucht dem Hüttenpächter eine Wohnung und dessen Per-sonal mehr Raum zur Verfügung zu stellen. Als Pächterwohnung würden sich die Winterräume der Mannheimer Hütte gut eignen und diese könnten relativ leicht umgebaut werden. Auch könnte durch die Auslagerung der Winterräume die Mannheimer Hütte über den Winter komplett abgeschlossen werden. Win-ter-Randalierern würden Schädigungen an der Hütte wesentlich erschwert.Die Sektion versucht nun Gelder für eine Umfunktion des Zollhauses zum Win-terraum zu bekommen, um dieses bedarfsgerecht herzurichten.

>> Zollhaus und daneben das Wasserbehälterhaus für die Mannheimer Hütte

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1.6 Die Oberzalimhütte (Georg-Orth-Hütte)Die Oberzalimhütte liegt oberhalb von Brand in Vorarlberg im Zalimtal auf 1889 m. Die Hütte ist ein beliebtes Wanderziel für die Brandner Urlauber und Zwischenstation zur Ersteigung der Mannheimer Hütte. Die Hütte ist bewirt-schaftet und hatte vor dem Umbau ein Vierbettzimmer und 24 Matratzenlager. Hinweis: Georg Orth war 40 Jahre lang Hüttenwart der Sektion.

>> Die Oberzalimhütte vor dem Umbau

1.6.1 Umbau der OberzalimhütteGrund des Umbaues:Da es wegen der schlechten Bewirtschaftung und einer fehlenden Hüttenwirts-wohnung immer schwerer wurde einen Hüttenpächter zu finden, sah sich der Ver-ein gezwungen die Hütte aufzugeben oder einen Umbau zu wagen.

Die Oberzalimhütte war wie die Mannheimer Hütte über hundert Jahre alt und entsprach trotz vieler Erneuerungen nicht mehr dem Umweltschutz (Umweltgü-tesiegel, Rapsöl-Aggregat mit Kraft-Wärme-Kopplung), dem Arbeitsschutz, dem Wasserschutz (Abwasser-Vererdungsbecken), dem Brandschutz, der Gaststätten-

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verordnung und schon gar nicht mehr den modernen Anforderungen der Berg-steiger.Umbaupläne gab es schon lange, diese scheiterten aber immer wieder an der Fi-nanzierung.

In Absprache mit dem Hüttenwirt Wilfried Studer und den Fachleuten aus dem Verein wurden Vorentwürfe entwickelt. Mit dem Architekten Albin Arzberger aus Vorarlberg wurden erste Baupläne erstellt. Anhand dieser Vorplanung ergab sich ein Finanzierungsbedarf von 650.000 Euro

Mit dem DAV-Hauptverein, der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), dem Land Vorarlberg, der Stadt Mannheim, dem Land Baden-Württemberg, der Talgemeinde Brandwurden Geldgeber gefunden, so dass von der Sektion Mannheim nur noch etwa 250.000 Euro zu finanzieren waren. Durch Eigenkapital, Einsparungen, Beitragserhöhungen, Eigenleistungen und Spenden der Mitglieder und weiteren Sponsoren sollte die Finanzierung gesichert werden.Unter diesen Voraussetzungen und einer Brandrede unseres früheren Hüttenwirts und Ehrenmitglied Reinhold Konzet stimmte die Mitgliederversammlung dem Umbau der Oberzalimhütte zu.

Der Umbau konnte beginnen.In der Talgemeinde Brand wurde der geplante Umbau der Ortsverwaltung, den Mitgliedern der Alpgemeinschaft und anderen Offiziellen anhand von Plänen und eines Modelles vorgestellt. Bereits im Winter und Frühjahr 2007 begann die Vorfertigung der Fertigteile in den Talwerkstätten. Sobald es die Witterungsverhältnisse erlaubten, wurden die Baumaschinen zur Oberzalimhütte gebracht. Der Umbau erfolgte dann bei lau-fendem Betriebe.

