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Herausgeber Bernd Klaedtke & Michael Thissen Feuerwehrchronik 6. Jahrgang 31.07.2010 Nr. 4 Stefan Specht Notgeldscheine - Stadtbrände durch Kriegsein- flüsse Seite 70 Ursula Borstorff Notgeldscheine - Darstellung von Stadtbränden und Feuersbrünsten Seite 85 Ursula Borstorff Notgeld der Stadt Arnstadt Seite 87 Termin? Seite 88 Impressum Seite 88

2010-04 Notgeldscheine Layout 1 - Feuerwehrchronik · „Vae victis!“ Notgeldschein von Elmshorn Wert: 150 Mark Sammlung D. Peters, Berlin Bildliche Darstellung: Brandruinen Text:

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  • Herausgeber

    Bernd Klaedtke & Michael Thissen

    Feuerwehrchronik6. Jahrgang 31.07.2010 Nr. 4

    Stefan SpechtNotgeldscheine - Stadtbrände durch Kriegsein-flüsseSeite 70

    Ursula BorstorffNotgeldscheine - Darstellung von Stadtbrändenund FeuersbrünstenSeite 85

    Ursula BorstorffNotgeld der Stadt ArnstadtSeite 87

    Termin?

    Seite 88

    Impressum

    Seite 88

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    Notgeldscheine - Stadtbrändedurch Kriegseinflüsse* Stefan Specht

    Um die Not zu versinnbildlichen, in der man zudieser Zeit lebte, wurden auch bei einigen Not-geldausgaben auf Stadtbrände, die auf Un-glücke oder kriegerische Ereignisse zurückzu-führen waren, Bezug genommen. Für die deut-sche Zivilbevölkerung war bis dahin der 30-jährige Krieg das schlimmste was man sichvorstellen konnte, vermutlich sind deswegendie meisten Notgeldscheine mit Stadtbrand-motiven aus dieser Zeit.

    Kurzabriss über den 30-jährigen Krieg(1618 - 1648)Der 30-jährige Krieg ist, genau betrachtet, eineZeitspanne in der vier Kriege direkt hinterein-ander auf deutschem Reichsgebiet stattgefun-den haben. Er wird von Historikern folgerichtigdann auch in vier verschiedene Konflikte auf-geteilt. Für uns ist die Zeit des letzten Konflik-tes (1635 - 1648) am interessantesten, ausdieser Zeit beziehen die meisten Notgeld-scheine ihre Motive. Diese vier Konflikte be-nennen Historiker heute nicht nach den betei-ligten Kontrahenten, sondern nach den jeweili-gen Gegnern des Kaisers.

    Der Böhmisch-Pfälzische Krieg (1618 -1623)In Böhmen lehnen sich 1618 protestantischeAdlige gegen ihren katholischen Landesherrnauf (Prager Fenstersturz). Im Jahr nach dem„Prager Fenstersturz“ wählen die böhmischenStände den calvinistischen (evangelischen)Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zu ihremneuen König. Daraufhin mobilisierte der abge-setzte Landesherr (der spätere Kaiser Ferdi-nand II.) ein Verteidigungsbündnis (die katholi-sche „Liga“) und schickt dieses zum Kampfgegen die Aufständischen. Die erste großeSchlacht wird am Weißen Berg, in der Nähevon Prag, 1620 von der katholischen Liga ge-wonnen. Ferdinand II. nimmt an den Aufstän-dischen blutige Rache und lässt Böhmen ge-waltsam katholisieren.

    Der Niedersächsisch-Dänische Krieg (1625- 1629)Der König von Dänemark, Christian IV., istdurch ein Lehnsverhältnis auch Herzog vonHolstein. Als solcher sieht er sich als Beschüt-zer der norddeutschen Protestanten. Durch dievon Ferdinand II. besetzten und gewaltsamkatholisierten Gebiete, in Bedrängnis geraten,zieht er als gewählter Heerführer der nieder-sächsischen Protestanten in den Krieg. Finan-

    ziell wird er dabei von England, Frankreich undden Vereinigten Niederlanden unterstützt.Doch sind seine Truppen der katholischen Ligaunterlegen und er muss sich vier Jahre späternach dem Frieden von Lübeck wieder zurückziehen.

    Der Schwedische Krieg (1630 - 1635)Jetzt tritt Gustav II. Adolf von Schweden aufden Plan. Um die Vormachtsstellung im Ost-seeraum zu sichern und auszubauen landetder schwedische König mit seinen Truppen1630 in Pommern. Als sogenannter „Heilsbrin-ger“ der deutschen Protestanten dringt er mitseinen Truppen, unterstützt von Brandenburgund Sachsen, bis nach Bayern vor. In derSchlacht von Lützen (1632) fällt Gustav II.Adolf. Ein Jahr später, nach der verheerendenSchlacht bei Nördlingen (1634) fallen die deut-schen Verbündeten ab und schließen mitFerdinand II. in Prag einen separaten Frieden.

    Der Schwedisch-Französische Krieg (1635 -1648)Die Schweden können sich kaum mehr gegendie vereinten Kräfte der österreichischen undspanischen Habsburger halten. In dieser Situ-ation greifen die Franzosen ein, die sich vonzwei Seiten bedroht fühlen. Für die Zivilbevöl-kerung fängt damit die schlimmste Zeit an.Durch das lange Soldatenleben total verroht,töteten, plünderten und brandschatzten Lands-knechte alles was ihnen im Weg stand. Diemeisten Notgeldscheine mit Kriegsmotiv be-ziehen sich auf diese Zeit.

    Notgeldschein der Stadt Colditz (an derZwickauer Mulde bei Leipzig)Wert: 50 Pfennig

    Bildliche Darstellung: Zwei brennende Ge-bäude an den Rändern, mittig ein TruppLandsknechteText: Als 1637 die Schweden zogen durch`sLand da wurde Colditz gänzlich von Ihnen nie-dergebrannt. Vae victis ! (lat.) → Wehe dem

    Sammlung D. Peters, Berlin

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    Besiegten!

    „Sein Schwert in die Waagschale werfen“ DerAusspruch geht auf einen Bericht des RömersLivius über den Gallierkönig Brennus zurück.Dieser, als sich die besiegten Römer sträub-ten,die auferlegten Kriegskontribution nach den zuschweren Gewichten der Feinde abzuwiegen,die Römer noch verhöhnend, sein Schwert indie Waagschale warf und dabei ausrief:„Vae victis!“

    Notgeldschein von ElmshornWert: 150 Mark

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: BrandruinenText: As de Sweden Elmshorn in Brand harrnleggtWeer Gottes Hus toerst (?) wedder t´rechtDat schull bedüden: Op Gott wölt wi buenIn fasten Vertruen!

    Als die Schweden Elmshorn in Brand habengelegt (im Jahr 1643)Wer Gottes Haus zuerst (?) wieder trägtDas soll bedeuten: Auf Gott wollen wir bauenIm festen Vertrauen

    Vielleicht befindet sich unter den Lesern je-mand der norddeutsches Platt sprechen kannund diesen Vers komplett „übersetzen“ kann.

    Im Jahr 1627 schlugen kaiserliche Truppen un-ter General Wallenstein ihr Lager in Elmshornauf, um gegen Glücksstadt, Krempe und Brei-tenburg vorzugehen. Im Jahr 1627 wurdeElmshorn von marodierenden kaiserlich kroati-schen Truppen gebrandschatzt. 1643 wurdeElmshorn von einer durchziehenden schwedi-schen Armee niedergebrannt.

    Notgeld der Gemeinde Groß-FlottbeckWert: 50 Pf.

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Gültig vom 01.08.1921 - 01.09.1921Bildliche Darstellung: Landsknechte beimBrandschatzenText: 30jährig. Krieg

    Bis Redaktionsschluss war noch nicht geklärt,wann genau Groß-Flottbeck vom 30-jährigemKrieg heimgesucht wurde. Allerdings wurdeGroß-Flottbeck (heute ein Ortsteil im BezirkAltona [Hamburg]) ab 1640 in Personalunionvon den dänischen Königen regiert. DieSchweden standen aber wegen der Vormacht-stellung im Ostseeraum in Konkurrenz mitDänemark. Wenn, dann liegt der Brand imZeitraum 1630 - 1648.

