12
Zum Geleit 8 1 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen 11 1.1 Grundlegendes zu Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen 13 1.2 Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt 16 1.3 Herausforderungen des Arbeitsmarktes 25 1.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 31 2 Einkommensquellen und Haushaltseinkommen 37 2.1 Grundlegendes zu Einkommensquellen und Haushaltseinkommen 39 2.2 Die wichtigste Einkommensquelle: Das Erwerbseinkommen 43 2.3 Haushaltseinkommen 49 2.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 54 3 Konsumausgaben und Einkaufsorte 59 3.1 Grundlegendes zu Konsumausgaben und Einkaufsorten 61 3.2 Konsumausgaben 62 3.3 Einkaufsorte 65 3.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 69 4 Konsumverhalten und alternativer Konsum 75 4.1 Grundlegendes zu Konsumverhalten und alternativem Konsum 77 4.2 Einüsse auf das Konsumverhalten 77 4.3 Alternativer Konsum 90 4.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 94 5 Ernährung und Lebensmittel 99 5.1 Grundlegendes zu Ernährung und Lebensmitteln 101 5.2 Ernährungsverhalten 101 5.3 Umgang mit Lebensmitteln 109 5.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 116 Inhalt 6

3 Konsumausgaben und Einkaufsorte 59 4 Konsumverhalten und ... aus So_leben_wir... · 2.1 Grundlegendes zu Einkommensquellen und Haushaltseinkommen 39 2.2 Die wichtigste Einkommensquelle:

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Zum Geleit 8

1 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen 11

1.1 Grundlegendes zu Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen 13

1.2 Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt 16

1.3 Herausforderungen des Arbeitsmarktes 25

1.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 31

2 Einkommensquellen und Haushaltseinkommen 37

2.1 Grundlegendes zu Einkommensquellen und Haushaltseinkommen 39

2.2 Die wichtigste Einkommensquelle: Das Erwerbseinkommen 43

2.3 Haushaltseinkommen 49

2.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 54

3 Konsumausgaben und Einkaufsorte 59

3.1 Grundlegendes zu Konsumausgaben und Einkaufsorten 61

3.2 Konsumausgaben 62

3.3 Einkaufsorte 65

3.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 69

4 Konsumverhalten und alternativer Konsum 75

4.1 Grundlegendes zu Konsumverhalten und alternativem Konsum 77

4.2 Ein! üsse auf das Konsumverhalten 77

4.3 Alternativer Konsum 90

4.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 94

5 Ernährung und Lebensmittel 99

5.1 Grundlegendes zu Ernährung und Lebensmitteln 101

5.2 Ernährungsverhalten 101

5.3 Umgang mit Lebensmitteln 109

5.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 116

Inhalt6

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6 Wohnverhältnisse und Wohnbedürfnisse 119

6.1 Grundlegendes zu Wohnverhältnissen und Wohnbedürfnissen 121

6.2 Mieten, Kaufen oder Bauen 121

6.3 Wohnbedürfnisse 123

6.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 126

7 Wohnungsmarkt und Wohnkosten 131

7.1 Grundlegendes zu Wohnungsmarkt und Wohnkosten 133

7.2 Wohnungsmarkt 133

7.3 Wohnkosten 138

7.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 146

8 Verkehr und Mobilität 149

8.1 Grundlegendes zu Verkehr und Mobilität 151

8.2 Arten von Verkehr und Verkehrsmitteln 151

8.3 Funktionen von Verkehr und Mobilität 158

8.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 160

9 Städte und Ballungsräume 165

9.1 Stadttypen 167

9.2 Ballungsräume 170

9.3 Besonderheiten in Ostdeutschland 175

10 Ländliche Regionen und Strukturwandel 179

10.1 Grundlegendes zu ländlichen Räumen und Strukturwandel 181

10.2 Ländliche Regionen 181

10.3 Regionaler Strukturwandel 184

10.4 Besonderheiten in Ostdeutschland 191

Credits 196

7Inhalt

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Zum Geleit

Wird wirklich alles teurer, werden die Arbeitswege immer länger und un-sere Verkehrswege tatsächlich immer schneller, ist der Ärztemangel Reali-tät oder Zukun! sszenarium? Sind Bio-Produkte immer die bessere Wahl und steigende Heizkosten wirklich alternativlos? Und stimmt es, dass das Leben in Ostdeutschland noch immer viel günstiger ist als in den west-lichen Ländern? Zu diesen Alltagsfragen hat jeder sofort eine Antwort – spontan und aus dem Gefühl heraus. Doch stimmen Gefühl und Rea-lität überein? Was sagen die Zahlen von Wirtscha! sforschungsinstituten, statistischen Ämtern, von Unternehmen und Meinungsforschern dazu?

