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Zeitschriſt der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaſten Nr. 3 Juli | August | September 2017 Wer anklopft, dem wird aufgetan. Willkommen DEM FREMDEN

Willkommen · 3 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser! D ie Höhe des Jahres ist überschritten, auf dem Weg in die „zweite Hälfte“ kommt das neue heute zu Ihnen

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Page 1: Willkommen · 3 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser! D ie Höhe des Jahres ist überschritten, auf dem Weg in die „zweite Hälfte“ kommt das neue heute zu Ihnen

Zeitschrift der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaften

Nr. 3Juli | August | September 2017

Wer anklopft, dem wird aufgetan.

WillkommenDEM FREMDEN

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Inhalt

3 VORWORT

4 GEISTLICHES WORT

5 FÖDERATION: Sabbatzeit: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden

BETRACHTUNG:7 Der Hut, der Mantel und die Sandalen

des Hl. Vinzenz

9 Tischgebete mit Worten des hl. Vincenz

10 Gedanken für den Alltag

11 Willkommen den Fremden

13 AUS UNSERER GESCHICHTE: Schwester Arcadia

16 BILDMEDITATION: Unser Leben mit Gott

19 AUGSBURG: Zum Trägerwechsel auf dem Eiffelturm

22 FREIBURG: Vinzenz' Charisma als gemeinsame Basis

22 FULDA: Mitarbeiter unterstützen die Vinzenz-Küche

23 HILDESHEIM: Postkarte24 Austauschschüler aus Peru

25 INNSBRUCK-MERAN: Das Türmchen der alten Kapelle als Bildstock

26 Spontanität und Solidarität

27 PADERBORN: 25 Jahre Hospiz

28 ZAMS: Ausstellung zum Jubiläum

31 LITERATURTIPP: Das Fenster der Seele öffnen

31 IMPRESSUM

32 DIE LETZTE SEITE: Dem Himmel vetrauen

Inhalt

Zum Titelbild

Willkommen dem Fremden

Wer den Wunsch hat, dass sich für ihn eine Tür öffnet, muss Klingel-zeichen setzen, damit derjenige, der hinter der Tür ist, aufmerksam wird. Wer vor der Tür steht, rechnet mit Wartezeit. Der andere braucht Bedenkzeit zum Entscheiden.

In dieser Zeitspanne ereignet sich das Öffnen der Tür. Es ist das Zeichen für ein Willkommen des Bittenden; entweder prüfend und abwägend oder herzlich und erwar-tungsvoll.

Wir Menschen machen uns Gedanken, während Gott für uns jederzeit offen ist, wenn wir vertrau-ensvoll bitten und beten. Er tut es, einfach so. Er stellt keine Bedingun-gen. Jesus bestätigt es, denn er sagt: „Wer anklopft, dem wird aufgetan.“ (Lk 10,11)

Text: Sr. Ursula Bittner Foto: Heidi Bittner

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser!

Die Höhe des Jahres ist überschritten, auf dem

Weg in die „zweite Hälfte“ kommt das neue heute zu Ihnen. So wie es das Titel-bild nahelegt, wollen die Bei-träge ein „Klingelzeichen“ sein. Sie laden Sie ein, die Tür Ihrer Aufmerksamkeit zu öffnen, die Erfahrungen und Anregungen, die aus der Vinzentinischen Familie und der Föderation zusammen-gekommen sind, einzulassen in Ihr Denken und vor allem in Ihr Herz.

Im Gotteslob gibt es ein Lied zur „Jahresmitte“ (Nr. 465). In der ersten Strophe heißt es: „Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht. Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut, Herr, zwischen Blüh’n und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin.“

In vielfältiger Weise wird diese Dynamik zwischen Wachsen und Reifen in die-sem Heft aufgegriffen.

Sr. Birgitta denkt in ihrem Geistlichen Wort mit uns darüber nach, wie Gott uns trägt – gerade dann, wenn die Last des Lebens deutlicher spürbar wird.

Der Blick auf die Gründergestalt der Unter-marchtaler Gemeinschaft, Sr. Arcadia Scholl, ermutigt

uns, mutig anzupacken und zugleich ganz bereit zu sein für das, was im Wehen des Geistes wachsen will und unter der Gnade reift.

Sr. Marguerite greift die Betrachtungen auf, die Generalsuperior Tomaž Mavrič zu den ganz alltägli-chen Utensilien des heiligen Vinzenz angeregt hat: sein Hut, sein Mantel und seine Sandalen zeigen uns, wie viel Wege Vinzenz gegangen ist, wie er sich hat ergreifen lassen von Gottes Wort und Anspruch und gewachsen ist auf Christus hin.

Das Jubiläumsjahr lockt uns, die Faszination neu zu verkosten, die in dieser Ein-ladung steckt und unserer Antwort auf ganz unter-schiedliche Arten und Weisen eine Gestalt zu verleihen. Dafür finden sich in diesem Heft vielfältige Beispiele – da kann es um konkrete Hilfsaktionen gehen, um geistliche Erfahrungen, um Initiativen zur Vernetzung oder ganz konkret um die Umsetzung vinzentinischer Impulse in Kunst, wie wir es am Beispiel der Ausstellung in Zams entdecken dürfen.

Wenn das Leben so reich und erfinderisch in der Liebe ist, dann braucht es uns keine Sorgen machen, dass es immer wieder auch die

Notwendigkeit gibt loszu- lassen. So heißt es in der 3. Strophe unseres Liedes: „Das Jahr lehrt Abschied neh-men schon jetzt zur halben Zeit. Wir sollen uns nicht grämen, nur wach sein und bereit, die Tage loszulassen und was vergänglich ist, das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr selber bist.“

Von Herzen wünschen wir Ihnen eine reiche, reife Zeit mit vielen Erfahrungen des Wachstums auf den Herrn hin, der in allem unser Weg und Ziel ist.

Viel Freude beim Lesen und eine gesegnete Zeit

Sr. M. Veronika Häusler und Wolfgang Dausch

Wolfgang Dausch

Sr. M. Veronika Häusler

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Geistliches Wort

Mit meinen nachfolgen-den Ausführungen,

Gedanken möchte ich uns alle, doch besonders Sie, unsere vielen alt gewordenen Schwestern in den verschie-denen Gemeinschaften, ansprechen und mit Ihnen verbunden sein.

Sie haben in Ihrem zu-rückliegenden Ordensleben viel getan, getragen, ausge-halten. Dazu brauchten Sie zupackende Hände, starke Schultern und ein kräftiges Herz. Das Tragen und Aushal-ten erleben Sie nun im Alter auf eine andere, neue Art und Weise. Dazu zählen Übergän-ge, Veränderungen, Verluste, Abschiede und die kleinen und großen Altersbeschwer-den mit ihren vielseitigen und oft schmerzvollen Auswirkun-

gen. Sie spüren, wie wesent-lich es ist, Ihr Leben noch mehr an und in Gottes Hand festzumachen. Gott streckt uns allen seine Hand entge-gen, damit wir sie vertrau-ensvoll ergreifen, uns daran festhalten und uns von ihm halten lassen, gehalten wissen und es erspüren – „denn Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht“. (Hebr 13,5)

Nicht das Fallen oder das Sich-fallen-Lassen ist das Entscheidende, sondern der Fänger ist ganz und gar der Wichtigste. Und der Fänger ist Gott selbst, der uns mit seiner starken Hand auffängt, hält und birgt. Für uns geht es um das feste Vertrauen in den Fänger, in Gott. Nur die-ses feste Vertrauen, dass Gott uns auffängt, befähigt uns, uns fallenlassen zu können.

Gott ist belastbarAuch Worte des Propheten Jesaja vermitteln uns einen weiteren Blick: Nicht nur wir haben zu tragen – Gott auch. Er ist belastbar: Er trägt uns, seit wir geboren wurden. Wir sind ihm aufgebürdet. Doch unermüdlich und unverdrossen bleibt Gott bei seiner Entscheidung für uns: „… ihr alle, die mir aufge-bürdet sind vom Mutterleib an, die von mir getragen wurden, seit sie den Schoß ihrer Mutter verließen. Ich bleibe derselbe, so alt ihr auch

werdet, bis ihr grau werdet, will ich euch tragen. Ich habe es getan, und ich werde euch weiterhin tragen, ich werde euch schleppen und retten.“ (Jes 46,3-4) Jochen Klepper hat diese Zusage in ein Trost-lied gefasst:

Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin. Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.

Ihr sollt nicht ergrauen, ohne dass ich’s weiß, müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.

Ist mein Wort gegeben, will ich es auch tun, will euch milde heben: Ihr dürft stille ruhn.

Stets will ich euch tragen recht nach Retterart. Wer sah mich versagen, wo gebetet ward?

Denkt der vor’gen Zeiten, wie, der Väter Schar voller Huld zu leiten, ich am Werke war.

Denkt der frühern Jahre, wie auf eurem Pfad euch das Wunderbare immer noch genaht.

Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug. Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.

Diese treue Liebe Gottes zu uns Menschen hat Gestalt angenommen in Jesus von Nazareth, der die Last der

Schwester Birgitta Stritt, General- oberin in Freiburg

Liebe Schwestern!

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Föderation

Menschen getragen hat und trägt. Im Matthäusevange-lium hören wir seine große Einladung: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28)

Eine gute Nachricht: Sie will uns ermutigen, das, was uns beschwert und bedrückt, loszulassen, es Jesus zu über- lassen. Doch der nächste Satz: „Nehmt mein Joch auf euch …“ (Mt 11,29) scheint die Entlastung rückgängig zu machen. Dieses neue Joch aber belässt nicht alles beim Alten, es ändert sich etwas, denn Jesus sagt weiter: „… mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,30) Jesus gibt uns zu tragen, macht uns aber auch tragfähig und belastbar. Seine Liebe ist es, die uns trägt und die uns hilft, unsere Lasten zu tragen.

Die Dankbarkeit für die Liebe Gottes in unserem bisherigen und jetzigen Leben stärkt unser Vertrauen, unser Leben – Ihr alt gewordenes Leben, liebe Schwestern – zu-versichtlich und tapfer weiter anzunehmen und zu tragen.

