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28. Jahrgang | 3. Ausgabe 2018 Das Mitteilungsblatt der Unfallkasse Brandenburg und Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg Jeder kann ein Held sein Wie ein innerer Erdrutsch … Gefährdungsbeurteilung bei Fahrzeugen Technik die bewegt - ukb UK | FUK BB aktuell

28. Jahrgang | 3. Ausgabe 2018 UK FUK BB aktuell...Impressum 03.2018 Ausgabe 03.2018 | Januar UK|FUK BB aktuell – Das Mitteilungsblatt der Unfallkasse und Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg

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  • 28. Jahrgang | 3. Ausgabe 2018

    Das Mitteilungsblatt der Unfallkasse Brandenburg und Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg

    Jeder kann ein Held seinWie ein innerer Erdrutsch …Gefährdungsbeurteilung bei FahrzeugenTechnik die bewegt - ukb

    UK|FUK BB aktuell

  • Impressum 03.2018

    Ausgabe 03.2018 | Januar

    UK|FUK BB aktuell – Das Mitteilungsblatt der Unfallkasse und Feuerwehr-Unfallkasse BrandenburgPF 1113, 15201 Frankfurt (Oder),Telefon: 0335/5216-0, Telefax: 0335/5216-222, E-Mail: [email protected]

    Verantwortlich: stellvertretender Geschäftsführer Dieter Ernst

    Konzept und Redaktionsleitung: Sabine Merker

    Redaktionsbeirat in alphabetischer Reihenfolge: Dr. Oliver Kuppinger, Sabine Merker, Sandy Ocker, Cathleen Positzki, Andreas Scheele, Ulf Spies

    Bildnachweis:US S. 1 BG KlinikenS. 3 DGUV S. 4, 5 Fotolia.deS. 6 - 8 UKBBS. 10 - 15 Info110S. 16 Druckerei Oehme S. 17 Fotolia.deS. 19 - 21 UKBBS. 26 - 27 CCR Bochum, BG KlinikenUS S. 4 Druckerei Oehme

    Herstellung.Druckerei Oehme - das MedienzentrumNeue Spreestraße 2, 15517 Fürstenwalde

    Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit Zustimmung der Redaktion und Quellenangabe.

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    03.2018 Editorial

    Liebe Leserinnen und Leser,

    wir blicken zurück auf das Jahr 2018, das Jahr des .

    In den vergangen zwölf Monaten haben wir Sie über ver-schiedene Themen aus den Bereichen Prävention, Entschädigung, Feuerwehr sowie aus dem Bereich Schule und Kita informiert.

    Das Jahr 2019 wird in der Unfallkasse und Feuerwehr-Unfall-kasse Brandenburg unter dem Handlungsfeld „Beteiligung” der

    -Kampagne stehen.

    Werden auch Sie und sagen Sie uns,

    wie wir unser Mitteilungsblatt noch informativer und besser gestalten können. Über welche Themen sollen wir im Jahr 2019berichten? Welche Kategorien gefallen Ihnen besonders gut?Wir freuen uns auf Ihr Feedback unter [email protected].

    In der aktuellen Ausgabe berichten wir über zahlreiche Projekteder Abteilung Prävention, wie das Projekt „Jeder kann ein Heldsein” oder die „Schulgesundheitsfachkraft”. Das Sachgebiet Feuerwehr gibt wichtige Hinweise zur Gefähr-dungsbeurteilung bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben imtechnische Hilfeleistungseinsatz der Feuerwehr. Unter kurz & knapp finden Sie wie gewohnt Informationen zuverschiedenen Themen.

    Wir wünschen Ihnen und Ihren Angehörigen einen unfallfreienStart ins Jahr 2019.

    Ihre Unfallkasse Brandenburg und Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg.

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    Inhaltsverzeichnis 03.2018

    Impressum US 2

    Editorial 1

    Inhaltsverzeichnis 2

    Prävention Dokumentation Erste-Hilfe-Leistung 3Jeder kann ein Held sein 4Roter Ritter 6Schulgesundheitsfachkraft 7Wie ein innerer Erdrutsch 10

    Schule und Kita 16FAQ Schule & Kita Entschädigung 17Das Bundesteilhabegesetz

    FeuerwehrGefährdungsbeurteilung bei Fahrzeugen mit alternativen 19Antrieben im technische Hilfeleistungseinsatz der Feuerwehr Interview mit Rolf Reich 21

    kommmitmensch 23In drei Schritten erfolgreich Feedback geben

    Kurz & Knapp 24UK Brandenburg verzichtet auf PapierLohnnachweis jetzt nur noch digital möglichDr. Edlyn Höller neue stv. Hauptgeschäftsführerin der DGUV

    Serie BG Kliniken in Deutschland 25Teil II – Das Unfallkrankenhaus Berlin

    Aktuelle Medien 28

    Notizen 29

  • Im Rahmen der beruflichen Tätigkeitkann es zu Unfällen, in deren FolgeBeschäftigte Verletzungen erleiden,kommen. Im Bereich der frühkindli-chen Erziehung und in Schulen sinddie Kinder den versicherten Beschäf-tigten, bezüglich des gesetzlichenUnfallversicherungsschutzes und derBehandlung von Unfallfolgen, gleich-gestellt. Für diesen Fall muss der Unternehmer/die Unternehmerindafür sorgen, dass unverzüglich ErsteHilfe geleistet und eine erforderlicheärztliche Versorgung veranlasst wird.Der Unternehmer/die Unternehmerinhat im Rahmen seiner/ihrer unter-nehmerischen Pflichten für eine geeignete Organisation zu sorgen. Zum Beispiel ist zu gewährleisten,dass Aushänge in geeigneter schriftli-cher Form Hinweise über Erste Hilfegeben, ausreichend ausgebildeteErsthelferinnen oder Ersthelfer zurVerfügung stehen sowie Mittel zurErsten Hilfe jederzeit schnell erreich-bar und leicht zugänglich, in geeigne-ten Behältnissen, in ausreichenderMenge bereitgehalten sowie recht-zeitig ergänzt und erneuert werden. Darüber hinaus muss jede Erste-Hilfe-Leistung dokumentiert und dieDokumentation fünf Jahre lang verfügbar gehalten werden. Die Verantwortung dafür trägt gemäßder DGUV Vorschrift 1, § 24 (2) u. (6),§ 25 (2) der Unternehmer/die Unter-nehmerin. In welcher Form die Erfassung der zudokumentierenden Daten erfolgt,steht dem Unternehmer frei. Die Erfassung kann in einem Verband-buch (DGUV 204-020) oder in einemMeldeblock (DGUV 204-021) erfolgen.Beides wird von den Unfallkassenkostenfrei, in geeigneter Form zur Verfügung gestellt. Eine elektronische

    Datenerfassung ist ebenfalls zuläs-sig. Aufgezeichnet werden müssender Name der verletzten beziehungs-weise erkrankten Person und Angaben zum Hergang des Unfallsbeziehungsweise des Gesundheits-schadens.

    Dazu gehört:• Wann? (Datum/Uhrzeit)• Wo? (Ort)• Wie? (Unfallhergang)• Was? (Art und Umfang der Verletzung/Erkrankung)• sowie der Name des Ersthelfers bzw. der Ersthelferin.

    Es ist dem Unternehmer beziehungs-weise der Unternehmerin nicht vorgeschrieben, wer oder welcheStelle im Betrieb mit der Dokumenta-tion beauftragt werden soll. Sinnvollerscheint es, diejenigen damit zu betrauen, die die Erste Hilfe durch-führen, also zum Beispiel die Erst-helferin oder der Ersthelfer. Das Aufbewahren an einer zentralenStelle ist ebenfalls ratsam. Das Ver-bandbuch enthält wichtige Informa-tionen, die einzelne Beschäftigte zurDurchführung ihrer rechtlichen undvertraglichen Verpflichtungen benöti-gen und deren Erfassung nach Art 6.der Datenschutzgrundverordnung(DSGVO) zulässig ist.

    Ein Kind stolpert am Vormittag undhat eine kleine Beule am Kopf. Diepädagogische Fachkraft vermerkt denUnfall im Verbandbuch. Die Kolleginin der Nachmittagsschicht benötigtdiese Information. Zum einen um derAuskunftspflicht gegenüber den Eltern nachzukommen. Zum anderenum ihren vertraglichen und rechtli-chen Verpflichtungen im Hinblick auf

    die Betreuung des Kindes nachzu-kommen. So kann sie Auffälligkeitenschneller erfassen und darauf reagieren. Zum Beispiel wenn dasKind Anzeichen einer Gehirn-erschütterung zeigt.Die Aufzeichnungen sind in jedemFall vertraulich zu behandeln, dasheißt Verbandbuch oder Meldeblocksind vor einer Kenntnisnahme durchUnbefugte zu schützen. Dazu sind geeignete organisatorische Maßnah-men zu treffen, zum Beispiel durchdie Aufbewahrung des Verbandbuchsbeziehungsweise der ausgefülltenMeldeblätter, unter Verschluss beimErsthelfer oder bei der Ersthelferin. In Kindertageseinrichtungen hat sichdie Aufbewahrung im Leitungsbürobewährt. In sehr großen Einrichtungen oderEinrichtungen mit mehreren Gebäu-den sollten Verbandbuch oderMeldeblock in entsprechender Anzahl in den verschiedenen Bereichen genutzt werden.Wird die Dokumentation in elektroni-scher Form geführt, ist durch technische Maßnahmen zu gewähr-leisten, dass nur Berechtigte daraufZugriff haben.

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    03.2018 Prävention

    Dokumentation Erste-Hilfe-Leistung

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    Prävention 03.2018

    Die gesetzliche Unfallversicherunghat die Aufgabe, mit allen geeignetenMitteln, Arbeitsunfälle, Berufskrank-heiten und arbeitsbedingte Gesund-heitsgefahren zu verhüten sowie füreine wirksame Erste Hilfe zu sorgen(§ 1 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch).Zur Erfüllung dieser Aufgabe lassendie gesetzlichen Unfallversicherungs-träger jedes Jahr über 2 MillionenVersicherte in der Ersten Hilfe aus-und regelmäßig fortbilden und tragendie anfallenden Lehrgangsgebühren.Die Erste-Hilfe-Ausbildung wurde abdem 1. April 2015 auf neun Unter-richtseinheiten (Unterrichtseinheit:45 Minuten) gestrafft und der Umfangder regelmäßigen, in Zeitabständenvon zwei Jahren erforderlichen Fort-bildung, auf neun Unterrichtseinhei-ten ausgeweitet. Auch die Erste-HilfeAus- und Fortbildung in Bildungs- undBetreuungseinrichtungen für Kinderumfasst zukünftig jeweils neun Unter-richtseinheiten (siehe Mitteilungs-blatt 1/2015 der UKBB, erschienen im Mai 2015).

    Sachgemäß durchgeführte Erste Hilfenach einem Unfall oder bei einer akuten Erkrankung kann unter Umständen lebensrettend sein undsoll in jedem Fall die Folgen so weitwie möglich begrenzen. Sie beginntohne Verzögerung mit den unmittel-bar notwendigen Sofortmaßnahmendurch die Ersthelferinnen und Erst-helfer. Jede Ersthelferin oder jederErsthelfer ist automatisch gesetzlichunfallversichert. Sachschäden oderAuslagen werden in der Regel durchdie Versicherungen der Unfallbeteilig-ten/Verursacher ersetzt.

    Sollte eine Erste-Hilfe-Anwendungnicht richtig gelingen, kann ein helfender Laie dafür nicht strafrecht-lich belangt werden, außer er handeltgrob fahrlässig oder er fügt vorsätz-lich jemandem Schaden zu. Strafbar

    macht sich derjenige, der nicht hilft(unterlassene Hilfeleistung) oder als„Zuschauer” an der Unfallstelle dieHilfeleistungen behindert(Quelle: www.dguv.de/fb-erstehilfe).

    Deshalb sollten schon Kinder, abgestimmt auf die verschiedenen Altersgruppen, geeignete Methodender Ersten Hilfe erlernen und regel-mäßig wieder auffrischen. Daher unterstützt die Unfallkasse Branden-burg den Verein Pépinière e.V. bei seiner Aktion „Jeder kann ein Heldsein”, denn:„Was braucht es, um ein Held zusein? Nicht viel, wie eine gemein-same Initiative von Unfallkasse Bran-denburg, Pépinière e.V. und Charitébeweist. Die Aktion nennt sich „Jederkann ein Held sein”, der Initiator Philipp Humbsch, Medizinstudentender Charité und seine Kommilitonen –unterstützt von Krankenpflegern undRettungsdienstmitarbeitern aus Bran-denburg – gehen an BrandenburgerGrundschulen und Kindergärten,führen bereits die Kleinsten in das

    lebensrettende Wissen der Ersten-Hilfe ein. Ein speziell dafürentwickeltes Curriculum vermittelt dieInhalte leicht verständlich und legtden Fokus auf praktisches Üben, wegvom Frontalunterricht, hin zumSelbermachen. Die Studenten, die für

    ihre Uni-Arbeitsgemeinschaft diversePreise gewannen, wenden sich mitder Initiative vorrangig an Grundschü-ler von der ersten bis zur sechstenKlasse. Weil die Studenten damitNeuland betreten und trotzdem einenhohen Qualitätsstandard bei ihrenAusbildungen wahren müssen, wirdjede Aktion an den Grund-schulen durch das Charité Institut fürSozialmedizin begleitevaluiert.

