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Neues aus dem Unternehmen Aktuell Im Osten viel Neues - Drei Fragen an Jens Fokuhl Rübe Veränderte Rüben- ströme 2004 Markt & Kunde Einmachen nach Herzenslust – Neue Gelierzuckerkampagne Juli 2004 EU-Zuckermarkt: Alle wollen ein Stück vom Kuchen Dr. Ulrich Nöhle kommentiert den aktuellen Stand der Diskussion

2004-07_Akzente

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Einmachen nach Herzenslust – Neue Gelierzuckerkampagne Veränderte Rüben- ströme 2004 Aktuell Markt & Kunde Neues aus dem Unternehmen Rübe Juli 2004

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Neues aus dem Unternehmen

AktuellIm Osten viel Neues -

Drei Fragen an

Jens Fokuhl

RübeVeränderte Rüben-

ströme 2004

Markt & KundeEinmachen nach

Herzenslust – Neue

Gelierzuckerkampagne

Juli 2004

EU-Zuckermarkt:Alle wollen ein Stück vom Kuchen

Dr. Ulrich Nöhle kommentiert den aktuellen Stand der Diskussion

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2 AKZENTE 2/2004

INHALTINHALT

Auf ein Wort

Aktuell

EU-Zuckermarkt:Alle wollen ein Stück vom Kuchen

Aktuelle Schlagzeilen: Nicht alle verteufeln die ZMO

Kommissionsmitteilung vom 14. Juli 2004zur Reform der Zuckermarktordnung

Pressemitteilung der EU-Kommissionvom 14. Juli 2004

Die Reform des EU-Zuckersektor –Erläuterungen von Franz Fischler

Zuckerwirtschaft lehnt die neuenKommissionspläne entschieden ab

Termine

Bilanz nach dem EU-Beitritt:Im Osten viel Neues

Zufriedenheitsuntersuchung:Gute Noten für Nordzucker

EU-Lebensmittelhygieneverordnungschon ab der Ernte 2006?

Emissionshandel kommtNordzucker teuer zu stehen

Personalien

Flüssigzuckerwerk Nordstemmen ist Sieger Ideenbörse

Rübenverarbeitung in Ungarn auf zwei Standorte konzentriert

Bioethanol – Die Unwägbarkeiten sindzu groß für ein 120-Millionen-Projekt

Rübe

Rübenanbau 2004

Nach der Schließung Schleswig:Veränderte Rübenströme für dieKampagne 2004

MIR System Nordzucker(Modulare Integrierte Rübenlogistik)

Rübentransporte – Anfuhrtarife bis 2005 unverändert

Landwirte-Portal bei Nordzucker –Nutzen für den Anwender

Markt und Kunde

Syral profitiert von steigenderNachfrage

Nordzucker-Beteiligung esparma ist verkauft

Zucker unter Anklage – MöglicheFolgen der WHO-Initiative

Einmachen nach Herzenslust

Treffpunkt Nordzucker

Marktordnungsdebatte: Politikerinformieren sich bei Nordzucker

24 Banken zu Besuch bei NordzuckerNeues Finanzierungskonzept umgesetzt

Neue Felder

Wärme aus Stroh und Korn

Strom und Wärme aus Biogas

Historisches

Zuckerfabrik Watenstedt

Das süße Rezept

Bananen-, Amaretto- und Joghurt-Pfirsich-Eis

Impressum

Herausgeber: Nordzucker AGKüchenstrasse 9 · 38100 BraunschweigTelefon 0531 / 24 11 - 0Telefax 0531 / 24 11 - 103E-Mail [email protected]

Redaktion: Gerald Dohme, Christian Kionka, Susanne Dismer-Puls (sdp) verantwortlich

Gestaltung und Realisation:adconcept. werbeagentur, HannoverDruck: Münstermann GmbH, Hannover, Aufl: 19.000

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AUF EIN WORTAUF EIN WORT

wer versucht, der Medienberichterstattung zuzuckerpolitischen Themen zu folgen, hat seiteinigen Monaten gut zu tun: EU-Agrarreform,WTO-Agrarverhandlungen, EU-Zuckermarkt-ordnung, EU-Osterweiterung, die laufendeKlage gegen die EU-Zuckerexporte, die EU-Mer-cosur-Verhandlungen, das Balkan-Abkommen,die Forderungen der am wenigsten entwickel-ten Länder, das neue EU-Zuckermarktreform-Papier – Zucker ist überall dabei.

Hier soll Zucker in die gemeinsame Agrar-politik eingepasst werden. Da soll er – derGerechtigkeit und des günstigeren Preiseswegen - in den freien Markt "entlassen" wer-den. An anderer Stelle steht er für Entwick-lungshilfe. Im Balkan soll er zur Befriedungder Region beitragen und in besondersgroßen Mengen wird er im Tausch gegenHochtechnologie angeboten.

Sorgfältige Analysen zu Hintergründen undZusammenhängen all dieser Themen sindschwierig. Für alle, die an einer verantwor-tungsvollen, zukunftsgerichteten Neuregelungdes EU-Zuckermarktes mitarbeiten, sind siePflicht. In Akzente finden Sie eine Art "kleines1x1 für den Zuckermarkt". Wir haben darinknappe Info-Bausteine zu den – außer der

Marktordnung – geltenden Handelsabkom-men und -bestimmungen für Zucker in derEU zusammengetragen. Im Anschluss findenSie eine Übersicht über die wichtigstenInhalte des Kommissionsvorschlags zurReform des Zuckermarkts vom 14. Juli 2004und die Erläuterungen von AgrarkommissarFischler dazu.

2004 wird es in Sachen Zuckerpolitik keineSommerpause geben. Deshalb bitten wir Sie:Nehmen Sie sich – trotz Getreideernte – Zeitzum Lesen und Diskutieren und geben SieAkzente weiter: An Ihre politischen Vertreter,den Landtags- oder BundestagsabgeordnetenIhrer Region oder einfach an Ihren Nachbarn.Bis zum endgültigen Reformvorschlag derEU-Kommission Anfang 2005 braucht derRübenzucker "Mitwisser". Je mehr es sind,desto besser.

Für den Sommer 2004 wünschen wir Ihneneine erfolgreiche Getreideernte.

Nordzucker AG

Dr. Ulrich NöhleJens Fokuhl

Günter Jakobiak

Sehr geehrte Rübenanbauer und Aktionäre,

AKZENTE 2/2004 3

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4 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Rübenaussaat 2004:Dr. Ulrich Nöhle und

Harm Bleckwenn (re.),Landwirt in Oedelum

Jetzt wollen alle ein Stück vomEU-Kuchen. In Brüssel liegen dieAnträge all derer, die neue Import-quoten beantragen, bereits vorhan-dene ausbauen wollen oder dasEU-Exportsystem in Frage stellen:AKP, LDC, Mercosur, Balkan, Bra-silien, Thailand, Australien - inSumma Forderungen nach Import-quoten und Exporteinschränkun-gen, die geringfügig unter demEU-Jahresverbrauch an Zuckerliegen.

Deutlicher als je zuvor zeigt sichin der Diskussion um die Zucker-zukunft Europas deren eigentlicheAntriebsfeder. Es ist nicht der durchangeblich überhöhte Zuckerpreisegebeutelte Endverbraucher, dessenBudget durch niedrigere Preisegeschont werden muss. Es istauch nicht der drei Dollar am Tag

verdienende Plantagenarbeiter in den Rohr-zucker produzierenden, ärmsten Ländern derWelt, dessen Wohl dieser Debatte die Rich-tung gibt. Leider sind es auch nicht bestimmteQualitäts-, Sozial- oder Umweltstandards beider Zuckerproduktion, die eben nicht zumNulltarif zu haben sind. Nein, es sind die perse egoistischen Interessen einiger potenterVertreter der Agroindustrie, die die Gunst derStunde nutzen möchten, aus einer von der EUvoreilig zur Disposition gestellten Zucker-marktordnung maximale Vorteile zu ziehen.

Den Stab führt die WTO

Die Musik spielt anderswo: Den Stab führt dieWTO. Die Vertreter der 147 Mitgliedstaatenverhandeln seit März 2004 das neue Rahmen-abkommen über die weitere Liberalisierungder Landwirtschaft. Vorbereitet werden neue,für alle WTO-Mitglieder verbindliche Vorgabenfür alle drei Bereiche der Agrarverhandlungen:Hier werden die übergeordneten Vorgabengetroffen, an die im Nachgang alle bilateralenAbkommen und einzelstaatlichen Regelungen

anzupassen sind. Für den Bereich Landwirt-schaft betrifft das die Themen Exportsubven-tionen, inländische Beihilfen und den Markt-zugang. Parallel zu den WTO-Agrarverhand-lungen geht es um ein neues WTO-Rahmen-abkommen für den Handel mit Industriegü-tern. Die laufende WTO-Verhandlungsrunde(Doha-Runde) wurde im November 2001 begon-nen. Ergebnisse werden für Januar 2005 erwartet.

“Hochtechnologie aus derEU gegen landwirtschaftlicheGüter aus Südamerika”

Die Änderung der ZMO istkein EU-Problem, sonderneine Frage der Ergebnisse derWTO-Verhandlungen. Wir tununs keinen Gefallen, indemwir vorher unkritisch "Quotenfür alle" verteilen. Auch das

EU-Zuckermarkt: Alle wollen ein Stück vom Kuchen

Seit der Vorlage des Optionenpapiers der EU-Kommission vor neun Monaten haben alle am EU-Zucker-

markt Beteiligten ihre Positionen und Forderungen klar formuliert. Das Ergebnis: Wir sind einen kleinen

Schritt weiter – die völlige Liberalisierung und die sogenannte reine Preissenkungsvariante sind vom Tisch –

und haben ein neues Problem: Zur Diskussion steht nunmehr "Quoten für alle". Diese - bisher von der

EU-Kommission nicht verfolgte - Variante hat alle am Weltzuckermarkt Beteiligten auf den Plan gerufen:

Weltzuckererzeugungund Verbrauch in Mio. t Rw

Quelle: ISO sugar yearbook 2002

Brasilien

Indien

EU

China

USA

Thailand

Australien

Mexiko

Pakistan

Kuba

Südafrika

Ukraine

Russland

Rübenzucker Rohrzucker Zuckerverbrauch

0 3 6 9 12 15 18 21 24

Die Klägerparteien

nicht AKP

nicht LDC

die weltgrößten„Überschuss”-Erzeuger

“Auch das un-kritische, bilate-rate Verteilenvon Zucker-quoten kannschnell zumEnde des Rüben-anbaus inEuropa führen.”

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AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 5

unkritische, bilaterate Verteilen von Zucker-quoten kann schnell zum Ende des Rüben-anbaus in Europa führen. Spätestens seit denintensiven Verhandlungen über ein bilateralesFreihandelsabkommen zwischen der EU undMercosur, wo es letztlich ganz eindeutig umZugeständnisse nach dem Prinzip “Hochtech-nologie aus der EU gegen landwirtschaftlicheGüter aus Südamerika” geht, wird jedem klar,

dass die EU-Zuckermarktordnungzum Spielball aller Verhandlungs-partner werden könnte – sei es nunim Rahmen von WTO-Verhandlun-gen oder im Rahmen von bilateralenAbkommen. Deshalb ist es wenig sinnvoll, eine Diskussion der ZMOauf drei Ebenen zu führen – inner-halb der EU, in bilateralen Verhand-lungen wie Mercosur und zusätzlichauf der am Ende für alle maßgeben-den WTO-Ebene. Nur eine möglichst"ganzheitliche" Diskussion mit allenBeteiligten und eine Reform "auseinem Guss" kann und muss zueiner gerechten und verträglichenLösung für den EU-Zuckermarktführen.

Unerwünschte Dominoeffekte

Schon jetzt entstammen 76 Prozent (111 Milli-onen Tonnen) der Weltzuckerproduktion demZuckerrohr – seit 1990 beträgt der Zuwachsbeim Rohrzuckeranteil 13 Prozent. Wir dürfenund wollen die übrigen knapp 24 ProzentRübenzucker (34,5 Millionen Tonnen) an derWeltzuckererzeugung, die in langer Traditionetwa zur Hälfte in der EU von bäuerlichenFamilienbetrieben erzeugt werden, nichtkurzsichtig anderen (agro-) industriellen For-derungen opfern. Eine sorgfältige Betrachtungder Zahlen, Hintergründe, Interessengruppenund langfristigen Auswirkungen ist deshalbdringend angezeigt.

Nicht ohne Grund ist Zucker eben ein "sensi-bles Produkt". Sensibel schon allein deshalb,weil vorschnelle Änderungen neben lokalvielleicht wünschenswerten Wirkungen globaldeutlich unerwünschte Domino-Effekte zurFolge haben.

Fortsetzung auf Seite 6 Ω

“Nur einemöglichstganzheitlicheDiskussion mitallen Beteiligtenund eine Reformaus einem Gusskann und musszu einer gerechten undverträglichenLösung für denEU-Zuckermarktführen.”

Rüben- und RohrzuckererzeugungWeltzuckererzeugung 2003: 146 Mio. t.

Quelle: WVZ

34,5 Mio. t.

111 Mio. t.

aus Zuckerrüben

aus Zuckerrohr

Zuckerabsatz auf dem WeltmarktWeltzuckererzeugung 2002: 142 Mio. t.

33 Mio. t.

109 Mio. t.

Quelle: ISO sugar yearbook 2002

auf dem freienWeltmarktabgesetzt

auf Binnenmärk-ten sowie imRahmen vonWarenab-kommemabgesetzt

Zuckereinzelhandelspreis (Euro/Kilo)

Quelle: WVZ

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

Japan

Australien

Schweiz

Vietnam

USA

Kanada

Sudan

Deutschland

Belgien

Türkei

Thailand

Dom. Rep.

Südafrika

Marokko

Mexiko

Ukraine

Indien

Pakistan

Entwicklung der Weltmarktpreise

Quelle: Weißzuckerbörse London

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01994 1996 1998 20042000 2002

Euro/t fobDollar/t fob

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6 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Die EU-Kommissare Lamy undFischler haben in Sachen Zuckerdie vielfältigsten Forderungen undRechtsansprüche verschiedensterOrganisationen und Ländergruppenmit dem ebenso gewünschtenHochtechnologie-Export der EU"unter einen Hut" zu bringen:

Wettbewerb ja – zu vergleichbaren Bedingungen

Jeder der Beteiligten kämpft hier anseiner Front, für seinen Vorteil und

um seine Existenz. Wirwerden nicht nachlassen,den Volksvertretern unsereberechtigten Bedenkenund Forderungen nach-vollziehbar und nachhaltigdarzulegen. Freier Wett-bewerb ist gut und sinn-voll – wenn er denn untervergleichbaren Bedingun-gen ausgetragen werdenkann. Dazu brauchen wirgleiche Bedingungen fürProduktion und Anbau bei

Ω nationalen Auflagen und Rechtsvorschriften,

Ω staatlichen Fördermaßnahmen,

Ω Sozial- und Umweltschutz,Ω und der Nachhaltigkeit der

Geschäftstätigkeit.

Eine gerechte Lösung darf diesePunkte nicht außer acht lassen.

Dr. Ulrich Nöhle

EU-Zuckermarkt – Die neun wichtigstenHandelsabkommen und -bestimmungen

Rund drei Viertel des weltweit erzeugten Zuckers werden wie der

EU-Zucker im Rahmen von länderspezifischen Marktordnungen

sowie multilateralen oder zwischenstaatlichen Abkommen pro-

duziert und gehandelt. Neben der EU-Zuckermarktordnung, die

seit 1968 Produktionsquoten, Rübenmindestpreise, Außenschutz-

und Exportbestimmungen für Rübenanbauer und Zuckerindustrie

innerhalb der EU regelt, gelten in der EU eine Reihe von Regelun-

gen sowie Zoll- und Freihandelsabkommen, die für den Zucker-

markt in der EU von Bedeutung sind. Die wichtigsten stellen wir

hier – blau unterlegt - stichwortartig vor. Weitergehende Erläu-

terungen, Aufstellungen und Definitionen dazu finden Sie in den

grünen Info-Bausteinen.

GATT (General Agreement on Tariffs an Trade)WTO (World Trade Organisation)-Verhandlungen

Das GATT ist ein multinationales Abkommen - zwischen derzeit 147 Ländern(darunter 22 von 25 EU-Ländern), das von der 1994 gegründeten Nachfolgeorga-nisation WTO verwaltet wird und in den laufenden WTO-Verhandlungen weiter-entwickelt werden soll. Wichtigster Grundsatz des GATT ist das Prinzip der Meist-begünstigung (GATT- Artikel 1 General Most-Favoured-Nation Treatment), dasheißt, Handelsvorteile, die eine Vertragspartei einer anderen gewährt, geltenauch für alle anderen Parteien.Ω Ausnahmen:

Ω Freihandelszonen und Zollunionen müssen das Prinzip der Meistbegünstigung gegen Dritte nicht anwenden,

Ω Industrieländer dürfen den LDCs einseitige Zollpräferenzen einräumen, und die LDCs bei der Liberalisierung ihres Handels langsamer vorgehen.

Ω Bei Streitigkeiten in Handelsfragen sieht die WTO eine Streitschlichtung vor.Dazu sind zunächst Konsultationen zwischen den Parteien vorgesehen. Sind diese erfolglos, so können die Parteien ein Schiedsgericht (Panel) einberufen,das einen Schlichtungsspruch erlässt. Akzeptiert ein der Vertragsverletzung beschuldigtes Land die Entscheidung eines solchen Panels nicht, dann sind die Kläger zu Vergeltungsmaßnahmen berechtigt, z. B. zu sogenannten Retorsionszöllen in Höhe des erlittenen Schadens.

AKP-(Afrika-Karibik-Pazifik-) Abkommen /Abkommen von Lomé

Seit 1975 ist das Abkommen von Lomé maßgeblich für die Beziehungen zwis-chen EU und AKP-Staaten. AKP-Staaten sind überwiegend frühere Kolonien vonGroßbritannien, Frankreich und den Niederlanden, denen die EU die gleichenHandelspräferenzen wie ihren Mitgliedern gewährt hat. Grundlage des Lomé-Abkommens sind den AKP-Staaten von der EU einseitig eingeräumteHandelspräferenzen.Ω AKP-Länder dürfen danach Erzeugnisse, die nicht unter die EU- Agrarpolitik

fallen, zollfrei und unbegrenzt in die EU einführen.Ω Die AKP-Länder müssen ihrerseits den EU-Ländern keine entsprechende

Präferenzen einräumen. Sie sind lediglich verpflichtet, gegenüber den EU-Ländern die Meistbegünstigungsklausel anzuwenden und sie gleich zu behandeln.

Ω Für eine Reihe von Agrarprodukten, die sowohl für die EU- als auch für AKP-Länder von großer Bedeutung sind (Bananen, Reis, Zucker) gelten besondere Bestimmungen.

Ω AKP-Staaten dürfen seit 1975 jährlich rd. 1,3 Mio. t Weiß- oder Rohzucker zollfrei und zu Garantiepreisen (Zuckerinterventionspreise) in die EU importieren.

“Freier Wett-bewerb ist gutund sinnvoll –

wenn er denn unter

vergleichbarenBedingungenausgetragen

werden kann.”

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AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 7

ZWJ Juli/Juni Importquoten (t Ww)

2001/02 74.1852002/03 85.3132003/04 98.1102004/05 112.8262005/06 129.7502006/07 149.213 *)2007/08 171.594 *)2008/09 197.334 *)2009/10 (k. Begr.)

*) Extrapolation der Werte bis 2005/06Quelle: Artikel 3 EU-VO-1381/2002

EU-Einfuhrkontingente für LDC-Zucker

Abkommen von Cotonou

Das Abkommen von Cotonou löst das von Lomé ab. Es ist rückwirkendzum 1. März 2000 in Kraft getreten und hat eine Laufzeit von 20 Jah-ren. Ratifiziert wurde es am 1. April 2003. Zu diesem Zeitpunkt hattenzwei Drittel der Vertragsstaaten das Abkommen ratifiziert. Die einseiti-gen Handelspräferenzen aus dem Lomé- Abkommens gelten noch bisDezember 2007. Ab 2008 sollen an ihre Stelle Wirtschaftspartner-schaftsabkommen (WPA) treten.

Ω Die EU will die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den AKP-Ländern auf Freihandels- abkommen umstellen, u. a. weil einseitig gewährte Präferenzen gegen das in Artikel 1 des GATT festgelegte Meistbegünstigungsprinzip verstoßen.

Ω Für die noch geltende Präferenzregelung hat die EU in der Uruguay-Runde eine bis 2007 befristete Ausnahmegenehmigung erhalten.

Ω Die betroffenen AKP-Länder wehren sich gegen den Verlust ihrer Zuckerpräferenzen. Sie befürchten durch Freihandelsabkommen von leistungsfähigeren Produzenten aus den EU-Märkten gedrängt zu werden. Die EU-Kommission hat diese Befürchtung in Ihrem Optionspapier (Sept. 2003) bestätigt.

Ω Einfuhrkontingente schützen wie Produktionsquoten die Schwachenvor der Konkurrenz der Starken.

Ω Vor diesem Hintergrund will die EU das aus dem Lomé- in das Cotonouabkommen übernommene AKP-Zuckerprotokoll bis 2007 überprüfen.

Ω Artikel 1 des AKP-Zuckerprotokolls (Protokoll Nr. 3 im Anhang des Abkommen von Cotonou) garantiert die zollfreie und preisgarantierte Abnahme von jährlich rund 1,3 Mio. t Roh- oder Weißzucker durch die EU auf unbestimmte Zeit.

Ω Das AKP-Zuckerprotokoll hat einen eigenen Rechtscharakter und steht damit im Widerspruch zu den Zielen des Abkommens von Cotonou, das Handelspräferenzen durch Freihandelsabkommen ersetzen will.

