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http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1315819400914 Mit Feuer und Leidenschaft VON UNDINE FREYBERG, 28. 09. 2011 Ein normales Foto? Selbst das wäre Liliana Osorio de Rosen zu langweilig. (FOTO: Peter Wölk) MERSEBURG/MZ. „Kolumbianer tanzen nicht nur Salsa, Merengue und wackeln mit dem Po. Das ist Quatsch. Ich liebe zum Beispiel klassische Musik und Ausdruckstanz wie den von Pina Bausch. Wir bewundern zum Beispiel die Europäer für ihre Traditionen in Kunst und Kultur, aber nur wenige Europäer wissen, dass es in meinem Heimatland auch so etwas gibt. Für die meisten bedeutet Kolumbien nur Drogen und Verbrechen. das will ich ändern.“ Aus Liliana Osorio de Rosen sprudelt es geradezu heraus. Die Tänzerin, Gedichteschreiberin und Fotografin hat in Leipzig studiert und ist Diplombibliothekarin, hat aber auch schon an verschiedenen Theatern gearbeitet. Sie ist ein Energiebündel, das Menschen begeistern kann. „Dafür kann ich nicht Kuchen backen, Auto fahren oder mit einer Nähmaschine nähen“, lächelt sie ihr entwaffnendes Lächeln. Die 43-Jährige lebt seit 23 Jahren in Deutschland und hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Wenn alles klappt, ist Merseburg ab Januar die neue Heimat der Kolumbianerin. Im Augenblick macht sie ein zweiwöchiges Praktikum beim Verein „Neue Wege – Miteinander“ und bereitet unter anderem mit mehreren Kindern eine Tanzperformance mit dem Titel „Farben“ zum Abschluss der Interkulturellen Woche im Saalekreis vor. Tanzen sei ihre Welt. „Seit ich sechs Jahre alt bin“, erzählt sie. Sie habe klassischen und modernen, Folklore- und Ausdruckstanz erlernt. „Das alles ist meine Leidenschaft.“ Und die soll andere Menschen, vor allem Kinder, anstecken. „Aber ich will noch mehr. Ich möchte eine bessere Gesellschaft für alle. Ich möchte, dass Kinder lernen, woher sie kommen und dass wir auf dieser Welt alle irgendwie miteinander verbunden sind. Wer weiß denn schon genau, welches Blut wirklich in seinen Adern fließt?“ 1987 war Liliana - oder Lioro wie sie sich als Künstlerin nennt - zum ersten Mal in Deutschland und hat als Gast bei einem westdeutschen Sportverein gefochten. „Damals war ich noch Mitglied der kolumbianischen Fecht-Nationalmannschaft. Ich mag das Fechten wegen der Musketiere und der Eleganz. Goethe hat ja auch gefochten“, schlägt sie wieder den Bogen zur deutschen Klassik. Damals lernte sie ihren Mann kennen, 1988 wurde geheiratet. Nach der Wende gingen sie nach Leipzig, wo Tochter Isabel Catherina zur Welt kam, die heute 20 ist und in Berlin lebt. Lioro freut sich auf ihre Zukunft in Merseburg. Sie wird wahrscheinlich bei einem integrativen Projekt des Vereins „Neue Wege – Miteinander“ mitarbeiten, das für alle Altersgruppen und alle Kulturen gedacht. Und wenn Liliana Osorio de Rosen dabei ist, hat Langeweile definitiv keine Chance, wie schon der farbenfrohe Titel des Projekts verrät: „Hauptsache bunt - Nur Vielfalt ist super“.

2011-09 Merseburg - Liliana Osorio de Rosen

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Undine Freyberg: "Mit Feuer und Leidenschaft", in: Mitteldeutsche Zeitung vom 28. September 2011.

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Page 1: 2011-09 Merseburg - Liliana Osorio de Rosen

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Mit Feuer und LeidenschaftVON UNDINE FREYBERG, 28. 09. 2011

Ein normales Foto? Selbst das wäre Liliana Osorio de Rosen zu langweilig. (FOTO: Peter Wölk)

MERSEBURG/MZ. „Kolumbianer tanzen nicht nur Salsa, Merengue und wackeln mit dem Po. Das istQuatsch. Ich liebe zum Beispiel klassische Musik und Ausdruckstanz wie den von Pina Bausch. Wirbewundern zum Beispiel die Europäer für ihre Traditionen in Kunst und Kultur, aber nur wenigeEuropäer wissen, dass es in meinem Heimatland auch so etwas gibt. Für die meisten bedeutetKolumbien nur Drogen und Verbrechen. das will ich ändern.“ Aus Liliana Osorio de Rosen sprudelt esgeradezu heraus. Die Tänzerin, Gedichteschreiberin und Fotografin hat in Leipzig studiert und istDiplombibliothekarin, hat aber auch schon an verschiedenen Theatern gearbeitet. Sie ist einEnergiebündel, das Menschen begeistern kann. „Dafür kann ich nicht Kuchen backen, Auto fahrenoder mit einer Nähmaschine nähen“, lächelt sie ihr entwaffnendes Lächeln. Die 43-Jährige lebt seit 23 Jahren in Deutschland und hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Wenn allesklappt, ist Merseburg ab Januar die neue Heimat der Kolumbianerin. Im Augenblick macht sie einzweiwöchiges Praktikum beim Verein „Neue Wege – Miteinander“ und bereitet unter anderem mitmehreren Kindern eine Tanzperformance mit dem Titel „Farben“ zum Abschluss der InterkulturellenWoche im Saalekreis vor. Tanzen sei ihre Welt. „Seit ich sechs Jahre alt bin“, erzählt sie. Sie habe klassischen und modernen,Folklore- und Ausdruckstanz erlernt. „Das alles ist meine Leidenschaft.“ Und die soll andereMenschen, vor allem Kinder, anstecken. „Aber ich will noch mehr. Ich möchte eine bessereGesellschaft für alle. Ich möchte, dass Kinder lernen, woher sie kommen und dass wir auf dieser Weltalle irgendwie miteinander verbunden sind. Wer weiß denn schon genau, welches Blut wirklich inseinen Adern fließt?“1987 war Liliana - oder Lioro wie sie sich als Künstlerin nennt - zum ersten Mal in Deutschland und hatals Gast bei einem westdeutschen Sportverein gefochten. „Damals war ich noch Mitglied derkolumbianischen Fecht-Nationalmannschaft. Ich mag das Fechten wegen der Musketiere und derEleganz. Goethe hat ja auch gefochten“, schlägt sie wieder den Bogen zur deutschen Klassik. Damalslernte sie ihren Mann kennen, 1988 wurde geheiratet. Nach der Wende gingen sie nach Leipzig, woTochter Isabel Catherina zur Welt kam, die heute 20 ist und in Berlin lebt.Lioro freut sich auf ihre Zukunft in Merseburg. Sie wird wahrscheinlich bei einem integrativen Projektdes Vereins „Neue Wege – Miteinander“ mitarbeiten, das für alle Altersgruppen und alle Kulturengedacht. Und wenn Liliana Osorio de Rosen dabei ist, hat Langeweile definitiv keine Chance, wieschon der farbenfrohe Titel des Projekts verrät: „Hauptsache bunt - Nur Vielfalt ist super“.