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20 Wandern im Sarek - Reise Know-How€¦ · 22 Die Natur des Sarek Die Natur des Sarek Im Nationalpark Sarek finden wir Schwedens wildeste Natur. Die Landschaft ist beeindruckend

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Die Natur des Sarek

Im Nationalpark Sarek finden wir Schwedens wildeste Natur.Die Landschaft ist beeindruckend und gänzlich unberührt.Hier gibt es sowohl dramatisches Fjäll als auch fruchtbareTäler, die zahlreiche Wildtiere beheimaten. Der Kontrast zwi-schen den Gipfeln mit ihren nahezu sterilen Verhältnissen undder großzügigen Natur weiter unten ist ohnegleichen. Einzig-artig sind auch die großen Deltas, wo von Flüssen transportier-te Sedimente ein Mosaik von Inseln bilden.

Für europäische Verhältnisse ist der Sarek ein sehr großes Ge-biet unberührter Natur. Die zentralen Teile gehören zum fast2000 Quadratkilometer großen Nationalpark. Die hohenBergmassive außerhalb des eigentlichen Nationalparks gehörengeografisch ebenfalls zum Sarek, so das Tarrekaise-Massiv imSüden sowie das Skanátjåhkkå- und das Áhkká-Massiv im Nor-den. Die beiden letztgenannten Berge liegen im südlichen Teildes Nationalparks Stora Sjöfallet. Dieser Führer deckt das ge-samte Hochgebirge zwischen dem Tarradalen und dem StauseeAkkajaure ab. Diese mit eingerechnet umfasst der Sarek über3000 Quadratkilometer.

Fast das gesamte Gebiet ist inzwischen Teil des Weltkultur-erbes Laponia, das in die UNESCO-Liste der wichtigsten Natur-und Kulturgegenden aufgenommen wurde. Der „WeltparkLaponia“ umfasst die Nationalparks Padjelanta, Sarek, StoraSjöfallet und Muddus, außerdem die Naturreservate Sjaunja undStubba, das sind insgesamt 9400 Quadratkilometer.

Der Sarek besteht aus unberührter Natur, die kaum vom Men-schen verändert wurde. Wahrscheinlich hat es im Gebiet des ei-gentlichen Nationalparks niemals dauerhaft sesshafte Bewoh-ner gegeben, keine Wege oder Überlandleitungen sind jedurch die Täler gebaut worden und touristische Einrichtungensind seit Langem verbannt. Die Gegend war stets unzugäng-lich, und das ist bis heute so geblieben. Auch das prägt die Na-tur und wenn es ein Gebiet in Schweden gibt, das die Bezeich-nung „Wildnis” verdient, so ist das der Sarek.

Hier findet sich Schwedens größte Konzentration an Glet-schern und beeindruckenden Felsmassiven. Man trifft etwa

Vorherige Seite: das Násasvágge, Tour 11

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200 Gipfel an, von denen gut die Hälfte höher als 1800 Meterist. Fast 30 davon sind über 1900 Meter und 7 über 2000 Meternüber Null. Es gibt etwa 100 Gletscher. Die Topografie machtden Sarek einzigartig im Vergleich zu anderen Hochgebirgs-zügen Skandinaviens. Die Gebirgsmassive liegen in überschau-baren Gruppen, was ein für den Wanderer reizvolles Kartenbildschafft. Die Täler bilden ein Netzwerk und es gibt Labyrintheaus Gipfeln, Kämmen und senkrechten Felswänden. Die Ge-gend besteht aus einem ungewöhnlich gut organisierten Systemaus Bergen und Tälern.

Der Sarek ist auch für sein Großwild bekannt. Hier gibt esBären, Vielfraße und Luchse, auch wenn sie sich nur selten zei-gen. Elche sind häufiger zu sehen und man trifft viele Bullen mitmächtigen Schaufelgeweihen. Die Chance, Kleinwild sowiezahlreiche Vogelarten zu sehen, ist ebenfalls gut. Die Wildtierefühlen sich in den östlichen und südlichen Gegenden, wo Bir-kenwälder in den Tälern wachsen, aber auch Nadelwald vor-kommt, am wohlsten. Diese Gebiete haben eine üppige Vege-tation, überwiegend wird aber die Gegend von niedrigem Ge-strüpp bestimmt.

Das Wetter ist sehr wechselhaft. Der Sarek ist die Gegend mitdem meisten Niederschlag in Schweden, so kann es mitunter biszu 2000 mm/Jahr regnen. Die Wolkendecke liegt oft sehr nied-rig. Es kommt vor, dass man durch diese Landschaft wandert,ohne die Gipfel zu sehen.

Praktische Ratschläge

Der Sarek ist ein anspruchsvolles Wandergebiet, in welchesman sich nicht begeben sollte ohne Erfahrung mit Hochgebirgeund unberührter Wildnis gesammelt zu haben. Axel HambergsEinschätzung, die er in seinem klassischen Führer von 1922 be-schrieben hat, stimmt noch heute: „Es soll aber nicht verheim-licht werden, dass eine Reise in diese Berge für den mit der Ge-gend Unerfahrenen stets als schwierig zu betrachten ist, für vie-le gar so riskant, dass sie das Gebiet am besten meiden.“

Eine Wanderung in den Sarek bedarf mehr Ausrüstung als ei-ne Tour auf ausgewiesenen Wegen. Alles muss getragen werdenund der Rucksack wird stets schwer, selten wiegt er weniger als20 kg. Zelt, Schlafsack, Proviant und Kocher sind beispielsweiseDinge, die mitgenommen werden müssen und die in der Grup-

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pe auf mehrere verteilt werden können. Gute Regenkleidung istein Muss. An dieser Stelle ist nicht genug Platz, um die notwen-dige Ausrüstung detailliert zu beschreiben. Gute Vorschläge fin-den sich zum Beispiel im „Fjällboken“ von Claes Grundsten undGöran Palmgren, erschienen 2010 im Norstedts Verlag, bisherjedoch noch nicht auf Deutsch erhältlich.

Furten

Im Sarek stellen Gewässer mitunter ein Hindernis für denWanderer dar, weshalb hier einige Zeilen über das Furten vonBächen folgen.

Die Wasserstände der Gebirgsbäche sind sehr variabel. Be-sonders hoch steht das Wasser während der Schneeschmelzeim Frühjahr, ebenso im Herbst nach längeren Regenfällen. DieWassermenge kann auch mit den Tageszeiten schwanken. Dieswird vor allem bei sonnigem und warmem Wetter deutlich, wodie Strömung nachmittags und abends am stärksten ist. Untersolchen Umständen ist es am besten, mit einer Furt bis zumfrühen Morgen zu warten.