Sonderpräferenzzucker (SPS)

Zur Sicherung des Versorgungsbedarfs der traditionellen EU-Zucker-raffinerien hat die EU den AKP-Staaten 1995 die Möglichkeit gegeben,über die garantierten Einfuhrquoten hinaus weitere Mengen an Roh-zucker in die EU zu liefern.

Ω Dafür wurden keine Quoten vereinbart. Die EU stellt jährlich jene Mengen fest, die zur Versorgung der Raffinerien zusätzlich benötigt werden und beschließt entsprechende Zollkontingente. Für diesen Zucker kann ein Sonderzollsatz erhoben werden, den die EU für die Zeit vom 1. März bis 1. Juli 2004 auf 0 festgesetzt hat. (EU-VO 362/2004).

Ω Die SPS-Kontingente lagen bis Beginn der Zuckerimporte aus den LDC bei rund 300.000 Tonnen pro Jahr

Ω Der Mindestkaufpreis, den Raffinerien dafür zahlen müssen beträgt 496,8 Euro pro Tonne

EU-GATT-Einfuhrverpflichtungen

Wegen einer finnischen GATT-Einfuhrverpflichtung, die beim EU-Beitritt Finnlands von der EU übernommen wurde gibt es ein weiteresEU-Importkontingent für Rohzucker von jährlich 85.463 Tonnen.

Ω Es setzt sich wie folgt zusammen: Kuba: 58.969 t, Brasilien: 23.930 t, andere Drittländer 2.563 t.

Ω Für diesen Zucker gibt es keinen Garantiepreis.

Zuckerlieferungen aus den überseeischen französischen Gebieten (D.O.M. -Départements d’outre-Mer)

Zur Erfüllung des Höchstmengenbedarfs der EU-Raffinerien dientauch Rohzucker aus den D.O.M.*. Hier handelt es sich um EU-Quoten-zucker. Die Menge beträgt etwa 260.000 Tonnen Weißzucker pro Jahr.

Ω D.O.M.-Rohzucker dürfen auch EU-Rübenzuckerfabriken zu Weißzucker umarbeiten z. B. die Zuckerfabrik Erstein im Elsass.

* D.O.M. (Französisch-Guyana, La Réunion, Guadeluope und Martinique

EU-Rohzuckereinfuhren zur Versorgung der EU-Zuckerraffinerien

Zur Sicherung einer kontinuierlichen Versorgung dürfen nur die traditionellen EU Zucker-Raffinerien, zollfrei importierten AKP- undLDC-Rohrrohzucker zu Weißzucker umarbeiten. Für diesen Zuckermüssen sie - ausgenommen SPS - mind. den EU-Interventionspreiszahlen. Dabei gelten cif- Preise, das heißt die Raffinerien werden nicht mit Frachtkosten für AKP-und LDC Zucker belastet .

Ω 1995 setzte die EU den jährlichen Höchstmengenbedarf für die EU-Raffinerien auf 1,779 Millionen Tonnen fest.

Ω Dieser Zucker hat die gleiche Rechtsstellung wie EU-Zucker. Er darf der Interventionsstelle angeboten sowie mit Erstattungen exportiert werden und hat EU-Ursprungseigenschaften

Ω Der Höchstmengenbedarf beträgt 1.776.766 Millionen Tonnen pro Jahr. Durch den EU-Beitritt der Mittel- und osteuropäischen Länder erhöht sich diese Menge um 19.585 Millionen Tonnen für eine Raffinerie in Slowenien auf 1.796.351 Tonnen.

EU-Zollsenkung für unbegrenzte LDC- Zuckereinfuhren in die EU

Termine Zollsenkung

1. Juli 2006 20 %1. Juli 2007 50 %1. Juli 2008 80 %1. Juli 2009 100 %

Quelle: Artikel 9 EU-VO-2501/2001

LDC-Zuckereinfuhren in die EU - Everything But Arms-Abkommen (EBA)

Seit dem 5. März 2001 dürfen die LDCs in ihren Ländern produzierteGüter mit Ausnahme von Waffen (EBA) ohne Mengenbegrenzung undzollfrei in die EU einführen. Für Bananen, Reis und Zucker gibt esnoch Importkontingente. Ω Ein unbegrenzter, zollfreier Import von Weiß- und Rohzucker

ist erst ab 1. Juli 2009 möglich.Ω Die Zollsenkung für diese freien Mengen beginnt am 1. Juli 2006.Ω Von 2001/02 bis 2008/09 erhalten neun LDCs eine EU-Einfuhr-

quote für Zucker, die sich ab 2001/02 jährlich um 15 Prozent erhöht.Ω Übersteigt der LDC- Zuckerimport die den Einfuhrquoten ent-

sprechende Menge in einem Jahr um mehr als 25 % - was ab 2006/07 möglich wird - prüft die EU, ob Schutzmaßnahmen für die eigene Zuckerwirtschaft erforderlich sind.

Höchstmengenbedarf Rohzucker in EU-Ländern nach Mai 2004

Länder jährlicher Höchstmengenbedarf (t)

Finnland 59.925Frankreich (Mutterland) 296.627Portugal (Mutterland) 291.633Groß-Britannien 1.128.581Slowenien 19.585 (EU-neu)Quelle: EU-Kommission

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8 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Ω Für den Fall, dass die Rohzuckermengen, aus AKP-Ländern, der EU sowie den DOM nicht ausreichen, den Höchstmengenbedarf der Raffinerien zu decken, dürfen die fehlenden Mengen als Son-derpräferenzzucker (SPS) im Rahmen einer Einfuhrregelung mit Sonderzoll in die oben genannten EU-Mitgliedstaaten eingeführt werden.

EU-Zuckerimporte aus den Westbalkanstaaten (ex Jugoslawien)

Seit dem 1. Oktober 2000, bzw. dem 23. November 2000 dürfen die ausdem ehemaligen Jugoslawien entstandenen Staaten unter anderem Zuk-ker zollfrei und in unbegrenzten Mengen die EU einführen (Artikel 1Abs. 1 EU-Rats-VO 2007/2000 ). Der EU-Ministerrat will durch einseitigeHandelsliberalisierung der EU die geplanten Stabilisierungs- und Asso-ziierungsabkommen mit den Ländern des westlichen Balkans vorbereiten.

Ω Entsprechende Freihandelsabkommen hat die EU inzwischen mit Kroatien und Mazedonien geschlossen.

Ω Die EU hat die zollfreie Einfuhr von Zucker aus Serbien wegen mehrfacher Verstöße gegen Ursprungsregelungen zunächst bis August 2004 ausgesetzt.

Ω Das Exportpotential für Zucker dieser Länder wird auf rd. 900.000 Tonnen pro Jahr geschätzt.

EU-Liberalisierungsangebot an Mercosur (laufende Verhandlungen)

Mercosur (Mercado común del cono sur:"Gemeinsamer Markt des Südens")bezeichnet ein Zoll- und Freihandelsabkommen zwischen Argentinien,Brasilien, Paraguay und Uruguay, das am 26. März 1991 abgeschlossenwurde. Seit 1996 ist Chile, seit 1997 Bolivien assoziiertes Mitglied. Die Freihandelszone und Zollunion besteht seit dem 1.1.1995.

Ω Seit dem 1.1. 2000 können alle Güter außer Zucker(!) und Kfz innerhalb des Mercosur zollfrei gehandelt werden.

Ω Gemeinsame Außenzölle werden durch den Rat von Buenos Aires festgesetzt. Für Chile und Bolivien gelten noch besondere Regelungen.

Ω Derzeit gibt es Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU.

Ω Im Agrarbereich konzentrieren sich die Gespräche auf die soge-nannten sensiblen Produkte: Unter anderem Zucker, Getreide, Olivenöl, Milchprodukte, Fleisch, Tabak sowie einige verarbeitete Obst- und Gemüsesorten

Ω Für diese Waren hat die EU-Kommission folgendes Liberalisierungsangebot vorgestellt:

Ω Für Produkte, Ω der Kategorie I sollen der Zollsatz innerhalb von 10 Jahren

verschwindenΩ der Kategorie II soll der Zollsatz um einen bestimmten

Prozentsatz gesenkt werdenΩ der Kategorie III werden Einfuhrquoten zu reduzierten

Zollsätzen eingeführtΩ der Kategorie IV gibt es weder Einfuhrquoten noch

ZollsenkungenΩ Die EU hat noch nicht erklärt, in welcher Kategorie die Produkte

eingeordnet werden sollen.Ω Die unter der Kategorie III vereinbarten Einfuhrquoten sollen

allerdings auf mögliche WTO-Zugeständnisse angerechnet werden, damit die EU nicht " zwei Mal" zahlen muss.

Ω CEFS hat der EU-Kommission für diese Länder die Einrichtung von Zucker-Exportkontingenten vorgeschlagen, unter anderem zur Vorbereitung auf deren EU-Mitgliedschaft.

Rohzuckerbedarf der Raffinerien (t Ww)

Frankreich 296.627Finnland 59.952Portugal 291.633Großbritannien 1.128.581

Summe 1.776.766

Quelle: EU-Kommission

Rohzuckerlieferungen (t Ww)

DOM 213.000AKP 1.190.700GATT 82.000LDC 98.110SPS 192.956

Summe 1.776.766

Schätzung der EU-Bilanz für Importrohzucker 2003/04

AngolaÄquatorial-guineaÄthiopienBeninBotswanaBurkinaFasoBurundiCôte d' IvoireDemokratische Republik KongoDschibutiEritrea

GabunGambiaGhanaGuineaGuinea-BissauKamerunKap VerdeKeniaKomorenLesothoLiberiaMadagaskarMalawiMali

MauretanienMauritiusMosambikNamibiaNigerNigeriaRepublikKongoRuandaSambiaSao Tomé und PrincipeSenegalSeychellen

Sierra LeoneSimbabweSomaliaSudanSüdafrikaSwasilandTansaniaTschadTogoUgandaZentralafrika-nische Republik

48 Länder aus Afrika 15 Länder aus derKaribik

Antigua und BarbudaBahamasBarbadosBelizeDominicaDominikani-sche RepublikGrenadaGuyana

HaitiJamaikaSt. Kitts-NevisSt. LuciaSt. Vincent und dieGrenadinenSurinameTrinidad undTobago

14 Länder aus dem pazi-fischen Raum

CookinselnFidschiKiribatiMarshallinselnMikronesienNauruNiuePalauPapua Neuguinea, SalomonenSamoaTongaTuvaluVanuatu

Sonder-stellung

Kuba (Kuba hat das Abkommennicht unter-schrieben)

Südafrika (mit Südafrika besteht bereits ein Freihan-delsabkom-men)

zu Länder mit denen die EU das Abkommen von Cotonou geschlossen hat

Ω Sitz: GenfΩ Gegründet 1. Januar 1995Ω Hervorgegangen aus den Verhandlungen der

Urguay Runde (letzte GATT-Runde 1986 bis 1994)Ω Mitgliederzahl 147Ω Budget: 154 Mio. Schweizer Franken für 2003

Ω Mitarbeiter: 550Ω Aufgaben:

Ω Verwaltung der GATT-Regelungen (WTO trade agreements)

Ω Forum für die WTO-VerhandlungenΩ Handhabung von Handelsstreitigkeiten

Ω Beobachtung der nationalen Handelspolitiken

Ω Technische Hilfe und Ausbildung in Entwicklungsländern

Ω Zusammenarbeit mit anderen inter-nationalen Organisationen

zu WTO (World Trade Organisation)

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Mauretanien

Kap VerdeSenegal

GambiaGuineaSierra Leone

LiberiaBurkina Faso

TogoBenin

ÄquatonalguineaSao Toré/Principe

Dem. Rep. Kongo

Sambia

Niger

MosambikLesotho

Malawi

Madagaskar

KomorenBurundi

Tansania

MaledivenRuandaUganda

ÄthiopienSomaliaDjibouti

Jemen

Zentralafrikanische Republik Eritrea

Afghanistan

Kiribati

Tuvalu

Samoa

Salomonen

Vanuatu

Haiti

Timor-Leste

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 9

Quelle: F. O. Licht International Sugar Journal Juli 2001

ZWJ 2001/02

2001/022002/032003/042004/052005/062006/072007/082008/092009/10

Importquo-ten (t) Ww

74.18585.31398.110112.826129.750149.213 *)171.594 *)197.334 *)(k. Begrenz.)

Überschuss-Importe (t)

0000037.30361.55094.097???

Gesamt-Im-porte (t) Ww

74.18585.31398.110112.826129.750186.516233.145291.431???

Zollsen-kung %

00000205080100

zu Least-Developed Countries (LDCs)

Die Vereinten Nationen (UNO) bestimmen nach folgenden Kriterien,welches Land zu den LDCs gehört :

Ω Niedriges Pro-Kopfeinkommen < 900 $Ω Geringes Humankapital (Mischung aus Gesundheits-

Ernährungs- und Erziehungsniveau)Ω Geringe wirtschaftliche Stabilität (Index, aus Indikatoren für

instabile Agrarerzeugung und Export, unzureichende Diversi-fikation und wirtschaftliche Schwäche)

Ω Ein Land wird als LDC eingestuft, sobald es diese Kriterien erfüllt und seine Einwohnerzahl nicht über 75 Mio. liegt. Derzeit gibt es 50 LDCs (Timor-Leste seit Mai 2004).

2001/02

5.8368.462

11.5386.1018.1455.629

14.6526.8736.949

74.185

2002/03

6.7119.731

13.2697.0169.3676.473

16.8507.9047.991

85.313

2003/04

7.71811.19115.259

8.06910.772

7.44419.377

9.0909.190

98.110

2004/05

8.87612.87017.548

9.27912.388

8.56122.28410.45310.569

112.826

2005/06

10.20714.80020.18010.67114.246

9.84525.62612.02112.154

129.750

zu Lieferquoten der LDCs

Quelle: LMC

BangladeshKongo (V. R.)ÄthiopienMadagaskarMalawiMozambiqueSudanTansaniaSambia

Summe

AKP-Länder + IndienBarbadosBelizeKongo *)FidschiGuyanaIndienElfenbein-KüsteJamaikaKeniaMadagaskar *)Malawi *)MauritiusSt. Kitts u. NevisSurinamSwasiland *)Tansania *)Trinidad u. TobagoUgandaSambiaSimbabwe

Summe

Einfuhrkontingent (t/a)50.64138.97710.186

161.123153.79910.00010.186

118.6950

18.81520.564

484.2788.804

0111.29810.18942.054

00

29.799

1.279.414

*) AKP + LDCWegen der Deklassierung liegt das Einfuhrkontingent für2003/04 unter dem Vertragswert von 1.304.700,00 t

Anmerkungen:von den rd. 1,3 Mio. t AKP-Zucker stammen nur rd. 52.000 taus Ländern die gleichzeitig LDCs sind. Gem. Artikel 1 GATTdürfte die EU, ohne die bis 2007 bestehende Ausnahmerege-lung, nur diesen Ländern die Privilegien einer Zuckerimport-quote gewähren.

Die EU ist deshalb daran interessiert, die Einfuhrquoten fürAKP-Zucker und alle weiteren Privilegien zu streichen unddurch Freihandelsabkommen zu ersetzen.

Diesen Bestrebungen steht aber das Zuckerprotokoll desCotonou- Abkommens entgegen, das sich nur mitZustimmung der Beteiligten verändern lässt, die aber anihren EU-Zuckerpräferenzen festhalten.

$

$

zu AKP-Staaten + Indien mit Zucker-importquoten: EU-VO 443/2004

#." zu Modellbetrachtung für LDC- Zuckerein-fuhren in die EU von 2001/02 bis 2008/09

In dieser Modellbetrachtung wird unterstellt, dass die Zuckerein-fuhren ab 2006/07, dem Jahr in dem die Zollreduzierung beginnt, um jeweils 25 Prozent über den garantierten Importquoten liegen.Unter dieser Annahme erreichen die LDC-Zuckereinfuhren bis 2008/09 rd. 291.000 t. Diese Menge entspricht etwa jener, die jähr-lich als "Special Preferenz Sugar" ( SPS ) benötigt wird, um denHöchstmengenbedarf der traditionellen EU-Raffinerien zu decken.

$

Page 10: 2004-07_Akzente

10 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

1.800.000

1.600.000

1.400.000

1.200.000

1.000.000

800.000

600.000

400.000

200.000

0

(t/a)

zu Vorschlag der LDC Brussels Sugar Group zur Verlängerung und Aufstockung ihrer EU-Importquoten für Zucker

2001

/02

2002

/03

2003

/04

2004

/05

2005

/06

2006

/07

2007

/08

2008

/09

2009

/10

2010

/11

2011

/12

2012

/13

2013

/14

2014

/15

2015

/16

2016

/17

2017

/18

2018

/19

bestehende LDC-Einfuhrquoten (t/a) geforderte LDC-Einfuhrquoten (t/a)Quelle: LDC-Brussels Sugar Group

zu Lieferquoten der LDCs

Im Unterschied zu den AKP-Ländern, die Rahmen ihrer EinfuhrquotenRoh- und/oder Weiß-zucker liefern, dürfen die LDCs ihre Einfuhrquotennur mit Rohrrohzucker ( KN-Code 1701 11 10 ) erfüllen. Erst nach dem 1.Juli 2006 erhalten sie die Möglichkeit, jene Importe, für die es in der EUdann keine Mengenbeschränkung mehr gibt und die über den Mengenliegen, die sie im Rahmen ihrer Einfuhrquoten importieren, auch alsWeißzucker liefern.

Ω Der Garantiepreis für den im Rahmen der LDC- Einfuhrquoten in die EU importierte Zucker beträgt 523,7 Euro pro Tonne. Das entspricht dem Interventionspreis für Rübenrohzucker

Ω Wegen des Höchstversorgungsbedarfs der traditionellen EU-Raffinerien von jährlich 1.796.351 Tonnen, dürfen die EU-Roh-

zuckerimporte diesen Grenzwert nicht überschreiten. Zucker, den die LDCs im Rahmen ihrer Einfuhrkontingente liefern muss deshalb notwendiger Weise zu Lasten der SPS-Importe gehen, die ebenfalls nur als Rohzucker geliefert werden dürfen.

Ω Bis zum Zuckerwirtschaftsjahr 2006 belasten deshalb die LDC- Zuckereinfuhren die EU-Bilanz nicht zusätzlich. Zunehmende LDC- Importe werden durch abnehmende SPS-Einfuhren kompensiert. ("Nullsummenspiel")

Ω Wenn die AKP-Länder ihre EU-Einfuhrkontingente mit Weiß-zucker erfüllen würden, könnten sie zur Erfüllung des Höchst-mengenbedarfs der EU-Raffinerien zusätzlichen Rohzucker in die EU liefern.

1. Angola2. Äthiopien3. Bangladesch4. Benin5. Burkina Faso6. Burundi7. DRC Kongo8. Guinea9. Haiti

10. Kambodscha11. Laos12. Madagaskar13. Malawi14. Mosambik15. Nepal16. Ruanda17. Sambia18. Senegal

19. Sierra Leone20. Somalia21. Sudan22. Tansania23. Togo24. Tschad25. Uganda26. Zentralafrikani-

sche Republik

Ländergruppe Zucker exportierender LDCs

zu Mitglieder der LDC-Brussels Sugar Group

Ω Am 03. März 2004 haben Vertreter von 17 dieser Länder *) die EU-Kommission - vertreten durch die Kommissare Dr. Fischler und Lamy - aufgefordert, den zollfreien und unbegrenzten EU-Zucker-import aus ihren Ländern auf das ZWJ 2018/2019 zu verschieben.

Ω Dafür sollen bis 2018/19 die preisgarantierten Einfuhrquoten von 197.334 t im Jahr 2008/09 auf 1.622.841 t Rohrrohzucker angeho-ben werden. Die LDCs wollen damit genügend Zeit gewinnen, um ihre Zuckerwirtschaft wettbewerbsfähig zu machen.

*) Bangladesch, Benin, Burkina Faso, Kongo V.R., Äthiopien, Guinea, Malawi, Mali, Mada-gaskar, Mosambik, Nepal, Senegal, Sierra Leone, Sudan, Tansania, Togo, Uganda, Sambia

$

$

Aus dem gleichen Grund wie die meisten AKP-Staaten wollen die LDCs ihre Quotenregelung behalten. Sie befürchten, dass die Zuckerpreise in der EU ohne Quotenregelung trotz Außenschutz auf Weltmarktniveau sinken, bei dem sie als Zuckererzeuger in der EU dann keine Chancen mehr hätten.

$

zu Die LDC-Länder-Interessenlage 2004

blau: Mitglieder Brussels Sugar Groupfett: gleichzeitig Teilnehmer an der Konferenz

der LDC-Brussels Sugar Group am 3. März 2004

Auc

h A

KP-

Lan

d

Äquatorial-GuineaDschibuti

EritreaGambia

Guinea-BissauKap-Verde

KiribatiKomorenLesotho

MauretanienRuanda

SalomonenTuvaluVanatu

AfghanistanBhutanYemen

KambodschaLaos

MaledivenSamoa

SaoToné undPrincipe

Zentralafrik. Repub.

AngolaBenin

Burkina FasoBurundiGuinea

HaitiLiberiaNiger

Sierra LeoneTogo

Uganda

BangladeschMali

NepalSenegalTschad

ÄthiopienD.R. KongoMadagaskar

MalawiMosambique

SambiaSomaliaSudan

Tansania

Myanmar

LDC Nicht-Zuckererzeuger

LDC Zuckererzeuger - bisher kein Export

LDC Zuckerex-porteure 2004

$

Nur

LD

C-L

and

Page 11: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

Aktuelle Schlagzeilen: Nicht alle verteufeln die ZMO,die LDCs wollen daran festhalten

AKZENTE 2/2004 11

Page 12: 2004-07_Akzente

12 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Das elfseitige Papier entspricht in den wesent-lichen Punkten der vorher bekannt gewordenenFassung. Die Kommission informiert damitMinisterrat und Europäisches Parlament überihre weiteren Pläne zur Integration der Zucker-marktordnung in die Gemeinsame Agrarpoli-tik. Die Kernaussagen haben wir hier für Siezusammengefasst. Erläuterungen dazu findenSie in der offiziellen Pressemeldung der EU-Kommission und in der Rede von Agrarkom-missar Franz Fischler, der die neuen Plänezur Reform des Zuckersektors der Pressevorgestellt hat.

