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werte entwickeln 03.2018 Das Fachmagazin für die Wohnungswirtschaft o-ton Es muss ein Umdenken stattfinden . fallbeispiel Hoch gestapelt . gestaltung Glasmehl umrahmt den Durchblick . technik Silikat: Steinstarker Schutz aus der Natur . weltweit Europas Metropolen sind im Kommen (manche) Wer soll an welcher Schraube drehen?

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werte entwickeln 03.2018

D a s F a c h m a g a z i n f ü r d i e W o h n u n g s w i r t s c h a f t

o-ton Es muss ein Umdenken stattfinden . fallbeispiel Hoch gestapelt . gestaltung Glasmehl umrahmt den Durchblick . technik Silikat: SteinstarkerSchutz aus der Natur . weltweit Europas Metropolen sind im Kommen (manche)

Wer soll an welcher Schraube drehen?

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Architekturqualitätgeht aus guten Ideen hervor. Aus diesem Grundhat sich die Baugenossenschaft Grenzach-Wyhlen(BGG) 2009 dafür entschieden, ein Gutachterver-fahren zu initiieren. Denn sie plante eines der größtenBauvorhaben ihrer fast 100-jährigen Geschichte: dieRestrukturierung des im Volksmund so benanntenAreals „Jericho“ in der Markgrafenstraße in Grenz-ach-Wyhlen. Und dafür wollte die damalige BGG dasbestmögliche Konzept umsetzen. Sieben Architektur-büros wurden 2009 eingeladen, Ideen für die ge-plante Ersatzbebauung zu entwickeln. Der Entwurfder Partnerschaft THOMA.LAY.BUCHLER mit Bürosin Todtnau und Stuttgart konnte am meisten über-zeugen und wurde mit dem ersten Preis bedacht.Nach dem Rückbau der Bestandsgebäude fand imFebruar 2011 der Spatenstich für den ersten Bauab-schnitt mit 21 Mietwohnungen statt. Ab dann ginges nahezu Schlag auf Schlag. 2014 folgte der Start-schuss für den zweiten Bauabschnitt und im Som-mer 2016 war auch schon der dritte Bauabschnittbezugsfertig. Nach Angaben des Architekturbürosbetrug das Gesamtinvestitionsvolumen für die vierWohngebäude mit insgesamt 84 Wohnungen rund16,5 Millionen Euro (Kostengruppen 200 bis 700).Für die damalige BGG, die erst 2017 mit ihrem Pen-dant aus Wyhlen fusionierte, bedeutete das Neubau-projekt „Jericho“ eine beachtliche Kraftanstrengung– und das nicht nur in Bezug auf das Bauvolumen.Die Genossenschaft bewirtschaftete seinerzeit rund400 Wohnungen. Erst mit der Fusion erhöhte sichder Wohnungsbestand auf rund 600 Einheiten.Und weil die Nachfrage nach bezahlbarem und orts-nahem Wohnraum ungebrochen anhielt, ließ dasnächste Neubauprojekt nicht lange auf sich warten:Im Mai dieses Jahres fiel in der Gartenstraße derStartschuss für 60 Mietwohnungen, davon werden50 Prozent mit öffentlichen Mitteln gefördert.

B a u h e r r :Baugenossenschaft Grenzach-Wyhlen eG, Grenzach-Wyhlen, DES t a n d o r t :Markgrafenstraße 40, 40 a, 40 b, 40 c, Grenzach, DE A r c h i t e k t :THOMA.LAY.BUCHLER.ARCHITEKTEN, BDA,Todtnau/Stuttgart, DE S t o - L e i s t u n g e n :Fassadendämmsystem (StoTherm Vario) + Oberputz(StoSignature Rough 10)F a c h h a n d w e r k e r :Heinrich Schmid GmbH & Co. KG, Grenzach-Wyhlen, DE

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06 schwerpunktEigentlich sind sich alle einig: Es wird allerhöchste Zeit, zu handeln. Doch wo soll man ansetzen, um die Preisentwicklung von Grund und Boden in den Städten zu stoppen, in denen ein enormer Nachfrageüberhang besteht? Welche planungsrechtlichen Instrumente setzen die Kommunen ein? Und was hilft es? Am Willen fehlt es jeden-falls nicht. Und an Ideen auch nicht.

11 o-tonWenn die Prognosen zutreffen, wird die Metropolregion FrankfurtRheinMain in dennächsten zwölf Jahren um rund 200.000 Einwohner zulegen. Der Regionalverband hat dafür den Wohnungsbedarf ermittelt und will die Kommunen dabei unterstützen, diesen Bedarf unter anderem durch das Schließen von Baulücken und eine dichtere Bebauung zu decken. Das ist leichter gedacht als getan.

14 fallbeispielJe mehr sich die Situation auf den Wohnungsmärkten in den Metropolregionen zu-spitzt, desto mehr gerät das Umland in den Fokus. Freudenstadt im Schwarzwald istin der Region ein Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt ist bemüht, als Wohnort auch für„Mehrverdiener“ interessant zu sein. Bauträgern, die für diese Zielgruppe Angeboteschaffen wollen, wird allerdings manchmal viel Geduld abverlangt.

18 immobilienporträtsLeibnizweg, Lörrach, DEPaul-Klee-Straße, Weimar, DE

20 gestaltung Den Wohnungsbestand durch geeignete Instandhaltungen und Modernisierungen zu erhalten, hat für die Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz eG erste Priorität.Schon früh hat man damit begonnen, das Portfolio an die heutigen Wohnbedürfnisse anzupassen. Das zahlt sich aus: Die Kundenzufriedenheit ist hoch, der Leerstand marginal und die Fluktuation gering. Auch die Sanierung der Wohnhäuser in der Albrechtstraße 16–22 trägt dazu bei, den Wohlfühlfaktor der Bewohner zu erhöhen.

23 technikStoDeco: Fassadengestaltung mit plastischen ElementenSilikatische Baustoffe für Fassade und Innenraum: Steinstarker Schutz aus der Natur

26 weltweit„Wo lebt es sich am besten auf der Welt?“ Dieser Frage gehen regelmäßig zweiErhebungen nach. Wien hatte das Glück, gleich zwei Mal den Spitzenplatz zu belegen. Aber andere europäische Metropolen sind ebenfalls im Kommen. Dem Standortimagetut das gut.

impressum

HerausgeberSto SE & Co. KGaA Ehrenbachstraße 1 DE-79780 Stühlingen T 07744 57-0 F 07744 57-2178 [email protected] www.sto.de

Redaktion Anne BambauerJörg KlausCarolin LöfflerAlexandra MaySabine PhilippTill Stahlbusch

Verlag Alexandra May Investor + Public RelationsStrohschnitterweg 1f DE-65203 Wiesbaden www.alexandra-may.com

Diese Veröffentlichung sowie alle in ihr enthaltenen Artikel und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Herausgeberin, Redaktion oder Verlagübernehmen keine Verantwortung für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Illustrationen.

Printed in Germany

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„Wie innovationsfähig ist ein Land?“ lautete eine von insgesamtzwölf Fragestellungen, denen das Weltwirtschaftsforum (WEF) nach-gegangen ist, um die Wettbewerbsfähigkeit von insgesamt 140Ländern zu beurteilen. Die Ergebnisse des „Global CompetitivenessReport 2018“, die Mitte Oktober offiziell vorgestellt worden sind,sorgten für Schlagzeilen: Deutschland belegt in puncto Innovations-fähigkeit den ersten Platz und rangiert damit noch vor den USA.Ausschlaggebend für das gute Abschneiden im weltweiten Länder-vergleich waren unter anderem die Zahl der angemeldeten Patentesowie wissenschaftliche Veröffentlichungen. Aber auch die Zu-friedenheit der Kunden mit deutschen Produkten spielte bei derBewertung durch die Wirtschaftsexperten eine Rolle. Das feuere dieUnternehmen immer wieder zu Verbesserungen und Erneuerungenan, heißt es dazu in dem WEF-Report.

Und es stimmt. Zumindest lässt sich das für Sto so bestätigen(und auch beweisen).

Unser Anspruch ist, bestehende Produkte kontinuierlich zu ver-bessern. Damit geben wir uns jedoch noch nicht zufrieden. Wirwollen mit neuartigen Produkten auch Trends setzen, wenn nichtsogar für kleine Revolutionen am Markt sorgen. Deshalb hat derBereich Forschung und Entwicklung bei uns einen sehr hohenStellenwert. Rund drei Prozent unseres Umsatzes investieren wirin diesen Bereich und schaffen damit die Grundlage dafür, dass wirunseren Innovationsmotor auf Hochtouren laufen lassen können –nicht nur an unserem Stammsitz in Stühlingen, sondern auch anweltweit elf weiteren Standorten. Mit unserem Engagement belegenwir branchenweit einen der ersten Plätze und treiben als Techno-logieführer die Entwicklung maßgeblich voran. Über etliche Inno-vationen, die für die Wohnungswirtschaft von besonderer Relevanzsind, informieren wir Sie mit unserem we-Magazin regelmäßig auserster Hand.

Für das Vertrauen, das Sie uns entgegenbringen, bedanke ich michherzlich und wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest im KreisIhrer Familie und Freunde. Kommen Sie gut und gesund in dasneue Jahr. Unseren Innovationsmotor halten wir weiterhin für Sieam Laufen!

Herzlichst grüßt SieIhr

ppa. Heiner RöhrLeiter Region DeutschlandSto SE & Co. KGaA

„Unser Innovationsmotor läuft auf Hochtouren“

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Dr. Ralph Henger, Senior Economist beimInstitut der deutschenWirtschaft (IW) Köln

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Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA Zentraler ImmobilienAusschuss e.V.