    Wie laufen die Einführungsaktionenan den Grundschulen ab?

    Die Studenten und Helfer – sie nen-nen sich die Heldenmacher – könnenbei den Aktionen, dank der Unfall-kasse Brandenburg, auf einen großenMaterialpool zurückgreifen, so dasalle Klassen einer Grundschulegleichzeitig ausgebildet werden. Diedreitägige Aktion wird dabei meis-tens in eine Projektwoche, mit demThema Erste-Hilfe, eingebunden. Anden ersten beiden Tage lernen dieKinder die Grundlagen. PraktischeÜbungen und Fallbeispiele, sowie derEinsatz verschiedener Medien verdeutlicht den Kindern nicht nur dieBedeutung von Selbstschutz und Unfallverhütung, sondern auch diedrei Themengebiete Reanimation,Verbandlehre und Stabile Seitenlage.Außerdem lernen die Kinder etwas

    Jeder kann ein Held sein!Erste Hilfe – eine Pflichtaufgabe nicht nur des Unternehmers

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    03.2018 Prävention

    über das Thema Rettungskette sowiedie Akteure im gemeinnützigen Bevölkerungs- und Katastrophen-schutz. Dabei helfen den Ausbildernnicht nur einige der mehr als 100Übungsphantome im Materialpoolsondern auch die Methodenkisten.Diese Methodenkisten bekommt jedeKlasse für die Projekttage und sie enthält alle notwendigen Materialienfür die Ausbildungen. Hierbei gilt: ausalt mach neu. Für die Projekttage ver-wenden die Ausbilder ausschließlichabgelaufenes Verbandmaterial, dasdie Kinder von Zuhause mitbringenoder aber das vorher in der Schulegesammelt wird. Positiver Nebeneffekt: der Blick in den eigenenKFZ-Verbandkasten - ist der dennnoch nutzbar oder sind die darin enthaltenen Verbandmaterialienschon über das Verfallsdatum?Außerdem nutzen die Heldenmacheranatomische Modelle und Defibrilla-toren. Viele Kinder nehmen die Inhalte so schnell auf, dass sogarnoch Zeit bleibt, den Kinder das Konzept der Defibrillation zu erklären,also den Einsatz von Geräten für dieLaienreanimation. Am dritten Tag findet dann die Heldenprüfung statt: das erworbeneWissen will unter Beweis gestellt werden. Dazu bauen die Helden-macher verschiedene Prüfungsstationen auf und bindendabei das komplette Schulgelände,

    nach Möglichkeit, ein. Drei der vierStationen beschäftigen sich mit denvier Prüfungsthemen Reanimation,Verbandlehre, Stabile Seitenlage unddem Eigenschutz, der bei jeder Station im Vordergrund steht. Dievierte Station ist reserviert für den Katastrophenschutz. Lokale Akteureaus dem Ehrenamt sollen die Mög-lichkeit haben, den Kindern von derVielseitigkeit und den Aufgaben ihresEhrenamtes im Bevölkerungs- undKatastrophenschutz zu berichten undfür Nachwuchs zu werben. Bei diesem Blaulicht-Markt der Möglich-keiten stehen dann gerne mal meh-rere Einsatzfahrzeuge auf dem Schul-hof und ziehen viele Schüler mitgroßen Augen an. Klar, dass sichdann die eine oder andere neue Feu-erwehrfrau oder ein zukünftiger Rettungssanitäter oder THW-Helferunter den vielen interessierten Schülern findet.

    Aber natürlich ist diese Heldenprü-fung nicht nur Spaß, schließlich giltes ja für die Schüler, sich das Helden-diplom zu verdienen! Darum ist einwichtiger Bestandteil der Heldenprü-fung eine Klausur mit Textaufgaben.Diese Klausur – zusammen miteinem, vor der Ausbildung an alleSchüler ausgeteilten, altersabhängi-gen Fragebogen – bildet den Kern derwissenschaftlichen Untersuchungenseitens der Charité. Es handelt sich

    bei dieser Auswertung um die welt-weit größte Studie zum Thema Erste-Hilfe Anleitung in den unterenAltersgruppen. Mehr als 5000 Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten habenbisher an den Aktionen der mittler-weile knapp 70 Heldenmacher teilgenommen, mehr als 4000 davonwaren Grundschüler, die nicht aktueller Bestandteil der Empfehlungder Kultusministerkonferenz sind undfür die es daher keine regelhaften öffentlichen Förderungsmöglich-keiten gibt.

    „Das Brandenburger Pilotprojekt gewinnt mittlerweile Nachahmer inanderen Bundesländern und dieBrandenburger Heldenmacher den-ken noch lange nicht ans aufhören.“bestätigt Initiator Philipp Humbsch.Die Unfallkasse Brandenburg wirdsich ebenfalls weiter für das Projektengagieren.

    Weitere Informationen: DGUV Information 204-007 „Handbuch zur Ersten Hilfe” DGUV Information 204-008 „Handbuch zur Ersten Hilfe in Bildungs- und Betreu- ungseinrichtungen für Kinder” DGUV Grundsatz 304-001 „Ermächti- gung von Stellen für die Aus- und Fortbildung in der Ersten Hilfe”

  • Prävention 03.2018

    Mit Helm – aber sicher!

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    Das gemeinsame Präventionsprojektder Kinderneurologiehilfe Berlin-Brandenburg, der Unfallkasse Brandenburg und des NetzwerkesVerkehrssicherheit Berlin-Branden-burg erhält den Preis „Der Rote Ritter 2018”

    Noch ist die Vision vom Straßenver-kehr ohne Tote und Schwerverletzteein Traum. Aber mit Engagement undguten Ideen kann die Zahl der Unfälleimmer weiter verringert werden.Der Verein Aktion Kinder-Unfallhilfee.V. zeichnet alle 2 Jahre engagierteMenschen, die mit pfiffigen Ideenund nachhaltigen Projekten Kinderund Jugendliche vor Verkehrsunfällenschützen, mit dem Präventionspreis„Der Rote Ritter” aus. Es geht darum,wirksame Projekte in der Verkehrs-sicherheitsarbeit bekannt zu machenund mit den guten Ideen zur Nachah-mung anzuregen.

    Bei der Preisverleihung am 2. Novem-ber 2018 wurde diesmal auch dasgemeinsame Projekt der UnfallkasseBrandenburg, der Kinderneurologie-hilfe Berlin-Brandenburg und desNetzwerkes Verkehrssicherheit Berlin-Brandenburg aufgerufen.

    Jedes Jahr erleiden in Deutschlandüber 70.000 Kinder unter 15 Jahrenein Schädel-Hirn-Trauma. Als wäredies nicht schlimm genug, führt jedeDritte dieser Verletzungen zu einerdauerhaft schweren Behinderung –etwa zu Sprach- und Konzentrations-störungen, verändertem Sozialverhal-ten, epileptischen Anfällen oder Lähmungen. Genau dort setzt das Projekt „MitHelm – aber sicher!” an.

    Die Zielgruppe der über 12 Jährigenträgt eher selten einen Fahrradhelm –es gilt als uncool. Um sie davon zuüberzeugen, einen Helm zu tragen,

    bedarf es zahlreicher guter Ansätze.Deshalb kommt das Projekt nicht miterhobenem Zeigefinger daher, son-dern bezieht die Jugendlichen mit ein. Eine Peergroup aus älteren Schülerin-nen und Schülern (Klassenstufe 9/10)erarbeitet sich eine Position zumHelmtragen, die sie den Jüngeren(Klassenstufe 7/8) vermittelt. Dazukonzipiert die Peergroup verschie-dene Aktionsstände, die im Markt derMöglichkeiten die Jüngeren zum Mit-machen und Nachdenken anregen.So überlegen sie sich z.B. Frisuren,die trotz Helm gut aussehen oder ent-werfen neue Designs für den Fahrrad-helm. Umrahmt wird der Markt derMöglichkeiten von den Aktionen derPartner, die erklären, was beim Sturzauf den ungeschützten Kopf passiert,warum der LKW-Fahrer den Radfahrerim „Toten Winkel” nichtsieht, wie man bei Kopf-verletzungen Erste Hilfeleistet, warum es für dasRadfahren wichtig ist,sein Gleichgewicht zutrainieren und welcheVerkehrsregeln für Rad-fahrer besonders wichtig sind.Dabei kommt es auf dieVerbindung von Theorieund Praxis an: Verkehrs-regeln kennen und denFahrradparcour sicher absolvieren, die Verletz-lichkeit des Kopfes erkennen und in der Lagesein, Hilfe bei Verletzun-gen zu leisten.

    Die Auszeichnung ist fürdie Projektverantwortli-chen, Herrn Ploß, Unfall-kasse Brandenburg, Frau Mross, Kinderneuro-logiehilfe, und Frau Born,Netzwerk Verkehrssicher-heit, nicht nur Dank und

    Anerkennung sondern vor allem An-sporn, weiter zu machen und neueIdeen zu entwickeln.

    Die kontinuierliche Verkehrssicher-heitsarbeit in Deutschland ist erfolg-reich, wie die seit Jahren rückläufigenUnfallzahlen zeigen. „Noch in den1990er Jahren verunglückten im Straßenverkehr jährlich fast doppeltso viele Kinder wie heute”, so Adalbert Wandt, Vorsitzender der„Aktion Kinder-Unfallhilfe e.V.”, dieden Preis „Der Rote Ritter” vergibt.

    Auch wenn das Tragen eines Fahrrad-helms in Deutschland nicht Pflichtist, ist es ein deutliches Signal, dassder Bundesverkehrsminister regelmä-ßig die Schirmherrschaft für den Präventionspreis übernommen hat.

  • 03.2018 Prävention

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    Seit dem Jahr 2009 laufen die Bestre-bungen, Schulgesundheitsfachkräftean öffentlichen Schulen einzuführen.Der Projektträger, AWO Bezirksver-band Potsdam e.V., das Ministeriumfür Arbeit, Soziales, Gesundheit,Frauen und Familie (MASGF), das Ministerium für Bildung, Jugend undSport (MBJS), die AOK Nordost unddie Unfallkasse Brandenburg (UKBB)wollen mit dieser Initiative Sicherheitund Gesundheit an Schulen entwi-ckeln helfen sowie die gesundheits-und bildungsbezogene Chancen-gleichheit aller Kinder und Jugendlicher fördern.

    Das Modellprojekt wird in Branden-burg seit August 2016 durch dasMASGF, das MBJS, die AOK Nordostund die Unfallkasse Brandenburg unterstützt. Der Machbarkeitsstudieim Land Brandenburg als Projekt-phase I, folgte die Erarbeitung einesCurriculum für die Qualifizierungs-maßnahme von examinierten Gesundheits- und Kinder- / Kranken-pflegekräften zu Schulgesundheits-fachkräften (SGFK) als ProjektphaseII, die Einstellung von 10 Schulge-sundheitsfachkräften, die Durchfüh-rung der Qualifizierungsmaßnahmeund der modellhafte Einsatz der10 Schulgesundheitsfachkräfte an 20 Schulen im Land Brandenburg als

    Projektphase III. Auf dem Kindergesundheitsgipfel2018 konnte ein Beschluss vom Plenum zur weiteren Umsetzung desModellprojektes „Schulgesundheits-fachkräfte” im Land Brandenburg gefasst werden. Dafür hat das Plenumdie Landesregierung sowie die Sozial-versicherungsträger gebeten, eineWeiterführung und Weiterentwicklungdes Modellprojektes über den 31. Ok-tober 2018 hinaus zu unterstützen.Auf der Grundlage dieses Beschlus-ses soll sich im Modellprojekt eineProjektphase IV anschließen, dieeinen Zeitrahmen vom 01.11.2018 biszum 31.12.2020 umfasst.Am 4. Oktober 2018 wurden auf einerFachtagung in Potsdam die Ergeb-nisse der Evaluationen vorgestellt.Bereits in den knapp 18 Monaten desEinsatzes von Schulgesundheitsfach-kräften in der dritten Projektphasezeigt sich demnach, dass der Bedarfan gesundheitlicher Versorgung imSetting Schule sehr hoch ist. Eineständige Präsenz von Schulgesund-heitsfachkräften an den Schulensollte gewährleistet und die bessereBetreuung chronisch kranker Kinderund Jugendlicher möglich sein, weshalb eine kontinuierliche und verlässliche Arbeit der Schulgesund-heitsfachkräfte an den Schulen anzustreben ist.