Wichtig ist: Auch das jetzt vorgelegte Papierist "nur" ein weiteres Diskussionspapier – esist noch kein Legislativvorschlag, der in Kürzevom EU-Ministerrat zu verabschieden wäre.Der endgültige Kommissionsvorschlag zurReform der Zuckermarktordnung und dieEntscheidung darüber im EU-Ministerrat sindfür das Frühjahr 2005 zu erwarten.

sdp

Kernaussagen der EU-Kommission vom 14. Juli 2004 zur Reform der Zuckermarktordnung

Nach der Vorlage des sogenannten Optionenpapiers am 23. September 2003 machten seit einigen

Wochen neue Reformideen von Agrarkommissar Fischler die Runde. Offiziell vorgestellt wurden die neuen

Vorschläge zur Reform der Zuckermarktordnung von der EU-Kommission am 14. Juli 2004.

Page 13: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 13

IP/04/915Brüssel, den 14. Juli 2004

Heute hat die Kommission eine radikale Neuordnung der EU-Zuckerregelungvorgeschlagen. Das derzeitige System wurde wegen schlechter Ressourcenalloka-tion, Beeinträchtigung des Wettbewerbs, Benachteiligung der Entwicklungsländer,ungünstiger Bedingungen für die Verbraucher, hoher Kosten für die Steuerzahlerund Belastung der Umwelt scharf kritisiert. Die Kommission schlägt vor, dieZuckerausfuhren und -ausfuhrerstattungen drastisch zu kürzen, Interventionsmaß-nahmen abzuschaffen, die Erzeugung in der EU zu verringern und den Erzeugernvon Zuckerrüben entkoppelte Zahlungen zu gewähren. Der Reformprozess soll imJuli 2005 beginnen. Damit alle Parteien genügend Zeit zur Umstellung haben,sollen die Änderungen über einen Zeitraum von vier Jahren durchgeführt werden.Angesichts der Unwägbarkeiten auf internationalem Gebiet soll die Regelung 2008überprüft werden.

Hierzu erklärte Franz Fischler, EU-Kommissar für Landwirtschaft: “Durch dieseReform erhält der Zuckersektor in der EU und in den Entwicklungsländern einerealistische Perspektive. Für unsere Verbraucher wird sich dies in einer wesentlichstärkeren Ausrichtung am Markt und für die Entwicklungsländer in einem erheb-lichen Abbau der Handelsverzerrungen bemerkbar machen.”

Auswirkungen der Reform

Mit dieser Reform wird der Fortbestand der Zuckererzeugung in der EU auf nachhaltigem und wettbewerbsfähigem Niveau gesichert. Durch die entkoppelteEinkommensstützung erhalten die Erzeuger von Zuckerrüben in der EU einen teilweisen Ausgleich für die Einkommensverluste, die ihnen durch die vollständigeEntkoppelung entstehen. Für die Verbraucher in der EU und für die zuckerverar-beitende Industrie werden sich die Maßnahmen in Preissenkungen niederschlagen.Mit dieser Reform werden auch bestimmte Umweltprobleme angegangen, diedurch den Intensivanbau verursacht wurden.

Auswirkungen auf die Beschäftigung

Die derzeitige Zuckerregelung trägt nicht zum Erhalt von Arbeitsplätzen bei. Inden letzten zehn Jahren hat der Sektor etwa 17 000 Industriearbeitsplätze abge-baut. Von den 240 Raffinerien, die im Jahr 1990 gezählt wurden, sind 2001 nurnoch 135 vorhanden, und diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Die Reformwird auch zu Umstrukturierungen führen, wobei aber die verbleibendeErzeugung wettbewerbsfähig wird und die vorhandenen Arbeitsplätze langfristigerhalten bleiben.

Fortsetzung Ω

Zucker: Vorschlag der Kommission für stärkere Ausrichtungam Markt, mehr Verbraucherorientierung und bessereHandelsbedingungen

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14 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Dabei erhält der Sektor genügend Zeit, um sich an die veränderten Bedingungenanzupassen. Zur Abfederung der sozioökonomischen Auswirkungen schlägt dieKommission für die Zuckerhersteller, die nicht mehr rentabel arbeiten, eineRegelung zur Umstellung vor.

Neue Mitgliedstaaten

Da die geltende Zuckerregelung den neuen Mitgliedstaaten bereits in vollem Um-fang zugute gekommen ist, schlägt die Kommission vor, ihnen auch den vollstän-digen Ausgleich zu gewähren. Diese Zahlungen unterliegen der Finanzdisziplin.

Aktionsplan für die AKP-Staaten

Die EU steht auch weiterhin uneingeschränkt zu ihren Verpflichtungen gegenüberden AKP-Staaten und Indien. Diese Länder erhalten eine klare Perspektive, behal-ten ihre Präferenzbedingungen für die Einfuhr und verfügen auch weiterhin überattraktive Ausfuhrmärkte. Die EU wird mit den betreffenden Ländern einen Dialogauf Basis einer Maßnahme eröffnen, die noch 2004 vorgeschlagen werden soll,um geeignete Handels- und Entwicklungsmaßnahmen festzulegen. Die Kommis-sion wird ein maßgeschneidertes Programm vorschlagen, um diesen Ländern beider Anpassung an die neuen Marktbedingungen zu helfen, die Wettbewerbs-fähigkeit der Zuckererzeugung dort, wo sie rentabel ist, zu verbessern oder dieDiversifizierung zu fördern.

Die 49 ärmsten Länder werden künftig mehr Zucker zollfrei in die EU einführen können.

Die wichtigsten Änderungen:

• Senkung des institutionellen Stützungspreises von 632 EUR auf 421 EUR je Tonne in zwei Stufen über einen Zeitraum von drei Jahren.

• Senkung des Mindestpreises für Zuckerrüben von 43,6 EUR auf 27,4 EURje Tonne in zwei Stufen über einen Zeitraum von drei Jahren.

• Abschaffung der Intervention und Ersetzung durch ein System der privatenLagerhaltung

• Senkung der EU-Erzeugungsquote um 2,8 Mio. Tonnen (von 17,4 Mio.Tonnen auf 14,6 Mio. Tonnen) über einen Zeitraum von vier Jahren

• Verringerung der durch Ausfuhrerstattungen subventionierten Exporte um2 Mio. Tonnen (von 2,4 Mio. auf 0,4 Mio. Tonnen)

• Neue, entkoppelte Zahlung an die Erzeuger von Zuckerrüben zumteilweisen (60%igen) Ausgleich für Einkommensverluste

• Die Erzeugungsquoten sind künftig auch zwischen Marktteilnehmernunterschiedlicher Mitgliedstaaten übertragbar

• Umstellungsregelung, bei der Zuckerfabriken, die den Sektor verlassen,einen Förderbetrag von 250 EUR je Tonne erhalten können.

Die Einzelheiten des Vorschlags finden sich unter folgender Internet-Adresse:http://europa.eu.int/comm/agriculture/capreform/index_de.htmSiehe auch MEMO/04/177

Page 15: 2004-07_Akzente

AKTUELL

Meine Damen und Herren,

diese Reform bringt mehr konkrete Vorteile:Wir erhalten die Zuckerproduktion in Europaauf nachhaltigem Niveau, geben Rübenbauerneine faire Chance, der Industrie die Chancewettbewerbsfähiger zu werden und den Kon-sumenten die Aussicht auf niedrigere Zucker-preise.

Dieser Vorschlag sendet aber auch ein klaresSignal an unsere internationalen Partner unddie Entwicklungsländer. Europa meint es ernstmit seinen Agrarreformen. Die neue Politikwird wesentlich handelsfreundlicher sein.

Ich glaube, dass die Botschaft in der drittenWelt laut und deutlich vernommen wird.

Es ist völlig klar, dass der Status Quo zu haltenist. Das derzeitige System hat vier Jahrzehnteohne Reform überstanden. Es fehlt der Wett-bewerb, Konsumenten und die zuckerverbrau-chende Industrie zahlen überhöhte Preise, dieintensive Rübenproduktion führt in manchenRegionen zu Umweltproblemen und die sub-ventionierten Exporte stehen stark in der inter-nationalen Kritik, vor allem von den Entwick-lungsländern.

Auf der anderen Seite gibt es keine Zauberfor-mel, um die völlig gegensätzlichen Interessenvon Konsumenten, Zuckerrübenproduzenten,Industrie und Entwicklungsländern aufzulösen.

Den EU Zuckermarkt einfach zu liberalisierenwürde nicht nur die Zuckerproduktion in Eu-ropa auslöschen, es würde auch völlig gegendie Interessen der schwächeren Entwicklungs-länder in Afrika oder der Karibik gehen, dienicht mit den starken Exportländern wieBrasilien konkurrieren können.

Deshalb brauchen wir einen dritten Weg, derdie Quadratur des Kreises auflöst, die konträ-ren Interessen unter einen Hut und eine aus-gewogene Lösung zustande bringt.

Die Kommission schlägt vor, die Zuckerproduk-tion in vier Stufen um 2,8 Millionen Tonnenzu reduzieren, den internen Preis in zweiStufen stark zurückzufahren und die Exporteund die Exporterstattungen massiv zu kürzen.

Mit anderen Worten: Von den 1,3 MilliardenEuro, die die EU derzeit für Exporterstattungenfür Zucker ausgibt, wird nicht viel übrig bleiben.

Es ist aber auch klar, dass diese Zahlen zweiFaktoren noch nicht berücksichtigen: Den Aus-gang der Doha-Runde und die beiden WTO-Panel gegen die EU-Zuckermarktordnung.Der Vorschlag gibt uns allerdings den Rahmen,um, wenn nötig, bei der Produktion oder denExporterstattungen nachjustieren zu können.

Gleichzeitig wollen wir den Rübenbauern ihreEinkommensverluste teilweise mit einer ent-koppelten Direktzahlung ausgleichen. Daswird auch der Umwelt zugute kommen, weildie neue Prämie wie in allen anderen Sektorenauch an die Einhaltung von Umweltstandardsgebunden wird.

Wir schlagen vor 60 Prozent der Absenkungdes Mindestrübenpreises auszugleichen undwir schlagen vor, die zehn neuen Mitglied-staaten sofort zu 100 Prozent an diesen Aus-gleichszahlen zu beteiligen. Ich denke, ange-sichts der Tatsache, dass diese seit 1.5.2004bereits voll vom "alten" Zuckersystem profi-tieren, ist dieser Ansatz nur fair. Allerdingsbedeuten gleiche Rechte auch gleiche Pflichten.Die entkoppelten Direktzahlen für die neuenMitgliedsstaaten werden natürlich dann auchder gleichen finanziellen Disziplin unterwor-fen. Die Produktionsquoten sollen zwischenden Mitgliedsstaaten handelbar werden undwir wollen denjenigen Fabriken, die sichumorientieren wollen, ein EU finanziertesUmstrukturierungsprogramm anbieten.

Wir haben keine Zeit zu verlieren. Deshalbwollen wir den Reformprozess am 1. Juli 2005beginnen. Die Änderungen sollen aber schrit-tweise über vier Jahre eingeführt werden, umallen Beteiligten die notwendige Zeit zu geben,sich auf die neue Situation einzustellen.

Es ist klar, dass wir voll und ganz zu unserenVerpflichtungen stehen, die die EU gegenüberden AKP Staaten im Zuckerprotokoll einge-gangen ist. Diese Reform spricht die – unan-genehme – Wahrheit für EU Produzentenund Entwicklungsländer offen aus, nämlichdass ein künstlicher Zuckerpreis in der EU,der drei Mal so hoch wie der Weltmarkt ist,

Fortsetzung auf Seite 16 Ω

AKTUELL

Die Reform des EU-Zuckersektor

Erläuterungen von Dr. Franz Fischler, Mitglied der Europäischen Kommission, zuständig für Landwirtschaft,

ländliche Entwicklung und Fischerei, anläßlich der Pressekonferenz am 14. Juli 200 in Brüssel

AKZENTE 2/2004 15

Page 16: 2004-07_Akzente

16 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Seit Mitte Juni, als die Überlegungen derKommission erstmals bekannt geworden sind, befinden sich hundert Tausende vonLandwirten in Sorge um die Zukunft ihrerBetriebe, sagte der Vorsitzende der WVZ Dr. Hans-Jörg Gebhard.

Position nicht kampflos überlassen

"Wenn die Kommission mit einem derartigenVorschlag die Existenz unserer Betriebe undvieler Arbeitsplätze im ländlichen Raum inFrage stellt, muss sie mit unserem entschie-densten Widerstand rechnen. Wir sind nichtbereit, unsere Position als Produzenten eineshochwertigen, nachhaltig und umweltscho-nend hergestellten Lebensmittels kampflossolchen Wettbewerbern zu überlassen, dieihre dominierende Rolle auf dem Weltmarktauf der Basis von Standards erreicht haben,die man sich für die europäischen Land-wirtschaft auch aus Verbrauchersicht nichtwünschen sollte", so der WVZ-Vorsitzende.

Vorschläge zerstören die Zuckerindustrie auch in den AKP-Staaten

Kritik an der geplanten Reform übte auf derPressekonferenz auch S. E. Mohurrlall Haton,Botschafter der Republik Mauritius inDeutschland: "Für Mauritius und andereAKP-Staaten hat der Zuckerexport nachEuropa zu den garantierten EU-Preisen eineüberragende wirtschaftliche Bedeutung. ImAbkommen von Cotonou hat sich die EU imJahr 2000 verpflichtet, die Vorteile der Präfe-renzregelung zu erhalten. Andererseits hatMauritius einen Reformprozess seinerZuckerindustrie eingeleitet. Zum jetzigenZeitpunkt befinden wir uns in einer Über-gangsphase, doch der Vorschlag der Kommis-sion, die Preise in zwei Jahren um 37 Prozentzu senken, wird die Industrie zerstören."

Rübenanbau würde vielerorts unrentabel

Die geplanten Senkungen der Rübenmindest-preise um insgesamt 37 Prozent werden trotzder vorgeschlagenen Ausgleichszahlungen

EU-Zuckermarktreform: Zuckerwirtschaft lehnt die neuen Kommissionspläne entschieden ab

Die Pläne der EU-Kommission zur Neugestaltung des europäischen Zuckersektors gehen weit über die

tatsächlichen Notwendigkeiten für eine Anpassung des Systems hinaus und gefährden die Zukunft des

Zuckerrübenanbaus und der Zuckererzeugung in vielen Regionen Europas. Die Wirtschaftliche Vereinigung

Zucker (WVZ) bezeichnete die am 14. Juli von der Kommission verabschiedeten Reformvorschläge als

nicht akzeptabel.

Fortsetzung: Die Reform des EU-Zuckersektor, Rede von Dr. Franz Fischler

weder ökonomisch tragbar, noch entwick-lungspolitisch sinnvoll ist. Es wird und mussdaher eine Umstrukturierung geben.

Mit der Reform werden wir den AKP Staatenfrüh genug eine klare Perspektive geben, undgenug Zeit, sich an die neue Situation anzu-passen. Die Kommission wird noch vor Ende2004 einen Aktionsplan dazu vorlegen, umdafür zu sorgen, dass mit den betroffenenAKP-Ländern maßgeschneiderte, konkreteEU-finanzierte Entwicklungsprogramme ver-einbart werden können.

Es ist leider unvermeidbar, das diese Reformauch in der europäischen Zuckerwirtschafteine Umstrukturierung nach sich ziehen wird.Wenn ich aber jetzt schon die Kassandrenrufe

der Zuckerlobby höre, wie viele tausend Arbeits-plätze diese Reform gefährdet, dann kann ichnur sagen: Die Fakten sprechen eine andereSprache: Das bestehende Zuckersystem sichertnämlich keineswegs, wie manche behaupten,die Arbeitsplätze. Allein in den letzten zehnJahren gingen 17.000 Jobs verloren, hundertevon Fabriken mussten schließen. Dieser Trendwird auch ohne Reform weitergehen, weil einTeil der Produktion durch schrittweise Quoten-reduzierung immer mehr an Wettbewerbs-fähigkeit verlieren würde. Nur ohne Reformwird es bei fehlgeleiteten Resourcenallokatio-nen bleiben und die künftige Produktionsstruk-tur zu einem Machtspiel, das allen Beteiligtengroßen Schaden zufügt.

Vielen Dank.

Page 17: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 17

von 60 Prozent dazu führen, dass der Zucker-rübenanbau auch in zahlreichen Regionen derEU unrentabel wird. Damit wird nicht nur vie-len Betrieben die wichtigste Säule ihres Ein-kommens genommen, sondern gleichzeitigwird auch die Versorgung der Zuckerfabrikenmit dem Rohstoff Zuckerrübe gefährdet.

Völlig unzureichend sei auch die geplanteKompensationsregelung für die Rübenerzeu-ger in Europa. Tausende Landwirte würdenihre Existenz verlieren, zahlreiche Zuckerfa-briken müssten schließen. Gerade die struktur-schwachen ländlichen Gebiete in Europa wür-den empfindlich geschwächt.

Vertrauensbruch

Das von der Kommission vorgeschlagene Vor-ziehen der Reform auf den 1. Juli 2005 strafezudem alle Unternehmen, die im Rahmenlangfristiger Investitionen auf Vertragssicher-heit gebaut haben. Die Zuckerwirtschaft siehtdarin einen eklatanten Vertrauensbruch undlehnt ein Vorziehen strikt ab. Die viel zu kurzeLaufzeit und der bereits für 2008 anvisiertenächste Review nähmen dem Sektor jeglichemittel- und längerfristige Planungssicherheit.Auch die Zuckerwirtschaft sehe die aus inter-nationalen Abkommen resultierenden Not-wendigkeiten für eine Weiterentwicklung dereuropäischen Zuckerpolitik. Doch kämen dieEU-Pläne zum falschen Zeitpunkt und gingen"weit über die tatsächlichen Reformerforder-nisse hinaus".

Wenige große Anbauländer profitieren

Nach Einschätzung der WVZ würden von dergeplanten Reform einige wenige große An-bauländer profitieren, insbesondere Brasilien.Brasilien ist der mit Abstand weltgrößte Pro-duzent und Exporteur von Zucker. Das Landhat seinen Weltmarktanteil (25 Prozent) seitAnfang der neunziger Jahre nahezu verzehn-facht. Es ist damit maßgeblich für die struk-turellen Überschüsse und den fortgesetztenPreisverfall auf dem Weltzuckermarkt verant-wortlich. Die EU hat ihren Marktanteil dage-gen von 22 auf 17 Prozent reduziert und denWeltzuckermarkt stabilisiert.

Gebhard erneuerte die Bereitschaft seinerBranche zur Mitarbeit an einer Weiterentwick-lung des Systems: "Wir sind bereit, unsereProduktion noch stärker auf den Eigenbedarfder EU auszurichten, wenn der dadurch ge-wonnene Spielraum dann dazu genutzt wird,nach dem Vorbild der AKP-Staaten die amwenigsten entwickelten Länder in das euro-päische Quotensystem einzubeziehen und mitihnen feste Einfuhrgarantien zu für beideSeiten kostendeckenden Erlösen zu verein-baren."

Die deutsche Zuckerwirtschaft appelliert anden Ministerrat, dem Reformvorschlag derKommission nicht zu folgen und eine wirt-schaftlich verträgliche Lösung zum gegebenenZeitpunkt herbeizuführen.

WVZ

Nordzucker - Hauptversammlungen 200406.09.2004 10.00 Uhr Union-Zucker Südhannover GmbH,

Berghölzchen Hildesheim07.09.2004 10.00 Uhr Zucker-AG Uelzen-Braunschweig,

Stadthalle Braunschweig08.09.2004 10.00 Uhr Nordzucker Holding AG,

Stadthalle Braunschweig09.09.2004 10.00 Uhr Nordharzer Zucker AG,

Stadthalle Braunschweig10.09.2004 10.00 Uhr Nordzucker AG,

Stadthalle Braunschweig

Süßer Sommer in BesenhausenVom 13. August bis zum 26. September 2004 lädt das RittergutBesenhausen zuckerinteressierte Besucher zum "Sommer inBesenhausen" bei Friedland ein. Am Standort einer der erstendeutschen Zuckerfabriken wird eine Rundumschau zum Stoff,der das Leben süßer macht gezeigt. Neben einer Ausstellungzur Geschichte des Zuckers, seiner Herstellung, seinen vielfälti-gen Verwendungsmöglichkeiten und seinem "vernünftigen"Gebrauch laden ein Zuckerrüben-Schaugarten, Aktionen imRübenfeld sowie Bonbon- oder Sirupkochen zu einem Ausflugnach Südniedersachsen ein. Ausstellung und Hofcafe sind vonMittwoch bis Sonntag ab 11.00 Uhr geöffnet. Weitere Infos:www.besenhausen.de

Alles Zucker...!? vom Luxusgut zur Alltagswareist der Titel einer Ausstellung, die noch bis zum 8. August 2004im Kreismuseum Prinzeßhof in Itzehoe zu sehen ist. DerPrinzeßhof lockt mit einem Streifzug durch die Welt desZuckers, Vorträgen, Zuckerartistik und süßen Aktionen fürKinder. Geöffnet ist täglich außer Montag von 10.00 – 12.00 Uhrund 15.00 – 17.30 Uhr. Infos: www.kreismuseum-prinzesshof.de

Termine

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18 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Zehn Wochen nach dem EU-Beitritt ist derMedienrummel abgeklungen. Wir fragen den Finanzvorstand der Nordzucker AG JensFokuhl nach ersten Einschätzungen derMarktentwicklung im neuen Osten der EU.