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Schwierigkeiten beim UmbauLageplan: Beim Eintragen der Hütte in den behördlichen Lageplan zeigte es sich, dass schon die alte Hütte nicht genau auf das als Vereinseigentum eingetragene Ge-lände gebaut war. Für den Anbau und die Abwasserklärung war weiteres Gelände erforderlich. Der damalige Alpobmann sagte gegen Verlegung einer Stromleitung zur Oberzalimalpe die kostenlose Nutzung des Geländes zu. Da es nicht möglich war alle Alpbesitzer an einen Tisch zu bekommen, konnte dies nie schriftlich be-stätigt werden. Heute müssen wir für das Gelände eine nicht unerhebliche Pacht bezahlen.

Transportweg: Gleich beim Transport der Baumaschinen stellte sich heraus, dass der Alm- und Hüttenbetriebsweg zu schmal war und erst verbreitert werden muss-te. Dies stieß auf den Widerstand der Wegbesitzer und erforderte schwierige Ver-handlungen, Terminverzögerung und Mehrkosten.

>> Einsetzen der Fertigteile (Bild Studer)

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Zusätzliche Forderungen des Architekten und des Hüttenwirtes: Damit Le-bensmittel, Getränke und andere Bedarfsgegenstände trocken und sonnengeschützt umgeladen werden konnten und eine Garage für das Hüttenauto entstehen konn-te, sollte die Seilbahnstation eingehaust werden. Der Architekt und der Hüttenwirt forderten außerdem die Isolierung des Altbaues und eine an den Neubau angepass-te Außenverschalung, die Schließung des Küchenzuganges von der Terrasse aus und die Neugestaltung der Gasträume. Dazu mussten auch neue Tische und Stüh-le angeschafft werden.

>> Der Verfasser beim Zuschneiden der Bodenbretter für die Gasträume

Damit ein einheitliches Bild entstehen sollte, musste die Verschindelung des Alt-baus entfernt und wie der Neubau isoliert und mit Brettern verschalt werden.

Wetter: Schlechtwetterperioden mit Wintereinbrüchen mitten im Sommer waren zwar einkalkuliert, machten aber dem Baufortschritt zu schaffen. Die Umbauarbei-ten gingen trotzdem zügig voran, so dass der Umbau trotz frühem Wintereinbruch weitgehend abgeschlossen werden konnte.Die Restarbeiten wurden dann sofort nach der Hüttenöffnung im Juni 2008 mit einem Großaufgebot an Bauarbeitern und Ehrenamtlichen des DAV Mannheim ausgeführt.

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EinweihungsfeierAm letzten Juni-Wochenende 2008 wurde dann eine zünftige Einweihungsfeier mit Berggottesdienst, Alphornbläsern, Trachtenkapelle usw. gefeiert.

>> Einweihungsfeier am 28.06.2008 mit Pfarrer Joe Egle aus Gaschurn, Reinhold Kon-zett, 2. Vors. Hans Graze und 1. Vors. Heinz Biegel (v.l.n.r.)

BergwandersaisonNach den Einweihungsfeierlichkeiten steht die Oberzalimhütte allen Bergwande-rern bis zum Saisonende Mitte Oktober offen.Die Bergwanderer werden eine grundrenovierte, familienfreundliche Hütte vor-finden. Gemütliche Zimmer und Lager, getrennte Waschräume mit Duschen und fließendem Warm- und Kaltwasser laden zum Übernachten ein. Das neue Raps- öl-Aggregat macht durch seine Kraft-Wärme-Kopplung die ganze Hütte warm. Nach dem Umbau verfügt die Hütte über 28 Zimmerlager und 14 Matratzenlager.

KostenDie Umbaukosten beliefen sich letztendlich auf 946.000 Euro.Ohne die unermüdlichen ehrenamtliche Leistungen der Vereinsmitglieder Hans

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>> Oberzalimhütte nach dem Umbau

Graze, Jürgen Grimbs, Horst Hentschel, Franz Jerabeck, Uli Schlieper, Jakob Retz-laff, Hans Peter Kurz (als Bauleiter), um nur einige zu nennen, wären die Kosten noch höher gewesen.