    Der Einsatz der Schulgesundheits-fachkräfte in der Projektphase III hatgezeigt, dass alle Beteiligten von derEinführung der neuen Fachkräfte profitieren:- Kinder und Jugendliche,- Schulpersonal, insbesondere die Lehrkräfte,- Eltern / Sorgeberechtigte,- Gesundheits- und Kinder- / Krankenpflegekräfte und - Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, insbesondere des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD).

    Für Kinder und Jugendliche, die allge-meinbildende Schulen besuchen,geht es um einen Beitrag zur- Verbesserung der gesundheitlichen Lage und Versorgung sowie Stär- kung der Gesundheitskompetenz,- frühzeitige Entdeckung von gesundheitlichen Problemen und eine entsprechende Hilfestellung, auch aus armutsgefährdenden Aspekten heraus,- Verringerung der krankheits- und unfallbedingten Fehlzeiten,- Verbesserung der Lernsituation, insbesondere von Schülerinnen und Schülern, die chronisch krank, beeinträchtigt und behindert sind, in den Regelschulen,- Verbesserung der Lernvorausset- zungen für gesundheitlich und/ oder sozial belasteten Schülerin- nen und Schülern sowie- Verbesserung der Bildungschancen und der Ausbildungsfähigkeit für Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Allgemeinen und für gesundheitlich und/oder sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler im Besonderen.

    Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg” startet die IV. Projektphase

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    Prävention 03.2018

    Für das Schulpersonal, insbesonderedie Lehrkräfte, geht es um einen Beitrag zur- Entlastung von nicht originären, freiwilligen gesundheitsbezogenen Aufgaben,- Arbeitszufriedenheit,- Verringerung der krankheits- oder unfallbedingten Fehlzeiten,- Verbesserung des eigenen Gesund- heitsverhaltens und Stärkung der eigenen Gesundheitskompetenz, auch im Sinne einer Vorbildfunk- tion für die Kinder und Jugend- lichen sowie- Erhöhung des subjektiven Gesund- heits- und Wohlbefindens.

    Mit Blick auf die Eltern / Sorgeberech-tigten geht es darum, dass- sie wissen, in welchen Fällen eine medizinisch-pflegerische Fachkraft die Erstversorgung übernimmt, - die Schnittstelle identifiziert und beschrieben wird, die sich ergibt,

    wenn:• ein chronisch krankes Kind voneiner Person in der Schule versorgtoder in diese begleitet wird, deren Tätigkeit sich aus anderen rechtli-chen und/oder vertraglichen Regelungen ergibt (z.B. eine Pflege-fachkraft bei einer 24h-Intensiv-versorgung, Assistenzpflege als Sachleistung gem. SGB XI oder Einzelfallhelfer gem. SGB XII),• ein akut krankes oder verunfalltesKind bis zur Veranlassung derweiteren Versorgung in der Schule

    versorgt wird,• eine Entlastung der Eltern durch dieSchulgesundheitsfachkraft erfolgt, dasie ihr Kind nicht mehr bei gering-fügigen gesundheitlichen Einschrän-kungen von der Schule abholen müssen,• Eltern (v.a. Mütter) von chronischkranken Kindern und Kindern mit

    Behinderungen in Bezug auf ihre Erwerbstätigkeit entlastet werden.

    Für examinierte Gesundheits- undKinder- / Krankenpflegekräfte geht esum die Möglichkeit, in einem Hand-lungsfeld an der Schnittstellezwischen Gesundheit und Bildungtätig zu werden, welches familien-freundliche Arbeitszeiten und einwohnort-nahes Arbeitsplatzangebotbietet und auch für Fachkräfte geeig-net ist, die aufgrund der körperlichenBeanspruchungen im Pflegebereichihren Beruf aus gesundheitlichenGründen nicht mehr in vollem Umfang ausüben können.

    Mit Blick auf die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter des Gesundheitsamtesgeht es um die fachliche Zusammen-arbeit zwischen Schulgesundheits-fachkraft, Kinder- und Jugendgesund-heitsdienst und zahnärztlichemDienst bezogen auf schulrelevanteGesundheitsbedarfe: - Unterstützung in der Betreuung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit schulrelevanten Gesundheitsstörungen, chroni- schen körperlichen und psychi— schen Erkrankungen bzw. Behinderungen,- Zusammenarbeit bei den Schulein- gangs- und Schulabgangs- untersuchungen,- Mitwirkung bei zahnärztlichen Maßnahmen in der Schule,- Mitwirkung bei der nachgehenden Gesundheitsfürsorge,- Unterstützung in der Umsetzung bedarfsbezogener Maßnahmen in der Prävention, Gesundheitsförde- rung und gesundheitlichen Versorgung (z.B. abgeleitet aus der Gesundheitsberichterstattung des KJGD) sowie- Unterstützung des KJGD bei der Beratung der Schule zu Maßnah-

    men des Gesundheitsschutzes (z.B. Hygienemaßnahmen bei Infektionsgeschehen, Impfungen).

    Eine künftige Anbindung an den Kinder- und Jugendgesundheitsdienstwird überprüft.Ein weiteres Ziel ist die Prüfung desTätigkeitsprofils der Schulgesund-heitsfachkräfte unter quantitativenund qualitativen Gesichtspunkten aufBedarfsgerechtigkeit.

    Tätigkeiten und Aufgabenbereicheder Schulgesundheitsfachkräfte

    Die Tätigkeiten und Aufgabenberei-che der Schulgesundheitsfachkräftestellen sich wie folgt dar:(1) Gesundheitliche Versorgung(2) Gesundheitsförderung und Prävention(3) Früherkennung(4) Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen / Behinderungen bzw. nach längerer krankheits- bedingter Abwesenheit von der Schule(5) Ansprech- und Vertrauensperson für Schülerinnen und Schüler mit gesundheitlichen Auffälligkeiten(6) Interdisziplinäre außerschulische KooperationDurchführung des Modellprojektes inder IV. Projektphase

    Die Modellprojektphase IV (01.11.2018– 31.12.2020) beginnt im Land Bran-denburg mit der Qualifizierungs-maßnahme für 10 neueingestellteFachkräfte. Auf eine einmonatige Voll-zeitqualifizierungsmaßnahme folgteine tätigkeitsbegleitende Qualifizierung in Form von Blockver-anstaltungen während der Ferien undE-Learningzeiten. Die Weiterbildungist im Februar 2020 abgeschlossen.Auf diese Weise soll gewährleistet

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    03.2018 Prävention

    werden, dass die Fachkräfte vor demEinsatz in den Schulen mit demneuen Tätigkeitsfeld vertraut werdenund durch die tätigkeitsbegleitendePhase eine besondere Unterstützungdes angestrebten Theorie-Praxis-Transfers durch kontinuierliche angeleitete Reflexion und Erweite-rung der erforderlichen Kenntnisseund Fertigkeiten erhalten. Die Tätigkeit an den Modellschulenwird von den in der III. Projektphaseangestellten Schulgesundheitsfach-kräften weitergeführt, der Einsatzortist jeweils an einer Schule. Im Dezember 2018 werden die neuangestellten Schulgesundheits-fachkräfte ihren Einsatz an den Schulen beginnen. Der Projektträger stellt die Begleitungund Unterstützung der Schulgesund-heitsfachkräfte sicher, führt zwei-monatlich einen Reflexionstag durchund bietet bei Bedarf Fortbildungenan. Weiterhin werden die Schulge-sundheitsfachkräfte monatlich aneiner Supervision teilnehmen.Die Zusammenarbeit mit dem Bundesland Hessen wird auch in derIV. Projektphase erfolgen. Im Jahr2018 gründete sich ein bundesweitesNetzwerk „Schulkrankenschwestern”.In diesem Netzwerk arbeiten die imModellprojekt tätigen Schulgesund-heitsfachkräfte und der Projektträgermit.Der alternierende Vorstandsvorsit-zende der Unfallkasse Brandenburg,Herr Claus Heuberger, äußerte sicham Rande der Fachtagung in Potsdamzur Bedeutung des Projektes aus derSicht der Unfallkasse: „Die Entwicklung eines Sicherheits-und Gesundheitsbewusstseins unddie Aneignung entsprechender Kom-petenzen erfordert eine frühzeitigeSensibilisierung und aktives Erler-nen, um später eine bewusste Umset-zung von Präventionsprinzipien zu

    ermöglichen. Bildungseinrichtungensind daher für die Vermittlung von Sicherheit und Gesundheit ein be-deutsames Betätigungsfeld. Aktivitäten der Prävention und Ge-sundheitsförderung müssen hiernachhaltig angelegt werden, um Sicherheit und Gesundheit als Wertefür die Gesellschaft zu thematisierenund im Denken und Handeln zu integrieren. Dann werden Sicherheitund Gesundheit als Werte gelebt undvorgelebt und ein kultureller Verände-rungsprozess ist vollzogen.

    Das Modellprojekt „Schulgesund-heitsfachkräfte an öffentlichenSchulen im Land Brandenburg” istein gelungenes Beispiel dafür. Die Schulkrankenschwestern küm-mern sich nicht nur um die Erstversor-gung von verletzten Kindern und organisieren Präventionsprojekte, siesind darüber hinaus wichtige (und erfolgreiche) Akteure bei der Etablie-rung einer Kultur der Prävention inden Schulen.”

    Quellen: AWO BV PotsdamZitat C. Heuberger, Bilder UKBB

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    Straftäter zu ermitteln ist täglich Brotvieler Polizisten, dafür zu sorgen, dassStraftaten erst gar nicht geschehen istauch die Aufgabe der polizeilichen Prävention. Claudia Sponholz (51) isteine von diesen „Aufklärungspolizis-ten”. Im Bereich der Polizeiinspektion(PI) Luckenwalde besucht die Ober-kommissarin fast täglich Schulen undredet mit Kindern und Jugendlichen.Claudia Sponholz ist zugleich Opfer-schutzbeauftragte der PI. Für dieinfo110 begleiten wir die Präventione-rin und zeigen den Alltag ihrer fordern-den und dennoch dankbaren Arbeit.

    06:00 Uhr Dienstbeginn in Lucken-walde. Claudia Sponholz steht an derGlastür des futuristischen Inspektions-neubaus. Hinter der Glasfassade ist bereits reger Dienstbetrieb. In Zivil erwartet mich die Oberkommissarin,sie ist schon ein paar Minuten da. Gemeinsam gehen wir in den oberstenStock. Ihr Büro, das sie mit einer Kolle-gin teilt, ist eng. Vollgestopft mitSchränken, diversen Aufstellern, Dreh-scheiben, Unterlagen und zwei Schreib-tischen. Jetzt erst einmal ein Milchkaf-fee. Während die Maschine vor sich hinblubbert erfahre ich mehr über das Programm des heutigen Tages. In eineinhalb Stunden werden wir in einerGrundschule in Ludwigsfelde erwartet.Gewaltprävention ist das Thema. Beiden Kleinen, heute sind es erste undzweite Klassen, geht es um die Gewalt,die Fremde ihnen antun könnten.„Gehe nicht mit Fremden mit!” so lautetder Merksatz. Vier Mal wird ClaudiaSponholz ihren Vortag halten, in vierKlassen, vor etwa einhundert Kindern.Das sei durchaus ein normaler Tag,meint die 51-Jährige als sie Jeans undBluse gegen die Uniform tauscht. „DieUniform ist wichtig, um als Autoritäts-person zu erscheinen und auch den Abstand zu den Kindern zu wahren”,sagt sie. Bei den Kleinen sei dies

    manchmal eine Gratwanderung, dieUniform jage den Erstklässlern durch-aus auch Angst ein. Tränen sind genauso häufig, wie stürmische Umar-mungen. Während ich überlege, wie ichein und den gleichen Vortag vier Malhintereinander überstehe, klingelt dasTelefon. Der Sohn der Präventionerin istam Apparat. Es geht ihm nicht gut, erwill daheim bleiben. „Schau erst malwie es geht, Du schreibst doch heuteauch die Physikarbeit, Du hast dochfleißig gelernt. Wenn es nicht geht, rufPapa an. Sei ein Mann”, sagt sie liebe-voll und legt auf. Ihr zweiter Sohn ist einNachzügler, elf Jahre alt. Er steht mor-gens allein auf, frühstückt und machtsich auf in die Schule. Das ist Alltag.Der selbständige Junge ist Teil einerscheinbar gut organisierten Polizisten-Familie. Claudias Mann arbeitet beimKriminaldauerdienst. „Mein jüngsterSohn ist auch so etwas wie eine Brückein meine dienstliche Welt, ich hättesonst keine Ahnung, was in diesemAlter bei den Kindern angesagt ist”,gibt sie zu.

