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COMPUTERWELT 14|17 26 | COMPUTERWELT Was sind aus Ihrer Sicht die 3 wichtigsten Argu- mente für ein ERP-System? Ganz klar: Effizienz, Transparenz und Zent- ralisierung. Durch die diversen Funktionen der ERP-Systeme können Prozesse optimiert und gesteuert werden und Ressourcen effizi- ent eingesetzt werden. Dies hilft nicht nur bei der Planung sondern ermöglicht es auch sämtliche Daten jederzeit, unternehmens- übergreifen und einheitlich abzurufen, wo- durch Fehler vermieden werden und Zeit ge- spart wird. Für welche Branchen und Unternehmensgrößen ist ein ERP System geeignet? Ab einem Netto-Umsatz von circa 30.000 Euro. Abhängig von den Unternehmenszie- len, kann ein Einsatz – eventuell auch nur von Teilpaketen – schon früher sinnvoll sein, damit ein fließender Übergang ohne große Überraschungen möglich ist. ERP Systeme tragen jedenfalls zur Effizienzsteigerung bei, unabhängig von der Branche. Natürlich wer- den je nach Branchen unterschiedliche Funktionen stärker genutzt. Im Dienstleis- tungsbereich sind Module für Vertrieb und CRM sowie Projektmanagement sehr gefragt. Im produzierenden Bereich nimmt natürlich das Thema Materialwirtschaft einen hohen Stellenwert ein. Kann ein ERP System zum strategischen Wett- bewerbsvorteil werden? Ja, weil viel Overhead in der Verwaltung ein- gespart wird. Alle Tagesgeschäft-relevanten Belege sind über ein System abrufbar. Wer hat welche Änderungen vorgenommen? Wie ist es zu der Auslieferung gekommen, etc. Das Tempo, mit dem Informationen zur Ver- fügung gestellt werden können, wird immer wichtiger und spielt gerade auch im globalen Wettbewerb eine Rolle. Ob ich eine Kunden- anfrage ‚auf Knopfdruck‘ beantworten kann oder zuerst drei Kollegen fragen muss, macht einen wesentlichen Unterschied aus. Worauf ist bei der Auswahl einer ERP Lösung zu achten? Kurzum: Das System muss zu den indivi- duellen Anforderungen passen! Daher soll- te man eine möglichst genaue Vorstellung haben, welche Aufgaben über das System laufen sollen und welche nicht. In Rück- sprache mit dem ERP-Anbieter wird man dann schnell herausfinden, ob die bevor- zugte ERP-Lösung die eignen Anforderun- gen erfüllen kann, beziehungsweise ob die- se generell wirtschaftlich sinnvoll abbild- bar sind. Empfehlenswert ist sicher dies in einem Pflichtenheft festzuhalten. Je nach Unternehmensgröße kann es auch eine Rolle spielen inwieweit das System erwei- terbar ist – kann zum Beispiel nur mit Teil- funktionen begonnen werden und das Sys- tem kontinuierlich ausgebaut werden? Ein wesentliches Kriterium ist auch das Sup- port-Angebot des Anbieters. Von welchen Faktoren ist eine erfolgreiche Einführung eines ERP Systems abhängig? Abgesehen von der Technik, ist hier die Kommunikation der wichtigste Aspekt. Um sich größere Enttäuschungen zu erspa- ren, sollte man sich bewusst sein, dass ein ERP-Projekt immer einen Einschnitt be- deutet und diese Veränderung nicht immer wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Um der ‚Das haben wir aber immer so gemacht‘-Mentalität vorzubeugen, emp- fiehlt es sich die Mitarbeiter frühzeitig ein- zubinden – zum Beispiel bereits bei der Definition der Anforderungen. Zudem sollte auch der Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes vorgebeugt werden. In den seltensten Fällen führt ein ERP Sys- tem dazu, dass Arbeitsplätze eingespart werden, vielmehr haben die Mitarbeiter durch den Wegfall von zeitraubenden ad- ministrativen Tätigkeiten mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben. Nicht nur bei der Einführung sondern auch im laufen- den Betreib ist es natürlich wesentlich, dass das ERP-System ‚richtig‘ genutzt wird – wenn nur ‚Schlechtes‘ reinkommt, kann nichts ‚Gutes‘ rauskommen. Welche Rolle spielt Dokumenten-Manage- ment-Systemen (DMS) im Zusammenhang mit ERP? Zu den meisten prozessauslösenden Vor- gängen im ERP bestehen Rahmenverträge, Lieferantenvereinbarungen, etc. Ein DMS ist daher abhängig vom Auftrags-Gesamt- volumen und unter Berücksichtigung der Anzahl der unterschiedlichen Geschäfts- partner auch eine sinnvolle Ergänzung zum ERP. Damit eine permanente Einsicht in alle auftragsrelevanten Unterlagen mög- lich ist. Wie wichtig sind die ERP-Statistiken und Aus- wertungen als Basis für strategische Ge- schäftsentscheidungen? Berichte und Statistiken bieten einen Überblick über den Geschäftserfolg und sind daher enorm wichtig für strategische Christoph Rachlinger, Geschäftsführer von map7 Consulting: »Kommunikation ist bei der Einführung von ERP-Systemen neben der Technik der wichtigste Aspekt.« EDI- und ERP-Experte Christoph Rachlinger, Geschäftsführer von map7 Consulting, beantwortet im exklusiven Interview häufig gestellte Fragen zum Thema ERP und wagt dabei auch einen Blick in die Zukunft von ERP-Lösungen. »SUPPORT-ANGEBOT IST WESENTLICH«