Aktive Bodenpolitik ist ein Steuerungsinstrument dafür, vorhandenesBauland in den Metropolen für den Wohnungsbau zu aktivieren. DasStädtebaurecht ermöglicht es Kommunen, die Schaffung und Mo-bilisierung von Baurecht mit stadtentwicklungs- und wohnungs-politischen Zielen zu verknüpfen. Die Wege, die die Kommunenbeschreiten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die HansestadtHamburg hatte sich zunächst zum Ziel gesetzt, jährlich mindestens6.000 neue Wohnungen zu schaffen, von denen 30 Prozent geför-derter Wohnraum sein sollten. Als jedoch immer deutlicher wurde,

dass diese Losgröße nicht ausreichen wird, um den aufgrund desanhaltenden Zuzugs wachsenden Bedarf zu decken, musste eineAnpassung vorgenommen werden. Mit dem zweiten „Bündnis für dasWohnen in Hamburg“ sollen nun die Voraussetzungen für 10.000 –darunter 3.000 geförderte – Wohnungen geschaffen werden. Damitdie ambitionierte Vorgabe der Politik nicht zu Makulatur verkommt,bedarf es der Kraftanstrengung vieler Marktakteure. Und in Ham-burg gelingt das, was andernorts unmöglich erscheint! So sind derMieterschutzbund und der Grundeigentümer-Verband gemeinhin

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Wer soll an welcher Schraube drehen?Steigende Grundstückspreise bestimmen in vielen Wachstumsregionen Deutschlands die Erwerbs-oder Erstellungskosten. Das verteuert das Wohnen. Die Folge: Bezahlbarer Wohnraum wird in vielenGroß- und Mittelstädten nicht nur für Haushalte mit niedrigem Einkommen knapp. Auch Haushalte miteinem mittleren Einkommen haben es schwer. Die Ursachen für die Kostenentwicklung sind vielschichtig:Ein Mangel an geeigneten Flächen, fehlendes Baurecht für vorhandene Grundstücke, steigende Steuer-lasten und hohe Infrastrukturkosten führen zu Bodenpreiserhöhungen und damit zu Mehrkosten.Um bezahlbare Wohnungen zu schaffen und die städtebauliche Qualität zu sichern, sind kommunaleBaulandstrategien notwendig. Glücklich können sich die Kommunen schätzen, die schon immer eine aktive Bodenpolitik betrieben haben und über ausreichend eigene Reserven verfügen. Aber was machendie, bei denen Bauland Mangelware ist?

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nicht dafür bekannt, beste Freunde zu sein. Im „Bündnis für dasWohnen in Hamburg“ ziehen sie jedoch an einem Strang. Auch istder Senat gleich auf mehreren Ebenen aktiv geworden: Es wurdendie Personalkapazitäten in der Senatsverwaltung aufgestockt, ebensoin den Bezirken, die die Planungshoheit innehaben und letztendlichdie Baugenehmigungen erteilen. Um die Verwaltungsprozesse zubeschleunigen, hat man sich einen besonderen Anreiz einfallen las-sen: Die Bezirke erhalten aus dem „Förderfonds Bezirke“ von derStadt für jede genehmigte Wohnung eine Prämie in Höhe von 250Euro. Der Köder wirkt: In diesem Jahr erhalten die sieben Bezirkezusammen 3,11 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr entsprichtdas einem Plus von rund 16 Prozent und führt damit zu einem Re-kordniveau. Des Weiteren wurde die Zusammenarbeit der involvier-ten Behörden, unter anderem das Umwelt- und das Denkmalschutz-amt, durch verbesserte Planungsprozesse optimiert. Parallel dazuhat der Senat alle wichtigen Akteure der Wohnungswirtschaft aneinen Tisch geholt und sie gefragt, welche Rahmenbedingungensie benötigen, um mehr Wohnraum zu schaffen.

Orts- und Szenenwechsel: Vom hohen Norden nach Baden-Würt-temberg. Von der Millionenmetropole in eine Stadt mit rund 125.000Einwohnern: Ulm. Dort hat die kommunale Bodenvorratspolitik einesehr lange Tradition. Schon vor 125 Jahren entschied sich die Stadtdafür, gezielt Flächen auf Vorrat aufzukaufen und in eigener HandBaugebiete zu entwickeln. Damals – wie heute – soll der günstigeWohnraum Fachkräfte in die boomende Stadt locken. Das Konzeptscheint zu wirken: Die Einwohnerzahlen legen stetig zu. Seit derletzten Volkszählung um knapp sieben Prozent. „Wir haben dasVorkaufsrecht im gesamten Stadtgebiet. Für den Grundstückser-werb stehen uns jährlich Mittel zwischen 12 und 16 Millionen Eurozur Verfügung“, erklärt Ulrich Soldner, Leiter des Ulmer Liegen-schaftsamtes. Das Liegenschaftsamt ist direkt dem Oberbürger-meister unterstellt, sodass die Entscheidungswege kurz sind. ImLiegenschaftsamt beschäftigt sich deshalb eine Stabsstelle nur mitdem Kauf der Grundstücke, eine andere mit dem Verkauf. Letzterebringt jedes Jahr etwa 70 bis 80 Bauplätze an Häuslebauer. Fünf biszehn Grundstücke gehen an Vorhaben im Geschosswohnungsbau.

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„Bauland bereitstellen und Grundstücke der öffentlichen Hand verbilligt nach Konzeptqualität vergeben“, lautet der erste von insgesamt zehn Punkten im Programmder Wohnungsbau-Offensive.

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Insgesamt verfügt Ulm über 4.500 Hektar Grundbesitz. Das entsprichtetwa einem Drittel des Stadtgebiets. Explodierende Grundstücks-preise sind für die Stadt also kein Problem. In München hingegen galoppieren die Wohnungspreise buchstäblichdavon. Im Miet- und Eigentumssegment. Und das, obwohl die Isar-Metropole vor knapp 25 Jahren die Sozialgerechte Bodennutzung(SoBoN) eingeführt hat und diesen Beschluss konsequent für alleBebauungspläne der Stadt anwendet. Bis 2016 wurden den Pla-nungsbegünstigten in Summe 700 Millionen Euro in Rechnunggestellt. Geld, dass der Stadt für Infrastrukturkosten in den jewei-ligen Wohngebieten zur Verfügung stand. „Wenn beispielsweiseAckerflächen in Bauland umgewandelt werden, steigt der Boden-wert um ein Vielfaches. Viele Kommunen vereinbaren dann ineinem städtebaulichen Vertrag mit dem Eigentümer bzw. Investor,dass er von dieser Bodenwertsteigerung einen bestimmten Anteilfür Leistungen bzw. Kosten abgelten muss, die im Rahmen der Bau-landentwicklung entstehen“, erklärt Christian Huttenloher, Gene-ralsekretär und Vorstandsmitglied des Deutschen Verbands fürWohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (DV), die Motivationfür das Münchner Modell. In vielen Fällen legen diese Verträge auchQuoten für Sozialwohnungen fest, die die Investoren dann auf diesenGrundstücken zu bauen haben. Kritiker bemängeln an dieser Praxis,dass durch solche Quoten die Preise im frei finanzierten Wohnungs-bau noch weiter ansteigen würden. Die Sozialwohnungen, so dasArgument, müssten ja irgendwie refinanziert werden. „Wenn dieBodenwertsteigerung fair ermittelt wurde und der Investor den Bodennicht schon viel zu teuer eingekauft hat, müsste er mit dem gene-rierten Bodenmehrwert noch einen Gewinn erzielen“, entgegnetder diplomierte Geograf Huttenloher. Da es aber unterschiedlicheAnsätze bei der Berechnung des Verkehrswerts gebe, komme esmitunter zu Streitigkeiten. Ein weiterer Knackpunkt sei, dass einigeInvestoren, aber auch einige Städte ihre Pläne und ihre Kalkulationnicht immer transparent auf den Tisch legen würden. In Städtenwie München besteht zudem das Problem, dass es keine billigenÄcker mehr gibt, deren Quadratmeterpreis dann auf einmal von 50Euro auf 1.000 Euro ansteigt. „In solchen Städten können Sie eineBodenwertsteigerung nur dadurch erzielen, indem Sie ein neuesPlanrecht schaffen, das eine dichtere Bebauung ermöglicht“, erklärtder Generalsekretär. Gleichwohl macht das Münchner Modell Schule.Immer mehr Städte, in denen die Wohnungspreise in die Höheschnellen, setzen mittlerweile das kooperative Baulandmodell mitstädtebaulichen Verträgen in vergleichbarer Weise um oder habenentsprechende Beschlüsse in der Schublade. In der Region Frankfurt-RheinMain hat die hessische Landeshauptstadt vorgelegt: Im Juni2018 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die WiSoBoN.In Frankfurt am Main will man ebenfalls nicht untätig bleiben.