Dazu lädt auch die letzte Strophe des Liedes von Jo-chen Klepper ein. Die Worte sagen uns noch einmal Gottes unerschütterliche Treue zu: Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug. Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.

HEUTE ist diesem HAUS das HEIL geschenkt worden

Mit verschiedenen Schrift-stellen ist jede Schwester in ihr eigenes Heute ein- gestiegen:

Wenn du doch heute auf meine Stimme hörst. (Ps 95)

Bleib stehen und schau zu, wie der Herr dich heute rettet. (vgl. Ex 14,13)

Heute hat sich das Schrift-wort erfüllt. (Lk 4,21)

Ein geschichtlicher Rück-blick (1734 bis 2012) von Sr. Denise ließ uns neu die Fundamente erleben, auf denen das Haus der Quelle steht. Quelle – erlebte NaturQuelle – erlebte Ge-schichte (vinzentinisches Charisma)Quelle – das Finden zu unserer inneren Quelle „…kommt, ruht euch ein wenig aus…“ – Sabbatzeit

Blick in die Kapelle des Hauses der Quelle

Schwestern schildern ihre Eindrücke von der Sabbatzeit im Haus der Quelle in Saverne (21. April bis 10. Mai 2017)

Heute Haus

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Föderation

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HeilDas Heil ist von Gott ge-schenkt in Jesus Christus.Er ist das Heil. Die Begeg-nung mit Jesus führt zur inneren Heilung. Heil und Heilung für den Körper, für die Seele, für den Geist und auch für die Gemeinschaft. Heilung ist ein lebenslanger Prozess.

GeschenkWir sind ein ewiger Ge-danke Gottes, der uns mit Leben beschenkt hat. Es war eine Fülle von Ge-

Die Teilnehmerinnen der diesjährigen Sabbatzeit mit Sr. Denise

schenken, Erfahrungen, Gaben, Charismen, Freude und Leid, Begegnungen, die wir in den persönli-chen Geschenkkorb legen konnten. Dankbar legten wir bei der Eucharistiefeier alles in die Hände Gottes. Täglich bietet er Sein Heil und Seine Heilung an.

Ein besonderes Ge-schenk war die Einladung in das Mutterhaus Strasbourg.

ExerzitienPfarrer Gerhard Spelz aus der Diözese Trier hat das Thema „Heute ist diesem

Haus Heil geschenkt wor-den“ vertieft. Er buchsta-bierte dieses Thema in den Alltag hinein …

Wir danken den Schwes-tern, die uns in diesen Tagen begleitet oder für uns gesorgt haben. Dieser Dank gilt auch unseren Vorgesetzten, die es uns ermöglicht haben, diese Zeit in Saverne im Haus der Quelle zu erleben.

Sr. Dominika, Sr. Agnes, Sr. Anna Maria, Sr. Werrica

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Betrachtung

eignis im Jahr 1617, als Vin- zenz die Armut des Volkes sieht: Hungersnot in Châtillon und Mangel an der Verkün-digung des Wortes Gottes in Folleville. Von dort her wird ihm ein neuer Weg für sein Leben klar: Gott beruft ihn, den Armen zu dienen, den Menschen in Not zu helfen. Mit Vinzenz hören wir auch den Ruf Jesajas (51,1): „Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid.“

Betrachten wir mit Pater Tomaž diese drei Reliquien:

1 Vinzenz‘ HutAbgetragen, ganz durch-

löchert. Stellen wir uns Vin-zenz vor, wie er mit diesem Hut durch die Straßen von Paris und anderer Städte wandelt, er ist geschützt

gegen die Kälte und den Schnee. Dieser Hut ist eines seiner Instrumente für den Dienst. Betrachten wir, was

diese Reliquie über den Weg von Vinzenz sagt und was sie bedeutet: Warum hat er sich in Jesus verliebt? Warum ging er unermüdlich bis zur totalen körperlichen Erschöpfung durch die Straßen? Nur seine letzte Lebensetappe verbringt er in seinem Zimmer. Vinzenz sagt uns heute: „Geht hinaus, immer mit Jesus…“

Für unsere Betrachtung und unser Gespräch:*

Der Hut beschützt uns gegen intensiven Sonnenschein, gegen die Gefahren auf den Straßen. Wie können wir Schwierigkeiten oder Gefah-ren in unserem Armendienst in der Nachfolge Jesu Christi überwinden oder erleichtern?

2 Der Mantel des heiligen Vinzenz

Diesen Mantel hat Vinzenz sein ganzes Leben hindurch getragen, wenn er hinaus-ging, um Gutes zu tun. Er ist ein Zeichen dafür, wie Vinzenz ganz von sich selbst frei war, als hätte er die drei Gelübde Armut, Gehorsam und Keuschheit abgelegt. Er ist ganz seiner Sendung hingegeben. Diese Reliquie spricht uns sehr tief inner-lich an! Wir neigen uns und beten: für jeden von uns, für alle Mitglieder der vinzen-tinischen Familie, um neue Priesterberufe, neue Brüder-

»Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid.«

Der Hut, der Mantel und die Sandalen des HL.VINZENZ

Die 400-Jahr-Feier des vinzentinischen Charis-

mas folgt dem Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit: Papst Franziskus hatte uns einge-laden, das Geheimnis der Barmherzigkeit wieder neu zu betrachten und in diesem 400. Erinnerungsjahr können wir die Chance ergreifen, einem Vorreiter der Barm-herzigkeit, dem hl. Vinzenz, zu folgen. Wie inspiriert er uns für unsere Sendung in der heutigen Zeit?

Drei wichtige ReliquienUnter verschiedenen Ange-boten lädt uns Pater Tomaž Mavrič (Generalsuperior CM) zu einem spirituellen Nachdenken über drei Reli-quien ein: über den Hut, den Mantel und die Schuhe von Vinzenz von Paul.

Zur Einführung zu drei Videos (Im Internet unter www.famvin.org) erinnert uns Pater Tomaž an das Er-

Eine Betrachtung zum Jubiläum des vinzentinischen Charismas.

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Betrachtung

berufe, für das gottgeweihte Leben.

Jesus ruft und verlangt von uns, dass wir durch un-sere Fürbitten vom hl. Vin- zenz die Gnade erhalten, unseren Weg weiterzugehen, dass wir aus unserem Traum Realität erwachsen lassen. Es war der Traum Jesu. Es war dein Traum, Vinzenz. Unser Wunsch und Traum, die Barmherzigkeit weltweit zu verbreiten, soll mit uns Realität werden.

Für unsere Betrachtung und unser Gespräch:

Wir betrachten diesen Mantel des heiligen Vinzenz. Welche Gedanken werden in uns wach? Der Mantel ist ein Element, das vor Kälte und Feuchtigkeit schützt, und eine Hilfe, die ermöglicht, die Sendung der Barmherzig-keit weiterzuführen. Welche „Mäntel“ sind nötig in der vinzentinischen Familie, damit wir unsere Sendung des Dienstes der Liebe und Barmherzigkeit heute weiter-führen: z.B. Zusammenar-beit, Gemeinschaft, Gebet…

3 Die Sandalen des hl. Vinzenz

Diese wertvollen Sandalen sprechen von selbst. Wir können nicht nur sagen: Sandalen ganz durchlöchert, abgetragen. Sie sagen uns, wie Vinzenz unermüdlich

durch die Straßen geht, wie er vorwärts geht für Jesus und die Armen. Er kümmert sich nicht um seine Sandalen… Wie viele Kilometer ist er mit ihnen gelaufen? Wie viele Arme haben diese Sandalen

angetroffen? Sagen sie mir: Wie viel Mal ist Vinzenz mit diesen Sandalen Jesus begegnet? Gehen auch wir hinaus auf die Straßen, gehen wir und vertiefen wir unsere Intimität mit Jesus und den Armen. Dann gehen wir überall bis an den Stadtrand. Also gut, dann gehen wir…

Für unsere Betrachtung und unser Gespräch:

Sandalen sind ein Symbol für den Weg, den wir schon hinter uns haben, aber auch für den Weg, der vor uns liegt. Schauen wir zurück: Was waren die wichtigsten Gelegenheiten, bei denen wir uns als Vinzentiner, Jünger Jesu, Diener der Armen erlebt haben? Gehen wir den Armen entgegen? Hören wir diesen Ruf der Armen, und bleiben wir nicht unbeweglich, nicht gleichgültig ihrer Not gegen-über… Wo hören wir in der heutigen Zeit diesen Ruf?

Was sagt uns Vinzenz in der heutigen Zeit für unsere Sendung?Diese drei Reliquien sagen uns etwas über die Kleidung von Vinzenz: Er trägt die Kleidung, die zu seiner Zeit

üblich ist. Sogar die Armen tragen Hut, Mantel und San-dalen, wenn auch abgetragen und durchlöchert, viel-leicht auch von den reichen Herren geerbt… Vinzenz kümmert sich wahrschein-lich nicht viel um seine Klei-dung… Das Wichtigste für ihn ist, die Armut zu sehen und ihr entgegenzugehen in großer Selbstlosigkeit…

Ist diese aktuelle Betrach-tung von Papst Franziskus in Misericordiae Vultus nicht das, was Vinzenz uns heute sagt? Besonders in dieser Aufforderung:

In diesem Heiligen Jahr können wir die Erfahrung

machen, wie es ist, wenn wir unsere Herzen öffnen für alle, die an den unter-schiedlichsten existenziellen Peripherien leben, die die moderne Welt in oft dramati-scher Weise hervorbringt.Wie viele prekäre Situationen und wie viel Leid gibt es in unserer

»Wieviel Mal ist Vinzenz mit diesen Sandalen Jesus begegnet?«

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Betrachtung/Gebete

Welt! Wie viele Wunden sind in das Fleisch so vieler Menschen gerissen, die keine Stimme mehr haben, weil ihr Schrei aufgrund der Teil-nahmslosigkeit der reichen Völker schwach geworden oder gar ganz verstummt ist. In diesem Jubiläum ist die Kirche noch mehr aufgerufen, diese Wunden zu behandeln, sie mit dem Öl des Trostes zu lindern, sie mit der Barmher-zigkeit zu verbinden und sie mit der geschuldeten Solida-rität und Achtung zu heilen.

