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Reise durch Timor Leste 3.08. - 18.08. 2013 Timor Leste 2013 Der Bericht will einen Eindruck vermieln über die Schönheit des Landes und die Höhepunkte während un- serer Reise zwischen vom 3. - 18. August 2013. Nach vielen Jahren des Reisens mit unseren Kindern, sind wir diesmal nur zu zweit unterwegs. Beeindruckend ist die Herzlichkeit der Menschen von Timor Leste (Ost Timor). Diese Menschen haben in den letzten 40 Jahren viel Leid erlebt, dementsprechend ver- schlossen wirken die Gesichter im ersten Moment, aber nach einem freundlichen „Bom Dia“ oder „Boa Tarde“ wechselt der Ausdruck zu einem offenen Lächeln. Die Natur ist hier einzigarg. Besonders beeindruckend ist, wie auf so kleinem Raum, die Fläche Ost Timors beträgt 18.889 km², so viele unterschiedliche Vegetaonen und Landschaſten zu sehen sind. Von Gebirgswäldern und Hochebenen in der Umgebung von Hato Builico mit dem Gipfel des Mount Ramelau, dem höchsten Berg der Insel, bis zu weißen Sandstränden im Osten bei der Insel Jaco, bis zu Sumpflandschaſten mit freilebenden Krokodilen – übrigens in Timor ein heiliges Tier – in der Umgebung der Stadt Suai im Süden der Insel, kann man in Timor Leste alles finden. Unsere Reise führt uns zuerst nach Singapur, ein kleiner Inselstaat mit mehr als 5 Millionen Einwohnern auf nur 712 km². Die Stadt hat sich wirklich weiterentwickelt und die Unterschiede haben bei uns einen posiven Eindruck hinterlassen, nachdem wir im Jahre 2005 das erste Mal in dieser kosmopolischen Stadt in Asien wa- ren, und es uns damals nicht besonders gut gefallen hat. Von Singapur fliegen wir weiter nach Dili, der Hauptstadt von Timor Leste. Die Insel Timor ist geteilt in einen westli- chen und östlichen Teil. Der westliche Teil gehört zu Indo- nesien, der östliche ist der 1. Staat, der im 21. Jahrhundert unabhängig wurde, nachdem diese Insel über Jahrhunderte eine portugiesische Kolonie gewesen war. Erst 1974 änderte die Nelkenrevo- luon in Portugal die polischen Verhältnisse. 1975 sollte die Kolonie für die Unabhängigkeit vorbereitet werden, doch es kam zu einem Bürgerkrieg um die Macht zwischen den beiden größten Parteien FRETILIN und UDT, aus dem die FRETILIN als Sieger hervorging. Sie rief am 28. Novem- ber 1975 die Unabhängigkeit aus, doch nur neun Tage spä- ter annekerte Indonesien das Land und machte es trotz internaonaler Verurteilung zu seiner 27. Provinz mit dem Namen Timor Timur. Infolge der 24 Jahre indonesischer Besatzung starben bis zu 183.000 der ca. 800.000 Einwoh- ner. Nach einem Referendum im Jahre 1999, das zu Guns- ten der Unabhängigkeit ausging und weitere Gewalt durch pro-indonesische Milizen (Wanra) und die indonesische Armee zur Folge hae, entsandten die Vereinten Naonen unter australischer Führung die Friedenstruppe INTERFET. Timor Leste kam unter die Verwaltung der UNTAET, bis es schließlich am 20. Mai 2002 endgülg unabhängig wurde. Am 27. September 2002 wurde Timor Leste als 191. Mit- glied in die Vereinten Naonen aufgenommen (hp:// de.wikipedia.org/wiki/Osmor). Samstag, der 3.08.2013 Zuhause muss an diesem Samstagmorgen der Rasen noch gemäht werden, und Garten und Blumentöpfe brauchen Wasser. Um 14:00 Uhr fahren wir zum Flughafen von Lissabon. Und mit uns reisen viele Koffer mit den „Mitbringseln“ nach Timor, von gebrauchter Kleidung bis zu einer nagel- neuen Spiegelreflexkamera, alles muss mit. Beim Check-in geben wir die Koffer bei Luſthansa bis Singapur auf. Glücklicherweise bekommen wir bis Frankfurt Plätze in der Business Class. Somit können wir in der Lounge in Lissabon mit einem Champagner anstoßen: „Gute Reise“! Mit 20 Minuten Verspätung star- ten wir gen Frankfurt. Hier angekommen schaffen wir es gerade noch zum Flug nach Singapur mit der neuen A 380 in Economy. Insgesamt fliegen wir fast 12 Stunden, genug Zeit um zwei Kinofilme zu sehen und ein wenig zu schlafen. Colombo Flughafenempfang Reisetagebuch Frankfurt Boeing A380

2013 Reisebericht Timor Leste

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Es ist eine andere Welt, die wir diesen Sommer entdeckt haben. Vor der Nordküste von Australien gibt es ein kleines Paradies, das wir bereist haben: Timor Leste.

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Page 1: 2013 Reisebericht Timor Leste

Reise durch Timor Leste

3.08. - 18.08. 2013

T i m o r L e s t e 2 0 1 3

Der Bericht will einen Eindruck vermitteln über die Schönheit des Landes und die Höhepunkte während un-serer Reise zwischen vom 3. - 18. August 2013. Nach vielen Jahren des Reisens mit unseren Kindern, sind wir diesmal nur zu zweit unterwegs.

Beeindruckend ist die Herzlichkeit der Menschen von

Timor Leste (Ost Timor). Diese Menschen haben in den

letzten 40 Jahren viel Leid erlebt, dementsprechend ver-

schlossen wirken die Gesichter im ersten Moment, aber

nach einem freundlichen „Bom Dia“ oder „Boa Tarde“

wechselt der Ausdruck zu einem offenen Lächeln. Die

Natur ist hier einzigartig. Besonders beeindruckend ist,

wie auf so kleinem Raum, die Fläche Ost Timors beträgt

18.889 km², so viele unterschiedliche Vegetationen und

Landschaften zu sehen sind. Von Gebirgswäldern und

Hochebenen in der Umgebung von Hato Builico mit dem

Gipfel des Mount Ramelau, dem höchsten Berg der Insel,

bis zu weißen Sandstränden im Osten bei der Insel Jaco,

bis zu Sumpflandschaften mit freilebenden Krokodilen –

übrigens in Timor ein heiliges Tier – in der Umgebung

der Stadt Suai im Süden der Insel, kann man in Timor

Leste alles finden. Unsere Reise führt uns zuerst nach

Singapur, ein kleiner Inselstaat mit mehr als 5 Millionen

Einwohnern auf nur 712 km². Die Stadt hat sich wirklich

weiterentwickelt und die Unterschiede haben bei uns einen

positiven Eindruck hinterlassen, nachdem wir im Jahre 2005

das erste Mal in dieser kosmopolitischen Stadt in Asien wa-

ren, und es uns damals nicht besonders gut gefallen hat.

Von Singapur fliegen wir weiter nach Dili, der Hauptstadt

von Timor Leste. Die Insel Timor ist geteilt in einen westli-

chen und östlichen Teil. Der westliche Teil gehört zu Indo-

nesien, der östliche ist der 1. Staat, der im 21. Jahrhundert

unabhängig wurde,

nachdem diese Insel

über Jahrhunderte eine

portugiesische Kolonie

gewesen war. Erst 1974

änderte die Nelkenrevo-

lution in Portugal die politischen Verhältnisse. 1975 sollte

die Kolonie für die Unabhängigkeit vorbereitet werden,

doch es kam zu einem Bürgerkrieg um die Macht zwischen

den beiden größten Parteien FRETILIN und UDT, aus dem

die FRETILIN als Sieger hervorging. Sie rief am 28. Novem-

ber 1975 die Unabhängigkeit aus, doch nur neun Tage spä-

ter annektierte Indonesien das Land und machte es trotz

internationaler Verurteilung zu seiner 27. Provinz mit dem

Namen Timor Timur. Infolge der 24 Jahre indonesischer

Besatzung starben bis zu 183.000 der ca. 800.000 Einwoh-

ner. Nach einem Referendum im Jahre 1999, das zu Guns-

ten der Unabhängigkeit ausging und weitere Gewalt durch

pro-indonesische Milizen (Wanra) und die indonesische

Armee zur Folge hatte, entsandten die Vereinten Nationen

unter australischer Führung die Friedenstruppe INTERFET.

Timor Leste kam unter die Verwaltung der UNTAET, bis es

schließlich am 20. Mai 2002 endgültig unabhängig wurde.

Am 27. September 2002 wurde Timor Leste als 191. Mit-

glied in die Vereinten Nationen aufgenommen (http://

de.wikipedia.org/wiki/Osttimor).

Samstag, der 3.08.2013

Zuhause muss an diesem Samstagmorgen der Rasen noch gemäht werden,

und Garten und Blumentöpfe brauchen Wasser. Um 14:00 Uhr fahren wir

zum Flughafen von Lissabon. Und mit uns reisen viele Koffer mit den

„Mitbringseln“ nach Timor, von gebrauchter Kleidung bis zu einer nagel-

neuen Spiegelreflexkamera, alles muss mit. Beim Check-in geben wir die

Koffer bei Lufthansa bis Singapur auf. Glücklicherweise bekommen wir bis Frankfurt Plätze in der Business Class. Somit

können wir in der Lounge in Lissabon mit einem Champagner anstoßen: „Gute Reise“! Mit 20 Minuten Verspätung star-

ten wir gen Frankfurt. Hier angekommen schaffen wir es gerade noch zum Flug nach Singapur mit der neuen A 380 in

Economy. Insgesamt fliegen wir fast 12 Stunden, genug Zeit um zwei Kinofilme zu sehen und ein wenig zu schlafen.

Colombo Flughafenempfang

R e i s e t a g e b u c h

Frankfurt Boeing A380

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Sonntag, der 4.08.2013

Der Flug nimmt kein Ende. Nach der Landung suchen wir unsere Koffer zusammen, die glücklicherweise unbeschadet angekommen sind. Der Flughafen ist blitzeblank, alles sehr organisiert, aber der Shuttlebus zu unserem Hotel wurde eingestellt. Somit stellen wir uns in die Warteschlange der Flughafentaxen. „Marina Bay Sands Hotel“ ist unser Ziel (http://www.marinabaysands.com/). Der Fah-rer fragt uns, bei welchem der drei Türme wir aussteigen wollen, und wir sagen ihm, Nummer 1, wo alle Gäste einchecken.

Nach den Formalitäten beziehen wir im Turm Nummer 3 unsere Suite im 50. Stock, Zimmernummer 5001. Die Tür öffnet sich und wir stehen in einem 40 m² Appartement, das an einer Fensterfront endet. Der Raum ist ca. 4m hoch und die Fensterfront ebenfalls. Es ist atemberaubend. Der Blick auf die Skyline von Singapur, einma-lig. Ein sehr komfortables Hotelzimmer mit zwei Kingsize Betten.

Es ist noch früh am Abend, und wir lassen alles stehen und lie-gen, greifen uns nur die Badekla-motten und fah-ren mit dem Lift 7 Etagen höher zum Strandbe-reich. Die Was-serfläche des riesigen „rooftop swimming pools“ erstreckt sich auf ca. 150 m Länge, in 200 m Höhe. Wir schauen auf die Abrisskante und es scheint uns, dass wir vor einer unwirkli-chen Strandkulis-se schwimmen.