Herr Fokuhl, den 1. Mai hat die gesamteZuckerbranche mit Spannung erwartet. Wielaufen die Geschäfte der Nordzucker-Gesellschaften in Polen, der Slowakei undUngarn nach dem Beitritt? Machen sich dieneuen Anbieter im Inlandsgeschäft und der"Alt-EU" bemerkbar?

Nach den ersten Wochen können wir sagen, dieZuckerpreise entwickeln sich in den drei Län-dern, in denen wir operativ tätig sind, positivund die Auswirkungen auf die Zuckermärktein der "Alt-EU" sind bisher geringer, als wirerwartet haben.

Für tragfähige Aussagen über die weitere Ent-wicklung ist es jetzt allerdings noch zu früh.Die Verbraucher in den Beitrittsländern - aberauch viele unserer osteuropäischen Industrie-kunden haben seit März mit Hamster- undPanikkäufen auf die befürchtete – bisher jedoch

nur teilweise eingetretene - Teuerung nach dem1. Mai reagiert. In Polen sind die dort bislangdrückenden Marktüberschüsse jetzt in den Vor-ratskammern der Verbraucher und den Silosder Lebensmittelhersteller verschwunden –das ist eine positive Entwicklung. Wir erwartendeshalb, dass die EU den einzelnen Ländernrückwirkend kaum zusätzliche C-Zucker-Ex-porte für Überbestände auferlegt. Entschiedenwird diese Frage jedoch erst im Oktober. Fürdas wirtschaftliche Ergebnis unserer Fabrikenist diese EU-Entscheidung aber von Bedeu-tung. Es bleibt also spannend im Osten.

Aktuell verzeichnet Nordzucker in Polen einepositive Entwicklung der Zuckerpreise bei –bedingt durch die hohen Vorräte – zur Zeitgeringen Verkäufen. In der Slowakei undUngarn liegen die Zuckerpreise bei angestie-genen Verkäufen etwas höher als in Polen.

Wo steht Nordzucker im Beitrittsjahr? WelcheAufgaben stehen jetzt in den osteuropäischenGesellschaften an?

Wir schließen unsere Hausaufgaben pünktlichim Beitrittsjahr ab. Mit je zwei Fabriken in

Bilanz nach dem Beitritt: Im Osten viel Neues – Zuckermarkt und Nordzucker-Töchter nach dem EU-Beitritt

Europa wächst – Wir wachsen mit! Unter diesem Leitsatz hat Nordzucker ihr Kerngeschäft

seit 1998 in mehreren Schritten nach Osten erweitert – mit Beteiligungen in den vier

wichtigsten Zuckererzeuger-Ländern unter den neuen EU-Mitgliedern. Seit dem 1. Mai

2004 gehören Polen, die Slowakei, Ungarn und Tschechien zur EU. Ausgedehnt hat sich

damit auch der Geltungsbereich der EU-Zuckermarktordnung, die nach einer Übergangs-

frist am 1. Juli in vollem Umfang auch in den neuen EU-Ländern gilt.

Jens Fokuhl

Page 19: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 19

Polen und Ungarn sowie – ab2005 - einer Fabrik in der Slowa-kei sind wir in den wichtigstenneuen EU-Ländern gut aufgestellt.Darüber hinaus partizipieren wirüber die Minderheitsbeteiligungan der tschechischen CukrovaryTTD a.s. am Markterfolg von

Tereos (bisher Union SDA) in Tschechien.

Am weitesten fortgeschritten sind unsere Ar-beiten in Polen. Seit dem Start im Jahr 1999haben wir die Rübenverarbeitung von sechsauf heute zwei Fabriken in Chelmza (Thorn)und Opalenica (Posen) konzentriert. Paralleldazu wurde die Zahl der Stamm-Mitarbeitervon rund 1600 auf heute 550 verringert.Thema ist hier nach wie vor die Erweiterungunseres Marktanteils von derzeit rund 9 aufvon uns gewünschte 20 Prozent. Nur übereinen signifikanten Marktanteil können wirMärkte sichern und Synergien mobilisieren,

die wir auf lange Sicht brauchen,um uns im Markt zu behaupten.

In der Slowakei sind wir Markt-führer und derzeit mit dem Aus-bau der Zuckerfabrik Tepla beschäf-tigt, die ab der Kampagne 2005auch die bisher in Trnava verarbei-teten Rüben übernehmen wird.

Als jüngstes Engagement sind dieungarischen Nordzucker-Gesell-schaften dabei, sich in unsereStrukturen zu integrieren. ZurKampagne 2004 werden nurnoch Szerencs und SzolnokRüben verarbeiten. Hatvan, alsdritter Standort, bleibt als markt-naher Sortenstandort ohneRübenverarbeitung bestehen.

Fortsetzung auf Seite 20 Ω

“Wir schließenunsere Haus-

aufgaben pünktlich imBeitrittsjahr

ab.”

Nordzucker in einem polnischenSupermarkt

Die neuen EU-Länder - Zuckerrübenanbau und Zuckererzeugung im Vergleich

Estland

Lettland

Litauen

Malta

Polen

Slowakei

Slowenien

Tschechien

Ungarn

Zypern

Summe

ZR-Anbau-fläche (ha)

--

15.000

24.000

--

300.000

32.800

9.000

75.000

55.000

--

510.800

ZR-Erträ-ge (t/ha)

--

38,0

32,6

--

45,0

47,2

32,0

50,0

42,8

--

--

Zuckerer-träge (t/ha)

--

5,00

3,56

--

5,32

3,70

4,33

7,45

7,39

--

--

LN (ha)

1.430.000

2.500.000

3.150.000

10.000

18.600.000

2.440.000

520.000

4.730.000

6.100.000

150.000

39.630.000

Anteil ZRan LN (%)

--

0,60

0,76

--

1,61

1,34

1,73

1,59

0,90

--

--

Höchst-quote (t)

--

66.505

103.010

--

1.671.926

207.432

52.973

454.862

401.684

--

2.958.392

Zuckerer-zeugung (t)

--

83.363

138.000

--

2.018.009

183.690

36.037

547.960

341.000

--

3.348.059

Verbrauch(kg/Kopf)

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

45,0

43,4

k.A.

43,7

37,8

k.A.

k.A.

Bevölke-rung (Mio.)

1,4

2,3

3,5

0,4

38,6

5,4

2,0

10,2

10,1

0,7

74,6

Quellen: Zuckerwirtschaftliches Taschenbuch 2004; Eurostat

Page 20: 2004-07_Akzente

20 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Nordzucker hat seit 1998 in den Aufbau neuerMärkte im Osten investiert. Insbesondere inPolen sind nach den befriedigenden Anfangs-erfolgen seit zwei Jahren Verluste zu verkraften.Wann zahlen sich die Investitionen für Nord-zucker aus? Wann kommt der Turnaround?

Wenn sich die aktuelle Entwicklung bestätigt,haben wir die Wende bereits geschafft. In derSlowakei schreiben wir seit zwei Jahren schwar-ze Zahlen. In Polen schaffen wir die Wende2004 – wie gut, das hängt – ich habe das schonerwähnt – von dem EU-Entscheid im Oktoberab. In Ungarn sind wir seit gut einem Jahr ak-tiv. Hier ist noch unklar, ob wir trotz der Belas-tungen aus der Werkschließung Hatvan schon2004 oder erst 2005 Gewinne ausweisen können.

Nordzucker hat von 1998 bis 2004 nicht ganz200 Millionen Euro in Osteuropa investiert.Jede Investition birgt Chancen und Risiken.Zuckererzeugung ist unser Geschäft. Deshalbwerden die Chancen für Nordzucker über-wiegen. Die Investitionen in den mittel- undosteuropäischen Ländern dienen derUnternehmensentwicklung und der langfristi-gen Absicherung unseres wirtschaftlichenErfolges. Gegenfrage: Wo ständen wir heuteohne dieses Engagement? Was hätten wir seit-dem verloren, wenn wir dieses Geld gesparthätten? Welche Kunden hätten wir verloren;welche erst überhaupt nicht gewonnen. Miteinem "Achselzucken" in Osteuropa wärenwir für bedeutende, international aufgestellteKunden auch in unserem Stammgebiet keinPartner mehr. Unser Osteuropa-Engagementhat eine - zwar schwierig zu beziffernde - aberdennoch nicht zu unterschätzendeSchutzfunktion für unsere angestammtenMärkte.

Nordzucker hat mit einer Quote von rund370.000 t neue Märkte erschlossen und ist indem ansonsten beschränkten europäischenZuckermarkt um 30 Prozent gewachsen.Ohne dieses Engagement wären wir als Zucker-anbieter in Europa durch den Beitritt deutlichzurückgefallen, so haben wir gewonnen.

Akzente dankt Ihnen für dieses Gespräch,Herr Fokuhl.

Haushaltszucker im Supermarkt: Mehr als die Hälfte des pro-Kopf-Verbrauchswird in den neuen EU-Ländern noch in privaten Haushalten verarbeitet.

Nordzucker-Werk Szerencs/Ungarn

Page 21: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 21

Ziele der Nordzucker waren, die Kenntnisseüber Rübenanbauer und Aktionäre auszu-bauen und eine neutrale Messgröße für dasNordzucker-Image in der Landwirtschaft zugewinnen. Auf dieser Grundlage lässt sich derKontakt und der Austausch mit den Rübenan-bauern und Aktionären gezielt verbessern.

Die Rübenanbauer unterhalten eine für dieallgemeine Wirtschaft ungewöhnliche Ge-schäftsbeziehung zur Nordzucker AG, da dieLandwirte in der Regel Rohstofflieferantenund Aktionäre zugleich sind.

Befragt wurden nur Aktionäre, die gleichzeitigRübenlieferanten sind und somit zwei Rolleninnerhalb der Nordzucker haben. Im Winter2003/04 befragten 50 Studenten des GöttingerInstituts 270 Landwirte in allen Rübenanbau-regionen Norddeutschlands nach ihrer Zufrie-denheit mit Nordzucker.

Ergebnisse: Fragt man die Landwirte direktnach ihrer Zufriedenheit mit dem Unterneh-men, stimmen 73 Prozent der Befragten derAussage "Mit dem Unternehmen Nordzuckerbin ich insgesamt zufrieden" zu. Im Gegen-satz dazu haben nur drei Prozent angegeben,unzufrieden zu sein. Unterteilt man diese Zu-friedenheit in den Anbauer- und Aktionärs-bereich, wird deutlich, dass die Zuckerrüben-lieferbeziehung besonders positiv beurteiltwird. Hier haben 77 Prozent der befragtenLandwirte angekreuzt, dass sie zufrieden sind.

Aus der Sicht des Anteilseigners haben 60Prozent Zufriedenheit signalisiert. Wenn dieNordzucker AG anhand von Schulnoten be-wertet werden soll, dann geben 40 Prozent die Note "gut", 45 Prozent haben sich für ein"befriedigend" entschieden. Demzufolge sinddie Befragten gegenüber dem Unternehmenüberwiegend positiv eingestellt.

Neben dem positiven Gesamteindruck gibt esauch Bereiche, in denen die Nordzucker dieZufriedenheit der Rübenanbauer noch verbes-sern kann. Diese Potenziale können anhand desVergleichs zwischen erwarteter Leistung derLandwirte und ihrer empfundenen Zufrieden-heit mit einzelnen Aspekten der Geschäfts-beziehung ausgemacht werden. Dazu wurdendie Rübenanbauer zunächst nach der Wichtig-keit einzelner Themen gefragt (Soll). Anschlie-ßend hatten sie zu beurteilen, wie zufriedensie tatsächlich damit sind (Ist). Die Abweichungzwischen erwarteter Leistung und Erfüllungdurch das Unternehmen wird durch die Lücke(vgl. Abb. 1 u. 2, S. 18), die sich zwischen denbeiden Kurven befindet, angezeigt. In den Be-reichen, in denen die Kurven besonders weit aus-einander gehen, gibt es Verbesserungspotenzial.

Anbauberatung und Saatgutbestellung - top!

Für den Bereich des Rübenanbaus werden dieErgebnisse in Abbildung 1 dargestellt. Beson-ders hervorzuheben ist, dass nahezu alle Werteüber Null, d.h. im oberen Bereich liegen.

Fortsetzung auf Seite 22 Ω

Im Zusammenhang mit der Untersuchung von Kundenzufriedenheit gibt es seit langem

Befragungen der Verbraucher und Kunden sowohl durch Unternehmen als auch durch Institute

und Verbände. In Zusammenarbeit mit Nordzucker hat die Universität Göttingen, Institut für

Agrarökonomie, erstmalig eine Befragung durchgeführt, die sich mit der Zufriedenheit der

Aktionäre und Rübenlieferanten mit Nordzucker auseinandersetzt.

Gute Noten für Nordzucker: Aktionäre und Rübenan-bauer im Blickpunkt einer Zufriedenheitsuntersuchung

Prof. Dr. AchimSpiller (UniversitätGöttingen)

Im Vorfeld der Befra-gung informiertensich die Studentenüber Nordzucker inder ZuckerfabrikClauen.

Page 22: 2004-07_Akzente

22 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Auch daraus lässtsich auf eine hoheZufriedenheit derRübenanbauer undAktionäre schließen.

Aus dem Vergleich derKurven ist ersichtlich,dass die Abweichungenbei der Anbaubera-tung und der Saatgut-bestellung minimalsind. Hier sind die Rü-benanbauer also mitder Nordzucker AGvoll zufrieden. Auchbei der Organisationder Rübenanfuhr se-hen die Mehrzahl derBefragten (67 Prozent)wenig Verbesserungs-potenzial. Schwächerfällt die Beurteilungder Möglichkeit zuBeschwerden aus, die38 Prozent als "durch-schnittlich" bewerten.Das kooperative Ver-hältnis zwischen denRübenanbauern unddem Unternehmenkann ebenfalls verbes-sert werden, weil es 42Prozent nur für "durch-schnittlich" halten.

Schnelle Information ist wichtig

Größer ist die Lücke bei der Informationswei-tergabe im Fall von Problemen in der Fabrik.In diesem Bereich bekunden 20 Prozent derBefragten Unzufriedenheit. Die sehr drastischeLücke bei der Zufriedenheit mit der Höhe desRübengeldes kann mit einem Augenzwinkerngesehen werden. Niemand behauptet, er würdegenug Geld verdienen.

Die gleiche Untersuchungsmethode wurde fürden Aktionärsbereich angewendet (s. Abb. 2).

Interessenvertretung stärken

Die Landwirte sehen die Aktien der NordzuckerAG und ihrer Holdinggesellschaften eher nichtals Geldanlagemöglichkeit. Dies hängt auch mitder historischen Entwicklung des Unternehmenszusammen. Viele Aktien wurden von den jetzi-gen Aktionären nicht erworben, sondern von

der vorherigen Generation geerbt. Bei der Be-trachtung des Soll/Ist-Vergleiches zeigt sichdie größte Lücke bei der Durchsetzung land-wirtschaftlicher Interessen, die 57 Prozent als"sehr wichtig" beurteilen, mit der aber nur 19Prozent zufrieden sind. Der Dialog zwischenAktionären und Unternehmen wird von derHälfte der Befragten als "durchschnittlich" be-wertet, wobei dieser Bereich gleichzeitig alswichtig gilt, wie 90 Prozent meinen.

Klare Kommunikation ausbauen

Ebenso bedeutsam sind den Aktionären ehrlicheInformationen vom Unternehmen, wobei nur 28Prozent mit der derzeitigen Informationsvermitt-lung durch das Unternehmen zufrieden sind.Die Informationen, die das Unternehmen zurGeschäftsentwicklung vermittelt, stellen 52 Pro-zent zufrieden. Schließlich wurden die Aktio-näre um eine Beurteilung des bisherigen Aus-baus der Marke "Nordzucker" gebeten. DieLücke ist in diesem Bereich geringer, als beiden übrigen untersuchten Aspekten. DenAusbau der Marke bewerten 85 Prozent alswichtig, 46 Prozent sind damit zufrieden.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Nord-zucker AG sehr positiv bewertet wird. In Teil-bereichen, z. B. dem Dialog zum Aktionär,können allerdings noch Verbesserungen vor-genommen werden.

Prof. Dr. Achim Spiller, Institut fürAgrarökonomie, Universität Göttingen

Abb. 1 - Vergleich zwischen erwarteter Leistung undErfüllung durch Nordzucker (Rübenanbauer)

+2

+1

0

-1

-2

Mitt

elw

erte

Anb

au-

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tung

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anis

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Fab

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s

Soll: -2 = sehr unwichtig; -1 = unwichtig; 0 = teils-teils; 1 = wichtig; 2 = sehr wichtigIst: -2 = komplett enttäuschend; -1 = gerade noch akzeptabel; 0 = durchschnittlich;

1 = wie gewünscht, 2 = exzellent

Soll Ist

Abb. 2 - Vergleich zwischen erwarteter Leistung undErfüllung durch Nordzucker (Aktionäre)

+2

+1

0

-1

-2

Mitt

elw

erte

Dur

chse

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ndw

.In

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Dia

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Soll: -2 = sehr unwichtig; -1 = unwichtig; 0 = teils-teils; 1 = wichtig; 2 = sehr wichtigIst: -2 = komplett enttäuschend; -1 = gerade noch akzeptabel; 0 = durchschnittlich;

1 = wie gewünscht, 2 = exzellent

Soll Ist

Fortsetzung: Gute Noten für Nordzucker / Zufriedenheitsuntersuchung

Zur Verbesserung der Kom-munikation mit der für unswichtigsten Zielgruppe, denAktionären und Rübenan-bauern, sind wir mit der UniGöttingen einen neuen Schrittgegangen. Die Ergebnissedieser Befragung zeigenkonkrete Verbesserungspo-tenziale und bieten gleichzeitig eine neutraleMessgröße für mögliche künftige Einsätzedieses "Stimmungsbarometers". Offenheit,Transparenz und verlässliche, zeitnahe In-formationen sind Grundstein für eine ver-trauensvolle Zusammenarbeit. Die hier ge-fundenen Ansätze setzen wir ein, um unsereKommunikation vom Vorstand über dasRübenmanagement zum Rübenanbauerund Aktionär weiter zu verbessern.

Gerald Dohme

Page 23: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 23

So finden sich in diesem Vorschlag erstmals hy-gienische Anforderungen an die Primärproduk-tion. Angefangen von Transport, Beförderungund Lagerung der Primärprodukte bis hin zumVerkauf ab Hof bzw. Transport zur weiterverar-beitenden Industrie. Die neue EU-Lebensmittel-hygieneverordnung tritt am 01.01.06 in Kraftund ist damit unmittelbar in allen Mitglieds-staaten der EU gültig.

Maßnahmenkatalog mit umfangreichen Vorschriften

Bis dahin müssen Lebensmittelunternehmer,die Pflanzenerzeugnisse herstellen oder ernten,die jeweils angemessenen Maßnahmen treffen:Ω Verhindern einer nachteiligen Beeinflus-

sung der Produkte, dazu zählen Kontami-nation durch Luft, Wasser, Boden, Dün-gung und Einsatz von Pestiziden.

Ω Korrektes Verwenden von Pflanzenschutz-mitteln und Bioziden nach einschlägigen Vorschriften

Ω Bei der Erzeugung von tierischen Lebens-mitteln: Anforderungen hinsichtlich des Einsatzes von Tierarzneimitteln

Ω Reinigen und gegebenenfalls Desinfizieren von Anlagen, Ausrüstungen, Behältern, Transportkisten und Fahrzeugen, die in Kontakt mit den Primärerzeugnissen kom-men. Um eine nachteilige Beeinflussung zu vermeiden, sollte hier sauberes Wasser bzw. Trinkwasser verwendet werden.

Ω Personal, das mit den Erzeugnissen in Kontakt kommt, muss gesund sein und in Sachen Gesundheitsrisiken geschult sein (Personalhygiene).

DBV-Basisdokumentationssystem zur Orientierung

Über alle getroffenen Maßnahmen ist Buchzu führen. Hilfreich hierfür ist das Basisdo-kumentationssystem des Deutschen Bauern-verbands (DBV), in dem Schlagkarteien(Ackerschlagkartei), Lagerdokumentation (inkl.Produktsicherungsmaßnahmen, wie auchSchädlingsbekämpfungsmaßnahmen) und die Transportdokumentation abgebildet sind.

Laut Begründungstext des Verordnungsvor-schlags soll auf die Einführung der HACCP-Grundsätze (=Hazard analysis of critical con-trol point, also eine Risikoanalyse aller kritis-chen Punkte) für die Primärproduktionhingewirkt werden, es besteht allerdings nochkeine Verpflichtung diese umzusetzen.

Marion Schaefer

Seit 1998 ist die nationale Lebensmittelhygieneverordnung in Kraft, die allgemeine Anforderungen an Lebens-

mittel herstellende Betriebe regelt. Diese wurde nun revidiert. Ziel der neuen Verordnung ist größere Sicherheit

der Lebensmittel und somit ein höherer Schutz für menschliches Leben und Gesundheit. Zudem soll jeder

Lebensmittelunternehmer in der gesamten Lebensmittelkette in die Verantwortung genommen werden.

EU-Lebensmittelhygieneverordnung – schon ab der Ernte 2006?

Die Abwicklung des Standorts Schleswig läuft wie geplant ab.Im Zeitablauf sind die Demontage für Mitte 2005 und derAbbruch mit der Sanierung bis Ende 2006 vorgesehen.