Verfallen wir nicht in die Gleichgültigkeit, die ernied-rigt, in die Gewohnheit, die das Gemüt betäubt und die verhindert, etwas Neues zu entdecken, in den Zynis-mus, der zerstört. Öffnen wir unsere Augen, um das Elend dieser Welt zu sehen, die Wunden so vieler Brüder und Schwestern, die ihrer Würde beraubt sind. Fühlen wir uns herausgefordert, ihren Hilfeschrei zu hören.

Unsere Hände mögen ihre Hände erfassen und sie an uns heranziehen, damit sie die Wärme unserer Gegen-wart, unserer Freundschaft und unserer Brüderlichkeit verspüren. Möge ihr Schrei zu dem unsrigen werden und mögen wir gemeinsam die

Barriere der Gleichgültigkeit abtragen, der wir gerne freie Hand geben, um unsere Heu-chelei und unseren Egoismus zu verbergen.

Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass die Christen während des Jubiläums über die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit nachdenken...

Wir können uns nicht den Worten des Herrn entziehen, auf deren Grundlage wir

einst gerichtet werden: Haben wir dem Hungrigen zu essen gegeben und dem Dursti-gen zu trinken? Haben wir Fremde aufgenommen und Nackte bekleidet? Haben wir Zeit, um Kranke und Gefan-gene zu besuchen? Genauso werden wir gefragt werden, ob wir geholfen haben, den Zweifel zu überwinden, der Angst schüren und oft auch einsam machen kann.Waren wir fähig, die Unwissenheit zu besiegen, in der Millionen Menschen leben, besonders die Kinder, denen es an der notwendigen Hilfe fehlt, um der Armut entrissen zu wer-

»Öffnen wir unsere Augen, um das Elend dieser Welt zu sehen.«

Nach dem EssenGuter Gott, ehe wir uns wieder den täglichen Auf-gaben zuwenden, wollen wir dir für all das danken, womit du uns bei diesem gemeinsamen Mahl gestärkt hast. Du weisst, wie schnell wir ermüden und wie uns Aufgaben belasten können. Auch der hl. Vinzenz wusste davon. Doch er ermutigt uns und sagt: „Selten wirkt man Gutes ohne Anstrengung!“ Gott, steh uns zur Seite, um Gutes in deinem Sinn zu wirken. Amen!

Tischgebete mit Worten des hl. Vinzenz

Sr. Ursula Bittner (aus „Liebe sei Tat“, Präsenz-Verlag)

Vor dem EssenGott, mit Dank an dich stehen wir wieder am gedeckten Tisch, um beim Essen und Trinken ein wenig unserer Lebenszeit heute mit andern zu teilen, uns zu stärken und Erfahrungen des Alltags auszutauschen. Ein Wunsch des hl. Vinzenz kann dabei zur Richtschnur unserer Gespräche werden. Er sagte: „Freundlichkeit ist die Seele einer guten Unter-haltung!“ – Segne uns dabei, guter Gott: „Im Namen des Vaters ...“

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Betrachtung/Gedanken

den? Waren wir denen nahe, die einsam und bekümmert sind? Haben wir denen verge-ben, die uns beleidigt haben, und jede Art von Groll und Hass abgewehrt, die zur Ge-walt führen? Hatten wir Ge-duld nach dem Beispiel Got-tes, der selbst so geduldig mit uns ist? Und schlussendlich, haben wir unsere Schwestern und Brüder im Gebet dem Herrn anvertraut? In einem jeden dieser „Geringsten“ ist Christus gegenwärtig. Sein Fleisch wird erneut sicht-bar in jedem gemarterten, verwundeten, gepeitschten, unterernährten, zur Flucht gezwungenen Leib…, damit wir Ihn erkennen, Ihn berüh-ren, Ihm sorgsam beistehen. Vergessen wir nicht die Worte des heiligen Johannes vom Kreuz: ‚Am Abend unseres Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet werden.‘

Und was lernen wir noch durch die Meditation dieser Reliquien? Die Kleidung von Vinzenz sagt uns etwas von seiner Armut, er geht arm geklei-det durch die Straßen, mit abgetragener Kleidung wie die Armen. Was wichtig ist für Vinzenz, ist nicht nur die äußere Armut, sondern die Armut des Herzens, den Armen begegnet man mit demütigem Herzen. Nur dann ist es geöffnet für die gegenseitige Beziehung mit

ihnen und dann sind wir be-reit, die Gabe des anderen zu empfangen! Und dies erfreut das Herz.

Die Betrachtung dieser Reliquien sagt auch, wie Vinzenz so ganz von selbst sich frei den Armen gewid-met hat. Warum? Was hat ihn so getrieben?

Pater Tomaž gibt uns eine Antwort: Er ist ganz seiner Sendung hingegeben, als hätte er die drei Gelübde Armut, Gehor-sam und Keuschheit abgelegt! Vinzenz hat nicht für seine persönliche Anerkennung gearbeitet, sondern er ist dem Ruf Gottes gefolgt; Ruf Gottes

und Armendienst werden eins: „Was ihr für einen mei-nen geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25), und wir sind einge-laden, diese Sendung heute weiterzuführen, miteinander hinauszugehen – immer mit Jesus. Bedenken wir das Wort „Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer.“

Ja, durch den Armen-dienst sind wir immer in Kontakt mit Jesus!

Sr. Marguerite, Strasbourg

*Anmerkung: Pater Tomaž schlägt nach jedem Element eine Betrach-tung und ein Gespräch vor.Dieser Text ist keine genaue Über-setzung, er gibt den Gedankengang und eine Orientierung wieder.

Gedanken für den Alltag

Alltage mit gleichem Ablauf wiederholen sich Woche für Woche. Nebenbei gibt es kleine Wünsche und Bitten, deren Erfüllung das Leben schnell positiv verändern können. Doch wer kann davon wissen, wenn sie nicht mitgeteilt werden? Daher sagt eine alte Redensart: „Wenn du nicht bittest, kommst du zu nichts!“

Das bedeutet im Sinn des heute-Titelbildes, dem anderen „Klingelzeichen“ zu geben, die der andere auch verstehen kann: entweder schriftlich oder mündlich; mit Worten, die ich mir vorher gut überlege; mit denen ich meine Wünsche mitteile in der Hoffnung, dass der andere sie wahrnimmt und deren Erfüllung möglich machen kann. Dadurch kommt auf beiden Seiten Freude auf, die dem Alltag eine neue Aus-richtung gibt.

Also „Klingelzeichen“ einmal anders! Sr. Ursula Bittner

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Betrachtung

WILLKOMMEN den Fremden Das Thema des Jubiläumsjahres des vinzentinischen Charismas begleitet uns durch dieses Jahr auch in den Artikeln und Betrachtungen im heute-Heft.

Sein Gesicht ist ganz dem armen Mann zugewandt, der ebenfalls Vinzenz in die Augen schaut; ihre Blicke ruhen ineinander. Der Mann wirkt erschöpft und scheint am Ende seiner Kräfte zu sein. Ob die Kutsche im Hintergrund, bei der die Türe offen steht, für diesen Armen bereitsteht, ist nicht eindeutig; aber der Haltung des hl. Vinzenz würde es

entsprechen, wenn er ihn in der Kutsche zu seinem Haus mitnimmt.

„Willkommen den Frem-den“ – hier ist es ein Fremder in mehrfacher Hinsicht: ein Unbekannter, ein Herunter-gekommener, ein Armer, Mittelloser, Hilfloser, einer, der aus einer „anderen Welt“ kommt als der hl. Vinzenz. Fremdsein kann viele Gesich-ter haben, auch heute! Vin-zenz hat keine Berührungs-ängste. Er bleibt nicht bei den Worten stehen, sondern lässt sein Herz sprechen. Liebe wird bei ihm zur Tat, weil er ernst gemacht hat damit, dass uns in jedem Menschen Christus begegnet, auch „wenn sein Antlitz entstellt ist bis zur Unkenntlichkeit“ (siehe Gottesknechtslied Jes 52,14). Vinzenz von Paul hat gelebt, was der Apostel Johan-nes schreibt: „Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“ (1 Joh 3,18)

Papst Franziskus schreibt in seiner Botschaft zum ersten Welttag der Armen am 19. November 2017: „Diese Worte des Apostels Johannes stellen einen Imperativ dar, dem sich kein Christ entziehen kann. Die Ernsthaftigkeit, mit der der ‚Lieblingsjünger‘ bis in unsere Tage hinein das Gebot Jesu verkündet, wird besonders deutlich durch den Gegensatz zwischen den leeren Worten, die wir oftmals

Zu diesem Thema ist mir gleich diese Darstellung

des hl. Vinzenz eingefallen, die in Paris in der Kirche Saint-Nicolas-des-Champs zu finden ist. Vinzenz empfängt und führt einen armen, zerlumpten Mann, der sich auf einen Stock stützt, über die Straße. Die ganze Hal-tung des hl. Vinzenz drückt Einladung, Offenheit, Will-kommen und Zuneigung aus.

Gemälde von Pierre Brisset in der Kirche St. Nicolas-des-Champs, Paris

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Betrachtung

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im Mund führen, und den konkreten Taten, an denen wir eigentlich gerufen sind, uns zu messen. Die Liebe erlaubt kein Alibi: Wer lieben will, wie Jesus geliebt hat, muss ganz und gar seinem Beispiel folgen. Das gilt besonders, wenn es um die Ar-men geht. Die Art und Weise, wie der Sohn Gottes geliebt hat, ist wohl bekannt, und Johannes ruft uns mit klaren Worten ihre tragenden Säulen in Er-innerung: Gott hat uns zuerst geliebt (vgl. 1 Joh 4,10.19); und er hat uns so geliebt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat (vgl. 1 Joh 3,16).