1.7 Sauberes Wasser und saubere Energie für die Hochgebirgshütten der DAV-Sektion Mannheim von Andrea Albold

Im Jahr 2000 wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Förder-programm zur „Umweltgerechten Ver- und Entsorgung alpiner Hütten“ ins Leben gerufen. Innerhalb dieses Förderprogrammes wurden Maßnahmen zum Umwelt-schutz, wie z. B. Energieversorgung über regenerative Quellen, Abwasserreinigungs-anlagen oder Abfallkonzepte, gefördert. Innerhalb von 10 Jahren konnten diverse Hütten des DAV, OeAV sowie der anderen Betreiber alpiner Hütten beim Umbau im Hinblick auf ökologische Baumaßnahmen umfangreich unterstützt werden.Im Rahmen dieses Förderprojektes wurden im Jahr 2004 auch die beiden Hütten der Sektion Mannheim (Mannheimer Hütte und Oberzalimhütte) unter die Lupe genommen. Mitinitiator war der damalige Hüttenreferent Gerhard Lüttkehölter

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und der 1. Vorsitzende Uli Schlieper. In einer ersten Phase wurden für die Mann-heimer und die Oberzalimhütte Konzepte für eine Abwasserreinigung durch die Fa. OtterWasser GmbH sowie für eine umweltgerechte Energieversorgung durch die Fa. Energiebig aufgestellt und Förderanträge für die Maßnahmen gestellt.

Nach einer ersten Bestandsaufnahme inklusive Kostenschätzung war klar: Beide Hütten gleichzeitig anzupacken ist organisatorisch, personell und finanziell durch die Sektion nicht zu tragen. Also wurde eine Prioritätenliste für die wichtigen Maß-nahmen aufgestellt. Schnell kristallisierte sich heraus, dass die Energieversorgung beider Hütten über-plant und neu organisiert werden muss. Die Realisierung für die Mannheimer Hütte sollte zügig angepackt werden, da hier die Heizsituation der Hütte wesent-lich verbessert werden musste und die Räumlichkeiten in den Schuppen neben der Materialseilbahn bereits vorhanden waren. Somit war hier der Aufwand über-schaubar. Bei der Oberzalimhütte stellte sich die Situation etwas schwieriger dar, der bestehende Schuppen im Hang mit dem alten Dieselaggregat war nicht mehr zu nutzen. Hier musste also neuer Raum für die Technik entstehen.

Parallel hierzu ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden, dass die Unter-bringung des Personals neu überdacht werden musste. Zum Einen musste u. a. die Arbeitsstätten-Verordnung beachtet werden, zum Anderen wurde erkannt, dass das Personal vor allem in der Oberzalimhütte keine Möglichkeit hatte auch nur eine ruhige Pausenecke zum Verschnaufen zu finden.

Aus der Mischung der beiden Projekte „Umweltgerechte Hütte“ und „Verbes-serung der Arbeitsbedingungen für das Personal“ wurde für die Oberzalimhütte ein Gesamtprojekt aus der Taufe gehoben. In den folgenden 2 Jahren wurde ein neuer Anbau geplant. Hierbei wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es konnte ein separater Technikraum entstehen und die Zimmeraufteilung in der Hütte für die Übernachtungsgäste und die Hüttenwirte konnte neu organisiert werden.

Da bei der Oberzalimhütte nun eine große Baumaßnahme anstand, wurde be-schlossen, auch die Abwasserreinigung mit in das Projekt zu integrieren und auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen.Bei den Planungen zu den beiden Hütten im Jahr 2005 kam zwischenzeitlich die Nachricht der Bezirkshauptmannschaft Bludenz, dass das zur Verfügung gestellte

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Trinkwasser der Oberzalimhütte nicht den Vorschriften entspricht. So wurde kurz- entschlossen eine erste Baustelle eingerichtet und die Illwerke mit der Sanierung der Quellfassung oberhalb der Hütte beauftragt. Die Alpgemeinschaft half tatkräf-tig bei den anliegenden Bauarbeiten mit. Dankenswerterweise hat die DBU auch diese Maßnahme kurzerhand gefördert, so dass hier das entstandene finanzielle Loch nicht gar zu groß wurde.