SoBoN macht SchuleDenn in der Bankenmetropole wird die Luft am Wohnungsmarktauch für die mittleren Einkommensschichten immer dünner. DieStadt verfügt jedoch selbst nur noch über knappe Baulandreservenund ist deshalb einmal mehr gefordert, zu handeln. Der geplanteBaulandbeschluss soll Abhilfe schaffen. Darin soll klar definiert sein,welchen Anteil der Bodenwertsteigerung ein Entwickler an denKosten für die Allgemeinheit, wie beispielsweise die soziale Infra-struktur der Stadt bei der Umwandlung in Bauland, zukommenlassen muss. Dabei wird auch die Möglichkeit geprüft, ob der Ent-

wickler diesen Finanzierungsbeitrag in Naturalien, sprich in Bauland,abgelten kann. „So kommen wir zwar nicht auf einen Schlag an diegroßen Flächen. Es ist aber zumindest eine Möglichkeit, an Grund-stücke in der Innenstadt zu gelangen, die wir dann als Konzept-vergaben auf den Markt bringen können“, sagt dazu Mike Josef,Stadtrat und Planungsdezernent der Stadt Frankfurt. Konzeptver-gabe heißt, dass nicht der Investor, der das höchste Gebot abgibt,den Zuschlag erhält. Sondern derjenige, der einen besonderen Mehr-wert für den Stadtteil bietet. Das kann die günstigste Startmiete seinoder ein Musikerhaus mit schallgeschützten Proberäumen. Schon seit einiger Zeit gilt das Motto „Eher kaufen als verkaufen“.Daher vergibt die Stadt Bauland bevorzugt in Erbpacht, um lang-fristig Eigentümer zu bleiben. Die Erfahrungen sind positiv. „Diedeutschen Entwickler haben sich mit dem System meist angefreun-det. Probleme gibt es aber mitunter mit ausländischen Investoren.Dabei ist aber bei den jetzigen Bodenwerten und der jetzigen Zins-situation entscheidend, dass wir einen geringen Erbbauzins ge-währen. Nur dann ist das attraktiv“, so Josef. Weiterhin plant dieStadt, bestimmte Areale als urbanes Gebiet auszuweisen. „Dergroße Vorteil dieser neuen Baurechtskategorie besteht darin, dassdas Verhältnis zwischen Wohnbau und gewerblicher Nutzung nichtfestgeschrieben ist. Das ermöglicht uns einen höheren Spielraum“,erklärt der Stadtrat. Die urbanen Gebiete sollen dabei vor allemals eine Art Pufferzone zwischen Gewerbe- und Wohngebietenfungieren.

Testlauf InnenentwicklungsmaßnahmeWie viele andere Städte hat auch Frankfurt das Problem, dass inner-orts zahlreiche unbebaute Flächen mit Baurecht brachliegen, aufdenen der Eigentümer bauen könnte. Da sie aber meist privatenEigentümern gehören, die aus verschiedenen Gründen kein Inte-resse an einer Bebauung haben, hat die Stadt nur wenige Einfluss-möglichkeiten. Um auch diese Flächen zu aktivieren, prüft der DVgemeinsam mit der Universität Bonn für das Bundesinnenministe-rium derzeit in einem Planspiel ein mögliches neues Instrument: dieInnenentwicklungsmaßnahme. „Ein Planspiel ist ein Instrument dafür,eine Gesetzesänderung mit all ihren Auswirkungen durchzuspielen.Für die Innenentwicklungsmaßnahmen haben acht Kommunen fürgrößere Gebiete mit vielen nicht bebauten Innenentwicklungsgrund-stücken durchgespielt, wie Besitzer durch eine Satzung verpflichtetwerden könnten, diese Grundstücke innerhalb eines bestimmtenZeitraums zu bebauen“, erläutert DV-Vorstand Huttenloher. Das Plan-spiel ist mittlerweile abgeschlossen. Wann das Ministerium von HorstSeehofer die Ergebnisse offiziell vorstellen wird beziehungsweisediese Grundstücke dafür freigibt, steht noch nicht fest. Gut möglich,dass es noch innerhalb dieses Jahres dazu kommen wird.

Mit der Steuer steuern?Um einen Anreiz zur Bebauung von Brachflächen zu schaffen, bringeneinige Experten im Rahmen der Grundsteuerreform regelmäßig eineBodenwertsteuer ins Gespräch. „Bislang wird die Grundsteuer be-rechnet, indem man den aktuellen Einheitswert mit der Steuermess-zahl und dem Hebesatz der Kommune multipliziert. Der Einheitswertwiederum setzt sich aus dem Wert des Bodens und der aufstehen-den Gebäude zusammen“, erklärt Dr. Ralph Henger, Senior Econo-mist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik beim Institutder deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Bei einer Bodenwertsteuer

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wird nur der aktuelle Bodenrichtwert des Grundstücks mit der Flächemultipliziert. Für den Besitzer gäbe es einen ökonomischen Anreiz,Brachflächen zu nutzen, da der Steuersatz genauso hoch wäre wie beieinem bebauten Grundstück. Und Bodenspekulation würde unattrak-tiver werden. Und wie sieht es mit den Mehrkosten für die Eigentü-mer aus? Nach Simulationsrechnungen des IW würde die Bodenwert-steuer vor allem den Geschosswohnungsbau entlasten. Eigentümervon Ein- bis Zweifamilienhäusern hingegen würden mal im größeren,mal im kleineren Umfang belastet. Die Faustformel: Je besser dieLage und je größer das Grundstück, desto höher die Belastung. Diskutiert wird auch die Einführung von Flächenzertifikaten. Vorallem vor dem Hintergrund, dass in Deutschland jeden Tag rund62 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausge-wiesen werden. Das entspricht der Fläche von 88 Fußballfeldern.Auf der anderen Seite veröden immer mehr Innenstädte. Der Preissind zersiedelte Landschaften und hohe Infrastrukturerhaltungs-maßnahmen. Ein Zertifikatsystem muss man sich wie den CO²-

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Was macht eine wachsende Stadt, die selbst kaum noch eigene Flächen hat?

Offen ist, ob der BREXIT den Zuzug nach Frankfurt am Main noch verstärken wird.

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Handel vorstellen. Dabei erhält jede Kommune eine bestimmteAnzahl Zertifikate, die festlegen, wie viel Bauland sie ausweisendarf. Gleichzeitig müssten Anreize geschaffen werden, Flächensinnvoll zu nutzen. So könnte eine Kommune beispielsweise Zer-tifikate erhalten, wenn sie eine Brache außerhalb des Ortskernswieder in Wald umwandelt. „Das Instrument existiert noch nicht,wurde jedoch im ‚Planspiel Flächenhandel‘ durchgespielt und konnteüberzeugen“, so Henger.

Bodenfonds – eine Alternative?Bodenfonds zielen in eine ähnliche Richtung. „Die Idee ist, dassauf kommunaler oder auf Landesebene Fonds anlegt werden, indie dann Grundstücke eingebracht, entwickelt und dann wieder-verkauft werden“, erklärt DV-Vorstandsmitglied Christian Hutten-loher. Allerdings bestehe die Gefahr, dass die Aufbereitungskostenbei einigen Grundstücken den Verkaufspreis übersteigen. Aus diesemGrund sei es sinnvoll, Fördermittel einzubinden. Auch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) spricht sich in seinerBodenpolitischen Agenda 2020–2030 für die Einrichtung solcherFonds aus. Denn vielen Städten und Gemeinden, so konstatieren dieAutoren, fehlen die finanziellen und personellen Ressourcen füreine effektive Liegenschaftspolitik. Mit Bodenfonds könnte einSondervermögen, bestehend aus Wohnbau- und Gewerbeflächen,aufgebaut werden, das den Kommunen dann langfristig einen grö-ßeren Spielraum ermöglichen würde. Die Autoren fordern Bundund Länder auf, den Aufbau mit finanziellen Beiträgen (zum Beispielin Form von Mitteln aus der Wohnungs- bzw. Städtebauförderung),Sacheinlagen (unter anderem in Form bundes- oder landeseigenerGrundstücke) sowie mit „organisatorischem Know-how“ (beispiels-weise in Form von Pilotprojekten) zu unterstützen. „Es macht Sinn,einen solchen Fonds im Kontext einer interkommunalen, regionalenKooperation zu organisieren und damit den Verwaltungsaufwandfür die einzelne Kommune zu reduzieren“, sagt dazu Prof. Dr. ArnoBunzel, stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor und Instituts-leiter beim Difu sowie Mitautor der Bodenpolitischen Agenda.

Noch viel zu tun. Sehr viel.Bunzel befürwortet ausdrücklich eine Neuausrichtung der Liegen-schaftspolitik des Bundes. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben(BImA) verwaltet das Liegenschaftsvermögen des Bundes und ver-äußert in dieser Funktion auch Liegenschaften, die nicht mehr be-nötigt werden. „Bis vor wenigen Jahren musste die BImA die Grund-stücke auch bei Kaufinteresse von Städten und Gemeinden zuHöchstpreisen verkaufen. Damit trug sie selbst zur Preistreibereibei“, erinnert sich Bunzel. „In der vergangenen Legislaturperiodegab es dann durch eine Verbilligungsrichtlinie und einen Vermerkzum Bundeshaushalt die Vorgabe, dass die BImA bei gemeinwohl-orientierten Zwecken, wie zum Beispiel dem sozialen Wohnungs-bau, Grundstücke vorrangig an die Städte verkaufen sollte.“ DieseErleichterung kam häufig überhaupt nicht zur Anwendung, weil dieStädte oft gar nicht selbst als Bauherren auftraten. „Mit dem ak-tuellen Bundeshaushaltsplan wurde die Regelung jetzt weiterent-wickelt. Nun ist der Verkauf unter Verkehrswert möglich, wenn dasGrundstück unmittelbar der Erfüllung öffentlicher Aufgaben dienensoll, wobei auch die Weitergabe an Dritte bei entsprechenderZweckbindung ermöglicht wird. Eine grundlegende Novelle desBImA-Gesetzes steht aber noch aus.“