    7:00 Uhr Claudia holt den Dienstwa-gen. Diesen mag sie besonders. „Derhat Sitzheizung”, sagt sie und heizt mirauch gleich ein. Wir rollen vom Hof derInspektion und fahren in das fast 35

    Kilometer entfernte Ludwigsfelde.Diese Strecke ist eine der kürzeren.Wenn es in Richtung Baruth geht, seisie schon fast eine Stunde unterwegs.Im Auto erzählt sie mir von der Schule,in die wir nun fahren. Mit der Direktorin,einer engagierte Frau, sei sie per Du.Auf Initiative der Schulleiterin hin, hät-ten sie die Termine dieser Woche schonvor mehr als einem halben Jahr festge-legt. Diese Vorlaufzeiten sind normal,es bliebe dennoch Raum für kurzfristigeTermine. Nach einer halben Stundesind wir da. Claudia zottelt noch einenPolizeikalender aus dem Kofferraum,hängt sich ihre vier Taschen um undverschließt das Auto. Auf dem kurzenWeg über den Schulhof klingelt das Telefon. Ein Seelsorger ist am Handy.Ein kurzes Gespräch, eine Verabredungzum Arbeitstreffen, dann geht es raschzur Tür. Der Schuleingang ist verschlos-sen, eine Lehrerin lässt uns ein. Wireilen ins Sekretariat, vor dem sich Eltern mit Vorschulkindern versammelthaben. Die Aufnahmegespräche für dasnächste Schuljahr laufen. Von der Hektik und der Lautstärke unbeein-druckt fragt Oberkommissarin Sponholznach dem Klassenraum, zu dem wirkurz darauf hasten. Eine erste Klassewartete auf uns.

    Prävention 03.2018

    Wie ein innerer Erdrutsch ...Ein Bericht der Chefredakteurin Katrin Böhme der Zeitschrift „info110”

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    7:30 Uhr „Guuuuten Morgen, FrauSponholz“ klingt es aus 25 Kindermün-dern. Ein lieblicher Sing-Sang. Weil esso schön ist, bekommt Claudia auchnoch das Lied von der Maus. Die Klas-senlehrerin versucht den Kindern kurzzu erläutern, worum es heute geht. Auf-geregtes Getuschel. Dann ist Ruhe undClaudia beginnt. „Ich bin Polizistin undarbeite in einem Bereich der heißt Prävention. Wisst ihr was das heißt?”.Schweigen. „Wenn es draußen heiß ist,was macht ihr dann, um Euch abzuküh-len?”, fragt sie. „Eis essen, baden”.„Wenn es draußen ganz kalt ist, geht ihrdann auch baden?” Gemeinschaftli-ches Kopfschütteln. Auf die Frage, wasman denn machen kann, damit mannicht friert, tauen gewissermaßen auchdie Kinder auf. „Mütze anziehen,warme Sachen und so...”, da sind sichdie Knirpse nun einig. „Seht ihr, damitihr nicht friert und vielleicht sogar krankwerdet, beugt ihr vor. Vorbeugen, dasheißt Prävention übersetzt. Das leuch-tet ein. Nun aber zum eigentlichenThema. „Woran erkennt ihr, dass ichPolizistin bin?”, fragt sie. Es kommendiverse Vorschläge, die Uniform istnicht dabei. Schließlich, mit etwas Hilfevon Claudia, einigen sich die Erstkläss-ler, dass es wohl in erster Linie dieDienstkleidung sei. Nun krempelt dieOberkommissarin Ihre Strickjacke auflinks und fragt, „ Und nun?” WiederSchweigen. Etwa fünf Minuten dauertes, bis die Kinder nach einem Ausweisfragen. Claudia Sponholz nickt und gibtbereitwillig ihr eigenes Exemplar durchdie Bankreihen. Nachdem sie erklärthat, dass es auch Polizisten ohne Uni-form gibt, die sich mit Ausweis und Kriminalmarke ausweisen, stellt sie dieentscheidenden Frage: „Es gibt Be-kannte und es gibt Fremde, wer sind fürEuch denn Bekannte?” Nach einer Füllevon Antworten kommt ein zierlichesMädchen auf den Punkt. „Mama, Papaund mein Bruder sind nicht fremd.” Ja,das wollte Claudia Sponholz hören. Sie

    macht den Kindern klar, dass nur Fami-lienangehörige bekannt sind, alle an-deren sind fremd. Aber was ist die Lehrerin? Sie ist fremd, aber sie istetwas Besonderes, versucht die Polizis-tin die Stellung einiger Personen zu verdeutlichen. Und dann wird mir andiesem Morgen zum ersten Mal klar,wie wichtig diese Stunde ist, die Clau-dia gerade abhält. Bis eben, habe ichmich gefragt, ob es denn für die Kindernicht selbstverständlich sei, dass sieDistanz zu Fremden wahren. Ich binselbst Mutter und fest überzeugtdavon, dass meine Kinder eher dieFlucht ergreifen würden, als auch nurdarüber nachzudenken, in das Autoeines Fremden zu steigen. Als Polizistinweiß ich aber auch, dass der völlig unbekannte Täter so gut wie nie vor-kommt. Gewalterleben spielt sich zumgrößten Teil in der Familie ab. Aber dieSzene nun zeigt mir, wie verunsichert,wie scheu eine Kinderseele sein kann.Ein kleines Mädchen, im gepunktetenKleid – eben noch taff und beim Mel-den immer die Erste – wird von Claudiaangesprochen. „Wir spielen das jetztnur, das ist nicht echt. Also ich sprecheDich an. Sag mal Lisa, was hat denn der

    Weihnachtsmann gebracht, vielleichteine Barbie?” „Mmh, ja eine”, antwor-tet die Kleine sichtbar verschüchtert,obwohl Claudia in die Hocke gegangenist und sehr freundlich mit ihr redet.„Magst Du vielleicht noch eine haben?Meine Tochter hat daheim ganz viele,mit denen spielt sie nicht mehr. Dukannst ja mit mir mitkommen, dannzeige ich dir alle.” Lisa ist völlig überfor-dert. Sie wird rot und traut sich keinWort mehr zu sagen, auch die geflüster-ten Anfeuerungsrufe ihrer Klassenka-meraden wirken nicht. Kein Wortkommt über ihre Lippen. Auch als Clau-dia helfen will: „Sag NEIN, sag LASSENSIE MICH IN RUHE!”, ist Lisa still undsenkt den Kopf. Sie ist den Tränennahe, das merke ich. Jetzt fühle auchich mich unbehaglich und das liegtnicht am 30 Zentimeter hohen Stuhl,auf dem ich seit einer halben Stundehocke. Claudia bricht ab. Vor diesemRollenspiel hat sie den Kindern erklärt,wie wichtig es ist, laut und deutlichNEIN zu sagen. Dass ein SIE, einemFremden gegenüber, von Anderen vieleher gehört wird, als ein DU. All dasweiß Lisa also, aber selbst im geschütz-ten Rollenspiel ist sie verschüchtert,

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    fast apathisch. Die Polizistin bricht ab.Sie flüstert dem kleinen Mädchenetwas ins Ohr, die Kleine lächelt. Dannsollen alle aufstehen. Gemeinsam übenwir, was es heißt, deutlich NEIN zusagen. Eins, zwei, drei: NEIN! Kein Sing-Sang, eher ein Kampfschrei. Der Klas-senraum bebt. Gleich nochmal. Eins,zwei, drei: LASSEN SIE MICH IN RUHE!Die Kinder sind sicher noch in der oberen Etage zu hören. Als Claudia vor-schlägt, das NEIN, welches ja noch imRaum schwebt einzufangen und es ge-meinsam mit den Kindern faltet, um esin die Tasche zu stecken – man könntees ja irgendwann mal brauchen – beob-achte ich Lisa. Das Mädchen macht tat-sächlich den Reissverschluss an ihremKleid auf und steckt das fiktive NEINsorgfältig hinein. Das Gebrüll hat auchbei ihr befreiend gewirkt, sie ist wiedermit Feuereifer bei der Sache. Claudiawird in dieser Stunde noch erklären,was ein Sicherheitsabstand ist. Dassdiesen das Kind selbst festlegt, ausdem Bauch heraus, wie sie sagt. Sie erklärt auch, dass niemand das Recht

    hat, den Kindern weh zu tun. Das allesverdeutlicht sie mit Rollenspielen,immer wieder stehen verunsicherte Kinder vor ihr. Aber mit einiger Hilfe de-monstrieren sie, wie man Abstand hältund selbst Entscheidungen fällt, auchwenn der Fremde etwas anderes ver-langt. Dann liest sie die Geschichte vonLu vor. Lu soll vor der Schule auf ihreMutter warten und wird von verschiede-nen Personen angesprochen. Darunterdie Nachbarin und der Kollege des Vaters. Am Ende geht sie mit einemblond gefärbten Punk in Lederjacke mit.Ein Raunen geht durch die Klasse. Aberder vermeintlich Fremde entpuppt sichauf der nächsten Seite als Lu´s Bruder.Die Kinder sind erleichtert. Nun teiltClaudia eine simple Kopie aus, untereiner Zeichnung steht „Wenn Du nichtwillst, dass Dich jemand anfasst, sagNEIN!”. Als sie die Kinder auffordert,das Bild auszumalen, macht sich dieganze erste Klasse mit viel Elan ansWerk. Minuten später ist die Stunde vorüber. Claudia verabschiedet sich.

    8: 30 Uhr Fünf Minuten haben wir Zeit,um in eine Flex-Klasse zu hetzen. Schü-ler der ersten und zweiten Klasse wer-den hier gemeinsam unterrichtet.Schon in dieser Klasse merke ich, dasseine Stunde zum gleichen Thema nichtzwangsläufig gleich ablaufen muss.Diese Klasse stellt wesentlich mehrFragen, der angekündigte Vortrag inte-ressiert sie nicht. Stattdessen wirdClaudia ausgefragt, ob sie schon malmit ihrer Waffe geschossen hat odereinen Dieb verhaftet oder jemandenverfolgt hat. Es kostet Kraft, die Kleinenin ihrer Neugier zu bremsen und aufden Punkt zu kommen. „Alle Händerunter”, sagt sie streng. Wieder die glei-chen Fragen, wie in der Stunde zuvor.Wieder ähnlich Antworten, nur kommensie hier schneller. Das mag am Alter derKinder liegen. Später stellt sich heraus,dass auch eine Zweitklässlerin das Rollenspiel nicht deutlich mutiger meis-tert. Auch sie ist verschüchtert undtraut sich kaum zu antworten, schongar nicht traut sie sich, laut NEIN zusagen. Lisa ist also nicht allein. Immer

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    wieder stellt Claudia denkbar einfacheFragen, immer wieder kommen dieabenteuerlichsten Antworten. Als esum den Sicherheitsabstand geht, fragtein Junge, was man denn machen solle,wenn der Fremde einem hinterherrennt. Um sich nicht in einer Diskussionzu verlieren, sagt Claudia, dass dieseher nicht vorkomme und wenn doch,sind die Kinder schneller. Daraufhinfängt der Kleine an darüber zu philoso-phieren, dass die Kinder der Sport-AG(und dann zählt er alle Sport-AG-Mit-streiter seiner Klasse mit Vor- und Zuna-men auf) noch viel schneller seien, alsder Rest. Eine echte Nervenprobe, auchweil in der ersten Reihe ein Schulanfän-ger immer wieder stört und nicht aufseinem Platz sitzen bleibt. Ich erlebeeine Stunde, in der es Claudia sichtlichschwer fällt, den roten Faden ihres Vortrages beizubehalten. Erst bei derGeschichte von Lu kehrt Ruhe ein, dann erlöst uns die Schulklingel.

