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Urologische Universitätsklinik und Poliklinik
Nierentransplantationszentrum
Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg
1966
2.000 Nierentransplantationen am Universitätsklinikum Halle (Saale)
Von der ersten Nierentransplantation in der DDR
zur Roboter-assistierten Transplantation
2017
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Klinik und Poliklinik für Urologie der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg
Ein halbes Jahrhundert Nierentransplantation in Halle
Das Nierentransplantationszentrum am Universitätsklinikum
Seit der ersten Nierentransplantation 1966, in nunmehr 44 Jahren des Bestehens nach der
Gründung 1974 des Nierentransplantationszentrums Halle der Klinik und Poliklinik für
Urologie des Universitätsklinikum Halle (Saale) an der Martin-Luther Universität Halle-
Wittenberg, wurden über 2000 Nierentransplantationen durchgeführt.
Dies möchten wir zum Anlass nehmen, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Wir
möchten zurückblicken auf die vergangenen Jahre, aber auch nach vorne schauen,
verbunden mit dem Wunsch, zukünftig noch mehr Patienten als bisher die Hoffnung auf eine
erfolgreiche Organtransplantation mit einer gespendeten Niere – sei es von einem
verstorbenen oder lebenden Spender – zu erfüllen.
Schon im Mittelalter bestand der Wunsch, verlorene Extremitäten oder Organe durch
Gesunde zu ersetzen. Jedoch war es noch ein langer beschwerlicher Weg, bis dies wirklich
Realität wurde.
Das Beinwunder bei der Heilung des Justinian durch Cosmas und Damian, der Schutzpatrone der
Ärzte und Apotheker, Gemälde Fra Angelicos
Ende des vorigen Jahrhunderts waren das chirurgische Spezialgebiet der Urologie und das
internistische Spezialgebiet der Nephrologie längst nicht so verbreitet wie es heute der Fall
ist, man kann sogar sagen, sie steckten noch in ihren Kinderschuhen. Jedoch wurden gerade
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in Halle zu dieser Zeit schon wesentliche Akzente, ja Schwerpunkte für die Entwicklung
dieser Spezialgebiete gesetzt.
Den Chirurgen Voelcker und den Internisten Volhard haben aufgrund ihrer gemeinsamen
wissenschaftlichen Interessen an den harnbereitenden und harnableitenden Organen eine
besonders intensive Kollegialität, Freundschaft und gemeinsame Studien verbunden. In den
zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts etablierte sich auf diese Weise rasch ein
nephrologisch-urologischer Arbeitskreis, der schnell an Bedeutung zunahm und weit über
die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt wurde. Er ging in die Geschichte als „Hallesche
Schule“ ein. Seinen Ruf nach Halle an die damalige
Friedrichs-Universität verdankte Voelcker dem Ordinarius
der chirurgischen Universitätsklinik in Berlin August Bier:
„Es gibt zwei Extraordinarien, die ohne ihr Verschulden in
Vergessenheit geraten sind oder durch den Zunftklüngel
nicht die richtige Beurteilung gefunden haben, die aber
meiner Meinung nach sämtliche obengenannte Ordinarien
überragen, Klapp in Berlin und Voelcker in Heidelberg.
Das wissenschaftlich Beste, was Voelcker aufzuweisen hat,
ist die Chromozystoskopie und die Funktionsprüfung der
Nieren, die er mit Joseph zusammen in vortrefflicher Weise
ausgearbeitet hat. ... Als Operateur und Lehrer soll er
ausgezeichnet sein.“ Zu einem seiner wichtigsten Werke
gehört das in dieser Zeit entstandene Buch Urologische
Friedrich Voelker Operationslehre von 1924.
Die Therapie der terminalen Niereninsuffizienz durch den Nierenersatz zum integrativen
Bestandteil des Fachgebietes „Urologie“ in Halle zu machen, geht auf den Ordinarius Heinz
Rockstroh zurück. Bereits 1959 wurde in Halle zum ersten Mal eine künstliche Niere, die so
genannte „Möller-Niere“, zur Behandlung des akuten Nierenversagens eingesetzt. Hierbei
war unter anderem Professor Kaden während seiner weiterführenden Weiterbildung zum
Urologen an der chirurgischen Universitätsklinik Halle beteiligt.
Möller-Niere Möller und Köhling bei einer Dialyse 1952
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In der Folgezeit etablierte sich an der halleschen Fakultät ein Nierenzentrum und Richter und
Kaden brachten die erste DDR-eigene Entwicklung eines Dialysegerätes, die so genannte
„Aue-Niere“, zum Einsatz.