>> Sanierung Wasserfassung (Bildquelle Andrea Albold)

Durch die Höhenlage der beiden Hütten ist die Umsetzung der Maßnahmen nur in den Betriebsmonaten (Mai bis Oktober für die Oberzalimhütte und Juni/Juli bis September für die Mannheimer Hütte) möglich, so dass die endgültige Reali-sierung 2007 starten konnte.

Bis zur Umsetzung der Planungen hatte das Team in der Sektion Mannheim ge-wechselt, die Umsetzung lag nun in den Händen des neuen Hüttenreferenten und 2. Vorsitzenden Hans Graze sowie dem 1. Vorsitzenden Heinz Biegel. Seit 2004 hat der Hüttenwirt Wilfried Studer mit seiner Familie und seinem Team die Baumaß-nahmen über die ganze Zeit hin mit verfolgt und tatkräftig unterstützt.

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Maßnahme auf der Mannheimer HütteDas alte Dieselaggregat mit 70 kW sollte in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Das neue Konzept für die Mannheimer Hütte mit 100 Sitz- und 140 Schlafplätzen sieht wie folgt aus: über den normalen Hüttenbetrieb (Küche, Heizung, Licht) hinaus wird elektrische Energie für den Seilbahnbetrieb und eine Wasserpumpe benötigt. Aus diesem Grund wurde ein Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 14 Kilowatt elektrischer Leistung (27 kW thermische Leistung) zur Unterstüt-zung der bisherigen Energielieferanten (z. B. Holzofen in der Mannheimer Stube, Gasanschluss für die Küche) favorisiert. Ein BHKW liefert Strom, der direkt zum Verbraucher gelangt. Überschüssiger Strom lädt eine Batterieanlage, die nach Ab-schalten des BHKW für die Stromversorgung der Hütte zuständig ist. Der Vorteil des BHKW ist die Nutzung der Abwärme für die Heizung. Ein Speicher für die Heizung war bereits vorhanden, so dass hier lediglich das Aggregat bestellt, geliefert und eingebaut werden musste. Eine Photovoltaikanlage dient im Winter der Ladeerhaltung des Batteriesatzes.Wilfried Studer konnte nach der ersten Saison bereits feststellen, dass 2007 die erste Saison mit warmer und trockener Hütte war, bedingt durch die optimale Ausnutzung des neuen Aggregates.

Maßnahmen auf der OberzalimhütteBei den Umbaumaßnahmen der Oberzalimhütte stand zuerst der Anbau im Mit-telpunkt der Aktivitäten. Die Fa. Walther Thöni aus Vorarlberg hat als Generalun-ternehmer die Bauausführung gemeinsam mit diversen Firmen aus dem Brandner Tal für den Hochbau sowie die Kläranlage übernommen. Bei zum Teil widrigsten Verhältnissen wurde der neue Anbau realisiert.

Verschiedene Tätigkeiten wurden in Eigenleistung durch die Sektion ausgeführt. So konnten unter anderem die äußere Wärmedämmung sowie die Renovierung des Holzbodens im Gastraum der bestehenden Hütte in Eigenregie erfolgen.

Energetisch wurde für die Oberzalimhütte mit einem neuen Pflanzenöl-BHKW (14 kW elektrische Leistung und 27 kW thermische Leistung) ausgestattet. Eine kleine Fotovoltaikanlage unterstützt die Batterieanlage im Winter zur Ladeerhal-tung. Mit diesem BHKW wurde bereits in die Zukunft gedacht. Hiermit könnte ein minimaler Winterbetrieb (z. B. zu Ostern) aufgenommen werden.

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>> Anlieferung BHKW mit Wilfried Studer und Gerhard Lütkehölter (Bildquelle Hans Graze)

Zur Abwasserreinigung wurde die Hütte mit einem Fettabscheider für das Kü-chenabwasser ausgestattet. Die Abwasseranlage besteht weiterhin aus einer Mehr-kammergrube als Vorklärung sowie einem bepflanzten Bodenfilter als biologische Reinigungsstufe. Die Anlage hat sich gut in die Landschaft einfügen lassen. Die Abnahme der Anlage erfolgte im Jahr 2008 durch das Landeswasserbauamt. Seit diesem Zeitpunkt läuft die Anlage problemlos und die Wartung zeigt eine weite Unterschreitung der geforderten Ablaufwerte.