Eine solche Liebe kann nicht ohne Antwort bleiben. Auch wenn sie einseitig und bedingungslos geschenkt wird, ohne eine Gegenleistung zu er-warten, entzündet sie doch die Herzen derart, dass diese trotz aller persönlichen Grenzen und Sünden dazu geführt werden, diese Liebe zu erwidern. Das gelingt, wenn wir die Gnade Gottes, seine barmherzige Liebe, im Rahmen unserer Möglich-keiten in unseren Herzen auf-nehmen, so dass unser Wille und auch unsere Gefühle zur Liebe zu Gott selbst und zum Nächsten bewegt werden. Auf diese Weise kann die Barm-herzigkeit, die sozusagen aus dem Herzen der Dreifaltigkeit entspringt, unser Leben in Be-wegung bringen und Mitgefühl und Werke der Barmherzigkeit für unsere Brüder und Schwes-tern in Not hervorbringen.“

„Fremd" in vertrauter Umgebung?„Willkommen den Fremden“ – diese Einladung verweist uns jedoch nicht nur auf diejenigen, die für uns ‚fremd‘ sind, sondern es erlaubt uns auch einen Blick sozusagen zurück auf uns selbst. Sind nicht auch wir manchmal Fremde? Nicht nur, wenn wir im Urlaub ein anderes Land bereisen, sondern auch in unserer eigenen Heimat? Macht uns unsere Tracht, unser Anderssein als Ordens-frau nicht oft „fremd“, selbst in vertrauter Umgebung? Wie begegnen Menschen uns, die mit Kirche „nichts am Hut“ haben? Fühlen wir uns in solchen Situationen willkommen? Können wir solche Situationen ertragen, ihnen standhalten? Vielleicht helfen uns solche Überlegun-gen, uns in Fremde unter uns hineinzuversetzen, mit ihnen zu fühlen und dann auch anders mit ihnen umgehen zu können.

Ein weiterer Aspekt dieses Themas, den ich noch ansto-ßen will, ist für mich folgen-der: Bin ich mir nicht manch-mal selbst fremd? Gibt es nicht Situationen, Erlebnisse, Ereignisse, in oder nach denen ich mich selbst nicht mehr kenne, ich mir selbst fremd bin? Wie gut tut es dann, wenn jemand mich in meinem Fremdsein annimmt (Willkommen) und mir so

hilft, mich selbst annehmen zu können; dieses eigene Ent-fremdet-Sein als Chance und Weiterentwicklung erfahren zu können. Diese Erfahrung kann hilfreich sein, andere Menschen in ihrem eigenen Fremdsein wahrnehmen und sie auf ihrem Weg zu sich selbst begleiten zu können. Fremdsein hat für mich viele Gesichter! Es sind nicht nur die sichtbar Armen, die mir fremd sein können, sondern auch Menschen, die sich selbst fremd sind, denen das „Willkommen den Fremden“ ebenso gilt. Ihnen allen mit offenem Herzen zu begegnen ist eine ständige Herausforde-rung unseres Christseins.

In seinem Brief zum Welt- tag der Armen preist Papst Franziskus eine solche gelebte Willkommenskultur selig: „Gepriesen sind also die Hän- de, die sich den Armen ent-gegenstrecken, um zu helfen, denn es sind Hände, die Hoff-nung bringen. Gepriesen die Hände, die jegliche Schranke der Kultur, der Religion und der Nationalität überwinden, indem sie das Öl des Trostes in die Wunden der Menschheit gießen. Gepriesen die Hände, die sich öffnen ohne eine Gegenleistung zu erwarten, ohne Wenn und Aber und ohne Vielleicht: Solche Hände lassen über die Brüder und Schwestern den Segen Gottes herabkommen!“

Sr. M. Karin Weber, Untermarchtal

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Aus unserer Geschichte

AUS UNSERER GESCHICHTE

Schwester ArcadiaArcadia Scholl (1824–1900), mit bürgerlichem Namen Apollonia, war von 1852 bis 1888 erste Generaloberin Barmherzigen Schwestern in Württemberg

S ie bewies in Württemberg „mehr Mut als tüchtige Männer“ und überzeugte mit

Charisma, getragen von „Demut, Frömmig-keit und Mütterlichkeit“, über 400 Württem-bergerinnen, sich mit ihr auf den Weg der Nachfolge des Vinzenz von Paul und der Luise von Marillac zu machen.

Ihre Kindheit in RüdesheimApollonia Scholl wurde 1824 in Rüdesheim am Rhein im Herzogtum Nassau geboren und lebte dort bis 1847. Der Vater Peter Scholl war Fuhrmann und hatte 1813 Anna Kiefer geheiratet. Apollonia war das jüngste Kind der Familie und wuchs mit drei Ge-schwistern in der Kirchstraße in Rüdesheim auf. Ihre Großeltern betrieben ein Gasthaus und waren im Schifffahrtsgewerbe tätig. Die Tätigkeitsfelder sicherten der Familie ein gutes Auskommen.

Vorbereitung aufs NoviziatUm 1843 baten ihre Eltern um Aufnahme von Apollonia in das Noviziat der Barmher-zigen Schwestern in Straßburg. Wie man in Rüdesheim auf Straßburg gekommen war und weshalb man die junge Frau von Deutschland nach Frankreich schickte, ist ungeklärt. Die qualitätsvolle Ausbildung in der Kranken- pflege dürfte eine Rolle gespielt haben.

Die AufnahmekriterienUm Aufnahme zu finden, musste die Bewer-berin den Nachweis der Abstammung von katholischen Eltern von unbescholtenem Ruf erbringen. Sie sollte von wenigstens „mittel-mäßiger“ Intelligenz sein, Entschlusskraft und Willensstärke zeigen, ein untadeliges Betragen und Auftreten haben, eine gute Gesundheit besitzen und aus einer Familie stammen, in der es keine erblichen Krankheiten gab, die die Arbeitsfähigkeit beeinflusst hätten. Mit 19 Jahren entsprach Apollonia der geforderten Altersstruktur (15-28 Jahre). Eine ausgeprägte Neigung zum Schwesternstand, aus innerer Berufung und nicht aus Not oder Verdruss, waren weitere Kriterien. Apollonia erfüllte die Aufnahmekriterien mit einer Ausnahme, sie sprach kein Französisch, das die Amtsspra-che im Elsass war. Im Nachbardorf Eibingen erhielt Apollonia nun von Stadtpfarrer Ludwig Schneider Französischunterricht.

Noviziat und GelübteAls der Vater Peter Scholl 1847 starb, trat Apollonia in das Noviziat in Straßburg ein. 1848 wurde sie von Generaloberin Vinzenz Sulzer (1813-1868) eingekleidet, erhielt den Namen Schwester Arcadia und legte 1851 ihre Gelübde ab. Danach war sie in Colmar und Obernai in untergeordneter Funktion tätig.

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Aus unserer Geschichte

Gründung des Mutter-hauses in GmündEs brauchte 6 verhandlungs-reiche Jahre, bis die „Genos-senschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul“ als „kirchliche Ge-nossenschaft“ bischöflichen Rechts ins Leben gerufen war. Um die staatliche Aner-kennung dafür zu erhalten, war der Nachweis über den Erwerb eines Gebäudes mit Grundstück zur zukünftigen existenzsichernden Ordens-führung erforderlich. Mit

Sr. Arcadia überzeugte in diesem Gründungspro-zess mit „bemerkenswerter Urteils- und Entscheidungs-kraft, Temperament, Tatkraft und unermüdlichem Fleiß“. Superior Spitz bescheinigte ihr, sie habe „mehr Mut als tüchtige Männer.“

Ausgehend von dem Aufbau einer Spitalverwal-tung und -krankenpflege in Gmünd, widmete sich Sr. Arcadia in den ersten 20 Jahren ihrer Wirksamkeit als Generaloberin dem Aufbau und der Versorgung von 58 Einrichtungen der Armen-, Gesundheitsvorsorge und Bildung. Dabei handelte es sich anfänglich um die Verwaltung und den Dienst in Spitälern und Erziehungs-anstalten, auch um Kost-reichung und Führung von Haushalten. Die Schwestern übernahmen Kleinkinder-schulen, Handarbeitsunter-richt, auch Volksschulunter-richt in Kinderanstalten und Elementarschulen, wozu die Schwestern im Lehre-rinnenseminar in Gmünd ausgebildet worden waren. Privatkrankenpflege und Tä-tigkeiten als Lazarettschwes-tern (1866,1870/71) waren weitere Betätigungsfelder.

Bis 1888 konnten mehr als 400 Frauen für die Kon-gregation gewonnen werden. Davon waren 1852-1871 54 Schwestern zur Ausbildung in Straßburg, um die Spital-

Eigenhäusern und mit der Rechtsform der „kirchlichen Genossenschaft“, d. h. als Verein mit besonderer ethischer Aufgabenstellung, beschritten Bischof Lipp und Sr. Arcadia in Württemberg einen Sonderweg, in einem Land das bisher von einer Staatsreligion geprägt war. Für den Bischof war es uner-heblich, dass die Schwestern aus Frankreich kamen. Galt es doch, mit fähigen Mit- streitern tragfähige katholi-sche Strukturen zu schaffen.

Von Frankreich ging sie nach Deutschland, um in Baden als Oberin im Krankenhaus zu arbeiten. Mit Über- nahme von Leitungs-funktionen wurden Sr. Arcadias Führungs-qualifikationen sicht-bar. In Baden konnte sie Wissen zum zivil- und kirchenrecht-lichen Prozess der Gründung eines Mutterhauses aufbauen, was ihr 1852 in Württemberg zugutekam.

Auf Anforderung von Kaplan Zeiler kamen 1852 vier Barm- herzige Schwestern in die Reichsstadt Gmünd. Aus dem nassauischen Rüdesheim stammend, wurde die aus Straßburg kommende, Französisch und Hochdeutsch sprechende Sr. Ar-cadia als Ausländerin ohne Bürgerrecht zunächst mit großen Vorurteilen empfangen. Es gelang schnell, diese abzubauen, und es entstand eine leistungsfähige Hospitalverwaltung. Neben einer verbesserten Spitalversorgung sollte in Gmünd ein Mutterhaus gegründet werden.