Aue-Niere um 1960 Wolfgang Kaden 2007
Es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Nephrologen Mampel
und seinen Mitarbeitern an der Klinik für Innere Medizin sowie den Kollegen der
Urologischen Abteilung der Chirurgischen Klinik, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt.
Maßgeblich beeinflusst wurde dies durch den 1990 von Rostock nach Halle auf den Lehrstuhl
für Nephrologie berufenen Prof. Dr. Bernd Osten, der als Nephrologe seinerzeit großen
Anteil am Aufbau des Nierentransplantationszentrums in Rostock (das Dritte in der
damaligen DDR!) hatte. Sein Engagement hat entscheidenden Anteil an der erfreulichen
Entwicklung der Transplantationszahlen in Halle auf der Basis der interdisziplinären
Zusammenarbeit zwischen der Nephro-
logischen und Urologischen Klinik der
Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-
Universität Halle-Wittenberg. Ihm ist es zu
verdanken, dass die Nierentransplantation in
Halle national und international hohe
Anerkennung gefunden hat.
Professor Dr. Bernd Osten
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Im April 1966 konnte Heinz Rockstroh in Halle die erste Nierentransplantation in der DDR
durchführen. Es handelte sich um die Lebendspende einer Mutter für ihren Sohn.
Weitere Transplantationen, aber vor allem Forschungen auf dem Gebiet der
Organkonservierung, waren erfolgreich.
In Würdigung dieser Entwicklung wurde im
November 1974 das Nierentrans-
plantationszentrum an der Medizinischen
Fakultät unserer Universität gegründet – das
zweite Zentrum nach Berlin in der DDR.
Vielfältige Bemühungen waren erforderlich,
um eine Steigerung der
Transplantationszahlen zu erreichen.
Voraussetzung war und ist die Verfügbarkeit
geeigneter Spenderorgane. Auf diesem
Gebiet wurde damals Pionierarbeit geleistet. Prof. Heinz Rockstroh
Mit unvermeidlich hohem Zeitaufwand und großem Engagement wurde in jedem einzelnen
halleschen Krankenhaus der näheren und weiteren Umgebung das Interesse und die
Bereitschaft für die Organspende bei den Ärzten, Schwestern, Pflegern und nicht zuletzt in
der Bevölkerung durch Vorträge, Podiumsdiskussionen und Foren geweckt.
Nach der Emeritierung von Heinz Rockstroh wurde 1981 Bernd Langkopf nach Halle zum
Klinikdirektor und Ordinarius für Urologie berufen.
Unter Langkopf wurde die experimentelle Arbeit neben der
klinischen Tätigkeit für alle ärztlichen Mitarbeiter zur Pflicht.
Es wurde ein logistisches Konzept zur Fortsetzung der
klinischen Nierentransplantation entwickelt und erfolgreich
umgesetzt. Er realisierte die Standardisierung der operativen
Technik der Nierentransplantation, insbesondere der
Gefäßanastomosen und die Harnleitereinpflanzung in die
Blase. Die erfreulich zunehmende Anzahl der erfolgreichen
Transplantationen zu Beginn der 80er Jahre ist auf die
Einführung eines konsequenten Hygieneregimes
zurückzuführen, das unverkennbar dem Engagement
Langkopf´s zu verdanken ist.
Bernd Langkopf
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Einladung zur Verteidigung unter Professor Langkopf von M. Friedrich und U. Oehlmann
Jörg Schabel, der seine Ausbildung zum Facharzt für Urologie nach dem Studium an der Alma
mater halensis am Universitätsklinikum der Medizinischen Fakultät absolvierte, baute in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Pathobiochemie ein modernes Speziallabor für die
Urindiagnostik in der Urologischen Klinik auf.
Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass das damalige
Forschungsprojekt: “Kryokonservierung menschlicher
Gewebe und Organe“ – ein interdisziplinäres
Forschungsprojekt – erfolgreich auf den Weg gebracht
und abgeschlossen werden konnte. Sein fachliches
urologisches Wissen und Können, seine Persönlichkeit
und insbesondere seine experimentellen und klinischen
Erfahrungen der Nierentransplantation führten 1993
zur Berufung von Jörg Schabel auf das urologische
Ordinariat, nachdem er schon 1991 kommissarisch die
Leitung der Urologischen Klinik übernommen hatte.