2017 CW14 26-27 - MAP7 · 2017-09-26 · Consulting: »Kommunikation ist bei der Einführung von ERP-Systemen neben der Technik der wichtigste Aspekt.« EDI- und ERP-Experte Christoph

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Page 1: 2017 CW14 26-27 - MAP7 · 2017-09-26 · Consulting: »Kommunikation ist bei der Einführung von ERP-Systemen neben der Technik der wichtigste Aspekt.« EDI- und ERP-Experte Christoph

COMPUTERWELT 14|1726 | COMPUTERWELT

2018CAFM Booklet

Was sind aus Ihrer Sicht die 3 wichtigsten Argu-mente für ein ERP-System?Ganz klar: Effizienz, Transparenz und Zent-

ralisierung. Durch die diversen Funktionen

der ERP-Systeme können Prozesse optimiert

und gesteuert werden und Ressourcen effizi-

ent eingesetzt werden. Dies hilft nicht nur bei

der Planung sondern ermöglicht es auch

sämtliche Daten jederzeit, unternehmens-

übergreifen und einheitlich abzurufen, wo-

durch Fehler vermieden werden und Zeit ge-

spart wird.

Für welche Branchen und Unternehmensgrößen ist ein ERP System geeignet?Ab einem Netto-Umsatz von circa 30.000

Euro. Abhängig von den Unternehmenszie-

len, kann ein Einsatz – eventuell auch nur

von Teilpaketen – schon früher sinnvoll sein,

damit ein fließender Übergang ohne große

Überraschungen möglich ist. ERP Systeme

tragen jedenfalls zur Effizienzsteigerung bei,

unabhängig von der Branche. Natürlich wer-

den je nach Branchen unterschiedliche

Funktionen stärker genutzt. Im Dienstleis-

tungsbereich sind Module für Vertrieb und

CRM sowie Projektmanagement sehr gefragt.

Im produzierenden Bereich nimmt natürlich

das Thema Materialwirtschaft einen hohen

Stellenwert ein.

Kann ein ERP System zum strategischen Wett-bewerbsvorteil werden?Ja, weil viel Overhead in der Verwaltung ein-

gespart wird. Alle Tagesgeschäft-relevanten

Belege sind über ein System abrufbar. Wer

hat welche Änderungen vorgenommen? Wie

ist es zu der Auslieferung gekommen, etc.

Das Tempo, mit dem Informationen zur Ver-

fügung gestellt werden können, wird immer

wichtiger und spielt gerade auch im globalen

Wettbewerb eine Rolle. Ob ich eine Kunden-

anfrage ‚auf Knopfdruck‘ beantworten kann

oder zuerst drei Kollegen fragen muss, macht

einen wesentlichen Unterschied aus.

Worauf ist bei der Auswahl einer ERP Lösung zu achten?Kurzum: Das System muss zu den indivi-

duellen Anforderungen passen! Daher soll-

te man eine möglichst genaue Vorstellung

haben, welche Aufgaben über das System

laufen sollen und welche nicht. In Rück-

sprache mit dem ERP-Anbieter wird man

dann schnell herausfinden, ob die bevor-

zugte ERP-Lösung die eignen Anforderun-

gen erfüllen kann, beziehungsweise ob die-

se generell wirtschaftlich sinnvoll abbild-

bar sind. Empfehlenswert ist sicher dies in

einem Pflichtenheft festzuhalten. Je nach

Unternehmensgröße kann es auch eine

Rolle spielen inwieweit das System erwei-

terbar ist – kann zum Beispiel nur mit Teil-

funktionen begonnen werden und das Sys-

tem kontinuierlich ausgebaut werden? Ein

wesentliches Kriterium ist auch das Sup-

port-Angebot des Anbieters.

Von welchen Faktoren ist eine erfolgreiche Einführung eines ERP Systems abhängig?Abgesehen von der Technik, ist hier die

Kommunikation der wichtigste Aspekt.

Um sich größere Enttäuschungen zu erspa-

ren, sollte man sich bewusst sein, dass ein

ERP-Projekt immer einen Einschnitt be-

deutet und diese Veränderung nicht immer

wohlwollend zur Kenntnis genommen

wird. Um der ‚Das haben wir aber immer

so gemacht‘-Mentalität vorzubeugen, emp-

fiehlt es sich die Mitarbeiter frühzeitig ein-

zubinden – zum Beispiel bereits bei der

Definition der Anforderungen. Zudem

sollte auch der Angst um den Verlust des

Arbeitsplatzes vorgebeugt werden.

In den seltensten Fällen führt ein ERP Sys-

tem dazu, dass Arbeitsplätze eingespart

werden, vielmehr haben die Mitarbeiter

durch den Wegfall von zeitraubenden ad-

ministrativen Tätigkeiten mehr Zeit für

anspruchsvollere Aufgaben. Nicht nur bei

der Einführung sondern auch im laufen-

den Betreib ist es natürlich wesentlich, dass

das ERP-System ‚richtig‘ genutzt wird –

wenn nur ‚Schlechtes‘ reinkommt, kann

nichts ‚Gutes‘ rauskommen.

Welche Rolle spielt Dokumenten-Manage-ment-Systemen (DMS) im Zusammenhang mit ERP?Zu den meisten prozessauslösenden Vor-

gängen im ERP bestehen Rahmenverträge,

Lieferantenvereinbarungen, etc. Ein DMS

ist daher abhängig vom Auftrags-Gesamt-

volumen und unter Berücksichtigung der

Anzahl der unterschiedlichen Geschäfts-

partner auch eine sinnvolle Ergänzung

zum ERP. Damit eine permanente Einsicht

in alle auftragsrelevanten Unterlagen mög-

lich ist.

Wie wichtig sind die ERP-Statistiken und Aus-wertungen als Basis für strategische Ge-schäftsentscheidungen?Berichte und Statistiken bieten einen

Überblick über den Geschäftserfolg und

sind daher enorm wichtig für strategische

Christoph Rachlinger, Geschäftsführer von map7

Consulting: »Kommunikation ist bei der

Einführung von ERP-Systemen neben der Technik

der wichtigste Aspekt.«

EDI- und ERP-Experte Christoph Rachlinger, Geschäftsführer von map7 Consulting, beantwortet im exklusiven Interview häufig gestellte Fragen zum Thema ERP und wagt dabei auch einen Blick in die Zukunft von ERP-Lösungen.

»SUPPORT-ANGEBOT IST WESENTLICH«

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COMPUTERWELT 14|17 COMPUTERWELT | 27

Geschäftsentscheidungen. Zum Beispiel als

Händler biete ich bestimmte Waren zum

Verkauf an. Für mich wird daher interes-

sant sein, wenn bei meinen verkauften Wa-

ren, bei einzelnen Artikel Ertragsunter-

schreitungen unter einem bestimmten Pro-

zentwert auftreten.

Ich habe unter Umständen auch Verkäufer

die eine erfolgsbasierte Prämie bekommen,

dafür sollte ich mit geringem Aufwand die

Verkaufszahlen erheben können. Als Unter-

nehmer oder Geschäftsführer muss ich mir

permanent folgende Fragen stellen: ‚Wie

erfolgreich bin ich? Wie geht es dem Unter-

nehmen? Wo kann oder muss ich gegen-

steuern?‘

ERP inhouse oder aus der Cloud?Ob das ERP-System Inhouse oder im Out-

sourcing betrieben wird, hängt nur von den

bereits bestehenden und zukünftig geplan-

ten Strukturen ab. Verfügen Sie ohnehin

über eine eigene IT-Abteilung mit einer

entsprechenden Mitarbeiterzahl, dann

kann es kostensparender und flexibler sein,

die Lösung selber zu betreiben. Wird über-

legt die Infrastruktur zu verkleinern und

die Kernkompetenz auf andere Aufgaben

zu verlegen, dann macht es wohl eher Sinn

die Verantwortung für den Betrieb auszula-

gern.

Wie sieht das ERP-System der Zukunft aus?Es hat ja schon sehr viele überholte, korri-

gierte Aussagen zum Thema Informations-

technologie gegeben. Ich hatte vor ein paar

Jahren die Diskussion mit einem Kollegen,

wer will schon über ein Smartphone im

ERP nachsehen, wie es um die Produktion

steht? Heute ist dies state oft the art. Aber

es ist so, Wissen ist Macht, auch wenn es

um so flüchtige Daten wie aus dem ERP-

System geht.

Wer schnell auf wichtige Informationen

zugreifen kann ist klar im Vorteil. Daher

integrieren viele Anbieter auch bereits In-

formationen aus Social Media Netzwerken

in ihr CRM-Tools.

Was sind die Besonderheiten der ERP-Lösung von map7?Unser ERP-System verfügt über eine integ-

rierte EDI-Anbindung und ist Online ver-

fügbar. Die Anbindung der Geschäftspart-

ner ermöglicht auch einen noch höheren

Grad der Automatisierung im Datenaus-

tausch. |AW