Die neue Regierung hat sich in puncto Bodenpolitik einiges vor-genommen. Aktuell nimmt gerade die neu gegründete Bauland-kommission ihre Arbeit auf. Dabei handelt es sich um eine Experten-kommission unter Federführung des Bundesinnenministeriums,die das Thema Liegenschaftspolitik weiter voranbringen möchte.Sie besteht aus ausgewählten Wissenschaftlern und etwa 30 Ver-tretern von Bundestag, Ländern, Kommunen und Bundesministerienund verschiedenen Verbänden und wird vom DV als Geschäfts-stelle betreut. Bundesbauminister Horst Seehofer hat zudem an-gekündigt, dass er das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauenfortsetzen möchte. Viel Hoffnung wurde auf den bundesweitenWohnungsgipfel gesetzt, der am 21. September in Berlin stattfand.Die Reaktionen auf die Ergebnisse fielen gemischt aus. „Dass sichBund und Länder verpflichten, eine Vielzahl von Maßnahmen be-schleunigt umzusetzen, ist ein echter Erfolg. Die vorhandenenWidersprüche zwischen den Ministerien und den Parteien wurdenjedoch nicht aufgelöst“, hieß es in einer Stellungnahme des BFWBundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmene.V., Berlin.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) befürwortet eine schnellerePlanung und eine beschleunigte Umsetzung von Bauprojekten inallen Nutzungsklassen. „Wohnen funktioniert nicht ohne Büroimmo-bilien mit ihren Arbeitsplätzen. Wohnen funktioniert nicht ohnelebendige Innenstädte mit Möglichkeiten zum Versorgen und Ent-spannen“, erklärt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. „Wir habendem Bundesbauministerium insgesamt 28 Vorschläge zur Beschleu-nigung bei Stadtentwicklung, Planung und Bau zugeliefert. Wirbrauchen endlich einen richtigen Durchbruch bei den Baugeneh-migungszahlen und eine deutliche Entlastung der kommunalenPlanungs- und Genehmigungsbehörden. Ein Beschleunigungsgesetzfür den Baubereich kann hier Abhilfe schaffen, denn langwierigeGenehmigungsprozesse, teure Auflagen und hohe Steuern sorgennicht für Entlastung, sondern erschweren die Situation. In Anbe-tracht der momentanen Bedarfssituation dauert der Planungsprozessinsgesamt zu lange und ist zu teuer.“

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Weitere Informationen rund um das Themenfeld „Aktive Bodenpolitik“

Der Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklunghat eine komplette Ausgabe seiner Verbandszeitschriftdem Thema „Gemeinwohlorientierung in der Bodenpolitik“ gewidmet. Die Ausgabe Nr. 3/2018kann zum Preis von 14 Euro bestellt werden unterwww.vhw.de (Menüpunkt Publikationen).

Die Ergebnisse des „Planspiels Flächenhandel“ sind imInternet abrufbar unter: www.flaechenhandel.de

Weiterführende Informationen finden Sieunter www.sto.de/we

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Thomas Horn ist Verbandsdirektor des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain.Der Verband erstellt den Regionalen Flächennutzungsplan für den BallungsraumFrankfurtRheinMain. Der letzte Regionale Flächennutzungsplan wurde 2011 auf-gestellt. Von den damals ausgewiesenen Wohnbauflächen – insgesamt 2.370 Hektar –wurden 38 Prozent noch nicht aktiviert. Und das obwohl die Zeit drängt. Für dieRegion wurde – bis zum Jahr 2030 – ein Bedarf von gut 184.000 Wohnungen ermittelt. „Woran liegt’s?“, wollte der ehemalige Bürgermeister von Kelkheim wissenund ließ nachfragen. Das Ergebnis der Befragung ist ernüchternd und offenbart,wo in den Kommunen der Schuh drückt. Wie geht man damit um?

Die Region FrankfurtRheinMain wird in den nächsten Jahren voraussichtlich um mehr als 200.000 Einwohner anwachsen. Wo werden sie wohnen?

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„Es ist immereinfacher, gegen etwaszu sein als dafür“

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Sie sind Direktor des Regio-nalverbandes Franfurt-RheinMain. Mit welchenAufgaben ist der Verbandbetraut?

Der RegionalverbandFrankfurtRheinMain ist eineKörperschaft des öffentlichenRechts und durch das hessischeMetropolgesetz legitimiert.Unsere wichtigste Aufgabe istdie Erstellung des RegionalenFlächennutzungsplans für denBallungsraum FrankfurtRhein-Main. Zum Ballungsraum ge-hören aktuell 75 Städte undGemeinden. AngrenzendeStädte und Gemeinden ausder Metropolregion Frankfurt-RheinMain können sich frei-willig anschließen.

Wie kann man sich diese Arbeit vorstellen?Die Landesregierung erstellt alle zehn bis zwölf Jahre den

Landesentwicklungsplan. Auf dieser Basis arbeiten wir dann denRegionalen Flächennutzungsplan aus. Das heißt, wir legen zumBeispiel fest, auf welchen Flächen Wohngebiete oder Gewerbege-biete ausgewiesen werden können. Auf dieser Basis wiederum er-stellen die Städte des Ballungsraums ihre Bebauungspläne.

Was bedeutet das konkret?Im aktuellen Landesentwicklungsplan gibt es beispielsweise

die Zielfestlegung, dass der Mindestabstand zwischen einer Hoch-spannungsleitung und einer Wohnbebauung mindestens 400 Meterbetragen muss. An diese Vorgaben müssen wir uns halten. Bei unsererPlanung berücksichtigen wir also entlang von Hochspannungslei-tungen einen Korridor, der anzeigt, auf welchen Flächen eine Wohn-bebauung nicht möglich ist. Die Städte können dann auf dieserBasis ihren Bebauungsplan erstellen und beispielsweise festlegen,ob sie das Grundstück mit Einzelhäusern oder mit Mehrfamilien-häusern bebauen möchten. Darin sind sie vollkommen frei. Das istAusdruck der kommunalen Selbstverwaltung. Sie ist nach Artikel28 Grundgesetz und Artikel 137 der Verfassung des Landes Hessenrechtlich geschützt. Darüber hinaus haben wir ein Tool zur Bestim-mung des Innenentwicklungspotenzials konzipiert. Mit diesem Toolkönnen die Mitgliedsstädte und Gemeinden feststellen, wo es un-bebaute Flächen, wie zum Beispiel Brachen, gibt, die sie umwidmenkönnten. Andere Regionalverbände in Deutschland verfügen überähnliche Werkzeuge.

Wie viele Wohnbauflächen wurden in Ihrem letzten RegionalenFlächennutzungsplan ausgewiesen?

Der letzte Regionale Flächennutzungsplan ist im Oktober 2011in Kraft getreten. Damals wurden 2.370 Hektar Wohnbauflächenausgewiesen. Davon wurden aber bis heute gerade einmal 14Prozent, das entspricht 330 Hektar, tatsächlich bebaut. 48 Prozentsind in Vorbereitung, das heißt, es gibt einen Bebauungsplan. Aber

auf 890 Hektar, also auf fast 38 Prozent der Flächen, tut sich garnichts.

Aber es besteht doch ein sehr großer Handlungsdruck. In derWohnungsbedarfsprognose des Verbands wurde – bis 2030 –ein Bedarf von über 184.000 Wohnungen ermittelt. Warumwird das Bauland nicht aktiviert?

Wir haben im vergangenen Jahr die Kommunen befragt, wobeiMehrfachnennungen möglich waren. 129 Kommunen nannten alsHaupthemmnis schwierige Eigentumsverhältnisse. Die Grundstückegehörten zum Beispiel großen Erbengemeinschaften. Für 57 Kom-munen waren die Folgekosten für die soziale und technische Infra-struktur ein Hindernis. Die Kommunen bemängelten unter anderem,dass die Kindergärten ohnehin schon belegt seien. Und dass jederweitere Platz sehr teuer für sie sei. An dritter Stelle der Hinde-rungsgründe, mit 50 Nennungen, kam die schwierige politischeEntscheidungsfindung vor Ort.

Das klingt kompliziert. Lassen sich diese Probleme in irgend-einer Form lösen?

Bei Punkt eins, den schwierigen Eigentumsverhältnissen, lässtsich gegensteuern, indem man Gesellschaften gründet, die daspotenzielle Bauland im Auftrag der Eigentümer entwickeln. Hierist bereits einiges passiert. Die Folgekosten für die Infrastrukturlassen sich durch Förderprogramme auffangen. Hessen hat dazubereits entsprechende Fördertöpfe aufgelegt, aus denen das Landsolche Maßnahmen der sozialen Infrastruktur finanziert. Beim drittenPunkt sind wir leider machtlos. Um einen Bebauungsplan aufzu-stellen, brauchen Sie eine Mehrheit im Parlament, die ihn beschließt.Wenn Sie sieben oder acht unterschiedliche Fraktionen haben, wirddie Entscheidungsfindung schwierig. Dazu kommt, dass gerade inHessen die Bürgerbeteiligung sehr hoch aufgehängt ist. Und esimmer Gruppen gibt, die gegen eine Bebauung sind.

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Können Sie das näher erläutern?Nach der Hessischen Gemeindeordnung dürfen Bürger über

wichtige Angelegenheiten der Gemeinde einen Bürgerentscheidbeantragen. Dazu müssen sie in einem Bürgerbegehren eine be-stimmte Anzahl an Unterschriften sammeln. Ich gebe Ihnen dazueinmal ein Beispiel: In Liederbach sollte auf einer Fläche von 2,5Hektar ein Wohngebiet mit bezahlbarem Wohnraum für Normal-verdiener entstehen. Beim Bürgerentscheid haben 61 Prozent dagegen gestimmt. Da muss man sich schon die Frage stellen,wie Kommunen bei diesem Druck in die Umsetzung kommen sollen.

Aber die Bürger an Bauvorhaben zu beteiligen ist doch imPrinzip eine gute Sache!