Seine erfolgreiche Tätigkeit fand 1995 ihre Würdigung
in der Wahl zum Vorstandsmitglied der Deutschen
Jörg Schabel Gesellschaft für Urologie. Darüber hinaus nahm er auch
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im Sommer 1997 die Herausforderung an, die Funktion des Ärztlichen Direktors der
Medizinischen Fakultät zu übernehmen.
Nachdem Heinz Rockstroh die 1. und 100. Nierentransplantation und Bernd Langkopf die
500. Transplantation erfolgreich durchgeführt hatte, wollte Jörg Schabel die 1000.
Nierentransplantation selbst ausführen. Völlig unerwartet und für alle Mitarbeiter unfassbar,
verschied Jörg Schabel einen Tag vor der 1000. Nierentransplantation aus dem Leben.
Einladung zum Symposium anlässlich der 1000. Nierentransplantation 1998 (zehn Jahre nach der 500. Nierentransplantation)
Einladung zum Festakt der 500.
Nierentransplantation 1988 unter
Prof. Bernd Langkopf
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Nach dem plötzlichen Tod von Prof. Jörg Schabel wurde
Prof. Hans Heynemann kommissarisch die Leitung der
Klinik übertragen. Trotz dieses großen Verlustes und des
überraschenden Dienstantrittes als kommissarischer
Leiter konnte Prof. Heynemann die urologische Klinik
weiter voran bringen. Auch dem Gebiet der
Transplantation galt sein großes Streben, so dass er das
Zentrum erfolgreich weiter ausbaute. Gerade in der Zeit,
in der an anderen Universitäten Transplan-
tationszentren in der Region entstanden, konnte er
durch seinen Einsatz und Engagement die
Transplantationszahlen stabil halten und sogar weiter
ausbauen. Ab 2000 begleitete er die Position des
stellvertretenden Klinikdirektors und leitenden
Oberarztes bis zu seinem Rentenantritt 2012.
Im Jahre 2000 wurde Prof. Paolo Fornara auf den Lehrstuhl für Urologie berufen und zum
Klinikdirektor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie, wie auch des
Transplantationszentrums, ernannt. Er verfügte neben seinen Kenntnissen und Fähigkeiten
auf dem Gebiet der Urologie bereits über große
Erfahrungen auf dem Gebiet der Nierentransplantation,
die er sowohl in Padua, Anfang der 1980er Jahre, als
auch später an den Transplantationszentren München-
Großhadern und Lübeck gesammelt hatte.
Mit seinem Wirken modernisierte Prof. Paolo Fornara
die Urologische Klinik der Medizinischen Universität und
führte neue OP-Techniken ein. So etablierte er die
laparoskopische Operationstechnik, so dass auch die
Organentnahme zur Nierenlebendspende seit 2004
standardmäßig laparoskopisch – also ohne chirurgischen
Schnitt - durchgeführt wird.
Paolo Fornara
Hans Heynemann
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Zeitgleich wurde das 30jährige Bestehen des Nierentransplantationszentrum begangen.
Ebenso kombinierte er die laparoskopische Donornephrektomie mit der blutgruppen-
inkompatiblen Lebendspende. 2008 konnte die 1500. Nierentransplantation gefeiert
werden, die durch den stellvertretenden Klinikdirektor Prof. Hans Heynemann durchgeführt
wurde.
1500. Nierentransplantation Ankündigung der Festveranstaltung
Festschrift 30 Jahre
Nierentransplantationszentrum
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2014 erfolgte unter seiner Federführung die Anschaffung des Da Vinci-Operationsroboters.
Diese Entwicklungen gipfelten 2016 in einer Kooperation mit der Fundacio Puigvert
Barcelona und mit dem Universitätsklinikum Homburg (Saar) zur Durchführung der ersten
Roboter-assistierten Nierentransplantationen in Deutschland.
Roboter-assistierte Nierentransplantation im Rahmen einer Lebendspende
Am 28. Juli 2017 wurde dann die 2000. Nierentransplantation am Universitätsklinikum Halle
durchgeführt.
Durch sein persönliches Engagement auch außerhalb der Klinik und Poliklinik für Urologie
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg konnte Prof. Dr. Paolo Fornara die Anzahl
der Lebendspenden steigern und zugleich über seine Tätigkeit in der Ständigen Kommission
Organtransplantation sich auch maßgeblich in die Absicherung der Lebendspender im
Rahmen der Gesetzgebung einbringen. Er ist federführend an der Erstellung der Richtlinie
zur Lebendspende tätig.