Die meisten kleinen Bäche sind einfach zu queren. Bäche mitSchmelzwasser aus höher gelegenen Schneefeldern undGletschern rinnen oft die steilen Berghänge hinunter. Dabeikönnen sie schnell fließen, auch liegen oft lose Steine im Bach-bett. Diese Sorte Bäche sind aber meist nicht allzu tief und stel-len meist kein Problem dar. Große Gletscher allerdings könnengrößere und reißende Bäche mit sedimentreichem trübemWasser speisen, und diese Bäche können tückisch sein. Ofthört man das Grummeln loser im Bachbett rollender Steineund es kann schwierig sein, hier zu furten. Bisweilen ist es bes-ser, hinauf zur Gletscherzunge zu gehen, um übers Eis zu que-ren. Wo die Wasserläufe in schmalen Spalten und Schluchtenverlaufen, kann es stabile Schneebrücken geben, die man je-doch genau untersuchen muss, ehe man sie zu betreten wagt.Größere Spalten und Schluchten finden sich dort, wo auf derKarte die Höhenlinien um einen Bach dicht beieinander liegen.

Die großen Wasserläufe in der Mitte der Täler variieren inBreite und Strömung. In Abschnitten mit starkem Gefälle bildensich häufig unüberwindliche Stromschnellen und Wasserfälle,wo aber das Gelände flacher ist, kann es Stellen zum Furten ge-ben. Die besten Stellen finden sich dort, wo der Fluss breit ist,

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sich in mehrere kleine Flussarme aufteilt oder wo er in ein Deltamündet. Kurze Strömungen zwischen zwei Seen können eben-falls gute Querungsstellen sein.

Flüsse mit kräftiger Strömung, in der das Wasser bis zumOberschenkel reicht, sind meist sehr schwierig zu furten. Auchdie Beschaffenheit des Flussbettes beeinflusst die Schwierig-keit einer Furt. Wenn es große lose Steine oder tiefe Löcher imBach gibt, muss man besonders achtsam sein. Ein ebenes Fluss-bett aus kleinen Steinen macht die Furt einfach. An Stellen mitebenem, schotterbedecktem Flussbett und wenig Strömungkann man mitunter furten, obwohl das Wasser bis zur Taillereicht. Ein schnell fließender, aber kleiner Bach ist besondersschwierig zu queren, wenn Anhäufungen glatter Steine vor-kommen.

Leider gibt es keine sichere Methode, Furten nach Schwie-rigkeit einzuteilen. Einige Wanderer halten alle Bäche fürschwierig, sobald das Wasser bis über die Bergstiefel reicht undman daher nasse Füße riskiert. Im Allgemeinen bezeichnet manaber eine Furt dann als schwierig, wenn man Gefahr läuft, insWasser zu fallen. Bei diesen Furten reicht das Wasser bis ober-halb der Knie, die Strömung ist stark und der Boden mit großenSteinen übersät. In diesem Buch werden solche Furten alsschwierig bezeichnet.

Es gibt unterschiedliche Methoden, um Bergschuhe undStiefel trocken zu halten, wenn man tiefe Bäche furtet. Dersicherste Weg ist es, die Schuhe auszuziehen und in Turnschuh-en oder Sandalen zu furten. Nachteil ist, dass Beine und Füßerasch auskühlen, wodurch sich das Sturzrisiko erhöht. Im Früh-jahr und Herbst, wenn das Wasser sehr kalt ist, sollte man diesesVorgehen daher vermeiden. Es ist deutlich sicherer, in Wander-schuhen oder Stiefeln zu furten und das Risiko nasser Füße aufsich zu nehmen. Man kann die Regenhose anziehen und einenRiemen oberhalb des Fußgelenkes festziehen oder die Hose mitKlebeband an den Schuhen oder Stiefeln festkleben. Das reichtmeist aus, um zumindest bei kürzeren Furten trocken zu bleiben.Als Alternative bieten sich besondere Watstiefel an, die es zukaufen gibt. Damit lassen sich auch tiefe Gewässer trockenenFußes queren. Besonders praktisch sind Watstiefel, die bis zumOberschenkel reichen (auch wenn sie schwerer sind).

Bei allen schwierigen Furten muss man den Hüftgurt desRucksacks öffnen, sodass man im Falle eines Sturzes den Ruck-

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sack abwerfen kann. Ein Wanderstab ist ein Muss. Man gehtschräg gegen die Strömung und verwendet den Stab sowohl alsStütze als auch als Tasthilfe. Der Stab sollte möglichst bis zurBrust reichen. Ist er nur hüfthoch, muss man sich bücken, wasmit schwerem Gepäck ein gefährlicher Balanceakt ist. Ein Eis-pickel ist daher beispielsweise eine schlechte Lösung beim Fur-ten. Um Schwindel zu vermeiden, blickt man möglichst wenigdirekt ins Wasser. Ein langes Seil kann hilfreich sein, um durchbreite und tiefe Bäche zu furten. Derjenige, der voraus geht,knotet sich in das eine Seilende ein, während die Person, die dasSeil führt, etwas flussaufwärts der Furt steht, um den Kameradenzu sichern, falls dieser stolpert. Wenn der erste drüben ange-kommen ist, werden die Rollen getauscht. Durch breite, tiefeFlüsse können zwei oder mehrere Wanderer auch gemeinsamals Gruppe kommen: Alle stellen sich in einer Reihe hintereinan-der, den Blick stromaufwärts gerichtet. Im Wasser machen alle jeeinen Schritt gemeinsam. Der erste benutzt einen Stab und gibtden Takt vor. Wenn er oder sie das Kommando gibt, machen allegleichzeitig einen Schritt erst mit dem einen, dann mit dem an-deren Fuß, auf diese Weise bewegt sich die ganze Gruppe seit-wärts wie eine Krabbe. Dabei hält man den Vordermann um dieTaille.

Der Wanderstab

Im Sarek benötigt man in aller Regel einen Wanderstab, nichtzuletzt beim Furten. Der Stab gibt auf unebenem Untergrundsehr viel Sicherheit und die beruhigenden Pendelbewegungengeben einen natürlichen Rhythmus beim Gehen. Die Balancewird besser und das Tempo gleichmäßiger. Der Stab sollte biszur Brust reichen, damit er beim Furten Sicherheit bietet undman sich bequem dagegen lehnen kann, wenn man im StehenPause machen möchte. Es gibt verschiedene Arten von Stäben:Früher schnitzte man sich einen Stab für nur eine Tour und liesihn dann zurück. Heute nimmt man besser Wanderstöcke.Wenig geeignet ist der traditionelle hüfthohe Spazierstock mitgebogenem Griff. Dieser ist eigentlich zu kurz, um ihn im Fjällzu gebrauchen. Ein langer Bambusstab hingegen ist eine sehrgute Lösung, da er leicht und stabil ist. Mit verstärkter Spitzefunktioniert er noch besser. Teleskopstöcke bieten deutlicheVorteile. In steilen Aufstiegen verkürzt man die Stöcke, im Ab-

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stieg oder beim Furten verlängert man sie. Außerdem könnensie – ganz zusammengeschoben – einfach am Rucksack befes-tigt werden. Im gut sortierten Sportgeschäft gibt es zwei- oderdreigeteilte Teleskopstöcke. Diese sind ausziehbar und haben ei-nen Griff mit Handgelenkschutz. Sie sehen wie Skistöcke aus,haben aber keinen oder nur einen kleinen Teller. Die neuestenModelle haben austauschbare Spitzen. Man kann je nach Unter-grund zwischen Metall- und Gummispitzen wechseln. Als Zu-behör gibt es eine Befestigungsmöglichkeit für den Fotoapparat,womit der Stab zum Stativ wird.

