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3. EXPEDITION PARANA III _______________________________________________________________________ Eine Reise von der Nordsee über Flüsse quer durch Europa ins das Schwarze Meer und durch das Mittelmeer wieder Richtung Westen bis nach Mallorca.

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3. EXPEDITION PARANA III _______________________________________________________________________

Eine Reise von der Nordsee über Flüsse quer durch Europa ins das Schwarze Meer und durch das Mittelmeer wieder Richtung Westen bis nach Mallorca.

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LOGBUCH PARANA Harlingen, Hiederlande - Palma de

Mallorca Seeräubergeschichten, Serie 5/ Folge 1

Ort: Nordsee, Harlingen, Niederlande Datum: Freitag 26. Mai 2017 Breite: 53° 11’ N Länge: 005° 27’ W Luftdruck: 1020 hPa Wind: 3.0 kn NE Wetter: schön 27°

Liebe Freunde, Verwandte, Bekannte und Unbekannte Es ist wieder soweit die PARANA III sticht bald in See (und Fluss). Nach meiner ersten grossen Reise nach Brasilien und unserer zweiten Expedition, „Sechs grosse Mittelmeerinseln“, und vielen weiteren Reisen auf eigenem Kiel, suchen Madeleine und ich wieder eine neues, grosse Abenteuer. Eine Reise von der Nordsee über Flüsse, quer durch Europa in das Schwarze Meer und durch das Mittelmeer wieder Richtung Westen bis nach Mallorca. 15 Länder wollen wir bereisen: Holland, Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, (Moldawien, Ukraine) Türkei, Griechenland, Italien und Spanien.

15 Gewässer befahren: Nordsee, Ijsselmeer, Ijssel, Rhein, Main, Main-Donaukanal, Donau, Schwarzes Meer, Bosporus, Marmarameer, Ägäis, Ionisches Meer, Tyrrhenisches Meer und das Balearen Meer. Total ca. 7‘000 km oder ca. 3’800 Seemeilen, vom 18. Juni bis 15. Oktober 2017

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Für dieses Abenteuer mussten wir ein geeignetes Schiff bauen lassen. Nun ist unser neues Schiff, die PARANA III, am 26. Mai, nach fast zwei Jahren Planungs- und Bauzeit vom Stapel gelaufen. (Für Landratten: Ins Wasser gekommen) Die Anforderungen an unser Schiff haben wir wie folgt definiert:

• Motor-Segler-Katamaran • Jeder Punkt auf der Welt soll mit diesem Schiff erreicht werden können. • Zwei Personen müssen das Schiff navigieren (bedienen) können. • Wir wollen ökonomisch reisen, wenn der Wind stimmt nutzen wir ihn, wenn nicht

brauchen wir die Motoren. • Wenig Tiefgang und auch für Flüsse geeignet. • Grosse Sicherheit, alle wichtigen Einheiten sind doppelt • Ein gewisser Komfort, ja aber wir wollen es auch nicht übertreiben. • Vier Doppelkabinen und eine Einzelkabine, alle mit WC und Dusche

Von der Idee der Flussreise bis zum Stapellauf der PARANA III sind mehr als zwei Jahre vergangen!

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Reise planen, Schiff planen, Schiff bauen… Es war alles immer so weit weg, sodass wir glaubten, es werde nie Wirklichkeit und jetzt ist plötzlich alles real und nahe. Die Zeit wird eng und am Schiff wird noch Tag und Nacht gearbeitet, damit wir am 18. Juni dann losfahren können.

So hat alles begonnen….. Aluminium, der Stoff aus dem die Träume sind.

40 Tonnen, 300m von der Werft bis zum Wasser

Bild: Baustelle- Salon, die mit Küche ist grosszügig, etwas enttäuscht sind wir von den Kabinen, diese sind kleiner als geplant. (Die Wände wurden immer dicker!) Wir dürfen aber nicht klagen, das Schiff ist wirklich wunderschön geworden und die Qualität ist hervorragend. Auch bei uns zu Hause müssen wir noch viele Vorbereitungen treffen und dann zweimal mit vollem Auto nach Holland fahren. Und wenn dann die PARANA III alle Sicherheitstests

bestanden hat und alles einwandfrei funktioniert, so heisst es dann am 18. Juni: „Leinen los! Auf zur grossen Reise!“

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Mit an Bord natürlich auch unser Momo, hier beim Test der Schwimmweste. Wir werden von Zeit zu Zeit weitere Berichte über unsere Erlebnisse senden. Wer diese Berichte nicht will soll sich doch bitte melden, weitere interessierte Personen können wir natürlich auch dazu nehmen.

Es grüsst Der Flusspirat und seine Piratenbraut

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LOGBUCH PARANA Harlingen, Niederlande bis Palma de

Mallorca Seeräubergeschichten, Serie 5/ Folge 2

Ort: Duisburg, Hafen Ruhrort, Deutschland Datum: Freitag 23. Juni 2017 Gewässer: Rhein Km: 780,4 (Rhein Km 0 ist die Brücke in Konstanz) Luftdruck: 1012 hPa Wind: 6.0 kn NE Wetter: bewölkt 25°

Liebe Freunde der See- und Binnenschifffahrt Das Piratenleben ist nicht so einfach wie ihr zu Hause glaubt, es kostet viel, viel Nerven, gepaart mit einer grossen Portion Geduld! Eines sei aber vorweggenommen, wir sind gestartet und sind im Zeitplan unserer Reise- aber alles der Reihe nach…

Als Max und ich mit vollem Auto, bereits am 6. Juni nach Harlingen, Niederlande hochgefahren sind, haben wir ein Schiff im Bau angetroffen, aussen mehr oder weniger fertig aber innen eine riesen Baustelle. „Kann das überhaupt noch fertig werden?“ Habe ich mich gefragt. Und so war es dann auch, die geplante Probefahrt wurde Tag um Tag verschoben, auch wegen den schlechten Wetterverhältnissen. Zum Schluss fuhr Max ohne mit dem Schiff gefahren zu sein, zurück in die Schweiz und überliess mich ganz alleine meinem Schicksal. Auch als meine liebe Piratenbraut Madeleine, wieder mit vollem Wagen und im Gefolge von Doris nach Harlingen kam, war das Schiff noch lange nicht bereit, sodass wir darauf schlaffen hätten können. Jeden Tag haben 10 bis 15 Arbeiter am Schiff, bis spät in die Nacht gearbeitet. Das wir rechtzeitig starten können habe ich nicht mehr geglaubt. Endlich als Doris auch wieder abreiste, konnten wir auf die Probefahrt gehen.

Bild oben, Gäste Kabine Nr. 5, Steuerbord/ Heck

Am Steg in Harlingen, zum Test in die Nordsee

Es soll aber keiner zu Hause glauben, wir hätten bis dahin nur untätig gewartet. Madeleine und ich sind jeden Tag mit einem vollen Auto in die Werft gefahren, wo unsere PARANA III im Kanal lag. Tisch, Stühle, Eimer, WC-Papier, Schlauch, Stromkabel, sogar ein Kräutergarten haben wir eingekauft. Zum Schluss als der definitive Starttermin mit dem Lotsen und Skipper Christian auf Sonntag 18. vereinbart wurde, wieder ein moralischer Tiefschlag für uns- der Zoll müsse doch noch auf die

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PARANA III kommen um das notwendige Dokument auszustellen. Behörden und Freitag ist so eine Sache: „Bitte keinen Stress vor dem Wochenende!“ Also, dann frühestens am Montag… Nach der ersten Nacht in unserem neuen zu Hause, dann am Sonntag, eine kleine Einweihungsfeier mit Chris (Projektmanager), seiner Familie sowie Arnold (Verantwortlich Interieur) mit Frau. Auch Max mit Sonja sind bereits wieder, diesmal mit dem Wohnmobil, angereist und werden uns eine Woche begleiten.