Die seit Juni 2003 laufenden Verkaufsverhandlungen mit demmöglichen Investor Rainer Blachetta führten zu keinem Ergebnisim Rahmen einer direkten Nachnutzung des Standortes Schleswig.In Abstimmung mit den zuständigen Behörden und dem Bürger-meister der Stadt Schleswig wird dieser Weg nun nicht mehrweiter verfolgt.

Uve Bonneß

Standort Schleswig – Abwicklung läuft planmäßig

Lebensmittelunternehmer, die Pflanzenerzeugnisse erzeugen oder ernten,müssen die jeweils angemessenen Maßnahmen treffen, uma) die Anlagen, Ausrüstungen, Behälter, Transportkisten, Fahrzeuge und

Schiffe zu reinigen und erforderlichenfalls nach der Reinigung in geeigneter Weise zu desinfizieren;

b) erforderlichenfalls hygienische Produktions-, Transport- und Lagerbedin-gungen für die Pflanzenerzeugnisse sowie deren Sauberkeit sicherzustellen;

c) erforderlichenfalls zur Vermeidung von Kontaminationen Trinkwasser oder sauberes Wasser zu verwenden;

d) sicherzustellen, dass das an der Behandlung von Lebensmitteln beteiligte Personal gesund und in Bezug auf Gesundheitsrisiken geschult ist;

e) Kontaminationen durch Tiere und Schädlinge so weit wie möglich zu verhindern;

f) Abfälle und gefährliche Stoffe so zu lagern und so damit umzugehen, dass eine Kontamination verhindert wird;

g) die Ergebnisse einschlägiger Analysen von Pflanzenmaterialproben oder sonstiger Proben, die für die menschliche Gesundheit von Belang sind, zu berücksichtigen und

h) Pflanzenschutzmittel und Biozide nach den einschlägigen Vorschriften korrekt zu verwenden.

Auszug aus der EG-Verordnung Nr. 852/2004(Anhang I Primärproduktion) vom 29. April 2004über Lebensmittelhygiene

Page 24: 2004-07_Akzente

24 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Die Europäische Union hat das Protokoll vonKyoto am 31.05.2002 genehmigt. Um das Zielzu erreichen, haben die Länder der Europä-ischen Union für den Zeitraum bis 2012 je-weils eigene Obergrenzen festgelegt.

Bis 2012 sollen die Emissionen in Europa umacht Prozent reduziert werden (Abb. 1).Deutschland will wegen der Effekte, die ausder Vereinigung resultieren, den Löwenanteilübernehmen und sogar um 21 Prozent sen-ken, während Spanien seine Emissionen um15 Prozent erhöhen darf und die Emissionenin Frankreich unverändert bleiben können.Wenn man die tatsächlich eingetretenen Minderungen bis zum Jahr 2000 betrachtet, so haben bisher nur Deutschland, Frankreich,Schweden und Großbritannien die angestrebtenZiele erreicht (Abb. 2).

Deshalb legte die EU 2001 einen neuen Richt-linienvorschlag zum Handeln mit Emissionenvor. Diese Richtlinie sieht die Bildung einesgemeinsamen Emissionsmarktes für den Han-del mit Treibhausgasen innerhalb der EU vor,um in der Zukunft die Emissionsreduktions-rate zu sichern. Ziel ist es, die klimapolitischenAktivitäten der EU zu intensivieren und damitdie Zusagen des Kyoto-Protokolls abzusichern.Dabei sollen über das Instrument des Emis-sionshandels Minderungen dort erfolgen, wodie Vermeidungskosten am niedrigsten sind.

Start in den Emissionshandel ab Januar 2005

Diese sogenannte Emissionshandelsrichtliniewurde am 13.10.2003 in Brüssel verabschiedet.Sie beschreibt ein System für den Handel mitTreibhausgasemissionszertifikaten für alleLänder der EU. Die Vorbereitungen zum Startam 1. Januar 2005 laufen in allen Ländern aufHochtouren.

Die Betreiber der betroffenen Anlagen erhaltenein festgelegtes Kontingent an Emissionszerti-fikaten und können dann entscheiden, ob siedie fehlenden Zertifikate zukaufen oder Emis-sionen mindern.

Ein nationaler Zuteilungsplan (Allokationsplan)regelt jeweils die Verteilung der CO2-Zertifi-kate an die Unternehmen. Dieser Plan mussteder Europäischen Union von der Bundesregie-rung spätestens bis zum 31.03.04 zur Geneh-migung (Notifizierung) vorgelegt werden. Die

Deutscher Ehrgeiz in Sachen Kyoto-Protokoll Emissionshandel kommt Nordzucker teuer zu stehen

Auf der Konferenz von Kyoto haben sich die Industrieländer 1997 weltweit verpflichtet, den Ausstoß an

Treibhausgasen im Zeitraum bis 2012 um fünf Prozent zu senken und eine festgelegte Obergrenze nicht

zu überschreiten. Abhängig von den Ergebnissen der Klimaforschung soll der weltweite Ausstoß in den

folgenden Jahrzehnten weiter reduziert werden.

100

50

0

Proz

ent

Abb. 1 - Klimaschutz-Fahrplanfür das 21. Jahrhundert

2000

+/- 0 %in Indus-trielän-dern

(lt. Kon-vention)

2008-12

-8 % in EU(laut EU-Richtlinie)-5 % in

Industrie-ländern

(lt. Kyoto)

2020

-30 % in EU-40 % in D(Koalitions-

vereinbarungvon 2002)-20 % in IL

(WBGU 2003)

2050

-60 % in EU(fordert u.a. brit.

Regierung)-75 bis 80 % inIndustrieländern-50 % weltweit(fordert u.a. frz.

Regierung)

21001990

Treibhausgas-Emissionsziel

Abb. 2 - Obergrenzen der einzelnen Länder(Burden Sharing)

Nur D, S, F und GB erreichen die angestrebten Ziele.

D A B DK E F I NL S GB EU

-19,1% 2,7% 6,3% -1,7% -33,7% -1,7% 0,7% 2,6% -1,9% -12,6% -3,5%

Entwicklung der tatsächlichen Emmisionsminderungen der EU 1990-2000

-21% -13% -7,5% -21% -15% 0% -6,5% -6% -4% -12,5% -8%

• Verpflichtung der EU zur gemeinsamen Zielerreichung

• Innerhalb der EU wurde eine Einigung bezüglich der internenLasten getroffen

• Nach diesem sogenannten “burden sharing” soll Deutschland>3/4 der Netto Emissionsminderung der EU leisten; der Anteil anden CO2-Emissionen im Basisjahr 1990 betrug <1/3 der EU-Emission

Abb. 3 - KlimaschutzleistungenZuckerindustrie incl. Trocknung

1eigene Erhebung 2 NAP Kabinettbeschluss vom 31.3.2004

ZuckerindustrieJahr19902001Minderung: 41,8%19902001Minderung: 30,4%19902001Minderung: 15,9%

Industrie (ET)

Energie

CO2-Emissionen4,7 Mio. t/a1

2,7 Mio. t/a1

197 Mio. t/a2

137 Mio. t/a2

439 Mio. t/a2

369 Mio. t/a2

Nordzucker 43,5%

Page 25: 2004-07_Akzente

AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 25

nationalen Gesetze sollen im Juli verabschie-det werden.

Gewerbe, Handel und Haushalte bleiben unberücksichtigt

Vom Emissionshandel hauptsächlich betroffensind die Bereiche Energieerzeugung undIndustrie, die Sektoren Gewerbe und Handelund Haushalte bleiben weitgehend unberück-sichtigt. Die Emissionen aus dem Verkehrs-sektor haben zugenommen.

Abbildung 3 zeigt die Minderungsleistungen,die die betroffenen Bereiche bereits seit 1990erbracht haben. Die Unternehmen der Zucker-industrie, die als einzige Branche der Ernäh-rungsindustrie erfolgreich an der Klimaschutz-vereinbarung der deutschen Wirtschaft teil-nehmen, haben durch eine Selbstverpflichtungzugesagt, ihre Emissionen von 1990 bis2008/2012 um 41 Prozent zu senken.

Trotz Übererfüllung muss Nordzucker Zertifikate zukaufen

Nordzucker hat seit 1990 die internationaleForderung des Kyoto-Protokolls intensiv umge-setzt und als Vorreiter in der Zuckerindustriedieses Ziel bereits heute deutlich überschritten.Nordzucker erreichte eine Minderung derCO2-Emissionen um 43,5 Prozent (deutscheZuckerindustrie: 41,8). Diese Anstrengungensind beispielhaft.

Als wesentliche Grundlage für die Zuteilungder Zertifikate gelten die Ist-Emissionen derbetroffenen Anlagen. Die für den Basiszeit-raum 2000 bis 2002 ermittelten CO2-Mengensollen dann wegen der ehrgeizigen Sparzieleder Bundesregierung nicht vollständig, son-dern nur zu 97 Prozent zugeteilt werden. Dasheißt, obwohl Nordzucker das Minderungszielbis 2012 bereits jetzt deutlich überschrittenhat, sollen nicht alle für den derzeitigenBetrieb erforderlichen Zertifikate ausgegebenwerden und Nordzucker wird die fehlendenZertifikate zukaufen müssen.

Umstritten – Anerkennung von Vorleistungen

Fraglich ist auch, ob die in den letzten Jahrenvon der Zuckerindustrie ergriffenen frühenMaßnahmen (die sogenannten Early Actions)im Nationalen Allokationsplan (BMU)anerkannt werden. Zur Zeit sollen Vorleis-tungen vor 1994 unberücksichtigt bleiben.Diese "Early Actions" mit den frühen kapital-intensiven Umweltinvestitionen würden dannim nachhinein bestraft. Ein weiteres Problem

ist die Übertragbarkeit von Zertifikaten inner-halb eines Unternehmens.

Nordzucker stand und steht im Dialog mitden politischen Entscheidungsträgern, dieunser Anliegen tatkräftig unterstützen. Wirwerden auch weiterhin an einer guten Lösungmitarbeiten.

Dr. Ute Poltrock

Wilhelm Lammers (li.), Mana-ger Rübenmanagement inBraunschweig, hat sich nachlangjähriger, intensiver Ar-beit für Nordzucker AnfangJuni 2004 aus dem aktivenDienst verabschiedet. Der ge-lernte und studierte Landwirtwurde 1981, nach ersten Be-rufsjahren bei Landhandelund Genossenschaft Rüben-büroleiter der ZuckerfabrikSüderdithmarschen AG, St. Michaelisdonn. In Vorbereitung derFusion zur Zuckerverbund Nord AG begann Lammers mit derNeustrukturierung von Abrechnung und Disposition für damals21 Werke und Annahmestellen im ZVN-Gebiet. Als Abteilungs-leiter für Rübenabrechnung und -disposition verantwortete er ab1991 in Braunschweig den Aufbau neuer einheitlicher Systeme.Dort waren die zum Teil sehr unterschiedlichen Abrechnungs-systeme der Altgesellschaften zu vereinheitlichen, die Rübenab-rechnung zu modernisieren, Lieferverträge und Branchenverein-barungen mitzugestalten und die Fusion zur Nordzucker AG1997 aktiv zu begleiten. Kaum ein anderer hat in dieser Nähe dieFusion zur Nordzucker AG miterlebt und mitgestaltet.

Lammers Nachfolge als Manager in Braunschweig tritt ClausPommerehne (re.) an. 1994 als Mitarbeiter der NordtransportSpeditionsgesellschaft mbH eingestiegen, wechselte er nachkurzem Zwischenstopp als Anbauberater in Clauen 1999 alsRübenbüroleiter in das Werk Klein Wanzleben. Nach fünfJahren erfolgreicher Arbeit, Umstrukturierung und Neuordnungder Rübentransporte, Entwicklung und Einführung des SystemsMIR, ist der Wechsel als Manager nach Braunschweig für ihneine neue Herausforderung. Gutes Gelingen können wir da nurwünschen. Mit dem Wechsel Claus Pommerehnes nach Braun-schweig eröffnet sich für Axel Schönecker als früherem Mitar-beiter der Zuckerfabrik Altmark Haldensleben und jetzt KleinWanzleben die Möglichkeit in die Nachfolge einzutreten. VielGlück und ein gutes Händchen wünschen wir, zumal – und daswird eine große Aufgabe sein – als Manager in Klein Wanzlebendas Büro, mit einem Mitarbeiter weniger, kundenfreundlich undumfassend zu organisieren ist.

Jochen Steinhagen

Wechsel im Rüben-management

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26 AKZENTE 2/2004

AKTUELLAKTUELL

Die 42 Mitarbeiter haben in den vergangenenzwölf Monaten 56 Vorschläge eingereicht, vondenen 40 angenommen werden konnten.Damit hat jeder Mitarbeiter 1,3 Vor-schläge eingereicht. 93 Prozentder vorgeschlagenen Ideensind heute Realität. ImFocus der ange-nommenen Vor-schläge stand nebender ArbeitssicherheitProduktqualität undWirtschaftlichkeit. Insgesamtkonnten hier durch Optimie-rung von Produktions- undInstandhaltungsprozessen imJahr 2003 ca. 54.000 Euro einge-spart werden.

Gute Ideen sparten 2003 insgesamt 339.000 Euro

In 2003 wurden im gesamtenUnternehmen 1109 Ideen ein-gereicht. Das entspricht einerMitarbeiterbeteiligung von 72,2Prozent (BSC-Ziel = 100 Prozent). 502 Vor-schläge wurden von dem jeweiligen Vor-

gesetzten positiv beurteilt. Mit einem Ideen-börsenindex von 33,4 Prozent wurde das Zielvon 50 Prozent leider nicht erreicht. Bereits 69

Prozent dieser Vorschläge wurdenumgesetzt und gehören heute

zum Alltag im Unter-nehmen. Neben Verbes-serungen im Rahmen derArbeitssicherheit und des

Gesundheitsschutzes, derMitarbeiter- und Kundenzu-

friedenheit wurden haupt-sächlich Themen zurOptimierung von Pro-

duktions- und Instand-haltungsprozessen an-gesprochen. Allein das

Jahr 2003 brachte demUnternehmen eine Netto-

ersparnis von ca. 153.000 Euro.Das hier vereinbarte Ziel (150.000

Euro) wurde erreicht. Durch Vor-schläge mit wiederkehrendem Nutzen

aus den Jahren 2000, 2001 und 2002wurden zusätzlich ca. 186.000 Euro

eingespart (Summe 2003: 339.000 Euro).

Anne-Kathrin Rohde

Flüssigzuckerwerk Nordstemmen ist Sieger Ideenbörse

Die Mitarbeiter im Flüssigzuckerwerk Nordstemmen sind Sieger des jährlichen Standortvergleichs.

Mit einem Ideenbörsenindex von 95,2 Prozent (angenommene Vorschläge / 100 Mitarbeiter)

haben sie die anderen Standorte auf die Plätze verwiesen.

Entsprechende Verhandlungen mit demBetriebsrat und den beiden Gewerkschaftenkonnten am 24. März erfolgreich abgeschlos-sen werden. Die 60 Kilometer östlich vonBudapest gelegene Fabrik Hatvan wird nachAngaben von Nordzucker-Manager WernerKüster künftig nur noch Zuckersorten undKleinpackungen produzieren. Nordzuckererreicht damit eine deutlich verbesserte Aus-lastung der verbleibenden Fabriken. Für diebevorstehende erste EU-Kampagne in Ungarn

rechnet das Unternehmen mit einer Verar-beitungsdauer für A-Rüben von 88 Tagen.Bisher wurden in den ungarischen Nord-zucker-Werken Kampagnelängen von 55 bis65 Tagen erreicht. Durch die Einstellung derRübenverarbeitung in Hatvan verlieren etwa115 Mitarbeiter zum 01. Mai ihren Arbeits-platz. Weitere Anpassungen des Personal-bedarfs auch in Szerencs und Szolnok sind inden kommenden Monaten vorgesehen.

sdp

Nach der Übernahme von drei Zuckerfabriken 2003 konzentriert Nordzucker die Rübenverarbeitung in

Ungarn auf die Standorte Szerencs und Szolnok. Der Vorstand der Mátra Cukor Rt., Hatvan, an der

Nordzucker rund 95 Prozent der Anteile hält, hat am 29. März 2004 beschlossen, die Zuckergewinnung

in der Zuckerfabrik Hatvan mit sofortiger Wirkung einzustellen.

Keine Rüben mehr für Hatvan – Nordzucker konzentriertRübenverarbeitung in Ungarn auf zwei Standorte

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AKTUELLAKTUELL

AKZENTE 2/2004 27

Die Produktion auf Getreidebasis existiert inden USA, Schweden und Spanien. In Deutsch-land war die Produktion von Rapsmethylesterder Einstieg in die Biokraftstoffproduktion.

Hehre EU-Ziele für NaWaRo

Die EU hat 1997 in Ihrem Weißbuch einenAnteil von 20 Prozent erneuerbarer Energie amEnergieverbrauch bis zum Jahr 2020 gefordert.Deutschland hat sich im Kyotoprotokoll zueiner Reduktion des CO2-Ausstoßes um 170Millionen Tonnen bis 2010 bekannt. Dazumüssen 2010 5,75 Prozent oder 2.750 Millio-nen Tonnen des Treibstoffes aus Nachwachs-enden Rohstoffen (NaWaRo) stammen.Darüber hinaus sollen die Energieversorgungs-sicherheit und der Erhalt des ländlichen Raumsin Europa gefördert werden. Um die Jahreswen-de 2004/05 werden im Markt erste in Deutsch-land produzierte Mengen beigemischt werden.

Umfassende Potenzialanalyse

Nordzucker hat die unternehmerischen Poten-ziale und politischen sowie wirtschaftlichen Ri-siken zwei Jahre lang intensiv untersucht undein Konzept für eine parallele Produktion vonZucker und Bioethanol aus verschiedenen Roh-stoffen – hauptsächlich Getreide – am Stand-ort Klein Wanzleben mit der Vermarktung von200.000 Tonnen Bioethanol pro Jahr erstellt.

Nur der preiswerteste Rohstoff käme in Frage

Als Rohstoffe für die Produktion von Bioethanolkommen stärkehaltige (Getreide) und zuckerhal-tige (Zuckerrübe) Feldfrüchte in Betracht. DieRohstoffkosten betragen 50 Prozent der Gesamt-kosten der Produktion. Somit könnte eine Be-

zahlung nur nach dem Umwandlungspotentialin Ethanol erfolgen. In Konkurrenz zu brasiliani-schem Alkohol müsste daher EU-weit der preis-werteste Rohstoff gewählt werden. Für Zucker-rüben bedeutet dies bei den derzeitigen Getreide-preisen einen Preis pro Tonne Zuckerrüben vonweit unter 20 Euro je Tonne Rüben frei Fabrik.

Konzentration aller Kräfte auf Kompetenz in Süße

Der nicht erreichte Beimischungszwang fürdie Mineraloelindustrie, die Befristung der 100-prozentigen Steuerbefreiung auf 2009 sowiedie jährliche Überprüfung der Höhe durch dasBundesministerium für Finanzen, die laufen-den Mercosur- und WTO-Verhandlungen (zu-sätzliche Importe aus Brasilien in Höhe von 1Million Tonnen und mögliche Reduzierungendes jetzigen Einfuhrzolls von 19,2 Eurocent jeLiter Ethanol) sowie die Diskussionen um dieVerlängerung der Zuckermarktordnung bergenderzeit große Risiken für ein 120 Millionen-Euro-Projekt. Für die Nordzucker ist die Kon-zentration aller Kräfte auf den Ausbau des Kern-geschäftes Kompetenz in Süße vorrangig. Vordem Einstieg in den neuen Markt der biogenenKraftstoffe müssen wir unser Know How undunsere Ressourcen auf den Bereich der Sü-ßungsmittel konzentrieren. Hier ist Nord-zucker mit Joint Ventures bei Syral und Sweet-Gredients bereits erfolgreich gestartet. WeitereProdukte und Engagements werden folgen.

Der Mark für kalorienarme und blutzuckerneu-trale Süße sowie pro- und prebiotische Stoffebeginnt sich in USA, Asien und Europa geradeerst zu entwickeln. Hier wird Nordzuckerseine Position ausbauen.

Günter Jakobiak, Klaus-Holger Dunker

Die Diskussion um die Produktion von Biokraftstoffen beschäftigt die norddeutsche

Zuckerindustrie seit fast 20 Jahren. Die Sinnhaftigkeit der kombinierten Produktion von Ethanol

und Zucker an einem Standort wird in Brasilien und Frankreich bewiesen.

Bioethanol – Die Unwägbarkeiten sind zu groß für ein 120-Millionen-Projekt

Günter Jakobiak

Klaus-Holger Dunker

(u.li.): Die Fabrik Bio-ethanol Galicia gehörtzur spanischen Unter-nehmensgruppe Aben-goa. Verarbeitet wirdGetreide. Bioethanolist in Spanien steuer-befreit und der Absatzist durch feste Verträ-ge mit der Mineralöl-industrie vereinbart.

(u.re.):“US-Energy”Ethanolanlage in Russel,Kansas, USA. Rohstoffist hier Mais und Sor-gum. In den USA gibtes derzeit etwa 75Ethanolfabriken, diestaatlich gefördert et-wa 10,5 Millionen m3

Ethanol produzieren.

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28 AKZENTE 2/2004

RÜBERÜBE

2004 wird, von Ausnahmen abgesehen, voneiner insgesamt guten Frostgare berichtet. Die Bodenfeuchtigkeit aus dem Winter istebenfalls ausreichend und um die Monats-wende März/April 2004 wurden etwa 70Prozent der Rüben im Nordzucker-Einzugs-gebiet gesät. Danach gab es noch einmal

ergiebige Niederschläge, so dass die Aussaaterst um den 20. April abgeschlossen werdenkonnte. Der Verlauf dieser Aussaat ist jedochim Vergleich der Jahre als mittel bis früh zuverzeichnen.

Regional gab es zwar einige Schäden durchMäusefraß, sowie vereinzelt Probleme mitdem Feldaufgang durch Verschlämmung undSaatgutqualität. Durchschnittlich entwickeltensich jedoch Bestandesdichten von 80.000 -90.000 Pflanzen pro Hektar. Unwetter AnfangMai mit Niederschlägen bis zu 95 Millimeterin einer Nacht blieben regional begrenzt - auchunter diesen extremen Bedingungen zeigtesich die Vorteilhaftigkeit von Mulchsaaten.Frostschäden waren nicht zu verzeichnen.

Durch die kühle Witterung im Mai wurde derVegetationsvorsprung wieder ausgeglichen,der Reihenschluss zwischen 5. und 20. Juniist als normal zu bezeichnen. Bislang alsogute Voraussetzungen.

Aber die Sommerwitterung...

Christian Kionka

Rübenanbau 2004

2003 hörte sich das – im nachhinein – so an: Gute Frostgare, ausreichend Bodenfeuchtigkeit,

frühe Aussaat, zügiger Auflauf, gute Bestandsdichten, früher Reihenschluss ... aber die Trocken-

heit. Und dann wurde es dank rechtzeitiger Niederschläge und spätem Kampagnebeginn noch

eine Rekordernte.

Kühle Witterung verzögerte das Rübenwachstum

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RÜBERÜBE

AKZENTE 2/2004 29

Im Container überStraße und Schieneins Werk – dasBahntransportkon-zept konnte leidernicht verwirklichtwerden

Durch das Ausscheiden von Schleswig redu-ziert sich die Verarbeitungskapazität innerhalbder Nordzucker AG von 96.900 Tonnen Rübenpro Kampagnetag im Jahr 2003 auf geplante89.300 Tonnen in der Kampagne 2004. Wienach allen vorangegangenen Werksschließun-gen ergeben sich daraus – außer den Änderun-gen der Rübenströme im betroffenen Gebiet -auch Auswirkungen auf alle anderen Einzugs-gebiete der Nordzucker-Werke. Insgesamt rech-nen wir 2004 für alle Nordzucker-Werke miteiner um etwa sieben Tage längeren Kampagne.

Bahntransport aus Schleswig-Holsteinscheiterte an Finanzierung

Jedem Handelnden war bei der Entscheidung,das Werk Schleswig zum Abbau von Überka-pazitäten und zur Einsparung von Fixkostenzu schließen, bewusst, dass die durchschnitt-liche Frachtentfernung für alle Nordzucker-Rüben steigen würde (wir erwarten eine Stei-gerung von Ø 39 auf 41 Km). Um den Straßen-verkehr zu entlasten und das Nadelöhr Elb-tunnel zu umgehen, hatte Nordzucker für denRübentransport aus Schleswig-Holstein nachUelzen gemeinsam mit der OsthannoverschenEisenbahn (OHE) ein umweltbewusstes, zu-kunftsträchtiges und nachhaltiges Transport-konzept entwickelt. Vorgesehen war die Ver-lagerung eines wesentlichen Teils der Rüben-transporte von der Straße auf die Schiene. Trotzder von der Nordzucker AG gegenüber der Ost-hannoverschen Eisenbahn abgegebenen Zusagefür einen mindestens 5-jährigen Transport fest-gelegter Rübenmengen, konnte die Osthanno-versche Eisenbahn, die sich überwiegend imEigentum der öffentlichen Hand befindet, lei-der keinen Finanzierungspartner für dieseszukunftsweisende Transportkonzept finden.

Auch direkte Bemühungen der NordzuckerAG bei der niedersächsischen Landesregierungführten leider nicht zu einer Lösung des

Finanzierungsproblems bei der OHE. Auswettbewerbsrechtlichen Gründen – das LandNiedersachsen hält eigene Anteile an der OHE –war es der Landesregierung nicht möglich,eine Bürgschaft oder eine Patronatserklärungfür die OHE abzugeben. Aus diesem Grundkonnte das Rübentransportkonzept mit derBahn letztendlich nicht verwirklicht werden.

Die Nordzucker AG wird nach dieser bedauer-lichen Entscheidung den Transport derZuckerrüben aus Schleswig-Holstein ab der

Kampagne 2004 per LKW unter Einbindungder bisherigen Fuhrunternehmer und bäuer-licher Transportorganisationen sicherstellen.

Landwirte gründen neue Transportgenossenschaft

Die vor der Kampagne 2003 mit dem Dach-verband Norddeutscher Zuckerrübenanbauerneu abgeschlossene Transportrichtlinie zeigtMöglichkeiten für gewerbliche bäuerlicheFuhrunternehmer auf, wie nach einem vor-gegebenem Rahmen, Rübentransporte über-nommen werden können. Auf dieser Basiswurde am 14. April 2004 im östlichen TeilSchleswig-Holsteins die TransportgemeinschaftÖstliches Hügelland e.G. gegründet. Über 80Prozent aller Rübenanbauer aus diesem Ein-zugsgebiet haben ihr Interesse und den Willenbekundet, sich an dieser Transportgenossen-schaft zu beteiligen. Die Genossenschaft agiertin einem Einzugsgebiet mit rund 340.000 TonnenRüben und wird zunächst in Zusammenarbeitmit den bisherigen Spediteuren die Transportenach Güstrow und Uelzen übernehmen. Ander Westküste von Schleswig-Holstein werdendie Rübenanbauer ihre Rüben mit Mietfahrzeu-gen der Transportgemeinschaft St. Michaelis-donn selbst - wie bisher nach Schleswig – ab2004 nach Uelzen transportieren.

Fortsetzung auf Seite 30 Ω

Nach der Schließung des Werkes Schleswig war es nötig, die Rübenströme im Einzugsgebiet der

Nordzucker AG für die Kampagne 2004 neu zu ordnen. Auf der Grundlage der frachtgünstigsten

Entfernungen wurde entschieden, 120.000 Tonnen schleswig-holsteinische Rüben in Güstrow und

480.000 Tonnen in Uelzen zu verarbeiten.

Nach der Schließung Schleswig:Veränderte Rübenströme für die Kampagne 2004

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30 AKZENTE 2/2004

RÜBERÜBE

Auch für die Zuckerrübenproduktion und die damit verbundene Zuckerrübenlogistik steigt der

Kostendruck. Die Optimierung in diesem Bereich ist zwingend notwendig. Mit EDV-technischen

Hilfsmitteln und einer ausgefeilten Verfahrensweise kann die Organisation der Zuckerrübenlogistik

deutlich verbessert und vereinfacht werden.

"MIR System Nordzucker” ist ein System zurmobilen und zeitnahen Datenkommunikationzwischen allen Beteiligten an der Zuckerrüben-ernte- und Transportlogistik. Dieses sind imspeziellen der Rübenanbauer, der Zuckerrü-benroder, die Zuckerrüben-Liefergemeinschaft,die Rübenverladung und das Rübenbüro derNordzucker AG.

Als Hardware für die Datenkommunikationwird ein PDA (Personal Digital Assistent) ein-gesetzt, der über Bluetooth die Peripheriege-räte wie Handy, Drucker, GPS-Antenne undStrichcodeleser verbindet. Das NordzuckerEDV-System "SAP" ist das zentrale Element.

Es steuert die Datenkommunikation zwischenden MIR-Beteiligten, die per Email erfolgt.

Bereits im Frühjahr nach der Zuckerrübenaus-saat wird die Mietenposition zwischen Rüben-anbauer und Transporteur vereinbart. DieseDaten werden an Nordzucker gemailt, geprüftund dem Transporteur (Liefergemeinschaft)sowie dem Zuckerrübenroder zur Verfügunggestellt, um mit Hilfe von visualisierten Mie-tenpositionen in einer digitalen Karte die Kam-pagneplanung durchführen zu können. Diesesist eine neue Dimension der geografischenAnfuhrplanung für die Zuckerrübenlogistik.

Der Zuckerrübenroder erfasst mit dem Rode-computer die gerodete Fläche und die Rode-menge und aktualisiert hiermit die Daten fürdie Rübenverladung. Auf der Lademaus ist einLadecomputer installiert, der zur Rübenmietenavigiert, die Rübenfuhre identifiziert und einIdentifikationspapier für das Transportfahrzeugausdruckt. Für jede Rübenverladung wird dieGPS-Koordinate erfasst, sodass die Herkunftder Zuckerrüben eindeutig dokumentiert ist.

Spätestens drei Stunden nach dem Abtrans-port der Rüben kann der Rübenanbauer überden persönlichen Internetzugang bei Nord-zucker per Internet seine Lieferdaten abrufen.

Ω

MIR System Nordzucker(Modulare Integrierte Rübenlogistik)

Datenvernetzung allerBeteiligten an der

Zuckerrübenlogistik durchMIR-System Nordzucker

Änderungen für alle

Nicht nur in Schleswig-Holstein sind deut-liche Änderungen in den Rübenströmen zuverzeichnen. So ist das Werk Nordstemmenzusätzlich mit Rüben aus den Randgebietenvon Munzel, Clauen und Schladen zu versor-gen. Klein Wanzleben erhält größere Mengenaus dem Bereich Salzwedel und Schladen.Schladen wird zusätzlich aus dem südlichen

Einzugsgebiet von Wierthe versorgt undWierthe wiederum aus dem bisherigen süd-lichen Einzugsgebiet von Uelzen. Clauenerhält als Mengenausgleich Rüben aus demGrenzbereich zu Wierthe und dem Gebiet umHermannsburg, während Munzel zusätzlichaus dem Bremervörder Bereich und aus demBereich um Soltau versorgt wird.

Wilhelm Lammers

Fortsetzung: Veränderte Rübenströme für die Kampagne 2004

Page 31: 2004-07_Akzente

RÜBERÜBE

AKZENTE 2/2004 31

Zunehmender Kostendruck macht es erforder-lich, dass Landwirte, Rübentransporteure undNordzucker Kostensenkungspotenziale identi-fizieren. Im Bereich der Landwirtschaft istder Prozess der strukturellen Anpassung seitJahrzehnten bekannt, mit ständig steigenderGeschwindigkeit. Der Strukturwandel imGebiet der Nordzucker beträgt durchschnittlichvier Prozent pro Jahr. Eine Konzentration aufgroße Betriebseinheiten ist festzustellen, derAusbildungsstand der Betriebsleiter steigt undes herrscht ein gegenüber früher neues Be-wusstsein der Betriebsleiter. Das zeigt einesteigende Spezialisierung und die straffereOrganisation der Betriebe. ÜberregionaleBetriebsgemeinschaften legen Betriebszweigezusammen, die gemeinschaftliche Maschinen-nutzung ist für diese schon ein alter Hut.

Auch beim Rübentransport eine Spezialisie-rung eingesetzt. Nicht einmal mehr 40 Pro-zent der Landwirte sind aktiv am Rübentrans-port beteiligt, sondern lassen diese Dienst-leistung von gewerblichen (40 Prozent) oderlandwirtschaftlichen (48 Prozent) Organi-sationen durchführen. In den vergangenen

Jahren hat sich auch die Fahrzeugstrukturverändert: 47 Prozent der Rüben werdendurch Rückwärtskipper-Muldenauflieger, 49Prozent durch selbstkippende Gliederzügetransportiert.

Veränderte Rahmenbedingungen werden dieWirtschaftlichkeit der Rübentransporte weiterin den Vordergrund rücken. Die maximaleAuslastung der Transportfahrzeuge, d.h. dietransportierte Rübenmenge pro Kampagne istder zentrale Schlüssel zum Erfolg. FolgendeParameter lassen diese Optimierung erreichen:

Ω Hohe LadungsgewichteDie modernste Version von Muldenfahrzeugenerlaubt Ladungsgewichte von rund 28 Tonnenunter Beachtung des zulässigenGesamtgewichtes von 40 Tonnen. Berech-nungen haben ergeben, dass diese Fahrzeugein allen Entfernungsbereichen im Vorteil sind.

Ω Anzahl der UmläufeDie Ausnutzung der Öffnungszeiten der Nord-zucker-Rübenhöfe von 24 Stunden und neue

Fortsetzung auf Seite 32 Ω

Die Tarife für Rübentransporte bleiben im Bereich bis 100 Kilometer für die Kampagnen 2004 und

2005 unverändert. In den entfernteren Regionen werden die Transporttarife gemäß einem kosten-

orientierten Tarifmodell angepasst, das Nordzucker und der Dachverband Norddeutscher Zucker-

rübenanbauer (DNZ) als Grundlage für die Gestaltung von Rübentransporttarifen entwickelt haben.

Rübentransporte wirtschaftlich gestalten – Anfuhrtarife bis 2005 unverändert

Neue zeitnaheAuswertungsmöglichkeiten

Im Nordzucker EDV-System ist "online" zusehen, wann welcher Roder für welchen Land-wirt, welche Rübenmenge gerodet hat. Auchfür die äußere Qualität der Zuckerrüben kannvom Roder eine Information abgegeben werden,so dass sich die nachstehenden Prozesse wieVorreinigung und Verladung sowie die Rüben-annahme in der Fabrik darauf einstellen können.Wenn die Zuckerrüben-Rodung Mitte Novem-ber abgeschlossen ist, kann eine sehr sichereMengenermittlung der noch am Feldrand la-gernden Rübenmengen vorgenommen werden.

Sobald ein Schlag fertig verladen ist, meldetdieses der Ladecomputer an das NordzuckerEDV-System. Aufgrund dessen kann "online”eine Schlagauswertung der Erträge erfolgen.Diese zeitnahe Information hilft enorm beider Einschätzung der tatsächlichen Erträge.

Rückverfolgbarkeit

Für jede Rübenfuhre wird eine XY-Koordinateerfasst und dokumentiert. Wo welche Rüben-fuhre tatsächlich herstammt, kann exakt durcheine visuelle Auswertung dargestellt werden.Hiermit wird die Lücke im Rahmen der Rück-verfolgbarkeit zwischen Rübenschlag undZuckerfabrik geschlossen.

Durch "MIR System Nordzucker” werden dieProzesse Kampagneplanung, Rodung und derRübentransport optimiert. Durch die zeitnaheund mobile Kommunikation der Beteiligtenan der Zuckerrübenlogistik werden unerkannteOptimierungsmöglichkeiten freigesetzt.Wichtig hierbei ist, dass sich ein Kommuni-kationspartner wie die Nordzucker AG, zurVerfügung stellt, um die Kommunikations-Plattform einzurichten und zu betreiben.

Claus Pommerehne

Page 32: 2004-07_Akzente

32 AKZENTE 2/2004

RÜBERÜBE

Der Online-Shop im Landwirte-Portal bietetdie Möglichkeit, das Saatgut zu bestellen. Die Bestellung geht automatisch zum Züchterund wird über einen Paketdienst ausgeliefert.Jede Einheit ist mit einer Kenn-Nummer ver-sehen: Damit kann die Herkunft des Saatgutesauf dem landwirtschaftlichen Betrieb eindeutigdokumentiert und nachvollzogen werden.

Die Erntedaten des Schlages werden durch"MIR", die Modulare Integrierte Rübenlogistikdokumentiert. Die Schlagdaten werden vor der

Ernte per GPS erfasst und bei der Anlieferungin der Kampagne mit den Rübenwerten (Gewicht,Gesamtabzug, Zuckergehalt, Inhaltsstoffe) zu-sammengeführt. Daraus ergibt sich die Möglich-keit einer schlagspezifischen Dokumentation.

Die Werte können ca. drei Stunden nach An-lieferung im Werk im Portal abgerufen werden.Nachdem alle Rüben eines Schlages abgeliefertsind, kann eine schlagspezifische Auswertungerfolgen. Die Daten können zur weiteren Verar-beitung auf den eigenen PC heruntergeladen Ω

Landwirte-Portal bei Nordzucker – Nutzen für den Anwender

Ab 1.1. 2005 besteht die Pflicht zur Dokumentation der Handlungen, die der Landwirt bei der Produktion

von Nahrungsmitteln auf seinem Acker vollzieht. Aber wie an alle Daten kommen und wie alle Abläufe

dokumentieren? Nordzucker bietet den Rübenanbauern über das Landwirte-Portal im Internet für den

Betriebszweig Zuckerrübenanbau gute Möglichkeiten, z.B. beim Saatgut.

Matthias Schulte

Modelle des Fahrzeugeinsatzes unter Berück-sichtigung mehrerer Fahrer ermöglichenKostenreduzierungen. Dabei ist es im Prinzipunerheblich, ob es sich um landwirtschaftlicheFahrzeuge oder Lkw handelt. Je nach Entfer-nung spielt natürlich die Geschwindigkeit derFahrzeuge eine zunehmende Rolle und dieMulden-Lkw sind im Vorteil.

Ω Organisationsstruktur in arrondierten Gebieten

Die durchschnittliche Menge je Liefergemein-schaft im Nordzucker-Gebiet betrug in der Kam-pagne 2003 ca. 95.000 Tonnen. Anzustrebensind Größenordnungen von mindestens 120.000Tonnen. Die optimale Menge kann noch darüberliegen und muss im Einzelfall definiert werden.Sie hängt natürlich auch von der Anzahl der An-nahmetage ab. Bei bisherigen Kampagnelängenvon 85 - 90 Tagen sind 75 Annahmetage zu ver-zeichnen (ohne Sonntage). Eine Verlängerungum 10 Tage wird von Nordzucker angestrebt.

Ω Optimale Logistik-KonzepteDie Rübendisposition nach dem Prinzip der"vollen Tageskapazitäten" wird bei Nordzuckerschon seit einiger Zeit verfolgt. Dabei werdenLiefergemeinschaften, Speditionen aber auchSelbstanlieferer mit Mengen aufgefordert, diesie an so wenig Liefertagen wie möglich trans-portieren. Damit wird ein gleichmäßigeresAnfuhrverhalten an den Liefertagen erreicht,die Abwicklung auf den Rübenhöfen funktio-niert reibungsloser und der Rübentransportist für Transporteure mit geringer Auslastungin einem kürzeren Zeitraum erledigt.

Die Rübenabfuhr mit Hilfe der Modularen In-tegrierten Rübenlogistik (MIR) ermöglicht dieoptimale Planung von Rübenabfuhr, Mietenab-deckung und Einsatz des Rübenroders durchgenaue Kenntnis der Lage der Rübenschlägebzw. Rübenmieten mit Geo-Koordinaten. AmBildschirm kann visualisiert werden, welcheRübenmengen an welchen Schlägen lagernund zur Abfuhr bereit sind. Das Auffindender Rüben stellt für Fahrer mit unzureichen-der Ortskenntnis keine Schwierigkeit mehrdar und die Transportfahrzeuge lassen sichbedarfsgerecht dirigieren.

Ω Geeignete OrganisationsformBei dem zu verzeichnenden Trend der Kon-zentration ist auch in den landwirtschaftlichenTransportorganisationen die geeignete Rechts-form zu diskutieren. Die Wahl der gewerblichenOrganisationsform unter Nachweis eines Fach-und Sachkundenachweises kann Erleichterun-gen bei der Transportabrechnung bringen undvermeidet den unbewussten Konflikt mitgesetzlich geregelten Ausnahmetatbeständenfür landwirtschaftliche Rübentransporte.

Nordzucker schafft mit der Annahmesituationauf den Rübenhöfen die Voraussetzung für diewirtschaftliche Rübenanfuhr. Die Wirtschaft-lichkeit wird in allen Betriebszweigen der Land-wirtschaft die entscheidende Frage sein, alsoauch beim Rübentransport. Die Kampagnen2004 und 2005 sollten genutzt werden, Struk-turen, Auslastungen und Kosten entsprechendanzupassen.

Christian Kionka

Fortsetzung: Rübentransporte wirtschaftlich gestalten

Page 33: 2004-07_Akzente

MARKT UND KUNDEMARKT UND KUNDE

AKZENTE 2/2004 33

werden und als Dateiarchiviert oder für eineSchlagkartei zur Ver-fügung gestellt werden.Dadurch ist eine er-neute Datenerfassungnicht erforderlich.

Das Portal bietet überdas "Konteninfo" denEinblick in das Rüben-konto des Anbauersund der aktuelle Standvon Anteilen undLieferrechten wirdangezeigt. Dabei wird ein C-Vortrag ebensoberücksichtigt wie eine mögliche Deklassie-rung. Für eine Analyse der aktuellen Situationim Vergleich der Jahre sind die jeweiligenJahresdaten des Betriebs ab 1998 in zusam-mengefasster Form archiviert.

Meldungen aus dem regionalen Rübenmanage-ment geben nützliche und wichtige Hinweisezu aktuellen Themen. Es geht dabei um Fra-gen der Produktion, der Anbauberatung aberauch um organisatorische Angelegenheiten,

die bei der Optimie-rung des Betriebsebenfalls hilfreichsein können.

Nordzucker installiertein umfassendes Land-wirte Portal im Inter-net, das in das SAP-System mit allen Da-ten integriert ist. DieKomplexität und damitdie Möglichkeiten, diediese Vernetzung bie-tet, stellt natürlich

hohe Ansprüche an die eingesetzte Hard- undSoftware. Hier ist das System mit den ersten700 Anwendern schnell an seine Grenzen ge-stoßen, so dass manchmal etwas Geduld beimAufrufen bzw. Herunterladen von Daten erfor-derlich ist. In nächster Zeit wird die Hard-und Software weiter ausgebaut. Verbesserungenin der Bedienerfreundlichkeit, der Geschwin-digkeit und der Verwaltung der User machenes dann möglich, weiteren Landwirten denZutritt zum Landwirte-Portal bei Nordzuckeranzubieten. Matthias Schulte

Dr. Albrecht Schaper,technischer ProjektleiterBusiness Development,Nordzucker AG

Syral produziert heute Glukosesirupe in über300 Rezepturen, durch Sprühtrocknung her-gestellte Maltodextrine und trockene Glukosesowie Dextrose und Sorbit in fester und flüs-siger Form. Außerdem werden Nebenproduk-te aus Mais und Weizen, reich an Protein undÖlen, zur Verwendung in der Lebensmittelin-dustrie, wie in Kornmühlen und Bäckereien undin der Futtermittelindustrie verkauft. Syral hatseine Marktanteile in Europa in den vergan-genen Jahren kräftig ausgebaut und ist heutemit einem Marktanteil von gut acht Prozentviertgrößter Glukosesiruphersteller in der EU.

Ziel des Nordzucker-Engagements und derAufstockung der Anteile ist es, Nordzucker-Kunden auch das umfangreiche Sortiment anStärkeverzuckerungsprodukten anbieten zukönnen. Durch die enge Zusammenarbeit der

Entwicklungsabteilung von Syral mit demNordzucker InnoCenter können den Kunden

Fortsetzung auf Seite 34 Ω

Syral profitiert von steigender Nachfrage nach Stärkeverzuckerungsprodukten

Die Nordzucker AG hat im letzten Jahr Ihren Anteil an der französischen Glukosefabrik Syral S.A. auf 50

Prozent erhöht. Im Zuge dieser Erweiterung des Engagements im wachsenden Markt der Stärkeverzucke-

rungsprodukte übernahm Syral auch den bisher am Standort von Jungbunzlauer s.a. gehaltenen 50-prozen-

tigen Anteil an der Maisstärkefabrik Staral S.A. Damit befinden sich beide Stärkefabriken (Mais und Weizen),

die als Rohstofflieferant zur Herstellung von Glukosesirupen benötigt werden, in alleiniger Hand von Syral.

Syrals Position in Europa (EU15)(Glukose Sirup, Dextrose, Maltodextrin, Sorbit,ohne Isoglukose)

1.600.000 t

1.400.000 t

1.200.000 t

1.000.000 t

800.000 t

600.000 t

400.000 t

200.000 t

0 t

Cargill Roquette Amylum Syral Chamtor AgranaQuelle: Nordzucker

Page 34: 2004-07_Akzente

34 AKZENTE 2/2004

MARKT UND KUNDEMARKT UND KUNDE

heute verbesserte Rezepturen und Lösungenin Kombination und Ergänzung von Zuckeraus Rübe und den Produkten von Syral ange-boten werden.

Die zukünftige Entwicklung von Syral wirddavon geprägt sein, die Marktanteile zu haltenund weiter auszubauen. Antworten müssengefunden werden bzgl. der aufkommendenDiskussion über "Low Carbohydrate" Lebens-mittel. Den ersten Schritt, den Markt mit ent-sprechenden Süßungsmitteln zu beliefern, hatSyral mit seinen Sorbitprodukten schon unter-

nommen. Die Diskussion um die Verände-rungen in der Zuckermarktordnung verfolgtauch Syral mit großen Interesse, da sich jenach Option auch massive Änderungen fürden Stärkemarkt ergeben.

Dr. Albrecht Schaper

Die Süßwarenindustriegehört zu den wichtig-sten Kunden von Syral.

Absatzentwicklung Syral(vor 2003 inklusive Staral)

400.000 t

350.000 t

300.000 t

250.000 t

200.000 t

150.000 t

100.000 t

50.000 t

0

1997-1998

1998-1999

1999-2000

2000-2001

2001-2002

2002-2003

Quelle: Nordzucker

Fortsetzung: Syral profitiert von steigender Nachfrage

Seit 1993 wird am Standort Marckolsheim produziert. Den Anfang machtenRohstoffe für die Fermentationsindustrie. Heute kommen vor allem Glukosesirupe,

maltodextrine, Dextrose und Sorbit aus Marckolsheim.

"Mit den beiden Partnern sind wir sehr zufrie-den", bekräftigt der Vorstandsvorsitzende Dr.Ulrich Nöhle. Das stark wachsende Generika-Unternehmen Hexal betreibt einen Produk-tionsstandort in Magdeburg in räumlicherNähe zur esparma und übernimmt 80 der 150 Mitarbeiter. Der indische PharmakonzernWockhard Ltd. betreibt den Einstieg in deneuropäischen Markt, habe sich bereits in an-deren europäischen Ländern verstärkt undnutze nun die bestehende esparma-Vertriebs-struktur mit 70 Mitarbeitern. "Für eine posi-tive Entwicklung ist gesorgt. Besser geht esnicht", so Nöhle.

"Für Nordzucker ist der Verkauf der mittel-baren Tochtergesellschaft eine strategische

Entscheidung", sagte Nöhle. "Wir setzen aufdas Kerngeschäft Zucker und auf die DeviseAlles Süße aus einer Hand. Das Süße-Geschäftkennen wir, hier wollen wir auch zukünftigerfolgreich sein".

Bereits 1991 übernahmen Nordzucker und dieIndustrie- und Handelsunion Dr. W. Boettgerüber die gemeinsame Tochter Amino GmbHdas Osterweddinger Unternehmen und moder-nisierten esparma in mehreren Schritten. Mitdem Firmenneubau 1999 "auf der grünenWiese" und neuen Präparaten im Bereich Uro-logika, Neurologika und Antidiabetika gingeine Ausweitung des Vertriebsnetzes einher.

Tanja Schneider-Diehl

Nordzucker-Beteiligung esparma ist verkauft –Strategische Ausrichtung auf Kerngeschäft im Vordergrund

Nordzucker AG und Industrie & Handelsunion Dr. Wolfgang Boettger GmbH & CO. KG trennten sich

zum 1. Juni 2004 gemeinsam von ihrer Beteiligung am Generika-Unternehmen esparma GmbH in

Osterweddingen. Die Hexal-Gruppe, Holzkirchen, übernimmt den Produktionsteil der esparma. Alle

Vertriebsaktivitäten gehen an den viertgrößten indischen Pharmakonzern Wockhardt Ltd. Die

Arbeitsplätze sind bis 2008 gesichert. Die Genehmigung der Behörden steht noch aus.

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MARKT UND KUNDEMARKT UND KUNDE

AKZENTE 2/2004 35

Durch die WHO-Initiative soll der Verzehr vonFett, gesättigten Fettsäuren, Salz und freien Zuk-kern reduziert werden. Betroffen wäre hiervonnicht nur der Verzehr von Saccharose sondernauch von anderen Zuckerarten wie Fructoseund Glucose, ja sogar von Fruchtsaft und Honig.Auch sollen in Schulen nur noch Produkte mitniedrigem Fett-, Salz- und Zukkergehalt ange-boten werden. Die Strategie ist am 27. Mai2004 verabschiedet worden und die Ernährungs-empfehlungen sollen national umgesetzt werden.Dies kann z.B. durch Marketingmaßnahmen,Produktkennzeichnung und Werbeaussagenerfolgen, aber auch mittels Preis- und Besteu-erungspolitik sowie durch Landwirtschafts-politik. Eine rechtliche Verpflichtung zurUmsetzung besteht allerdings (noch) nicht.

Auch EU-Vorschläge zur Ernährung

Parallel zur Entwicklung der WHO-Strategiehat die EU einen Verordnungsvorschlag übernährwert- und gesundheitsbezogene Angabenvorgelegt. Diese Verordnung soll verbieten,dass Lebensmittel, die einen gewissen Anteilan Zuckern (auch hier sind alle Zuckerartenbetroffen), Fett, gesättigten Fettsäuren undSalz enthalten, nicht mehr mit nährwert- odergesundheitsbezogenen Angaben ausgelobtwerden dürfen. Das Problem ist, dass diesessogenannte Nährwertprofil erst bis 18 Monate nach Inkrafttreten der Verordnung festgelegtwerden muss und somit derzeit niemandweiß, welche Lebensmittel davon betroffen wären. Sicherlich dürfte man aber vitamini-sierte Bonbons nicht mehr mit Aussagen wie"gesunde Vitamine naschen" oder "enthältVitamin C" kennzeichnen oder bewerben. Die Folge dieser Verordnung wäre möglicher-weise ein Verzicht auf die genannten Nähr-stoffe, also in diesem Fall eine Reduzierungvon Zucker unter gleichzeitigem Einsatz vonSüßungsmitteln, so dass das Bonbon dannnicht mehr dieser Verordnung unterliegt.Inzwischen hat die EU mitgeteilt, dass auf-grund der vielzähligen Änderungsanträge dieweitere Beratung und Abstimmung dieserVerordnung für diese Legislaturperiode derEU eingestellt wird. Es bleibt also abzuwarten,ob die neue EU-Regierung dieses Thema

wieder aufgreift und wenn ja, ob die Verord-nung grundlegend überarbeitet wird.

Diätwellen aus den USA verschärfen die Problematik

Doch damit nicht genug: Aus den USA rollterneut die Atkins- und low-carb-Diätwelle aufuns zu. Bei beiden Diäten sollen möglichstwenig Kohlenhydrate sowie Obst und Gemüseverzehrt werden, Fett und Eiweiß hingegensind die Haupternährungsbestandteile. In denUSA gibt es bereits die ersten Burger ohneBrötchen. Die Kohlenhydrat-Industrie (u.a.Kartoffelproduzenten aber auch Orangenan-bauer) verzeichnen Verluste, Ei- und Fettpro-duzenten hingegen Gewinne in Millionenhöhe.Es bleibt abzuwarten, wie es weiter geht ...

Marion Schaefer

Weiterführenden Informationen über die WHO-Strategie finden Sie unter: http://www.who.int/gb/ebwha/pdf_files/WHA57/A57_9-en.pdf

In den letzten Jahrzehnten ist Übergewicht zu einem der größten Gesundheitsprobleme in den entwickelten

Ländern geworden. Der Anteil der übergewichtigen oder fettleibigen Bevölkerung hat sich z.B. in Deutsch-

land in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Zur Bekämpfung dieser Entwicklung hat die Weltgesundheits-

organisation (WHO) eine weltweite Strategie für Diät, körperliche Bewegung und Gesundheit entwickelt.

Alle Jahre wieder – Zucker unter Anklage – Mögliche Folgen der WHO-Initiative

WHO (World Health Organization /Weltgesundheitsorganisation)

Ernährung:Ω Limitierung von Fettverzehr; weniger gesättigte Fettsäuren;

weniger trans-FettsäurenΩ Förderung der Aufnahme von Früchten, Gemüse,

Vollkornprodukten und NüssenΩ Limitierung der Aufnahme freier ZuckerΩ Limitierung der Aufnahme von Kochsalz, Förderung von jodiertem SalzΩ Erreichung eines Energiegleichgewichts zur GewichtsbeeinflussungΩ Maßnahmen in Bezug auf Marketing, Kennzeichnung und Werbeaus-

sagen, Preis- und Besteuerungspolitik, LandwirtschaftspolitikΩ Schulpolitik: Einschränkung der Verfügbarkeit von Produkten mit

hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt

Privater Sektor:Ω Limitierung der Gehalte an gesättigten Fettsäuren (FS), trans-FS,

Zucker und Salz in bestehenden ProduktenΩ Förderung der Entwicklung „gesunderhaltender“ AlternativenΩ Review der Einführung dieser neuen ProdukteΩ Adäquate NährwertkennzeichnungΩ „Verantwortliches“ Marketing speziell für kleine KinderΩ Nachvollziehbare Kennzeichnung speziell für Salz und die Art

und den Gehalt an Fetten und Zucker

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36 AKZENTE 2/2004

MARKT UND KUNDEMARKT UND KUNDE

Einmachen nach Herzenslust

Einmachen nach Herzenslust – unter diesem Motto startet die neue Gelierzucker-

kampagne von Nordzucker pünktlich zum Saisonauftakt der Einmachzeit 2004.

Mit umfassenden Werbemaßnahmen, wieGroßplakaten, Ladenfunk, Radiowerbung und Anzeigen in Zeitschriften werden dieVerbraucher auf die einzigartige Vielfalt derProduktpalette mit dem Nordzucker Gelier-zucker 1:1, 2:1, 3:1 sowie Bio-Gelierzucker 1:1 und Diät-Gelierfruchtzucker 3:1 aufmerk-sam gemacht.

Darüber hinaus ist auf Nachfrage aus demHandel ein Etageren-Displaysystem entwickeltworden, welches eine individuelle Zusammen-stellung der Gelierzuckersorten für den Händ-ler ermöglicht. Abgerundet wird das Konzeptdurch ein Gewinnspiel für eine einwöchigeMittelmeerkreuzfahrt. Alle Maßnahmen stim-men auf den neuen Slogan "Für die süßenAugenblicke im Leben" der Marke Nord-zucker ein. Unterstützend finden dieses Jahrwieder Live Marmelade kochen und Verkos-tungen in ausgesuchten Märkten statt. Dabeidemonstrieren Promoterinnen vor Ort denMarktbesuchern, wie einfach und schnellleckere Marmeladen und Konfitüren mit demGelierzucker von Nordzucker selbst gemachtwerden können. Besuchen können Sie uns inausgewählten norddeutschen Real- und Edeka-Märkten.

Wir freuen uns auf Sie!

Ilka Schweer

Endverbraucher-Anzeigeund Sonderplazierungs-

Display 2004

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Seit der Vorlage der vier Optionen durch dieBrüsseler EU-Kommission formuliert der Vor-sitzende immer wieder neu und mit Nachdruck,worum es Nordzucker, den Aktionären undRübenanbauern geht: Um den Erhalt desZuckerrübenanbaus und der Zuckererzeugungin Europa, insbesondere in Norddeutschland.Nicht nur eine Sache des Geldes, sondern vorallem eine Sache des politischen Wollens. Sosei die zunächst diskutierte Option "Liberali-sierung der Marktordnung" mittlerweile vomTisch. Sie hätte das Ende des Rübenanbaus inEuropa bedeutet. "Das ist auch ein Erfolg guterLobbyarbeit", stellt Nöhle fest. Die aktuelle De-batte konzentriert sich auf die Option "Quotenfür alle" – Für alle europäischen Rübenanbaueraber auch für die LDC (Least Developed Coun-tries, die ärmsten Länder der Welt) – und AKP(Afrikanisch-karibisch-pazifische) - Länder.Deren Interessenlage ist dabei eine besondere.Sie profitieren direkt vom Zuckerexport in dieEU durch feste Quoten und garantierte Preise.

Ihre Erlöse durch hohe europäische Zucker-preise sind eine Art Entwicklungshilfe. Dras-tisch gesenkte Zuckerpreise würden auch invielen dieser Länder die Zuckererzeugungschlicht unrentabel machen. Nöhle betontwährend zahlreicher Kontakte und Treffenmit Politikern aller Parteien immer wieder die Vorzüglichkeit der bestehenden Zucker-marktordnung (ZMO): "Die ZMO muss inihrem Kern mit den Säulen Quotenregelung,Außenschutz und Mindestpreis erhalten bleiben, damit weiterhin eine regionale, euro-päische Rübenproduktion und Zuckererzeu-gung sichergestellt ist." Dennoch reiche einerein europäische Neuregelung der ZMO nichtaus. Vielmehr sei Zucker im Rahmen derWTO-Verhandlungen als sensibles Produktauf dem Weltmarkt zu behandeln. "Wir stehenfür alle Diskussionen gern zur Verfügung undsprechen mit Politikern. Unser Ziel bleibt es,eine tragfähige Marktordnung in Europa zuerhalten, Rübenanbau zu sichern und Nord-zucker weiterzuentwickeln", sagt Nöhle.

Der Erste Parlamentarische Ge-schäftsführer der SPD-Bundestags-fraktion, Wilhelm Schmidt, versprachbei seinem jüngsten Besuch inBraunschweig, sich zu kümmern. Er stellte in Aussicht, Kontakte zuweiteren Politikern seiner Fraktionzu vermitteln. "Handlungsbedarf istangesagt, die Zeit für eine guteLösung ist knapp".

Der "alte Hase" der Europa-Politik,EVP-Vorsitzender Professor Hans-Gert Pöttering, richtete seinAugenmerk auf die Europawahl:"Nach der Neukonstitution der EU-Kommission zum 1. November wer-den wir als Anwalt des ländlichenRaums die berechtigten Anliegender Zuckerrübenanbauer und derZuckerindustrie unterstützen."

Ewa Klamt, EU-Abgeordnete für dieCDU meinte, dass gut gemeinteAktionen z.B. für die LDC´s nichtden eigenen Rübenanbau bedrohendürften. "Wir sägen den Ast ab, aufdem wir sitzen", Niedersachsenmüsse als Agrarland Nummer einsals Rübenstandort erhalten bleibenund seine Stimme im Sinne derLandwirte erheben.

Die Hannoveraner Landesbischöfin,Dr. Margot Kässmann, zeigte eineklare Haltung: Die Landeskircheund hier besonders der kirchlicheDienst auf dem Land setze sich fürden Erhalt der Zuckermarktordnungein. Kirche sei für die Menschenzum Beispiel in Form des Notfall-telefons da. Für die Landwirtschaftwerde die evangelische Kirche auchin Brüssel ihren Einfluss als einestarke Lobbygruppe geltend machen,

Fortsetzung auf Seite 38 Ω

TREFFPUNKT NORDZUCKERTREFFPUNKT NORDZUCKER

AKZENTE 2/2004 37

Marktordnungsdebatte: Auf dem richtigen Weg, aber noch längst nicht am Ziel Politiker informieren sich bei Nordzucker

Das Credo des Nordzucker-Vorstandsvorsitzenden ist eindeutig: "Ein jeder kämpfe an seinem Platz,

nur so werden wir mit Ausdauer und Überzeugungswillen zu einem guten Ergebnis für Landwirtschaft

und Industrie gelangen." Worüber Ulrich Nöhle und seine Kollegen auf zahlreichen Veranstaltungen

mit Politikern und Interessenvertretern sprechen, liegt auf der Hand: Mögliche Änderungen der

Zuckermarktordnung treiben ihn und seine Vorstandskollegen um.

Ewa Klamt

Prof. Hans-Gert Pöttering

Wilhelm Schmidt

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damit die Zuckermarktordnungerhalten bleibe. Und mit einemBlick auf die Situation der Zucker-rohrindustrie in Brasilien sagtesie: "Das Kapital profitiert, abernicht der Mensch".

Dr. Peter Struck, Verteidigungs-minister und Bundestagsabge-ordneter für den Wahlkreis Cellesagte zu, sich für den Erhalt desRübenanbaus einzusetzen. "Ichwerde mit meinen Kollegen über die stärkere Einbeziehung derZuckerthematik in die WTO-Ver-handlungen sprechen. Wir müs-sen auf europäischer Ebene eineeinheitliche Position vertreten.”

Abschließend unterstrich er diehohe Bedeutung des Zuckerrüben-anbaus für die Region Uelzen.

Ebenfalls einsetzen wollen sichdie niedersächsischen PolitikerHeinrich-Wilhelm Ronsöhr,Jochen-Konrad Fromme undFrank Oesterhelweg. Die Politi-ker sagten zu, sich auf allen zurVerfügung stehenden Ebenen für

den Erhalt des Rübenanbaus in Norddeutsch-land zu engagieren.

Die Vorsitzende des SPD-Arbeitskreises Land-wirtschaft im niedersächsischen Landtag, KarinStief-Kreye, gab den Rat, die Diskussion um dieZuckermarktordnung noch mehr in die Breitezu streuen und versprach, im Herbst zur Rü-benkampagne mit den SPD-Agrarspezialistenwieder zu kommen, um sich ein Bild einerFabrik "unter Dampf" machen zu können.

Der ehemalige niedersächsische Agrarminister,Uwe Bartels, beurteilte die Diskussion um dieReformoptionen als "richtig schwierige Gemen-gelage". Dennoch werde er sich bemühen, dieForderungen der niedersächsischen Zuckerin-dustrie in Brüssel in die Kommission zu tragen.

Dr. Carola Reimann, SPD-Bundestagsabgeord-nete aus dem Wahlkreis Braunschweig, be-kräftigte: "Die vorgelegten Optionen zur Re-form des EU-Zuckermarkts sind noch nichtder Stein der Weisen". Reimann traf mit Aus-schussmitgliedern des SPD-UnterbezirksBraunschweig den Vorstand der NordzuckerAG, "Rübenanbauer und Zuckerindustrie inEuropa, Deutschland und in unserer Regionmüssen bei allem Wettbewerb eine faireChance erhalten, um überleben zu können".

TREFFPUNKT NORDZUCKERTREFFPUNKT NORDZUCKER

38 AKZENTE 2/2004

Verteidigungsminister Dr. Peter Struckbesuchte das Werk Uelzen

Dr. Carola Reimann mit Dr. Ulrich Nöhle

Frank Oesterhelweg, Heinrich-WilhelmRonsöhr, Jens Fokuhl und Jochen-Konrad

Fromme trafen sich in Braunschweig

Karin Stief-Kreye und Uwe Bartels besuchten mitParteikollegen das Werk Uelzen

Fortsetzung: Marktordnungsdebatte: Politiker informieren sich bei Nordzucker

Landesbischöfin Dr. Margot Kässmann mit Jens Fokuhl

Page 39: 2004-07_Akzente

Die Europaabgeordnete Dr. Godelieve Quist-houdt-Rowohl empfahl, die Auswirkungen desWeltzuckermarkts auf die europäische Situationnoch stärker zu verdeutlichten. "Stellen Siedie Vorteile der jetzt geltenden europäischenRegelung für die Entwicklungsländer heraus,die nach den zurzeit diskutierten Vorschlägender Kommission klare Verlierer wären". DieEuropaabgeordnete teilt die Auffassung desVorstands, eine abschließende Positionierungerst nach der Entscheidung des WTO-panels,das Brasilien, Australien und Thailand gegendie EU angestrengt haben, vorzunehmen.

SPD-Bundestagsmitglied Dr. WilhelmPriesmeyer forderte, auf Zugeständnisse voneuropäischer Seite im Rahmen der Diskussionum die Zuckermarktordnung zu verzichten,solange der weltweite Rahmen zwischen EU,Mercosur und WTO ungeklärt ist.