Ebenso sorgt er sich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation
(DSO) um die Steigerung der Organspendebereitschaft in der Bevölkerung. Als ein Zeichen
dafür wirkte er an der Entstehung des Parks der Dankes, der Erinnerns und des Hoffens der
DSO auf der Saaleinsel in Halle mit und beteiligt sich jedes Jahr auf das Neue an der
Weiterentwicklung des Parks.
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Einweihung einer Steele im Park des Dankens, des Erinners und des Hoffens Prof. Fornara, Bürgermeister Geyer, Dr. Wachsmuth, Dr. Liedke, Prof. Lilie
Prof. Fornara wurde anlässlich seines 60. Geburtstages eine Bank im Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens auf der Saaleinsel durch seine Mitarbeiter zum Geschenk gemacht Sr. Iris, Fr. Winter, Dr. Kawan, Dr. Weigand, Prof. Fornara, Fr. Redlich, Dr. Mohammed, Dr. Khalil, Fr. Kahlert, Fr. Kitze (v.r.n.l.)
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Die Robotik in der Nierentransplantation
Die Grundlagen für eine mögliche Transplantation wurden zu Beginn des letzten
Jahrhunderts durch Carrel gelegt, indem er die Technik der Gefäßanastomose etablierte und
erste Transplantationsversuche durchführte.
Gefäßanastomosen nach Carrel um 1918
Aber erst 1954 wurde die erste Nierentransplantation erfolgreich durch Murray et al in
Boston (USA) durchgeführt.
Erste Nierentransplantation durch Murray 1954 in Boston
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1966 wurde durch Prof. Rockstroh die erste Nierentransplantation der ehemaligen DDR in
Rahmen einer Lebendspende einer Mutter für ihren Sohn durchgeführt. Diese verlief aus
immunologischen Gründen leider nicht erfolgreich.
Was aber seit dieser Zeit soweit unverändert blieb, war die Operationstechnik. Die
Transplantationen werden über einen Hockeyschlägerschnitt offen chirurgisch durchgeführt.
Offen chirurgische Nierentransplantation
Es wurde zwar mit der Einführung der minimalinvasiven Operationsmethoden seit 2003
versucht, die Nierentransplantation laparoskopisch durchzuführen. Aber in Anbetracht
technischer Schwierigkeiten blieb diese Methode wenigen Patienten vorbehalten und wird
auch nur von wenigen Zentren weltweit im Rahmen von Studien betrieben.
Im Verlauf der technischen Entwicklung auf dem Gebiet der minimalinvasiven
Operationsmethoden wurde der Da Vinci – Operations-Roboter entwickelt. Ursprünglich für
das Militär gedacht, damit ein Experte vom Patienten weit entfernt, diesen operieren kann,
fand das System auch Einzug in den klinischen Alltag. Ein besonderer Vorteil dieses Systems
zu der bisherigen Laparoskopie liegt darin, dass durch die Beweglichkeit der Instrumente
direkt vor Ort im Op-Gebiet eine bisher unerreichte Genauigkeit und Beweglichkeit
ermöglicht wurde, die weder offen chirurgisch noch laparoskopisch zu erreichen ist.
2014 wurde das System durch die Klinik und Poliklinik für Urologie beschafft und fand initial
Anwendung bei großen Tumor- oder rekonstruktiven Operationen.
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Bereits 2010 erfolgte experimentell in den USA eine Nierentransplantation mit dem Da Vinci-
System. In Europa wurde die erste Roboter-assistierte Nierentransplantation 2014 in
Spanien durch Prof. Alberto Breda durchgeführt. 2015 kam es daraufhin auf Initiative von
Prof. Michael Stöckle aus dem Universitätsklinikum Homburg (Saar) zu einem
Zusammenschluss von 2 transplantierenden Urologen, die unter der Federführung von Prof.
Alberto Breda die Operationsmethode erlernten. Dieses Projekt gipfelte in den ersten in
Deutschland durchgeführten Roboter-assistierten Lebendnierentransplantationen im Juli
2016 in Homburg (Saar) und gefolgt im August durch die Universitätsklinik Halle (Saale).
Das Team der ersten Roboter-assistierten Nierentransplantation in Halle Von links vorne: Fr. Engelhard, Dr. Gausa, Prof. Siemer, Prof. Fornara, Prof. Breda, Prof. Stöckle, Prof. Girndt, Fr. Haberland, Sr. Casaus; Hinten: Dr. Kawan, Dr. Pein, Dr. Schumann, Dr. Mohammed, Dr. Weigand
Bisher sind in unserer Klinik 12 Roboter-assistierte Nierentransplantationen, darunter eine
Autotransplantation, mit dem Da Vinci System durchgeführt worden. Hiermit ist die Klinik
und Poliklinik für Urologie deutschlandweit die Klinik mit der größten Expertise auf diesem
Gebiet.