Gegen die Beteiligung der Bürger ist auch nichts zu sagen. ImBaugesetzbuch ist die Bürgerbeteiligung im Planungsverfahren sogarexplizit vorgesehen. Danach müssen die Kommunen die Öffentlich-keit möglichst frühzeitig über ihre Planungen unterrichten. Gegendiese Pläne können die Bürger ihre Einwände erheben und Anre-gungen geben. Die Kommunen müssen dazu Stellung nehmen.Die Entwürfe der Bauleitpläne müssen dann gemeinsam mit denStellungnahmen öffentlich ausgelegt werden. In Hessen haben Sieaber die Situation, dass die Bürger bereits gegen den Aufstellungs-beschluss, also gegen die Pläne vorgehen können. Dazu müssen sieinnerhalb einer bestimmten Frist eine bestimmte Zahl an Unter-schriften sammeln. Je nach Größe der Stadt müssen 10 bis 15Prozent der Wahlberechtigten unterschreiben. Mit dem Gesetzzur Erleichterung der Bürgerbeteiligung auf Gemeindeebene undzur Änderung kommunalrechtlicher Rechtsvorschriften soll die Quotenoch weiter abgesenkt werden. Bürgerbeteiligung ist gut. Die Frageist, ob sie in dieser Form noch in die heutige Landschaft passt. Esist immer einfacher, gegen etwas zu sein als dafür. Die Flächen sindvorhanden. Und allerorten ist man sich einig, dass mehr gebaut

werden muss. Aber wenn es um die Umsetzung geht, wird vielerortsder Widerstand organisiert. Und dann wundern sich die Menschen,dass kein bezahlbarer Wohnraum entsteht. Hier muss unbedingtein Umdenken stattfinden.

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Die Situation ist kritisch

In Frankfurt am Main sind die Bodenpreise zwischen2008 und 2017 um 80 Prozent gestiegen, für Neu-bauwohnungen in guten Lagen sogar um 130 Pro-zent. Und die Preise für neue Eigentumswohnungenklettern unvermindert weiter. 2017 kostete in derhessischen Metropole eine gewöhnliche Wohnung im Schnitt pro Quadratmeter 5.380 Euro. Das waren13 Prozent mehr als 2016. Für die breite Bevölkerungsind frei finanzierte Wohnungen in Frankfurt praktischnicht mehr bezahlbar.

Dieser Trend ist nicht nur in FrankfurtRheinMain, sondern in den meisten Metropolen Deutschlands zu beobachten. Bezahlbarer Wohnraum wird in vielen Groß- und Mittelstädten für Haushalte mitniedrigem oder durchschnittlichem Einkommenknapp. Um bezahlbare Wohnungen zu schaffen und die städtebauliche Qualität zu sichern, sind kommunale Baulandstrategien notwendig, lautetdeshalb eine Forderung, die immer lauter wird.

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Die Ressource „Grund und Boden“ ist nicht vermehrbar. Sein Gebrauch sollte deshalb dem Gemeinwohl dienen, lautet eine Forderung.

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Freudenstadt hat viele Vorteile, aber einer fällt in Zeiten überhitzter Wohnungsmärkte in den Metropolen besonders schwer ins Gewicht: die zentrale Lage. Von der Kreisstadt im Schwarzwald aus erreicht man mit dem Auto innerhalb rund einer Stunde alle größeren Städte: Baden-Baden,Pforzheim und Tübingen, ebenso wie Stuttgart. Auch ins benachbarte Elsass und zum Sitz des Euro-paparlaments ist es nicht weit. Gleichzeitig kann die Kernstadt mit einem Trumpf aufwarten, den man in den Großstädten vergeblich sucht: ein landschaftlich intakter und schöner Naturraum. Dievielfältigen Lagequalitäten machen Freudenstadt als Wohnort attraktiv. Der Vermarktungserfolg von Parkside ist ein Beleg dafür. Dabei stammen die Pläne dazu von einem Architekturbüro, das seinen Schwerpunkt eigentlich nicht im Wohnen hat.

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Offenheit und Transparenz gehören zu den gestalterischen Grund-elementen, die sich wie ein roter Faden durch alle Projekte vonSiegfried Schmelzle ziehen. Der Architekt stieg 1982 in das Archi-tekturbüro seines Vaters ein, wurde 1999 in den BDA berufen undbaute das Büro schließlich zusammen mit zwei weiteren Partnernzu dem national wie international renommierten ArchitekturbüroSCHMELZLE+PARTNER aus. Der Schwerpunkt des Büros, das mittler-weile rund 50 Mitarbeiter beschäftigt, liegt nach eigenen Angabenin den Bereichen Industriebau, Gewerbe- und Verwaltungsbau. Nichtselten stechen die realisierten Projekte hervor. So kürte die Kom-mission für Gestaltungsqualität der Deutschen Gesellschaft fürNachhaltiges Bauen (DGNB) das neue Firmengebäude des IT-Spezia-listen Vector Informatik in Stuttgart zum „besten Gebäude nachDGNB weltweit“ und verlieh dafür die „DGNB-Zertifikate Platin undDiamant für nachhaltiges Bauen und herausragende gestalterischeund baukulturelle Qualität“. Die Firmenzentrale ist damit weltweitdas einzige Gebäude, das beide Auszeichnungen auf sich vereinen

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B a u h e r r :Borgmann Bauträger GmbH, Freuden-stadt, DES t a n d o r t :Straßburger Straße 54, Freudenstadt, DE A r c h i t e k t :SCHMELZLE+PARTNER mbB ARCHITEKTENBDA, Hallwangen, DE S t o - L e i s t u n g e n :Fassadendämmsystem (StoTherm Mineral)mit Klinkerriemchen (StoBrick), Oberputz(StoSilco® MP), Fassadenfarbe (Lotusan®)F a c h h a n d w e r k e r :Maler Kübler, Freudenstadt, DE

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kann. Es ist bei Weitem nicht das einzige Projekt des Büros, das inFachkreisen Anerkennung hervorrief. Die Leitlinie des Büros mit Sitz in der baden-württembergischenKleinstadt Dornstetten lautet: „Wir sind überall dort, wo unsereBauherren erfolgreich neue Märkte erschließen. Wir planen undbauen in jeglicher Größe und an jedem Ort.“ Also auch in Freuden-stadt. Und selbstverständlich auch Wohnungen. Dort wohnen zukönnen, wo andere Urlaub machen. Viele Menschen träumen davon.Manche ihr Leben lang. Freudenstadt im nordöstlichen Schwarz-wald befindet sich auf einem Hochplateau und bietet genau das.Man muss also noch nicht einmal in die Ferne schweifen.

Flächeneffizient: Haus im HausFür die Eigentumswohnungen, die die Borgmann Bauträger GmbH,Freudenstadt, auf dem rund 3.200 Quadratmeter großen Grund-stück direkt unterhalb des Kienbergs errichten wollte, haben sichdie Planer von SCHMELZLE+PARTNER ein Architekturkonzept über-legt, das an diesem Standort buchstäblich herausragt: zwei zeitlosmoderne Wohnhäuser mit jeweils sieben Einheiten, deren Geschosseden Eindruck erwecken, regelrecht aufeinandergestapelt zu sein. Inder Tat: Die großzügig geplanten Wohnungen haben eine Wohn-fläche von 150 bis zu 200 Quadratmetern und belegen je eine kom-plette Etage. Mithin hat jedes Gebäude zwar sieben Geschosse, fügtsich aber trotz der Höhe mit Blick auf die benachbarten Gebäudegut in seine Umgebung ein. Über eine speziell gesteuerte Aufzugs-anlage ist jede Einheit auch von der Tiefgarage aus direkt zugänglich.Details, die dem Wunsch nach individuellem Wohnen sehr nahe-kommen und den Eindruck entstehen lassen, man wohne quasi„allein“. Gleichzeitig reduziert sich der Flächenverbrauch, denn dieFläche von 14 vergleichbar geräumigen Einfamilienhäusern hättedeutlich mehr Grund und Boden versiegelt. Das Thema Nachhal-

tigkeit kommt an vielen Stellen zum Ausdruck, nicht nur weil dieHäuser in Niedrigenergiebauweise und mit natürlichen Baustoffenerrichtet worden sind. Als Energiequelle wird vor allem Solarenergiegenutzt. Die Rundumverglasung mit bodentiefen Fenstern eröffnetden Bewohnern einen spektakulären Ausblick auf Freudenstadt undin das Christophstal und sorgt in den Wohnräumen für viel natür-liches Licht. Der Stadtkern mit dem „größten bebauten Marktplatz Deutschlands“ist fußläufig in zehn Minuten zu erreichen. Die Qualität und Aus-stattung hat ihren Preis: Für eine Dreizimmerwohnung mit circa170 Quadratmetern Wohnfläche werden rund 835.000 Euro auf-gerufen. Parkside liefert damit ein Wohnungsangebot, das so, indieser Form für Freudenstadt einen wichtigen Impuls liefert, zeigtesich der Oberbürgermeister Julian Osswald beim Spatenstich zu-versichtlich. Denn dieser werde dringend gebraucht, weil sich dieStadt auch „für Mehrverdiener“ als Wohnort attraktiv machen will.Die Zielsetzung scheint aufzugehen: Zum Zeitpunkt des Baustellen-fests im April 2015 konnte sich der Bauträger bereits über einenVermarktungsstand von 50 Prozent freuen.

Geduld zahlte sich ausBis die Bagger in der Straßburger Straße 54 ihre Arbeit aufnehmenkonnten, verging viel Zeit. Sehr viel Zeit. Der Bauträger musste sichwahrlich in Geduld üben. Der Grund lag im Bebauungsplan. Freuden-stadt ist zwar noch heute ein anerkannter heilklimatischer undKneippkurort. Und als Urlaubsort sehr beliebt. Doch einschneidendegesetzliche Veränderungen und in der Folge drastische Kürzungenleiteten deutschlandweit eine Umbruchphase bei den Kur- undHeilbädern ein, die die betroffenen Standorte nicht selten vor dieHerausforderung stellte, eine neue Positionierungsstrategie zu ent-wickeln. Das Grundstück, auf dem das Wohnungsprojekt Parkside

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Vom unverbauten Blick profitieren alle – auch die Bewohner im Erdgeschoss.