Einbein-Teleskopstative für die Kamera eignen sich ebenfallsausgezeichnet als Wanderstab. Diese sind meist stabil und halt-bar. Eine noch stabilere Möglichkeit ist ein aus mehreren Teilenzusammenzuschraubendes Stativ, was aber natürlich nicht soflexibel ist wie ein Teleskopstock.

Heute haben viele Wanderer in jeder Hand je einen Stock.Mit dieser Technik bewegt man sich ähnlich wie beim Lang-laufen fort. Zwei Stöcke erleichtern das Wandern, besonders inBlockfeldern und viele gehen nicht mehr ohne sie. Das Gehtem-po wird höher, während der Energieverbrauch bis zu 40 %steigt. Dies kann in den Bergen, wo man mit Essen sparsam seinmuss, ein Nachteil sein, ist aber sehr gut, wenn zu Hause trai-niert werden soll. Nordic Walking ist ein ausgezeichnetes Trai-ning im Vorfeld einer Bergwanderung.

Hütten und Brücken

Es gibt einige Brücken und Hütten im Sarek. Die Fernwanderwe-ge Kungsleden und Padjelantaleden verlaufen durch die Außen-bezirke des Nationalparks, die Touristenhütte in Tarraluopal liegtinnerhalb der Parkgrenze. Auf dem Kungsleden zwischen Aktseund der Pårte-Hütte gibt es einige Brücken und eine Rasthütte,die ebenfalls innerhalb des Nationalparks Sarek liegen. Die übri-gen im Gebiet existierenden Hütten dienen den Rentierzüchternund der Parkaufsicht als Unterschlupf und sind in der Regel ver-schlossen. Darüber hinaus gibt es einige einfache Torfhütt-chen, die früher gerne benutzt wurden, inzwischen aber verfal-len sind. Die Torfhüttchen am Gisuris, in Skárjá, am Liehtjitjávrreoder bei Sjielmágiedde sind nicht zur Übernachtung geeignet,sie können bestenfalls als notdürftiger Unwetterunterstand Ver-wendung finden.

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Der Pfad durch die Pårek-Ebene und der im unteren Rapada-len sind mit Bohlenplanken versehen, um die Vegetation vorZerstörung zu schützen. Bei Guhkesvákkjåhkå, Smájllájåhkå undGådokjåhkå gibt es strategisch platzierte Brücken.

Regeln und Ethik

Der Sarek ist ein Nationalpark, ein Umstand, der besonders ho-he Anforderungen an den Wanderer stellt. Es gibt Regeln zumSchutze der Natur, die uns unter anderem verbieten, Blumenzu pflücken, lebende oder tote Zweige abzubrechen oder Bäu-me zu fällen. Boote und andere Wasserfahrzeuge dürfen aufdem Ráhpaädno ab dem Zusammenfluss mit Sarvesjåhkå undhinab ins Laitaure-Delta nicht benutzt werden. Flugzeuge dürfenweder in den Tälern noch überhaupt niedriger als 300 Meter ge-flogen werden. Man darf keine Hunde mitnehmen, darf aberüberall zelten, mit trockenen Zweigen und Ästen Feuer machenoder einen Wetterschutz errichten und sich überall zu Fuß oderauf Skiern fortbewegen. Angeleinte Hunde sind zwischen 1. Ja-nuar und 30. April im gesamten Sarek sowie ganzjährig auf demKungsleden erlaubt.

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Wenn die unberührte Natur des Sarek auf lange Sicht bewahrtwerden soll, brauchen wir auch eine freiwillige Ethik. Paragra-fen sind eine Sache, wie wir uns in der Natur verhalten, eine an-dere. Es ist wichtig, dass wir alle, die wir in der Gegend wandern,ein korrektes Verhalten gegenüber dieser Wildnis zeigen. Wirmüssen äußerst schonend mit dem Sarek umgehen, wenn er inseiner Einzigartigkeit bewahrt werden soll. Beispielsweise sollteso wenig wie möglich Feuer gemacht werden. Ein akzeptablerGrund wäre beispielsweise, Kleider trocknen zu müssen, jedochist es nicht zu vertreten, an jedem Lagerplatz ein Feuer zu ent-zünden. Müll zu hinterlassen oder dem Boden, der Vegetationoder Tieren Schaden zuzufügen, ist laut Nationalparkregeln ver-boten. Dass solches Verhalten gegen die Wildnisethik verstößt,bedarf keiner Erwähnung. Leider gibt es inzwischen manch ei-nen Wanderer, der erschreckend skrupellos ist. Nestplünderungund Wilderei sind vorgekommen, ebenso andere aufsehener-weckende Vergehen, unter anderem Proviantdiebstahl aus un-bewachten Zelten.

Empfohlene Touren

Es gibt unzählige Möglichkeiten, den Sarek zu durchqueren.Man kann sich sein eigenes Puzzle über das Gebiet legen undsich mit den Jahren einen Überblick verschaffen. Hier obenmuss man sich auf seinen Touren auf sein Urteilsvermögen undseine Wanderkenntnisse verlassen können. Vor diesem Hinter-grund sind Empfehlungen eigentlich überflüssig. Ich will den-noch einige allgemeine Vorschläge machen:

Für Neulinge im Sarek: Alle großen Täler sind etwa gleichproblemlos zu durchwandern, ausgenommen sind das Rapada-len, das Sarvesvágge und das Njoatsosvágge (s. Tour 2, 5, 6, 7und 8). Täler wie das Álggavágge, das Ruohtesvágge und dasBasstavágge sowie die zentral gelegene Hochebene Biela-vallda (s. Tour 9, 14, 16 und 20) haben sich bewährt und sindnicht allzu schwierig. Dort gibt es inzwischen recht deutlich er-kennbare Trampelpfade. Sie eignen sich hervorragend für eineerste Wanderung und man kann sich eine eigene Tour zusam-

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Das obere Rapadalen und das Ruohtes-Massiv, Tour 5

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menstellen. Diese Täler führen nach Skárjá („Smailaträffen“),Sareks Knotenpunkt, wo man ein Basislager aufschlagen kann,um Tagestouren zu unternehmen. Eine der beliebtesten Tourenim Sarek ist die Wanderung durch die Täler Álggavágge undBasstavágge (s. Tour 9 und 14). Man kann ebenso gut eines deroben genannten Täler mit dem Guohpervágge oder dem Ruoh-tesvágge kombinieren (s. Tour 12 und 20). In diesen vier Haupt-tälern kommt man überwiegend ganz gut voran. Es gibt relativwenig Höhendifferenzen und der Untergrund ist einfach. MitAusnahme vom Bach Tjågnårisjågåsj bei der Hochebene Biela-vallda trifft man nicht auf unsichere Furten. Auch das Tal Guh-kesvágge und die Hochebene Gássaláhko (s. Tour 18) eignensich gut für alle, die wenig Erfahrung im Sarek haben.

Wenn auf den ersten Sarektouren eine Gipfelbesteigunglockt, sind beispielsweise der Sarvatjåhkkå (1909 m), der Vuoj-nestjåhkkå (1952 m), Sarektjåhkkås Nordgipfel (2056 m), derBielatjåhkkå (1573 m und der Skárjátjåhkkå (1804 m) einfacheGipfel.