Die Vorteile dieser Methode gegenüber der bisherigen offenen Technik sind ihre
Minimlainvasivität und die damit verbundene Reduzierung des Postaggressions-
stoffwechsels, die Vermeidung von Hernien und von Lymphocelen. Darüber hinaus ist durch
die Optik eine vergrößerte Darstellung der Gefäße gegeben und durch die sehr hohe
Beweglichkeit der Arbeitsgeräte lassen sich die Anastomosen deutlich besser und sicherer
nähen.
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Roboter-assistierte Nierentransplantation
Intraoperatives Bild und Ultraschall während der Roboter-assistierten Nierentransplantation nach Freigabe der Gefäßanastomose
Operationsnarbe 6 Monate nach offen chirurgischer Transplantation links und nach Roboter-assistierter Nierentransplantation rechts
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Mit der Robotik in der Nierentransplantation wurde ein weiterer Meilenstein in der
Transplantationsmedizin gelegt. Die Klinik und Poliklinik für Urologie zusammen mit der
Klinik für Innere Medizin Nephrologie am Universitätsklinikum Halle stehen somit weiterhin
für den Fortschritt und die Innovationen in ihrem Fachgebiet. Somit wird auch heute noch
das Erbe von Voelcker und Volhard, die die Grundlagen legten, die in die erste
Nierentransplantation der DDR durch Prof. Rockstroh mündeten, aufgegriffen und
fortgeführt. Dies alles wäre aber nicht möglich gewesen, wenn nicht jeder Einzelne - ob
genannt oder ungenannt, im Vordergrund stehend oder aber im Hintergrund - durch
persönliches Engagement, Aufopferung und Liebe zur Transplantationsmedizin und den
Patienten dieses Vermächtnis über all die Jahre fortgeführt hätte.
Wir wollen uns hiermit bei all jenen Bedanken, den Ärzten, Schwestern, OP-Personal,
Laboren, der DSO und den vielen anderen, die es uns ermöglicht haben und uns
ermöglichen, das Erbe fortzuführen und in ein neues Zeitalter zu führen.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle aber auch den Organspendern und deren Familien,
ohne die keine Transplantation hätte durchgeführt werden können.
Inschrift einer Bank im Park des Dankens, des Erinnerns, des Hoffens
Univ.-Prof. Dr. Dott Paolo Fornara Dr. Karl Weigand
Direktor der Klinik Leiter des Nierentransplantationsprogrammes
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alma mater halensis
Direktoren des
Nierentransplantationszentrums Halle
und Urologische Ordinarien
an der Medizinischen Fakultät
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg
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Martin Stolze (1900 – 1989)
Ordinariat 1958 – 1965
Martin Stolze wurde als Sohn eines Pfarrers im Mansfelder Land geboren.
Sein Studium der Humanmedizin absolvierte er in Halle.
1950 habilitierte er sich zu dem Thema: „Harnableitung in den Darm“
Durch seine hervorragenden wissenschaftlichen und operativen Fähigkeiten
erlangte er national und international schnell an Ansehen und wurde zu
einer führenden Persönlichkeit in der Urologie.
1958 Berufung als Ordinarius für Urologie an der Martin-Luther-Universität
1962 Mitglied der Leopoldina
1957 – 1959 Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Urologie
Prof. Stolze war Mitherausgeber der Zeitschrift „Urologie und Nephrologie“,
der heutigen Zeitschrift „Aktuelle Urologie“.
Neben seinen umfangreichen Kenntnissen und operativen Fähigkeiten,
speziell auf dem Gebiet der gynäkologischen Urologie, der Kinderurologie und
der urologischen Traumatologie galt sein Engagement der Weiterentwicklung
20
operativer Techniken zur Harnableitung. Er galt schon damals bei
entsprechender Indikationsstellung als ein Verfechter der frühzeitigen
radikalen Cystektomie.
Ihm zu Ehren verleiht die Vereinigung Mitteldeutscher Urologen seit dem Jahr
2000 anlässlich ihrer wissenschaftlichen Tagungen den „Martin-Stolze-Preis“
für den besten wissenschaftlichen Beitrag des jeweiligen Kongresses.