Chris bei Ansprache und Überreichung von Geschenken auf der PARANA III

Am Montagmorgen marschieren zwei Zollbeamte, bewaffnet mit Colts, auf die PARANA zu. Das kann nichts Gutes bedeuten! Skipper Christian, welchen bereits am Sonntagnachmittag mit dem Zug angereist ist, begrüsst die Beamten auf Holländisch: „Goede dag, willen ze een kopje koffie?” Holländer und Kaffee, das ist offenbar immer gut und fast ehrfürchtig kommen die beiden Beamten an Bord. Ein längerer Schwatz, während des Ausfüllens der Formulare, sechs Mal kräftig mit dem Stempel draufgehauen und wir hatten die letzten Dokumente um endlich die Expedition 2017 zu starten. Endlich, endlich kann‘s losgehen und wir machen tatsächlich am Montag, 19. Juni, fast wie geplant, die Leinen vor der Werft in Makkum los.

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Unter kompetenter Aufsicht von Lotse und Skipper Christian fährt unser Riesenbaby PARANA III aus dem Kanal ins Ijsselmeer. Unser erstes Ziel ist der Ort Kampen, Niederlande, an der Geldersen Ijssel (Fluss, welcher ins Ijsselmeer mündet)

Wir liegen an einem alten Plattbodenboot, mitten im Städtchen Kampen, mit der berühmte Brücke in Kampen.

Bereits am nächsten Morgen kamen in Kampen zwei Techniker von der Werft an Bord. Probleme mit dem Bugstrahlruder, Wasser tropft von oben in unsere Kabine, Wassermacher funktioniert nicht etc. etc. Am Nachmittag waren die Probleme behoben (so hofften wir). Danach, 14:00 Uhr konnten wir endlich in Kampen ablegen, wo die Brücke für uns hochgefahren werden musste.

Am Abend erreichen wir den idyllisch gelegenen Baggersee Rhederlaag, wo Grillmeister Max auf der Flybridge, für unser candle light dinner grilliert. Immer noch auf der schmalen Ijsel, ungefähr so breit wie unsere Reuss, aber mit grossen Frachtschiffen, welche mir manchmal Angst und Bange machten, fahren wir in die Wahl, (Mündungsarm des Rheins) und danach in den Rhein ein.

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Und so verlassen wir dann auch den holländischen Teil unserer Reise, das sympathische Land mit den vielen Kanälen, alten Schiffen, ohne Windmühlen aber vielen Windrädern und den gefleckten Kühen. Ein erster Halt in Deutschland im kleinen Hafen Wesel, wo wir im Hafenrestaurant unseren Ärger über weitere technische Probleme herunterspülten. Danach ein kleiner Spaziergang mit unserem Hundchen Momo, welches sich noch immer nicht daran gewöhnt hat, wie jede normale Katze, in ein Kistchen mit Streusand zu machen.

PARANA III wie ein Raumschiff im kleinen Yacht Club Wesel. Max und Sonja verlassen das Raumschiff….

Der Halt in Duisburg vor dem Schubschiff, Franz Haniel und dem Raddampfer, Oscar Huber war von Reparaturen geprägt. bereits vor 08:00 Uhr kamen die erste Monteure wieder an Bord. Die Zeit reichte aber auch für einen Museumsbesuch im Binnenschifffahrtsmuseum, zu welchem auch der benachbarte Raddampfer Oscar Huber gehört. Madeleine nutzte die Zeit um weiteren Proviant einzukaufen. Der Start unserer Expedition ist gelungen, auch wenn noch einiges an unserem neuen Schiff noch nicht einwandfrei funktionierte, so können wir doch sagen, dass wir ein wunderschönes und solides Schiff haben, welches bis jetzt auf der ganzen Reise nur bewundert wurde. Dies nicht zuletzt wegen den vielen geschmackvollen Accessoires, welche Madeleine ausgesucht hat.

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Wir wollen uns an dieser Stelle aber auch bei der ganzen Crew der Dijkstra Werft bedanken, welche am Schluss Tag und Nacht gearbeitet hat, damit wir unsere Reise doch noch rechtzeitig starten konnten. Besonders wollen wir uns bei Nanning und Jolise bedanken, den Eigner-Ehepaar der Werft aber auch bei Chris und Rolf und nicht zuletzt beim Techniker Marco. Für den gelungenen Start möchten wir uns auch beim Skipper Christian bedanken, welcher mich vor manchem Unglück bewahrt hat und uns an schöne Liegeplätze geführt hat.. Soviel vom ersten Abschnitt unserer Expedition 2017. Für unbereiste Landratten beantworten wir auch gerne Fragen, sofern diese von allgemeinem Interesse sind. Weiter könnt ihr jederzeit den Standort unsere Reise online unter folgendem Link verfolgen: https://www.vesselfinder.com/de/?mmsi=269110680

Es grüsst Der Flusspirat und seine Piratenbraut

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LOGBUCH PARANA Harlingen, Niederlande bis Palma de

Mallorca Seeräubergeschichten, Serie 5/ Folge 3

Ort: Wiesbaden, Yacht Club, Deutschland Datum: Mittwoch 5. Juli Gewässer: Rhein, Km 505,7 Gefahren: ca. 600 km Luftdruck: 1012 hPa Wind: 4.0 kn NE Wetter: bewölkt 27°

Liebe Leser Ich sitze mit unserem Hund Momo im Zug und fahre von Mainz in Richtung Basel! Unsere Etappe ab Düsseldorf bis vor Mainz bzw. Wiesbaden, stand unter keinem guten Stern. Im Schutzhafen, unter der bekannten Loreley, wo wir für eine Nacht ankerten, erreichte uns am nächsten Morgen die traurige Nachricht, dass die Mutter von Madeleine, Margrit Bircher, unerwartet verstorben sei.

Es war für uns- vor allem für Madeleine, ein riesiger Schock. Sinnigerweise beginnt das Loreleylied mit der Zeile:

„Ich weiß nicht was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin.“ Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar, ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar. Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei…..

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Der Anker war schnell gelichtet und wir fuhren den Rhein zu Berg in Richtung Mainz, wo wir hofften, dass wir für Madeleine schnell einen Flug nach Hause buchen können, was dann ab Frankfurt auch gut geklappt hat.

Doch zurück nach Düsseldorf von wo wir am Morgen des 25. Juni gestartet sind. Anfänglich hat alles gut ausgesehen, Max und Sonja sind in Düsseldorf von Bord gegangen auch der Platz vom Lotsen Christian wurde durch Friedel ersetzt, welcher uns wieder gut aus dem engen Stadthafen von Düsseldorf herausmanövriert hat. Übrigens Düsseldorf ist am Samstagabend eine einzige grosse Party, nicht umsonst sagt man, Düsseldorf, die längste Theke der Welt. Der Rhein ist bis Düsseldorf von Schwerindustrie geprägt, wo Firmen wie Thyssen Krupp gross geworden sind. Auch der Zweite Tag, als wir in Richtung Köln fuhren, war schon fast beängstigend ruhig, alles auf der PARANA funktionierte einwandfrei und es kam schon fast Langeweile auf.

Am Abend in der Kölner Altstadt, wo man mindestens eines der alten Brauhäuser besucht haben muss, wir entscheiden uns für das Brauhaus Sion, ein klassenloser Treffpunkt, wo Handwerker, Ratsherren, Arbeiter oder Beamte „Em Sion“ auf ein Kölsch (Bier) zusammenkommen. Dann sind

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die Kölner auch für ihre Schlagfertigkeit bekannt und nie um eine Antwort verlegen. Auch an den Kölner Dialekt müssen wir Schweizer uns zuerst gewöhnen und so wird z.B. ein Kellner „Köbes“ genannt… „Et es wie et es!“ Am nächsten Abend nach Köln, wollten wir für die Übernachtung in den Hafen Neuwied einlaufen, welcher über einen schmalen, gebogenen Arm erreichbar „hätte sein sollen!“ Obwohl der Hafenmeister uns versichert hat, die Tiefe reiche aus, sind wir bereits nach wenigen Metern im Schlamm steckengeblieben- so schnell wie möglich rückwärts wieder in den Strom hinaus, wo wir ratlos herumtüpelten und mit dem Hafenmeister Rücksprache nahmen. Plötzlich ein komisches Geräusch der Motoren, das Schiff wurde durch etwas gestoppt und kurz darauf waren wir wieder frei. Was war das? Da kann etwas nicht stimmen! Und tatsächlich hatten wir auf der Backbord-Schraube Vibrationen die nichts Gutes erahnen liessen.