Für recht erfahrene Sarekwanderer: Die Täler Rapadalenund Sarvesvágge (s. Tour 6 und 8) sollte man möglichst nichtohne Erfahrung in dieser Gegend auswählen. Der westliche Ab-schnitt des Sarvesvágge ist einfach, im östlichen Teil aber gibt esanstrengendes Terrain mit viel Gestrüpp sowie einige an-spruchsvolle Furten. Vom westlichen Teil kann man über denPass im Niejdariehpvágge ins Álggavágge gehen. Im Rapadalenkann man einem Pfad folgen, aber die Bäche, die man kreuzt,sind nicht mit Brücken versehen und einige sind bei Hochwasserschwierig zu queren. Die stellenweise dichte Vegetation in die-sem Tal stellt höhere Anforderungen an die Kondition des Wan-derers als die höher gelegenen Täler mit ihren niedrigen Heiden.

Das Tal Njoatsosvágge (s. Tour 2) ist im oberen nördlichenTeil einfach, hat aber im unteren südlichen Abschnitt dichte Ve-getation und einige unberechenbare Gewässer, die man furtenmuss. Das Njoatsosvágge ist weniger besucht als das Rapada-len. Die Wanderung durch das Tal Lullihavágge (s. Tour 4) istauch eine der schwierigeren, genauso wie der Weg über dasHochplateau Luohttoláhko (s. Tour 3).

Für sehr erfahrene Sarekwanderer: Die gletscherbedecktenPässe, die höchsten Quertäler (s. Tour 10, 15, 17 und 19) undmehrere der Gipfelrouten in diesem Buch eignen sich in ersterLinie für jene mit viel Erfahrung und entsprechender Ausrüstung.

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Ausgangspunktefür Wanderungen im Sarek

Man kann aus allen Himmelsrichtungen in den Sarek aufbre-chen. Im Norden und Osten finden sich Ausgangspunkte ent-lang der Straße nach Ritsem, wo täglich Busse von Gällivare ausverkehren. Startpunkte für Wanderungen sind Suorva, Saltoluok-ta und Ritsem. Die beiden letztgenannten erreicht man per Bootüber die Seen Langas beziehungsweise Akkajaure. Während derTouristensaison organisiert der schwedische TouristenvereinSvenska Turistforeningen (STF) den Bootsverkehr. Bei Suorvakann man das Seensystem über den Staudamm queren, der denAkkajaure aufstaut. Im Süden ist Kvikkjokk der natürliche Aus-gangspunkt, dorthin verkehrt der Linienbus von Jokkmokk. VonKvikkjokk aus kann man auch nach Stáloluokta fliegen und vonWesten aus in den Sarek wandern.

Saltoluokta (390 m)

Die Fjällstation von Saltoluokta ist ein Schmuckstück. Die ers-te Hütte wurde 1912 errichtet, das Hauptgebäude im Block-hausstil wurde sechs Jahre später fertiggestellt. Tradition liegt inder Luft. Die Fjällstation in wegloser Umgebung strahlt Patinaund Gemütlichkeit aus. Hierher gelangt man entweder zu Fußüber die Berge oder mit dem Boot über den See Langas. DasBoot nach Saltoluokta legt von der Brücke bei Kebnats an derStraße nach Ritsem ab. Die Anlage liegt praktisch wie auf einerInsel. Die Abwesenheit von Kraftfahrzeugen verstärkt das Ge-fühl von Zeitlosigkeit, welches das alte Hauptgebäude aus-strahlt. Dieser Platz hat Ruhe und Harmonie, die sogar in derBergwelt ihresgleichen sucht. Das alte Hauptgebäude steht ein-gebettet in das Grün der Birken. Gen Westen sieht man die ho-hen Berge im Sjöfalls-Tal. Die Kontraste zwischen dem Wald,dem weiten Wasserspiegel des Langas und der hohen schwar-zen Felswand des Lulep Gierkav sind ein reizvoller Anblick. Häu-fig vergoldet das Abendlicht die Szenerie. Die Abendsonne imWesten bringt das Wasser vor dem Hintergrund der schattigenBergwand zum glitzern. Wenn die Sonne durch die Wolken-decke bricht, entstehen intensive Lichteffekte über dem Sjö-falls-Tal.

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Der Name Saltoluokta hat eine ungewöhnliche Geschichte:Dieser Ort hieß ursprünglich Kaltoluokta, was „Quellenbucht“bedeutet. Der Kartograf, der den Namen zu Papier brachte,schrieb sein K undeutlich, welches daraufhin zum S wurde, alsder Name in die Generalkarte übertragen wurde. Der falscheName Saltoluokta wurde von der Fjällstation des schwedischenTouristenvereins STF übernommen und ist inzwischen allgemeinbekannt und selbst bei den Samen akzeptiert.

Die Fjällstation liegt auf einer Schotterterrasse oberhalb desLangas, etwa hundert Meter vom Seeufer entfernt. Der Kungs-leden führt zwischen den Gebäuden hindurch und führt weiternach Süden. Das Haupthaus hat einen schönen Speiseraum,ein Geschäft, Gemeinschaftsraum und Gästezimmer. Insgesamthat die Anlage an die hundert auf mehrere Gebäude verteilteBetten. Für Wanderer, die lieber zelten, gibt es ein Service-gebäude mit Küche, Dusche, Sauna und Trockenraum. Zelten istauf angewiesenen Plätzen im Wald Richtung Seeufer erlaubt. Einin der Nähe liegendes Besuchsziel ist Kyrkkåtan, die Kapelle inder samischen Sommersiedlung. Sie liegt einige Hundert Metervon der Fjällstation im Birkenwald in der Nähe der ersten Hüttender Samensiedlung. Die Kapelle wurde 1959 errichtet.

Tagestouren

Der Lulep Gierkav (1139 m) ist von Saltoluokta aus ein beson-ders lockender Gipfel, vor allem bei Aussicht auf die Mitter-nachtssonne. Man folgt dem Kungsleden etwa einen Kilometernach Süden bis zur Weggabelung. Hier biegt man nach Westen(also rechts) ab und geht auf den Gipfel zu. Der Pfad geht stetigbergan, führt aber kurzzeitig in die tiefe Schlucht Áhusjgårssåhinab. Nachdem man den Wald verlassen hat, geht es weiter inRichtung der Anhöhe Tjeburisvárásj, die über einen Rücken mitdem Lulep Gierkav verbunden ist. Der Pfad führt durch Heide-flächen bis zu einer weiteren Gabelung, wo man den rechten,unteren Weg wählt und auf den kolossalen Nordabbruch desBergs zugeht. Der andere Weg führt weiter westlich zur Samen-siedlung am Pietsjaure.