Um uns herum ein Strand mit einer Allee von hohen Palmen und tropischen Sträuchern. Vor uns, wie in einer Schlucht, das Weich-bild von Singapur. Mit uns gibt es viele andere Hotelgäste, die sich dieses einmalige Bad nicht entgehen lassen. Für Besucher des Ho-tels ist dieser Bereich nicht zugänglich, es gibt allerdings außerhalb eine Fotoplattform, von der man Fotos vom Strand und seinen Badegästen machen kann. Nach diesem ersten spektakulären

Eindruck machen wir uns auf dem Zimmer fertig für einen Abendspaziergang, der zu einem Erkundungstrip wird. Gegen 21:30 Uhr sehen wir die Wasser-Laser-Show auf der Eventplattform vor dem Hotel, mit der Bay im Hintergrund. Hier gibt es allabendlich eine Mu-sik-Show, begleitet von einer riesigen Videoprojektion,

die als Projektionsfläche eine Wasserwand bzw. Was-serschwaden benutzt, die sich wie eine Leinwand aus der Bay erheben.

Die Shopping Mall und das riesige Hotelkasino sind ebenfalls beeindruckend. Nach unserem Spaziergang nehmen wir nochmals den Aufzug in die 57. Etage und genießen die Strandlandschaft auf dem Hoteldach und den herrlichen Blick auf das funkelnde nächtliche Sin-gapur.

S E I T E 2 Singapur

Singapur Marina Bay Sands Hotel

Singapur Swimming Pool

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e

Montag, der 5.08.2013

Wir öffnen die schweren Vorhänge elektrisch und vor uns er-scheint Singapur wie auf einer Bühne. „Good Morning Singa-pur“. Es ist alles grau in grau, regnerisch, und wir sehen Blitze am Horizont.

Wir entscheiden uns erst einmal zum tulpenförmigen Gebäude des Museums zu gehen (http://www.marinabaysands.com/singapore-museum/). Hier sehen wir uns die aktuelle Ausstel-lung an, nämlich über die großen amerikanischen Möbeldesig-ner James und Ray Eames (http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_and_Ray_Eames). Nach dem Ausstellungsbesuch neh-men wir den Stadtbus und fahren bis zur Orchard Road (http://en.wikipedia.org/wiki/Orchard_Road) im Stadtzentrum von Singapur. Wir genießen unseren Spaziergang durch die „amerikanische Atmosphäre“ mit ihrer Vielzahl von noblen Geschäften mit allen internationalen Luxusmarken. Wir kommen auch an dem historischen Raffles Hotels vorbei, ein Must, wenn man Singapur besucht (http://www.raffles.com/singapore/). Wir tauchen ein in die Welt der betuchten internationalen Reisenden des 20. Jahrhun-derts, die hier bei ihren Asienreisen eine Oase fanden. Heutzutage gibt es sehr viele Luxushotels in Singapur, die Kapazität von unserem Hotel liegt bei mehr als 2.500 Ho-telgästen (http://en.wikipedia.org/wiki/Marina_Bay_Sands). Zu Fuß schlendern wir zurück zu unse-rem Hotel und halten uns noch eine Weile am Strand unter den Palmen auf.

Abends entscheiden wir uns in einem der Straßenrestau-rants zu essen, die einen wunderschönen Blick auf die Bay und das Hotel haben. Unser Verdauungsspaziergang führt uns um die gesamte Bay, am Merlion Denkmal vorbei. Der Merlion ist das Wahrzeichen der südostasiatischen Metropole Singapur. Die Bezeichnung Merlion ist ein Kunstwort, das sich aus den

Worten Mermaid (Meerjungfrau) und lion (Löwe) zusam-mensetzt. Er ist eine Sagengestalt und Mischung aus Löwe und Fisch und der Schutzpatron dieser Stadt. Der Löwenkopf symbolisiert Stärke und Furchtlosigkeit, der

Fischkörper den Ursprung aus und die Verbundenheit mit dem Meer. Die Figur des Merlion wurde 1964 von Fraser Brunner im Auftrag der Tourismuskom-mission von Singapur als Logo für die Stadt entwickelt und spielt auf die Le-gende der Stadtgründung an. Die Origi-nalstatue steht heute an der Mündung des Singapore Rivers, eine 37 m hohe, begehbare Nachbildung ist eine der Attraktionen auf der Freizeitinsel Sento-sa. Am 28. Februar 2009 wurde die Origi-nalstatue durch einen Blitzschlag um etwa 4:30 Uhr morgens am Kopf, sowie durch herabfallende Teile an der Basis beschädigt. Die Reparaturarbeiten be-gannen umgehend und sind inzwischen abgeschlossen. Noch einmal fahren wir auf das Dach des Hotels um uns von Sin-gapur zu verabschieden. Unser Flug nach Timor Leste ist am nächsten Morgen.

S E I T E 3

Singapur

Anuradhapura Palm Garden Village

Singapur Shopping Mall im Hotel

Singapur Marina Bay

Singapur „Merlion“ an der Marina Bay

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 4

Singapur - Dili (Timor Leste)

Dienstag, der 6.08.2013

Der Wecker ist auf 05:45 Uhr gestellt. Schnell einen Kaffee und einen Tee trinken und Koffer fertig machen. Ein letzter Blick auf die in Dunkelheit gehüllte Stadtkulis-se, erleuchtet von den unzähligen Lichtern der City von Singapur. Wir kommen wie geplant um 07:00 Uhr zum Check-out counter des Hotels, zahlen und fahren mit dem Taxi für S$ 22 zum Changi Flughafen (http://www.changiairport.com/). Wir müssen schon etwas suchen, um die AIR TIMOR zu finden (http://www.air-timor.com/). Schließlich finden wir heraus, dass wir mit der Silkair (http://www.silkair.com/) fliegen werden, der Chartergesellschaft der Singapore Air. Unsere 44 Kg in zwei Koffern sind kein Problem. Wir hoffen, dass die Koffer ankommen! Der Flug ist direkt, wir überfliegen Indonesien. Beim Anflug soll man auf der rechten Seite des Flugzeugs sitzen.

Vom Fenster aus sehen wir die Insel aus der Luft. Mit 5 Minuten Verspätung landen wir auf dem Flughafen Presidente Nicolau Lobato International Airport, Dili, Timor Leste. Es ist ein ganz kleiner Flughafen. Mehr als 10 tägliche Flugbewegungen gibt es hier wohl nicht.

Die erste Erfahrung mit den lokalen Gegebenheiten ist die Visagebühr für Ausländer von US $30. Guida zahlt nichts. Danach stellen sich alle in die Schlange zur Pass-kontrolle. Nach der Abstempelung des Passes dürfen wir unsere Koffer vom Band nehmen. Vor Verlassen des Ankunftsbereiches werden alle Koffer gescannt.

Draußen wartet unser Fahrer, der uns mit dem Bus zum Rent-a-car bringt. Wir nehmen unseren Jeep in Empfang, leider ist es ein alter Toyota Prado, Baujahr 1999 mit bereits 133.588 km auf dem Buckel und ins-gesamt sieben Sitzen. Wir nehmen den Jeep, obwohl

wir einen zweitürigen Mitsubishi Pajero bestellt hatten. Unsere Freundin Mafalda hat uns ihr Haus angeboten. Wir treffen uns in der Firma „Timor Telecom“ (http://www.timortelecom.tp/) mit Nuno, dem Kollegen von Mafalda. Er hat den Schlüssel von Mafaldas Haus, die gerade im Urlaub in Por-tugal ist. Wir finden das Haus hinter der Resi-denz des Portugiesischen Botschafters. Es ist unser Plan die Tage in Dili hier zu übernach-ten. Wir packen aus und machen es uns im Gästezimmer bequem. Jetzt heißt es erst einmal einkaufen. Zu unserer Überraschung treffen wir im Supermarkt im Shopping Cen-ter TIMOR PLAZA (https://www.facebook.com/TimorPlaza) bekannte portugiesische Marken. Die meis-ten Getränke und Lebensmittel haben die Marke CONTINENTE. Nach dem Einkauf, wählen wir von den empfohlenen Restau-rants das mit dem Namen NAUTILUS aus. Es ist ca. 800 m von unserem Haus entfernt. Da es schon dunkel ist, entscheiden wir uns mit dem Jeep zu fahren. Guida bestellt Garnelen auf Reis. Mein Teller ist randvoll: ein Medium gegrilltes T-Bone Steak ver-deckt fast den Tellerrand, so groß ist es. Dazu ein zünftiges indonesisches Pils. Bintang Bier (indonesisch: Bir Bintang, d.h. „Stern Bier“) ist die meistverkaufte Biermarke in Indonesien und wird von Multi Bintang, einer indonesischen Tochtergesell-schaft von Heineken produziert. Der Geschmack von Bintang, mild-süffig und im Abgang leicht hopfig, wird oft mit Heineken verglichen und die Bintang-Flasche erinnert auch an eine Heineken-Flasche. Der Bau der Brauerei begann in Surabaya im Jahre 1929, während der holländischen Kolonialherrschaft in Indonesien. Im Jahre 1949 – zum Zeitpunkt der indonesischen Unab-hängigkeit – wurde die Brauerei in „Heineken’s Indonesian Brewery Company“ umbenannt. Im Jahre 1957 übernahm die indo-nesische Regierung die Brauerei. 1967 wurde die Geschäftsführung wieder von Heineken übernommen und die Brauerei spä-ter in „Multi Bintang Indonesien“ umbenannt (http://en.wikipedia.org/wiki/Bintang_Beer).

Der erste Tag in Timor klingt schon einmal gut aus.

Dili Internationaler Flughafen

Dili Stadt und rechts die Flughafenlandebahn

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Mittwoch, der 7.08.2013

Wir schlafen erst einmal aus.

Gegen 10:30 Uhr verabreden wir uns mit Miguel de Lemos zum Mittagessen im Restaurant Casta-way (http://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g297517-d1203751-Reviews-Castaway_Bar-Dili_Dili_District.html), eine Art australisches Restaurant, das direkt an der Margi-nal liegt.

Miguel de Lemos ist Anwalt und Berater des Par-laments. Während des Mittagessens erfahren wir viel über die Kultur und das Parlament von Timor. Wir tauschen uns aus bzgl. unserer Reiseplanung und erhalten wertvolle Tipps für die einzelnen Etappen unserer Rundreise. Wir nehmen die Ge-legenheit wahr und besuchen mit ihm nach dem Mittag-essen das Parlament im Regierungs-palast.

Am Nach-mittag treffen wir uns mit Herrn Eduardo Massa, dem Eigen-tümer des Reisebüros TIMOR MEGA TOURS, der mit uns die Reiseroute durchgeht und noch zusätzliche Reisetipps für uns hat.

Zu den Sehenswürdigkeiten gehört in Dili der Tais Markt, den wir uns am Nachmittag ansehen. Gewebte farbige Teppiche werden hier angeboten, sowie Keramik, Schmuck, Accessoires und Figuren aus Holz, wie z.B. kleine Krokodile aus Holz, die sich artikulierend hin und

her bewegen lassen. Wir werden noch einmal wiederkom-men wollen, und zwar zusammen mit Mafalda, die in einer Woche zurückkommen wird (http://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g297517-d1865812-Reviews-Tais_Market-Dili_Dili_District.html).