21
Heinz Rockstroh (1920 – 1986)
Ordinariat von 1967 – 1980
1920 in Aue geboren
1940 – 1945 Studium der Humanmedizin in Leipzig, Straßburg, Breslau und Hamburg
1945 Ausbildung zum Chirurgen, zunächst in Hamburg, später in Aue
1953 – 1955 Chirurgie im Städtischen Krankenhaus St. Georg Leipzig
Hospitationen bei Prof. Mörl
1953 gleichzeitiger Aufbau einer urologischen Abteilung der Chirurgie in Aue
1956 Beginn der urologischen Spezialisierung unter Prof. Mörl, der inzwischen als
Ordinarius für Chirurgie nach Halle berufen wurde, mit der Aufgabe, eine
Urologische Abteilung an der Chirurgischen Universitätsklinik Halle
aufzubauen und zu leiten.
1962 Habilitation zum Thema „Lebensschicksal der Einnierigen (tierexperimentelle
und klinische Untersuchungen zur Einnierigkeit)“
Neben der Behandlung des Prostatakarzinoms, des Harnblasenkarzinoms,
plastisch-rekonstruktiver urologischer Eingriffe und der traumatologischen
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Urologie widmete sich Heinz Rockstroh seit 1959 vor allem der Behandlung
des akuten Nierenversagens mit der künstlichen Niere und der prä- und
postoperativen Dialyse. Er erwarb sich große Verdienste beim Aufbau eines
Nierenzentrums in Zusammenarbeit mit den Nephrologen Mampel, Buchardt
und Koall.
1966 erste Nierentransplantation durch Heinz Rockstroh in der DDR in Halle
1962 – 1965 Ärztlicher Direktor des Klinikums der Martin-Luther-Universität
1971 Etablierung einer selbständigen Abteilung Urologie
1974 Gründung des Nierentransplantationszentrums Halle
(das 2. Zentrum nach Berlin-Friedrichshain in der DDR)
1979 Eröffnung der eigenständigen Urologischen Universitätsklinik
Dialysemaschine um 1970 und im
Hintergrund um 1985
Portal der chirurgischen (1980 –
2003) und späteren urologischen
Klinik in der Magdeburger Straße
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Bernd Langkopf (1940)
Ordinariat von 1981 – 1991
1940 in Braunschweig geboren
1961 – 1968 Studium der Humanmedizin in Bukarest und Magdeburg
1968 Facharztausbildung an der Urologischen Klinik der Medizinischen Akademie
Magdeburg unter der Leitung von Prof. Heise und späterer Oberarzt
1976 Habilitation
1978 Chefarzt der Urologischen Klinik des neu gegründeten Klinikums des
Bezirkskrankenhauses Neubrandenburg
1981 Berufung zum Ordinarius für Urologie nach Halle
Seine klinischen Schwerpunkte lagen in der plastischen-rekonstruktiven
Chirurgie, der urologischen Traumatologie und der Kinderurologie. Sein
wissenschaftliches Interesse galt vor allem der Optimierung der
Organkonservierung für die klinische Nierentransplantation.
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Es war sein Verdienst, ein logistisches Konzept zur Fortsetzung der klinischen
Nierentransplantation zu entwickeln und dieses erfolgreich umzusetzen.
Er realisierte die Standardisierung der operativen Technik der
Nierentransplantation, insbesondere der Gefäßanastomosen und der
Harnleiter-Implantation. Sein hohes Engagement als Kliniker wurde auch
durch die Einführung eines konsequenten Hygieneregimes anhand einer
speziell für die Klinik erarbeiteten, in eigener Arbeit entwickelten Hygiene-
Ordnung dokumentiert (1. Hygiene-Ordnung für eine Klinik am
Universitätsklinikum Halle). Man kann sogar sagen, er legte damit den
Grundstein für das heutige Institut für Krankenhaushygiene am
Universitätsklinikum Halle.
Prof. Langkopf im Hörsaal der
chirurgischen Klinik, Magdeburger
Straße
Pressemitteilung zur 300.