    9: 15 Uhr Frühstückspause. Ich findeClaudia im Lehrerzimmer, in dem ihrdas Lehrerkollegium bereits einen Kaffee angeboten hat. In der kurzen Ruhephase erzählt sie mir, dass soetwas durchaus nicht die Regel sei. Esgäbe nicht wenige Schulen, an denensie im Lehrerzimmer nicht einmal be-grüßt wird, von einem Kaffee ganz zuschweigen. „Das ist, als trage man eineTarnkappe“, beschreibt sie es. Dannwird sie freudlich von einer Lehrerin be-grüßt. Am nächsten Tag geht es in ihrersechsten Klasse um Gewalt. Claudia rätzum Stuhlkreis mit zuvor festgelegterSitzordnung. Natürlich wird es dortnicht um „Fremde“ gehen. Oft werdesie angefragt, weil es Mobbingfälle inder Klasse gäbe. Der Begriff Mobbingwird ihrer Meinung nach inflationär ge-braucht. Auch deshalb klärt sie mit denJugendlichen zu allererst den Gewaltbe-griff. Es gibt körperliche Gewalt, Gewaltgegen Sachen, aber auch seelische Gewalt. Manchmal müsse man den älteren Schülern erst klar machen, dassBeschimpfungen und Beleidigungen

    auch Schäden anrichten. Dazu lässt Siedie Schüler von einer aufgemalten FigurStücke abreißen. Auch nach dem Zusammensetzten sind die Risse deut-lich zu sehen. So verdeutlicht sie dieVerletzungen, die auch die Seele einesMenschen davon tragen kann. Vor derRealität macht die Polizistin nicht halt.Fälle, in denen sich Pubertierende nachAttacken Gleichaltriger aus Scham oderAngst das Leben nahmen, kennt Claudia Sponholz nicht nur aus dem In-ternet. Wenn sie zu so einem Thema voreiner sechsten Klasse spricht, plant siedafür mindestens vier Unterrichtsstun-den ein. Manchmal brechen dabei alleDämme und die Jugendlichen sprechensich untereinander aus. Tränen gibt esbei solchen Aussprachen nicht selten.Manchmal aber sind Schüler durch täg-liches Erleben in Familie und Schulederart abgestumpft, dass ihnen garnicht klar ist, was sie mit ihrem Tun beianderen anrichten. Beschimpfungenüber „Whats App”, schnelles Versen-den beleidigender Fotos oder Sprüchean eine beliebige Menge Adressaten

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    gehört schlicht dazu. Nur wenigen istklar, dass solche Delikte zu Lasteneines Opfers gehen. Neue Medien tra-gen einen großen Teil zur gelebten Ano-nymität bei. Claudia Sponholz machtsich dennoch keine Illusionen. „Ichkann in vier Unterrichtsstunden nichtdie Erziehung und das Erleben von Jah-ren umkrempeln, ich kann mit etwasGlück dafür sorgen, dass sich die Jugendlichen hinterfragen und die soziale Kontrolle untereinander besserfunktioniert”. Auch aus diesem Grundsollte die Gewalt-Prävention in derGrundschule stattfinden. „Später istder Zug definitiv abgefahren”, meintdie erfahrende Präventionerin.

    9: 35 Uhr Was ist Vorbeugen - DieDritte. Ich kann bereits mitsprechen.Was dieser Vortragsmarathon für Clau-dia Sponholz bedeuten mag, kann ichmir nun auch vorstellen. Immer wiedertrinkt sie schnell einen Schluck Mineral-wasser. Vor einer Klasse zu sprechenheißt laut zu sprechen, sich konzentrie-ren, zu stehen und den Überblick zuwahren. Das ist unheimlich anstren-gend, Lehrer können sicher ein Lieddavon singen. In dieser Klasse ist dieKlassenlehrerin erkrankt, dennoch sindalle diszipliniert. Die gleichen Fragen,Rollenspiele und Antworten. Zum inzwi-schen fünften Mal bringen Schüler andiesem Tag einen Vorfall aus dem Som-mer ins Gespräch. Ein polizeilich unbe-kannter Jugendlicher hatte heimlich inder Mädchentoilette Fotos geschossen.Er wurde ertappt, Ermittlungen eingelei-tet. Dieser Sachverhalt ging natürlichauch an den Schülern nicht vorbei. Allerdings höre ich nun die fünfte Ver-sion. Auch über das Fenster in dieSchule sei der Täter nach Schilderun-gen eines Jungen aus der Klasse zuvoreingebrochen, auf Facebook soll er dieFotos eingestellt haben, berichtet einanderer Zweitklässler aufgeregt. An derSchule gab es im Nachgang eine Eltern-versammlung zum Thema. ClaudiaSponholz hielt vor den Eltern einenVortag, es ging darum, wie Kinder solchen Taten gegenüber sensibler wer-den. „Ich möchte den Kindern keineAngst machen, das ist nicht der richtigeWeg. Aber das ist schwer, wenn auch

    Eltern zur Panikmache beitragen”, sagtsie. Das hätte sie bereits mehrfach erlebt. Die Schilderungen des aufgereg-ten Jungen wartet sie ab und erklärtdann ruhig, wie sich die Kinder verhal-ten sollen, wenn sie Fremde in derSchule bemerken. Anschließend wiederdie Lu-Geschichte, dann Ausmalen.Ende der Stunde.

    10: 30 Uhr Der letzte Durchgang fürheute beginnt. Auch hier herrscht Ruhe,nur manchmal muss Claudia Sponholzdie Schüler ermahnen. Davor hat siekeine Scheu, das merkt man. An Autori-tät mangelt es ihr nicht. Wenn nachlangem Hin und Her die richtige Ant-wort kommt, bestätigt sie die Schülermit einem sehr freundlichen: „Ganzgenau”. In dieser Klasse läuft allesglatt, Claudia schafft ihren Stoff. Alsnach 45 Minuten die Schulklingelertönt, wird sie dennoch sofort von ungefähr sechs Schülern umringt. Einervon ihnen erzählt ihr eine Geschichte,die er vor Unterrichtsbeginn bereits berichtet hat, ein anderer will ihreWaffe sehen. Ein Mädchen fragt nacheinem weiteren Blatt zum Ausmalenund die Vertretungslehrerin hat eben-falls Gesprächsbedarf. Ein Knochenjob.

    11:20 Uhr Claudia verlässt die Schulenicht, ohne noch einmal kurz bei derSchulleiterin vorbei zu schauen. DasGespräch ist herzlich, die beiden besprechen kurz die anstehenden Termine der nächsten Wochen, ein paarprivate Worte, dann verabschieden wiruns. Wir bahnen uns den Weg über denFlur, hunderte Schüler wuseln um unsherum und sprechen uns an. Als wir esbis zum Auto geschafft haben, atmenwir erst einmal durch. Das tut gut.

    11: 45 Uhr Rückfahrt ins Büro. ImWagen diskutieren wir über Kinderer-ziehung. „Es gibt heute zu wenige Regeln für Kinder”, sagt Claudia. Sie er-lebe täglich, dass Kinder massiv in dieEntscheidungen der Erwachsenen ein-bezogen werden und damit überfordertsind. „Wenn meine Eltern Probleme gewälzt haben, musste ich den Raumverlassen. Wenn mein Mann und ichüber Dinge sprechen, die wir dienstlich

    erlebt haben, dann natürlich ohne mei-nen Sohn“, sagt sie und meint, dasswas so selbstverständlich klingt, in vielen Familien längst nicht Alltag ist.Auch das führe dazu, dass Kinder Realität und Fiktion kaum auseinanderhalten können. Es werden Geschichtenaus Filmen und Erzähltes als eigenesErleben verkauft.

    12: 15 Uhr Schnelles Mittagessen imBüro. Claudia will mir noch von ihrem„Zweitjob” erzählen. Montags und Frei-tags kümmere sie sich um Opferschutz-belange. Seit mehr als neun Jahren istsie Opferschutzbeauftragte der PI. IhreAufgabe ist es, den Kontakt zu Opfernvon Straftaten herzustellen und ihnenihre straf- und zivilrechtlichen Ansprü-che aufzuzeigen, Ansprechpartner zu benennen und manchmal eben einfachnur ein offenes Ohr zu haben. Montagssuche sie alle Einsätze zusammen, beidenen Sie Handlungsbedarf erkennt.Dann informiert sie sich beim zuständi-gen Sachbearbeiter zu den genauerenUmständen. „Oft können die Kollegenschon eine ganze Menge mehr zurSache sagen, als Einsatzprotokoll oderAnzeige hergeben. Manchmal winkensie auch ab, dann scheint die Straftatvorgetäuscht zu sein oder das ver-meintliche Opfer und der Kriminalistkennen sich nur allzu gut”, sagt ClaudiaSponholz. In allen Fällen entscheide ihrBauch, meint sie und betont, dass siedamit fast immer richtig liege. Seit2006 verfährt sie so und sichtet die Vor-gänge der Woche, um sie nach Opfer-schutzbelangen zu bewerten. Anfangsversuchte sie in allen Fällen persönlichden Kontakt zum Opfer aufzunehmen.„Ich habe Gespräche angeboten, etwain der Hälfte der Fälle, haben die Opferdieses Angebot angenommen“. Dannfuhr Claudia Sponholz zu den Betroffe-nen und überreichte Infomaterial, beriet und tröstete. Mit den Jahren sankdie Zahl der Rückmeldungen unaufhör-lich, heute so schätzt die Oberkommis-sarin ein, würde sich nur noch ein ganzkleiner Teil, vielleicht ein Zehntel zurückmelden. Auch deswegen ist siedazu übergegangen, den Betroffeneneinen Brief zu schreiben, sobald sievon einem Vorfall erfährt. Mit in den

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    Umschlag kommen auch Flyer des Weißen Rings, der Opferhilfe e.V., desAmtes für Versorgung und Soziales oderdas Infoblatt „Häusliche Gewalt”. Natürlich bietet die 51-Jährige darinauch ein Gespräch an. Und manchmalkomme sie dabei an ihre Grenzen. So muss sie sich mit schwersten Ver-brechen auseinander setzen, viel Leidund Schmerz erleben. „Als mich vor einpaar Jahren eine Frau tatsächlich zurückrief, deren Mann nur Tage zuvor erwei-terten Selbstmord begangen hatte unddie gemeinsamen Kinder mit in den Todriss, zuckte ich zusammen. Als sich dieFrau vorstellte, war das wie ein innererErdrutsch”, versucht Claudia Sponholzihre Gefühle zu beschreiben. Ihr, der erfahrenen Opferschutzbeauftragten,fehlten kurz die Worte, ihr Herz setztekurz aus. Als sie erkannte, dass ihr Gegenüber am Telefon offenbar unterstarken Medikamenten stand undimmer wieder nach dem Ersatz der beschädigten Tür fragte, erkannte Sie,dass sie nicht helfen konnte. „Die voll-kommen nebensächlichen Fragen, diejene Frau stellte, signalisierten mir,

    dass ich hier besser einen Seelsorgerinformiere, das tat ich auch”, rekapitu-liert Sponholz. Er sollte klären, ob dieFrau bereits betreut wurde oder diesschnellstmöglich in die Wege leiten.Seelsorger, Mitarbeiterinnen von Frau-enhäusern und Verantwortliche von Opferschutzverbänden sind das Netz-werk der Opferschutzbeauftragten.Ohne den ständigen Austausch und diegegenseitige Unterstützung ginge esnicht, auch wenn die Fälle, in denen siegebraucht wird, weniger gewordensind. Opfer häuslicher Gewalt machendennoch einen Großteil ihrer Beratun-gen aus. Dies sei ein schwieriges Feld,da die Bereitschaft, sich helfen zu las-sen bei den gepeinigten Frauen oft erstdann einsetze, wenn sie bereits langeZeit unter der Gewalt des Partners lei-den. „Die Hemmschwelle und die Angstsind einfach zu groß”, sagt die Polizis-tin und meint „auch deswegen packeich die Infomaterialien mit in meineBriefe. Dort stehen die wichtigsten An-sprechpartner bereits drin und dieOpfer müssen nicht noch eine weiterePerson kontaktieren, das kann helfen.”

    13:30 Uhr An diesem Nachmittag erfahre ich viel, über Fälle mit denenClaudia im Laufe der Jahre in Berührungkam. Vom Stalker bis zum Witwer, deram Ende seine Frau selbst unter dieErde gebracht hatte. Was sie mir soselbstverständlich erzählt, kostete siedamals viel Kraft. Mitunter sind es auchdie eigenen Kollegen, die sich von ihrenNachfragen belästigt fühlen und kaumVerständnis für ihre Aufgabe aufbringenkönnen. Das sei schmerzhaft, aberdann lässt sie das Ganze ein paar Tagesacken und meldet sich anschließenderneut. Hartnäckig.

    14:00 Uhr Auf dem Parkplatz vor der Inspektion verabschieden wir uns. „Ich liebe meinen Job. Ich habe ge-merkt, hier kann ich alt werden”, sagtClaudia. Ein schönes Schlusswort,denke ich, als ich ins Auto steige undüber den Tag nachdenke. Ein anstren-gender Job, aber auch eine Arbeit, beider die Polizistin oft ganz direkt Aner-kennung erfährt. „Ganz genau”, würdeClaudia wohl antworten.

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    Schule und Kita 03.2018

    FAQ Schule & KitaFlip Flops auf dem Klettergerüst

    Sind Kinder gesetzlich unfallversi-chert, wenn sie mit Flip Flops aufdem Klettergerüst klettern und verunfallen?Das Tragen von Flip Flops auf Spielge-räten schließt den Versicherungs-schutz – selbst wenn diese verbote-ner Weise getragen werden – nichtaus. Zu empfehlen ist, die Kinder mitfestem Schuhwerk oder barfuß klettern zu lassen. Die Kitaleitungkann hierzu zusammen mit dem Träger der Einrichtung Festlegungenin der Hausordnung treffen.