Entfernung: ca. 14 km hin und zurückHöhendifferenz: ▲▼ 750 mGehzeit: ca. 4–6 Stunden

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Im Osten hat der Lulep Gierkav einen kleineren Abbruch,den man umrunden muss. Der Pfad führt unter diesem entlangund klettert dann in einigen Serpentinen eine steile Rinne hinaufauf den Rücken oberhalb des Abbruchs. Dort gibt es ein kleinesPlateau und einen flachen Tümpel, der zeitweise ausgetrocknetist. Der Ausblick hinunter nach Saltoluokta wird nun immer ge-waltiger. Man sieht den See Langas aus der Vogelperspektiveund erkennt weit entfernte Waldpartien in Richtung LapplandsInland, in der Gegend um Sjaunja. Von hier aus steigt man wei-ter hinauf über den Osthang des Lulep Gierkav, wobei der Wegimmer undeutlicher wird. Im Südwesten und Westen treten nundie Berge des Sarek hervor, besonders das wilde Ähpár-Massiv.In gleicher Richtung liegt auch der kegelförmige Berg Slugga(1279 m).

Über mehrere Felsplatten erreicht man schließlich die Gipfel-pyramide. Zwischen dem 7. Juni und dem 5. Juli kann man hieroben die Mitternachtssonne sehen. Der Blick nach Norden hi-nunter ins Sjöfalls-Tal ist schwindelerregend. Leider wird das Ge-fühl unberührter Natur vom Anblick der Straße nach Ritsem undder Anlage in Vietas getrübt. Diese sind dort unten deutlich aus-zumachen. Auf der anderen Seite des Tals türmt sich Fjäll überFjäll bis hinüber zum Berg Kebnekaise. Richtung Süden undWesten ist die Landschaft nicht ganz so dramatisch, dort sehenwir die große unberührte Bergwelt und Gipfel des Sarek locken.Man kann auf dem Rückweg diese steile Südflanke hinunter-gehen und die Samensiedlung und den Sandstrand am Piet-saure besuchen. Dieses Ziel ist die Extramühe wert.

Pietsaure bedeutet „Kiefersee“. Man hat Reste von Kieferngefunden, die hier vor 2000–3000 Jahren wuchsen, als das Kli-ma wärmer war. Von der Samensiedlung, wo es ein Café gibt,folgt man dem Pfad zurück über die Anhöhe Tjeburisvárásj.

Der steile Abbruch unterhalb des Nordgipfels vom Lulep Gier-kav ist aus botanischer Sicht sehr interessant. Er bildet dieGrenze zwischen Schollen der Erdrinde und die kalkreichenBöden bieten gute Voraussetzungen für die Pflanzenwelt. Hierfinden sich unter anderem Lappland-Alpenrosen, Alpenarnika,

Entfernung: ca. 2 km hin und zurückHöhendifferenz: ca. ▲▼ 210 mGehzeit: ca. 1–3 Stunden

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Einblütige Glockenblumen, Nördliche Alpennelken, WeißerHöswurz, Lappland-Spitzkiele, Behaartes Läusekraut, Finger-kraut, Vierkantige Schuppenheide und Arktischer Mohn.

Von großem geologischem Interesse ist das Tal Áhusjgårs-så, eine Felsenschlucht, viele Meter tief und ebenso breit. Eswurde von Schmelzwasser, welches mit starker Strömungwährend der Eiszeit floss, gebildet. Unten in der Schlucht wach-sen Krüppelbirken und zahlreiche Steinblöcke liegen unterhalbder Schluchtenkante. Das Wasser, welches die Spalte bildete, hatwahrscheinlich auch den Schotter mitgeführt, der die Terrassenam Hang hinunter gen Langas bilden. Auf diesen verläuft derPfad hierher, der auch weiter Richtung Lulep Gierkav führt.

Ein Ausflugsziel im Osten von Saltoluokta ist die ErhebungBuollamtjåhkkå (704 m). Von der Fjällstation folgt man zu-nächst dem mit roten Kreuzen markierten Winterweg, der öst-lich des Sommerweges verläuft und hinaus aus dem Wald auf ei-nen dicht bewachsenen Heidehang führt. Oberhalb der Baum-grenze wendet man sich in weglosem Gelände nach Osten underreicht die Erhebung Buollamtjåhkkå unschwer von Süden her.Die kahle Anhöhe bietet eine schöne Aussicht über den Langasund das Sjöfalls-Tal. Bisweilen kann man Seeadler ihre Rundenüber dem Wasser drehen sehen. Auf dem Rückweg ist es ameinfachsten, zur Samensiedlung bei Saltoluokta hinunter zu ge-hen. Dabei kommt man auch durch einen alten naturbelassenenKiefernwald.

Zum Wasserfall Stora Sjöfallet gehen von Saltoluokta aus re-gelmäßige Bootstouren. Das Boot legt an der Sjöfalls-Brückeunterhalb einiger Gebäude aus der Pionierzeit an. Hier stehenunter anderem eine Kutschenbaracke, ein Stall und einige weite-re Schuppen. Die Sjöfalls-Hütte vom Touristenverein Svenska Tu-ristforeningen steht knapp einen Kilometer Richtung Wasserfall.

Entfernung: ca. 18 kmHöhendifferenz: ca. ▲ 285 m, ▲ 80 m ▼ 365 mGehzeit: ca. 6–8 Stunden

Entfernung: ca. 14 km hin und zurückHöhendifferenz: ca. ▲▼ 320 mGehzeit: ca. 4–6 Stunden

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Der berühmte Wasserfall zwischen den Seen Kårtjejaure (was„Wasserfallsee“ bedeutet) und Langas war bis zum Bau des vier-ten und letzten Staudamms des Akkajaure in den 1970er Jah-ren eine einzigartige Sehenswürdigkeit. Das Wasser mit all sei-ner Kraft die beiden von der Natur geschaffenen Stufen hinun-terfallen zu sehen gehörte zu den mächtigsten Naturereignissen,die man in Schweden miterleben konnte. Es gab fünf einzelneWasserfälle, die allesamt nach Forschern benannt waren: derHermelins-, Dübens-, Petterssons-, Laestadius- und der Wid-marksfall. Am spektakulärsten war der Hermelinsfall, der einedonnernde Wand aus fallendem Wasser bildete. Das Wasser fieleine enge und 25 Meter tiefe Spalte hinunter. 40 Meter betrugdie totale Fallhöhe zwischen den beiden Seen. Heute ist nurnoch ein Rinnsal in der Spalte des früheren Hermlinfalles zu se-hen. Die anderen Wasserfälle sind im Prinzip ganz verschwun-den. Trotz dieses Eingriffs in die Natur ist dieser Platz einen Be-such wert. Man verlässt ihn nicht unberührt.

Während der Zeit des Staudammbaus gab es einen Seewegentlang des Seesystems des Stora Lule älv. Er wurde „LapplandsBlaues Band“ genannt und führte 150 km in die Bergwelt hi-nein, von der Luspe-Brücke nahe Porjus im Osten bis nach Vai-saluokta im Westen. Auf Höhe von Stromschnellen und Wasser-fällen, die mit dem Boot unpassierbar waren, wurden kleineSchienenstränge angelegt, welche Decauville-Bahnen hießen(benannt nach dem französischen Kleinbahnerfinder Paul Ar-mand Decauville, Anmerkung des Übersetzers). Damit wurdenMenschen wie Güter auf Wagen transportiert, die anfangs vonPferden, später von Motordraisinen gezogen wurden. Beim Sto-ra Sjöfallet war die Bahn fast 2 Kilometer lang, Schienen undSchwellen wurden aber leider inzwischen entfernt. Der Bahn-damm hingegen ist noch erhalten und auf diesem kann manvom Bootsanleger bis zum Hermelinsfall gehen.