Nierentransplantation 1994
25
Jörg Schabel (1946 – 1997)
Ordinariat von 1993 – 1997
1946 in Halle (Saale) geboren
1966 – 1972 Studium der Humanmedizin an der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg
Ausbildung zum Facharzt für Urologie an der Urologischen Universitätsklinik
unter der Leitung von Professor Rockstroh
Hospitationen am Nierentransplantationszentrum Berlin-Friedrichshain und
am „Institut für experimentelle Organtransplantation“ in Prag
1985 Habilitation zum Thema „Möglichkeiten der Kryokonservierung zur
Optimierung der Organkonservierung zum Zwecke der Nierentransplantation
im Tierexperiment“
Aufbau eines modernen Speziallabores für die Urin-Enzym-Diagnostik in
Zusammenarbeit mit dem Institut für Patho-Biochemie zur
Grundlagenforschung und klinischen Rejektionsdiagnostik
1985 Gründung einer experimentellen Abteilung zur Optimierung der
Organkonservierung
1991 Kommissarischer Leiter der Urologischen Universitätsklinik
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1993 Berufung zum Ordinarius für Urologie der Martin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg
1995 Wahl zum Vorstandsmitglied als Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für
Urologie
Juli 1997 Ernennung zum Ärztlichen Direktor des Klinikums der Medizinischen Fakultät
12. 10.1997 plötzlicher Tod
OP-Saal Magdeburger Straße Nierenpräparation zur Transplantation
27
Paolo Fornara (1955)
Ordinariat seit 2000
1955 in Rom geboren
1974 – 1980 Studium der Humanmedizin in Padua
1981 - 1986 Ausbildung zum Chirurgen an der Universitätsklinik für Chirurgie und
Transplantation an der Universität Padua
1986 – 1989 Ausbildung zum Urologen an der Ludwig-Maximilian-Universität München
unter Prof. Dr. E. Schmiedt
1990 – 2000 Oberarzt und seit 1994 Stellvertretender Direktor der Urologischen Klinik an
der Universität Lübeck unter Prof. Dr. D. Jocham
1997 Habilitation „Vergleichende experimentelle und klinische Untersuchungen zur
Invasivität offen-operativer und laparoskopischer Eingriffe“
1999 Berufung zum C3-Professor für Urologie an der Universität Lübeck
2000 Berufung zum Ordinarius und Ernennung zum Direktor der Universitätsklinik
und Poliklinik für Urologie an der Medizinischen Universitätsklinik der Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg.
2001 - 2004 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie
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Seit 2004 Mitglied der Prüfungskommission und der ständigen Kommission
Organtransplantation der Bundesärztekammer
Seit 2014 Federführender der Arbeitsgruppe Richtlinie „Lebendspende“ der
Bundesärztekammer
2015 – 2018 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie
2017 – 2018 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie
Prof. P. Fornara machte sich um die Einführung der Laparoskopie in die
Urologie sehr verdient. Er erwarb große Verdienste bei der Etablierung des
PSA in die Früherkennung des Prostatakarzinoms.
Die Nierentransplantation ist für Prof. Fornara ein besonderes Anliegen, die
Lebendspende jedoch ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Dieses ganz
besondere Engagement schlägt sich in all seinem Wirken nieder.
Prof. Fornara bei dem Abschied Prof. Fornara während einer laparoskopischen aus München (1989) Donornephrektomie (2011)
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44 Jahre Nierentransplantationszentrum am Universitätsklinikum Halle
In Bildern
Tageslicht-OP in der Magdeburger Straße Statue von Richard von Volkmann vor der alten chirurgischen Klinik (bis 2003 Urologie)
Prof. Langkopf mit Prof. Langkopf, Prof. Rebmann, Prof. Heynemann, Dr. Prof. Heynemann Warnack, Dr. Mehlhorn, Prof. Schabel
30
1. Reihe von links nach rechts: Dr. Heinrichs, Prof. Anger, Prof. Langkopf, Dr. Hofmann, Prof. Rebmann, Dr. Mehlhorn
2. Reihe: Dr. Streich, Dr. Schulze, Prof. Heynemann, Prof. Schabel, Dr. Breitling, Dr. Oehlmann, Dr. Elsner, Dr. Wachsmuth
3. Reihe: Dr. Lüthge, Dr. Eismann, Dr. Wolters, Dr. Konert, unbekannt, Dr. Henning, Dr. Kluge, Dr. Schneider, Dr. Forth, Dr. Swillens
1. Reihe: Dr. Paschold
2. Reihe: Dr. Mehlhorn, Dr. Wachsmuth, Dr. Forth, Prof. Heynemann, Prof. Rebmann, Prof.
Pauer
3. Reihe Sr. Elke, Sr. Heidi, Dr. Dattel, Sr. Tina, Hr. Landgraf
31
Prof. Langkopf, Prof. Rebmann, Dr. Kluge, Dr. Forth, Prof. Langkopf Dr. Oehlmann
Prof. Schabel mit Dr. Heinrichs Prof. Langkopf, Prof. Rebmann, unbekannt
32
1. Reihe von links: Dr. Eismann, Dr. Mehlhorn, Dr. Haschen, Prof. Anger, Fr. Brettschneider, 2. Reihe: Dr. Matz, Dr. Römer, Dr Voigt, Dr. Göhring, Prof. Hamza, Dr. Hofmann 3. Reihe: Dr. Warnack, Dr. Swillens, Dr. Konert, Dr. Markov, Hr. Brettschneider, Dr. Lüthge
Ein Teil der Aufnahmen stammt aus dem Fundus von Prof. Dr. Bernd Langkopf. Dafür möchten wir
ihm ausdrücklich danken.
33
PD Klöss, Prof. Osten, Prof. Lilie, Prof. Fornara (2008) Sr. Anke und Dr. Markov (2008)
Prof. Hamza mit Sr. Anette bei einer Lebend- Blick in die Zentrale des NTZ in Kröllwitz
spende (2010)
Seit langem die gute Seele des NTZ: Sr. Gabi
34
Sr. Gabi mit dem Patienten (1500. Nierentransplantation 2007)
Prof. Fornara, Prof. Hamza und Prof. Heynemann am Bett des 1500. Nierentransplantierten (2007)
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5. Patiententreffen (2009) Sr. Heidi, Dr. Weigand, Hr. Axmann (2010)
Prof. Hamza mit Sr. Hermine Topp Sr. Gabi mit Prof. Girndt (2011)
OP-Koordinatorin
Dr. Mohammed, Dr. Kawan, Dr. Weigand Prof. Fornara, Dr. Wachsmuth, Prof. Lilie Baumpflanzung und Übergabe der Bank im Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens (2015)
36
Dr. Wachsmuth bei einer Festveranstaltung zum Liveübertragung der ersten Roboter assistierten Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens Lebendnierentransplantation in Halle (August
(2015) 2016)
Prof. Fornara, MP Haselhoff und Pfl. Sami bei seiner Verabschiedung zum 13. Bürgermeister Geyer (2016) Patiententreffen: MP Haselhoff, Fr. Hasselhoff,
Dr. Daute-Weiser; Dr. Klöss, hinten: Dr. Kawan, Dr. Pein, Dr. Fritz (2017)
37
44 Jahre Nierentransplantationszentrum am Universitätsklinikum Halle
In Zahlen
0
50
100
150
200
250
300
1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017
2 11
20 27 28
32
43
55
36
51 52 60
71
81
70 79
59
47
37 33 36 34
49 56
43 38
45
30
56
46
56 62
75 66
60 54 57
43 40 41
52
34
46
105
139 136 142
167
157 171
172
171
190 208
213
216
215
255
229
241
231
220 217
236 245
225
214 208
217 223
Transplantationen incl. LSP Warteliste
Nierentransplantation und Warteliste in Halle von 1975 - 2017
47
37 33 35
32
48 55
42 36 38
26
45 42
46 52
57 54 52
45 48
32 27 27
38
25
35
0
0 0
1 2
1
1
1
2 7
4
11 4
10
10
18 12
8
9 9
11
13 14
14
9
11
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Niere postmortal Niere (Lebendspende)
Transplantation mit Lebendspende in Halle 1992 - 2017
38
ges. 47 37 33 36 34 49 56 43 38
45 30 56 46 56 62 75 66 60 54 57
59 45 40 41
52
34
46
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
lap. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 9 10 15 11 8 9 9 11 12 14 14 9 8
offen 2 1 1 1 1 2 7 4 11 3 1 0 3 1 0 0 0 0 1 0 0 0 3
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
offen lap.
Lebendspende mit Anteil laparoskopischer Donornephrektomie 1995 -
47
37 33 35
32
48
55
42 36 38
26
45 42
46 52
57 54 52
45 48
32 27 27
38
25
35
0
0
0 1
2
1
1
1
2
7
4
11
4
10
10
18
12
8
9
11
13
13 14
14
5
4
4
7
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Roboterass. LSP
Niere (Lebendspende)
Niere postmortal
39
In Erinnerung und Dank
an all jene, die
die Nierentransplantation in Halle
etabliert haben,
vorangetragen haben,
weitertragen
und weiterleben.
Transplantation ist ohne Organspende nicht möglich!
Besonderer Dank und Anerkennung gebührt den Organspendern
und deren Angehörigen, erst und nur durch ihre selbstlose
Entscheidung konnte die notwendige Transplantation durchgeführt
werden.