Weitere Stationen

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Aus unserer Geschichte

verwaltung und -pflege sowie das spirituelle „Leben nach der Tradition“ zu erlernen. Beginnend 1869 wurde die Ausbildung vom Mutterhaus in Gmünd übernommen.

Vorbereitung zum Umzug nach UntermarchtalDem sich abzeichnenden Wachstum der Ordens-gemeinschaft Rechnung tragend, bereitete Sr. Arca-dia ab 1882 den Weg zur Verlegung des Mutterhauses von der Reichsstadt Gmünd in das Dorf Untermarchtal. Auf der Schwäbischen Alb bot sich die Möglichkeit zum Ausbau des Mutterhauses, zur verbesserten landwirt-schaftlichen Versorgung, der Erleichterung des Unterhalts der Schwestern bei zugleich größerer spiritueller Bewe-gungsfreiheit als dies in der einengenden, alles beobach-tenden Reichsstadt Gmünd möglich gewesen wäre.

In der Phase des Ordens-aufbaus 1852–1872 bestand zwischen Bischof Lipp, den Superioren F. S. Khuen, T. Revellio und Sr. Arcadia ein vertrauensvolles Verhält-nis. Dies änderte sich mit Bischof Hefele und führt zur Rückkehr von Sr. Arcadia nach Straßburg. Einschnei-dende Ereignisse waren: der Tod von Generaloberin Vinzenz Sulzer 1868 und Bischof Lipp 1869, gefolgt vom Verlust des Superiors

Revellio 1872. Mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 war man von der regelmäßigen Kom-munikation mit Straßburg abgeschnitten.

Bischof Hefele bewies eine unglückliche Hand bei der Auswahl der Superioren

A. Staiger (1872-1874) und T. Schray (1874-1878). Sie pflegten nicht mehr die harmonische Zusammenar-beit mit der Generaloberin, sondern traten ihr Amt mit dem Verständnis an, „die Generaloberin zu regieren“. Unter Bischof Lipp hatten Superioren die Aufgabe, die Generaloberin in ihren Führungsaufgaben zu un-terstützen, bei kürzesten Be-richtswegen zum Bischof. Mit Hefele durften Ordensbelan-ge nur noch vom Superior über den Weihbischof an den Bischof übermittelt werden. Aufgrund der Größe der Ein-richtung wurde der Funktion des Superiors ein Beichtvater beigegeben. Die Zusammen-arbeit zwischen Superior, Beichtvater und Weihbischof erwies sich als äußerst schwierig, da alle „regieren“ wollten, zum Nachteil von Sr. Arcadia. 1886 wurde der

Generaloberin Sr. Arcadia Scholl

Starkes Vorbild

Das von der Landesgeschichte noch weithin unbeachtete Wirken von Sr. Arcadia Scholl im 19. Jahrhundert fand in einer Zeit statt, als Frauen in Deutschland noch kein Wahl-recht hatten, nicht studieren konnten und nur mit der Unter-schrift des Ehemanns kaufmännisch handlungsfähig waren. Sr. Arcadia zeichnete sich dadurch aus, dass sie es verstand, als charismatisches und durchsetzungsstarkes Vorbild Frauen für die Ordensgemeinschaft zu gewinnen. Sie entwickelte zeittypische Finanzierungskonzepte, die den Aufbau von bis heute nachhaltigen Werken ermöglichten.

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Unser Leben mit

Text: Sr. Ursula BittnerFoto: Heidi Bittner

göttlichen Personen zu-zuwenden. Das geschieht bei jedem Kreuzzeichen, das wir machen, um uns damit an unsere Taufe zu erinnern; beim stillen Beten und Meditieren, wie ich mit Gott leben kann: mit dem Vater Gott, der alles in aller Welt erschafft, mit dem Sohn Gottes, der durch sein Menschsein Richtung weist, mit dem Heiligen Geist, der das Leben mitgestaltet.

Dazu diese Gedanken:

Dir, Gott Vater,das Da-Sein danken Von dir, Sohn Gottes,das Wie-Sein lernen Mit dir, Geist Gottes, das So-Sein leben

Die kleine Dorfkirche „San Bernardo“ auf dem

Monte Carasso im Tessin ist innen mit vielen Fresken aus dem 15. Jahrhundert aus-gemalt. Dieser so genannte „Gnadenstuhl“ zeigt Gott Vater, der das Kreuz mit sei-nem Sohn daran in Händen hält und über dessen Kopf eine Taube schwebt als Sym-bol für den Heiligen Geist.

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»Der Gnadenstuhl, eine besondere Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit«

Diese besondere Darstel-lung der Heiligen Dreifaltig- keit regt an, sich immer wieder bewusst den drei

Bildmeditation

GOTT

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Aus unserer Geschichte

Generalrat eingeführt, um Personenunabhängigkeit zur Generaloberin zu schaffen. Für Sr. Arcadia verschärfte sich die Situation weiter, als der Beichtvater begann, die Ratsschwestern gegen Sr. Ar-cadia aufzubringen. Benedik-tinermönch Pater Bernhard von Sales wurde vom Bi-schof zur Durchführung von Schwesternexerzitien beauf-tragt, um ihm einen internen Situationsbericht zu geben. Er lieferte das Ergebnis, dass aufgrund angeblicher

Führungsunfähigkeiten der Sr. Arcadia die Kongregation vor der Auflösung stünde. Das war eine Sichtweise, die nicht den Tatsachen ent-sprach und den Kirchenhis-toriker Scherer veranlasste, die Umstände der Rückkehr als „merkwürdiges Ereignis“ zu beschreiben.

1869, nach dem Tod von Sr. Vinzenz Sulzer und dem sich abzeichnenden deutsch-französischen Krieg, der dazu führte, dass das Elsass deutsch wurde, hatte Superior Spitz bei der Tagung der General-oberinnen die Diskussion eröffnet, dass Mutterhäuser bischöflichen Rechts unter der Ägide von Straßburg zu Ein-richtungen päpstlichen Rechts

werden könnten. Dazu war die Einführung der Hl. Regel auf einzelstaatlicher Ebene erforderlich. Für Württem-berg hätte dies eine Stärkung der Position der Schwestern bedeutet, zum Nachteil des Bischofs. Die Funktion des Superiors in Gmünd wäre entfallen, zugunsten eines Berichtsweges nach Straßburg und der Wahrnehmung dieser Position durch den Straß-burger Superior.1869 lehnte Sr. Arcadia dies rigoros ab, da sie mit der Einführung der

Hl. Regel die Existenz der jungen Kongregation durch erforderliche neue Antrag-stellungen an die Ministerien gefährdet sah. 1871 legte Sr. Arcadia in Straßburg erneut ihr Gelübde ab und diesmal als ewige Gelübde. 1872 approbierte Papst Pius IX. die Straßburger Konstitution probeweise auf 10 Jahre und 1875 erhielt Gmünd 200 Exemplare der Straßburger Konstitution. Der neue Supe-rior J. Eisenbarth (1878-1898) wurde von Superior Spitz für die Idee der Provinzverwal-tung begeistert. Er berichtete an den Bischof und erhielt den Verweis, dass die Umset-zung die Aufhebung der Po-sition des Superiors nach sich

ziehen würde, gefolgt vom Machtverlust für den Bischof. Sr. Arcadia war die einzige Schwester der württembergi-schen Ordensgemeinschaft, die das ewige Gelübde in Straßburg abgelegt hatte und mit sofortiger Wirkung die Rolle einer Provinzoberin hätte übernehmen können. Hefele wollte seine Macht nicht schmälern lassen und veranlasste Sr. Arcadia 1888 zur Amtsniederlegung. Um seinem Arbeitgeber zu Diens-ten zu sein, verfasste Superior Eisenbarth eine Abhandlung, in der er die angeblich fehlen-den Führungskompetenzen von Sr. Arcadia als Grund für den Amtsrücktritt beschrieb, was spätere Autoren unge-prüft übernahmen.

Aufgrund bischöflichen Machtverhaltens hatten die Schwestern ihr charakter-starkes Vorbild verloren. Die Ordensgemeinschaft war so stark, dass selbst der Weg-gang der Gründungsoberin keine Krise hervorrief. Die konstant weiter steigenden Zahlen der Ordenseintritte und die bruchlos fortge-setzten Projektplanungen belegen dies.

Dr. Ruth Kappel

Quellen: Ordensarchive Straßburg, Untermarchtal; Diözesanarchiv Rot-tenburg; E. C. Scherer: Kongregation der Barmherzigen Schwestern von Straßburg, 1930; H. Lobmiller, Staat und das katholische Ordenswesen in Württemberg seit der Säkularisation bis zur Gegenwart, 1914.

»Schwester Arcadia hatte mehr Mut als tüchtige Männer.«

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Augsburg

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Die komplette Reisegruppe an den Stufen des Rohan-Schlosses in Saverne

Zum TRÄGERWECHSEL auf dem EIFFELTURMZwei Wertegruppen reisten vom 28. Juni bis 1. Juli an die Ursprungsorte der Vinzentinischen Familie

Dank und Vermächtnis“, das war die Motivation

der Barmherzigen Schwes-tern der Augsburger Kongre-gation, die an der Schwelle eines neuralgischen Wen-depunkts ihrer Geschichte eine Reise nach Saverne und Paris für ihre Mitarbeiter organisiert haben. Welcher Wendepunkt? Wie kam es dazu? Um was geht es? Alles schön der Reihe nach!