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realisiert wurde, war einst als Sondergebiet Kur ausgewiesen. Mit-hin hätte dort auch nur ein Hotel gebaut werden dürfen. Dochdafür fand sich einfach kein Investor. Da für die Stadt Freudenstadtim Rahmen ihrer langfristigen Entwicklungsplanung die NutzungsartWohnen „eine herausragende Rolle“ spielt, wurde nach einem langenund intensiven Diskussionsprozess im Sommer 2013 schließlich vomGemeinderat eine Änderung des Bebauungsplans beschlossen unddamit für die Borgmann Bauträger GmbH der Weg für die Wohn-bebauung geebnet.

Für den Investor und das Architekturbüro SCHMELZLE+PARTNER warder Standort Straßburger Straße nicht unbekannt: 2007 baute dasDuo auf der gegenüberliegenden Straßenseite des heutigen Park-side das ehemalige Kurmittelhaus zu einem modernen Facharzt-zentrum um. 2015 erfolgte an gleicher Stelle die Erweiterung undder Neubau der Geschäftsstelle für eine ortsansässige Krankenver-sicherung.

Die Neuausrichtung eingeleitetDas Themenfeld „Freizeit und Tourismus“ spielt in Freudenstadtimmer noch eine sehr große Rolle. Gleichwohl ist es der Stadt ge-lungen, sich parallel dazu zu einem „Gewerbestandort von erheb-licher Bedeutung“ zu entwickeln. Die Stadt ist stolz darauf, einWirtschaftsstandort zu sein, an dem sich Familienbetriebe mit einerlangen Tradition zu international agierenden Unternehmen mitmehreren Hundert Beschäftigten entwickeln konnten. Damit dieFachkräfte auch adäquaten Wohnraum für sich finden können,wurde Vorsorge getroffen: „Im Flächennutzungsplan und auf derBasis bereits rechtskräftiger Bebauungspläne stehen in der Kernstadtund in den anderen Stadtteilen mittel- bis langfristig ausreichendWohnbauflächen zur Verfügung.“ Bodentiefe Fenster sorgen für viel natürliches Licht.

In jedem Wohnhaus „stapeln“ sich sieben großzügige Einheiten.

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2014 ist das Jahr, in dem in Lörrach vieles wie am Schnürchen lief.Der Weg für das herausragende, flächensparende Innenentwicklungs-projekt im Leibnizweg 7 in Lörrach wurde durch den Abriss des de-solaten zweigeschossigen Parkdecks im Leibnizweg 5 und 6 geeb-net. Auf dem frei gewordenen Baufeld wollte die Wohnbau Lörracheinen sechzehngeschossigen Turm mit hochwertigen Eigentums-wohnungen errichten. Die Pläne dazu lieferte das ArchitekturbüroWilhelm und Hovenbitzer. Alle, auch der Gestaltungsbeirat vonLörrach, waren sich darin einig, dass das Projekt an diesem Standortstädtebaulich eine echte Bereicherung darstellt, denn es markiertim Süden von Lörrach die wichtigste Stadtzufahrt. Das Bebauungs-planverfahren ging so zügig vonstatten, dass noch im Sommerdesselben Jahres der Bebauungsplan rechtskräftig wurde. Und esging weiter Schlag auf Schlag: Im Spätherbst 2014 erfolgte der

Baubeginn und im November waren die ersten der insgesamt 19Einheiten bereits verkauft. Die Idee der Architekten, jeder Wohnungnahezu eine ganze Etage „zu widmen“, ging also auf. Die offeneStruktur und der loftartige Charakter der Grundrisse vermitteln denBewohnern das Gefühl, großzügig zu wohnen. Zugleich entstehenin den Wohnungen je nach Himmelsrichtung besondere Belichtungs-situationen – entsprechender Weitblick nach Osten, Süden undWesten inklusive. Die Wohnbau Lörrach hat für sich entschieden,„ausschließlich Häuser mit hoher Gestaltungsqualität zu realisierenund damit die Baukultur zu bereichern“. Es überrascht daher nicht,dass das Bauwerk mit der Bezeichnung „L7“ auch in Fachkreisenauf große Anerkennung stößt: 2017, im Jahr der Fertigstellung,wurde dem Wohnturm vom Bund Deutscher Architekten die Hugo-Häring-Auszeichnung verliehen.

Leibnizweg, Lörrach, DE

Auf Parken folgte „L7“ mit ausgezeichnetem Weitblick

Bauherr: Städtische Wohnbaugesellschaft Lörrach mbH, Lörrach, DE . Architekten:Wilhelm und Hovenbitzer Freie Architekten BDA, PartGmbB, Lörrach, DE; moserARCHITEKTEN, Lörrach, DE . Standort: Leibnizweg 7, Lörrach-Stetten, DE . Sto-Leistungen: Fassadendämmsystem (StoTherm Mineral) + Fassadenfarbe (StoColorX-black) . Fachhandwerker: Fritz Wiedemann & Sohn GmbH, Wiesbaden, DE

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Insgesamt acht Mehrfamilienhäuser mit unterschiedlichen Woh-nungstypen und -größen hat die Weimarer Wohnstätte GmbH aufder Brachfläche in der Paul-Klee-Straße geplant. Der erste Bauab-schnitt mit 48 Mietwohnungen wird im vierten Quartal dieses Jahresbezugsfertig. Im Juni lud der Bauherr potenzielle Mietinteressentenzu einem Tag der offenen Tür auf die Baustelle ein und hatte sichdafür etwas Besonderes einfallen lassen: Zu besichtigen gab es jeeine komplett eingerichtete Zwei- und Dreizimmerwohnung. Diekleineren, mitunter barrierefreien Einheiten fanden insbesonderebei den älteren Interessenten großen Anklang. Manches Ehepaar

will die Gunst der Stunde nutzen, um sich mit dem Umzug in einneues Zuhause das Leben im Alter bequemer zu machen. Doch inder neu geschaffenen Paul-Klee-Siedlung sollen sich auch Familienmit Kindern wohlfühlen können. Im August haben die Arbeiten anden Außenanlagen begonnen. Die Planungen sehen neben einerBegrünung auch einen Spielplatz mit verschiedenen Spielgerätenvor. Rund 8,7 Millionen Euro hat die Weimarer Wohnstätte in dieRealisierung des ersten Bauabschnitts investiert. Für die Wohnungenwerden in Abhängigkeit von Ausstattung und Größe Mietpreise von8,85 Euro und 9,54 Euro pro Quadratmeter kalkuliert.

Paul-Klee-Straße, Weimar, DE

Vermietungsstart mit Musterwohnungen auf der Baustelle

Bauherr: Weimarer Wohnstätte GmbH, Weimar, DE . Standort: Paul-Klee-Straße, Weimar, DE .Architekt: Hartmann + Helm Planungsgesellschaft mbH, Weimar, DE . Sto-Leistungen: Fassaden-dämmsystem (StoTherm Classic), Tiefgaragenbeschichtung (StoPox 590 EP) . Fachhandwerker:Neubauer Maler und Fußboden GmbH, Bad Berka, DE; Planphalt Industrieböden GmbH, Jena, DE

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Im Osten Hannovers werden vier Punkthäuser mit jeweils neun Geschossen fit gemacht für die Zukunft.Die 1965 unweit des Mittellandkanals in der damals noch selbstständigen Gemeinde Misburg errichtetenGebäude (Albrechtstraße 16, 18, 20 und 22) heben sich deutlich von ihrer Umgebungsbebauung ab.Diese besteht aus frei stehenden Einfamilienhäusern und Zeilenbauten. Die Punkthäuser ragen weitüber deren Satteldächer hinaus, sie sind Blick- und Orientierungspunkt und prägen das städtebaulicheErscheinungsbild des Viertels.

Albrechtstraße in Hannover: Variantenreich

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Besitzer der Häuser ist die Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buch-holz eG, Hannover. Entstanden aus dem Zusammenschluss der seit1894 bestehenden Kleefelder Baugenossenschaft und des 1905gegründeten Gemeinnützigen Bau- und Sparvereins Hannover-Buchholz, besteht sie aus 7.100 Mitgliedern und verfügt über 4.200Wohnungen sowie 72 Gewerbeeinheiten und 610 Garagen.

Bei den vier in die Jahre gekommenen Häusern in der Albrecht-straße galt es, die Fassaden zu sanieren und energetisch zu er-tüchtigen, die Fenster zu erneuern und das gesamte Erscheinungsbildan heutige Standards anzupassen. Eine besondere Herausforderungwar dabei der zuvor notwendige Rückbau einer asbesthaltigen vor-gehängten, hinterlüfteten Fassade. Außerdem musste eine verloreneSchalung mit Holzwolle-Leichtbauplatten überbaut werden, waszusätzliche Brandschutzmaßnahmen erforderlich machte. Beideswurde von den Sto-Technikern berücksichtigt, die das kompletteLeistungsverzeichnis und die Massenermittlung lieferten.