Nach einem ausgiebigen Besuch des Swimming Pools, der zur Anlage von Mafaldas Compound gehört, holt uns Nuno zum Abendessen, ab zusammen mit Rita, einer weiteren Kollegin von Timor Telecom. Wir unterhalten uns gut im

„Diya Restaurant“ des Hotels „Discovery Inn“ . Hier ist das Essen etwas asiatischer, außer den typischen portugiesischen Gerichten, gibt es einige mit lokalem Einschlag.

Nach so vielen Eindrücken vom ersten Tag in Dili, fahren wir zurück „nachhause“; denn mor-gen werden wir viele Stun-den auf der Straße sein, mit dem Ziel Abends an der Ostspitze von Ost Timor anzukommen.

S E I T E 5

Dili

Polonnaruwa Palast aus dem 12. Jhd.

Dili Parlamentssaal im Regierungspalast

Dili Portugiesischer Brunnen vor dem Regierungspalast

Dili Tais Teppiche auf dem Tais Markt

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 6

Donnerstag, der 8.08.2013

Nächstes Ziel ist Baucau, wo wir Mittag essen wollen, um danach bis an die

östliche Küste zu fahren, vor der heiligen Insel Jaco. Während der portugiesi-

schen Diktatur wurde die Stadt nach dem Diktator António de Oliveira Sala-

zar Vila Salazar benannt. Baucau ist die zweitgrößte Stadt Ost Timors mit ca.

20.000 Einwohnern und liegt an der Nordküste des Landes, 123 km östlich

der Hauptstadt Dili. Baucau der zweitälteste Bischofssitz. Das Bistum Baucau

wurde 1996 gegründet. Wie in anderen Teilen Osttimors wurden auch in

Baucau weite Teile der Infrastruktur in den Unruhen nach dem Unabhängig-

keitsreferendum 1999 zerstört. Trotzdem blieben einige Gebäude aus der

Kolonialzeit erhalten: die Schule, die Ruinen des imposanten, alten Marktge-

bäudes, und das Hotel Pousada de Baucau, ein rosafarbenes Gebäude des-

sen Restaurant einen Blick aufs Meer bietet (https://www.facebook.com/

pages/Pousada-de-Baucau/245774255522338#!/pages/Pousada-de-

Baucau/245774255522338). Das öffentliche Freibad aus kolonialer Zeit

(Piscina de Baucau) ist wieder in Betrieb. Dies wollen wir uns alles bei unse-

rer Rückehr von Jaco genauer anschauen und auch in der Pousada übernachten. Da Bacau auf halbem Weg nach Jaco ist,

genießen wir unsere Pause bei einem stilvollen Mittagessen im Restaurant der Pousada. Uns fällt eine portugiesische Fami-

lie auf, einige Tische weiter, und wir bekommen anhand einiger Gesprächsfetzen mit, dass sie auch noch heute nach Jaco

wollen. Beim Verlassen des Lokals sprechen wir sie an, und ja, wir haben das gleiche Ziel. Wir fragen, ob sie den Weg ken-

nen. In Ost Timor ist es etwas schwierig den richtigen Weg zu finden, da es kaum Schilder gibt. Uns wurde empfohlen, von

Tutuala aus die Hilfe eines Führers in Anspruch zu nehmen, da der Weg hinunter an den Strand fast unbefahrbar ist. Vas-

co, der einzige Mann in der Gruppe, bestehend aus zwei Frauen und zwei Kindern, bietet sich an, uns ins Schlepptau zu

nehmen. Wir entscheiden uns, das Angebot anzunehmen, und verabreden, uns auf dem Weg zu treffen. Wir fahren schon

einmal vor, da die Familie erst zu Ende Mittag essen muss. Gemütlich geht es weiter. Wir halten einige Male, um Fotos zu

machen. Bald schon rauscht ein großer Toyota Jeep an

uns vorbei und hält abrupt, als der Fahrer uns erkennt.

Vasco ruft uns zu, und wir folgen. Es ist eine atemberau-

bende Verfolgungsfahrt. In der Karawane ist es wichtig,

dass der 1. Jeep die Spur öffnet und der nachfolgende es

einfach hat, er braucht nur der Spur zu folgen und muss

sich einzig und allein darauf konzentrieren den An-

schluss zu halten. So rauschen die beiden Jeeps auf den

manchmal als unkenntlich gemachten Straßen im Nor-

den Ost Timors, die immer an der Küste entlang führen.

Ja, die Straßen leiden viel, besonders an den Stellen, wo

in der Regenzeit die Wassermassen aus dem Gebirge

runterstürzen. Manchmal fehlen Streckenabschnitte

ganz, weil Lawinen die Fahrbahn mit sich gerissen ha-

ben. Mit einem PKW sind diese Wege nicht zu bewälti-

gen. Es geht auf und ab, links und rechts, durch tiefe

lange Löcher, durch Schlaglöscher, es ist ein stetes Ge-

rumpel zu hören. Wir vertrauen Vascos Fahrweise.

Dili - Baucau - Jaco

Tutula Hindernis auf dem Weg nach Jaco

Baucau Mittagessen in der Pousada

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 7

Nachmittags kommen wir in Tutuala (Nova Sagres) an, dem östlichsten Dorf in den Bergen. Ab hier führt ein Pfad hinunter an die Küste. Zu Fuß braucht man ca. 2 Stunden, bis man unten am Meer angekommen ist. Mit dem Jeep soll es 30 Minu-ten sein. Vasco kennt den Weg, also brauchen wir unseren Führer, Herrn Gonçalo nicht. Wir rufen ihn aber trotzdem an und bestellen ihn für den nächsten Morgen, um mit ihm die Grotten in den Bergen zu besichtigen. Auf der Hälfte der Strecke hält Vasco an. Vor uns ein Hindernis, das erst einmal studiert werden muss. Die Regenmassen haben hier eine Senke gebildet, die voll Wasser steht. Das müssen wir erst einmal observieren, bevor wir uns trauen durchzufahren. Vasco entschei-det sich über einen provisorischen Weg aus Ästen zu fahren. Es knarrt und quietscht, Vascos Toyota nimmt das Hindernis mit Leichtigkeit. Wir entscheiden uns durch das Wasserloch zu fahren. Unser Mitsubishi steht zwar bis zum Türrah-men in der stinkenden Brühe, schafft es aber ebenfalls problemlos. Der Unter-schied ist, das unser Jeep jetzt voll verdreckt ist.

Am Strand angekommen sehen wir einige Fischer-boote und natürlich die Insel Jaco umrandet von türkisfarbenem Wasser und blendend weißen Strände. Wir biegen links ab und kommen am 1. Eco-Resort vorbei. Vasco hat eine Buchung für zwei Schlafräume im 2. Eco-Resort. Wir parken vor dem Haupthaus. Vas-co kennt den Inhaber.

Wir haben keine Reservierung und es gibt keine Schlafgelegenheit mehr im Haus. Uns wird angeboten, ein Zelt zu mieten, mit zwei Matratzen. Für uns ist das die Lösung. Etwas abseits, direkt am Strand, beziehen wir das Zelt. In der Zwischenzeit ist es schon dunkel geworden. Guida be-stätigt, dass wir ohne Vasco den Weg nicht bis zum Sonnenuntergang ge-schafft hätten. Wir schauen sichtlich befriedigt und erleichtert in die letzten Strahlen der Sonne. Im Haupthaus des Eco-Resorts wird das Abendessen ser-viert. Nach dem Abendessen setzten wir uns mit Vasco, Susana und Sónia zusam-men. Vasco hat Eis in der Kühlbox mit-gebracht, Gin und Tonicwater. Wir ha-ben geröstete Honignüsse und Chips mit. So lässt es sich aushalten, sich auf der Veranda des Eco-Resorts noch et-was zu unterhalten, bevor wir uns in unseren „Palast“ zurückziehen.

Dili - Baucau - Jaco

Baucau - Tutula Dorf am Rande der Straße

Tutula Animalische Symbole

Unser „Palast“ im Eco Resort: Zelt am Strand mit Blick auf die Insel Jaco

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Freitag, der 9.08.2013

Wir werden wach, noch bevor die Sonne aufgeht. Wir erleben einen herrlichen Sonnenaufgang. Wir machen uns fertig, zah-len und verabschieden uns von unseren Freunden, die das Wochenende noch hier bleiben, mit einem „bis nachher“; denn auch sie wollen mit den Fischern auf die Insel übersetzen. Herr Gonçalo erwartet uns schon bei den Booten. Wir parken den Jeep im Schatten und setzten mit dem Boot über. Die dicht bewaldete Insel ist Teil des Nationalparks Nino Konis Santana. Umgeben ist sie von Korallenriffen und Kalksteinklippen. Jaco wird von der ein-heimischen Bevölkerung als heilig angesehen, da sich hier die nördlich gelegene Bandasee (Tasi feto, das Frauenmeer) und die südlich gelegene Timorsee (Tasi Mane, das Männermeer) treffen. Prinzipiell ist das Betreten der Insel, Fischen und Schwimmen daher verboten (tara bandu), allerdings fahren Fischer Touris-ten zu den Sandstränden Jacos zum Schnorcheln, Angeln und Tauchen. Über-nachten auf der Insel wird aber weiterhin nicht gestattet.

Auf der etwa 8 km² großen und bis zu 100 Meter hohen Insel leben seltene Vö-gel wie die Große Kuckuckstaube (Macropygia magna) und der Orpheus Dick-kopf (Pachycephala orpheus). Außerdem finden sich hier Mähnenhirsche (Rusa timorensis), die sich mangels Süßwassers auf der Insel daran gewöhnt haben,

Salzwasser zu trinken. Die Strände im Südosten die-nen Meeresschildkröten zur Eiablage. Man kann hier auch Wale und Delphine beobachten. Wir bleiben für einige Stunden hier und spazie-ren entlang der tropischen Strände, lassen uns im warmen Wasser trei-ben, machen Unterwasseraufnahmen der Korallen und treffen auf ei-nen riesigen blauen Seestern.

Wir setzen wieder über und treffen Herrn Gonçalo, der uns den Weg zu den Grotten zeigen soll. In der Grotte Ile Kére Kére finden sich Höhlen-malereien, deren genaues Alter nie bestimmt wurde. Schätzungen ge-hen von einem Alter von 2.000 bis 6.000 Jahren aus. Sie zeigen Jagdsze-nen, animistische Symbole, wie Schildkröten und andere Tiere, Boote und Handabdrücke. Die Form der Boote deutet auf eine austronesische Herkunft hin, was der Papua-Herkunft der meisten Sprachen im Dis-trikt widerspräche, doch deuten neuere linguistische Untersuchungen

darauf hin, dass Austronesier vor den Papua die Region besiedelten. Es ist unklar, ob die Zeichnungen die Boote der Künstler oder vorbei fahrende Boote darstellen. Es gibt auch Bilder von Pferden, die, genauso wie die anderen Nutztiere auf Timor, durch frühe Einwanderer eingeführt wurden. Unter-sucht wurden Ile Kére Kére und die südlich gelegene Höhle Lene Hara in den 1990er Jahren von Sue O'Connor von der Australian National University. Sie konnte Besiedlungen bis 30 bis 35.000 Jahren zurück nachweisen.