....übrigens: "Lobbyarbeit" ist laut Nöhle nichtsAnrüchiges, Ungerechtes oder etwas, was sich"im Dunkeln" oder an Kneipentischen abspielt.Lobbyarbeit ist das offene, konstruktive Analy-sieren, Interpretieren, Bewerten und letztlichdas Vermitteln von komplexen Sachzusammen-hängen zwischen verschiedenen Interessen-gruppen. Die Zuckermarktordnung ist das besteBeispiel: Für eine komplexe Materie, die nurnoch wenige verstehen, über die aber viele ab-stimmen sollen, gilt es, dass Nordzucker alsZuckererzeuger berechtigte Ansprüche geltendmacht. Wer seine Auffassung offen, integrativund sinngebend vertritt, kann Menschen fürsich gewinnen; wer seine Meinung nicht ver-tritt, hat schon verloren.

Tanja Schneider-Diehl

TREFFPUNKT NORDZUCKERTREFFPUNKT NORDZUCKER

AKZENTE 2/2004 39

Dr. Godelieve Quisthoudt-Rowohl (mitte) mit Dr. Ulrich Nöhle und Günter Jakobiak

Hubertus Heil und Dr. Wilhelm Priesmeyerinformieren sich im Werk Clauen

Die Präsentation war Bestandteil der Banken-Information im Zuge einer bei Nordzuckererstmalig durchgeführten, neuartigen Kredit-vergabe. Dabei hat Nordzucker ihre bisherigenKreditlinien – vergleichbar mit einem Dispo-sitionskredit – in Höhe von 200 MillionenEuro auf einen sogenannten syndiziertenKredit umgestellt. Die Kreditausschreibungwurde unter Federführung der DeutschenBank und der Commerzbank durchgeführt.

Fortsetzung auf Seite 40 Ω

Um‘s Geld und um die Kreditwürdigkeit ging es im Mai 2004, als sich Vertreter von 24 europäischen

Banken in Nordstemmen zu einer Präsentation der Nordzucker trafen. Im Rahmen seines Vortrags

erläuterte der Vorstandsvorsitzende Dr. Ulrich Nöhle die wirtschaftliche Situation des Unternehmens

ebenso wie die Entwicklung der Zuckermarktordnung und die Strategie der Nordzucker.

24 Banken zu Besuch bei Nordzucker – Neues Finanzierungskonzept umgesetzt

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Das Angebot von Nordzucker wurde von denBanken interessiert aufgegriffen. Die Ausschrei-bung in Höhe von 200 Millionen Euro warschließlich um 100 Prozent überzeichnet. Wiebei solchen Verfahren üblich, wurden dieGebote der einzelnen Banken anteilig auf ins-gesamt zusammen rund 200 Millionen Eurogekürzt. Mit der großen Resonanz würdigeder Markt die einwandfreie Bonität derNordzucker, urteilten Mark van den Arendund Christof Mürb von der Deutschen Bank,Frankfurt. Die hohe Überzeichnung resultiereaus den soliden finanziellen Verhältnissenaber auch aus guten Zukunftsaussichten derNordzucker Gruppe. Eine entscheidende Rollespielte der erwartete positive Effekt aus derEU-Erweiterung, die durch kontinuierlicheInnovationen stetig erweiterte "Kompetenz inSüße" und zunehmende Kundenfokussierungder Nordzucker Gruppe.

Der syndizierte Kredit ist eine Kreditform, diefür Unternehmen in der Größenordnung derNordzucker zunehmend wichtiger wird. Nebender aufgrund der Höhe notwendigen Vertei-lung des Kredites auf mehrere Bankinstitutebesteht der Vorteil insbesondere darin, dassdie Kreditlinie auf drei Jahre fest zugesagtwird, solange bestimmte Bedingungen – sogenannte Financial Covenants – eingehaltenwerden.

Gerald Dohme

40 AKZENTE 2/2004

NORDZUCKER NEUE FELDERNORDZUCKER NEUE FELDER

Bezogen auf den fossilen Primärenergiever-brauch in der EU beträgt das Potenzial ca. zweiProzent. Damit ist das technische Strohpoten-zial im Kontext der Gegebenheiten im Energie-system Europa durchaus energiewirtschaftlichrelevant. Jedoch ist das gesamte technischePotenzial u. a. infolge einer konkurrierendenNutzung nur eingeschränkt erschließbar. Dievergleichsweise geringe Nutzung von Strohliegt u. a. an den gegenüber Holz teilweiseungünstigeren Brennstoffeigenschaften undan den starken Schwankungen der Verfügbar-keit in den einzelnen Ländern.

Besonderheiten beim Getreideanbau mit Strohgewinnung

Stroh von Weizen, Roggen und Triticale wirdals geeigneter Brennstoff für den Betrieb von

Heizwerken identifiziert. Vorwiegend erfolgtdie Strohbergung nach separater Körnernut-zung. Die alternative Gewinnung von Getrei-deganzpflanzen ist weniger häufig.

Zigarrenbrenner vorherrschend

Bei größeren Strohverbrennungsanlagen hatsich der Zigarrenbrenner als Feuerungssystemdurchgesetzt. Dieses Verfahren bewältigt diepraktischen Schwierigkeiten durch Verschmut-zung, Verschlackung, Heizflächenkorrosionam besten, jedoch können die genanntenProbleme nicht als gelöst betrachtet werden.

Am Markt sind ebenfalls (kleinere) Anlagen zurVerbrennung von Korn (und anderer Biomasse)verfügbar. Investoren sollten sich in jedem Fallversierter Berater bedienen.

Wärme aus Stroh und Korn

Die technischen Potenziale der Strohverbrennung in der Europäischen Union (EU) liegen

bei rund 800-970 Peta Joule/a (1 Billiarde 1015 J). Stroh hat bezogen auf das in der EU vorhan-

dene Gesamtpotenzial an biogenen Festbrennstoffen einen Anteil von ca. 10-15 Prozent.

Jens Fokuhl im Gespräch mit Bankenvertretern

Vertreter 24 europäischer Banken informierten sich in Nordstemmen über Nordzucker.

Page 41: 2004-07_Akzente

NORDZUCKER NEUE FELDERNORDZUCKER NEUE FELDER

AKZENTE 2/2004 41

Hindernis der Emissions- und Genehmigungsvorschriften

Die feuerungstechnischen Eigenschaften vonStroh bedingen vergleichsweise hohe Emissio-nen. Die in Deutschland geltenden Emissions-und Genehmigungsvorschriften stellen sehrhohe Anforderungen, die bei der letzten Geset-zes-Novellierung sogar noch verschärft wordensind. Im Ergebnis ist für Feuerungsanlagenunter 1 MWth derzeit keine kostengünstigeund damit wirtschaftliche Entstaubungstechnikvorhanden. Mittlere Anlagen ab einer Größevon 100 kWth werden wegen der resultierendenhohen zusätzlichen Investitionen und Neben-kosten im Betrieb weder von Betreibern neuangeschafft noch von Anlagenbauern weiterentwickelt. Da der Bereich von 100 kW bis 5 MWbesonders für landwirtschaftliche Betriebe vonInteresse ist, wird der Handlungsspielraumdadurch stark eingeschränkt.

Eingeschränkte Zulässigkeit der Brennstoffe

In kleinsten Anlagen bis 15 kWth ist der Ein-satz von Stroh, Ganzpflanzen und Getreideüberhaupt nicht zugelassen. Anlagen zwischen15 kWth und 100 kWth sind nur für Strohund Energiepflanzen wie Schilf, Miscanthus,Heu und Maisspindeln zugelassen. In Anlagenüber 100 kWth ist nur Stroh als zugelassenerBrennstoff explizit aufgeführt. Andere pflanz-liche Stoffe werden nicht erwähnt.

Wirtschaftlichkeit von großen Stroh-heizwerken nur bei Subventionierung

Große Heizwerke arbeiten mit niedrigerenspezifischen Kosten als klein dimensionierteAnlagen. Wenn auch Stroh und halmgutartigeBiomasse im Vergleich zu anderen biogenenReststoffen relativ günstige Bereitstellungs-kosten aufweisen, so zeigt sich Stroh bei derAnalyse der Stromgestehungskosten als nichtwettbewerbsfähig. Lediglich die Mitverbren-nung von Stroh (und/oder Waldrestholz) inbestehenden großen Steinkohlekraftwerkenwird für machbar gehalten. Jedoch ist derEinsatz von Stroh immer noch wesentlichteurer als eine Stromerzeugung ausschließlichüber Steinkohle. Um Strohheiz(kraft)werke indie Zone der Wirtschaftlichkeit zu bringen,würden Subventionen benötigt.

Organisation und Finanzierung von Biomasseheizwerken

Bei Organisation und Finanzierung eines Heiz-werks wird die Einbindung von Gebietskörper-schaften, Versorgungsunternehmen und gege-

benenfalls der Energieverbraucher empfohlen.Nicht zuletzt ist zur Risikobegrenzung das Modelldes Contracting für Strohheizwerke zu prüfen.Die Planung von Heizwerken sollte erfahrenenIngenieurbüros übergeben werden, die Erfah-rung in der Abarbeitung eines optimiertenTermin- und Aufgabenplans vom Planungs-beginn bis zum reibungslosen Betrieb des Heiz-(kraft)werks haben.

Fördermöglichkeiten

Als wesentliche Förderinstrumente für automa-tisch beschickte Biomasseheizanlagen stehendas Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP)und das Marktanreizprogramm (MAP) zur Ver-fügung. Diese Förderinstrumente gehen alsBasis in die Förderprogramme der jeweiligenLänder ein, die gegebenenfalls noch über spe-zielle regionale Programme oder Fördertöpfeergänzt werden. Ob am Ende tatsächlich För-dermittel angeboten werden, ist fraglich, da inder Regel die Wirtschaftlichkeit nachgewiesenwerden muss. Dies dürfte im Zusammenhangmit oben gemachten Aussagen zur Rentabili-tät von Strohheizwerken schwierig sein. Unserefür Nordzucker-Rübenanbauer und Aktionäreerstellte Dokumentation nennt zuständigeStellen für die Regionen in Norddeutschland.

"Heizen mit Weizen" – Ethisch umstritten

Die ethische Bewertung der Getreideverbren-nung kommt in einzelnen Bundesländern zuunterschiedlichen Ergebnissen. Als Eckpunktedes Meinungsspektrums seien hier nur zweiBundesländer herausgegriffen: Während inNiedersachsen der Beirat für nachwachsendeRohstoffe am Landwirtschaftsministerium zueiner grundsätzlich positiven Beurteilung des"Heizens mit Weizen" kommt, zeigt z. B. dasLand Schleswig-Holstein eine zurückhaltendebis ablehnende Haltung gegenüber der Korn-verbrennung. Gleichwohl werden auch indiesem Land Fördermaßnahmen nicht grund-sätzlich ausgeschlossen.

Die Neue-Felder-Dokumentation “Wärme ausStroh und Korn” enthält ferner Hinweise aufInformationsquellen im Zusammenhang mitForschung, Beratung, Planung und Finan-zierung sowie Marktinformationen über dieenergetische Verwertung von nachwachsen-den Rohstoffen. Auch werden ausgewählteBetreiber und Lieferanten einschlägigerTechnik aufgeführt. Die Dokumentation istabrufbar unter Angabe der GP-Nummer imLandwirte-Portal oder unter e-mail:[email protected]

Thomas Graf

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42 AKZENTE 2/2004

NORDZUCKER NEUE FELDERNORDZUCKER NEUE FELDER

Watenstedt war zudem an das Eisenbahnnetzangebunden, so dass die geplante Zuckerfabrikper Bahn mit Kohlen aus den Gruben umHelmstedt versorgt werden konnte.

Die 51 Gesellschafter einigten sich vorerst aufein Grundkapital von 70.000 Thalern. Mit jederAktie war eine Rübenlieferungspflicht von fünfMorgen und mindestens 600 Zentner verbun-

den. Den ersten Vorstand bildeten die Direkto-ren Georg von Hantelmann, Heinrich Meyer,Friedrich Hühne und Heinrich Engelbrecht.

Der Bauablauf überschritt sowohl die geplantenKosten als auch die Zeitpläne. Die Folge war,dass das Gründungskapital nicht ausreichteund der Vorstand sich gezwungen sah, ein Dar-lehen von 40.000 Thalern vor der ersten Kam-

Am 20. April 1864 trafen sich 50 Landwirte aus Watenstedt, Gevensleben, Barnstorf, Warle, Beierstedt und

Winnigstedt im Weiheschen Gasthaus zu Gevensleben zur Gründung einer Zuckerfabrik. Die Wahl des Stand-

orts fiel auf Watenstedt. Hier waren die besten Voraussetzungen für den Transport von Rüben und Kohle

vorhanden und der Fluss Soltau sicherte die Versorgung der Fabrik mit dem notwendigen Produktionswasser.

Die Zuckerfabrik Watenstedt

Gemäß den Zielsetzungen der Politik wird dieEinführung von Biogas unterstützt. Allerdingsführte die Förderung in vielen Neubauprojek-ten zu einer Vernachlässigung der Rentabilität.

Biogasproduktion löst sich von Viehhaltung

Neben dem traditionell verwendeten Grund-substrat Gülle werden zunehmend auch ande-re organische Stoffe aus der Pflanzenproduk-tion zu Biogas vergoren. Für diese sogenannteKo-Fermentation kommen Biomasse von Still-legungsflächen (z. B. Mais) oder landwirtschaft-liche Reststoffe wie beispielsweise Grüngut,Rübenblatt, Kartoffelkraut, Hühnerkot etc. inFrage. Hervorzuheben ist, dass die Biogaspro-duktion sich damit zunehmend von der Vieh-haltung löst und sich als Veredelungszweig fürAckerbaubetriebe anbietet.

Strom und Wärme aus Biogas

Seit Einführung des Stromeinspeisungsgeset-zes hat die Erzeugung von Strom und Wärme(Kraftwärmekoppelung) in Blockheizkraftwer-ken (BHKW) die direkte Wärmeerzeugung imHeizkessel weitgehend verdrängt. BHKWbestehen aus einem mit Biogas betriebenenVerbrennungsmotor, der einen Generator zurErzeugung von elektrischer Energie antreibt.Nur ca. 40 bis 45 Prozent der Bruttoenergie

aus Biogas können in Strom umgesetzt werden.Die restliche Energie ist Wärme, die ebenfallsvermarktet werden sollte, um die Rentabilitätzu verbessern.

Die Langfassung der Dokumentation ist abruf-bar unter Angabe der GP-Nummer im Land-wirte-Portal oder unter e-mail:[email protected]

Thomas Graf

Die Energiegewinnung durch Vergärung ist seit langem bekannt, doch erst seit Anfang der

90er Jahre wird Biogas in nennenswertem Umfang genutzt. In derzeit ca. 2.000 Anlagen in

Deutschland werden ca. 250 MWel Strom produziert.

Strom und Wärme aus Biogas

Energie Einspeisegesetz (EEG)

Die Novelle des EEG ist im April 2004 vomDeutschen Bundestag verabschiedet wor-den. Von der Behandlung im Vermittlungs-ausschuss werden keine für die Landwirt-schaft wesentlichen Änderungen erwartet.Die Neuerungen wurden von der Fach-agentur für Nachwachsende Rohstoffesowie von Fachleuten und Verbänden imBereich Bioenergie sehr begrüßt, nachdemdie Vergütungssätze für Biogas deutlichverbessert worden sind. (Einzelheiten unterwww.fnr.de / Rubrik Aktuelles). Dieökonomischen Auswirkungen der neuenBeschlüsse auf den Betrieb von Biogasan-lagen werden in der folgenden Ausgabevon Akzente diskutiert.

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HISTORISCHESHISTORISCHES

AKZENTE 2/2004 43

pagne aufzunehmen, die am 2. November 1865anlief und in der 160.000 Zentner verarbeitetwurden. Schon 1872 erfolgten erste Umbau-maßnahmen. Die Fabrik wurde auf das mod-ernere und effektivere Diffusionsverfahren zurEntzuckerung der Rübenschnitzel umgestellt.Diese Maßnahme zeigte Erfolg: In der Kampag-ne von 1874 wurden 208.000 Zentner verarbeitet.

In den 1880er Jahren war der Zenit der Fabrik-gründungen erreicht und die Zuckerpreise fielenmit dem steigenden Zuckerangebot. Seit derFabrikgründung in Watenstedt war der Zucker-preis um fast 50 Prozent gefallen, so dass es1885 erstmals keine Dividende für die Aktionä-re gab. Umsatz stützende Maßnahmen bestan-den in einer ganzen Reihe von Modernisierun-gen. Zur Erhöhung der Tagesverarbeitung wur-de 1891 das Zuckerhaus komplett erneuert.

Das Dürrejahr 1911 führte zu katastrophalenErnteausfällen. Wassernot und Rübenmangelbeendeten die Kampagne bereits am 17. Novem-ber nach einer Verarbeitung von nur 182.000Zentnern. Bei der benachbarten Zuckerfabrikin Jerxheim mag dieser Kampagneausfall auchzur Schließung im Jahre 1913 beigetragenhaben. Ihre Gesellschafter schlossen sich derZuckerfabrik in Watenstedt an.

Im schwierigen Jahr der Inflation 1923 schlossensich die Watenstedter zu einer Interessenge-meinschaft mit den Zuckerfabriken Söllingenund Aderstedt zusammen. Diese war jedochnicht von Dauer.1932 kam es zu einem Werk-lohnvertrag mit der Süddeutschen Zuckerak-tiengesellschaft, der sich zu einer jahrzehnte-langen Geschäftsverbindung entwickelte. DieseKoalitionen waren notwendig geworden durchweltweite Zuckerüberproduktionen, die 1931zur Kontingentierung der Zuckererzeugungfür den Inlandsmarkt führte. Für Watenstedtbedeutete das eine Verringerung des Rüben-anbaus um 25 Prozent, sorgte aber für eineallmähliche Stabilisierung des Zuckerpreises.Nach schwierigen Kriegsjahren besetzten ameri-kanische Truppen Watenstedt am 11. April 1945.Anschließend übernahm die britische Militärre-gierung die Verwaltung der Fabrik. Zur gegen-seitigen Unterstützung und Überwindung desbei allen Fabriken herrschenden Rohstoff- undErsatzstoffmangels gründete sich 1945 die "Ar-beitsgemeinschaft Braunschweiger Zuckerfabri-ken". Mit der Herstellung eines Verbrauchsroh-zuckers, der als Nahrungsmittel unraffiniertabgegeben wurde, startete die WatenstedterFabrik in der ersten Nachkriegskampagne.Schon bald standen wieder Modernisierungs-aufgaben wie die mechanische Rübenabladung1947, die die Firma Fölsche aus Halle über-nahm, im Vordergrund. Hinzu kam die An-

schaffung einer Dampfturbine im Jahr 1952,die den Grundstein für die allmähliche Elektri-fizierung der Fabrik legte.

1957 beschlossen die Gesellschafter zusammenmit den Fabrikleitungen von Schöppenstedt undKönigslutter die Übernahme der Geschäftsan-teile der Söllinger Zuckerfabrik, nachdem dieseden Betrieb eingestellt hatte. Verbunden damitwar eine deutliche Verbesserung der Rüben-versorgung für Watenstedt.

1964 konnten die Watenstedterdas 100-jährige Bestehen ihrerFabrik feiern. Zu diesem Zeit-punkt ahnten die Jubilarenoch nicht, dass zehn Jahrespäter verschärfte Konkurrenz-bedingungen ihren Tributfordern würden: Im Jahr 1974schlossen sich die Tore derFabrik für immer. Die Gesell-schaftsanteile wurden von derZuckerfabrik Königslutterübernommen. Heute erken-nen nur noch Eingeweihteden Ort, wo sich 110 Jahrelang die Fabrikanlage aus-dehnte.

Manuela Obermeier

Die ZuckerfabrikWatenstedt 1971

Arbeiten an denZentrifugen währendeiner Kampagne in den 1950er Jahren

Auf den Gründungsaktien ist dieerste Fabrikanlage festgehalten

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NordzuckerFür die süßen Augenblicke im Leben

Die Amaretti zerreiben und mit allen anderen Zutatenvermixen. Die Masse in eine Metallschlüssel füllen und ca.zwei Stunden gefrieren lassen, dabei alle 15 Minuten gutdurchrühren, bis das Eis fest ist. Eiskugeln formen.

Joghurt-Pfirsich-EisZutaten:450g Vollmilchjoghurt2TL Zitronensaft40g Nordzucker Feinster Zucker5 Pfirsiche

Vollmilchjoghurt mit Zitronensaft und Feinstem Zuckerverrühren, in eine Metallschüssel füllen, ca. eine Stundegefrieren lassen, dabei alle 15 Minuten durchrühren.Pfirsiche mit kochendem Wasser überbrühen, häuten,halbieren und entsteinen. Zwei Hälften würfeln.Den Rest pürieren, mit den Pfirsichwürfeln unter dasEis rühren. Zwei Stunden gefrieren lassen, bis das Eisfest ist. Eiskugeln formen.

Bananen-EisZutaten:200g Bananen80g Nordzucker Feinster Zucker100ml Milch100ml Sahne1TL Zitronensaft

Alle angegebenen Zutaten miteinander pürieren. DieMasse in eine Metallschüssel füllen und ca. zwei Stundengefrieren lassen, dabei alle 15 Minuten gut durchrühren,bis das Eis fest ist. Eiskugeln formen.

Amaretto-EisZutaten:120g Amaretti (Mandelmakronchen)4 sehr frische Eigelb150g Nordzucker Backträume Vanille400g Milch4cl Amarettolikör

Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 BraunschweigPSdg, H61179, Deutsche Post AG, Entgelt bezahltSommerzeit

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