Im ersten Bauabschnitt (ab 2017) wurde die Hausnummer 22 inAngriff genommen, im laufenden Jahr sind es die 18 und die 20und 2019 folgt die Nummer 16. Alle Häuser werden mit einemnicht brennbaren (A1 nach EN 13501-1) Fassadendämmsystem –StoTherm Mineral, 0,034 W(m·K) – ausgestattet, dessen Oberflächenteilweise mit Putz und teilweise mit Klinker beziehungsweise plas-tischen Fassadenelementen ausgeführt werden. Die bereits fertig-gestellten Objekte belegen, dass mit dem von StoDesign geplantenFarb- und Materialkonzept eine gestalterische Eigenständigkeitentwickelt worden ist. Die Kombination der unterschiedlichen Fassa-denmaterialien (für deren Anschlüsse auch Sonderdetails geplantwurden) verleiht den 53 Jahre alten Gebäuden eine sehr moderneEleganz und jedem Haus einen individuellen Wiedererkennungs-wert. Bei der Gestaltung griffen die Designer die in der Umgebungvorkommenden Materialien auf: Putz, Klinker und ziegelgedeckteSatteldächer sind die gestalterisch prägenden Hauptmerkmale derNachbarbebauungen, mit Farbstellungen von Rot über Braun bisins Anthrazit. Diese Farbigkeiten und Materialitäten der umgebendenBestandsbauten wurden bei der Gestaltung der Punkthäuser auf-gegriffen. Doch indem diese in einen neuen Kontext gesetzt wurden,gelang es, die Charakteristika fortzuschreiben, ohne sie zu kopieren.Da die Punkthäuser dem „Windmühlentypus“ entsprechen, ließsich die Gestaltung der einzelnen „Flügel“ zur Differenzierungnutzen; jeder Flügel wurde individuell gestaltet. Vier untereinanderin ihrer Farbigkeit harmonierende Klinker kamen in unterschiedlicherAbfolge – wie bei einem Code – zum Einsatz. Ohne dass sich derCode je wiederholt, entsteht so eine klar zusammenhängendegestalterische Familie, deren einzelne Geschwister jedoch deutlichvoneinander unterscheidbar sind.

Weiterführende Informationen zu StoDesign erhalten Sieunter www.stodesign.de

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B a u h e r r :Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz eG,Hannover, DES t a n d o r t :Albrechtstraße 16, 18, 20 und 22, Hannover, DE S t o - L e i s t u n g e n :Farb- und Materialberatung inkl. Erstellung vonSonderdetails (StoDesign), Fassadendämmsystem(StoTherm Mineral), Fassadenputz (Stolit K 2,0),Fassadenfarbe (StoColor Silco), massive Fassaden-elemente (StoDeco), verschiedene Klinker (StoBrick)F a c h h a n d w e r k e r :Härtel & Kelle Malermeisterbetrieb GmbH, Hannover, DE

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Die Genossenschaft investiert regelmäßig in die energetischeOptimierung des Wohnungsbestands. Bei der Sanierung dervier Wohntürme in der Albrechtstraße kommt Glasmehl zumEinsatz. Wie kommt man auf so eine Idee?

Bei der Analyse des Bestands wurde schnell deutlich, dassdie Sanierung der vier Wohnhäuser in der Albrechtstraße für unsein echtes Großprojekt werden wird. Es mussten zunächst alleFassadenelemente, die in den 1960er-Jahren verwendet wordensind, sorgfältig entfernt werden. Bei der anschließenden energe-tischen Sanierung legten wir großen Wert darauf, dass eine öko-logische Dämmung aus Mineralwolle angebracht wird. Darüberhinaus kam Glasmehl für die Umrahmung der neuen Fenster zumEinsatz. Der Baustoff wird aus gemahlenem Altglas gewonnen, istnicht brennbar, witterungsbeständig und hat ebenfalls eine guteÖkobilanz. Die Ideen für das Gestaltungskonzept, bei dem auchKlinkerriemchen zum Einsatz kommen, haben wir mit Unterstützungvon Fachleuten erarbeitet. Varianten von diesem Entwurf kommenbei allen Türmen zum Tragen, sodass alle vier nach Abschluss derArbeiten insgesamt ein optisch ansprechendes Gebäudeensemblebilden werden.

Der Geschäftszweck der Genossenschaft ist es, den Mit-gliedern attraktiven Wohnraum zu fairen Konditionen zubieten. Das klingt mit Blick auf die Baukosten nach einemziemlichen Spagat. Wie schafft man es, den Wohnanlagentrotzdem nachhaltig ein gutes Erscheinungsbild zu geben?

Das eine schließt das andere ja nicht per se aus! Wir inves-tieren seit elf Jahren kontinuierlich in unseren Wohnungsbestandund lassen dabei jedes Mal auch Entwürfe für die Gestaltung entwickeln, weil das für uns ein wichtiger Aspekt ist. 2019 werdenwir in der Albrechtstraße den vierten und letzten Wohnturm inAngriff nehmen. Danach wird man bei der Kleefeld-Buchholz keine„grauen Wände“ mehr sehen.

Wohnungsunternehmen, die große Wohnanlagen – wie zumBeispiel Hochhäuser – in ihrem Bestand haben, beklagenhäufig Probleme mit Vandalismus. Mit Blick auf die Erfah-rungen, die Sie bis dato mit der Aufwertung gemacht haben:Hat ein optisch schönes Ambiente positiven Einfluss auf denErhalt der Liegenschaft?

Von einem ansprechenden Erscheinungsbild geht immer einepositive Wirkung aus. Gleichwohl hatten wir bislang noch keineVandalismusprobleme. Das liegt sicherlich auch daran, dass dasUmfeld in der Albrechtstraße insgesamt stimmig ist. Dort stehensehr viele Einfamilienhäuser.

Carsten Kiemann, Leiter technisches Management, Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz eG, Hannover

3 Fragen an ...

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Leisten, Tafeln und Körper: Was einst handwerklich hergestellt wurde,wird heute individuell entworfen, innerhalb einer digitalen Prozess-kette auf Basis des massiven mineralischen Werkstoffs Verolith®

hochpräzise vorgefertigt und auf die Fassade gebracht. Zusätzlichzu einem breiten Spektrum von standardisierten Formen könnenEntwürfe auch als Sonderanfertigungen, speziell nach Angaben desPlaners, per CNC-Verfahren millimetergenau aus Platten gefrästwerden. Über die Beschaffenheit der Fugen und die Farbigkeit lässtsich das Spiel mit Licht und Schatten auf dem Relief verstärken. DieOberfläche erfordert stets einen Beschichtungsaufbau, der einfacheGlattanstriche ebenso erlaubt wie feine Strukturen oder eine Sand-steinoptik. Die Broschüre „StoDeco Fassadenelemente – GedämmteFassaden mit plastischen Fassadenelementen“ zeigt, was mit denplastischen Elementen alles möglich ist.

Gefertigt werden StoDeco-Fassadenelemente aus Perlit, einemnatürlichen Leichtwerkstoff vulkanischen Ursprungs, der die Grund-lage für Verolith® bildet. Kompakt wie Stein, ist Verolith® durchund durch massiv, dabei aber leicht (550 kg/m3) und nicht brennbar.Die Elemente sind feuchtebeständig, frostsicher, druck- und stoß-fest. Die thermische Ausdehnung ist gering und die Kanten sindstabil. Die Elemente werden ohne Spezialwerkzeuge verarbeitet.

Die StoDeco-Fassadenelemente aus Verolith® können auf jedemder acht bewährten Sto-Wärmedämm-Verbundsysteme eingesetztwerden. Ihre Materialeigenschaften sind auf Sto-Fassadendämm-systeme abgestimmt (Brandverhalten auf WDVS geprüft nach EN13501-1). Mit sechs unterschiedlichen Dämmstoffen bieten sie fürjede Bauaufgabe die passende Lösung. Zudem sind die plastischenElemente im Gebäudeinneren auf allen tragfähigen Untergründeneinsetzbar und eignen sich für Arbeiten im Sinne des Denkmal-schutzes. Ihre Detailplanung wird bereits in der Ausschreibung berücksichtigt. Bei der Ausführung, die stets in enger Zusammen-arbeit von Planer und Systemhersteller erfolgt, legt Sto großenWert auf die Projektsicherheit. Fachhandwerker können je nachBedarf zu Beginn direkt am Gebäude geschult werden.

Eine Gebäudehülle muss unterschiedliche Kriterienerfüllen: Energieeffizient und wetterfest soll sie sein,robust und gleichzeitig optisch ansprechend. Eineanspruchsvolle und unverwechselbare Gestaltunglässt sich mit den plastischen StoDeco-Fassaden-elementen realisieren, die die Fassade durch dasSpiel mit Licht und Schatten beleben. Ihre Basis istder massive mineralische Werkstoff Verolith®.

Fassadengestaltung mit plastischen Elementen

Spiel mit Licht undSchatten

In die Putzfassade integrierte StoDeco-Fassadenelemente verleihenden Gebäuden des Projekts „Wohnen am Burggarten“ in Hannovereinen individuellen Charakter.

Eine 5-Achs-CNC-Fräsmaschine entnimmt Material aus der Verolith®-Platte und lässt so die individuelle Oberflächenform entstehen.

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Das Leben auf der Erde basiert auf Kohlenstoff, doch das Gestein desPlaneten selbst besteht hauptsächlich aus Silikaten. Dieser Grundbe-standteil der unbelebten Natur wird von uns Menschen in unzähligenFormen genutzt, unter anderem für umweltgerechte und gesund-heitsverträgliche Bauprodukte. Bereits 1975 brachte der Baustoff-spezialist Sto eine erste verarbeitungsfertige Silikatfarbe auf den Markt.Heute halten die Beschichtungsprofis aus dem Schwarzwald ein kom-plettes Sortiment derartiger Farben und Putze für Innenräume undFassaden, von der Grundierung bis zur Deckbeschichtung, bereit.Bis ins 20. Jahrhundert hinein verschönerten Menschen Wohn- undWirtschaftsgebäude hauptsächlich mit klassischen Kalkanstrichen.Diese schützten dank ihrer Alkalität auch vor Mikroorganismen –allerdings nur für kurze Zeit. So mussten viele Gebäude alljährlich„gekalkt“ werden. Mit der Erfindung der Silikatfarben verbesserte

sich dieser Umstand, die Farben sind deutlich haltbarer und verlierenihre Alkalität nicht durch Karbonatisierung. Doch waren die erstenReinsilikatfarben aufwendig zu handhaben: Sie mussten vor Ortangemischt und dann innerhalb von etwa 48 Stunden verbrauchtwerden. Mitte des letzten Jahrhunderts kamen dann die Dispersions-silikatfarben auf den Markt. Ein maximal fünfprozentiger Kunst-harzanteil sorgt für verbesserte Verarbeitungseigenschaften undvor allem für eine längere Lagerfähigkeit. Sprechen wir heute vonSilikatfarben, sind meist derart vergütete Produkte gemeint.