Die meisten Lebensbereiche sind heute so genau untersucht, dass zu jeder gefühlten Antwort auch die sachliche und statistisch richtige zu " nden ist. Der Mitteldeutsche Rundfunk hat in einem großen transmedialen Projekt unter dem Titel »exakt – So leben wir« eine umfassende datenjournalis-tische Au# ereitung der Lebensverhältnisse in den ostdeutschen Ländern vorgenommen und dabei bemerkenswerte Entwicklungen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Vergleich zu den westdeutschen Ländern ge-funden. Entstanden ist ein umfassendes Bild der Lebensverhältnisse in Ostdeutschland fast 25 Jahre nach Herstellung der deutschen Einheit.

Das hier au# ereitete und präsentierte Material basiert auf diesem Projekt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Kommunikations- und Medien-wissenscha! der Universität Leipzig wurden Schwerpunkte identi" ziert, die vor allem in den Klassenstufen 9 bis 11 im Unterricht thematisiert werden und die insofern Leitfaden für die Zusammenstellung der $ e-men dieses Buches sind.

Die DVD enthält zehn Filme von jeweils sechs bis sieben Minuten Länge. Sie erzählen kleine, persönliche Geschichten, die geeignet sind, Impulse zu geben, auf den ersten Blick abstrakte $ emen nachvollziehbar zu ma-chen und eine Diskussion anzuregen. Zu jedem Film gibt es im Buch ein Kapitel, welches die Hintergründe und Zusammenhänge zum behandel-ten $ ema liefert. Das Buch richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer, an Multiplikatoren, an alle, die Diskussionen leiten, um Kontext-, Fach- und Detailwissen zur Vorbereitung zur Verfügung zu stellen.

Die Kapitel bauen nicht aufeinander auf und können eigenständig und in beliebiger Reihenfolge verwendet werden. Sie beginnen jeweils mit einer kurzen Information zum Inhalt des zugehörigen Films, klären Fachbe-gri% e sowie ökonomische, rechtliche und sachliche Rahmenbedingungen und gehen auf die Besonderheiten der Situation in Ostdeutschland ein.

Zum Geleit8

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Durch diese Di! erenzierung ergibt sich implizit ein detailliertes Bild auch der westdeutschen Verhältnisse.

Der Lesbarkeit halber wird in den Film- und Buchtexten jeweils die männliche Form gewählt, die selbstverständlich immer auch die weibliche Form impliziert. Auf den Internetseiten des Mitteldeutschen Rundfunks werden die Daten des zugrunde liegenden Projekts »exakt – So leben wir« kontinuierlich ergänzt.

O!"# J"$%&'Leipzig, im Juli 2014

9Zum Geleit

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Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen

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Der Film »Der Pendler«

Autobahnen lassen Städte zusammenwachsen. Immer schneller kann man immer weitere Strecken zurücklegen. Tino Schrapel pendelt zwischen Naumburg in Sachsen-Anhalt und Erfurt. Das sind täglich 200 km, die er für seinen Arbeitsweg mit dem Auto absolviert. Dafür bekommt er ei-nen sicheren und gut bezahlten Job. Seine kleine Tochter sieht er aber nur selten.

1 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen12

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Grundlegendes zu Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen

Arbeit im Leben der Deutschen

In Deutschland ist die Beschä! igung einer der wichtigsten Lebensinhalte seiner Bewohner. Die Existenzsicherung durch ein geregeltes Einkommen steht dabei im Vordergrund. Über die Arbeit de" nieren viele Menschen zudem ihren sozialen Status und das Ansehen in der Gesellscha! . Der Beruf ist dabei o! Berufung, die mit Leidenscha! zur Selbstverwirkli-chung genutzt wird. Der " nanzielle Spielraum, der gescha# en wird, lässt erfolgreichen Arbeitnehmern unzählige Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung durch kulturelle Weiterbildung in der Freizeit. Zugleich be-deutet Arbeitslosigkeit neben " nanziellen Problemen auch gesellscha! li-che Stigmatisierung. Nicht ohne Grund haben 30 Prozent der Deutschen regelrechte Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Erarbeitete oder auf Kredit " nanzierte Statussymbole wie Haus oder Auto stehen auf dem Spiel. Einkommensverluste gehen zugleich mit dem Verzicht auf Konsum und die Teilnahme am gesellscha! lichen Leben einher. Arbeit dient so-mit nicht nur dem Erhalt des Lebensstandards, sondern ist auch ein gro-ßer Bestandteil sozialer Integration. Nach einer Umfrage des Meinungs-forschungsinstituts Forsa im Januar 2013 hat sich jeder fün! e Deutsche schon einmal am Arbeitsplatz verliebt. Aus knapp einem Drittel aller Flirts im Job entstehen Ehen oder feste Beziehungen.