Viele der Symbole und Bilder, die sich an 25 Orten in der Umgebung an Wänden finden, werden von den Fataluku auf heiligen Kleidern, die als Brautgeschenk dienen, als Schnitze-reien in Clanhäusern und sogar auf christlichen Gräbern ver-wendet. Ile Kére Kére gilt in ihrer Mythologie als das erste Land, wo die Ahnen des Tutuala Clans (ratu) ihren ersten Wohnsitz hatten. Es gilt als das erste Dorf (lata).

S E I T E 8

Jaco Riesiger farbiger lebender Seestern

Jaco Felsenmalerei in der Grotte Ile Kére Kére

Jaco Überfahrt

Jaco Island

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 9

Nach der Besichtigung nehmen wir Herrn Gonçalo mit nach Tutuala und lassen ihn zuhause ab. Er wohnt einige Schritte von der alten portugiesischen Pousada de Nova Sagres (http://www.ugo.cn/photo/TL/en/65.htm) entfernt, die in-zwischen restauriert wurde, aber noch nicht wieder in Funkti-on ist.

Wir fahren weiter nach Baucau, wo wir am Nachmittag in der Pousada ankommen. Wir hatten ein Zimmer reserviert, das

wir beziehen. Da wir total verschwitzt sind von der Reise, gehen wir ein paar Meter bergab, wo sich das ursprüngliche Hotel-schwimmbad befindet. Die Anlage ist in der Zwischenzeit ein öffentliches Schwimmbad und wir sind die einzigen Gäste. Es gibt zwei Badebereiche. Das große Schwimmbad hat mehrere Bahnen, die für Wettschwimmen geeignet sind. Die Qualität des Wassers ist einmalig. Das Schwimm-bad wird mit lauwarmen Wasser einer Quelle gespeist. Schwimmbad und Pousada wurden in den 50-iger Jahren gebaut, und zwar mit dem Namen “Estalagem de Santia-go”. Der aktuelle Name erhielt sie in den 60-iger Jahren. Während der Indonesischen Besetzungszeit hiess sie “Hotel Flamboyang” und war das Hauptquartier des Geheim-dienstes der indonesischen Armee und einige Teile wurden als Gefängnis genutzt. Am 13.05.2002 wurde sie von General Xanana Gusmão und dem Bischof von Baucau, Dom Basílio de Nascimento, wiedereröffnet. Momentan wird die Pousada erweitert. Zusätz-lich zu den 10 Zimmern werden 16 neue gebaut, die Anfang 2014 fertig sein sollen.

Wir genießen unser Abendessen im Restaurant und gehen früh schlafen.

Tutuala Restaurierte portugiesische Pousada

Jaco Island - Baucau

Baucau Wappen

Baucau Panoramablick vom Balkon unseres Zimmers in der Pousada

Baucau Panoramablick, etwas verzerrt, auf das Quellwasser Schwimmbad mit einer Schwimmerin

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Samstag, der 10.08.2013

Gut geschlafen! Frühstück in der Pousada (im Preis inbegriffen, wie auch das kostenlose WLAN).

Tee, frisches Brot, Marmelade; Käse, Omelette. Es ist alles wie in Portugal, sogar das Ge-schirr und das Besteck ist von portugiesischen Porzellan-Marken.

Wir besuchen den alten Markt, der renoviert wird und den Dom, in dem gerade ein Gottesdienst stattfindet. Es ist schon merkwürdig, dass alle öffentlichen Gebäude noch das Wappen von Portugal haben, und bei den aktuellen Restaurierungsarbeiten, das Wap-pen auch wieder in seiner ursprünglichen Form in neuem Glanz erscheint.

Die Stadt Baucau verlassen wir, nicht ohne vorher noch einmal vollzutanken, der Liter SOLAR (so heißt hier der Diesel) für US$ 1,20.

Vor uns liegen 4 Stunden Fahrt auf den schon beschriebenen „guten“ Straßen. Auf dem Weg sehen wir viele Kirchen, die renoviert werden, es gibt alte und neue Brücken, und ab und zu sieht man noch die zerstörten und abgebrannten Häuser, die die Indonesier hin-

terlassen haben, als sie das Land an die UN Truppen übergeben mussten, nach der Volksabstimmung von 1999. Immer wieder erinnern uns die Land-schaft, die Märkte und die Menschen an unse-re Reisen durch Mozam-bik. Die Men-schen leben meistens in der Nähe der Straße, die einzige Verbin-

dung nach Dili. Es gibt nur Fußwege, die von der Straße ins Gebirge führen.

Da es noch früher Nachmittag ist, entscheiden wir uns an dem beliebten Bade-strand „Praia do Dólar“ ca. 1 Stunde von Dili entfernt noch ein Bad zu nehmen. Ein Strand mit türkisblauem Wasser, wie auf Jaco Island, und blendend weißem Sand. Der Name scheint daher zu kommen, dass nach der Befreiung von Indone-sien, die Jugendlichen vor Ort die Zufahrt mit einer Schranke abgesperrt hatten und Badelustige Touristen aus Dili nur nach Bezahlung von US $ 1,00 mit ihrem Jeep direkt an den Sandstrand fahren konnten. Mittlerweile wurden von der Regierung Schattenplätze angelegt, die mit einem Steg verbunden sind. Damit ist nun der kostenlose Zutritt zum Strand möglich., allerdings nur zu Fuß.

S E I T E 1 0

Baucau - Dili

Straßenverkauf

Baucau - Dili Stundenlang auf schlechten Straßen

Typische „Hoch“-Häuser

Der „Dollarstrand“ („Praia do Dólar“), kurz vor Dili gelegen, ist ein bekanntes Ausflugsziel

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Wir erreichen Dili und besichtigen noch die riesige Christusstatue „Cristo Rei“ in einer von den Indonesiern errichteten Freizeitanlage. Die große Jesusstatue Cristo Rei überblickt Dili vom Ponta Fatossídi aus, dem östli-chen Ende der Bucht, oberhalb des Strands Areia Branca. Die Statue hat auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit mit jenen in Lissabon und Rio de Janeiro, wurde aber nicht von den Portugiesen errichtet, sondern

1988 von den indonesischen Besatzern, die sich so, nach breiter öffentlichen Meinung, bei der mehrheitlich katholi-schen Bevölkerung beliebt machen wollten. Die Idee zur Aufstellung kam angeblich von José Abílio Osório Soares. Papst Johannes Paul II. segne-te die Statue bei seinem Be-such 1989. Eingeweiht wurde Cristo Rei durch den indonesi-schen Präsident Suharto erst am 17. Juli 1996, zum 20. Jah-restag des offiziellen An-schlusses Osttimors an Indo-nesien. Zur Fertigstellung wurden von der Fluggesellschaft Garuda Indonesia 1,1 Mrd. Rupiah zur Verfü-gung gestellt. Zusätzlich wurden Spenden eingesammelt. In Sukaraja (Bandung, Indonesien) wurden die einzelnen Teile des Körpers der Statue aus Kupferplatten hergestellt. In 27 Einzelteile wurde sie dann nach Dili transportiert und von 30 Arbeitern in drei Monaten zusammengesetzt. Entworfen wurde Cristo Rei vom indonesischen Künstler Mocha-mad Syailillah, ge-nannt Bolil. Die

Höhe der Statue, inklusive des Sockels, von 27 Metern spielt darauf an, dass Osttimor als 27. Provinz in Indonesien einge-gliedert wurde. Die Figur selbst ist 17 Meter hoch; der 17. August 1945 ist der Unabhängigkeitstag Indonesiens. Auffällig sind die übergroßen Füße, mit denen die Statue auf einem Globus steht. Die Bewohner Dilis sehen in den ausgebreiteten Armen der Statue weniger eine beschützende Geste, als einen Ausdruck von Resignation, weswegen die Statue im Volks-mund Jesus - „Was kann ich tun?“ genannt wird. Da die Jesus-statue nach Westen ausgerichtet ist, gibt es die Interpretati-on, dass sie nicht über Dili, sondern über die indonesische Hauptstadt Jakarta die Arme ausbreitet. Ein Kreuzweg mit 14 Stationen führt hinauf zur Plattform zu Füßen der Statue. Un-terhalb der Statue befindet sich eine kleine Kapelle.

Nächste Station ist der Supermarkt Páteo, der nur Marken aus Portugal führt. Wieder zuhause angekommen, d.h. in Mafaldas Haus, genießen wir ein erfrischendes Bad, wir und der Jeep. Nach der Dusche gehen wir zu Fuß zum ARU Restau-rant (http://wikimapia.org/24933783/Aru-Bakery), in dem wir ein Nasi Goreng essen. Noch ein kurzer Spaziergang zurück und schon sind wir wieder „zuhause“.

S E I T E 1 1 R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e

Baucau - Dili

Dili Christus Statue

Dili Spaß muss sein

Dili Obstverkauf beim Treppenaufgang zur Cristo Rei Statue

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Sonntag, der 11.08.2013

Vogelgezwitscher auf der Terrasse, schwere Bambusmöbel, Blumendekor auf Sitzkis-sen. Leises Summen einer Mücke nahe dem rechten Ohr. Knackende Blechdächer, die Sonne knallt unbarmherzig auf die Dächer, Straßen, Autos. Es wird ein heißer Tag werden. Nur im Schatten, unter einer Palme am Strand lässt es sich aushalten. Die Hitze kommt. Und wenn sie da ist, so um 14 oder 15 Uhr, dann ist es am besten im azurblauen Wasser des Pazifiks zu schwimmen. Sonntagmorgen auf der Terrasse von Mafaldas Haus, eine Oase.

Es gibt einen Ort in Dili, der eine einzigartige Bedeutung für die jüngste Geschichte des Landes hat. Der Friedhof von Santa Cruz. Im Zusammenhang mit dem Massaker, das hier stattgefunden hat, ist es wichtig den historischen Ablauf zu dokumentieren.

In der Nacht vom 27. zum 28. Oktober 1991 starb Sebastião Gomes bei einer Aktion indonesischer Sicherheitskräfte in der Kirche San António de Motael. Er wurde angeschossen und verblutete, nachdem junge Unabhängigkeitsaktivisten in der Kirche Zuflucht gesucht hatten, um der Verhaftung zu entgehen. Eine Kundgebung war für den 11. November geplant, zwei Wochen nach der Ermordung von Gomes, dem Tag des Besuches von Pieter H. Kooijmans, dem damaligen Sonderbe-richterstatter über Folter des UNHCR und späteren Außenminister der Niederlande. Den endgültigen Termin verschoben die Anführer der Freiheitsbewegung mit Einverständnis des Rebellenführers Xanana Gusmão aber dann auf Mittwoch, den 12. November, nach dem Morgengottesdienst.

Am frühen Morgen des 12. November 1991 versammelte sich eine Menschenmenge zu einem Gedenkgottesdienst für den getöteten Sebastião Gomes an der katholischen Motael-Kirche in Dili. Der Trauerzug setzte sich etwa gegen 7.00 Uhr zum Friedhof von Santa Cruz in Bewegung. Unterwegs schlossen sich viele junge Männer, Frauen, Kinder in Schuluniformen und Alte in traditionellen Kleidern der Kundgebung an. Es war die bisher größte in Osttimor seit dem Beginn der Besatzung. Etwa 3.000 bis 4.000 Menschen zogen durch die Stadt, vorbei am Sitz des Gouverneurs Mário Carrascalão bis zu dem Friedhof. Einige trugen die Flagge von Osttimor und der FRETILIN, ande-re riefen laut den Namen

des Rebellenführers Xanana Gusmão oder anti-indonesische Parolen.