Mit Hilfe, kamen wir schlussendlich trotzdem noch durch den Slick in den Hafen. So abgelegen und ruhig der Hafen auch war, die Begeisterung über die Umgebung hielt sich in Grenzen. Das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich auf der anderen Rheinseite wurde am 1. März 1986 in Betrieb genommen und nach nur 30 Monate wieder vom Netz genommen. Und da steht es nun und strahlt vor sich hin…. Auf Grund von unserem neuen Problem störte uns dieser Umstand aber nicht weiter. Am nächsten Morgen kam der Werkstattmeister, der am Hafen gelegenen Werft, persönlich vorbei und machte einen Tauchgang um sich ein Bild des Schadens an der Schraube zu machen. Dies wohlverstanden ohne Taucherbrille nur in Badehosen! Mindestens wussten wir danach, dass die Backbordschraube an einem Flügel eine grössere Macke weg hatte. Eines war somit sicher- wir konnten unsere Reise so nicht fortsetzen, das Risiko von einem Folgeschaden wäre zu gross gewesen. Für eine solche Reparatur muss das 40 Tonnen schwere Schiff aus dem Wasser, aber wo und wie? Guter Rat war teuer und so begann das Telefonieren und Warten und wieder in der Werft nachfragen und wieder warten, und immer wieder Absagen; zu gross, keine Zeit, erst in drei Wochen, unmöglich usw. usw.

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Erst nach 2 Tagen bekam Friedel einen Typ von einer Werft: „Wir kennen da einen Taucher, der kann vielleicht so etwas reparieren..“ Gegen Abend des nächsten Tages war Taucher Michael mit Lebensgefährtin Janina und sonstigem schwerem Werkzeug an Bord der PARANA. „Kann der das?“ Fragten wir uns.

Tatsächlich- unter Wasser waren ein Paar harte Schläge am Schiff zu vernehmen und immer wieder musste Janina und Friedel anderes Werkzeug reichen. Nach ca. 37 Minuten lag die Schraube auf Deck bzw. auf dem Tisch. Der Schaden an der Schraube war gut ersichtlich, kann aber von einem Spezialisten repariert werden- wie schnell?

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Am nächsten Abend um 20:00 Uhr war Taucher Michael und Janina mit der Reparierten Schraube wieder an Bord. So professionell und schnell wie die Schraube demontiert war, wurde sie auch wieder montiert. Eine Probefahrt zeigte, dass alles wieder Perfekt funktionierte. Keiner hatte geglaubt, dass wir so schnell wieder flott sind, unsere Reise konnte endlich weitergehen! Und das haben wir dann auch gemeinsam bis tief in die Nacht gefeiert.

Am nächsten Morgen die Fahrt zur Loreley. wo sich allmählich das Bild des Rheins verändert. Er windet sich durch das Gebirge, wo wunderschöne Schlösser, Burgen und Weingüter die Uferhänge zieren. Dann, im Schutzhafen Loreley, wie anfänglich erwähnt, die schockierende Todesnachricht. Wir sind in grosser Trauer und werden unsere Reise jetzt unterbrechen.

Die PARANA konnten wir im Yacht Club Wiesbaden, sicher unterbringen, sodass ich jetzt mit dem Zug auch nach Hause reisen kann. Soviel vom schicksalsreichen, zweiten Abschnitt unserer Reise und wir hoffen, dass wir unsere Reise am 17. Juli mit etwas mehr Glück fortsetzten dürfen. https://www.vesselfinder.com/de/?mmsi=269110680

Es grüsst euch Gianni & Madeleine

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LOGBUCH PARANA Nordsee, Donau, Palma de Mallorca Seeräubergeschichten, Folge 4

Ort: Würzburg, an der Stadtpromenade Datum: Samstag, 22. Juli 2017 Gewässer: Main, Km 253 Gefahren: ca. 840 km Luftdruck: 1010 hPa Wind: 4.0 kn NE Wetter: schön 24°

Liebe Leute zu Hause in der warmen Stube…

Wir sind nach zwei Wochen Pause

wieder „on the river“ in dieser Zeit hatten wir die Beerdigung von der lieben Mutter Margrit, die Geburt einer Tochter von einem lieben Geschäftsfreund und das Hochzeitsfest, von Ole und Regula, der Schwester von Madeleine erlebt und so schliesst sich der Kreis des Lebens und unsere Reise durch das Heute und Jetzt kann weitergehen.

Mit unseren neuen Gästen, Günter

und Rosa sind wir wieder zurück in

Wiesbaden, Schierstein, wo wir

unsere PARANA etwas verschissen

vorgefunden haben (Vögel). Im

Übrigen aber alles okay, sogar die

Orchideen im Salon, welche ich bei

meiner Abreise völlig vergessen

hatte, haben es überlebt.

Kleine Ansicht unserer botanischen

Sammlung an Bord. (Bild links)

Gerne beantworten wir

ernstgemeinte, fachliche Fragen!

Am anderen Morgen geht es dann endlich weiter, auch Friedel, unser Lotse ist am Vorabend wieder an Bord gekommen. Km 497 verlassen wir Rhenus Pater (Vater Rhein) die meist befahrene Wasserstrasse Europas, von welcher auch die Versorgung der Schweiz in grossem Masse abhängig ist.

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Ein kleinerer Frachter hat bereits schon die Ladekapazität von ca. 70, 40t- Lastwagen! Wir biegen also in den Main ein und fahren hoch, in Richtung Frankfurt und schon kommt die erste Schleuse. Das Schleusen will gelernt sein: Funken, Manövrieren in der Schleuse und vor allem das richtige belegen der Leinen an den Pollern sowie Schleusenhaken an der Leiter und dann sind da noch die Fender und Schleusenbretter. Alles verstanden? Macht nichts, wir haben auf jeden Fall die ersten drei Schleusen vor Frankfurt unter der fachkundigen Leitung von Friedel gut gemeistert.

Frankfurt

Im Westhafen von Frankfurt wurden wir vom Hafenmeister freundlich empfangen. Wieder ein Spezialplatz mitten in der Stadt durch die Beziehzungen von unserem Vorgänger-Lotsen Christian. Viel haben wir von der 720‘000 Einwohner zählenden Grossstadt nicht gesehen, mich plagten nach dem Abendessen beim Italiener, Magenkrämpfe und Günter verspürte Ähnliches. Früh an Bord suchte ich sogleich meine Kabine auf bzw. die Toilette und lege mich zu Bett- so viel zu Frankfurt….

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Nach einigen Brücken lassen wir die Grossstadt hinter uns und der im Vergleich zum Rhein schmale Main, zieht sich ruhig durch die grüne Landschaft. Deutschland zeigt sich in dieser Weingegend, mit den historischen Dörfern und Städtchen, von einer uns unbekannt schönen Seite. Nun reiht sich Schleuse an Schleuse, zum Verständnis des unkundigen Bergbewohners; der Rhein bei Mainz ist noch 81 m über Meer, die Donau bei Kelheim, wo wir hin wollen, 338 m! Dort hinauf müssen wir mit der 40t schweren PARANA. Ein Schiff ist bekanntlich kein Klettergerät, deshalb 50 Schleusen bis Kelheim. Alles klar?