Bedeutung von Beschäftigung für den Sozialstaat

So wichtig der Arbeitsmarkt für jeden Einzelnen ist, so wichtig ist er auch für den Bestand des Gesellscha! ssystems als solches. Das gesamte Einnahmesystem des Sozialstaates über Steuern hängt von einer hohen Erwerbsquote ab. Die Finanzierung von ö# entlichen Belangen wie Schu-len, Straßen oder Kulturbetrieben ist untrennbar damit verbunden. Dazu kommt eine erhöhte Kau$ ra! der Beschä! igten und damit eine größere Bereitscha! zum Konsum, der die Steuereinnahmen zusätzlich steigen lässt. Hohe Staatseinnahmen bringen zugleich die Möglichkeit, weitere Voraussetzungen für das Wachsen des Arbeitsmarktes zu scha# en. Ähn-lich ist die Lage der deutschen Sozialversicherungssysteme. Sie " nanzie-ren sich aus den Abgaben der Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Der Beitrag jedes Einzelnen zu Kranken-, P% ege-, Unfall- und Arbeitslosenversiche-rung sinkt, umso mehr Beschä! igte daran beteiligt sind. Die Ausgaben zur Versorgung der Erwerbslosen gehen mit einer hohen Erwerbsquote

1.1

131 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen

1.1.1

1.1.2

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zurück. Es bleibt dem Staat mehr Geld für genannte Aufgaben. Arbeitsbe-dingungen können verbessert werden, Lebensqualität und Zufriedenheit der Bevölkerung können wachsen.

Deutsche Wirtschaft im Aufschwung

In erster Linie abhängig ist der Arbeitsmarkt von der Wirtscha! slage. Im Jahr 2014 ist Deutschland das konjunkturelle Zugpferd in Europa. Während andere Industrienationen noch unter den Folgen der großen Wirtscha! skrise der Jahre 2008 und 2009 leiden, hat sich die Wirtscha! hierzulande schnell erholt. Dank starker Kau" ra! und Exporten auf Re-kordniveau hat sie historische Höhen in Sachen Bruttoinlandsprodukt (2,735 Billionen Euro 2013 → 1991: 1,534 Billionen) und Erwerbsquote erreicht. Dabei spielt das als typisch angesehene Beschä! igungsverhältnis eines Angestellten im sozialversicherungsp$ ichtigen Job nicht mehr die alleinige Hauptrolle. Der deutsche Arbeitsmarkt ist in den vergangenen 15 Jahren di% erenzierter geworden. Atypische Beschä! igungsverhältnis-se wie Teilzeitarbeit oder »Minijobs« sind weit verbreitet. Auch die Zahl von Menschen in Zeitarbeit und befristeten Stellen wächst. Neben den Unternehmern, die in Klein-, Groß- und mittelständischen Betrieben den Hauptteil der Arbeitsplätze anbieten, entschieden sich zunehmend mehr Menschen für die sogenannte Solo-Selbständigkeit. Insgesamt knapp 4,5 Millionen Freiberu$ er arbeiteten 2013 auf eigene Rechnung.

Pendler: Flexibel und stark belastet

Wer auf dem deutschen Arbeitsmarkt bestehen will, muss $ exibel sein. Der Anteil der Pendler an den sozialversicherungsp$ ichtig Beschä! igten ist in den vergangenen 20 Jahren spürbar gestiegen. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) pendelten 31 Pro-

1.1.3

1.1.4

1 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen14

Sozialstaat

Deutschland als Sozialstaat strebt soziale Sicherheit und Gerechtigkeit an. Dies ist als Staatsziel im deutschen Grundgesetz in den Artikeln 20 und 28 verankert. Gesetze und Rechtsprechung sind nach sozialen Ge-sichtspunkten zu gestalten. Dementsprechend hat die Bundesrepublik eine soziale Marktwirtschaft, in der sich zwar die Industrie am Markt ori-entiert, der Staat aber durch Sozialpolitik mildernd eingreift. 1

1 Vgl. Frank Nullmeier, Handwörterbuch des politischen

Systems der Bundesrepublik, Lizenzausgabe der Bundeszen-

trale für politische Bildung, 2003.