>> Bepflanzter Bodenfilter im Jahr 2012 (Bildquelle Andrea Albold)

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Der Anbau wurde im Jahr 2007 fertig gestellt, der bepflanzte Bodenfilter im Jahr 2008 mit der Abnahme durch die Behörde in den offiziellen Betrieb genom-men.

AusblickDer Betrieb einer Hütte im alpinen Raum bedeutet immer auch Instandhaltung und Optimierung des Hüttenbetriebes. So ist das dringendste Problem der Mann-heimer Hütte die Wasserversorgung, die schnellstmöglich angepackt werden muss, um den Hüttenbetrieb aufrecht erhalten zu können.

1.8 Das Umweltgütesiegel für die Oberzalimhütte

>> Umweltgütesiegel

Mit dem Umbau der Oberzalimhütte sollte auch das seit langem angestrebte „Umweltgütesiegel auf AV-Hütten“ erlangt werden. Die Sektion wollte damit einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Dazu mussten aber auch die schmückenden rotweißen Fensterläden aufgegeben werden, die mit nicht erlaubter Ölfarbe gestrichen waren. Des Weiteren mussten die nachfolgend in Auszügen auf-geführten Regeln eingehalten bzw. realisiert werden.

GrundlagenDer Alpenverein will seine Hütten zu vorbildlichen Beherbergungsbetrieben im Hinblick auf die Umwelt entwickeln. Ein Anreiz, der die Sektionen und die Hüt-tenpächter stärker motiviert besteht in der Verleihung des Umweltgütesiegels.

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Grundvoraussetzungen für die Verleihung sinda) Die Identifikation des Hüttenwirts mit der Hüttenordnung sowie den-

Grundsätzen des Alpenvereinsb) Umweltgerechtes und energieeffizientes Betreiben und Bewirtschaften der

AV-Hüttec) Beachtung aller bundes- und landesgesetzlichen Regelungen. Darüber

hinaus sind alle Neuinvestitionen für die Ver- und Entsorgungsanlagen dem aktuellen Stand der Technik anzupassen.

VerleihungNachdem alle Voraussetzungen erfüllt waren bekam die Sektion Mannheim auf der Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins am 13./14. November 2009 die Urkunde verliehen.

GültigkeitDie Einhaltung der Richtlinien wird regelmäßig überprüft, denn das Umweltgüte-siegel kann auch wieder entzogen werden.

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1.9 Wege und Steige zu unseren Hochgebirgshütten

>> Wege und Steige um die Mannheimer und Oberzalimhütte

1.9.1 Der LeibersteigDer Steig wurde bereits 1903/1904 als Transportweg zur Erbauung der Mannhei-mer Hütte errichtet .Zu Ehren des langjährigen 1. Vorsitzenden der Sektion Straßburg, Adolf Leiber, wurde er „Leibersteig“ genannt.Der Steig ist die Verbindung von der Oberzalimhütte zur Mannheimer Hütte und führt durch die Nordwand des Panüeler Kopfes. Wegen seiner Nordlage muss der Weg durch die Schneefelder zum Saisonbeginn zur sicheren Begehung regelrecht aus-gegraben werden. Zahlreiche Seilsicherungen, Tritte und Geländer machen den Steig seit der aufwendigen Renovierung 1998 und ständigen Sicherheitsprüfungen für er-fahrene Bergwanderer zu einem spannenden und schönen alpinen Erlebnis. Auch bei Gämsen und Steinböcken ist diese Nordflanke des Panüler Schrofens sehr beliebt, indem sie neugierig die Bergsteiger beäugen und dabei auch Steinschläge auslösen.