Im Oktober 2016 hatte der Wertebeirat von Augs-burg – d.h. das Bindeglied zwischen Kongregation und deren Werken – eine Reise mit Geschäftsführern und den zwei Wertegruppen der Einrichtungen für Ende Juni/Anfang Juli 2017 an-gedacht. Grund dafür war der langgehegte Wunsch, mit den Mitarbeitern an die Ursprungsorte der Vinzen-tinischen Familie zu reisen. Gleichzeitig wollte Sr. M. Mi-chaela Lechner, Generalobe-rin in Augsburg, die Arbeit der Wertedurchdringung in den Einrichtungen gegenüber den Mitarbeitern und den Geschäftsführern anerken-nen und würdigen. Niemand hätte damals nur im Gerings-

ten daran gedacht, dass der ausgewählte Reisetermin – 28. Juni bis 1. Juli – sich zu einem geschichtsträchtigen Event entwickeln würde. Seit geraumer Zeit fragten sich

die Barmherzigen Schwes-tern von Augsburg, auf welchem Weg ihre Werke für die Zukunft gerüstet werden könnten. So liefen zwischen Oktober und Juni Verhand-lungen für die Übergabe der Vinzentinischen Einrichtun-gen in Augsburg an einen neuen Träger, den Verbund ARTEMED. Am 1. Juli 2017 wurde das bekannte Beleg-krankenhaus Vincentinum dem neuen Träger überge-

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Augsburg

ben. Nach intensiven Überle-gungen ist es den Barmherzi-gen Schwestern in Augsburg gelungen, einen strategisch wichtigen Schritt zu wagen, den man nicht anders als „providentiell“, also von der göttlichen Vorsehung ge-führt, nennen kann. Und die Reise nach Frankreich schien den Taten der Vorsehung Recht zu geben.

Die Reise der 17-köpfigen Gruppe aus dem Kranken-haus, dem Pflegeheim, der Mutterhausverwaltung und der Kongregation sah das Mutterhaus in Strasbourg als erste Station der Reise. Danach folgten zwei tiefe Tage in Saverne, wo das Flair im „Haus der Quelle“ und die Geschichte der Föderation die Reisenden in den Bann zogen. Die Reise ging dann weiter nach Paris an die Orte, wo Vinzenz, Luise und Ka-tharina Labouré lebten.

Frisch nach ihrer Rück-kehr in die gewohnte Umge-bung ist es den Teilnehmern noch nicht möglich, der Fülle an Erkenntnissen, an Gefühlen, Informationen und Eindrücken eine Form zu geben. Aus diesem Grund sind in der Folge nur erste Blitzlichter der Einzelnen möglich, und es ist gut so, damit die Ursprünglichkeit dieser Erfahrung bewahrt bleibt. Wir durften Ge-schichte hautnah erleben und mitgestalten!

Vinzenz und Luise mit anderen teilen zu können, sie an ihren historischen Stätten auf vielfältige

Weise zu erfahren, war plastisch und überzeugend.

Es ist eine Kette gebildet worden, die schwer zu trennen ist: zwischen der Geschichte und uns, und zwischen uns.

Im Tiefsten dürfen wir wissen: Die göttliche Vorsehung ist da!

Mein Wunsch ist, Begeisterung und Überzeugung mit-zunehmen und sie an andere weiterzugeben.

Die Reise war nicht das Ende unserer vinzentinischen Erfahrung, sondern ein Neuanfang!

Die Wichtigkeit der Föderation ist mir aufgegangen. Es ist wichtig, sich zusammenzuschließen.

Das Selbsterlebte hat eine andere Dimension und gibt dem Gewussten Substanz und Überzeugung.

Die Gemeinschaft im Rahmen der Gruppe war auf- bauend und tragend.

Historie und Gemeinschaft sollen von uns jetzt weiter-gegeben werden.

Es muss sich erst alles setzen ...

Habe die große Güte und Großzügigkeit der Schwestern entdeckt.

Die Zukunft kann für die Schwestern nur gut werden!

Keine Angst haben vor Veränderungen.

Die Art von Vinzenz ist die richtige: Zeugnis geben von einer inneren Haltung, die mir niemand wegnehmen kann.

Dankbarkeit: Aus Samen gehen Pflanzen auf, reiche und bunte Gemeinschaft entsteht.

Meine persönliche Begegnung mit der hl. Luise; sie schien mir zu sagen: „Es geht schon!“

Ich habe Ermutigung erlebt: Es geht weiter, wenn wir zusammenhalten.

““

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Augsburg

Ich bin evangelisch, deswegen war das Programm mit den Heiligen

etwas geballt und ungewohnt für mich. Aber es strahlt was aus.

Ich bin beeindruckt von der Ausstrah-lung, vom Charisma der Schwestern in Saverne.

Die persönlichen Begegnungen mit Ordensschwestern, auch mit den mitge-reisten Schwestern aus Augsburg, waren für mich sehr bereichernd. Außerdem war die Begegnung mit den vielen Gläubigen in der Rue de Bac, die voller Vertrauen beteten, echt beeindruckend!

Ein tolles Gemeinschaftserlebnis!

Ich habe viel gebetet für unsere Mitarbeiter.

Die Pariser Vinzentinerinnen, die uns so herzlich empfangen haben, kennen zu lernen: Das war eine Entdeckung!

Danke für das Vertrauen des Ordens in die Mitarbeiter!Eine große Herzlichkeit untereinander und mit den Gastgebern in Strasbourg und Saverne. Ich konnte wieder so viel herzhaft lachen in den letzten Tagen …Vinzenz und Luise sind plastisch ge- worden. Orte des Ursprungs sind Blitzlicht für die nächsten Wochen. Die Netzwerkarbeit unter uns ist wichtig – man braucht Mitstreiter, die mit uns gehen.Vinzenz und Luise haben für alles ge-kämpft, es ist ihnen nichts in den Schoß gefallen, das nehme ich mit.

““

Was sich aus dieser überwältigenden Erfahrung ergeben wird, wissen wir noch nicht, aber es gilt weiter, sich der göttli-chen Regie anzuvertrauen.

Luisa Sello und Veronika Striegel, Wertebeauftragte der Kongregation und der Klinik Vincentinum in Augsburg

Es gibt keine Zufälle: Am historischen Datum 30.6. waren wir an der Rue de Bac und um Mitternacht zum Trägerwechsel auf dem Eiffelturm!

Wir leben in einer gespaltenen Gesell-schaft: Der kleine Straßenjunge läuft über den Weg, schwerbewaffnetes Militär steht am Bahnhof. Deshalb müssen wir für Werte eintreten.

Ich habe große Stärkung erfahren. Wir ge-hen mit großem Selbstbewusstsein in einen Verbund; wir werden nicht übernommen.

Es kann Neues entstehen: schön, spannend. Ich bin zuversichtlich.

Die Wertegruppen aus Augsburg besuchten die Ursprungsorte der Vinzentinischen Familie.

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Freiburg/Fulda

Der heilige Vinzenz bei der Armen-speisung

Auf dem Jahrestreffen des Diözesanverbandes der CKD war das Jubiläum „400 Jahre Vinzentinisches Charisma" Anlass zu Gedanken und Gespräch.

Vinzenz‘ CHARISMA als GEMEINSAME Basis

Über die Bedeutung des Jahres 1617 im Leben

des hl. Vinzenz von Paul konnten wir im heute-Son-derheft Februar 2017 lesen. Auch die Caritaskonferenzen und etliche Gruppierungen, die sich unter diesem Titel subsumieren, gedachten dieses Anlasses. So auch der Diözesanverband der CKD – Freiburg.

Am 31. März fand das Jahrestreffen dieses Ver-bandes im Bildungshaus St. Bernhard in Rastatt statt. Dabei stand auch ein Podiumsgespräch zur Bedeutung des vinzentini-schen Charismas in unserem Leben und Arbeiten auf dem Programm.

Die TeilnehmerTeilnehmer waren Frau Busse, die Bundesvorsit-zende der CKD aus Biele-feld – Diözese Paderborn, und Sr. Anna Lioba Fackler, Vinzentinerin aus Freiburg. Die Fragen stellten Frau Dorothea Welle, geistli-che Begleiterin im CKD-Diözesanverband, und Frau Mathilde Roentgen,

verantwortlich für die CKD im Diözesancaritasverband. Dabei wurde deutlich: Das Charisma des hl. Vinzenz ist die Basis sowohl für die geistlichen Gemeinschaften, die Vinzentinerinnen und Vinzentiner, als auch für die ehrenamtlichen Grup-pen, die Caritasdamen, die

MITARBEITER unterstützen die VINZENZ-KÜCHE

Vinzenzkonferenzen und alle entsprechenden Grup-pierungen.

Der Tag schloss mit einer Eucharistiefeier, zelebriert von Weihbischof Dr. Bernd Uhl, dem Bischöflichen Vikar für die Caritas.

Im Herbst bietet der CKD–Diözesanverband eine Fahrt nach „Paris – auf den Spuren von Vinzenz von Paul und Louise de Marillac“ an. Reisebegleiter werden sein: Frau Dorothea Welle und Sr. Denise Baumann, Soeúr de la Charité aus Strasbourg.

Schwester Anna Lioba Fackler

Leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pfle-

ge- und Funktionsdienstes unseres St. Vinzenz-Kran-kenhauses in Hanau riefen im Jahr der Barmherzigkeit eine Spendenaktion für die Vinzenz-Küche im Mut-terhaus in Fulda ins Leben. Auslöser war ein Besuch der leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pfle-ge- und Funktionsdienstes unseres Krankenhauses im Mutterhaus Fulda. Unsere Generaloberin, Sr. Birgit Bohn, gestaltete diesen Besuch mit Informationen

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Fulda/Hildesheim

über die Geschichte der Vin-zentinerinnen in Fulda und führte durch die Räume des Mutterhauses.

Frühstück, Mittagessen und BrotpaketeGroßes Interesse weckte unsere Vinzenz-Küche im Mutterhaus bei den Besu-cherinnen und Besuchern. Schwester Birgit erklärte, dass hier täglich bedürftige Menschen ein reichhaltiges Frühstück und ein herz-haftes Mittagessen gegen ein kleines Entgelt erhalten können. Zusätzlich werden am Tag bis zu 50 Brotpakete an unserer Mutterhauspforte ausgegeben. Finanziert wird dieses Werk der Barmherzig-keit von uns Vinzentinerin-nen, die durch Lebensmittel und kleine Geldspenden unterstützt werden.

Gelebte vinzentinische Barmherzigkeit Wir erleben, dass der Bedarf auch in der heutigen Zeit ständig steigt und so jede weitere finanzielle Hilfe Willkommen ist.