Das Gebiet um die Wasserfälle sowie das ganze Stausee-system des Akkajaure wurden 1919 aus dem Nationalpark Sto-ra Sjöfallet ausgegliedert, um den Ausbau zur Stromerzeu-gung zu ermöglichen.

Auf dem Rückweg kann man den Pfad nehmen, der an der al-ten Hütte des STF vorbeiführt. Sie ist ziemlich heruntergekom-men, kann aber durchaus als Übernachtungsmöglichkeit dienen.

Eine schöne Tour gibt es auch für denjenigen, der von derSjöfalls-Brücke nach Saltoluokta zurückwandern möchte. Zu-

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nächst nimmt man den Pfad den Hang hinauf zum Rücken zwi-schen dem Alep und dem Gasska Gierkav. Von hier kann manentweder den Weg über den Höhenzug und den Lulep Gierkavfortsetzen oder aber hinunter zum See Pietsjaure gehen unddessen nördlichem Ufer zur Samensiedlung folgen.

Suorva (419 m)

Von Suorva aus hat man den kürzesten Weg in den Sarek (s. Tour 16). Ein weiterer Vorteil gegenüber Saltoluokta und Rit-sem ist, das man kein Boot nehmen muss. Die Wanderung kanndirekt an der Bushaltestelle beginnen. Die erste Straßenanbin-dung wurde 1966 fertiggestellt.

Der Name Suorva bedeutet wörtlich „der Platz des Rentier-schlittens, auf dem der Kutscher sitzt“. Hier wurde 1920 ein Erd-damm gebaut und damit der Akkajaure geschaffen, der zweit-größte Wasserkraftspeicher nach dem Vänern. Der Akkajaurekann so viel Wasser speichern wie der Vättern, er bedeckt über12.000 Hektar Land. Einige große rote Häuser an der Straße er-innern an die Zeit, als hier hektische Betriebsamkeit herrschte.Während der letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges war dieserOrt Ausgangspunkt von Rettungsexpeditionen in RichtungRiksgränsen. Viele Norweger flohen damals unter großen Stra-pazen in die abgelegenen Bergregionen Schwedens.

Man spürt in Suorva immer noch einen Hauch von Pioniers-geist, aber der Ort ist heute zweifelsohne ausgebeutet und ver-schandelt. 1999 wurde ein weithin sichtbares Windkraftwerkauf den Damm gesetzt. Die großartige Landschaft wurde ihrerursprünglichen Schönheit und Würde beraubt und der Wande-rer tut sich schwer, sich an dem Anblick zu erfreuen. Der schöns-te Blickfang ist ein sehr hoher Wasserfall vom östlich gelegenenBerg Juolme herab. Dort stürzen zwei parallele Bäche in Stufenmehrere Hundert Meter die Steilwand herunter. Bei anhalten-dem Regen schwellen sie an und leuchten wie zwei breite Sil-berstreifen am Berg.

Ritsem (460 m)

Dies könnte einer der schönsten Orte in Lapplands Natursein, wäre da nicht der Stausee. Der Blick hinüber zum Áhkká-Massiv ist in der Tat einzigartig. Nirgendwo sonst in Schweden

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findet man eine so große Höhendifferenz zwischen Fuß undGipfel eines Bergs, 1560 Meter. Das mächtige Massiv erhebtsich jenseits der großen Wasserfläche des Akkajaure. Leiderwird der Blick getrübt vom stark regulierten See, dessen kahlenSeeufer häufig wie offene Wunden in der Landschaft leuchten.Auch die Bauten, die im Zuge der Wasserkraftnutzung errichtetwurden, vermindern das Gefühl unberührter Natur in und umRitsem. Hier gibt es mehrere Baracken aus der Bauzeit derStraße und des Dammes. Svenska Turistforeningen betreibt eineFjällstation, die im Birkenwald am Hang oberhalb des Sees liegt.Es gibt ein kleines Geschäft und mehrere 2- und 3-Bett-Zimmer.

Viele Wanderer, die auf ihrem Weg in den Sarek hierher kom-men, setzen mit dem Boot über den Akkajaure nach Änonjalm-me über. Die Abfahrtszeiten des Bootes sind auf die Ankunfts-zeit des Busses angepasst. Ebenso üblich ist es, in der Fjällstationzu übernachten, besonders am Ende einer Sarekwanderung.

Kvikkjokk (330 m)

Dieses Dorf ist die klassische Eintrittspforte in den Sarek. Esist idyllisch gelegen am Rande des fruchtbaren Deltas, das vonden Flüssen Tarraätno und Gamajåhkå gebildet wird, wo diesesich vereinen und in den See Sakkat münden. Der Name Kvikk-jokk ist die schwedische Form der samischen Worte für „Strom-schnelle“ und „großer Bach.“

Die Gebäude des Dorfes liegen verteilt im Nadelwald zwi-schen dem Wasserlabyrinth des Deltas und den Berghängenweiter oben. Es erscheint wie ein Vorposten der Zivilisation inder Wildnis. Berg und Tal, dichter Wald und offenes Wasser, Na-delwald und unbewaldetes Fjäll, karge Natur und freundlichesGrün treffen hier aufeinander. Hier beginnt die Wildnis! Diegut 100 Kilometer lange Straße von Jokkmokk endet hier, wasdas Gefühl der Abgeschiedenheit noch verstärkt.

Die Straße wurde 1957 fertiggestellt. Sie folgt dem Perlen-band aus Seen, die der Fluss Lilla Lule älv bildet, gen Westen,parallel zu den hohen Berghängen südlich der Seen. Die Straßeverläuft lange durch eine wilde Waldlandschaft und je mehr mansich Kvikkjokk nähert, desto großartiger wird die Szenerie. Ent-lang des Weges sieht man hier und da entfernte Berggipfel. Etwa5 Kilometer vor Kvikkjokk nähert sich die Straße dem Seeuferdes Sakkat, hier tritt der stattliche Gipfel des Staika im Westen

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hervor. Bei diesem Anblick weiß man, dass man bald das Endedes Weges und den Fuß der Berge erreicht hat.

Kvikkjokk ist eines der ältesten Bergdörfer Lapplands, eswurde in der zweiten Hälfte des 17. Jh. errichtet, als die Silber-gruben von Silpatjåhkkå und Alkavare erschlossen wurden. Umdas Erz zu verarbeiten, bedurfte es eines Schmelzofens, zu des-sen Betrieb Feuerholz und Wasserkraft benötigt wurden. An derMündung des Gamajåhkå in den Sakkat waren diese Vorausset-zungen gegeben. 1662 wurde im Silberwerk von Kvikkjokk erst-mals Silber geschmolzen, doch bereits 40 Jahre später wurdedie Hütte wieder geschlossen, als das Erz zur Neige ging.