LeibersteigLeibersteig

StraußsteigStraußsteig

SüdwandsteigSüdwandsteig

FürkelesteigFürkelesteig

Nach Nach BrandBrand

SchweizersteigSchweizersteig

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>> Leibersteig, durch Trittbalken „entschärftes“ Schwarzes Eck

>> Seilsicherungen im Leibersteig

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1.9.2 Der StraußsteigDer Namensgeber ist nicht der Erbauer, sondern der langjährige Vorsitzende der DAV-Sektion Konstanz, Dr. Wilhelm Strauß. Er hat den Bau nicht nur angeregt, sondern auch einen namhaften Betrag gespendet. Angelegt im Jahre 1890 ist der Straußsteig älter als die Mannheimer Hütte und der erste bekannte Klettersteig in den Alpen. Durch den Einbau von Seilsicherungen und Leitern und ständiger Pfle-ge ist dieser Steig eine weitere Wegvariante von der Oberzalimhütte zur Mannhei-mer Hütte. Von der Oberzalimhütte durch die Latschen führt ein kleiner Steig hoch in die Spusagangscharte mit grandiosen Tiefblicken in den Nenzinger Him-mel und weit in die Westalpen. Entlang des Panüeler Schrofen kommt man zur Einstiegstelle des eigentlichen Steiges. Eine Querverbindung macht ein Überwech-seln in den Leibersteig möglich.

>> Steigleiter im Straußsteig

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1.9.3 Über den Brandner Ferner zum Schesaplana GipfelVon der Mannheimer Hütte zur Schesaplana führte früher der Normalweg direkt über den spaltenfreien Gletscher (Brandner Ferner) hinauf zum Schesaplana Gip-fel. Bei schönem Wetter war dies ein Genuss, wobei jedem Bergsteiger das Herz aufging. Bei Nebel oder Schneefall waren die gesteckten Markierungsstangen und die Hupe der Mannheimer Hütte eine willkommene und wichtige Orientierungs-hilfe.Seit der rapiden Gletscherschmelze in den letzten Jahren musste ein neuer Weg gefunden und angelegt werden. Von der Mannheimer Hütte steigt man nun hin-unter auf den Restgletscher, überquert diesen südlich, übersteigt dann östlich die Schafköpfe und kommt zum Schesaplana Sattel. Von dort führen die Wege gut gekennzeichnet weiter zum Schesaplana Gipfel oder über den Südwandsteig zur Totalphütte und weiter zum Lünersee.

>> Über den Brandner Ferner von der Schesaplana zur Mannheimer Hütte

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1.9.4 Der SüdwandsteigAls Wegvariante von der Mannheimer Hütte zum Lüner See ist als Abkürzung der Südwandsteig eine gute Alternative. Unter Umgehung der Schesaplana beginnt der Steig bald nach den Schafsköpfen. Mit herrlichen Aussichten in die Schweiz ist der Südwandsteig für geübte Bergsteiger ein Genuss. Im Frühjahr, bei Schlechtwetter und schwierigen Schneelagen auf der Schesaplana ist der Südwandsteig eine will-kommene Umgehung. Für die Hüttenpächter ist der Südwandsteig bei der Hüt-tenöffnung und Schließung unverzichtbar.

1.9.5 Der Normalweg zur OberzalimhütteVon Brand führt der Normalweg über den Almbetriebsweg durch das liebliche Zalimtal in etwa 2,5 Stunden gemächlich hinauf zur Oberzalimhütte. Dieser Weg wird auch immer mehr von Mountainbikern genutzt, welche bereits einen erheb-lichen Teil der Tagesbesucher ausmachen. Varianten über den Glingaweg und den Fürkelesteig machen den Aufstieg zur Oberzalimhütte für Bergwanderer abwechs-lungsreich.

>> Blick in Richtung Oberzalimhütte und zum Panüler Kopf

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1.9.6 Der GlingawegSchon bald nach dem Parkplatz in Brand zweigt der Glingaweg nach links ab. Dies ist ein romantischer Weg immer am Bach entlang. Im Sommer kühlen Bach und Wälder die Talhitze. Immer wieder den Bach querend geht es durch eine urwal-dähnliche Landschaft mit modernsten Bachverbauungen.

1.9.7 Der FürkelesteigAn der Unteren Brüggele Alpe abzweigend ist der Fürkelesteig für trittfeste Berg-wanderer eine interessante Alternative zum Normalweg. Vorbei an der bewirtschaf-teten Unteren Brüggele Alpe wandert man hinauf zur Oberen Brüggele Alpe. Dort beginnt der Steig, welcher über Alpwiesen hinauf zum Joch führt. Der Steig geht nun seilgesichert an einer Felswand entlang, hinunter zur Oberzalimhütte.

>> Seilgesicherter Abstieg zur Oberzalimhütte

1.9.8 Pflege der Wege und SteigeDie Pflege der Wege und Steige als Zugänge und Verbindungen zu unseren Hütten ist eine der wichtigsten und aufwendigsten Aufgaben der Sektion und seiner Hüt-tenpächter. Bei mangelnder und unsachgemäßer Pflege werden die Wege in diesen Extremlagen schnell unbrauchbar.

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1.10 Die Schönbrunner Hütte

>> Schönbrunner Hütte

1.10.1 HistorieDie DAV-Sektion Mannheim wollte „ortsnah“ eine Ski- und Wanderhütte haben und erwarb dazu im Nordschwarzwald oberhalb von Bühlertal die Berghütte Schön-brunn.

>> Pflege des vom Regen ausgewasche-nen Zufahrtsweges

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Die Schönbrunner Hütte wurde ursprünglich vom Skiclub Karlsruhe und der DAV-Sektion Karlsruhe als Ski- und Wanderhütte gebaut und 1925 eingeweiht. In der Folgezeit wurden einige Um- und Anbauten vorgenommen und durch Zukauf und Tausch das Gelände in die heutige Form gebracht.Der Skiclub Karlsruhe verkaufte 1950 seinen Anteil der im 2. Weltkrieg stark beschä-digten Hütte an die DAV-Sektion Karlsruhe, welche die Hütte wieder herrichtete.Die DAV Sektion Karlsruhe brauchte Geld zur Sanierung ihrer Hochgebirgshüt-ten und bot die Schönbrunner Hütte zum Verkauf an. Im Juli 1976 kaufte die DAV-Sektion Mannheim die stark abgewirtschaftete Hütte, um für ihre Mitglieder eine ortsnahe Ski- und Wanderhütte anbieten zu können (Weitere ausführliche In-formationen in der Festschrift „75 Jahre Schönbrunner Hütte“).

1.10.2 Die Mannheimer ZeitDie wunderschön, hoch über dem Bühler Tal auf 720 m Höhe gelegene Hütte wur-de von den Vereinsmitgliedern gut angenommen. Als Selbstversorgerhütte bot sie für bis zu 50 Personen Platz zum Übernachten in Zimmern und Lagern. Gerne wird die Hütte genutzt für Vereinsfeste der Sektion, für Seminare und Schulungen oder einfach, um eine ruhige Zeit mit Freunden oder Verwandten zu verbringen (Nutzungsmodalitäten über die Geschäftsstelle des DAV Mannheim oder unter www.dav-mannheim.de).

Behördenauflagen zum Brandschutz, zum Abwasseranschluss an das öffentliche Ab-wassernetz, zur neuen Abgasverordnung, neue Vorschriften zu Fluchtwegen usw. er-fordern immer wieder hohe Investitionen und enormen ehrenamtlichen Einsatz der Vereinsmitglieder.

ZukunftsaussichtenGrundsätzlich trägt sich die Hütte selbst und in manchen Jahren ergibt sich bei ei-ner guten Auslastung ein Überschuss. Es sind aber weiterhin große Anstrengungen und Investitionen erforderlich, um die Attraktivität zu erhöhen und den modernen Anforderungen zu entsprechen. Immer wieder wird bemängelt, dass keine Du-schen vorhanden sind. Die Zahl der Übernachtungsplätze in den Zimmern wurde 2012 zugunsten größeren Komforts verringert. Die Hütte verfügt jetzt über 34 Übernachtungsplätze.

Es ist zu hoffen, dass die Mitglieder weiter zu ihren Hütten stehen und für deren Erhalt sorgen.

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Festschrift zum 125-jährigen Bestehen der Sektion Mannheim des Deutschen Alpenvereins 1888 – 2013

Herausgegeben 2013 von der Sektion MannheimAm Ullrichsberg 10 68309 Mannheim–KäfertalTel. (0621) 826190Fax (0621) 8323254Homepage http://www.dav-mannheim.deE-Mail [email protected]