Die wenigen Polizisten und Soldaten, die entlang der Route auftauchten, konnten die Menschen nicht aufhalten. Etwa einen Kilometer vor dem Friedhof kam es zur ersten Auseinandersetzung, bei der Major Gerhan Lantara und sein Adjutant Prada Domingus, beide in ziviler Kleidung, mit einem Messer verletzt wurden. Die meisten Teilnehmer zogen weiter zum Friedhof. Einer späteren Zeugenaussage zufolge folgten etwa 75 Männer des Bataillons 700 den Demonstranten. Ein anderer lokaler Regierungsmit-arbeiter berichtete über die Anwesenheit von Angehörigen der Bereit-schaftspolizei Brimob und Einheiten der Bataillone 700 und 744. Soldaten, mit M16-Sturmgewehren bewaffnet, waren schon vor Ort, als der Hauptteil der Demonstration am Friedhof ankam und sich zum Gebet ver-sammelte.

Lastkraftwagen erreichten das Geschehen und brachten weitere unifor-mierte Soldaten, die sich um den Friedhof postierten und ihre Waffen be-reit machten. Trotz der Anwesenheit internationaler Journalisten eröffne-ten die Soldaten das Feuer vor dem Friedhof. Die Mauer des Friedhofes erschwerte den Menschen die Flucht. Nach fünf bis fünfzehn Minuten ver-stummten die Schüsse. Die Soldaten stachen und schlugen aber weiterhin mit Bajonetten und anderen Gegenständen auf die Verletzten ein. Der Oberbefehlshaber der Truppen in Osttimor, Rudolf Warouw, befand sich zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung wahrscheinlich in einem Treffen mit dem UN-Gesandten Kooijmans.

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Dili

Dili Armer Engel mit traurigen Augen. Was hast Du mit ansehen müssen?

Dili Zum Gedächtnis an das Massaker

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 1 3

Blutende Menschen flohen in Panik in alle Richtungen und suchten Un-terschlupf. Tote und Verletzte lagen auf dem Friedhof, wurden später in Militärfahrzeugen abtransportiert und zum Teil lebendig in Massengrä-bern begraben oder ins Meer geworfen. Im örtlichen Krankenhaus ver-sammelten sich viele Leicht- und Schwerverletzte, einige wurden von Soldaten nach der Behandlung verhaftet und in das nahe Militärkranken-haus gebracht, das der Öffentlichkeit unzugänglich war. Zeugen berichte-ten später von schrecklichen Szenen. Mädchen, von Soldaten verhaftet und in das Militärkrankenhaus verschleppt, wurden nachts mehrmals vergewaltigt. Mit Steinen wurden die Köpfe einiger Verwundeter eingeschlagen oder sie wurden mit Paraformaldehydkapseln vergiftet.

Durch dieses Blutbad verloren 271 Menschen ihr Leben, darunter viele Kinder und Jugendliche. Die Gesamtzahl der Verletz-ten lag demnach bei 278. Es gab zahlreiche Verhaftungen. Von insgesamt 270 Menschen fehlt seit dem Massaker jede Spur. Neben Allan Nairn war auch die Journalistin Amy Goodman vor Ort. Sie beobachteten das Geschehen und wurden selbst Ziel von Angriffen. Der britische Journalist Max Stahl machte Aufnahmen mit einer Videokamera. Der 20-jährige Neuseeländer Kamal Bamadhaj, Student an der University of New South Wales in Sydney, starb als einziger Ausländer bei dem Massaker.

Wir besuchten den Friedhof mit dieser Geschichte im Kopf und den Filmaufnahmen, die damals um die Welt gingen. Es ist ein Ort der Trauer und der Besinnung.

Wir sind dann rausgefahren, und zwar in Richtung Westen, bis zum Verteilerkreis des Flughafens und dann weiter bis zum Ort Tasitolu. Im Resort TIBAR (http://www.tibarbeachretreat.com/) haben wir einen herrlichen Blick über die Bucht. Hier essen wir eine Kleinigkeit auf der Terrasse. Den angebrochenen Nachmittag wollen wir an einem Strand verbringen. Vorher schauen wir uns die im Hang gele-genen Bungalows der Hotelanlage TIBAR BEACH an, die uns sehr gut gefallen. Es sind kleine Häuser, die sehr dekorativ landestypisch eingerichtet sind, alles 5 Ster-ne Qualität. Hier kostet die Nacht im DZ US$ 90,00 mit Frühstück.

Uns wird ein Strand direkt am Flughafen empfohlen, der sogenannte „Palmenstrand“ am Friedhof. Kurz nach dem Flughafen Verteilerkreis, noch vor der Flussbrücke, biegen wir links ab. Der Weg führt uns durch eine Absperrung am Ende der Landebahn des Flughafens vorbei. Fast am Strand gibt es einen alten Friedhof. Den umfahren wir und sind angekommen. Wir erinnern uns, dass Miguel de Lemos von diesem Strand sprach. Und machen uns auf die Suche nach dem Bungalow, in

dem er wohnt. Wir kommen an drei neuen Bungalows vorbei. Ehe wir uns noch umsehen können kommt uns Miguel entgegen. Er lädt uns ein in seinen Bungalow zu kommen und erzählt uns von seinem Missgeschick, dass er durch einen Einbruch viele persönliche Sachen verlo-ren hat. Er hatte allerdings Glück im Unglück, denn sein Laptop ist bei einem IT-Laden wieder aufgetaucht und er konnte ihn zurückerhalten. Miguel schlägt uns vor ein-fach weiter am Strand entlang zu gehen. Er sagt, neben dem Flughafen zu wohnen ist in Dili kein Problem, da es täglich nur 3-5 Flugzeuge gibt. Wir gehen noch ein Stück weiter und treffen bald auf Gruppen von Timorensen, die

sich auch einmal das Flughafengelände anschauen wollen; denn die Landebahn beginnt just am Strand. Zurückgekommen schauen wir uns bei unserem Jeep noch die untergehende Sonne an und machen uns danach zuhause frisch, um noch mit Maria João, einer ehemaligen Schulfreundin von Guida, die gerade mit ihrem Mann in Timor Leste ist, zu Abend zu essen. Wir fahren zum Strand „Araia Branca“ und setzen uns auf die Terrasse des Restaurants „Knua Morabeza“. Hier kann man wirklich hervorragende Küche erleben, mit großen Portionen und einem ausgezeichneten Service. Es gibt viele Geschichten zu erzählen und so vergeht der Abend in angenehmer Atmosphäre.

Dili

Dili TIBAR Strandhotel

Dili Abendessen mit Maria João

Dili Spaziergang am Strand beim Flughafen

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Montag, der 12.08.2013

Guida stellt den Wecker und so werden wir um 7:00 Uhr wach. Heute wollen wir bis ins Gebirge kommen und in im Dorf Hatu Builico übernachten. Wir tanken voll, denn die nächsten vier Tage wird es keine regulären Tankstellen mehr geben. Wir verlassen Dili auf serpentinenartigen Straßen und halten in Dare an. Hier ist das Denkmal, das an die Invasion der Japa-ner im 2. Weltkrieg erinnert (http://darememorialmuseum.com/).

Weiter schlängelt sich die Straße ins Gebirge. Nach vielen Kilome-tern erreichen wir Maubisse (http://blogatauro.blogspot.pt/2011/04/maubisse-timor-leste.html). Maubisse liegt auf einer Meeres-höhe von 1.526 m und ist der Hauptort und Namensgeber des nördlichsten Subdistrikts des Dis-trikts Ainaro. Knapp 5.000 Men-schen leben im Zentrum, mehr als 20.000 im gesamten Subdistrikt. Der Ort besteht aus einer locke-ren Ansammlung von kleinen Siedlungen und einzelnen Häu-sern, die sich über eine große Fläche ausdehnen. Bei den Häu-sern handelt es sich mal um ein-fache Hütten aus Lehm und Stroh, mal um moderne Häuser aus Wellblech, Ziegeln oder Be-ton. Oft sieht man auch die für

diese Region Osttimors typischen Rundhütten. Die Bevölkerung spricht als Muttersprache zumeist Mambai, eine der Nationalsprachen Osttimors. Die Amtssprachen Tetum und Portugiesisch werden in der Schule unterrichtet. Als Hinterlassenschaft der indonesischen Besat-zungszeit wird von einigen Einwohnern noch Bahasa Indonesia gespro-chen. Englisch spielt durch die Touristen und internationalen Sicherheits-kräfte langsam eine größere Rolle. In der Region wird Kaffee angebaut

und in einer Fabrik der Kooperative verarbeitet. Die Pousada von Maubisse ist renoviert und in Funktion.

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Dili - Dare - Maubisse - Hatu Builico

Maubisse Katua (alter Mann)

Maubisse Renovierte Portugiesische Pousada

Dare Blick auf Dili

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Von hier aus gibt es eine Abbiegung nach Hatu Builico. Der Ort liegt im Nordwesten des Subdistrikts, im Suco Nuno-Mogue, nahe dem Fluss Telemau. Mit 2155 m über dem Meer ist Hatu Builico der höchstgelegene und daher durch-schnittlich auch der kälteste Ort des Landes. Von hier aus führt innerhalb von zweieinhalb Stunden die leichteste Rou-

te auf den Berg Ramelau (Tatamailau), ca. 3.000 m über dem Mee-resspiegel, Osttimors höchsten Berg. Zur Landes-hauptstadt Dili sind es in Luftli-nie etwa 37 km nach Norden,

zur Distrikthauptstadt Ainaro etwa 12 km nach Süden. Der Weg zum Ort ist ziemlich schwierig zu befahren. Hier gibt es viele Kinder, die uns mit einem „Boa Tarde“ empfangen. Es gibt zwei Schlafmöglichkeiten. Entweder bleibt man in einem Haus am

Dorfplatz, gegenüber der Polizeistation, oder am Ortseingang in der Pousada Alecrim Namrau (http://hatobuilico.com/?page_id=254). Um 17:00 Uhr bestellen wir das Abendessen. Wir sind die einzi-gen Gäste und es muss angefertigt werden. In der Zwischenzeit schauen wir uns nach einem Führer um, der mit uns um 03:00 Uhr zum Berggipfel des Ra-melau geht. César, ein junger Student, ist bereit uns für US $ 20,00 die sechs Stunden zu begleiten. Nach Sonnenuntergang gibt es Strom im Ort. Nach dem Abendessen ziehen wir uns aufs Zimmer zurück.

Um 2:20 Uhr klingelt der Wecker.

Dili - Dare - Maubisse - Hatu Builico

Badulla Hinduistischer Segen

Hatu Builico Marienverehrung

Pousada Alecrim Abendessen

Maubisse Abbiegung nach Hatu Builico

Pousada Alecrim Nachtquartier

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Dienstag, der 13.08.2013

Vor der Pousada steht César. Wir steigen in un-seren Jeep und fahren soweit es geht bergauf über schmale Pfade, bis zu einem Portal, über dem RAMELAU steht.