In der Zeit der Silberhütte ging es lebhaft zu im Dorf, undbei bestimmten Anlässen wurde ein Thing gehalten (Volks- undGerichtsversammlung). Die Dorfbewohner versammelten sichum einen großen Felsen neben einer inzwischen gefällten Kiefer(der Felsen liegt 3 Kilometer nördlich des Dorfes und ist auf derFjällkartan BD 10 verzeichnet). Nachdem die Hütte geschlossenworden war, sorgte die Kirche für den Fortbestand. Die Gebäu-de wurden in die Obhut des Bischofs gegeben, Kvikkjokk warauch Ausgangspunkt der sogenannten Lapplandsmission unterden Samen. Eine einfache Kirche wurde um 1760 errichtet undüber eine längere Zeit hinweg lebten hier eigentlich nur Kir-chenangehörige.

Mitte des 19. Jh. wurde die Gegend erneut besiedelt, nunvon Siedlern (schwedisch: Nybyggare) aus dem Inland und derKüstenregion. Das Dorf erwachte zu neuem Leben. Die Wiesenim Delta, der Fischfang und die Jagd bildeten gute Möglichkei-ten zur Selbstversorgung. Eine neue Kirche wurde 1907 für nunetwa 40 Einwohner fertiggestellt. Nach dem Zweiten Weltkriegnahm das Interesse für die Landwirtschaft und Viehhaltung ab,die Tierhaltung und die Weiden wurden aufgegeben.

Auf den Überschwemmungsflächen rodete man Dickicht undKrüppelbirken, um bessere Erträge zu erzielen. Im mittleren Teildes Deltas wurden bereits im 18. Jh. Gerste und Roggen ange-pflanzt, während man die Tiere auf den westlich gelegenenLandzungen weiden ließ. Heute ist all das Geschichte, der Orthat etwa 25 Einwohner, die nicht zuletzt vom Tourismus leben.

Die Pioniere des Fjälls fanden schon früh ihren Weg nachLappland. Durch die Lapplandreise Carl von Linnés wurde derOrt bekannt, viele Forscher folgten ihm nach. Im Jahre 1928baute der schwedische Touristenverein (Svenska Turistforenin-

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gen) eine Fjällstation auf einen Hügel an der ewig rauschendenStromschnelle des Gamajåhka. Dies ist ein gemütlicher Start-punkt einer Sarektour. Die Fjällstation besteht aus zwei re-novierten Gebäuden und hat inzwischen fast 60 Betten. Außerdieser STF-Anlage gibt es im Dorf weitere Übernachtungsmög-lichkeiten.

Von hier kann man das Fjäll aus der Entfernung betrachten.Der Berg Gasskajvo (1322 m), dessen Profil einer Nase ähnelt,ist ein auffälliger Blickfang. Die Felsnase ragt geradewegs hinausins Tarradalen, das sich breit nach Westen öffnet. Im Süden siehtman den Nammásj (657 m), dahinter steigt das Gelände zumBergplateau an, welches den weiteren Blick verstellt. Die Strom-schnelle des Gamajåhkå ist weiß geschäumt und wird von ein-zeln stehenden Tannen gesäumt, die sich gegen die hohen Ber-ge im Hintergrund abzeichnen.

Viele Wanderer haben die Entfernung zum Fjäll unter-schätzt. Die hohen Berge scheinen recht nah bei Kvikkjokk zuliegen, tatsächlich ist es aber ein guter Tagesmarsch bis an denFuß des Fjälls. Durch das Fernglas erhält man einen besseren Ein-druck von der Entfernung. Oben auf dem Bårddetjåhkkå erkenntman mit bloßem Auge einen kleinen Punkt. Durch das Fernglassieht man, dass es sich dabei um ein Gebäude handelt. Es ist dasPårte-Observatorium, das der Sarekpionier Axel Hamberg An-fang des 20. Jh. auf 1830 m Höhe gebaut hat.

Viele der Häuser des Dorfes liegen entlang der Straße, diehierher führt. Die Straße endet mit einem großen Parkplatzoberhalb der Fjällstation. Hier beginnt der FernwanderwegKungsleden in nördliche Richtung. Ein kleinerer Weg mit Häu-sern biegt unterhalb des Bergs Sjnjierák ab. Am Bootssteg imDelta liegen auch einige Höfe sowie die kleine Holzkirche mitihrem separaten Glockenturm. Einige Hundert Meter östlichliegt ein modernes Servicegebäude mit Laden, Post und einerkleinen Ausstellung zur Natur im Fjäll. Noch weiter östlich, etwa einen Kilometer außerhalb des Ortes, gibt es einen Hubschrau-berlandeplatz, von wo aus die Flüge nach Stáloluokta starten.

Tagestouren

Entfernung: ca. 25 km hin und zurückHöhendifferenz: ca. ▲▼ 1070 mGehzeit: 9–10 Stunden

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Die Atmosphäre in Kvikkjokk wird von der langen Geschichtedes Ortes geprägt. Auch die Wanderer tragen zum Charakterdes Dorfes bei. Viele erwartungsvolle Menschen beginnen oderbeenden hier ihre Sarektouren. Das Dorf ist auch ein geeigneterOrt für einen längeren Aufenthalt. Die Besteigung des Prins-kullen ist dabei eine beliebte Tagestour (s. Tour 1). Man kannein Boot bestellen, welches zum Padjelantaleden auch nachFahrplan abgeht. Vom Prinskullen kann man zum Vallespiken(1385 m) weitergehen. Das ist dann eine ordentliche Tagestouroberhalb der Baumgrenze, die einen anstrengenden Anstieg be-deutet. Wir gehen gut 5 Kilometer über das Plateau Vallevare biszum Fuße des Anstiegs zum Vallespiken, von wo aus noch etwa500 Höhenmeter vor uns liegen. Die Tour gibt einen Vorge-schmack auf den Sarek. Vom Gipfel hat man eine sehr guteAussicht über das Pårte-Massiv, die Hochebene Luohttaláhkound weit in der Ferne sieht man auch das Sarektjåhkkå-Massivmit dem Hauptgipfel Stortoppen.

Ein anderer interessanter Aussichtspunkt ist der Berg Sjnjierák(884 m) östlich des Dorfes. Dorthin folgt man vom Dorf aus ei-nem Pfad durch den Nadelwald. An einigen Stellen passiert maneinen Wetterschutz und bald nach dem oberen Wetterschutzgabelt sich der Weg. Der rechte führt zu einem niedrigerenGipfel (780 m) südlich des Sjnjirák, wo es eine Rasthütte mit Toi-lette gibt. Der linke Pfad führt zum höchsten Punkt des Bergs.Von hier hat man eine gute Aussicht nach Westen. Man siehthinunter ins Tal nach Kvikkjokk und auf das glänzende Delta.Die Berge im Westen bilden eine durchgehende Wand, mankann deutlich Gipfel wie den Staika, Tarrekaise, Tjuollda sowiedas tiefe U-förmige Tal Njoatsosvágge im Sarek erkennen. NachOsten erstreckt sich das bewaldete Hügelland Lapplands im An-schluss an die kleineren Gipfel direkt hinter dem Sjnjierák.

Auf dem Rückweg kann man den gleichen Weg nehmenoder sich einen eigenen, die steile Südflanke entlang desRuovdásjbachs suchen, um hinunter zur Straße nach Kvikkjokkzu gelangen. Dabei geht man durch einen schönen dichtenTannenwald.