An der FassadeAuch wenn die Anforderungen an Fassaden- und Innenbeschich-tungen recht unterschiedlich sind, können silikatische Produkte aufbeiden Feldern punkten. Im Außenbereich überzeugen solche Putze

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Ökologische Silikatfarben liegen im Trend – innen wie außen. In Innenräumen bieten sieeinen gesundheitsverträglichen, natürlichen Schutz vor Schimmelpilzen und auf der Fassade sorgen die wetterfesten und diffusionsoffenen Produkte für klare, mineralische Oberflächen. Stohält für beide Aufgabenbereiche ein umfangreiches Sortiment silikatischer Baustoffe bereit.

Silikatische Baustoffe für Fassade und Innenraum

Steinstarker Schutz aus der Natur

Für natürlich gesundes Wohnen: Silikatische Innenprodukte von Sto puffern Feuchtespitzen und schützen dauerhaft vor Schimmel.

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und Farben gleich mehrfach. Sie bieten einen sehr guten Witterungs-schutz bei gleichzeitig hoher Diffusionsoffenheit für Wasserdampf.Silikatische Produkte können mit mineralischen Pigmenten getöntwerden; einerseits ist die Farbtonauswahl daher etwas eingeschränkt,andererseits sagt man Silikatfarben eine besondere „Klarheit“ nach.Für die Fassade hält das Sto-Sortiment alle Produkte für einen kom-plett silikatischen Aufbau bereit. Das reicht von einer Tiefengrun-dierung (StoPrim Silikat) über einen silikatischen Voranstrich (StoPrepMiral) bis hin zum passenden Oberputz (StoSil – wahlweise mitoder ohne Filmschutz gegen Mikroorganismen). Dazu kommt alsAnstrich die strukturerhaltende Fassadenfarbe (StoColor Sil).Mit den organisch vergüteten Silikatprodukten war an der Fassadejedoch noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Im neuenJahrtausend gelang der nächste Schritt: Auf der Bindemitteltech-nologie „Silikat-Kieselsol“ basierende Produkte – ohne biozideFilmbeschichtungen – erlauben seither nicht nur die Beschichtungmineralischer Untergründe, sondern können auch zur Beschichtungeines organischen Altanstrichs eingesetzt werden. Mit dieser neuenTechnologie hat Sto eine Grund- und Zwischenbeschichtung (Sto-Prim Silikat) sowie zwei Fassadenfarben (StoColor Solical und Sto-Color Solical Fill) ausgerüstet.

Im InnenraumIm Innenraum bieten silikatische Produkte neben gesundheitlichunbedenklichen Gestaltungsmöglichkeiten vor allem auch einennatürlichen Schutz vor Schimmel. Die hoch wasserdampfdurchläs-sigen Innensilikatprodukte verfügen über eine dauerhaft hoheAlkalität (pH-Wert: 11), die einer Seifenlauge entspricht und überJahre unverändert erhalten bleibt. Diese Alkalität „meiden“ Pilze.Dass die Wirksamkeit dauerhaft erhalten bleibt, haben Studienund Feldversuche mehrfach belegt. So stellte die GBG – MannheimerWohnungsbaugesellschaft mbH für einen Praxistest vier unterschied-liche, aber gleichermaßen von Schimmel befallene Testwohnungen

zur Verfügung. Nach einer professionellen Beseitigung der Pilzewurden Wände und Decken mit verschiedenen Sto-Innensilikatpro-dukten beschichtet. Untersuchungen des Ingenieurbüros Dr. Geyer +Golisch, Mannheim, ergaben, dass neun Monate später – trotzunveränderter Voraussetzungen – in drei der Wohnungen keinerleiSchimmelpilzbefall zu beobachten war. Lediglich in einer Wohnungwurden Wandflächen erneut befallen, wobei unbehandelte an-grenzende Hölzer als Ursprung des neuen Befalls ermittelt wurden.Auch das Innsbrucker Mykon-Labor beschäftigte sich mit dem Thema.Es untersuchte unterschiedliche Testflächen, die – mit Pilzsporengeimpft – 17 Monate lang „bebrütet“ wurden. Während der Unter-suchung herrschten optimale Wachstumsbedingungen für dieSporen. Die beteiligten Dispersionssilikatfarben erreichten das besteErgebnis, ihre Oberflächen wiesen auch nach über anderthalb Jahrennoch einen pH-Wert größer 11 auf. Das heißt, die Fähigkeit zurSchimmelprävention hatte nicht nachgelassen.Optimal wirken Silikatfarben, wenn sie kombiniert verarbeitet werden,zum Beispiel auf einer hochdiffusionsoffenen Silikatspachtelung(StoLevell In Sil) oder einem derartigen Putz (StoDeco Sil). Dieseverringern durch ihre ausgeprägte Fähigkeit, rasch Wasser aufzu-nehmen und erst langsam wieder abzugeben, Luftfeuchtespitzen,wie sie beim Kochen oder Duschen entstehen können. So wird dasKondensieren von Feuchte auf Oberflächen vermieden. Das Innen-silikatsortiment von Sto umfasst daher Grundierungen, Spachtel,Grund- und Zwischenbeschichtungen, Putzgrund, Oberputze undFarben. Dazu kommen geeignete Wandbeläge, Kleber und Effekt-materialien.

Neben herausragenden Produkteigenschaften können viele derSto-Silikatprodukte – im Innen- wie im Außenbereich – auch ent-sprechende Prüfsiegel aufweisen. Die Zertifikate von natureplus unddem TÜV Süd belegen die Umweltverträglichkeit und Unbedenk-lichkeit der Produkte.

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Weiterführende Informationen zu silikatischen Baustoffen finden Sie unter www.sto.de/we

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Das Gymnasium im polnischen Siedlce in seinerursprünglichen Gestalt ...

... nach Jahren der Vernachlässigung und ... ... nach der Sanierung mit einem silikatischenOberputz.

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Wien schlägt

sie alle – und das zweimal

Rankings sind angesagt. So gibt es inzwischenkaum noch Lebensbereiche und -orte, die nochnicht nach bestimmten Kriterien bewertet undauf einer Skala „von bis“ entsprechend eingeordnetworden sind: Hochschulen, Restaurants, Urlaubs-ziele – sogar das Wohlbefinden von Nationenversucht man zu erfassen. Über den Sinn und dieZweckmäßigkeit von Rankings könnte man heftigstreiten – aber am besten nicht gerade dann,wenn zwei Erhebungen zum fast gleichen (guten)Ergebnis kommen.

In die Beurteilung eines Standortes fließen regelmäßig auch wirtschaftliche Aspekte ein. Denn was nützt die schönste Stadtkulisse, wenn es keine Arbeitsplätze undBildungsangebote gibt?

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„Wo lebt es sich am besten auf der Welt? Welche Stadt kann mit der höchsten Lebens-qualität aufwarten?“ Der Antwort auf diese Frage geht die internationale Unterneh-mensberatung Mercer in 231 Metropolen jedes Jahr aufs Neue auf den Grund. Für dieErhebung, die auch unter dem Namen „Mercer Quality of Living Survey“ bekannt ist,werden insgesamt 39 Faktoren in zehn verschiedenen Kategorien erhoben. Kritiker be-mängeln zwar, dass Mercer zu dem Report keine Daten zur Verfügung stellt, die verifiziertwerden könnten. Doch das kann die Hauptstadt Österreichs nahezu unberührt lassen:Wien wurde schließlich von zwei unabhängigen Studien auf den Spitzenplatz gesetzt:im Mercer-Ranking und im „Economist Intelligence Unit Survey“. Auch die britischeWochenzeitung für Politik und Wirtschaft vergleicht weltweit insgesamt 140 Großstädteanhand eines bestimmten Kriterienkatalogs. Wien erhielt 99,1 von insgesamt 100 mög-lichen Punkten. Zuvor hatte Melbourne sieben Jahre die Poleposition inne.

Europa scheint im Kommen zu sein. Bei Mercer befinden sich unter den Top Ten mitWien noch sieben weitere europäische Städte: Zürich (2), München (4), Düsseldorf(6), Frankfurt am Main (7), Genf (8), Kopenhagen (9) sowie Basel (10). Wie unterschied-lich die Bewertungsmaßstäbe dieser beiden vermeintlich ähnlichen Erhebungen sind,wird unter anderem daran deutlich, dass beim Economist-Ranking unter den Top Tenmit Kopenhagen (9) nur noch eine europäische Metropole zu finden ist. Gleichwohlbrauchen sich Zürich (11), Frankfurt am Main (12), Genf (14) und München (25) mitihren Platzierungen nicht zu verstecken. Für das jeweilige Standortmarketing leistenbeide Erhebungen wertvolle Dienste.

Eine Auszeichnung der besonderen Art: Wien gilt auch nach dem „Global Liveability Ranking“ der britischen Wochenzeitung „The Economist“ als besonders lebenswert. Bis 2017 hatte Melbourne sieben Jahre lang diesen Spitzenplatz inne.

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