    Notgeld des Kreises LiebenwerdaWert: 50 ?

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: EimerketteText: Der große Brand im Jahre 1681 (?)

    Auf dem Notgeldschein ist oben links der Orts-name Uebigau eingedruckt, Dort gab es einenGlockenturm der neben der Kirche „St. Nikolai”stand. Am Erntemarkt des Jahres 1681 zog einschweres Gewitter über die Stadt, die Blitzeschlugen in die strohgedeckten Häuser ein undsetzten diese in Brand. Der starke Wind triebdie Flammen von Haus zu Haus bis auch dieSt. Nikolai und der Glockenturm von den Flam-

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    men erfasst wurde. Dabei stürzte auch dieGlocke ab und schmolz in der Glut. Über dieseGlocke gibt es eine Sage.

    Die Sage von der wundersamen GlockeSusannaDie Stadt Uebigau liegt an der SchwarzenElster. Als die Region im 10. Jahrhundert vonKreuzrittern und deutschen Bauern besiedeltwurde, wurden diese von den dort lebendenWenden und Sorben freundlich aufgenommen.Im Laufe der Jahre wurden von deutschenSiedlern und Wenden eine imposante Kirche inUebigau errichtet, und in diesem Glockenturmwurde die Glocke mit Namen Susanna aufge-hängt. Diese entwickelte aus Dankbarkeit überdas friedliche Zusammenleben von deutschenNeusiedlern und Wenden wundersame Kräfte.Sie hatte mit ihrem Geläut Macht über jegli-ches Unheil (z.B. Brände), wenn ein Bürger fürden anderen einstand, und sie schwieg, wennMissgunst, Arglist und Bedrückung der Armendie Bürger entzweite. Sie begann von selbst zuläuten wenn in der Stadt Feuer entstand undsollte auch die Brandglut eindämmen können.Bereits zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegesmissachteten die Bürger den Mahnruf derGlocke. Viele versuchten in diesen Notzeitenmit Wucher und unehrlichen Geschäfte sichauf Kosten anderer zu bereichern. Als währenddes Krieges ein Brand ausbrach schwieg dieGlocke trotz allen Bittens und Wehklagen.

    Notgeld der Stadt PerlebergWert:

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Serie von sechs Scheinen, davon zwei mitFeuerwehrmotivBildliche Darstellung: StadtansichtText: tru det is en seltzen gastTreue das ist ein seltener Gast

    PerlebergAnno ... Im Feuer versunken ... 1638Bildliche Darstellung: brennender Kirchturm

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Text: Wer den het der helt em fastWer den hat, der hält ihn fest

    In Flammen aufgegangenIm November 1638 wurde Perleberg von kai-serlichen Truppen heimgesucht. Die Stadt wur-de gebrandschatzt, die Bevölkerung gefoltertund die Frauen vergewaltigt. Von den ehemalsca. 3.500 Einwohnern sollen nur 300 überlebthaben.

    Jubiläumsnotgeld der Kreishauptstadt Ans-bachWert: jeweils 25 und 75 PfennigSerie von 16 Notgeldscheinen, jeweils achtScheine mit 25 Pf. und 75 Pf.

    Bildliche Darstellung:Im Hintergrund brennende Gebäude, im Vor-

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    dergrund LandsknechteText: 1647 - Der Schwed

    Die Stadt Ansbach feierte im Jahr 1921 ihr 700-jähriges Stadtjubiläum. Zu diesem Anlass wur-den die Notgeldscheine herausgegeben. Beider Motivauswahl wurden wichtige Ereignisse,wie die Brandschatzung durch die Schwedenim Jahr 1647, berücksichtigt.

    Gutschein der Stadt FürstenwaldeWert: 1 x 50 Pf. und 1 x 1 Mk.

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: StadtwappenText: Wer weiß, ob wir uns wiedersehn.Am grünen Strand der Spree.

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Landsknechte beim

    BrandschatzenText: 1631 Plünderung Fürstenwaldes

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Landsknechte beimBrandschatzenText: 1432 Die Hussiten plündern den Domund stecken ihn in Brand

    Die Hussiten (Bethlehemiten), gehen auf dentschechischen Theologen und Reformator JanHus zurück. Dieser übte Kritik am Reichtumder Kirche und ließ, in Glaubensfragen, nur dieBibel als gültig gelten. Außerdem erkannte erdie Unfehlbarkeit des Papstes nicht an. Diesführte zu seiner Hinrichtung (Verbrennung) am6. Juli 1415 während des Konstanzer Konzils.Der Schuldspruch wurde von der Mehrheit derböhmischen Bevölkerung und Teile ihrerNachbarn nicht anerkannt und 452 böhmischeAdlige sandten im September 1415 einen Pro-test an das Konstanzer Konzil und schlossenuntereinander ein Bündnis, in deren Folge eineböhmische Freiheitsbewegung entstand, diewesentliche Ziele von Jan Hus übernahm.

    Nach der Hinrichtung von Jan Hus im Jahr1415 versuchte der böhmische König Wenzeldie hussitischen Anhänger aus Staats- undKirchenämtern zu entfernen. Dies führte zueinem Aufstand, in deren Verlauf es am 30. Juli1419 zum ersten Prager Fenstersturz (dabeiwurden Ratsherren von Hussiten aus demFenster geworfen) kam. König Wenzel starb imAugust 1419, und sein Bruder Sigismundwurde zum König gekürt. Dieser wurde abervon den Hussiten nicht anerkannt, weil diesersein Versprechen (freies Geleit für J. Hus wäh-rend des Konstanzer Konzils) nicht hielt, imGegenteil, er wurde für die Hinrichtung verant-wortlich gemacht.In den folgenden Tagen, nach Wenzels Tod,unterwarfen hussitische Volksmassen in PragKirchen und Klöster der gewaltsamen Kelch-kommunion oder zerstörten/brandschatztensie. Diese Unruhen dauerten mehrere Wo-chen. Dies nahm im März 1420 Papst Martin V.

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    zum Anlass um seine Kreuzzugsbulle zu ver-fassen. Dieses führte dazu das aus dem Auf-stand ein Krieg wurde. Außerdem wurden imJahr 1420 die "Vier Prager Artikel" (Freiheit fürdie Predigt, für den Kelch, von säkularer Kir-chenherrschaft und von ungerechter weltlicherHerrschaft) verfasst. Solche Forderungen wur-den im wesentlichen vom Flügel der Calixtiner(lat. calix Kelch) als wichtig betrachtet. Dieradikaleren Taboriten, die eine Stadt in Süd-böhmen nach dem Berg Tábor benannten, diesich aus der mittellosen Land- und Stadtbevöl-kerung rekrutierten, wollten das Reich Gottesmit Waffengewalt errichten und wandten sichgegen die bestehende weltliche Ordnung mitFeudalismus und Monarchie sowie der Ab-schaffung etlicher kirchlicher Gebräuche undEinrichtungen. Außerdem kam es zu Graben-kämpfen innerhalb der Bewegung.Schon im Dezember 1419, während desersten sogenannten Kreuzzuges, erlitt einekaiserlich-katholische Einheit in der Nähe vonPilsen eine Niederlage sowie eine im März1420 in der Nähe des südböhmischenSudomĕř. Kaiserliche Truppen zogen zwar imJuni 1420 auf dem Hradschin (Prager Burg)ein, der Versuch ganz Prag zu erobern, schlugaber nach der Schlacht am Prager St.Veitsberg am 14. Juli 1420 fehl, genau soscheiterte, im Herbst 1420, die Eroberung derzweiten Prager Burg, des Vyšerad.Ein Sieg Friedrichs von Meißen über dieHussiten in der Schlacht bei Brüx im August1421 konnte nicht richtig genutzt werden undblieb ohne nachhaltige Wirkung. Im Septemberräumte ein Kreuzheer beim naheliegendenSaaz das Land in wilder Flucht, nachdem sichHussiten näherten. Damit scheiterte der soge-nannte zweite Kreuzzug.

    Der dritte Kreuzzug endete mit zwei schwerenNiederlagen der kaiserlich-katholischen Trup-pen bei Kuttenberg und Deutschbrod imJanuar 1422. Im Frühjahr 1423 brachenschwere Differenzen innerhalb der verschiede-nen hussitischen Strömungen auf. In derSchlacht bei Horschitz (April 1423) setztensich die radikalen Taboriten gegen die PragerFraktion (gen. Utraquisten) durch. Im Juni desJahrs kam es in Konopischt zu einem zeitwei-ligen Austausch zwischen den verschiedenenParteien. Als die Utraquisten im Oktober 1423Friedensverhandlungen mit Sigismund führtenund diese scheiterten, brach der innerhussiti-sche Konflikt wieder auf. In der Schlacht beiMaleschau (Juni 1424) behielten die Taboritenerneut die Oberhand gegen die Utraquisten.Nun war Mähren der Hauptkriegsschauplatz.Im Juli versuchte Herzog Albrecht von Süden

    her das Land zu erobern. Zu gleicher Zeit be-gann vom Westen her ein verheerender hussi-tischer Angriff. Alle habsburgisch-katholischgesinnten Städte wurden erobert und zerstört.Im Jahr 1425 wurde erstmals SchlesienKriegsschauplatz, aber die meisten militäri-schen Operationen wurden bis in den Herbstauf böhmisch-mährisches Gebiet durchge-führt. Im November 1425 drangen hussitischeTruppen erstmals bis nach Niederösterreichvor. Sinn dieser Operation war Herzog Al-brecht, der in Mähren mit wechselndem Erfolgoperierte, abzulenken, Beute zu machen unddas mährische Kriegsgebiet zu entlasten. ImLaufe dieser Operation wurden zahlreicheKlöster und Städte gebrandschatzt.

    Der vierte Kreuzzug endete für die katholi-schen Truppen am 4. August 1427 mit einerschweren Niederlage bei Tachau (Schlacht beiMies) in Westböhmen. Ab 1428 gingen dieHussiten zum Angriff auf katholische Basti-onen über, der Kriegszug verheerte Nieder-österreich und Teile Schlesiens. Im Jahr 1429gab es weitere militärische Operationen inNiederösterreich und in der Lausitz. Am 25.Juli 1429 kam es in Plauen zum Bündnis zwi-schen Wettinern und Hohenzollern gegen dieHussiten. Drei Monate später wurde Alten-dresden von den Hussiten niedergebrannt undwenige Monate später folgte ein Angriff derHussiten die Elbe abwärts bis nach Torgau undwestwärts in Richtung Leipzig durch dasVogtland bis nach Oberfranken. Der Kriegszugder Hussiten 1430 betraf Schlesien und derdes Jahres 1431 Teile Ungarns (westliche Slo-wakei). Auch einen Beschluss zur Bekämpfungder Hussiten auf dem Reichsparteitag in Nürn-berg (1431) konnte das Kriegsglück nicht wen-den. Ein fünfter Kreuzzug unter KardinalGiuliano Cesarini endete mit einer blamablenNiederlage bei Taus (August 1431). Ab dannsuchte der Kaiser nach einer Lösung auf Ver-handlungsbasis.

    Während den Verhandlungen, folgten 1432-34die weiträumigsten Operationen der Hussiten,die sich im Osten nach Oberschlesien und indie westliche Slowakei, im Norden in die Lau-sitz und Niederschlesien über die Neumark indas Land des Deutschen Ordens (RaumDanzig) und Polen zogen. Eine kleinere militä-rische Operation im April 1432 betraf Bran-denburg (u.a. Frankfurt/Oder, Bernau, Straus-berg und Fürstenwalde). Zwar hatte KurfürstFriedrich II. von Sachsen am 23. August 1423einen Sonderfrieden mit den Hussiten auf zweiJahre geschlossen, aber erst 1436 endeten dieKriegshandlungen überall.

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    Notgeld von BielschowitzWert: 1 Mark

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Ein Aufständischerund Industrielandschaft vor FlammenwandText: (in Deutsch und polnisch) Notgeld zurErinnerung an den polnischen Aufstand 1921Gültig bis 1. Oktober 1922Bielschowitz 29. Juli 1921Der GemeindevorsteherWosnitzi (?)

    In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg war auch dieGegend um Bielschowitz in die Kämpfe um diestaatliche Zugehörigkeit Oberschlesiens ver-wickelt. Bei der oberschlesischen Volksabstim-mung 1921 stimmten 6.212 Wahlberechtigtefür einen Anschluss an Polen und 4.105 Wahl-berechtigte für den Verbleib an Deutschland.Aufgrund des Versailler Vertrages kam dieStadt während der oberschlesischen Teilung1922 zu Polen.

    Notgeld von Landsberg in OberschlesienWert: Drei Scheine zu 50 Pfennig, 75 Pfennigund 100 Pfennig

    Bildliche Darstellung: Stadtwappen undFlusslandschaft mit GrenzpfählenText: Stadt Landsberg O/S 1241Dieser Schein wird bis zum 1. März 1922 beider Kämmereikasse eingelöst.

    Landsberg O/S. am 24. Mai 1921Befreiung v. d. polnisch. Insurgent. (Insurgen-tation → [lat. insurge sich erheben ] Aufstand)

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Links: Bauer; rechts:Soldat in der Mitte brennendes HausText: Landsberg in OberschlesienDie oberschlesische Frage – kann nicht ge-löscht werden

    Das brennende Haus in der Scheinmitte istmehr als Assoziation gedacht. Erstens soll esverdeutlichen das die Frage der Abstimmungjedem „auf den Nägeln brennt”, also angeht.Zweitens, wenn man doch noch flüchten muss,genauso gut „abgebrannt” (Verlust des Hau-ses) sein konnte und drittens es mit Sicherheitzu Brandstiftungen während des bewaffnetenKonfliktes kam.

    Philatelistisches Feuerwehrarchiv Lahnstein

    Die Volksabstimmung in OberschlesienAm 28. Juni 1919 wurde im Schloss von Ver-sailles der Friedensvertrag zwischen Deutsch-

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    land einerseits und von den SiegermächtenUSA, Frankreich und Großbritannien anderer-seits geschlossen. In diesem Vertrag wurdeninsbesondere Gebietsabtretungen und seineweitgehende Entwaffnung geregelt. Grenzge-biete Deutschlands (Elsaß-Lothringen, Saar-gebiet, Eupen und Malmedy, Schleswig-Hol-stein, Gebiete in West- und Ostpreußen, Ober-schlesien) wurden in diesem Vertrag anderenStaaten zugeordnet oder als Mandatsgebiete(Danzig, Memelgebiet, für das Rheinland lageine besondere Reglung vor) dem Völkerbundbestimmt. Über die Zugehörigkeit einiger Ter-ritorien sollte in Volksabstimmungen entschie-den werden. Insgesamt verlor Deutschland einSiebentel seines Staatsgebietes und ein Zehn-tel seiner Bevölkerung. In Oberschlesien wur-den das sogenannte Hultschiner Ländchenund das Siedlungsgebiet der Sudetendeut-schen dem neu gebildeten Staat Tschechos-lowakei zugeteilt. Die Volksabstimmung vom20. März 1921 in Oberschlesien ergab eineklare Mehrheit für den Verbleib bei Deutsch-land (Wahlbeteiligung 98%; für den Verbleibbei Deutschland 59,6%, für einen Zusammen-schluss mit Polen 40,4% ). Mit dem Ergebnisgaben die Polen sich nicht zufrieden und esbegannen blutige Kämpfe zwischen polni-schen und deutschen Freischärlern. Daraufhinbeschlossen die Alliierten die Teilung der preu-ßischen Provinz.

    Notgeldschein von FriesackWert: 75 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Ritter schießen miteiner Kanone die Burg in BrandText: Im Luch und Bruch am RhinestrandSchoß Friedrich die Quitzow – Burg in Brand,Der Quitzow flüchtete und ward verbanntAlsdann kam Ruhe in das Land (1413)

    Im Jahr 1409 erwarb Dietrich von Quitzow dieBurg Friesack wodurch der Ort größere Be-deutung erlangte. Allerdings waren die Brüder,

    Dietrich von Quitzow auf Friesack und seinBruder Johan (Hans) von Quitzow auf Plaue,sogenannte Raubritter und lagen mit den be-nachbarten Städten und Dörfern in Fehde. Umdem Raubrittertum in der Mark ein Ende zusetzen wurde der Nürnberger BurggrafFriedrich VI. von Hohenzollern als Landes-hauptmann eingesetzt. Im Februar 1414 ero-berte er dabei die Burg Friesack. Dabei kamauch eine große Kanone, genannt FauleGrete, zum Einsatz die am Tage drei 150 kgschwere Steinkugeln verschießen konnte.In den Wanderungen durch die Mark Bran-denburg; Band III, Seite 55 (Büchergilde Gu-tenberg) von Theodor Fontane wird nur voneiner Niederlegung der Mauer durch die großeBüchse (Kanone) erzählt, von einem Brandwar bis Redaktionsschluss nichts bekannt.

    Notgeldschein von Strausberg (Barnim)Wert: ½ Mark

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Vordergrund: Ritter;Hintergrund: brennende StadtText: Strausberg wird durch D. v. Quitzow imJahre 1402 belagert und eingenommen

    Notgeldschein von GebeseeWert: 50 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

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    Bildliche Darstellung: Ritter vor brennenderBurgText: Bei dem Thüringer Raubrittergericht ver-schont Kaiser Rudolf die Tretenburg nicht

    Notgeldschein von GeldernWert: 25 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Artillerie schießt Stadtin BrandText: Belagerung von Geldern 1703

    Während des Spanischen Erbfolgekrieges(1701 – 1713/14) wurde die Stadt in der Zeitvon Februar 1703 bis zum Dezember 1703 vonden Preußen belagert. Erst am 21.12.1703 ge-lang es die Stadt zu stürmen.

    Spanischer Erbfolgekrieg (1701 – 1714)Der spanische Erbfolgekrieg wurde um dasErbe des letzten spanischen Habsburger,König Karl II. von Spanien geführt. Eine Allianzum die österreichischen Habsburger und Eng-land kämpfte gegen eine durch Frankreich an-geführte Kriegskoalition. Dieser Krieg wurdeauch in den jeweiligen Kolonien auf dem ame-rikanischen Kontinent geführt. Letztlich gelanges Frankreich, mit Philipp V. die bis heute am-tierende Dynastie der Bourbonen auf denThron zu bringen. Die Kontrahenten waren:Philipp von Anjou → der zweite Sohn desDauphin Ludwig und Enkel von Ludwig XIV.von Frankreich, der ihn als Thronerbe lancier-te. Sein Anspruch stützte sich auf den Um-stand, dass seine Urgroßmutter, die spanischeInfantin Anna von Österreich, eine TochterPhilipp`s III. von Spanien und seine Großmut-ter, die Gemahlin von Ludwig XIV. die ältesteTochter des spanischen Königs Philipp IV. war.Damit erbte Philipp von Anjou von seiner Groß-mutter Maria Theresia von Spanien, den ihr alsErstgeborene laut spanisches Erbrecht nachdem Tod des männlichen Nachfolgers, entste-henden Erbanspruch. Die Gegner wiesen denAnspruch mit der Begründung ab, dass Maria

    Theresia von Spanien bei ihrer Heirat mitLudwig XIV. auf ihr Erbe verzichtet habe. AberLudwig XIV. ließ diesen Verzicht allerdings aufGrundlage des sogenannten Pyrenäenfriedensfür ungültig erklären, da die im Heiratsvertragvon 1659 mit dem Erbverzicht fest verknüpfteMitgiftzahlung in Höhe von 500.000 Goldecuseitens Spanien nie erfolgt war.Erzherzog Karl → der zweite Sohn von KaiserLeopold I. wurde von diesem als Erbe des spa-nischen Zweiges der Habsburger auserkoren.Auch Erzherzog Karl war mit dem spanischenThron eng verwandt, da sein Vater nicht nur -wie Ludwig XIV. - ein Enkel Philipp`s II. vonSpanien, zudem auch ein Gemahl vonMargarita Theresa, einer jüngeren TochterPhilipp IV. war. Seine Ansprüche auf das Erbestützten sich somit nicht nur auf die allgemei-nen Erbansprüche des Hauses Habsburg alsNebenlinie der spanischen Monarchie. Sie ba-sierten auch ganz konkret auf der ersten Eheseines Vaters mit Margarita Theresa, dieanders als ihre Schwester Maria Theresia beiihrer Hochzeit nicht auf ihr Erbe verzichtethatte.Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern →Sohn der Kurfürsten Maximillian II. Emanuelvon Bayern und dessen erster Ehefrau, MariaAntonia, einer Tochter Leopolds I. und dessenerster Gemahlin, der Infantin Margarita Teresavon Spanien. Als Urenkel von Philipp IV. vonSpanien konnte er damit ebenfalls Ansprücheauf den spanischen Thron erheben. Diesewaren allerdings mit seinem Tod 1699 hinfällig.

    Wegen der Komplexität dieses Krieges, erwurde, wie schon erwähnt, weltweit geführt,wird nur auf das Kriegsjahr 1703 eingegangen.Spanische Niederlande / Generalstaaten →Unter den Alliierten gab es Unstimmigkeitenüber die Art und Weise der Kriegsführung, diesführte dazu, dass die militärischen Operatio-nen träge wirkten. Der Herzog von Marlbo-rough eroberte die kurkölnische Festung Bonnsowie die im Bistum Lüttich liegende FestungHuy sowie Limburg. Während dieser militäri-schen Operationen sicherte eine holländischeArmee die Grenze gegen Frankreich. Dabeierlitten sie am 30. Juli während der Schlachtbei Eckern eine verlustreiche Niederlage ge-gen ein französisches Heer unter MarschallBoufflers.Deutschland → Kurfürst Max Emanuel vonBayern trat offen auf die Seite der Bourbonenüber. Österreich versuchte Bayern zu besie-gen, bevor Frankreich Hilfe schicken konnte.Zwei österreichische Vorstöße konnte Bayernim Frühjahr abwehren. Zur gleichen Zeit gingeine französische Armee unter Marschall

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    Villars über den Rhein und griff den Markgra-fen von Baden auf der Linie Bühl - Stollhofenan. Daraufhin marschierte Marschall Villarsnach Bayern wo er sich Ende Mai mit KurfürstMax Emanuel vereinigte. Mit ca. 12.000 Sol-daten versuchte der Kurfürst von Bayern einenVorstoß nach Tirol um sich mit einem französi-schen Herr unter Vendôme zu vereinigen, umzusammen auf Wien zu marschieren. Ein Auf-stand der dortigen Landbevölkerung, der soge-nannte „Bayrische Rummel”, machte das Un-ternehmen aber unmöglich. Gleichzeitig konn-te Marschall Villars in der ersten Schlacht vonHöchststädt (20. September) ein österreichi-sches Armeekorps schlagen, woraufhin sichder Markgraf von Baden in den Schwarzwaldzurückzog. Mittlerweile wurde Marschall Villarsdurch Marschall Marcin ersetzt. Am Rhein ope-rierte unterdessen eine weitere französischeArmee unter Marschall Tallard. Dieser eroberteBreisach (07.09.), nach der Schlacht an derSpeyerbach (15.11.) auch Landau in der Pfalz(17.11.).Italien → Generalfeldzeugmeister Guido vonStarhemberg versuchte der bourbonischenÜbermacht in Italien standzuhalten. Begünstigtwurde dies dadurch, das der Herzog von Sa-voyen auf die Seite des Kaisers übertrat, da-durch konzentrierte sich der Krieg auf diesesHerzogtum.Ungarn → unter Franz II. Rókóczi kommt es zueinem Aufstand gegen die Habsburger, dersich etliche Offiziere der österreichischen Ar-mee anschlossen. Der Aufstand weitete sichso aus, dass Prinz Eugen von Savoyen inPressburg (Bratislava) Vorbereitungen zu mili-tärischen Operationen in Ungarn treffen muss-te.Iberische Halbinsel → König Dom Pedro II. vonPortugal erklärt sich am 16. Mai für die Habs-burger und versprach mit ca. 20.000 Soldatenin den Krieg einzugreifen.Frankreich → Der Aufstand der protestanti-schen Bevölkerung der Cevennen (Gebirgs-zug südlich der Loire) nimmt Züge eines Bür-gerkrieges an.