Der Tatamailau (Ramelau) in Ost Timor ist mit 2.963 m der höchste Berg der Insel Timor. Wäh-rend der portugiesischen Kolonialzeit wurde der Berg Pico do Ramelau genannt, nach den ihm umgebenden Ramelau-Bergen. Der Name „Tatamailau“ stammt aus der lokalen Sprache Mambai und bedeutet auf Deutsch „Großvater aller“. Der Berg gilt als Heimat der Seelen der Verstorbenen der Region. Er ist vulkanischen Ursprungs. Er liegt im Zentrum der Insel Timor, im Norden des Distrikts Ainaro, an der Grenze zum Distrikt Ermera. Von Dili sind es bis zum Tatamailau etwa 70 km nach Süden.

Der Berg kann innerhalb von zweieinhalb Stunden von Hatu Builico (1.950 m) aus bestiegen werden. Es ist eher ein stetiger Aufstieg, als ein Klettern. Die ersten 2,5 km können auch mit einem geländegängigen Wagen befahren werden, bis man in einer Höhe von 2.280 m schließlich eine Almwiese erreicht. Von hier sind es nur noch zweieinhalb Stunden auf einem Wan-derweg bis zum Gipfel, der auch beritten werden kann. Auf 2.700 m befindet sich ein Andachtplatz für Messen unter freiem Himmel. Auf dem Gipfel steht seit 1997 eine drei Meter hohe Marienstatue, die aus Italien stammt. Mit ihrer Aufstellung wurde die heilige Maria zur Schutzpatronin Osttimors. Eine Inschrift aus dem Jahr 1938 weist den Ort auf Portugiesisch als den Punkt des portugiesischen Kolonialreiches aus, der jeden Tag erneut als Erster den Sonnenaufgang sieht (Portugal - alto

império que o sol logo em nascendo vê primeiro). Zu dieser Zeit war der Tatamailau auch der höchste Berg des portugiesischen Kolonialreiches. Bei gutem Wetter kann man vom Gipfel aus Nord- und Südküste Timors und sogar die Insel Atauro sehen. Ein Ne-bengipfel ist der etwa 1.200 m südwestlich gelegene Berg Dora-melau.

Wir schreiben uns in eine Art Besuchertagebuch ein, mit Namen und Uhrzeit des Aufstiegs, und nehmen die ersten Stufen einer für Pilger errichteten Treppen bergauf. Nach einigen Minuten endet die Treppe und es geht weiter über einen Pfad. Es ist dun-kele Nacht. Unsere Lampen helfen uns beim Aufstieg. Der Him-mel ist sternenklar. Wir halten einen Moment inne und schauen nach oben. Die Kometen schweifen um die Wette. Es ist wie ein Sternenregen. Bei der nächsten Pause, zwinkern uns so viele Sterne zu. Man sagt ja, es sind die Verstorbenen, die uns von dort oben grüßen. Je höher wir kommen, um so kühler wird es. Oben am Gipfel sind es dann 4ºC. Wir sind nicht gerade 100 %-ig vorbe-reitet für diese niedrigen Temperaturen. Mit allem was wir dabei haben, versuchen wir uns einzuhüllen, weil zudem ein scharfer kalter Wind weht. Der Marien Statue scheint das egal zu sein. Am fernen Horizont erscheint allmählich ein Streifen orangen Lichtes. Es beginnt der Sonnenaufgang. Nebel, verbunden mit einem Farbspektakel, umhüllt den Gipfel. Nur wir und der Führer, der sich in eine windgeschützte Ecke verkrochen hat. Ein intensives und sehr beeindruckendes Schauspiel. Die Phasen des Sonnen-aufgangs halten wir fotografisch fest. Bald steht die Sonne am Horizont, und es ist plötzlich Tag. Wir wandern schnurstracks bergab. Wieder in der Pousada angekommen, bekommen wir unser Frühstück: Instant-Nudeln und einen Tee, der nach Barbe-cue schmeckt.

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Hatu Builico - Monte Ramelau

Ramelau … der Sonnenaufgang beginnt.

Ramelau Es werde Tag, hier oben ein einmaliges Erlebnis

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Arugambay

Ramelau Glücklich auf der Spitze des höchsten Bergs von Timor Leste (2.963 m über N.N.)

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Jetzt geht es wieder bergab bis zum nächsten Ort Ainaro, das im Bergland Osttimors auf 831 m Meereshöhe liegt, etwa 60 km südlich von Dili, zwi-schen den Flüssen Sarai und Maumall. Die Überlandstraße von der südlichen Küstenstra-ße nach Dili führt direkt durch Ainaro. Hier wird gerade die alte portugiesische Kirche „Nossa Senhora de Fátima“ renoviert. In der Grundschule überreicht Guida einer Nonne aus Bolivien ein Buch mit por-tugiesischen Märchen.

Weiter geht es immer bergab. Der nächste Ort heißt Zuma-lai. Hier zweigt sich die Straße und geht einmal nach Norden in Richtung Balibó und einmal weiter nach Süden in Richtung Suai. Zumalai liegt im Zentrum des Subdistrikts, in Luftlinie etwa 70 km südwestlich der Landeshauptstadt Dili, in einer Hö-he von 199 m über dem Meer.

Hier treffen drei überregionale Straßen aufeinander. Vom Westen her aus Suai (Luftlinie: 26 km), vom Osten aus Hato Udo (16 km) mit Abzwei-gung weiter nach Ainaro (19 km) im Nordosten und vom Norden aus eine Straße, die sich später nach Bobonaro (19 km) und nach Atsabe (26

km) aufspaltet. Wir verpassen die Abzweigung und fahren erst ein ganze Stück Richtung Bobonaro. Da es immer steiler wird und wir zurück ins Gebirge fahren fragen wir lieber. Tja, wir müssen umkehren und Zumalai nach Westen abbiegen. Jetzt sind wir richtig und fahren weiter nach Suai. Suai ist die Hauptstadt des osttimoresischen Distrikts Cova Lima und des Sub-distrikts Suai. Der Name leitet sich von den Tetum-Wörtern „su rai henek“ ab, su für „graben“, rai für „Erde“ oder „Land“, henek für „Kies“. „rai henek“ bedeutet „Sand“. Für den Häuserbau wurde Sand abgebaut. Zur Vereinfachung sagten die Leu-te nur „Su Rai“, woraus später „Suai“ wurde. Hier erwartet uns Tiago Franco.

Wir überreichen ihm seine Spiegelreflex Kamera, die wir aus Portugal mitgebracht haben. Er hat uns eingeladen im Guest-haus Castelo FRONTEIRA zu bleiben. Wir sind erschöpft von der Reise; denn wir sind ja schon seit 3:00 Uhr morgens auf den Beinen. Trotzdem lehnen wir die Einladung nicht ab, noch aus essen zu gehen. Nach einer belebenden Dusche gehen wir mit einigen der Gruppe von 12 portugiesischen Lehrern, die wie Tiago an einer lokalen Schule unterrichten, zum nächstgelege-nen Restaurant. Die Lehrer wurden nach Timor versetzt und gestalten die Lehrerausbildung an einer sogenannten „Escola de Referência“. Nach dem Abendessen kommen wir an der restaurierten Kirche „Ave Maria“ vorbei. Am 6. September 1999 beging die Miliz Laksaur in der Kirche Nossa Senhora do Rosario in Suai ein Massaker an Zivilisten. Zwei Tage nach Bekannt-

gabe des Ergebnisses des Unabhängigkeitsreferendums attackier-te die Miliz die Kirche, in der sich mehrere hundert Flüchtlinge versammelt hatten. So der Bericht der International Commission of Inquiry on East Timor der Vereinten Nationen. Dabei soll die Miliz von regulären indonesischen Soldaten unterstützt worden sein.

Die Angreifer stürmten in die Kirche und griffen die Anwesenden mit Macheten, Messern und Schusswaffen an. In den Privatraum von Pater Hilario feuerten sie mit automatischen Waffen und warfen eine Handgranate. Der Pater und zwei weitere Priester gehörten zu den ersten Opfern. Nur 26 Opfer, die auf der ande-ren Seite der Grenze im indonesischen Westtimor begraben wur-den, konnten identifiziert werden. Laut Augenzeugen liegt die Opferzahl deutlich höher. Man geht von bis zu 200 Toten aus. (http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenmassaker_von_Suai).

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Monte Ramelau - Suai

Suai Kathedrale mit Cruz Jovem

Aileu Buch mit portugiesischen Märchen

Suai Denkmal des Massakers

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Mittwoch, der 14.08.2013

Aufstehen um 7:00 Uhr. Gemeinsam mit den portugiesischen Lehrern früh-stücken wir im Guesthouse. Unser Jeep braucht Diesel. Es gibt zwei Tank-stellen in Suai. Beide funktionieren nicht mehr. Anstatt von Tankstellen gibt es Benzin und Diesel am Straßenrand, abgefüllt in kleinen und größeren Wasserflaschen, 10 l oder 20 l Kanistern, der Liter für US $ 1,20.

Heute ist der 1. Tag der Feier-lichkeiten anlässlich der Einwei-hung der neuen Kir-che von Suai am 15.08.2012. Während mehrerer Tage werden Messen von verschiedenen Bi-schöfen aus ganz Ost Timor zelebriert. Die Messe hält heute der Bischof von Maliana. Zeitgleich läuft eine Ver-anstaltung über alle Tage, die von Jugendlichen vorberei-

tet werden. Das Jugendkreuz (Cruz Jovem) wurde auf dem Weg durch alle Gemeinden von Timor von vielen Jugendlichen verehrt und ist in der

Kirche von Suai aufgebaut. Unter dem Motto „A CRUZ É TRANSFORMADORA DA VIDA“ (das Kreuz ist das Symbol was Dein Leben verändert“ gibt es die Jugendtage.

Nach der voll besuchten Messe und anschließender Segnung durch den Bi-schof treffen wir uns mit Tiago und Alexandra in der Schule. Guida hat einige ihrer Märchenbücher mitgebracht. Die Lehrer haben zuvor die besten Schüler der Grundschule in einem Klassenraum zusammengeführt. Andächtig hören sie zwei Geschichten zu, die Guida erzählt und dabei die Illustrationen aus dem Buch zeigt. Zum Schluss bedanken sich die Jungen und Mädchen mit ei-nem portugiesischen Volkslied. Und als Zugabe singen sie noch die Nationalhymne von Timor Leste, die im Original in Portugiesisch ist, allerdings einige Versionen auch in Tetum hat, der zweiten offiziellen Sprache des Landes. Wir sind gerührt, Kinder singen zu hören, noch dazu in perfektem Portugiesisch, 13.000 km entfernt von Portugal, das geht ans Gemüt.

Mittags treffen wir uns mit Tiago und Alexandra am Markt von Suai. Hier gehen wir Mittagessen, in einem Marktlokal, das wir sicherlich alleine nicht betreten hätten. Da die Lehrer dort öfters essen, folgen wir der Empfehlung. Dann bestei-gen wir den Jeep und fahren nach Suai Loro. Der Ort liegt an der Timorsee, südlich der Distrikthauptstadt Suai, deren Zentrum neun Kilometer nördlich liegt. An der Küste von Suai Loro liegen die Ruinen eines portugiesischen Forts.

Am Strand von Suai Loro gibt es einen Landeplatz für Boote. Vor der Küste können auch größere Schiffe sicher ankern. Bei Suai soll die Versorgungsbasis für die vor der Küste liegenden Erdölfelder entstehen. Bereits in den 1970ern fand man auch in Suai Loro Erdöl und wir fahren an der alten portugiesischen Bohrstelle vor, in der Nähe der Festungsruine. Suai Loro ist bekannt für seine Tais, die bunten, gewebte Stoffe, die von den Frauen in Heimarbeit produziert werden, und zwar auf dem Boden unter den auf Stelzen stehenden Rundhäusern. Jedes Haus hat einen Webstuhl und es gibt einen Gemeinschaftsraum im Dorf mit mehreren Nähmaschinen.

Suai

Suai Märchenstunde in der Portugiesisch Klasse

Suai „Bitte volltanken“

Suai Tankstelle

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Insgesamt erscheint uns Suai Loro als eine funktionierende Dorfgemein-schaft, die Auskommen für alle Ein-wohner gibt. Die Frauen kümmern sich um das Haus und die Kinder und lernen schon als Kind wie man die Tais webt. Die Männer bestellen die Felder und gehen Fischen. Wir sehen am Strand, wie die Männer ihren Fang in individuelle Portionen vorbe-reiten, indem sie mit einem Bastfa-den die Fische durch die Augen auf-reihen und daraus ein Bündel Fische machen. Im Dorf angekommen, be-kommt jedes Haus ein Bündel.

Tiago hat hier sein Projekt der Biblio-thek. Es laufen in Portugal gerade Spendenaufrufe für portugiesische Bücher. Jüngst hat ihm die Luís Figo Stiftung eine Kiste Bücher geschickt. Hier in Suai Loro hat er dafür einen kleinen Pavillon vom Bürgermeister zur Verfügung gestellt bekommen. Bald wollen die portugiesischen Leh-rer den Pavillion renovieren und die Bibliothek einrichten, die zukünftig von den Einwohnern des Dorfes ge-nutzt werden soll.

Nach der Dorfbesichtigung überque-ren wir die Überreste einer alten Brücke, die zum Strand führt. Zwi-schen dem Dorf und dem Strand ist ein breites Sumpfgebiet, in dem es Krokodile gibt. Und tatsächlich, unge-fähr 20 m entfernt, an einer von der Flut überschwemmten Stelle, sehen wir die typischen Schwanzzacken des timoresischen Krokodils, das einzigar-tig sein soll, weil es im Meer und in den Sümpfen zuhause ist.

Das gute Krokodil (Tetum: Lafaek Diak) ist der einheimische Schöp-

fungsmythos der Insel Timor. Die Insel wird daher auch das Land des schlafenden Krokodils ge-nannt. Die Geschichte wird meis-tens so erzählt: Eines Tages fand ein Junge ein Krokodilbaby, das versuchte, von der Lagune ins Meer zu kommen. Weil es sehr schwächlich war, nahm der Junge das kleine Krokodil und trug es zum Meer. Das Krokodil war sehr dankbar und versprach dem Jun-gen, sich zu revanchieren. Es sagte

dem Jungen, es wolle mit ihm auf Reisen gehen. Der Junge solle zum Meer kommen, es rufen und das Krokodil würde ihm helfen. Nach einiger Zeit erinnerte sich der Junge an das Versprechen des Kroko-dils und ging zum Ufer der See. Er rief das Krokodil dreimal. Als das Krokodil er-

schien, waren beide sehr froh über das Wiedersehen. Das Kro-kodil sagte dem Jungen, er solle sich auf seinen Rücken setzen, und das Krokodil trug den Jun-gen viele Jahre lang auf vielen, vielen Reisen. Aber obwohl das Krokodil und der Junge Freunde waren, blieb das Krokodil immer noch ein Krokodil. Es fühlte den unwiderstehlichen Drang, den

Jungen zu fressen. Dies störte das Krokodil und so fragte es bei anderen Tieren um Rat. Es fragte den Wal, den Tiger, den Wasserbüffel und viele andere Tiere und alle sagten, „Der Junge war nett zu Dir, Du kannst ihn nicht fressen“. Schließ-

lich fragte das Krokodil den weisen Affen. Nachdem der Affe sich die Ge-schichte angehört hatte, verfluchte er das Krokodil und verschwand. Das Krokodil schämte sich und entschied, den Jungen nicht zu fressen. Stattdes-sen nahm es den Jungen wieder auf seinen Rücken und zusammen reisten sie, bis das Krokodil sehr alt wurde. Das Krokodil fühlte, es würde niemals die Güte des Jungen vergelten kön-nen und sagte deswegen zum Jun-gen: „Ich werde bald sterben. Aber mein Körper wird ein neues Land bilden, für Dich und Deine Nachkom-men.“ Aus dem Krokodil wurde die

Insel Timor, die auch heute noch die Form eines Krokodils hat. Der Junge hatte viele Nachkommen, die von ihm seine Güte, seine Freundlichkeit und seinen Sinn für Gerechtigkeit erbten. Der Sand am Strand neben der Festungsruine ist fast schwarz, das Wasser lauwarm. Wir lassen uns treiben, im Vertrauen, dass es hier keine Krokodile gibt.

Abends gehen wir mit Tiago und zwei Lehrerinnen zu einem Folklore Event, der anlässlich der Jugendtage stattfindet. Die jungen Mädchen tanzen in Trachten. Einige der Schüler kommen aus der Schule, an der wir heute Morgen zum Mär-chenerzählen waren.

S E I T E 2 0

Suai Loro

Syai Loro Frische „Sardinen“

Syai Loro Achtung KROKODILE

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 2 1

Donnerstag, der 15.08.2013

Die Straße von Suai im Südwesten bis Dili im Norden ist ca. 260 km fahren unter schlechten Wegkonditionen. In Zuma-lai biegen wir nach Norden ab. Über sehr unwegsame Stra-ßen kommen wir an Borbonaro vorbei und dann nach Mali-ana. Am 30. Januar 2010 wurde Maliana zum Sitz der dritten Diözese Osttimors erklärt, dem Bistum Maliana. Kathedrale ist die aus der portugiesischen Zeit stammende Kirche Sagrado Coração de Jesus (Herz Jesu). Außerdem befindet sich hier das katholische Hochseminar Maliana Colégio Infante de Sagres. Während der Unruhen vor und nach dem Unabhängigkeitsreferendum von Osttimor 1999 kam es noch am Tag der Abstimmung auch zu Gewalttätig-keiten in Maliana. Pro-indonesische Milizen stürmten die Stadt, so dass 54 UN-Helfer nach Dili evakuiert werden mussten. Hunderte von Unabhängigkeitsgegnern belager-ten die UN-Vertretung. Die UN-Helfer und ihre Familien flüchteten sich am 3. September 1999 in die Polizeiwache. Als am nächsten Tag das Ergebnis des Referendums bekannt wurde, bedrohten die Milizen mehreren hundert Flüchtlinge. Am Nachmittag des 8. Sep-

tembers wurden Milizionäre vom indonesischen Militär auf den Angriff auf die Polizeistation vorbereitet. Die Milizen wurden vom regionalen Milizenchef João Tavares und dem indonesischen Leutnant Sutrisno angeführt. In Ritabou erhielten sie eine Todesliste. Die Milizen, darunter auch die Halilintar Miliz und indonesische Soldaten, drangen am Abend des 8. Septembers in den Komplex der Polizeistation ein und begannen die Flüchtlinge mit Messern, Macheten und Schwertern anzugreifen, während die Polizisten untätig blieben. Sie schlossen nur die Tür zu ihrem Büro. Insgesamt wurden 14 Menschen ermordet, darunter Julio Barros, ein ehemaliger Administrator des Subdistrikts Maliana und Domin-gos Gonçalves Pereira, der Chef des Ortes Ritabou. Das Opfer José Barros Soares war erst zwölf Jahre alt. Die Leichen der Opfer wurden nach Batugade gebracht und dort im Meer versenkt. Andere Quellen berichten von 47 Toten. Weitere 13 Personen, denen zunächst die Flucht aus der Station gelang, wurden am nächsten Tag in der Nähe von Maliana um-gebracht. Insgesamt wurden zwischen dem 2. und dem 29. September 71 Menschen in Maliana ermordet. Außer der Kirche wurde der gesamte Ort Maliana durch die Milizen niedergebrannt.

Eine Stunde später sind wir in Balibó und halten vor dem Haus der 5 australischen Journa-listen, das jetzt ein Museum ist. Balibó liegt etwa 10 km von der indonesischen Grenze entfernt im äußersten Nordwesten des Landes im Distrikt Bobonaro auf einer Meereshö-he von 547 m. In der Stadt liegt eine 400 Jahre alte, beachtliche portugiesische Festung, die zum Schauplatz mehrerer Gefechte während der indonesischen Invasion 1975 wurde. Während der INTERFET-Mission (International Force for East Timor) wurde die Festung nach dem indonesischen Abzug 1999 von 1.000 Mann der UN-Truppen als Stützpunkt benutzt. Im selben Jahr gab Kylie Minogue im Rahmen ihrer Tour of Duty series of con-certs hier ein Konzert für die UN-Truppen. Human Rights Watch schätzt, dass während der Unruhen im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999 etwa 70 % der Stadt durch Milizen zerstört wurden. Internationale Hilfsorganisationen haben beim Wie-

deraufbau Hilfe geleistet, so beim Schulwohnheim für Schüler aus abgelegenen Ortschaften, das voll-kommen zerstört war. Auf dem Hauptplatz befindet sich immer noch das indonesische „Integrationsdenkmal“ (Integrasi monument). Es stellt einen timore-sischen Bauern dar, der die Fesseln der portugiesischen Kolonialherr-schaft zerreißt.

Suai Loro - Balibó

Galle Festung

Balibó „Befreiung“

Maliane - Balibó Straße für 4x4 Fans

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Am 16. Oktober 1975 wurden fünf Fernsehjournalisten, die sogenannten Balibo Five, durch indonesische Soldaten ermordet. Am Tag ihres Todes filmten sie, von der alten Festung aus, den Einmarsch indonesischer Streitkräfte. Diese Einfälle Indonesiens in die damalige Kolonie Portugie-sisch-Timor dienten zur Vorbereitung der eigentlichen Invasion am 7. De-zember 1975. Dies sollte einen unabhängigen Staat Osttimor verhindern.

Die Balibo Five waren der Neuseeländer Gary Cunningham (Kameramann) und die beiden Australier Greg Shackleton (Reporter) und Tony Stewart (Ton) vom Melbourner Sender HSV-7 (Seven Network) und die Briten Bri-an Peters und Malcolm Rennie vom Fernsehsender TCN-9 (Nine Network) aus Sydney.

Der damals 16-jährige FRETILIN-Soldat Manuel da Silva berichtete später, dass er mit vier anderen Männern das alte Fort in Balibó halten sollte, als die Indonesischen Soldaten kamen. Brian Peters und Gary Cunningham filmten vom Fort aus die Kriegsschiffe, die Balibo beschossen. Die beiden Kameramänner liefen danach vom Fort wieder run-ter zu den drei anderen Reportern bei einem kleinen chinesischen Laden. Als der Angriff der indonesischen Spezialtruppen bevorstand, drängte der Fretilin-Soldat Rosito Ximenes die Journalisten, sie sollen jetzt fliehen, doch sie glaubten, sie würden

als ausländische Journalisten nicht in Gefahr geraten. Filmaufnahmen zeigen, wie Greg Shackleton an die Wand ihres Hauses die australische Flagge und das Wort „AUSTRALIA“ malte, das bis heute noch zu sehen ist. Die sterblichen Überreste der Balibó Five wurden verbrannt und ohne das Einverständnis ihrer Familien in Jakarta begraben. Das sogenannte „Australian Flag house“ (auch „Balibohaus“), an das die Reporter die Flagge Australiens gemalt hatten, wurde mit Mitteln des australischen Bundesstaates Victoria renoviert und zu einem Gemeindezentrum mit Kinderhort, Bücherei und Berufsausbildungszentrum ausgebaut, das 2003 eröff-net wurde. Eine Tafel am Haus erinnert an die Balibó Five. Der australische Film „Balibó“ von 2009 über die Balibó Five wurde von den indonesischen Behörden verboten.