    Welche Einrichtung muss die Unfall-anzeige ausfüllen, wenn ein Kind aufdem Weg von der Schule in die Hortbetreuung verunfallt?Zu dieser Fallkonstellation gibt eskeine gesetzliche Regelung. Die Unfallkasse Brandenburg emp-fiehlt, dass die Einrichtung, welcheals Erste von dem Unfall erfährt, seies durch die Information der Elternoder weil das Kind sich dort zur Erstversorgung gemeldet hat, die Unfallanzeige erstellt.

    Ist ein Kind gesetzlich unfallversi-chert, wenn es mit dem Fahrrad beimKita-Ausflug einen Unfall hat?Kinder stehen während des Besuchesder Kindertagesstätte unter gesetzli-chem Unfallversicherungsschutz, derebenfalls bei Ausflügen, die dem organisatorischen Verantwortungs-bereich der Kita unterliegen, besteht.Hierbei ist die Wahl des Fortbewe-gungsmittels unerheblich. Von Seitender Kita sollte darauf geachtet werden, dass die Fahrräder verkehrs-sicher sind (u. a. Bremse, Reflekto-ren) und Helme getragen werden. Das Tragen der Warnwesten ist ebenfalls zu empfehlen.

    Ist das Rad auch versichert?Aufgabe der gesetzlichen Unfallver-sicherung ist - nach der Verhütung -die Wiederherstellung der Gesundheit nach Unfällen. Nicht hiervon erfasst ist die Regulierung von Sachschäden.

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    03.2018 Entschädigung

    Bundesteilhabegesetz – BTHG Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmungvon Menschen mit Behinderungen

    Das Bundesteilhabegesetz (BTHG) isteines der größten sozialpolitischenVorhaben der Bundesregierung in dervergangenen Legislaturperiode. Mitdem BTHG wurde das Sozialgesetz-buch IX (SGB IX), indem das Recht derRehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geregelt ist, grundlegend reformiert.Die für die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung wesentlichen Änderungen sind zum 01.01.2018 inKraft getreten. Hierüber soll in diesemArtikel berichtet werden.

    Mit dem BTHG ist die Politik einenwichtigen Schritt zur Umsetzung derUN-Behindertenrechtskonvention gegangen, welche bereits am26.03.2009 in Deutschland in Kraftgetreten ist. Damit hat ein Perspektiv-wechsel im Umgang mit Menschen mitBehinderung stattgefunden – weg vonder reinen Fürsorge hin zur Selbstbe-stimmung. Damit einher geht auch einneuer Behindertenbegriff, nämlich,dass Menschen nicht behindert sind,

    sondern behindert gemacht werden.Diese moderne Definition fordert alledazu auf, genauer hinzusehen, wasMenschen eigentlich behindert und esdann zu ändern. Das können Vorur-teile genauso sein wie bauliche Barrieren.

    Ziel des BTHG ist es, die Lebenssitua-tion von Menschen mit Behinderun-gen oder von Behinderung bedrohterMenschen zu verbessern und einenwichtigen Meilenstein auf dem Weghin zu einer inklusiven Gesellschaft zusetzen. Den Betroffenen soll so mehrTeilhabe und mehr Selbstbestimmungermöglicht werden. Darüber hinauswurden mit dem BTHG Verbesserun-gen bei „Mehr-Träger-Konstellationen”geschaffen. So ermöglicht das BTHG,dass die Betroffenen alle benötigtenLeistungen von verschiedenen Reha-Trägern wie aus einer Hand erhalten.Mit dem Gesetz werden so die Ansprü-che von Menschen mit Behinderungenoder von Behinderung bedrohter Men-schen innerhalb des gegliederten

    Sozialleistungssystems konkretisiert.Hier geht es vor allem darum, die Zusammenarbeit der verschiedenenSozialleistungsträger zu verbessernund somit Nachteile zu verringern, diesich aus ungeklärten Zuständigkeits-fragen ergeben. Die verschiedenen Rehabilitationsträger werden damit zuengerer Zusammenarbeit verpflichtet.

    Das in der gesetzlichen Unfallversi-cherung bereits seit langem gelebtePrinzip soll nun auch trägerübergrei-fend zu „Leistungen wie aus einerHand” führen. Kernpunkt der Neurege-lungen ist das Verständnis einer umfassenden Bedarfsfeststellung.Künftig ist der – ursachen- und zustän-digkeitsunabhängigen – umfassendenFeststellung vorhandener Bedarfe Vorrang einzuräumen, so dass sich dieLeistungen am persönlichen Bedarfdes Betroffenen orientieren. Weiterhinist ein trägerübergreifendes Teilhabe-planverfahren gesetzlich definiert wor-den. Damit sollen die Leistungen zurTeilhabe schnell und nahtlos erbracht

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    Entschädigung 03.2018

    und langwierige Zuständigkeitsklärun-gen zulasten der betroffenen Men-schen vermieden werden.

    Leistungen zur Teilhabe sind: • Leistungen zur medizinischen Rehabilitation• Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben• unterhaltssichernde und andere ergänzende Leistungen• Leistungen zur Teilhabe an Bildung• Leistungen zur sozialen Teilhabe

    Der Vorteil für die Betroffenen: Siemüssen nur noch einen Antrag beieinem Rehabilitationsträger stellen.Die Rehabilitationsträger haben engerzusammenzuarbeiten, müssen klareFristen einhalten und Leistungen insgesamt – und damit ggf. auch fürandere Träger – feststellen. Damit dieRehabilitationsträger dieser Aufgabeder umfassenden Feststellung des Rehabilitationsbedarfs gerecht werden können, verpflichtet sie derGesetzgeber, systematische Arbeits-mittel und Prozesse zu entwickeln undzu verwenden.

    Die Grundsätze der Bedarfsermittlungund ihre Instrumente sind von den Rehabilitationsträgern in gemeinsa-men Empfehlungen festzulegen. Zudiesem Zweck hat die Bundesarbeits-gemeinschaft für Rehabilitation zusammen mit den Trägern bereits diegemeinsame Empfehlung „Reha-Pro-zess” erarbeitet. Diese liegt jedocherst im Arbeitsentwurf vor und mussnoch endgültig verabschiedet werden.Gleichwohl sind schon jetzt alle Reha-bilitationsträger in der Verantwortung,im Sinne der betroffenen Menschendie Regelungen mit Leben zu füllen,um die Zielsetzung einer inklusivenGesellschaft zu erreichen, in der jederMensch seinen Wünschen und Fähig-keiten entsprechend selbstbestimmtam Leben teilhaben kann.

    Die Unfallversicherungsträger sind imHinblick auf die neuen Anforderungengrundsätzlich gut aufgestellt. Die gesetzliche Unfallversicherung kenntseit langem die wesentlichen Instru-mente, die das BTHG jetzt zur Stär-kung der Koordination des Leistungs-geschehens in der Rehabilitation eingeführt hat. Die Rehabilitation auseiner Hand im Rahmen des Reha-Ma-nagements, die Erstellung von Reha-Plänen und die Durchführung von Fallkonferenzen mit Ärzten, Reha-Einrichtungen und anderen an derHeilbehandlung beteiligten Leistungs-erbringern sind bei den gesetzlichenUnfallversicherungsträgern selbstver-ständlicher Arbeitsalltag.Diese bereits bestehenden Kompe-

    tenzen sind künftig um einen nochstärker trägerübergreifenden Ansatzzu ergänzen. Darüber hinaus gilt es,regionale Netzwerke mit anderen Rehabilitationsträgern zu bilden, umdie Zusammenarbeit vor Ort wirksamumzusetzen.

    Versicherte, die behindert oder vonBehinderung bedroht sind, berät dieUnfallkasse Brandenburg im Rahmendes BTHG. Die zuständigen Beschäf-tigten informieren zu medizinischerReha und Teilhabe nach dem Sozialgesetzbuch.

    Darüber hinaus wurde mit der ergän-zenden unabhängigen Teilhabebera-tung (EUTB) ein unentgeltliches, allenMenschen mit (drohenden) Behinde-rungen und ihren Angehörigen offen-stehendes und Orientierung gebendesAngebot zur Beratung über Leistungenzur Rehabilitation und Teilhabe geschaffen. Dies ist ein niedrigschwel-liges Beratungsangebot zur Stärkungder Selbstbestimmung für Menschenmit Behinderungen und von Behinde-rung bedrohter Menschen unter Mitarbeit von Peers, das bereits imVorfeld der Beantragung konkreter

    Leistungen und unabhängig von denLeistungsträgern und Leistungserbrin-gern möglich ist. Dieses Angebot besteht neben dem Anspruch auf Beratung durch die Rehabilitations-träger.

    Eine Übersicht aller Beratungsan- gebote der EUTB ist auf der Internetseite https://www.teil- habeberatung.de/ zu finden.

    Bundesweit werden weitere Beratungsangebote eingerichtet und deren Kontaktdaten dort veröffentlicht, so dass ein engmaschiges Beratungsnetzwerk gewährleistet wird.

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    03.2018 Feuerwehr

    Gefährdungsbeurteilung bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben im technischen Hilfeleistungs-einsatz der FeuerwehrEntwicklungen auf dem Fahrzeug-markt stellen Einsatzkräfte immerwieder vor neue Herausforderungen.In der jüngsten Zeit spielt u.a. dasThema der alternativen Fahrzeugan-triebe eine zunehmend wichtigeRolle. So fahren auf deutschen Straßen immer mehr Fahrzeuge mitHybrid- oder Elektroantrieb. Diesführt zugleich zu neuen Gefahren-potentialen für Einsatzkräfte im Rahmen von Löscharbeiten und der Personenrettung.Einsatzleiter müssen die Einsatzsi-tuation einschätzen, um Gefahren-potenziale abzuschätzen und die geeignete Rettungstechnik einzulei-ten. Umso besser die Gefahren durchden Einsatzleiter eingeschätzt wer-den, umso sicherer gestalten sich dieTätigkeiten der Einsatzkräfte.Gemäß Feuerwehrdienstvorschrift(FwDV) 100 werden anhand einer Gefahrenmatrix typische Gefahren fürdie Mannschaft und das Einsatzmittelabgefragt. Auf Grundlage dieser Beur-teilung werden dann entsprechendeMaßnahmen abgeleitet. Bei Einsät-

    zen an Fahrzeugen mit alternativemAntrieb, beispielsweise E-Fahrzeugeoder Gasfahrzeuge sind die „klassi-schen” Gefahren stärker ausgeprägt,was zu einem erhöhten Risiko für dieEinsatzkräfte führt. So liegt bei E-Fahrzeugen oft eine erhöhte Spannung im Fahrzeugsystem vor.Wird das System beschädigt, bei-spielsweise als Folge des Unfalls oderdurch Schnitt in die Stromleitung,kann es zu schwerwiegenden Verlet-zungen durch elektrischen Stromkommen. Ähnliches gilt für Gasfahr-zeuge, bei denen Gasbehälter denKraftstoff in konzentrierter Form bein-halten. Diese können im schlimmstenFall explodieren. Allen alternativ getriebenen Fahrzeugen ist gemein,dass ein breites Spektrum an Sicher-heitseinrichtungen (Ablassventile, Sicherheitsventile, Gaskartuschenetc.) im Rahmen der Erkundung durchden Einsatzleiter mit betrachtet wer-den muss. Die Herausforderung stellthierbei das Erkennen der Gefahr dar.So besteht in Deutschland keinePflicht zur Kennzeichnung von Fahr-

    zeugen mit alternativen Antriebstech-niken. Beispielhaft können durch dasElektromobilitätsgesetz bestimmteFahrzeuge (z.B. Elektrofahrzeuge)durch ein Nummernschild mit demZusatzbuchstaben „E” als letztes Zeichen gekennzeichnet werden. Andere Fahrzeuge tragen einen Hin-weis in der Typenbezeichnung. Nachgerüstete Fahrzeuge haben oftgar keine Kennzeichnung. Folglich

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    bleiben Gefahren oft auf den erstenBlick verborgen. Dies erfordert somiteine Anpassung bei der Einschätzungder Gefahrenlage im Verlauf des Ein-satzes. Ergänzend zur Gefahrenmatrix gemäßFwDV 100 stehen dem Einsatzleiterunterschiedlichste Hilfsmittel zur Gefahrenermittlung zur Verfügung,um die Sicherheit für seine Kamera-den einzuschätzen.Seit dem 31.03.2018 soll der Emer-gency-Call (E-Call) bei Neufahrzeugenfür eine schnelle Hilfe im Ernstfall sorgen. Der E-Call hilft nicht nur demVerunglückten durch schnellere undautomatisierte Mitteilung der Hilfebe-dürftigkeit, sondern auch dem Ein-satzleiter bei der Einschätzung ersterGefahren bereits während der Fahrtzum Einsatzort. So ist es geplant,durch automatischen oder manuellabgesetzten Notruf mindestens fol-gende Daten an die Rettungsleitstel-len zu übermitteln, welche durch denEinsatzleiter abgefragt werden können:

    - Zeitpunkt des Unfalls- Auslöseart: manuell oder autom.- Antriebsart (z.B. Benzin, Diesel, Gas, Elektro) - Fahrzeugklasse- die letzten zwei Fahrzeugpositionen- Fahrtrichtung des Fahrzeuges- Anzahl der Insassen Alternative Fahrzeuge verfügen, ge-genüber herkömmlich angetriebenenFahrzeugen, über eine deutlich größere Zahl von sicherheitsrelevan-ten Komponenten, denen der Einsatzleiter im Rahmen seiner Er-kundungstätigkeit Aufmerksamkeitschenken muss. Die Rettungskartestellt eine sinnvolle Ergänzung zur Ermittlung des einsatztaktischen Vorgehens dar. Gezielt wird in derRettungskarte auf das Vorhandenseinbzw. die Position von- Tanks/Druckanlagen, - Batterien, - verstärkten Karosserieteilen, - Kabelführungen oder - Airbag-Positionen Bezug genommen.