    Notgeldschein von GlogauWert: 1 MarkBildliche Darstellung: Hintergrund: brennen-de Stadt; Vordergrund: Friedrich II. von Preu-ßenText: Friedrich II.Stadtbank Glogau – Zahle gegen diesenSchein aus meinem Guthaben an den Inhaber1 Mark

    1741 wurde Glogau von den Preußen während

    Sammlung D. Peters, Berlin

    des ersten schlesischen Krieges erobert.

    Erster schlesischer KriegDer erste schlesische Krieg begann mit demTod von Karl VI. (20. Oktober 1740) der in dersogenannten Pragmatischen Sanktion vom 19.April 1713 die Erbfolge für weibliche Nachfah-ren der Familie ermöglicht hatte. Diese Sank-tion wurde von Friedrich II. von Preußen undKarl Albrecht von Bayern angefochten. Zudemerhob Karl Albrecht von Bayern Anspruch aufdie Kaiserkrone und die habsburgischen Län-der. Friedrich II. beanspruchte mit Schlesieneinen Teil des Habsburgischen Reiches fürsich. Seine Ansprüche wurden mit der soge-nannten Liegnitzer Erbverbindung von 1537begründet, wonach die Fürstentümer Liegnitz,Wohlau und Brieg nach den Aussterben derschlesischen Piasten an Brandenburg fallensollten. Die Rechtmäßigkeit der Erbverbindungwurde jedoch bereits 1546 vom böhmischenKönig Ferdinand angezweifelt und aufgeho-ben. Als die schlesischen Piasten 1675 aus-starben, erhob Friedrich Wilhelm von Branden-burg gegenüber dem Habsburger Kaiser Leo-pold I. Ansprüche auf die schlesischen Fürs-tentümer die dieser jedoch ablehnte. Infolgedes Ediktes von Nantes im Jahr 1684 verzich-tete Friedrich Wilhelm jedoch 1686 auf seineAnsprüche. Als Gegenleistung glaubte erneben militärischen Beistand gegen Frank-reich und jährlichen Geldzahlungen auch denSchiebuser Kreis (kleineres Gebiet in Schle-sien) erhalten zu haben. Gleichzeitig hatte derösterreichische Gesandte in Berlin ein gehei-mes Abkommen mit dem Kurprinzen Friedrichabgeschlossen, dass genau dieser Schwiebu-ser Kreis nach seinem Regierungsantritt anWien zurückgegeben werden musste. Als ernach dem Tod seines Vaters an diese Ab-machung erinnert wurde und später auch dazugenötigt, protestierte er und behauptete dieAbmachung sei unter Vorspiegelung falscherTatsachen zustande gekommen. Es kam zueinem Bündnis Preußens mit Bayern, Frank-

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    reich, Sachsen, Kurköln, Spanien, Schwedenund Neapel auf der einen, auf der anderenSeite waren es Habsburg, Großbritannien,Sardinien, Niederlande und Russland.Am 11. Dezember 1740 stellte Friedrich II. vonPreußen Österreich ein Ultimatum für die Ab-tretung Schlesiens an Preußen. Im Gegenzugwürde er die sogenannte Pragmatische Sank-tion anerkennen und den österreichischen Mit-regenten Franz I. Stephan, einem Schwieger-sohn von Kaiser Karl VI. (†) bei der Wahl zumKaiser unterstützen. Am 16. Dezember mar-schierte eine 27.000 Mann starke preußischeArmee in Schlesien ein. Ende Januar warSchlesien von österreichischen Truppen ge-räumt, nur die Festungen Glogau, Brieg undNeisse wurden von österreichischen Truppenverteidigt. Im Verlauf des Frühjahrsfeldzuges1741 wurde die Festung Glogau am 9. Märzvom preußischen General Leopold II. Maxi-milian, Fürst von Anhalt-Dessau (genannt „Deralte Dessauer”) überrumpelt und im Sturmgenommen.

    Notgeldschein von GurauWert: 50 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: StadtansichtText: Gurau (Herzogtum Glogau)Vor dem großen Brande 1759

    Bis Redaktionsschluss ließ sich nicht klärenwelcher Art von Brand gemeint ist. Aber dieJahreszahl 1759 und die Lage der Stadt inSchlesien lassen aber die Schlussfolgerung zudas der Brand während des sogenanntenDritten Schlesischen oder SiebenjährigenKrieg stattgefunden hat.

    Notgeldschein von WittenbergWert: 2 MarkBildliche Darstellung: Vordergrund: Soldatenmit Artillerie; Hintergrund: brennende StadtText: Reichsarmee erobert Stadt von Preußen

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges warWittenberg abwechselnden Besatzungen un-terzogen, mit dem Resultat das die Preußenam 27. August 1759 wieder in den Besitz derFestungsstadt kamen. Um ein freies Schuss-feld zu haben wurden de Vorstädte niederge-brannt. Am 13. Oktober 1760 wurde Witten-berg von der Reichsarmee unter Beschuss ge-nommen. Infolge des Beschusses branntendas Schloss und dessen Kirche völlig nieder.Ein großer Teil der Häuser und die ursprüngli-che Thesentür (95 Thesen von Martin Luther)wurden ein Opfer der Flammen.

    Der Siebenjährige Krieg (1756 – 1763)Am 18. Oktober 1748 wurde mit dem Friedens-vertrag von Aachen der Österreichische Erbfol-gekrieg (1740 – 1748) beendet, ohne den Kon-flikt politisch zu lösen. Dies führte direkt zueinem neuen Krieg.Die Parteien:Preußen – hatte die österreichische ProvinzSchlesien erobert und versucht politisch undmilitärisch eine Rückeroberung zu vermeiden.Österreich – versucht Schlesien zurückzuer-obern. Russland – ist unter der Zarin Elisabeth (1709– 1761) an einer Expansion Richtung Westen(Semgallen und Herzogtum Kurland) interes-siert. Diese standen allerdings unter der Ober-hoheit von Polen. Russland wollte Polen dafürmit der preußischen Provinz Ostpreußen ent-schädigen.England – sah in Frankreich seinen Haupt-konkurrenten und versuchte diesen vor allemwegen der amerikanischen Kolonien zuschwächen. Da der englische König Georg II.auch gleichzeitig Kurfürst von Hannover warmusste das Herrschaftsgebiet Hannover ge-gen einen französischen Angriff geschützt wer-den.Frankreich – lag im Konflikt mit England.Wegen der Komplexheit des Krieges wird nurauf die Jahre 1759/60 eingegangen.

    1759Durch den hohen Blutzoll der vorherigenKriegsjahre (1756 – 58) war Preußen zu offen-

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    siven Operationen nicht mehr in der Lage, viel-mehr hatte es nun mit Angriffen auf das preu-ßische Staatsgebiet zu kämpfen. Erneut ver-suchten die Russen unter Saltykow und dieÖsterreicher unter Leopold Joseph Graf Dauneine Vereinigung ihrer Truppen zu erreichen.Diese Vereinigung gelang bei dem Ort Ku-nersdorf (östlich von Frankfurt/Oder), nach-dem die Russen aus Ostpreußen und dieÖsterreicher über Schlesien angerückt waren.In der Schlacht von Kunersdorf (12. August)erlitt Preußen eine katastrophale Niederlage,das preußische Heer löste sich zwischenzeit-lich auf.Russen, Österreicher und Franzosen nutztenjedoch wegen wachsender Widersprücheinnerhalb des Bündnisses nicht die Gunst derStunde, um nach Berlin vorzurücken. DieserUmstand (sog. „Mirakel des Hauses Branden-burg”) rettete dem preußischen Staat die Exis-tenz. Die Russen zogen sich im Herbst auf ihreAusgangsstellungen zurück und die Österrei-cher rückten auf den sächsischen Kriegs-schauplatz ab. Dort hatte im Sommer dieReichsarmee unter Ausnutzung der Abwesen-heit preußischer Truppen fast ganz Sachseninklusive Dresden besetzt. Nach der Vereini-gung der Reichsarmee mit den Österreichernkam es mit einem preußischen Kontingent inder Nähe von Maxen zu einem Gefecht (20.November), das zur Einkesselung der preußi-schen Truppen führte. Der preußische Generalvon Finck musste kapitulieren und wurde mit14.000 Mann gefangen genommen.Auf dem westdeutschen Kriegsschauplatzblieb bis zum Jahresende der Status quo weit-gehend erhalten, einen Vorstoß des Herzogsvon Braunschweig zum Rhein wehrten dieFranzosen bei Bergen (13. April) ab. Der dar-auf folgende Vorstoß der Franzosen nachHannover wurde von preußischen Truppen inder Schlacht bei Minden (1. August) abgewie-sen.

    1760Preußen war militärisch geschwächt und ver-suchte das eigene Staatsgebiet und die er-oberten Gebiete zu halten. Österreich wolltenicht nur Schlesien zurückerobern, sondernauch mit Russland die preußischen Kräfte ver-nichten. Österreichische Truppen unter Lau-don fielen in Schlesien ein, eroberten wichtigeFestungen und schlugen ein preußischesKorps bei Landshut vernichtend. Starke preu-ßische Kräfte versuchten gleichzeitig vergeb-lich Dresden zurückzugewinnen was zuschweren Zerstörungen in der Innenstadt führ-te.Als österreichische Truppen unter Daun

    Dresden entgegenstrebten und Friedrich vonden Entwicklungen in Schlesien alarmiert wur-de, zog er dorthin ab und Daun folgte ihm. Bei-den österreichischen Armeen, die am 15.August von preußischen Truppen angegriffenwurden, gelang eine Vereinigung bei Liegnitz.Den preußischen Truppen gelang ein Sieg unddamit die Verbindung zu Truppen unter PrinzHeinrich, der dadurch die russischen Kräfte aufDistanz halten konnte.Die preußischen Erfolge wurden aber schnellrelativiert, weil der Reichsarmee gleichzeitigdie Besetzung Sachsens und einer kurzzeiti-gen Besetzung und starker Plünderung Berlinsdurch russische Truppen unter Tottleben undTschernyschew und österreichische unter Lacygelang. In der Schlacht bei Torgau (3. Novem-ber) gelang Friedrich noch einmal ein Befrei-ungsschlag indem er die österreichischenTruppen unter Daun besiegte und nachSachsen zurück drängte. Trotzdem war diepreußische Lage katastrophal, unter anderenwaren Ostpreußen, Schlesien und Sachsen inder Hand de Gegners.Im Laufe des Jahres gelang es französischenKräften, bis tief in rechtsrheinisches Gebietvorzustoßen und sich trotz eines Sieges deralliierten Truppen (Preußen, England/Han-nover) in der Schlacht bei Warburg in Hessen-Kassel zu behaupten. Schwedische Truppensetzten sich gleichzeitig im preußischen TeilsPommerns (ein Teil Vorpommerns war seitdem Dreißigjährigem Krieg schwedisch) fest.Im Herbst wurden alliierte Truppen bei derSchlacht bei Kloster Kampen von den Fran-zosen geschlagen.

    Notgeldschein von Lähn/Riesengebirge(liegt am Flüsschen Bober in Niederschlesien)Wert: 1,50 Mark

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: dörfliche Ansicht mitBrandruinenText: Lähn nach dem Abzug der Franzosenam 18. August 1813

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    In der Zeit von 1813 – 1815 fanden die soge-nannten Befreiungs- oder Freiheitskriege statt.Diese waren Teil der sogenannten Napoleoni-schen Kriege und bildeten als deren sechsteKoalition deren Abschluss. Auslöser der Be-freiungskriege war die vernichtende Nieder-lage der französischen Grandé Armee imRusslandfeldzug 1812.Am 20. März 1813 veröffentlichte FriedrichWilhelm von Preußen einen Aufruf an das Volk.Inhalt dieses Aufrufes war ein Krieg mit Frank-reich und die Bildung einer neuen preußischenArmee.Im sogenannten Trachenberg-Plan einigtensich die Verbündeten (Preußen, Russland undSchweden) auf eine gemeinsame Strategie imKampf gegen Napoleon. Der Höhepunkt dieserStrategie, und der Befreiungskriege überhaupt,war die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober1813 die bekanntlich mit einer NiederlageNapoleons endete.Bis Redaktionsschluss war nicht geklärt umwelches Ereignis es sich genau handelte, aberdie Vermutung liegt nahe, dass französischeTruppen bei der Flucht vor der russischenArmee sich der Taktik der „verbrannten Erde”bediente.

    Volkshaus - Gutschein (Leipzig)Wert: 50 Pfennig (11 Stück Farbvariantengrün, blau und schwarz)

    Sammlung R. Hüttig, Leinfelden (auch nächstes Bild)

    Bildliche Darstellung (Vorderseite): Gebäu-deText (Vorderseite): Volkshaus-Gutschein imWerte von 50 PfennigTrotz Alledem - LeipzigDieser Gutschein wird im Volkshaus bei allenEinkäufen verrechnet.Eine Barauszahlung dieses Gutscheines findetnicht statt

    Bildliche Darstellung (Rückseite):brennendes Gebäude

    Text (Rückseite): Helft Uns!Das Leipziger Volkshaus wurde am 19. März1920 durch die Reichswehr beschossen und inBrand gesetzt. Die Leipziger Arbeiter sind beimWiederaufbau auf die Hilfe ihrer Freunde an-gewiesen.

    Philatelistisches Feuerwehrarchiv Lahnstein

    Der Kapp - Putsch 1920 in Leipzig (wurde nachdem Juristen und Politiker Wolfgang Kapp be-nannt, Dauer 13. – 17. März 1920).

    Teile der Reichswehr und rechtsradikale Poli-tiker versuchten die rechtmäßige Regierungdes Reichskanzler Gustav Bauer zu stürzen.Grund war die Annahme des Versailler Vertra-ges sowie die Forderung der Alliierten die frei-willigen Wehrverbände bis zum 31. März 1920aufzulösen.

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    Am 13. März 1920 besetzten die Marinebri-gade Ehrhardt sowie ein Freikorps unter demBefehl von General von Lüttwitz das Regie-rungsviertel in Berlin. Daraufhin wurde dieReichsregierung abgesetzt, die Nationalver-sammlung aufgelöst und der ostpreußischeGenerallandschaftsdirektor Wolfgang Kappzum Reichskanzler ernannt.

    Die Stadt Leipzig wurde bereits am 11. Mai1919 von einer Reichswehrbrigade, unter demKommando von General Maercker besetzt. Inden folgenden Monaten begann eine Phasevon Aktivitäten, insbesondere der reaktionärenKräfte an der Universität, die die Beseitigungder Republik und die Errichtung einer Militär-diktatur anstrebten. Unter anderen formiertesich, mit Zustimmung der sächsischen Regie-rung und des Generals Maercker, das Zeitfrei-willigenregiment Leipzig.

    In Dresden, Leipzig, Chemnitz sowie anderenStädte bildeten sich Arbeiterräte und soge-nannte Aktionsausschüsse. Diese organisier-ten den Widerstand gegen die Putschisten undriefen am Vormittag des 13. März zum Gene-ralstreik auf. Am 14. März rief die USPD zuMassenversammlungen in allen Stadtteilenund zu einer Demonstration zum Augustus-platz auf. Der Aufruf wurde von einem großenTeil der Leipziger Bevölkerung befolgt. Als sichdie Demonstranten dem Versammlungsplatznäherten, wurden sie von Angehörigen desZeitfreiwilligenregiments und Teilen desReichswehrregiments 37, unter Befehl desGenerals Senft von Pilsach, ohne Vorwarnungüberfallen und zusammengeschossen. Beidem Massaker kamen 40 Demonstranten umsLeben und über 100 wurden verletzt (LeipzigerBlutsonntag).

    Als Antwort auf das brutale Vorgehen der Put-schisten errichteten die Arbeiterwehren in allenStadtteilen Barrikaden und Straßensperren. Zubesonders heftigen Auseinandersetzungenzwischen Arbeiterwehren und Einheiten desZeitfreiwilligenregiment/Reichswehr kam es ander Thomasschule, Königsplatz, Johannisplatzund am Kristallpalast. Am 18. März musstesich die Reichswehr zu einem Waffenstillstandbereit erklären.

    Als sich am 19. März viele Menschen zur Beer-digung der Gefallenen auf dem Südfriedhof be-fanden, wurde das Volkshaus in der ZeitzerStraße von der Reichswehr in Brand geschos-sen und erstürmt. Als Begründung wurde an-gegeben, dass es sich um das Hauptquartierder „Spartakisten” handele.

    Gutschein der Stadt PlönWert: 50 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Kampfszene, im Hin-tergrund rechts ein brennendes GebäudeText: Der Wendenkrieg in Plön 1074 – 1139Die Holsten dringen 1139 in Plön ein, zerstörendas Heiligtum des Podaga des plönischen Lo-kalgötzen, besiegen die Wenden und machenWagrien zu einer deutschen Mark. Untergangdes alten Plöns.

    Im Zuge der Völkerwanderung gelangten imfrühen 7. Jahrhundert slawische Stämme inden Raum um Plön und errichten auf einerInsel eine umfangreiche Befestigungsanlage.1139 zerstörte der Holsteiner Graf Adolf II. vonSchauenburg die Festung und beendete damitdie slawische Herrschaft in Plön.

    Notgeldschein von Rieder im OstharzWert: 50 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Im VordergrundKampfszene, im Hintergrund brennendeHäuserText: Zudem von dem Fürsten angesetztenGerichtstag erschien Küster nicht. Das Kir-chenbuch erzählt: Am tag petri und pauli auffeinen freitag Anno 1554 Abends zu zehnschliegerlist ist Drews düster mit einer Rothiezu Reder eingefallen hat Drews Francken undHans Berchs und Bartholomäus OswaldFrancken son weggefud und XXI Pferde mit

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    genome.Bei Redaktionsschluss war nicht geklärt umwelchen Konflikt es sich handelte.

    Notgeldschein von StotelWert: 25 Pfennig

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Brennende BurgText: 1234Der Stoteler Grafen Erstes war ihr Volk zuschützen vor Gefahr. Und tapfrer hat kein Volkgestritten und schwerer hat kein Volk gelitten.Bis zum Redaktionsschluss konnte nicht ge-klärt werden zu welchem Konflikt der Notgeld-schein Bezug nimmt. Ein regionaler bewaffne-ter Konflikt, in der eine Burg eine Rolle spielt,ist erst aus dem Jahr 1311 bekannt.

    Gutschein des Kreises EckernfördeWert: 1 Mark

    Sammlung F. Lameli, Worms

    Bildliche Darstellung: linke Seite: brennen-des Schiff; rechte Seite: explodierendes SchiffText: Gutschein des Kreises EckernfördeDieser Schein verliert seine Gültigkeit einenMonat nach öffentl. Bekanntgabe. Eckernförde1921, Serie C, Der KreisausschussAn uns Dütschen Strand wo wiTagen Sünd un bornHett keen Dän un keen DüwelWel Wat Verlorn(An unserem Deutschen Strand ?

    und die Tage sind ungeborenHat kein Däne und kein Teufeletwas verloren

    Im Frühjahr 1848 ging von Paris eine Revo-lutionsbewegung aus, die auch den Konfliktum die Zukunft der Herzogtümer Schleswigund Holstein, die seit 1460 zum Herrschafts-bereich der dänischen Könige gehörte, eska-lieren ließen. Der hauptsächliche Streitpunktdabei war die Frage, ob das von deutsch- unddänischsprachigen Bevölkerungsteilen besie-delte Herzogtum Schleswig ein Teil des däni-schen Gesamtstaates werden oder mitHolstein Teil des noch zu bildenden deutschenNationalstaates werden sollte. Dänemarkbetrachtete die Erhebung der Schleswig-Holsteiner als Aufruhr und reagierte dement-sprechend mit einer Militäraktion. Diese wurdeaber Mithilfe einer preußischen Interventionabgewehrt und der Krieg verlief für dieSchleswig-Holsteiner erfolgreich. Im August 1848 kam es in Malmö, auf Drängender europäischen Großmächte, zu einemWaffenstillstand.Kurz vor Ablauf des Waffenstillstands, am 04.April 1849, lief ein dänisches Geschwader indie Eckernförder Bucht ein, und ging außerReichweite der Küstenbatterie, vor Anker. Amnächsten Morgen, um 6 Uhr lief das dänischeGeschwader, trotz ungünstigen auflandigenOstwindes, in die Bucht ein und versuchteEckernförde zu besetzen. Das Gefecht entwik-kelte sich aber so ungünstig für die Dänendass sie gegen 13 Uhr die Parlamentärsflaggehissten um über eine Beendigung der Kampf-handlungen zu verhandeln. Diese Verhandlun-gen scheiterten und gegen 16.30 Uhr wurdendie Kampfhandlungen wieder aufgenommen.Die Batterie der Süderschanze griff das däni-sche Kriegsschiff „Christian VIII.” mittlerweilemit glühend gemachten Kugeln an. Bereitsnach kurzer Zeit begann das Kriegsschiff zubrennen. Um 18 Uhr wurden die Kampfhand-lungen endgültig beendet. Trotz aller Bemü-hungen, die Brände an Bord des Schiffes unterKontrolle zu bringen, sprangen die Flammenauf die Pulverkammer über, so dass die„Christian VIII.” gegen 20 Uhr mit 91 Mann anBord aufflog (explodierte).

    Gutschein der Gemeinde SüderbrarupWert: 50 PfennigBildliche Darstellung: brennende StadtText: Gutschein über fünfzig PfennigBombardement von SonderburgNacht 3. April 1864Gemeindevorstand Süderbrarup

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    Deutsch – Dänischer Krieg (Februar - Oktober1864)Die dänische Krone behielt, nach dem erstenSchleswig-Holsteinischen Krieg (1848 – 51),zwar die Hoheit über Schleswig, Holstein undLauenburg, verpflichtete sich aber die Herzog-tümer als selbstständige Einheiten innerhalbdes Gesamtstaates zu behandeln. Dies galtbesonders für Schleswig.

    Die dänische Novemberverfassung von 1863bezog Schleswig jedoch vertragswidrig (Lon-doner Protokoll von 1852) mit in den dänischenKernstaat ein. Dies wurde aus dänischer Sichtnotwendig, um den Staat handlungsfähig zuerhalten. Der Grund waren Konflikte über dieRepräsentation der Herzogtümer im neuenReichsrat. Dort war die vorherige Verfassungdes Gesamtstaates (von 1855 für Holstein undLauenburg, die auch Mitglieder im DeutschenBund waren) bereits 1858 vom DeutschenBund außer Kraft gesetzt worden. Der Grundwar die (deutsche) Bundesakte von 1815, diefür jedes Mitglied eine eigene landständischeVerfassung vorschrieb. Der konnte Holsteinnicht mehr nachkommen.Da zudem die holsteinischen Stände weiterhinjegliche Zusammenarbeit verweigerten undnational gesinnte Kreise ab 1859 offen die Ab-spaltung Schleswigs und Holsteins forderten,sah der dänische König Christian IX. in einerneuen Verfassung die letzte Möglichkeit, den(dänischen) Gesamtstaat vor dem Zusam-menbruch zu bewahren. Daraufhin wurde vomDeutschen Bund die Bundesexekution gegenHolstein verhängt.