Mit Friedel verfeinern wir unsere Schleusentechnik ständig (auch bei Regen) und die Crew war bald ein eingespieltes Team, sodass Friedel sich schon fast langweilen muss. Nur unser Momo, der kapiert immer noch nicht, dass ein Schiffshund ins Kistchen machen muss!!!! Sobald der Wasserstand der Schleuse jeweils genügend hoch war, muss Madeleine das Tier an Land heben, wo der Momo ein grünes Plätzchen sucht und seine Sache verrichtet. Manchmal zieht sich der Main durch völlig unberührte Natur, dichte Vegetation überdeckt den Fluss fast und lassen bei mir Erinnerungen an das Amazonasgebiet hochkommen. (Bei dem Vergleich lachen unsere brasilianischen Freunde sicher:)

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Würzburg

840 Km haben wir bis dahin in unsere Expedition zurückgelegt und seit der ersten Idee der Expedition bis heute, ist so viel Zeit vergangen, dass ich manchmal nichtmehr daran geglaubt habe, dass wir mit der PARANA soweit durch Europa fahren können. Entsprechend Aufsehen erregen wir mit unserem Schiff an jedem Ort wo wir festlegen. Sicher schon 1ooo Fotos wurden geschossen und so viele Leute sprechen uns an, wie wir mit einem solchen Schiff bis dahin kommen etc. etc. sogar der Kapitän von einem Hotelschiff und die Presse sind zu uns gekommen und wollten sich über die PARANA erkundigen.

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Da stellt sich für euch zu Hause sicherlich die Frage, wie wir mit dieser Publicity umgehen? Da hilft nur eins, ich setze mich mit der Gitarre raus aufs Hinterdeck und schon verschwinden alle Schaulustigen- wenn nicht, geht Madeleine noch mit einem Hut rum, dann ist sicher jeder weg! Falls dann doch einer eine Münze in den Hut wirft, so ist das ein kleiner Zustupf an unsere Reisekosten. So geht das…. Die Woche geht zu Ende und unsere lieben Gäste Rosa und Günter verlassen uns, auch Friedel, von dem wir so viel lernen durften verlässt uns einen Tag später. Unten ein Paar Impressionen von der vergangenen Woche mit Günter und Rosa.

Es Grüsst der Seemann, die Seefrau und der Seehund

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LOGBUCH PARANA Nordsee, Donau, Palma de Mallorca Seeräubergeschichten, Folge 5

Ort: Kelheim, Marina Saal Datum: Freitag, 4. August 2017 Gewässer: Donau, Km 2410 Gefahren: 1148 km Luftdruck: 989 hPa Wind: 0.0 kn Wetter: leichter Regen 25°

Liebe Freunde der gemässigten Flusspiraterie und anderen Räubereien

Wir sind nach der europäischen Wasserscheide (406 m ü.M.),

aus dem Fränkischen, endgültig in der bayrischen Bier-, Weisswurst- und Leberknödel-Metropole angekommen. Dies wurde uns dann auch unmissverständlich zu verstehen gegeben, als wir in Riedenburg eine gute Flasche heimischen Wein bestellen wollten: "Wir sind hier eine Bierregion!" Kam die Antwort von der Dame im Dirndl "Also dann, ä Weisswurst und ä Bier, bitt schen…"

Gestartet sind wir in Würzburg, wo noch der Wein wächst und uns zuletzt auch der Friedel verlassen hat. Madeleine und ich sind jetzt alleine unterwegs, das ist ein Bisschen so, wie wenn man zum ersten Mal ohne Fahrlehre autofährt. Wir haben aber die erste Strecke mit vier Schleusen bis Kitzingen gut gemeistert. Spät am Abend bekommen wir Besuch von Paul, dem Bruder von Madeleine. Er ist mit dem Fahrrad unterwegs und bring uns auch gleich das schlechte Wetter mit. Lieber Paul, das ist nicht persönlich gemeint, zu deiner Entlastung sei gesagt:

Der Paul ist in guter Seemann und war uns eine grosse Hilfe am Ruder, beim Anlegen und in den Schleusen. (das reicht jetzt…)

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Brückenhöhen Schleusenhöhe 25m! bald oben angekommen

Mit dem vielen Rege, welcher Paul mitgebracht hat, steigt auch der Wasserstand, wo wir vorher zu wenig Wasser hatten und so mancher Hafen zu geringe Tiefen für unsere PARANA hatte, so mussten wir jetzt jede Brücke langsam anfahren und die Höhe genau im Auge behalten. Der höchste Punkt über Wasser ist bei unserem Schiff ca. 6.3 m, da hat auch schon mal die Antenne unter der Brücke gestreift! Auch die Schleusen werden immer höher und bringen uns langsam auf den höchsten Punkt von 406 m. Der Höhepunkt bildet eine Dreiergruppe von Schleusen, welche uns jeweils um 25m höher bringt. Da kann es einem schon mal mulmig werden, wenn man in einem 25 m tiefen Schacht steht und wartet bis das Wasser uns hochhebt.

In Schweinfurt haben wir keine Kosten gescheut und uns den Liegeplatz am Stadtquai geleistet. (10.- € inkl. Strom) Momo, welcher leider noch nichts dazugelernt hat, konnte sich zugleich auch im angrenzenden Park erleichtern und den Hasen hinterherrennen, welche sich dort schonungslos vermehren. Zu Schweinfurt, schreibt mir Herr M.H. aus M. folgenden, sinnigen Kommentar, welchen ich an dieser Stelle gerne wiedergebe: „Achtung, in Schweinfurt gibt es keine Koteletten, da Schwein furt!“ Wirklich sehr schön! Herr M.H. aus M. Am Nachmittag stossen unsere frisch vermählten Regula und Ole zu uns und somit sind die Geschwister Bircher fast komplett beisammen. Am nächsten Tag in Bamberg verlassen wir den Main nach 367 km und fahren in den Main-Donau-Kanal ein, welcher 1994 nach 32 Jahren Bauzeit eröffnet wurde und die grossen Ströme Rhein und Donau miteinander verbindet.

Absacker in einer Bamberger Bar……

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Der künstlich erbaute Kanal wurde mit grosser Sorgfalt in die Natur eingebettet und hat wie der Main viele wunderschöne historische Orte. Er ist aber eng und erfordert bei der Begegnung mit grossen Frachtern und Hotelschiffen vorsichtiges navigieren.

Da fährt der Paul von dannen mit dem Radl und schon steht Ungemach ins Haus bzw. ins Schiff. Zuerst Probleme mit dem Stromgenerator, dann mit dem Wassermacher und zuguterletzt ist eine Toilette derart verstopft, dass ich das gute Stück demontieren muss. Das gehört nicht zu meinen liebsten Aufgaben und was ich in dem Gedärme bzw. Schläuchen der elektrischen Toilettenmechanik vorgefunden habe, will ich weder bildlich noch verbal dokumentieren. (Gegen die Täterschaft wird nicht weiter ermittelt, das Verfahren ist eingestellt.)

Soviel zum Thema Toilette und ich möchte übergehen zu einigen Impressionen der fränkischen und bayrischen Trinkkultur.

Besonders hat uns der bayrische Caipirinha geschmeckt, aber auch in der Bier-Metropole wird

Wein getrunken und die Franken saufens auch Bier. So isses!

Zum Schluss will ich noch einige der zahlreichen E-Mails beantworten, die uns erreicht haben:

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Frau F.W. aus SH. fragt: „Müssen Frauen an Bord ein rotes Einheitstenu tragen?“

Nein Liebe Frau F.W. aus SH. das war ein Sonderangebot, Zwei für Eins.

Herr R.H. aus L. fragt: „Könnte der Momo nicht seine Sache in eurer botanischen Sammlung an

Bord verrichten, was eine hervorragende Düngung wäre?“

Wäre möglich, lieber Herr R.H. es handelt sich dabei hauptsächlich um Gewürzpflanzen wie Salbei,

Rosmarin, Schnittlauch etc. Übrigens Sie sind gerne einmal bei uns zum Essen eingeladen.

Und weiter Herr F.K. aus A.a.A. schreibt: „Wisst ihr eigentlich nicht, dass gegen

Magenbeschwerden nur Nardini Grappa, hilft?“

Doch, lieber Herr F.K. aus A.a.A, das wissen wir sehr wohl, aber wir trinken keinen Alkohol!

Soviel für heute, lesen Sie weiter, wenn es heisst, an der schönen blauen Donau….

Es grüssen die Flusspiraten

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LOGBUCH PARANA Nordsee, Donau, Palma de Mallorca Seeräubergeschichten, Folge 6

Ort: Wien, Marina Wien Datum: Mittwoch, 16. August 2017 Gewässer: Donau, Km 1926 Gefahren: 1633 km Luftdruck: 1008 hPa Wind: 4.0 kn Wetter: schön 25°

Liebe Freunde der PARANA-NEWS

Wie man aus Filmen weiss, lieber Leser, so sind Expeditionen nie ganz ungefährlich, sind aber dafür auch erlebnisreich. Die folgenden Ereignisse haben sich auf der Strecke zwischen dem bayrischen Weisswurst-Äquator und Wien zugetragen. In den Hafen Saal bei Kelheim wo es richtig bayrisch gemütlich war, sind Madeleine und ich alleine eingelaufen. Schnell hatten wir durch den Momo Kontakte mit den Dauermietern im Hafen geknüpft. „Äh, schauns, braves Hundchen, gell, so braves Hundchen; aber wo kommts denn ihr her mit dem grossen Boot? Is ja ä Wahn!“

Und schon sassen wir beisammen am Tisch, wo zu später Stunde, nach 1,2,3,4,5,6,7... Bierchen beschlossen wurde, dass wir bei uns an Bord ein Weisswurst Frühstück machen würden. Nach bayrischer Art geschah dies mit Bier und Brezel. (in den Weingläsern ist Bier! (nicht gerade bayrisch aber s schmeckt)) Noch manches Bierchen haben wir in den drei Tagen zusammen getrunken und die herzhafte Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, dieser Leute, war einmalig und bewegte uns sehr. Entsprechend war auch der Abschied auf dem Steg, als wir nach drei Tagen den Hafen Saal in Richtung Passau verliessen.

Der Aufmerksame Leser hat sicherlich gemerkt, dass wir ab Kelheim nicht mehr auf dem Main-

Donau-Kanal sind, sondern auf der schönen blauen Donau, wie sie im Walzer von Johann Strauss besungen bzw. begeigt wird. Die Donau ist aber alles andere als blau, so wenig wie der bei Passau einfliessende Inn, grün ist! (Das Kufsteiner Lied)

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Bild oben: Passau, wo die blaue Donau und der grüne Inn zusammenfliessen. Das Kuriose dabei ist nicht die Farbe- sondern, dass der Inn, welcher in der Schweiz entspringt, mehr Wasser als die Donau bringt! Streng genommen müsste die Donau, Inn heissen! „Wer hat‘s erfunden? ...!“

Fast hätte ich es vergessen, ab Kelheim sind neue Gäste zu uns gestossen, Verena und Roli. Von diesem Tag weg wurde noch mehr Bier an Bord getrunken. Roli ist der Hobby-Bierbrauer von der Innerschweiz! Auch von diesem Tag an tanzte in den Schleusen, auf dem Netztrampolin, unser River Dance-Due Verena und Madeleine. Dies sehr zum Vergnügen der Schleusenwarte und der übrigen Männerwelt.

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Wir verlassen Deutschland,

und die Donau bildet noch auf einer kurzen Strecke die Grenze zwischen Deutschland und Österreich, bevor ich die neue Gastlandflagge an der Steuerbordsaaling setze.

Wir möchten hier an dieser Stelle erwähnen, dass wir Deutschland von einer sehr schönen Seite kennengelernt haben und allgemein mit sehr grosser Freundlichkeit empfangen wurden.

Nahe der Stadt Linz haben wir einen guten Hafenplatz gefunden, das will aber nicht bedeuten, dass alles andere gut läuft. Zuerst setzt einmal schwerster Regen ein, das Schiff zeigt eine undichte Stelle- nicht unten! oben, welche sich ausgerechnet im Elektroschrank bemerkbar macht. Dann kommt der Servicemann für die Motoren und Generatoren an Bord, weiter kommen wieder Techniker aus Holland, welche nun endlich das Bug- Strahl-Ruder in Ordnung bringen sollten. Damit die Leute arbeiten können sind wir behilflich um eine Blache zu spannen. Nass und kalt bis auf die Knochen setzen wir uns in den Salon und wollen die Heizung in Betrieb nehmen, was leider auch nicht funktioniert. So hart kann das Flusspiratenleben sein, lieber Leser, zu Hause im Trockenen.

Abendlicher Rundgang in Linz bei kurzem Unterbruch des Regens. (Personen und Hunde sind deutlich zu erkennen!)

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Neue Gäste- neues Ungemach? Wir Seeleute- Seemann, Seefrau und Seehund sind halt schon etwas abergläubisch. Nun gut, der Regen hat wenigstens etwas nachgelassen, als wir am nächsten Morgen Linz verlassen. Das viele Wasser macht die die Donau zu einem reissenden Strom und ich habe für diesen Abend noch keinen Liegeplatz gefunden, Sportboothäfen sind meistens zu klein für unsere PARANA und so versuchen wir es bei einem Steg für die Passagierschifffahrt. Das war keine gute Idee- grobe, weit auseinanderliegende Eisenpfosten kommen seitlich näher. Alle Fender, welche normalerweise das Schiff schonend abfedern, geraten zwischen die Pfosten. Ein Schleusenbrett verklemmt sich zu allem Unglück noch so, dass nur noch rückwärtsfahren möglich war. Die Donau drückt uns gnadenlos auf den Steg und der Rumpf der PARANA schrammt den Eisenpfosten entlang. Es war ein absoluter Alptraum für mich und ich habe jetzt noch das schleifende Geräusch in den Ohren.

Bild 1, gut geschützt wie es sein sollte. Bild 2 -5 Schaden Sammlung

Der Schaden Ärgert einem wie die erste Beule beim neuen Auto. Zum Glück haben alle Gäste bei meiner ersten Lektion „Schifffahren für Anfänger“ gut aufgepasst und bei niemandem sind Finger oder Hände dazwischen gekommen. 40 t kann der stärkste Mann/Frau nicht aufhalten! Hat die neue Crew uns

nun so viel Unglück gebracht? Wir vermögen es nicht mit Bestimmtheit zu sagen, auf jeden Fall

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waren sie ein gutes Team in der Küche, was ja auch viel Wert ist. Und nicht zu vergessen die täglichen, zirkusreifen Darbietungen unserer weiblichen Crew-Mitglieder, was mir das konzentrierte Fahren nicht unbedingt erleichterte.

Die Schleusen werden seltener und die Donau ist an manchen Stellen über 300m breit. Nach zwei

Monaten Reise bricht die Nacht früher über die PARANA herein und am Morgen ist bereits ein Hauch von Herbst spürbar.

Nach der viel besagten, schönen Wachau, welche wir nur bei schlechtem Wetter erleben durften,

wird es langsam wienerisch. Wien, eine Stadt die immer wieder eine Reise wert ist und an

kulturellen Angeboten kaum zu überbieten ist. Über Wien will ich aber nichts mehr schreiben, weil

der Bericht eh schon recht lange ist und ich habe ja auch noch anderes zu tun!

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Es war eine schicksals- und erlebnisreicher Reiseabschnitt aber ohne diese Erlebnisse wäre eine

solche Reise wie eine Suppe ohne Salz. Unsere lieben Gäste, welche sicher noch lange davon

erzählen werden, gehen vor der Schleuse bei Wien von Bord. (Marcel, Sabina, Cornelia und Roger)

Ich schliesse an dieser Stelle meine Berichterstattung aus Wien und schalten sie wieder ein, wenn

es heisst: „Momo kriegt die Kurve nicht!“

Es grüsst der Chefpirar und seine Piratenbraut

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LOGBUCH PARANA Nordsee, Donau, Palma de Mallorca Seeräubergeschichten, Folge 7

Ort: Belgrad Datum: Montag, 4. September 2017 Gewässer: Donau, Km 1171 Gefahren: 2428 km Luftdruck: 1010 hPa Wind: 6.0 kn Wetter: schön 31°

Liebe Freunde zu Hause in der warmen Stube

Dieser Bericht führt uns durch den Balkan, vom ungarisches Gulasch bis zum serbischen „Tschi –

wap-tschi-tschi“ = „Ćevapčići“ Mit gemischten Gefühlen, was uns erwartet, sind wir von Österreich in die Slowakei eingereist. Unser erster Halt war in

Čunovo und ich nehme an, dass jeder weiss wo

Čunovo liegt! (15 km von

Bratislava, Slowakei) Dort wo die Donau unterhalb von Bratislava gestaut ist und dadurch eine Breite von mehreren Kilometern hat. Äusserst freundlich wurden wir vom jungen Thomas und dem bärtigen Marinero empfangen und sogleich haben wir zusammen einen Anlegerdrink an Bord getrunken.

Erstaunlich auch, wie wir immer wieder von Leuten beschenkt wurden. Der Thomas z. B. überreichte uns bei der Abreise eine Flasche Wodka. Ein Koch, bei welchem wir in der Marina gegessen hatten, brachte uns eine heimische Wurstspezialität.

Der Ausflug in die lebhafte Innenstadt von Bratislava hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Hauptstadt

mit 423‘000 Einwohnern ist einzige Hauptstadt in Europa, welche an zwei Länder grenzt.

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Am nächsten Tag kommt die liebe Erika an Bord, ohne seemännische bzw. seefrauische Erfahrung, dafür mit einem Herz für unseren Seehund und gleich wird sie mit den letzten aber hohen Schleusen konfrontiert.

Ab Bratislava verläuft die Donau wieder in Richtung Süden und wir entfliehen dem Herbst. Ohne

Zollformalitäten fahren wir von der Slowakei nach Ungarn über. Wenn zwei Dinge zusammen gehören, dann ist es die Donau und Budapest. Budapest gehört wohl auch zu den schönsten Städten an der Donau und wir haben dort einen guten Hafenplatz (mit 5cm

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Wasser unter dem Kiel) oberhalb der Margareteninsel gefunden. Hier durften wir am Abend das dritte Feuerwerk auf unserer Reise erleben. Dazu gab es die legendären Wodka- Spaghetti von Erika, ein gutes Fläschchen Rotwein, oder waren es zwei? Was kann das Leben mehr bieten…

Habe ich vergessen meine Ferien im Geschäft einzugeben? Am andern Morgen kommt die ganze Geschäftsleitung über den Schwimmsteg anmarschiert. Nein, wir haben unsere Geschäftsleiter-Sitzung kurzerhand nach Budapest verlegt. An dieser Stelle möchte ich noch den Unterschied zwischen der alten Generation und der jungen Generation von Geschäftsleitern erklären.

Während sich die junge Generation mit der Limousine zur Sitzung chauffieren lässt, fährt der „Alte“ mit dem Mini-Fahrrad zum Hotel Intercontinental zur Sitzung- so ist das, meine lieben Leser! So schön wie Budapest ist, so hat es auch seine Schattenseiten und viele obdachlose Bettler leben auf der Strasse, was uns wieder bewusst werden lässt, dass wir in einer absolut luxuriösen Welt leben und unsere Reise, welche wir machen dürfen, ein grosses Privileg ist. Erika reist von Budapest zurück und unsere Reise geht weiter Richtung Süden wo Städte, Brücken und Häfen immer seltener werden. Wir legen an einem noch viel verlasseneren Ort, als das euch

bekannte Čunovo an.

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Exakt an diesem Tag, als unsere neuen Gäste, unser Sohn Fabio mit unserem lieben Freund Martin ankommen, findet am Abend ein kleines Dorffest statt. Jeder Dorfbewohner der Singen, Tanzen oder sonst etwas kann, durfte seine Künste auf einer Bühne darbieten. Bier und ungarisches Gulasch halfen uns die von ausgezeichnet bis schwererträglichen Darbietungen zu überwinden. Aber auch wir Schweizer haben unsere Traditionen, deshalb am nächsten Tag, bei etwas kälterem Wetter, ein Fondue an Bord.

Und schon bald ist Serbien in Sicht, welches rund 500 km Anteil an der Donau hat und welche zum Teil die Grenze zwischen Kroatien und Ungarn bildet.

Da Serbien weder zur EU noch zum Schengen-Abkommen gehört, ist das Einklariere bzw. die Revision nur über einen Agenten möglich, dessen Funktion mir im Nachhinein nicht ganz klar ist. „Heute ist das leider nicht mehr möglich.“ Sagt mir der Agent am Telefon. Wir legen an einem Frachter an, wo wir mit dem sympathischen, jungen Kapitän, Stefan, die Zeit vertreiben.

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Am andern Morgen, anklopfen beim Büro der Agentur, welche im selben, maroden Gebäude wie der Zoll ansässig ist. Schwalben hausen in den Gängen, in welchen der Putz von den Wänden fällt und sich grüner Schimmel an der Decke breit macht. Ich gehe mit dem Agenten zum Zöllner, ein älterer Herr, welcher mir die Hand schüttelt und bedenklich dreinschaut: „Nicht ganz einfach, es daure natürlich schon noch eine Weile.“ gibt er mir in gebrochenem Englisch zu verstehen. Nach rund vier Stunden haben wir die notwendigen Papiere und Stempel, der Agent kassiert 70 Euro und wir können auf der serbischen Donau weiterreisen.

Und da wäre noch die Sache mit dem Momo und der Kurve. Momo freut sich immer nach Hause auf die PARANA, was zur Folge hat, dass sie zu einem Spurt zum Sprung auf das Heck ansetzt- wenn da nicht die Kurve wär und Momo so dreimal über Bord gefallen ist. (Bild zwei: Kräftig schütteln und etwas verdutzt dreinschauen) Belgrad oder der Stadtteil Zemun, wo wir in einem Altarm der Donau ankern, ist sehr belebt. Das ganze Ufer ist gesäumt von schwimmenden Restaurants und Discotheken, welche sich bis in die frühen Morgenstunden lautstark bemerkbar machen. Martin und Fabio kommen noch ein letztes Stück mit uns weiter zu einem noch viel unbekannteren

Ort als Čunovo, dessen Name ich nicht einmal aussprechen kann, und fahren mit dem Bus zurück auf den Flughafen Belgrad. Es war eine spannende Etappe mit vielen lustigen, kuriosen Eindrücken, welche ich euch nicht vorenthalten möchte.

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1) In Thailand am Badestrand angelangt? Nein, der Buda ist in Budapest ,ist ja klar und unten

badet Martin am Sandstrand der Donau

2) Wer ist dann das auf der Plakatsäule in Bratislava? Unser Luzerner DJ Bobo

3) Ein Wasserflugzeug dicht über uns. Der Typ, vermutlich ein alter Kriegsveteran aus dem

Jugoslawienkrieg, hat sich, neben Flugzeug und Boot, eine stattliche Sammlung von

Panzern und anderem Kriegsmaterial vor seine Villa gestellt.

4) Was schwimmt denn da mitten in der Donau? Eine Wildsau quert mit ihren Jungen die

Donau.

5) Die Jungen kennen den Wagen nicht mehr, welchen man in Serbien noch oft sieh.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass meine Berichte immer ca. zwei bis drei Wochen Rückstand

haben, in Wirklichkeit sind wir bereits in der Nähe von der rumänischen Hauptstadt Bukarest und

haben immer noch Temperaturen gegen 30 Grad. (Keine Spuren vom Herbst)

Ein Vorgeschmack auf den nächsten Bericht...

Es grüsst die Frau des Piraten und der Piratenkapitän

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LOGBUCH PARANA Nordsee, Donau, Ägäis Seeräubergeschichten, Folge 8

Ort: Kusadasi (Türkei) Position: 37° 52‘ N 027° 16‘ E Datum: Donnerstag, 12 Oktober 2017 Gewässer: Ägäisches Meer Gefahren: 2501 sm (4633 km) Luftdruck: 1012 hPa Wind: 8.0 kn Wetter: schön 26°

Liebe Leser der Expedition PARANA III, 2017

An der Grenze von Serbien und Rumänien ist das Eiserne Tor, welches als einer der imposantesten Taldurchbrüche Europas gilt. Die Donau wird auf 200 Meter Breite verengt und ist stellenweise mehr als 50m tief. Die Bilder zeigen die Einfahrt zum Eisernen Tor und erinnern stark an die Axenstrasse am Vierwaldstättersee. So schön und einsam die Donau jetzt ist, so arm sind die kommenden beiden Länder, zu welchen der Fluss die Grenze über mehrere hundert Kilometer bildet. In einem grossen Zollgebäude am linken, rumänischen Flussufer hat ein Zöllner sein vereinsamtes, spärlich eingerichtetes Büro mit PC (Windows XP) Wie bei allen staatlichen Institutionen läuft ein TV-Gerät, welches bevorzugterweise Sportsendungen überträgt. Ja, was soll dann ein Zöllner den ganzen Tag sonst tun, wenn nur ein Schiff pro Tag kommt?

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Wir deklarieren uns beim freundlichen sportinteressierten Zöllner problemlos ein. An dieser Stelle möchte ich auch betonen, dass auf unserer ganzen Reise, nie, auch nur andeutungsweise, Schmiergelder verlangt wurden. Rumänien erscheint uns aber heruntergekommen, Gebäude, Strassen und Infrastrukturen sind verwahrlost. Alte Villen, zeugen aber von anderen Zeit in Rumänien und ältere Leute trauern den Zeiten des ehemaligen, kommunistischen Staatspräsidenten Ceausescu nach. Die Meinungen gehen da, verständlicherweise, auseinander.

Kirchen sind hingegen gut unterhalten

und so fallen die jeweils metallisch, glänzenden Kirchendächer schon von weitem auf. Die Preise sind entsprechend tief und im

Restaurant kostet ein Cordon Bleu 10 Lei

= Fr. 2.50! oder 0.4 l lokales Bier Fr.

0.85!

Auch in Rumänien machen wir mit der Bevölkerung immer wieder sehr positive Bekanntschaften.

Es hat sich bewährt, wenn man den Leuten mit Offenheit, Respekt und Würde begegnet, egal

welchen Stand sie in der Gesellschaft einnehmen.

So liess uns ein älterer Mann an seinem Hausboot anlegen und zeigte uns dann auch gleich noch die

Sehenswürdigkeiten und „besten“ Restaurants des Städtchens Turnu Severin. Oder die vier jungen

Männer, welche uns mit ihrem Motorboot durch das niedrige Wasser in einem Donau-Arm lotsten,

wo wir dann Ankern konnten. Es gäbe noch viele Geschichten von Begegnungen mit Menschen, die

uns ein ganz anderes Bild von den Bewohnern des Balkans gegeben haben.

Seit Belgrad sind Madeleine, ich und unser Wachhund Momo, alleine durch

diese einsame Gegend gefahren. Unsere Reise gerät immer mehr durch längere

Aufenthalte und Reparaturen in Rückstand und dadurch mussten unsere neuen

Gäste nach Bukarest fliegen anstatt, wie ursprünglich geplant, nach Istanbul.

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Zugegeben der Unterschied zwischen Istanbul und dem kleinen, verlassenen Nest, Oltenita war

etwas krass, für unsere neuen, eher grossstadtorientierten Gäste.

Von links nach rechts, ankommend aus Bukarest: Alain, mein Neffe mit Freundin Severine,

Schwager Fredi und meine liebe Schwester Mirjam, genannt Mimi. (Mimi ist nicht das jüngere

Fräulein links!)

Zur gleichen Zeit verlässt mich meine liebe Madeleine. (Nicht für immer!) Unser Sohn Pascal hat

eine Diplomfeier und in unserem kleinen Rebberg sind die Trauben zum wimmen reif.

Leider hate

sich auch hier

wieder

bewahrheitet,

neu Gäste,

neues

Ungemach.

Die Gegend

bleibt einsam

und es bieten

sich kaum

attraktive

Anlege-Möglichkeiten für unsere Gäste an, sodass wir Ankern mussten, was wiederum bedeutete,

Verpflegung an Bord.

Die Küchenmannschaft hat sich ihrem Schicksal ergeben und sehr gut gearbeitet. Der längst fällige

Lammgigot war wirklich ausgezeichnet.

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Die Situation mit Ankern und Kochen sollte sich noch mit wenigen Ausnahmen bis ins Schwarze

Meer durchziehen. Zu

allem Elend führte die

Donau wenig Wasser,

was zur Folge hatte,

dass wir nicht direkt

zum Schwarz-Meer-

Kanal fahren konnten,

sondern auf einem

Nebenarm, ca. 100 km

Umweg fahren mussten.

Gerne wäre ich durch

das wunderschöne

Naturparadies des

Donaudeltas gefahren,

aber dazu reichte uns

die Zeit einfach nicht

und wir waren froh, als wir endlich in Cernavoda angekommen sind, wo der Kanal zum Schwarzen

Meer beginnt. Ich dachte, das ist jetzt noch ein Katzensprung, aber weit gefehlt- als wir auf die

Schleuse zufahren wollten, welche die unterschiedlichen Wasserstände zwischen Schwarzem Meer

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und Donau überwindet, ertönt es aus dem Funk in Balkanenglisch: „Parana three, Parana three, go

to the bordcontrol!“ Alle Papiere wurden wieder kontrolliert, wir dürfen aber hinter dem Frachter

Arco in die Schleuse einfahren, nachdem wir im Schleusenvorhafen zwei Stunden gewartet haben!

Wir freuten uns, dass wir die 60 km Kanal zügig durfahren konnten und vor der Schleuse ins

Schwarze Meer standen. Schön und gut, aber die schnelle Fahrt hat nichts genutzt, erst nach

Stunden, als es bereits finster wurde, werden wir mit anderen Frachtern nach unten geschleust.

Ich fühlte mich verbraucht von den letzten Tagen. Ich hatte genug vom

Ankern zwischen Frachtern, Behördengängen und immer kälter

werdendem Wetter. Ich will in den Süden! Die Winde im Schwarzen

Meer wären einigermassen günstig gestanden und so habe ich mich mit

der Crew beraten, ob wir am nächsten Tag nicht direkt nach Istanbul

fahren wollen. Die Idee hat sich als nicht besonders gut erwiesen.

Nach einigen Stunden Fahrt setzte der Backbord-Dieselmotor aus.

Die Maschine war nicht mehr zu starten, mit einer Maschine

weiterzufahren wäre zu riskant gewesen. Ich beschloss den nächsten

Hafen in Bulgarin anzulaufen. Mit einigen Schwierigkeiten haben wir

bei Dunkelheit im Hafen Balchik beim Zoll angelegt. Trotz Müdigkeit

und Hunger mussten wir noch die Zollformalitäten erledigen- danach

alle Restaurants geschlossen…

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Wenigstens erwies sich der Ort

Balchik am nächsten Morgen

als akzeptable Abwechslung

zum Anker und die Crew hatte

wieder einmal festen Boden

unter den Füssen.

Ich will jetzt nicht sagen, dass

das Pech mit dem Motor von

den Gästen an Bord gebracht

wurde- aber…. nachdem ich

alle verfügbaren

Motorenspezialisten

kontaktiert hatte und keiner so

richtig Rat wusste, schaltete

ich für 15 Minuten die Stromversorgung des Motors aus und siehe da, das Motörchen drehte

wieder wie wenn nichts gewesen wäre!

Lieber Leser, ich bin ja nicht abergläubisch aber urteilen sie selber ob dieses komische Ereignis

nicht doch durch die schlechten Geister der Crew verursacht wurde?

Nach weiteren zwei Tagen kommt Madeleine zurück an Bord. Momo und ich

freuen uns, dass Frauchen wieder da ist.

Nach einem weiteren Tag fliegen Mimi, Fredi, Severine und Alain von Varna,

Bulgarien zurück nach Hause und ich dachte, jetzt wieder alles schön und gut,

doch es sollte noch schlimmer kommen.

Wir brechen auf zum wunderschönen Ort Nessbar, welcher mit seinen

bedeutenden Bauwerken und der einmaligen Lage in das UNESCO Welt-

Kulturerbe aufgenommen wurde. Leider hatten wir nur einen Abend Zeit um

uns diese Perle am Schwarzen Meer anzuschauen.

Die Windvorhersage

für die kommende

Woche besagte

nichts Gutes! Nur

ein sofortiges

Aufbrechen bringt

uns noch vor einem

grösseren Sturm

durch das Schwarze

Meer.

Wir fahren los,

müssen aber noch

einen Halt in

Bulgarien vor der

türkischen Grenze

machen, um uns

abzumelden. Danach

geht es gleich

weiter. Wind und

Wellen nehmen stetig zu, Madeleine liegt bereits mit Tabletten gegen Seekrankheit auf der

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Sitzbank im Salon. Es wird schnell dunkel und die Wellen höher. Der Hund kotzt auf Deck, ich

sage Madeleine nichts, um die Situation nicht noch schlimmer zu machen. Dunkle Nacht bricht

herein und Gewitterwolken kündigen sich auf dem Radar an. Schubladen und Schränke schlagen

auf und zu (leider hat die Werft es versäumt Verriegelungen einzubauen) und Geschirr geht in

Brüche. Mit Klebeband schaffe ich Abhilfe bei den Schubladen. Wir fahren in die Gewitterfront

und es setzt sintflutartiger Regen ein, als wären wir in eine Autowasch- bzw. Schiffwaschanlage

und jetzt schiessen rund herum Blitze ins Meer und erleuchten für kurze Momente die meterhohen

Wellentäler. Das Gewitter bleibt über uns und dauert die ganze Nacht an. Madeleine steht

Todesängste aus und ich versuche mit 20 minütigen Schlafintervallen durch die Nacht zu kommen.

Gegen Morgen erreichen wir den Bosporus- noch zu dunkel um in die viel befahrene Wasserstrasse

eizulaufen. Ein, zwei Stunden warten wir im sich beruhigenden Meer ab, bis sich erstes Licht am

Horizont bemerkbar macht.

In wunderschöner Morgenstimmung und ruhigem Wasser, erleben wir die fantastische Kulisse des

Bosporus, welcher die geografische

Grenze zwischen Asien und Europa bildet.

Wir sind endlich in Istanbul angekommen!

Der Stadthafen in Istanbul ist nicht so

schön dafür schön teuer. Wir ruhen uns

aus, erledigen die Zoll-Formalitäten und

versorgen uns mit neuen Lebensmitteln.

Wie erwähnt ist unser Fahrplan immer

mehr in Rückstand geraten und unsere

neuen Gäste wären eigentlich nach Athen

geflogen. Gegenüber der Türkei waren sie

anfänglich sehr skeptisch eingestellt, aber

bereits nach einer Stadtbesichtigung von

Istanbul, kam Begeisterung auf. Was wir

bei uns aus den Medien erfahren, ist hier

auf keine Weise spürbar. Ein freundliches

sauberes Land zeigt sich uns, welches

Gäste willkommen heisst.

Man merkt aber, dass der Tourismus

ausgeblieben ist und man auf höchste

Sicherhit bedacht ist, selbst bei den

Eingängen zum Grossen Basar wird man,

wie auf dem Flughafen, einer

Sicherheitskontrolle unterzogen.

Ich verzichte auf die Bilder von Istanbul,

reist selber in die Türkei!

Bild: James, Dora, Bettina, Noldi.

Um Missverständnisse zu vermeiden:

James+Bettina, Dora+Noldi

Die Nordküste des Marmarameers haben wir in zwei Stopps hinter uns gebracht, da die starken

Winde vom Schwarzen Meer sich auch noch dort bemerkbar machten. Trotzdem noch ein lustiges

Erlebnis vom Marmarameer, welches zeigt wie anders die Türkei sein kann, als das was wir bei uns

annehmen.

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Wir kommen im Hafen von Mürefte an, wo sich Fischer vom Pier verziehen, an welchem wir

anlegen wollen. Ich entschuldige mich bei den Männern, dass wir sie vertrieben haben und frage

zugleich, was das für Tee sei, welchen sie aus ihren Bechern trinken. Nein, das sei Wein, hier sei

eine Weingegend, bekomme ich zur Antwort! Der Junger Mann überreicht mir sogleich eine

Flasche Wein, welche er aus seinem Auto geholt hat. Und ich frage mich, wo bleibt denn da die

muslimische Gläubigkeit?

Nach den Dardanellen, welche das Marmarameer mit der Ägäis verbinden, machen wir halt auf der

Insel Bozcaada. Die kleine Insel hat mit ihrer schönen Urtümlichkeit alle überrascht und

begeistert.

Spaziert man durch die Gassen des Ortes Bozcaada so findet man nahe beisammen eine christliche

Kirche neben einem Minarett, gefolgt von einer Weinkellerei bis zu vielen lauschigen Plätzchen

mit kleinen Restaurants.

Wir fahren weiter durch die Ägäis ans türkische Festland, welches bereits zu Asien gehört.

Der Ort, Cesme, ist grösser und auf Tourismus gut eingestellt. Die Marina ist vom Feinsten! An

der Promenade reihen sich noble Restaurants und Boutiquen, die Anlagen sind blitzsauber und

modern. Wir bleiben drei Tage in Cesme, bis Dora, Noldi, Bettina und James uns verlassen und von

Izmir nach Hause fliegen.

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Epilog

Lieber Leser, Auch die spannendste, schönste und aufregendste Expedition muss einen Abschluss

finden. Schon länger habe ich gewusst, dass wir das geplante Ziel, Mallorca bis Mitte Oktober

nicht mehr erreichen können. Zuviel Ungeplantes, zu schöne Orte um gleich weiterzugehen, zu viel

Wind und Wetter, alles das Schöne, Spannende und Ärgerliche hat unseren Zeitplan durcheinander

gebracht. Aber was wäre unsere Reise ohne diese Zutaten gewesen?

Wir haben beschlossen im Hafen von Kusadasi, wo wir gute Kontakte haben, die PARANA für

einen Monat stehen zu lassen, auch um die fälligen Servicearbeiten zu machen.

Die Reise soll Anfang November weitergehen und Skipper Timon mit Crew, wird die PARANA

übernehmen. Ich werde die weitere Reise nur bis Malta begleiten, danach geht es weiter bis nach

Holland, wo dann die PARANA endlich ihren Segelmast bekommt.

Madeleine und ich sitzen im Flugzeug weit über den Wolken (Momo im Fachtraum) und wir

überfliegen in wenigen Stunden die Länder, welche wir auf dem Wasserweg mit unserer PARANA

bereist haben.

Was wir erleben durften war einmalig, die Zeit die wir uns genommen haben unbezahlbar und die

Erinnerungen kann uns keiner nehmen!

Ich verabschiede mich hier an dieser Stelle, es hat mir Spass gemacht diese Berichte zu schreiben.

Bitte verzeiht mir meine Schreibfehler, alle Unwahrheiten, Beleidigungen und nicht salonfähigen

Ausdrücke.

Es Grüsst

euer Seeräuberkapitän,

meine Seeräuberbraut

und unser Seeräuberhund