Entfernung: ca. 8 km hin und zurückHöhendifferenz: ▲▼ 560 mGehzeit: ca. 3–5 Stunden

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Wenn man am Sjnjierák vorbei in südöstlicher Richtung geht, er-reicht man ein weiteres Ziel eines Tagesausflugs: den Gassaváre(957 m). Diesen erreicht man weglos, dabei geht man an denWeihern Guoledis Gárdávrre vorbei, die unterhalb des Sjnjierákliegen. Von hier aus geht es über feuchtes Heideland bis zumGassaváre, ein gewellter Rücken mit einem steilen Felsabbruchnach Süden. Der Berg beheimatet viele Pflanzen. In den Felsenwachsen Arten wie Pracht-Steinbrech, Alpen-Wimpernfarn,Wimpernfarn und Berg-Blasenfarn. Unterhalb der Felsen wächstüppiger Wald mit Tannen, Birken sowie verschiedenen hochge-wachsenen Kräutern.

Der Berg Nammásj, der sich über das Delta erhebt, trägt seinenNamen aufgrund seines Aussehens und seiner einsamen Lage inder Mitte des Tals. Ähnlich geformte Berge mit dem gleichenNamen gibt es auch im Rittak-Tal, im Rapadalen sowie am West-ufer des Sitojaure. Alle sind sie frei stehend, oben flach und ha-ben an den Seiten steile Wände sowie einen weniger steilenHang, der ins Innere des Tals weist. Der Nammásj bei Kvikkjokksieht von Osten her gesehen wie ein Würfel aus, von Westenjedoch ist er eher rund. Der Berg ist ein botanischer Lecker-bissen.

Um dorthin zu gelangen, nimmt man das Boot über dasDelta. Ein ausgeschilderter Pfad beginnt beim Anleger am süd-lichen Flussufer des Tarraätno und führt über den Westhang hi-nauf zum Gipfel. An Nammásjs Südhang wachsen Pflanzen-arten, die viel Sonne brauchen, wie Hexenkraut, Christophs-kraut, Echter Seidelbast und Wunderveilchen. Unterhalb derGipfelkappe wachsen besonders viele Pflanzen. In den Spaltenund Fächern der Bergwand wächst reichlich der ansonsten sel-tene Pracht-Steinbrech. Vom Gipfel bekommt man eine fantasti-sche Aussicht über das Delta und Kvikkjokk mit den Bergen desSarek als riesige Kulisse.

Entfernung: ca. 6 kmHöhendifferenz: ca. ▲▼ 340 mGehzeit: ca. 2–4 Stunden

Entfernung: ca. 25 km hin und zurückHöhendifferenz: ca. ▲▼ 630 mGehzeit: ca. 6–9 Stunden

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Am Südufer des Tarraätno gegenüber der Bootsbrücke bei Bo-bäcken liegen die Mühlenteiche Kvarntjärnarna. Anfang des19. Jh. wurde hier eine Mühle gebaut, die nach 1970 restauriertwurde. Vom Fluss aus führt ein gut ein Kilometer langer Pfadhierher.

Einen Tag im Deltagebiet mit seiner Vegetation und seinenmosaikartigen Wasserläufen zu verbringen, ist ein tolles Natur-erlebnis. Vom Strand gegenüber der Mündung des Gamajåhkåführt ein Pfad über die dünne Landverbindung zwischen demTarraätno und dem Mierdekjávrre, einem Lagunensee. Hiersteht ein Windschutz.

Noch besser kann man das Delta auf einer Paddeltour erle-ben. Die beiden Flüsse sind von sehr unterschiedlichem Charak-ter: Der größere Tarraätno führt nur wenige Schwebstoffe mitsich, da er ein Klarwasserfluss ohne Gletscherzufluss ist. DerGamajåhkå wird hingegen aus dem Schmelzwasser der Glet-scher des westlichen Sarek gespeist. Dieses Delta misst gut 6 Quadratkilometer und wächst langsamer als beispielsweisedas Delta des Laitaure im Rapadalen. Der Sedimentgehalt desWassers ist niedriger als im Ráhpaädno, auch ist der Sakkat ander Deltamündung tiefer als der Laitaure. An den Stränden stehtein überwiegend unberührter Birkenwald mit hochwachsen-den Kräutern. Hier finden sich verwilderte Kulturpflanzen unterden wilden Fjällgewächsen. Zahlreiche Pflanzen des Fjälls wer-den bei Schneeschmelze hinab ins Delta gespült. Die Verände-rung eines Deltas verläuft schneller als die der meisten anderenFormationen in den Bergen. Auch der Mensch hat hier mitge-wirkt durch Rodung, landwirtschaftliche Nutzung der Wiesenoder Anlage von Bewässerungskanälen. Einzelne Scheunen zeu-gen noch heute von dieser Zeit.

Stáloluokta (400 m)

Die Möglichkeit, mit dem Hubschrauber nach Stáloluokta zufliegen, macht diesen wunderbaren Platz im Padjelanta Natio-nalpark zu einem beliebten Ausgangs- oder Endpunkt vielerSarekwanderungen. Stáloluokta wirkt wie ein zentraler Treff-punkt, was Vor- und Nachteile hat. Es kommen mehrfach täglich

Das Snávvávágge vom Gåbdesvárásj aus, Tour 7

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sowohl Hubschrauber als auch Wasserflugzeuge, deren Startsund Landungen die Ruhe der Gegend stören. Andererseits führtder Flugverkehr dazu, dass Stáloluokta zu einem Treffpunkt fürWanderer mitten im Fjäll geworden ist. Sie kommen von Nahund Fern hierher.

Der Name Stáloluokta kommt von den Erzählungen des Sta-lovolkes. Diese oft grausamen Geschichten handeln von Riesenim Kampf mit den Samen. Hier gab es vor langer Zeit einen Op-ferplatz, wo der Priester, der Nåjde, auf seine Zaubertrommel,die Kåptes, schlug, um die Rentierherden beisammen zu halten.

Der Platz ist seit Langem eine Samensiedlung. Die Touristen-hütten liegen auf einer kleinen Anhöhe zwischen dem weitläu-figen See Virihaure und dem kleineren Gewässer Luoppal. Diegrößere der Hütten gleicht einer Fjällstation mit einer kleinenAusstellung über die Natur des Padjelanta. Hier kann man Post-karten kaufen und auch verschicken. Einen Kiosk mit Proviantetc. gibt es in der Samensiedlung, wo man oft auch frischesFladenbrot und geräucherten Fisch bekommt. Der Virihaure istbekannt für seinen hervorragenden Seesaibling.

Der Blick, den man hier bei den Hütten hat, wird gänzlich vonder Weite des Virihaure dominiert (die Bedeutung des Namensist nicht ganz klar, könnte aber „großer See“ oder „stürmischerSee“ bedeuten). Der See ist bis 138 Meter tief bei einer Fläche108 km2. Damit nimmt das Gewässer Platz 24 unter Schwedensgrößten Seen ein.

Die Hütten haben insgesamt 36 Betten. Am Luoppal stehtden Wanderern eine Sauna zur Verfügung. Am Sandstrand desVirihaure gibt es einen sehr schönen Zeltplatz.

Von Stáloluokta aus bieten sich die Touren 2, 8, 9 und 12 an.

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