    Am 16. Januar 1864 stellten Preußen und Ös-terreich Dänemark ein Ultimatum zur Aufhe-bung der Novemberverfassung und zur Räu-mung von Schleswig, das aber Dänemark ver-streichen ließ.

    Österreichische und preußische Truppen unterGeneralfeldmarschall Friedrich Graf von Wran-gel überschritten am 1. Februar 1864 die Eider.Der österreichisch – preußische Plan sah vor,dass österreichische Truppen die befestigteStellung (Danewerk) der Dänen angreifen soll-ten, während preußische Truppen die Schleiüberschreiten, die Dänen umgehen und ein-schlissen sollten.

    Der erste Versuch der Preußen misslang. Denpreußischen Truppen gelang erst am 6. Fe-bruar die Überschreitung der Schlei bei Arnis.Daraufhin ließ der dänische OberbefehlshaberGeneralleutnant Christian J. De Meza dasDanewerk unter Zurücklassung der schweren

    Artillerie räumen und zog sich nach Flensburgzurück. Das dänische Heer konnte sich auf dieInsel Alsen zurückziehen, eine Verfolgungdurch die Alliierten war zu diesen Bedingungennicht möglich. Die Österreicher marschiertenvon Flensburg nordwärts, während die Preu-ßen ostwärts über die Halbinsel Sundewitt inRichtung Alsensund vorrückten. Die dänischeArmee verschanzte sich bei den DüppelerSchanzen, einer oberhalb von Sonderburg ander Flensburger Förde und am Alsensund ge-legener Festungsanlage.

    Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zurentscheidenden Schlacht. Der Erstürmung derzehn Schanzen gingen die immer engere Ein-schließung, Vorpostengefechte und eine mehr-wöchige Belagerung durch preußische Trup-pen voraus.

    Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungenin London ein Waffenstillstand in Kraft. Derpreußische Vorschlag das Herzogtum Schles-wig an der Sprachgrenze zu teilen wurde vonDänemark abgelehnt.

    Dadurch flammte der Krieg nochmals auf. Beidiesen Kampfhandlungen bombardierten preu-ßische Truppen, von Düppel aus, die StadtSonderburg, bis ihnen am 29. Juni bei Arnkielder Übergang nach Alsen und die Besetzungder ganzen Insel gelang.

    Notgeld von ItzehoeWert: 5 Millionen

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung: Brennendes Wikinger-schiff (?)Text: Schwer ist`s im brennendes Schiff dieBesonnenheit zu bewahren. Aber just inGefahr und Not zeigt sich der Mann – und woein Wille ist, da sind auch Möglichkeiten zuneuem Werden.

    Der Notgeldschein nimmt keinen besonderenBezug auf ein militärisches Unternehmen,damit soll die Not dokumentiert werden die derKrieg gebracht hat.

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    Notgeldschein der Stadtsparkasse BielefeldWert: 1 Million Mark

    Sammlung D. Peters, Berlin

    Bildliche Darstellung:Brennendes Haus vor der Ravensburg, Biele-felder und Herforder LandsknechteText: 1 Dollar - 1102750 Mark1 engl. Pfund - 5012500 MarkPorto ab 1. August`23 - 1 Brief 1000 Mark, 1Postkarte 400 Mark

    äußere Randinschrift:Am 1. August 1923 betragen die Eisenbahn-fahrpreise für den Kilometer: 1. Klasse →3.200 Mark, 1 Ei → 10.000 Mark; 2. Klasse →1.600 Mark, 1 Pfund Butter → 216.000 Mark;3. Klasse → 500 Mark, 1 Pfund Karotten →18.000 Mark; 4. Klasse → 330 Mark, ein AnzugEinundzwanzig Millionen Mark.

    innere Randinschrift:Verpflichten sich die Grafen von Ravensbergdie Bielefelder Bürger schwören zu lassendass sie für die Zerstörung Bielefelder Häuserdurch die Herforder an diesen können Rachezu nehmen am 15.5.1221.

    Auch hier konnte bis Redaktionsschluss leidernicht geklärt werden, um welchen bewaffnetenKonflikt es sich genau handelte.

    Quellenangabe:- Wikipedia- Atlas Ostdeutschland und die deutschen Siedlungsgebiete in Ost- u. Südosteuropa inKarte, Wort und Bild; Südwest Verlag- Motiv – Arbeitsgemeinschaft >>Feuerwehr

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    waret damals abgebrannt - wir sind’s jetzt nochviel mehr.”

    Im Revers wird die Silhouette Bitterfelds vordem großen Brand 1473 gezeigt. Bezeichnenderscheint mir die auf verschiedene Scheineverteilte folgende Inschrift:

    “Klarer Kopf und fleissige Hand retten unserdeutsches Land!” Außerdem sind die Zeichender damaligen Industriezweige abgebildet, ver-steckte Buchstaben ergeben: “Bitterfelds In-dustrie”. (Maschinenbau, Bergbau, Tonwaren,Chemie, Elektrizität, Landwirtschaft, Brikett-herstellung, 3 sind unklar.

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    Notgeld der Stadt Arnstadt* Ursula Borstorff

    Die Scheine haben einen Wert von 50 Pfennig,stammen ebenfalls aus dem Jahre 1921, sindnummeriert und zeigen zu je 2 BuchstabenArnstadt.Im Revers sind sie vielseitiger in der Darstel-lung als die Bitterfelder.1. 954 - Der Reichstag in Arnstadt unter Otto

    dem Großen

    2. 1342 - Erfolglose Belagerung Arnstadts durch die Erfurter

    3. 1535 - Weinerntefest am Tage des HeiligenUrban

    4. 1581 - Der große Brand. Durch Nebels Schuld wurde Arnstadt zur Armstadt

    5. 1635 - 1.236 Menschen raffte die Pest in Arnstadt dahin

    6. 1640 - Plünderung Arnstadts durch die Scharen Banners

    Diese Abbildungen geben einen deutlichenEinblick in die Arnstädter Geschichte. Die Figu-

    ren an den Seiten der Scheine kann ich nichtdeuten.

    Schlussbemerkung:In den Jahren von 1919 bis 1923 gaben vieleOrte ganze Serien von Notgeldscheinen her-aus. Der eigentliche Geldcharakter ging mitder Zeit verloren, sie wurden zu Sammelob-jekten. Bezeichnend sind die Abbildungen. Siespiegeln wider, was die Menschen bewegte:Ortsansichten, Persönlichkeiten, Szenen ausder Geschichte ebenso wie aus der Gegen-wart. Am 17.07.1922 verbot die Reichsregie-rung das Herstellen solcher Notgeldscheine.Die Notgeldscheine haben mit den Banknotender Inflationszeit nichts zu tun, da waren ande-re Werte aufgedruckt. Aber das ist ein anderesForschungsthema.

  • 4-2010 Seite 88

    Impressum:Herausgeber:

    Michael Thissen

    Landstr. 25,

    41516 Grevenbroich

    [email protected]

    www.FW-Chronik.de

    und

    Bernd Klaedtke

    Vanikumer Str. 44,

    41569 Rommerskirchen

    ***Zum Gelingen dieser

    Ausgabe haben folgendePersonen beigetragen:

    Ursula Borstorff,Bernd Klaedtke,Stefan Specht

    undMichael Thissen

    ***

    Kurzvita:

    Ursula Borstorff ist erst vor wenigen Jahren durchihre Ortswehr zur Feuerwehrhistorik gekommen.Sie stammt aus Raguhn, Sachsen-Anhalt. EinigeArtikel wurden bereits von ihr verfasst.

    Sonntag, 10. April 2011von 9.00 - 15.00 Uhr

    5. Rheinische Feuerwehr Tausch- und Sammlerbörse

    im Rheinischen Feuerwehr-Museum,41812 Erkelenz-Lövenich, Hauptstraße 23(Nordrhein-Westfalen), Angeboten werden:Uniformen, Orden und Ehrenzeichen, Fest-schriften, Bücher, Anstecker, Gläser, Helme,Ärmelabzeichen, Zeitschriften und vielesandere mehr.Freier Eintritt zur Tauschbörse und zusätzlichfreier Eintritt ins Feuerwehr-Museum.