Es ist ein Anliegen un-serer Gemeinschaft, dieses vinzentinische Werk der Barmherzigkeit weiterzu-führen für die Menschen in der Region, die dieser Hilfe bedürfen.

Diese Schilderungen über das gelebte vinzentinische Werk der Barmherzigkeit hat

unsere leitenden Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter be-eindruckt und es wurde der Wunsch geäußert, dies zu unterstützen, und überlegt, wie dies möglich gemacht werden könnte.

Spendenaktion Rest-CentDa wir in unserem Haus zum Thema Barmherzigkeit, angelehnt an die bekannten Aussagen des Bischofs Wanke aus Erfurt, arbeiten, hat die Wertegruppe mit der Aus-sage „Ich teile mit Dir“ eine Spendenaktion „Rest-Cent“ für unsere Vinzenz-Küche ins Leben gerufen. Die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter können den Rest-Cent von ihrem Gehaltszettel monat-lich spenden oder diesen

Sr. Regina Maria Lührsen, Hildesheim

Vinzentinische Postkartenmotive

auch mit einer Zusatzspende aufwerten. Jede finanzielle Unterstützung ist wertvoll und gelebte Barmherzigkeit im Alltag und setzt ein nach-haltiges Zeichen im Jahr der Barmherzigkeit.

Wir freuen uns über diese Idee, über das Interesse und das Engagement unserer Mitarbeiter, dieses vinzenti-nische Werk zu unterstützen und so ein Zeichen gelebter Barmherzigkeit zum Aus-druck zu bringen. „Ich teile mit Dir, weil ich ein Herz für die Not meiner Mitmen-schen habe,“ lautet ein Zitat unserer Mitarbeiter und es ist schön zu erfahren, dass sie dies im vinzentinischen Geist umsetzen.

Schwester Annette Biecker

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Hildesheim

einiges beitragen, da die Schule in Lima sich durch ein sehr intensives Pro-gramm für Sozialethik und Sozialpraxis auszeichnet.

50-jähriges JubiläumAm 4. Juli 2017 sind 50 Jahre vergangen, seit die ersten drei Schwestern der Hildes-heimer Kongregation ihre Tätigkeit in Peru begannen. In diesem halben Jahrhun-dert ist dort viel gewachsen und aufgebrochen. Aktuell sind unsere 27 Schwestern (1 deutsche und 26 perua-nische) an fünf Einsatzorten tätig, u. a. in der von uns 1969 gegründeten Schule „Reina del Mundo“.

Sr. Regina-Maria Lührsen, Hildesheim

AUSTAUSCHSCHÜLER aus PERU zu Gast im Mutterhaus

Im Rahmen des deutsch-peruanischen Austausch-

programms CAPA waren vom 7. Januar bis 4. März 2017 (während der Som-merferien in Peru) Schüle-rinnen und Schüler unserer Schule „Reina del Mundo“ in Lima zu Gast bei Familien in Norddeutschland. Die Schule bietet als eine Be-sonderheit das Erlernen der deutschen Sprache an und die 16-jährigen nutzten jetzt die Gelegenheit, das Erlernte in der Praxis anzuwenden.

Besuch in HildesheimMartin Schwark, seit Sep-tember 2016 Leiter des Re-ferats Peru im Mutterhaus, hatte die Schülergruppe zu einem Ausflug nach Hil-desheim eingeladen. 11 von ihnen waren der Einladung gefolgt. Zusammen mit ih-ren deutschen Gastfamilien lernten sie das Mutterhaus kennen und tauschten sich über ihre ersten Erfahrun-gen in Deutschland aus. Weitere Themen waren die Zukunft in einer global vernetzten Welt und Pers-pektiven nach dem Schul-abschluss wie z. B. weltweite Die peruanischen Schüler besuchten auch das Mutterhaus in Hildesheim.

Freiwilligendienste und Praktika, die im Rahmen der Hildesheimer Peru-Mission möglich sind. Außerdem ka-men zwei Klassen einer Hil-desheimer Schule für zwei ihrer Unterrichtsstunden ins Mutterhaus zur Begegnung und zum gemeinsamen Ar-beiten in einem Workshop im „Globalen Lernen“, bei dem die Jugendlichen das Thema „Sozialpraktikum in Deutschland und in Peru“ bearbeiteten. Hier konnten die jungen Leute aus Peru

Für zwei Monate waren elf Schüler und Schülerinnen aus Lima zu Gast in Norddeutschland

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Innsbruck-Meran

Ein Zeichen der BARMHERZIGKEIT

eine persönlich entschlüpfte Botschaft der Künstlerin, ein Zeichen für die Ohnmacht, wenn man nicht überall und jederzeit helfen kann?

Die Gestalt links drückt Achtung vor Leid und Not aus, und vor allem die tas-tende Hand Hilfsbereitschaft. So geschieht das Wunder der Barmherzigkeit: Wer unter

Vor Abbruch des baufäl-ligen Gebäudeflügels

von Martinsbrunn haben die Schwestern entschieden, das Türmchen der alten Kapelle als Bildstock im Park wieder aufzubauen. Er soll Zeichen sein, dass der Geist des Hauses auch weiterhin die Menschen in Martinsbrunn mit Hoffnung, Barmherzig-keit und Güte erfüllen soll. „Barmherzig“ passt treffend als Titel zur darin ange-brachten schlichten Plastik, als Eigenschaft und Tätig-keit, hingebungsvoll und meditativ geschaffen von der Meraner Künstlerin Anne-marie De Vivo. Erbarmen aus der Mitte des Herzens, misericordia!

Die Komposition zeigt weniger expressive Bewe-gung oder Belehrung und Ermahnung, dafür strahlt es beinahe intim eine große Innerlichkeit, Ehrfurcht und Besinnlichkeit aus. Man spürt die liebevoll formenden Hän-de der Bildnerin. Die Augen geschlossen, aber in meditati-ver Erregung, sie beleben das Gesicht, die Figur, das ganze Bild. Die Hände helfend, stützend, das ganze Bild verschränkend – auch etwas zurückgenommen: Ist dies

die Räuber gefallen ist, be-kommt wieder festen Boden unter die zerschlagenen Glie-der. Was oft so dunkel und verhangen das Leben trübt, wird hier durch ein wunder-schönes Licht in Ocker, Rot und Gold verklärt.

P. Bernhard Frei, Kapuziner, Seelsorger in Martinsbrunn

Das Türmchen der alten Kapelle dient jetzt als Bildstock

„Barmherzig“ heißt die schlichte Plastik von Annemarie De Vivo

Das Türmchen der alten Kapelle wurde als Bildstock im Park wieder aufgebaut.

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Innsbruck-Meran/Paderborn

Am Samstag, 10. Juni 2017, feierte das Hospiz

„Mutter der Barmherzigkeit“ sein 25-jähriges Bestehen mit einem großen Garten-fest. Ein buntes Programm

SPONTANITÄT und SOLIDARITÄT

Der „Förderverein Palliativ Care Martinsbrunn“ und

der „Förderverein Lights of Africa“ (Verein, der unseren Mitschwestern in Tansania hilft) haben sich aus aktuellem Anlass (direkt nach dem Erd-beben) entschieden, mit den Einnahmen der Parkweih-nacht 2016 in Mittelitalien zu helfen. Um die Hilfe sinnvoll zu gestalten und zu garantie-ren, dass die finanziellen Mit-tel gezielt eingesetzt werden, plante man einen direkten Kontakt an Ort und Stelle herzustellen. Durch Frau Agnese Capriotti, gebürtig aus Amatrice, Carabinere in Meran, konnten wir direkten Kontakt mit den Helfern vor Ort aufbauen und somit die benötigten Hilfsgüter besor-gen und hinbringen.

Kurz zur Aktion: Das ur-sprüngliche Projekt sah den Ankauf von schallgedämm-ten Stromgeneratoren vor. Dies war aus der Erhebung der Bedürfnisse der Bevölke-rung vor Ort hervorgegan-gen. Da in den Lieferfahrzeu-gen noch Platz zur Verfügung stand, wurden wir gebeten, in Anbetracht der damaligen Schnee- und Witterungs-verhältnisse dringend noch Mäntel, Decken und warme Kleidung mitzubringen. Der

entsprechende Aufruf über die sozialen Medien war derartig überwältigend, dass wir von der Menge der ange-lieferten Hilfsgüter regelrecht überrollt wurden. Decken und Winterkleider konn-ten an mehreren Stellen in Südtirol abgegeben werden. Innerhalb von 3 Tagen wurde alles sortiert und verpackt. Bis zu 40 Freiwillige waren es am Tag. Firmen stellten Lieferkartone zur Verfügung.

Großartig war auch die Bereitschaft einiger Firmen, den Transport durch unent-geltlich zur Verfügung gestell-te Fahrzeuge und Chauffeure zu ermöglichen. Die Strom-aggregate wurden direkt bei der Herstellerfirma PRAMAC abgeholt. Auch sie berechnete

nur den Selbstkostenpreis. Der Hilfstransport bestand aus 3 Containern, einem Sat-telschlepper, drei Kleintrans-portern und drei Privatautos mit 14 Freiwilligen für die Verteilung der mitgelieferten Sachen. Die Fahrt vorbei an teilweise gesperrten und ver-eisten Straßen war mühsam. Am Freitag, 27. Januar, um 9.00 Uhr kam der Hilfszug im Treffpunkt in Torrita di Amatrice an. Die Helfer aus Südtirol wurden schon sehn-lichst von den Mitgliedern des Ekoclubs International On-lus, von Bauern und Betroffe-nen erwartet. Die Verteilung und das weitere Vorgehen wurden festgelegt. Die Klein-wagen fuhren mit Sachen in die Fraktionen, die erreichbar waren. Da die Firma Nieder-stätter zwei Container für einen Monat zur Verfügung gestellt hat, konnte ein Teil der Güter im Einsatzgebiet belassen werden, um sie später in Orte zu bringen, die noch unerreichbar waren.