    Im Gegensatz zum E-Call ist das Mit-führen einer Rettungskarte nicht gesetzlich vorgeschrieben. Es wirdempfohlen, dass jeder Fahrzeughal-ter sich diese Karte selbst ausdrucktund hinter die Sonnenblende desFahrersitzes klemmt. Die einheitlichePositionierung hilft Verunfallten undder Einsatzkraft bei der zügigen undsicheren Rettung aus dem verunfall-ten Fahrzeug. Auch eine Kennzeich-nung des eigenen Fahrzeuges kannim Falle eines Unfalls zur Sicherheitder Einsatzkräfte beitragen, indemauf das Vorhandensein mittels einerRettungskarte, beispielsweise Aufkle-ber auf der Frontscheibe, aufmerk-sam gemacht wird. Für Einsatzkräftegibt es Programme, die einen schnel-len Abruf der Rettungskarten ermög-licht. Auch stellen die Hersteller dieRettungskarte in der Regel kostenlosim Internet zur Verfügung.

    Quellen: www.adac.de | Fachwissen Feuer-wehr – Unfälle mit alternativ angetriebenenFahrzeugen

  • 03.2018 Feuerwehr

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    Herr Reich nach 23 Jahren in der Unfallkasse Brandenburg gingen Siein diesem Jahr in den wohlverdientenRuhestand.

    Welche Rolle hatten Sie in der Feuer-wehr-Unfallkasse Brandenburg?Als Aufsichtsperson war ich sowohlfür die Kommunen der LandkreiseOPR sowie PR sowie die Rettungs-dienste in Brandenburg als Mitgliederder Unfallkasse als auch als Mitglie-der und Versicherte der Feuerwehr-Unfallkasse insbesondere für alleBrandenburger Feuerwehren, ihreAufgabenträger Brandschutz sowiedie Feuerwehrangehörigen selbst zuständig. Meine Aufgabe war hierdie Überwachung der Einhaltung derAnforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes als auch diediesbezügliche Beratung. Darüber hinaus war auch die Durch-führung von Seminaren für die Feuer-wehrangehörigen zur Schulung zuallen Fragen der Sicherheit aber auchzum Leistungsportfolio der Feuer-wehr-Unfallkasse Brandenburg einwichtiger Schwerpunkt meiner Tätigkeit.Die Zusammenarbeit mit dem Land –ob Landesfeuerwehrschule, Landes-feuerwehrverband oder auch das fürdie Feuerwehren als obere Aufsichts-behörde zuständige Ministerium desInnern BB sowie die Kreisbrand-meister – war ebenfalls ein wichtigesAufgabenfeld. Nicht zu vergessen erfolgte auch eine enge fachliche Zusammenarbeit mit den anderenFeuerwehr-Unfallkassen und die Mitwirkung im Sachgebiet Feuerweh-ren-Hilfeleistungsorganisationen undin Normungsgremien.

    Sie sind selbst kein Feuerwehran-gehöriger und gelten im Land Brandenburg trotzdem als der An-sprechpartner in allen Feuerwehrfra-gen. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?

    Als ausgebildeter Technischer Auf-sichtsbeamter begann ich 1995meine Tätigkeit in der Abteilung Prävention der UK FUK BB im Bereichder Technischen Unternehmen. Dazugehörten auch die Feuerwehren. Später hatte der damalige Vorstands-vorsitzende Bernd Brodowski ange-regt, mich allein für alle Feuerwehrenin BB tätig werden zu lassen. Eine andere Aufsichtsperson, die sogarschon Mitglied der Feuerwehr war,gab es zum damaligen Zeitpunkt inder Abteilung nicht.Aber hier war nicht nur für mich vielesneu. Auch für die Feuerwehren in BBwar die Wende ein erheblicher Umbruch. Letztendlich wuchsen wirdann mit den Aufgaben in die Thema-tik hinein. Und gemeinsam haben wiruns weiterentwickelt.Insbesondere der gute Kontakt vorOrt zu den Feuerwehren, aber auchzur Landesfeuerwehrschule, bei derich zu Beginn meiner Laufbahn beider FUK auch an einer Gruppenführer-ausbildung teilnahm, verhalfen mir,mich gut in die Belange der Feuer-

    wehren hineinzudenken und letztlichmit ihnen mitzuleben.

    Wie hat sich Ihr Aufgabenbereich inden letzten 25 Jahren verändert?Das Feuerwehrwesen wie auch alleanderen Themen des staatlichen undautonomen Arbeitsschutzes unterlie-gen einem ständigen Wandel. Immerwieder gibt es neue Erkenntnisse,neue Technik und damit neue Anfor-derungen. Es ist halt nichts so beständig, wie die Veränderung. Man merkt dabei gar nicht, wie dieZeit vergeht.Bis auf diese ständigen Veränderun-gen ist mein Aufgabenbereich gleichgeblieben. Allerdings hatte ich in denletzten 4 Jahren noch die Aufgabe, alsTeamleiter und stellv. Abteilungslei-ter, für die Abteilung Prävention tätigzu sein, was einen zusätzlichen Auf-wand erforderte.

    Was waren die größten Herausforde-rungen in Ihrer beruflichen Lauf-bahn?

    Interview mit Rolf Reich Aufsichtsperson Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg

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    Feuerwehr 03.2018

    Betrachte ich meine gesamte berufli-che Laufbahn – beginnend nach meinem Physikstudium an der Humboldt Universität zu Berlin undeinem Jahr im Rechenzentrum derAkademie der Wissenschaften derDDR und dann beim MedizinischenDienst des Verkehrswesens als Arbeitshygieneinspektion, war dieschwierigste Zeit der Beginn meinerAusbildung zum Technischen Auf-sichtsbeamten bei der Berufsgenos-senschaft der Straßen-, U- und Eisen-bahnen in Hamburg nach der Wende.Nicht nur die Trennung von meiner Familie mit zwei kleinen Kindern sondern insbesondere auch das neueLeben, die neuen Strukturen, dasneue System der Bundesrepublik unddie neuen bisher völlig unbekanntenGegenden als auch der Druck, dassman das alles mit der am Ende anstehenden Prüfung im Interesseder Familie erfolgreich hinter sichbringen muss, war eine der größtenHerausforderungen meines beruflichen Lebens.

    Dass nun die ständig neuen Themensei es im Bereich der Feuerwehren alsauch allgemein im Arbeits- und Gesundheitsschutz immer wieder dasHinzulernen sowie auch Umdenkenherausfordern, liegt im Tätigkeits-profil jeder Aufsichtsperson.

    Was waren die Besonderheiten beider Arbeit mit den Feuerwehren imLand Brandenburg?Während meiner Zeit als Aufsichts-person für die FUK BB hatte ich immerdas Gefühl, dass wir, die Feuerwehr-angehörigen aber auch die Vertreterder Träger des Brandschutzes und ichuns gut verstehen, wir uns aufeinan-der verlassen können und ich hoffent-lich die Gewissheit erzeugen konnte,dass die FUK für die Feuerwehren dasein will. Hier galt es besonders, dasGefühl zu vermitteln, dass die über-

    wiegend ehrenamtlich tätigen Feuerwehrangehörigen in BB bei ihrerFeuerwehr-Unfallkasse gut aufgeho-ben sind und sie sich für die Belangeder Feuerwehren einsetzt. Denn dieZuversicht, bei ihrer doch sehr gefährlichen Tätigkeit nach einem Arbeitsunfall am Ende nicht alleindazu stehen, ist sicher ein wichtigerFaktor der Mitgliedergewinnung und -erhaltung bei den Feuerwehren. Undsie ist eine Element zur Würdigungder aufopferungsvollen ehrenamtli-chen Tätigkeit der Kameraden.

    Was waren Ihre größten beruflichenErfolge?Besonders wertvoll war für mich diesehr gute Zusammenarbeit mit denKollegen der anderen Feuerwehr-Unfallkassen im Rahmen der verschiedensten Projekte sowie beimfachlichen Austausch. Der Höhepunktbestand dann in der Tätigkeit imSachgebiet Feuerwehren und Hilfe-leistungsunternehmen der DGUV unddafür dann auch in der Mitwirkung imNormausschuss Bauliche Einrichtun-gen Feuerwehr und der entsprechen-den Normungsarbeit. Dabei zu sein,wenn DIN Normen überarbeitet oderneu entwickelt werden und der fachli-che Austausch mit Fachleuten ausverschiedensten Branchen erfolgt, isthöchst spannend und ein Höhepunktder fachlichen Arbeit.Aber besonders stolz kann ich sein,dass wir in einem kleinen Team vonAufsichtspersonen von Feuerwehr-Unfallkassen als auch von Unfall-kassen die DGUV Information „Sicherheit im Feuerwehrhaus” völligüberarbeitet und neu herausgegebenhaben. Diese Arbeit konnte ich alsVerantwortlicher koordinieren aberauch fachlich prägen. Hier ist uns, sodenke ich, ein sehr guter Wurf gelun-gen, der eine gute Basis sein dürftefür Planer als auch die Feuerwehrenund Träger selbst als Unterstützung

    beim Neubau oder bei der Umgestal-tung von Feuerwehrhäusern. Aberauch die anstehenden Gefährdungs-beurteilungen in Feuerwehrhäusernlassen sich damit unterstützen.

    Was werden Sie am meisten vermissen?Der freundliche Kontakt mit den Feuerwehrleuten war eigentlichimmer eine schöne Bereicherung des Arbeitslebens. Aber auch mein Kontakt mit meinen Kolleginnen undKollegen aus der Unfallkasse warwichtig und angenehm. Aber besonders eng war schließlichdie fachliche Zusammenarbeit mitden Kolleginnen und Kollegen der anderen Feuerwehr-Unfallkassen, dieich am meisten vermissen werde.

    Was möchten Sie Ihren Nachfolgernmit auf den Weg geben? Auf meine drei Nachfolger wartet einesehr interessante aber auch schöneZeit der Betreuung der Feuerwehrenin BB. Alles was mir bei meiner Arbeitgefiel wird auch meine neuen Kollegen begeistern.Eine Herausforderung wird die Mitwirkung in der Kooperationsge-meinschaft der FUK‘en sein. Hiermüssen auch regelmäßig neue Ideenentwickelt sowie Fachartikel geschrie-ben werden. Das wird gerade in dernächsten Zeit, in der sich diese Kollegen noch in der Ausbildung desVorbereitungsdienstes befinden, besonders beanspruchen.Wenn die Feuerwehren draußen in BBerkennen, dass die Kollegen auch alsAufsichtspersonen fair und engagiertfür sie da sind, werden sie eine sehrgute Arbeitsatmosphäre vorfindenund eine gute Arbeit verrichten können und auch Spaß und Erfüllungdabei finden.

    Herzlichen Dank Herr Reich!

  • 23

    03.2018 kommmitmensch

    In drei Schritten erfolgreich Feedback geben

    Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch –diese drei W helfen dabei, kritischesFeedback konstruktiv anzubringen.

    Egal wie gut das Betriebsklima ist – Kritik gehört zum Geschäft. Besonderswenn es darum geht, Arbeit sicher undgesund zu gestalten. Doch geradeRückmeldungen zu Dingen, die jemandübersehen hat, oder kleinen Fehlern,die dem Gegenüber unterlaufen sind,werden manchmal zur Herausforde-rung. Damit das Feedback nicht als persönlicher Angriff, sondern konstruk-tiv wahrgenommen wird, sollte dieRückmeldung so konkret wie möglichsein und sich auf beobachtbares, beschreibbares Verhalten stützen. Eine gute Methode: die drei W - Wahr-nehmung, Wirkung, Wunsch. Darauf weisen die Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen im Rahmenihrer Präventionskampagne

    hin.

    Denn wertschätzendes Feedback verstärkt positives Verhalten und zeigtEntwicklungsmöglichkeiten auf. WennProbleme frühzeitig gelöst werden, fördert das zudem die Sicherheit undGesundheit im Betrieb.

    „Feedback ist sehr wichtig. Es ist nichtnur so, dass ich meinen Mitarbeiten-den dann Rückmeldung über ihre Arbeit geben und ihnen sagen kann,wo sie im Unternehmen stehen. Feed-back hat auch viel mit den Themen Sicherheit und Gesundheit zu tun”, so Dr. Marlen Cosmar, Diplom-Psycho-login am Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzli-chen Unfallversicherung (IAG). „Ichkann meinen Mitarbeitern und Mitar-beiterinnen zum Beispiel sagen, ob sieihre Aufgaben richtig erledigen oderwas sie anders machen sollten. Dasgibt ihnen Sicherheit. Ständige Unsi-cherheit bringt Zweifel und kann psychisch belastend sein. Das wirkt

    sich negativ auf die Gesundheit, aberauch auf die Leistung aus.” Feedbackgespräche könnten zudemdie Motivation steigern. Dadurch, dassBeschäftigte Feedback zu ihrer Arbeiterhielten, aber gleichzeitig auch ihrenVorgesetzten eine Rückmeldung gebenkönnten, wisse der Mitarbeitende,dass seine Arbeit wertgeschätzt würde.„Gleichzeitig sorgt Feedback für Trans-parenz. Und Transparenz schafft einbesseres Unternehmensklima. Eswachsen Vertrauen und Verständnisuntereinander”, so Cosmar. „Wichtigist aber auch das Wie. Eine gute Methode Feedback zu geben, sind diedrei W - Wahrnehmung, Wirkung,Wunsch. Sie helfen dabei, Dinge aufden Punkt zu bringen, ohne dabei ver-letzend zu sein.”

    Schritt 1: Die eigene WahrnehmungschildernDer erste Schritt besteht darin, die eigene Wahrnehmung mitzuteilen. Es geht darum, möglichst wertfreie Beschreibungen und Beobachtungenmitzuteilen: „Herr Müller, ich habeheute Morgen zufälligerweise gesehen,dass Sie Ihre Schutzausrüstung nichtgetragen haben.” Es geht also darum,die Situation konkret aus der eigenenSicht in Form von Ich-Botschaften zuschildern.

    Schritt 2: Wirkung erläuternIm zweiten Schritt geht es darum zu erläutern, welche Wirkung das beob-achtbare Verhalten auf uns hat: „Ich kann das nicht gut mit ansehen,wie Sie Ihre Gesundheit gefährden. Ich mache mir dann Sorgen, dass Siesich verletzen.”

    Schritt 3: Wunsch formulierenAbschließend geht es darum, konkretzu benennen, welches Verhalten mansich künftig wünschen würde: „Bitte tragen Sie in Zukunft Ihre Schutz-ausrüstung. Ich muss mich darauf verlassen können. Denn ich möchte,dass wir noch lange gesund zusam-

    menarbeiten können.” Bei diesemSchritt geht es darum, eine verbindli-che Vereinbarung mit der/dem Beschäftigten zu treffen.

    Mehr Tipps zum Geben und Nehmenvon Feedback gibt auch das Magazinfür Sicherheitsbeauftragte arbeit&ge-sundheit .

    Hintergrund

    kommmitmensch ist die bundesweitePräventionskampagne von Berufsge-nossenschaften, Unfallkassen undihrem Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung(DGUV). Hintergrund ist, dass die Zahlder Arbeitsunfälle in den vergangenenJahren nicht mehr deutlich gesunkenist. Um dem Ziel der Vision Zero, einerWelt ohne Arbeitsunfälle und arbeits-bedingte Erkrankungen, weiternäher-zukommen, brauchen wir einen ganzheitlichen Ansatz:

    unterstützt Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei, eine Präventionskultur zu entwickeln, in derSicherheit und Gesundheit Grundlageallen Handelns sind.

    www.kommmitmensch.de

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    UK Brandenburg verzichtet auf Papier

    Ab dem Jahr 2019 können die An-tragsformulare für die Erste-Hilfe-Aus-bildung, das Seminarprogramm unddie DGUV-Zeitschriften topeins undArbeit&Gesundheit von den Mitgliedsunternehmen der UK | FUKBrandenburg ausschließlich digitalunter www.ukbb.de bzw. https://topeins.dguv.de/ undhttps://aug.dguv.de/ heruntergela-den bzw. gelesen werden.

    Lohnnachweis jetzt nur noch digitalmöglich

    Gesetzliche Unfallversicherungschließt die Erprobungsphase ab

    Für das Meldejahr 2018 können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeberihre Lohnsummen nur noch digital andie gesetzliche Unfallversicherungmelden. In den Jahren 2016 und 2017war neben dem digitalen auch deralte Papierlohnnachweis verpflich-tend. Diese Übergangs- und Erpro-bungsphase ist jetzt abgeschlossen.Der Lohnnachweis ist die Grundlagefür den Beitragsbescheid, den Berufs-genossenschaften und Unfallkassenan die Unternehmen versenden.

    Die Abgabefrist für den digitalenLohnnachweis 2018 endet am16.02.2019. Bis zu diesem Terminmüssen alle Unternehmen eine entsprechende Meldung über Ihr Entgeltabrechnungsprogramm oderüber das „sv.net“(https://standard.gkvnet-ag.de/svnet/) an die für sie zustän-dige Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse übermittelt haben.

    Alle anderen Übermittlungswege wiePapierformular, Extranet oder Faxsind gesetzlich nicht mehr zulässig.

    Für das Meldejahr 2019 können dieUnternehmen die erforderlichenStammdaten bereits ab dem01.11.2018 elektronisch im Stamm-datendienst der Unfallversicherungabrufen.

    Dr. Edlyn Höller neue stv. Hauptge-schäftsführerin der DGUV

    Frau Dr. Edlyn Höller übernimmt zum01.11.2018 das Amt der stellvertreten-den Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversi-cherung (DGUV), Spitzenverband derBerufsgenossenschaften und Unfall-kassen. Höller folgt Dr. Walter Eichen-dorf nach, der in den Ruhestand geht.

    Frau Dr. Höller hat zum europäischenSozialrecht promoviert und mehrereJahre als wissenschaftliche Assisten-tin am Lehrstuhl für BürgerlichesRecht, Deutsches und EuropäischesArbeits- und Sozialrecht der Katholi-schen Universität Eichstätt-Ingolstadtgearbeitet. Seit 2004 ist sie für denSpitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung tätig. Sie war maß-geblich eingebunden in den Prozessder strukturellen Neuordnung der gesetzlichen Unfallversicherung. Höller: „Ich freue mich auf die Mög-lichkeit, die Zukunft der gesetzlichenUnfallversicherung aktiv mitzugestal-ten. Aktuell betrifft das zum Beispieldie Herausforderungen der Digitali-sierung oder auch die Frage nach dersozialen Absicherung von Menschen,die in neuen Beschäftigungsmodellenarbeiten.”

    Dr. Eichendorf hat in mehr als dreiJahrzehnten die gesetzliche Unfallver-sicherung wesentlich mitgeprägt, denVerband national wie internationalvernetzt und Themen wie die Strate-gie der „Vision Zero”, die Vision einerWelt ohne tödliche und schwere Arbeitsunfälle, Verkehrsunfälle undBerufskrankheiten, ins Bewusstseineiner breiten Öffentlichkeit gehoben.Er wird weiterhin für die gesetzlicheUnfallversicherung das Amt des Präsi-denten des Deutschen Verkehrs-sicherheitsrates (DVR) wahrnehmen.

    KURZ & KNAPP 03.2018

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    03.2018 Serie

    Faktenblatt Stand 09/2018 Träger: BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfall-versicherung gGmbHDas BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) in Marzahnist ein hoch spezialisiertes klinisches Zentrum zur BehandlungSchwerkranker und zur Rettung und Rehabilitation Schwerver-letzter aus dem gesamten Bundesgebiet. Patienten aller Un-fall- und Krankenversicherungen erhalten hier eine qualifi-zierte Versorgung und umfassende Betreuung bis zur Rückkehrin den Alltag. In Spezialdisziplinen wie der Therapie vonBrand-, Rückenmark- und Handverletzungen belegt das 1997eröffnete Akademische Lehrkrankenhaus der Charité-Universi-tätsmedizin Berlin und Klinische Zentrum der Alice SalomonHochschule Berlin international eine Spitzenposition.

    DATEN: • 608 Betten, davon 77 Intensivbetten • 25 Fachbereiche und Abteilungen, 20 Stationen und eine Aufnahmestation• Eine der modernsten Rettungsstellen Deutschlands (1.600 qm, 37 Behandlungsplätze, Schockraum mit 4 parallelen Versorgungsplätzen), > 60.000 Notfallpatienten jährlich, Portalpraxis der KV Berlin• 15 Operationssäle (2 neue im Bau) davon 4 Säle für ambulante OPs, 27.000 Operationen/Jahr• 100.000 Patienten pro Jahr davon ca. 25.000 stat. Fälle• 8.100 Rettungseinsätze jährlich (davon 1.100 Hubschrau- bereinsätze (Primär- und Sekundäreinsätze), 7.000 Ein- sätze mit dem Notarztwagen), STEMO 2 (Schlaganfallmobil mit CT und Labor an Bord) • Zuständigkeit in Spezialdisziplinen (Brand-, Hand-, Rückenmarkverletzungen) : rund 7,6 Millionen Einwohner• Rund 1.800 Mitarbeiter (größter Arbeitgeber im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit 260.000 Einw.)

    LEISTUNGSSCHWERPUNKTE:• 24 h OP-Bereitschaft aller chirurgischen Fachrichtungen: Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Hand- Replantations- und Mikrochirurgie, Mund und-Kiefer-Ge- sichtschirurgie, Neurochirurgie, Urologie, HNO• 24 h Herzkatheterversorgung (3 Herzkatheterlabore) mit kardiologischer Intensivüberwachung• 24 h Brandverletztenversorgung – größtes Schwerbrand- verletztenzentrum Deutschl. (ca. 350 Akutverletzte pro J.)• 24 h Schlaganfallversorgung (überregionale Stroke Unit > 850 Patienten/Jahr), Angiographie-Einheit• Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte (Spezialabteilung für Querschnittgelähmte)• Zentrum für Spezialisierte Rehabilitative Medizin mit Schwimmbädern, Werkstätten, Sporthalle, Space Curl; kombinierter Einsatz von konventionellen und altern. Therapien (Reiki, Bogenschießen)• Rettungshubschrauber (fest stationiert, 24 h Bereitschaft) und zwei Dachlandeplätze, 2 NEFs

    BESONDERHEITEN:Das ukb ist seit Eröffnung am 01.09.1997 Impulsgeber für medizinischen Fortschritt.

    • Erstes komplett digitalisiertes Krankenhaus mit Breitband- kommunikation• Teleradiologisches Netzwerk mit 16 angeschlossenen Krankenhäusern in den vier umliegenden Bundesländern und Anbieter von Telemedizin auf Offshore- Windparks und Schiffen weltweit• Zentrum für Notfalltraining (Ausbildung durch Simulations- training an computergesteuertem Dummy für Notfall- mediziner, Rettungs- Intensiv- und Pflegekräfte, interprofessionelles Teamtraining)• Zentrum für Klinische Forschung • Zentrum für Sportmedizin (Teamarzt von ALBA-Berlin), viele prominente Profisportler• Gesundheitszentrum am Blumberger Damm auf 10.000 qm mit ca. 30 Ärzte in Praxen und MVZ (Poliklinik) verschiedener Fachbereiche, Therapiezentrum, Ladenzeile mit Apotheke etc. (seit 10/2014)• Klinik für Psychosomatik – 60 Betten (Träger Heiligenfeld Kliniken) – seit IV/ 2017• Inmitten einer historischen Parklandschaft gelegen, umgeben von denkmalgeschützten Gebäuden

    SPEZIELLE SERVICEANGEBOTE:• Personal aus der Hotellerie und Gastronomie für den Service der Patienten• Patientenzimmer mit Bad und Multimediaterminal am Bett• Zwei Gästehäuser mit Einzel- und Doppelzimmern• Komfortstation auf 5-Sterne-Hotel-Niveau mit 20 Betten (sei