In Batugadé machen wir einen Abstecher zum Grenz-posten nach Indonesien. Weiter geht es nach Maubara,

das eines der traditionellen Reiche Timors war, die von einem Liurai regiert wurden. Es erscheint auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte. 1667 kam das Gebiet des heutigen Subdistrikts unter den Einfluss der Niederlande, die hier 1756 ein Fort bauten. Es liegt direkt am Orts-eingang von Maubara, von wo man am Strand die gesamte Bucht überblicken kann. Noch heute gibt es alte Kanonen in der alten Festung. In dieser Zeit pflanzten die Niederländer in Maubara erstmals auf Timor Kaffee an. 1790 griff der Topasse-Herrscher Pedro da Hornay im Auftrag Portugals erfolglos Maubara an, womit er nur erreichte, dass Maubara sein Bündnis mit den Niederlanden erneuerte und die Flagge der Niederlande setzte. 1796 bis 1799 befanden sich Maubara und Groß-Sonba'i im Krieg mit den Portugiesen. Im Vertrag von Lissabon vereinbarten die Niederländer 1859 im Rahmen eines größe-ren Gebietsaustauschs Maubara an die Portugiesen abzutreten; darin wurden die portugiesischen Ansprüche auf den größ-ten Teil Westtimors endgültig zu Gunsten der Niederländer aufgegeben, wofür die niederländische Enklave Maubara im Os-ten an Portugal ging. Außerdem wurden gleichzeitig der Ostteil Flores, Solor, Pantar und Alor für 200.000 Florins an die Nie-derländer verkauft.

Hier kaufen wir einige Mitbringsel am Markt, u.a. einen großen Tais. Bis Dili ist es nicht mehr so weit. Wir machen uns in Mafaldas Haus etwas frisch und fahren danach zu unserer Verabredung zum Abendessen bei Miguel de Lemos. Es ist schon Nacht und wir finden das Bungalow schließlich doch wieder. Uns erwartet ein hervorragend gegrilltes Rippchen, das bei un-serer Ankunft gerade vom Rost genommen wird. Zehn Minuten später gibt es einen Stromausfall und der Abend wird von Kerzenlicht begleitet. Auf dem Weg durch die dunklen Straßen lässt Guida ihr Beifahrer Fenster unten. Als wir an einer Grup-pe Jugendlicher vorbeikommen, trifft ein Stein die hintere Scheibe des Jeeps. Es ist doch gefährlich im Dunklen zu fahren! Bald sehen wir schon wieder Straßenbeleuchtung und sind dann auch nicht mehr weit von „zuhause“.

S E I T E 2 2

Balibó - Dili

Balibó Invasion am 16.10.75

Balibó Erinnerung an die 5 australischen Journalisten

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R e i s e d u r c h T i m o r L e s t e S E I T E 2 3

Freitag, der 16.08.2013

Mafalda ist aus Portugal zurück. Wir frühstücken zusammen und vereinbaren uns zum Mittagessen.

Das „Museum des Widerstandes“ (http://amrtimor.org/) dokumentiert die jüngste Geschichte von Timor Leste anhand von Zeitdokumenten, Videos und Sprachauf-nahmen. Es ist beeindruckend, wie die Timorensen sich auch durch die Invasion der Indonesier nicht haben abbringen lassen, für die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und portugiesischer Werte und Kultur zu kämpfen, all die Jahre lang.

Nachmittags besichtigen wir die Kapelle von Tasitolu. Tasitolu (auch Taci Tolu) ist ein Außenbezirk der osttimoresischen Landeshauptstadt Dili. Er liegt acht Kilometer westlich des Stadtzentrums im äußersten Westen des Dorfes Comoro. Tasitolu heißt in Tetum Drei Wasser oder Drei Seen. Zahlreiche timoresische Opfer der indonesi-schen Invasion im Jahr 1975 und der nachfolgenden Besetzung bis 1999 wurden in Tasitolu (http://de.wikipedia.org/wiki/Tasitolu) verscharrt. Das Areal galt als ein „well-known killing place“ (allgemein bekannter Ort, an dem getötet wird). Menschen wurden von indonesi-schen Soldaten hierher verschleppt, hingerichtet und vergraben. Am 12. Oktober 1989 feierte Papst Johannes Paul II. in Tasitolu eine Großmesse auf Tetum und Eng-lisch. Der Besuch stärkte das Selbstbewusstsein der Be-

völkerung und rückte die indonesische Besetzung Ost Timors für kurze Zeit wieder in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Nach der Messe entfaltete eine Gruppe junger Leute Transparente. Sie demonstrierten für Selbstbestim-mung und gegen Menschenrechtsverletzungen. Diesem für Indonesien peinlichen Moment folgte eine Welle von Verhaftun-gen und Folter. Daran erinnert eine Kapelle mit dem Dach eines traditionellen, timoresischen heiligen Hauses (Uma lulik) und seit 2008 eine sechs Meter hohe Monumentalstatue von Papst Johannes Paul II. Sie steht auf einem Hügel und bildet so ein Gegenstück zur Jesus Statue Cristo Rei auf der Ostseite der Bucht von Dili.

Dili

Dili Fischerboote

Dili Strand westlich von Dili mit Blick auf die Insel Atauru, die zu Timor Leste gehört

Tasitolu Statue von Papst Johannes Paul II

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Wieder zurück in Dili fahren wir noch zum „Strand der Portugiesen“. Dort sind wir ganz allein und planschen ausgiebig im warmen Wasser. Der Strand liegt an der Rückseite des Hügels von Cristo Rei und ist nur mit dem Geländewagen zu erreichen. Den Namen hat der Strand erhalten, nach dem portugiesische Hilfs-truppen der GNR-Guarda Nacional Republicana hier über acht Jahre lang zwi-schen 2000-2002 und 2006-2012 mit ihren Militärfahrzeugen in der Freizeit hinfuhren. Die Portugiesischen Soldaten galten als höflich und zuvorkommend und viele junge Mädchen träumten davon einmal mit einem von ihnen auszuge-

hen.

Mit José Varela und seiner Frau treffen wir uns zum Abendes-sen. Mafalda und Nuno kom-men auch mit. Es ist ein neues Restaurant, gegenüber dem Hotel „NOVO HORIZONTE“ am „White Beach“ (Areia Branca), das ein Unternehmer aus der Algarve hier eröffnet hat. Wir essen einen Meeresfrüchtereis.

Mafalda lädt uns ein mit ihr in eine Disko zu kommen. Sie hat Einladungen für „TERRA SANTA“ (http://youtu.be/2nDt5ti4zvg ), einem Golf Resort, das am Wochenende Events organisiert.

Um 01:45 Uhr sind wir zurück von der Disko und packen

unsere Koffer.

S E I T E 2 4

Dili

Ambalangoda Maskenmuseum

Dili Unser letzter Sonnenuntergang

Dili Auf der Marginal fahren wir zum „Portugiesen Strand“. An der Landspitze, der Cristo Rei Berg.

Dili Bewohner nähe Flughafen

Dili Noch einmal Baden am „Portugiesen Strand“

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Samstag, der 17.08.2013

Aufstehen, Swimming Pool, frühstücken. Die Koffer muss man ca. fünf Stunden vor dem Flug abgeben. Erstaunlicherweise können wir unsere beiden Koffer bis Lissabon aufgeben. Was für ein Fortschritt! Allerdings werden die Kofferanhänger nicht ausgedruckt, sondern mit der Hand beschrieben. Langsam ver-stehen wir, warum man fünf Stunden vor Abflug die Koffer ab-geben muss.

Zurück vom Flughafen geben wir den Jeep beim Autovermieter „eSilva“ ab (http://www.esilvacarrental.com/). Wir erhalten die Kaution von US $ 200 wieder zurück. Insgesamt kostet uns der Jeep für die 11 Tage 750,00 €. Der Fahrer vom Autovermieter bringt uns noch zu Mafaldas Haus, direkt bis zum Eingang. Netter Service!

Mafalda schläft noch. Wir gehen zu Fuß zum Hotel Esplanada und setzen uns auf die Terrasse mit Blick auf die Waterfront. Es ist Mittagszeit und wir bestellen uns noch ein großes Club Sandwich. Irgendwann kommt Mafalda dazu.

Zusammen fahren wir zusammen zum Flughafen.

„Muito obrigado, cara Mafalda“ – „Vielen Dank, liebe Mafalda“.

In Singapur haben wir noch einige Stunden Aufenthalt, die wir damit verbringen, dass wir eine neue Unterwasserkamera für Lena kaufen und uns die vielen Geschäfte der Shopping Mall an-schauen.

Am Abflugschalter fragen wir, ob es eine Information von Lufthansa bzgl. eines Upgrades für uns gibt. Wir können es fast nicht glauben, als uns die Dame am Schalter die Business Klasse Plätze 24 G und H gibt. Das Flugzeug ist eine A 380 und die Business Klasse ist in der 1. Etage.

Total fröhlich besteigen wir das Flugzeug. Der Flug ist sehr angenehm. Nicht zu vergleichen mit dem Hinflug in der Economy Klasse. Es ist gemütlich in unserem fast horizontal ausgebreiteten Stuhl, in dem wir einige der insgesamt 12 Stunden unser Beine lang ausstecken können und auch schlafen können.

In Frankfurt angekommen, nutzen wir das Angebot der Welcome Lounge. Bei einem Glas Champag-ner stoßen wir auf eine gelungene Reise an. Nachmittags landen wir in Lissabon.

Was uns bleibt sind viele Bilder im Kopf, von fröhlichen Menschen, die mit nur US $ 1 täglich aus-kommen können, von den lächelnden Gesichtern der Kinder, wenn wir ihnen „Bom Dia“ zurufen und sie mit einem „Bommm Diiia“ antworten, von den nie enden wollenden schlechten Straßen, von den türkisblauen Buchten und den strahlend weißen Sandstränden, von den bunten Märk-ten, den bewaldeten Gebirgslandschaften, der Werbung für Mobiltelefone von Timor Telecom an fast jedem dritten Haus, und vor allem von der Herzlichkeit der Menschen, die Timor Leste aus-machen. Es sind die Menschen, die das Besondere sind an diesem Land, liebenswert!

S E I T E 2 5

Dili

Dili Adéus, Ilha Bonita! Auf Wiedersehen!

Dili Restaurant „Esplanada“

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S E I T E 2 6 T i m o r L e s t e 2 0 1 3

R e i s e r o u t e

T i m o r L e s t e

Datum Ort

06.08.13 Dili

08.08.13 Tutuala

09.08.13 Baucau

10.08.13 Dili

12.08.13 Maubisse

13.08.13 Suai

16.08.13 Dili