Sr. Klara Rabensteiner

25 Jahre HOSPIZ „Mutter der Barmherzigkeit“

für große und kleine Be-sucher fand zwischen 10 und 17.30 Uhr statt. Den krönenden Abschluss bildete ein Festgottesdienst mit unserem Erzbischof Hans-

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Paderborn

den Barmherzigen Schwes-tern gegründete Einrichtung war das erste stationäre Hospiz in Ostwestfalen. In den 25 Jahren des Be-stehens wurden über 2580 Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet.

Sein erstes Zuhause fand die Einrichtung in der Gesel-lenhausgasse in Paderborn. Am 26. Mai 2014 erfolgte die Grundsteinlegung für einen Neubau im Mutterhausgar-ten der Vincentinerinnen, der am 15. März 2015 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Es entstand ein großzügiges Gebäude inmitten einer grünen Gar-tenoase. Acht hochmoderne Gästezimmer, ein gemeinsa-mes Wohnzimmer, ein Ess-zimmer und eine Terrasse sind barrierefrei zugänglich. Ein Lichthof in der Mitte des Gebäudes bietet ein gemütli-ches Ambiente. Sr. Katharina Mock

Josef Becker um 18.00 Uhr. Ca. 150-200 Besucher waren zu diesem Dankgottesdienst geblieben.

Das Gartenfest stand unter dem Motto „Leben in Fülle“. Neben Führungen und Infos zum Hospiz gab es einen Trödelmarkt, Live-Musik von den Goodbeats und den Saxaholics, einen Besuch des Magiers Philo Kotnik und ein Kinderpro-gramm mit Schminken, Malen und Aktivitäten am Schwungtuch. Für das leibliche Wohl der Besucher war durch einen Bratwurst- und Getränkestand gesorgt. Außerdem wurden am lau-fenden Band frische Waffeln gebacken. Die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter des Hospizes hatten selbstgeba-ckene Kuchen mitgebracht, um sie den Gästen des Festes

anzubieten. Viele Schwestern und Mitarbeiter haben daran mitgewirkt, ein gelungenes Fest zu gestalten, von dem man noch lange sprechen wird.

Bereits seit 1992 ist das Paderborner Hospiz „Mut-ter der Barmherzigkeit“ ein Ort für Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Die von

Festgottesdienst mit Erzbischof Hans-Josef Becker

• der Ruhe im Herzen der Stadt Paderborn • für Schwerkranke, deren Angehörige und Freunde

• des Lebens und der Besinnung • des Abschiednehmens, des Trostes und der Hoffnung

Seit 25 Jahren ist das Hospiz „Mutter der Barmherzigkeit“ ein Ort

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Zams

AUSSTELLUNG zum JUBILÄUM des Charismas

Das 400-jährige Jubiläum des vinzentinischen

Charismas begehen die Schwestern in Zams mit ei-ner Ausstellung über Vinzenz von Paul. Die Holzskulpturen gaben sie bei der Künstlerin Cornelia Grzywa in Auftrag, die Texte dazu verfasste Schwester Margit. Bei der

Ausstellungseröffnung sagte Generaloberin Schwester M. Gerlinde: „Wir möch-ten Vinzenz von Paul, der – anders als etwa Franz von Assisi oder Don Bosco – im deutschen Sprachraum kaum bekannt ist, einigen Menschen aus unserer Umgebung näher bringen, weil wir glauben,

dass er es wert ist und weil er uns Schwestern viel bedeutet.Das erste Anliegen des Vin-zenz von Paul war, dass den Menschen Gott, Jesus Christus nahe gebracht werde. Er war überzeugt, dass dies ganz leicht zu erreichen ist, in dem der Arme in Gott und im Armen Gott gefunden wird. Vinzenz war ein Mensch, der die Wärme seines Herzens mit der angemessenen Methode des Helfens verband. (…) Warum aber eine Ausstellung von Kunstwerken zu seinem Leben und Wirken? Der vor einem Jahr verstorbene Dirigent Nikolaus Harnon-court sagte: "Kunst ist keine hübsche Zuwaage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet" – und: "Kunst ist eine Sprache, die Verborgenes aufdeckt, Ver-schlossenes aufreißt, Innerstes fühlbar macht, die mahnt – erregt – erschüttert – be-glückt.”

der kleine hirt in den landesverantwortlich

für die herde unter freiem himmelgleichförmige tagedann – etwas neues studieren priester werdenum einer pfründe willen

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Zams

3 gefangenschaftim golf von lion von piraten gefangen

auf dem sklavenmarkt von tunis verkauftnach zwei jahren fluchtsein glaube hat ihn gestützt

2 priesterweihestudium in dax

und toulouseungeduldiges streben nach dem zielvinzenz lässt sich – erst 19 jahre alt –zum priester weihenfindet keine pfarregeldsorgen treiben ihn um

5 entscheidungder stumme schrei

der landbevölkerung im schatten der vornehmenihre not greift vinzenz ans herzlässt ihn nicht mehr losunermesslicher anspruch

6 schlüssel- erfahrung

spiritualität des handelnsverzweiflung eines sterbendenlossprechung schenkt ihm friedenwie viele hungern danachgründung der missionwer nährt die entzündete flamme?

4 almosier der königin

parisim hospital de charitébegegnung mit menschlichem leidob äußere gaben genügen?

7 gründer der lazaristen

gründungsurkunde... dass es sich im wesent- lichen darum handelt...sich gänzlich und mit allen kräften um das heil des armen volkes auf dem lande zu kümmernihm geistliche hilfe zubringen

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Zams

8 caritasvereinenotlage einer kranken

familievinzenz sorgt für nachhaltiges helfenerster caritasverein mit acht frauen in châtilloner entwirft regeln hunderte werden entstehen

9 pionier der frauen

mit diskretem charme gewinnt Vinzenz frauen und nimmt sie in dienstdie vornehmen für werke der charitéeinfache mädchen für den armendienstsie gaben sich selbst

10 filles de la charité

LOUISE DE MARILLACstellt sich den armen zur verfügungsie besucht und erneuert die caritasvereinesie hält den eifer wachlandmädchen werden in ihrer obhut barmherzige schwesterngott hat es gewirkt

11 durchbruchzeuginnen

der liebesie haben als kloster die krankenhäuserals zelle eine mietwohnungals kapelle die pfarrkircheals kreuzgänge die straßen der stadt und die säle der spitälerals klausur den gehorsamals gitter die furcht gotteseine revolutionäre neuheit in der kirche

12 netzwerkervernetzung der gründungen

vinzenz schafft ein beziehungsnetz zwischen vornehmen, mächtigen und reichenin das er sich selbst einknüpft zur unterstützung der armenseine gründungen überspannen wie ein netz das königreich

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Literaturtipp

Das FENSTER der SEELE öffnen

Die Neuerscheinung des Buches „Das Fenster der

Seele öffnen: Einfach beten“ weckte sofort mein Inter-esse. Wer regelmäßig betet, braucht manchmal zur Ver-tiefung Anregungen durch andere Beter, wie es Pater Anselm Grün in seinem Vorwort bestätigt.

Die Autorin Ulrike Voigt stellt fünfzehn bekannte Biografien von Menschen vor und deren Gedanken zum Beten wie Franz von

Assisi, Charles de Foucauld, Mutter Teresa, Martin Gutl u.a.m. Von jedem sind außerdem besondere Gebete aufgeführt, die inzwischen sehr bekannt sind und viel gebetet werden.

Diese Sammlung von Gebeten und der Einblick in die Lebensgeschichten können helfen, das eigene Gebetsleben immer wieder neu zu beleben, um mit Gott in Berührung zu bleiben. Dieses Buch wird einen

besonderen Platz in meinem Bücherregal erhalten! Sr. Ursula Bittner

Ulrike Voigt: Das Fenster der Seele öffnen: Einfach beten

192 Seiten,Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2017€ 17,95ISBN: 978-3-96157-002-7

herausgegeben im Auftrag der Föderation Vinzentinischer Frauengemeinschaften vertreten durch Schwester M. Veronika Häusler, Gögginger Straße 94, 86199 Augsburg, 0821/597790-80 E-Mail: [email protected], und Diakon Wolfgang Dausch, Tel. 089/514105-165, E-Mail: [email protected].

Erscheinungsweise vierteljährlich. Die Zeitschrift kann bezogen werden über obige Adresse. Das Jahresabon-nement kostet einschließlich Versand 8,– € und wird im 1. Quartal erbeten: Mutterhaus Fulda, Sparkasse Fulda (IBAN: DE40530501800041026414,BIC: HELADEF1FDS).

Abbestellung nur zum 31.Dezember mit einmonatiger Kündigungsfrist.

Korrespondentinnen in den Mutterhäusern/ Provinzhäusern:

Augsburg: Sr. M. Margarete BailFreiburg: Sr. M. Gertrudis RufFulda: Sr. Felizitas RenkelHeppenheim: Sr. Christine Lorey

Hildesheim mit Region Peru: Sr. Regina-Maria LührsenInnsbruck mit Provinz Tansania: Sr. Magdalena MaaßProvinz Meran: Sr. Klara RabensteinerProvinz Treviso: M. Lorenza SpontonMananthavady: Sr. Lucy AntonyMünchen: Wolfgang DauschPaderborn: Sr. Ursula BittnerStraßburg: Sr. Marguerite SchweinSuwon: Sr. Scholastika KimUntermarchtal mit Region Tansania:Sr. M. Karin WeberWien: Sr. M. Elisabeth AubergerZams: Sr. M. Gerlinde KätzlerProvinz Köln-Niederlande (TdCL): Sr. Stefanie KallenbornProvinz Graz-Mitteleuropa (TdCL): Sr. Magdalena Pomwenger

Grafik und Produktion: Don Bosco Medien GmbH

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Der Zusammenfluss von Lippe und Alme: er lässt in Ruhe zu, dass sich der Himmel wiederspiegeln kann.

In Gelassenheit leben, dem Himmel vertrauen; ein Spiegelbild werden für Gottes Botschaft: eine Lebensaufgabe!

Text: Sr. Ursula Bittner Foto: Heidi Bittner

VERTRAUENDem Himmel