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zent von ihnen zur Arbeit, 2005 waren es bereits 39 Prozent, obwohl ihre absolute Zahl im gleichen Zeitraum von 7,01 auf 6,75 Millionen gesunken ist. 2012 lag ihr Anteil bei rund 50 Prozent. Als Pendler werden grund-sätzlich alle diejenigen bezeichnet, deren Wohnort sich vom Arbeitsort unterscheidet. Die Kernstädte, kreisfreie Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern, sind dabei die Hauptanzugspunkte für Pendler, während das Umland und ländliche Regionen zum Teil mehr als ein Fün! el mehr Aus- als Einpendler verzeichnen müssen. Dies ist vor allem ein Phänomen der neuen Bundesländer. Städte wie Berlin, Dresden oder Rostock ziehen Arbeitnehmer aus dem Umland an. Zugleich ist das Pendeln im Osten wesentlich schwächer ausgeprägt als in Westdeutschland, wobei hier ver-stärkt ins Umland von Großstädten gependelt wird.

Die anteilig meisten Pendler sind unter den hoch quali" zierten Beschäf-tigten zu " nden. Knapp die Häl! e von ihnen nimmt im Bundesdurch-schnitt einen längeren Arbeitsweg in Kauf. Bei den mittleren und geringen Quali" kationsstufen ist es jeweils etwa ein Drittel. Der Grund liegt vor al-lem darin, dass höher Quali" zierte besonders in den Kernstädten reizvolle Beschä! igungen vor" nden. Dafür wird der längere Arbeitsweg in Kauf genommen, zugleich bleibt der Lebensmittelpunkt häu" g aus familiären Gründen im Umland oder ländlichen Raum. Die Zahl der Arbeitsplätze für Geringquali" zierte ist dagegen in den Kernstädten stark zurückgegan-gen, weshalb sie häu" ger am Wohnort arbeiten. Deutsche Pendler nutzen am liebsten das eigene Auto für den Weg zur Arbeit. 77 Prozent fahren laut einer Studie des Mineralölkonzerns Aral von 2013 täglich hin und wieder zurück. Lange Strecken von über 50 Kilometern oder Fahrtzeiten von mehr als einer halben Stunde sind dabei die Ausnahme. 74 Prozent der Befragten fuhren maximal 20 Kilometer bzw. 30 Minuten zur Arbeit.

Doch ob kurzer oder langer Arbeitsweg – die Folgen des Pendelns über einen längeren Zeitraum sind vielfältig. Neben dem " nanziell hohen Auf-wand für den Unterhalt eines eigenen Fahrzeugs oder die Kosten für Bus und Bahn lassen sich gesundheitliche Auswirkungen bei den Pendlern beobachten. Eine Fehlzeiten-Studie der Krankenkasse AOK brachte 2012 das Ergebnis, dass die Befragten über Erschöpfung (20,8 Prozent) und das Problem, in der Freizeit nicht abschalten zu können (20,1 Prozent), klagten. Sie nannten zudem Kopfschmerzen (13,5 Prozent) und Nieder-geschlagenheit (11,3 Prozent) als Symptome. Das Risiko einer psychi-schen Erkrankung liegt bei Berufspendlern um 20 Prozent höher als bei Arbeitnehmern, die an einem Ort wohnen und arbeiten. Die Diagnose »Burnout« ist häu" g die Folge. 2011 litten bereits 130 000 gesetzlich Kran-kenversicherte unter der Überlastungskrankheit – fast doppelt so viele wie noch 2008. Betro# en sind vor allem Männer: Zwei Drittel von denen, die in Partnerscha! en mit Kindern leben, sind Pendler. Der Anteil der Frau-

151 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen

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en unter den Pendlern sinkt spätestens mit der Geburt des ersten Kindes rapide. Die Mütter möchten so viel Zeit wie möglich mit dem Nachwuchs und nicht auf dem Weg zur Arbeit verbringen. Dazu kommt, dass er nach wie vor durchschnittlich mehr verdient als sie.

Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt

Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit

Im Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtscha! ist in Deutschland seit 1967 ein möglichst hoher Beschä! igungsstand als Ziel staatlichen Handelns festgeschrieben. Im Jahr 2014 kommt die Bun-desrepublik diesem Ziel so nahe wie seit 1967, der Entstehung dieses Ge-setzes, nicht mehr. Die Erwerbstätigkeit ist laut Statistischem Bundesamt

1.2.1

1 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen16

« Siehe Kapitel 2.

Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt ist ein Tauschplatz für Arbeitskraft. Er wird von zwei Fak-toren bestimmt: Auf der einen Seite stehen die Arbeitgeber, die über eine Vielzahl von Arbeitsplätzen verfügen. Sie sind Wirtschaftsunternehmen oder staatliche Einrichtungen und stellen zur Produktion von Gütern oder der Erbringung von Dienstleistungen Rohsto! e und Produktionsmittel bereit. Demgegenüber stehen die Arbeitnehmer, die ihre Arbeitskraft den Arbeitgebern gegen Bezahlung anbieten. Angebot und Nachfrage werden bestimmt durch die Quali" kation des Arbeitnehmers sowie die Produktion des Arbeitgebers, die wiederum von der Nachfrage auf dem Wirtschaftsmarkt abhängig ist.

Unterschieden wird in Deutschland zwischen dem ersten und dem zwei-ten Arbeitsmarkt. Der erste Arbeitsmarkt scha! t Arbeitsplätze nach be-triebswirtschaftlichen Notwendigkeiten. Der zweite dagegen soll durch staatliche Förderung Anreize bei Unternehmen und ö! entlichen Einrich-tungen zur Bildung weiterer Arbeitsplätze scha! en. Dadurch soll ein Aus-gleich zwischen Angebot und Nachfrage hergestellt werden auf einem Arbeitsmarkt, der einer ständigen dynamischen Veränderung unterlegen ist, die kurz- und langfristige Entwicklungen beinhaltet. Wichtige Indika-toren zur Bewertung des Arbeitsmarktes sind die Erwerbs- und die Ar-beitslosenquote. Gibt es nur wenige Arbeitslose, deutet dies auf einen starken Arbeitsmarkt mit großer Nachfrage nach Erwerbsfähigen hin. 2

2 Vgl. John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäfti-gung, des Zinses und des Geldes,

11. Au! ., Berlin 2009.

1.2

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im Jahr 2013 im siebten Jahr in Folge auf einen absoluten Höchststand geklettert. Durchschnittlich 41,78 Millionen Menschen in Deutschland gingen einer Beschä! igung nach, waren demnach statistisch betrachtet Erwerbstätige (De" nition siehe Infokasten). Dies bedeutete einen Anstieg von 0,6 Prozent oder 232 000 Personen im Vergleich zu 2012. Damit geht der Anstieg nur noch etwa halb so schnell voran wie in den Jahren 2011 und 2012 und zeigt, dass sich der Arbeitsmarkt einer gewissen Sättigung nähert. Insgesamt 44,1 Millionen Menschen standen 2013 dem Arbeits-markt zur Verfügung, knapp 200 000 mehr als im Vorjahr. Davon waren Ende des Jahres laut Bundesagentur für Arbeit noch 6,9 Prozent oder 2,95 Millionen Menschen arbeitslos.

Erwerbstätige

Erwerbstätige sind Personen im Alter von 15 und mehr Jahren, die im jeweiligen Berichtszeitraum wenigstens eine Stunde für Lohn oder sons-tiges Entgelt irgendeiner beru! ichen Tätigkeit nachgehen bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen (einschl. Soldaten und Soldatinnen sowie mit-helfender Familienangehöriger). Dazu gehören auch selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreibende oder einen freien Beruf ausübende Arbeitnehmer. Die in Statistiken aufgeführten Zahlen bezie-hen sich bei Vorliegen mehrerer Tätigkeiten auf die Haupterwerbstätig-keit. Nach diesem Konzept gelten auch alle Personen mit einer »geringfü-gigen Beschäftigung« als erwerbstätig. Dieses Beschäftigungsverhältnis liegt nach Paragraph 8 Sozialgesetzbuch (SGB) IV vor, wenn die Tätigkeit innerhalb eines Kalenderjahres auf längstens zwei Monate oder 50 Ar-beitstage begrenzt ist und das Arbeitsentgelt regelmäßig im Monat 450 Euro nicht übersteigt. 3

17

3 Vgl. Mikrozensus 2012 des Statistischen Bundesamtes.

Tab. 1: Erwerbspersonen, Erwerbstätige und Erwerbslose

Jahr

Erwerbs-fähige

Personen

Veränderung zum vorheri-gen Zeitraum Arbeitslose

Veränderung zum vorheri-gen Zeitraum

1991 40,93 Mio. – 2,60 Mio. –

2005 43,44 Mio. + 6,1 % 4,86 Mio. + 86,9 %

2013 44,06 Mio. + 1,4 % 2,95 Mio. – 39,3 %

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung vom 2.1.2014; Destatis.de, Stand: Februar 2014.

1 Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen